Taekwondo 20
Magazin für olympisches Taekwondo in Deutschland
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Comeback der German
Open Poomsae
Highlight 9. Dan
Starker Auftakt der Zweikämpfer
Generation Europa
Ausgabe 15 - April 2023
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Liebe Freunde des Taekwondo, liebe Sportlerinnen und Sportler!
Eine Meisterschaft der Rekorde, so beschreibt Raffaella Delli Santi das Comeback der German Open Poomsae am 25. und 26. Februar dieses Jahres in Hamburg. Über 450 Formenläuferinnen und Formenläufer aus zwanzig Nationen kamen nach Hamburg und zeigten ihren Leistungsstand (ab Seite 4). Mit dabei ein Star der internationalen Poomsae-Szene: Eva Sandersen, amtierende Weltmeisterin in der Klasse U30 in Recognized Poomsae und Bronzemedaillen-Gewinnerin im Freestyle sowie amtierende Europameisterin in beiden Kategorien (Seite 8). Die Dänin mit koreanischen Wurzeln zeigt auf unserem Titelbild eine ihrer spektakulären Übungen. Berichte über den Bundeskaderlehrgang in Hennef (Seite 16), ein Tutorial: Freestyle-Knowhow – in kleinen Schritten zur Freestyle-Form (Seite 20) und weitere Berichte aus dem Technik-Bereich ergänzen diesmal den Hauptteil im DTU-Magazin.
Nach einem starken Jahresauftakt der Zweikämpfer bei der DM in Nürnberg Ende Januar (Seite 36) erwiesen sich auch die Dutch Open vom 11. bis 12. März im Sportzentrum in Eindhoven als erfolgreiche Zwischenstation auf dem Weg zur Olympiaqualifikation (Seite 12). Erfreulich auch der Bundesbreitensportlehrgang am 4. Februar in Falkensee. 225 Teilnehmerinnen und Teilnehmer absolvierten ein straffes und anstrengendes Programm mit insgesamt 16 Trainingseinheiten in vier Trainingshallen (Seite 22). Bei der Bundes-Danprüfung am 25. März in Krumbach stellten sich 30 Prüflinge den strengen Prüfungsgremien (Seite 34). Kai Müller, einer der erfolgreichsten Formenläufer in Deutschland und Leiter der Budo-Schule Wiesbaden, überzeugte die Prüfer mit seinen beiden Formen Hansu (16. Form) und Ilyo (17. Form) und zeigte auch in den anderen Prüfungsteilen hervorragende Leistungen. Mit der Aushändigung der Urkunde zum 9. Dan gehört Kai Müller jetzt zum elitären Kreis der zehn Träger des 9. Dan.
Sportpsychologe Dr. Christian Zepp war als Referent zu Gast beim Bundeskaderlehrgang der Techniker in Hennef. Im Interview gibt er Hinweise für die mentale Stärke von Athleten (Seite 18). Bundesprüfungswesenreferent Wilfried Pixner sucht im Gespräch mit dem DTU-Magazin nach praxistauglichen Lösungen für die Prüfungsarbeit (Seite 26). Abdullah Ünlübay, Vereinstrainer und Bundeskampfrichterreferent, erklärt im Interview, wie er Deutschland nach vorne bringen will (Seite 32). Para-Athlet Felix Abeldt traniert wieder regelmäßig und will zurück auf die Wettkampffläche (Seite 42). Die DTU-Jugend ist „Zukunftslabor“ der Move for Health-Kampagne der dsj (Deutsche Sportjugend) (Seite 41).
Im aktuellen DTU-Magazin wird die gesamte Breite der Deutschen Taekwondo Union abgedeckt. Lesen und informieren Sie sich und freuen Sie sich auf ein spannendes und vielfältiges DTU-Jahr 2023. Allen einen schönen und sportlichen Sommer.
Herzliche Grüße
Helena Stanek
Inhalt
■ 4 German Open Poomsae
■ 8 Interview Eva Sandersen
■ 12 Erfolgreiche Dutch Open
■ 16 Bundeskaderlehrgang der Techniker
■ 18 Sportpsychologe Dr. Christian Zepp
■ 20 Freestyle-Knowhow
■ 22 Kampfrichter-Ausbildung
■ 23 Bundesbreitensportlehrgang
■ 26 Bundesprüfungswesenreferent Pixner
■ 28 Falkenfighter e.V.
■ 29 Dragan Jovic
■ 32 Interview Abdullah Ünlübay
■ 34 Bundes-Danprüfungen
■ 36 Deutsche Meisterschaft Nürnberg
■ 40 Generation Europa
■ 41 Gesund durch Taekwondo
■ 42 Bundeskaderlehrgang Technik-Para
■ 43 Termine 2023
Impressum
Herausgeber:
Deutsche Taekwondo Union e. V.
Georg Brauchle-Ring 93
80992 München
Telefon: 089 15 00 21 31
Verantwortlich für den Inhalt: Helena Stanek (hs)
Mitarbeiter an dieser Ausgabe: Hermann-J. Hoffe (hh), Raffaella Delli Santi, Steven Behn, Adrian Wassmuth, Jules Berger, Arndt Mallepree, Melanie Kordel, Hilko Paschke, Andreas Osthoff, Peter Bolz
Fotos: Peter Bolz, World Taekwondo, DTU-Archiv, Interviewpartner, Wilfried Pixner, Felix Schmale, Tatjana Scheidt, Hamburger Sportfreunde, Detlef Voigt, Doreen (Falkenfighter), BPT
Redaktionsleitung: Helena Stanek (Fromm) –
E-Mail: stanek@dtu-mail.de – Mobil: +49 174 6853194
www.dtu.de
www.facebook.com/DeutscheTaekwondoUnion instagram.com/ger_taekwondo/
DTU-Magazin Taekwondo 20 - Ausgabe 15 04/2023 - 3
EDITORIAL
EINE MEISTERSCHAFT DER REKORDE: COMEBACK DER GERMAN OPEN POOMSAE
Am letzten Februarwochenende waren die Hamburger Sportfreunde und das DTU Technik-Team nach langer Pandemiepause endlich wieder Gastgeber der German Open Poomsae in der CU Arena in Hamburg. Das etablierte Technikturnier erfreut sich bereits seit vielen Jahren einer großen Teilnehmerzahl aus dem In- und Ausland, 2023 aber brach sie alle bisherigen Rekorde: Über 450 Formenläuferinnen und Formenläufer aus zwanzig Nationen waren nach Hamburg gereist, um unter besten Voraussetzungen vor den internationalen Referees zu performen und die GOP als ersten Gradmesser für ihren Leistungsstand zu nutzen. Denn das Saisonhighlight haben alle schon fest vor Augen: Die Ende November stattfindende Europameisterschaft im österreichischen Innsbruck.
DTU-Vizepräsident Rainer Tobias zeigte sich hochzufrieden: „Es war schön zu sehen, wie die GOP die Poomsae-Community nach so langer Zeit wieder zusammengeführt hat, um gemeinsam ein sportliches, gelungenes Wiedersehen zu feiern. Wir als DTU sind sehr stolz auf unser Turnier, welches ohne G-Status und ausschließlich nach Cut Off-System durchgeführt wird. Es zieht so viele Formenläufer an und zählt damit zu einem der größten in Europa.“
Die German Open wird von vielen Nationen für die zuverlässige Organisation und den reibungslosen Ablauf an den Wettkampftagen geschätzt. Dank des frühen Austragungsdatums nutzen sie das Turnier außerdem, um möglichst vielen Sportlern aus den
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von Raffaella Delli Santi
unterschiedlichen Leistungskadern die Chance zu geben, sich mit der internationalen Konkurrenz in den Recognized-, Freestyle- und Para-Kategorien zu messen. So waren zum Beispiel Großbritannien, Finnland, die Niederlande und Dänemark in Hamburg mit großen Mannschaften vertreten. Vor allem die Kadetten-, Junioren- und U30-Klassen waren leistungs- und zahlenmäßig sehr stark besetzt. Deutschland sicherte sich in der Nationenwertung Platz 1 vor Dänemark und den Niederlanden, in der
Vereinswertung nahm das Team von TS Tapia/NL den größten Pokal in Empfang, gefolgt von der Budoschule Wiesbaden auf Rang zwei und der Sportschule Park an dritter Stelle.
Auch für die deutschen Bundestrainer war es ein arbeits- und aufschlussreiches Wochenende. Das Team war zwei Tage lang mit Sichtungen und der Überprüfung des Leistungsstands der deutschen Athletinnen und Athleten beschäftigt: „Die GOP über-
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zeugte durch hochkarätige internationale Konkurrenz und Kampfrichter und war richtungsweisend für die weitere Saison“, so das Fazit der fünf Bundestrainer. Die gezeigten Leistungen und die Entwicklung der Sportler sind vielversprechend und haben sich auch in guten Platzierungen niedergeschlagen. Da zum Neujahr auch einige altersbedingte Klassenwechsel stattgefunden hatten, war es besonders hilfreich zu sehen, dass auch in den neuen Startklassen sofort gute Ergebnisse erzielt werden konnten. ParaBundestrainer Bernhard Thomys hob insbesondere hervor, dass der Para-Sport bei der GOP, mit insgesamt
zwanzig gemeldeten Teilnehmern aus vielen Ländern, gute Werbung für diesen Bereich machen konnte. Die Freude über ein großes Turnier sei sehr deutlich zu spüren gewesen, auch die positive Resonanz der Zuschauer habe dies bewiesen.
Rainer Tobias und Technik-Sportdirektorin Raffaella Delli Santi nutzten den ersten Wettkampftag aber auch als passende Bühne, um Manuel Kolb und Hado Yun in diesem Rahmen für ihre Leistungen und ihr Engagement als Vizepräsident (Kolb) und Bundestrainer (Yun) zu danken. Die beiden hatten
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2020 den Staffelstab an das neue Team übergeben. Wegen der Turnierabsagen in der Corona-Pandemie hatte es bisher jedoch keine passende Gelegenheit gegeben, die beiden auch „in Präsenz“ aus ihren Funktionen zu verabschieden. Tobias und Delli Santi betonten in ihren Laudationes, wie sehr die beiden für ihr großes Engagement und ihre Leidenschaft geschätzt wurden. Hado Yun, der in seiner aktiven Zeit einer der erfolgreichsten Formenläufer Europas war und dieses umfangreiche Wissen erfolgreich als Bundestrainer weitergegeben, und Manuel Kolb, der die Technik-Szene in Deutschland mit seiner einzigartigen Taekwondo-Biographie entscheidend geprägt
hat: erst als Aktiver, dann als Bundestrainer und anschließend als Vizepräsident. Die beiden haben eine starke, kontinuierliche Arbeit geleistet, auf der das Team um Tobias nun aufbaut und diese weiterentwickelt.
Nach der gelungenen German Open Poomsae findet die nächste Meisterschaft auf deutschen Matten am 17. Juni statt: Das Bundesranglistenturnier in Neubiberg bei München wird im Hinblick auf die Nominierungen für die Europameisterschaften eine wichtige Rolle spielen. Spannende Wettkämpfe sind also garantiert!
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Sportart
von Steven Behn
Sie ist ein Star der internationalen Poomsae-Szene: Eva Sandersen, amtierende Weltmeisterin in der Klasse U30 in Recognized Poomsae und Bronzemedaillengewinnerin im Freestyle sowie amtierende Europameisterin in beiden Kategorien. Die Dänin mit koreanischen Wurzeln trainiert seit 2009 Taekwondo und hat seitdem unzählige Titel in Recognized und Freestylegewonnen.AuchabseitsderWettkampffläche ist die Pharmazie-Studentin erfolgreich: 2019 erreichte sieinderTV-Sendung„DanmarkHarTalent/Denmark’s got Talent“ das Finale. Wir haben die sympathische Ausnahmeathletin, die erst vor einigen Wochen auf den German Open Poomsae zweimal Gold holte, zu einem Gespräch getroffen.
DTU: Der Skorpionkick ist Dein Markenzeichen – wie lange hast Du gebraucht, um ihn zu beherrschen?
Eva Sandersen: Eigentlich nicht so lange. Ich habe mir ein paar Videos angesehen, und als ich einmal entschlossen war, diese Fähigkeit zu erlernen, ging es ziemlich schnell. Mit der Hilfe von anderen habe ich
mir einige Übungen ausgedacht, die mir helfen sollten, den Kick zu meistern. Dann habe ich angefangen, nur mit mir und meiner Kamera zu üben. Ich zeigte meine Ergebnisse meiner Mutter, meinem Trainer und meinen Trainingspartnern, sodass ich mich immer weiterentwickelte und weitere Tipps bekam. Irgendwann hatte ich den Dreh raus. Ich glaube, es hat nur zwei Wochen gedauert, bis ich es richtig gelernt hatte. Aber ich bin vielleicht nicht das beste Beispiel, weil ich schon genetisch bedingt sehr beweglich war. Natürlich ist es wichtig, sich viel zu dehnen und immer wieder zu versuchen, an seine Grenzen zu gehen. Der Skorpionkick hat genau das bei mir bewirkt.
