HetG-Zeitung 25/2012

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Aktuell

Luzern, den 16. August 2012

H et GZ no 25

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FRESSER.CH

Ein Top-Blog für diE SchwEiz Gastro- und Foodblogs erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit. Und die Zahl der aufwändig gestalteten Blogs nimmt stetig zu. Hinter einem der besten deutschsprachigen Blogs stehen die «Sternefresser» – vier Gastro-Freaks aus unserem nördlichen Nachbarland. Ab sofort arbeitet die HetGZ mit diesen exklusiv zusammen.

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ier Blogger langen richtig zu. Sie greifen nicht nur nach den (Michelin-)Sternen, sie verleiben sich diese auch ein. «Sternefresser» nennen sich folgerichtig die vier deutschen Gastroblogger Kai Mihm, Christian Stromann, Tilman Au und Axel Herrmann und besprechen auf sternefresser.de (und neuerdings auch auf sternefresser.ch) mit viel Herzblut Gourmetrestaurants und Luxushotels rund um den Globus. Gleichzeitig führen sie Interviews mit Grössen aus der Spitzengastronomie und stellen gastrosophische Betrachtungen an. Natürlich sei der Name «Sternefresser» mit einem Augenzwinkern zu betrachten, erklärt Christian Stromann, ein Sternefresser der ersten Stunde. Der Name sei ihm nach einem «Sternefressen» eingefallen. «Wir gehen mit einem humorvollen Ansatz an die Sache ran, nehmen uns und die Branche nicht ganz ernst, unsere und die Arbeit der Branche aber sehr wohl. Ausserdem ist der Name griffig und hat zu einem grossen Bekanntheitsgrad geführt», so Stromann. Seit 2005 seien sie unverfälschten Geschmackserlebnissen auf der Spur. Zuerst zu zweit, inzwischen zu viert. Prätentiöses Gehabe am Tisch und in der Küche entspreche ihnen überhaupt nicht. Was für die Sternefresser zähle, seien erstklassige Grundprodukte und Herzblut für die Sache der Gastronomie. Auch ein Kochgipfeltreffen der etwas anderen Art, den «CookTank», haben sie ins Leben gerufen. Oder wie es die Sternefresser selber nennen, eine «kulinarische Denkfabrik». Mit dieser, sie wurde Anfang Juli bereits zum dritten Mal durchgeführt, leisten sie einen wesentlichen Beitrag, um Gastrokritiker und Gastronomen zusammenzuführen. In lockerem Rahmen kochen und diskutieren Spitzenköche mit Wissenschaftlern und Kritikern und gehen dabei Trends auf den Grund, erdenken die Küche von morgen und sinnieren über mögliche Synergien zwischen Forschung und Kulinarik. Thematisch stand der «CookTank» dieses Jahr ganz im Zeichen der Sensorik. Zehn der innovativsten Köche Deutschlands, Belgiens, Hollands und der Schweiz – Tanja Grandits aus dem Restaurant Stucki in Basel war mit von der Partie – kochten je einen Gang. Jeder Gang wurde ausführlich diskutiert, und das Kochen und Debattieren wurde durch Vorträge zu den Themen Temperatur, Viskosität und Trocknung ergänzt. Und wie bei den beiden Austragungen zuvor, war Professor Thomas Vilgis vom Max-PlanckInstitut und Vorsitzender der Deutschen Akademie für Kulinaristik für den wissenschaftlichen Hintergrund der hochkarätigen Veranstaltung verantwortlich.

Gastroblogs – eine kleine Auswahl Die Sternefresser stehen exemplarisch für ein Zeichen der Zeit, den Gastro- oder Food-Blog: Das Faszinierende an dieser neuen Form von Gastrokritik ist deren Unmittelbarkeit. Gastroblogs bestechen durch aktuelle Kritiken und Berichte. Damit können herkömmliche Gastroführer nicht mithalten, allzu schnell büssen sie jeweils an Aktualität ein. Was die Gastroblogs zudem sehr reizvoll macht, ist das persönliche Element.

