Reden im Grossformat

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Themenheft von Hochparterre, April 2024

Reden im Grossformat

Die Basler Bevölkerung war eingeladen, mit Verwaltung und Fachleuten über die städtebauliche Zukunft der Region zu reden. Sind die ‹ Dialogtage 2023 › gelungen?

Austausch zum
Weiterbauen
Am zweiten Dialogtag wird
Konzentrierter
Thema
am ersten Dialogtag.
der Metropolitanraum vom Schiff aus betrachtet.

Inhalt

4 Eine Stadt nimmt sich die Zeit, nachzudenken

Mit den ‹ Dialo gtagen 2023 › hat Basel den städtebaulichen Diskurs für die Bevölkerung geöffnet.

10 Auf den Punkt gebracht

Drei Tage, 18 Workshops à 90 Minuten. Das macht 27 Stunden und eine Fülle von Ideen und Forderungen für ein Basel der Zukunft.

1 2 « Zuhören kommt vor Sprechen »

Nach den Dialogtagen braucht es sichtbare Ergebnisse.

1 8 « Es wäre schön, Mitwirkungen in der Badi zu veranstalten »

Der Partizipationspraktiker Michael Emmenegger im Interview.

Impressum

Themenfokus

Die Inhalte dieses Hefts erscheinen auch als Themenfokus auf der Website von Hochparterre: hochparterre.ch / baselimdialog

Die Bilder in diesem Heft Als am dritten Dialogtag zum gemeinsamen Augenschliessen aufgerufen wird, schlägt die Sekunde der Fotografen, die den intimen Moment lautlos festhalten. Unter ihnen ist auch Derek Li Wan Po, der als Basler die Entwicklung seiner Stadt genau verfolgt und die Dialogtage für den Themenfokus von Hochparterre fotografisch porträtiert hat.

Editorial

« Himmel, spre cht so, dass wir euch verstehen! »

Reden war an den ‹ Dialogtagen 2023 › nicht Silb er, Reden war Gold. Die ganze Stadt war zu Gesprächen über die städtebauliche Zukunft eingeladen, pro Tag kamen bis zu 250 Menschen. Sie hörten Vorträge, bestritten 18 Workshops und sprachen über Stadtentwicklung.

Mit der Einladung zu den Basler Dialogtagen gingen drei Dienststellen des Kantons Basel-Stadt ein Wagnis ein. Der Enthusiasmus unter den Teilnehmerinnen war teils fast mit den Händen zu greifen. Aber es gab auch Kritik. Denn geredet wurde tatsächlich viel, aber nicht immer so, dass man sich auch verstand. Manche fanden, die Dialogtage seien fachlastig. Etwa Theres Wernli, die Co-Leiterin des Stadtteilsekretariats Kleinbasel, von der das Zitat in diesem Titel stammt und die auf Seite 13 ein ungeschminktes Fazit zur Übungsanlage zieht.

Ein Wagnis war der Anlass auch, weil seine Wirkung auf den Basler Städtebau noch lange völlig offen bleiben wird. Diesen Schwebezustand zwischen Reden und Handeln auszuhalten, fällt nicht allen leicht. Gerade die Jungen, die sich ernsthaft auf die Anlässe vorbereitet hatten und energisch daran teilnahmen, sehnen sich nach Taten.

Die Gesprächsinhalte spielen in diesem Themenheft jedoch eine Nebenrolle. Aus übergeordneter Warte ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht nur interessant zu diskutieren, welche Themen besprochen wurden, sondern auch, wie die Themen besprochen wurden. Es fragt sich, was diese rein kommunikative Beteiligungsform ohne konkrete Projektaspekte für die Baukultur leistet.

Warum Basel die drei Tage Dialog wollte, wie er konzipiert und organisiert war, lesen Sie im ersten Artikel. Im mittleren Teil des Hefts informieren wir Sie auszugsweise über den Inhalt der Dialogtage und geben einen Teil der Ergebnisse wieder. Anschliessend sind die Teilnehmer an der Reihe, die ihre Beobachtungen schildern und das Experiment kommentieren. Zum Abschluss beschäftigte uns über das Fallbeispiel der Dialogtage hinaus die Frage, ob die Basler Erfindung zur Richtschnur für Baukultur und Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert werden sollte. Als wir Michael Emmenegger genau diese Frage stellten, einem der erfahrensten Partizipationspraktiker der Schweiz, wurde daraus ein erhellendes Gespräch darüber, was Partizipation überhaupt ist. Rahel Marti

Verlag Hochparterre AG Adressen Ausstellungsstrasse 25, CH-8005 Zürich, Telefon +41 44 444 28 88, www.hochparterre.ch, verlag@hochparterre.ch, redaktion@hochparterre.ch Geschäftsleitung Werner Huber, Rahel Marti Verlagsleiterin Susanne von Arx Konzept und Redaktion Rahel Marti Fotografie Derek Li Wan Po, derekliwanpo.photography Art Direction und Layout Antje Reineck Produktion Nathalie Bursać Korrektorat Rieke Krüger Lithografie Team media, Gurtnellen Druck Stämpfli AG, Bern Herausgeber Hochparterre in Zusammenarbeit mit dem Kanton Basel-Stadt hochparterre.ch / baselimdialog Themenheft bestellen ( Fr 15.—, € 12.— ) und als E -Paper lesen

Themenheft von Hochparterre, April 2024 Reden im Grossformat Inhalt 3

Welche Identitäten werden die Region Basel 2050 prägen? Jugendliche auf dem Rheinschiff am zweiten Dialogtag.

Eine Stadt nimmt sich die Zeit, nachzudenken

Mit den Dialogtagen hat Basel den städtebaulichen Diskurs für die Bevölkerung geöffnet. Das Ziel: ein gemeinsames Verständnis für die Zukunft einer wachsenden Stadt.

Text:

« Stadtplanung geht alle etwas an », s agt Basels Kantonsbaumeister Beat Aeberhard. Und sein Stabsleiter Walter Reinhard doppelt nach: « Wir müss en die Menschen zum Mitreden befähigen. Nur so gelingen uns die anstehenden städtebaulichen Transformationen. » Was das heissen kann, zeigte Basel im Herbst 2023 mit der Veranstaltung ‹ Dialogtage 2023 ›. Drei Tage lang nahm Basel sich Zeit, um nachzudenken. Das Thema war die städtebauliche Entwicklung, der Gegenstand der ganze Metropolitanraum, und der Zeithorizont 25 Jahre. Obwohl das abstrakt klingt, stiess das Thema in der Öffentlichkeit auf Interesse.

Es war die Kantonsverwaltung selbst, die Initiative ergriff. « Wir hatten keinen Auftrag, kein konkretes Projekt, kein vorgegebenes Ziel », sagt Reinhard. Es ging nicht um eine Mitwirkung im Dienst eines planerischen Vorhabens, sondern um den Dialog selbst. Man wollte ein gemeinsames Verständnis für Fragen, Probleme und Zielkonflikte entstehen lassen, aber nicht unbedingt Lösungen finden.

Mehr als 200 Teilnehmende

Dialog braucht Gesprächspartner, darum tat sich die Dienststelle Städtebau & Architektur mit der Kantons- und Stadtentwicklung und mit Immobilien Basel-Stadt zusammen. Und mit energischen Jugendparlamentsmitgliedern, SIA, BSA und BSLA, mit dem Schweizerischen Architekturmuseum und dem Bundesamt für Kultur. Eingeladen waren neben diesen und weiteren offiziellen Dialogpartnerinnen aber auch alle, die mitdiskutieren wollten. Am ersten Dialogtag im September kamen laut den Veranstaltenden gut 200 Menschen, am zweiten Tag im Oktober rund 160 und am dritten Dialogtag im November sogar 250. Mit Vernissage und Finissage hätten rund 900 Menschen die Dialogtage besucht, rechnet Walter Reinhard zusammen. Die allermeisten waren organisiert in Verbänden. Schlecht vertreten waren dagegen private Immobilieneigentümerschaften. Andere thematisch relevante Ämter wie das Tiefbauamt oder das Amt für Umwelt und Energie fehlten. Die ausländische Bevölkerung kaum vertreten.

Es ist kein Zufall, dass die Dialogtage gerade dann und gerade in Basel stattfanden. Die Stadt wächst, und das auf Inseln: auf Transformationsgebieten wie dem Dreispitz, dem Klybeck-Areal oder dem Rheinhafen. Das

bringt viele Zeitpläne, Instrumente und Verfahren mit sich. Bei Beat Aeberhard laufen alle diese Fäden zusammen. Er sucht die Gesamtperspektive, will Ähnlichkeiten erkennen, die Räume dazwischen sehen. Deshalb schaffte er 2018 eine städtebauliche Begleitgruppe mit der Architektin Astrid Staufer, dem Architekten Andreas Bründler und dem Städtebau- und Planungshistoriker Angelus Ei singer. Das informelle Gremium, das die einzelnen Projekte als Teil der ganzen Stadt bespricht, schloss eine Lücke im städtebaulichen Prozess: Es dachte räumlich breiter als die Jurys und Gremien der einzelnen Arealentwicklungen und langfristiger als die Stadtbildkommission, die jeweils erst im Baubewilligungsverfahren dazustösst. Bald wurde klar, dass die Begleitgruppe den Diskurs öffnen wollte. Heute organisiert und unterstützt der Kanton städtebauliche Ausstellungen und Vortragsreihen – wie 2020 im Schweizer Architekturmuseum S AM – oder 2023 die ‹ Basler Dialogtage ›.

Drei Tage, drei Szenen

Die ‹ Basler Dialogtage › sind öffentliche Workshops im Grossformat. An den drei Vormittagen stehen Wissensvermittlung und Positionsbezüge von externen Expertinnen und Gastgebern auf dem Programm: Vorträge und Führungen von Grundeigentümerinnen, Architekten, Planerinnen. Das ist für die Teilnehmenden zwar Weiterbildung in Form von Frontalunterricht, legt aber die inhaltliche Basis für den Dialog am Nachmittag. In moderierten Gruppen kommen dort auch jene zu Wort, die vorher still zuhörten ; die Gruppenmoderatorinnen bringen die Erkenntnisse zurück ins Plenum und am Schluss gibts eine Konklusion.

Die Dialogtage behandelten drei drängende Themen an drei passenden Orten. Der erste: das alte Zollfreilager Dreispitz, ein kantonsübergreifendes Entwicklungsgebiet im Süden der Stadt. « Weiterbauen – aber wie ? », lautete die Frage des Tages. Es ging um Ökologie und Verdichtung, um Baurecht und Baukultur. Der zweite Tag fand auf dem Rhein statt. Mit dem Schiff fuhr die Dialoggesellschaft zunächst rheinaufwärts, die Roche-Türme zogen backbord hinter regennassen Fensterscheiben vorbei. Weil sich der Tag dem Thema trinationales Basel widmete, passte es gut, dass das Schiff bald kehrte und zurückglitt, vorbei an den Münstertürmen und in den kanalisierten Rhein hinein Richtung Frankreich. Auf dem Telefondisplay stand: « Willkommen in Frankreich », und fünf Minuten später: « Willkommen in Deutschland ».

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Der Prozess

Basels Eigenheiten

Der Rhein ist Basels Daseinsgrund

Verkehrsinfrastrukturen prägen Basel

Überregionaler Austausch ist Basel eigen

2028

Einflüsse lokal / global

Dialogtage ›

Ausstellung, Podien, Vermittlung Stadtstimmen Lokale Gegebenheiten

Die gewachsene Vielfalt ist Basels Fundament

Basel hat ein reiches baukulturelles Erbe

Basel betreibt Forschung

Die B evölkerung wächst, wird heterogener und älter.

Der anhaltende Zuzug erhöht den Druck auf die Infrastruktur. Digitalisierung und neue Technologien versprechen Entlastung, mehr Effizienz.