DTU: Gibt es einen besonderen Sportler/eine besondere Person, mit dem/der Du gerne eine Trainingseinheit absolvieren würdest?
Eva Sandersen: Ich hatte die Gelegenheit mit vielen großartigen Athleten zu trainieren – wie Elif Yilmaz (Weltmeisterin 2016), Chloe Bruce oder jetzt in Korea mit dem Team Mirme. Das Schöne ist, dass man von
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„Ich wünsche mir, dass Poomsae eine olympische
wird“
jedem Menschen etwas für sich selbst lernen kann, was man ein Leben lang behält und einen nicht nur sportlich weiterbringt. So gibt es natürlich viele spannende Menschen, mit denen man trainieren kann, aber ich schätze das Training zu Hause mit meinem vertrauten Heimtrainer Bodo von Münchow sehr.
DTU: Wenn Du der jungen Eva, die gerade mit dem Taekwondo-Training begonnen hat, einen bestimmten Ratschlag geben könntest, wie würde der lauten?
Eva Sandersen: Eigentlich fällt mir nichts ein, was ich meinem jüngeren Ich sagen würde. Das ist wohl die beste Antwort für mich, weil ich wirklich sagen kann, dass ich es nicht bereue. Das heißt nicht, dass mir alles leichtgefallen ist, im Gegenteil – ich habe schwierige Zeiten durchgemacht. Zeiten, von denen ich dachte, dass ich sie nicht durchstehen könnte. Und einmal war ich kurz davor, aufzugeben. Aber die Tatsache, dass ich nicht aufgegeben habe und die dunklen Momente durchgestanden habe, lässt mich nichts anderes machen wollen. Ich habe viel durchgestanden, ohne dass mein zukünftiges Ich mir Ratschläge gegeben hat und ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Meiner Meinung nach ist es noch beeindruckender, durch herzzerreißende Momente zu gehen, sich trotzdem durchzukämpfen und am Ende das zu bekommen, wofür man so hart gearbeitet hat. Die Dinge haben sich so entwickelt, wie sie sich entwickeln sollten und dafür bin ich dankbar. Ich habe es immer überstanden oder einen Weg gefunden, weiterzumachen. Das ist genau das, was ich mir für mein jüngeres Ich wünschen würde. Was ich also meinem jüngeren Ich sagen würde, hat sie selbst schon herausgefunden: Finde immer einen Weg.
DTU: Welche Fragen nerven Dich am meisten, wenn Dich jemand, der kein Taekwondo macht/kennt, über Taekwondo ausfragt?
Eva Sandersen: Die ärgerlichste Frage oder der provokanteste Satz ist, wenn Menschen abwertend fragen, ob ich Poomsae überhaupt für einen echten Kampf verwenden kann oder was der Sinn ist, dass ich so hoch treten kann. Ich habe nichts gegen Fragen, die aus Neugierde gestellt werden. Aber was ich an dieser Frage provozierend finde, ist der Ton, in dem sie oft gestellt wird. Und die Tatsache, dass sie sich respektlos gegenüber dem Sport anfühlt, den ich so sehr liebe. In jeder Sportart arbeiten die Athleten so hart und opfern wirklich viel in ihrem Leben, um ihre Träume und Ziele zu erreichen. Deswegen wünsche ich mir, dass sich alle Sportarten und Athleten gegenseitig respektieren und anerkennen, unabhängig davon, wer aus welcher Sportart kommt. Nicht jeder findet Freude an einem bestimmten Sport, aber ich denke, dass jeder Sport eine
Eleganz oder Stärke hat, an der manche Freude finden können. Das ist doch das Schöne am Sport.
DTU: Wie motivierst Du Dich, wenn Du Dich schlecht fühlst?
Eva Sandersen: Das ist eine interessante Frage, denn beim Training selbst fühle ich mich nie schlecht. Das Training ist für mich immer wie eine Medizin und ich bin während des Trainings mit mir selbst im Reinen. Wenn ich einen schlechten Tag habe, ist es immer das Training, das mich wieder gut fühlen lässt. Natürlich gibt es Tage, an denen ich mich erst einmal nicht gut fühle, wenn ich trainiere, aber ich weiß tief in mir, dass es das Richtige ist und mir eine grundlegende Zufriedenheit im Leben gibt. Deutlich schwieriger ist es für mich, wenn ich nicht trainieren kann, weil ich eine Pause einlegen muss. Das ist sehr schwierig für mich. Deshalb versuche ich immer, schnell wieder ins Training einzusteigen. Ich sehe das Training nicht als etwas, das ich tun muss, sondern ich weiß, dass ich es brauche. Es ist wie mit dem Schlaf – man braucht ihn.
DTU: Wann wurde Dir klar, dass Taekwondo mehr als nur ein Hobby ist?
Eva Sandersen: Das war etwa 2013. Ich wurde in das dänische Talentteam berufen und war fest entschlossen, den Sprung in die Nationalmannschaft zu schaffen, was mir später im Jahr auch gelang. Bei den Europameisterschaften 2013 in Spanien hat es dann Klick gemacht. Dort hat mich das Gefühl eines hochka-
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rätigen Turniers so motiviert und begeistert, dass ich mir gesagt habe: Das ist es, was ich will! Da habe ich angefangen, meine Ziele wirklich hochzustecken.
DTU: Bei den Europameisterschaften 2019 hast Du Elif Yilmaz (türkische Nationalmannschaft) zum ersten Mal geschlagen – ihr beide habt ein sehr herzliches Verhältnis und seid ein Vorbild für unseren Sport. Ist das für Dich ein besonderes Merkmal unseres Sports: Freundschaft, nicht Rivalität?
Eva Sandersen: Nun, aus meiner Sicht gibt es beides in unserem Sport: Freundschaft und Rivalität. Aber ich denke, unsere Gemeinschaft zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie für alle wie eine zweite Familie ist. Ob man gewinnt oder verliert, es ist immer jemand für einen da. Elif zum Beispiel ist für mich eine besonders wichtige Person, von der ich viel gelernt habe. Aber auch viele andere besondere Menschen, die ich bisher auf nationaler und internationaler Ebene kennenlernen durfte, sind mir persönlich sehr wichtig und gehören zu meiner Familie. Selbst ganz oben, als ich dieses Jahr mit der Iranerin im Finale der Weltmeisterschaft stand, konnte ich das spüren: Wir waren füreinander da und haben den Moment gemeinsam als Freunde erlebt. Es gibt auch einige Rivalitäten, aber ich persönlich habe gelernt, sie zu ignorieren und mich auf die positiven Begegnungen zu konzentrieren.
DTU: Was wünschst Du Dir für unsere Disziplin Poomsae?
Eva Sandersen: Ich wünsche mir, dass Poomsae eine olympische Sportart wird. Wir trainieren alle sehr hart, aber es gibt nicht viel Unterstützung. Für meinen Weltmeistertitel habe ich keine Geldpreise oder
Materielles gewonnen. Ich beschwere mich nicht darüber, denn darum geht es mir sowieso nicht. Mir geht es um eine tiefe Zufriedenheit mit mir selbst und die ist definitiv vorhanden. Es wäre nur schön, wenn Poomsae-Sportler die Aufmerksamkeit und Unterstützung bekämen, die sie wirklich verdienen. Für mich wäre es ein Traum, eine professionelle PoomsaeSportlerin zu werden. Ich erhoffe mir, dass das einfacher wäre, wenn Poomsae eine olympische Sportart wäre.
DTU: Wer ist Deine Lieblings-Actionfigur?
Eva Sandersen: Diese Frage wurde mir kürzlich schon einmal gestellt. Schließlich sind solche Figuren oft Orientierungshilfen und Vorbilder für bestimmte Situationen. Ich glaube nicht, dass ich eine bestimmte Person im Kopf habe. Aber ich habe schon seit vielen Jahren ein bestimmtes Bild im Kopf. Eine Weltmeisterin. Ich frage mich dann so etwas wie ‚Was würde eine Weltmeisterin tun, wenn sie nicht mehr kann? Weitermachen!‘ oder ‚Welche Eigenschaft hat eine Weltmeisterin in dieser Situation?‘. Das hat mir viel Kraft gegeben und mich vielleicht auch ein bisschen auf das vorbereitet, was auf mich zukommt.
Meine Lieblings-Disney-Filme sind vielleicht Mulan oder Hercules (lacht), aber ich kann mich nicht erinnern, dass mich irgendein Film dazu inspiriert hat, so zu sein, wie ich bin. Ich bin mir sicher, dass ich durch die Erziehung meiner Eltern und meine beiden Geschwister so geworden bin.
DTU: Liebe Eva, vielen Dank für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
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Eine erfolgreiche Dutch Open als Zwischenstation
Eines der größten europäischen Turniere feierte in diesem Jahr Jubiläum. Bereits zum fünfzigsten Mal trifft sich die Weltelite im Zweikampf zu den Dutch Open in den Niederladen. In nahezu jeder Taekwondo-Generation hört man Gespräche über das traditionsreiche Turnier, bei dem jeder für sich seine eigenen Geschichten geschrieben hat.
In meiner Generation waren die Dutch Open stets das Turnier, bei dem man die größten Pokale gewinnen konnte. Einige von ihnen stehen bei meinen Eltern auf dem Dachboden, denn auch ich habe es mir oft nicht nehmen lassen, in Holland an den Start zu gehen. Manchmal war das Turnier früh vorbei und die Enttäuschung groß, da sich, aufgrund der örtlichen Nähe, oft auch die Familienangehörigen auf den Weg nach Eindhoven machten. Diesen nach gerade mal sechs Minuten Kampfzeit sagen zu müssen, dass wir nun nach Hause fahren können, war manchmal schwer. Bei den erfolgreichen Teilnahmen war es dann aber umso schöner, wenn die Familie mit dabei war und den riesigen Pokal mit nach Hause nahm.
Heutzutage sind die riesigen Pokale durch Medaillen ausgetauscht, dennoch bleibt das besondere Flair für deutsche Sportlerinnen und Sportler in Eindhoven auch in der fünfzigsten Edition bestehen. Viele deutsche Starterinnen und Starter gingen am zweiten
März-Wochenende an den Start und auch die Zuschauerränge waren mit deutschen Fans gefüllt.
Mit 1.150 Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt war in diesem Jahr wieder eine harte Konkurrenz für unsere deutschen Starter gegeben. Nationalteams aus China, Großbritannien, Thailand und Spanien gingen mit ihren Top-Leuten auf Medaillenjagd.
Doch mit sieben gewonnenen Medaillen bei den Senioren und acht Medaillen bei den Jugendlichen (hier sind nur die Medaillen eingerechnet, die für das Nationalteam erkämpft wurden), hat sich Team GER in diesem Jahr stark präsentiert.
Dazu Georg Streif, Head of Team bei den Dutch Open in Eindhoven:
„Der Gewinn der Medaillen ist das eine und da freuen wir uns natürlich sehr drüber. Aber das andere ist, wie sich unsere Athleten präsentiert haben. Die Art der Kämpfe hat mir sehr gut gefallen. Da sind einige Athletinnen auch über sich hinausgewachsen und haben den Weg ins Finale geschafft und gewonnen. Manche Kämpfe, auch wenn sie verloren gingen, waren wichtig auf dem Weg zum großen Ziel. In Eindhoven sollte der Ist-Stand ermittelt, Taktik weiterentwickelt und die Trainingssteuerung für die WM-Vorbereitung optimiert werden. Der Wille und diese
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von Helena Stanek
Präsenz hat mir sehr gut gefallen. Besonders erfreulich war die Freude der jungen Athleten. Selbst wenn unsere Sportler vorne lagen, wurde der Kampf weiter aktiv gestaltet und mit Freude und Spaß gekämpft. Das hat mir sehr gut gefallen. Da erkennt man positive Signale für die Zukunft.“
Mit insgesamt 33 Athletinnen und Athleten ging das Nationalteam in Eindhoven an den Start. Acht Trainer, zwei Physiotherapeuten und Georg Streif als Head of Team sorgten für eine optimale Versorgung des Teams. Die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war eine große Herausforderung für die Organisation und Betreuung. Es war ein guter, internationaler Auftritt mit einem vereinten Jugend- und Senioren-Team. „Da muss man sich dann auch schon mal selbst ins Auto setzen und den Taxi-Fahrer spielen, damit alle rechtzeitig die acht Kilometer Distanz zwischen Hotel und Halle schaffen.“
Auf der Fläche pünktlich angekommen, habe das Team aus Trainern und Sportlern optimal zusammengearbeitet. Es sei eine große gegenseitige Unterstützung vor Ort gewesen, sodass das Team auch so erfolgreich die Heimreise antreten konnte.
