Univers Romantique, Vol. I | A collection of French Romantic Illustrated Books | Cat. 83

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Memoriae Amici Dilectissimi Sacrum P. D. P. S. Signum Amicitiae Triginta Annorum


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UNIVERS ROMANTIQUE Les Français peints par eux-mêmes Alle nennenswerten Bücher Frankreichs mit Illustrationen zwischen 1825 und 1875 in einer einzigartigen Reihe von Original-Zeichnungen, Aquarellen, 111 Exemplaren auf Chinapapier, im Kolorit der Zeit etc. 600 Exemplare vor allem aus den Sammlungen Beraldi · Bonnasse Brivois · Carteret · Clapp · De Rouvre · Descamps-Scrive Duché · Esmerian · Adrian Flühmann · Gallimard Gavault · Lafond · Lebœuf de Montgermont Lainé · Legrand · Meeûs · Perier · Petiet Rattier · Van der Rest · Ripault Roudinesco · Schumann Tissot-Dupont Villebœuf Vautier etc.

Band I: About – Devéria

Heribert Tenschert 2018


Heribert Tenschert Antiquariat Bibermühle AG Bibermühle 1–2 · 8262 Ramsen · Schweiz Telefon: +41 (52) 742 05 75 · Telefax: +41 (52) 742 05 79 E-Mail: tenschert@antiquariat-bibermuehle.ch www.antiquariat-bibermuehle.com

Diese Sammlung steht nur in ihrer Gesamtheit zum Verkauf.

Cette collection ne se vend que dans son ensemble.

Autoren: Dr. Carsten Scholz, Heribert Tenschert

Gestaltung, Redaktion, Lektorat: Heribert Tenschert, Maria Danelius Photos und Einbandgestaltung: Athina Nalbanti & Heribert Tenschert Satz und PrePress: LUDWIG:media gmbh, Zell am See Druck und Bindung: Passavia GmbH & Co. KG, Passau ISBN: 978-3-906069-31-9


Vorwort Kommt nicht selbst die flüch­t i­ge Lek­t ü­re die­ser Bän­de ei­ner Art künst­le­r i­ scher Jen­seits­wan­de­r ung nahe: von den flackernden Fin­ster­n is­sen des Dia­ble à Pa­ris über Grandvilles und Da­u miers Ver ­wand­lungs-Fe­ge­feu­er zum Pa­r a­ dies von Dorés See­len­räu­men und dem Duft des Him­mels bei Tony Johan­ not? Der Weg zu­r ück, er en­det dann in „ei­ner an­de­ren Welt“. Oder, um es in den ge­dan­ken­flüch­t i­gen Wor ­t en der Ge­gen­wart zu sa­gen: ein ein­z i­ger nicht en­ den­wol­len­der Aben­t eu­er-Ur­laub. Straf­l o­ser Schlen­der­gang ins un­ge­heu­er Frem­de. Da­bei ist nicht die Rede vom Sam­meln sel­ber, das mich zehn Jah­ re lang trieb und be­glück­te, son­dern der ku­r io­sen Dis­k re­panz zwi­schen dem Ide­en­keim von fran­zö­si­scher Ro­man­t ik mit ih­ren Bil­der- und For ­men-Sche­ men in mei­ner Eng­stir­n ig­keit (ge­zo­gen aus der Kennt­n is von Auk­t io­nen und Nach­schla­ge­wer­ken) und dem wort­los wer­den­den Stau­nen über fast je­des der 600 Wer­ke der voll­en­de­t en Samm­lung, die nun ei­nem lie­be­er­f üll­t en Gar ­ten Eden gleich ­kommt, pran­gend in der Un­er ­schöpf­l ich ­keit sei ­ner Blü­te. Wer es an­ders oder bes­ser glaubt zu wis­sen, wi­der­le­ge mich: es hat eine sol­ che aus dem Kern­holz der fran­zö­si­schen il­lu­strier ­t en Bü­cher der Ro­man­t ik (grosso modo 1825 – 1875) ­ge­a r­bei­t e­t e Samm­lung noch nicht ge­ge­ben. Es gab wohl eine grö­ße­re, die von Paul Gavault (fünf Auk­tio­nen 1950/51) – ins­ge­ samt über 1300 Num­mern Gemengsel von Gu­t em und Be­lie­bi­gem, das uns nicht be­i r­ren muss, zu­mal ent­schei­den­de Stücke dar­aus in un­se­re Rei­he ein­ ge­gan­gen sind. Die ver­gleichs­wei­se ern­ster zu neh­men­de Kol­lek­t i­on von Sam Clapp, 2002 in ei­nem ah­nungs­lo­sen Mach­werk von Ka­t a­log ver­schleu­dert, trug eine viel­ türmige Ho­r i­zont­l i­n ie von Ein­zel­a spek­t en der Ro­m an­t ik zu­sam­men, also auch Erst- oder frü­he Aus­ga­ben, Ku­r io­sa, Vi­t ri­nen­ob­jek­te etc. (vie­les in pre­ kä­rer Er­hal­t ung), und ist eben­falls kein Kon­kur­rent, weil ein Gut­teil ih­rer schö­ne­ren Din­ge zum Saat­beet des hier Ge­bo­te­nen wur­de. Dies gilt noch stär­ker für die in vier­zig Jah­ren zu rei­ner Lei­stung her­a n­ge­wach­se­ne Samm­ lung mei­nes Freun­des Adri­a n Flüh­mann, die, en bloc über­nommen, ge­ra­ de­z u die rai ­son d’ être die­ses Ka­t a­logs ­bil­det. Alle an­de­r en gro­ßen Samm­ lun­gen aber: ­L ebœuf de Montgermont, Leg­r and, Rat­tier, Brivois, Ripault, Des­camps-Scrive, Beraldi, Mer­ci­er, Villebœuf, Roudinesco, Es­me­r ian, Du­ ché, Bon­nas­se – zu­gleich die Mag ­na ­C har ­t a der fran­zö­si­schen Bi­blio­phi­ lie im 20. Jahr­hun­dert – wa­ren we­sent­lich schma­ler (zwi­schen gut 100 bei

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Es­me­r ian bezw. Bon­nas­se und ca. 320 bei Des­camps-Scrive), vor al­lem aber wa ­ren sie, Fol­ge un­aus­weich ­l i­cher Zeit ­ge­bun­den ­heit, nicht auf die To­t a­li­t ät der bi­blio­phi­len Er­schei­nung aus­ge­r ich­tet. So wies die Des­camps-ScriveSamm­lung von 1925, Stern er­ster Ord­nung un­ter al­len, zwar 49 Ex­em­pla­ re auf Chi­na­pa­pier vor – eine im­mer als nec plus ul­t ra be­t rach­t e­te An­zahl – aber kei­ne Ori­g i­nal­zeich­nun­gen, kei­ne Affichen, Druck­stöcke etc. Beraldi wie­der­u m tat sich durch si­g nier ­t e Ein­bän­de und die Zeich­nun­gen her ­vor, ließ es aber an Chi­na-Ex­em­pla­ren und vor al­lem Ver­le­ger­ein­bän­den feh­len (wie letz­te­re, ge­ra­de in Form der gold­ge­t ränk­ten und mosai­zier ­ten Per­k aline, über­haupt erst seit kur­zem zu ei­nem Sam­mel­ge­biet aus ei­ge­nem Recht ge­ wor­den sind – ein ge­son­der­ter Ka­t a­log mei­ner Samm­lung hier­von wird bald Zeug­n is da­von ab­le­gen). Wei­te­re Be­wei­se fal­len zu leicht, um ge­f ührt zu wer­ den, und der Um­stand, daß ge­r a­de die Ju­we­len aus fast al­len die­sen Samm­ lun­gen sich hier wie­der­fi n­den, tut ein Üb­r i­ges (wir ha­ben zehn der 14 Es­ me­r ian-Ex­em­pla­re auf Chi­na). Was ich da­m it an­deu­ten will: es kommt der ­stol­ze Ti­t el Uni­vers Ro­man­t ique die­ser Samm­lung mit hö­he­rem Recht zu, als al­len oben ge­nann­ten. Wir wer­den Zeu­gen ei­ner vor­be­w ußt auf ’s Uni­ver­sa­le zie­len­den In­ten­t i­on, die sich nach je­der Rich­t ung hin in­k ar­n iert: sei­en es die ins­ge­samt 1668 Ori­g i­nal-Vor­zeich­nun­gen oder Aqua­r el­le (Grandville 78 – dar­u n­ter ka­pi­t al Blei­ben­des, Gavarni 58, Gigoux 75, Doré 37, Tony Johan­ not 33, Charlet 23, Raf­fet 22, Lo­ren­t z 65, Stein­heil 61, Tri­mo­let 70, Traviès knapp 100, Phil­ip­on 140, Staal 55, Wattier mehr als 200), oder Ex­em­pla­re auf Chi­na-Pa­pier (nie­der­schmet ­t ern­de 111), be­mal­t e Druck­stöcke von Johan­not oder Doré, Uni­ca auf Per­ga­ment oder die Hun­dert­schaft­en si­g nier­ter Ein­ bän­de der Mei­ster die­ser Kunst von 1830 – 1930, 70 da­von im Auf­trag der Ver­le­ger in Ma­r o­q uin oder Saf ­fi­a n aus­ge­f ührt, dazu 85 il­lu­m i­n ier ­t e oder ko­lo­r ier ­t e Spe­z i ­m i ­na, rarae aves in end­lo­ser Schüt­tung: al­les schlägt sich schock­a r­t ig vor uns auf und ist in die­ser Bal­lung un­be­g reif­lich. Von der un­er­hör ­t en Er­hal­t ung die­ser Zime­l i­en nach mehr als an­dert­halb Jahr­hun­der­ten ganz zu schwei­gen – kein noch so tief­her kom­men­der Dank ge­nügt an die Adres­se der auf dem Ti­tel ver­sam­mel­ten ama­teurs, in de­ren Be­ sitz die­se Tro­phä­en nicht nur ge­hü­t et, son­dern wie oft nicht noch ver­bes­sert, be­rei­chert, zum Uni­kum er­ho­ben wur­den. Wie über alle Ufer tre­tend die­se Ver­samm­lung sich auch ge­bär­det, he­ben sich doch zwei Dut­zend Pa­r a­d ies-In­seln aus der Sint ­flut, tra­gen­de Fun­da ­men­te

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je­der Samm­lung von ro­man­t i­scher Il­lu­stra­t i­on, sie nicht nur struk­t u­r ie­rend, son­dern erst recht­fer ­t i­gend – et voi­là: Bal­zac (Nrn. 13 – 30, mit ei­ner ehr­furchteinflößenden Se­r ie der Co­ntes drolatiques: fünf Ex­em­pla­re auf Chi­na-Pa­pier, dar­u n­ter das der Ma­dame de Bal­z ac); Ber­nar­d in de St. Pierre, Paul et Virgi­nie 1838 – 1853 (49 – 74, heil­ lo­se Zu­mu­t ung an un­ser bi­blio­phi­les Fas­sungs­ver ­mö­gen: fünf Ex­em­pla­r e auf Chi­na-Pa­pier – und kei­ne ein­z i­ge Doub­le­t te!), La Ca­ricature (99 – 100, Geist und tödlicher Witz für ein Jahr­hun­dert, ge­packt in ein Jahr­fünft); Chants et Chan­sons Pop­ula­ires de la France (110 – 119, drei zeit­ge­nös­sisch ko­lo­ rier ­te Ex­em­pla­re, der unik­a le Druck auf Chi­na, ins­ge­samt 145 Ori­g i­nal­vor­ zeich­nun­gen); Cer ­van­tes (104 – 108, zwei Chi­na-Ex­em­pla­re und Grandvilles Ge­n ie­streich); Dia­ble à Pa­ris (155 – 161, 249: je ein­mal il­lu­m i­n iert so­w ie auf Chi­na und 48 Ori­g i­nal-Zeich­nun­gen Gavarnis); Les Franç­ais pein­t s par euxmêmes (210 – 218, un­se­re Via Reg­ia zu die­sem Zen­t ral­ge­stirn); Goe­t he, Wert­her und Faust (261 – 269, man sehe selbst); von Grandville alle, alle Haupt­ wer­ke, u. a.: Mét­amorph­oses du Jour (279, 280, 311), Un au­t re mon­de (296 – 300), vor al­lem aber das summ­um bon­um sei­nes Schaf­fens, Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­maux (286 – 292, 313, die Him­mels­macht des Ex­em­plars von Des­camps-Scrive – Roudinesco – Bon­nas­se – Flüh­mann so­w ie die ein­z i­gen bei­den be­k ann­ten Chi­na-Ex­em­pla­re); Hugo, No­t re-Dame (326 – 333); Jules Ja­ nin, Âne Mort und La Nor­man­die (343 – 351, vier Chi­na-Ex­em­pla­re); Las Cases, Mémo­r i­a l de Sainte-Hélène 1842 (380 – 384, zwei Ver­le­ger-Ma­ro­q uin­ein­bän­ de, ein Chi­na-Ex­em­plar in zeit­ge­nös­si­schem Samt, 23 Ori­g i­nal-Zeich­nun­ gen); Lesage, Gil Blas und Dia­ble boiteux (399 – 413, 75 Ori­g i­nal-Zeich­nun­gen von Gigoux, ins­ge­samt sechs Ex­em­pla­re auf Chi­na-Pa­pier); Mo­l ière 1835 – 36 (450 – 454, drei Chi­na-Ex­em­pla­re in sich stei­gern­der Pa­ra­de); Nodier (466 – 476, dito, zum Roi de Bohème); Norv­ins 1839 (477 – 479, da­bei Raf­fe­t s ei­ge­nes Ex­ em­plar auf Chi­na, 21 Ori­g i­nal-Zeich­nun­gen); Prév­ost, Manon Lescaut, 1839 (511 – 517, fünf Ex­em­pla­r e auf Chi­na), Ra­be­lais-Doré 1854 – 1873 (521 – 530, ein Dut­zend Zeich­nun­gen so­w ie das unik­a le Ex­em­plar auf Per­ga ­ment): al­le­ samt fort­a n un­ein­nehm­ba ­re Fe­stun­gen der Bü­cher­l ie­be, um von den zahl­lo­ sen Auf­marsch­ge­län­den und Gla­cis zu schwei­gen, de­nen die Na ­men Ari­ost, Bart­hélemy, Béran­ger, Bourassé, Da­v illier, Du­mas, Enault, Fénelon, Flo­r i­ an, Gau­t ier, Golds­m ith, Gon­court, La ­mar ­t i­ne, Lau­rent de l’Ard­èche, Lurine, Mi­chel­et, Mus­set, Phil­ip­on, Pléi­ade, Saint­i ne, Ster­ne, Sue, Words­worth, Wyss und Dut­zen­de an­de­re ein­ge­schrie­ben sind.

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Bei all die­sen Bü­chern ging mein Wil­le dar­auf, die schön­sten exi­stie­ren­den oder min­de­stens er­reich­ba­ren Ex­em­pla­re zu­sam­men­zu­tra­gen – wann im­ mer sich das ver­w irk­li­chen ließ. Da­her das oben be­schwo­re­ne Stau­nen: daß so et­was im Jahr­hun­dert­a b­stand ver­gönnt war. Er­k lär­lich ist es nur durch das ur­a l­t e Schwung ­r ad, den im­mer er­neu­t en Zau­ber der Bi­blio­phi­l ie, der die hap­py few der Ein­ge­weih­t en in sei­nen Zir­kel lädt, eine Art Ge­hei­mor­den der Lei­den­schaft, dem kei­ner bei­t ritt, ohne ein An­de­rer zu wer­den – wie bei gro­ßer Li­te­ra­t ur. In ei­ner Zeit, die sich viel dar­auf zu­g u­t e hält, die, ach, „Di­g i­t a­lis­ierung“ in al­len Le­bens­be­rei­chen mit sta­l i­n i­sti­scher Kon­se­q uenz zu eta­blie­ren, ha­ben wir an je­nem Bund eine Fe­ste Burg, die das mei­ste von dem lach­haft aus­se­ hen lässt, was sich heu­te als „al­t er­na­t iv­los“ ger­iert. Der Ka­t a­log, wie er jetzt nach nicht im­mer hei­t er er ­t ra­ge­nen Ge­burts­we­hen er­scheint, ist zum grö­ße­ren Teil Pro­dukt mei­nes ge­lehr ­t en (und ge­leh­r i­gen) Mit­a r­bei­ters und An­t i­q uars Car­sten Scholz, der dar­auf den bes­se­ren Teil der ver­gan­ge­nen drei Jah­re ver­wen­det hat. Der Rest stammt von mir, wie ich auch für Lek­to­rat, die End­re­dak­t i­on und das bei 4000 Ab­bil­dun­gen recht dor­n i­ ge Lay­out ge­sorgt habe, all das un­t er der be­flü­geln­den Mit­a r­beit von Ma­r ia Dan­elius und At­h ina Nalb­a n­t i. Ein letz­tes Wort. Dies ist eine Pu­bli­k a­t i­on, mit der mich die we­n i­gen, die von uns über­haupt Kennt­n is ha­ben, wahr­schein­l ich zu­a l­ler­letzt ver­bun­den hät­ ten. Das rührt da­her, daß die ver­gan­ge­nen 25 Jah­re un­se­rer Ak­t i­v i­t ät von il­ lu­m i­n ier ­ten Ma­nu­skrip­t en des Mit­t el­a l­t ers und der Re­nais­sance (so­w ie den re­spek­t i­ven Stun­den­buch-Drucken) über ­wölbt wa­ren. Wie man sieht, wa­ren wir auf an­de­ren Ge­bie­ten nicht ta­t en­los. Das wird noch deut­li­cher her­vor­ tre­ten, wenn ein­mal der Ka­ta­log mei­ner Samm­lung von livres à fi­g ur­es des 18. Jahr­hun­derts vor­l ie­gen soll­te – sie be­folgt und ver ­w irk­l icht mit ge­ne­rö­se­ rem Schwung, doch ge­nau­so lei­den­schaft­l ich die Leit­l i­n i­en von Uni­vers Ro­ man­t ique, ex­em­pli ­fi ­z iert an weit über zwei­t au­send Wer­ken. Der an­fangs ver­d räng ­te, spä­t er über ­mäch­t i­ge Trieb zur glück­l ich frei ge­wor­ de­nen Ge­stalt des Sam­melns kommt in sei­nen Er­geb­n is­sen all­mäh­l ich an den Tag: woll­te Gott, mein Da­sein als An­t i­q uar – 40 Jah­re auf der rol­len­den Ku­gel – er­h iel­t e da­durch kei­nen To­des­stoß, son­dern ei­nen neu­en Sinn. Bi­ber ­müh­le, Juli 2018 H. T.

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Admonitio La plupart des livres illustrés du XIXe siècle sont assez communs, mais ils se rencontrent presque toujours en condition très ordinaire. Les feuillets sont souillés de taches d’humidité, les exemplaires sont rognés, les couvertures manquent, les reliures sont quelconques et les réimpressions montrent la fatigue des gravures usées par des tirages successifs. L’objet de cette bibliographie est donc de signaler ce que doivent être les bons exemplaires de cette remarquable période du livre illustré comparables à certains livres du XVIIIe siècle, c’est-à-dire dans l’état primitif où ils ont paru : en livraisons; brochés dans leur couverture originale, ou bien reliés de leur temps par le relieur renommé, ou avec leur couverture conservée sous de bonnes signatures de relieurs de notre époque. Léopold Carteret

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Mit 158 Holz­schnit­t en von Doré 1 Ab­out, Ed­mond. Le roi des mon­tag­n es. Cinquième édit­ion. Illustrée par Gu­stave Doré. Pa­r is, Librairie Hachette et Cie, 1861. 158 Text­holz­schnit­te, da­von 12 ganz­sei­t ig, von Gu ­stave Doré. 3 Bl., 363 S., 4 Bl. Groß-Ok­tav (232 x 152 mm). Grü­n er Halb­saffi­an­band mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, rei­cher Rücken­ver­g ol­ dung und blind­ge­präg­ten Deckeln, Moi­ré­pa­pier­vor­sät­ zen und Ganz­g old ­schnitt ( Vor­sät­ze oxy­diert). Er­ste il ­lu­strier ­t e Aus­g a ­be, mit zahl ­r ei­chen Holz­schnit ­t en von Gu­stave Doré Dies ist ein sehr schö­ nes Ex­ em­ plar der er­ sten il­lu­strier ­t en Aus­g a ­b e des zu­erst 1857 er­schie­ne­ nen haar ­sträu ­b en­den Lie­b es- und Aben­t eu­er ­r o­ mans um den grie­chi­schen Räu­ber­h aupt ­m ann und „Kö­n ig der Ber­ge“, Hadschi Stavros. Der Schrift­stel­ler und po­l i­t i­s che Jour ­n a ­l ist Ed­ mond Ab­out (1828 –1885), ein „co­nteur ex­q uis et char­ m ant ca­ u seur“ [Lanson 1033], war eng mit ­G u­stave Doré be­f reun­det; ihre Zu­s am ­men­a r­b eit war „des plus réus­sies dans cet ouv­r a­ge où le drame tour­ne sans ces­se à la far­ce et la far­ce au drame, où […] les coups de poign­a rd et les mass­acres ne peuvent se prendre au sérieux, où l’on a toujo­u rs envie de trem­per son doigt dans les ruisseaux de sang pour vérifier si ce n’est pas du vin“ [Leblanc]. Doré über­t rug „den mun­t e­r en Ton der Er­z äh­lung in leicht ­h än­d i­ge Zeich ­nung“ [Guratzsch/Unverf­ehrt], dar­u m ist das Werk glei­cher­m a­ßen ge­sucht „pour le tex­te que pour les illustrat­ions“ [Car­ter­et]. 56 Ab­ bil­dun­gen wa­r en im Au­g ust 1860 in Le Jour­n al pour tous vor­a b­ge­d ruckt wor­den. Li­t e­r a­t ur: Bénézit I V, 684; Beraldi V I , 42, Nr. 125; Brivois 1; Car­t er­e t III , 30; Dézé 58; Guratzsch/Unverf­e hrt II , Nr. 66; Leblanc 15 f.; Lon­champ II , 15; Oster­w al­der 321; Rahir 185 und 283; San­der 1; Talv­a rt/Place I, 4, Nr. 5B; Vica­i re I, 4.

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Ex­em­plar Leg­rand auf getöntem Velin 2 Ab­out, Ed­mond. Le roi des mon­tag­nes. Cinquième édit­ion. Illustrée par Gu­stave Doré. Pa­r is, Librairie ­Hachette et Cie, 1861. 158 Text­holz­schnit­te, da­von 12 ganz­sei­t ig, von Gu ­stave Doré. 3 Bl., 363 S., 4 Bl. Quart, un­be­schnit­ten (247 x 157 mm). Mit­tel­brau­n er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel, rei­cher Rücken­ver­g ol­dung und Gold­ fileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem Ori­g i­n al-Um ­schlag, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „V. Cham­ps“ . Un­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar in ei­nem Ein­band von Vic­t or Cham­ps: Vorzugsausgabe auf Velinpapier Dies ist ein sehr schö­nes, völ­l ig un­b e­schnit ­t e­nes Ex­em­plar in ei­nem Mei­ster­ein­band von Vic­t or Cham­ps (1844 –1912), des­sen bi­blio­phi­le Ein­bän­de „pour la bonne tenue de leurs corps d’ouv­r a­ge et le fini du travail“ [Fléty 41] ge­sucht sind. Pro­ve­n i­enz: Auf dem In­nen­deckel die gold­ge­präg­ ten In­itia­len von E. C. A. Leg­r and (Auk­t i­on 1912, Nr. 448). – Samm­lung Adri­a n Flüh­m ann, mit des­ sen Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem Spie­gel.

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Loret­t en, Grisetten, Blau­strümp­fe – al­ler­lei Frau­en­bil­der 3 Al­hoy, Mau­r ice. Phy­sio­lo­g ie de la loret­te. Vi­g net­ tes de Gavarny [sic!]. [Dar­an:] Huart, Lou­i s. Phy­ sio­lo­g ie de la grisette. Vi­g net­tes de Gavarni. [Dar­an:] Delord, Ta ­x i­le. Phy­sio­lo­g ie de la Pa­r i ­si­enne. Vi­g net­ tes de Menut-Al­ophe. [Und:] Al­hoy, Mau­r ice. Phy­sio­lo­ gie du créancier et du débiteur. Vi­g net­tes de Ja­net-Lan­ ge. [Dar­an:] So­ulié, Frédéric. Phy­sio­lo­g ie du bas-bleu. Vi­g net­tes de Jules Ver­nier. [Dar­an:] Lemoine, Édou­ ard. Phy­sio­lo­g ie de la femme la plus mal­h eu­reu­se du mon­de. Vi­g net­tes de [Hen­r i] Va­len­t in. Zu ­sam­m en 6 in 2 Bdn. Pa­r is, Au­bert et Cie, Lavigne, [bzw.:] Jules Laisné, Au­bert et Cie, Lavigne, [1841 –1842]. 61 Abb. Und: 58 Abb. Und: 56 Abb. Und: 55 Abb. (da­ von 1 wie­der­holt). Und: 51 Abb. Und: 60 Abb. – Alle Ab­ bil­dun­gen in Holz­schnitt im Text. 127 S.; 115 S., 1 Bl. (Tab­le), 5 Bl. ( Ver­lags­an­zei­gen); S. [3]-124, 2 Bl. ( Ver­ lags­an­zei­gen). Und: 116 S., 1 Bl. (Tab­le), 5 Bl. ( Ver­lags­ an­zei­gen); 124 S. (ab S. 113 Ver­lags­an­zei­gen,), 2 Bl.; 127 S. Klein-Ok­tav (128 x 80 mm). Dun­k el­g rü­n e Halb­m a­r o­ quin­bän­de der Zeit auf glat­ten Rücken, mit Rücken­ti­ tel, dem Ein­zel­stem­pel ei­nes Äffchens und fünf dop­pel­ ten Quer­f ileten in Gold­prä­g ung so­wie mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen (Pa­pier leicht ge­bräunt und ge­le­gent­lich et­was braun­f leckig; „Pa­r i­si­enne“: Vor­t i­tel ent­fernt). Sechs Phy­sio­lo­g ies in zwei Bän­den Der um­t rieb­i ge Charles Phil­ip­on, Schwa­g er des Ver­le­g ers Au ­b ert, lan­c ier ­t e ein­g angs der 1840er Jah­r e die Rei­he der Phy­sio­lo­g ies, die so­fort zu ei­ ner gras­sie­r en­den Mode wur­den: Für gut zwei Jah­r e „über­schwem ­men die­se klei ­nen il ­lu­strier ­t en Büch­ lein den Buch- und Zeit­schrif­t en­m arkt der fran­zö­si­ schen Haup­stadt“ [Bil­der­wel­t en 143], um da­nach von den po­pu ­l ä ­r en Zeit ­schrif ­t en-Fort­set­z ungs­r o­m a ­nen ab­ge­löst zu wer­den. Einst­wei­len war „fast das ge­ sam­t e Charivari-Team mit den Tex­ten und Zeich­ nun­gen die­ser Sit ­t en­bil­der“ be­schäf ­t igt, die „aus zu ­meist klein­bür­ger­l i­chem Blick ­w in­kel in wit­z i­gem Ton die ver­schie­den­sten Fa­cet­t en des Le­bens in der Groß­stadt, de­r en Be­woh­ner zu Ty ­pen zu­sam ­men­ge­ faßt wer­den“ [ebd.], schil­dern. Die bei­den hier vor­ lie­gen­den Sam ­mel­bän­de ver­ei­nen sechs Ori­g i­n al­ aus­g a­ben von fünf Au­t o­r en und fünf Zeich­nern. Mit zwei Ti­t eln ist der viel­sei­t i­ge Jour­n a­l ist und Schrift­ stel­ler Phil­adelphe-Mau­r ice Al­hoy (1802 –1856) ver­ tre­t en; mit ei­nem Lou­is Huart (1813 –1865), der als Er­fi n­der der Rei­he gilt. Von die­sem ha­ben wir fünf

wei­t e­r e Phy­sio­lo­g ies in ei­nem an­de­r en Kon­vo­lut zu­ sam ­men­ge­faßt [vgl. Nr. 325]. Hier be­h an­deln fünf Bänd­chen die Pa ­r i­ser Da ­men­ welt – ‚die‘ Pa­r i­se­r in als sol­che eben­so wie die Vor­ kämp­fe­r in­nen der Eman­z i­pa­t i­on, ge­ho­be­ne Amü­ sier­d a ­men eben­so wie ein ­fa­che Stu­den­t en ­l ieb­chen. Der Phy­sio­lo­g ie de la Pa­r i ­si­enne fehlt der­Vor ­t i­t el, da­ für be­sitzt das Buch Blät­t er, die in den von Vica­i re und Car ­t er­et kol­l a­t io­n ier ­t en Ex­em­pla ­r en nicht vor­ han­den sind: Jene ha­ben je­weils 113 Sei­ten und 1 Blatt mit Ver­l ags­a n­z ei­gen; das vor­l ie­gen­de ent ­h ält Ver­l ags­a n­z ei­gen von S. [115] bis 124 so­w ie auf zwei wei­t e­r en Blät ­t ern. In den Il­lu­stra­t io­nen zur Grisette läßt Gavarni „défiler à nos yeux ravis, en une sui­t e de pe­t it­es ap­ pa ­r it ­ions char ­m an­t es, la vie de ces pa ­r i­si­ennes dont le gent­i l min­ois, la tail­le fine et élég­a n­t e, les jolis pi­ eds, fa­isaient la joie de nos grands pères“ – die­sel­ be „grâce fan­tais­iste“ und „légèreté du trait“ fand Lemoisne auch in der Phy­sio­lo­g ie de la loret­te. Ins­-

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ge­samt 118 Text ­holz­schnit ­t e lie­fer ­t e Gavarni, ei­ner (zur Grisette) stammt von Honoré Da­u mier. Leb­t en Grisette und Loret ­te in und von fra­g i­len Be­z ie­hun­ gen zu Män­nern, so die „Blau­strümp­fe“ in Op­po­si­ ti­on zur Män­ner­ge­sell­schaft des 19. Jahr­hun­derts – da ­f ür wur­den die frü­hen Frau­en­r echt ­le­r in­nen als „un­weib­l ich“ ab­ge­stem­p elt. Wer aber war la femme la plus mal­heu­reu­se du mon­de? Édou­a rd Lemo­i nes Phy­sio­lo­g ie ist dem Un­glück an sich auf der Spur und iro­n i­siert da ­b ei das ro­m an­t i­sche Ge­f ühl par ex­cellence: den Welt ­schmerz. Pro­ve­n i­enz: Gold­ge­präg ­t es Le­der­ex ­l i­bris von An­ dré Villet auf den Spie­geln. – An­d ré Tissot-Du­pont, des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 446. Li­t e­r a­t ur: Brivois 328 ff.; Bouvy 445; Car ­t er­e t III , 476, 479, 482, 485, 486 und 489; Lacombe 750, 775, 793, 806, 817 und 834; Lemoisne I, 171 f.; Lhéri­tier 34, 74, 76, 91, 97 und 102; Rümann, Da­u mier, Nr. 43; San­der 574; Vica­ire V I , 590, 595, 601, 604, 607 und 610.

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Er ­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be 4 Al­hoy, Mau­r ice. Les bagnes. Histo­ ire, ty­ pes, mœurs, my­ stères. Édit­ i on illustrée. Pa­ r is, Gu­ stave Hav­ard und Mi­chel Lévy Frères, 1845. 30 Ta­feln in Holz­schnitt, da­von 4 ko­lo­r iert, 77 Text­holz­ schnit­te. 2 Bl., IV S., 468 S., 1 Bl., S. [473]-476. Mit meh­ re­ren Ta­bel­len. Quart, un­be­schnit­ten (275 x 176 mm). Ge­glät­te­ter ro­ter Halb­m a­r o­quin­band mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, rei­ cher Gold- und Schwarz­prä­g ung auf dem Rücken, Gold­ fileten auf den Deckeln und ein­ge­bun­de­nem, il­lu ­strier­ tem Ori­g i­n al-Um­schlag, am Fuß si­g niert „Noulhac“ (Un­ter­k an­ten berie­ben, vor­d e­r es Au­ßen­ge­l enk un­ten ober­f läch­lich an­ge­platzt, Um ­schlä­ge schwach fleckig, S. 469 – 472 mit Pro­spekt „Prisons de Pa­r is“ ent­fernt). Er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be in ei­nem Ein­band von Hen­r i Noulhac Dies ist die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­b e des eben­so um ­fas­sen­den wie an­schau ­l i­chen kul­t ur­ge­schicht ­l i­ chen Wer­kes über die Straf­a n­stal­t en Frank ­r eichs. Phil­adelphe-Mau­r ice Al­hoy (1802 –1856) ver ­faß­ te nicht nur do­k u ­men­t a ­r i­s che Wer­ke „co­n sultés encore au­ jourd’hui“ [DLF] son­ dern auch über 40 Thea­t er­stücke, au­ß er­dem grün­de­t e er in der Epo­che der Re­stau­r a­t i­on meh­r e­r e, teils kurz­le­bi­ge Zeit­schrif­t en. Die Zeich­nun­gen stam­men von L.-H. de Rud­der, Bert­a ll, Va­len­tin, Jules Noël, Ch. Guil­b ert, Ch. Ram­bert, De­mo­r aine, Ch. Pi­not, Éd. de Beau­mont, Ja­net-Lan­ge und an­de­r en; die Ta­feln 2, 4, 5 und 30 wur­den hier wie in dem bei Car­t er­et be­schrie­be­nen Ex­em­plar ko­lo­r iert. An­ge­bun­den ist der vier­sei­t i­ge Pro­spekt mit zwei Ab­ bil­ dun­ g en; der Pro­ spekt zu den „Prisons de Pa ­r is“ wur­de hin­ge­gen ent ­fernt. Der Pa ­r i­ser Buch­ bin­der Hen­r i Noulhac (1866 –1931) gilt als „art­isan pro­b e, d’une per­fect­ion et d’une sûreté de main rem­a rquables ayant au plus haut point co­n science de son métier“ [Fléty]. Li­t e­r a­t ur: Adhémar/Séguin 31 (Abb.) und 36; Beraldi II , 46, Nr. 2, und V III , 222; Brivois 3 ff.; Car­t er­et III , 31 f.; DBF I, 1503 f.; DLF I, 18; Lip­p er­hei­de 236, Fc 42; San­der 17; Vica­i re I, 34; zu Noulhac: Devauc­hel ­le III , 274 f.; Fléty 136 f.

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Ex­em­plar Leg ­rand 5 Les An­g lais pein­ t s par eux-mêmes. Par les so­mmités de l’Ang­le­terre. Des­sins de M. Kenny Meadous [sic]. Traduct­ion de M. Émile de Lab­édollierre. 2 Bde. Pa­r is, L[éon] Curmer, 1840 –1841. Zu­sam­m en 100 (51 und 49) Ta­feln auf ge­tön­tem Pa­pier, etwa 200 Vi­g net­ten und Schmuck­in­itia­len in Holz­schnitt. 2 Bl., III S., 400 S. Und: 2 Bl., 379 S. – In Band I wur­ den die Sei­ten­zah­len [289]-296 (Lage 37 und 38) dop­pelt ver­ge­ben, da­f ür springt die Pa­g i­nie­r ung zwi­schen Lage 47 und 48 von S. 368 auf [377]. Quart (267 x 185 mm). Roh­bo­gen und lose Ta­feln mit bei­lie­g en­d en, far­big de­k o­r ier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlä­ gen so­wie drei il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs-Um ­schlä­gen auf gel­bem Pa­pier, in mo­der­n en Halb­lein­wand­m ap­pen in Lein­wand ­schu­bern. Er­ste Aus­g a ­be in al­bis Hier liegt die er­ste Aus­g a­be der Über­set­z ung von Heads of the People vor, ei­nem Pan­ora­m a der eng­ li­s chen Ge­s ell­s chaft, das (Be­r ufs-)Stän­de und Schich­t en in über ­poin­t ier ­t en Ty ­pen dar­stellt – vom „Pre­m ier mi­n i­stre“ „Vieux Lord“, „Sport­i ng gentle­ man“ und „Tory“ über den „Ca­pita­l i­ste“, „Dir­ecteur du the­atre“, „Apo­t hica­i re“ und „Buveur de thé“ bis hin zum „Manœuvre“, „Débiteur“, „Pauvre curé“ und „In­va­li­de“. Auch die Da­men­welt ist von der „Femme de lettres“ über die „Co­uturière“ bis zur „Fi­l le pour tout fai­r e“ viel­f äl­t ig ver ­t re­t en. Haupt ­bei­t rä­ger war der eng­l i­sche Dra ­m a­t i­ker und Jour ­n a ­l ist Dou­glas Wil­l i­a m Je­r rold (1803 –1857), wei­te­r e Tex­te ka­men von Laman Blanc­h ard, Hen­ ry Brown­ r igg, Sa­ mu­ el Hover, Ed­ w ard Howard, Wil­ l i­ a m Howitt, Leigh Hunt, John Og­ den, Ri­ chard B. Peake, Owen Pen­g uin, Paul Pren­der­g ast, Wil­l i­a m Thacke­r ay [!], Charles Whitehead u. a.

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Die Über­ s et­ z ung stammt von dem Schrift­ stel­ ler und Jour­ n a­ l i­ sten Émile Gigault de La Bédollière (1812 –1883), der auch für das par­ a l­ lel er­schei­nen­de Ge­gen­stück Les Français pein­t s par euxmêmes Bei­t rä­ge lie­fer­t e und die Wer­ke von Co­oper, Dickens und Scott ins Fran­zö­si­sche brach­t e. Haupt­il­lu­stra­t or war der auch für den Punch tä­t i­ge Ka ­r i­ ka­t u­r ist Jo­seph Kenny Meadows (1790 –1874), in den 1830er Jah­r en war er „one of the first illustra­t ors to recomm­end wood eng­r aving to pub­l is­hers“ [Houfe]. Ei ­n i­gen Text ­holz­schnit ­t en lie­gen Zeich ­nun­gen von Gavarni und Charles Mal­apeau zu­g runde. Das Ex­em­plar liegt tel que paru vor, mit den ori­ gi­n a ­len far­big de­ko­r ier ­t en Um­schlä­gen so­w ie drei il­lu­strier ­t en Lie­fe­r ungs­u m­schlä ­gen. Pro­ve­n i­enz: Bei un­se­r em Ex­em­plar han­delt es sich wohl um das bei Car­ter­et er­wähn­te, 1912 ver­stei­ ger­t e „ex. en feuilles“ von Émile Leg­r and (Auk­t i­on 1912, Nr. 56: frs. 155). Li­t e­r a­t ur: Brivois 5 ff.; Car ­t er­e t III , 33; DBF XV, 150 0 f. (Gigault de La Bédollière); Hi­ler 579; Lip­p er­hei­de 899, Xd 24; Muir 221; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 487; San­der 23; Vica­i re I, 64 ff.; zu Meadows: Houfe 387; Oster­w al­der 682; Thieme/Becker 24, 320; zu Gavarni: Beraldi V II , 65, Nr. 204.

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Ein sel­t en schö­ner ro­man­t i­scher Mo­sa­i k­ein­band à la ca­thédr­ale 6 An­onym. Al­bum mit 2 Blei­stift­z eich­n un­g en in Ro­m an­t i­k er-Ein­band. [Pa­r is, etwa 1850]. 67 Bl. star­k es, leicht gelb­lich ge­tön­tes Ve­lin­pa­pier, auf 2 Bl. mon­t ier­te Blei­stift­zeich­nun­gen. Quer-Groß-Ok­tav (226 x 310 mm). Lang­ge­n arb­ter dun­ kel­li­la Halb­m a­r o­quin­band um 1825 auf vier brei­te, rot in­tar­sie­r te und mit fi­li­g ra­ner Gold­ornamentik zwi­schen Punkt­li­ni­en ver­zier­te Bünde, die­se zwi­schen ma­ge­ren und sehr fet­ten Quer­f ileten, die Kompartim­en­te mit fi­li­ gra­nen Ein­zel­stem­peln, auf den Deckeln in Gold­f ileten­ rah­m en mit Gold­punk­ten in den Ecken ein blind­schraf­ fier­ter, von Gold­li­ni­en ein­ge­faß­ter Bor­dü­ren­rah­m en mit sehr gro­ßen, in Ocker, Grün und Rot mit Pal­m etten und flora­len Ele­m en­ten mosai­zier­ten Eckstücken auf Gold­ grund, zen­t ral quer­recht­ecki­ger fet­ter Gold­rah­m en mit in den glei­chen Far­ben mosai­zier­ter Or­n a­m ent­ik à la ca­thédr­ale, dar­un­ter Wimp­erge, Spitz­bö­gen, Ro­set­ten und Kreuz­blu­m en, man­del­f ör­m i­ges Zen­t ral­stück vorn mit Mo­n o­g ramm „J W“ bzw. „W J“ , mit gold­ge­präg­ ter Dent­el­le­bor­dü­re und drei Gold­f ileten auf den In­nen­ kan­ten, Doublü­ren und Vor­sät­zen aus grü­ner Moi­ré­sei­de und Ganz­g old ­schnitt, in au­ber­g i­ne­farbener Ma­r o­quin­ che­m i ­se mit gold- und drei­fa­chen Blind­f ileten­rah­m en auf Rücken und Decken, gold­ge­präg­ter Bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten und mit grü­nem Samt aus­ge­schla­gen, die­ se wie­der­um in wein­r o­tem Saf­f i­an ­schu­ber (Schu­ber mit klei­nen Schabstellen). Herr­l i­cher mosai­z ier ­t er Ro­m an­t i­ker­ein ­band, zwei ori­g i ­n a ­le Blei­stift ­z eich ­nun­gen Ein un­s chein­ba ­r er Schu­b er gibt eine schlich­t e Ma ­r o­q uin­che­m i­se frei, die in­nen mit grü­nem Samt aus­ge­legt ist: Sie birgt ei­nen pracht­voll mosai­z ier­ ten Ma­r o­q uin­band aus dem frü­hen 19. Jahr­hun­ dert mit ro­m an­t i­schem De­kor à la ca­thédr­ale aus Pal­metten, Ro­s et­t en, Spitz­b ö­g en, Wim­p er­g en, Kreuz­blu­men u. a., der sich dank des zwei­fa­chen Schut­z es über zwei Jahr­hun­der ­t e wie neu er­h al­t en hat. Der Ein­band, ei­nes Thouvenin oder Simier wür­d ig, ist un­si­g niert; wahr­schein­l ich gab ihn die tra­d i­t i­ons­r ei­che Papeterie Susse in Auf ­t rag, de­ ren halb ent­fern­tes Eti­kett sich auf der Ver­so­sei­ te des Vor­sat­z es be­fi n­det: Noch rekon­stru­ier­bar ist die Adres­se in der „[Pas­sa­ge d]es Pan­ora­m as“, wo die Fir­m a seit 1806 an­säs­sig war. Der Band scheint dann in die 1827 er­öff ­ne­t e Fi­l ia ­le Place de la Bourse ge­kom­men zu sein, wie ein zwei­t es Eti­kett auf der Rück­sei­te des zwei­ten Blat­tes be­z eugt – der Ein­ band wur­de also vor die­sem Da­t um her­ge­stellt. Der Er­wer­ber ließ – sti­li­stisch nicht ganz pas­send – in

En­t re­l acs-Ma ­n ier sei­ne für den fran­ko­pho­nen Be­ reich un­ge­wöhn­li­chen In­itia­len „J W“ oder „W J“ auf den Vor­der­deckel prä­gen – viel­leicht also kein Fran­z o­se, son­dern ein Durch ­r ei­sen­der? Was moch­t e der Be­sit­z er mit die­sem Al­bum vor­ge­ habt ha­ben? Es ent­h ält 65 lee­r e Blät­t er, nur auf dem zwei­ten und vier­ten Blatt sind zwei Blei­stift­z eich­ nun­gen ein­ge­k lebt, zwei wei­t e­r e auf der er­sten und drit ­t en Sei­t e wur­den of ­fen­bar ent ­fernt. Bei­de Zeich­nun­gen, die sehr de­li­k at und mit gro­ ßer Sorg­sam ­keit aus­ge­f ührt wur­den, at ­men ro­m an­ ti­schen Geist. Die eine, da­t iert „Juillet 47“ zeigt im For­m at von 141 x 110 mm das Brust­bild ei­ner ge­ krön­t en Frau in ed­lem Drei­v ier ­t el­pro­fi l in grie­chi­ schem oder ori­ent ­a li­sie­r en­dem Ko­stüm, ein halb­ wüch­si­ges Mäd­chen im lin­ken Arm hal­t end, bei­der Hän­de sind in zar­t er Be­r üh­r ung ver­bun­den. Die an­ de­r e Zeich­nung (152 x 113 mm), da­tiert „30 Juillet 1849“läßt sich ikono­g ra­phisch ge­n au­er be­stim ­men; es ist die Dar­stel­lung des „Jo­h an­nes­k na ­ben“, das ist Jo­h an­nes der Täu­fer mit sei­nem Kreuz­stab, zu­ sam­men mit Je­sus und den bei­den Müt­tern Eli­sa­ beth und Ma­r ia; ein Mo­t iv, das als Aus­schmückung der im Lu­k as-Evan­ge­l i­u m [Lk. 1, 39 ff.] er­z ähl­t en Heim ­su­chung Ma­r i­a s bei ih­ r er schwan­ g e­ r en Ver­ wand­t en wohl zur Zeit der Go­t ik in Ita­l i­en auf­k am. In der Tat fühlt man sich bei dem ‚weich­ge­z eich­ne­ ten‘ Bild un ­m it ­t el­bar an eine ita ­l ie­n i­sche Vor­l a­ge aus dem 16. Jahr­hun­dert er ­i n­nert. Wa­gen wir eine Spe­k u­l a­t i­on: Ein wohl­h a ­b en­der, ro­m an­t isch ver­a n ­l ag ­t er jun­g er Mann, viel­leicht ein „Wil­helm“ oder „Wil­l i­a m“, der eine klas­si­sche, mehr ­jäh ­r i­ge Bil­dungs­r ei­se durch Frank ­r eich und Ita ­l i­en mach­t e, er ­warb das be­r eits ge­bun­de­ne wun­ der­schö­ne Al­bum in der Pa­r i­ser Papeterie Susse, um dar ­i n sei­ne Ab­z eich­nun­gen von Kunst ­wer­ken auf­z u­be­wah­r en. Was ihn nach den er­sten Bil­dern da­von ab­brach­te, was aus ihm wur­de, wis­sen wir nicht. Was bleibt, ist der kost­ba­r e Ein­band – wie ein Sinn ­bild der Un­ein ­lös­bar­keit ro­m an­t i­scher Ver­ spre­chen und Hoff ­nun­gen. Pro­ve­n i­enz: Auf der Rück­s ei­t e des flie­g en­den Vor­s at­z es das halb ent ­fern­t e Eti­kett der Pa ­r i­s er Papeterie [Suss]e mit der Adres­ s e [Pas­sa­ge d]es Pan­ora­m as, auf der Rück­sei­t e des zwei­t en Blat­t es ein wei­t e­r es Eti­kett von Susse, mit der Adres­se Place de la Bourse, wo die Fir­m a seit 1827 eine Fi­l ia­le hat­t e. – Gold­ge­präg­t e In­itia­len „J W“ oder „W J“ auf dem Vor­der­deckel.

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Getrüffeltes Ex­em­plar der Samm­lung Clapp 7 Ari­o ste. [Ari­o sto, Lodovico]. Ro­l and fu­r ie­u x. Traduct­ion nouv­el­le et en pro­se par M. V. Phil­ip­on de la Ma­de­laine. Edi­ti­on illustrée de 300 vi­g net­tes et de 25 mag­nifiques planches tirées à part par MM. Tony Johan­ n ot, Ba­ r on, Français et C. Na­ n teuil. Pa­ r is, J. Mallet et Cie, 1844. 25 Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, auf ­k a ­schiert auf Ve­linPpa­pier; über 330 Text­ab­bil­dun­gen und 46 (oft wie­der­ hol­te) Kopf ­lei­sten zu den Ka­pi­tel­an­f än­gen, sämt­lich in Holz­schnitt; zu ­sätz­lich 2 Pro­be­drucke auf Chi­n a­pa­ pier bei­lie­gend. XXI V S., 616 S.; bei­lie­gend 1 Dop­pel­bl. ( Ver­lags­pro­spekt). Quart, un­be­schnit­ten (261 x 175 mm). Lang­ge­n arb­ter dun­k el­r o­ter Halb­m a­r o­quin­band auf fünf brei­te, von Blind­li­ni­en ein­ge­faß­te, gold­ge­präg­te Bünde, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel und gold­ge­präg­ter, grün in­tar­ sie­r ter Or­n a­m ent­ik in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ ten, je­weils in fet­tem und ma­ge­rem Gold­f ileten­rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­ zen, ein­ge­bun­d e­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), 47 ein­ge­bun­de­nen Lie­fe­r ungs­ um ­schlä­g en und Kopf­g old ­schnitt, am Fuß si­g niert „E. Mayl­an­der“ . Mit zwei Pro­be­d rucken, Ver­l ags­pro­spekt und zahl ­r ei­chen Um­schlä ­gen Der spät ­m it ­t el­a l­t er­l i­c he Rit ­t er ­r o­m an über den Ra ­sen­d en Ro­l and, das Haupt­ werk von Lodovico Ari­osto (1474 –1533), liegt hier in der er­sten Aus­ ga ­b e mit den Il ­lu­stra­t io­nen von Tony Johan ­not und dem öf ­t er zu­s am ­men­a r­b ei­t en­den Zeich­nerTrio Célestin Na­nteuil (1813 –1873), Hen­r i An­t oine Ba­ron (1816 –1885) und Fran­ç ois Lou­is Français (1814 –1897) vor. Als pro­m i­nen­t e­ster un­t er ih­nen il­ lu­strier­te Tony Johan­not 23 der 25 Ta­feln, die auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt wur­den. Die Text ­a b­bil­dun­ gen sind mit über 330 (ohne die Kopf­lei­sten zu den Ka­pi­t el­a n­f än­g en) noch et ­w as zahl­r ei­cher als auf dem Ti­tel und durch­weg von den Bi­blio­g ra­phen an­ge­ge­ben. Dies ist ein aus­ge­spro­chen bi­blio­phi­les Ex­em­plar: Ihm lie­gen zwei Fumés auf Chi­n a­pa­pier bei, ei­ner zu Johan­nots Ta ­fel An­gélique et Sacri­pant [nach S. 8] und zu ei­ner Text­a b­bil­dung [S. 140], au­ßer­dem ein vier­sei­t i­ger Ver­lags­pro­spekt mit drei Il­lu­stra­t io­nen, dar ­u n­t er wie­der ­u m An­gélique et Sacri­pant, hier mit mehr Schwarz ge­d ruckt.

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Ne­ben dem Ori­g i­n al-Um­schlag sind auch 47 Lie­fe­ rungs­u m­schlä­ge zu 54 (von 60) Liv­rai ­sons ein­ge­bun­ den (7 wa­r en Dop­pel­lie­fe­r un­gen). Sie und der Ge­ samt ­u m­schlag ha ­ben die glei­che ganz­sei­t ig den Ti­t el ein­r ah ­men­de Il­lu­stra­t i­on von Tony Johan­not. Un­ser der­a rt spe­z i ­fi ­z ier ­t es Ex­em­plar der „bel­le pu­blic­at­ ion, bon im­primée“ [Car ­t er­et] liegt un­be­schnit ­t en in ei­nem am Rücken reich in­t ar­sie­r ten Halb­m a ­r o­ quin­band von Émile Mayl­a n­der (1866 –1959) vor.