2034

Veränderung in die Zukunft

Basel entwickelt sich vermehrt abseits des Rheins

Der öffentliche Raum ist Basels Stadtbühne

Basel stärkt sein Netzwerk

2040 2046

2050

Forum Städtebau ‹ Basel 2050 ›

Der Klimawandel bedroht

Flora, Fauna und Bewohnende im Stadtraum. Die Ressourcenverknappung erfordert ein umsichtiges Handeln. In der P ostwachstumsgesellschaft etablieren sich neue Lebensweisen.

Begleitgruppe Städtebau ‹ Basel 2050 › 2020

Absichten 2021

Basel braucht zusätzliche Identitäten!

Der öffentliche Raum gehört allen!

Basel arbeitet mit seinen Nachbarn zusammen!

Ohne Beteiligung keine lebendige Stadt!

Bauen in Basel heisst Weiterbauen!

Die Entwicklungsgebiete sind Basels Stadtlabore!

Die ‹ Position 2022 › K limakrise, Bevölkerungswachstum und eine rasche städtebauliche Transformation verlangen Städten viel ab. Basel will zudem schon 2037 das Netto-NullZiel erreichen. Dies ruft nach städtebaulichen Strategien, weshalb Basel das Forum Städtebau ‹ B asel 2050 › gegründet hat. Dieses startete 2020 mit einer Ausstellung, mit Podien und Vermittlungsarbeit. Die Erkenntnisse daraus wurden von der Dienststelle Städtebau & Architektur und der Begleitgruppe Städtebau zur ‹ P osition 2022 › verdichtet. Sie besteht

Basel gelingt das vielfältige Zusammenleben

Das bauliche Erbe ist Basels Ressource für die Zukunft

Basels Städtebau braucht Experimentierflächen

lediglich aus sechs Leitsätzen, die Basels städtebauliche Haltung formulieren, die künftige Entwicklung prägen und dabei Priorität erhalten sollen. Konkrete Massnahmen sind keine enthalten. Die sechs Leitsätze finden sich in den Tagesthemen der Dialogtage 2023 wieder. Nach den Dialogtagen wird die ‹ P osition 2022 › überdacht und soll zur ‹ P osition 2024 › weitergeschrieben werden siehe ‹ D ie nächsten Schritte › , Seite 11 Quelle Grafik: www.basel2050.ch, Bearbeitung: Hochparterre

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Positionen
Dialoge Vorstellungen Positionen
2022
‹ Basel 2050 › A B C A B C D E F D E F
Ausstellung Podien Vermittlung 2022 Positionen 2024 Positionen 20… Positionen
2023 Dialogtage
Podien

An Bord des Schiffes diskutierten neben Basler Einwohnerinnen auch junge Menschen aus dem Badischen und einige wenige Personen aus dem Elsass.

Der dritte Dialogtag begann mit einem gemeinsamen Spaziergang von Volta Nord, einem Quartier im Umbruch an der Grenze zu Frankreich, bis zur Kaserne im Herzen von Kleinbasel. Und was am Nachmittag des ersten Dialogtags noch eine Überforderung war, schien nun mühelos: Ohne zu ermüden, sprachen die Menschen in grossen Gruppen 90 Minuten lang miteinander, und am Ende füllten sie die Flipcharts mit Thesen zum Thema Stadt im Klimawandel.

Keine Antwort ? Mutig !

Es war eine gut abgestimmte Gruppe, die durch die Tage führte: Beat Aeberhard als Miterfinder, Walter Reinhard als Programmleiter, Senem Wicki als Moderatorin. Andreas Ruby vom S AM kümmerte sich darum, dass die Jungen zu Wort kamen, Mitglieder von Verwaltungen und Fachverbänden moderierten die Gruppengespräche. Und an einem Zeichentisch sass Stephan Liechti. Er dokumentierte das Geschehen und projizierte es an die Wand: In Echtzeit erschienen auf einem riesigen Stadtplan Schemen der Rednerinnen, Köpfe des Plenums, Schlagworte aus der Diskussion. Es war, als würde die Stadt mit jedem Wort und jeder Minute reichhaltiger. Ganz nebenbei brachte der Zeichner zwei planerische Pole zusammen: den gezeichneten Masterplan der Zukunft und den Prozess des städtebaulichen Dialogs. « Auch heute braucht es das Entwurfshandwerk », sagte Beat Aeberhard. « Ab er die Autorschaft wird kollektiver. » B eides hatte Platz.

Neben Beat Aeberhard waren auch Barbara Rentsch und Lukas Ott Gastgeberinnen. Rentsch ist die Geschäftsleiterin von Immobilien Basel-Stadt, Ott leitet die Kantonsund Stadtentwicklung. Botschaften sendeten sie während der drei Tage wenige, sie hörten vor allem zu. So kamen sie

kaum in eine Verteidigungsrolle. Manchmal wussten sie auf eine Frage keine Antwort. Das war mutig und liess ein Gemeinschaftsgefühl aufkommen: Zusammen stand das Plenum vor den Herausforderungen der Zukunft.

Zugang Zukunft

All das war von den beiden Zukunftsforscherinnen Senem Wicki und Martina Kühne orchestriert, die die Dialogtage mitkonzipiert hatten. « Das Ziel ist ein Dialog. Eben nicht eine Diskussion », s o Senem Wicki. « In einer Diskussion werden oft bekannte Argumente ausgetauscht. Da kann es rasch zur Verhärtung von Positionen kommen. Wir hingegen wollen erreichen, dass ein neues, gemeinsames Verständnis entsteht – als Grundlage für neue Lösungen. »

Es war hilfreich, dass die ganze Stadt Gegenstand des Dialogs war – und nicht etwa ein konkretes Bauprojekt. Unmittelbar stand weniger auf dem Spiel. Und das weitete die Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen und gedanklich Neues zu wagen. « Unser Zugang ist immer die Zukunft. Und die bedeutet Veränderung, Loslassen und Neuorientierung », so Martina Kühne. Mit einigen Dialogpartnern haben Kühne und Wicki vorbereitende Workshops durchgeführt, im Vorfeld die Ausgangslage reflektiert, über die Eigenheiten der Stadt Basel gesprochen und das Bewusstsein für künftige Herausforderungen geschärft. So waren die Dialogpartnerinnen als Stützen des Experiments fit für einen Austausch auf Augenhöhe, auch mit Fachleuten. Nicht zuletzt gelang der Dialog dank rhetorischen und moderierenden Tricks. « Stelle nur Fragen, deren Antwort du nicht weisst », sagte Senem Wicki zwischendurch. Am Abschlusstreffen leitete sie eine Übung an, die von allen Mut erforderte: « S chaut eurer Nachbarin oder eurem Nachbarn in die Augen, eine halbe Minute lang, ohne zu lachen, ohne zu reden. » Sich selbst kennenlernen und das Gegenüber besser verstehen – vielleicht ist der Städtebau der Zukunft auch eine öffentliche Grupp entherapie.

Programm ‹ Dialogtage 2023 ›

Dialogtag 1:

Weiterbauen – aber wie?

8. September 2023, Dreispitz-Areal, Münchenstein

Inputs u. a . von Stefan Kurath, Planungsexperte, und Beat von Wartburg, Christoph Merian Stiftung; Workshops mit SIA, BSA, Sarah Barth, Britta Henschel u. a

Dialogtag 2:

Metropolitanraum Basel?

20. Oktober 2023, Rheinschiff und Dreiländereck

Inputs u. a. von Ariane Widmer Pham, Genfer Kantonsplanerin; Workshops mit Agglo Basel, Amt für Mobilität, ETH Wohnforum, Kontextplan u. a

Dialogtag 3:

Stadt im Klimawandel?

17. November 2023, kHaus, Kaserne, Basel

Inputs u. a. von Xenia Dillmann, Stauffer Rösch, Marco Rickenbacher, Esch Sintzel Architekten, Barbara Rentsch, Leiterin Immobilien Basel-Stadt; Workshops mit BSLA, FHNW, Stadtgärtnerei u. a.

Gastgebende

– Städtebau & Architektur, Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt

– Kantons- und Stadtentwicklung, Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt – Immobilien Basel-Stadt, Finanzdepartement des Kantons Basel-Stadt

Konzept, Prozess und Moderation

– Städtebau & Architektur, Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt

– kühne wicki Future Stuff, Zürich

– S AM Schweizerisches Architekturmuseum

Partnerinnen

– Christoph Merian Stiftung, Basler Personenschifffahrt, kHaus, Theater Basel

Patronat

– Bundesamt für Kultur

Projektdauer, Kosten 2022 bis 2024 Fr. 250 000 vor Abrechnung

Begleitgruppe Städtebau

für ‹ Basel 2050 ›

Kernteam: Astrid Staufer, Architektin, Frauenfeld ( bis 2023 ); Andreas Bründler, Architekt, Basel; Angelus Eisinger, Städtebau- und Planungshistoriker, Zürich; Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister Basel-Stadt; Jürg Degen, Leiter Städtebau Städtebau & Architektur

Leitung: Walter Reinhard, Leiter Stab Städtebau & Architektur

Illustration: Stephan Liechti

Die Begleitgruppe wird jeweils durch Tagesgäste verstärkt.

www.basel2050.ch

Die Website des Forums Städtebau ‹ Basel 2050 › hat die ‹ Dialogtage 2023 › dokumentiert. Darauf sind, neben dem Programm und Informationen zu allen Beteiligten, zahlreiche Videos und Fotos sowie die Zeichnungen von Stephan Liechti.

www.hochparterre.ch / baselimdialog Besuchen Sie den Themenfokus

‹ Basel im Dialog › von Hochparterre online: mit Berichten zu jedem der drei Dialogtage und Videointerviews mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

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Die Mutter der Partizipation

Bereits in den 1990er-Jahren gewährte die ‹ Werkstadt Basel › eine grosse Mitwirkung. Mit bleibenden Erfolgen. Laut Fachleuten hat es in der Schweiz weder davor noch danach ein grösseres Mitwirkungsprojekt gegeben. Trotzdem scheint die ‹ Werkstadt Basel › in Vergessenheit geraten zu sein. Dabei hatte sie es in sich. In der ökonomischen Krise und Stadtflucht der 1990er-Jahre bangte Basel um das Steuersubstrat. Eine ideenreiche Stadtentwicklung sollte Gegensteuer geben, und so organisierte der Kanton mit der ‹ Werkstadt Basel › eine rie sige Zukunftswerkstatt. In 38 sogenannten Quartier- und Gemeinde-Innovationswerkstätten dachten sich gut 1000 Einwohnerinnen und Einwohner Ideen aus. Anschliessend wurden die Ideen gemeinsam mit der Verwaltung in 25 Konsens-Konferenzen zu Massnahmen-Paketen gebündelt. Diese mündeten in das 1999 vom Regierungsrat beschlossene ‹ Aktionspr ogramm Stadtentwicklung ›.

D er Blick zurück zeigt Verblüffendes: Die Fragen, die damals beschäftigten, sind auch heute noch aktuell. « Wohnen, Bauen und Erhalten », « Stadtgerechter Verkehr » oder « Kanton Nordwestschweiz » lauteten die Titel der Debatten. Mit Themen wie « Bildungschancen für alle » oder « Verantwortung durch Mitsprache – Ausländerinnen und Ausländer in Basel » reichten die Diskussionen aber weit über das Bauliche hinaus. Der Sozialgeograf Daniel Blumer bezeichnete die ‹ Werkstadt Basel › in s einer damaligen Lizenziatsarbeit deshalb als Versuch, die Stadt anhand von sozialen Fragen neu zu betrachten und städtebauliche Eingriffe aus sozialen Themen abzuleiten.