Wie schon zu meiner aktiven Zeit ist auch in diesem Jahr die Dutch Open nur ein Zwischenstopp im Wettkampfkalender der Athletinnen und Athleten. Für das Seniorenteam rücken die Weltmeisterschaft in Baku und die European Games in Polen mit großen Schritten näher. Für die Jugendlichen steht im August mit der Jugend-Europameisterschaft ein Saisonhighlight an. Dazwischen stehen internationale Trainingslager und einige Turnierteilnahmen auf dem Programm.
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„Die Planung im Herren- und Damenbereich ist ganz unterschiedlich. Die Teams reisen speziell auf ihre Bedürfnisse angepasst auf Wettkämpfe und in Trainingslager. Das dies bei den Damen und Herren in dieser Saison im Hinblick auf die Olympiaqualifikation so gemacht werden muss, ist verständlich.“ Besonderes internationales Interesse habe in dieser Phase auch der Bundesstützpunkt in Nürnberg. Einige Nationalteams, unter anderem das hochdekorierte Team aus Frankreich, nutzen die Chance, um sich mit unserem Team im Training zu messen. „Wir reisen in den kommenden Wochen noch viel in internationale Trainingslager und umgekehrt reisen internationale Gäste zu uns an den Bundesstützpunkt Nürnberg. Das ist ein effektiver und konstruktiver Austausch und wird uns für unser großes Ziel, die Olympiaqualifikation, sehr weiterhelfen.“
Für fast alle im Seniorenteam ist das große Ziel, die Teilnahme bei den Olympischen Spielen, in diesem Jahr die oberste Priorität. Gerade im Damenteam herrscht zurzeit eine gesunde Konkurrenz, die sich in eine positive Dynamik und Motivation wandelt.
„Die Konkurrenz unter den Athletinnen ist da und bringt eine ganz intensive Stimmung. In manchen olympischen Klassen haben wir sogar drei absolute TopAthletinnen, die im Prinzip um einen einzigen Olympiaplatz kämpfen. So eine starke interne Konkurrenz hatten wir lange nicht.“ Die Weltmeisterschaft, die European Games und natürlich die Grand Prix Serie
in diesem Jahr sind die wichtigsten Turniere, um eine direkte Qualifikation zu den Olympischen Spielen zu schaffen. Wer hier die wichtigen Weltranglistenpunkte sammelt und sich unter den Top 5 in der olympischen Rangliste festsetzt, hat gute Chancen im Dezember 2023 sein Olympiaticket in der Hand zu halten. Eine weitere Möglichkeit erhalten nun Lorena Brandl und Ela Aydin sehr kurzfristig. Beide Athletinnen wurden vom Weltverband zum sogenannten Grand Slam nach China eingeladen. Beide Sportlerinnen dieses TopTunieres der Weltspitze können direkt in den Grand Slam in Wuxi in China einsteigen. Gewinnt eine unserer Sportlerinnen diesen Grand Slam und den Grand Slam im Dezember qualifiziert auch diese sich direkt für die Olympischen Spiele.
Bei den Herren hat kein Sportler die Einladung zum Grand Slam erhalten. Darum gilt es hier für das gesamte Team, den Fokus auf die noch anstehenden Saisonhöhepunkte zu legen und den Blick auf das europäische Qualifikationsturnier in Berlin zu richten.
„Bei den Herren herrscht eine ganz andere Charakteristik als beim Damenteam. Die wenigen Herren, auf die sich
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Das erfolgreiche Nationalteam bei den Dutch Open
Herrenbundestrainer Marco Scheiterbauer aktuell konzentriert, zeigen so langsam eine positive Entwicklung. Das von unten nun zwei beziehungsweise drei Junioren nachkommen, ist sehr erfrischend, denn sie schieben den Aufschwung an. Das ist deutlich zu spüren.“
Ob der Aufschwung schon im Jahr 2024 Früchte trägt oder der Grundstein für einen neuen Olympiazyklus ist, möchte Georg Streif nicht bewerten. „Das Ziel ist und bleibt, bei den Damen und bei den Herren in Paris vertreten zu sein. Mit der Qualifikation im eigenen Land steht uns eine zweite große Chance bevor, die wir natürlich nutzen möchten. Volle Tribünen mit heimischen Fans können unsere Sportlerinnen und Sportler bei dem harten Qualifikationsturnier Anfang März 2024 in Berlin gut gebrauchen und sorgen sicher noch einmal für eine extra Portion Motivation.“
Eine Olympia-Qualifikation im eigenen Land, das hat es in der Geschichte der DTU bisher noch nicht gegeben. Schon jetzt wünschen wir uns, dass wir als Taekwondo Deutschland gemeinsam dieses große Event nutzen, um unsere Sportart in Deutschland bekannter zu machen. Die Unterstützung der Fans aus dem eigenen Land kann in manchen Momenten der entscheidende Faktor sein, um das Zehntel an Höchstleistungen noch aus seinem Körper herauszuholen. Das haben die European Games im vergangenen Jahr in München gezeigt.
Für Georg Streif wären es in Paris die achten Olympischen Spiele, an denen er teilnimmt. In den unterschiedlichsten Funktionen war er von Beginn an in die Magie der Olympischen Spiele integriert und nennt diese Teilnahme sein absolutes Ziel für diesen Zyklus.
Die Ergebnisse der Dutch Open:
Ergebnisse Damen:
Gold: Anya Kisskalt (- 49 kg)
Silber: Süheda Celik (- 46 kg)
Bronze: Madeline Folgmann (- 53 kg), Vanessa Körndl (- 67 kg), Yanna Schneider (- 73 kg), Alema Hadzic (- 73 kg), Lorena Brandl (+ 73 kg)
Ergebnisse Herren: Bronze: Imran Özkaya (- 63 kg)
Ergebnisse Jugend weiblich:
Silber: Johanna Rommel (- 44 kg)
Bronze: Lilly Ettelbrück (- 42 kg), Ashley Sosna (- 55 kg), Aisha Bangura (- 59 kg)
Ergebnisse Jugend männlich:
Gold: Feyyaz Gümus (- 51 kg) und Kerim Kücükgsungur (+ 78 kg)
Silber: Emre Cavusmann (- 63 kg)
Bronze: Maximiliam Spick (- 73 kg)
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Ausgabe 14 - Dezember 2022 Gold und Bronze für Lorena Brandl Endlich wieder „Live“ Freestyle mit Gänsehaut Der Herr der Zahlen und Fakten
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GRÖSSTER KICK OFF-BUNDESKADERLEHRGANG DER TECHNIKER IN HENNEF
von Raffaella Delli Santi
#RoadtoInnsbruck
Mit diesem Motto sind die 40 Sportlerinnen und Sportler des Bundeskaders Technik in die Euro-Saison gestartet: Am ersten Februarwochenende trainierten sie unter den Augen des Bundestrainerteams in der Sportschule Hennef. Dank des bereits feststehenden EM-Datums (Ende November in Innsbruck/Österreich) war es dem Technikteam möglich,
die Saison 2023 endlich wieder ganz strukturiert durchzuplanen und mit dem klassischen Auftaktlehrgang zu Jahresbeginn starten zu können. „Es war eine tolle Möglichkeit, alle Sportler einzustimmen und die Grundlagen für das EM-Jahr zu legen“, erläutert Bundestrainer Paul Knauthe.
Und so war ein Hauptthema des Lehrgangs auch das vertiefte Training der Fußstellungen und der Rotationen beziehungsweise des Hüfteinsatzes. Hier legte Bundestrainerin Imke Turner vor allem Wert auf das Erspüren des exakten Timings, das der Kader erst mit Hilfe von zahlreichen kleinen Übungen erarbeitete und im nächsten Schritt in herausgegriffenen Passagen einzelner Poomsae umsetzen musste. Als Ergänzung des sportartspezifischen Trainings mussten die Athleten auch unterschiedliche Stabi-Übungen absolvieren. Freestyle-Bundestrainer Adrian Wassmuth arbeitete darüber hinaus mit Videoanalysen, um mit seinen Sportlern noch mehr ins Detail gehen zu können.
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Freestyle-Team
Ana Catalina Pohl und Bundestrainer Paul Knauthe
Steven Behn, Nami Vuong
Neben den rein physiologischen Stellschrauben wurde beim Kick Off-Lehrgang auch großer Wert auf mentale Inhalte gelegt, um den Sportlern ein weiteres Tool als Unterstützung für die Verbesserung der Leistungsfähigkeit an die Hand zu geben. Für dieses Modul war erneut der Sportpsychologe Dr. Christian Zepp als Referent zu Gast, um praktische Grundlagen und Methoden, auch mittels spielerischer Übungen, zu vermitteln. Zepp, der selbst Leistungssportler war, vermittelte den Sportlern die Bedeutung von Einstellung und mentaler Stärke als essentielle Komponenten, um am Wettkampftag die beste Performance auf die Matte zu bringen. Die Sportler hatten hier auch die Möglichkeit, eigene Erfahrungen – negative wie positive – miteinander und mit dem Sportpsychologen zu teilen, dabei viel über sich selbst zu lernen und wertvolle Hinweise und Tipps für die kommenden Wettkämpfe mitzunehmen.
Eine weitere Einheit widmete sich dann den individuellen Präsentationsläufen, bei welchen alle Teilnehmer unter
Wettkampfbedingungen vor den Bundestrainern performen mussten und dabei bereits den Input aus den vorangegangenen Einheiten antesten sollten. Nach jedem Lauf erhielten die Sportler Feedback für das Heimtraining.
Auch dieses Mal gestalteten die beiden Aktivensprecher wieder eine Einheit, in der unter anderem die Aufgabe gestellt wurde, neue Anfeuerungsrufe zu entwickeln, die das Team dann spätestens bei der Euro zum Besten geben wird.
„Die Leistungen und das Engagement der Sportler an den drei intensiven Trainingstagen waren überzeugend und lassen Topleistungen in dieser Saison erwarten“, resümiert Bundestrainerin Daniela Koller den gelungenen Auftaktlehrgang, und Adrian Wassmuth ergänzt: „Den Sportlern war die Vorfreude auf dieses Wettkampfjahr deutlich anzumerken.“
DTU-Magazin Taekwondo 20 - Ausgabe 15 04/2023 - 17
Roger Kesternich
Matteo-Won Campana
Ksenia Bongard
Patrick Kuzenko und Bundestrainerin Imke Turner
Jules Berger
MIT HERAUSFORDERUNGEN UND RÜCKSCHLÄGEN UMGEHEN
DTU: Was zeichnet für Dich einen mental starken Athleten aus?
Christian Zepp: Für mich ist es tatsächlich der Aspekt der Widerstandsfähigkeit. Stichwort: Resilienz. Dass ich mit Rückschlägen umgehen kann. Dass ich mit Herausforderungen umgehen kann. Dass ich mich selbst kontrollieren kann, auch in Situationen, die schwer und unangenehm sind. Es gehört für mich dazu, dass man auch über seine eigenen Grenzen geht, gleichzeitig aber auch seine eigenen Grenzen kennt. Dass man sich immer wieder neu testet und mit dem Willen dabeibleibt, auch wenn es wirklich schwierig wird. Dieser Punkt kommt immer wieder, mit schweren, mit herausfordernden Situationen umzugehen –mit einer Verletzung, mit einer Nichtnominierung, mit einem Misserfolg, mit einer Niederlage, mit ungerechtfertigten Kampf richterentscheidungen. Vielleicht, dass man damit umgeht, und trotzdem weitermacht, auch wenn es schwer ist. Dass ich es schaffe, im Moment zu bleiben und mich nicht die ganze Zeit darüber aufrege, was eben alles passiert ist. Dass das auch alles unfair und die ganze Welt gegen mich ist, das darf ich auch zwischendurch mal ganz kurz denken, aber dass ich es schaffe, dann wirklich wieder meinen Fokus auf das Hier und Jetzt zu lenken und mir zu überlegen: Was muss ich jetzt als nächstes tun, damit ich mein Ziel erreiche und den Fokus wirklich dabeihabe, damit ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere und dafür über
Hindernisse hinweggehe? Das macht für mich einen mental starken Athleten aus.
DTU: Was ist Deine Lieblingsmethode, um Sportlern zu vermitteln, wie sie besser mit Druck umgehen können?