Pro­ve­n i­enz: Sam Clapp (des­sen Auk­t i­on Chri­stie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 33, mit Abb.). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 275, Nr. 167; Brivois 12; Car­t er­et III , 36; vgl. K NLL I, 664 – 666; Ma­r ie 58 und 102; Oster­w al­der 82, 539 und 744; Ray II , 288; San­der 28; Vica­ire I, 85; zu Mayl­a n­der: Devauc­hel­le III , 273; Fléty 125.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier 8 Ari­o st[o, Lodovico]. Ro­l and fu­r ie­u x. Poëme héroique. Traduit par A[ugustin]-J[oseph] Du Pays et illu­stré par Gu­stave Doré. Pa­r is, Hachette et Cie, 1879. 81 Ta­feln, Front­i spiz, 536 Text­ab­bil­dun­gen, sämt­lich in Holz­schnitt, von Gu­stave Doré. 1 lee­res Bl., 3 Bl., VIII S., 658 S., 1 lee­res Bl. – Ti­tel in Schwarz und Rot. – S. 617 – 653 (An­m er­k un­g en und kom­m en­t ie­r en­d es Na­m en­re­g i­ster) in zwei­spal­t i­gem Druck. – Auf Chi­n a­ Pa­pier ge­druckt. Groß-Fo­lio, un­be­schnit­ten (488 x 320 mm). Dun­k el­ro­ter Halb­m a­r o­quin­band auf fünf brei­te, von Blind­li­ni­en ein­ge­faß­te, gold­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­ti­tel in ein­fa­chem und blind- und gold­ge­ präg­ter Or­n a­m ent­ik in dop­pel­tem Fi­let­en­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Kopf­g old ­schnitt, auf dem flie­ g en­ d en Vor­ satz ver­ so si­ g niert „Yseux“ (Ka­pi­ta­le et­was ein­ge­r is­sen, Kan­ten beschabt). Ei­nes von 40 Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier – Il ­lu­stra­t io­nen von Gu­stave Doré Ari­osts in 46 Ge­s än­gen vor­ge­t ra­ge­nes Epos über den Ra ­sen­den Ro­land ver­schmilzt die ka­r o­l in­g i­sche Rit­t er­epik über den Kampf zwi­schen Chri­sten und Hei­den mit der Mär­chen­welt des hö­fi­schen Ro­m ans, was bei­de For ­men dekon­stru­iert: Die christ ­l ich-rit­ ter­l i­chen Idea ­le ha ­ben „jede norm­ge­ben­de Ver­bind­ lich ­keit ein­ge­büßt“ und „die Glau ­bens­strei­t er wer­ den zu lie­bes­sehn­süch­t i­gen und aben­t eu­er­lu­sti­gen Rit­t ern“ [K NLL I, 664], aus de­r en „an­a r­chi­sche[m] In­d i­v i­dua ­l is­mus […] Cha­os“ [ebd. 665] und „Ver­ ein­sa ­mung“ [ebd. 664] ent­sprin­gen. Ex­em­pla ­r isch muß der Haupt­held Ro­land er­ken­nen, daß „rit­t er­ li­che Be­wäh­r ung nicht mehr den ihr ge­büh­r en­den Min ­ne­lohn fin­det“: Weil sei­ne An­ge­be­t e­t e An­gel­ica sich von ihm ab­wen­det, bricht er „in­Wahn­sinn aus, schleu­dert Waf­fen und Klei­der von sich und rast, al­les nie­der­h au­end wie ein toll­w ü­t i­ges Tier, durch die Welt“ [ebd. 665]. Al­lein dem Her­z og Ast­olfo ge­l ingt es, Ro­l ands ver­lo­r e­nen Ver­s tand vom Mond zu­r ück ­z u­ho­len, ihn von Wahn­sinn und Lie­b es­schmerz zu hei­len und da­m it den Sieg der Chri­sten zu er ­mög­l i­chen [vgl. ebd.]. Da­ b ei er­ weist sich die Rei­ s e zum Mond „als Sym­bol für das Schaf­fen des Dich­ters selbst, der sein Werk im ­mer wie­der als il­lu­sio­n är kennt ­l ich macht“ [ebd.]. In­dem er „die alte Rit­ter­welt al­lein „im schö­nen Schein der Kunst neu er­ste­hen läßt“, nä ­hert sich der Re­n ais­s ance-Dich­t er zu­gleich der

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„hö­he­r en Iro­n ie“ [ebd.] der Ro­m an­t i­ker an. Doch kippt die Stim­mung auch ins Bur­les­ke, der he­ roi­sche Stoff wird „nicht mehr ernst ge­nom­men, Ro­l and zur lä­c her­l i­c hen Fi­g ur“ [Guratzsch/ Unverf­ehrt II , S. 336]. Da­ m it fügt sich das Werk we­ n i­ g er in ei­ nen ro­m an­t i­schen als in den nach ­r o­m an­t i­schen Kon­ text ein, in dem die­se Aus­g a­be 1879 er­schien; im To­des­jahr des Über­s et­z ers Jo­s eph-Au­g u­stin Du Pays (1804 –1879) und zu­gleich als das letz­t e Buch, das Gu­stave Doré (1832 –1883) für Hachette il­lu­ strier­te. Leblanc fand das Epos „difficile à in­ter­ préter“, strei­fe Ari­ost doch mit ­u n­t er „l’in­décence“. Da ­her kön­ne man den Il­lu­stra­t or nicht ge­nug da­f ür lo­ben, „d’avoir évité cet écueil“, dank sei­ner „ima­g i­n a­t i­on ex­t ra­ordinairement fer ­t i­le et sou­ple“ [Leblanc]. Al­ler­d ings scheu­te auch Doré kei­nes­ wegs das Gro­t esk-Ko­m i­sche, bei dem das Grau­si­ge ins Par­odi­sti­sche um­schla­gen kann: So wir­ken die Un­ge­heu­er, die das Land der bö­sen Fee Al­cian be­ wa­chen, „we­n i­ger schreck­lich als put­z ig“ [nach S. 58; Guratzsch/Unverf­ehrt II , 158], bei ei­nem Kampf Ro­lands mit 120 Geg­nern su­chen „selbst die Ge­ köpf­t en aus Furcht vor dem Hel­den noch das Wei­t e“ [nach S. 290; Guratzsch/Unverf­ehrt II , 159]. Über­ haupt fin­den sich un­t er den mehr als 600 Ab­bil­dun­ gen „many fant­a stic co­ncept­ions“ [Ray], wo­bei sich auch man­ches aus Dorés frü­he­r en Schöp­f un­g en wie­der­holt. Vallmy-Baisse re­sü ­m ier ­t e: „Dans cette der ­n ière œuvre, part ­iculièrement riche d’ima ­g i ­n a­ ti­on, de verve et de science, Gu­stave Doré a généreusement usé tous les dons“ [Valmy-Baysse 320]. Es fin­den sich auch äs­t he­t i­s che und tech­n i­s che Neue­r un­gen. Ein „ori­g i­n al fea­t ure“ er­k ann­t e Ray in den win­kel­f ör ­m ig her­a b­ge­z o­ge­nen, fast den ge­ sam­t en Satz­spie­gel be­glei­t en­den Kopf ­v i­g net ­t en zu den Ka­pi­t el­a n­f än­gen, „which show the ac­t ion developing up or down the page“. Sti­li­stisch be­ob­ ach­t e­t e er eine be­son­de­r e Leich­t ig­keit, die er dar­ auf zu­r ück ­f ühr ­t e, daß Doré sei­ne Zeich­nun­g en hier „on pa­per rat­her than on the block“ aus­f ühr­ te, um sie durch pho­t o­me­cha ­n i­sche Strich­ät­z ung, die so­ge­n ann­t e Gillo­t a­ge, re­pro­du­z ie­r en zu las­sen. „The ease of this pro­ce­dure was pos­sibly too liberating for the ar­tist“, mein­te Ray; die­ses wie­der­ um re­sul­t ier ­t e „in an overwhel­m ing pro­f u­si­on of illustrat­ions, less ca­r efully co­n sidered than usual“.

Doch än­de­r e dies nichts dar­a n, daß die Zeich­nun­ gen „certainly rival tho­se in the fa­mous ei­ghteenthcent­u ry edi­t i­ons of the poem“ [Ray]. Das „très beau livre […] mag­n ifiquement gravé“ [Car ­t er­et] soll­t e nach der Emp­feh­lung Gor­don N. Rays „be sou­ght in a copy on special pa­per […] in which the size is lar­ger and the im­pres­si­ons of the illustrat­ions are ric­her“. Die­ser An­spruch ist hier er­f üllt: Un­ser Ex­em­plar ist die Num­mer 23 von 40 Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier, es ist un­be­schnit ­t en er­h al­t en, die Maße des Buch­blocks be­t ra­gen stol­z e 490 x 320 mm. Pro­ve­n i­enz: Adri­a n Flüh ­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 47, Nr. 171; Car­t er­et III , 37; DBF XII , 324; Dézé 78; Guratzsch/Unverf­ehrt II , Nr. 158 –161; vgl. K NLL I, 664 – 666; Leblanc 32 f.; Lon­c hamp II , 27; Oster­w al­der 321; Rahir 296; Ray II , 347, Nr. 254; Rümann 202; San­der 29; ValmyBaysse 320 ff.; Vica­i re I, 85 f.; zu Yseux: Fléty 178.

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Ei­nes von 15 Ex­em­pla­r en auf Ja­pan­pa­pier – mit ei­ner Ori­g i­nal­zeich­nung von Doré, Ex­em­plar Des­camps-Scrive 9 Ari­o st[o, Lodovico]. Ro­l and fu­r ie­u x. Poëme héroique. Traduit par A[ugustin]-J[oseph] Du Pays et illu­stré par Gu­stave Doré. Pa­r is, Hachette et Cie, 1879. 81 Ta­feln, Front­i spiz, 536 Text­ab­bil­dun­gen, sämt­lich in Holz­schnitt; se­pa­rat zu ­sätz­lich 1 ori­g i­n a­le, si­g nier­ te Fe­d er­z eich­n ung auf star­k em Kar­ton (Blatt­g rö­ße: 223 x 177 mm). 1 lee­res Bl., 3 Bl., VIII S., 658 S., 1 lee­ res Bl. – Ti­tel in Schwarz und Rot. – S. 617 – 653 (An­m er­ kun­gen und kom­m en­t ie­ren­des Na­m en­re­g i­ster) in zwei­ spal­t i­gem Druck. – Auf Ja­pan­pa­pier ge­druckt. Groß-Fo­lio, un­be­schnit­ten (480 x 325 mm). Dun­k el­g rü­n er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf von Blind­li­n i­en ein­ge­faß­te, point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel in ein­fa­chem und gold­ge­präg­ten gro­ßen Eck- und rau­ten­f ör­mi­gen zen­t ra­len Fleurons in dop­pel­ tem Fi­let­en­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ ten, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­ sät­zen und Kopf­g old ­schnitt, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „V. Cham­ps“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­ nem Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten (Schu­ber­k an­ten mit Ein­r is­sen, strecken­wei­se un­er­heb­li­che Braun­f lecken, ei­ni­ge La­gen am Rand mit klei­ne­rer schwa­cher Knick­ spur). Ei­nes von nur 15 Ex­em­pla ­r en auf Ja­pan­pa­pier, bei ­l ie­gend eine Ori­g i ­n al-Zeich ­nung Dorés Dorés letz­t es ‚gro­ßes‘ Werk „should be sou­ght in a copy on special pa­per“, ver­lang­te Gor­don N. Ray, „in which the size is lar­ger and the im­pres­si­ons of the illustrat­ions are ric­her“. Hier liegt nun ein Lu ­x us­ex­em­plar in der sel­t en­sten Va ­r i­a n­t e vor: Num­ mer 6 von nur 15 Ex­em­pla­r en auf fei­nem Ja­pan­Pa­pier. Der un­be­schnit ­t e­ne Buch­block be­sitzt eine Grö­ße von etwa 480 x 325 mm, das Pa­pier zeich­net sich durch ei­nen el­fen­bein­far­be­nen, war ­men Ton aus, der den Il­lu­stra­t io­nen Dorés ei­nen an­hei­meln­ den Grund gibt, was der ro­m an­t i­schen Stim­mung ent ­ge­gen ­kommt. Dem Band liegt eine ori­g i­n a­le, von Doré si­g nier­t e Fe­der­z eich­nung bei. Sie wur­de auf star­kem bräun­l i­chen Kar­t on (For­m at ca. 223 x 177 mm) in schwar­ zer Tin­t e aus­ge­f ührt, mit zu­s ätz­l i­chen Re­t u­schen

und Höhun­gen in Weiß und mit ei­ner hand­schrift­ li­chen Le­gen­de in Blei­stift ver­se­hen. Das Mo­t iv, das fünf un- bzw. leicht­be­k lei­de­t e Frau­en im Kampf mit drei Be­w aff ­ne­t en zeigt, wur­de of ­fen­bar nicht ins Buch über ­nom ­men. Die­ses von Vic­t or Cham­ps [vgl. Devauc­hel­le III , 247; Flety 41] ge­bun­de­ne Aus­n ah ­me­ex­em­plar stammt aus dem Be­ sitz des berühmten Samm­ lers René Des­c amps-Scrive. Pro­ve­n i­enz: Auf dem er­sten Blatt gold­g e­präg ­t es Ex ­l i­bris von René Des­c amps-Scrive, des­sen Auk­t i­ on II , 1925, Nr. 126: frs. 1.650. – Ver­so flie­gen­dem Vor­satz gold­ge­präg ­t es Ex ­l i­bris von Ge­org­es Degryse, des­sen Auk­t i­on 1991, Nr. 98.

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Das Exemplar des Autors auf zartrosa Papier, im Ein band von Thouvenin, aus der Samm lung Beraldi 10 Arlincourt, [Charles­Victor Prévost] vicomte d’. L’ étrangère. Par le Vicomte d’Arlincourt. Avec un Portrait de l’Auteur, gravé par M. Mécou. D’après la Miniature de M. Isabey. 2 in 1 Bd. Paris, Béchét ainé, 1825. Ra dier tes Por trait des Au tors in 3 Zu stän den (avant la lettre auf Velinpapier, Endzu stand auf Velinpapier, Endzu stand auf Chinapapier, auf ka schiert auf VelinPapier). 2 Bl., X LVIII S., 230 S; 2 Bl., 372 S. – Auf rosafarbenem Papier gedruckt. Ok tav, unbe schnit ten (215 x 127 mm). Langgenarbter nachtblau er Maroquinband der Zeit auf fünf breite, in Blindprä gung schraf fier te Bünde, mit Rückentitel und Bandbezeichung in einfachem Filetenrahmen in zwei sowie floraler Vergoldung in doppelten Filetenrahmen in den übri gen Rückenkompartim enten, auf den Deckeln in doppeltem Rahmen aus fet ter und ma gerer Goldfilete ein Roll stempel-Blindrahmen mit Blütenmotiv, dar in ein von

fet ten Goldfileten ein gefaßtes Palmettenband, zentral eine hochrechtecki ge Plat te mit intrikater floraler Vergoldung im „Restaurat ions“-Ty pus, mit Goldornamentik auf Steh- und Innenkanten sowie rosafarbenen Vorsätzen aus Moiré seidenpapier, am Fuß si gniert „Thouvenin“ ( Vor sät ze oxydiert, Por traits im weißen Rand braunfleckig). Der ein Jahr vor der fran zösi schen Re volution auf Schloß Mérantais bei Ver sailles geborene Schriftstel ler Charles-Vic tor Prévost, vicomte d’Ar lincourt, (1788 –1856) pfl eg te ei nen Lebens stil als Roya list, rück wärts ge wandter Romanti ker und Ex zentri ker, womit es ihm gelang, große Auf merksam keit auf sich und sein Werk zu len ken. Spätere Generationen ur teilten über ihn, der zeit lebens „une grande not oriété“ genoß, abschät zig: „on ne cite plus guère son nom que […] pour don ner ses

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œuvres comme une exemple de faux romantisme et d’ex travagance“ [DBF]. Nachdem d’Arlincourt im er sten Kai ser reich als jun ger Mann Schild knappe der Ma dame Mère, dann Auditor am Con seil d’État gewe sen war und sich 1810 mit sei nem Pro sadebüt Une matinée de Charlemagne bei Napoleon empfeh len konnte, zog er sich in der Restau rationszeit auf sein Schloß SaintPaër in der Nor mandie zu rück, wo er „vécut dans un fa ste romantiquement médiéval“ [DLF]. In verblüf fender Wei se glich sein Leben da mit sei nen „‚romans hi storiques‘ à clefs contempora ines“ [DLF], ei ner Mi schung aus Schauer roman und Trou badour dichtung, be ein flußt von Chateau briand, Marmontel und Walter Scott, „ca ractérisées par l’excentricité du style, la témérité des épithètes, l’invraisemblance de l’ac tion, l’ex aggération des senti ments, avec cependant une certaine verve étran ge“ [DBF]. Zu die sen Werken gehört

auch der vorliegende, im frü hen 13. Jahrhundert an ge siedelte Rit ter-, Liebes- und Hi storien roman L’ étrangère, der 1825 in zwei Bänden er schien. War das Er folgsgeheim nis dieses ei gent lich mediokren Autors, der das zeit genös si sche Pu bli kum in seinen Bann zu schla gen wußte, die kon sequent-unironi sche Ver wirk lichung ex altier ter romanti scher Phanta sien in sei nem ei genen ‚Lebensroman‘? Freilich muß d’Arlincourt spätestens nach der Ju li revolution von 1830, in der er teilwei se sein Ver mögen ein büßte, die Kluft zwi schen Schein und Sein zuneh mend empfunden ha ben; von nun an schrieb er „sous cou leur de romans historiques, des pamphlets à tendance pol itique“ [DBF]. Eine abgeklär tere Zeit beschei nig te ihm, „qu’on avait par fois surnommé le nouvel Ossian […] des côtés en fant ins. Que reste-til de tout cela? Le sou venir surprenant d’une grande réputat ion (auprès du pu blic mond ain), sombrée dans l’oubli et le ridicule“ [ebd.].

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Doch bleibt der Ruhm die­ s es ro­ m an­ t i­ s chen ‚Le­b ens-Künst ­lers‘ selbst ein be­mer­kens­wer ­t es hi­sto­r i­sches Fak­t um, und die­ses ma ­n i­fe­stiert und ma­t e­r ia ­l i­siert sich ge­r a­de in dem vor­l ie­g en­den Büch­lein aufs Schön­ste: Die bei d’Ar­lin­c ourt so enge Ver­bin­dung von Kunst und Le­ben spie­gelt sich hier glück­lich in sei­nem ei­ge­nen Ex­em­plar – zu­ nächst ex­pli­z it ge­kenn­z eich­net durch den kreis­f ör­ mi­gen Prä­ge­stem­pel mit sei­nem ge­k rön­t en Wap­pen auf dem Ti­t el­blatt. Doch die Ver­bin­dung zwi­schen Buch und Be­sit­z er durch­w irkt förm­lich das gan­ ze Werk: Der Au­t or ließ sich sein per­sön­l i­ches Ex­ em­plar des Lie­b es­r o­m ans auf zart ro­s a ­far­b e­nem Pa­pier drucken; rosa sind noch die Vor­s ät­z e aus Moi ­r é­sei­den­pa­pier. Ist das Buch auch sonst nicht il­lu­striert, so ist der Au­tor selbst drei­fach im Bild ver­tre­ten. Sein ra­ dier­t es Por­t rait liegt nicht nur auf auf­k a­schier­t em Chi­n a­pa­pier vor (dies die üb­l i­che Va ­r i­a n­t e), son­ dern auch auf Ve­lin­pa­pier, au­ßer­dem noch in ei­ ner un ­fer ­t i­gen Ver­si­on avant la lettre, eben­falls auf Ve­l in­pa­pier. Das Brust­bild zeigt den Ro­m an­t i­ker mit wei­chen Ge­sichts­z ü­gen, ei ­nem kaum an­ge­deu­ te­t en Lä­cheln und gro­ßen, leicht me­l an­cho­l i­schen Au­gen, ein Buch in der Rech­t en. Ge­sto­chen wur­de es 1824 von An­d ré Jo­seph Mécou (um 1771 –1837) nach ei­ner Mi­n ia­t ur von Jean-Bap­ tiste Isabey (1767 –1855); und auch die­se per­sön­l i­che Ver­bin­dung zu dem als „Mi­n ia­t ur ­i st der Kö­n i­ge“ [Thieme/Becker 16, 237] bekannnten Por­trait­m a­ ler ist auf­s chluß­r eich, weist des­s en Bio­g ra­phie doch si­g ni ­fi ­k an­t e Par­a l­le­len zu der d’Ar­l in­courts

auf. Schon zur Zeit Na­po­le­ons galt der in Ver­sailles le­ben­de Jean-Bap­t iste Isabey als „der er­ste Mi­n ia­ tur­ist sei­ner Zeit“ und „Lieb­ling in den Sa­lons“ [ebd. 236], Lud­w ig XVIII . er­n ann­te ihn 1822 zum „ins­pecteur des­sin­ateur, ordonnateur des fêtes et spectacles“, Karl X. 1825 zum „Zeich­ner und Ma­ler des kgl. Ka ­bi­netts und zum Of ­fi ­z ier der Eh­r en­le­g i­ on“ [ebd.] – auch er ge­noß eine traum­h af­t e Kar­r ie­ re wäh­r end des er­sten Kai­ser­r ei­ches und der Re­ stau­r a­t i­ons­epo­che, der die Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on ein Ende setz­te, „denn die neue Bour­geoi­sie bot kei­ne An­ zie­hungs­k raft für den al­t ern­den Hof ­m a ­ler“ [ebd.]. Stan­des­b e­w ußt ließ d’Ar­l in­c ourt sein Ex­em­plar schließ­l ich auch bin­den, in ei­nen ex­q ui­si­t en, blindund gold­ge­präg ­t en Ein­band im Re­stau­r a­t i­ons­stil von Jo­seph Thouvenin (1790 –1834). Die­ser be­s aß ei­nen Ruf als „the lea­d ing bin­der of his epoch“ und da ­m it ver­bun­den „so­cial co­n nect ­ions which he evi­ dent­ly enjoyed and des­erved“ [Rams­den]. Au­tor, Ma­ler und Buch­bin­der – sie alle ge­hör­ten dem­sel­ ben hö­fi­schen Mi­l ieu an und wirk­t en ge­mein­s am und je­der auf sei­ne Wei­se an dem ro­m an­ti­schen Traum der Ein­heit von Kunst und Le­ben – da­für ist die­s es unik­a le Ex­em­plar von L’ étrangère ein gül­t i­ges Bei­spiel. Pro­ve­n i­enz: Vicomte d’Ar­l in­c ourt, mit des­s en blind­ge­präg ­t em Wap­pen auf dem Ti­t el. – Ex ­l i­bris von Hen­r i Beraldi auf dem flie­gen­den Vor­satz (nicht in des­sen Auk­t io­nen). Li­t e­r a­t ur: DBF III , 648; DLF I, 40; Quér­a rd I, 90; Vica­i re I, 87; zu Thouvenin: Fléty 168; Rams­den 204; vgl. auch die fast iden­ ti­s che Deckel­plat­t e bei Culot Nr. 114, so­w ie ebd. S. 460.

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In zeit ­ge­nös­si­schem Ein­band, aus Adels­be­sitz 11 [Ar­nault, An­t oine-Vin­cent]. Les sou­ve­nirs et les reg­rets du vieil ama­teur dra­m a­tique, ou Lettres d’un Oncle à son Neveu sur l’an­c ien thêatre français […]. ­Pa­r is, Charles Froment, 1829. 36 ko­lo­r ier­te Stahl­stich-Ta­feln (da­von 2 ge­fal­tet), mit Sei­den­vor­sät­zen. VIII S., 214 S., 1 Bl. (In­dicat­ion du pla­c e­m ent des gra­vur­e s). Ok­tav (172 x 105 mm). Nacht­blau­er Kalb­le­der­band der Zeit auf vier brei­te, mit je drei Gold­poin­t illé-Li­ni­en ver­ zier­te und von Gold­poin­t illé-Li­ni­en ein­ge­faß­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie blind- und gold­ge­ präg­tem De­k or in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten, auf den Deckeln in fet­tem Gold­f ileten­rah­m en blind­ge­ präg­te Plat­ten mit gro­ßer Ro­set­te, um­ge­ben von Vo­lu­ ten und Flo­ral­de­kor in Bor­dü­ren­rah­m en, Steh­k an­ten mit Gold­f ileten, In­nen­k an­ten mit Dent­el­le­bor­dü­re, mit mar­ mo­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt (Kan­ten und Ge­len­k e mit klei­nen Schabstellen). Dies ist die er­ste Aus­g a­b e des an­ony­men Spät­ werks des Dra ­m a­t i­kers An­t oine-Vin­c ent Ar ­n ault (1766 –1834), des­sen Name in un­se­r em Ex­em­plar von al­ter Hand auf ei­nem Vor­blatt ver­merkt ist. In 33

Brie­fen wer­den Schau­spie­ler aus der Zeit von 1760 bis 1786 vor­ge­stellt. Die 36 Stahl­sti­che fol­gen Mi­n ia­t u­r en „fa ­ites d’après na­ture, de Foëch de Basle et de Whirsker“, die schon im 18. Jahr­hun­dert pu­bli­z iert wor­den wa ­r en [vgl. Car­ter­et und Vica­ire, „1770“ laut Rahir 234]. Sie zei­gen die „différents acte­u rs dans les rôles où ils ont ex­cellés“ in sorg ­f äl­t i­gem, de­l i­k a­t em Ko­lo­r it. Die Bild­t ex­t e ent ­h al­t en die Na ­men der Schau­spie­ ler und ih­r er Rol­len so­w ie je­weils ein Zi­t at aus der dar­ge­stell­t en Sze­ne. Un­ser Ex­em­plar in ei­nem nacht ­blau­en, mit gro­ßen Ro­set ­t en de­ko­r ier ­t en Ein­band der Zeit stammt aus dem Erst­be­sitz ei­nes Mit­glieds der Fa­m i­l ie Caix de Saint-Aymour. Pro­ve­n i­enz: Ge­sto­che­nes Wap­p en­ex ­l i ­bris Ba ­r on de Caix de Saint-Aymour auf dem Spie­gel. – Evtl. Ar ­m and Ripault, vgl. Car ­t er­ets Be­schrei­bung: „veau bleu, décor ro­m an­t ique“. Li­t e­r a­t ur: Bar­bier I V, 553 (mit fal­s chem Jahr); Brivois 376 f.; Car­t er­et III , 37; Co­las 159; vgl. ebd. 3073; Es­c offier 775; San­ der 30; Vica­ire I, 93 f.; zu Ar­n ault: DBF III , 901 f.; DLF I, 41; Hoefer 3, 295 f.

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Ex­em­plar Leg­rand und Villebœuf 12 Au­bert, [Ga ­bri­el] (Hrsg.). La lanterne mag­ique d’Au­bert. Pi­èces cu­r ie­u ses, co­miques, spi­r i­t u­el­les, stu­pi­ des et au­t res. Par MM. V. Adam, Al­ophe, Cham, Dol­let, Eu­stache, Quillenbois & a. Pa­r is, Au­bert & C.ie, [1843]. 72 ge­zähl­te, ein ­sei­t ig be­druck­te, durch­ge­hend und meist mehr­tei­lig il­lu ­strier­te li­tho­g ra­phi ­sche Bl. Quart, un­be­schnit­ten (310 x 240 mm). Ge­glät­te­ter ro­ ter Halb­m a­r o­quin­band mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und de­ko­ra­t i­ver Rücken­ver­g ol­dung, Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem, il­lu ­strier­tem, gel­bem Ori­g i­n al-Um ­schlag, auf dem flie­ gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „V. Cham­ps“ ( Vor­der­um­ schlag et­was ver­f ärbt und mit un ­schein­ba­ren re­stau­r ier­ ten Läsu­ren, Ti­tel­bl. ent­fernt, 1. Bl. leicht ge­bräunt). Die Ori­g i­n al­aus­g a ­be in ei­nem Ein­band von Vic­t or Cham­ps

gen Bild­er ­fol­gen aus­wach­sen kön­nen. Die Samm­ lung setz­t e das 1842 er­schie­ne­ne Mus­ée ou mag­a sin co­m ique de Phil­ip­on [sie­ he Nr. 458] fort; Charles Phil­ip­on war Au­b erts Schwa­ger und Ver­l ags­t eil­h a­ber. Dies ist ein sehr schö­nes, un ­be­schnit ­t e­nes Ex­em­ plar mit ein­g e­bun­de­nem, il­lu­strier ­t em Ori­g i­n alUm­schlag in ei­nem Ein­band von Vic­t or Cham­ps. Pro­ve­n i­enz: Dies ist das bei Car ­t er­et er ­w ähn­t e Ex­em­plar von E. C. A. Leg­rand (Auk­ti­on 1912, Nr. 249: frs. 90), mit des­sen gold­ge­präg­ten In­itia­ len auf dem In­nen­deckel; ebd. das gold­g e­präg­te Ex­l i­bris von Paul Villebœuf (des­sen Auk­t i­on 1963, Nr. 234), dar ­u n­t er Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh ­m ann. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­e t III , 426; Lach­ è vre I, 299; zu Cham­ p s: Devauc­hel­le III , 247; Fléty 41.

Die Lanterne mag­ique ge­w ährt Aus­blicke mal auf ro­m an­t i­s che Gen ­r e­sze­nen, mal auf gro­t esk-ka­ ri ­k ier ­t e Si­t ua­t io­nen, die sich zu „Co­m ic“-ar ­t i­

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Mit Tony Johannots origina ler Vor zeichnung zum Front ispiz: Exemplar Leg rand – Villebœuf – Duché – Hild und Flühmann 13 Bal zac, [Honoré] de. La peau de cha grin, roman philosophique. 2 Bde. Paris, Charles Gosselin und Urbain Canel, 1831. 2 Front ispize in Holz schnitt auf Chinapapier, nach Vorzeichnun gen von Tony Johannot ausgeführt von Porret; beiliegend die Ori ginal-Vor zeichnung zu Band I. 393 S., 1 Er rata-Bl. Und: 374 S., 1 Er rata-Bl. – In der Pa ginierung von Band II wurde S. 195 f. doppelt vergeben, S. 324 f. übersprun gen, so komplett. Ok tav, kaum be schnit ten (217 x 135 mm). Ge glät tete grüne Halbmaroquinbän de mit gold gepräg ten Rückentiteln und reicher or namentaler Rückenvergol dung in vier fachen Goldfiletenrahmen, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denen gelben Ori ginal-Um schlä gen, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ , in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit Lederkanten. Mit bei liegender ori gi na ler Vor zeich nung zum Front ispiz – die er ste Ausga be von Bal zacs romanti schem Frühwerk Ein Stück gegerbter Eselshaut als Ta lisman er füllt sei nem Besit zer in diesem phanta stisch-mysti schen Roman alle Wün sche und bringt ihm gerade dadurch den Tod. Der „Grund gedan ke der selbst zerstöreri schen Leiden schaf ten und Wün sche“ verbindet ein romanti sches Motiv mit der „Kritik der ‚neuen‘, zu Beginn der Ju li mon ar chie sich eta blierenden Gesell schaft“ [En gel hardt/Roloff ]. Mit diesem Roman, der auch buch händ lerisch ein Er folg war, begründete Bal zac sei nen litera ri schen Ruhm. Goethes Ur teil über das Buch als „ein vor treffl iches Werk neuester Art“ stellt „eine der er sten deut schen Reak tionen“ [Engler] auf Bal zac überhaupt dar. Dies ist die er ste Ausga be „rare et très recherchée“ [Clou zot], mit dem nur hier er schienenen Vorwort. Ein zi ger Bild schmuck sind zwei Front ispize auf Chi napapier – un ser Exemplar ist uni kal durch die bei liegende ori gi na le Vor zeich nung von Tony Johan not zum Front ispiz von Band I in dun kel brauner Tinte, mit der Dar stel lung „Rafaël chez le marchand de curiosités“ (Blatt größe 182 x 124 mm). Das kaum beschnit tene Exemplar liegt mit den ori gi nalen Um schlä gen in Ein bänden von Émile Mer cier (1855 –1910) in per fek ter Erhaltung vor.

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Pro­ve­n i­enz: Dies ist das bei Car ­t er­et er ­w ähn­t e Ex­em­plar von E. C. A. Leg­rand (Auk­ti­on 1912, Nr. 666: frs. 500), mit des­sen gold­g e­präg­ten In­ itia­len auf den In­nen­deckeln; in Band I ebd. die gold­ge­präg ­t en Ex ­l i­bris von Paul Villebœuf (des­sen Auk­ti­on 1963, Nr. 31: frs. 7.000) und Pierre Du­ ché (Auk­t i­on II , 1972, Nr. 7: frs. 10.000). Dann war das Buch bei Ro­ger Hild (Auk­ti­on 1980, Nr. 134: frs. 12.200). All die­se Zu­schlä­ge er­folg­t en ohne die Zeich­nung, die erst von Adri­a n Flüh­m ann hin­z u­ge­ fügt wur­de. Auf dem Spie­gel des­sen Mo­no­g ramms­childchen „awf “. Li­t e­r a­t ur: As­s el ­i neau 243; Car ­t er­e t I, 60; Cham­p fleury 338; Clou ­z ot 19; En­g el ­h ardt/Rol­off II , 50; Eng­ler 67; Ge­orge 68; Lon­c hamp II , 37; Quér­a rd/Bourque­lot I, 143; Rahir 305; Spœlberch de Lovenjoul 168 f.; Talv­a rt/Place I, 149, Nr. 19A; Vica­i re I, 184; zu Johan­not: Beraldi V III , 266; Ma­r ie 95; Oster­w al­der 539; Ray II , 257; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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Im ro­man­t i­schen Ver­lags­ein­band à la ca­thédr­ale 14 Bal­zac, [Honoré de]. Bal­zac illu­stré. La peau de cha­g rin. Étu­des so­ci­ales. Pa­r is, H. Delloye und Vic­tor Lecou, 1838. 2 Stahl­sti­che auf Glanz­pa­pier, ka­schiert auf Kar­ton, mit Sei­den­vor­sät­zen; 108 Stahl­sti­che im Text, dar­un­ter 4 Schmuck­in­itia­len. Vor­t i­tel, il­lu ­strier­ter Ti­tel, 402 S., 1 Bl. Quart (260 x 165 mm). Brau­ner Saf­f i­an­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gro­ßer gold­ge­präg­ter Plat­te auf bei­ den Deckeln mit der Dar­stel­lung drei­er Mu­sen in dop­pel­ tem Gold­f ileten­rah­men, mit gold­ge­präg­tem Rücken­de­kor à la ca­thédr­ale, Gold­f i­lete auf den Steh­k an­ten, gold­ge­ präg­ter Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, all­sei­t i­ gem Gold­schnitt, Doublü­ren und flie­gen­den Vor­sät­zen aus wei­ßem Moi­ré­pa­pier, si­g niert „Kron­heim & Ski­rving

Lon­don“ , in ei­nem mit Filz aus­ge­schla­ge­nen Papp­schu­ ber mit Le­der­k an­ten (durch­ge­hend ge­r ing braun­f leckig). Er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be im ro­m an­t i­schen Ver­l ags­ein ­band à la ca­thédr­ale Dies ist die fünf­te, zu­g leich die er­ste il­lu­strier­ te Aus­ g a­ b e mit Stahl­ s ti­ c hen von Brunellière, r geot, Lang­ lois u. a., nach Zeich­ nun­ g en von Na­ Ja ­net-Lan­g e als „do­m i­n ant co­ntribu­t or“ [Ray], von Ba­r on, Gavarni (2), Horace Vernet, Français, Marc­k l und an­de­ren – hier die „ge­such­tere und wert ­vol­le­r e“ [Rümann 188] Va ­r i­a n­t e mit dem Ske­lett in der Ti­t el­v i­g net ­t e und den von Car ­t er­et ge­n ann­t en Merk ­m a ­len des pre­mier tira­ge. Die bei­ den Ta­feln mit den Por­traits von „Pau­li­ne“ und „Fœdora“ wie­d er­h o­l en ent ­s pre­c hen­d e Text­-

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Ab­ bil­ dun­ g en [S. 149 und 287]. Sie wur­ den ge­sto­chen von Félicie Four ­n ier nach Ja ­net-Lan­ge und Marc­k l und „man­q uent très sou­vent“ [Vica­i re]. Auch der Text der Aus­g a­b e ist teil­wei­se ori­g i­n al, wie aus ei­nem Brief Bal­zacs an Ewe­li­n a Hans­k a vom 30.1.1838 her­vor­geht: Er sei „revu avec tant de soin, qu’il faut le regar­der co­m me le seul ex­istant, tant il diffère des édit­ions précéd­en­t es“. Das Werk soll­t e den Auf ­t akt zu ei­ner Rei­he „Étu­des so­ci­a les“ bil­den, we­gen des schwa­chen Ab­sat­z es blieb es bei die­sem ei ­nen Band. Das Werk ist „un des plus ra­r es et des plus es­t imés des illustrés du XIXe siècle pour son tex­t e et pour sa rem­a rquable il­lu­stra­t i­on co­ntemporaine“ [Car­t er­et III , 4]. Das vor­l ie­gen­de Ex­em­plar ist in dem be­mer­ kens­wer ­t en Ver­l ags­ein ­band à la ca­thédr­ale wun­der­ bar er­h al­t en. Pro­ve­n i­enz: Adri­a n Flüh ­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 49, Nr. 82 und V III , 222; Brivois 15; Car­ ter­et III , 41 – 46; En­g el ­h ardt/Rol­off II , 50; Lemoisne I, 166; Lon­ champ II , 37; Oster­w al­der 530; Quér­a rd/Bourque­lot I, 143; Rahir 305; Ray II , 302 f., Nr. 225; San­der 43; Talv­a rt/Place I, 149, Nr. 19C; Vica­i re I, 184 f.

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Ex­em­plar auf gro­ßem Pa­pier mit vier zu­sätz­l i­chen, va­r i­ier­t en Pro­be­drucken des Ti­t el­blatts 15 Bal­zac, [Honoré de]. Bal­zac illu­stré. La peau de cha­g rin. Étu­des so­ci­ales. Pa­r is, H. Delloye und Vic­tor Lecou, 1838. 4 Pro­be­drucke des Ti­tels, da­von 3 il­lu­striert, 8 Stahl-­ sti­c he auf Chi­n a­pa­pier; 108 Stahl­s ti­c he im Text, dar­un­ter 4 Schmuck­in­itia­len. 2 Bl., 402 S., 1 Bl. Quart, seit­lich und un­ten kaum be­schnit­ten (267 x 168 mm). Schwar­zer ge­glät­te­ter Ma­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, rei­cher or­n a­m en­ ta­ler und li­n ea­rer Gold- und Blind­prä­g ung so­wie far­ bi­gen In­tar­si­en, Steh­k an­ten­ver­g ol­dung, mit wein­r o­ten, gold- und blind­ge­präg­ten Ma­r o­quin­doublü­ren, flie­gen­ den Vor­sät­zen be­zo­gen mit ro­ter Moi­ré­sei­de, wei­te­ren Vor­sät­zen aus Mar­m or­pa­pier und ein­ge­bun­de­n em, il­ lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag, mit Ganz­g old­schnitt, si­g niert „Semet & Plum­el­le“ , in Papp­schu­ber mit Le­der­ kan­ten (letz­te La­gen und 2 Ta­feln leicht braun­f leckig, S. 71 f. mit sau­ber re­stau­r ier­tem Ein- und Durch­r iß, S. 189 f., 191 f. und 199 f. mit re­stau­r ier­tem Ein­r iß).

Er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­b e, mit vier zu­s ätz­l i­chen, davon drei il­lu­strier ­t en, Pro­be­d rucken des Ti­t els Die­sem au ­ßer­ge­wöhn ­l i­chen Ex­em­plar wur­den vier ver­schie­de­ne Pro­be­d rucke des Ti­t el­blatts vor­a n­ge­ stellt: Sie bie­t en drei ty ­po­g ra­phi­sche Va ­r i­a n­t en und drei ver­schie­de­ne Vi­g net ­t en; das vier ­t e Blatt auf stär­ke­r em Kar ­t on zeigt die spä­t e­r e Ti­t el­i l­lu­stra­t i­on, in der Va­r i­a n­t e ohne das Ske­lett des pre­mier tira­ge. Statt der bei­den hier nicht ge­brach­t en Por­t rait-Ta­ feln wur­den acht Stahl­sti­che auf Chi­n a­pa­pier bei­ ge­fügt, die den Ab­bil­dun­gen auf den Sei­ten 200, 210, 239, 245, 249, 259, 274 und 303 ent­spre­chen. Dies ist ein per ­fekt er­h al­t e­nes Aus­n ah ­me­ex­em­plar auf gro­ß em Pa­pier in ei­nem pracht ­vol­len Mo­s a­ ik­ein­band des Buch­bin­ders Mar­c ellin Semet und des Ver­gol­ders Ge­org­es Plum­el­le, die von 1925 bis 1955 in Pa ­r is zu­sam ­men­a r­bei­t e­t en und „hau­t e­ment au bon ren­om de la reliure française“ [Fléty 161] bei­t ru­gen.

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Ex­em­plar auf gro­ßem Pa­pier mit se­pa­ra­t em Band Tira­g es à part 16 Bal­zac, [Honoré de]. Bal­zac illu­stré. La peau de cha­g rin. Étu­des so­ci­ales. [Und:] Co­llect­ion de tira­ges à part. Pa­r is, H. Delloye und Vic­tor Lecou, 1838. 2 Stahl­sti­che auf Chi­n a­pa­pier, ka ­schiert auf stär­k e­ res Ve­lin­pa­pier; 108 Stahl­sti­che im Text, dar­un­ter 4 Schmuck­in­itia­l en; [Ver­l ags­pro­spekt:] 1 Holz­schnittTa­fel, 15 Holz­schnit­te. [Co­llect­ion des tira­ges à part:] 102 Stahl­stich­ta­feln, da­von 99 auf ge­tön­tem Kar­ton, 3 auf Chi­n a­pa­pier, ka ­schiert auf ge­tön­ten Kar­ton. 2 Bl., 402 S., 1 Bl.; 1 Bl., 10 S. ( Ver­lags­pro­spekt). [Und:] Ge­druck­tes Ti­tel­blatt zur „Co­llect­ion“ . Quart, un­be­schnit­t en (273 x 170 mm). [Co­l lect­i on:] 277 x 180 mm. Lang­ge­n arb­te dun­k el­brau­n e Halb­m a­ ro­quin­bän­de auf fünf brei­te, mit Gold­de­k or und ro­ten In­tar­si­en ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ ti­tel in Gold­f ileten­rah­m en und rei­chem De­k or aus mehr­ fa­chen, fet­ten und ma­ge­ren Gold­rah­m en und In­tar­si­en aus ro­ten Her­zen, Pal­m etten und Ro­set­ten so­wie oliv­ grü­nen Krei­sen in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­ fileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, 2 ein­ ge­bun­d e­n en il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlä­gen (inkl. Um ­schlag­r ücken) und 1 nach­g e­bun­d e­n en Pro­spekt­ um ­schlag, auf den flie­gen­den Vor­sät­zen ver­so si­g niert „Mer­c i­er Sr. de Cuzin“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­n en Papp­schu­bern mit dun­k el­brau­n en Ma­r o­quin­k an­ten (Schu­ber berie­ben). Mit rund 100 Pro­be­d rucken als Ta­feln auf ge­t ön­t em Vélin Dies ist ein wei­t e­r es Ex­em­plar der er­sten il­lu­strier­ ten Aus­g a ­be, wie­der ­u m die „ge­such­t ere und wert­ vol­le­r e“ [Rümann 188] Va ­r i­a n­t e mit dem Ske­lett in der Ti­t el­v i­g net ­t e und den von Car ­t er­et ge­n ann­ ten Merk ­m a ­len des pre­mier tira­ge. Die bei­den von Félicie Four­n ier ge­sto­che­nen Ta­feln mit den Por­ traits von „Pau­l i­ne“ und „Fœdora“, die „man­q uent très sou­vent“ [Vica­ire], wur­den hier auf Chi­n a­pa­ pier ge­d ruckt und auf stär­ke­r es Ve­l in­pa­pier auf­ ka­schiert Ein bei­ge­füg­ter Band ent­h ält (mit nicht nen­nen­wer ­t en Aus­n ah ­men wie der Schmuck ­i n­itia­ len) das ge­sam­t e Bild­m a­t e­r i­a l auf 102 Ta ­feln ohne Text, da­von 99 auf star­kem ge­tön­tem Kar­ton, drei auf Chi­n a­pa­pier, das auf den ge­t ön­t en Kar­t on auf­ ge­z o­gen wur­de, dies be­t rifft die Ti­t el­v i­g net ­t e, die Ab­bil­dung auf Sei­t e 212 und das Mäd­chen­por ­t rait von Sei­t e 287.

in gleich­a r ­t i­gen, am Rücken sehr de­ko­r a­t iv in­t ar­ sie­r ten Ein­bän­den von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) in per­fek­t er Er­h al­t ung vor. Es stammt evtl. aus dem Be­sitz von Lou­is Lebœuf de Montgermont, wie meh­ re­r e an­de­r e eben­falls von Mer­ci­er [vgl. Fléty 126 f.] ge­bun­de­ne Bü­cher un­se­r er Samm ­lung. Pro­ve­n i­enz: Lou­is Lebœuf de Montgermont? Vgl. des­sen Auk­t i­on 1912, Nr. 12, ohne Er­wäh­nung des Ta­fel­ban­des: frs. 920 (zi­tiert bei Car­ter­et). – René Des­c amps-Scrive, des­sen Auk­t i­on II , 1925, Nr. 183: frs. 6.500 (zi­tiert bei Car­ter­et). – Sam Clapp (des­ sen Auk­t i­on Chri­stie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 46: € 9.980).

Das un­be­schnit ­t e­ne Ex­em­plar auf gro­ßem Pa­pier liegt mit den bei­den ori­g i­n a ­len Par ­t ie-Um­schlä ­gen

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Eine klei­ne Bal­zac-Erst ­aus­g a­be 17 Bal­z ac, [Honoré] de. Phy­sio­lo­g ie de l’employé. Vi­ g net­ t es par M. Tri­ m o­ l et. Pa­ r is, Au­ bert et C ie , Lavigne, [1841]. 56 Text­ab­bil­dun­gen (da­von 1 wie­der­holt) in Holz­schnitt. 128 S. Klein-Ok­t av, seit­l ich und un­t en un­b e­s chnit­t en (139 x 90 mm). Braun­r o­ter Halb­k alb­le­der­band auf glat­ ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Ti­tel so­wie li­nea­rer und or­n a­m en­ta­ler Blind- und Gold­prä­g ung auf dem Rücken, Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­ sät­zen, ein­ge­bun­de­nem il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old ­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „E & A Mayl­an­der“ . Honoré de Bal­z ac be­schrieb den Ty­pus des BüroAn­g e­stell­t en in der Rei­he der Phy­sio­lo­g ies, noch be­vor er zum ge­s ell­s chaft ­l i­c hen Mas­s en­phä ­no­ men wur­ de, und lan­ g e vor Sieg­ f ried Kracauers er­ster em­pi­r isch-so­z io­lo­g i­s cher Stu­d ie über Die An­ge­stell­ten von 1930. Dies ist die er­ste Aus­g a­b e des be­r ühm­t en Tex­t es, den Bal­z ac 1846 auch in Les pe­t it­e s misères de la vie co­njug­ale und 1850 noch­m als selb­stän­d ig ver­öf ­fent ­l ich­t e. Die Text ­holz­schnit ­t e stam ­men von Jo­seph-Lou­i s Tri­mo­let (1812 –1843); die Il­lu­stra­t i­on auf dem ein­ge­bun­de­nen Ori­g i­n alUm­schlag wie­der­holt eine Ab­bil­dung von S. 7, die Ti­t el­a b­bil­dung eine von S. 8. Li­t e­r a­t ur: Brivois 328; Car ­t er­et III , 481; Ge­orge 71 f.; Lacombe 783; Lhéri­t ier 45; Oster­w al­der 1066; San­der 574; Talv­a rt/Place I, 160, Nr. 51 (mit Er­s chei­nungs­jahr 1840); Vica­i re V I , 598.

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Un­be­schnit­t en, in der Ori­g i­nal-Bro­schur 18 Bal­zac, H[onoré] de. Pe­tit­e s misères de la vie co­njug­ale. Pa­r is, Chlendow­ski, [1845 –1846]. Über 300 Holz­schnit­te im Text und auf 50 Ta­feln. 3 Bl., 392 S., II S. Quart, un­b e­schnit­t en (260 x 176 mm). Il­l u ­s trier­t e Ori­g i­n al-Bro­schur in wein­r o­ter, mit Filz aus­ge­schla­ge­ ner Halb­m aroqu­inche­mi­se mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­ tel, de­ko­ra­t i­ver Rücken­ver­g ol­dung und Üb­er­steh­k an­ten, si­g niert A. Devauc­hel­le, in mit Ve­lours aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten (Rücken un ­schein­bar re­stau­r iert, 3 Bl. oben mit re­stau­r ier­ten klei­n en Rand­ lä­su­ren). Er­ste und ein­z i­ge Aus­g a ­be, un­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar in der Ori­g i­n a ­l bro­schur Dies ist die er­ste und ein­z i­ge Aus­g a­be der Samm­ lung von 39 Skiz­zen über die klei­nen Nöte des Ehe­le­bens, von de­nen 38 zu­vor ver­streut er­schie­ nen wa­r en; zu­gleich „the principal book of bi­blio­ phil­ic in­t er­est“ [Ray], das al­lein von Bert­a ll, ei­gent­ lich Charles Al­bert vicomte d’Ar­no­u x, (1820 –1882) il­lu­striert wur­de, ei­nem der „frucht ­bar­sten und

be­l ieb­t e­sten Zeich ­ner sei­ner Zeit“ [San­der, S. 20]. Sei ­ne Kom­po­si­t io­nen „co­mplètent à merveille un tex­te plein d’humeur“ [Car­ter­et] und ge­b en „an easy and ami­a ble co­m mentary on Bal­z acs an­atomy of marri­a ge“ [Ray]. Da­b ei ist er auch für Über­ra­schun­gen gut, etwa wenn er dem Le­ser buch­ stäb­lich Pa­pier und Fe­der in die Hand drückt, um sich die ei­ge­ne ‚Traum­f rau‘ selbst aus­z u ­m a ­len [nach S. 90], oder Bal­z ac als Gei­ger dar­stellt, der sei­nen Paa­r en zum Tanz auf­spielt [S. 379]. Das nur in die­s er ei­nen Aus­g a ­b e er­s chie­ne­ne Werk – laut Beraldi „très es­t imé“ – war schon 1883 „rare en bonne con­d it­ion et il deviendra de plus en plus“ [Brivois], 1927 be­r eits „fort rare“ [Car­ter­et]. Un­se­r em un­b e­schnit ­t e­nen Ex­em­plar liegt zu­s ätz­ lich der il­lu­strier ­t e Ori­g i­n al-Um­s chlag zur 15. Lie­fe­r ung auf bläu­l i­chem Pa­pier bei. Die Che­m i­ se stammt von dem ab 1965 in der Werk­statt sei­nes Va­t ers Ro­ger tä­t i­gen Al­a in Devauc­hel­le. Li­t e­r a­t ur: Beraldi II , 46, Nr. 4; Borst 2150; Brivois 30 f.; Car­ ter­et III , 48; Gay/Lemonnyer III , 708; Ge­orge 70 f.; vgl. Lip­p er­ hei­de 237, Fc 45; Lon­c hamp II , 37; Oster­w al­der 128; Rahir 185 und 305; Ray II , 299, Nr. 222; San­der 44; Talv­a rt/Place I, 163, Nr. 72; Vica­i re I, 223 f.

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Exemplar von Victor Mer cier 19 Bal zac, H[onoré] de. Petites misères de la vie conjugale. Paris, Chlendowski, [1845 –1846]. Etwa 300 Holz schnit te im Text und auf 50 Tafeln. 2 Bl., II S., 1 Bl., 392 S. Quart, unbe schnit ten (260 x 172 mm). Grobgenarbter mit telbrau ner Halbmaroquinband auf fünf mit dreifachen Goldfileten ver sehene Bünde, mit gold geprägtem Rücken titel, Rückenkompartim en ten mit floraler Blindprä gung, Goldfileten auf den Deckeln, mar morierten Vorsät zen, ein gebun denem, illu strier tem Ori ginalUm schlag (inkl. Um schlag rücken) und drei bei gebun denen Lieferungsum schlä gen, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „V. Champs“ . Ein zi ge Ausga be, un beschnit tenes Exemplar mit Prospekt und Lieferungsum schlä gen, in ei nem Ein band von Victor Champs Vor uns liegt ein tadel lo ses, un be schnit tenes Exemplar in ei nem Ein band von Vic tor Champs (1844 –1912), dem au ßer dem Ori gi nal-Um schlag noch der vier seiti ge il lu strier te Pro spekt sowie drei eben falls il lu strier te Lieferungsum schlä ge auf bläu lichem Papier bei gebunden sind. Provenienz: Auf dem Spiegel die Ex li bris von Victor Mer cier (1853 –1931), dem Prä sidenten der „So ciété des amis des Livres“ (Auk tion 1937, I, Nr. 282: frs. 800), von Raoul Si monson (1896 –1965) und Charles Hayoit (Auk tion V, 2005, Nr. 28).

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Im zeit ­ge­nös­si­schen Ein­band 20 Bal­zac, H[onoré] de. Pe­tit­e s misères de la vie co­njug­ale. Pa­r is, Chlendow­ski, [1845 –1846]. Etwa 300 Holz­schnit­te im Text und auf 50 Ta­feln. 3 Bl., 392 S., II S. Quart (256 x 170 mm). Ro­ter Halb­m a­r o­quin­band der Zeit auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ti­tel, Rücken­ver­g ol­dung, Gold­f ileten auf den Deckeln, Kopf­ gold ­schnitt, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­ nem, il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (Um ­schlag et­was an­ge­staubt, durch­ge­hend leicht braun­f leckig). Er­ste und ein­z i­ge Aus­g a ­be in ei­nem breit ­r an­d i­gen Ex­em­plar Dies ist ein breit ­r an­d i­g es Ex­em­plar mit ein­g e­bun­de­nem Ori­g i­n al-Um­schlag in ei­nem ge­d ie­ge­nen Ein­band der Zeit. Pro­ve­n i­enz: Auf ei­nem Vor­blatt ein Stem­p el mit dem ge­k rön­ten Wap­pen und der De­v i­se „Por­te en soy hon­neur et foy“ der Fa­m i­l ie Du Chas­t el.