Was an der ‹ Werkstadt › b esonders beeindruckt: Auf die vielen Worte folgten Taten. So gab eine Konsens-Konferenz den Anstoss zum ‹ Impulspr ojekt Rhein ›, im Zuge dessen sich die Stadt dem Fluss widmete. Der Badestrand auf Kleinbasler Seite im Wettstein-Quartier etwa stammt direkt aus der Werkstadt. Die Wohnfrage brannte damals genauso wie heute, nur unter anderen Vorzeichen: Als Mangelware galt nicht der bezahlbare, sondern der gehobene Wohnraum. Das Impulsprojekt ‹ 50 00 Wohnungen für

Das taufrische Partizipationsgesetz Im Artikel 55 der basel-städtischen Kantonsverfassung steht: « Der Staat bezieht die Quartierbevölkerung in seine Meinungs- und Willensbildung ein, sofern ihre Belange besonders betroffen sind. » Der Verfassungsartikel geht auf die ‹ Werkstadt Basel › zurück , ein gross angelegtes Stadtentwicklungs- und Partizipationsprojekt, das in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre stattfand.

Lange Zeit bildeten eine entsprechende Mitwirkungsverordnung sowie ein Leitfaden das Fundament für solche Beteiligungsprozesse. Das seit 2023 geltende kantonale Gesetz über die Partizipation der Quartierbevölkerung

( Partizipationsgesetz ) konkretisiert diese nun. So muss bei neuen Projektentwicklungen die zuständige Verwaltungsstelle prüfen, ob die Voraussetzungen für eine Partizipation gegeben sind. Auch muss die Verwaltung die Bevölkerung über anstehende Projekte informieren. Das Partizipationsgesetz unterscheidet zwischen Anhörungen und weiterführenden Partizipationen.

Zu Kritik führte, dass trotz neuem Gesetz weiterhin die Kantonsverwaltung über die Durchführung einer Partizipation entscheidet. Ein weiterer Kritikpunkt: Das Partizipationsgesetz beinhalte keine Hebel, um die Teilhabe aller Bevölkerungsschichten zu fördern.

Basel-Stadt › suchte den Platz dafür unter anderem auf frei gewordenen Industrie- und Bahnarealen wie der Erlenmatt, die heute überbaut ist – allerdings wurden dort Korrekturen nötig, weil mit der Zeit wieder der preisgünstige Wohnraum zu fehlen begann. Das dritte Impulsprojekt ‹ Rahmenkredit Wohnumfeldaufwertung › forderte jährlich fünf Millionen Franken während fünf Jahren für die Gestaltung von wohnlichen Strassen und angenehmen Freiräumen. Die Tatsache, dass es die Volksabstimmung überstand, galt als Beleg für den Erfolg der ‹ Werkstadt ›.

B ei allem Enthusiasmus traten auch Defizite zutage. So stellte Daniel Blumer fest, es hätte sich vor allem der gebildete Mittelstand engagiert, während junge Erwachsene sowie Ausländerinnen und Ausländer schlecht vertreten gewesen seien. Der in den Innovationswerkstätten noch hohe Frauenanteil sei später in den Konsens-Konferenzen auf 21 Prozent gesunken. Zudem habe man zwar in das neuartige Kommunikationsmittel Internet investiert, dieses habe jedoch grösstenteils am bestehenden Bedürfnis vorbeigezielt. Der Unmut in der Bevölkerung gegen Ende des Mitwirkungsformats zeige, so Blumer, dass die Verwaltung nicht mehr als Garantin für eine zielgenaue Umsetzung wahrgenommen werde. « B ei künftigen partizipativen Verfahren sind deshalb eine aufwendigere, regelmässigere Öffentlichkeitsarbeit und eine verfahrensspezifische Medienwahl unerlässlich. Nur so ist die Akzeptanz der Resultate, ist auch die Anerkennung der behördlichen Umsetzung gewährleistet.» Architekt Jacques Herzog erklärte: « Die ‹ Werkstadt › hat uns gezeigt, wie die Menschen, die hier leben, einbezogen werden können. Das ist bei jeder Planung nötig und sinnvoll. Über die Köpfe der Betroffenen hinweg geht heute nichts mehr. » ●

Alle Zitate stammen aus:

Wir sind die Stadt: Das Beispiel Werkstadt Basel. Christoph Merian Verlag, Basel, 2001. Die Website www.werkstadt-basel.ch ist seit 2001 archiviert. Trotzdem enthält sie in einem pionierhaften Webdesign nach wie vor eine Fülle von Informationen.

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Trotz kriechender Kälte kommen am dritten Dialogtag rund 80 Interessierte zu den Führungen auf dem Lysbüchel-Areal.

Auf den Punkt gebracht

Wie soll das Basel der Zukunft aussehen? Und wie lässt sich die Entwicklung in die entsprechende Richtung lenken? Drei Dialogtage, 18 Workshops à 90 Minuten. Das macht 27 Stunden Gespräche. Diese Doppelseite zeigt eine kleine Auswahl aus der Fülle von Ideen und Forderungen für die baukulturelle Weiterentwicklung ‹ Basel 2050 ›.

Konklusion kühne wicki Future Stuff: « Welche kleinen Dinge bewirken Grosses? »

— Wir schlagen vor, die Zukunft der Stadt zuerst stärker von den Menschen und ihrem Lebensalltag aus zu denken. Denn sie sind Expertinnen des Alltags. Erst danach kommt die Fachexpertise. Nicht umgekehrt. Die heute dominierende Fachexpertise und -sprache in der Baukultur hemmt viele Menschen, sich an der Gestaltung der Zukunft der Stadt zu beteiligen. Wir plädieren für eine inklusive Sprache und Dialogformate, die ein breites Publikum einladen, an ‹ Basel 2050 › mitzuarbeiten, sie in die Verantwortung einzubeziehen. Nur so gelingt es uns, eine grüne und zugleich soziale Stadt zu gestalten.

Konklusion Stadtteilsekretariat Basel-West:

« Unbedingt kollaborativ »

— eine Renaissance der öffentlichen Räume, die mit den angrenzenden Bauten korrespondieren

— eine B aukultur, die sich aufgrund von Herausforderungen wandelt und Ziele priorisiert ( D enkmalschutz vor Nachhaltigkeit? Wohnen als Grundrecht! Begrenzter Raum muss nicht verhandelt, sondern ( auf )geteilt werden durch intelligente Planungs- und Vertragswerke: Nutzungs- und Baurechtsabgaben etc. )

— Pilotprojekt: Tiny Houses ( kurzfristig und s chnell günstigen Wohnraum für Geflüchtete, Obdachlose etc. herstellen; z. B. baurechtliche Grundlagen für schnelle Umsetzung anpassen )

— Stärkung des Vorhandenen und unbedingter Einbezug der Zivilgesellschaft – so innovativ wie möglich. Rückgrat und Vertrauen, im Wissen darum, dass unsere Zukunft nur eine kollaborative sein kann

Konklusion BSLA Basel / Städtebau & Architektur Basel-Stadt: « Grünere Stadt , eine Frage der Radikalität? »

— ‹ Grüngesetzgebung › und G estaltungsnormen für mehr Stadtnatur / Stadtökologie ( Biodiversität ) analog zur VSS-Norm Strassenraum

— Bäume auf Zeit oder Gründach durch Kletterpflanzen, eventuell auch auf Leitungen

— Flächensicherung für Grün gerade bei temporären Gegebenheiten

— L eitbildentwicklung analog zu ‹ Grünes Gallustal ›

— ortsspezifis che private und öffentliche Begrünungsprojekte, Vermittlung durch fotorealistische Visualisierungen

— Rahmenkr edit für ‹ grüne Pr ojekte › und Beschleunigung der Planungsprozesse

— Grün kompromisslos zuerst denken, Natur zulassen

— Klimamo derator:innen in Projekten

— Keine Parkplätze auf Allmend

— Parkplätze immer zugunsten vom Grün auflösen

— Koordinationsstelle Bürger-Grünanliegen

— Investitionen des Kantons für Forschung und Technik bereitstellen

— Kulturwandel in den Köpfen: schmutziges Schuhwerk ist Usus

— den Stadtraum als Labor begreifen

— Mut zu ergebnis offenen Erneuerungs- und Umgestaltungsprojekten

— handeln, einfach machen, jetzt!!!

Konklusion BSA Basel / SIA Basel:

« Wo verhindert Baurecht Baukultur? »

— konkrete Schritte zur Schaffung einer experimentellen Baubewilligung E2037 als Pilotprojekt

— mehr Spielraum für die Planung

— eine Kommission, die Planung und Projekte nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ beurteilen kann

— mehr Kompetenzen, Spielraum und eine neue Fehlerkultur in der Verwaltung

— Normen s ollen bei Umbauten prinzipiell nicht gelten – wenn wir nicht umbauen, gelten diese auch nicht

— Anwendung des Baurechts grundsätzlich neu denken

— Baurecht soll die Baukultur fördern und nicht verhindern

— Einsprachen sollen ausschliesslich von Direktbetroffenen eingereicht werden können

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Konklusion der Jungen Räte Basel, Lörrach und Baselland:

Tag 1: « Weiterbauen – aber wie? »

— die Instands etzung und Inwertsetzung von Bestandsbauten erleichtern

— die Limitierung der Energieb ezugsfläche pro Person auf weniger als 40 m2 über einen Flächenfonds ausgleichen

— spezifis ch gegen Verdrängung vorgehen

— ewige Brachen bieten Platz für Subkultur!

— Verdichtung muss an gut erschlossener Lage und vor allem sozial und ökologisch geschehen

— Strasse soll zum Erholungsraum werden

Tag 2: « Metrop olitanraum Basel? »

— b essere Vernetzung durch öV und Langsamverkehr

— weg von der autogerechten Stadt

— Re duktion der Pendlerströme

— Üb erlagerung der Konsumzentren durch z. B. Aufenthaltsqualität, Institutionen und Subkultur

— Basel kulturell und städtebaulich zum Dreiland ausrichten

— Restrukturierung des öV-Netzes, um die Zentren besser zu vernetzen

— im öffentlichen Raum die B evölkerung befähigen und ermächtigen, über Räume zu verhandeln

Tag 3: « Stadt im Klimawandel? »

— nebst der Klimaanpassung klimaerwärmende Aktivitäten massiv reduzieren

— von quantitativem auf qualitatives Wachstum umstellen

— einen Me chanismus in der Planung verwenden, der es uns erlaubt, Bauprojekte zu hinterfragen und zu stoppen

— Innovationen aus Transformationsarealen wie z. B. die Schwammstadt grossflächig umsetzen

— Klimaanpassungsmassnahmen dürfen nicht zu Verdrängung führen

Konklusion Kantons- und Stadtentwicklung Kanton Basel-Stadt: « Wohnraum sozialverträglich bauen und sanieren – wie, wie viel? »

— definierte Parzellen oder Zonen, die experimentelles Bauen zulassen

— Flexibilisierung des Baurechts

— planungsrechtlicher Spielraum, um genügend dicht und nutzungsdurchmischt zu entwickeln

— Ausprobieren neuer Vermietungsmodelle und Förderung von Projekten, die den Wohnflächenverbrauch reduzieren und suffiziente Lebensstile ermöglichen

— möglichst einfache Zielwerte betreffend preisgünstigen und gemeinnützigen Wohnraum formulieren und kommunizieren

Vollständige Dokumentation der Workshops: www.basel2050.ch

Konklusion Städtebau & Architektur Kanton Basel-Stadt: « Welche Zentren hat Basel, und wie sehen sie 2050 aus? »

— das öV-Netz stärker auf die Quartierzentren und weniger auf die Innenstadt ausrichten

— die Zentren zu multifunktionalen Orten entwickeln und bei der Entwicklung neuer Zentren die bestehenden Zentren und die Auswirkungen auf diese berücksichtigen

— Zentren mit geeigneten Flächen für Treffpunkte mit grünen Elementen entwickeln

— Erdgeschosse beleben und hierfür die Eigentümer:innen einbeziehen

— Individualität der Zentren stärken und dort z. B. öffentliche Einrichtungen bewusst ansiedeln

— die Erreichbarkeit der Zentren im trinationalen Raum verbessern

Weiter gehts!