Christian Zepp: Das sind verschiedene. Einerseits ist es der Achtsamkeitsaspekt. Auch wenn der im Moment ein wenig inflationär benutzt wird, bin ich doch der Überzeugung, dass dieses Im-Hier-undJetzt-Sein wirklich sehr hilfreich sein kann. Denn die Frage ist ja: Wo kommt der Druck her? Ganz häufig kommt der Druck von „Oh, ich hab‘s in der Vergangenheit mal nicht geschafft“ oder „Oh, ich will auf jeden Fall dieses Ergebnis erreichen.“ Und vielleicht auch, weil ich mich frage: Wer schaut hier gerade alles zu? Und was sagt mein Trainer, und was meine Eltern? Wenn ich überall mit meinen Gedanken bin, bin ich nicht im Hier und Jetzt. Nicht bei dem, was ich als nächstes tun sollte. Das hindert mich natürlich daran, unter diesem Druck eine gute Leistung zu bringen. Deswegen ist Achtsamkeit einer
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Drei Fragen an Sportpsychologe
Dr. Christian Zepp
Fokus
auf das Hier und Jetzt lenken.
der Punkte, die ich sehr wichtig finde. Ein anderer Punkt, den ich auch immer wieder versuche zu vermitteln ist, dass wir die Gedanken, die in unserem Kopf sind und entstehen, nicht kontrollieren können, ebenso nicht den Druck, der manchmal entsteht. Dieses Loslassen, Druck kontrollieren zu wollen, ist für mich eine ganz wichtige Komponente, sodass ich flexibel auf unterschiedliche Situationen reagieren kann. Die Gedanken, die kommen, sind normal. Der Druck, der kommt, ist normal. Der Stress, der da ist, ist normal. Das Ganze ein bisschen zu entkatastrophisieren, und den Gedanken, die da kommen, einfach mal zuzuschauen. Manchmal ist es ganz amüsant, wenn man ein wenig Distanz zu den Gedanken hat, einen Schritt zurückgeht und diese beobachtet, dann kann man die Gedanken manchmal auch vielleicht mit ein bisschen Humor nehmen und betrachten. Das sind zwei verschiedene Sachen, die ich ganz gerne mit Athleten dazu mache, wie sie vielleicht besser mit Druck umgehen können.
Im Sport Niederlagen
DTU: Gibt es etwas, das Dir im Leistungssport wichtig ist und an das die meisten nicht denken?
Christian Zepp: Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, eine der wichtigsten Sachen ist, dass wir im Sport Niederlagen lernen, immer wieder. Ein Tennisspieler verliert jede Woche – wenn er das nicht
tun würde, würde er jeden einzelnen Grand Slam gewinnen. Ein Wettkämpfer verliert auch jede Woche, auch ein Fußballer verliert einen Zweikampf, ein Handballer den Ball. Wir verlieren also eigentlich ganz oft. Ich glaube, dass uns der Leistungssport gerade auf diesem Level wunderbar zeigen kann, dass Verlieren zum Leben dazugehört, und wir vielleicht auch eine gelassenere Haltung dem Verlieren gegenüber entwickeln können. Ich glaube, dass ganz viele, die eben nicht im Leistungssport aktiv sind, diese Möglichkeit nicht haben, das zu lernen und mit Rückschlägen und Verletzungen umzugehen. Es sind ganz häufig die mental starken Menschen, die genau solche Niederlagen in ihrem Leben, in ihrer Karriere erlitten haben, die dann mit Ruhe, Selbstverständlichkeit, Souveränität auf die Fläche gehen, weil sie wissen: Mir kann nichts passieren, ich bin schon durch dieses dunkle Tal durchgegangen, ich habe die Dämonen schon gesehen und heute weiß ich, auch damit werde ich zurechtkommen. Das schließt vielleicht am Ende den Bogen wieder zu der ersten Frage: Was zeichnet für mich einen mental starken Athleten aus? Eben mit diesen Widerständen, mit den unangenehmen Situationen, mit den Problemen umzugehen und trotzdem weiterzumachen. Das ist es, was immer wieder wichtig ist.
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lernen.
Tutorial: Freestyle-Knowhow –in kleinen Schritten zur Freestyle-Form
von Adrian Wassmuth und Jules Berger
Freestyleformen sind spektakulär anzusehen und fesseln Taekwondo-Sportler wie Zuschauer. Viele „traditionelle“ Formenläufer trauen sich jedoch manchmal noch nicht so recht an das Training der unterschiedlichen Elemente, aus denen eine Freestyle-Form besteht, oder gar an eine eigene Choreographie. Aus diesem Grund haben Freestyle-Bundestrainer Adrian Wassmuth und Bundeskadersportler Jules Berger ein kleines Tutorial erstellt, um die ersten Schritte zu erleichtern.
Wer kann Taekwondo Freestyle machen?
Grundsätzlich ist der Bereich Freestyle für jeden etwas, der Spaß an der Kreation einer eigenen Form hat. Im Vordergrund steht erst einmal das Ausprobieren und Herantasten an neue Techniken und unbekannte Bewegungen. Dabei ist wichtig, Neuem gegenüber offen zu sein und sich langsam weiterzuentwickeln. Daher kann prinzipiell jede Sportlerin und jeder Sportler Freestyle machen – einfach mal ausprobieren!
Die Startklassen teilen sich in Jugend (12 bis 17 Jahre) und Senioren (ab 18 Jahre) auf. Dabei gibt es Einzel-, Paar- und Teamwettbewerbe, wobei es im Team nur eine Startklasse ab zwölf Jahren gibt. Die Teams
bestehen aus jeweils drei männlichen und zwei weiblichen Sportlern oder umgekehrt.
Was sind die Voraussetzungen für eine Freestyle-Form?
Eine Freestyle-Form setzt sich aus Choreografie und Musik zusammen. Bei der Choreografie ist zu beachten, dass es gewisse Pflichtstellungen gibt, die innerhalb der Form vorkommen müssen. Dazu gehören Hakdari Seogi, Beom Seogi und Dwitkubi. Des Weiteren müssen die sogenannten Pflichtelemente in der richtigen Reihenfolge in die Form eingebaut werden. Beginnend mit dem SprungYopchagi: Hier kommt es vor allem auf die Höhe des Tritts an. Es folgt der Mehrfachkick, bei dem mindestens drei Apchagis ausgeführt werden müssen. Steigt die Anzahl an Apchagis, erhöht sich auch der Schwierigkeitsgrad. Anschließend folgt der Spinkick , bei dem der Drehgrad mindestens 360 Grad betragen muss. Bei einem höheren
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Drehgrad wird dies in der Bewertung berücksichtigt. Anschließend wird der Kampfpart ausgeführt: Auf mindestens drei Steps folgen drei bis fünf Sparring-Kicks, die im Kyorugistil ausgeführt werden. Abschließend wird die Akrobatikaktion bewertet, bei der der Schwierigkeitsgrad sowie die Form der Ausführung bewertet wird. Es ist zu beachten, dass die Akrobatikaktion (Salto, Schraube, etc.) eine Taekwondo-Tritttechnik enthalten muss, um von den Kampfrichtern gewertet zu werten. Als Inspiration können hier auch einige Elemente aus dem Tricking herangezogen werden.
Die choreografischen Vorschriften und Pflichtelemente bilden einen Rahmen, der kreativen Freiraum zur eigenen Gestaltung zwischen diesen Elementen lässt. Zudem sollte die Choreografie passend auf die Musik sein und beides einen harmonischen Einklang bilden. Hier empfehlen sich verschiedene Richtungen, beispielsweise sind Trap Beats oder Epic Music häufig genutzte Genres, da sie sehr ausdrucksstark sind und sich die Rhythmen gut mit den Techniken der Form synchronisieren lassen. Bei der Musikauswahl muss man beachten, dass keine Vocals enthalten sind und die Gesamtlänge der Form nur zwischen 90 und 100 Sekunden betragen darf.
Alle Infos zu Bewertungen und weitere Details zu den Pflichtelementen können auch in der Wettkampfordnung Poomsae – Anlage Freestyle nachgelesen werden. Diese ist auf der DTU Homepage unter Downloads zu finden.
Wie gestaltet man ein Freestyle-Training?
Die grundsätzliche Basis für Freestyle legt das traditionelle Taekwondo-Training. Hinzu kommen für das Freestyle-Training aber noch einige spezifische Anforderungen. Gesprungener Yopchagi, MehrfachApchagi, Spinkick und Akrobatikaktionen lassen schon erkennen, dass eine gute Sprungkraft essentiell ist. Daher ist es wichtig, diese zu verbessern und Sprung- und Reaktivkraftübungen in den Trainingsplan zu integrieren. Aber auch generelles Krafttraining ist sinnvoll, da es Bandapparate und Gelenkstrukturen stärkt, die beim Freestyle stark beansprucht werden. Eine gute Ausdauerfähigkeit empfiehlt sich bei einer Dauer von 90 bis 100 Sekunden auch, denn diese können sonst ganz schön lang werden.
Des Weiteren ist für das Freestyle-Training wichtig, dass man sich langsam an die Pflichtelemente heran-
tastet und nicht zu schnell zu viel möchte. Neue Bewegungsmuster zu verinnerlichen braucht etwas Zeit und sie bilden die Grundlage für die weitere Entwicklung. Daher sind Vorübungen ein gutes Mittel, um beispielsweise Drehbewegungen sowie Absprungund Landephasen zu trainieren. Es kann helfen, mehrere Teilbewegungen am Ende zu einer Gesamtbewegung zusammenzusetzen. Durch das systematische Herantasten bildet sich die für die Bewegung nötige Koordination, das Körpergefühl in Raum und Zeit und der Krafteinsatz. Vor allem bei Akrobatikaktionen bietet sich so eine Lernkette an. Diese können Überwindung erfordern – durch Übungsreihen entsteht Sicherheit, denn mit Hilfestellungen etc. bewegt man sich erst einmal in einem „angstfreien Raum“. Weitere Hilfsmittel sind Matten, weiche Matten als Landefläche, Schnipselgruben, Sprungböden oder Airtracks. Durch diese kann außerdem gelenkschonend trainiert werden. Teilweise finden sich diese Hilfsmittel in Turnerhallen. Wenn Zugang zu diesen oder eine Kooperation mit einem Turnverein besteht, ist das optimal.
Viele der Freestyle-Sportlerinnen und -Sportler trainieren regelmäßig in solchen Hallen, daher der Tipp, einfach einmal nachzufragen, wo eine derartige Halle genutzt werden kann. Die Freestyle-Athletinnen und -Athleten sind untereinander gut vernetzt und sehr offen und hilfsbereit, sodass man keine Scheu haben muss, nach Tipps und Tricks zu fragen.
Abschließend können wir jeder Sportlerin und jedem Sportler mit einem Interesse an Freestyle nur ermutigen, es auszuprobieren und sich in die Kreation einer eigenen Form zu stürzen. Es macht sehr viel Spaß, Neues auszuprobieren, eine eigene Choreografie auf die Beine zu stellen und neue Elemente zu lernen!
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KAMPFRICHTER-AUSBILDUNG IM BEREICH FREESTYLE
von Andreas Osthoff
In den vergangenen Jahren hat der Freestyle-Bereich eine immer größere Bedeutung neben den traditionellen Formen und dem Para-Bereich bekommen. Die Anforderungen der Freestyle-Formen sind dabei nicht nur für die Sportler sehr hoch, sondern auch für die Kampfrichter.
Im Gegensatz zu den traditionellen Formen wissen die Kampfrichter vor dem Start der Sportler nicht, wie die einzelnen Freestyle-Formen aufgebaut sind. Natürlich gibt es Pflichtelemente, die in einer vorgegebenen Reihenfolge gezeigt werden müssen, sowie Pflicht-Fußstellungen, doch diese werden von den Sportlern innerhalb der gesamten Vortragsdauer von 90 bis 100 Sekunden individuell eingebaut.
Die Aufgaben für den wertenden Kampfrichter sind also vielfältig: Die Pflichtstellungen und die fünf verschiedenen Pflichtelemente müssen identifiziert werden. Zusätzlich müssen sie jeweils noch prüfen, ob die Vor-Bedingungen korrekt eingehalten sind – beispielsweise die Anzahl der Schritte vor den Sprungtechniken oder das Steppen vor den Wettkampftechniken, da es sonst Abzüge geben oder Pflichtelemente im schlimmsten Fall auch überhaupt nicht gewertet werden können. Gleichzeitig kann es noch weitere Abzüge geben, etwa beim Verlassen der Wettkampffläche. Weitere spezielle Regelungen gibt es noch in den Paarsowie Teamkategorien.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Freestyle-Formen sind die Akrobatik-Elemente. Bisweilen versuchen die Sportler, so viele Elemente wie möglich in die Choreografie einzubauen. Das sieht für die Zuschauer erst einmal spektakulär aus, doch das wichtige Akrobatik-Element ist das letzte der Pflichtelemente – gemäß der Definition
„Akrobatikaktionen, die gedrehte Sprünge beinhalten, die mit einem Taekwondo-Kick mit einer Kniestreckung durchgeführt werden müssen. Die Tritte werden in der Luft ausgeführt“. Natürlich nehmen die Kampfrichter alle Elemente wahr, doch lediglich dieses „Pflichtelement“ zählt für die technische Bewertung und bringt die meisten Punkte. Die zusätzlichen Akrobatik-Elemente können sich positiv auf die Präsentationswertung, also den Gesamteindruck, auswirken – dafür sollten diese stimmig und passend zur musikalischen Untermalung in die Choreografie eingebaut werden.