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Erst ­aus­ga ­be im ver­gol­de­t en Ver­le­ger­ein­band 21 Bal­zac, H[onoré] de. Pe­tit­e s misères de la vie co­njug­ale. Pa­r is, Chlendow­ski, [1845 –1846]. Etwa 300 Holz­schnit­te im Text und auf 50 Ta­feln. 2 Bl., II S., 1 Bl., 392 S. Quart (248 x 166 mm). Dun­k el­blau­er Per­k a­lin-Ver­le­ger­ ein­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ ti­tel in den gan­zen Rücken be­decken­der Or­n a­m ent­ik in Gold­prä­g ung, auf dem Vor­der­deckel gro­ßes epitaph­ar­t i­ges Or­n a­m ent, auf dem Hin­ter­deckel Vi­g net­te mit ei­n er Land­schafts­d ar­stel­lung, um­ge­ben von flora­lem De­k or in Gold­prä­g ung, je­weils um­ge­ben von blind­ge­ präg­tem Rah­men­werk mit Rocaillen in den Ecken, mit gel­

ben Glanz­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­gold­schnitt, am Fuß si­g niert „Lenègre“ ( Vor­sät­z e mit Oxy­d a­t i­ons­spu­r en, 1 Ta­fel mit ge­schlos­se­nem Rand­ein­r iß). Die er­ste und ein­z i­ge Aus­g a­be liegt hier im ori­g i­ na ­len, ta­del ­los er­h al­t e­nen, sehr sel­t e­nen Ver­le­ger­ ein­band aus dun­kel­blau­em Per­k a ­l in von An­t oine Lenègre (1819 –1867) vor [vgl. Fléty 111; Mal­avieille 242; Rams­den 126]. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel Ex ­l i­bris von Hen­r i Lafond (1894 –1963), des­sen Auk­t i­on 2015, Nr. 12.

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Un­be­schnit­t e­nes Ex­em­plar 22 Bal­zac, H[onoré] de. Pa­r is marié. Phi­lo­so­phie de la vie co­njug­ale. Co­m mentée par Gavarni. Pa­r is, J. Het­zel, 1846. 60 Holz­schnit­te im Text und auf 20 Ta­feln. 2 Bl., 84 S.,21 Bl.; 4 S. (Pro­spec­t us). Ok­tav, un­be­schnit­ten (200 x 135 mm). Brau­ner lang­ge­ narb­ter Halb­m a­r o­quin­band auf fünf brei­te, zwi­schen Gold­f ileten schraf­f ier­te Bünde, mit gold­g e­präg­tem Rücken­t i­tel, de­k o­ra­t i­ver Rücken­ver­g ol­dung in dop­pel­ ten Fi­let­en­rah­m en, mit Gold­fileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem, il­lu ­strier­ tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (ein ­schließ­lich des il­lu ­strier­ten Um ­schlag­r ückens), ver­so flie­gen­d em Vor­satz si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ . Mit 60 Il­lu­stra­t io­nen von Gavarni – un­be­schnit ­t en, mit zu­sätz­l i­chem Blatt und Pro­spekt Das Büch ­lein ver­s am ­melt 14 über ­w ie­g end aus den Pe­t it­e s misères stam ­men­de Ka­pi­t el [vgl. Ge­ orge] – erst­m als in die­ser Form und hier al­lein il­ lu­striert von Gavarni (1804 –1866), dem ne­ben Da­ umier „wich­t ig­ste[n] Zeich ­ner und Sit ­t en­schil­de­r er sei­ner Zeit“ [San­der, S. 31]. An­ge­sichts der Kon­ge­ nia­li­t ät von Au­tor und Zeich­ner wur­de Bal­z ac gar als „die li­t e­r a ­r i­sche Par­a l ­le­le Gavarni’s“ [Thieme/ Becker] be­z eich­net. Der Band liegt un­be­schnit ­t en, mit ein­ge­bun­de­nem Ori­g i ­n al-Um­schlag, der Buch ­bin­der­a n­wei­sung über das „Pla­c e­ment des grands bois“ und ei­nem vier­ sei­t i­gen Pro­spekt (mit drei Ab­bil­dun­gen) in ei­nem schö­nen Ein­band von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) vor. Das ta­del­los er­h al­te­ne Buch stammt aus dem Be­ sitz von An­ t oine Vau­ t ier und An­ d ré TissotDu­pont. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel das far­big il­lu­strier ­t e Ex­l i­bris von An­t oine Vau­t ier (nicht in des­sen Ka­t a­ logen 1971 und 1977). – An­d ré Tissot-Du­pont (des­ sen Auk­t i­on 2016, Nr. 25). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 66, Nr. 212; Brivois 31 f.; Car­t er­et III , 48 und 470; Gay/Lemonnyer III , 637; Ge­orge 67 (mit ab­wei­c hen­ dem Er­s chei ­nungs­d a­t um: 1845); Lip­p er­hei­de 237, Fc 44; Lon­ champ II , 37; Oster­w al­der 413; Rahir 187 und 305; San­der 42; Thieme/Becker 13, 296 ff.; Vica­i re I, 225.

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Alle vier Bände des Petit tableau de Paris 23 Bal zac, H[onoré] de. Paris marié. Philosophie de la vie conjugale. Commentée par Gavarni. [Und:] Brif fault, Eugène. Paris dans l’eau. Illu stré par Bertall. [Und:] Ders. Paris à table. Illu stré par Bertall. [Und:] Huart, Louis. Paris au bal. 50 [recte: 60] Vi gnet tes par Cham (de N…). Zu sammen 4 Bde. Paris, J. Het zel, 1844 –1846. [Und:] Paris, Aubert, [1845]. 60 Holz schnit te im Text und auf 20 Tafeln. Und: Frontispiz, 124 Textholz schnit te. Und: Front ispiz, 93 Textholz schnit te. Und: 60 Textholz schnit te. 2 Bl., 84 S., 1 Bl. Und: 1 Bl., 138 S., 1 Bl. Und: 3 Bl., I V S., 184 S. Und: 109 S., 1 Bl. Ok tav, Sei ten- und Un ter rand kaum be schnit ten (198 x 135 mm). 3 braune langgenarbte Halbmaroquinbän de auf glat te Rücken, jeweils mit gold gepräg tem Rückentitel, dekorativer Rückenvergoldung, Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, ein gebun denem, illu strier tem Ori ginal-Um schlag (ein schließlich des illu strier ten Um schlag rückens) und neun ein gebun denen Lieferungsum schlä gen, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Str oobants“ , zu sammen in mit Filz ausgeschla genem Pappschuber mit Lederkanten. Und [Huart]: Dunkelbrau ner Halbmaroquinband auf fünf Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und Blumen stempeln in den übri gen Kompartim enten,, mit mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem illu strier ten Ori ginal-Umschlag ( Vorder um schlag an ge staubt und mit kleiner Eckfehl stelle, 1 Bl. mit Randeinriß). Das ein zi ge bekannte Exemplar von Paris marié mit Lieferungsum schlä gen – und die drei weiteren Bände des Petit tableau de Paris Die sem seit lich und unten kaum be schnit tenen Exemplar von Bal zacs Paris marié wur den neben dem Ori gi nal-Um schlag noch neun der insgesamt zehn Lieferungsum schlä ge bei gebunden, das letz te,

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un­ge­z ähl­te Blatt mit dem „pla­c e­ment des grands bois“ al­ler­d ings ent ­fernt. Das per ­fekt er­h al­t e­ ne Bänd­chen prä­sen­tiert sich zu­s am­men mit den drei üb­r i­gen Ti­t eln der Rei­he Pe­tit ta­bleau de Pa­ ris, zwei da­von in den glei­chen de­ko­r a­t i­ven Pa ­r i­ser Ein­bän­den von Str­o obants, dem Nach­fol­g er von Vic­t or Cham­ps. Die bei­den Ti­t el des Jour ­n a ­l i­sten und Kri­t i­kers Eugène Brif­fault (1799 –1854) wur­den – wie etwa zur glei­chen Zeit Bal­zacs Pe­t it­e s misères – al­ lein von Bert ­a ll (1820 –1882) hu ­mor ­voll il­lu­striert. Pa­r is dans l’eau „ent ­h ält 120 ent­z ücken­de Holz­schnit ­t e, de­r en Ver­wandt­schaft mit Da­u mier nicht zu leug­ nen ist, die aber sti­l i­stisch doch eine ganz selb­stän­ di­ge Hand ver ­r a­t en“, Pa­r is à tab­le ist „ein für die fran ­z ö­si­s che Kul­t ur­g e­s chich­t e sehr lehr ­r ei­c hes Buch“ [Rümann 191]. Lou­i s Huarts Pa­r is au bal be­ bil­dern 60 (nicht 50) Holz­schnit­t e von Cham. Pro­ve­n i­enz: Auf drei flie­gen­den Vor­sät­z en Eti­kett mit dem Mo­no­g ramm „awf “, d. i. Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi II , 45, I V, 80, und V II , 66, Nr. 212; Brivois 31 f., 64 und 195 f.; Car­t er­et III , 468 ff.; Lip­p er­hei­de 237, Fc 44 (Bal­z ac), und 903, Xe 14 und Xe 15 (Briffaut); Lon­c hamp II , 37, 75 und 229; Oster­w al­der 128, 230 und 413; Quér­a rd/Bourque­ lot II , 438 (Pa­r is dans l’eau) und I V, 328; Rahir 185, 187, 305, 345 und 464; Rümann 191; San­der 42, 120 f. und 338; Vica­ire I, 225, 925 f., und I V 222.



Die sel­t en kom­plet­t e „Volks­aus­g a­be“ 24 Bal­zac, H[onoré] de. Œuvres illustrées de Bal­zac. [Un­ter­t i­tel zu Bd. I – VIII:] 200 des­sins par MM. Tony Johan­not, Staal, Bert­all, E. Lampsonius, H. Mon­nier, Da­umier, Mei­sso­nier, etc. [Un­ter­t i­tel zu Bd. IX und X:] Œuvres de je­un­e s­se. Des­sins par MM. J.-S. Beau­c é, E. Lampsonius, An­drieux, Ed. Co­ppin, etc., etc., etc. 10 Bde. Pa­r is, Maresq et Co­mpag­nie [und:] Gu­stave Hav­ ard, 1851 –1854. [Bd. IX und X:] [Pa­r is,] Har­vard 1855, [auf den Um­schlä­gen:] 1854. Zu ­sam­m en fast 900 Text­ab­bil­dun­gen so­wie zahl­r ei­ che wie­der­hol­te Il­lu ­stra­t io­nen zu den Zwi­schen­t i­teln in Holz­schnitt; 2 S. No­ten [Bd. VIII]; 3 se­pa­ra­te Fumés auf Chi­n a­pa­pier. 2 Bl.,[324] S. Und: 2 Bl., [320] S. Und: 2 Bl., [304] S. Und: 2 Bl., [320] S. Und: 2 Bl., [320] S. Und: 2 Bl., [352] S. Und: 2 Bl., [320] S. Und: 2 Bl., [324] S. Und: 2 Bl., [320] S. Und: 2 Bl., [320] S. – Zu­sam­m en über 3250 S. – In zwei­spal­t i­gem Druck. Quart (307/309 x 210 mm). Au­ber­g i­ne­far­bene Halb­saf­f i­ an­bän­de auf glat­te Rücken, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­ teln und Band­be­zeich­nun­gen so­wie fet­ten Blind- und ma­ ge­ren, ein­fa­chen und dop­pel­ten Gold-Quer­f ileten auf den Rücken, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, mit 2 il­lu ­strier­ ten Band- und 39 il­lu ­strier­ten ein­ge­bun­de­nen Heft-Um­ schlä­gen, da­von 4x nur der Vor­der­um­schlag (beschabt, Pa­pier oft et­was braun­f leckig, ver­ein­zelt mit Läsu­ren).

Bal­z acs Co­m é­die humaine mit rund 900 Holz­schnit ­t en Als Co­m é­d ie humaine faß­ t e Honoré de Bal­ z ac (1799 –1850) sein gi­g an­ti­sches, aus rund 90 Ti­teln be­ste­hen­des Ro­m an­werk zu­sam ­men, be­völ­kert von rund 2000 teils mehr ­fach wie­der­keh­r en­den Fi­g u­ ren, das an Dan­tes Divina Com­m e­dia Maß nimmt und sich zu­gleich als ge­sell­schafts- und „men­schen­ kundl­iche En­z y­k lo­pä­d ie“ [Fried­r ich 91] der Epo­che nach der fran­z ö­si­schen Re­vo­lu­t i­on da­von ab­g renzt. Seit 1829 folg­te „in Ab­stän­den von oft nur we­n i­ gen Mo­n a­t en und als Er­geb­n is ei­ner Ar­beits­k raft, die in der Ge­schich­t e des Schrift­t ums kaum ih­r es­ glei­chen hat, die lan­ge Rei­he der Wer­ke, die sei­nen Ruhm be­g rün­de­ten“ [Jan 254]. Schon von die­ser Mo­nu ­men­t a ­l i­t ät her ist Bal­z ac der „größ­t e Ge­sell­ schafts­a na ­l y ­t i­ker der Re­stau­r a­t i­ons­z eit und der Ju ­l i ­mon­a r­chie“ [Fried ­r ich 75]. Sein weit ­aus­g rei ­fen­ des Œuvre liegt hier in der er­sten Volks­aus­g a­be auf rund 3250 zwei­spal­ti­gen Sei­ten vor. Mit rund 900 Text ­holz­schnit ­t en ist sie zu­gleich um ein viel ­fa­ches um ­fang ­r ei­cher il­lu­striert als die vor­a n­ge­g an­ge­ne er­ste Ge­samt­aus­g a ­be. Der im­p o­n ie­r en­de Plan, wel­c her der Co­m é­d ie humaine zu­g run­de­l iegt, ist, die „um­span ­nen­de

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Er­kennt ­n is­k raft der Phi­lo­so­phie mit der An­schau­ ungs­ k raft der Kunst zu ver­ s chmel­ z en“ [Fried­ rich 80]. Ge­gen­stand ist der Mensch als in­d i­v i­du­ el­les „‚Ex­em­plar‘ je­wei­l i­ger Grup­p en der gro­ßen Le­bens­or­g a ­n i­sa­t i­on, die ‚Ge­sell­schaft‘ heißt“ und die gleich­s am na­t ur ­w is­s en­s chaft­l ich-zoo­lo­g isch „in ‚Ar­ten‘ zer­legt“ wird, „de­r en Hand­lungs- und Er­schei­nungs­wei­sen ty ­pen ­m ä ­ßig ver­schie­den sind und eine je­wei­l i­g e zweck ­h af ­t e An­g e­mes­s en­heit und Be­stän­d ig­keit in ih­r em Le­bens­be­r eich ha ­ben“ [ebd.]. Al­ler­d ings ist die – vor­m als ständisch ge­ord­ne­t e – Ge­sell­schaft seit der fran­z ö­si­schen Re­vo­lu­t i­on Ver­ wer ­f un­gen und Dy ­n a ­m ik­en aus­ge­setzt, die sich für den be­ken ­nen­den Mon­a r­chi­sten Bal­z ac un ­heil­voll aus­w ir­ken. Sein Werk lebt da­von, „die zer­r üt­ten­ den Fol­gen des de­mo­k ra­t i­schen Ge­sell­schafts­u m­ baus zu fas­sen“ [ebd. 84], den er un­auf­lös­l ich mit der Herr­schaft des Gel­des und mo­r a ­l i­scher wie so­z ia ­ler De­k a­denz ver­k nüpft sieht – doch am „Dy ­n a ­m is­mus der mensch­l i­chen Kämp­fe, Mo­no­m a ­n i­en und Un­ ter­g än­ge“ [Fried ­r ich 84] ent ­z ün­det sich zu­gleich die epi­sche Fa ­bulier­lust in sei ­nem „Des­i l­lu­si­ons­r o­m an“ [Eng­ler 65]. Edu­a rd von Jan sieht in Bal­z ac „ei­nen tie­fen Pes­si­m is­mus, der ge­paart ist mit ei­nem bren­ nen­den Wis­sens­durst, mit dem lei­den­schaft ­l i­chen Wil ­len, ver­bor­ge­ne See­len­d ra ­men auf­z u­decken, die sich in so man­n ig­fal­t i­ger Form im Be­r eich der Ge­ sell­schaft sei­ner Zeit ab­spiel­t en“ [Jan 254 f.]. Wenn Bal­z ac von der Li­ne­a r­ität der Hand­lung per­ ma­nent „ab­schweift, sei­nen Blick an im­mer fer­ner lie­gen­de Ge­bil­de ver­liert, so ist das zu­n ächst ein ech­t er epi­scher Trieb, der das Gan­z e se­hen“ und in der „Ele­men­t ar­spra­che der Fül­le er­g rei­fen möch­t e. Es ist aber auch der Wil­le zum Auf­su­chen der Zu­ sam­men­h än­ge, wel­che das Nahe mit dem Fer­nen in­ner­l ich ver­k nüp­fen und das Ge­samt­spiel des Gro­ ßen und des Klei­nen erst zur Ein­heit ei­ner ‚Welt‘ or­g a­n i­sie­r en“ [Fried­r ich 77] will. Hier ist al­les mit Be­deu­t ung auf­g e­l a­den: Die kör ­p er­l i­che Ver­a n ­l a­ gung und Phy­sio­g no­m ie des ein­z el­nen, das Mi­l ieu, in dem er auf­ge­wach­sen ist oder lebt, und nicht zu­ letzt die re­g io­n a­le Her­k unft, so daß man bei Bal­ zac „ge­ra­de­z u von ei­ner Physiogn­omik der fran­ zö­si­schen Land­schaft spre­chen“ [Jan 255] könn­t e. Wenn Bal­z ac durch die­se eben­so brei­t e wie dich­t e Welt ­h altigkeit ei ­ner­seits „vom ly ­r i­schen Ego­zentris­ mus der Ro­m an­t ik los­k am“ [Die ro­m a ­n i­schen Li­t e­ ra­t u­r en I, 298], so un­t er­schei­det er an­de­r er­seits sich vom Na­t u­r a­l is­mus da­durch, daß er sich „der Wirk­ lich ­keit nicht un­t er ­wer ­fen, son­dern sie um­schmel­ zen, er­hö­hen, poe­t i­sie­r en woll­t e“ [ebd. 301].

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In­dem sei­ne Ro­m a ­ne nicht mehr „vor ­w ie­gend eine Schöp­f ung der Ein­bil­dungs­k raft, son­dern das Er­ geb­n is ge­se­he­ner Wirk ­l ich ­keit“ [Jan 257] sind, bie­ ten sie auch der Il­lu­stra­t i­on ein un­end­l i­ches Be­t ä­ ti­g ungs­feld. Hugo Fried­r ich be­ob­ach­t et bei Bal­z ac eine „vi­su­el­le Gier“ [Fried­r ich 98], die es mit sich brin­ge, daß er für jede neu ein­ge­f ühr ­t e Er­z ähl ­fi­g ur „nicht ei ­nen er­k lä ­r en­den Be­r icht ein­schiebt, son­ dern ein ‚Por­t rät‘: dies aber ist nichts als die zu et­ was Sicht ­ba ­r em ge­r on­ne­ne Ge­schich­t e der neu­en Ge­stalt“, so daß man ge­r a­de­z u von ei­ner „vi­su­el­len Cha ­r ak­t e­r o­lo­g ie“ [ebd.] spre­chen kön ­ne. Be­r eits die 17bän­d i­ge, 1842 –1855 bei Fur ­ne er­schie­ne­ne Ge­ samt ­aus­g a ­be war mit 154 Holz­schnitt-Ta ­feln aus­ge­ stat­t et. Die­se ga­ben „the best ev­idence of what lea­ ding art­i sts of the time saw in the creat­ions of the­i r grea­t est no­vel­l ist“ [Ray II , 312]. In der vor­l ie­gen­den Volks­aus­g a ­be wur­de die An­z ahl der Ab­bil­dun­gen – dem Bal­z acs­chen Geist ent­spre­chend noch ein ­m al um ein Viel­fa­ches auf rund 900 ver­mehrt. Zeich­ ner wa­r en u. a. J. S. Beau­cé, Bert­a ll, Tony Johan­ not, Er­nest Mei­sso­n ier, Gu­stave Staal und Célestin Na­nteuil, von ihm stammt auch der fast halb­sei­ ti­g e Holz­s chnitt zu den Zwi­s chen­t i­t eln. Honoré Da­u mier lie­fer ­t e je ei­nen Holz­s chnitt zu Père Goriot [vgl. Abb. bei Ray] und zu Ferragus [Bd. III , vgl. Rümann, Da­u mier], Gavarni 53 Holz­schnit­te und den il­lu­strier ­t en Kopf ­t i­t el (un­t er der Ru­brik Ro­m ans du jour illustrés) für das 20seit­i ge Heft Pa­r is marié in Band VIII . Im sel­ben Band fin­det sich auch Bal­z acs Théatre co­mplet auf 112 Sei­t en, in Band IX zu­dem zwei Sei­ten No­ten zu Modeste Mig­non. Drei Pro­be­d rucke auf Chi­n a­pa­pier von Text ­a b­bil­dun­gen lie­gen zu­s ätz­l ich bei; sie be­t ref ­fen La cou ­sin Bet­te und Le co­lonel Cha­bert, bei­de nach Eugène Lampsonius, in Band I, und das Schluß­bild von La Mais­on Nu­cin­gen in Band III . Un­se­r em Ex­em­plar sind au ­ßer­dem zwei Band- und 39 Heft-Um­schlä­g e (von die­sen vier­m al nur der Vor­der ­u m­schlag) ein­ge­bun­den. Die durch­weg il­lu­ strier ­t en Um­schlä­ge wur­den va ­r i­ie­r end auf gel­bem, creme-, ro­sa ­far­be­nem und blau­em Pa­pier ge­d ruckt. Pro­ve­n i­e nz: Zahl­r ei­c he Lie­fe­r ungs­u m­s chlä­g e mit Buch­h änd­ler­stem­p el von E. Lefranc. – Aus­ schnitt aus äl­t e­r em fran­z ö­si­schen An­t i­q ua ­r i­ats­k a­ ta­log ver­so Vor­satz von Bd. I. – Sam Clapp (Auk­t i­on Chri­stie’s, 2002, Nr. 56). Li­t e­r a­t ur: Vgl. Car­t er­et III , 56 ff. (Ausg. Fur­ne, mit Abb.); nicht bei Ge­orge; Oster­w al­der 102, 539 und 684; vgl. Ray II , 311 f. (Ausg. Fur­ne, mit 3 Abb.); Rümann, Da­u mier 13; San­der 41; Vica­ire I, 247; zu Bal­z ac: Eng­ler 55 – 67; Fried­r ich 75 –102; Jan 253 – 259; Die ro­m a ­n i­s chen Li­t e­r a­t u ­r en I, 292 – 302.

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Er­ste Aus­g a­be mit den Holz­schnit­t en von Doré 25 Bal­ z ac, [Honoré] de. Les co­ n tes drolatiques, colli­gez ez ab­ba­yes de Tou­raine et mis en lumière par le sie­ur de Bal­zac pour l’es­battement des pan­tagrue­li­ stes et non au­ltres. Cinquièsme [recte: quatrième] édit­ ion. Illu­stré de 425 des­sins par Gu­stave Doré. Pa­r is, Bu­re­aux de la So­ciété génér­ale de librairie [ver­so Vor­t i­tel: A. Du­tacq, Éditeur], 1855 [auf dem Um­schlag: 1856]. 425 Text­holz­schnit­te, da­von zahl­rei­che fast ganz­sei­t ig, von Gu­stave Doré. XXXI S., 614 S., 1 Bl. Ok­tav, kaum be­schnit­ten (207 x 127 mm). Ro­ter Saf­f i­an­ band auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und flora­ler Ver­g ol­dung in Gold­f ileten­rah­m en in den wei­te­ ren Kompartim­en­ten, auf den Deckeln in ei­nem fet­ten, schwarz­ge­präg­ten Fi­let­en­rah­m en zehn wei­te­re Gold­ fileten­rah­m en, der in­n er­ste durch Fleurons ge­sprengt, mit dop­pel­ter Gold­f i­lete auf den Steh- und gold­ge­präg­ ter Bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, Ganz­g old ­schnitt über Témo­ins, Moi­r é­pa­pier­vor­sät­z en und ein­ge­bun­d e­n em,

il­l u ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. il­l u ­strier­tem Um­schlag­r ücken), am Fuß si­g niert „Ed. Klein“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten. Die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be mit 425 Holz­schnit­t en von Gu­stave Doré Dies ist die vier­te, nicht wie irr­tüm­lich auf dem Ti­t el ver­merkt, die fünf­t e Aus­g a­be [vgl. Spœlberch de Lovenjoul] von Bal­z acs zu­erst 1832 –1837 er­schie­ ne­nen „Toll­d rei­sten Ge­s chich­t en“; zu­g leich die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be (über die Merk ­m a ­le des tout pre­mier tira­ge sind Brivois, Car­t er­et und Leblanc un­ei ­n ig). Die Ge­schich­ten spie­len nicht nur im aus­ge­hen­ den Mit­tel­a l­ter, Bal­zac schreibt auch im ar­chai­ schen Stil ei­nes Ra­be­l ais, „dreist und derb“, „nicht in der Hal­t ung des zeit ­ge­nös­si­schen Sit ­t en­chro­n i­ sten, son­dern der des la­chen­den, le­bens­be­ja ­hen­den

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Re­n ais­sance­men­schen“ [Jan 257]. Es geht um „ero­ ti­sche Hel­den­t a­t en, Ver ­f üh ­r ung, Ver­ge­w al­t i­g ung, Ehe­bruch, Li­sten und Grau­s am ­kei­t en der Lie­b e und Ei­fer­sucht; be­t ei­l igt sind vor al­lem Mön­che, Non­nen, un­t reue Ehe­f rau­en, Kur­t i­s a­nen, Rit­t er, Pil­ger, Pa­gen und Kar­d i­n ä ­le“ [En­gel­h ardt/Rol­off ] – das al­les ist na­t ür­l ich auch emi­nent ro­m an­t isch. Gu­ stave Doré fand in die­ s en Ge­ s chich­ t en „das Ge­heim ­n is­vol ­le, Dä ­mo­n i­sche sei ­ner Kind ­heit wie­ der“ [Rümann 199], die er in Straß­burg ver­lebt hat­ te: „Die en­gen Gas­sen der mit ­t el­a l­t er­l i­chen Stadt mit ih­r en go­t i­schen Gie­beln und Tür­men, die phan­ ta­sti­schen For ­men am ehr ­w ür­d i­gen Mün­ster, dazu in der Nach­bar­schaft die dun­kel­r a­gen­den Wäl­der der Vo­ge­sen, das mag al­les auf das fein­ner­v i­ge Kind ein­ge­w irkt ha ­ben“ [Rümann 193]. Das reich ­h al­t i­g e Ta ­bleau bur­les­ker, phan­t a ­sti­ scher und ge­heim ­n is­vol ­ler Fi­g u ­r en, Sze­nen und Orte setz­te der jun­ge Doré, der kurz zu­vor schon Ra ­be­l ais’ Wer­ke il­lu­striert hat ­t e, mit sei­ner „spon­ ta ­nen Zei­chen­wei­se“ in die „ka ­r i ­k ie­r en­de Ge­stal­ tung ver­d reh­t er Phy­sio­g no­m i­en und die über­ trie­b en ge­stei­g er ­t e Dar­stel­lung der Land­s chaft“ [Guratzsch/Unverf­ehrt] um – „vraiment gaul­oise et ra ­b e­l aisienne, et pétill­a n­t e d’es­prit“ [Beraldi], „stri­k ing and amu­sing“ [Ray]. Es ist dies das „chef-d’œuvre d’il­ lu­ stra­ t i­ on de Gu­stave Doré“ [Car ­t er­et], dem Brivois nach­s ag ­t e: „Si de tous les ouvra­ges illustrés par Gu­stave Doré, il ne devrait en rester qu’un, ce se­ra­it celui-là“. Rea­g ier ­t en Bal­z acs zeit ­ge­nös­si­sche Le­ser an­fangs „be­f rem­det“ [En­gel­h ardt/Rol­off ], so avan­cier ­t e die

il­lu­strier­te Aus­g a­be zu „un des ouvra­ges de Doré les plus recherchés“ [Leblanc]. Un­ser kaum be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar liegt mit ein­ ge­bun­de­nem Ori­g i­n al-Um­schlag in ei­nem pracht­ vol­len Ein­band des Pa ­r i­ser Buch­bin­ders Ed­mond Klein in per ­fek­t er Er­h al­t ung vor. Pro­ve­n i­enz: Das Buch stammt aus dem Be­sitz von Jules Le Roy, Auk­t i­on [1] 1931, Nr. 34: frs. 2.200,– Auf ei­nem Vor­blatt Ex­l i­bris „ EL“. Li­t e­r a­t ur: Adhémar/Séguin 99; Bénézit I V, 684; Beraldi V I , 34 ff., Nr. 89; Borst 1646; Brivois 32 f.; Car­t er­et III , 48 ff.; Dézé 52 f.; En­g el ­h ardt/Rol­off II , 52 f.; Guratzsch/Unverf­ehrt II , Nr. 42; Leblanc 39 ff.; Lon­c hamp II , 36; Oster­w al­der 321; Rahir 186 und 304; Ray II , 331 f., Nr. 244; San­der 38; Spœlberch de Lovenjoul 225; Talv­a rt/Place I, 150 f., Nr. 25B; Vica­i re I, 190 f.


Ei­nes von 25 Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier in ei­nem ele­gan­t en Ein­band der Zeit, aus den Samm­lun­gen Bouret, Vau­t ier und Es­me­r ian 26 Bal­ z ac, [Honoré] de. Les co­ n tes drolatiques, colli­gez ez ab­ba­yes de Tou­raine et mis en lumière par le sie­ur de Bal­zac pour l’es­battement des pan­tagrue­li­ stes et non au­ltres. Cinquièsme [recte: quatrième] édit­ ion. Illu­stré de 425 des­sins par Gu­stave Doré. Pa­r is, Bu­re­aux de la So­ciété génér­ale de librairie [ver­so Vor­t i­tel: A. Du­tacq, Éditeur], 1855. 1 zu ­sätz­li­c hes Por­t rait; 425 Text­h olz­schnit­te, da­von zahl­rei­che fast ganz­sei­t ig, von Gu ­stave Doré. XXXI S., 614 S., 1 Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Ok­tav (204 x 120 mm). Grob­ge­n arb­ter grü­n er Ma­r o­ quin­band auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel in ein­fa­chem und rei­cher flora­ ler Ver­g ol­dung in dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en in den wei­te­ren Rücken­fel­dern, die Deckel mit Eckfleurons zwi­ schen zwei drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en à la Du Seuil, zen­t ral eine Rau­te aus Vo­lu­ten und flora­len Ele­m en­ten, ein lee­res Oval in der Mit­te, mit dop­pel­ter Gold­f i­lete auf den Steh- und brei­ter gold­ge­präg­ter Bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old­ schnitt über mar­mo­r ier­tem Schnitt, auf den In­nen­deckeln si­g niert „Rey­m ann“ bzw. „T. Leclere dor“ , in mit Wild­le­ der aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten (hin und wie­der ganz leicht braun­f leckig). Ei­nes von 25 Ex­em­pla ­r en der er­sten il­lu­strier ­t en Aus­g a ­be auf Chi­n a­pa­pier Die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­b e von Bal­z acs „Toll­drei­sten Ge­schich­t en“, zu­gleich das „chef-d’œuvre d’il­lu­stra­t i­on de Gu­stave Doré“ [Car ­t er­et] und ei­ nes der „ouvra­g es de Doré les plus recherchés“ [Leblanc], liegt hier in ei­nem der we­n i­gen Ex­em­pla­ re auf Chi­n a­pa­pier vor: Car ­t er­et ta ­x ier ­t e ihre Zahl „très pro­ba­blem­ent à 25 ex­empla­ires“, die schon zu sei­ner Zeit „d’un gran­de ra­r e­té“ wa­r en. Spe­z i­ ell die­se Vor­z ugs­aus­g a ­be von Les co­ntes drolatiques nahm Beraldi zum An­laß für ei­nen aus­führ­li­chen Ex ­k urs über die Ei­gen­schaf ­t en von Chi­n a­pa­pierAus­g a ­ben [vgl. Beraldi VI , 36 f.]. Zu der au ­ßer­or­dent ­l i­chen Sel­t en ­heit ge­sellt sich eine be­son­de­r e Schön ­heit der 425 phan­t a ­sti­schen Holz­schnit­t e. Sie sind „très bel­les grâce à la qual­ ité du pa­pier de Chine, am­oureux de l’im­pres­si­on“ [Car ­t er­et]. Als Front ­i spiz hin­z u­g e­f ügt wur­de im vor­lie­gen­den Band ein von Ed­mond Hédouin aus­ ge­f ühr ­t es Por ­t rait Bal­z acs, gleich­falls auf Chi­n aPa­pier.

Der Ver­le­ger Du­t acq ließ die Mehr­z ahl der Ex­em­ pla ­r e die­s er Vor­z ugs­aus­g a ­b e mit wür­d i­g en Ein­ bän­den aus­stat­ten, man fin­det sie „généralement tout reliés, par Pe­tit“ [Beraldi]; we­n i­ge hin­ge­gen „co­m me les ex­empla ­i res des co­l lect ­ions Cou­sin et Bouret (actuellement dans la bibliothèque Vau­t ier), furent ha­bil­lés en vert et rouge, fil. à la Du Seuil, par Capé, Rey­m ann et Cuzin“ [Car­t er­et]. Un­ser ele­ gan­t er Ein­band in grü­nem Ma ­r o­q uin von Rey ­m ann wur­de auf dem hin­t e­r en In­nen­deckel auch von dem Ver­gol­der T. Leclère ei­g ens si­g niert. Er liegt in ab­so­lut ma ­kel­lo­ser Er­h al­t ung vor uns. Pro­ve­n i­enz: Dies ist das von Vica­ire und Car­ter­et zi­t ier­t e Ex­em­plar aus der Samm­lung Charles Bouret (1841 –1892), des­sen Auk­ti­on 1893, Nr. 35: frs. 945; 1927 be­r eits im Be­sitz von An­t oine Vau­t ier, mit des­sen Ex­li­bris auf dem Spie­gel (Auk­ti­on I, 1971, Nr. 33: frs. 22.000, mit Ein­band-Abb.). – Ge­gen­ über das Mo­no­g ramms­childchen „R. E.“ von Raphaël Es­me­r ian (Auk­t i­on I V, 1973, Nr. 10: frs. 18.000). – Auf dem Spie­gel noch das Eti­kett der Librairie Blaizot so­w ie das Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann.

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Das Exemplar der Madame de Bal zac auf Chinapapier 27 Bal zac, [Honoré] de. Les contes drolatiques, colli gez ez abbayes de Touraine et mis en lumière par le sieur de Balzac pour l’esbattement des pantagruelistes et non aultres. Cinquièsme [recte: quatrième] édition. Illu stré de 425 des sins par Gu stave Doré. Paris, Bureaux de la Société générale de librairie, [verso Vortitel: A. Dutacq, Éditeur], 1855.

er neut in Wien. Nach dem Tod ih res Gat ten im Jahr 1841 hielt Bal zac um ihre Hand an, doch wil lig te sie erst 1850 ein: Im März hei ratete Eweli na Hanska den bereits schwerkran ken Dichter, im Au gust rei ste das Paar nach Pa ris, wo Bal zac am 18. Au gust 1850 starb. Hanska wur de nun die Hüterin sei nes Nach lasses; sie überlebte ihn um vol le 32 Jah re.

425 Textholz schnit te, davon zahlreiche fast ganz seitig, von Gu stave Doré. XXXI S., 614 S., 1 Bl. – Auf ChinaPapier gedruckt.

Auf der Ver stei gerung ih res Nach las ses im Jahr 1882 er warb Jules Brivois die ses Exemplar – was bei sei ner Auk tion im Jahr 1920 noch bekannt war und in der Be schrei bung ei gens ver merkt wur de. Brivois hat te dem Band den Um schlag der Nor malausga be und ei nen Prospekt ein gefügt, wovon auf ei nemVorblatt noch ein win zi ger Kleberest zeugt. Der näch ste Be sit zer, René Descamps-Scrive ließ die Zutaten, als dem Exemplar auf Chi napapier nicht zu gehörig, wieder ent fer nen; ent spre chend wer den sie in der Be schrei bung in sei nem Auktionskata log nicht mehr er wähnt. Doch auch die ein zig ar ti ge, eben so denk- wie ehr wür di ge Provenienz geriet in Vergessen heit. Bis in die jüng ste Vergan gen heit ruhte das Buch in der Samm lung von André Tissot-Dupont; auch bei der Ver stei gerung sei ner Bi bliothek wur de die Herkunft des Exemplars nicht erkannt.

Oktav, unbe schnit ten (210 x 129 mm). Dunkelroter Maroquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten verzier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in fet tem und reicher linear-floraler Vergoldung in doppelten Goldfiletenrahmen in den weiteren Rückenfeldern, die Deckel außen mit doppeltem Point illé- und dreifachem Goldfiletenrahmen dar in doppelter Goldfiletenrahmen, dar in Eckfleurons, mit doppelten Goldfileten auf den Stehkanten, breiter Dentellebordüre auf den Innenkanten, mit marmorier ten Vorsät zen und Kopfgold schnitt, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Petit Succr de Simier“ , in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit dunkelroten Lederkanten (Schnitt und weni ge La gen schwach braunfleckig). Dieses Chi napapier-Exemplar der er sten il lu strierten Ausga be im er sten Ein band von R. Petit ist eine wahrhaf te Reliquie. Es stammt aus dem Besitz von Bal zacs Gat tin Eweli na Hanska (1801 –1882). Die pol ni sche Ad li ge hat te bereits in den späten 1820er Jah ren begon nen, Bal zacs Roma ne zu lesen und ihm 1832 ei nen anony men Brief geschrieben, der den Auf takt zu ei ner jahr zehntelan gen Kor respondenz bildete. 1833 tra fen sich die beiden erstmals in Neuchâtel, ein zweites Mal in Genf, 1835

Provenienz: Madame de Bal zac (Eweli na Hanska), deren Auk tion 1882, Nr. 5: frs. 1.460. – Dort erworben von Jules Brivois, des sen Auk tion 1920, Nr. 592: frs. 9100, der dritt höch ste Preis der Auktion (zitiert bei Car ter et). – René Descamps-Scrive, des sen Auk tion II , 1925, Nr. 128: frs.: 18.000 (zitiert bei Car ter et). – Ver so fl ie gendem Vor satz Monogramm-Ex li bris von André Tissot-Dupont, dessen Auk tion 2016, Nr. 28.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier im zeit ­ge­nös­si­schen Mo­sa­i k­ein­band 28 Bal­ z ac, [Honoré] de. Les co­ n tes drolatiques, colli­gez ez ab­ba­yes de Tou­raine et mis en lumière par le sie­ur de Bal­zac pour l’es­battement des pan­tagrue­li­stes et non au­ltres. Sixiesme édit­ion. Illu­stré de 425 des­sins par Gu­stave Doré. Pa­r is, E. Caen, [1861]. 424 (statt: 425) Text­holz­schnit­te, da­von zahl­rei­che fast ganz­sei­t ig, von Gu ­stave Doré. XXX I S. [recte: 29], 614 S., 1 Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt und, wie bei al­len die­sen Ex­em­pla­ren, ohne Front­i spiz und mit Ti­tel in Schwarz und Rot. Ok­tav (199 x 126 mm). Au­ber­g i­ne­farbener Ma­ro­quin­band der Zeit auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern gold­ge­präg­te Rose in in­tar­sie­r tem ro­ten Le­der­oval, um­ge­ben von floralli­nea­rer Gold­ornamentik, der glei­che De­k or grö­ßer und rei­cher auf den Deckeln wie­der­holt, mit dop­pel­ten Gold­ fileten auf den Steh­k an­ten, brei­ter Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­ gold ­schnitt, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „Pe­t it Succr de Simier“ , in Papp­schu­ber mit au­ber­g i­ne­ farbenen Le­der­k an­ten (ver­ein­zelt mi­ni­m al braun­f leckig, Front­i spiz ent­fernt, S. 39 mit klei­nem Pa­pier­feh­ler und ge­r in­gem Buch ­sta­ben­ver­lust). Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier im Mo­sa ­i k­ein­band von Pe­t it, aus dem Be­sitz von Mau­r ice Es­coffier Die­se zwei­t e il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be von Bal­z acs „Toll­ drei­sten Ge­schich­t en“, zu­gleich das „chef-d’œuvre d’il­lu­stra­t i­on de Gu­stave Doré“ [Car ­t er­et] folgt in der An­ ord­ nung von Text und Ab­ bil­ dun­ g en der

er­sten il­lu­strier ­t en Aus­g a ­b e, der Satz­spie­g el ist leicht ver­ä n­dert. Auch von die­ser Aus­g a ­b e wur­den 25 Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier her­ge­stellt. Alle die­se Ex­em­pla ­r e ha­ben ei­nen zwei­far­bi­gen Ti­t el in Schwarz und Rot, au­ßer­dem fehlt ih­nen das Front­i spiz [vgl. Leblanc]. Beraldi, Leblanc und an­de­r e be­r ich­t en (eben­s o wie ein un­se­r em Band bei­l ie­gen­des hand­schrift ­l i­ ches Blatt), daß wohl nur in die­sen die Ab­bil­dun­ gen von den ori­g i­n a ­len Holz­stöcken ab­ge­zo­gen wur­ den, wo­h in­ge­gen die Stan­d ard­ex­em­pla ­r e wie auch die ge­sam­t e vor­a n­ge­g an­ge­ne Auf­l a­ge von 1855 von Clichés ab­ge­z o­gen wur­de. Dar ­u m sind die­se be­son­ders ge­sucht. Un­se­r e zeit­ge­nös­sisch von Pe­t it in ei­nen de­z en­t en Mo­s a ­i k­ ein­band ge­faß­t e Nr. 28 wan­der ­t e aus­weis­l ich der Ex­l i­bris auf dem Vor­satz durch die Hän­de drei­er be­ deu­t en­der Samm ­ler: Mau­r ice Es­coffier, Lucien und An­d ré Tissot-Du­pont. Pro­ve­n i­e nz: Auf dem Spie­g el drei Ex ­l i­b ris: „M E“ mit De­v i­se „Cum co­n sommaverit homo tunc in­cipiet“, d. i. Mau­r ice Es­c offier (des­sen Auk­t i­on 1933, Nr. 144: frs. 3.300). – Lucien Tissot-Du­pont. – „ ATD “, d. i. An­d ré Tissot-Du­pont (des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 29). Li­te­r a­tur: Adhémar/Séguin 99; vgl. Bénézit I V, 684; Beraldi V I , 35, Nr. 89; Brivois 32 f.; Car­ter­et III , 48 ff.; vgl. Dézé 52 f.; Leblanc 43; Oster­w al­der 321; Rahir 304; vgl. San­der 38; vgl. Talv­a rt/Place I, 151, Nr. 25C; vgl. Vica­i re I, 192 f.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier 29 Bal­ z ac, [Honoré] de. Les co­ n tes drolatiques, colli­gez ez ab­ba­yes de Tou­raine et mis en lumière par le sie­ur de Bal­zac pour l’es­battement des pan­tagrue­li­stes et non au­ltres. Huitiesme édit­ion. Illu­stré de 425 des­sins par Gu­stave Doré. Pa­r is, Gar­nier frères, [1873]. 425 Text­h olz­schnit­te, da­von zahl­rei­che fast ganz­sei­ tig, von Gu­stave Doré. XXXI S., 614 S., 1 Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Ok­tav, mit Témo­ins (219 x 140 mm). Dun­k el­r o­ter Halb­ ma­r o­quin­band auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie rei­chem blind- und gold­ge­präg­ten De­k or in den üb­r i­gen Rücken­k omparti m­en­ten, je­weils in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­g e­bun­d e­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) so­wie Kopf­g old­schnitt, auf dem

flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „V. Cham­ps“ (eine Ein­ band-Ecke mit mi­ni­m a­ler Stauch ­spur, strecken­wei­se am Rand et­was braun­f leckig). Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier, mit dem Ori­g i­n al-Um­schlag Die ach­t e Aus­g a ­be der Co­ntes drolatiques ist im Satz zei­len­iden­t isch mit der sech­sten. Das vor­l ie­gen­de Ex­em­plar ist auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt und kaum be­schnit ­t en. Es wur­de mit dem il­lu­strier ­t en ocker­ far­b e­nen Ori­g i­n al-Um­schlag de­ko­r a­t iv ge­bun­den von Vic­t or Cham­ps. Li­te­r a­tur: Adhémar/Séguin 99; vgl. Bénézit I V, 684; vgl. Beraldi V I , 34 ff., Nr. 89; vgl. Brivois 32 f.; vgl. Car­t er­et III , 48 ff.; Dézé 52 f. und 73; vgl. Leblanc 39 ff.; Oster­w al­der 321; vgl. Rahir 304; vgl. San­der 38; vgl. Talv­a rt/Place I, 150 f., Nr. 25B; vgl. Vica­i re I, 190 f.

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Völ lig un beschnittenes Exemplar auf Chinapapier, aus dem Besitz von Adrien Lachenal 30 Bal zac, [Honoré] de. Les contes drolatiques, colli gez ez abbayes de Touraine et mis en lumière par le sieur de Balzac pour l’esbattement des pantagrueli stes et non aultres. Huitiesme édit ion. Illu stré de 425 dessins par Gu stave Doré. Paris, Gar nier frères, [1873]. 425 Textholz schnit te, davon zahlreiche fast ganz seitig, von Gu stave Doré. XXXI S., 614 S., 1 Bl. – Auf Chinapapier gedruckt. Groß-Oktav, unbe schnit ten (230 x 152 mm). Roter Maroquinband auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in einfachem sowie floralem Ein zel stem pel in doppelten Goldfiletenrahmen in den weiteren Rückenfeldern, mit dreifachen Goldfiletenrahmen auf den Deckeln, doppelten auf den Stehkanten, Dentellebordüre auf den Innenkan ten, mar morier ten Vorsät zen und Kopfgold schnitt, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Asper frères“ (erste La gen, danach nur ganz vereinzelt leicht braunfleckig, S. 305 – 308 am unteren Rand mit bräunlichem Feucht fleck, den Satzspiegel minimal touchierend). Emi nent breit randi ges Exemplar auf Chi napapier Un ser zweites Exemplar der achten Ausga be der „Tolldrei sten Ge schichten“ ist voll kom men un beschnit ten und ex trem breit randig; der leuchtend rote Ma roquin band von Asper ist per fekt erhalten. Es stammt aus dem Besitz des Gen fer Rechtsanwalts und Politi kers Adrien Lachen al (1849 –1918), der zwei mal als Schwei zer National ratsprä sident und 1896 als Bundesprä sident amtier te. Provenienz: Il lu strier tes gesto chenes Ex li bris von Adrien Lachen al auf ei nem Vorblatt.

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Unik­a les Ex­em­plar mit zu­sätz­l i­chen Por­t raits nach Tony Johan­not und al­len Um­schlä­gen 31 Bart­hélemy, [Au­g u­ste-Mar­seille]. Douze journées de la re­vo­lu­t i­on. Poèmes. Pa­r is, Per­r otin, 1832. 2 ge­sto­che­n e Por­traits (Bart­h élemy und Méry) nach Zeich­nun­gen von Tony Johan­not, bei­de zu ­sätz­lich avant la lettre, 12 Ra­die­r un­gen auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf stär­k e­res Pa­pier, 2 klei­n e Holz­schnit­te im Text. 2 Bl., VIII S., 396 S. – Auf Büt­ten­pa­pier. Ok­tav, völ­lig un­be­schnit­ten (221 x 140 mm). Ro­ter lang­ ge­n arb­ter Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie rei­cher flora­ler und li­n ea­rer Rücken­ver­g ol­dung um ein zen­t ra­les Lik­to­ren­ bün­del, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­n alUm ­schlag und al­len zwölf Lie­fe­r ungs­um ­schlä­gen, der vier­te zu ­sätz­lich in ei­n er an­d e­ren Va­r i­an­te, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „Mer­c i­er Sr. de Cuzin“ (Un­ter­k an­ten ge­r ing berie­ben, der vor­m als gel­be Ori­g i­n al-Um ­schlag nach­ge­dun­k elt). Das Werk, er­schie­nen kurz nach der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on und zu Be­g inn der zwei­t en Re­stau­r a­t i­ons­z eit, fei­ert zwölf wich­t i­ge Tage im Ver­l auf der Fran­z ö­si­schen Re­vo­lu­t i­on bis zum Staats­streich Na­po­le­ons 1799, mit dem die­ser sich zum Er­sten Kon­sul und Al­lein­ herr­scher auf­schwang. Je­ der der zwölf Tage wird durch eine Ra­ d ie­ rung il­lu­striert, zehn stam­men von Au­g u­ste Raf­ fet (1804 –1860), dem „klas­si­sche[n] Schil­de­r er der mi­l i­t ä ­r i­s chen Ruh ­mes­t a­t en der Re­pu­blik u. des s er­ r ei­ ches“ [Thieme/Becker], für Beraldi „le Kai­ plus grand nom de l’es­tampe ori­g i­n a­le du siècle“ und über­h aupt „l’un des plus grands noms de l’art français“ [Beraldi XI , 61]. Zwei wei­t e­r e Ra­d ie­r un­ gen stam­men von Al­fred und Tony Johan­not; die Ste­cher wa­r en Jean-Ja­cques Fril­ley (8), Raf­fet selbst (3) und Jean-Fran­çois Pour ­voy­eur.

Tony Johan­not zeich­ne­te auch die bei­den zu­s ätz­ lich bei­ge­ge­be­nen Por ­t raits, die in zwei Zu­stän­den – je­weils ein ­m al avant la lettre – vor­l ie­gen. Au­g u­steMar­seille Bart­hélemy (1794 –1867) und sein Freund Jo­ s eph Méry (1798 –1866) stamm­ t en bei­ de aus Mar­s eille und wa ­r en als An­h än­g er Na­p o­le­ons be­r eits mit Sa­t i­r en ge­gen Lud­w ig XVII . und Karl X. her ­vor­ge­t re­t en. Das durch die Por­ t raits unik­ a le Ex­ em­ plar der auf Büt ­t en ge­d ruck­t en Ori­g i­n al­aus­g a ­b e, dem der Ori­g i ­n al-Um­s chlag und sämt ­l i­c he Lie­fe­r ungs­ um­s chlä­g e bei­g e­bun­den sind, liegt völ­l ig un­b e­ schnit ­t en in na ­he­z u per ­fek­t er Er­h al­t ung in ei­nem Mei­ster­ein­band von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) vor. Pro­ve­n i­enz: Dies ist das bei Car ­t er­et er ­w ähn­t e Ex­em­plar von E. C. A. Leg­rand (Auk­ti­on 1912, Nr. 66: frs. 205), mit des­sen gold­ge­präg­t en In­itia­len auf dem In­nen­deckel. – Hen­r i M. Petiet (Auk­t i­on II , 1992, Nr. 54: frs. 8.200). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 174, V III , 264, Nr. 25 (Por­trait Bart­ hélemy) und XI , 951; Brivois 33 f.; Car­ter­e t III , 62; Es­c offier 902; Giacomelli, sect­ion I, Nr. V, V II , V III ; Hoefer 4, 629; Oster­ wal­der 861; Quér­a rd/Bourque­lot I, 174; Rümann 153; San­der 46; Thieme/Becker 27, 564; Vica­i re I, 326; zu Bart­hélemy: DLF I, 107 f.; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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Ma­kel­lo­ses Ex­em­plar im Ver­le­ger­ein­band 32 Bart­hélemy, [Au­g u­ste-Mar­s eille] und [Jo­ seph] Méry. Na­poléon en Égypte. Wa­ter­loo et le fils de l’ homme. Précédés d’une not­ice litt­éra­ire par M. [Pierre Fran­ç ois] Tissot, de l’Académie française; édit­ion illustrée par Horace Vernet et H[ip­po­ly]te Bel­langé. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1842]. 17 Holz­schnit­te auf Chi­n a­pa­pier, auf Kar­tons auf­ka­schiert, rund 130 Ab­bil­dun­gen und Vi­g net­ten in Holz­ schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 330 S., 1 Bl. – Text in zwei­ fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart (257 x 169 mm). Ver­le­ger­ein­band aus schwar­zem Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ ti­tel, rei­c her or­n a­m en­ta­l er und fi­g u­ra­t i­ver Rückenund Deckel­ver­g ol­dung, Gold­f i­lete auf den Steh- so­wie Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ ten Vor­sät­z en, Ganz­g old ­schnitt und ein­g e­bun­d e­n em Ori­g i­n al-Vor­der­um ­schlag, in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber (stel­len­wei­se schwa­che Braun­f lecken).

