Grosser Bahnhof Winterthur

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WINTERTHUR, ZÜRICH UND DIE ANDEREN: GROSSE SCHWEIZER BAHNHÖFE IM VERGLEICH

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Restaurants

Ein klassisches Bahnhofbuffet hat Winterthur schon lange nicht mehr. Immerhin werden die alten Räume nach wie vor durch ein Restaurant genutzt. Zahlreiche Pächterwechsel zeugen jedoch von einer schwierigen Situation. Ansonsten gibt es vor allem Schnellverpflegung über die Gasse. Der Starbucks mag zwar nicht besonders originell sein, doch immerhin bietet das Café einen Ort, wo man in Ruhe einen Kaffee trinken kann. Das gibt mehr Punkte: Das Angebot muss hauptsächlich fein, frisch, schnell und preiswert sein. Aber es braucht auch ein Lokal, das den Bahnhof zu einem kulinarischen Anker und einem Treffpunkt in der Stadt macht. 7

Bahnhofplatz

Das Pilzdach brachte dem zuvor zugestellten Bahnhofplatz einen weiten Atem: ein Platz mit einem Objekt. Aber irgend­wie hat man den Eindruck, dass die grosse Energie schon verpufft ist. Ist die Geste vielleicht etwas zu gross geraten? Schwierig ist indes nicht der Pilz allein, sondern auch das Zusammenspiel der drei grossen Solitäre, die wie Autisten nebeneinanderstehen: der Pilz, der Coop City und das Stadttor. Der nördliche Bereich des Platzes, zwischen Aufnahmegebäude und Post, wirkt wohltuend ruhig. Das gibt mehr Punkte: Die Solitärbauten müssen zu einem städtischen Gefüge verwoben, die Geometrie muss vereinfacht werden. Der Bahnhofplatz soll sich Richtung Vogelsang ausweiten und als städtischer Raum gestaltet werden. Das Potenzial muss ausgelotet werden: Bietet ein hohes Haus eine Chance oder ist ein langer Schlitten besser? 8

Anbindung Stadt

Mit seiner Lage zwischen Altstadt und Sulzerareal könnte die An­bindung des Bahnhofs an die Stadt kaum besser sein. Die Kehrseite dieser Medaille ist die Trennwirkung, die der Bahnhof zwischen den beiden Stadtteilen hat. Immerhin hat die Gleisquerung hier eine deutliche Verbesserung gebracht, und die Personenunterführung Nord wird dies am anderen Ende des Bahnhofs auch erreichen, insbesondere für die Velos. Unbefriedigend sind die Personenunterführung Süd und die Anbindung des Bahnhofs an die Gleisquerung (Perron 3 auf der Rückseite des Coop City). Das gibt mehr Punkte: Nur wenn Stadt und Gleise nicht in der gleichen Ebene liegen, lassen sich die Stadtquartiere beidseits der Gleise und die Bahn in idealer Weise – also mit kurzen Wegen und wenig Höhendifferenzen – miteinander verknüpfen. Die Bahnhöfe in Biel und Genf, die Stadtbahn in Berlin, der Hauptbahnhof in Wien sind Beispiele dafür aus verschiedenen Epochen. Eine Utopie für Winterthur? Der Preis wäre zweifellos hoch, könnte jedoch dank der Wertschöpfung durch Immobilien gemindert werden.

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Die Zeitschrift Hochparterre publi­ zierte 2005 einen umfangreichen Ar­ tikel über die grössten, damals unter der Bezeichnung Rail-City firmieren­ den Schweizer Bahnhöfe. Spinnendia­ gramme illustrierten anschaulich die Stärken und Schwächen der einzelnen Bahnhöfe. Wie haben sie sich in den vergangenen zwölf Jahren verändert? Was ist besser geworden, was schlech­ ter? Und wie werden die aktuellen Projekte die Bahnhöfe verändern? Erneut geben die Spinnendiagramme Auskunft. Jenem von Winterthur gilt das besondere Augenmerk, und an­ stelle von Basel figuriert Zürich-Oer­ likon auf dem Überblick. Er ist zurzeit der beste Bahnhof der Schweiz. Farbflächen   Gebäude: Bahnhofsgebäude, Perrons   Betrieb: Wegführung, Orientierung   Kommerz: Läden, Restaurants   Stadt: Bahnhofplatz, Anbindung Stadt Farbintensität   aktuelle Werte   Werte von 2005 Konturen   Werte nach der Realisierung der laufenden Projekte


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Grosser Bahnhof Winterthur by Hochparterre AG - Issuu