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Gegner einen Kick voraus
Dem Gegner einen Kick voraus

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von Helena Stanek
„Der Faktor Zeit ist ja oft ein ganz kritischer. Wenn ich aber nun ein Produkt habe, welches mich körperlich nicht anstrengt, im Gegenzug aber leistungsfördernd ist, dann ist das natürlich im Spitzensport eine interessante Geschichte.“ – Christoph Mickel
Helena Stanek sprach mit dem CEO von Athlyzer, Christoph Mickel, über „sein“ Produkt und seine Vorfreude auf Tokio.
DTU 20: Wie ist Athlyzer entstanden?
Athlyzer gibt es seit 2017 und ist aus einem wissenschaftlichen Projekt hervorgegangen. Der Antrieb in diese Richtung etwas zu machen, ist daraus entstanden, dass wir drei Gründer schon immer im Sport beheimatet waren und alle Sportwissenschaften studiert haben. In vielen Gesprächen konnten wir feststellen, dass Videoanalyse im Spitzensport dazu gehört, weil man weiß, dass diese letzten ein bis zwei Prozent, die über Sieg oder Niederlage entscheiden, auch durch Videoanalyse verändert werden können. Auf der anderen Seite haben wir aber auch festgestellt, dass, wenn man den absoluten Spitzenbereich verlässt, Videoanalyse nicht mehr angewendet wird – in erster Linie, weil die Kosten für Soft- und Hardware gescheut werden. Wir haben gesagt, dass wir mit unserer Expertise und unserem Netzwerk ein Produkt schaffen können, welches diese Kosten stark reduziert. Das heißt: Jede digitale Videodatei kann mit unserer Software auf jedem Endgerät bearbeitet werden, ohne dass man zuvor eine Ausbildung benötigt, um die Software bedienen zu können.
DTU 20: In welchen Sportarten wird Athlyzer aktuell verwendet?
Grundsätzlich kann die Software in allen Sportarten verwendet werden. Denn die Idee ist die, dass es bei einer Videoanalyse darum geht, aus einem langen Video einzelne Sequenzen zusammenzustellen, die wirklich Relevanz für die Arbeit von Trainer und Sportler haben. Die Kunst ist es also, aus dem großen Video die relevanten Bestandteile herauszustellen. Wir stellen den Werkzeugkasten zur Verfügung, mit dem der Trainer dann mit seinen eigenen Kriterien diese relevanten Bestandteile herausfiltern kann. Darum ist unsere Software in allen Sportarten anwendbar. Aktuell sind wir aktiv in den Sportarten: Taekwondo, Wasser ball, Volley ball, Feldhockey, Eishockey, Fußball, Handball, Basketball usw.

DTU 20: Betreut ihr neben Alexander Bachmann noch weitere Olympiateilnehmer?
Wir sind unheimlich stolz, dass wir mit der DTU nach Tokio kommen dürfen. Es war schon immer unser Traum, irgendwann einmal in irgendeiner Form bei Olympischen Spielen dabei sein zu können. Dass es schon mit Tokio klappt, ist großartig. Wir hatten gehofft, in Paris 2024 mitwirken zu können. Das wir es jetzt schon geschafft haben, darauf sind wir sehr stolz. Das ist auch unser größter Firmenerfolg.
DTU 20: Was ist die Zielgruppe für Athlyzer?
Olympia kann nicht immer die Messlatte sein. Wir freuen uns genauso, wenn in den Spielsportarten im unterklassigen Bereich beispielsweise ein Aufstieg gelingt und wir da das Gefühl haben, etwas beitragen zu können. Bei jeder Trainingsmethode, die im absoluten Spitzenbereich noch funktioniert, kann man ganz klar sagen, dass diese bei einem niedrigeren Leistungsniveau einen umso größeren Effekt erzielt. Das ist beim Ausdauertraining so, beim Krafttraining und eben auch bei der Videoanalyse. Darum sind wir froh, dass wir im absoluten Spitzenbereich etwas beitragen können, wollen aber auch, dass Athlyzer flächendeckend genutzt wird.
DTU 20: Wie funktioniert eure Software ganz einfach erklärt?
Im Vorfeld werden bestimmte Buttons festgelegt, die für jede Sportart individuell charakterisiert sind. Im Taekwondo beispielsweise „Angriff Hinterbein“. Klaus Haggenmüller, der Fachmann für Taekwondo, guckt sich dann den jeweiligen Kampf auf dem Bildschirm an und jedes Mal, wenn eine Aktion passiert, die zu einem der zuvor festgelegten Buttons passt, drückt er den Knopf. So wird dann im Laufe der gesamten Kampfzeit ein Profil beziehungsweise eine Analyse erstellt, welche die einzelnen Kriterien beinhaltet. Ein automatisches Taggen der Aktion ist technisch aktuell noch nicht möglich, aufgrund der zwei- und dreidimensionalen Abbildung einer Aktion.
DTU 20: Wie kann ein Vereinstrainer dann die Software am Wettkampftag nutzen, denn Klaus Haggenmüller ist aktuell ja eher im Dienst der DTU unterwegs?
Es gibt zwei Möglichkeiten. Der Trainer könnte eine Kamera an der Fläche aufstellen und den Kampf aufnehmen. Diese Aufnahme kann er dann mit der Software auf dem Tablet oder Smartphone analysieren. Er könnte aber auch sein Tablet oder Smartphone mit Stativ aufstellen und direkt in die Software spielen. Das hängt alles auch ein wenig von den örtlichen Gegebenheiten ab. Das, was Klaus für die DTU macht, könnte der Vereinstrainer im Prinzip für seine Schüler ebenso machen.
DTU 20: Wie habt ihr die Pandemie überstanden?
Wir hatten wirklich das Glück, dass wir Investoren haben, die an uns glauben und die einen langen Atem haben. Die FINALS in Dortmund kamen für uns genau richtig. Die Aufmerksamkeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen war für uns ein grandioser Erfolg und eine tolle Möglichkeit, die wir durch die DTU bekommen haben. Dafür sind wir unheimlich dankbar.
DTU 20: Was sind eure Ziele für die kommenden Monate?
Weiterentwicklung in die Vermarktung ist ein großes Ziel von uns. Auf der Softwareseite wollen wir an der ein oder anderen Stelle vielleicht noch ein wenig polieren, die Integration verschiedener Kameraperspektiven etwa. Wir möchten auch gern die Plattform weiterentwickeln, sodass eine Art Trainerdatenbank entsteht, über die ein Austausch stattfinden kann.