Walter Reinhard ist Leiter der Dialogtage und des Forums Städtebau ‹ Basel 2050 ›. Er verrät, was seit den ‹ Dialogtagen 2023 › passiert ist und was die nächsten Schritte sind. Die Zukunft verlangt, dass wir den klassischen Dreisprung von Frage, Antwort und Lösung verlassen. Vermeintlich perfekte Antworten haben wir in der Vergangenheit genügend gegeben. Das Konzept der Dialogtage ist es hingegen, die offenen Fragen auszuhalten und noch mehr Fragen aufzuwerfen.

Im Vorfeld definierten die Kooperationspartner der Dialogtage siehe Grafik Seite 6 Folgendes: « Ziel der ‹ Dialogtage 2023 › ist e s, mit allen relevanten Akteuren partnerschaftlich ein gemeinsames baukulturelles Verständnis zu entwickeln. Verwaltungsinterne und externe Stellen sind beteiligt und die ‹ Dialogtage 2023 › sind öffentlich. Somit entsteht eine Plattform, die als Impulsgeberin für die Entwicklung der Baukultur wirken kann. Die ‹ Dialogtage 2023 › wurden von der Regierung genehmigt. Sie führen jedoch nicht zu Beschlüssen, sie sind auch kein klassisches Mitwirkungsverfahren. Die ‹ Dialogtage 2023 › gehen über Alltagsfragen hinaus. Die Erkenntnisse der Dialogtage werden in eine Konklusion überführt, die als ‹ Po sition 2024 › eine wichtige Grundlage für die städtebauliche Weiterentwicklung bilden wird. »

Im Dezember 2023 und im Januar 2024 führten die Kooperationspartner zusammen mit der Begleitgruppe Städtebau ‹ Basel 2050 › eine erste Nachb earbeitung der Dialogtage durch und nahmen eine Auslegeordnung der Erkenntnisse aus den einzelnen Dialogen vor. Den Hintergrund bildete dabei die ‹ Po sition 2022 › siehe Grafik Seite 6. Nun lautet das Ziel, eine ‹ Position 2024 › zu erarbeiten, diese mit den Dialogpartnern zu spiegeln und dem Regierungsrat zu unterbreiten. Aus dieser Position heraus wollen wir Handlungsfelder benennen und zur Weiterbearbeitung vorschlagen. Walter Reinhard ●

Themenheft von Hochparterre, April 2024 Reden im Grossformat Auf den Punkt gebracht 11
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« Zuhören kommt vor Sprechen »

Die drei Basler Dialogtage waren nicht nur bemerkenswert durchorganisiert, sondern auch von Gastfreundlichkeit erfüllt. Anregende Orte, luftige Hallen, stattliche Säle und nicht zu vergessen: das schmackhafte Essen und Trinken –der würdige Rahmen war bewusst gewählt. Er sorgte für das Wohlbefinden und für die Wertschätzung gegenüber den Teilnehmerinnen. Bestimmt unterstützte er auch ihre Ausdauerbereitschaft. Schon am ersten Dialogtag verblieben die Teilnehmer während der 90-minütigen Workshops in ihren Gruppen und kaum jemand stand auf, um sich die Beine zu vertreten oder die Gruppe zu wechseln. Am dritten Dialogtag wirkte diese Gruppenkonzentration schon so eingeübt, dass die eineinhalb Stunden fast zu schnell vergingen. Es ist ein gutes Zeichen, wenn die Leute noch bleiben und weiterreden würden.

Die folgenden Bilanzen entstanden mit ein paar Tagen oder Wochen Abstand zu den Dialogtagen. Man kann an ihnen etwas deutlich ablesen: Auch wenn die Veranstalterinnen den Dialog von der Mitwirkung weggerückt und kommuniziert hatten, dass die Dialogtage kein Partizipationsanlass seien, den Teilnehmern ist dieser Unterschied offenbar egal. Sie mögen den ehrlichen Austausch geschätzt haben und die Tage für gelungen halten, aber jetzt erwarten sie Ergebnisse, sichtbare, erkennbare.

Fynn Kähli: « Drei Tage mit Jung und Alt Lösungen für die Region Basel suchen. »

Luise Rau: « Ich habe viel Neues gelernt. »

Die Stimmen

– Annalotta Hipp, Jugendrat Lörrach

– Fynn Kähli, Jugendparlament Basel-Stadt

– Jonatan Mangold, Jugendparlament Basel-Stadt

– Luise Rau, Jugendrat Lörrach

– Timoteo Schmidt Gonzalez, Jugendrat Lörrach

– Henning Weiss, Junger Rat Basel-Stadt

Henning Weiss: « Stadt gemeinsam denken, Brücken bauen, voneinander lernen, Zukunft verhandeln und gestalten. »

Wie beschreibst du die Dialogtage rückblickend in einem Satz?

Annalotta Hipp: « Als Jugendrat Lörrach erhielten wir einen Einblick in die Basler Politik und konnten unsere Anliegen darlegen. »

Timoteo Schmidt Gonzalez: « Die Dialogtage boten ein gutes Bild der Perspektiven von verschiedenen Gruppen auf die Zukunft der Stadt Basel und der Region. »

Themenheft von Hochparterre, April 2024 Reden im Grossformat « Zuhören kommt vor Sprechen » 12

Haben die Dialogtage erreicht, was sie versprachen?

Timoteo Schmidt Gonzalez: « Ich fand die Dialogtage als Ganzes eindrucksvoll und sinnvoll. »

Luise Rau: « Ja, definitiv! Manchmal war es als Laie nur etwas schwer, die Vorträge zu verstehen, weil man sich mit den Fachbegriffen der Architektur nicht auskennt. »

Henning Weiss: « Es war erstaunlich, wie einfach und verständlich diese komplexen Tage organisiert waren. So viele verschiedene Programmpunkte an verschiedenen Orten, teilweise zur gleichen Zeit, ohne dass es auch nur einmal zu Unterbrechungen oder Verwirrungen kam, das ist bemerkenswert. »

Jonatan Mangold: « Es wurden einige gute Ideen erarbeitet, deren Umsetzung jetzt hoffentlich in Angriff genommen wird. Wenn dies passiert, ist für mich das Ziel der Dialogtage zu 100 Prozent erreicht. »

Timoteo Schmidt Gonzalez: « Um diese Frage zu beantworten, müsste ich mehr über die nachfolgenden Entscheide von Politik und Verwaltung wissen. »

Henning Weiss: « Die Tage selbst hielten, was sie versprachen. Ob sie hingegen erreichen, was ich mir von ihnen erhoffe, wird erst die Zukunft zeigen. »

Annalotta Hipp: « Grösstenteils ja. Die Jugend wurde sehr gut eingebunden und auch Lörrach wurde berücksichtigt. Doch der Anteil der normalen Basler Bürger war im Vergleich zu dem der Experten relativ gering. »

Luise Rau: « Ich glaube, wir sind zu vielen Ergebnissen gekommen, jedoch waren es zu viele Experten im Vergleich zur normalen Bevölkerung. Somit ist es schwer zu wissen, ob wir zu Lösungen gekommen sind, die der allgemeinen Gesellschaft gefallen. »

Waren die Gesamtorganisation, Themen, Tagesprogramme und der Ablauf nachvollziehbar und sinnvoll?

« Am Mittag verliessen Jugendliche das Schiff – jammerschade »

Als Leiterin des Stadtteilsekretariats Kleinbasel hatte ich den Auftrag, Leute aus dem Quartier für die Dialogtage zu motivieren. Gekommen sind allerdings wenige. Das liegt sicherlich daran, dass bei uns im Moment schon ein paar andere Mitwirkungsprozesse laufen, zum Beispiel ‹ Klyb eckplus › o der jener zum Stadtteilrichtplan KlybeckKleinhüningen. Auch könnte es am Freitag als Veranstaltungstag gelegen haben. Dieser ist für die meisten Mitglieder unseres Trägervereins ein Arbeitstag, an dem sie in der Firma sein müssen. Ehrenamtlich drei Tage für die Dialogtage aufzubringen, das ist viel verlangt.

Die Dialogtage waren aus meiner Sicht ein guter Start für eine erneute Diskussion der Stadtentwicklung. Extrem gefreut hat mich die starke Beteiligung des Jungen Rats. Die Jungen soll man immer einladen!

Kritisieren würde ich die bildungsnahe Aufmachung der Kommunikation – viel Text, wenig Bild – und den teils komplizierten Fachdiskurs. Am zweiten Dialogtag, der auf dem Schiff stattfand, hielt ich es fast nicht mehr aus: Hier frontale Fachvorträge, dort ein Publikum voller Teenager. Himmel, dachte ich, sprecht doch so, dass wir euch verstehen! Am Mittag verliess die Schulklasse, die bisher zugehört hatte, das Schiff – jammerschade. Eine verpasste Chance für die Dialoge am Nachmittag!

Man muss auch sehen, dass Ideen wie ‹ Räume teilen › oder ‹ auto arme Stadt › Menschen mit Migrationshintergrund wenig locken. Für viele der Jungen ist das Auto ein Statussymbol, und manche Kulturvereine tun sich schwer, ihr Lokal zu teilen, weil sie nicht schon wieder hergeben wollen, was sie endlich erreicht haben. Da müsste schon die Politik die Regeln vorgeben für ein ökologisches Leben 2030 – und zwar für alle dieselben. Mit freiwilligem Verzicht kommen wir nicht weiter. Aber diese Meinung findet noch keine Mehrheit. Kurz: Wenn die Dialogtage gesamtgesellschaftlich wirken wollen, sehe ich das noch nicht eingelöst. Theres Wernli ist Co-Leiterin Stadtteilsekretariat Kleinbasel

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Konntest du dich thematisch so beteiligen, wie du es dir vorgestellt hattest?

Henning Weiss: « Ja, die Partizipationsmöglichkeiten waren ein kontinuierlicher und sich verbessernder Prozess. Wir haben jeden Tag dazugelernt und konnten uns immer besser einbringen. »

Annalotta Hipp: « Ja, ich wurde angehört und konnte mich beteiligen. Manchmal wurde gerade durch die grosse Präsenz von Experten etwas zu viel Fachsprache benutzt, sodass es schwer war, zu folgen. Oder ich wusste nicht, von welchen Orten und Projekten die Rede war. »

Luise Rau: « Teilweise. Ich hätte mir gewünscht, dass auch die Schüchternen mehr gehört werden. »

Jonatan Mangold: « Es war schön, dass viele Leute anwesend waren, auch solche aus der Politik. Man hätte auch junge Menschen einladen können, die nicht im Jugendparlament sind. Aber das wäre organisatorisch sicher schwierig gewesen. Wenn die Anwesenden die Ideen ernst nehmen und anfangen, sich mit deren Umsetzung zu beschäftigen –vielleicht zusammen mit uns –, dann bin ich sehr zufrieden. »

« D er Ausgang scheint mir völlig offen »

Annalotta Hipp: « Gerade die normalen Bürgerinnen ohne spezielle Funktion fehlten. Es ist aber natürlich schwer, an sie ranzukommen. »

Timoteo Schmidt Gonzalez: « Dem Publikum fehlte es an Diversität. Es fühlte sich an, als wären der Kerngruppe – Schweizer Experten mittleren Alters, meist männlich – ein paar Jugendliche und normale Bürger als Laien beigemischt worden. Eine Repräsentation des französischen Teils der Region fehlte komplett. »

Als Vertreter des Bundes Schweizer Architektinnen und Architekten ( BSA ) brachten wir die Frage ein « Wo verhindert Baurecht Baukultur? », die vielen auf den Nägeln brennt. Der BSA und der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein ( SIA ) s etzen sich für ein fortschrittliches Baurecht ein, konkret für die sogenannte Sonderbaubewilligung E2037, um der heutigen Normendichte zu entkommen und dafür Klimaziele zu erfüllen. Als Fachleute und Praktiker nutzten wir das Angebot, die Idee in der Laborsituation der Dialogtage zu testen. Vertreter der kantonalen Fachstellen reagierten eher verhalten, weil eine E2037 eine rechtliche Grundlage bräuchte, die wohl nicht leicht herzustellen ist. Dafür nahmen politische Vertreterinnen die Idee interessiert auf und wollen sie weiterdiskutieren. BSA und SIA haben den Organisatorinnen ein Fazit abgeliefert: Wir fordern konkrete Schritte für eine E2037, mehr Gestaltungsspielraum sowohl für Planerinnen als auch auf Seiten der Verwaltung und eine Kommission, die Planungen und Projekte nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ beurteilen kann – kurz: ein Baurecht, das Baukultur fördert statt verhindert.