Die DTU bietet für den Bereich Freestyle seit zwei Jahren spezielle Online-Lehrgänge für Kampfrichter an, bei der die Auswertung und Analyse von Freestyle-Formen im Vordergrund steht. Neben der reinen Theorie ist es immens wichtig, diese Vorgaben in der Praxis auch schnell und zuverlässig umsetzen zu können. In einem Zeitrahmen von etwa zwei Stunden analysieren die Kampfrichter gemeinsam Freestyle-Videos von verschiedenen Sportlern und Leistungsklassen. Der Fokus liegt dabei auf der Identifizierung und Bewertung der Pflichtelemente, wenn alle Vorgaben erfüllt worden sind. In Rahmen dieser Lehrgänge werden alle möglichen Themen intensiv besprochen, damit es auf den Turnieren keine Missverständnisse oder offene Fragen gibt.
Die Online-Lehrgänge richten sich primär an Bundeskampfrichter, sind aber auch offen für interessierte Landeskampfrichter oder auch Sportler und Trainer. Sie kommen sehr gut bei den Teilnehmern an. Auch in diesem Jahr wird es die Lehrgänge daher wieder geben, allerdings mit einem etwas anderen Format, damit sich die Teilnehmer noch mehr einbringen können.
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DTU-SPORTABZEICHEN-PRÜFERLIZENZ
Anfang Februar, am Samstag, 4. Februar 2023 fand in Falkensee ein Bundesbreitensportlehrgang mit 225 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Stephanie Wiechert, die Bundesbreitensport-Referentin der DTU und vier weitere Referentinnen und Referenten waren Garant für einen durchweg erfolgreichen Lehrgang. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus drei Landesverbänden und 27 verschiedenen Vereinen. Die jüngste Teilnehmerin war acht Jahre und der älteste Teilnehmer 65 Jahre.
Sieben Teilnehmer des Breitensportlehrganges konnten während des Lehrganges die DTU-SportabzeichenPrüferlizenz erwerben, 43 Sportlerinnen und Sportler
legten im Rahmen des Lehrganges das DTU-Sportabzeichen erfolgreich ab.
Für ein straffes und anregendes Programm mit insgesamt 16 Trainingseinheiten in vier Trainingshallen sorgten Cem Ünlüsoy, Max Schumann, Dr. Raphael Kwaku Finn, Viatcheslav Kushkov und Stephanie Wiechert. (hh)
Ein Video auf Youtube gibt einen Eindruck vom Bundes breitensportlehrgang in Falkensee: www.youtube.com/ watch?v=3O0ZoEAaPq8
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DER 9. DAN IST IMMER EIN HIGHLIGHT
Bundesprüfungswesenreferent Wilfried Pixner sucht praxistaugliche Lösungen
von Hermann-J. Hoffe
Eschenlohe, eine Gemeinde im oberbayrischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen, ist die Heimat von Wilfried Pixner (64), Generalsekretär der Bayrischen Taekwondo Union e.V. und zugleich Bundesprüfungswesenreferent bei der DTU. In letzterer Funktion haben wir den Eschenloher DiplomInformatiker in einem Zoom-Interview zum Prüfungswesen in der Deutschen Taekwondo Union gesprochen.
Das Prüfungswesen und die damit verbundenen Aufgaben sind auch beim Taekwondo eher Themen, die im Schatten von Breitensport und Wettkampf liegen. Für Wilfried Pixner ist dieses Schattendasein schon ein wenig merkwürdig. „Eigentlich ist jeder im Taekwondo ein- bis zweimal im Jahr in irgendeiner Weise mit der einen oder anderen Prüfung konfrontiert“, sagt Wilfried Pixner. „Doch viele Aufgaben sind an die Landesverbände und direkt an die Vereine delegiert, so dass die Aufgaben des Bundesprüfungsreferenten weniger wahrgenommen werden.“
Der fröhliche Oberbayer Pixner erzählt durchaus mit ein wenig Stolz über die Funktion und die Arbeit als Bundesprüfungswesenreferent. „Ich bin für das Prüfwesen und gleichzeitig für das Passwesen verantwortlich. Dazu gehört natürlich die Ausstellung der DTU-Ausweise für die Mitglieder und auch deren Überprüfung bei Meisterschaften oder Prüfungen. Spätestens bei der ersten Prüfung braucht man einen
Ausweis. Die Ausweise werden von den Landesverbänden ausgestellt. Gleichzeitig bin ich zuständig für die Ausstellung sämtlicher Dan-Urkunden, Ehrenurkunden und Vereinszertifikate in Deutschland. Diese werden für die einzelnen Prüfungen rechtzeitig an den Landesverband oder Verein geschickt. Alle Dan-Prüfungsergebnisse werden in unserer Datenbank eingetragen.
Ein halbes Jahrhundert Taekwondo
Wilfried Pixner kann auf einen langen Taekwondo-Weg zurückblicken. Seit den Olympischen Spielen 1972 in München ist Taekwondo ein Bestandteil seines Lebens. Bis zum 5. Dan hat er es gebracht. Doch durch immer mehr Ehrenämter ist die sportliche Entwicklung in den Hintergrund getreten.1995 übernahm der DiplomInformatiker den Posten als Lehrwart im Landesverband Bayern. 2005 wurde er zum Bundeslehrreferenten gewählt. Und seit 2008 übt er das Amt des Bundesprüfungswesenreferenten aus. Was hat Wilfried Pixner motiviert, sich überhaupt im Taekwondo und später besonders für die Arbeit im Lehr- und Prüfwesen zu engagieren? Ein leichtes Schmunzeln zeigt sich in seinem Gesicht. „Am Anfang stand vor allem der Selbstverteidigungsaspekt im Vordergrund. Mit der Zeit habe ich dann im Verein und später im Landesverband Bayern fast alle Ämter innegehabt, außer Präsident. Für das Bundesprüfungswesenamt bin ich heute pro Tag im Durchschnitt zwei bis drei Stunden tätig. Zweimal im Jahr gehört die Vorbereitung der Bundes-Dan-Prüfungen – einmal im Norden, einmal im Süden – zu meinen Aufgaben. Dazu kommen die Planungen für die jährliche Bundesprüfungskommissionstagung aller Landesprüfungsreferenten. Hier diskutieren wir über die Prüfungsordnung und was vielleicht verändert werden muss oder kann. Es werden Beschlüsse gefasst und ans Präsidium weitergeleitet. Im besten Fall wird dann auf der Mitgliederversammlung darüber abgestimmt.“
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Ansporn und Ziel ist für Wilfried Pixner, im Prüfungswesen neue Wege zu gehen, neue Impulse zu setzen, auch wenn zu viel Bürokratie dabei immer im Wege steht. „Etwas ist mir gelungen: Auf meine Initiative hin wurden neue Urkunden und Ausweise eingeführt und die Kup-Prüfungslisten geändert. Es gibt keine Noten mehr, so wie es früher war, sondern nur Ja oder Nein. Wir haben die Vereins-DanPrüfungen eingeführt, zunächst bis zum 1. Dan, später sogar bis zum 3. Dan unter bestimmte Voraussetzungen."
Einfache und verständliche Prüfungsordnung
Als wahrer Höhepunkte seiner Arbeit sieht Wilfried Pixner, wenn jemand zum 9. Dan antritt. „Das ist immer ein Highlight. Ich habe sehr viel Respekt für die Menschen, die sich, meistens im hohen Alter,
freundliche Prüfungswesenreferent der DTU. Für die Zukunft möchte er die Prüfungsordnung weiter verschlanken. „Die Prüfungsordnung sollte einfach und verständlich sein und auch für einen Laien lesbar.“ Hier arbeitet Wilfried Pixner mit der Unterstützung des Vizepräsidenten Randolf Baldauf an einer deutlichen Verschlankung der Prüfungsordnung. Und weiter: „Wenn wir die Anforderungen an die Prüfungen etwas normalisieren, werden auch die Vereine sicherlich mehr Zuspruch bekommen. Man sollte immer daran denken, dass die Breitensportler Taekwondo in ihrer Freizeit ausüben. Da müssen die Rahmenbedingungen, einschließlich der Prüfungen, so sein, dass die Ausübung des Sports auch Spaß macht. Die Erfahrung zeigt, wenn einer einmal mit Taekwondo aufgehört hat, dann ist es schwer, dass er wieder zurückkommt. In kaum einer Sportart hat man, um
einer solchen Prüfung stellen (54 +).“ Als Vorbild für seine Arbeit bezeichnet der Referent für das Prüfungswesen seinen Vorgänger im Amt, Heinz Gruber. „Ich strebe eine gesunde Mischung aus notwendiger Bürokratie und sinnvoller, vernünftiger Praxis an“, sagt Wilfried Pixner. „Daher bin ich stolz, dass es gelungen ist, bei der DTU neue Urkunden und neue Pässe einzuführen.“ Rückschritte hat es nach eigenen Aussagen in der bisherigen Arbeit nicht gegeben. „Wenn die Visionen zu groß sind, dann werde ich schon frühzeitig ausgebremst“, schmunzelt der
etwas zu erreichen, eine so lange Bindung an den Verein, wie beim Taekwondo.“
Und warum gibt es in dem überschaubaren GarmischPartenkirchen verhältnismäßig viele TaekwondoVereine, wollen wir zum Abschluss noch von Wilfried Pixner wissen. „Das hat etwas mit der natürlichen Rivalität in dörflichen Umgebungen zu tun. Wenn es einen Taekwondo-Verein in Garmisch gibt, dann muss es auch einen in Partenkirchen geben. Das ist gut so und spornt alle an.“
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FALKENFIGHTER E.V. - TAEKWONDO AM FALKENSEE
Seit 1997 betreiben die Falkenfighter e.V. als gemeinnütziger Verein Taekwondo in Falkensee. Auf der Website des Vereins heißt es dazu: Als waffenlose Selbstverteidigung und olympische Sportart (WT – World Taekwondo) ermöglicht Taekwondo, Jung und Alt, Konzentration mit körperlicher Aktivität zu verbinden. Als Verein und offizielles Mitglied der DTU (Deutsche Taekwondo Union) ist der Verein auf die Vollkontakt-Variante des Sports ausgelegt, die man allgemein unter dem Synonym WT kennt. Im Jahr 2011 erweiterte der Verein sein Sportangebot um eine Selbstverteidigungsgruppe.
Als Ausrichter des diesjährigen Breitensportlehrganges Anfang Februar zeigten die Falkenfighter mit Begeisterung und großem Engagement, dass die Planung und Durchführung größerer Veranstaltungen bei ihnen in guten Händen ist. (hh)
Website des Vereins: falkenfighter.de/taekwondo
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80 PROZENT ARBEIT, 10 PROZENT TALENT UND 10 PROZENT GLÜCK.
Dragan Jovics Jubel mit der serbischen Nationalflagge bei den Olympischen Spielen in London, Rio und Tokio ist prägend in den Köpfen der Taekwondo-Welt geblieben. Galeb – was Jovics Spitzname ist und übersetzt „weißer Vogel“ bedeutet – steigt mit zwei olympischen Goldmedaillen, einer Silbermedaille und einer Bronzemedaille in die Top-Elite der Taekwondo-Trainer auf. Die vergangene Weltmeisterschaft ist mit fünf gewonnenen Medaillen fürSerbiendieerfolgreichsteinderGeschichtedesLandes.DerRekord-SammlerscheintseitseinemOlympiadebüt 2012 in London uneinholbar auf der Erfolgsspur, doch ein mögliches Ende ist in Sicht. Wir sprachen mit dem sympathischen Trainer aus Serbien.
Im Februar dieses Jahres nutzte unser DamenNationalteam die Möglichkeit, in die Medaillenfabrik von Erfolgstrainer Dragan Jovic zu blicken und hier ein intensives Trainingslager zu absolvieren. Das Camp hatte unser Damen-Trainer Balazs Toth lange mit dem serbischen Trainer geplant, da der Wettkampfkalender voll ist und Galeb seine Türen auch nicht für jeden öffnet. „Wir haben oft Gäste hier in Serbien. Aber unsere Tür ist nicht immer offen. Wir müssen stets auf unser eigenes Training blicken und Camps an die Dynamik im Wettkampfkalender anpassen.“
Aus seiner Sicht sei es gut, Erfahrungen auszutauschen und in der Vorbereitung mit wechselnden Partnern zu trainieren. Man könne in solchen Trainingslagern stets voneinander lernen.