Die er­ste Aus­g a ­be mit die­sen Il­lu­stra­t io­nen, im Ver­le­ger­ein ­band per ­fekt er­h al­t en Die bei­den aus Mar­seille stam ­men­den be­f reun­de­ ten Schrift­stel­ler Au­g u­ste-Mar­s eille Bart­hélemy (1796 –1867) und Jo­seph Méry (1798 –1866) teil­ten die Ver­eh­r ung Na­po­le­ons. Das Buch ver­ei­n igt drei 1828 –1829 ein­z eln er­schie­ne­ne Tex­t e, die 1835 erst­ mals ge­mein­sam ver­öf ­fent ­l icht wur­den, al­ler­d ings noch ohne die Vor­r e­de Tissots. Die Au­t o­r en hul­d i­ gen in ei­nem hi­sto­r i­schen Epos in acht Ge­sän­gen Na­po­le­ons ägyp­t i­scher Ex­pe­d i­t i­on (1798 –1801), der neun­t e the­m a­t isiert „Wa­t er­loo“, der letz­t e den Sohn Na­po­le­on Franz Bo­n a­par ­t e, den Kö­n ig von Rom und Her­z og von Reich­stadt. Ge­g en­ü ber der frü­he­r en Aus­g a ­b e mit nur zehn Il­lu­stra­t io­nen von Raf ­fet sticht die vor­l ie­g en­de mit 17 Ta­feln und weit über 100 Text­a b­bil­dun­gen deut­lich ab. Es wa­r en Bü­cher wie die­ses, die das

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An­den­ken Na­po­le­ons auch nach sei­nem Un­t er­g ang le­ben­d ig hiel­t en und so dem Zwei­t en Kai­ser­r eich ab 1848 den Weg eb­ne­t en [vgl. Ray I, 177]. Er­schei­nen Vernet und Bel­langé auf dem Ti­t el als gleich­be­r ech­ tig ­t e Il­lu­stra­t o­r en, so stammt von er­ste­r em tat­säch­ lich nur eine Zeich­nung (Na­po­le­on an Deck ei­nes Schif ­fes, Ta ­fel nach S. 8). Der Haupt ­i l­lu­stra­t or ppolyte Bel­ l angé (180 0 –1866) ge­ n oß eine Hi­ „gro­ß e Volks­t üm­l ich­keit als Ma ­ler des franz­ö s. Waf­fen­r uhms“ [Thieme/Becker 3, 232].

den, dem „lea­ d ing ex­ p o­ nent of the rocaille wur­ school of bin­d ing“ [Rams­den 40] – da­für ist der vor­l ie­g en­de, ma ­kel­lo­s e Ein­b and ein präch­t i­g es Bei­spiel. Dem The­m a des Bu­ches ent­spre­chend ziert den Kopf so­w ie die bei­den Deckel als kai­ser­li­che Sym­bol ­fi ­g ur ein ge­k rön­t er Ad­ler mit aus­ge­brei­t e­ ten Flü­geln, von dem Blit­z e aus­strah­len.

Er­ nest Bour­ d in war ein „im­ p ort­ a nt éditeur de a vieille 151], des­ s en beaux livres illustrés“ [Mal­ Bü­cher fast aus­n ahms­los von Boutigny ge­bun­den

Li­t e­r a­t ur: Beraldi II , 24, Nr. 8; Car­t er­et III , 64 f.; DLF I, 108; vgl. Hoefer 4, 628; Oster­w al­der 112 und 1087; San­der 521; Talv­a rt/ Place XI V, 317, Nr. 64C; Vica­i re I, 323 ff.; zum Ein­band: Bibliothèque Hen­r i Beraldi III , Nr. 17; Mal­avieille 228.v

Pro­ve­n i­enz: Auf dem flie­g en­den Vor­s atz Adri­a n Flüh­m anns Eti­kett mit dem Mo­no­g ramm „awf “.

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Un­be­schnit­t e­nes Ex­em­plar 33 Bart­hélemy, [Au­g u­ste-Mar ­s eille] und [Jo­ seph] Méry. Na­poléon en Égypte. Wa­ter­loo et le fils de l’ homme. Précédés d’une not­ice litt­éra­ire par M. [Pierre Fran­ç ois] Tissot, de l’Académie française; édit­ion illustrée par Horace Vernet et H[ip­po­ly]te Bel­langé. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1842]. 17 Holz­schnit­te auf Chi­n a­pa­pier, auf Kar­tons auf­ka­schiert, rund 130 Ab­bil­dun­gen und Vi­g net­ten in Holz­ schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 330 S., 1 Bl. – Text in zwei­ fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart, un­be­schnit­ten (271 x 182 mm). Wein­r o­ter grob­ge­n arb­ter Halb­m a­ro­quin­band auf fünf Bünde, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel, die üb­r i­gen Rücken­fel­d er mit gold­ge­präg­tem, ge­krön­tem „N“ , je­weils zwi ­schen zwei Bie­nen in blind- und gold­ge­präg­tem Rah­m en­werk, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Bün­den und ein­fa­chen auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­nem, il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Ver­lags­pro­spekt, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­ so si­g niert „V. Cham­ps“ (Ein­band mit ge­r ing ­f ü­g i­gen Schabstellen). Un ­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar mit ein­ge­bun­de­nem Ori­g i ­n al-Um­schlag und Ver­l ags­pro­spekt Die­sem Ex­em­plar ist der il­lu­strier ­t e, blau­be­d ruck­ te Ori­g i­n al-Um­s chlag eben­s o bei­g e­bun­den wie der vier­s ei­t i­g e il ­lu­strier ­t e Ver­l ags­pro­spekt von Bour­ d in. Es liegt völ­ l ig un­ b e­ s chnit­ t en vor, in ei­nem pas­s end ge­stal­t e­t en Ein­band von Vic­t or Cham­ps (1844 –1912) des­sen Stil „très classique“ [Devauc­hel ­le III , 247] war. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris von A[ntoine] Vau­t ier auf dem Spie­gel (nicht in des­sen Ka­ta­lo­gen 1971 und 1977), dar ­u n­t er Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann.

Un­be­schnit­t e­nes Ex­em­plar im Ein­band von Cuzin 34 Bart­hélemy, [Au­g u­ste-Mar ­s eille], und [Jo­ seph] Méry. Na­poléon en Égypte. Wa­ter­loo et le fils de l’ homme. Précédés d’une not­ice litt­éra­ire par M. [Pierre Fran­ç ois] Tissot, de l’Académie française; édit­ion illustrée par Horace Vernet et H[ip­po­ly]te Bel­langé. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1842]. 17 Holz­schnit­te auf Chi­n a­pa­pier, auf Kar­tons auf­k a ­schiert, rund 130 Ab­bil­dun­gen und Vi­g net­ten in Holz­ schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 330 S., 1 Bl. – Text in zwei­ fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart, un­be­schnit­ten (269 x 182 mm). Lang­g e­n arb­ ter dun­k el­g rü­ner Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Ti­tel, or­n a­m en­ta­lem De­k or und ge­krön­tem Ad­ler, al­les in ma­ge­rem und fet­tem Gold­ fileten­rah­m en, auf dem Rücken, mit Gold­fileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­nem, il­l u ­s trier­t em Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­ rücken), am Fuß si­g niert „A. Cuzin“ (stel­len­wei­se leicht braun­f leckig). Ein wei­t e­r es un ­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar mit ein­ge­bun­de­nem Ori­g i ­n al-Um­schlag Das un­be­schnit ­t e­ne Ex­em­plar wur­de um 1890 mit dem il­lu­strier ­t en Ori­g i­n al-Um­schlag von Adolphe Cuzin ge­bun­den [vgl. Fléty 50 f.]; der letz­t e Vor­be­sit­ zer war der fran­z ö­si­sche In­du­stri­el­le An­d ré TissotDu­pont. Pro­ve­n i­enz: An­d ré Tissot-Du­pont (des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 408).

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Sel­t e­nes Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus ­be­deu­t enden Samm­lun­gen 35 Bart­hélemy, [Au­g u­ste-Mar ­s eille], und [Jo­ seph] Méry. Na­poléon en Égypte. Wa­ter­loo et le fils de l’ homme. Précédés d’une not­ice litt­éra­ire par M. [Pierre Fran­ç ois] Tissot, de l’Académie française; édit­ion illustrée par Horace Vernet et H[ip­po­ly]te Bel­langé. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1842]. 17 Holz­schnit­te auf Chi­n a­pa­pier, auf Kar­tons auf­ka ­schiert, rund 130 Ab­bil­dun­g en und Vi­g net­ten in Holz­schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 330 S., 1 Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart, kaum be­schnit­ten (269 x 175 mm). Ge­glät­te­ter ro­ter Ma­r o­quin­band auf fünf fla­che, von Blind­f ileten ein­ge­faß­te und mit drei­fa­chen Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und vier­fa­chen Gold­ fileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­k ompartim­en­ten, die Deckel au­ßen mit fet­tem und ma­ge­rem, ein­wärts mit sechs­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en, mit gold­or­n a­m en­t ier­ ten Steh- und In­n en­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­nem il­lu ­strier­ten, in Blau und Gold be­druck­ ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Ganz­g old­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Cham­ps“ (In­nen­um ­schlag ver­so und Ti­te­lei mit Braun­ flecken, Vor­t i­tel mit ge­schlos­se­n em, fast un ­sicht­ba­rem Ein­r iß). Ei­nes der sel­t e­nen Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier Das Buch zum Ruhm Na­po­le­ons als Feld­herrn in Ägyp­t en tritt uns hier in sei­ner ex­k lu­siv­sten Form ent ­g e­g en: Dies ist ei­nes der we­n i­g en Ex­em­pla­ re auf Chi­n a­pa­pier, zu­dem ist es so gut wie un­be­ schnit ­t en. Ge­bun­den wur­de es von Vic­t or Cham­ps in leuch­t end ro­t es Ma ­r o­q uin, ein­ge­bun­den wur­de der Ori­g i­n al-Um­schlag in der sel­t e­ne­r en Va ­r i­a n­ te: Der wei­ße Kar­ton zeigt auf ei­nem Grund von Ägyp­tisch-Blau[!] vorn das von Ara­b es­ken ein­ge­ faß­t e Por ­t rait ­me­d ail­lon Bo­n a­par ­t es im Pro­fi l, hin­ ten den Ge­ne­r al zu Pfer­de vor den Py­r a­m i­den, in gol­de­nem Druck. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel das far­big il­lu­strier­ te Ex ­l i­bris von An­t oine Vau­t ier (des­sen Ka­t a ­log I, 1971, Nr. 36: frs. 4.000), dar­ü ber das gold­g e­ präg ­t e Le­der­ex ­l i­bris von Hen­r i Bon­n as­se (des­sen Auk ­t i­on II , 1982, Nr. 8: frs. 12.000), dar­ u n­ t er das Mo­no­g ramms­c hildchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann.

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Wei­t e­r es Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, im ­Einband von Bauz­onnet-Tra­utz, aus den Samm­lun­gen Meeûs und Es­me­r ian 36 Bart­hélemy, [Au­g u­ste-Mar ­s eille], und [Jo­ seph] Méry. Na­poléon en Égypte. Wa­ter­loo et le fils de l’ homme. Précédés d’une not­ice litt­éra­ire par M. [Pierre Fran­ç ois] Tissot, de l’Académie française; édit­ion illustrée par Horace Vernet et H[ip­po­ly]te Bel­langé. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1842]. 17 Holz­schnit­te auf Chi­n a­pa­pier, auf Kar­tons auf­ka ­schiert, rund 130 Ab­bil­dun­g en und Vi­g net­ten in Holz­schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 330 S., 1 Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart (263 x 172 mm). Grob­ge­n arb­ter dun­k el­li­la Ma­r o­ quin­band der Zeit auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in ein­fa­chem so­wie rei­chem floral-li­n ea­ren Gold­de­k or in drei­fa­chen Gold­ fileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­k ompartim­en­ten, die Deckel mit fet­tem zwi­schen ma­ge­ren Fi­let­en­rah­m en, dies zwi­schen drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en, der in­ner­ ste mit gro­ßen Eckfleurons, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh-, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, am Fuß si­g niert „Bauz­onnet-Tra­utz“ . Ei­nes wei­t e­r es der sel­t e­nen Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier, im Ein­band von Bauz­onnet-Tra­utz Un­t er den sel­t e­nen Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier ragt die­ses durch sei ­nen ab­so­lut zeit ­ge­nös­si­schen Ein­band her­aus. Den dun­kel­l i­l a Ma ­r o­q uin­band fer­tig­ten Bauz­onnet-Tra­utz, die nur 1840 –1851 in die­ser Form si­g nier­ten [vgl. Culot, S. 462 f.; Fléty 19; Rams­den 26]. Das fast wie un­be­r ührt wir­ken­de Buch stammt aus den Samm­lun­gen Lau­r ent Meeûs und Raphaël Es­me­r ian. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris von Aimé Lau­r ent, d. i. Lau­ r ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau­r ent Meeûs, 1982, Nr. 190). – Auf dem Spie­ gel Mo­no­g ramms­childchen „R. E.“ von Raphaël Es­me­r ian (Auk­t i­on IV, 1973, Nr. 12: frs. 7.000).

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Durch­ge­hend zwei­far­bi­ger Lu­x us­druck, Ex­em­plar Villebœuf 37 Les beau­t és de l’ope­ra, ou chefs-d’œuvre lyriques, illustrés par les pre­miers ar­t ist­e s de Pa­r is et de Lon­dres, sous la dir­ect­ion de [Adolphe] Giral­don. Avec un tex­te ex­plicatif rédigé par Théo­phile Gau­tier, Jules Ja­nin et Phil­arète Chasles. Pa­r is, So­ulie, 1845. 10 Por­t raits in Stahl­stich auf Kar­ton mit Sei­den­vor­sät­ zen, zahl­rei­che Text­h olz­schnit­te, durch­ge­h end or­n a­ men­ta­le, fi­g u­ra­t i­ve bzw. den Text di­rekt il­lu ­strie­ren­ de vier­sei­t i­ge Bor­dü­ren oder li­nea­re Um­rah­mun­gen des Text­k ör­pers, oft ver­schie­den­far­big ge­druckt. Zu­sam­m en 264 S. (2 Bl.; 16 S.; 31 S.; 23 S.; 23 S.; 30 S., 1 Bl.; 20 S., 2 Bl.; 22 S., 1 Bl.; 31 S.; 22 S., 1 Bl.; 23 S.; 2 Bl.). – Auf star­k em Ve­lin­pa­pier. Quart, un­be­schnit­ten (260 x 185 mm). Ro­ter lang­ge­n arb­ ter Halb­m a­ro­quin­band auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel, rei­cher, sehr de­ko­ra­t i­ver Gold­prä­g ung und Le­der­intarsierung in Ocker und Mit­tel­braun auf Bün­d en und Rücken­fel­d ern, mit Gold­fileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, mit ein­ge­bun­de­nem, il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Ver­lags­pro­spekt, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ (Um­schlag haupt­säch­lich an den Rän­dern fleckig). Fast durch­ge­hend zwei­far­bi­ger Lu ­x us­d ruck – un ­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar mit ein­ge­bun­de­nem Ori­g i ­n al-Um­schlag und Ver­l ags­pro­spekt Dies ist die Ori­g i­n al­aus­g a ­be ei­nes be­mer­kens­wer­ ten Bu­ches in ei­nem nicht min­der be­mer­kens­wer­ ten Ex­em­plar. Das in zehn Lie­fe­r un­gen er­schie­ne­ ne Werk ruft dem Le­ser oder der Le­se­r in – nach ei­n er hi­s to­r i­s chen Ein­l ei­t ung von Phil­a rète Chasles – in Text und Bild neun be­r ühm­te Opern in die Er ­i n­ne­r ung zu­r ück, etwa Le bar­bier de Seville, Le dia­ble boiteux, Norma, Don Juan und On­dine. Das Werk ist il­lu­striert mit zahl­r ei­chen ro­m an­t i­schen Holz­s chnit ­t en (nach Beau­c é, Bern­a rd, Brug ­not, Co­l lig ­non, Co­rbould, Lami und Na ­nteuil) so­w ie mit zehn Stahl­stich-Por ­t raits von Haupt­d ar­stel­le­ rin­nen, „gravées co­m me on grave en Ang­le­terre“ [Pro­ spekt] nach Char­ p en­ t ier, Vidal, Chalon, E. Smith und Dau­ver­g ne.

Dar ­ü ber hin­aus bie­t et das auf star­kem Ve­l in­pa­pier ge­d ruck­t e Buch „un grand luxe ty ­p o­g raph­ique“ [Brivois] mit den durch­ge­hen­den, viel­f äl­t i­gen or­ na ­men­t a ­len, fi­g u­r a­t i­ven oder di­r ekt den Text il­lu­ strie­r en­den Um ­r ah ­mun­gen in va ­r i­ie­r en­den Far­ben; selbst die Lie­fe­r ungs­t i­t el er­schei­nen in zwei­far­bi­ gem Druck. In­dem der Ver­le­ger So­u lié das Werk um die­se „ca­d res de cou­leurs variés en op­po­si­t i­on avec les gra­v ur­es sur bois très ro­m an­t iques“ ver ­mehr ­t e und da­bei „a voulu rom­pre avec les er­r ements“ sei­ ner Zeit, un­t er­n ahm er „une tentative in­t éress­a n­t e“ [Car­t er­et] – der al­ler­d ings den Nie­der­g ang der gra­ phi­schen Ge­stal­t ung nach Art der Keepsakes nicht auf ­h al­t en konn­t e. Die­se an­glo­phi­le Mode „dis­paraît brusquement vers 1846“ [Adhémar/Séguin 57]. Das vor­l ie­gen­de Ex­em­plar hebt sich zum er­sten da­ durch her­aus, daß es voll­kom ­men un­b e­schnit ­t en blieb: „Cet ouv­r a­ge est très rare à toutes mar­ges, car el­les sont sou­vent court­es, une par­t ie de l’edi­ ti­on semblant avoir été rognée“ [Car­ter­et]. Zum zwei­t en ist der ori­g i­n a ­le Glanz­pa­pier-Um­schlag in ak ­z ep­t a ­blem Zu­stand er­h al­t en: Die­ser ist „de la plus gran­de ra­re­té en bel état, elle est illustrée, en for ­me de front ­i spice, d’une com­p o­si­t i­on de Clerget gravée par Brévière, représentant la mus­ique, la danse et la poé­sie“ [Car­t er­et]. Zum drit­t en ist der vier­sei­t i­ge, il­lu­strier ­t e, in Rot und Schwarz ge­d ruck­ te Ver­l ags­pro­spekt bei­ge­bun­den. Und last not least prä­sen­tiert sich das Buch in ei­nem ta­del­los er­h al­ te­nen, am Rücken in­t ar­sie­r ten Ein­band von Émile Mer­ci­er (1855 –1910). Pro­ve­n i­enz: Dies ist ver ­mut ­l ich das bei Car ­t er­et er­wähn­t e Ex­em­plar der Auk­t i­on vom 10. – 11. Mai 1926 (frs. 500). – Gold­g e­präg ­t es ver­s chlun­g e­nes Mo­no­g ramm „ PV “ auf dem Spie­gel: Paul Villebœuf, je­doch nicht in des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log 1963. Li­t e­r a­t ur: Adhémar/Séguin 55 (Abb.) und 57; Brivois 36; Car­ ter­et III , 66 f.; Lon­c hamp II , 44; San­der 51; Talv­a rt/Place II , 383, und X, 114; Tour­neux 117 (Gau­tier); Vica­ire I, 365 f.; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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Erst ausga ben mit al len Il lustrationen der Suiten von Monnier und den Brüdern Johannot, aus den Samm lungen Noilly und Solacroup 38 Béranger, J[ean] P[ierre] [sic!]. Chan sons. 2 Bde. Paris, Les marchands de nouveautés, 1821.

poé sies par M. [Pierre François] Tissot. Tome I V. Paris, Baudouin frères, 1828. Und: Brüssel, Tarlier, 1829.

2 Por traits Béran gers, 24 Stahl stiche auf Chinapapier, montiert auf Kar ton (dar unter 1 mit an derem Text wiederholt und 1 abweichen der Stich zum gleichen Text), 21 kolorier te Lithographien von Henri Monnier. Und: 34 Stahl stiche auf Chinapapier, montiert auf Kar ton (dar unter 3 mit an derem Text wiederholt), 10 kolorier te Lithographien von Henri Monnier. 246 S. Und: 252 S.

13 Stahl stiche auf Chinapapier, montiert auf Kar ton, 3 kolorier te Lithographien von Henri Monnier, zahlreiche Holz schnittvi gnet ten. Und: 1 Stahl stich auf Chinapapier, montiert auf Kar ton. VII S., 132 S. Und: 2 Bl., 82 S.; 98 S.

Und: Ders. Chan sons nouvelles. Paris, Les marchands de nouveautés, 1825. 20 Stahl stiche auf Chinapapier, montiert auf Kar ton, 6 kolorier te Lithographien von Henri Monnier, zahlreiche Holz schnittvi gnet ten. 215 S., 1 montier tes Bl. mit handschriftlicher Notiz des Ver fassers. Und: Ders. Chan sons inédites. Daran: Ders. Chan sons. Précédées d’une not ice sur l’auteur et d’un essai sur les

Und: Ders. Chan sons nouvelles et der nières. Dédiées a M. Lucien Bonapar te. Paris, Perrotin, 1833. 16 Stahl stiche auf Chinapapier, montiert auf Kar ton. 2 Bl., XLVII S., 249 S., 1 leeres Bl. Klein-Ok tav, seit lich und un ten un be schnit ten (163 x 107 mm). Rote Maroquinbän de à la janséni ste auf fünf Bünde, mit gold gepräg tem Titel und Erscheinungsjahr auf den Rücken, doppelter Goldfilete auf den Stehkanten, roten Maroquin doublüren mit einfachem Goldfiletenrahmen, dar in ein fünf facher Goldfiletenrahmen

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mit Blü­ten und Lei­er als Eck­m o­t i­ven, flie­gen­de Vor­sät­ ze mit dun­k el­g rü­n er Sei­de be­zo­gen, wei­te­re Mar­m or­ pa­pier­vor­sät­ze, mit Ganz­g old ­schnitt, auf der Doublüre si­g niert „Ma­r i­u s Mi­chel“ , zu ­sam­m en in Kas­set­te (knap­ pe Wid­mung auf ei­ner Ta­fel­r ück ­sei­te, meist schwa­cher Ab­klatsch der Ta­feln). Vier Erst ­aus­g a ­ben und eine er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be, dazu alle Il­lu­stra­t io­nen der „Sui­t e Johan­not“ und der „Sui­t e Mon­n ier“, in Janse­n i­sten-Ein­bän­den von Ma ­r i­u s Mi­chel Der Hand­wer­ker­s ohn Pierre-Jean de Béran­g er (1780 –1857) war „kaum ge­bil­det; sei­ne El­tern hat­ ten ihn sehr früh sich selbst und ei­ner Tan­t e über­ las­sen“ [Köh­ler I, 105], sei­ne er­ste Be­k annt­schaft mit der Welt der Li­t e­r a­t ur mach­t e er als Schrift­set­ zer. Als er an­fi ng, selbst zu dich­t en, ver­stand er es, „reim­ge­wandt, et ­was sen­t i­men­t al, et ­was frei­gei­stig […], Ge­d an­ken und In­nen­welt des ‚klei­nen Man­nes‘ wie­der­z u­ge­ben“ [En­gel­h ardt/Rol­off ]. Er be­sang, so Erich Köh­ler, „die Lie­be zu Lan­de und in der Stadt, die harm ­lo­se Le­b ens­lust mit ei­nem gu­t en Schuß je­ner klein ­bür­ger­l i­chen Bie­der­keit, die sich bei ei­ ner Fla­sche Wein und Sei­t en­blicken auf ver­bo­t e­ne Lie­be schon un­ge­heu­er fri­vol vor­kommt. Bac­chus in der Stamm ­k nei­pe plus bäu­er­l i­cher Nym­phe. […] Ver ­n ied ­l ich­t e Welt ­ge­schich­t e, harm ­lo­se Ra­che an ihr“ [Köh­ler I, 105]. Doch be­r uht sei­ne Ori­g i­n a­li­ tät vor al­lem auf der Sang­bar­keit sei­ner Ge­d ich­te: „Na ­he­z u je­den sei­ner Tex­t e paß­t e er ei­ner be­r eits exi­stie­r en­den, be­k ann­t en Me­lo­d ie an“ [ebd.]. An­de­r er­s eits be­h an­del­t en sei­ne Lie­der „zu ­neh­ mend so­z ia ­le, po­l i­t i­sche und pa­t rio­t i­sche The­men“ [En­gel ­h ardt/Rol­off ]; sei ­ne volks­t üm ­l i­che Be­l iebt­ heit ver­ d ank­ t e er nicht zu­ letzt „sei­ nen kecken At­tacken ge­g en Adel und Kle­rus. Béran­g er war Li­be­r a ­ler; und er pro­du­z ier ­t e sich als der Sän­ger der Ar ­men. Zwei­m al wur­de er un­t er der Re­stau­r a­t i­ on nach auf­se­hen­er ­r e­gen­den Pro­z es­sen ins Ge­f äng­ nis ge­wor­fen und je­des­m al nur umso mehr ge­fei­ert“ [Köh­ler I, 105]. Zu­dem kann er als „Haupt­schöp­ fer der Na­po­le­on­le­gen­de“ gel­t en: „Béran­ger hat aus dem Kai­ser, des­sen dä­mo­n i­sche Grö­ße die Welt er­ schüt ­t er ­t e, ei­nen lie­ben bra­ven Mann ge­m acht, […] mit sanf ­t em, al­les ver­ste­hen­dem Lä­cheln und mit Herz für die Ar­men und ihre Nöte“ [ebd. 105 f.]. So wur­de er durch sei­ne „fort ­ge­setz­t e Op­po­si­t i­on zum Re­stau ­r a­t i­ons­r e­g ime und sei ­nen Na­p o­le­on-Kult zum po­pu­l är­sten frz. Lie­der­d ich­t er des 19. J[ahr­ hun­derts]“ [En­gel­h ardt/Rol­off ]. Eine gan­z e Rei­he sei ­ner Lie­der blie­ben bis heu­t e le­ben­d ig.

Hier liegt fast das ge­sam­t e Werk Béran­gers in Erst­ aus­g a­ben vor, von der zwei­t en bis zur fünf­t en par­t ie ori­g i­n a­le, wo­bei der Erst­ling von 1816 bis auf fünf Ge­d ich­t e in den Chan­sons von 1821 auf­g ing. Un­ ser Ex­em­plar der drit ­t en par­t ie von 1825 be­sitzt als Be­son­der­heit ein nach­ge­bun­de­nes Blatt mit Er­g än­ zun­gen von drei zen­sier­t en Text­stel­len von Béran­ gers ei­ge­ner Hand [vgl. auch Brivois, Béran­ger 7]. Der an die Chan ­sons in­édites von 1828 an­ge­bun­de­ ne Band IV der Chan­sons von 1829 ist Teil ei­ner er­ sten il­lu­strier ­t en Aus­g a ­b e, de­r en er­ste drei Bän­ de in Pa­r is bei Per­r otin er­schie­nen wa­r en, die­ser vier­te je­doch in Brüs­sel, und zwar nicht „an­no­ncé pub­liquement al­ors, sans doute à cause de la cen­su­r e“ [Brivois, Béran­ger 27]. Tat­säch­l ich fin­den sich in ihm, der sich de­z i­d iert in „Chan­sons pol­ itiques“ und „érotiques“ teilt, meh­r e­r e „chan­sons co­ndamnées“ [ebd. 28]. Wich­tig ist je­doch, das zu die­ser Aus­g a ­b e 87 Stahl­sti­che ge­hö­r en [vgl. ebd. 29 ff.], die in der vor­l ie­gen­den Samm­lung sämt­l ich vor­h an­den und an pas­sen­den Stel­len in den ver­ schie­de­nen Bän­den ein­ge­bun­den sind, dazu fünf va ­r i­ier ­t e Doub­le­t ten als Druck­pro­b en. Die von

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wei­t e­r en 16 Sti­chen [ebd. 32] be­glei­t e­t en Chan­sons nouv­el­les et der­nières von 1833 „co­mplète[ent] l’edi­t i­ on du même for­m at, de 1829“ [Brivois, Béran­ger 41]. Die ge­sam­te Fol­ge der 103 Stahl­sti­che wird nach den Brü­dern Johan­not be­n annt; als Zeich­ner be­t ei­ ligt wa­r en au­ßer­dem Charlet, F. Gre­n ier, Grandville, H. Mon­n ier, A. und E. Devé­r ia, Th. Fragon­a rd, E. Isabey, Delacroix, E. Lami, Vig­ne­r on, Raf­fet, Roque­plan, Bel­l angé, Bou­l an­ger, Scheffer, H. Vernet, Decamps und Gigoux – „a good many of the lea­d ing illustra­t ors of the time“, die sich je­doch ei­ nem ein ­heit ­l i­chen Ge­samt ­bild un­t er­ord ­ne­t en. Sie alle be­h an­del­t en Béran­gers Ge­d icht ­mo­t i­ve, „whet­ her sen­t i­men­t al or amor­ous, pa­t ri­ot ­ic or pol­itical, hi­storical or fan­ciful, with ent­i re sympathy. […] The­ se illustrat­ions help one to und­er­stand, why Béran­ gers Chan­sons was once a bedside book for men of li­be­r al op­i n­ions and kind­ly fee­l ing“ [Ray II , 255]. Ne­b en der „Sui­te Johan­not“ ist auch die zwei­te gro­ße Fol­ge von Il­lu­stra­t io­nen voll­stän­d ig ver ­t re­ ten: Die 40 ko­lo­r ier ­t e Li­t ho­g ra­phi­en um ­fas­sen­de „Sui­t e Mon­n ier“ ent­stammt der Aus­g a ­b e Chan­ sons an­c iennes, nouv­el­les et in­édites von 1828 [sie­he fol­gen­de Num­mer] und wur­de hier gleich­falls auf meh­r e­r e Bän­de ver­t eilt. Ihr Schöp­fer war der Zeich­ ner, Schrift ­stel ­ler und Schau­spie­ler Hen ­r i Mon­ nier (1799 [wohl nicht: 1805] – 1877), ein „scharf be­ob­ach­t en­der Sit ­t en­schil­de­r er und Chro­n ist der


Re­stau­r a­t i­on“ [Thieme/Becker]. Man fin­det sie „ra ­r em­ent co­mplets“ [Brivois, Béran­ger 19]. Die Chan ­sons in­édites von 1828 sind „wich­tig […] als frü­he Er­z eug ­n is­s e der Holz­s chnei­de­k unst“ [Rümann 133]. Die vor­l ie­gen­de Samm­lung von Erst ­aus­g a ­ben und Ori­g i­n al-Il­lu­stra­t io­nen wur­de von Jules Noilly, ei ­nem der er­sten Ro­m an­t ik-Samm ­ler über­h aupt, eben­so klug wie öko­no­m isch zu­sam ­men­ge­stellt und mit vol­lem Recht auch im ein­heit­li­chem Er­schei­ nungs­bild der ge­d ie­g e­nen Janse­n i­sten-Ein ­bän­de der Werk­statt Ma ­r i­u s Mi­chel zu­sam ­men­ge­faßt. Pro­ve­n i­e nz: Im er­s ten Band der Chan­sons in Tin­t e „ami­t ié A. Fleury“ auf ei­ner Ta ­fel­r ück­sei­ te (vor S. 19). – Auf dem zwei­ten flie­gen­den Vor­ satz­blatt ver­s o je­weils wap­p en­f örmi­g es Mo­no­ gramm-Schild­chen von Jules Noilly (Auk­t i­on 1886, Nr. 518: frs. or 615), in zwei Bän­den ent­fernt). – Ebd. das gold­g e­präg ­t e Mo­no­g ramm von E. Sol­acroup (Auk­t i­on 1925, Nr. 125: frs. 1050). Li­t e­r a­t ur: Bénézit V II , 552 (Sui­t e Johan­not), und IX , 761 (Sui­t e Mon­n ier); Brivois 43 (Sui­te Mon­n ier), 46 ff.; Brivois, Béran­g er 3 ff., 7 f., 16 f., 27 f. und 41; Car­t er­et III , 72 (Sui­t e Mon­n ier), 74 und 76; En­g el ­h ardt/Rol­off II , 34; Es­c offier 372, 526, 674, 732 und 957; Lon­c hamp II , 47 f.; Quér­a rd/Bourque­lot I, 296; Rahir 315; Ray II , 255, Nr. 177; San­der 66 (Sui­t e Mon­n ier), 70 und 71; Sie­u rin 8 ff.; Vica­ire I, 398 f., 400, 402, 402 f. (Sui­t e Mon­n ier), 406 und 406 f.


Mit den 40 Fa­rb­l i­t ho­g ra­phi­en von Mon­n ier 39 Béran­ g er, P[ierre]-J[ean de]. Chan­ sons, An­ ciennes, Nouv­el­les et In­édites, avec des Vi­g net­tes de Devé­r ia et des des­sins co­lor­iés d’Hen­r i Mon­nier. Suivies des pro­c ès in­tentés à l’au­teur. 2 Bde. Pa­r is, Baud­ouin frères, 1828.

Mon­n ier ent ­h al­t en, „pleins d’ori­g i­n al­ité“ [Brivois, Béran­ger 22], die „ra­r em­ent co­mplets“ [ebd. 19] an­ zu­tref­fen sind: Selbst dem Ex­em­plar von Mau­r ice Es­c offier fehl­t en sie­b en Li­t ho­g ra­phi­en, die, wie auch Car ­t er ­et be­fand, „man­q uent sou­vent“.

Zu ­sam­m en 40 ko­l o­r ier­te Li­tho­g ra­phi­en von Hen­r i Mon­nier, über 180 klei­ne Holz­schnitt­vi­g net­ten im Text. 2 Bl., III S., 439 S. Und: 2 Bl., 438 S., 1 lee­res Bl.

Ver­d ienst­voll ist die Aus­g a­b e nicht zu­letzt auch we­gen des schö­nen Drucks „sur beau pa­pier, avec un ca­ r actère et une just­ i ficat­ ion par­ f aitement appropriés au for­m at. Chaque chan­son est en tête de page, ce qui fa­cilite l’in­t er­c alat ­ion des gra­v ur­es; les culs de lam­p e de Devé­r ia ag­r ém­en­tent le tex­ te“ [ebd. 22]. Die 97 ver­schie­de­nen Schluß­v i­g net ­t en von Achille Devé­r ia wer­den teils wie­der­holt.

Ok­tav, un­be­schnit­ten (223 x 140 mm). Ge­glät­te­te rote Halb­m a­r o­quin­bän­de auf glat­te Rücken, mit Rücken­t i­ teln und rei­cher, den gan­zen Rücken be­decken­der Or­n a­ ment­ik in Gold­prä­g ung, mit Gold­f ileten auf den Deckeln und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ver­so flie­gen­dem Vor­satz von Bd. I si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ , zu­sam­m en in mit Ve­lours aus­ge­schla­ge­n em Papp­schu­ber mit ro­ten Ma­r o­quin­k an­ten ( je­weils er­ste und letz­te S. ge­bräunt, Bd. I: klei­ner Kle­be­rest auf Spie­gel). Er­ste Aus­g a ­be die­ser Zu­sam ­men­stel­lung, mit den 40 Fa ­rb­l i­t ho­g ra­phi­en der „Sui­t e Mon ­n ier“ Die vor­l ie­gen­de zwei­bän­d i­ge Aus­g a ­be von Béran­ gers Chan­sons ist die er­ste die­ser Zu­s am ­men­stel­ lung. Wa­r en schon zu­vor sei­ne Lie­der we­gen ih­r er zu ­neh ­mend re­stau ­r a­t i­ons­k ri­t i­schen Töne be­schlag­ nahmt, er selbst in­h af­t iert wor­den, so brach­t e die­ se Pu­bli­k a­t i­on „dem Dich­t er ei­nen er ­neu­t en Pro­ zeß und Ge­f äng ­n is­stra ­fen“ [Bil­der ­wel­t en, S. 134] ein. Trotz­dem er­schien 1829 ein Supplément, 1833 Chan ­sons nouv­el­les et der­nières, die zu­sam­men eine er­ste Ge­samt ­aus­g a ­be in Ein­z el­bän­den bil­de­t en. Be­r ühmt sind vor al­lem die hier vor­l ie­gen­den Bän­de, weil sie 40 ko­lo­r ier ­t e Fe­der­l i­t ho­g ra­phi­en von Hen­r i

Die­se „très-bel­le édit­ion, rare en bon état“ [ebd. 18] ver­d ient es, „sous bien des rap­ports d’ètre recherchée des ama­t eurs“ [ebd. 22], so­wohl we­gen der ori­ gi ­nel ­len Li­t ho­g ra­phi­en Monniers als auch we­gen des schö­nen, aus­g e­wo­g e­nen Er ­s chei ­nungs­bil­des des Tex­t es ins­ge­samt. Un­ser Ex­em­plar prä­sen­t iert sich in hüb­schen Ein­bän­den von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) und stammt aus dem Be­sitz zwei­er nam­ haf­ter Samm­ler: Pierre Du­ché und An­d ré TissotDu­pont. Pro­ve­n i­enz: Pierre Du­c hé, des­s en Ex ­l i­bris auf dem flie­gen­den Vor­satz von Band I (nicht im Ka­t a­ log 1972). – An­d ré Tissot-Du­pont, des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 53. Li­t e­r a­t ur: Bénézit IX , 761 (Mon­n ier); Bil­der­wel­t en, S. 134; Brivois 43; Brivois, Béran­g er 18 ff.; Car­ter­et III , 72; En­g el ­h ardt/ Rol­off II , 34; Es­c offier 675 (mit nur 33 Li­tho­g ra­phi­en); Lon­ champ II , 47; Oster ­w al­der 311 (Devé­r ia); Quér­a rd/Bourque­lot I, 296; Rahir 315; San­der 66; Sie­u rin 8; Vica­i re I, 402 f.; zu Mer­ ci­er: Fléty 126 f.

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Die er­ste il­lu­strier­t e Aus­ga­be, mit der se­pa­rat ­erschie­nen Bild­aus­wahl aus der Sui­te Johan­not 40 Béran­ger, P[ierre] J[ean] de. Chan­sons de P. J. Béran­ger [Vor­t i­tel. Ein­ge­bun­de­ner Ti­tel:] Vi­g net­tes en tail­le-douce. Par nos meille­urs ar­tist­e s d’après les des­ sins de nos pre­miers pein­t res pour les chan­sons de P. J. de Béran­ger. 3 in 1 Bd. Pa­r is, Per­r otin, 1829. 54 Stahl­stich-Ta­feln, 1 Ti­tel­il­lu ­stra­t i­on in Holz ­schnitt. 1 Bl., X LIII S., 248 S.; 255 S.; 255 S.; S. 249 – 252 (Tab­le Bd. I); S. 257 – 260 (Tab­le Bd. II ); S. 257 – 260 (Tab­le Bd. III ). Klein-Ok­t av (157 x 100 mm). Ro­ter Halb­k alb­l e­d er­ band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in dop­pel­tem Rah­m en aus fet­ter und ma­ge­ rer Gold­f i­lete, an den Ka­pi­ta­len je­weils vier in­ein­an­der ge­schach­tel­te dop­pel­te Rah­m en aus fet­ter und ma­ge­rer Gold­f i­lete, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­z en und Spr­eng­ schnitt (beschabt, durch­ge­hend et­was braun­f leckig). Mit der se­pa ­r at er­schie­ne­nen Il­lu­stra­t i­ons­fol­ge aus der Sui­te Johan­not und de­r en Ti­t e­lei Dies ist die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­b e der Chan­ sons von Béran­ger, die zu­n ächst in drei Bän­den bei Per­rotin er­schien; der vier­te Band [sie­he Nr. 38] kam nicht in Pa­r is, son­dern Brüs­sel her­aus, und zwar nicht „an­no­ncé pub­l iquement al­ors, sans doute à cause de la cen­su­r e“ [Brivois, Béran­ger 27]. Das Il­lu­stra­t i­ons­kon­zept än­der ­t e sich noch wäh­r end des Drucks der Bän­de, so daß die Zahl der Stahl­ sti­che in den ver­schie­de­nen Ex­em­pla ­r en schwankt. In dem vor­l ie­gen­den Fall wur­den die 54 Stahl­sti­che der so­ge­n ann­t en Sui­te Johan­not, an der zahl­r ei­che be­deu­t en­de Künst ­ler be­t ei­l igt wa ­r en, an­schei­nend erst im Nach­h in­ein hin­z u­ge­f ügt. Von der Il­lu­stra­t i­ ons­fol­ge er­schien 1829 eine se­pa ­r a­t e Aus­wahl un­t er dem Ti­t el Vi­g net­tes en tail­le-douce die un­se­r em un­be­ bil­der ­t en Ex­em­plar der Chan ­sons ein­ge­bun­den wur­ de. Da ­bei wur­de de­r en Ti­t e­lei dem Ex­em­plar un­t er Weg ­fall der ei­gent ­l i­chen Ti­t el­blät ­t er vor­ge­bun­den. Die Bild­aus­wahl um­faßt 54 Stücke, nicht vor­h an­ den sind ent­spre­chend der von Brivois vor­ge­nom­ me­nen Nu­me­r ie­r ung die Num­mern 1, 8, 15, 18, 20, 22, 24, 27, 32, 34, 37 – 40, 43, 46, 50, 56, 58, 60 – 64, 67, 71 – 72, 76, 78, 80 – 82 und 84 [vgl. Brivois, Béran­ ger 29 – 31]. Die in Band III ein­ge­bun­de­nen Ta ­feln Il met le nez à la fenêtre [Nr. 86, vor S. 1] und Une mis­si­on [Nr. 87, vor S. 193] ge­hö­r en ei­gent­lich, als des­sen ein­z i­ge Ab­bil­dun­gen, zum vier ­t en Band. Li­t e­r a­t ur: Brivois 46; Brivois, Béran­g er 27 ff. und 32 (Vi­g net­tes); Car­t er­et III , 74; Lon­c hamp II , 47; Ray II , 255 f., Nr. 177; San­der 69; Sie­u rin 8; Vica­i re I, 404 ff.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier im In­t ar­si­en­einband der Zeit mit be­mal­t em Schnitt, aus den Samm­lun­gen Beraldi, Meeûs und Lafond 41 Béran­ger, P[ierre]-J[ean] de. Œuvres de P. J. de Béran­ger, mi­ses dans un nouvel ordre. Et ornées de 40 [recte: 55] gra­vur­e s. 4 in 1 Bd. Brüs­sel, H. Tarlier, Jules Boquet, 1828 –1829. Ver­fas­ser­por­t rait und 54 wei­te­re Ta­feln in Stahl­stich mit hauch­dün­nen Sei­den­vor­sät­zen, zahl­rei­che klei­ne Holz­ schnitt­vi­g net­ten im Text. XV S., 341 S., 1 lee­res Bl.; 248 S., S. [253]-256; 263 S., 1 lee­res Bl.; 248 S., 1 Bl. Klein-Ok­t av (157 x 95 mm). Nacht­blau­er Ma­r o­quin­ band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Ver­fas­ser­n a­m en auf ro­ter Le­der­ein­l a­ge am Kopf und zwei wei­te­ren, durch gold­ge­präg­te Quer­f ileten ab­ge­ teil­ten Rücken­k ompartim­en­ten, die­se mit auf­wen­di­ ger flora­ler Or­n a­m ent­ik mit Le­der­in­tar­si­en in Rot und zwei Braun­tö­nen, je­weils in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­ men, die Deckel mit blind­ge­präg­tem Bor­dü­ren­rah­m en zwi­schen Gold­f ileten­rah­m en mit Gold­punk­ten in den Ecken, dar­in wei­te­rer Gold­f ileten­rah­m en mit Eckfleurons und zen­t ral gro­ße Rau­ten­form mit flora­ler Or­n a­m ent­ik in Gold­prä­g ung und Le­der­in­tar­si­en in Rot, zwei Braun­ tö­n en und Grün, mit Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­kan­ten, Doublü­r en und Vor­sät­z en aus ge­präg­t em him­m el­blau­en Bunt­pa­pier und mit po­ly­chrom be­m al­tem Schnitt (Bd II: S. 195 f. mit lan­gem pro­vi­so­r isch fi­xier­ten Ein­r iß, die evtl. lee­ren S. 249 – 252 ent­fernt). Unik­a les[?] Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier der kaum be­k ann­t en Aus­g a ­be Par­a l­lel zu der er­sten il­lu­strier ­t en Aus­g a ­b e von Béran­gers Wer­ken in drei Bän­den bei Per­r otin in Pa ­r is er­schien die­se Brüs­se­ler Edi­t i­on, die au­ßer in der Per­so­n al­bi­blio­g ra­phie Béran­gers von Brivois in kei­nem ein­schlä ­g i­gen Re­fe­r enz ­werk ver­z eich ­net ist – viel­leicht weil sie in klei­ner Stück­z ahl er­schien oder aber für ei­nen Raub­d ruck ge­h al­t en wur­de. Brivois je­doch zö­ger ­t e, „à don­ner à cette pu­blic­at ­ion, le nom de co­ntrefaçon, puisqu’elle a été éditée par Jules Boquet, le co­r respon­d ant ou as­socié de Per­ rotin“. Er selbst ver­w ies auf ihre Be­son­der­hei­ten, die der Pa­r i­ser Edi­t i­on ab­g in­gen: Er­stens sei sie mit Schluß­v i­g net ­t en aus­ge­stat ­t et, zwei­t ens ent ­h al­t e sie ei­nen Be­r icht über die Pro­zes­se ge­gen Béran­ger (de­ nen der kom­plet­te vier­te Band ge­w id­met ist!) und drit ­t ens ent ­h al­t e sie ein al­pha ­be­t i­sches Ge­samt ­ver­ zeich­n is al­ler Lie­der (am Ende von Band III ). Auf ei­ nen pi­ k an­ t en Aspekt geht Brivois je­ doch nicht ein, ob­wohl ihn die bei­den Ver­le­ger in ih­ rem Vor ­wort of ­fen an­spre­chen: Sie hät ­t en größ­t e

Auf ­merk­sam ­keit dar­auf ver ­wandt, die Tex­t e „avec ex­actitude“ wie­der­z u­ge­ben, „et en cela no­t re édit ­ion jouit d’un avan­ta­ge rem­a rquable sur toutes cel­les pub­l iées en France, où des co­n sidé­r at­ions qui n’ont au­cune in­fluence dans no­t re pays, ont fait mut­i ler et sou­vent supprimer les chan­sons plus in­t éress­a n­t es“. So ent­h al­te die Aus­g a­be auch „un grand nombre de chan­sons in­édites“ [S. VI]. In Bel­g i­en brauch­t e man kei­ne Zen­sur zu fürch­ten! Le­d ig­lich um den Ge­schmack emp­fi nd­l i­cher Da ­men nicht zu be­lei­d i­ gen, habe man die Chan ­sons pol­itiques und Chan­sons bad­ines in ei­ge­nen Bän­den ( II und III , wie je­weils auf den Schmutz­t i­t eln an­ge­z eigt) zu­sam ­men­ge­faßt. Die­se fast un­be­k ann­t e Brüs­se­ler Aus­g a ­be stellt also in mehr ­fa­cher Hin­sicht eine spe­z i ­fi ­sche edi­t o­r i­sche Lei­stung von ei­ge­nem Wert dar! Eine Un­r e­gel­m ä ­ßig­keit be­geg ­net in der Pa­g i­n ie­r ung von Band II : Auf Sei­te 248 steht „Fin du se­cond volume“, die fol­gen­den Sei­t en [253]-256 ent ­h al­t en das In ­h alts­ver ­z eich ­n is; mög­l i­cher ­wei­se ent ­h iel­t en zwei ent­fern­te Blät­ter ein bei Brivois er­w ähn­tes Brief ­fak ­si ­m i ­le. Auf den Ti­ t eln wer­ den 40 Sti­ che ge­ n annt, tat­ säch­l ich sind es 55 – of ­fen­sicht ­l ich än­der ­t e sich das Kon­zept wäh­rend des Drucks, wie auch aus an­ de­r en An­g a ­b en im Vor ­wort her ­vor­g eht. Die Ta­ feln tra­gen zum Groß­teil den Ver­lags­n a­men Per­ rotin und wur­den aus des­sen ins­ge­samt 103 Sti­che um­fas­sen­der Aus­g a ­be über ­nom ­men. Alle Il­lu­stra­ to­r en, die da­m als Rang und Na­men hat­ten, be­tei­ lig ­t en sich an der so­ge­n ann­t en Sui­te Johan­not. Die Ta ­feln der vor­l ie­g en­den Aus­g a ­b e tra­g en die Si­ gna­t u­r en von Adam, Bel­l angé, Bel­l an­ger, Boilly, Bo­n i­n g­t on, Bou­l an­g er, Cham­p i­o n, Charlet, Delacroix, A. und E. Devé­r ia, Th. Fragon­a rd, F. Gre­n ier, Al­fred und Tony Johan­not, E. Lami, H. Mon­n ier, Scheffer und H. Vernet. Ein­g angs des er­ sten Ban­des fin­det sich das Por­t rait des Ver­fas­sers, ge­z eich­net von Ary Scheffer und ge­sto­chen von C. Cou­sin; der vier ­t e Pro­c ès-Band macht mit ei­nem Por­trait des von Béran­ger einst ge­h aß­ten, spä­ter ver­k lär­t en Na­po­le­on (nach Horace Vernet) auf – dar­ un­t er die zwei­schnei­d i­ge Le­gen­de Un co­n querant. Der Sel­t en­heits­wert der weit ­h in un­be­k ann­t en Aus­ ga­be wird in un­se­r em Fall noch un­er­hört da­durch ge­stei­gert, daß es sich um ein Ex­em­plar auf Chi­ na­pa­pier han­delt. Die vier Bän­de bzw. rund 1100 Sei­t en lie­ß en sich so prak­t isch­er ­wei­se in ei­nem

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kom­pak­t en Buch un­t er­brin­gen, das zeit ­ge­nös­sisch in ei­nen de­l i­k at ver­z ier ­t en Mo­sa ­i k­ein ­band ge­bun­ den wur­de. Der brei­t e Schnitt lud förm­l ich zur Be­ ma­lung ein: Blü­t en, Blät­t er und Früch­t e in viel­far­ bi­gem Ko­lo­r it schmücken des­sen drei Sei­ten. Das ein­z ig­a r ­t i­ge Ex­em­plar war auch spä­t er durch­ge­hend in der Hand di­stin­g uier ­t e­ster Be­sit­z er: Hen ­r i Beraldi, Lau­r ent Meeûs, Pierre Berès und Hen­r i Lafond. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris von Hen­r i Beraldi ver­s o flie­gen­dem Vor­satz (Auk­t i­on III , 1934, Nr. 27, frs. 2.820). – Auf dem Vor­satz Ex­l i­bris von Lau­r ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau­r ent Meeûs, 1982, Nr. 194). – Auf dem In­nen­deckel Eti­kett des An­t i­ quars und Ver­le­gers Pierre Berès (1913 – 2008). – Auf dem Vor­satz Ex­l i­bris von Hen­r i Lafond (1894 –1963), des­sen Auk­t i­on 2015, Nr. 19 (mit Abb.). Li­t e­r a­t ur: Brivois, Béran­g er 35 f.; nicht bei Car­t er­et und Vica­i re.



Raf fet (6). Ein zel ne Vorla gen liefer ten Stanislas Bellan ger, Eugène Delacroix, Achille und Eugène Devéria, Théophile Fragon ard, Jean Gigoux, Grandville, Jean-Baptiste Isabey, Eugène Lami, Hen ri Mon nier, Ary Scheffer, Horace Vernet u. a. Sie alle ließen sich auf ei nen gemein sa men, den unprätentiösen Gedichten an gemessenen Stil ver pfl ichten und behandelten ihre Gegen stände, „whet her senti mental or amor ous, patriot ic or pol ititical, hi storical or fanciful, with ent ire sympathy“ [Ray, Nr. 177]. Diese klein for mati gen, inti men Dar stel lun gen lassen verstehen, war um Béran ger als „bedside book for men of li beral opin ions and kind ly feeling“ [ebd.] diente. Im Ein band der Zeit 42 Béranger, P[ierre]­J[ean de]. Œuvres complètes. Édit ion uni que revue par l’au teur. Ornée de 104 vi gnet tes en taille-douce dessinées par les peintres les plus célèbres. 5 Bde. Paris, Perrotin, 1834 1 Por trait in Stahl stich, zu sammen 104 Tafeln in Stahlstich, 2 gefaltete Bl. (Brief-Fak simile). 2 Bl., XCV S., 320 S. Und: 413 S., 1 Bl. (Avis au relieur). Und: 411 S., 2 Bl. (Avis au relieur, Avis a messieurs les sou scripteurs). Und: 397 S., 3 Bl., 1 Bl. (Avis au relieur). Und: 179 S.