Luise Rau: « Ich hätte mehr Personen aus verschiedenen Gesellschaftsgruppen gut gefunden. »

Fynn Kähli: « Ich hatte ein gutes Gefühl. Es war sehr durchmischt hinsichtlich der Positionen. Am zweiten Dialogtag war die öV-Branche zwar anwesend, doch davon habe ich wenig bemerkt. »

Henning Weiss: « Die Investorinnen und die Bevölkerung fehlten. Ich hoffe deshalb, dass die Dialogtage im Kleinen weitergeführt werden. In Quartierdialogen etwa wäre der Bezug zum Thema für die Menschen da und vielleicht könnte man so auch die breite Bevölkerung erreichen. »

Meine Lieblingsaussage im gesamten Dialog: « Normen sollen bei Umbauten nicht gelten – denn wenn wir nicht umbauen, gelten sie auch nicht. » Dieser Satz bringt die Sachlage auf den Punkt.

Wie es mit unseren Forderungen weitergeht, weiss ich nicht. Mir scheint die Gesamtanlage zu offen angelegt, als dass wir uns darauf verlassen könnten, dass sich bald Konkretes daraus ergibt. Ich stelle es mir ziemlich schwierig und aufwendig vor, all die Dialoge in einer Roadmap zu vereinen. Darum werden BSA und SIA die bereits bestehenden Runden Tische und Arbeitsgruppen zum Thema parallel weitertreiben. Kurz: Es ist zwar schön und zeitgemäss, wenn alle mitreden können, und die Dialogtage waren diesbezüglich ein interessantes Experiment – ihr Ausgang scheint mir aber völlig offen. Simon Frommenwiler ist Architekt, Partner HHF Architekten und Vorstandsvorsitzender BSA Basel

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Welche Eindrücke hattest du vom anwesenden Publikum?

Fynn Kähli: « Im Nachhinein denke ich: Am zweiten Dialogtag fehlte der Fussverkehr. »

Henning Weiss: « Mit Blick auf die Zukunft hätten die soziale Stadt und das Recht auf Stadt mehr Raum einnehmen müssen. Das Thema war in den Dialogen immer wieder präsent, sprengte aber jeweils den thematischen Rahmen des Dialogs und wurde deshalb nicht weiterverfolgt. Ein eigener Dialog dazu hat gefehlt. »

Timoteo Schmidt Gonzalez: « Meiner Meinung nach fehlte ein Blick auf das Soziale, vor allem in puncto Stadtaufwertung und Baukultur: Wie achtet man auf die Bedürfnisse aller Einwohnerinnen, vor allem der einkommensschwächeren, wenn überhaupt? »

Anmerkungen zu einem Sonderfall

Das Format ‹ Dialogtage 2023 › entzieht sich gängigen Schubladisierungen. Es ist trotz der Beteiligung als charakteristisches Merkmal kein Partizipationsprozess. Und es ist auch kein Visionsprozess, obwohl es in die Zukunft blickt. Was ist es dann?

Gibt es aus deiner Sicht relevante Themen, die fehlten und nicht verhandelt wurden?

Henning Weiss: « Auch dem dritten Dialogtag zum Thema ‹ Die Stadt im Klimawandel › fehlte die Weitsicht: Meistens, wenn über Klimaanpassungsmassnahmen diskutiert wird, gerät die Ursache aus dem Blick. Gerade in einer Stadt, in der so viel geplant und gebaut wird und in der in den nächsten Jahrzehnten extrem viel graue Energie vernichtet und neu geschaffen wird, sollte man nicht nur über Bäume in der Stadt diskutieren, sondern die Wachstumsstrategie zukunftsgerichtet hinterfragen. »

Luise Rau: « Man hat reden lassen und zugehört, ist aber wenig aufeinander eingegangen. »

Einen wesentlichen Anstoss bildete die Einsicht, dass es die wartenden Herausforderungen verlangen, den künftigen Städtebau der Stadt Basel jenseits des üblichen Zukunftsgeschäfts zu verhandeln. In der Begleitgruppe Städtebau ‹ Basel 2050 › ereignete sich schrittweise im kleinen Kreis von Verwaltungsspitzen eine Selbstvergewisserung, was Städtebau bedeuten kann angesichts enormer aktueller Dynamiken in der baulichen Entwicklung Basels und angesichts von Gamechangern wie Netto-Null, Wohnungsnot und Mobilitätswende.

Von diesen Debatten zeugt die ‹ Position 2022 ›, nachdem erste Thesen 2020 im Schweizerischen Architekturmuseum S AM zur Diskussion gestellt wor den waren. Der Dreischritt von Thesen, öffentlichen Debatten und Nachbearbeitung verkörpert den Kern der Dialogtage. Dabei ist es ein vielleicht etwas überraschender Aspekt, der das Gesamtsetting zum Ausnahmefall macht und das Moment einer Kreativität und Stetigkeit der Auseinandersetzung schafft, um Stadtentwicklung neu aufsetzen zu können: Die Dialogtage begleitet nämlich gewissermassen eine verwaltungsinterne Weiterbildung ‹ on the job › üb er den im beruflichen Alltag so vertrauten, aber in fachliche Zuständigkeiten gezwängten Gegenstand Basel. Da mögen Fragen zwar als fundamental anerkannt sein, sie finden im Alltagsgeschäft aber nie Platz und werden darum auf die lange Bank geschoben. Die Antwort der Dialogtage mag banal wirken, aber sie ist effektiv: Die Kollaboration über Amtsgrenzen hinweg braucht Freiräume, die schlicht durch für alle gebuchte Zeitfenster verbindlich werden. Die ‹ Position 2024 › wird über die weiterführenden Debatten in der Begleitgruppe Städtebau ‹ Basel 2050 › Zeugnis ablegen, verbunden mit einer erneuerten Einladung zum Dialog. In diesem Hin und Her kann Mögliches und Notwendiges zukunftsfähig verhandelt werden. Angelus Eisinger, Städtebau- und Planungshistoriker, ist Direktor des Planungsdachverbands Region Zürich und Umgebung ( RZU ). Seit 2018 ist er Mitglied der Begleitgruppe Städtebau ‹ Basel 2050 › des Bau- und Verkehrsdepartements Kanton Basel-Stadt

Für wen machen wir die Dialogtage und für wen denken und bauen wir ‹ Basel 2050 ›?

Timoteo Schmidt Gonzalez: « Alle Dialogpartner sind gut miteinander umgegangen und aufeinander eingegangen. »

Wie beurteilst du die Qualität

Annalotta Hipp: « Es wurde gut und auf Augenhöhe diskutiert. »

der Dialoge: Hat man sich gegenseitig ( bloss ) re den lassen oder wurde auch zugehört und aufeinander eingegangen?
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Timoteo Schmidt Gonzalez: « Teilweise gabs ziemlich lange Monologe, die Zweifel auslösten. »

Luise Rau: « Wenn jemand einen langen Monolog hielt. »

Gab es Momente, in denen du an Sinn und Zweck der Dialogtage gezweifelt hast?

Jonatan Mangold: « Ich zweifle so lange, bis ich konkrete Handlungen zur Umsetzung unserer Ideen sehe. Aber um es nicht nur negativ aufzufassen: Ich finde es sehr gut, dass so etwas wie die Dialogtage stattfindet. »

Dialog braucht Übung

Die ‹ Dialogtage 2023 › waren ein Freiluftexperiment mit ungewissem Ausgang. Das weckte Neugier ( viele kamen ), versprach Lernchancen ( Wie kommen wir gemeinsam ins Handeln? ) und erzeugte Resonanz ( die Veranstaltungen berührten ).

Die wohl grösste Unbekannte im Experiment war das Format selbst, der Dialog. Spätestens seit dem ‹ Davos Qualitätssystem für Baukultur › wiss en alle um die Bedeutung von umsichtigen Partizipationsprozessen für gute Projekte. ‹ Basel 2050 › verhandelt aber nicht einzelne Bauten, sondern die Stadt als Ganzes angesichts der grossen Fragen des Weiterbauens im und am Metropolitanraum und an der Stadt im Klimawandel. Das rief nach einem breiten und durchdachten Einbezug. Eingeladen war die « geschätzte Öffentlichkeit », gekommen sind, so schien es, nur wenige Fachfremde, dafür Fachleute aus den unterschiedlichsten Bereichen des Planens und Bauens. Und die Jungen waren dabei: frech, pointiert, kompetent bereicherten Akteurinnen der Jugendparlamente und - räte die Debatten. Dies wohl nicht zuletzt, weil sich die jungen Menschen gezielt auf die Dialogtage vorbereitet hatten. Denn: Der Dialog ist als Format in der Fachcommunity noch wenig erprobt und kaum etabliert. Zwar gerät

Fynn Kähli: « Am ersten Tag in den Dialoggruppen, wo wir Jugendlichen aus meiner Sicht leider nicht so angehört wurden. »

Annalotta Hipp: « In einzelnen Workshops, aber auch generell hätte der konkrete Nutzen von Anfang an besser kommuniziert werden müssen. »

Henning Weiss: « Zweifel hatte ich zu Beginn der Dialogtage, als noch nicht zugehört oder nachgefragt wurde, sondern andere Meinungen einfach abgetan wurden. Oder auch am Schluss, als viele Forderungen und Zukunftsbilder vorgebracht wurden und die Regierung abwehrend meinte, die Stadt würde das schon machen. Natürlich stimmt es, dass die Stadt Basel, vor allem die öffentliche Hand, schon grosse Schritte gemacht hat. Aber wir haben die Dialoge geführt, um einen ‹ Stadt-Wunsch 2050 › zu entwerfen, in dessen Richtung diese Schritte gehen sollen. »

die Überzeugung ins Wanken, Projekte würden in erster Linie durch die Expertise herausragender Einzelpersonen vorangetrieben. Aber noch ist unklar, was an deren Stelle tritt. Die gute Nachricht: Auch der Dialog ist nicht profan. Er sei die Kunst, gemeinsam zu denken, gab die Zukunftsforscherin Senem Wicki den Teilnehmern mit auf den Weg. Dass Zuhören vor Sprechen kommt, Lernen vor Wissen, dass wir uns für einen gelingenden Dialog aufeinander « einstimmen » müss en und divergierende Ansätze nebeneinander in der Schwebe lassen dürfen, irritierte zunächst. Und zeigte doch Wirkung in der Erfahrung: Im Dialog lösen wir Probleme nicht, aber wir machen sie ein Stück weit zugänglicher, handhabbarer, ja leichter, wenn wir gemeinsame Perspektiven entwickeln und nicht das bereits Bekannte reproduzieren.

