30 HGV-Zeitung Juni 2022
TRENDS
Das Auto macht mal Urlaub
Nachhaltigkeit: Touristiker und Gäste setzen vermehrt auf einen klimafreundlichen Urlaub
In dieser Artikel-Serie werden Themen zur Nachhaltigkeit, begleitet durch praktische Beispiele, aufgezeigt. Als Best-Practice-Betriebe fungieren die Vitalpina Hotels Südtirol. Für Gäste beginnt der Urlaub nicht am Urlaubsziel, sondern bereits bei der Anreise. Schnell stellt sich ein Bild im Kopf ein, nämlich jenes langer Autoschlangen auf der Autobahn Richtung Süden zum ersehnten Urlaubsziel. Gehörte es lange Zeit beinahe zum guten Ton, am Samstag bei der Anreise im Stau zu stehen und sich mit einer Anreise von 20 Stunden von Berlin nach Meran zu brüsten, sehen das die Gäste heute anders. Eine stressfreie und nachhaltige Anreise wird immer öfter angestrebt. Die Gastgeber stellen sich darauf ein und die zuständigen Akteure im Land arbeiten intensiv an einer kontinuierlichen Verbesserung der umweltbewussten Erreichbarkeit Südtirols.
Hausaufgaben machen Nicht nur die Anreise sollte möglichst ressourcenschonend sein, die Urlaubsgäste sollten sich auch möglichst umweltfreundlich im Land bewegen. Herausforderungen und Verbesserungsvorschläge wie zur letzten Meile, zum Gepäcktransport und zu Direktverbindungen stehen dabei auf der Agenda der Zuständigen (siehe dazu auch den Text auf Seite 12 dieser HGV-Zeitung). Dass Gäste diese nachhaltige Mobilität schätzen, zeigen auch die Ergebnis-
Über 50 Prozent unserer Gäste lassen das Auto vor Ort stehen und nutzen Bus und Bahn bzw. fahren mit dem Fahrrad. Thomas Schuler, Hotel Schulerhof, Plaus/Naturns.
Gäste setzen vermehrt auf eine ressourcenschonende Anreise zum Urlaubsziel. Südtirol hat hier viel Potenzial. Foto: Armin Terzer
se einer vom Wirtschaftsdienstleister IDM durchgeführten Umfrage. Die Hälfte der insgesamt 4.750 befragten Personen können sich vorstellen, ihre Reise künftig mit einem nachhaltigeren Verkehrsmittel anzutreten. Für acht von zehn Umfrageteilnehmern wäre es denkbar, auch nach der Anreise im Urlaub komplett aufs eigene Auto zu verzichten. Das tun derzeit bereits 66 Prozent der Gäste – die Tendenz war dabei in den vergangenen Jahren steigend. Eine Angebotsgruppe im Land hat das Thema sanfte Mobilität zu einer ihrer Angebotssäulen erkoren – die Vitalpina Hotels Südtirol. Als wichtiger Beitrag im Gesamtkonzept der Nachhaltigkeit sollte auch beim Reisen versucht werden, den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Voraussetzung dafür ist eine funktionierende Infrastruktur von Land zu Land, von Tür zu Tür. Südtirol ist bereits sehr gut mit Bahn und Bus erreichbar. Und mit dem Projekt der „letzten Meile“, also dem Transport von den Zug- und Bushaltestellen ins Hotel, wird garantiert, dass der Gast bequem und ohne eigenes Au-
to ans gewünschte Reiseziel gelangt. Für eine angenehme und autofreie Bewegung innerhalb Südtirols gibt es die Gästekarte 2.0, mit der Linienbusse, Citybusse, Skibusse, Regionalzüge und Landes-Seilbahnen die Gäste an ihre Wunschziele bringen.
Sanfte Mobilität wird großgeschrieben Ein Vitalpina Hotel, das sich auf sanfte Mobilität spezialisiert hat und gern dafür sorgt, dass die Gäste auch einmal ohne Auto Urlaub machen, ist das Hotel Schulerhof der Familie Schuler in Plaus bei Naturns. Bereits beim ersten Klicken durch die Hotel-Website wird für eine autofreie Anreise geworben und dem Gast die Nutzung von Bus und Bahn nahegelegt. „Wir merken, dass die Zahl jener Gäste, welche mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, jedes Jahr wächst. Und bereits über die Hälfte unserer Gäste lässt vor Ort das Auto stehen und nutzt Bus oder Bahn bzw. fährt mit dem Fahrrad“, weiß Thomas Schuler. Erleichtert wird den Gästen die Entscheidung, einen Urlaub ohne Auto zu machen, auch durch das Ange-
bot der „letzten Meile“. So werden die Gäste des Schulerhofs von den Bahnhöfen in Meran oder Bozen bzw. vom Flughafen in Bozen abgeholt und ins Hotel gebracht. Nachhaltigkeit spielt auch bei den angebotenen Aktivitäten für die Gäste eine große Rolle. Dazu Thomas Schuler: „Bei den Wandervorschlägen versuchen wir, die Gäste gezielt mit unserer selbst verfassten Wanderfibel, welche viele Wanderungen in der Umgebung beinhaltet, zur Nachhhaltigkeit zu animieren. Zusätzlich werden alle Tourenplanungen mit Zug und Bus ausgeschrieben, was die Gäste sehr schätzen und gerne annehmen.“ Vor Ort wird im Bikehotel naturgemäß viel auf das Rad umgestiegen. Ein kostenloser Radverleih und die Ausgabe der Meran Card schaffen zusätzliche Anreize für eine sanfte Mobilität im Urlaub. „Wir liegen als Hotel sehr zentral und gut eingebunden in das Fahrradwegenetz und die Infrastrukturen für die Nutzung von Bus und Bahn. Das erleichtert es den Gästen natürlich, auf das Auto zu verzichten“, erklärt Schuler. So liegt der rund 300 Kilo-
meter lange Etsch-Radweg, der von der österreichischen Grenze durch Südtirol, das Trentino bis nach Verona führt, direkt am Hotel. Wer lieber in der Gruppe unterwegs ist, kann sich den geführten Radtouren anschließen, welche die Gastgeber Thomas und Elias Schuler als ausgebildete Bikeguides anbieten. Und die rege Teilnahme der Gäste zeigt dem Hotelier, dass seine Idee einer nachhaltigen Mobilität aufgeht. „Bis vor ein paar Jahren war der Verzicht auf das Auto im Urlaub undenkbar. Es galt als Statussymbol und bequemste Reisemöglichkeit. Durch die Verbesserung der Infrastruktur und nachhaltige Angebote sehen die Gäste dies heute anders und tragen so einen wertvollen Teil zur Ressourcenschonung bei“, freut sich Thomas Schuler und bereitet bereits seine nächste Radtour für die Gäspa te vor.