Ich kann mich noch gut erinnern, als Dragan mit seiner Schülerin Milica Mandic das erste Mal bei uns in Sonthofen als Gast im Trainingslager anwesend war. Sofort, wenn internationales Flair im Raum liegt, entsteht eine intensive Dynamic unter den Sportlerinnen
und Sportlern, die jede Trainingseinheit nochmal effektiver werden lässt. Diesen Eindruck teilt auch Dragan: „Die Energie, die in der Trainingshalle bei solchen Trainingscamps aufsteigt, ist enorm. Jeder wird Teil dieses Erlebnisses und fährt mit gefüllten Lungen, Zufriedenheit und großer Motivation für den nächsten Wettkampf nach Hause.“
Und was sagt man dazu aus Sportlersicht? Milica Mandic sagte in einem vergangenen Interview zu mir, und ich kann dies auch aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen: „Die Gäste kamen stets frisch in das Training und in die Kämpfe. Hier trotzdem weiter zu trainieren, macht dich mental enorm stark.“ Vor allem vor den Olympischen Spielen in Tokio hat die Doppel-Olympiasiegerin viele internationale Trainingslager bei sich zuhause durchlaufen. Frische ausgeruhte Trainingspartnerinnen aus der ganzen Welt hätten sie oft an ihre körperliche und mentale Grenze gebracht. Sie habe fast wöchentlich Testwettkämpfe mit internationalen Sparringspartnern absolviert. Für all diese Mühen belohnte sie
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von Helena Stanek
“The happiest coaches are those who have a hardworking and talented athlete.”
Dragan Jovic
als Sportler und Trainer erfolgreich
sich und ihren Trainer Galeb mit der Goldmedaille in Tokio.
Dass vor allem das Thema Pause oft ein DiskussionsThema war, muss auch Jovic in unserem Interview zugeben. Er habe wenig Zeit für Pausen, was ihn mittlerweile ein wenig störe. Der Wettkampfkalender sei so fordernd, dass er sich einfach nicht entspannen und an einer längeren Pause erfreuen könne.
Doch was hat ein Trainer, der mit vier gewonnenen Goldmedaillen und acht (4 x Gold, 1 x Silber und 3 x Bronze) Weltmeistermedaillen noch für Ziele? Es gibt viele Trainer, die sich nur einen dieser Erfolge wünschen und dafür monate- sogar jahrelang arbeiten. Er selbst könne manchmal gar nicht glauben, was er erreicht habe. „Ich erinnere mich nur an meine Erfolge, wenn mich jemand darauf anspricht.“ Nach jedem Medaillenerfolg würde bei ihm gleich ein Schalter
umgelegt und der Fokus läge sofort auf dem nächsten Ziel. Wenn er mal seinen Job beenden würde, dann würde er vermutlich all das bewundern, was seine Athleten, sein Team und er gewonnen haben. Aber aktuell sei er noch im „Prozess der Eroberung.“
Eine fulminante Eroberung hat das serbische Nationalteam bei der vergangenen Weltmeisterschaft in Mexiko gezeigt. Die Taekwondo-Welt hatte schon spekuliert, wie Dragan und das serbische Team sich präsentieren werden, nachdem die absolute Vorzeigeathletin Milica Mandic doch nach den Olympischen Spielen in Tokio ihre Karriere beendet hatte. Der Rücktritt von Milica sei für ihn nicht leicht gewesen. Nicht nur wegen der Ergebnisse, die Milica für Serbien erkämpft hat. Sie sei stets die treibende Kraft im Training gewesen. „Ihr Rücktritt war lange vorbereitet und die Verschiebung der Olympischen Spiele gab mir ein Jahr mehr Zeit, mich auf diesen Punkt vorzubereiten. Aber es war natürlich nicht leicht. Wir haben ein Jahr gebraucht, um uns daran zu gewöhnen.“
Er habe schnell den Fokus auf das neue Ziel, die Weltmeisterschaft, legen müssen und sei mit Energie zurück in die Trainingshalle gegangen. Es wurde, wie sollte es bei Galeb anders sein, hart gearbeitet und dementsprechend optimistisch wurde die Reise nach Mexiko angetreten. „Im Sport weiß man nie, ob sich die harte Arbeit in guten Ergebnissen widerspiegeln wird. Es kann so viel auf der Fläche passieren.“ Doch in Mexiko lief es mehr als gut: Serbien feierte das beste Ergebnis bei Weltmeisterschaften in der
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Geschichte der Nation. Mit zwei Goldmedaillen, einer Silbermedaille und zwei Bronzemedaillen gewinnt Serbien Platz vier in der Nationenwertung. Sie waren das erfolgreichste europäische Team bei der Weltmeisterschaft.
Eine nette Geschichte dazu: Ich selbst war in meiner Funktion als Medienreferentin in Mexiko vor Ort. Ein kleiner Mini-Bus holte mich vom Hotel zum Flughafen ab, um die Rückreise anzutreten. Auf einmal stieg auch Galeb mit seinem Team in den Bus ein, und ich sah überall nur noch diese großen Sombreros, die jeder Medaillengewinner bei der Weltmeisterschaft als Trophäe bekommen hatte. Sie hatten Mühe, alle Hüte mit in den kleinen Bus zu bekommen. Ich zählte leise und dachte nur: „Wow, hier sitzen einfach fünf Medaillengewinner von der WM mit mir im Bus.“ Ich selbst war ja lange Jahre eine derjenigen, die Medaillen gewonnen hatte. Aber solche Erfolge in dieser Masse von einer doch kleinen Nation mitzuerleben, ist auch für mich etwas Besonderes. Zu meiner Zeit war Serbien nicht unbedingt die Nation, vor der man sich auf der Poolliste fürchtete. Doch mittlerweile zählt diese Nation zu den Top-Nationen in Europa und zu
den Top-4 in der Welt. Ein Erfolg, der federführend in den Händen von Dragan Jovic liegt.
Doch was gehört aus Galebs Sicht dazu, um als Athlet so erfolgreich auf der Fläche stehen zu können? Eine Frage, die er häufig gestellt bekommt. Auch mich interessiert es enorm, was dieser erfolgreiche Trainer für Antworten auf diese vieldiskutierte Frage hat. Ich hatte eine leise Vermutung, was er antworten würde, da ich Galeb schon lange kenne und mir seine Trainingsphilosophie auch aus eigener Erfahrung bekannt ist.
„Es sind 80 Prozent Arbeit, 10 Prozent Talent und 10 Prozent Glück.“ Im Teamsport könne Talent genug sein. Wenn man ein gut arbeitendes Team habe, könne man in den entscheidenden Momenten mit seinem Talent glänzen. Im Einzelsport sei das anders. „Ohne harte Arbeit, Hingabe, Verzicht und die Bereitschaft, all die Hindernisse zu überwinden, denen man begegnet, halte ich es für unmöglich, unabhängig vom Talent, erfolgreich zu sein.“ Die glücklichsten Coaches seien die, die ein hartarbeitendes Talent trainieren.
Seit Januar 2023 arbeitet Galeb zusätzlich als Technical Director für das Österreichische Nationalteam. Es sei ein neues Projekt und eine neue Herausforderung für ihn. Nationaltrainer ist er weiterhin einzig und allein für Serbien. Sein Ziel ist es, Athletinnen und Athleten für die Olympischen Spiele in Paris zu qualifizieren und ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Vermutlich werden die Spiele in Paris seine letzten Olympischen Spiele werden. Schon jetzt ist Taekwondo mit vier gewonnen Olympiamedaillen die erfolgreichste Sportart in Serbien. Doch er möchte den Sport in seinem Land noch bekannter machen und ihn in alle Städte Serbiens streuen.
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Verschiedene Rollen für Verbesserungen
von Helena Stanek
Vereinstrainer, Bundeskampfrichterreferent, internationaler Kampfrichter, Familienvater und nun Head of Team für KPNP in Europa. Abdullah Ünlübay will Deutschland nach vorne bringen. Die größte Unterstützung bekommt er von seiner Frau und durch seine eigene Motivation, besser zu werden.
DTU: Die Deutsche Meisterschaft in Nürnberg liegt hinter uns. Wie sieht Dein Fazit zu dem Turnier aus?
Abdullah Ünlübay: Ich bin mit der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg sehr zufrieden. Was mir besonders gut gefallen hat, war die Kampfrichterleistung. Alle Kampfrichter haben ein sehr hohes Niveau auf der Fläche gezeigt und es gab von Trainern so gut wie keine Beschwerden. Auch die gesamte Organisation ist reibungslos gelaufen. Die wunderschöne KIA Metropol Arena hat perfekt zu dieser
Meisterschaft gepasst. Etwas Besseres habe ich bislang für eine Deutsche Meisterschaft nicht gesehen.
DTU: Du bist ein sehr kritischer Mensch, im positiven Sinne, und suchst stets Verbesserung. Was könnte bei einer Turnierausrichtung noch optimiert werden?
Abdullah Ünlübay: Manchmal nutzen wir nicht die gesamten Möglichkeiten aus, die uns zur Verfügung stehen. Hier denke ich zum Beispiel an eine stärkere Präsentation unseres Verbandes auf dem Videowürfel. In Nürnberg hätte man zum Beispiel den Videowürfel noch effektiver einsetzen können. Der wurde nicht zu 100 Prozent zur Präsentation unseres Verbandes genutzt.
DTU: Du wechselst oft die Rollen. Mal bist Du Vereinstrainer, dann bildest Du als Bundeskampfrichterreferent junge Kampf-
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richter aus, bist selbst bei internationalen Turnieren im Einsatz und kümmerst Dich auch um das Turniermanagement bei nationalen Meisterschaften. Wie schaffst Du dieses hohe Pensum?
Abdullah Ünlübay: Die größte Unterstützung, um so viel für die Sportart zu tun, bekomme ich von meiner Familie. Ohne diesen Rückhalt würde es nicht gehen. Ein großer Dank geht hier an meine Frau, die mich bei allem so intensiv unterstützt. Die zweite Motivation, diese vielen Funktionen zu machen, kommt eigentlich von mir selbst. Als Bundeskampfrichterreferent möchte ich, dass Deutschland und deutsche Kampfrichter wieder die Nummer 1 unter den Nationen werden. Das ist mein Ansporn und meine Motivation. Ich möchte stets Verbesserungen herbeiführen. Ich nehme alle Rollen mit, die ich bekommen kann, damit ich für Verbesserungen in den unterschiedlichen Bereichen sorgen kann. Ob es als Vereinstrainer ist, um das Training im Verein zu verbessern, oder als internationaler Kampfrichter, um in meinen Kampfrichterseminaren die aktuellen Entwicklungen zu schulen. All meine Rollen helfen mir, Verbesserungen herbeizuführen.
DTU: Nun kommt noch eine weitere neue Funktion bei KPNP dazu. Erzähl uns von dieser neuen Aufgabe. Abdullah Ünlübay: Ich arbeite schon lange zusammen mit der Firma KPNP beziehungsweise damals mit
Adidas. Yeonji Kim kam dann auf mich zu und hat gefragt, ob ich mir vorstellen könnte „Head of Team in Europa“ für KPNP zu sein. Diese Anfrage habe ich gerne angenommen, da mir das System sehr gefällt und mich das gesamte Turniermanagement sehr anspricht. Nun bin ich als Head of Team für alle europäischen Turniere, die mit KPNP ausgetragen werden, verantwortlich.
DTU: Bei den Slowenien Open warst Du erstmals in dieser Funktion mit Deiner Frau im Einsatz. Wie ist es gelaufen und was waren Deine Eindrücke vom Turnier?
Abdullah Ünlübay: Für mich war der erste Einsatz in Slowenien Routine. Ich habe ja schon viele Turniere ausgerichtet und darum war es für mich nichts neues. Für meine Techniker war es eine Herausforderung, weil sie zunächst alles neu lernen mussten. Aber ich schule sie ausgiebig, damit sie verstehen, wie KPNP funktioniert und wie das System arbeitet. Darum ist auch ihr erster Einsatz gelungen und ich bin mit der Arbeit bisher zufrieden. Was nicht so gut lief war, dass das Turnier sonntags viel zu spät zu Ende war. Die Organisation in Slowenien hätte hier noch besser laufen können.