Die Aus ga be wird er öff net von Béran gers hier erst mals ge druck tem Por trait von Ary Scheffer (1795 –1858), gestochen von Dutillois [Sieurin 9]; der vier te Band schließt mit ei ner ganz fi g uri gen Zeichnung des Autors im Profi l von Charlet. Provenienz: André Tissot-Dupont, dessen Auk tion 2016, Nr. 58 (mit Abbildung). Literatur: Brivois 50; Brivois, Béran ger 44 – 51; Bru net I, 781; Car ter et III , 76 ff.; Es coffi er 1022 f.; Rahir 315; Ray II , 255 f., Nr. 178; Sander 72 und 73; Vica ire I, 409 f.

Oktav (206 x 125 mm). Nachtblaue Halbkalblederbän de der Zeit auf fünf flache, von fet ten Goldfileten ein gefaßte und mit schraf fier ten Gold streifen ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Titel und dekorativer Blindprä gung auf den Rücken sowie mit mar morier ten Vorsät zen (berieben, durch gehend braunfleckig). Die er ste Gesamt ausga be, mit über 100 Stahl stichen nach rund 30 nam haf ten Künst lern Ge genüber den von 1828 bis 1833 er schienenen Werken Béran gers ver wendete der Verle ger Perrotin für diese er ste Gesamt ausga be „a lar ger page, and bet ter paper“ [Ray, Nr. 177], er ließ sie zudem bei Jules Didot drucken. In den Bi bliographien werden die er sten vier Bände mit unter getrennt von dem – seltenen – Band V aufgeführt, der als Supplément die Chan sons érotiques ent hält. Es er schien noch ein weiterer Band mit der Musique des chan sons. Die Abbildun gen sind, von weni gen Modi fi kationen abgesehen, diesel ben wie in den Bänden von 1828 bis 1833. Sie stam men von rund 30 Zeich nern, fast al len, die da mals in Frank reich Rang und Na men hat ten. Haupt beiträ ger wa ren Tony (15 Zeich nungen) und Al fred Johan not (13), Nicolas-Tous saint Charlet (12), François Grenier (12) und Au gu ste

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Mit zu­sätz­l i­chem Ta­fel­satz auf Chi­na­pa­pier und den Lie­fe­r ungs­um­schlä­gen, Ex­em­plar Villebœuf 43 Béran­ g er, P[ierre]-J[ean de]. Œuvres com­ plètes. Nouv­el­le édit­ion re­vue par l’au­teur. Illustrée de cin­quan­te-deux bel­les gra­vur­e s sur acier entièrement in­ édites d’après les des­sins de MM. Charlet, A. de Lemud, Johan­not, Da­ubigny, Pauquet, Ja­cques, J. Lan­ge, Pen­ guilly, de Rud­der, Raf­fet. 2 Bde. Pa­r is, Per­r otin, 1847. 2 Por­t raits, da­von ei­nes ein­m al avant la lettre und ein­ mal avant la lettre auf Chi­n a­pa­pier und auf Kar­ton auf­ ka­schiert wie­der­holt, 1 ge­fal­te­tes Dop­pel­blatt mit Brief­ fak­si­m i­le, 25 Ta­feln in Stahl­stich, sämt­lich avant la lettre wie­der­holt auf Chi­n a­pa­pier und auf Kar­ton auf­ ka­schiert. Und: Front­i spiz in Stahl­stich, ge­sto­chen von Gar­nier, wie­der­h olt auf Chi­n a­pa­pier und auf Kar­ton auf­k a ­schiert, das glei­che Front­i spiz, ge­sto­chen von Pelée, auf Chi­n a­pa­pier und auf Kar­ton auf­k a­schiert, 26 Ta­feln in Stahl­stich, sämt­lich avant la lettre wie­der­holt auf Chi­n a­pa­pier und auf Kar­ton auf­k a ­schiert. 2 Bl., XL S., 411 S. Und: 2 Bl., 401, (5) S. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (245 x 154 mm). Dun­k el­ grü­ne grob­ge­n arb­te Ma­r o­quin­bän­de auf fünf point­illé­ ver­zier­te Bünde, mit de­k o­ra­t i­ver Ka ­sten­ver­g ol­dung der Rücken­k ompartim­en­te mit ei­ner Lei­er als Zen­t ral­m o­t iv in je vier und gold­ge­präg­ten Rücken­ti­teln in zwei Fel­ dern, mit drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh-, Dent­el­le­bor­ dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit ro­ten Ma­ro­quin­doublü­ren mit dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en, dar­in Point­illé­rah­ men mit Eckfleurons, flie­gen­de Vor­sät­ze mit dun­k el­ grü­n er Sei­de be­zo­gen, wei­te­re Mar­m or­pa­pier­vor­sät­ze, Kopf­g old ­schnitt, mit ein­ge­bun­de­nen Ori­g i­n al-Um ­schlä­ gen (inkl. Rücken) und ins­ge­samt 49 Lie­fe­r ungs­um ­schlä­ gen auf gel­bem Pa­pier so­wie ei­nem vier­sei­t i­gen Pro­spekt, auf den Doublüre si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ (Ta­feln mit schwa­chem Ab­klatsch). Aus­g a­be letz­t er Hand, mit den schön­sten Il­lu­stra­t io­nen zu Béran­gers Werk über­h aupt Dies ist die zwei­te édit­ion ori­g i­n a­le von Béran­gers Ge­samt ­werk, und zu­gleich die letz ­t e zu Leb­z ei­t en des Au­tors er­schie­ne­ne Aus­g a­be. Sie ist ein Neu­ druck der Aus­g a­be von 1834, je­doch um zehn neue Ge­d ich­t e ver­mehrt (je fünf am Ende von Band I und am An­fang von Band II ), au­ßer­dem mit ei­ner neu­ en Not ­ice über Béran­ger [I, XXVII-XL] und Lettres et pro­c ès im An­h ang des zwei­t en Ban­des [II , 375 – 397]. Als von Béran­g er selbst über­a r­b ei­t e­t e Aus­g a ­b e letz­t er Hand – von ihm stammt auch die Li­ste der

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Er­ra­ta [II , 401] – ist die vor­lie­g en­de „précieuse“ [Brivois, Béran­ger 68]. Das Werk ist il­ lu­ s triert mit 52 Stahl­ s ti­ c hen, „certainement les plus bel­les qui aient été fa­ites pour les Œuvres de Béran­ger, tant sous le rap­port du des­sin que de la gra­v ure“ [Brivois, Béran­ger 69]. Ob­wohl nur zehn di­r ekt von dem Ma­ler und Li­t ho­ gra­phen Aimé de Lemud (1817 –1887) stam­men, war er es, „qui a co­nçu le plan général de cette il­lu­stra­ ti­on très heu­r eu­se, bien d’une venue, et qui accuse franc­hement le ca­chet de son temps“ [Beraldi]. Da­ bei wur­de eine zen­t ra­le Sze­ne häu­fi g an den Rän­ dern mit wei­t e­r en ‚Be­gleit ­u m­stän­den‘ an­ge­r ei­chert. Bei­ge­ge­ben wur­den dem Werk au­ßer­dem ein von Sand­oz ge­z eich­ne­t es und von Pan­n ier ge­sto­che­nes Por ­t rait Béran­gers, fer ­ner das vier­sei­t i­ge Fak­si ­m i­ le ei­nes Brie­fes von Béran­ger an sei­nen Ver­le­ger Per­r otin. In un­se­r em Ex­em­plar sind sämt ­l i­che Ta ­feln noch ein ­m al als Doub­le­t ten auf Chi­n a­pa­pier bei­ge­f ügt, das Por­t rait noch ein wei­t e­r es Mal avant la lettre, das Front­ispiz des zwei­ten Ban­des gar in der Va­r i­a n­te ei­nes an­de­r en Ste­chers. Oben­d rein wur­de ein wei­ te­r es Por ­t rait, gleich­falls von Sand­oz, ge­sto­chen von L. Mass­a rd, dem Werk vor­a n­ge­stellt. Da ­m it ist der Be­son­der­hei­t en un­se­r es Aus­n ah ­me­ ex­em­plars kein Ende: nicht nur die bei­den Ori­g i­ nal-Um­schlä ­ge wur­den ein­ge­bun­den, son­dern auch sämt ­l i­che 49 Lie­fe­r ungs­u m­schlä­ge (von 29 nur die auf gel­bes Pa­pier mon­t ier ­t en Vor­der ­u m­schlä­ge; von den 56 Lie­fe­r un­gen er­schie­nen ei­n i­ge als Dop­pelLie­fe­r ung). Auf den letz­t en, nicht pa­g i­n ier ­t en Sei­ ten wer­den u. a. die vier­t e Aus­g a­be der Mus­ique des Chan­sons de P.-J. de Béran­ger so­w ie eine Holz­schnitt­ se­r ie von Grandville zu den Chan­sons an­k ün­d igt; au­ßer­dem ent ­h al­t en sie ei­nen Bon für das Sand­ozPor ­t rait von Béran­ger. Pro­ve­n i­enz: Auf den Doublü­r en das gold­ge­präg ­t e Mo­no­g ramm „ PV “, auf dem zwei­t en flie­gen­den Vor­ satz Ex­li­bris von Paul Villebœuf (je­doch nicht in des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log 1963), dar ­u n­t er im er­sten Band Adri­a n Flüh ­m anns Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “. Li­t e­r a­t ur: Bénézit V III , 507; Beraldi IX , 129, Nr. 52 – 61; Brivois 53 ff.; Brivois, Béran­g er 67 – 73; Bru­net I, 781 (mit fal­s chem Da­ tum); Car ­t er­et III , 82 ff.; Es­c offier 1735; Oster­w al­der 617; Rahir 315; Ray II , 322 ff., Nr. 238; San­der 77; Thieme/Becker 23, 40; Vica­i re I, 412 ff.

Im glei­chen For­m at und in den glei­chen, per­fekt er­h al­t e­nen präch­t i­gen Ein­bän­den von Émile Mer­ ci­er (1855 –1910) ge­sel­len sich zwei wei­t e­r e Wer­ke

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hin­z u, eben­falls aus der Bi­blio­t hek Paul Villebœufs, die mit den Œuvres co­mplètes in eng­stem Zu­sam ­men­ hang ste­hen: Béran­g er, [Pierre Jean de]. Der­nières chan ­sons de Béran­ger de 1834 à 1851, avec une préface de l’au­teur. Illustrées de 14 des­sins de A. de Lemud, gravés sur acier per MM. Balin, Bru­net, Co­lin, Daro­des, Doherty, Goutières, Mass­art, Moret, Lalaisse, Na­rgeot et Pelée. [Auf dem Um­schlag:] Œuvres post­hu­m es de Béran­ger. Pa­r is, Per­r otin, 1856. [Auf dem Um­schlag:] 1860. 14 Ta­feln in Stahl­stich, sämt­lich avant la lettre wie­der­ holt auf Chi­n a­pa­pier und auf Kar­ton auf­k a­schiert. 2 Bl., III S., 374 S., 1 Bl. ( Ver­lags­an­zei­gen).

1 Por­t rait (von Charlet) und 8 Ta­feln in Stahl­stich, sämt­ lich avant la lettre wie­der­holt auf Chi­n a­pa­pier und auf Kar­ton auf­k a ­schiert, 1 mon­t ier­te Pho­to­g ra­phie, 1 Text­ holz­schnitt (wie auf dem Um­schlag). 2 Bl., 416 S., 1 Bl. Ver­voll­stän­d igt wird die Samm­lung durch die Au­ to­bio­g ra­phie Béran­g ers, hier in der drit­ten, ge­ gen­ü ber den bei­den vor­a n­ge­g an­ge­nen ver ­mehr ­t en Aus­g a ­be, u. a. mit drei un­ver­öf ­fent ­l ich­t en Ge­d ich­ ten, oben­d rein erst ­m als mit ei­ner Pho­t o­g ra­phie so­ wie acht Stahl­sti­chen, die wie­der ­u m zu­sätz­l ich auf Chi­n a avant la lettre vor­l ie­gen. Li­te­ra­tur: Brivois 56 f.; Brivois, Béran­g er 82; Bru­net I, 781; Car­t er­et III , 85; Es­c offier 1735; Lon­c hamp II , 48; Rahir 315; San­der 80; Vica­i re I, 415.

Die post ­hum er­schie­ne­ne Ori­g i ­n al-Aus­g a ­b e ent­ hält alle nach der zu­ erst 1834 ver­ a n­ s tal­ t e­ t en Ge­samt ­aus­g a ­be ent­stan­de­nen Ge­d ich­t e, er­g änzt also auch obi­ge Œuvres co­mplètes di­r ekt, zu­m al was die Il­lu­stra­t i­on be­t rifft. Ab­wei­chend von der An­g a­be bei Brivois steht auf dem Ti­t el die Jah­r es­a n­g a ­b e 1856; die Jah­r es­z ahl 1860 – für die vor­l ie­gen­de Va­r i­a n­t e mit den 14 Stahl­ sti­chen von Aimé de Lemud – hin­ge­gen auf dem Um­schlag [vgl. Brivois 55]. Lemuds Il­lu­stra­t io­nen wur­den aus­g e­führt „sur le même plan que cel­le des deux pre­m iers volumes de 1847. Il s’y trouve des planches rem­a rquables“ [Beraldi]. Für Beraldi er­g ab sich „au to­t al“: „le Béran­ger dit de Lemud est le plus im­port­a nt des livres mo­der­nes illustrés avec des aciers; c’est le livre illu­stré du XIXe siècle dont les ex­empla­i res ex­ceptionels att­eig­nent les plus hauts prix (jusqu’à 5.000 fr.)“ [ebd.]. Auch in die­sem Band wur­den die Stahl­sti­che auf Chi­n a avant la lettre wie­der­holt (Vica ­i re: „200 ex­empla­ires“); das letz­t e Blatt mit der An­z ei­ge der Œuvres co­m plètes von 1847 so­w ie der Mus­i que des Chan­sons de P.-J. de Béran­ger. Li­t e­r a­t ur: Beraldi IX , 129, Nr. 62 – 75; Bil­der­wel­ten 61; Borst 2635; Brivois 55; Brivois, Béran­g er 81; Bru­net I, 781; Car­t er­et III , 85; Es­c offier 1735; Lon­c hamp II , 48; Oster­w al­der 617; Rahir 315; Ray II , 322 ff., Nr. 238; San­der 78; Vica­i re I, 415.

Béran­ger, [Pierre Jean de]. Ma bio­g ra­phie. Écrite par Béran­ger. Avec un appendice et des no­tes. Ornée d’un por­trait en pied des­siné par Charlet, d’une pho­to­g ra­ phie d’après le marbre de M. Geoffroy-Dechaume et de huit gra­vur­e s d’après d’Au­bigny, Sand­oz et Wattier, ex­écutées par Dur­ond, Mass­art, Lalaisse, Na­rgeot et Ruhierre. Œuvres post­hu­m es de Béran­ger. Pa­r is, Per­r otin, 1860.

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Äu­ßerst sel­t e­ne ero­t i­sche Li­t ho­g ra­phi­en von Hen­r i Mon­n ier 44 [Béran­g er]. [Mon­n ier, Hen­r i]. Fi­g ur­e s pour [Chan­sons érotiques de] Béran­ger [Rücken­ti­tel]. Ohne Ort, [etwa 1827 –1830]. 35 ko­lo­r ier­te Li­tho­g ra­phi­en von Hen­r i Mon­nier, da­von 15 auf Ve­lin- und 20 auf Büt­ten­pa­pier. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (227 x 140 mm). Lang­ge­ narb­ter ro­ter Halb­m a­r o­quin­band auf vier von fet­ten Blind­f ileten ein­ge­faß­te und mit zwei Gold­f ileten ver­zier­ te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mar­ mo­r ier­ten Vor­sät­zen und Kopf­g old ­schnitt. 35 ko­lo­r ier ­t e ero­t i­sche Li­t ho­g ra­phi­en von Hen ­r i Mon ­n ier Hen­r i Mon­n ier zeich­ne­t e zwei Sui­t en von ero­t i­ schen fi­g ur­e s libres zu ero­ti­schen Chan­sons von Pierre-Jean de Béran­g er, ins­g e­s amt 35 Fe­der­l i­ tho­g ra­phi­en, die hier se­pa ­r at, voll­stän­d ig und in fri­schem zeit ­ge­nös­si­schen Ko­lo­r it vor­l ie­gen. Die 15 Vi­g net­ten der er­sten Fol­ge (Bild­g rö­ße ca. 95/100 x 65/69 mm) tra­gen in­ner­h alb des Rah­mens

Ti­ t el von der Hand Monniers so­ w ie zweiz­ ei­ l i­ ge Le­gen­den von der Hand Béran­gers; die letz­t en vier ha ­ben di­r ek­t e Ent­spre­chun­gen in Ge­d icht ­t i­t eln der Chan­sons de Béran­ger, die 1829 in Brüs­sel als Band IV zur drei­bän­d i­gen Pa ­r i­ser Werk­aus­g a ­be er­schie­ nen, und die sich in Chan ­sons pol­itiques und érotiques auf ­t ei­len; Brivois be­z eich­net sie ins­ge­samt als „sui­t e co­mplémenta­i re“ zu den Chan­sons von 1828. Die 20 Dar­stel­lun­gen der zwei­t en Fol­ge, „li­t ho­g ra­ phies sur toutes sor­t es de su­jets galants, fa­ites vers 1830“ [Gay/Lemonnyer] sind von grö­ß e­rem For­ mat (ca. 119/123 x 100/102 mm); hier fin­den sich die Bild­t i­t el in gra­v ier ­t en Ver­sa ­l i­en je­weils un­t er dem Rah ­men. Die­se kor ­r e­spon­d ie­r en mit Ge­d ich­t en zu dem 1834 in Pa ­r is er­schie­ne­nen Sup­ple­ment zur vier­bän­d i­gen Aus­g a ­be der Œuvres co­mplètes de P. J. Béran­ger [vgl. Pia]. Die ver­eint in ei­nem schö­nen Ex­em­plar vor­l ie­gen­ den Sui­t en Monniers sind von größ­t er Sel­t en­heit. Li­t e­r a­t ur: Brivois, Béran­g er 21; vgl. Car ­t er­et II , 72 und 80; Galitzin 209 – 211; Gay/Lemonnyer I, 543 f.; Pia 198 f.; vgl. Vica­i re I, 406 und 410.

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Zwei sel­t e­ne Li­t ho­g ra­phie-Se­r i­en von Hen­r i Mon­n ier 45 [Béran­g er]. Mon­n ier, Hen­r y. Des­ s ins pour Œuvres de Béran­ger [auf dem Rücken]. Ohne Ort, [etwa 1828 und 1873]. 2 Front­i spize und 68 wei­te­re ko­lo­r ier­te Li­tho­g ra­phi­ en von Hen­r i Mon­nier, teils auf Ve­lin-, teils auf Büt­ten­pa­pier. Quer-Klein-Ok­t av, un­b e­schnit­t en (155 x 236 mm). Ge­glät­te­ter grau­blau­er Ma­r o­quin­band des 20. Jahr­hun­ derts auf glat­ten Rücken mit gold­ge­präg­tem Rücken­ti­ tel und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, in mit Filz aus­ge­schla­ ge­nem Papp­schu­ber (1 Bl. mit klei­nem Rand­ein ­schnitt). 70 ko­lo­r ier ­t e Li­t ho­g ra­phi­en von Hen­r i Mon­n ier Der pas­s end­er ­wei­s e im Quer ­for ­m at ge­bun­de­ne Band ver­eint sämt ­l i­che 40 Fa ­rb­l i­t ho­g ra­phi­en zu den bei­den Bän­den von Béran­gers Œuvres co­mplètes von 1828 mit 26 wei­te­r en, die Mon­n ier 1873, fast ein hal­bes Jahr­hun­dert spä­t er, zu den Der­nières chan­ sons schuf. Zu letz­te­ren ge­hö­ren die zwei Front­ ispize, die Au­tor und Zeich­ner je­weils um­g e­b en von vier klei­ne­r en Sze­nen zei­gen, die Mo­ti­ve aus den il ­lu­strier ­t en Wer­ken wie­der­ho­len. Vier wei­t e­r e Ta­feln (Mon Habit, L’Ora­ge, Les Pe­t its coups und Ma Vocat­ion), gleich­falls von 1873, dien­ten als Er­g än­ zun­gen zu ei­nem Al­bum Monniers mit 24 Ta­feln von 1828 [vgl. Brivois, Béran­ger 24]. Hält man die bei­den Sui­t en ne­ben­ein­a n­der, so fällt der locke­r e, grö­be­r e Strich des Al­t ers­werks auf, der auch in der Art der Ko­lo­r ie­r ung auf­ge­nom­men wird. Ver­gleicht man die Farb­ge­bung der Se­r ie von 1828 mit den an­de­r en Ex­em­pla ­r en in un­se­r er Samm ­lung, be­merkt man eine er­heb­l i­che Spann­wei­t e nicht nur im Ko­lo­r it, son­dern bis­wei­len auch in der Kon­t ur­ ierung: So scheint das Ka­m in­feu­er in L’ hi­ver hier

als oran­ge-rote Aura auf, wäh­r end in ei­ner an­de­r en Dar­stel­lung die ein­z el­nen Flam ­men zün­geln. Pro­ve­n i­enz: Lucien Tissot-Du­pont, des­sen gold­ge­ präg­t es Ex­l i­bris auf ei­nem Vor­blatt. – An­d ré TissotDu­pont, des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 51. Li­t e­r a­t ur: Bénézit IX , 761; Bil­der­wel­ten, S. 134; Brivois 43; Brivois, Béran­g er 18 ff., 24 und 85; Car­ter­e t III , 72 und 73; Es­c offier 675 (mit nur 33 Li­t ho­g ra­phi­e n); Lon­c hamp II , 47; Quér­a rd/Bourque­lot I, 296; Rahir 315; San­der 66; Sie­u rin 8; Vica­i re I, 402 f.

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Mit bei­l ie­gen­den hand­schrift­l i­chen Brie­fen von Béran­ger und Mon­n ier 46 [Béran­g er]. [Mon­n ier, Hen­r i]. Sui­tes di­ver­ses [pour Chan­sons de] Béran­ger [auf dem Rücken]. [Pa­r is, Per­r otin, etwa 1828 –1873]. 2 mon­t ier­te ko­lo­r ier­te lithographierte Por­t raits, 2 Ta­feln mit 8 mon­t ier­ten Abb., 15 ko­lo­r ier­te lithographierte Ta­ feln mit ero­t i­schen Dar­stel­lun­gen, 24 ko­lo­r ier­te lithographierte Ta­feln, 26 Ta­feln mit mon­tier­ten klei­n en Holz­ schnit­ten auf gel­bem Pa­pier. 2 Bl. ( Vor­t i­tel und Ti­tel). Klein-Ok­tav (166 x 103 mm). Schwar­zer Halb­m a­r o­quin­ band des 19. Jahr­hun­derts auf glat­ten Rücken, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel und li­ne­ar-or­na­men­ta­ler Rücken­ ver­g ol­dung in fet­tem Gold­rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen. 15 ko­lo­r ier ­t e ero­t i­sche Li­t ho­g ra­phi­en – bei­l ie­gen­der hand­schrift ­l i­cher Brief von Mon­n ier – drei­sei­t i­ger Brief von Béran­ger Die­ser Sam ­mel­band ist ein Ku­r io­sum. Im Rah ­men un­se­r er Béran­ger-Mon ­n ier-Se­r ie am in­t er­es­san­t e­ sten sind zwei bei­l ie­gen­de Au­t o­g ra­phen: Ein drei­ sei­t i­ger Brief von Pierre-Jean de Béran­ger an eine un­b e­k ann­t e Emp­f än­g e­r in, da­t iert den 29. April 1847, so­w ie ein ein­sei­t i­ges (Ein ­l a­dungs-)Schrei­ben von Hen ­r i Mon ­n ier. Die vor­ge­bun­de­ne Ti­t e­lei (Vi­g net ­tes en tail­le-douce Par nos meill­eu­res Ar­t ist­e s d’après les des­sins de nos pre­ miers pein­tres pour les Chan­sons de P. J. de Béran­ger [vgl. Brivois, Béran­ger 28]) dient nur ei­ner pro­v i­ so­r i­schen Be­schrei­bung des In­h alts, der mit dem Rücken­t i­t el Sui­tes di­vers bes­ser wie­der­ge­ge­ben ist. ‚Haupt-Dar­s tel­ler‘ des Sam ­m el­b änd­c hens mit Zeich­nun­gen zu Ge­d ich­ten Pierre-Jean de Béran­ gers ist Hen­r i Mon­n ier, wes­we­gen sein ko­lo­r ier ­t es Por­t rait un­m it­t el­bar auf das des Au­t ors folgt. Bei­ de ent­stan­den im Zuge ei­ner Se­r ie von 26 Li­tho­ gra­phi­en, die Mon­n ier 1873 zu Béran­gers Chan­sons der­nières schuf [Brivois, Béran­ger 85]. Die je­weils die Por ­t raits be­g lei­t en­den vier Rand­sze­nen mit klein ­for ­m a­t i­g en Wie­der­ho­lun­g en von Zeich ­nun­ gen Monniers wur­den hier se­pa­r at auf zwei Blät­t er mon­t iert und un­ko­lo­r iert be­l as­sen. Auch die üb­r i­ gen 24 Fa ­rb­l i­t ho­g ra­phi­en sind in dem vor­l ie­gen­den Al ­bum vor­h an­den. Zu­ n ächst folgt je­ doch die sehr sel­ t e­ ne „sui­ te co­mplémenta­ire“ [Brivois, Béran­ger 21] von 15 ero­ ti­schen fi­g ur­e s libres zu Béran­gers Chan­sons von 1828 in fri­s chem zeit ­g e­nös­si­s chen Ko­lo­r it (Bild­g rö­ß e

ca. 95/100 x 65/69 mm), mit Ti­ t eln von der Hand Monniers so­w ie zweiz­ei­l i­gen Le­gen­den von Béran­ger. Den Ab­schluß bil­den 26 klein­for ­m a­t i­ge Holz­schnit­ te, die aus den gel­ben Lie­fe­r ungs­u m­schlä­gen der 1834 bei Per ­r otin er­schie­ne­nen Œuvres co­m plètes [Brivois, Béran­ger 44 ff.] aus­ge­schnit ­t en wur­den. Sie wur­den sorg­sam mon­t iert und von Hand je­weils mit ei­nem vio­let ­t en und ei­nem dop­pel­t en schwar­ zen Rah­men um­ge­ben – eine hüb­sche Er­g än­z ung zu dem ent­spre­chen­den Ex­em­plar in un­se­r er Samm­ lung. Pro­ve­n i­enz: Ger ­m aine Cavé, de­r en Ex ­l i­bris auf dem Spie­g el. – Dar­u n­ter Ex­li­bris von Lucien TissotDu­pont. – An­d ré Tissot-Du­pont, des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 55. Li­t e­r a­t ur: Brivois, Béran­g er 21, 28, 44 ff. und 85.

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Per­g a­ment-Hand­schrift mit zwei ero­t i­schen Ori­g i­nal­zeich­nun­gen von Tony Johan­not 47 Béran­ g er, P[ierre] J[ean de]. Les Mis­s i­o na­ires. Chan­son. Illustrée par Tony Johan­not. [Und:] Le Maî­tre de’ l Ecole. Chan­son. Illustrée par Tony Johan­ not. Pa­r is 1833. 2 ori­g i­n a­l e la­vier­t e Fe­d er­z eich­n un­g en von Tony Johan­not. 6 Bl. und 4 Bl. – Auf Per­ga­m ent. Ok­tav (183 x 121 mm). Dun­k el­r o­ter Ma­r o­quin­band à la jansé­ni­ste vor 1900 auf fünf Bünde, mit fünfz­ei­li­ gem Rücken­t i­tel in Gold­prä­g ung, gold­ge­präg­ten Steh­ kantenfileten und drei­fa­c hen Gold­f ileten­rah­m en auf den In­n en­deckeln, mit Per­ga­m ent-Doublü­ren, dop­pel­ ten Per­ga­m ent-Vor­sät­zen und Ganz­g old­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „R. Rapar­lier“ . Kal­l i­g ra­phi­sche Per­g a ­ment-Hand­schrift mit ero­t i­schen Lavis von Tony Johan­not Un­t er dem schlich­t en Janse­n i­sten-Ein­band vom Romain Rapar­l ier ver­birgt sich eine De­l i­k a­t es­ se in je­der Hin­sicht: eine Hand­schrift auf Per­g a­ ment mit zwei ori­g i­n a ­len la­v ier ­t en Fe­der­z eich­nun­ gen von Tony Johan­not (1803 –1852), dem „er­k lär­t en Il­lu­stra­t or der Li­t e­r a­t en­schu ­le des jun­g en Rom­ an­t is­mus“, „be­l ieb­t e­ste[n] Buch­s chmuck ­k ünst ­ler sei­ner Zeit“ und „Er­neue­rer der franz­ö s. Buch­il ­lu­stra­t i­on“ [Thieme/Becker]. Die Ab­schrif ­t en ge­ben zwei sa­t i­r i­sche Ge­d ich­t e aus Béran­gers Chan­sons von 1821 sehr ge­treu wie­der. Les Mis­si­ona­ires ent ­h ält mi ­n i ­m a ­le Ab­wei­chun­g en der Zei­chen­s et­z ung und eine Wort ­ver ­t au­schung [vgl. Bd. II , 144 –147]; in Le Maître de l’Ecole wird das im Druck nur durch den An­fangs­buch­sta­ben an­ge­deu­t e­t e Wort „cocu“ aus­ge­schrie­ben [vgl. Bd. I, 151 –153]. Die Bild­er ­fi n­dun­g en un­t er­s chei­den sich je­doch voll­ kom­ men von den Mo­ t i­ ven der „Sui­ t e Mon­ nier“, der „Sui­te Johan­not“ wie auch der „Sui­ te Lemud“ zu den glei­chen Ge­d ich­ten: In un­se­ rem na­t ur­ge­m äß ‚pri­va­t en‘ Ma ­nu­skript zei­gen sie un­ver­blümt ero­t i­sche Sze­nen mit je­weils drei Be­ tei ­l ig ­t en – in al ­ler­d ings un­t er­schied ­l i­chen Rol ­len: Die in­t i­me „Schul­stun­de“ wird durch den aus dem

Hin­t er­g rund her­bei­ei ­len­den, eine Peit ­sche schwin­ gen­den cocu emp­fi nd­l ich ge­stört. Der Text in kur­ si­ ver An­ t i­ q ua wur­ de in drei Far­ben ge­schrie­ben: Schwarz für den Text ­kör ­per, Gold für die Ver­sa ­l i­en an je­dem Zei­len­a n­fang, Rot für ein­z el ­ne Her ­vor­he­bun­gen, Ko­lum ­nen­t i­t el und das dop­pel­te Rah­men­werk, in des­sen Ecken noch fünf­z acki­ge gol­de­ne Stern­chen auf­glän­z en. Auch kal­l i­g ra­phisch ist die­ses hin­r ei­ßen­de Uni­k um ein Mei­ster ­werk. Pro­ve­n i­e nz: Auf dem Spie­g el Eti­k ett Mo­no­g ramm „awf “, d. i. Adri­a n Flüh­m ann.

mit

Li­t e­r a­t ur: zu Johan­not: Thieme/Becker 19, 69 f.; zu Rapar­lier: Fléty 149.

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Der ein­zi­ge bei Curmer er ­schie­ne­ne Band der Phy­sio­lo­g ies 48 Bern­a rd, P[ierre], und L[ouis] Co­uailhac. Phy­ sio­lo­g ie du Jar­din des Plan­tes et guide des promene­urs. Pa­r is, L. Curmer, 1841. 13 Text­holz ­schnit ­te. 93 S., 1 Bl. ( Ver­lags­an­zei­ge). Klein-Ok­t av, seit­l ich und un­t en un­b e­s chnit­t en (140 x 90 mm). Brau­ner Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­längs­t i­tel in Gold­ fileten­rah­m en, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Kopf­g old­ schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ (er­ste und letz­te S. ge­bräunt). Ein Füh­r er durch den Jar­din des Plan­tes Von den zahl­r ei­c hen Bän­den der po­pu­l ä ­r en Phy­sio­lo­g ies er­schien an­schei­nend nur ein ein­zi­ ger bei Léon Curmer, im­mer­h in ei­nem der be­deu­ tend­sten Ver­le­ger der Ro­m an­t ik. Die Phy­sio­lo­g ie du Jar­din des Plan­tes, hier in er­ster Aus­g a­be, nahm er wohl des­h alb in sein Pro­g ramm, weil bei ihm auch die Descript­ion co­mplète, hi­storique et pi­t toresque des Jar­din des Plan­tes der­sel­ben Au­t o­r en er­schien. Die­ se wird in der Ver­l ags­a n­z ei­ge auf dem un­pa­g i­n ier­ ten letz­t en Blatt be­wor­ben.

Das in­for ­m a­t i­ve Ave­r tissement ist auch in eng­ l i­ scher und deut­scher Spra­che [Vor­be­r icht, S. 13 f.] ab­g e­d ruckt – in ei­ner rei­z en­den Über­s et­z ung: „Om ­n i­bus, wel­che durch alle Stadt­q uar ­t ie­r en und zu den ver­schie­de­nen Ei­sen­bah ­nen fah ­r en, ge­hen alle zehn Mi­nu­t en vor die zwei Haupt­ein­g än­ge des Gar­tens vor­b ei“. – „Die Per­so­nen wel­che die Bä­ ren auf ih­r en Baum klet­t ern se­hen wol­len, müs­sen Ku­chen oder Weis­sbrod kau­fen. […] Meh­r e­r e Ku­ chen­ver­k äu­fe­r in­nen sind hie und da in dem Gar­t en nie­der­ge­l as­sen“. – „Ein heim ­l i­ches Ge­m ach fin­det man ne­ben dem Git­t er der rue de Buf­fon“ . Zehn der 13 Ab­bil­dun­g en zei­g en An­sich­t en von Ge­bäu­den. Lhéri­t ier nennt Hen­r i Emy als Zeich­ner und Stypulkow­ski, Harrison, Halley-Hi­lbeck und Laisné als Ste­cher; sechs Holz­schnit­t e tra­gen hin­ ge­gen die Si­g na­t ur „R P“. Pro­ve­n i­enz: Ein­ge­bun­den ge­sto­che­nes il ­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris von Eugène Ja­cob. Li­t e­r a­t ur: Brivois 329; Car ­t er­et III , 486; Lacombe 813; Lhéri­t ier 81; Quér­a rd/Bourque­lot III , 86; nicht bei Rümann, Da­u mier; San­der 574; Vica ­i re V I , 606.

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De­ko­ra­t i­ver Rocaille-Ein­band der Zeit 49 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 7 Por­ t raits in Stahl­ stich, 29 Ta­ feln in Holz­ schnitt, 1 ge­sto­che­n e ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­t i­u s), alle Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit zu­m eist be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen, über 450 Text­h olz ­schnit ­te. 6 Bl. (tab­les), LVI S., 458 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 1 Bl. Quart (251 x 160 mm). Lang­g e­n arb­t er au­ber­g i­n e­ farbener Ma­r o­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit de­ko­ra­t i­ver Gold­prä­g ung: Rücken­t i­tel um­ge­ben von ver­schlun­g e­n em, ach ­sen ­s ym­m e­t ri ­schem Fi­l et­en­band, des­sen Bin­n en­rauum ge­f üllt mit flora­lem De­k or und Point­ illé­ g rund, auf den Deckeln au­ ßen fet­ ter und ma­g er Fi­l et­en­rah­m en, dar­in fünf­fa­c her Fi­l et­en­rah­ men mit Eckfleurons, in­n en sechs gro­ße Fleurons mit Rocaille­de­kor, mit Gold­f i­lete auf den Steh- und Dent­el­ le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, Doublü­ren und Vor­sät­ zen aus grü­n er Moi­ré­sei­de so­wie Ganz­g old ­schnitt, am Fuß „Relié par Tell Besc­her“ si­g niert (stel­len­wei­se klei­ne Braun­f lecken, fast aus­n ahms­los im wei­ßen Rand, Trä­ ger­pa­pier der Ta­feln qua­li­täts­be­dingt leicht ge­bräunt). Das re­prä­sen­t a­t i­ve il­lu­strier ­t e Buch der Ro­m an­t ik schlecht ­h in – im zeit ­ge­nös­si­schen Ma ­r o­q uin­band mit Rocaille-De­kor „Paul und Virgi­n ie sind zwei Na­t ur­k in­der, die un­ ter pri ­m i­t iv-ge­sun­den Ver­h ält ­n is­sen in ­m it ­t en ei ­ner üp­pi­gen Tro­p en­welt her­a n­w ach­sen und ein­a n­der zur Ehe be­stimmt sind. In dem Au­g en­blick, da Virgi­n ie das na­t ur­h af ­t e Le­ben der In­sel ver­läßt, um sich nach Pa­r is zu be­ge­ben, ist sie dem Ver­der­ben ver­fal­len. Das Schiff, das sie zu­r ück­bringt, stran­ det, und Virgi­n ie fin­det den Tod. Paul stirbt bald dar­auf an ge­bro­che­nem Her­z en“ [Jan 201]. Die­se be­r eits 1788 erst ­m als er ­schie­ne­ne Er ­z äh ­lung von Ber­n ar­d in de Saint-Pierre (1737 –1814) fes­selt we­n i­ger durch ih ­r en sen­t i ­men­t a ­len plot, als „durch die ge­lun­ge­ne Ver­ei­n i­g ung von exo­t i­scher Na­t ur­ land­schil­de­r ung und Rousseauschem Na­t ur­emp­fi n­ den“ [ebd.]. Sie spielt auf der Ile-de-France, dem heu­ti­gen Mau­r i­ti­u s, wo sich der Au­tor selbst zwei Jah­r e als tech­n i­scher Of ­fi ­z ier auf­ge­h al­t en hat ­t e. So liegt sei­ne be­son­de­r e Stär­ke „in der sub­t i­len Ver ­m itt ­lung der man ­n ig ­fa­chen Sin ­nes­ein­d rücke,

wel­ c he die tro­ pi­ s che Na­ t ur bie­ t et, und in der Fä ­h ig­keit, sie rein emp­fi n­dungs­m ä ­ßig aus­z u­deu­ ten.“ [ebd.]. Die­s e Schil­de­r un­g en „ma­chen den Ro­m an zum er­sten Do­k u ­ment des exot ­i sme in Frank­ reich“ [Haupt ­wer­ke 183]. In der Hoch­pha­se der Ro­m an­t ik er­leb­t e die Re­z ep­ ti­on des Buchs ei­nen be­son­de­r en Auf­schwung. Es war der Ver­le­ger Léon Curmer, der 50 Jah­r e nach dem erst ­m a ­l i­gen Er­schei­nen mit der vor­l ie­gen­den „édit ­ion ex­t ra­or­d ina ­i re“ [Bru­net] das „representative il­lust­r a­t ed book of the Rom­a n­t ic period“ [Ray II , 305] schuf, die­ses Buch­gen­r e „à son som­met“ [Adhémar/Séguin 30] führ­te und nach Mei­nung Beral­ d is „le plus fa­ meux des livres illustrés du XIXe Siècle, et l’un des plus rem­ a rquables qui aient ja­m ais été pub­liés“ [Beraldi V III , 271] her­ aus­brach­t e. Vor­a n­ge­stellt wur­de der Aus­g a ­be eine bio­g ra­phi­sche Stu­d ie über den Verfassser von CharlesAu­g u­stin Sainte-Beuve. Haupt ­i l­lu­stra­t or in Paul et Virgi­nie war Tony Johan­ not, der hier sei­ne „sup­r eme abi­lity to il­lust­r a­te a love sto­r y“ [Ray II , 263] un­t er Be­weis stell­t e; in La chaumière in­di­en­ne war Er­nest Mei­sso­n ier der haupt­ säch­li­che Bei­trä­ger – die­se Ar­b eit „made the re­ pu­ta­ti­on of the young ar­tist“ [ebd. 305]. Be­tei­ligt wa­ r en auch Eugène Isabey, Paul Huet, Charles Ja­cque, Célestin Na ­nteuil, Hen­r i An­t oine Ba ­r on, Fran­çois Lou­i s Français u. a. Die­ses Ex­em­plar ist in ei­nem ex­q ui­si­t en zeit ­ge­nös­si­ schen Ma ­r o­q uin ­band mit schö­nem Rocaille-De­kor er­h al­t en. Als Buch­bin­der si­g nier ­t e der sonst we­n ig be­k ann­te „Tell Besc­her“, der auch für Bra­del tä­t ig war – ist er mög­li­cher­wei­se iden­tisch mit dem bei Rams­den ge­n ann­t en und an­geb­l ich nur „1831 – 32“ tä­t i­gen „Beschen“? Die­s es Ex­em­plar hat die spä­t e­r e Ver­l ags­adres­s e „rue Richelieu“ auf dem Ti­tel[vgl. dazu Car­ter­et III , 535 f.], eben­so be­r eits das rich­t i­ge Por­t rait der Ma­dame de la Tour, das­je­n i­ge des Docteur je­doch in der frü­he­r en, pro­v i­so­r i­schen Va ­r i­a n­t e aus ei­nem eng­l i­schen Keepsake [vgl. Nr. 52]. Li­t e­r a­t ur: Bénézit V II , 552, und 9, 451; Beraldi V III , 271 f., Nr. 51, und X, 15 ff., Nr. 65 –147; Bil­der­wel­t en 105 f., Nr. 40; Bonne­ rot III /1, Nr. 207; Brivois 388 – 397; Bru­net V, 58; Car­t er­et III , 532 ff.; Lon­c hamp II , 416; Oster­w al­der 539 und 684; Rahir 628; Ray II , 303 ff., Nr. 226; San­der 605; Sie­u rin 14 f.; Toinet 108; Vica ­i re V II , 42 – 50; zum Buch­bin­der: vgl. Fléty 24; Rams­den 32.

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Im Ver­le­ger­ein­band à l’ori­en­ta­le – das Ex­em­plar von Ro­bert d’Orlé­a ns, duc de Chartres 50 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 7 Por­t raits in Stahl­stich, 29 Ta­feln in Holz­schnitt, 1 ge­ sto­che­ne ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­ ti­u s), alle Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit zu­m eist be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen, über 450 Text­ holz­schnit­te. 6 Bl. (tab­les), LVI S., 458 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 1 Bl. Quart (258 x 160 mm). Ver­l e­g er­e in­band aus ro­tem Saf­f i­an mit ori­ent­ali ­sier­en­den gold­ge­präg­ten Plat ­ten auf Rücken und Deckeln, Dent­el­le­bor­dü­re auf Steh- und In­nen­k an­ten, mit Sei­den­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old­ schnitt, am Fuß si­g niert „Simier, R. du Roi“( Vor­sät­ze mit Kle­be­spu­ren, durch­ge­hend mit Braun­f lecken). Das Ex­em­plar von Ro­bert d’Or­lé­a ns im Ver­le­ger­ Ein ­band à l’ori­en­ta­le Léon Curmer war „éditeur de pu­blic­at­ions de luxe, dont la reliure était la per­ fect­ ion“ [Mal­ a vieille 156] – so auch hier: Das Buch ist in den un­ge­mein de­ko­r a­t i­ven Ver­le­g er­ein ­band von Alp­honse [vgl. Fléty 162: „Adolphe“] Simier ge­w an­det – mit der „célèbre ‚plaque ori­en­t a ­le‘ ou ‚plaque in­d i­en ­ne‘“ [Mal­avieille] auf den Deckeln [vgl. auch Beraldi, La reliure II , 52; Culot Nr. 176]. Die­ses Ex­em­plar be­sitzt als kenn­z eich­nen­de Merk­ ma­le die Ver­lags­adres­se „rue Richelieu“ auf dem Ti­t el, au­ßer­dem die bei­den pro­v i­so­r i­schen Por ­t raits der Ma­dame de la Tour und des Docteur aus ei­nem eng­l i­schen Keepsake, da die ei­gent ­l ich vor­ge­se­he­nen Bild­n is­se zum Er­schei­nungs­t er ­m in zu Neu­jahr 1838 wohl noch nicht fer­t ig wa­r en [vgl. Nr. 52]. Der Band hat eine ver­blüf ­fen­de Pro­ve­n i­enz: Er stammt aus dem Be­sitz von Ro­bert d’Or­lé­a ns, duc de Chartres (1840 –1910); gleich­ falls in un­ s e­ r er Samm ­lung be­fi n­det sich das Lu ­x us­ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier sei­nes Va­t ers, Lou­i s Fer­d i­n and duc d’Or­lé­a ns, [Nr. 57]. Pro­ve­n i­enz: Ro­b ert d’Or­lé­a ns, duc de Chartres, des­sen ge­k rön­t e In­itia ­len auf dem Vor­der­deckel und des­sen Bi­blio­t heks­stem­pel auf dem Vor ­t i­t el.

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Ex­em­plar „à la Bonne Femme“ in zeit ­ge­nös­si­schem Ein­band von Simier 51 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 7 Por­t raits in Stahl­stich, 29 Ta­feln in Holz­schnitt, 1 ge­ sto­che­ne ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­ ti­u s), alle Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit zu­m eist be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen, über 450 Text­ holz­schnit­te. 6 Bl. (tab­les), LVI S., 458 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 1 Bl. Quart (253 x 160 mm). Ro­ter Ma­r o­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit aus flora­len Ein­zel­stem­peln gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie blind- und gold­ge­präg­ter, geo­m e­t ri­scher und flora­ler Or­n a­m ent­ik an Kopf und Fuß, die auf den Deckeln in drei­fa­chem Gold­fileten­ rah­m en in glei­chem Stil va­r i­iert wird, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und fünf­fa­chem Gold­f ileten­ rah­m en auf den In­n en­k an­ten, mit Sei­den­pa­pier­vor­sät­ zen und Ganz­g old­schnitt, am Fuß und auf dem hin­te­ren Vor­satz si­g niert „Simier R. du Roi“ ( Vor­sät­ze oxy­diert, In­nen­fal­ze ein­ge­r is­sen aber ab­so­lut sta­bil, durch­ge­hend ge­r ing braun­f leckig). Ein Ex­em­plar „à la Bonne femme“ – in ei­nem pracht ­vol­len Ein­band von Simier Eine Por­t rait-Vi­g net­t e am Schluß von La chaumière in­di­en­n e [S. 418] deu­tet dar­auf, daß un­ser Ex­em­ plar zu den „pre­m iers ex­empla­ires co­mplets livrés

au pu­blic“ [Sie­u rin] ge­hö­r en müß­te: Sie zeigt das Mo­t iv der Bonne femme, die Pro­fi l­a n­sicht der Ver­ le­ger­g at ­t in Ma ­r ie Ca­t herine Curmer, geb. Bor­gers, aus­ge­f ührt von Lavoignat nach ei­ner Zeich­nung von Mei­sso­n ier. Die pri­va­t e Ge­ste kam beim Pu­bli­k um je­doch nicht gut an, denn „art­icles désobligeants en­g agè­rent Curmer à le supprimer dans le re­ste de l’édit­ion“ [ebd.]. Da die Vi­g net­te nicht in der tab­le auf­ge­f ührt sei, so Car­t er­et, be­deu­t e ihre Ab­ senz kei­nen Man­g el [Car ­t er­et III 536]. Nicht zu über­se­hen ist je­doch das ge­stei­ger ­t e In­t er­es­se der Bi­blio­g ra­phen und Samm­ler für die­se „curiosité“ [ebd.] – „les ex­empla­i res à la Bonne femme sont très ra ­r es“ [Beraldi VIII , 271]. An­de­r e Merk ­m a ­le un­s e­r es Ex­em­plars ver ­wei­s en ei­g en­a r ­t i­g er ­wei­se nicht auf die frü ­he Fer ­t ig­stel­ lung: Es ent­h ält be­r eits die ori­g i­n a­len Por­t raits von Ma­dame de la Tour und dem Docteur, die in an­de­r en Ex­em­pla ­r en pro­v i­so­r isch durch eng­l i­sche Por ­t raits er­setzt wur­den [vgl. dazu die fol­gen­de Nr.]; und auf dem Ti­tel weist es die spä­te­r e Ver­lags­adres­se „rue Richelieu“ auf. Der zeit ­ge­nös­si­sche, pracht ­voll or­ na ­men­t ier ­t e Ein­band stammt von Alp­honse Simier, der „décidément, dans la mesu­r e des ses forces, le relieur-créateur de son temps“ ge­we­sen ist. Pro­ve­n i­enz: Hen ­r i M. Petiet, II , 1992, Nr. 168: frs. 10.000 (mit far­bi­ger Ta­fel als Front­i spiz).

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In Ein­zel­l ie­fe­r un­gen mit den ori­g i­na­len Um­schlä­gen und vier zu­sätz­l i­chen Por­traits 52 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 7 Por­t raits in Stahl­stich auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, 4 zu ­sätz­li­che Stahl­stich-Por­t raits, 29 Ta­feln in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, 1 ge­ sto­che­ne ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­ ti­u s), die Ta­feln mit zu­m eist be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen, über 450 Text­holz­schnit­te. LVI S., 458 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 6 Bl. (tab­les), 1 Bl. Quart, un­be­schnit­ten, ge­l e­g ent­lich un­a uf­g e­schnit­ten (etwa 280 x 185 mm). Un­ge­bun­de­ne Ein­zel­lie­fe­r un­gen in Ori­g i­n al-Lie­fe­r ungs­um ­schlä­gen, mit bei­lie­gen­dem blau­ en or­n a­m en­t ier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag in blau­er, lang­ ge­n arb­ter Halb­m aroqu­inche­m i ­se mit gold­g e­präg­tem Rücken­t i­tel, um­ge­ben von tür­kis­ie­ren­der Or­n a­m ent­ik in 4 Gold­f ileten­rah­m en, mit Üb­er­steh­k an­ten, in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten (Rücken leicht ver­f ärbt). Aus­n ah ­me­ex­em­plar in Ein­z el­l ie­fe­r un­gen Curmers in 30 liv­rai­sons er­schie­ne­ne „édit ­ion ex ­t ra­ or­d ina ­i re“ [Bru­net] liegt hier in ei­nem sei­ner­seits ex­t ra­or­d i­n ä ­r en Ex­em­plar vor, näm ­l ich in Ein­z el­ lie­fe­r un­g en mit al­len ent ­spre­chen­den Um­s chlä­ gen. Die 25. und 26. Lie­fe­r ung er­h iel­t en ei­nen ge­ mein­sa­men Um­schlag, die 30. (wohl mit Ti­t e­lei und Buch­u m­schlag) kei­nen [vgl. Car ­t er­et III , 542], so daß ins­ge­s amt 28 Lie­fe­r ungs-Um­schlä­ge vor­h an­ den sind, ge­d ruckt von Eve­r at. Der 19. fällt aus dem Er­schei­nungs­bild al­ler üb­r i­gen völ­l ig her­aus: Die Vor­der­sei­t e wird do­m i ­n iert von ei ­ner Li­t ho­g ra­phie der zum Him ­mel em­p or­s chwe­b en­den Virgi ­n ie. Die­se Ab­bil­dung taucht im Text nir­gends auf. Auf den 28. und 29. Um­schlag wur­de Curmers neue Ver­l ags­a n­schrift „rue Richelieu, 49“ so­w ie die An­non­ce des Ver­le­ger­ein­bands auf­ge­k lebt, die an­ bot: „Nous échangerons les liv­r ai­sons co­ntre des ex­ empla­i res reliés dés la mise en ven­t e de la der­n ière liv ­r ai­son“. Doch nicht nur auf­g rund die­ser Of ­fer ­t e sind Ex­em­pla­r e, „que le sou­scripteur a pris soin de con­ser ­ver, liv ­r ai­son par liv ­r ai­son, avec co­u verture, titre et tab­les“ von ei­ner „ex­t rème ra ­r e­t è“ [Car ­t er­et III , 541], son­dern vor al­lem auf­g rund des lan­gen Er­ schei­nungs­z eit­r aums, der sich über 14 Mo­n a­t e vom 10. Ok­t o­ber 1836 bis in den De­z em­ber 1837 hin­z og.