Viele Blogs werden von einer einzelnen Person betreut, so dass auch ein Stil und Vorlieben auszumachen sind. Dadurch findet man als Blog-Leser und Gastrogänger schnell eigene Lieblingsblogs. Die Hotellerie et Gastronomie Zeitung hat das World Wide Web nach weiteren Leckerbissen durchstöbert und stellt Ihnen hier, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, fünf spezielle Blogs vor: Der dessertblog.ch von Brian Jager widmet sich in erster Linie – wie es der Name des Blogs ja schon sagt – den süssen Seiten der Kulinarik: den Desserts, aber auch den Vorspeisen. Den Hauptgang überlässt er anderen. Die Pâtisseriekunst, die von Kritikern oftmals stiefmütterlich behandelt wird, steht bei ihm im Zentrum. Schon als Kind hätte er jeweils lieber verschiedene Desserts gegessen als ein herkömmliches Menü. Aus einem ganz einfachen Grund: «Weil Dessert glücklich macht», wie Jager in seinem Blog erklärt. Und das Schöne daran, die Glücksgefühle übertragen sich auch auf die Blogleser. Der Dessertliebhaber betreibt einen grossen Aufwand für seine Blogeinträge. Bis zu 30 Stunden arbeitet er an einer Reportage. Der in Englisch abgefasste Blog mykugelhopf.ch von Kerrin Rousset widmet sich ebenfalls den süssen Versuchungen. Seit 2008 in Zürich ansässig, schreibt die gebürtige New Yorkerin über ihre beiden Passionen: das Reisen und die Kulinarik. In ihrem liebevoll gestalteten Blog sind wahre Preziosen aus aller Welt zu finden. Begeistert wie sie von der Schweiz und ihrer kulinarischen Vielfalt ist, sind Zürich und Genf in dem Blog ebenfalls gut vertreten. Für cucinapiccina.de gilt ebenfalls das lateinische Sprichwort nomen est omen: «Piccina» steht im Italienischen für winzig. Nicht, dass dieser Blog unbedeutend wäre, ganz im Gegenteil. Das «winzig» bezieht sich einzig auf die kleine Küche der Bloggerin Sophie Schikkik. Neben den gluschtig angerichteten Gerichten schreibt diese unterhaltende und geistreiche Restaurantkritiken und schiesst dazu stimmungsvolle Bilder. Im englischsprachigen Blog thetrailofcrumbs.com berichtet das kalifornische Paar Adrian und Danielle Rubi-Dentzel mit Wohnsitz in Paris über Gastronomisches aus aller Welt. Als Fotografin reist Danielle Rubi-Dentzel seit Jahren rund um den Globus, immer auf der Suche nach neuen gastronomischen Leckerbissen. Neben eigenen Beiträgen veröffentlichen die beiden Blogger auch Artikel von Gastjournalisten. Der ebenfalls in Englisch verfasste Blog thefoodiebugle.com ist ein Gemeinschaftswerk von Foodbloggern, Köchen und Essverrückten. Die englische Kochbuchautorin und Kochlehrerin Silvana de Soissons leitet als Gründerin die Geschicke des Blogs. Der Fokus des Blogs liegt auf England, liefert jedoch auch Beiträge zu Essen und Trinken aus aller Welt. Gastro-Blogs machen die Welt zum kulinarischen Spaziergang: Ein ausgiebiges Stöbern in solchen fördert wahre Leckerbissen zu Tage. Die Lektüre macht Lust auf Kochen, Essen, Trinken und Ausgehen. Die grosse Fülle an Food- und Gastroblogs ist eine unerschöpfliche Quelle. In Windeseile lässt es einen um die Welt reisen. Dank der Blogs ist es ein Leichtes, über den Tellerrand zu gucken, in fremde Töpfe zu schauen und sich im Nullkommanichts über neue Trends in der Gastro- und Foodszene zu orientieren. Es ist nicht so, dass Gastro- und Foodblogs traditionelle Gastroführer ersetzen. Vielmehr sind sie eine wundervolle Ergänzung, reich an Informationen und Aktualität. Auch wenn es nicht immer möglich sein wird, sich diese Sterne einzuverleiben, so hat man zumindest die Möglichkeit, nach den Sternen zu Bernadette Bissig greifen.

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diE STErnEfrESSEr THe Good Kai Mihm, Jahrgang 1972, Filmkritiker. Neben der Kulinarik hegt er eine weitere grosse Leidenschaft: das Kino.

THe BAd Christian Stromann, Jahrgang 1976, als Vorstand der Deutschen Akademie für Kulinaristik auch hauptberuflich der Sternefresserei verpflichtet.

THe UGly Tilman Au, Jahrgang 1977, Unternehmer in Mainz. Für die boulevardesken Ansätze zuständig.

THe Nerd Axel Herrmann, Jahrgang 1982, Produktdesigner, passionierter Hobbykoch und Neu-Berliner.

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