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KREATIVER BETTLAKEN-BRUCHTEST
Bei der Bundes-Danprüfung, die am 25. März 2023 im bayerischen Krumbach ausgetragen wurde, gingen 30 Prüflinge – davon allein 23 aus bayerischen Vereinen – über die Registratur. Die übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisten aus Hessen, Baden-Württemberg, dem Saarland und Rheinland-Pfalz ins beschauliche Krumbach.
Von 25 Prüfungsteilnehmern wurde der 4. Dan und der 5. Dan angestrebt. Hans Klimkeit (SG Krumbach), Dr. Markus Klein (TC Bierbach) und Peter Obermeier (TV Passau) stellten sich der Prüfung zum 6. Dan und Thomas Blobner (TC Freigericht) zum 7. Dan. Kai Müller (Budo-Schule Wiesbaden) ließ sich zum 9. Dan prüfen.
Mit einer kurzweiligen Rede wurde die Bundes-Danprüfung von Wilfried Pixner, dem Bundesprüfungsreferenten, eröffnet. Er bedankte sich bei den Krumbacher Ausrichtern –stellvertretend bei Reinhold Gruber – für die Gastfreundschaft und begrüßte Heinz Gruber als Ehrenpräsident der DTU.
Die Prüfungen wurden zeitgleich auf zwei ausgelegten Kampfflächen durchgeführt. Das erste Prüfungsgremium war mit Heinz Gruber (9. Dan und Vorsitz), Kum-Sik Kwak (9. Dan) und Klaus Ermler (8. Dan) besetzt. Im zweiten Gremium hatte Heinrich Magosch (9. Dan) den Vorsitz. Unterstützt wurde er von Klaus Pedersen (8. Dan) und Kyung-Jin Kwak (8. Dan).
Alle Prüflinge gingen gut vorbereitet auf die Flächen und zeigten durchweg gute bis hervorragende Leistungen. Vor allem bei den Themen Selbstverteidigung und Bruchtest zeigten auch dieses Mal einige Teilnehmer, dass man seine sportlichen Fähigkeiten auch kreativ vorführen kann. Als eines von mehreren Beispielen sei hier der Bruchtest durch ein nach oben gespanntes Bettlaken genannt. Dass ein kreativer Bruchtest letztendlich erfolgreich abgeschlossen werden sollte, wurde beim Bettlaken-Bruchtest eindrucksvoll bewiesen.
Vor der Überreichung der Dan-Urkunden wurde von den Prüfern kritisch angemerkt, dass bei der Selbstverteidigung das Augenmerk nicht nur auf die Ausarbeitung von Showelementen gelegt werden sollte, sondern auch auf die Praxisnähe der gezeigten Techniken. Darüber hinaus wurde angeregt, dass es durchaus sinnvoll sein könnte, wenn sich jeder auf den neuesten Stand bringen würde, wie man die geforderten Formen vorführt.
Ohne hier auf die Leistungen der Teilnehmer eingehen zu wollen, sollte die Leistung von Horst Scholz (SV Nennslingen) hervorgehoben werden. Trotz seiner 74 Jahre ließ er sich von seinen Schülerinnen, den beiden erfolgreichen Wettkämpferinnen Isabel und Vanessa Beckstein, zur Prüfung zum 5. Dan „überreden“. Die beiden Schwestern unterstützten ihn bei der erfolgreich abgelegten Prüfung als Bretthalterinnen und bei der Selbstverteidigung.
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von Peter Bolz
Bundes-Danprüfung in Krumbach
Mit ihren gerade erst 20 Jahren trat Jessica Rogg (SG Krumbach) in Krumbach zur Prüfung zum 4. Dan an. Die international recht erfolgreiche Formenläuferin bekam von den Prüfern für ihre abgelegten Prüfungselemente so gute Bewertungen, dass sie ihre Danprüfung beim Gremium 1 als Prüfungsbeste ablegte.
Die 23 Jahre alte Diem Quynh La (TV 1860 Gunzenhausen), die ebenfalls die Prüfung zum 5. Dan ablegte, wurde für ihre hervorragenden Leistungen beim Gremium 2 als Prüfungsbeste ausgezeichnet. Nur am Rande: Auch vor fünf
Jahren wurde Diem Quynh bei ihrer Prüfung zum 4. Dan als Prüfungsbeste ausgezeichnet – Respekt!
Kai Müller, einer der erfolgreichsten Formenläufer in Deutschland und Leiter der Budo-Schule Wiesbaden, überzeugte die Prüfer nicht nur mit seinen beiden Formen Hansu (16. Form) und Ilyo (17. Form). Auch in den anderen Prüfungsteilen zeigte er hervorragende Leistungen. Bei der Selbstverteidigung setzte er nur Fußtechniken ein. Mit der Aushändigung der Urkunde zum 9. Dan gehört Kai Müller jetzt zum elitären Kreis der zehn Träger des 9. Dan.
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STARKER JAHRESAUFTAKT
DER ZWEIKÄMPFER BEI DM IN NÜRNBERG
Am 28. und 29. Januar wurde mit der Deutschen Meisterschaft der Senioren und Jugend in der Kia Metropol Arena in Nürnberg das neue Wettkampfjahr eingeläutet. Die moderne Sporthalle mit Platz für 4.000 Zuschauer war der perfekte Austragungsort für dieses Turnier. Die Kämpfe fanden auf insgesamt vier Wettkampfmatten mit elektronischen Systemen der Firma KPNP statt. Um den Jugendlichen einen Doppelstart in der Jugend- und in der Seniorenklasse zu ermöglichen, wurden am Samstag die Wettkämpfe in der Jugendklasse ausgetragen bevor am Sonntag dann die Senioren auf der Wettkampfmatte standen. Die Wettkampfleitung lag wie immer in den Händen unseres Bundeskampfrichterreferenten Abdullah Ünlübay, der einen einwandfreien und pünktlichen Turnierverlauf ohne Pausen und längere Unterbrechungen sicherstellte. Die Zuhausegebliebenen konnten die Kämpfe auf allen vier Flächen an beiden Tagen über unsere Livestreams mitverfolgen.
Am Samstag ließ es sich DTUPräsident Stefan Klawiter vor den Halbfinal- und Finalkämpfen nicht nehmen, die Meisterschaft persönlich zu eröffnen und diesen Rahmen auch für einige Ehrungen zu nutzen. Gemeinsam mit DTU-Vizepräsident Jannis Dakos zeichnete er die
Gesamtsieger und -siegerinnen der Jugend- und Seniorenklassen der im letzten Jahr ausgetragenen Final-9-Turniere aus. Geehrt wurden außerdem Peter Fuhr, Vizepräsident in Saarland, der den vierten Dan überreicht bekam sowie Musa Cicek, der den sechsten Dan für seine außerordentlichen Verdienste im Taekwondo-Sport erhielt. Anschließend übernahmen BTU-Präsident Gerd Kohlhofer und Vizepräsident Hasim Celik das Mikrophon, um sich bei Lorena Brandl, Vanessa Körndl und Imran Özkaya für die herausragenden sportlichen Leistungen im vergangenen Jahr zu bedanken und eine kleine Prämie zu überreichen. Danach folgten die Halbfinal- und Finalkämpfe der Jugend.
Auch unsere drei zuständigen Bundestrainer Marco Scheiterbauer (Herren), Balazs Toth (Damen) und Boris Winkler (Jugend) nutzten selbstverständlich die Gelegenheit, die Kämpfe ihrer aktuellen Kaderathleten zu verfolgen und neue Talente zu sichten. Vor allem bei den Senioren kam es in einigen Gewichtsklassen, wie beispielsweise bei den Herren -63 kg oder den Damen -49 kg, zu direkten Vergleichskämpfen. In der Herrenklasse -63 kg standen sich Jordanis Konstantinidis (TSV Dachau 1865) und Imran Özkaya
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von Melanie Kordel
(TKD Varol Neu-Ulm) im Finale gegenüber. In einem sehr ausgeglichenen Kampf konnte Jordanis den Kampf in der dritten Runde schließlich für sich entscheiden. Auch bei den Damen -49 kg gab es ein spannendes Finale zwischen Anya Kisskalt (TKD Elite
Vereinswertung Jugend:
1. BSV Friedrichshafen
2. TSV Dachau 1865
3. Taekwondo Herringen
Verbandswertung Jugend:
1. BTU
Nürnberg) und Ela Aydin (TSV 1865 Dachau). Auch hier waren die ersten beiden Runden recht ausgeglichen, sodass es in die dritte und entscheidende Runde ging. Hier behielt Anya Kisskalt die Nerven und konnte den Kampf für sich gewinnen.
Vereinswertung Senioren:
1. TSV Dachau 1865
2. TV Altmannstein
Verbandswertung Senioren:
1. BTU
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2. NWTU
3. TUBW
3. Taekwondo Varol Neu-Ulm
2. TUNRW
3. TUBW
Yanna Schneider (rot) und Alema Hadic (blau) lieferten sich einen spannenden Finalkampf in der Gewichtsklasse - 73Kg.
Einer der spannendsten Kämpfe bei der DM 2023: Das Finale - 49Kg zwischen Anya Kisskalt und Ela Aydin.
Olympiateilnehmer Alexander Bachmann gewinnt souverän die Gewichtsklasse - 87Kg.
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DTU-Präsident Stefan Klawiter und Vize-Präsident Jannis Dakos ehren die Final-9 Gesamtsieger der vergangenen Saison.
Ein junges Talent stach außerdem besonders hervor: Enis Calik vom TKD Swisttal e.V.. Er konnte sich sowohl am Samstag in der Jugendklasse -59 kg als auch am Sonntag in der Herrenklasse -58 kg den Deutschen Meistertitel erkämpfen. In einem kurzen Interview stand uns der gebürtige Hamburger Rede und Antwort.
DTU: Enis, herzlichen Glückwunsch noch einmal zu Deinem Doppel-Titel bei den Deutschen Meisterschaften. Hast Du damit gerechnet, gleich zweimal den Titel zu gewinnen? Was bedeuten Dir die beiden Titel?
Enis Calik: Ich habe mich gut gefühlt, weshalb ich mit zweimal Gold gerechnet habe. Ich kenne meine Qualitäten und ich weiß, was ich kann. Der Titel macht mich stolz, da es nur wenige gibt, die mit 16 Jahren bei den Senioren Deutscher Meister wurden.
DTU: Wie hast Du Dich auf die Deutsche Meisterschaft vorbereitet?
Enis Calik: Ich habe mich gut auf die Deutsche Meisterschaft vorbereitet, jedoch hatte ich mir noch eine Woche vorher eine Zerrung zugezogen, weshalb ich nicht meine volle Leistung abrufen konnte. Nichtsdestotrotz hat es gereicht.
DTU: Mit Deinen 16 Jahren bist Du noch recht jung. Wie hast Du deine Chancen bei den Herren eingeschätzt?
Enis Calik: Für mich ist es kein Problem bei den Senioren zu kämpfen, da ich schon immer mit älteren und erfahrenen Trainingspartnern trainiere. Ich denke, dass ich ohne Probleme schon bei den Herren mithalten kann.
DTU: Hat Dir die Goldmedaille am Samstag nochmal extra Motivation für den Sonntag gegeben? Mit welcher Einstellung und welchen Gedanken bist Du am Sonntag auf die Matte gegangen?
Enis Calik: Die Goldmedaille am Samstag war eine Art Bestätigung, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich gewinnen kann. Auf jeden Fall war es eine Erleichterung für den nächsten Tag, da ich schon einigermaßen warm gekämpft war.
DTU: Was sind Deine weiteren Ziele für dieses Jahr und allgemein für Deine sportliche Karriere?
Enis Calik: Ich will dieses Jahr noch die U21 Deutsche Meisterschaft und die Jugend Europameisterschaft gewinnen. Zudem möchte ich bei der Senioren Weltmeisterschaft teilnehmen.
DTU: Danke für das Interview und viel Erfolg für die kommenden Turniere!
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Austauschprogramm „Generation Europa“ für junge Engagierte
von Hilko Paschke, Referent für Internationale Jugendarbeit der DTU-Jugend
Zum 60. Jahrestag des Elysée-Vertrags sollen Deutschland und Frankreich noch enger zusammenrücken. Dafür wurde von den Regierungen beider Länder und dem Deutsch-Französischen Jugendwerk das Programm „Generation Europa“ ins Leben gerufen. Als einer von 24 jungen Engagierten aus Beruf und Ehrenamt vertrete ich bei dem Programm die Bereiche ehrenamtliches Engagement im Sport, internationale Jugendnetzwerke und Digitalisierung. Wir sind eine vielfältige Gruppe mit Expertise in Themen wie Klima, Gesundheit, Wirtschaft, Kultur, Erinnerungspolitik und Nachhaltigkeit.