Das Freiluftexperiment mag nur einen Keim gepflanzt haben. Aber die jungen Teilnehmerinnen zeigten: Der Dialog ist glücklicherweise eine erlernbare Kunst. Wir müssen sie nur noch üben. Das Experiment kann wiederholt werden! Christina Schumacher ist Professorin für Architektur- und Planungssoziologie am Institut Architektur der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW; das Institut ist Partner der Dialogtage. Am dritten Dialogtag lud Christina Schumacher zusammen mit Janine Kern zum Dialog 36 mit dem Titel « Wie geht Kooperation im Bauen?»

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« Charakter einer Bubble -Veranstaltung »

Raumplanung war schon immer politisch und auch das Bauen im städtischen Raum ist keine Privatsache der Bauherrschaft mehr. Wer vorwärtskommen will, hat vielseitige öffentliche Interessen zu berücksichtigen, und das geht heute nur noch durch Kommunikation. Am Ende, da bin ich überzeugt, spart diese Mitwirkung Zeit, verkleinert das Risiko zu scheitern – und sie verbessert die Projektqualität. D eshalb habe ich die Dialogtage sehr begrüsst.

Allerdings war mir während der Anlässe nicht immer klar, was meine Aufgabe war und was ich aus den Debatten und Resultaten herausziehen könnte. Vielleicht hätten wir eine Delegation des Grossen Rats bilden sollen, um die politische Arbeit stärker zu beteiligen. Mir fiel auch auf, dass fast alle Anwesenden mit den Themen vertraut waren, was dem Ganzen den Charakter einer Bubble-Veranstaltung verlieh. Ausserdem sind einige der Ziele wie das ökologische Bauen oder die sozialen Wohnbauziele unbestritten. Da frage ich mich, wie wohl Dialoge zu Bevölkerungswachstum und Migrationsanteil verlaufen wären?

Unbestritten ist auch, dass Bauen in Basel aufgrund der Normendichte und des Baubewilligungsstaus viel zu umständlich geworden ist. Das wurde an den Dialogtagen mehrfach thematisiert – auch von der Verwaltung selbst, was ich geschätzt habe. Da ist es nun zwingend, zu handeln. Ich möchte wissen, welche Aufträge aus den Konklusionen der Dialogtage abgeleitet und wo sie angesiedelt werden. Ideen wie die angesprochene Umbauordnung oder die Experimentelle Baubewilligung könnten wir in der Bau- und Raumplanungskommission behandeln. Michael Hug ist Jurist, Grossrat LDP und Präsident der Bau- und Raumplanungskommission

Jonatan Mangold: « Die Schifffahrt war sehr cool. »

Timoteo Schmidt Gonzalez: « Ich genoss die Gruppenaktivitäten sehr, vor allem am zweiten Dialogtag. »

Annalotta Hipp: « Der Austausch mit dem Jungen Rat Basel und generell der Austausch in den Pausen. »

Luise Rau: « Das gemeinsame Unterhalten in den Pausen. Dort kam es wirklich zu Dialogen. »

Luise Rau: « Wir sollten jetzt etwas verändern und nicht jahrelang für die Zukunft planen. »

Fynn Kähli: « Esther Kellers ungefähre Aussage: ‹ Über 98 Prozent der Autos stehen. Es sind eigentlich Stehzeuge ›. »

Henning Weiss: « ‹ Wir wissen nicht, was passiert, aber wir freuen uns darauf. ›

Stefan Kurath in Bezug auf Räume für Subkultur. »

Was war deine Lieblingsaussage?

Timoteo Schmidt Gonzalez: « Die Konklusionen sollten in die Planungsprozesse der Verwaltungen und der Regierung einfliessen. »

Was soll mit den Ergebnissen passieren?

Luise Rau: « Man sollte einfach und verständlich erklären, was die nächsten Schritte sind. »

Fynn Kähli: « Die Konklusionen dürfen nicht auf einem Tisch verstauben, sondern müssen sachlich angeschaut und gegebenenfalls umgesetzt werden. »

Annalotta Hipp: « Die Regierung soll sich konkrete Gedanken zur Umsetzbarkeit machen und sich weiter informieren, zum Beispiel in Gesprächen mit Anwohnenden. Was sinnvoll und umsetzbar erscheint, sollte gemacht werden. »

Jonatan Mangold: « Einfach handeln, Taten statt Worte. »

Henning Weiss: « Damit die Dialoge zu einem Hebel werden, müssen ihre Ergebnisse nicht nur bei der öffentlichen Hand, sondern auch in der Privatwirtschaft zum Fliegen kommen. Wie können die sozialen und ökologischen Anliegen der Dialogtage auch von Investorinnen umgesetzt werden? Wie können wir die Konzepte der Entwicklungsgebiete in der gebauten Stadt umsetzen? Ein Beispiel: Im Lysbüchel wird gerade die Schwammstadt umgesetzt, in der Altstadt hingegen wird die Freie Strasse neu versiegelt. Oder wie wäre es mit einem Drittel Kostenmiete nicht nur auf Entwicklungsarealen, sondern in der gesamten gebauten Stadt? »

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war dein
Was
Lieblingsmoment?

Tanja Soland und ihre Hündin führen dies mit einer berührenden Intervention vor.

Eine Stadt für alle ist auch eine Stadt für Tiere. Regierungsrätin

Michael Emmenegger

Aus den Gefilden der Geografie, Soziologie und Geschichte kommend, befasst sich Michael Emmenegger seit 30 Jahren mit der Quartier- und Stadtentwicklung. Seit 2021 ist er Partner und Geschäftsführer bei Ampio Partizipation. Das Unternehmen mit Büros in Zürich und Basel unterstützt Städte und Gemeinden bei Fragen der Raumentwicklung und konzipiert und moderiert Partizipationsverfahren. Emmenegger ist ausserdem Dozent für Partizipation in der Planung und den dazugehörigen Methoden und Techniken.

« Es w äre schön, Mitwirkungen in der Badi zu veranstalten »

Welchen Stellenwert hat die Mitwirkung hierzulande? Und wo lassen sich die ‹ Basler Dialogtage › einordnen? D er Partizipationspraktiker Michael Emmenegger im Interview.

Text:

Rahel Marti

Michael Emmenegger, als junger Stadtgeograf arbeiteten Sie in den 1990er-Jahren an der ‹ Werkstadt Basel ›, einem gross angelegten Stadtentwicklungsund Partizipationsprojekt. Hat Mitwirkung in Basel einen besonderen Stellenwert?

Michael Emmenegger: Basel ist die einzige Schweizer Stadt mit einer Partizipationstradition. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre steckte die Schweiz in einer Wirtschaftskrise, für Investitionen in die Quartier- und Stadtentwicklung fehlte das Geld. Vor diesem Hintergrund war das Projekt ‹ Werkstadt Basel › siehe Seite 8 eine Flucht nach vorne, eine kreative Intervention, die auf dem damals hoch im Kurs stehenden Handlungsprogramm ‹ L okale Agenda 21 › und seinen Prinzipien in Sachen Nachhaltigkeit und gemeinsame Entwicklung basierte. Soweit ich weiss, war es das erste Mal überhaupt, dass die ganze Stadtbevölkerung –Quartiere, Vereine, alle Interessierten – in einen Stadtentwicklungsprozess eingebunden war. So etwas habe ich davor oder danach in der Schweiz kein zweites Mal miterlebt. Was ist von der ‹ Werkstadt Basel › geblieben?

Spuren davon sind heute noch vielerorts sicht- und erlebbar. Der Badestrand Wettstein-Quartier in Kleinbasel etwa entsprang direkt dem Projekt. Auch führte es zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Quartiervereinen und weiteren Organisationen im Quartier. Später entstanden daraus die Stadtteilsekretariate als Intermediär zwischen Staat und Institutionen. Bis heute gleichen diese im Auftrag des Kantons die Bedürfnisse von Vereinen, Organisationen und Bevölkerung mit den Ansprüchen der Verwaltung ab. Sie spüren den Puls – eine fundamental wichtige Aufgabe in der Stadtenwicklung – und sie entwickeln mit den Partnerorganisationen Massnahmen. Solche Netzwerke von Akteurinnen mit Partizipationserfahrung sind in Basel also lange gewachsen, und sie stehen dem Kanton bis heute zur Verfügung, um zum Beispiel zu den Dialogtagen einzuladen.

Nahm man in Basel die Mitwirkung immer ernst?

Es gab in den 2000er-Jahren Planungen von ehemaligen Industriearealen, die ohne grossen Einbezug von Interessengruppen vonstatten gingen, obwohl klar war, dass dies so nicht genügte. Folglich kam Frustration auf. Auch bei « Rheinhattan » – so taufte der Volksmund die ersten Darstellungen zur Bebauung des Kleinhüninger Hafenareals mit Hochhäusern – war das Vorgehen klassisch: Man lud bekannte Architekturbüros ein, die zwar Bilder lieferten, die schön aussahen, die aber niemand bestellt hatte. Schlagartig wurde klar, dass eine derartige Bebauung mit den Lebensrealitäten im Kleinbasel nichts zu tun hätte.

Auch der Partizipations-Paragraf der Kantonsverfassung ist ein Erbe der ‹ Werkstadt Basel ›. Von ihm abgeleitet, trat 2023 das Partizipationsgesetz in Kraft.

Ist auch dieses Gesetz eine Basler Spezialität?

Meines Wissens ja. Ist die Bevölkerung von einem Vorhaben besonders betroffen, kann sie den Paragrafen 55 siehe S eite 8 zum Beispiel via die Stadtteilsekretariate aktivieren und eine Mitwirkung einfordern. In der Regel führt dies allerdings eher zu Anhörungen und nicht zu Partizipation im Sinne einer gemeinsamen Gestaltung. Im Frühling 2024 wird zudem der künftige Partizipationsleitfaden vorgestellt, und es soll möglich sein, Anregungen einzubringen. Etliche Städte kennen solche Partizipationsleitfäden –Lausanne hat neulich den meiner Meinung nach aktuell besten veröffentlicht.

In den vergangenen Jahren hatten Sie den Auftrag, die Beteiligung am städtebaulichen Leitbild ‹ Klyb eckplus › zu konzipieren und umzusetzen. Zu den Grundeigentümerinnen des Gebiets zählen die Firmen Swiss Life und Rhystadt. Partizipation mit grossen privatwirtschaftlichen Akteuren – kann das gut gehen? Die Beteiligung dieser grossen Immobilienfirmen hat die Mitwirkung, wie sie Basel gewohnt ist, in engere Bahnen gelenkt. Erfahrungsgemäss wirken organisierte Grundeigentümer in Aktiengesellschaften oft hemmend auf die Partizipation, weil nicht alle Entscheidungsträger im Prozess präsent sind. In einer Immobilien-AG ist der Verwaltungsrat für strategische Entscheide zuständig und

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denkt weniger städtebaulich als primär ökonomisch. Darum fehlt immer wieder die Garantie, dass die partizipativ erarbeiteten Resultate in die Entscheide des übergeordneten Gremiums einfliessen. Deshalb konnte der ‹ Klyb eckplus ›-Pr ozess die bedeutenden ökonomischen Verwertungsmechanismen kaum tangieren, was die Mitwirkung nun mal einschränkte. Aber im Verfahren gelang es, viel gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Die von Architekturbüros erarbeiteten städtebaulichen Grundlagen wurden geschärft und über die Jahre mit den Ansprüchen der beteiligten Basler Bevölkerung ergänzt. Scheitert Partizipation, wenn die Rahmenbedingungen sie beschneiden?

Ja. Partizipation ist mehr, als nur die vorgegebenen Sachverhalte zu diskutieren. Partizipation heisst, einen Sachverhalt weiterzuentwickeln und Neues zu schaffen – gemeinsam. Das bedingt allerdings die Bereitschaft zu einem Ausgleich der Machtverhältnisse. Was meinen Sie damit?