Trotz­dem ge­r iet der Ver­le­ger, um das Buch zu Neu­ jahr 1838 aus­l ie­fern zu kön­nen, am Schluß in Zeit­ not: „Curmer avait hâte de mett­r e en ven­t e, pour le 1er de l’an 1838, ce mag­n ifique livre d’étren­nes“, was Spu­r en hin­ter­ließ: Das Buch wur­de zu­n ächst aus­ge­lie­fert „dans l’état d’avan­c e­ment oú il était, c’est-à-dire […] sans les por­traits de Ma­dame de la Tour et du Docteur, qui n’étaient pas ter­m in­és non plus, et qu’il a rem­placés par deux gra­v ur­e s an­ glaises ex­t ra ­ites d’un Keepsake quelconque, n’ayant au­c un rap­p ort avec le livre“ [Brivois 393]. Bei­de Por ­t raits wur­den un­se­r em Ex­em­plar zu­sätz­l ich bei­ ge­ge­ben [Ma­dame de la Tour: nach S. 14, Car­t er­et II , 540, Nr. 3; Docteur: nach S. 320; Car­t er­et III , 540, Nr. 4; vgl. auch Toinet]. Ein schnell aus­ge­bü­gel­t er – aber doch selt­sam pas­ sen­der – an­schei­nen­der Flüch­t ig­keits­feh­ler ist in dem doub­le­t ten Por ­t rait der je­une Brami­n e do­k u­ men­t iert [nach S. 400; Car­t er­et III , 540, Nr. 1]. Es zeigt die jun­g e Dame mit ei­nem run­den wei­ß en Fleck in Stirn­en ­m it ­t e, der wie ein hin­dui­sti­scher Bin­di an­mu­t et. In­des: „Cette étoile pro­venait d’une défaut de la planche (une paille) qui a été rebouché im­médiatement“ [Brivois 390]. Die sel­ten vor­h an­ de­nen Por­t raits der jun­gen Brah­m a­n in „à l’étoile“ avant la lettre „aug­men­tent le valeur“ [Rahir] des Bu­ches. Das vier ­t e zu­s ätz­l i­che Por ­t rait zeigt die Marguerite ab­andonnée [nach S. 10; Car­t er­et III , 540, Nr. 2]; es liegt auf Chi­n a­pa­pier vor. Da ­m it sind der Be­son­der­hei­t en die­ses Aus­n ahm­eEx­em­plars noch nicht ge­nug: In ei­nem über­z äh­l i­gen Ex­em­plar des 4. Lie­fe­r ungs­u m­schlags lie­gen au­ßer­ dem der vier­sei­t i­ge Pro­spekt, zwei wei­t e­r e Blät ­t er Ver­l ags­a n­z ei­gen auf röt ­l i­chem Pa­pier und schließ­ lich der Um­schlag zur zwei­t en Lie­fe­r ung der Ga­le­r ie de Por­traits pour Paul et Virgi­nie bei. Der Buch­u m­ schlag liegt in der er­sten Va­r i­a n­te auf blaß­blau­ em Pa­pier mit der ge­w ür­fel­ten und in den Ecken fä­cher ­f ör ­m i­gen Or ­n a ­ment ­ierung im „style hin­dou“ vor – dies al­les in der sti­l i­stisch pas­send de­ko­r ier­t en Che­m i­se von Émile Mer­ci­er. Pro­ve­n i­enz: Auf dem In­nen­deckel der Che­m i­se Ex­ li­bris G[ust ­ave] Debayser (nicht im Auk­t i­ons­k a­t a ­log vom 11.5.1937) und Ge­org­es Lainé (Auk­t i­ons­k a­t a ­log 1962, Nr. 27: frs. 3.300).

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Ro­man­t i­scher Prunk­ein­band mit zwölf ver­gol­de­t en Be­schlä­gen 53 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 7 Por­ t raits in Stahl­ stich, 29 Ta­ feln in Holz­ schnitt, 1 ge­sto­che­n e ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­t i­u s), alle Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit zu­m eist be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen, über 450 Text­holz ­schnit ­te. 6 Bl. (tab­les), S. [III]-LVI, 458 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 1 Bl. Quart (250 x 161 mm). Prunk­ein­band der Zeit (des Ver­ le­gers?) aus au­ber­g i­ne­farbenem Samt mit zehn ver­g ol­de­ ten, floral or­n a­m en­t ier­ten, durch­bro­che­nen Be­schlä­gen an den Ecken und Ka­pi­ta­len, zen­tral auf dem Rücken eine ver­g ol­de­te Plat­te mit gra­vier­tem Ti­tel und Ara­bes­ ken, pracht­vol­le ver­g ol­d e­te Schlie­ße, Doublü­ren und Be­zug der flie­gen­den Vor­sät­ze aus Moi­ré­sei­de, in mit Filz aus­ge­schla­ge­ner Halb­m a­ro­quin­k as­set­te von Devauc­hel­le

mit gold­ge­präg­tem Ti­tel und Gold­f ileten auf dem Rücken, die­se wie­der­um in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­ schu­ber mit Le­d er­k an­ten ( Vor­t i­tel ent­fernt, Kar­tons meist braun­f leckig). Ein frap­pan­t er Prunk­ein­band, der mit sei­nen zwölf ver­gol­de­t en Me­t all­be­schlä­gen in ty ­pisch ro­m an­t i­ scher Ma ­n ier an die mit ­t el­a l­t er­l i­che Buch ­k ul­t ur an­ spielt. Ei­nes der frü­he­sten Ver­lags­wer­ke Curmers in fast iden­t i­schen Ein­band bot das An­t i­q ua ­r i­at Mar­ tin Bres­lau­er 1970 an [Ca­t alogue 101, Nr. 339, mit Abb.], si­g niert „Alph. Gi­r o­u x à Pa­r is“. Alp­honse Gi­ro­u x, der etwa zwi­schen 1826 und 1848 tä­tig war, ist dar­u m auch der vor­lie­gen­de Ein­band zu­ zu­schrei­ben, mit der Ein­schrän­k ung, daß er wie­ der ­u m sei­ne Auf ­t rä­ge nicht selbst aus­f ühr ­t e, son­ dern „al­most certainly co­m missioned bin­d ings by the best ex­ecutants of the day“ [Rams­den 94]. – Wie un­be­r ührt.

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Mit zwei Au­t o­g ra­phen von Sainte-Beuve und zahl­ rei­chen Fumés, in der ori­g i­na­len als Buch­ob­jekt ge­stal­t e­t en Papp­k as­set­t e des Ver­le­gers 54 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 7 Por­t raits (dar­un­ter 1 zu ­sätz­lich zwei­m al auf je­weils an­de­rem Pa­pier) und 2 zu ­sätz­li­che Por­t raits in Stahl­ stich, 29 Ta­feln in Holz­schnitt (dazu 5 auf Sei­de auf­ ge­zo­ge­ne Doub­le­t ten), 1 ge­sto­che­ne ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­ti­u s), alle Ta­feln auf Chi­n a­ pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit be­druck­ten Sei­d en­ vor­sät­zen, über 450 Text­holz­schnit­te; se­pa­rat 1 zu ­sätz­ li­cher Pro­be­druck des Front­i spizes auf Ve­lin­pa­pier, 14 Pro­be­drucke zu den Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier (zu ­sätz­lich 1 Doub­le­t te), 36 Pro­be­drucke zu Text­ab­bil­dun­gen auf Chi­n a­pa­pier (zu ­sätz­lich 8 Doub­le­t ten). 3 Bl., 6 Bl. (tab­ les), 1 Bl., S. [IX ]-LVI, 458 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 1 Bl.; se­pa­rat 4 S. (Pro­spec­t us). Quart, un­be­schnit­ten (270 x 175 mm). Bläu­li­che Ori­g i­ nal-Bro­schur mit Or­n a­m ent­ik im „style hin­dou“ in ori­ gi­n a­ler grü­n er Papp­k as­set­te mit re­li­ef ­iertem De­k or, rosa Ti­tel­m e­d ail­lon und durch Rie­fen ver­t ief­tem Gold“Schnitt“ (Kas­set­te berie­ben, be­g rif­fen und mit klei­n e­ ren weg­ge­schab­ten Stel­len, In­nen­ge­lenk mit 6 cm lan­gem Ein­r iß., Zug­bänd­chen ge­r is­sen). Mit zwei Au­t o­g ra­phen von Sainte-Beuve und wei­t e­r en Bei­g a­ben – in der heu­t e wohl unik­a len, als Buch­ob­jekt ge­stal­t e­t en Papp­k as­set ­t e Hell­g rü­ne Deckel mit re­li­e f­iertem De­kor, vorn ein rosa Ti­t el­me­d ail­lon mit kal­l i­g ra­phi­scher In­schrift Paul et Virgi­nie in er­h a ­be­nem or ­n a ­men­t a ­lem Rah­ men­werk, an drei Sei­t en glän­z end imi­t ier­t er Gold­ schnitt – die­se ori­g i­n a ­le Papp­k as­set ­t e sieht aus wie der Ein­band selbst. Sie wur­de in 180 Jah­r en schon oft ­m als vor­ge­z eigt, wie ihre Ge­brauchs­spu­r en ah­ nen las­sen. Klappt man sie auf, gibt sie ein ta­dell­los er­h al­t e­nes un ­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar der Erst ­aus­ ga ­be in der Ori­g i­n al-Bro­schur frei. Der bläu­l i­che Glanz­pa­pier ­u m­schlag prä­sen­t iert sich in der er­sten Va­r i­a n­t e mit der ge­w ür­fel­t en und in den Ecken fä­ cher ­f ör ­m i­gen Or ­n a ­ment ­ierung im „style hin­dou“. Auf dem Ti­tel hat der Band die spä­te­r e Ver­lags­ adres­se „rue Richelieu“ [vgl. Car­t er­et III , 537]. Doch ruht hier kei­nes­wegs ein un­b e­r ühr­tes Ex­ em­plar; es wim ­melt dar ­i n viel­mehr von Bei­g a ­ben, wel­che die Auf ­b e­w ah­r ung in ei­ner Scha­t ul­le na­ he­le­gen. Wie in manch an­de­r en Ex­em­pla ­r en wur­ den den Por­traits der Ma­d ame de la Tour und des

Docteur auch die bei­den pro­v i­so­r i­schen Ta ­feln aus eng­l i­schen Keepsakes bei­ge­ge­b en, die sich in den zu­erst aus­ge­l ie­fer ­t en Ex­em­pla ­r en fan­den, da die ei­ gent­li­chen noch nicht zur Ver­f ü­g ung stan­den [vgl. Nr. 52]. Das Por­trait des Docteur ist zu­dem trip­ lett vor­h an­den: auf Chi­n a­pa­pier, auf auf­ge­walz­t em Chi­n a­pa­pier und auf Ve­l in­pa­pier. Das Front ­i spiz liegt noch ein wei­t e­r es Mal als Pro­be­d ruck auf Ve­l in bei; fünf Ta ­feln (dar ­u n­t er wie­der ­u m das Fron­z ispiz) wur­den zu­sätz­l ich als Pro­be­d rucke auf auf­ge­z o­ge­ ner Sei­de ein­ge­bun­den. Dar ­ü ber hin­aus lie­gen 15 Pro­be­d rucke zu den Ta­feln (da­von 1 Doub­le­t te) und 44 Pro­be­d rucke zu Text ­a b­bil­dun­gen (da­von 8 Doub­ le­tten) auf Chi­n a­pa­pier lose bei, wo­bei die Doub­ le­t ten teil­wei­se Va ­r i­a n­t en dar­stel­len. Nicht feh­len durf ­t e der vier­sei­t i­gen Ver­l ags­pro­spekt. Unik­a le Wei­hen be­kommt das Ex­em­plar durch zwei ein­ge­bun­de­ne Au­t o­g ra­phen von Charles-Au­g u­stin Sainte-Beuve: ein vier­sei­t i­ges Frag ­ment aus sei­nem Kon­z ept des ein ­lei­t en­den Es­says so­w ie ein ein­sei­t ig be­schrie­be­nes Brief­chen an den Ver­le­ger Léon Curmer mit des­sen Adres­se auf der Sei­t e ge­gen­ü ber.

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Unik­a les Ex­em­plar mit Ver­fas­ser-Au­t o­g raph, fünf Ori­g i­nal-Zeich­nun­gen und zu­sätz­l i­chen Por­t raits in ei­nem in­no­va­t i­ven Ein­band von Ma­r i­us Mi­chel, aus dem Be­sitz des Ver­le­gers Ar­t hur Mey­er 55 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 1 Dop­pel­blatt mit hand ­schrift­li­chem Brief des Au­tors, 1 auf Kar­ton mon­t ier­te Ori­g i­n al-Blei­stift­zeich­nung des Por­t raits Saint-Pierres von Lafitte, 4 Ori­g i­n al-Blei­stift­ zeich­nun­gen von Tony Johan­not (auf 3 Kar­tons), 7 Por­ traits in Stahl­stich, 3 zu ­sätz­li­che Stahl­stich-Por­t raits (dar­un­ter das von Léon Curmer), 29 Ta­feln in Holz­ schnitt, 1 ge­sto­che­ne Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­ ri­t i­u s), alle Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit zu­m eist be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen, über 450 Text­ holz­schnit­te. LVI S., 458 S. (durch­ge­h end pa­g i­niert), 1 Bl., 6 Bl. (tab­les). Quart, un­be­schnit­ten (268 x 173 mm). Dun­k el­g rü­n er Ma­r o­quin­band auf glat ­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel zwi­schen zwei sechs­fa­chen Gold­f ileten­rah­ men, am Fuß das gold­ge­präg­te Em­blem ei­nes Hah­nes, mit sie­ben­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und flora­ler Bor­dü­ re auf den In­n en­k an­ten, mit mit­tel­brau­n en Ma­r o­quin­ doublü­ren, dar­auf über ei­nem gold­ge­präg­ten Rau­ten­feld ein Se­mis von zwei­far­big in Grün und Lila in­tar­sie­r ten Veil­chen, mit flie­gen­den Vor­sät­zen be­zo­gen mit grü­ner Sei­de, wei­te­ren Vor­sät­zen aus Mar­m or­pa­pier und ein­ge­ bun­de­nem blau­en, or­n a­m en­t ier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag, auf der Doublüre si­g niert „Ma­r i­u s Mi­chel“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem grü­nen Saf­f i­an ­steck ­schu­ber mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel und dem Hah­nen­em­blem am Fuß, die­ser in ro­ter Ma­r o­quin­k as­set­te, si­g niert A. Palo­mino (Um ­schlag hin­ter­legt und vorn mit mi­ni­m a­len Rand­fehl­stel­len). Unik ­a les Ex­em­plar, getrüf ­felt mit ei ­nem hand­schrift ­l i­chen Brief Saint-Pierres, der Ori­g i­n al-Zeich­nung zum Ti­t el­por ­t rait von Lafitte, 4 Ori­g i­n al-Zeich­nun­gen Tony Johan­nots, dem ge­sto­che­nen Por ­t rait des Ver­le­gers Curmer und 2 wei­t e­r en zu­sätz­l i­chen Stahl­sti­chen, in ei ­nem in­no­va­t i­ven Ein­band von Hen­r i Ma ­r i­u s Mi­chel Dies ist das mit ori­g i­n a ­len Do­k u ­men­t en an­ge­r ei­ cher ­t e Ex­em­plar des Pa ­r i­s er Zei­t ungs­ver­le­g ers Ar­thur Mey­er (1844 –1924), der nicht nur Bü­cher, son­dern auch Au­t o­g ra­phen und Zeich­nun­gen sam­ mel­t e.

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Bei­ge­ge­ben wur­de zu­n ächst ein schö­nes Au­t o­g raph des Au­t ors aus dem Jahr nach der Erst­er­schei­nung mit in­t er­e s­s an­t en Kon­jek­t u­r en zum The­m a „Paul et Virgi­n ie“ und sei­ner Re­z ep­t i­on. Der drei­sei­t i­ge hand­schrift ­l i­che Brief (Blatt ­g rö­ß e 210 x 158 mm) vom 14. Juni 1789 an die Mar­q ui­se de La Ferrandière nimmt Be­z ug auf eine von ihr ver­faß­te Ro­m an­z e Paul et Virgi­nie. Saint-Pierre be­r ich­t et, wie sei­ne Haus­a n­ge­stell­te, eine „bonne femme de camp­a gne tout sim­ple“ nach der Lek­tü­r e in Trä­ nen auf­ge­löst war, wie aber auch Li­t e­r a­t ur­k un­d i­ge des Lo­bes voll sei­en. Er selbst bit­t et um die Er­l aub­ nis, den Text zu­sam­men mit No­t en für Vio­li­ne der Co­mt­es­se de Chaumont (ih­r er Toch­t er) zu wohl­t ä­t i­ gen Zwecken drucken zu las­sen, um „fai­r e hab­i l­ler, à l’entrée de l’hyver, de pauvres en­fans, en memo­ ire de Paul et Virgi­n ie et de la vôtre“. Zum Schluß be­r ich­t et er u. a., daß sein Freund [Claude Jo­seph] Vernet (1714 –1789) ak­tu­ell an ei­nem Ge­m äl­de des Schiff­bruchs von Paul und Virgi­n ie für den Sa­lon 1789 ar­bei­t e. Es fol­g en fünf auf vier Kar­tons mon­tier­te Blei­ stift­z eich­nun­gen – al­len vor­a n die ori­g i­n a ­le Blei­ stift ­z eich ­nung zum Ti­t el­por ­t rait Saint-Pierres von Lou­is Lafitte (Blatt­g rö­ße: 209 x 144 mm), in sehr fei ­nem Strich. Die vier an­schlie­ßen­den Zeich ­nun­ gen von Tony Johan­not sind dem­ge­gen­ü ber skiz­ zen­h af ­t er und frei­er. Ganz­sei­t ig ist die mit we­n i­gen Stri­chen sei­t en­ver­kehrt ent ­wor ­fe­ne Um­a r ­mung der „Der­n ière ent­r e­v ue de Paul et de Virgi­n ie“ (Blatt­ grö­ße: 220 x 144 mm; vgl. Ta­fel vor S. 152). Zwei klei­ ne­r e Skiz­z en sind zu­s am­men auf eine Ta­fel mon­ tiert: Sie zei­gen die Be­geg­nung des Er­z äh­lers mit Ma­d ame de la Tour und Marguerite (Blatt­g rö­ße: 84 x 101 mm; vgl. Text­holz­schnitt S. 13) so­w ie sei­t en­ ver­kehrt die rüh­r en­de Sze­ne, in der Paul Virgi­n ies wund­ge­l au­fe­ne Füße für­sorg­l ich mit Farn­blät ­t ern um­w ickelt (Blatt­g rö­ße: 67 x 95 mm; vgl. Text­holz­ schnitt S. 53). Weit de­t ail­l ier­t er aus­ge­f ührt ist wie­ der­u m die Zeich­nung der je­une Brami­ne (Blatt ­g rö­ ße 170 x 121 mm) mit zu­sätz­l i­chen Weiß­höhun­gen in Gou­ache, die Johan­not auch si­g nier­t e. Sie weist ge­gen­ü ber dem ge­sto­che­nen Por ­t rait (nach S. 400) eine si­g ni ­fi ­k an­t e Ab­wei­chung auf: näm ­l ich die An­ deu­t ung ei­nes hin­dui­sti­schen Bin­di, des kul­t i­schen Fa­rb­punkts mit­t en auf der Stirn. Die­ser ist als wei­ ßer Fleck auch in man­chen Ex­em­pla­r en des Stichs an­z u­t ref ­fen, wo­b ei da­von aus­ge­g an­gen wird, daß „cette étoile pro­venait d’un défaut de la planche (une paille) qui a été rebouché im­médiatement“ [Brivois 390]. Die vor­l ie­gen­de Ori­g i­n al-Zeich­nung legt nun den Ge­d an­ken nahe, es könn­t e sich doch

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um ein vom Il­lu­stra­t or be­a b­sich­t ig ­t es Mo­t iv han­ deln, das in der ge­sto­che­nen Ver­si­on op­t isch nicht völ ­l ig über ­z eug ­t e, viel ­leicht wie ein Plat ­t en ­feh ­ler wirk­t e und dar ­u m ver ­wor ­fen wur­de. Ein wei­t e­r es Ex­t ra ist das ge­sto­che­ne Por ­t rait avant toute lettre auf Chi­n a­pa­pier, auf ­k a­schiert auf Kar­ ton, das den Ver­le­g er Léon Curmer (1801 –1870) im Al­t er von etwa 50 Jah­r en zeigt, und der mit der vor­l ie­gen­den „édit ­ion ex­t ra­or­d ina ­i re“ [Bru­net] das „representative il­lust ­r a­t ed book of the Rom­a n­t ic period“ [Ray II , 305] schuf und die­ses Buch­gen­r e „à son som­met“ [Adhémar/Séguin 30] führ­t e. Der ori­g i­n a­le Buch­u m­schlag liegt in der er­sten Va­ ri­a n­t e auf blaß­blau­em Pa­pier mit der ge­w ür ­fel­t en und in den Ecken fä­cher ­f ör ­m i­gen Or ­n a ­ment ­ierung im „style hin­dou“ vor; auch der Ti­t el weist die frü­ he­r e Ver­l ags­adres­se „rue Sainte-Anne“ auf. Ein be­ son­ders ex­k lu­si­ves Merk­m al da­f ür, daß es sich um ei­nes der „pre­m iers ex­empla­i res co­mplets livrés au pu ­blic“ [Sie­u rin] han­delt, ist die Por ­t rait-Vi­g net ­t e am Schluß von La chaumière in­di­en­n e [S. 418] mit dem Mo­tiv der Bonne femme, der Pro­fi l­a n­sicht der Ver­le­ger­g at ­t in Ma ­r ie Ca­t hetrine Curmer, von dem Bei­spie­le „très ra ­r es“ [Beraldi VIII , 271] an­z u­t ref­ fen sind – „art­icles désobligeants en­g agè­r ent Curmer à le supprimer dans le re­ste de l’édit­ion“ [ebd.]. Von der Ha­stig­keit der Aus­l ie­fe­r ung der er­sten Ex­ em­pla­r e zu Neu­jahr 1838 zeu­gen die bei­den pro­v i­ so­r i­schen Por ­t raits der Ma­dame de la Tour und des Docteur, die, weil nicht recht­z ei­t ig fer­t ig, durch Sti­ che aus eng­l i­schen Keepsakes er­setzt wur­den [vgl. Brivois 393]. Sie wur­den un­se­r em Ex­em­plar eben­ falls zu­sätz­l ich bei­ge­ge­ben (Ma­dame de la Tour: nach S. 14, Car ­t er­et III , 540, Nr. 3; Docteur: nach S. 320; Car­t er­et III , 540, Nr. 4). Die Kar­t e der Ile-de-France

schließ­l ich, der heu­t i­gen In­sel Mau­r i­t i­u s – „Dres­ sée par A. H. Du­four. 1836. Gravée par Dyonnet“ – blieb aus­n ahms­wei­se un ­ko­lo­r iert. Das unik­a le Ex­em­plar des für Beraldi „plus fa­meux des livres illustrés du XIXe Siècle, et l’un des plus rem­a rquables qui aient ja­m ais été pub­liés“ [Beraldi V III , 271] prä­sen­tiert sich in ei­nem wür­d i­gen Ein­band von Hen­r i Ma ­r i­u s Mi­chel (1846 –1925). Die­ser führ ­t e nach aus­g ie­bi­gen Stu­d i­en in Mu­se­ en und Ka­t he­d ra ­len ein de­ko­r a­t i­ves „élément nouveau“ in die Ein­band­k unst ein: „la flo­r e orne­men­ ta­le, qui all­a it fai­r e de lui le maître le plus in­fluent de la deco­r a­t i­on de la reliure à la fin du XIXe siècle“ [Fléty 121]. Wäh­r end der dun­kel­g rü­ne Ein­band au­ßen durch den schlich­ten Schmuck mehr­fa­cher Fi­let­en ­r ah ­men ei­nen nüch­t er ­nen, fast stren­gen Zug be­sitzt, er­öff­net sich auf den Doublü­r en ein üp­pi­ ges, gold­s chim ­mern­des und zwei­far­big in­t ar­sie­ rtes Veil­chen-Se­m is: „C’est un décor ex­q uis et bien nouveau“ [ebd.; sie­he auch Beraldi, La reliure IV, 59, mit Abb. der Doublüre]. Daß der be­deu­ten­de Ein­band in ab­s o­lut un­t a­de­l i­g er Er­h al­t ung vor­ liegt, ver­steht sich an­g e­sichts der be­deu­t en­den Pro­ve­n i­enz von selbst. Pro­ve­n i­enz: Ka­t a ­log Da ­m ascène Mor­g and, Livres dans de riches reliures, 1910, Nr. 351, noch ohne Ori­g i­n al­do­k u ­men­t e: frs. 1.500. – Ar ­t hur Mey­er (1844 –1924), der Ver­le­ger der Zei­tung Le Gaul­ois, mit des­sen Ex­l i­bris auf dem er­sten flie­gen­den Vor­ satz ver­so und des­sen gold­ge­präg ­t em Em ­blem des Hahns mit der De­v i­se „Je chan­t e clair“ auf Ein­band und Schu­ber. – Des­sen Ca­t alogue „privé“, 1921, Nr. 127. – Auk­ti­ons­k a­ta­log 1924, Nr. 133: frs. 4.100. – Auk­t i­ons­k a­t a ­log Ro­bert Schu ­m ann 1930, Nr. 344: frs. 9.100.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, mit Au­t or-Au­t o­g raph und wei­t e­r en Zu­g a­ben, in der er­sten Va­r i­a n­t e der Adres­se Curmers 56 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 7 Por­traits in Stahl­stich, 2 zu­sätz­li­che Por­traits in Stahl­stich, 29 Ta­feln in Holz­schnitt, 1 ge­sto­che­ne ko­lo­ rier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­t i­u s), alle Ta­ feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit zu­m eist be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen, über 450 Text­holz­schnit­te; 2 zu­sätz­li­che Bl. mit dem Me­dail­lon der „Bonne femme“ auf Chi­n a­pa­pier; 3 zu ­sätz­li­che Va­r i­an­ten der Stahl­stichPor­t raits auf Kar­ton. [VI] S., 6 Bl. (tab­les), S. [VII]-LVI, 458 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 1 Bl.; 4 S. ( Ver­lags­pro­ spekt), 1 rosa Bl. ( Ver­lags­an­zei­ge). – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, kaum be­schnit­ten (255 x 161 mm).Nacht­blau­er Ma­r o­quin­band des 19. Jahr­hun­derts auf fünf point­illé­ ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, in den üb­r i­gen Rücken­k ompartim­en­ten vier­fa­che Gold­f ileten­ rah­m en in dop­pel­tem, fet­tem und ma­ge­rem Gold­f ileten­ rah­m en, die Deckel mit vier­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en in fet­tem und ma­ge­rem Gold­f ileten­rah­m en, mit dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en auf den Steh- und brei­ter Dent­el­le­ bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­ sät­zen, nach­ge­bun­de­n em il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs-Vor­ der­um ­schlag und Ganz­g old­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Cuzin“ , in schwe­rem, mit ro­tem Filz aus­ge­schla­ge­nem dun­k el­blau­en Lei­nen ­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten. Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier mit Au­t or-Au­t o­g raph und wei­t e­r en Zu­g a ­ben Wohl nur 35 Ex­em­pla­r e von Paul et Virgi­nie wur­den auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt – dies ist ei­nes da­von, und zwar in der er­sten Va­r i­a n­te mit der Ver­lags­adres­ se „rue Sainte-Anne“ [vgl. Car­ter­et III , 537]. Das hier als Ta ­fel ein­ge­f üg ­t e Por ­t rait der Ver­le­ger­g at­ tin Curmer am Schluß von La chaumière in­di­en­n e [nach S. 418] war nur in den „pre­m iers ex­empla­i res co­mplets livrés au pu­blic“ [Sie­u rin] vor­h an­den. Die­se Ex­em­pla ­r e à la Bonne femme sind „très ra­r es“ [Beraldi V III , 271] – wie rar dann wohl auf Chi­ na­pa­pier, wie in un­se­r em Ex­em­plar, wo das Blatt

ku­r io­ser ­wei­se noch ein zwei­t es Mal als Fehl­d ruck bei­ge­bun­den wur­de. Die zu­erst aus­ge­l ie­fer ­t en Bän­ de hat ­t en für die nicht recht­z ei­t ig fer ­t ig­ge­stell­t en Por ­t raits der Ma­d ame de la Tour und des Docteur Er­s atz­sti­che aus eng­l i­s chen Keepsakes [vgl. Toinet]; auch die­se wur­den un­se­r em Ex­em­plar zu­sätz­ lich bei­ge­f ügt, das da ­m it sämt ­l i­che At ­t ri­bu­t e des pre­mier tira­ge der er­sten Aus­g a ­be auf ­wei­sen kann. Drei der ins­ge­samt sie­ben Por ­t raits lie­gen doub­le­t t in an­de­r em Zu­stand auf Kar­t on vor, der Stahl­stich des Ver ­fas­sers zu­sätz­l ich avant toutes lettres, der des Docteur als Pro­be­d ruck mit vor­l äu ­fi­ger Schrift, La je­une Brami­ne als Pro­be­d ruck avant la lettre und mit dem rät­sel­h af­ten Fleck auf der Stirn – al­lein die­ se spe­z i­el­le Ta­fel, so Rahir, stei­ge­r e den Wert des gan ­z en Bu­ches. Ein wei­t e­r es Il­lu­stra­t i­ons­mo­t iv, das Bild der nach ih­r em tra­g i­schen Tod zum Him ­mel em­por­schwe­ ben­den Virgi­n ie, fin­det sich nicht im Buch, son­dern al­lein auf dem Vor­der ­u m­schlag zur 19. Lie­fe­r ung. Das li­t ho­g ra­phi­sche Blatt ist un­se­r em Ex­em­plar gleich ­falls nach­ge­bun­den, eben­so wie ein vier­sei­ ti­ger Ver­l ags­pro­spekt des Bu­ches und eine Ver­l ags­ an­z ei­ge auf ro­sa ­far­be­nem Pa­pier. Voll­stän­d ig in­d i­v i­dua ­l i­siert wird un­ser Band durch ein auf ei­nem Vor­blatt mon­t ier ­t es, ein­s ei­t ig be­ schrie­be­nes Dop­pel­blatt: ein hand­si­g nier ­t er Brief des Au­t ors vom 24. März 1806 an den Pa­r i­ser Buch­ händ­ler Mer­l in (bei der Auk­t i­on Lafond 2015 nicht mit ­b e­schrie­b en!). Den ed­len Ma ­r o­q uin-Ein­band des sehr breit­r an­d ig und über­h aupt wie neu er­h al­ te­nen Bu­ches schuf Franc­isque Cuzin (1836 –1890) [vgl. Fléty 50 f.]. Pro­ve­n i­enz: Félix Chan­c el, des­s en ge­sto­c he­nes Ex ­l i­bris auf ein­ge­bun­de­nem Blatt. – An­d ré Ber ­t aud, Auk­ti­on I, 1957, Nr. 58: frs. 380.000. – Auf dem In­nen­deckel Eti­kett des An­t i­q uars und Ver­le­gers Pierre Berès (1913 – 2008). – Auf dem flie­gen­den Vor­ satz Ex­l i­bris von Hen­r i Lafond (1894 –1963), des­sen Auk­t i­on 2015, Nr. 23 (Au­tor-Au­to­g raph dort nicht be­schrie­ben!).

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Das Ex­em­plar von Lou­is Fer­di­nand duc d’Or­lé­a ns auf Chi­na­pa­pier 57 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 7 Por­ t raits in Stahl­ stich, 29 Ta­ feln in Holz­ schnitt, 1 ge­sto­che­n e ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­t i­u s), alle Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit zu­m eist be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen, über 450 Text­h olz ­schnit ­te. [VI] S., 6 Bl. (tab­les), S. [VII]LVI, 458 S. (durch­ge­h end pa­g i­niert), 1 Bl. – Auf Chi­n a­Pa­pier ge­druckt. Quart, völ­lig un­be­schnit­ten (265 x 168 mm). Ro­ter Ma­r o­ quin­band der Zeit auf fünf fla­che, von Blind­f ileten ein­ ge­faß­te und mit fet­ten Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und dop­pel­tem, fet ­ten und ma­ge­ren Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­ kompartim­en­ten, die Deckel mit fet­tem und ma­ge­rem Gold- so­wie Blind­f ileten­rah­m en, wei­te­rem dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en mit gro­ßen Eckfleurons und zen­t ra­ lem ver­schlun­ge­nen Mo­no­gramm „ LFO“ un­ter ei­ner Kro­ ne, mit Gold­f i­lete auf den Steh- und flora­ler Bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, Doublü­ren und Vor­sät­zen aus creme­ far­be­ner Moi­ré­sei­de, am Fuß si­g niert „Lau­rent“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­ro­quin­k an­ten (er­ste La­gen et­was ge­lockert, un ­schein­bar re­stau­r ier­te Stel­le auf dem Vor­der­deckel). Das nach An­sicht Beral­d is be­r ühm­t e­ste il­lu­strier ­t e Buch des 19. Jahr­hun­derts [vgl. Beraldi VIII , 271] liegt hier in ei­nem be­son­ders pro­m i­nen­t en Ex­em­ plar vor. Es stammt aus dem Be­sitz von Lou­is Fer­ di­n and duc d’Orlé­a ns (1810 –1842) dem äl­te­sten Sohn des ‚Bür­ger­kö­n igs‘ Lou­is-Phil­ippe I., der als des­sen Thron ­fol­ger aus­er­se­hen war, je­doch be­r eits 1842 durch ei­nen tra­g i­schen Un­fall mit sei­ner Kut­ sche ums Le­ben kam. Der No­bles­se des Erst­be­sit­ zers ent­spre­chend ist es ei­nes von wohl nur 35 auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruck­t en Ex­em­pla ­r en. Der Her­z og ließ es völ­l ig un­be­schnit­t en von Lau­r ent [vgl. Rams­ den 121] in ro­tes Ma­r o­q uin bin­den und den Deckeln sei­ne ge­k rön­t en In­itia ­len auf­prä­gen. Ge­ne­ rell sind zeit ­ge­nös­sisch ge­bun­de­ne Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a „d’une gran­de ra ­r e­t é“ [Car ­t er­et III , 537]. Das Buch be­sitzt noch die bei­den Er­s atz­por­traits für Ma­d ame de la Tour und den Docteur aus eng­li­ schen Keepsakes, da die ei­g ent ­l ich vor­g e­se­he­nen Ta ­feln zum Aus­l ie­fe­r ungs­t er ­m in an Neu­jahr 1838 noch nicht fer­t ig wa­r en [vgl. Toinet]. Der Ti­t el hat die spä­t e­r e Ver­lags­adres­se „rue Richelieu“ [vgl. Car­ ter­et III , 537].

Pro­ve­n i­enz: Dies ist das Ex­e m­plar von Lou­i s Fer­ d i­ n and duc d’Or­ lé­ a ns (1810 –1842), mit des­ sen ge­k rön­ten In­itia­len auf den Deckeln und des­ sen Bi­blio­t heks­stem­pel auf dem Vor­t i­t el. – Auf dem

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flie­gen­den Vor­satz das Ex­li­bris von Pierre van der Rest (des­sen Auk­ti­on am 20.10.1964, Nr. 138: frs. 7.050) und das Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann.


Ei­nes von 15 Ex­em­pla­r en auf gro­ßem Chi­na­pa­pier mit sie­ben zu­sätz­l i­chen Ta­feln, aus dem Be­sitz von Alex­a n­dre Roudinesco 58 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 7 Por­t raits in Stahl­stich, auf Chi­n a­pa­pier auf­ge­walzt (6 mit be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen), da­von 6 auf je un­ter­ schied­li­che Wei­se „doub­le­t t“; 29 Ta­feln in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier (da­von 28 mit be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen, 1 auf Chi­n a­pa­pier auf­ge­walzt); 1 ge­sto­che­ne Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­t i­u s), auf Chi­n a­pa­pier auf­ge­ walzt, die­se ko­lo­r iert wie­der­holt; alle Ta­feln auf Chi­n a­ pa­pier; über 450 Text­holz­schnit­te. [VI] S., 6 Bl. (tab­les), S. [VII]-LVI, 458 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 1 Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, kaum be­schnit­ten (279 x 178 mm). Lang­ge­n arb­ ter nacht­blau­er Ma­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und Er­schei­nungs­jahr, je­weils um­ge­ben von den gan­z en Rücken aus­f ül­l en­ den Ara­bes­k en aus fet­ten und ma­ge­r en Gold­f ileten, mit brei­tem Rah­m en aus den­sel­ben Ara­bes­k en auf den Deckeln, mit von gol­de­n en Recht­ecken un­ter­bro­che­n en Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, bei­gen, gold­ge­rahm­ten Le­der­doublü­ren und mit blau­er Sei­de be­zo­ge­n en Vor­ sät­zen, Ganz­g old ­schnitt über Témo­ins und ein­ge­bun­de­ nem il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Glanz­pa­pier­um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), ge­bun­den von „E. & A. Mayl­an­der“ (Si­g na­tur auf Spie­gel) nach Ent­wurf von „A. Roudinesco“ (ebd.), in nacht­blau­er Halb­m aroqu­inche­mi­se mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und mit Filz aus­ge­schla­ ge­n em Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten, eben­falls si­g niert von Mayl­an­der (Schu­ber berie­ben, Um ­schlag oxy­diert). Von dem „plus fa­meux des livres illustrés du XIXe Siècle“ [Beraldi VIII , 271] ließ der Ver­le­ger 35 Ex­ em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier drucken, 15 da­von auf gro­ßem Chi­n a­pa­pier [vgl. Car ­t er­et III , 537]. Ei­nes,

das­je­n i­ge von Alex­a n­d re Roudinesco, liegt hier vor, in ei­nem For­m at von etwa 279 x 178 mm – das Ex­ em­plar von René Des­c amps-Scrive maß le­d ig­lich 266 x 175 mm. Ins­ge­samt sie­ben zu­sätz­l i­che Ta ­feln in­d i­v i­dua ­l i­sie­ ren den vor­l ie­gen­den Band. Dies be­t rifft die Kar­t e von Mau­r i­ti­u s, die in Schwarz-Weiß und ko­lo­r iert vor­l iegt, so­w ie sechs der sie­ben Por ­t raits. Das­je­n i­ge des Ver ­fas­sers fin­det sich ein ­m al auf auf­ge­walz­t em Chi ­n a, mit Dar­stel­lung ei ­ner Him ­mels­sphä ­r e au­ ßer­h alb des Rah­mens und den Na­men von Zeich­ner und Ste­cher, so­w ie ein ­m al auf gro­ßem Chi­n a­pa­pier avant toute la lettre und ohne Sphä­r e. Auch die üb­r i­ gen Por­t raits sind je ein­m al auf gro­ßem Chi­n a ab­ ge­z o­gen, das durch ei­nen hel­le­r en Farb­t on auf ­f ällt; die­se ha ­ben be­d ruck­t e Sei­den­vor­sät­ze, das der Marguerite ab­andonnée [zu S. 10] und der je­une Brami­ne [nach S. 400] sind wie das des Ver­fas­sers epreuves avant toute la lettre. Bei der Brah­m a­n in zeich­net sich noch der wei­ße Fleck auf der Stirn ab, der in dem Ab­z ug auf auf­ge­walz­t em Chi­n a ge­t ilgt wur­de. Die­se sel­t e­ne Va ­r i­a n­t e à l’ étoile [Car ­t er­et III , 540, Nr. 1] – ob nun „une défaut de la planche“ [Brivois 390] oder nicht – ist für Samm­ler von be­son­de­r em Wert [vgl. Rahir]. Als ein­z i­ge ist die Ma­dame de la Tour nur ein­m al zu se­hen (nach S. 14), und zwar in der „rich­t i­gen“ Va ­r i­a n­t e. Da ihr Por ­t rait so­w ie das des Docteur zum Aus­l ie­fe­r ungs­t er ­m in an Neu­jahr 1838 noch nicht fer­t ig wa­r en [vgl. Toinet], wur­den sie in ei­n i­gen Ex­em­pla ­r en durch Ab­bil­dun­gen aus eng­l i­schen Keepsakes er­setzt. Vom Docteur ist die­se pro­v i­so­r i­sche Va ­r i­a n­t e zu­sätz­l ich vor­h an­den [nach S. 320]. Un­ser Band hat auf dem Ti­tel die spä­t e­r e Ver­lags­ adres­se „rue Richelieu“ [vgl. Car­t er­et III , 537]; der sehr sel­t e­ne ori­g i­n a ­le Glanz­pa­pier ­u m­schlag liegt

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wie­der ­u m in der er­sten Va ­r i­a n­t e mit der ge­w ür ­fel­ ten Or­n a­ment­ierung im „style hin­dou“ vor. Die ori­ent ­a li­sier­en­de Or ­n a ­ment ­i k setzt sich auf dem Ein­band fort, den Alex­a n­d re Roudinesco selbst ge­ stal­t e­t e, wie der Ver­merk „Dr. A. Roudinesco inv.“ auf dem Spie­gel kund­g ibt. Das De­sign äh­nelt dem sei­ner Ex­em­pla ­r e von Le dia­ble à Pa­ris und der Voy­a ge où il vous pla­ira in un­se­r er Samm­lung, ist aber kei­nes­wegs iden­t isch. Wie jene Bän­de wur­de auch der vor­l ie­gen­de im „ate­l ier célèbre“ [Fléty 125] von Émile und An­d ré Mayl­a n­der in Ganz­m a ­r o­q uin ge­bun­den und mit Che­m i­se und Schu­ber ver­se­hen. Ge­sellt sich die­ses Buch so zu wei­te­r en Ti­teln aus der Kol ­lek­t i­on Alex ­a n­d re Roudinescos mit von

ihm ge­stal­t e­t en Ein­bän­den, steht es mit an­de­r en Paul et Virgi­nie-(Erst-)Aus­g a ­ben in ei­ner Rei­he und ist selbst in die­sem Kon­text nicht das ein­z i­ge auf Chi­n a­pa­pier – läßt es sich also di­ver­sen „En­sem­ bles“ zu­ord­nen, so sta­t u­iert das per ­fekt er­h al­t e­ne Ex­em­plar in der Sum ­me sei­ner bi­blio­phi­len Be­son­ der­hei­t en ein ein ­m a ­l i­ges Ex­em­pel. Pro­ve­n i­enz: Il­lu­s trier ­t es Ex ­l i­bris von Alex­a n­ dre Roudinesco ver­so flie­gen­dem Vor­s atz, des­sen Auk­ti­on 1967, I, Nr. 118 (mit Ein­band-Abb.): frs 39.000! – Dar­u n­t er das Mo­no­g ramm­schild „R. E.“ von Raphaël Es­me­r ian, des­s en Auk­t i­on I V, 1973, Nr. 108: frs. 37.000.

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Mit ei­nem Brief Na­po­le­on Bo­na­par­t es an den Ver­fas­ser – Ex­em­plar auf gro­ßem Chi­na­pa­pier 59 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 7 Por­t raits und 2 zu ­sätz­li­che Por­t raits in Stahl­stich, 29 Ta­feln in Holz­schnitt, 1 ge­sto­che­ne ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­t i­u s), alle Ta­feln auf Chi­n a­pa­ pier auf­ge­walzt; über 450 Text­holz­schnit­te. LVI S., 458 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 6 Bl. (tab­les), 1 lee­res Bl. – Auf gro­ßem Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (260 x 165 mm). Grob­ge­n arb­ter wein­r o­ter Ma­r o­ quin­band der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts auf fünf Bünde au point­illé, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in Gold­ fileten­rah­m en so­wie Er­schei­nungs­ort und -jahr in ei­nem wei­te­ren Rücken­feld und vier gold­ge­präg­ten Fleurons in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, je­weils in dop­pel­ten Gold­ fileten­rah­m en mit gro­ßen Eckfleurons, auf den Deckeln drei Gold­f ileten­rah­m en, dar­in schö­ne Eckfleurons (wie auf dem Rücken), mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, brei­ter Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Hardy-Men­nil“ (Ein­band mi­ni­ mal braun­f leckig, ei­ni­ge La­gen pa­pier­be­dingt ge­bräunt, ei­ni­ge Blät­ter leicht braun­f leckig). Ex­em­plar auf gro­ßem – ja­pan­ä hn­l i­chem! – Chi­n a­ Pa­pier – mit bei­l i­gen­dem, ei­gen­h än­d ig si­g nier ­t em Brief Na­po­le­on Bo­n a­par ­t es an den Ver ­fas­ser Von dem „plus fa­meux des livres illustrés du XIXe Siècle“ [Béraldi VIII , 271] ließ der Ver­le­ger 35 Ex­ em­pla­r e auf Chi­n a­pa­pier drucken, 15 da­von auf gro­ ßem Chi­n a­pa­pier [vgl. Car ­t er­et III , 537]. Ein wei­ te­r es liegt hier vor, im zeit ­ge­nös­si­schen Ein­band. Da die Por­traits der Ma­d ame de la Tour und des Docteur zum Aus­l ie­fe­r ungs­t er ­m in an Neu­jahr 1838 noch nicht fer­t ig wa­r en [vgl. Toinet], wur­den sie in ei­n i­gen Ex­em­pla ­r en durch Ab­bil­dun­gen aus eng­ li­schen Keepsakes er­setzt. In un­se­r em Ex­em­plar ist die­se pro­v i­so­r i­sche Va ­r i­a n­t e zu­sätz­l ich vor­h an­den. Der Band hat auf dem Ti­tel die spä­te­r e Ver­lags­ adres­se „rue Richelieu“ [vgl. Car­t er­et III , 537]. Bei­l ie­gend ein von Na­po­le­on hand­si­g nier ­t er Brief an den Ver­fas­ser, vom „23 frima­i re an 6“, das ist der 13. De­z em­ber 1797, we­n i­ge Wo­chen nach dem Ende des Er­sten Ko­a li­t i­ons­k riegs durch den Frie­den von Campo Formio und der An­ne­x i­on der links­rhei­n i­ schen deut­schen Ge­bie­te durch Frank­reich. Das Dop­pel­blatt (Blatt ­g rö­ße: 226 x 181) mit ho­r i­z on­t a ­ler

und ver­ti­k a­ler Falt­spur ist auf der er­sten Sei­te in brau ­ner Tin­t e be­schrie­ben: Pa­r is le 23 frima­ire an 6. Je reçois à l’ in­stant un ex­empla­ire des vos ouvra­ges. Je vous remer­cie de la bel­le lettre qui les accompagne. Votre plume est un pi­nceau. Il man­que à la chaumière in­di­en­ne une troisième Sœur. Vous vous don­ne­rez par là le tems de fi­nir votre grand ouv­ra­ge, en satisfaisant l’ im­pa­t i­ence du pu­blic. Je vous salue Bo­n a­par­te Cen Ber­n ar­din de St. Pierre

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Das schön­ste Ex­em­plar über­haupt – auf gro­ßem Chi­na­pa­pier, mit al­len Ta­feln und der Mehr­zahl der Text­i l­lu­stra­t io­nen in dop­pel­t er, ge­le­gent­l ich drei­fa­cher Aus­füh­r ung, in zwei Mo­sa­i k­ein­bän­den von Ma­r i­us Mi­chel 60 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 10[!] Por­t raits in Stahl­stich auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­ pa­pier, zu­sätz­lich 8 auf Kar­ton, 3 auf Chi­n a­pa­pier und 1 auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier wie­der­holt; 29 Ta­feln in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, sämt­lich dop­pelt bzw. 5 drei­fach (da­von 3 je ein­m al auf auf­ge­walz­tem Chi­n a, der il­lu ­strier­te Ti­tel zu ­sätz­lich ein­m al mit mon­t ier­tem Aus­ schnitt der Ti­tel­in­schrift) und 1 vier­fach (zwei­m al auf auf­ge­walz­tem Chi­n a); Ta­feln mit zu­m eist be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen; 1 ge­sto­che­ne Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­ti­u s) auf Kar­ton, die­se zwei­m al, in un­ter­ schied­li­c her Ko­l o­r ie­r ung, auf auf­g e­walz­tem Chi­n a­Pa­pier wie­der­holt; über 450 Text­holz­schnit­te, da­von 229 als Pro­be­drucke auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier wie­der­ holt, 2 zu­sätz­lich se­pa­rat bei­lie­gend, die in die­sem Ex­ em­plar nicht ab­ge­druck­te Vi­g net­te der „Bonne femme“ zwei­m al zu ­sätz­lich auf Kar­ton und auf auf­ge­walz­tem Chi­ na­pa­pier, 1 Vi­g net­te zu ­sätz­lich in ei­ner nicht ge­druck­ten

Va­r i­an­te auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier. LVI S., S. [1]178. Und: 3 Bl. (zwei­te Ti­te­lei), S. 179 – 458 S. (durch­ ge­h end pa­g i­niert), 1 Bl., 6 Bl. (tab­les). – Auf gro­ßem Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, fast un­be­schnit­ten (280 x 192 mm). Zwei grob­ge­ narb­te hell­brau­ne Ma­r o­quin­bän­de auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln, auf Rücken und Deckeln rei­c he gold­ge­rahm­te floral-or­n a­m en­ta­le In­tar­si­en in zwei Rot­tö­nen, Dun­k el- und Oliv­g rün so­wie Ocker­gelb, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, brei­ten In­nen­k an­ten aus hell­brau­nem Ma­r o­quin, ei­nen dun­k el­ brau­n en Ma­r o­quin ­strei­fen um ­schlie­ßend und von die­ sem ge­trennt durch ei­n en Gold­f ileten­rah­m en mit Eckfleurons, mit Doublü­ren und Vor­sät­zen aus mehr­far­big floral-or­n a­m en­t ier­ter Sei­de, wei­te­ren Mar­m or­pa­pier­ vor­sät­zen, mit ein­ge­bun­de­nem, auf ei­nen Steg mon­t ier­ ten blau­en or­n a­m en­t ier­ten Ori­g i­n al-Vor­d er­u m ­schlag und Ganz­g old­schnitt über Témo­ins, auf den Spie­geln si­g niert „Ma­r i­u s Mi­chel“ , in zwei sehr sta­bi­len Steck­ schu­bern, au­ßen aus dun­k el­g rü­nem, in­nen aus dun­k el­

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ro­tem Ma­r o­quin, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln (Schu­ ber ge­r ing berie­ben). „Nous si­ g nal­ ons le plus beau des ex­ empla­ i res co­n nus“, setz­t e Léo­pold Car ­t er­et ach­t ung­ge­bie­t end sei­ner Be­schrei­bung des hier vor­l ie­gen­den bi­blio­ phi­len Wun­ders vor­a n: „Cet ex­empla­ire sur chine […] est très grand de mar­ges, il co­ntient en out­ re des grands bois à toutes mar­ges sur pa­pier de Chine; tous les fumés des bois qui sont de pu­r es merveilles d’art et mont­r ent, sous un jour in­connu aux bi­blio­phi­les, l’admirable pro­duct ­ion de la gra­v ure sur bois de 1830 –1840 quand elle peut se juger sur de semblables épreuves, qua­si uni­q ue, étour­d iss­ an­t es de vigueur et de vel­outé“ [Car­t er­et III , 537 f.]. Nicht nur Qua­li­t ät und Schön­heit, auch die schie­ re Fül­le des die­sem Ex­em­plar hin­z u­ge­f üg ­t en Ma­ te­r i­a ls ist über ­w äl­t i­gend – der Zu­g a ­ben sind hier so vie­le, daß der Buch­bin­der Ma­r i­u s Mi­chel das Werk in zwei Bän­de auf­t eil­t e. Der trotz des dün­nen Chi­n a­pa­piers enor ­me Um ­fang ver­d ankt sich dem Um­stand, daß zum ei­nen sämt ­l i­che Holz­schnittTa ­feln und Stahl­stich-Por ­t raits min­de­stens zwei­ mal, ge­le­gent ­l ich drei­m al, meist auf ver­schie­de­nen

Pa­pie­r en, manch ­m al auch in ver­schie­de­nen Druck­ zu­stän­den vor­h an­den sind und daß zum an­de­r en auch gut die Hälf­t e der rund 450 Text­holz­schnit­t e zu­sätz­l ich als mon­t ier ­t e Fumés auf Chi­n a­pa­pier ein­ ge­bun­den sind. Was zeich­net das Ex­em­plar an ein­z el­nen Be­son­ der­hei­t en kon­k ret aus? Zu­n ächst be­sitzt es statt der üb­l i­chen sie­ben gan ­z e zehn Por ­t raits: Hin ­z u­ge­f ügt wur­de das Bild­n is Léon Curmers (1801 –1870), das in dop­p el­t er Aus­f üh­r ung ge­gen­ü ber sei­ner Hom­ ma­ge Aux Ar­t ist­e s ein­ge­bun­den wur­de. Es zeigt den Ver­le­ger im be­sten Al­ter von etwa 50 Jah­r en mit selbst­ge­w is­sem Blick – schließ­l ich führ­t e er mit der vor­l ie­gen­den „édit ­ion ex­t ra­or­d ina ­i re“ [Bru­net] von Paul et Virgi­nie das Gen­r e des il­lu­strier ­t en ro­m an­t i­ schen Buchs „à son som­met“ [Adhémar/Séguin 30]. Weil die Por ­t raits zwei­e r Ro­m an ­fi ­g u­r en, der Ma­d ame de la Tour und des Docteur, zum Aus­lie­ fe­r ungs­ter­m in an Neu­jahr 1838 noch nicht fer­tig wa­r en [vgl. Toinet] wur­den sie in den er­sten Ex­ em­pla ­r en durch zwei Sti­che aus eng­l i­schen Keepsakes er­setzt. In dem uns­r i­gen lie­gen die­se eben­so

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vor, wie die „rich­t i­gen“ Por­t raits – alle vier je­weils doub­le­t t, auf Kar ­t on und auf­ge­walz­t em Chi­n a. Eine frü­he­r e und eine spä­t e­r e Druck ­va ­r i­a n­t e spie­ gelt sich auch in der dop­pelt vor­h an­de­nen Ti­te­lei, eine Be­son­der­heit, die Car ­t er­et ent ­g ing: Die­je­n i­ ge im er­sten Band, die Car­ter­et über­s ah, hat die frü­he­r e Ver­l ags­adres­se „rue Sainte-Anne“, die im zwei­t en Band die spä­t e­r e „rue Richelieu“ [vgl. Car­ ter­et III , 537]. Die er­sten aus­g e­l ie­fer ­t en Ex­em­pla ­r e ent ­h iel­t en zu­dem eine Por­trait-Vi­g net­te am Schluß von La chaumière in­di­en­n e [S. 418]: Auf ihr war Ma­ r ieCa­therine, die Gat­tin des Ver­le­gers, im Pro­fi l zu se­hen; doch „art ­icles désobligeants en­g agè­r ent Curmer à le supprimer dans le re­ste de l’édit­ion“ [Sie­u rin]. Das auch in un­se­rem Druck aus­g e­las­ se­ne Mo­t iv der Bonne femme wird auf zwei Ta­feln, auf Kar ­t on und auf­ge­w alz­t em Chi­n a, „nach­ge­l ie­ fert“. Die Por ­t raits des Ver­le­ger­ehe­paars ste­hen so­ mit am Ein­g ang und Aus­g ang die­ses zwei­bän­d i­gen Ex­em­plars ge­w is­ser ­m a ­ßen ein­a n­der ge­gen­ü ber – was man in die­sem Fall als eine be­son­de­r e Hom­m a­ ge des frü­hen Buch­be­sit­z ers auf ­fas­sen kann. Des­ sen pri­v i­le­g ier ­t e Stel­lung hin­w ie­der ­u m zeigt sich auch an wei­t e­r en Be­son­der­hei­t en des gra­phi­schen Be­stands. Merk­w ür­d ig ist die Ta­fel der je­une Brami­n e [nach S. 400] auf Chi­n a­pa­pier. Im Un­ter­schied zu dem Ab­z ug auf auf­ge­walz­t em Chi­n a zeigt sie die Dame mit ei­nem run­den wei­ßen Fleck in Stirn­en ­m it ­t e, der wie ein hin­dui­sti­scher Bin­di an­mu­tet, in der Li­t e­r a­t ur als Va ­r i­a n­t e à l’ étoile be­k annt ist [Car ­t er­et III , 540, Nr. 1], al­ler­d ings „un défaut de la planche“ sein soll, „qui a été rebouché im­ médiatement“ [Brivois 390]. Daß un­s er Samm ­ler de­mon­stra­t i­ ven Wert auf die sel­t en vor­kom ­men­de „feh­ler­h af ­t e“ Va ­r i­a n­t e leg ­t e, be­stärkt un­se­r e Ver ­mu­t ung (an­l äß­ lich der un­se­r er Num ­mer 55 bei­ge­ge­be­nen Ori­g i­ nal-Zeich­nung), es kön­ne sich um ein be­w ußt in­ ten­d ier ­t es Mo­t iv han­deln, das ge­sto­chen wie ein Plat ­t en­feh­ler wirk­t e und dar ­u m „be­r ei­n igt“ wur­de. Auch die drei­fach ein­ge­bun­de­ne Kar ­t e der Ile-deFrance – der In­sel Mau­r i­ti­u s – prä­sen­tiert sich je­ weils un­t er­schied ­l ich, ein ­m al un ­ko­lo­r iert und zwei­ mal in von­ein­a n­der ab­wei­chen­dem Ko­lo­r it. Un­t er den Pro­be­a b­z ü­gen der Text ­v i­g net ­t en fin­den sich sechs, die von dem Ste­cher J. Bagg mit Blei­ stift si­g niert wur­den [zu S. 147, 239, 246, 303, 304, 305], ein wei­te­r er [zu S. 136] weist in­ter­e s­s an­ter­ wei­se klei­ne Retouchen in Weiß auf, die im Druck

je­doch nicht be­r ück­sich­t igt wur­den. Be­mer­kens­ wert ist schließ­l ich, daß eine Vi­g net­t e mit über dem Meer krei­sen­den Vo­gel­scha ­r en zu­sätz­l ich in ei­ner im Druck nicht rea ­l i­sier ­t en Va ­r i­a n­t e ein­ge­bun­den ist. Für die­ses ein­z ig­a r ­t i­ge Ex­em­plar des be­r ühm­t e­sten il­lu­strier­t en Buchs des 19. Jahr­hun­derts [vgl. Beraldi VIII , 271] schuf Hen­r i Ma­r i­u s Mi­chel (1846 –1925) um 1880 zwei her­aus­r a­gen­de Mo­sa ­i k­ein­bän­de „dans un style XVIe mo­dern­i sé“ [Car ­t er­et III , 538]. Der Buch­bin­der kre­ier­te als „élément nouveau“ in der Ein­band­k unst „la flo­r e orne­men­t a ­le, qui all­a it fai­ re de lui le maître le plus in­fluent de la deco­r a­ti­ on de la reliure à la fin du XIXe siècle“ [Fléty]. Ein Mu­ster­bei­spiel für die­sen Stil ha­ben wir in den bei­ den un­t er­schied­l ich de­ko­r ier ­t en und doch per ­fekt ne­ben­ein­a n­der har ­mo­n ie­r en­den Bän­den mit herr­ li­chen, rei­chen gold­u m ­r an­de­t en Deckel ­i n­t ar ­si­en in Braun- und Grün­t ö­nen mit Ak­z en­t en in Ocker und Rot vor uns [vgl. Uz­a n­ne 195, mit Abb.]. Ein­ge­bun­ den wur­de der auf­ge­z o­ge­ne ori­g i ­n a ­le Vor­der ­u m­ schlag in der er­sten Va ­r i­a n­t e auf blaß­blau­em Pa­pier mit der ge­w ür­fel­t en und in den Ecken fä­cher­f ör­m i­ gen Or ­n a ­ment ­ierung im „style hin­dou“. Die nach­weis­ba ­r e Be­sit­z er ­r ei­he be­g innt mit dem di­stin­g uier ­t en Samm ­ler Paul Sébastien Gallim­ ard (1850 –1929) [vgl. Car­t er­et]; wahr­schein­l ich war er es, dem wir die Ge­stal­tung die­ses schön­sten Ex­em­plars von Paul et Virgi­nie ver­d an­ken. Es ver­ steht sich von selbst, daß die Bän­de, die spä­t er im Be­ sitz von Pierre Du­ché und Adri­a n Flüh­m ann wa­r en, ab­so­lut ma ­kel ­los er­h al­t en sind. Pro­ve­n i­enz: Die Fumés stam­men aus der Nach­laß­ auk­ti­on Léon Curmer vom 19. Mai 1874, Nr. 763: frs. 200, an Lefil­leul. – Paul Sébastien Gallim­a rd (1850 –1929), der be­deu­t en­de Samm ­ler und Va­t er des Ver­le­g ers Gas­ton Gallim­a rd. – Auf den flie­ gen­den Vor­s ät­z en ver­so das gold­ge­präg ­t e Le­der­Ex ­l i­bris von Pierre Du­ché, ei­nem na ­hen Ver ­wand­ ten von Gallim­a rds Ehe­f rau Lucie (Auk­t i­on II , 1972, Nr. 109: frs. 81.000, der höch­ste Preis der Auk­t i­on), im er­sten Band auch das Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann. – Heri­bert Ten­schert, Ka­t a ­log 19, Schö­n e Ein­bän­d e (1987), Nr. 116: sfr. 148.000. – Bern­a rd Bres­lau­er, Ka­ta­log 110 (1992), Nr. 223, mit hym­n i­scher, wenn auch nicht feh­ler­ frei­er Be­schrei­bung: $ 78.000.