Der Startschuss für „Generation Europa“ fiel am 22. Januar in Paris. Dort trafen wir Präsident Macron und Kanzler Scholz. Beide fordern von uns disruptive Ideen und mutige Schritte, um das nächste Kapitel der deutsch-französischen Beziehungen zu gestalten. Das ist ein recht vager Arbeitsauftrag. Jetzt ist es an uns, ihn mit Leben zu füllen. Dazu war beim restlichen Rahmenprogramm an dem Wochenende jedoch wenig Zeit: Vor der stolzen Kulisse der Pariser Metropole konnten wir mit interessierten Diplomaten, Parlamentsabgeordneten und Wirtschaftsvertretern diskutieren.
Die eigentliche Arbeit findet seitdem in mehreren Kleingruppen online statt. Ein Auszug: „Wie können unsere Länder bei der Aufarbeitung ihrer Kolonialzeit voneinander lernen? Wie können wir den Sprach- und Kulturaustausch steigern? Wie können wir Kinder und Jugendliche nachhaltig für Sport als Hobby und/oder für andere Kulturen begeistern?“ Unsere Diskussionen dazu sind für mich so kontrovers wie lehrreich. Im Laufe des Jahres kommen wir weiter regelmäßig in Berlin und Paris zusammen, um Impulse und Visionen für die Zusammenarbeit unserer Länder zu brainstormen.
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MOVE FOR HEALTH –GESUND DURCH TAEKWONDO
Wir sind in diesem Jahr „Zukunftslabor“ im Rahmen der MOVE FOR HEALTH Kampagne der Deutschen Sportjugend (dsj)!
Die MOVE FOR HEALTH
Die MOVE FOR HEALTH
Die dsj fördert Projekte, welche die Themen Bewegung, Spiel und Sport für Resilienz und mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Fokus haben. Wichtig ist, dass bereits bei der Planung Kinder und Jugendliche die Chance erhalten, mitzuwirken. Die genaue Ausgestaltung der Projekte innerhalb dieser Rahmenvorgaben ist den geförderten Mitgliedsorganisationen überlassen. Die geförderten Projekte werden als „Zukunftslabore“ bezeichnet und wir erhalten ca. 40.000 Euro Projektmittel.
Wichtig ist, dass bereits bei der
nur durch die Förderung der dsj möglich. Auch der Sport kommt natürlich nicht zu kurz: Wir
nur durch die Förderung der dsj möglich. Auch der Sport kommt natürlich nicht zu kurz: Wir werden das Sportcamps nutzen und gemeinsam Taekwondo machen.
Du kannst dabei sein:
Du kannst dabei sein: Als Trainerin oder Trainer oder Sportlerin oder Sportler bist du herzlich willkommen. Schau regelmäßig bei Social Media und auf der Homepage vorbei. Dort werden wir in Kürze weitere Informationen zum Bewerbungsprozess veröffentlichen.
Unser Projekt:
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Trainingsrealität unserer Taekwondoka nachhaltig zu verbessern und Kindersport bei uns im Verband modern auszurichten. Dafür werden wir vom 25. bis 27.08.2023 im modernen Sportcamp Nordbayern ein Workshopwochenende veranstalten.
derten Projekte werden als „Zukunftslabore“ bezeichKindersport bei uns im Verband modern auszurichund Praxisphasen zusammenarbeiten. Inhaltlich und sichere Strategien zum „Gewicht machen“ vor
Mit 25 Sportlerinnen und Sportlern und 15 Trainerinnen und Trainern werden wir in Workshops und Praxisphasen zusammenarbeiten. Inhaltlich konzentrieren wir uns dabei ganz auf Resilienz und Achtsamkeit im Taekwondo-Alltag, Gewaltprävention und sichere Strategien zum „Gewicht machen“ vor Wettkämpfen.
Dazu laden wir Fachexpertinnen und -experten der jeweiligen Gebiete für Workshops ein. Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutieren sie anschließend, welche Aspekte für den TaekwondoAlltag besonders relevant sind. Schließlich erarbeiten wir als DTU-Jugend Infomaterialien, die allen in der DTU zu Verfügung stehen, um den Trainingsalltag modern, sicher und kinderfreundlich zu gestalten.
den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutieren sie anschließend, welche Aspekte für den Taekwondowir als DTU-Jugend Infomaterialien, die allen in der modern, sicher und kinderfreundlich zu gestalten.
Wir möchten die Teilnahme für alle Sportlerinnen und Sportler ermöglichen. Dabei soll allein die Motivation, die Zukunft für Kinder und Jugendliche in unserem Verband zu verbessern, eine Rolle spielen. Das bedeutet, dass keine Teilnahmekosten für Sportlerinnen und Sportler entstehen. Auch dies ist
Wir möchten die Teilnahme für alle Sportlerinnen
Das Wichtigste in Kürze:
Die DTU-Jugend ist „Zukunftslabor“ der MOVE FOR HEALTH Kampagne der dsj.
Unser Projekt „MOVE FOR HEALTH – Gesund durch Taekwondo“ wurde zur Förderung durch die dsj ausgewählt.
Workshopwochenende: 25.08. – 27.08.2023
Veranstaltungsort: Sportcamp Nordbayern
Bewerbungsprozess: Informationen folgen in Kürze bei Social Media und auf der Homepage.
Du möchtest Teil unseres Planungsteams werden und bist zwischen 13 und 26 Jahre alt?
Dann schreibe uns an koenig@dtu-mail.de oder heinrich@dtu-mail.de oder kontaktiere uns bei Instagram . Gemeinsam sehen wir dann, wie du dich bestmöglich bei uns einbringen kannst.
Sportlerin oder Sportler bist du Social auf der Homepage vorbei. Dort werden wir in Kürze weitere Informationen zum Bewerbungsprozess veröffentlichen. . bei kannst.
Kontakt: jugend@dtu-mail.de
DTU-Magazin Taekwondo 20 - Ausgabe 15 04/2023 - 41
FELIX ABELDT IST ZURÜCK AUF DER WETTKAMPFFLÄCHE
Erst seit gut einem Jahr trainiert Para-Athlet Felix Abeldt wieder regelmäßig. Nun nahm er unter der Leitung von Para-Bundestrainer Hasim Celik erstmals an einem internationalen Turnier teil. Bei den Turkish Open und dem Presidents Cup (beides in Istanbul) sammelte das Para-Talent erste internationale Erfahrungen.
Physisch ging der Vorzeigeathlet topfit in seine ersten internationalen Meisterschaften. „Wir haben im Vorfeld eine Leistungsdiagnostik gemacht. Felix hatte in allen Bereichen Top-Werte.“
Beim Presidents Cup lief es für Felix jedoch von Beginn an nicht rund. Direkt in der ersten Runde musste er sich seinem Gegner aus Aruba geschlagen geben. Die Nervosität und Anspannung sei zu spüren gewesen, so Hasim Celik nach dem ersten Wettkampf. Glücklicherweise konnte das Duo zwei Tage später bei den Turkish Open erneut auf die Fläche gehen. „Wir mussten schnell aus den Fehlern vom Presidents Cup lernen und eine neue Strategie entwickeln.“ Die ersten Erfahrungen vom Presidents Cup seien sehr wichtig gewesen und die Gespräche im Anschluss
des Wettkampfes zeigten ihre Wirkung: Felix präsentierte sich bei den Turkish Open mit einer ganz anderen Performance und Körpersprache.
Seinen Gegner aus den USA besiegte Felix deutlich. Auch gegen den an Position drei gesetzten und sehr erfahrenen Mexikaner behält Felix lange die Führung. Eine Sensation für den Stuttgarter schien zum Greifen nahe. Doch der Mexikaner holte den Rückstand in der letzten Minute des Kampfes auf und gewann den Kampf in den letzten Sekunden. Bundestrainer Hasim Celik war am Ende mit seinem Schützling sehr zufrieden:
„Ich bin sehr stolz auf die Leistung von Felix. Die Erkenntnisse aus diesen beiden Turnieren und der Vergleich mit der Weltspitze wird uns einen großen Schritt nach vorne bringen. Wir werden nun noch fokussierter arbeiten und so viele Erfahrungen wie möglich sammeln, damit wir bei der Qualifikation zu den Paralympischen Spielen im eigenen Land ein Olympiaticket erkämpfen können. Die Paralympischen Spiele in Paris 2024 sind unser großes Ziel und ich glaube fest daran, dass ich das mit Felix schaffen kann.“
BUNDESKADERLEHRGANG TECHNIK-PARA IN BOCHUM
von Arndt Mallepree
Kurz vor den German Open Poomsae trainierten auch die Mitglieder des Bundeskaders Technik-Para mit Bundestrainer Bernhard Thomys, um sich gemeinsam auf die neue Saison vorzubereiten.
Ein Novum bei diesem ersten Lehrgang in 2023 war die Teilnahme einer Physiotherapeutin. Sandra Trunk begleitete die Para-Sportler in der ersten Hälfte des Lehrgangs, indem sie diese genau analysierte und ihnen wertvolle Hinweise gab, die sie anschließend im Training umsetzen konnten. Sandra Trunk kommt nicht aus dem Taekwondo und achtet als Fachfrau für Biomechanik daher ausschließlich auf die Techniken und die Technikausführung der Athleten, auch bei krankheitsbedingten Veränderungen in den Abläufen.
Bundestrainer Thomys stellte sofort eine sichtbare Veränderung in der Ausführung der Techniken bei den Formenläufern fest, und auch das Feedback der Teilnehmer fiel enthusiastisch aus, die sich begeistert von dieser Unterstützung zeigten und dankbar für die Trainingsimpulse waren.
Weiterer Trainingsinhalt war neben Stabi-Übungen vor allem die Wettkampfvorbereitung, die in Form von Präsentationsläufen unter Wettkampfbedingungen gezeigt werden mussten. Nach jedem Lauf gab es Einzelkritik durch Bundestrainer Thomys. Am Ende des Lehrgangs reisten die Bundeskaderathleten bestens vorbereitet auf die anstehenden German Open Poomsae nach Hause.
42 - DTU-Magazin Taekwondo 20 - Ausgabe 15 04/2023
TERMINE 2023
DTU-Magazin Taekwondo 20 - Ausgabe 15 04/2023 - 43
Datum Ereignis Ort April 14.04.2023 Schulsportausbildung Ennepetal (NRW) 22.04.2023 DTU-Final-8 Turnier Thüringen Gera 22.04.2023 Mitgliederversammlung München 29.04.2023 Deutsche Meisterschaft Kadetten, Masters, Para Bielefeld 30.04.2023 Deutsche Meisterschaft Junioren Bielefeld Mai 06.05.2023 DTU-Final-8 Turnier Berlin Berlin 06.05.2023 Bundesbreitensport Lehrgang Dillingen 2023 Dillingen (Bayern) 20.05.2023 Bundesbreitensport Lehrgang Pfaffenhofen 2023 Pfaffenhofen (Bayern) 27.05.2023 Trainer-Weiterbildung zum Thema Schnelligkeitstraining Düsseldorf Juni 03.06.2023 Bundesbreitensport Lehrgang Wilsdruff 2023 Wilsdruff - Dresden (Sachsen) 17.06.2023 Bundesranglistenturnier Poomsae Neubiberg 18.06.2023 Bundes-Talentsichtungslehrgang Poomsae Neubiberg 23.06.2023 European Games Kraków-Małopolska/Poland 24.06.2023 DTU-Final-8 Turnier Bayern Nürnberg Juli 01.07.2023 DTU-Final-8 Turnier Baden-Württemberg Ravensburg 01.07.2023 Trainer-A-Lizenz Ausbildung Bad Münder September 23.09.2023 DTU-Final-8 Turnier Nordrhein-Westfalen Bonn 30.09.2023 DTU-Final-8 Turnier Brandenburg Falkensee 30.09.2023 Deutsche Meisterschaft Poomsae Bautzen 30.09.2023 Bundesbreitensport Lehrgang Lauchheim 2023 Lauchheim (Baden-Württemberg) Oktober 01.10.2023 Deutscher Jugend Cup Poomsae Bautzen 07.10.2023 Bundesbreitensport Lehrgang Bad Segeberg 2023 Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) 07.10.2023 Bundesbreitensport Lehrgang Krumbach 2023 Krumbach (Bayern) 13.10.2023 Schulsportausbildung Eichstätt (Bayern) 21.10.2023 Bundes-DAN-Prüfung 4. - 9. DAN Bad Segeberg November 04.11.2023 Bundesbreitensport Lehrgang Dresden 2023 Dresden (Sachsen) 11.11.2023 DTU-Final-8 Turnier Sachsen-Anhalt Halle/Saale 24.11. - 26.11.2023 Europameisterschaft Poomsae Innsbruck
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11.09.19 12:42
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