Jene, die im Vorteil sind – etwa aufgrund ihrer ökonomischen Überlegenheit oder aufgrund ihrer Verhandlungspositionen, beispielsweise als Stadtpräsidentin oder Regierungsrat –, müssen einen Teil ihrer Macht abgeben. Und jene, die dadurch Macht erhalten, müssen sorgsam mit den gewonnenen Möglichkeiten umgehen. Im Idealfall endet der Prozess mit einem gemeinsam erarbeiteten neuen Produkt. Gelungene Partizipation wirkt – in Form eines Konsenses oder einer Neusituierung der unterschiedlichen Aspekte im Lenkungsgefüge von Staat, Wirt-

schaft und Zivilgesellschaft. Wo diese Wirkung manifest wird, hängt von der Ausgangslage ab. Es geht darum, die Verhandlungssituation gemeinsam und konsensorientiert auszutarieren.

Gemäss den Veranstaltenden sollten die ‹ Basler Dialogtage › explizit keine Partizipation oder Mitwirkung im Sinn von Paragraf 55 sein. Sie waren « als offene Einladung gedacht, als Plattform und Impulsgeber zum Thema Baukultur ». Dies e Unterscheidung ist natürlich wichtig. Aber verstehen sie auch alle?

Ich denke schon. Das Programm war da eindeutig. Das einladende Thema – reden über die Zukunft der Stadt – bewegte die Leute zum Kommen. Egal, ob Dialog oder Partizipation – entscheidend ist, dass sich mit allen Formaten von Information über Dialog bis Mitwirkung mithilfe der geeigneten Methodik Sachverhalte im Kollektiv gestalten lassen. Der Dialog unterscheidet sich dann von der Partizipation, wenn er die Eingeladenen nicht als Teil einer Produktentwicklung sieht, sondern lediglich als Teil eines Gesprächs. Die Dialogverantwortlichen schaffen dann erst hinterher ein neues Produkt – etwa ein städtisches Leitbild ‹ B asel 2050 ›. Die se Einseitigkeit spricht gegen das Attribut Partizipation. Doch das soll den Wert von offenen Dialogen unter Einbezug vieler nicht schmälern. Wann soll man welches Format anwenden?

Das ist abhängig vom Arbeitsschritt, den Rahmenbedingungen, Ressourcen und Zielen. Man darf die Kommunikations- und Mitwirkungsgefässe nicht gegeneinander ausspielen. Es wäre auch falsch zu behaupten, Information sei schlechter als Dialog oder Dialog sei schlechter als Partizipation – solche Kategorisierungen sind Unsinn. An den Dialogtagen konnte man beobachten, wie die Teilnehmenden Nähe zueinander aufbauten. Es war, als hätten sie alle einen grossen Teppich betreten, den Teppich des gemeinsamen Gesprächs, und als könnten sie diesen Teppich nicht mehr ohne weiteres verlassen.

Stadtforum Berlin

Die deutsche Hauptstadt leistete in den 1990er-Jahren in Sachen kommunikative Stadtentwicklung Pionierarbeit –notgedrungen. Um sich nach der Wiedervereinigung rasch auf gemeinsame Planungsgrundsätze für Ost- und Westberlin einigen zu können, gründete die Stadt ein öffentliches Forum. Anfangs traf sich das Stadtforum Berlin alle zwei Wochen und zählte 60 feste Mitglieder, die unterschiedliche Fachrichtungen und Interessengruppen vertraten. Entschieden wurde in den öffentlichen Sitzungen nichts, vielmehr formulierte das Stadtforum Empfehlungen zuhanden der Behörden. Die Idee machte in anderen Städten Schule – in Zürich etwa diskutierte in den Jahren 1996 und 1997 ein Stadtforum über die Zukunft der Quartiere Aussersihl, Industriequartier und Altstetten.

Mit den Jahren wandelte sich das Format. Gegenwärtig findet es noch ein- bis zweimal jährlich in Form einer Abendveranstaltung statt. Anstelle der festen Mitglieder diskutieren geladene Expertinnen aus Praxis und Politik. Konstanter als das Format ist die Themenpalette mit Verkehr, Wohnen und Umwelt als Dauerbrenner. Doch auch zu « Stadtjugend. Freiheitsraum oder Frustraum? » ( 1997 ), « 10 Jahre Stadtforum, Öffentliche Politikberatung, Stadtdialog oder Therapie für Bürger? » ( 20 01 ) und « mitmis chen ( im )p ossible? – Die Konstituierung der Stadtgesellschaft » ( 20 06 ) debattierte das Stadtforum schon. Die jüngste Veranstaltung im November 2023 widmete sich dem Thema Wasser. Deborah Fehlmann

Ja, das ist das Schöne, wenn viele Leute zu einer gemeinsamen Frage zusammenkommen: Es entstehen sofort Beziehungen. Und Partizipation bedingt Beziehungen. Diese bedingen Vertrauen und Vertrauen bedingt Nähe. Das Aufbauen dieser Nähe ist ein kontinuierlicher Prozess. Partizipation gibt es daher nicht auf Knopfdruck. So, wie man auch Beziehungen zu bestimmten Zielgruppen nicht auf Knopfdruck herstellen kann. Mit anderen Worten: Partizipation braucht Zeit. Zeit, die in Planungsvorhaben jedoch zu oft nicht zur Verfügung steht.

Ein weiterer Eindruck von den ‹ Dialogtagen 2023 ›: Es schien, als ob die Veranstaltenden die Antworten auf viele der Fragestellungen schon kannten. Gerät der Dialog damit zur Rückbestätigung dessen, was die Verwaltung ohnehin schon weiss?

Natürlich kennen die kantonalen Fachstellen viele der Antworten auf Fragen der Ökologie, Mobilität oder Freiraumgestaltung. Und ja, vielleicht bestätigt sie der Dialog darin. Aber es darf natürlich nicht sein, dass die Öffentlichkeit diese Bestätigung jedes Jahr von Neuem liefern muss. Deshalb ist es besser, mit Fragen in die Partizipation zu steigen, auf die eine Fachstelle die Antwort noch nicht kennt. Die Dialogpartnerinnen bleiben so auf Augenhöhe und man muss weniger zwischen Fachpersonen und Laien unterscheiden.

Eine Absicht der Dialogtage war vielleicht auch, die Verwaltungsangestellten diesem Dialog auszusetzen. Wäre das nicht auch so kommuniziert worden? Eine geheime Absicht wäre störend – die ist in der Partizipation nämlich verboten. Partizipation bedingt auf allen Ebenen und von allen Partnerinnen Transparenz. Auch der Zweck der

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Partizipation oder des Dialogs ist von Anfang an offenzulegen. Wenn der Kanton also seine Mitarbeitenden zu einem besseren Dialog mit der Bevölkerung befähigen möchte, muss dies zu Beginn klar sein. Übrigens können die Dialogteilnehmenden ein solches Ziel gerne aufnehmen und so dazu beitragen, dass die Befähigung gelingt.

Soll auch bekannt sein, welches Produkt mit der Partizipation angestrebt wird?

Ja. Und es muss klar sein, wie die Partizipationsleistung in dieses Produkt einfliessen soll. Aussagen wie « wir schauen dann, was wir daraus machen » sind unb efriedigend. Die Verantwortlichen gingen mit einer klaren Grundlage in die Dialogtage, der ‹ Position 2022 ›.

Gut – aber das Ziel müsste eine ‹ Po sition 2050 › s ein, und eine solche haben sie als Idee, Vorschlag oder Entwurf nicht eingebracht. Nachdem ich die Aufzeichnung der Schlussveranstaltung vom 18. November gesehen hatte, hätte ich die Regierungsrätin Esther Keller, den Stadtentwickler Lukas Ott, Barbara Rentsch, die Geschäftsleiterin von Immobilien Basel-Stadt, und den Kantonsbaumeister Beat Aeberhard deshalb gerne gefragt: Wie sieht denn nun euer Zukunftsbild 2050 aus? Wie steht es um eure gemeinsame Vorstellung von Basel? Denn wer fragt, muss auch bereit sein, gefragt zu werden.

An diesem Schlussanlass sassen die genannten Hauptverantwortlichen separat auf einer Seite der Bestuhlung, so, als bildeten die übrigen Teilnehmenden ihr Publikum. Allein diese Sitzordnung schien die Machtstrukturen zum Abschluss erneut zu verdeutlichen.

Masterplan partizipative Stadtentwicklung Wien

« B eteiligung ist für die Stadtplanung ein wesentliches Mittel zur Vorbereitung von guten Entscheidungen », s chreibt die Stadt Wien. Seit 2016 gilt in Österreichs Hauptstadt deshalb der ‹ Masterplan partizipative Stadtentwicklung ›. Das Prinzip ist simpel: Wer ein grösseres Bauvorhaben plant, muss der Anwohnerschaft und den betroffenen Interessengruppen frühzeitig die informelle Beteiligung ermöglichen. Unter diese Regelung fallen beispielsweise Hochhäuser, Wohnbauprojekte ab 300 Einheiten oder B auvorhaben in der Kernzone des Weltkulturerbes. Der Masterplan erklärt den Ablauf von städtebaulichen Entwicklungen für Laien verständlich, gibt methodische Standards für die Beteiligung vor und erläutert deren Umsetzung im Detail. Welche Bauprojekte anstehen und wer sich wie beteiligen kann, steht auf der Website der Stadt.

Es ist naiv zu glauben, wir könnten uns im Rahmen eines Dialog- oder Partizipationsverfahrens aus diesen Machtverhältnissen hinausbewegen. Das System gibt die Handlungsmöglichkeiten vor, Punkt. Gute Prozesse erfordern nicht nur gutes Organisieren, sondern auch ein Bewusstsein dafür, dass Aushandlungen in diesen Machtgefügen stattfinden und alle Teil davon sind. Natürlich hat die Stadträtin mehr Macht als die normale Bürgerin. Die Bürgerin möchte sogar, dass die Stadträtin ihre Macht nutzt – im Sinn des gemeinsam erarbeiteten Ziels. Wir können nur als Gemeinwesen für das Gemeinwesen Aussagen treffen. Das begreifen viele nicht. Als Partizipationsarbeiter stelle ich die Machtverhältnisse nicht infrage. Aber ich frage, ob und wie die herrschenden Verhältnisse zu einem Ausgleich innerhalb des Gemeinwesens genutzt werden können. Ich beobachte, dass sich Menschen in Machtpositionen oft gefangen fühlen. Manchmal denke ich, es wäre schön, Mitwirkungen in der Badi zu veranstalten: Alle wären in Badehosen und auf eine gewisse Art verletzlich, sodass sie sorgsam miteinander umgehen müssten. Normalerweise umfasst das Verwaltungsvokabular Begriffe wie Verantwortung, Kundschaft, Dienstleistungen. Warum sprechen Sie dezidiert von Macht? Weil es in der Stadtentwicklung immer um Interessen und Verwertungsmöglichkeiten geht, um Positionen und Ökonomie – und weil wir uns nicht weismachen lassen sollten, wir seien alle unseres Glückes Schmied oder Schmiedin. Denn das sind wir nicht. Glück produzieren wir gemeinsam – oder eben gar nicht. Es lohnt sich, wieder mal Foucault, Bourdieu oder Arendt zu lesen. Machtverhältnisse sind in unserer Demokratie über gewählte und kapitalistisch strukturierte Situationen durch und durch präsent. Werfen wir einen Blick auf das übergeordnete Ganze: Wo ordnen Sie die Basler Dialogtage 2023 in der Schweizer Partizipationslandschaft ein?