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Das Bad der Virgi­nie – der ori­g i­na­le Druck­stock 61 [Ber­nar­d in de Saint-Pierre]. Johan­not, Tony und Fran­ç ois Lou­i s Français. Ori­g i­n a­ler Holz­stock mit Il­lu­stra­t i­on zu: Paul et Virgi­nie. [Pa­r is, L. Curmer, 1838]. 1 gra­vier­ter, weiß­gehöhter Holz­stock aus Buchs­baum (128 x 100 mm), 1 Pro­be­druck auf Chi­n a­pa­pier. Un­ter bzw. in Passe­par­tout fi­xiert und in ei­n em schwar­zen, ver­gla­sten Kunst­stoff­rah­m en (260 x 320 mm). Ori­g i­n a ­ler Druck­stock nach ei­ner Zeich­nung von Tony Johan­not und Fran­çois Lou­i s Français Virgi­n ie, in ­m it ­t en ei­nes Ur ­wald­d ickichts am Fluß­ ufer sit­z end, völ­l ig un­be­k lei­det und doch in züch­t i­ ger, halb vom Be­t rach­t er ab­ge­wand­t er Hal­t ung, die ei­nen Fuß ins Was­ser taucht, um ein Bad zu neh­ men – die­se Ta­fel aus Paul et Virgi­nie [bei S. 112] ist ein Schlüs­sel­bild in dem ro­m an­t i­schen Ro­m an von Ja­cques-Hen­r i Ber ­n ar­d in de Saint-Pierre, in­dem es die jung ­f räu ­l i­che Un­schuld und na­t ür­l i­che Rein ­heit der Hel­d in an­schau­l ich wer­den läßt.

Die Gra­ phik von Tony Johan­ not und Fran­ ç ois Lou­is Français bringt dies auch mit tech­n i­schen Mit­teln zum Aus­d ruck: Wäh­rend der Ur­w ald in vie­len klein­t ei ­l i­gen Stri­cheln und Schat ­t ie­r un­gen dar­ge­stellt wird, er­scheint der Kör­per Virgi­n ies auf dem Pro­be­d ruck in rei­nem Weiß, bzw. in der Ma­ tri­z e der Gra­veu­r e Orrin Smith und Lou­is Hen­r i Brévière als be­son­ders tie­fe Aus­höh­lung. Um die Kon­tra­ste auch im Holz­stock bes­ser sicht­bar zu ma­chen, wur­de sei­ne Ober ­fl ä­che – re­ver­si­bel – mit Meu­don-Weiß geh­öht. Ku­r io­ser ­wei­se ist die Far­be ge­r a­de an den am stärk­sten kon­k a­ven For­men des Kör ­pers wie­der ab­ge­blät ­t ert, so daß des­sen wohl­ pro­p or ­t io­n ier ­t e Run­dun­g en dem Be­t rach­t er des unik­a len Stücks umso pla­sti­scher ins Auge tre­t en. In un­se­r er Samm­lung be­fi n­det sich im Übrigen ein Öl­g e­m äl­d e Tony Johan­nots mit ei­nem ganz ähn­l i­chen Mo­t iv (siehe Nr. 68).

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Lie­be und Tod – drei ori­g i­na­le Druck­stöcke aus Paul et Virgi­nie 62 [Ber­nar­d in de Saint-Pierre]. Isabey, Eugène, Charles Ja­cque und Tony Johan­not. Ori­g i­n a­le Holz­ stöcke mit Il­lu­stra­tio­n en zu: Paul et Virgi­nie. [Pa­r is, L. Curmer, 1838]. 3 gra­vier­te weiß­gehöhte Holz­stöcke aus Buchs­baum, 3 Pro­be­drucke auf Chi­n a­pa­pier. Un­ter bzw. in Passe­par­ tout fi­xiert und in ei­nem schwar­zen, ver­gla­sten Kunst­ stoff­rah­m en (260 x 320 mm). 3 ori­g i­n a ­le Druck­stöcke nach Zeich­nun­gen von Tony Johan­not, Charles Ja­cque und Eugène Isabey

von Orrin Smith nach ei­ner Zeich­nung von Tony Jo­h ann­not ge­sto­che­ne Ta ­fel zeigt ihn in ei­nem wei­ßen Ge­w and aus­ge­streckt auf ei­nem Bett lie­ gend, leb­h aft be­trau­ert von sei­nen Näch­sten. Nur we­n ig Raum be­a n­sprucht da­ge­gen das quer ­for ­m at­ ige Bild­chen des Fi­dèle mort, des von Tony Johan­ not und Charles Ja­cque ge­z eich­ne­t en und von Mary Ann Wil ­l i­a ms ge­sto­che­nen klei ­nen Hun­des. Die „Treue“ stirbt zu­letzt und ganz al­lein – doch ruht das Na­t ur­we­sen Tier auch wie­der in der Na­t ur, an die es zu­r ück­ge­ge­ben wird. Drei ‚To­des­a r ­t en‘ er­schei­nen in die­sem schwar­z en Rah ­men gleich­sam ty ­po­lo­g isch zu­sam ­men­ge­stellt. Es sind zu­dem drei der be­deu­t end­sten und au­ßer­or­ dent ­l ich­sten Il ­lu­stra­t io­nen des Bu­ches über­h aupt, von de­nen hier die ori­g i­n a­len Druck­stöcke ver­ eint sind. Die senk ­r echt un­t er ­ein­a n­der an ­ge­ord­ ne­ten Blöcke ‚spie­geln‘ sich in den je­weils ne­b en ih­nen an­g e­brach­t en Pro­b e­d rucken auf Chi­n aPa­pier. Des­sen Grau­t on läßt ins­be­son­de­r e die Ster­ be­sze­ne Pauls in ei­nem mil­de­r en Licht er­schei­nen als auf dem ‚krei­de-weiß‘ geh­öhten dunk­len Holz.

– Mort de Virgi­nie (87 x 89 mm, S. 252). – Mort de Paul (128 x 99 mm,Ta­fel bei S. 296). – Fi­dèle mort (35 x 88 mm, S. 96). Im har­t en Holz des Buchs­baums sind hier die drei bit ­t er­sten Mo­men­t e aus Paul et Virgi­nie von Ber­ nar­d in de Saint-Pierre ver­ewigt – der ro­m an­t i­sche Ro­m an geht tra­g isch aus. Der er­ste Druck­stock zeigt den Tod der Virgi­nie, ge­z eich­net von Tony Johan­not und Eugène Isabey und ge­sto­c hen von Ro­b ert Brans­t on. Nach­dem Virgi­n ie in Pa ­r is den ver­derb­l i­chen Ein ­flüs­sen der Zi­v i­l i­sa­t i­on aus­ge­setzt war, er­lei­det sie bei der Rück­ kehr auf die hei­m i­sche Tro­p en­i n­sel Schiff ­bruch. Wir wer­den Zeu­gen der dra ­m a­t isch­sten Sze­ne des gan­z en Werks: Buch­stäb­l ich nur noch ‚bruch­stück­ haft‘ sind die Auf­bau­t en des Schif­fes in­m it­t en der ent ­fes­sel­t en Ele­men­t e zu se­hen. Virgi­n ie steht an der Re­ling, den Blick auf­wärts auf eine her­a b­stür­ zen­de Was­s er ­wo­g e ge­r ich­t et. Gra­phisch ge­l ingt die Qua­d ra­tur des Krei­ses: Auf dem vier­e cki­gen Block er­scheint die tra­g i­sche Hel­d in von küseln­den Wel­len ge­r a­de­z u ein­ge­k reist. Ein stil­les Ende nimmt da­ge­gen ihr Ver­lob­t er Paul. Er stirbt „an ge­bro­che­nem Her­z en“ [Jan 201]. Die

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Paul bie­tet Virgi­n ie mit aus­ge­streck­tem Arm ein Vo­gel­nest dar; die­se er­hebt be­hü­t end bei­de Hän­ de, um eine Art Dach zu for­men. Die idyl­li­sche Zeich­nung von Tony Johan­not und Fran­çois Lou­i s Français, ge­sto­chen von Orrin Smith, wur­de nicht nur als Ta­fel, son­dern auch im Ver­l ags­pro­spekt so­ wie auf der Aff­iche zu Paul et Virgi­nie re­pro­du­z iert – und ent ­h ält dar ­u m wo­mög­l ich ei­ne tie­fe­r e Be­deu­ tung. Die Sym­bo­l ik des schüt­zen­den Ne­stes liegt auf der Hand; doch ist die Bot­schaft des harm­los schei­ nen­den Bil­des wohl ver­t rack­t er: Das Nest selbst ist aus sei ­ner na­t ür­l i­chen Um­ge­bung her­aus­ge­nom ­men und wird da­m it zum Sinn­bild für die Exi­stenz des sei­ner ei­ge­nen Na­t ur ent ­f rem­de­t en Men­schen als Kul­t ur ­we­sen. Na­t ur und Kul­t ur – zwei ori­g i­na­le Druck­stöcke aus Paul et Virgi­nie bzw. La chaumière in­di­en­ne 63 [Ber­nar­d in de Saint-Pierre]. Johan­not, Tony und Fran­ ç ois Lou­ i s Français. Ori­g i­n a­l e Holz­ stöcke mit Il­lu­stra­tio­n en zu: Paul et Virgi­nie. [Pa­r is, L. Curmer, 1838]. 2 gra­vier­te weiß­gehöhte Holz­stöcke aus Buchs­baum, 2 Pro­be­drucke auf Chi­n a­pa­pier. Un­ter bzw. in Passe­par­ tout fi­xiert und in ei­nem schwar­zen, ver­gla­sten Kunst­ stoff­rah­m en (260 x 320 mm). Zwei ori­g i­n a ­le Druck­stöcke nach Zeich­nun­gen von Tony Johan­not und Fran­çois Lou­i s Français – Le nid d ’oiseaux (140 x 104 mm, Ta­fel bei S. 82). – Fron­z ispiz zu La chaumière in­di­en­ne (70 x 92 mm, S. 321).

Der ori­g i­n a ­le Druck­stock und ein Pro­b e­d ruck von Le nid d’oiseaux wur­den hier mit ei­ner zwei­t en Il ­lu­stra­t i­on zu­s am ­men­ge­stellt, de­r en Ver­bin­dung sich nicht un­m it­t el­bar er­schließt. Es ist das Fronti­ spiz zu La chaumière in­di­en­n e, ein er­z äh ­le­r i­scher Zu­s am ­men­h ang be­steht also nicht. Die­s er wird viel ­mehr ‚ty ­p o­lo­g isch‘, kon ­k ret: or ­n i­t ho­lo­g isch, na­he­ge­legt. Bei dem zwei­t en Bild – ge­z eich­net von Français, ge­schnit­ten von Sa­mu­el Sla­der – läßt sich eine em­ble­m a­t i­sche Be­deu­t ung auf­g rund der pro­m i­nen­t en Po­si­t i­on am Text ­a n­fang ver ­mu­t en: In exo­t i­scher Land­schaft steht ein gro­ßer Ibis auf ei­nem Bein im Was­ser, wie ein Denk­m al sei­ner selbst – als ein Stück un­ver­f üg­ba­r er, mit sich selbst iden­t i­scher Na­t ur. Der selbst ­ge­nüg­s a ­me, ma­je­stä­ tisch-un­b e­weg ­t e Vo­gel ist gleich­s am die An­t i­t he­ se zu dem schüt­z en­den, aber zu­gleich ge­f ähr­de­t en Nest­chen in Pauls Hand. Die wi­der­spruchs­vol­le Wech­sel­b e­z ie­hung von Kul­t ur und Na­t ur wur­de ge­r a­de in der Ro­m an­t ik im ­mer wie­der re­flek­t iert.

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18 ori­g i­na­le Druck­stöcke zu Paul et Virgi­nie 64 [Ber­nar­din de Saint-Pierre]. Johan­not, Tony, Fran­ ç ois Lou­ i s Français, Paul Huet, Charles Marville und Er­nest Mei­s so­n ier. Ori­g i­n a­le Holz­ stöcke mit Il­lu­stra­tio­n en zu: Paul et Virgi­nie. [Pa­r is, L. Curmer, 1838]. 18 gra­vier­te, weiß­gehöhte Holz­stöcke aus Buchs­baum. In Passe­par­tout fi­xiert und in ei­nem schwar­zen, ver­gla ­sten Kunst­stoff­rah­m en (320 x 421 mm). 18 ori­g i­n a ­le Druck­stöcke nach Zeich­nun­gen von Tony Johan­not, Er­nest Mei­sso­n ier u. a. – Som­m et d’ar­bres (40 x 86 mm, S. 55). – Al­oés (30 x 31 mm, S. 93). – Liseron ma­r i­t i­m e (34 x 34 mm, S. 93). – La Font­aine et les Co­c o­t iers (34 x 35 mm, S. 112). – Fi­g ure (28 x 92 mm, S. 175). – Vio­let­tes et Scabieuses (62 x 89 mm, S. 176). – Paul écri­vant (48 x 88 mm, S. 179). – Sin­ges (36 x 35 mm, S. 182). – Paul emb­ras­se le pa­pa­yer (95 x 90 mm, S. 207). – La Mer (14 x 88 mm, S. 388). – Vaisseau à plei­nes voiles (39 x 88 mm, S. 223). – Emblèmes de la Pa­t i­ence (34 x 35 mm, S. 225). – Emblèmes du désespoir (35 x 34 mm, S. 225). – Livres (54 x 88 mm, S. 228). – Paul ap­ p orte la lettre de Virgi­ n ie (49 x 89 mm, S. 230). – Joie de la fa­mil­le à la lecture de la lettre (41 x 87 mm, S. 233). – Paul et Dom­ i ngue vont cherc­ h er le vieill­ ard (35 x 88 mm, S. 233). – Paul éveille le vieill­ard (59 x 88 mm, S. 234). 18 ori­g i­n a ­le, weiß­g ehöhte Holz­s töcke zu den Il­lu­stra­t io­nen von Paul et Virgi­nie mit ganz ver­schie­ de­nen Mo­t i­ven und in sehr un­t er­schied­l i­chen Grö­ ßen und For ­m a­t en wur­den in die­sem Schau­k a­sten zu­sam ­men­ge­faßt. Emo­t i­ons­ge­la­de­ne sze­n i­sche Dar­ stel­lun­gen von Tony Johan­not, wie die Pauls, der mit dem Brief Virgi­n ies nach Hau­se eilt oder die der ge­mein­schaft ­l i­chen Brief­l ek­t ü­r e, wech­seln mit Dar­stel­lun­gen von exo­t i­schen Land­schaf ­t en und

Pflan­z en oder auch em ­ble­m a­t i­schen De­t ails, wie ei­nem Spin­nen­netz, in dem sich die In­itia­le M ver­fan­g en hat. Das gro­ß e Bild Pauls, der ei­nen Pa­pa­y a ­baum um­a rmt, ist an­n ä ­hernd qua­d ra­t isch, ein ex­t re­mes Ob­long ­for ­m at hat hin­g e­g en das Mee­r es­pan­ora ­m a von Paul Huet, an des­sen Ho­r i­ zont sich win­z ig ei­n i­ge Se­gel ab­z eich­nen. Sechs Il­lu­stra­t io­nen lei­t en Ka­pi­t el ein und ent ­h al­t en dar ­u m klei­ne In­itia ­len; be­mer­kens­wert sind zwei Ab­wei­c hun­g en des Druck­t ex­t es ge­g en­ü ber den vor­l ie­gen­den Ma­t ri­z en: So schwebt über un­se­r em Äffchen ein „Q“ statt ei­nes „J“, bei der Rück­kehr Pauls mit dem Brief wur­de das „U“ cou­piert. Für sie­b en Dar­stel­lun­g en, die zu ­meist Fi­g u­r en zei­g en, zeich ­ne­t e Tony Johan ­not ver­a nt ­wort ­l ich, drei fer­tig­te er al­lein [S. 175, 233 und 234], drei in Zu­s am ­men­a r­b eit mit Fran­ç ois Lou­i s Français [S. 179, 207, 233], eine mit Paul Huet [S. 230]. Von Français stam ­men wei­t e­r e fünf Zeich­nun­gen, von Huet zwei See­stücke [S. 212 und 223], von Charles Marville eine Mi­n ia­t ur­l andschaft mit Ko­kos­pal­ men [S. 112]. Er­nest Mei­sso­n ier lie­fer­t e zwei klei­ne em ­ble­m a­t i­sche Bild­chen [S. 225] so­w ie eine win­ kel­f ör ­m i­ge Vor­l a­ge mit pit ­t o­r es­ken Bü­cher­sta­peln zu der In­itia­le „L“ [S. 228]. Die Ste­cher wa­r en Orrin Smith, Ro­b ert Hart, Ge­orge Wilmot Bon­ner, Charles Gray, Sa­mu­el Sla­der, Adèle oder Ag­laé Laisné, Ga ­bri­el Lac­oste (Je­u ne), Tho­m as Wil­l i­a ms und Mary Ann Wil­l i­a ms.

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– Les femmes Mala­ba­res la­vent le corps de Virgi­nie (129 x 97 mm, Ta­fel bei S. 256). – Dou­leur de Ma­dame de La Tour (40 x 87 mm, S. 258). – Tom­beau de Virgi­nie (55 x 88 mm, S. 264). – Emblème de Mort (45 x 88 mm, S. 282). – Oiseaux de pro­ie (66 x 88 mm, S. 305). Im Zen­t rum die­s er Zu­s am ­m en­s tel­l ung von 12 ori­g i­n a ­len, weiß­gehöhten Holz­stöcken zu Il­lu­ stra­t io­nen des Schluß­t eils von Paul et Virgi­nie ste­ hen zwei groß­for ­m a­t i­g e emo­t io­n a ­le Sze­nen von Tony Johan ­not: Le corps de Virgi­nie porté dans la ca­bane [S. 256] und die be­n ach­bar­t e Ta­fel Les femmes Mala­ba­res la­vent le corps de Virgi­nie. Zwei wei­ te­r e Dar­stel­lun­gen, die den Tod der Prot ­a go­n i­stin the­m a­t i­sie­r en, fer ­t ig ­t e er in Ge­mein­schafts­a r­b eit mit Fran­çois Lou­i s Français: Dou­leur de Ma­dame de La Tour [S. 258] und Emblème de Mort [S. 282]. Von Français stammt au­ßer­dem das Tom­beau de Virgi­nie.

12 ori­g i­na­le Druck­stöcke zu Paul et Virgi­nie 65 [Ber­nar­din de Saint-Pierre]. Johan­not, Tony, Fran­ç ois Lou­is Français, Paul Huet und Eugène Isabey. Ori­g i­n a­le Holz­stöcke mit Il­lu ­stra­t io­nen zu: Paul et Virgi­nie. Pa­r is, L. Curmer, 1838.

An dem grö­ß e­r en Ein­g angs­bild Paul, le vieill­ard et Dom­ingue dans le bois wa­r en Tony Johan­not und Paul Huet ge­mein­sam be­t ei­l igt, die­ser lie­fer ­t e noch zwei wei­t e­r e Zeich­nun­gen [S. 236 und 305]. Eugène Isabey ist mit vier im Buch be­n ach­bar­t en Dar­stel­ lun­g en ver­tre­ten [S. 238 – 245]. In den Holz­stich um­ge­setzt wur­den die Vor­la­gen von Orrin Smith, Ro­bert Hart, Tho­m as Bagg, Hen­r i Brévière, Sa­mu­el Sla­der und Tho­m as Wil­l i­a ms.

12 gra­vier­te, weiß­gehöhte Holz­stöcke aus Buchs­baum. In Passe­par­tout fi­xiert und in ei­nem schwar­zen, ver­gla ­sten Kunst­stoff­rah­m en (320 x 421 mm). 12 ori­g i­n a ­le Druck­stöcke nach Zeich­nun­gen von Tony Johan­not, Eugène Isabey u. a. – Paul, le vieill­ard et Dom­ingue dans le bois (80 x 90 mm, S. 235). – Ils écoutent le ca­non – Ora­ge (60 x 88 mm, S. 236). – Pi­r ogue sur le sable (28 x 88 mm, S. 238). – Vue de l’ île d’Am­bre (40 x 88 mm, S. 241). – Ar­r ivée de M. de Lab­ourdonnais (45 x 88 mm, S. 242). – Oiseaux revenant à terre (59 x 88 mm, S. 245). – Le corps de Virgi­nie porté dans la ca­bane (85 x 88 mm, S. 256).

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– Le jar­din du Paria au lever de l’au­rore (128 x 100 mm, Ta­fel bei S. 410). – Le jar­din du Paria (45 x 88 mm, S. 411). – Les pi­pes (34 x 88 mm, S. 415). – Le docteur s’embarque (38 x 39 mm, S. 417). – Tat­amaque. Tacumaliaca (35 x 35 mm, S. 457).

24 ori­g i­na­le Druck­stöcke zu La chaumière in­di­en­ne 66 [Ber­nar­d in de Saint-Pierre]. Français, Fran­ çois Lou­is, Paul Huet, Charles Ja­cque und Er­nest Mei­sso­n ier. Ori­g i­n a­le Holz­stöcke mit Il­lu ­stra­t io­nen zu: La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, L. Curmer, 1838. 24 gra­vier­te, weiß­gehöhte Holz­stöcke aus Buchs­baum. In Passe­par­tout fi­xiert und in ei­nem schwar­zen, ver­gla ­sten Kunst­stoff­rah­m en (420 x 520 mm). 24 ori­g i­n a ­le Druck­stöcke nach Zeich­nun­gen von Français, Huet, Ja­cque und Mei­sso­n ier

Hier lie­gen nun 24 ori­g i­n a­le, weiß­gehöhte Holz­ stöcke zu den Il­lu­stra­t io­nen von La chaumière in­di­en­n e vor, die meist exo­ t i­ s che Land­ s chaf­ t en und Ar­chi­t ek­t u­r en zei­gen. Von Er ­nest Mei­sso­n ier stam­ men sie­ b en Zeich­ nun­ g en [S. 338, 388 (Les fac­to­re­r ies), 398, 405, 407, 415 und 417], von Charles Ja­cque vier [S. 388 – 394], dar­u n­ter die gro­ße An­sicht des Pa­lasts des Groß­mo­g uls. Zwei Stöcke wa ­r en die Druck ­vor­l a­gen für Ta ­feln: Le jar­din du Paria au lever de l’au­rore, die ein­z i­ge Ar­beit von Paul Huet in die­ser Zu­sam ­men­stel­lung, so­w ie In­térieur de forêt von Fran­çois Lou­is Français, der mit ins­ge­samt 12 Stücken ver­t re­t en ist. Die Ste­cher wa­r en Orrin Smith, Ro­bert Hart, Charles Gray, Sa­mu­el Sla­der, Tho­m as Wil­l i­a ms und Mary Ann Wil­l i­a ms.

– Porte­urs d’eau et de gar­g ou­let­te (25 x 87 mm, S. 338). – Palm­iers co­urbés par le vent (38 x 38 mm, S. 375). – Les ani­m aux se font la guerre (38 x 38 mm, S. 377). – Le crocodile (38 x 38 mm, S. 378). – Effet de pluie sur les mon­tag­nes (38 x 38 mm, S. 381). – Palm­iers et mo­nu­m ents hin­dous (38 x 38 mm, S. 382). – Le Paria fuyant les bêtes féroces (38 x 38 mm, S. 384). – In­térieur de forêt (129 x 101 mm, Ta­fel bei S. 384). – Les fac­to­re­r ies (32 x 88 mm, S. 388). – La prison (25 x 88 mm, S. 388). – Le pa­lais de Grand Mogol (115 x 87 mm, S. 391). – Ar­r ivée des co­uriers (38 x 39 mm, S. 392). – Le déménagement (26 x 88 mm, S. 394). – Le Paria en médi­tat­ion (38 x 38 mm, S. 397). – So­li­t ude du Paria (44 x 88 mm, S. 398). – Por­te hin­doue (38 x 38 mm, S. 399). – Le calme de la nuit (38 x 38 mm, S. 399). – Le Paria et la je­une brami­ne (52 x 88 mm, S. 405). – Ta­bleau de fa­mil­le (72 x 88 mm, S. 407).

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Ori­g i­nal-Zeich­nung von Tony Johan­not zu Paul et Virgi­nie 67 [Ber­nar­din de Saint-Pierre]. [Johan­not, Tony]. Ori­g i­n a­le Blei­stift­zeich­nung [Paul emb­ras­se le pa­pa­yer]. [Pa­r is, etwa 1838]. Blei­stift­zeich­nung auf bräun­li­chem Pa­pier (Blatt­g rö­ße: 158 x 133). Un­ter Passe­par­tout (320 x 241 mm). Ori­g i­n al-Zeich­nung von Tony Johan­not Der einst von Virgi­n ie ge­pflanz­t e Pa­pa­y a ­baum ist groß ge­wor­den – und schmerz­l ich er­i n­nert er Paul an ihre lan­ge Ab­we­sen­heit, wie über­h aupt an die Ver­g äng­l ich ­keit des Le­b ens. In me­l an­cho­l i­s cher Stim­mung um­a rmt er an ih­r er Stel­le den Baum. Die­se Sze­ne wird im Ro­m an durch ei­nen Holz­ schnitt il­lu­striert [S. 207]; in un­se­r er Sammmlung be­fi n­det sich dazu auch der ori­g i­n a ­le Druck­stock aus Buchs­baum­holz [95 x 90 mm], und hier ha­ben wir Tony Johan ­nots ori­g i ­n a ­le Vor ­z eich ­nung! Sie wur­de in deut­l ich grö­ße­r em For­m at [158 x 133 mm] eben­so de­l i­k at wie prä ­z i­se mit Blei­stift aus­ge­f ührt. Das me­t a­pho­r isch auf­g e­l a­de­ne, tief­sin­n i­g e Bild bringt nicht nur die zar­te Ein­füh­lung, son­dern auch eine sub­t i­le iro­n i­sche Di­stanz des Künst ­lers zum dar­ge­stell­t en In­h alt zum Aus­d ruck. Johan­not setzt den lei­den­schaft ­l ich be­weg ­t en jun­gen Mann in eine di­r ek­t e Par­a l­le­le zu dem reg­los ne­ben ihm ste­hen­den Al­t en. Bei­de sind bar­f uß, ha­ben eine ähn­ lich locki­ge Haar­tracht, tra­gen ein wei­ßes Hemd, die glei­chen längs­ge­streif ­t en Ho­sen. Wäh­r end Paul sich je­doch sehn­süch­t ig an den dicken Stamm an­ klam­mert, an dem er ab­z u­r ut­schen scheint, stützt sich der Alte mit leicht ver­ s chränk­ t en Ar­ men auf sei­nen dür ­r en Holz­stock, des­sen Li­n ie ex­a kt par­a l­lel mit der des Baum­stamms ver­läuft. Re­ser­ viert und un­ver­wandt schaut er aus dem Bild her­ aus, um Blick ­kon­t akt mit dem Le­ser auf­z u­neh ­men. Er scheint die Apo­ r ien der über­ s chweng­ l i­ c hen Na­t ur-Lie­be vor­aus­z u­a h ­nen.

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Vis­önäre Blicke – ein Öl­ge­mäl­de Tony Johan­nots zu Paul et Virgi­nie 68 [Ber­nar­din de Saint-Pierre]. Johan­not, Tony. Öl­ge­m äl­de: Virgi­nie am Was­ser. [Ohne Ort, etwa 1838]. Öl­g e­m äl­d e auf Lein­wand (460 x 380 mm). Un­t er Holz­rah­m en mit stuck­iertem gold­be­m al­ten Rocaille­de­kor (620 x 527 mm) (Rah­m en mit Aus­bruch ­stel­len, Lein­wand mit klei­nem Krat­zer). Tony Johan­not war der Haupt­il­lu­stra­tor von Ber­ nar­d in de Saint-Pier ­r res exo­t i­schem Ro­m an Paul et Virgi­nie, ei­nem der be­r ühm­t e­sten il­lu­strier ­t en Bü­c her der Ro­m an­t ik. Auf die­s em Öl­g e­m äl­de Johan ­nots be­geg ­net uns die Ti­t el ­hel­d in er ­neut. Im Schat­t en ei­nes mäch­t i­gen Bau­mes sitzt sie mit nack­ ten Bei­nen an ei­nem klei­nen Ge­wäs­ser, den lin­ken Fuß hat sie in das kla­r e Was­ser ge­t aucht. Zwei mo­t iv ­isch ver ­wand­t e Sze­nen ge­stal­t e­t e Johan­ not für die Ro­m an­aus­g a­be von 1838. Auf der Ta­fel Virgi­nie à la font­aine [bei S. 94] kniet das Mäd­chen in ei­nem wei­ßen Kleid an der Quel­le ei­nes Bach­l aufs, um Was­ser zu schöp­fen. Dort, wie auf un­se­r em Ge­ mäl­de öff­net sich dem Be­trach­ter der Blick durch den Wald auf das of­fe­ne Meer in der Fer­ne. Der Holz­schnitt Le bain de Virgi­nie [bei S. 112] steht dem Öl­bild mo­t iv ­i sch noch et ­was nä ­her: Virgi­n ie sitzt in­m it­t en des Ur­wald­d ickichts am Fluß­u fer und hält gleich­falls ei­nen Fuß ins Was­ser. Hier ist sie je­doch, im Be­g riff ein Bad zu neh­men, völ­l ig un­be­k lei­det. Johan­nots Ge­m äl­de folgt we­der dem ei­nen noch dem an­de­r en Vor­bild ge­n au, son­dern rekom ­bi­

niert Aspek­t e aus bei­den und fügt neue hin­z u. Mit ih­r er ro­ten Jacke und der brau­nen, bis über die Knie hoch­ge­k rem­pel­t en Hose ist Virgi­n ie nicht so äthe­r isch-weiß wie auf den Buch­holz­schnit­t en, son­ dern recht ru­sti­k al ge­k lei­det. Was vor­der­g rün­d ig wie eine gen­r e­h af ­t e Tri­v i­a l­i sierung wirkt, ge­w innt eine künst ­le­r i­s che ‚Ei­g en­d y ­n a ­m ik‘: Die dunk­ le Wald­sze­ne wird thea­t ra ­l isch be­leuch­t et, Virgi­ nies Ge­sicht er­scheint wie von ei­nem Schein­wer­ fer an­ge­strahlt. Das lan­ge, glei­ßend-blon­de Haar fällt ihr in den Schoß wie in ei­ner Fließ­be­we­g ung, die von der seit ­l ich her­a b­h än­gen­den gebausch­t en Decke, auf der sie sitzt, auf­ge­nom­men und von den Li­n i­en ih­r er kräf ­t i­gen Bei­ne bis zum Was­ser­spie­ gel fort­ge­f ührt wird – so als stür­z e ein see­li­scher ‚ Ka­t a ­r akt‘ in das stil­le Was­ser. Die ma ­le­r i­schen Mit­ tel ver ­wei­sen auf eine heim ­l i­che kon­t ra­punk­t i­sche Ver­bin­dung zwi­schen Mensch und Na­t ur. Un­w ill­ kür­l ich faßt Virgi­n ie sich mit der rech­t en Hand ans Herz und schaut mit gro­ßen blau­en Au­gen in eine dif­fu­se Fer­ne – in ih­r em Rücken er­späht zu­gleich der Be­t rach­t er, durch eine Lich­t ung sei­ner­seits wie durch ein Auge blickend, ei­nen fer­nen Aus­schnitt des blau­en Mee­r es; er ‚re­flek­tiert‘ gleich­s am ihre Sicht. Der dop­pel­t en Per­spek­t i­ve haf ­t et et ­was Vi­sio­ nä­r es an: Denn die stil­le Idyl­le am Was­ser wird sich spä­t er in ihr Ge­gen­t eil ver­keh­r en; bei ei­nem Schiff­ bruch er­t rinkt Virgi­n ie im Meer. Das gan­z e Hand­ lungs- und See­len­d ra­m a des Ro­m ans ist in die­sem Ge­m äl­de ver­bor­gen an­ge­legt.

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Mo­sa­i k­band mit rei­chem De­kor im ro­man­t i­schen Stil, aus dem Be­sitz von René Des­c amps-Scrive 69 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, [Ja­c ques-Henri].­ Paul et Virgi­ n ie, suivie de la chaumière in­ di­ en­ n e. Édit­ion mi­nia­t ure. Pa­r is, Masson fils, 1839. Ge­sto­che­n er, ko­lo­r ier­ter Ti­tel, 1 Au­to­ren­por­t rait und 12 Ta­feln in Holz­schnitt, alle auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, und (bis auf den Ti­tel) mit be­druck­ten Sei­ den­vor­sät­zen, Holz­schnitt­bor­dü­ren um alle Text­sei­ten und etwa 50 wei­te­re Text­holz­schnit­te. XXIII S., S. [37]477 [so kom­plett!], 1 Bl. Klein-Ok­tav, kaum be­schnit­ten (165 x 107 mm).Dun­ kel­blau­er lang­g e­n arb­ter Ma­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, Rücken und Deckel mit mehr­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en, mit rot ein­ ge­leg­tem De­k or im ro­m an­t i­schen Stil, mit brei­ter gold­

ge­präg­ter Bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, Doublü­ren und Vor­sät­zen aus ro­ter Sei­de, ein­ge­bun­de­nem, in Blau und Gold il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um­ schlag­r ücken) und Ganz­g old­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ (Um­schlag schwach fleckig, S. 325 f. und 345 f. mit klei­nen hin­ter­ leg­ten Rand­fehl ­stel­len). Die ‚klei­ne Schwe­ster‘ der be­r ühm­t en ro­m an­t i­schen Aus­g a ­be Die­se „char ­m an­t e édit ­ion“ wird ge­mein­h in als die „pe­t ite sœur“ [Brivois] der be­r ühm­t en Aus­g a­be von 1838 be­z eich­net. Un­ser Ex­em­plar ent ­h ält den sel­ te­nen, creme­far­be­nen Ori­g i­n al-Um­schlag mit der

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Il­lu­stra­t i­on der Apo­t heo­se der Virgi­n ie in Blau und den Na­men bei­der Ti­tel­hel­den in Gold. Das Por­ trait des Au­t ors wur­de nach Laville ge­schnit­t en von Lac­oste, die üb­r i­gen 12 Holz­schnitt-Ta ­feln fol­gen Zeich­nun­gen u. a. von Laville, Marc­k l, Dev­il­lers, Co­l lig ­non und Ca ­l melet. Den Sei­den­vor­sät­z en wur­ den die je­wei­l i­gen Bild­t i­t el auf­ge­d ruckt.

Pro­ve­n i­enz: Auf ei­nem Vor­blatt das Ex ­l i­bris von René Des­c amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille an­s äs­si­g en In­du­stri­el­len und ne­b en Beraldi und Bart ­hou re­nom ­m ier ­t est­en Samm ­ler sei ­ner Zeit (des­sen Auk ­t i­ons­k a­t a ­log II , Nr. 319: frs. 1.750). – Dar ­u n­t er Adri­a n Flüh ­m anns Eti­kett mit dessen Mo­no­g ramm „awf “.

Der Pa­g i­n ie­r ungs­feh­ler zwi­s chen Vor ­wort und Er­z ähl­t ext – die ara ­bi­sche Zäh­lung be­g innt mit S. 37 – „se retrouve dans tous les ex­ empla­ i res“ [Car­t er­et]; das Buch ist so kom­plett.

Li­t e­r a­t ur: Brivois 398 f.; Car ­t er­et III , 548; Quér­a rd/Bourque­lot V I , 286; San­der 607; Toinet 109; Vica­i re V II , 68 – 70; zu Mer­c i­ er: Fléty 126 f.

Dies ist ein be­son­ders schö­nes Ex­em­plar, wie es der Pro­ve­n i­enz Des­c amps-Scrive wür­d ig ist: In dem rei­chen Mo­s a­ik­band von Émile Mer­ci­er ist es ein wah ­r es Klein­od.

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Das Ex­em­plar des Paul et Virgi­nie-Bi­blio­g ra­phen im schö­nen Ver­le­ger­ein­band 70 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, [Ja­c ques-Hen­r i]. Paul et Virgi­nie. [Und:] La chaumière in­di­en­ne. Pa­r is, Vic­tor Lecou, [1852]. 1 ge­sto­che­n es Au­to­ren­p or­t rait und 13 Ta­feln (da­von 5 Stahl­sti­che und 8 Holz­schnit­te), alle auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit Sei­d en­vor­sät­z en, über 100 Text­holz ­schnit ­te. 276 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert). Quart (266 x 174 mm). Ver­ l e­ g er­ e in­ band aus nacht­blau­em Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, Rücken und Deckel mit rei­chem Gold­de­k or be­deckt, mit Steh- und In­n en­kan­ten­ver­g ol­dung, Sei­den­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­ gold ­schnitt, si­g niert „Lieb­herre“ (Spie­gel mit un ­schein­ ba­rem Kle­be­rest, Pa­pier kaum braun­f leckig, mi­ni­m al rand­ge­bräunt). Paul und Virgi­ n ie als ru­ h ig schla­ fen­ de Klein­ kin­der in ei­ner Hän­ge­m at ­t e, die in ei­nem üp­pig wu­c hern­den Ur ­w ald über stil­len Was­s ern auf­g e­spannt ist – die­s e un­g e­wöhn­l i­che Il­lu­stra­t i­on deu­tet nicht nur eine Rousseausche Ge­bor­gen­heit in der Na­tur an, son­dern auch de­r en Am­bi­va­lenz: Virgi­n ie wird spä­t er bei ei­nem Schiff­bruch im Was­ ser um­kom­men. Das idyl­li­sche Bild füllt in sat­ter Gold­prä­g ung bei­de Deckel des schö­nen Ver­le­ger­ ein­bands (nicht bei Mal­avieille) voll aus. Si­g niert wur­de er von dem Gra­veur Lieb­herre, der zwi­schen 1842 und 1859 tä­t ig war. Das rei­che Bild­m a­t e­r i­a l des Bu­ches be­steht aus über 100 Text ­holz­schnit ­t en, au­ßer­dem aus dem Por ­t rait des Au­tors nach ei­ner Zeich­nung von Anne-Lou­ is Giro­ det-Trios­ on und 13 – nicht, wie mehr­ fach kol­p or­tiert, 14 [vgl. Toinet] – wei­te­ren Ta­feln: 8 Holz­schnit­t en nach Bert­a ll und 5 Stahl­sti­chen nach Co­rbould. Vor­a n­g e­stellt wur­de der Aus­g a ­b e ein Es­sai phi­lo­soph­ique sur Ber­n ar­din de Saint-Pierre von d’Alb­a nès, d. i. Jean-Alex­a n­d re Hav­a rd, der Bru­der des Ver­le­gers Gu­stave Hav­a rd. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel das far­bi­ge Wap­pen­ ex­l i­bris von Paul Toinet, dem Ver­fas­ser der gül­t i­gen Paul et Virgi­nie-Bi­blio­g ra­phie. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­et III , 548; San­der 609; Toinet 131; Vica­i re V II , 70; zu Co­r bould vgl. Beraldi V, 46.

Unik­a les Ex­em­plar auf ro­sa­far­be­nem Pa­pier 71 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­ n ie, suivie de la chaumière in­ di­ en­ n e. Précédé d’une not­ice hi­storique sur Ber­n ar­din de SaintPierre par M. C. A. Sainte-Beuve. Pa­r is, Fur­ne, 1853. 7 Por­t raits in Stahl­stich und 1 ge­sto­che­n e ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­ti­u s), auf Chi­n aPa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit Sei­d en­vor­sät­z en, 18 Ta­feln in Holz­schnitt auf ro­sa­far­be­nem Pa­pier, fast 250 Text­holz ­schnit ­te. 2 Bl., XL S., 330 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 1 Bl. – S. [1 f.] wur­de dem „Avant-pro­pos“ (= S. XXXIXf.]) vor­ge­bun­den. Groß-Ok­tav (257 x 158 mm). Hell­brau­n er Halb­k alb­le­der­band mit de­k o­ra­t i­ver Rücken­ver­g ol­dung, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel auf schwar­zem Le­der­g rund, mit Blind­li­ni­en auf den Deckeln, Ganz­g old­schnitt und mar­ mo­r ier­ten Vor­sät­zen, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „Devauc­hel­le“ (Il­lu ­stra­t io­nen strecken­wei­se mit schwa­chem Ab­klatsch). Das unik­a le Ex­em­plar auf ro­sa ­far­be­nem Pa­pier – den Bi­blio­g ra­phen un­be­k annt Dies ist die er­ste Réédi­t i­on der be­r ühm­t en Aus­ga­b e von 1838, ent­h al­tend ei­nen gro­ßen Teil von de­r en Bild­m a­t e­r i­a l von Tony Johan­not, Er ­nest Mei­sso­n ier u. a. Das vor­l ie­g en­de Ex­em­plar ist auf ro­s a ­far­b e­nem Pa­pier ge­d ruckt – zu­gleich das „Ex­empla­ire uni­ que tiré sur pa­pier de cette cou­leur“ [Vor­t i­t el]. Paul Toinet nennt unik­a le Ex­em­pla­r e in drei ver­schie­ de­nen Far­ben – das uns­r i­ge war ihm al­ler­d ings un­be­k annt. Aus dem Buch sel­b er er­g ibt sich selt­s a­ mer ­wei­se kein Hin­weis auf sei­ne Pro­ve­n i­enz. Soll­ te es der Ver­le­ger für sich zu­r ück ­be­h al­t en ha ­ben? Li­t e­r a­t ur: Brivois 397; vgl. San­der 605; Toinet 136 (mit fal­s cher Kol ­l a­t i­on); Vica ­i re V II , 70 f.

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Unik­a les Ex­em­plar auf gel­bem Pa­pier 72 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­ n ie, suivie de la chaumière in­ di­ en­ n e. Précédé d’une not­ice hi­storique sur Ber­n ar­din de SaintPierre par M. C. A. Sainte-Beuve. Pa­r is, Fur­ne, 1853. 7 Por­t raits in Stahl­stich und 1 ge­sto­che­n e ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­ti­u s), auf Chi­n aPa­pier, mon­tiert auf Kar­ton, 18 Ta­feln in Holz­schnitt auf gel­bem Pa­pier, fast 250 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., XL S., 330 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 1 Bl. – S. [1 f.] wur­ de dem „Avant-pro­pos“ (= S. XXXIXf.]) vor­ge­bun­den. Groß-Ok­tav (257 x 160 mm). Dun­kel­g rü­ner Saf­f i­an­band der Zeit auf vier Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ti­ tel, Blind-, Gold­f ileten und de­k o­ra­t i­ver Ka ­sten­ver­g ol­dung auf dem Rücken, Deckel mit Blind- und fünf

Gold­f ileten­rah­m en, der in­ner­ste mit Eckfleurons, dar­in vor­ne in Frak­t ur „C. M.“ , mit Gold­f i­lete auf den Stehund Dent­el­l e­bor­dü­r e auf den In­n en­k an­ten, Sei­d en­pa­pier­vor­sät­z en und Ganz­g old ­schnitt (Stahl­s ti­c he schwach braun­f leckig). Ein wei­t e­r es Ex­em­plar der er­sten „Réédi­t i­on“ der Aus­g a­be von 1838: das dem Bi­blio­g ra­phen P. Toinet be­k ann­t e Ex­em­plar auf „pa­pier jonquille“, zu­gleich das „Ex­empla­ire uni­q ue tiré sur pa­pier de cette cou­leur“ (Vor ­t i­t el). Es prä­sen­t iert sich in ei­nem ele­g an­t en, sehr schön er­h al­t e­nen Ein­band der Zeit. Pro­ve­n i­enz: Zeit ­ge­nös­si­sche gold­ge­präg ­t e In ­itia ­len „C. M.“ auf dem Vor­der­deckel.

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Unik­a les Ex­em­plar auf blau­g rü­nem Pa­pier 73 Ber­nar­d in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi­ n ie, suivie de la chaumière in­ di­ en­ n e. Précédé d’une not­ice hi­storique sur Ber­n ar­din de SaintPierre par M. C. A. Sainte-Beuve. Pa­r is, Fur­ne, 1853. 7 Por­t raits in Stahl­stich und 1 ge­sto­che­n e ko­lo­r ier­te Kar­te der Ile-de-France (d. i. Mau­r i­ti­u s), auf Chi­n aPa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit Sei­d en­vor­sät­z en, 18 Ta­feln in Holz­schnitt auf bläu­li­chem Pa­pier, fast 250 Text­holz ­schnit ­te. 2 Bl., XL S., 330 S. (durch­ge­hend pa­g i­niert), 1 Bl. – S. [1 f.] wur­de dem „Avant-pro­pos“ (= S. XXXIXf.]) vor­ge­bun­den. Groß-Ok­t av (258 x 160 mm). Au­b er­g i­n e­farbener Saf­f i­an­band der Zeit auf vier Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­ti­tel, fet­ten Blind-, Gold­fileten und de­k o­ ra­t i­ver Ka ­sten­ver­g ol­dung auf dem Rücken, Deckel mit

Rah­m en­werk aus Gold- und fet­ten Blind­f ileten und mit gro­ßen Eckfleurons, mit Gold­f i­lete auf den Steh- und Dent­elle-­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, Mar­m or­pa­pier­ vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt (Ein­band­ecken mit win­ zi­gen Schabstellen, Au­ßen­ge­lenk am Kopf mit minimaler An­pl­at­zung, Stahl­sti­che schwach braun­f leckig, S. 29 und ge­gen­über­lie­gen­de Ta­fel­r ück ­sei­te fleckig). Das unikale Exemplar auf blaugrünem Papier in einem schönen Einband der Zeit Dieses Exemplar auf bläulich-grünlichem Papier ist wiederum das „Exemplaire unique tiré sur papier de cette couleur“ (Vortitel), freilich Toinet unbekannt, der nur eines auf blauem Papier (siehe die folgende Nummer) kannte. Das Buch liegt in einem schönen Einband der Zeit vor.