Eine Partizipationslandschaft in der Schweiz sehe ich keine. Es gibt Blumenwiesen, die aufblühen, und Flüsse, die manchmal Wasser führen. Aber wiederkehrende einzelne Momente machen noch keine Landschaft. Eine Stärkung wird aber sicher der 2021 gegründete schweizerische Dachverband Partizipation bewirken, übrigens über die Sprachgrenzen hinweg.

Sie fällen ein hartes Urteil.

Ja, aber immerhin blüht es immer häufiger. Spass beiseite: Oft fehlt schlicht das Verständnis für umfassende Partizipation. Ohne Akzeptanz der Partizipation als Kulturform und Handlungsform, die es erlaubt, komplexe Sachverhalte zu bearbeiten, wird sich das auch nicht ändern. Wahrscheinlich bräuchte es ein Forschungsprogramm des Nationalfonds oder einen Lehrstuhl, um der Sache das nötige Gewicht zu verleihen.

Sie würden also nicht sagen, dass Partizipation inzwischen Fuss gefasst hat und in der Planungs- und Baubranche als Wert anerkannt und gesichert ist? Nein. Partizipation ist immer noch momenthaft. Sie hängt von der Situation ab, vor allem von der Ökonomie. Gibt es wenigstens in der Westschweiz eine Partizipationslandschaft?

Gemäss meiner Erfahrung ist sie dort ähnlich wie in der Deutschschweiz. In der Romandie hat das Prinzip der « intelligence collective », als o der Schwarmintelligenz, einen höheren Stellenwert, das Motto heisst: Gemeinsam sind wir besser und stärker. Es gibt aber in der Westschweiz nicht mehr oder bessere Partizipation. Sie scheint mir lediglich unkomplizierter und basisdemokratischer. In der Deutschschweiz geht es formalisierter zu und her, die Verfahren müssen immer leuchten und prima aussehen. Aber vielleicht ist das ein Klischee.

Der Masterplan soll in erster Linie die Kommunikation zwischen Bevölkerung, öffentlicher Hand, Politik und Bauträgerschaften verbessern sowie « für alle interessierten Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner die Entwicklung städtebaulicher Vorhaben nachvollziehbar machen ». Ob und wie die Beteiligungsergebnisse in die Projekte einfliessen, bleibt hingegen offen. Deborah Fehlmann →

Themenheft von Hochparterre, April 2024 Reden im Grossformat « Es wäre schön, Mitwirkungen in der Badi zu veranstalten » 21

Zurück nach Basel. Dort gibt es auch Gruppen, die sich sozusagen ungefragt Gehör verschaffen. Warum waren diese Gruppen an den Dialogtagen kaum spürbar? Personen, Gruppen oder Vereine, die sich aus Überzeugung engagieren, gibt es vielerorts. Doch oft werden sie in Partizipationsprozessen oder bei Projektentwicklungen nicht angehört, weil sie weniger anerkannt sind als etwa Umwelt-, Gewerbe- oder Behindertenverbände. Sie scheinen nicht legitimiert oder gar störend. Solche Gruppen wie ‹ Basel baut Zukunft › o der ‹ Zukunft Klyb eck ›, in Zürich der Verein ‹ Noigass › o der die ‹ IG Zentrum Har dbrücke › stellen klare Forderungen, weil sie mit Planungsverläufen nicht zufrieden sind. Es lohnt sich, sie nicht als Gefahr zu sehen, sondern als Wissens- und Interessensträgerinnen einzubinden. Fühlen sie sich nicht verstanden, entstehen Reibungen, und diese Gruppen beginnen Druck zu machen, zum Beispiel mit Volksinitiativen. Wenn harte Positionen nicht in die Konsensarbeit eingebracht werden können, bleibt nur die Ausmarchung über die Mehrheit, sprich über eine Abstimmung. Mit anderen Worten: Am Ende steht dann nicht die gute Planung, sondern ein geklärtes Mehrheitsverhältnis.

Heisst das indirekt, dass eine gute Arealentwicklung immer auf Kompromiss und Konsens beruht?

Selbstverständlich muss niemand so vorgehen. Aber ich bin überzeugt, dass die Aushandlung zum besten Resultat für alle führt. Jedenfalls eine Aushandlung, die sich nicht an Positionen oder Beweislieferung orientiert, sondern an Interessen, am Ausgleich und am Teilen. Beharren

da gegen alle auf ihrer Position, weil sie meinen, so ihr Gesicht wahren zu müssen, stirbt am Ende das Projekt. So geschah es beim Zürcher Neugasse-Areal, und bei den erwähnten Basler Projekten stellt sich das Problem ähnlich. Es gibt starke politische Kräfte auf beiden Seiten. Wenn sich diese nicht an den Aushandlungstisch setzen, weil sie befürchten, dabei zu verlieren, geht es um ein Kräftemessen. Dass dabei jene, die vermeintlich politisch oder wirtschaftlich stärker sind – in der Stadtentwicklung ist das in der Regel die Immobilienwirtschaft –, sagen: Bis hierhin und nicht weiter, liegt in der Natur der Sache, aber dient ihr immer seltener.

Welches weitere Vorgehen empfehlen Sie für Basel?

Ein Problem der Dialogtage war ja, dass die Gruppe der Teilnehmenden eher homogen war. Da der thematische Spielraum gross war und die Fragen nicht direkt den Alltag der Bevölkerung betrafen, kamen Leute, die mit dieser Ausgangslage bereits etwas anzufangen wussten. Darum halte ich es für heikel, aus den bisher noch strategischen Folgerungen direkt Programme abzuleiten und zu denken, das sei ein Vorgehen im Sinne der Mehrheit. Interessant wäre nun, diese strategischen Folgerungen beispielsweise in einer repräsentativen Umfrage erneut zu spiegeln.

Ist es nicht legitim, dass die Basler Verantwortlichen die Folgerungen selbst weiterbearbeiten?

Doch – aber dann frage ich mich: Hat es dann die Dialogtage gebraucht? Ich begrüsse es, wenn Verwaltungen häufiger intern diskutieren und eigene Antworten liefern würden. Das wäre im Übrigen auch günstiger. Es ist wichtig, dass Verwaltungsvertreter einen Standpunkt als Fachpersonen einnehmen, die sie ja alle sind, und vermehrt Projekte selber entwerfen.

Warum trauen sich Verwaltungen oft nicht, Position zu beziehen?

Weil Verwaltungen und Politikerinnen von verschiedenen Seiten sofort und hart kritisiert werden. Das kann sehr unangenehm sein.

Perspektive München

« Stadt im Gleichgewicht » ist das Motto des Stadtentwicklungskonzepts ‹ Perspektive München ›, das seit 1998 existiert. Im Gleichgewicht halten will München, kurz gesagt, die Nachhaltigkeitsaspekte Ökologie, Ökonomie und Soziales. Dass die Bevölkerung sich an diesem Balanceakt beteiligt, ist ein Grundprinzip der ‹ Perspektive München ›. Zwischen 2019 und 2022 fand ein umfassender Fortschreibungsprozess für das Konzept und den darin enthaltenen Stadtentwicklungsplan statt. Dabei experimentierte die Stadt mit einer beachtlichen Palette an partizipativen Formaten: Zunächst erarbeiteten je 100 Münchnerinnen und Münchner in zwei « Per spektiven-Werkstätten » Zukunftsbilder ihrer Stadt. Je 80 Personen wurden anhand des Einwohnermelderegisters zufällig für die Workshops ausgewählt, weitere 20 konnten sich anmelden. Im zweiten Schritt vertieften 30 nach unterschiedlichen Kriterien ausgewählte Personen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und dem öffentlichen Sektor die Zukunftsbilder in einem « S ocial Lab ». Die Ergebnisse ihrer fünf Treffen stellten sie in einem OnlineDialog öffentlich zur Debatte. Ein Fachbeirat, bestehend aus 50 Personen, schmiedete die konsolidierten Entwürfe schliesslich zu Handlungsempfehlungen. Wie viel Zivilgesellschaft nun tatsächlich in der neuen ‹ Per spektive München › ste ckt, lässt sich nicht messen – doch allein die Bemühungen um breite Mitsprache machen München zu einem Vorbild in Sachen Partizipation. Deborah Fehlmann

Wenn eine Verwaltung für ein Areal ein Projekt entwirft, folgt doch sofort der Aufschrei: « Was fällt euch ein! Warum macht ihr keine Partizipation? » Wunderbar! Dann kann die Verwaltung erwidern, dass sie es sich gut überlegt hat und es genauso will. Wenn sie hingegen vor Fragen steht, die sie selber nicht beantworten kann, Fragen, die viele betreffen, kann sie eine Mitwirkung durchführen. Natürlich soll man ein Projekt durch externe Meinungen verbessern – doch seine Eigenheiten abschleifen sollte man nicht. Partizipation ist nicht Mehrheitsbeschaffung. Wenn Konsens bedeuten soll, dass man sich nichts mehr zu sagen hat und alle in einem trägen Pudding herumwabern, dann wäre das falsch. Konsens bedeutet, die bestmögliche, die radikalste Lösung zu finden. Eine Lösung, die alle schmerzt und die alle mittragen. ●

Mehr Partizipation für die Schweiz

Der Schweizer Dachverband für Partizipation will « schweizweit eine Kultur und Ethik der Partizipation und ihrer Anwendungsweisen entwickeln und fördern ». Zu den Mitgliedern gehören Organisationen und Firmen, aber auch Einzelpersonen. Den Vorstand bilden sieben erfahrene Partizipationspraktikerinnen und -praktiker. Als gemeinsame Grundlage des 2021 gegründeten Verbands gelten die fünf Werte Handlungsmacht, Inklusion, Dialog, Transparenz und Schwarmintelligenz. Der Verband bietet Weiterbildungen, Erfahrungsaustausch und Ateliertage, zum Beispiel am 17. Juni in Biel zum Thema « Ein goldener Leitfaden ». www.participare.org

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Am dritten Dialogtag zaubert eine Kurzmeditation ein Lächeln auf die Gesichter.

Zeit für Dialoge kann man nicht leihen, man muss sie sich nehmen.

Reden im Grossformat

Im Herbst 2023 luden drei Dienststellen des Kantons Basel-Stadt die Bevölkerung zu einem Dialog über die städtebauliche Zukunft Basels ein. Der grosse Austausch ging während drei Tagen über die Bühne. Die ‹ Dialo gtage 2023 › waren ein Experiment, so sehen es auch die Veranstalterinnen und Veranstalter. Warum Basel dieses Kommunikations-Abenteuer wagte, wie es verlief und ob es nachahmenswert ist, diskutiert dieses Themenheft. Zum Schluss erörtert es, was Partizipation, Mitwirkung und Dialog wollen, warum es sich auf keinen Fall um dasselbe handelt und weshalb man diese Formate trotzdem nicht gegeneinander ausspielen sollte.

Da wird ausdiskutiert: Krrish Dyarakoti, Mitglied im Jungen Rat Basel-Stadt, und Regierungsrätin Esther Keller.

Dialog-Partnerinnen und Dialogpartner

– Junger Rat Kanton Basel-Stadt und Jugendparlament des Kantons Basel-Stadt

– Jugendrat des Kantons Basel-Landschaft

– Jugendrat Lörrach

– Stadtteilsekretariate Kleinbasel und Basel-West, Gundeldinger Koordination

– Agglo Basel

– BSA Bund Schweizer Architektinnen und Architekten

– BSLA Bund Schweizer Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten

– Christoph Merian Stiftung

– FHNW Institut Architektur

– kühne wicki Future Stuff

– SIA Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein

– Kanton Basel-Landschaft: BUD Amt für Raumplanung, BUD Hochbauamt

– Kanton Basel-Stadt: BVD Mobilität, BVD Städtebau & Architektur, BVD Stadtgärtnerei, ED Mittelschulen Berufsbildung, FD Immobilien Basel-Stadt, PD Kantonsund Stadtentwicklung

www.basel2050.ch

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