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Unikales Exemplar auf blauem Papier 74 Bernardin de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie, suivie de la chaumière indienne. Précédé d’une notice historique sur Bernardin de SaintPierre par M. C. A. Sainte-Beuve. Paris, Furne, 1853 7 Portraits in Stahlstich und 1 gestochene Karte der Ilede-France (d. i. Mauritius), auf Chinapapier, montiert auf blauem Papier, die 7 Portraits zusätzlich montiert auf Karton, 18 Tafeln in Holzschnitt auf blauem Papier, fast 250 Textholzschnitte. 1 (statt 2) Bl., XL S., 330 S. (durchgehend paginiert), 1 Bl. – S. [1f.] wurde dem „Avant-propos“ (= S. XXXIXf.]) vorgebunden. Groß-Oktav (272 x 200 mm). Illustrierte Originalbroschur (Umschlag fleckig, Rücken fehlend, Vortitel entfernt, interimistisch geheftete Lagen fast, einige Bl. ganz lose). Das unikale, völlig unbeschnittene Exemplar auf blauem Papier, mit zweitem Satz der Portraits

Anders als bei den vorangegangenen Exemplaren fehlt bei diesem der Vortitel mit der Angabe „Exemplaire unique tiré sur papier de cette couleur“; jedoch handelt es sich zweifelsfrei um das einzige, auch dem Bibliographen Paul Toinet bekannte Exemplar auf Papier „couleur bleu“. Es liegt in fast aufgelöster interimistischer Fadenheftung, quasi in losen Lagen und auch völlig unbeschnitten vor. So stellt es mit Abstand das größte in unserer Reihe der Exemplare auf farbigem Papier dar. Im Unterschied zu den anderen Exemplaren wurden die sieben Portraits und die Karte ebenfalls auf farbiges Papier aufkaschiert, die Karte hier in noch unkoloriertem Zustand; die Portraits liegen zudem nochmals montiert auf Karton vor. In dem Quartett der jeweils einmaligen Exemplare auf farbigem Papier sticht das vorliegende blaue also nochmals heraus.

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Mit zu­sätz­l i­chen Ta­feln, in ei­nem zeit ­ge­nös­si­schen Mo­sa­i k­ein­band à la ca­thédr­ale, aus den Samm­lun­gen Hoe, Rahir und Abdy 75 Bern­is, [Fran­çois-Joa­chim de Pierre, ca­r dinal de]. Œuvres du ca­rdinal de Bern­i s de l’Académie fran­ çoise. Co­llationnées sur les tex­tes des premières édit­ ions, et classées dans un ordre plus méthodique. Pa­r is, N. Del­ang­le [und:] Pro­dhomme et Co­mpagne, 1825. Ra­dier­tes Por­t rait auf Chi­n a­pa­pier, auf­k a ­schiert auf Velin­pa­pier; zu ­sätz­lich 5 hand­ko­lo­r ier­te ra­dier­te Ta­feln; 2 zu ­sätz­li­che ra­dier­te Por­t raits. 2 Bl., VIII S., 476 S. Groß-Ok­t av (222 x 135 mm). Au­b er­g i­n e­farbener Ma­r o­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit reich­ stem Floral- und Strei­ fen­ d e­ k or mit Mo­ t i­ ven à la ca­thédr­ale in Gold und Le­der­in­tar­si­en in Rot, Ocker, Hell­braun und zwei ver­schie­d e­n en Grün­tö­n en, so­wie klei­n en or­n a­m en­ta­len Ak­zen­ten in Blind­prä­g ung, mit Gold­schraf­fen auf den Steh­k an­ten, Gold­f ileten mit klei­ nen Fleurons auf den In­nen­k an­ten, alt­ro­sa­far­be­nen Vor­ sät­zen aus Moi­ré­sei­den­pa­pier so­wie Ganz­gold­schnitt, am Fuß si­g niert „Vo­gel“ , auf dem hin­te­ren flie­gen­den Vor­ satz Buch­bin­der­eti­k ett „E. Vo­gel“ (vor­de­res Au­ßen­ge­ lenk oben mit nur ober­f läch­li­chen An­pl­at­zun­gen, Pa­pier qua­li­täts­be­dingt strecken­wei­se leicht braun ­sprenk­lig bzw. ge­bräunt, ei­ni­ge La­gen stär­k er ge­bräunt). In ei­nem viel­far­bi­gen Mo­sa ­i k­ein­band à la ca­thé­drale der Zeit Fran­çois-Joa­chim de Pierre de Bern­is (1715 –1794) wid ­me­t e sich, „wie vie­le fran­z ö­si­sche Ade­l i­ge je­ ner Zeit, ohne in ­ner­l i­chen Be­r uf dem geist ­l i­chen Stan­de“, stu­d ier ­t e u. a. am Pa ­r i­ser Co­llège Lou­i s le Grand und „trat nach da­m a­l i­ger Sit­t e im J. 1734 in Pa­r is als jun­ger Abbé auf, um Ver­bin­dun­gen und Gön­ner zu su­chen und so sein Glück zu ma­chen. Ver ­w andt­schaft mit den höchst ­ge­stell­t en Per­sön­ lich ­kei­t en des Ho­fes, ein glück ­l i­ches Aeußere, sei ­ne Ma ­n ie­r en, schö­ne An­l a­gen zur Poe­sie und le­bens­lu­sti­ge Theil­nahme an tau­send, mit ­u n­t er auch fri­vo­ len Ver­g nü­g un­gen mach­t en ihn bald zu ei­nem Lieb­ ling der vor ­neh ­men Ge­sell­schaft“ [Wet­z er/Welte]. Ins­be­son­de­r e mach­t e er sich durch sei­ne ga ­l an­t en, „sehr blu­men­r ei­che[n]“ [ebd.] Ge­d ich­t e am Hof be­ liebt, ge­wann die Gunst der Ma­dame de Pom­pa­dour, der Mä­t res­se Lud­w igs XV., er­h ielt eine kö­n ig­l i­che Pen­si­on, Woh­nung im Lou­v re und wur­de 1744 in die Académie française auf­ge­nom ­men. 1751 be­g ann sei­ne po­l i­t i­sche Kar ­r ie­r e: zu­n ächst als Ge­s and­t er in Ve­ne­d ig, 1757 als Au­ßen­m i­n i­ster, ab 1769 als Ge­sand­ter in Rom, bis er in der Fran­zö­si­schen Re­vo­lu­t i­on sei­nes Po­stens ent ­ho­ben wur­de. Auch

in der kirch­li­chen Hier­a r­chie stieg er auf, 1757 wur­de er zum Kar­d i­n al er­n annt, 1764 zum Erz­bi­schof von Albi. Als „ty­pi­scher Dich­t er des Ro­ko­ko“ [Jan 168] pfleg­t e Bern ­i s „eine ele­g an­t e Spra­che“ [Wet­z er/Welte] und wid ­me­t e sich ins­b e­son­de­r e der „be­schrei­b en­den Poe­sie“, mit der er gro­ßen An­k lang fand. Die vor­ lie­gen­den Œuvres be­g in ­nen mit ei ­nem Dis­c o­urs sur la poé ­sie; als Mu­ster von Bern­is’ Dicht­wei­se schlie­ ßen sich Les quatre par­t ies du jour und Les quatre sai­ sons an. Den Haupt­t eil nimmt das Poem La re­li­g ion vengée ein, das in zehn Ge­s än­gen u. a. Idol­atrie, Athe­i s­mus, den epik­u reischen Ma­t e­r ia ­l is­mus, Spi­no­z is­mus, De­is­mus und Hä ­r e­si­en ab­h an­delt, um in den Trio­m phe de la re­li­g i­on zu mün­den. Es fol­ gen Oden und Brie­fe (etwa über den Ge­schmack, die Sit ­t en, die Liberti­n a­g e, Va­t er­l ands­l ie­b e und den Ehr­geiz), so­d ann Dich­t un­gen über den Aber­ glau­ben, den Stolz, die Tu­gend, die Lust, Le mon­de poétique u. a. so­w ie ab­schlie­ßend Réflex­ions sur les gouts et sur les pass­ions (1741). Dem Buch vor­a n­ge­stellt ist ein ra­d ier ­t es Por ­t rait des Ver ­fas­ser auf auf­ge­walz­t em Chi­n a­pa­pier; zwei wei­t e­r e wur­den zu­s ätz­l ich ein­ge­bun­den, ein äl­t e­ res, un­si­g nier ­t es, das zwei­t e ge­sto­chen von Noël Lem­i re um 1796 („L an 4me“) nach ei­ner Mi­n ia­t ur von An­t oine Fran­çois Callet. Die fünf hüb­schen Fa ­rb­sti­che, Pro­be­d rucke avant la lettre, ent­stam­men der 1797 bei Didot er­schie­ ne­nen Aus­g a ­be. Vier stel ­len Per­so­n i ­fi ­k a­t io­nen der Jah­r es­z ei­t en dar, die von Put ­t en be­glei­t et wer­den: Im Früh­l ing be­geg­net eine jun­ge Dame mit ei­nem Blü­t en­z weig in der Hand ei­nem bo­gen­b e­wehr ­t en Amor­k na­ben, der im Som­mer aus sei­nem Füll­horn aus­g ießt, wäh­r end sie im Schat­ten ei­nes Bau­mes sitzt; in der herbst­l i­chen Ern­t e­z eit wischt er ihr mit ei­nem Tuch den Schweiß von der Stirn, der­weil sie aus­r u­hend ih­r en rech­t en Arm auf eine Ge­t rei­de­ gar­be stützt, eine Si­chel in der Hand. Den Win­t er schließ­l ich re­prä­sen­t iert ein an­t i­k isch ge­wan­de­t er al­ter Mann, der sich an ei­ner Feu­er­scha­le wärmt, ihm as­si­stiert ein Putto mit ei­ner Fackel. Das hüb­s che Buch wur­de zeit ­g e­nös­sisch von E. Vo­g el ge­bun­den. Der aus Dres­den ge­bür ­t i­g e Buch­bin­der war 1814 –1849 in Pa ­r is nach­weis­bar und ar­b ei­te­te wohl bisweilen mit Thouvenin zu­ sam ­men [vgl. Rams­den]. Der wun­der­bar er­h al­t e­ne gold- und blind­ge­präg ­t e Mo­sa ­i k­ein­band aus dunkel

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au­ber­g i­ne­farbenem Ma ­r o­q uin mit In­t ar­si­en in Rot, Ocker, Hell­braun und zwei ver­schie­de­nen Grün­t ö­ nen ist de­ko­r iert à la ca­thédr­ale – pas­send zum geist­ li­chen Stand des Au­t ors und sei­nen Tex­t en, zu­gleich eng ver­wandt mit Vo­gels Ein­band der Sainte Bible, der Num­mer 547 in die­ser Samm­lung. Der Band wan­der ­t e durch die Hän­de be­deu­t en­der Bi­blio­phi­ ler wie des ame­r i ­k a ­n i­schen Druck ­m a ­schi ­nen ­her­ stel­lers Ro­bert Hoe (1839 –1909), des großen An­t i­ quars und Sammlers Édou­a rd Rahir (1862 –1924) und des Samm­lers Ro­bert Abdy (1896 –1976).

Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­g el die gold­g e­präg ­t en Ex­li­bris von Ro­bert Hoe (Auk­t i­on I, 1911, Nr. 256) und Édou­a rd Rahir (Auk­t i­on V I , 1938, Nr. 1890: frs. 20.800). – Da­n ach war das Buch im Be­sitz von Ro­bert Abdy (Auk­ti­on I, 1975, Nr. 31: frs. 16.000) und Co­stia Za ­fi ropulo (Auk ­t i­on II , 1994, Nr. 7: frs. 36.000, mit far­bi­ger Ein­band-Abb.). Li­t e­r a­t ur: Quér­a rd I, 94; Rahir 316; Vica­i re I, 432; vgl. Wet­z er/ Welte II , 444 ff.; zu Vo­g el: Culot 571; Fléty 176; Rams­den 218.

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Unik­a les Ex­em­plar auf Per­g a­ment mit zehn ori­g i­na­len Zeich­nun­gen 76 Béroalde de Verville, [Fran­ç ois]. Le moyen de par­venir. Œuvre co­ntenant La rai­son de ce qui a esté, est et sera, avec Demonstrat­ions certa­ines selon la ren­c ontre des effects de vertu. Nouv­el­le édit­ion, co­llationnée sur les tex­tes an­ciens, avec No­tes, Va­r i­an­tes, In­dex, Glossa­ire & Not­ice bi­blio­g raph­ique, par un bi­blio­phi­le camp­a gn­ard. 2 Bde. Pa­r is, Léon Wil­lem, 1870. Ver­fas­ser­p or­t rait avant la lettre, 111 Text­ab­bil­dun­ gen, zahl­rei­che or­n a­m en­ta­le Kopf- und Schluß­vi­g net­ten so­wie dreiz­ei­li­ge Zier­in­itia­len, sämt­lich in Holz­schnitt; zu ­sätz­lich 1 ko­lo­r ier­te Ori­g i­n al-Zeich­n ung als illlustrierter Ti­tel in Bd. I so­wie ins­ge­samt 9 wei­te­re Fe­der­ zeich­nun­gen, da­von 4 grau la­viert. 3 Bl., X LVIII S., 382 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., XV S., 417 S., 1 Bl. – Auf Per­ga­m ent ge­druckt. Ok­tav, un­be­schnit­ten (191 x 120 mm). Rote Ma­r o­quin­ bän­de der Zeit auf je fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und Band­be­zeich­nung in je zwei so­wie floral-or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung in den üb­r i­ gen Rücken­fel­dern, die Deckel mit zwei drei­fa­chen Gold­ fileten­rah­m en, da­zwi­schen Eckfleurons, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten so­wie mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, auf den Spie­geln si­g niert „Masson-Debonn­el­le“ . Das ein­z i­ge Ex­em­plar auf Per­g a ­ment, mit zehn bei­ge­f üg ­t en Ori­g i ­n al­z eich ­nun­gen Vica ­i re kann­t e Ex­em­pla ­r e die­ses Wer­kes auf What­ man- und auf Chi­n a­pa­pier – je­doch kei­nes wie das un­se­r e: Es ist auf Per­g a­ment ge­d ruckt. Soll­te es nicht das ein­z i­ge sei­ner Art sein, so wur­de es uni­k alisiert durch zehn ori­g i­n a ­le, un­si­g nier ­t e Zeich­nun­gen. Das zeit ­g e­n ös­s isch ge­b un­d e­n e Aus­n ah ­m e­ex­ em­ plar wird nicht nur auf­ g rund sei­ ner kost­ ba ­r en Ein­z ig­a r ­t ig­keit vor den Au­gen Un­be­r u­fe­ner ge­schützt wor­den sein, son­dern auch we­gen der 111 oft ero­t i­schen, teils ob­szö­nen, auch flag­el­lan­t i­schen und skato­lo­g i­schen Il­lu­stra­t io­nen, die je­weils als Kopf ­v i­g net ­t en zu den ein­z el­nen Ka­pi­t eln ste­hen. Der Weg zum Er­folg von Fran­çois Béroalde de Verville (1556 –1626) er­schien zu­erst 1617, die­ser Aus­g a­be

vor­a n­ge­stellt sind ein Vor ­wort des Ver­le­gers, eine 29 Num ­mern um ­fas­sen­de Li­ste des édit­ions und die Dis­ser­ta­t i­on von Bern­a rd de La Monnoye von 1732. Pro­ve­n i­enz: Gold­g e­präg ­t es Ex ­l i­bris von Léon Rat­t ier ver­so flie­gen­dem Vor­satz von Band I, des­sen Auk­t i­on I, 1920, Nr. 691: frs. 500. – Band II mit pri­ va­t er Wid­mung in Farb­stift von 1987 auf Vor­blatt. Li­te­r a­tur: Nicht bei Brivois und Car­ter­et, Drujon 268 f.; Gay/ Lemonnyer III , 287; nicht bei Ray und San­der; Vica­i re I, 433 f.; zu Debonn­el­le et Masson: Fléty 53.

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Ei­nes von drei Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier: das der Her­zo­g in von Orlé­a ns 77 Berryer, [Pierre]. Leçons et modèles d’ éloquence judicia­ire. Édit­ion illustrée. Pa­r is, J. L’Hen­r y, 1838. Sehr zahl­r ei­c he Vi­g net­ten, il­lu ­strier­te In­itia­l en und klei­n e­re Zier­in­itia­len in Holz­schnitt. XXIII S., 672 S. – In zwei­spal­t i­gem Druck, Text­spie­gel von dop­pel­tem schwar­zen Fi­let­en­rah­m en um­ge­ben. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (ca. 283 x 183 mm). Dun­k el­li­la Saf­f i­an­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel zwi ­schen fet­ten Blind­rah­m en, dar­in floral-li­nea­rer Gold­de­k or, die Deckel mit fet­tem Blind- und ma­ge­rem Gold­f ileten­rah­m en um ein üp­pi­ges Rocaille-Rah­m en­ werk in Gold­prä­g ung, vorn zen­tral dreiz­ei­lig in Gold­ let­tern „a S. A. R. Mme. Du­chesse d’Orlé­ans“ , mit Gold­ fileten auf den Steh- und vier­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en auf den In­n en­k an­ten, Doublü­ren und Vor­sät­z en aus wei­ßem Moi­ré­pa­pier und Ganz­g old­schnitt, am Fuß si­ gniert „Liber­m ann“ ( Vor­sät­z e oxy­diert, ge­l e­g ent­lich et­was braun­f leckig). Chi­n a­pa­pier-Ex­em­plar der Her­z o­g in von Orlé­a ns

française an­cienne et mo­der­ne in un­se­r er Samm ­lung [Nr. 584]. Ihm soll­t e ei­gent­l ich ein zwei­t er zur par­ la ­men­t a ­r i­schen Be­r ed­s am ­keit fol­gen, was je­doch un­t er­blieb, so daß der be­r eits vor­l ie­g en­de 1838 mit neu­em Ti­t el­blatt ohne Band­a n­g a ­b e ge­d ruckt wur­de [vgl. Quér­a rd/Bourque­lot]. Berryer war auch als Po­l i­t i­ker nicht un­be­deu­t end. Als Mit­glied der Cham­bre des Députés re­prä­sen­t ier­ te er „la France roya­liste et chrétienne“ [DBF VI , 163]. Ei ­nem Mit ­glied der kö­n ig­l i­chen Fa ­m i ­l ie ist das vor­l ie­gen­de Ex­em­plar dann auch ge­w id­met: Der Saf ­fi­a n­band von Liber ­m ann, des­sen Si­g na­t ur „ne fi­g ure que sur ses meill­eu­r es œuvres décoratives“ [Fléty], hat auf dem Vor­der­deckel eine dreiz­ei­li­ge gold­ge­präg­t e Wid­mung „a S. A. R. M. me Du­chesse d’Orlé­a ns“, also Hélène, geb. Her­z o­g in zu Meck­ len­burg-Schwe­r in (1814 –1858), die Schwie­ger ­t och­ ter von Kö­n ig Lou­is-Phil­ippe I.; auf dem Vor­ti­tel fin­det sich ihr Bi­blio­t heks­stem­pel. Der Ver­le­ger be­ dach­t e sie mit ei­nem von nur drei auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruck­t en Ex­em­pla ­r en, wie Vica ­i re und auch eine Blei­stift ­no­t iz in un­se­r em Band be­z eu­gen.

In den Leçons von Pierre An­ t oine Berryer (1790 –1868), dem Prä­si­den­t en der fran­z ö­si­ schen An­walts­k am ­mer und Mit ­glied der Académie française geht es nicht um ju­r i­sti­sche Wis­sen­schaft, son­dern um die Rhe­t o­r ik des Rechts. Nie­m and war dazu mehr be­r u­fen als er, der sei­nen Zeit­ge­nos­sen als „le plus grand des ora­t e­u rs vivants de la France“ [Quér­a rd/Bourque­lot I, 366] galt. In sei­nem hi­sto­r isch weit aus­g rei­fen­den Werk stellt er auch un ­m it ­t el­ba ­r e Vor­l äu­fer aus dem 19. Jahr­hun­dert – Ferre­ire, Lainé, Bell­a rt, de Marc­h angy, Billecocq, Ravez, Berville, Ma­r ie, An­d ré Ma­r ie Jean Ja­cques Du­pin ainé und Phil­ippe Du­pin – in kur­z en Text­ bei­spie­len vor.

Daß Berryer selbst ne­ben sei­ner ju­r i­sti­schen und po­l i­t i­schen Ar­beit li­t e­r a ­r i­sche und bi ­blio­phi ­le In­ ter­es­sen pfleg ­t e, be­legt sein Ex­em­plar von Goe­t hes Faust mit den Il­lu­stra­t io­nen von Delacroix in un­se­ rer Samm­lung [Nr. 267].

Der Band war zu­erst 1836 er­schie­nen, par­a l­lel zu Pierre-Fran­çois Tissots Leçons et modèles de litt­érature

Li­t e­r a­t ur: Quér­a rd/Bourque­lot I, 374, Nr. XII ; Vica­ire I, 436 (als „tome pre­m ier“ mit Er­s chei­nungs­jahr 1836); zu Liber­m ann: Fléty 114; Rams­den 131.

Pro­ve­n i­e nz: Auf dem Vor­der­deckel in Gold­prä­g ung: „a S. A. R. M. me Du­chesse d’Orlé­a ns“, d. i. Hélène, geb. Her­z o­g in zu Meck­len­burg-Schwe­ rin (1814 –1858), de­r en Bi­blio­t heks­stem­pel auf dem Vor­t i­t el. – Mag­g s Bros., de­r en Ka­t a­log 661, Nr. 173, mit ganz­sei­t i­ger Abb. (Ta ­fel LI V ). – Auf Vor­blatt Ex ­l i­bris von Hen­r i Lafond, des­sen Auk­t i­on 2015, Nr. 178.

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Ein Vicomte als Ka­r i­ka­t u­r ist 78 Bert­a ll, [d.i. Charles Al­bert vicomte d’Arnoux].­ Al­bum de ca­ricatures. Pa­ris, Au Bu­re­au du jour­n al La Semaine, 1848. Il­lu ­strier­ter Ti­tel und 22 il­lu ­strier­te Ta­feln in Holz­ schnitt. Quer-Groß-Ok­tav (217 x 298 mm). Il­lu ­strier­te Ori­g i­n alBro­schur (we­ni­ge Bl. mit win­zi­gen Ecklä­su­ren). Sa­t i­r i­sche Ein­blicke in das Re­vo­lu­t i­ons­jahr 1848 Charles Al­bert vicomte d’Ar­no­u x (1820 –1882), der auf Bal­z acs Rat das Ana­g ramm sei­nes zwei­t en Vor­ na ­mens zu sei­nem Künst ­ler ­n a ­men mach­t e, ge­hör ­t e „zu den ge­f rag ­t e­sten Zeich ­nern zahl ­r ei­cher Witzund Sa­t i­r e­z eit­schrif ­t en“, sein um ­fang ­r ei­ches Werk bie­t et „in sei­ner the­m a­t i­schen Viel­falt […] ein wich­ ti­ges kul­t ur­ge­schicht ­l i­ches Do­k u ­ment“ [Bil­der­-wel­ ten 206]. Beraldi nann­t e ihn ei­nen „art­i ste très ori­ gi­n al et spi­r it­uel sans méchanceté“ [Beraldi II , 45]. Das vor­l ie­gen­de Al­bum wur­de vom Bu­re­au du Jour­ nal La Semaine her­aus­ge­ge­ben – höchst ­wahr­schein­

lich wa ­r en die hier se­pa ­r at pu­bli­z ier ­t en Ka ­r i­k a­t u­r en zu­vor in der Zeit­schrift er­schie­nen. Die the­m a­t i­ sche Band­brei­t e reicht von hu ­mor ­voll ka ­r i­k ier ­t en pri­va­t en Sze­nen – etwa der un­w ill­kom ­me­nen Un­t er­bre­chung ei­nes Ren­dez­vous oder dem all­z u ver­ trau ­l i­chen Zwie­ge­spräch mit dem Schwie­ger ­va­t er – bis zu po­li­t i­schen The­men des Jah­r es 1848: Da­bei geht es z. B. um Gleich­heit und Pa­trio­tis­mus, Mi­ li­t är und Wah­len, den ab­ge­d ank­t en Kö­n ig Lou­i s Phil­ippe und um die pro­v i­so­r i­sche Re­g ie­r ung. Alle Zeich ­nun­g en ha ­b en Bild­le­g en­den, ent ­we­ der in Form ei­nes Kom­men­tars oder der Wie­der­ ga ­b e di­r ek­t er dia ­lo­g i­s cher Rede. Die Ta ­feln 14 bis 20 zei­gen je­weils meh­r e­r e (meist vier) klei­ne­r e Ka ­r i­k a­t u ­r en, die bei­den letz­t en ent ­h al­t en Bil­derund Buch­sta ­ben­r ät­sel („Re­bus“). Zahl­r ei­che Holz­schnit ­t e si­g nier ­t e der Re­pro­duk­t i­ons­ste­cher Martial Des­champs, ei­nen Lou­i s Hen­r i Brévière. Li­t e­r a­t ur: Oster ­w al­der 127; zu Bert ­a ll: Beraldi II , 45 ff.; DBF V I , 173 f.

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Sel­t e­nes Ex­em­plar auf ein­sei­t ig be­druck­t em Chi­na­pa­pier 79 Blanc, [Fran­çois], dit La Goutte. Poé­sies en u p­ h iné. Grenoblo Mal­ h érou. Des­ sins patois du Da­ de D. Rahoult, Gra­vur­e s de E. Dar­delet. Préface par Ge­orge Sand [Und:] Poé­sies en patois du Da­u p­hiné. [Coupi de la lettra. Ja­cquety de le Co­m are.] Des­sins de D. Rahoult, Gra­vur­e s de M. E. Dar­delet. Préface et glossa­ ire par Mich­al-Ladichère. 2 in 1 Bd. Gre­no­ble, Rahoult et Dar­delet, 1864 –1874. Etwa 250 Text­h olz­schnit­te, da­von ei­n i­ge mehr­tei­lig. 3 Bl., S. [V]-IX in Blatt­zäh­lung, 1 Bl., 135 S. in Blatt­ zäh­lung, 5 Bl.; 3 Bl., S. [5]-21, 2 Bl., S. [29]-53, S. [55]78 (Glossa­ire, in zwei­spal­t i­gem Druck). – Ein ­sei­t ig auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Ok­tav, kaum be­schnit­ten (220 x 147 mm). Lang­ge­n arb­ ter ro­ter Halb­m a­r o­quin­band auf fünf fla­che, gold­or­n a­ men­t ier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem und -ge­rahm­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­lem Gold­de­kor in fet­tem und ma­ge­rem Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­ dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, am Fuß si­g niert „Semet & Plum­el­le“ (ganz ver­ein­zel­te Braun­f lecken).

Fran­çois Blanc (1665/1670 –1742), ein Le­b ens­m it­ tel­h änd­ler aus Gre­no­ble, der mit ei­ner Apo­t he­kers­ toch­t er ver­hei­r a­t et war, ver­d ank­t e sei­nen Über ­n a­ men „La Goutte“ der über­m ä­ßi­gen Lei­den­schaft für ei­nen gu­t en Trop­fen, die ihn ge­sund­heit ­l ich rui­ nier­t e. In sei­nem in Patois ab­ge­faß­t en Werk Grenoblo Mal­h érou be­k lagt er frei­lich an­de­re Nöte: die Flut ­k a­t a­stro­phe vom 15. Sep­t em ­ber 1733, bei der die Stra­ßen und selbst die Ka­t he­d ra­le der Stadt un­ ter Was­ser ge­setzt wur­den. Am 20. De­z em­ber 1740 wur­de Gre­no­ble ein wei­te­r es Mal von ei­ner Über­ schwem ­mung heim­ge­sucht; da­von er­z ählt die Coupi de la lettra an ei­nen Freund, als trau­r i­ges „supplément“ [Vica­ire] zum er­sten Be­r icht. Doch war Blanc auch „gai et plein d’entrain“ [DBF], wo­von die um 1740 ent­stan­de­ne Ko­mö­d ie Ja­cquety de le Co­m are zeugt – eine „satitre amus­a n­te où la verve un peu gaul­oise de l’au­t eur s’ex­erce sans con­t ra­i nte“ [ebd.] Etwa um 1860 faß­ten der Ma­ler Diodore Rahoult (1819 –1874) und der Ste­cher Étienne Dar­delet, bei­ de gleich­falls aus Gre­no­ble, den Plan ei­ner il­lu­ strier ­t en Neu­aus­g a ­be der Wer­ke Blancs im ei­ge­nen

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Ver­lag; das Vor­wort von Ge­orge Sand zu Grenoblo Mal­h érou – hier erst­m als pu­bli­z iert – ist auf 1860 da­t iert. Das Un­ter­neh­men zog sich in­des hin: Der er­ste Band er­schien 1864, der Fol­ge­band erst 1874. Trotz der pu­bli­z i­sti­schen Schüt­z en­h il­fe durch die pro­m i­nen­t e Au­t o­r in war der Er ­folg des in Dia ­lekt ge­schrie­be­nen Wer­kes aus der süd­ost ­f ran ­z ö­si­schen Pro­v inz an­schei­nend eben­falls ge­r ing. Vica ­i re und Car ­t er­et ge­ben die Kol­l a­t i­on des zwei­t en Teils mit IX und 21 Sei­t en an, was be­deu­t et, daß das Stück Ja­c quety de le Co­m are wie auch das um­fang­r ei­che Glossa­ire ih­nen gar nicht zur Kennt­n is kam. Nicht an­ders ver­h ält es sich mit der Re­z ep­t i­on des reich il­lu­strier ­t en Wer­kes durch die Kunst ­h i­sto­r i­ker: Beraldi kann­t e den zwei­t en Band nicht; Se­k un­d är­ wer­ke wie Rümann, San­der, Ray und der Ka­ta­log Bil­der­wel­ten über­g in­gen das Werk ganz; Oster­wal­ der ge­w ähr ­t e kei ­nem der bei­den Künst ­ler ei­nen bio­g ra­phi­schen Ein­t rag. Von viel­s a ­g en­der Zwei­deu­t ig­keit war be­r eits das Lob, das Beraldi für das „ouv­ra­ge as­sez es­timé“ üb­r ig hat­t e: „c’est une curiosité qu’un livre illu­stré mené à bien en pro­v ince!“ Le­d ig­l ich die Bi­blio­g ra­ phen Vica ­i re und Car ­t er­et er­k ann­t en vor­be­h alt ­los, wenn auch nur in all­ge­mei­nen Wor­t en den Wert der „très bel­les gra­v ur­es“ [Vica ­i re] an. An­son­sten blieb das Buch im blin­den Fleck der Pa­r i­ser Zen­t ral­per­ spek­t i­ve. Da ­bei han­del­t e es sich kei­nes­wegs um ein ‚pro­v in­z i­el­les‘ Werk: Der In­itia­t or, der Ma ­ler und Ver­le­ger Diodore Rahoult war zwar in Gre­no­ble auf­ ge­wach­sen und blieb sei ­ner Hei ­m at ­stadt zeit ­le­bens ver­bun­den, doch war er in Pa­r is Schü­ler von Léon Cog­n iet und stell­t e von 1859 bis 1869 im Sa­lon aus. Erst in jüng­ ster Zeit wur­ de das mit rund 250 Text ­holz­s chnit ­t en durch­g e­hend und ful ­m i ­n ant be­bil­der ­t e Werk von Remi Blachon ge­büh­r end ge­w ür­d igt, wo­bei er sich auch auf zeit ­ge­nös­si­sche Stim­men be­r ief: „La qual­ité des bois de ces livres est tout à fait étonn­a n­t e. Vic­t or Hugo les co­n sidéra co­ m me des ‚œuvres magi­ str­ a les‘, cel­ les d’ ‚un maître traduit par un maître‘.“ Félix Gar­de zi­t ier­t e Blachon mit dem be­ g ei­ s ter­ t en Aus­ r uf: „cette pu­blic­at­ion égale les plus beaux tira­ges de grand luxe de la ca­pit­a le“. Gar­de ahn­te nicht, daß das Buch durch­aus auch ma­te­r ia­li­ter mit dem „grand luxe“ der Haupt­stadt mit­h al­t en konn­t e; Car­t er­et wuß­t e im­mer­h in, daß von dem 1864 er­schie­ne­nen Band „quelques ex. sur chine qui sont ra­res“ [Car­ter­et] exi­stier­ten. Un­ser Ex­em­plar lie­fert nun den Be­weis, daß dies für das kom­plet­t e zwei­bän­d i­ge Werk gilt: Es liegt hier,

kaum be­schnit ­t en und wohl­be­h al­t en, in durch­ge­ hend ein­sei­t i­gem Druck auf Chi­n a­pa­pier vor. Klei­ ne­r e Ir ­r e­g u­l a ­r i­t ä­t en spre­chen da ­f ür, daß nur ganz we­n i­ge Ex­em­pla ­r e in die­ser Wei­se her­ge­stellt wur­ den: So wur­de ein bei Vica­i re er­wähn­t es Blatt mit dem „ex­t ra­it d’une lettre de Vic­t or Hugo“ hier eben­ so weg­ge­las­sen wie das auf dem Ti­tel des zwei­ten Ban­des an­ge­k ün­d ig ­t e (und evtl. rö­m isch pa­g i­n ier ­t e) Préface von Fran­çois-Alex ­a n­d re Mich­a l-Ladichère. Selt ­s a ­m er ­wei­s e scheint sich die ab­s chät­z i­g e Be­h and­lung des ein­d rucks­vol­len Wer­kes aus der fran­zö­si­schen Al­pen ­me­t ro­po­le bis in die Ge­gen­wart fort­z u­set­zen: Im Pa ­r i­ser Auk­t i­ons­k a­t a ­log von An­d ré Tissot-Du­pont wur­de der zwei­t e Band wie­der ­u m schlicht über­se­hen – was nicht da­durch ent­schul­ digt wird, daß bei­de Tei­le im letz­ten Jahr­hun­dert von Semet & Plum­ el­ le in ei­ nem so­ l i­ den Halb­m a ­r o­q uin­band ver­ei­n igt wur­den. Pro­ve­n i­enz: An­d ré Tissot-Du­pont (Auk­t i­on 2016, Nr. 70, mit in­d is­k u­t a ­bler Be­schrei­bung!). Li­t e­r a­t ur: Bénézit XI , 402; Beraldi XI , 150; Blachon 133 f. (mit 3 Abb.); nicht bei Brivois; Car­ter­et III , 95 und 95 f.; DBF V I , 582; nicht bei Ray und San­der; Spœlberch, Sand 290; Thieme/ Becker 27, 572; Vica­ire I, 812 f. und 813; zu Semet & Plum­el­ le: Fléty 161.

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Ve­r a­c ruz, den wich­t ig­sten At ­l an­t ik ­h a ­fen Me­x i­ kos, be­schüt­z en soll­t e. Die schnel­le Ein­n ah ­me von Fe­stung und Stadt durch ein klei­nes Ge­schwa­der leich­t er Kriegs­schif ­fe über ­r asch­t e die da ­m a ­l i­gen Mi­l i­t är­ex­per ­t en; Bau­d in wur­de für die­se mi­l i­t ä ­r i­ sche Tat zum Vi­z e­ad ­m i­r al er ­n annt. Der Han­dels­ krieg en­de­t e mit ei­nem Frie­dens­ver ­t rag und dem Ab­z ug der Fran­z o­sen am 9. März 1839.

Unik­a les [?] Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier mit drei­fachem Ta­fel­satz, aus der Bi­blio­t hek Villebœuf 80 Blanc­hard, P[hara­mond] und A[drien] Da­uzats. San Juan de Ulùa ou re­la­t i­on de l’ex­pédit­ion française au Mexique, sous les or­dres de M. le co­ntre-am­iral Bau­ din. Suivi de no­tes et documents, et d’un aperçu général sur l’ état ac­tuel de Te­xas, par E. Mais­sin. Pub­lié par ordre du roi, sous les aus­pices de M. le ba­r on Tu­pi­nier, al­ors mi­ni­stre de la ma­r i­ne. Pa­r is, Gide, 1839. 18 Ta­feln auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier, der gan­ze Satz doub­le­t t so­wie noch­m als wie­der­h olt auf Chi­n a­pa­pier; 34 Text­ab­bil­dun­gen; al­les in Holz­schnitt. XII ein ­sei­t ig be­druck­te Bl., 591 S. Quart, un­be­schnit­ten (287 x 190 mm). Lang­ge­n arb­ter dunkelbrauner ­Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken mit gold­ge­präg­tem Ti­tel in­m it­ten den gan­zen Rücken be­decken­der flora­ler Ver­g ol­dung, mit Gold­f ileten auf den Deckeln und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ver­so flie­gen­ dem Vor­satz si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ . Paul Villebœufs Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier, mit drei­fa­chem Ta ­fel­satz Im Jahr 1838 brach zwi­schen Me­x i­ko und Frank­ reich der „Ku­ c hen­ k rieg“ aus, nach­ dem fran­ z ö­ si­s che Ge­s chäfts­leu­t e über ihre sy­s te­m a­t i­s che Be­n ach­t ei­l i­g ung und Schä­d i­g ung in Me­x i­ko ge­k lagt hat ­t en. Kö­n ig Lou­i s-Phil­ippe sand­t e eine Flot­ te un­t er dem Be­fehl des Kon­t er­ad­m i­r als Charles Bau­d in (1784 –1854) aus, die alle me­x i­k a ­n i­s chen Hä ­fen blockier ­t e. Nach ver­g eb­l i­c hen Ver­h and­lun­gen ließ Bau­d in am 27. No­vem­ber das auf ei­ner In­ sel ge­le­ge­ne Fort San Juan de Ulúa bom­bar­d ie­r en, das

Dies ist die Ori­g i­n al­aus­g a ­b e des Ex­p e­d i­t i­ons­b e­r ichts des Ma ­l ers Hen ­r i-Pierre-LéonPhara­mond Blanc­h ard (1805 –1873), der das Un­t er­ neh ­men als At ­t a­ché be­glei­t et hat ­t e. Adrien Da­u zats, sein Freund (1804 –1868), selbst ein „voyageur in­ fati­g ab­le“ [DBF X, 321], der als Buch­i l­lu­stra­t or wie als Ma ­ler „fast aus­schließ­l ich das land­schaft ­l ichar­c hi­t ek­t o­n i­s che Fach“ [Thieme/Becker 8, 446] pfleg ­t e, as­si­stier ­t e ihm le­d ig­l ich bei der Fer ­t ig­ stel­lung, wie die­ser in sei­nem Vor ­wort er­l äu­t er ­t e: „je tradu­isis donc sur bois la moitié des des­sins; […] je relus le man­u scrit, j’ajo­utai quelques mots, l’en effaçai quelques au­tres“ [S. Vf.]. Un­m it­tel­bar nach der Pu­bli­k a­t i­on des Bu­ches be­glei­t e­t e Da­u zats sel­b er als künst ­le­r i­s cher Lei­t er die mi­l i­t ä ­r i­s che Ex­p e­d i­t i­on von Fer­d i­n and duc d’Orlé­a ns nach Al­ge­r i­en, des­sen Jour­n al de l’ex­pédit­ion des Por­tes de Fer 1844 von Charles Nodier her­aus­ge­ge­ben wur­ de [vgl. Nr. 471 ff. un­se­r er Samm­lung]. Eine Ta­fel [S. 124] ist si­g niert von Just­i n Ouvrier, d. i. Pierre Just­i n Ouvrié (1806 –1879). In den ein­schlä­g i­gen Ame­r i­k a-Bi­blio­g ra­phi­en von Leclerc und Sabin ist das Werk wohl­be­k annt, nicht je­doch in der Li­t e­r a­t ur zur Bi­blio­phi­l ie des 19. Jahr­ hun­derts – da ­b ei ist ge­r a­de die­ses Ex­em­plar von her­aus­r a­g en­der bi­blio­phi­ler Qua­l i­t ät: Es wur­de auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt und mit ei­nem drei­fa­ chen Satz der 18 Holz­schnitt-Ta ­feln aus­ge­stat ­t et: zwei­m al auf auf­ge­walz­t em Chi­n a­pa­pier, ein ­m al auf Chi­n a­pa­pier avant la lettre. Das ta­del ­los er­h al­t e­ne un­be­schnit ­t e­ne Buch prä­sen­t iert sich in ei­nem Ein­ band von Émile Mer­ci­er und stammt aus dem Be­sitz des be­deu­t en­den Samm ­lers Paul Villebœuf. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel gold­ge­präg ­t es Ex ­l i­bris von Paul Villebœuf (nicht in des­sen Auk­t i­on 1963). Li­t e­r a­t ur: Bru ­net I, 963; DBF V, 849 f. (Bau­d in), V I , 606 f. (Blanc­h ard), und X, 320 f. (Da­u zats); Gra­e s­s e I, 436; Leclerc 1075; Sabin II , 216, Nr. 5832; Thieme/Becker 4, 94 (mit in­kor­r ek­t em Ti­t el); zu Ouvrié: Bénézit X, 461 f.; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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400 ko­lo­r ier ­t e Holz­schnit­t e 81 Blanc­hard, P[ierre]. Le Buf­ fon de la je­ u n­ e s­ se. Zoo­lo­g ie – Bot­anique – Min­éralogie. Re­vu, co­r rigé et aug­m enté par M. [Jean-Charles] Chenu. Illu­stré de plus de 400 su­jets d’ histo­ire na­t u­rel­le, des­sin­é s et gravés par nos meille­urs ar­t ist­e s. (Co­urs élémenta­ire d’ histo­ire na­t u­rel­le). Pa­r is, Mo­r i­zot, 1859. 92 Ta­feln mit über 400 ko­l o­r ier­ten Holz­schnit­ten, 3 Text­holz ­schnit ­te. VIII S., 592 S. Quart (261 x 168 mm). Schwar­z er Per­k a­lin-Ver­le­ger­ein­band mit schö­ner gold­ge­präg­ter Rücken- und Deckel­ il­lu ­stra­t i­on und Ganz­g old ­schnitt (durch­ge­h end braun­ fleckig). Mit über 400 ko­lo­r ier ­t en Ab­bil­dun­gen, in ei­nem de­ko­r a­t iv il­lu­strier ­t en Ver­le­ger­ein ­band Pierre Blanc­h ard (1772 –1856) ver­öf ­fent ­l ich­t e zahl­ rei­che Ju­gend­bü­cher und wur­de 1810 auch Buch­ händ­ler und Ver­le­ger, um sei­ne Schrif ­t en ef ­fek­t i­ver

ver­brei­t en zu kön­nen. Le Buf­fon de la je­u n­e s­se – an­schlie­ßend an Buf ­fo­n s Histo­ire na­t u­rel­le – ist viel­ leicht sein wich­t ig­stes Werk; es wur­de wäh­r end des gan­z en 19. Jahr­hun­derts im ­mer wie­der auf­ge­legt: Zu­erst 1801, 1835 be­r eits in 6. Auf­la­ge, 1849 erst­ mals und 1874 noch­m als in der Be­a r­b ei­tung des Arz­t es und Bi­blio­t he­k ars an der École de médecine milita­ire, Jean-Charles Chenu (1808 –1879). Der Ver­l ag Mo­r i­z ot spe­z ia ­l i­sier ­t e sich in der Nach­ fol­ge von Belin-Leprieur auf Ju­gend- und zu­neh­ mend auf il­lu­strier ­t e Bü­cher, für de­r en Ein­bän­de er be­son­de­r e Plat ­t en an­fer ­t i­gen ließ. Der vor­l ie­gen­de Ein­band prä­sen­t iert auf dem Rücken und Vor­der­ deckel ver­schie­den­ste Wild­t ie­r e in ei­nem de­ko­r a­t iv sti­l i­sier ­t en Ur ­wald, auf dem Hin­t er­deckel hin­ge­gen ei­nen ru ­hen­den Lö­wen. Li­t e­r a­t ur: DBF V I , 607, und V III , 996; DLF I, 167; vgl. Qué­r ars/ Bourque­lot I, 570; vgl. Mal­avieille 220 f.

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Mit sämt­l i­chen Lie­fe­r ungs­um­schlä­gen 82 [Boccaccio, Giovanni]. Co­ntes de Boccace. (Le Décaméron). Traduits de l’ ita­li­en et précédés d’une not­ice hi­storique par A. Bar­bier. Vi­g net­tes par MM. Tony Johan­ n ot, H. Ba­ r on, Eug. Laville, Célestin Na­nteuil, Grandville, Geoffroi, etc. Pa­r is, Bar­bier, 1846. 32 Ta­feln in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf star­k em Ve­lin­pa­pier, etwa 100 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., VIII S., 505, (3) S. Quart, un­be­schnit­ten (279 x 182 mm). Lang­g e­n arb­ ter nacht­blau­er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf zwi­schen Gold­f ileten or­n a­m en­tal blind­ge­präg­te Bünde, in den Rücken­fel­dern je­weils in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en gold­ge­präg­ter Ti­tel bzw. or­n a­m en­ta­le Ver­g ol­dung mit dun­k el­r o­ten Ma­r o­quin­in­t ar­si­en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­n en 39 il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs­u m ­schlä­gen und dem il­lu­ strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1924“ (Kan­ten berie­ben). Er­ste Aus­g a ­be der reich il­lu­strier ­t en fran­z ö­si­schen Über­set­z ung, mit al­len Um­schlä­gen Boccaccios mit ­t el­a l­t er­l i­ches Welt ­t hea­t er, das sich in zehn mal zehn No­vel­len ent­r ollt, wur­de ge­r a­de auch in der Zeit der Ro­m an­t ik gou­t iert. Das Dekameron reg­t e u. a. Honoré de Bal­z ac zu Les co­ntes drolatiques an, die eben­falls im Spät­m it­t el­a l­t er spie­len. Dies ist die er­ste Aus­g a ­be der Über­set­z ung des viel­sei­t i­gen Schrift­stel­lers Hen­r i-Au­g u­ste Bar­bier (1805 –1882), der auch mit Über­set­z un­gen aus dem Eng­li­schen, au­ßer­dem mit hi­sto­r i­schen Ro­m a ­nen und Sa­t i­r en her ­vor ­t rat. Eine gan­z e Rei­he Künst ­ler war an der Il­lu­stra­t i­on des Werks be­tei­ligt, so Hen­r i An­toine Ba­r on, von dem 12 der 32 Ta­feln stam­men, Célestin Na­nteuil (4 Ta­feln) und Eugène Laville. Um­fang­r eich ver­t re­ ten sind Zeich­nun­gen von Eugène Bat­t ail­le, Brug­ not und Eu­stache Lorsay, die auf dem Ti­tel nicht ge­n annt sind. Die be­r ühm­t e­sten Bei­t rä­ger sind in­ des Grandville – nur mit der Ta­fel Le médecin joué – und Tony Johan­not, der die Ta­feln Le ca­lendrier des vieill­ards und Le rossignol so­w ie ei­n i­g e Text­holz­schnit ­t e schuf.

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Das Werk er­schien in 62 Lie­fe­run­g en (laut zeit­g e­nös­si­s cher hand­s chrift ­l i­c her Nu ­me­r ie­r ung in un­se­r em Ex­em­plar – nicht 60, wie öf ­t er an­ge­ge­ben) in ins­ge­samt 39 Hef ­t en. Sämt ­l i­che Lie­fe­r ungs­u m­ schlä­ge sind bei­ge­bun­den; sie zei­gen auf rosa Pa­pier zwei ver­schie­de­ne Ab­bil­dungs­mo­t i­ve. Ein­ge­bun­den ist auch der cha ­mois­far­b ene Ori­g i­n al-Um­schlag, der vorn und hin­t en zwei wei­t e­r e Mo­t i­ve auf­weist. Die­ses Werk der Welt ­l i­t e­r a­t ur, auf ­be­r ei­t et im Ge­ schmack der fran­z ö­si­schen Ro­m an­t ik, „très bien im­primé sur beau pa­pier vélin“ [Car­ter­et], ist im vor­l ie­gen­den Ex­em­plar un ­b e­schnit ­t en, ge­bun­den in ei­nen Mei­ster­ein­band von Ge­org­es Mer­ci­er und in na ­he­z u per ­fek­t er Er­h al­t ung auf uns ge­kom ­men. Pro­ve­n i­enz: Ja­cques Levy (Blei­stift ­ver ­merk auf dem Vor­blatt). Li­t e­r a­t ur: Brivois 61; Car ­t er­et III , 96; DBF V, 318 f.; Ma­r ie 102; Oster­w al­der 82, 448, 539, 594 und 745; Ren­onciat 286; San­der 108; Vica­i re I, 824 f.

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Mit ei­ner zu­sätz­l i­chen Sui­t e hand­ko­lo­r ier ­t er Ta­feln 83 Boi­leau-Des­préaux, Nico­las. Œuvres de Boi­leau. Illustrées par MM. Tony Johan­n ot, J.-J. Grandville et Devé­r ia, avec une not­ice par M. Da­unou. [Und:] Sui­te sé­pa­rée des planches co­lor­iées. Pa­r is, J. Desm­alis, 1840. 1 Por­t rait Boile­a us in Stahl­stich auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton und mit gel­bem Sei­d en­vor­satz, 4 or­n a­m en­ta­le lithographierte Zwi­schen­t i­tel auf stär­k e­ rem Pa­pier (da­von 2 in brau­nem Druck), 1 il­lu­strier­ter Zwi­schen­t i­tel in Holz­schnitt, 16 (statt: 18!) Holz­schnittTa­feln, zahl­rei­che or­n a­m en­ta­le und 4 fi­g u­ra­t i­ve Holz­ schnitt-Vi­g net­ten. Se­pa­rat in Map­pe: 18 hand­k o­lo­r ier­ te Holz­schnitt-Ta­feln mit lo­sen Sei­den­vor­sät­zen. 2 Bl., 507 S. Quart (255 x 161 mm). Brau­ner Ma­r o­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Ver­fas­ser­n a­m en auf dem Rücken zwi­schen gold­ge­präg­ter Or­n a­m ent­ik aus Vo­lu­ten und Rocaillen, auf den Deckeln aus ähn­ li­chen Ele­m en­ten ein or­n a­m en­ta­ler Rah­m en in fet­tem Gold­f ileten­rah­m en, zen­t ral ein in­mit­ten von RocaillenDe­kor sit­zen­der Putto, mit Gold­f i­lete auf den Steh- und or­n a­m en­ta­ler Blind­prä­g ung auf den In­nen­k an­ten, mar­ mo­r ier­ten Vor­sät­zen und ge­mu ­ster­tem Fa­rb­schnitt, und mo­d er­n e Lein­wand­m ap­pe mit gold­g e­präg­tem Saf­f i­ an-Deckel­schild, die­se si­g niert „James Mac ­D o­n ald Co. New York City“ , zu­sam­m en in mit Filz ge­f üt­ter­ter Lei­ nen­k as­set­te des­sel­ben Bin­ders mit gold­ge­präg­tem Saf­f i­ an-Rücken­schild (2 Ta­feln feh­len, er­ste Bl. mä­ßig, sonst ge­le­gent­lich schwach braun­f leckig). Mit ei­ner se­pa ­r a­t en Sui­t e hand­ko­lo­r ier ­t er Ta ­feln Nico­las Boi­leau (1636 –1711) ist ein ‚Klas­si­ker‘, um den auch die ‚Ro­ m an­ t ik‘ nicht her­ u m­ k am. Ein vä­t er­l i­ches Erbe er ­mög­l ich­t e es dem zu­n ächst Theo­ lo­g ie und Jura Stu­d ie­r en­den, sich ganz der Dicht­ kunst zu wid­men. 1660 er­schien die er­ste sei­ner Vers­s a­t i­r en auf den Pa ­r i­ser Li­t e­r a­t ur­b e­t rieb, mit de­nen er das Gen­r e der Li­t e­r a­t ur­k ri­t ik und zu­ gleich die Maß­stä ­be der fran­z ö­si­schen Klas­sik ge­ gen die vor­herr­schen­den ba ­r ocken Vor­l ie­b en für He­r oi­sches, Bur­les­kes und Prez­öses eta ­blier ­t e. Die

Gat­t ung des Ro­m ans tat er in dem 1664 ver­faß­t en sa­t i­r i­schen Dia ­log über Les héros de ro­m an als un­ se­r i­ös ab. Wäh­r end er sich da­m it bei vie­len Zeit­ge­ nos­sen un­be­l iebt mach­t e, ge­wann er mit phi­lo­so­ phisch-mo­r a ­l i­schen Vers­epi­steln (1669) die Gunst Lud­w igs XIV. und des Mi­n i­sters Col­bert. Be­f reun­ det war er mit La Font­a ine, Mo­lière und Racine, mit dem er 1677 zum Hi­sto­r io­g raphe du Roi er­n annt wur­de. Sei­ne Li­t e­r a­t ur ­t heo­r ie er ­w uchs aus ei­ ner Über­set­z ung des an­t i­ken pseu­do-longi­n i­schen Traité du sub­li­m e (1674) und der ho­r az­ischen Tra­ di­t i­on; Boile­aus L’Art po­et­i que in vier ge­reim­ten „Ge­sän­gen“ avan­cier ­t e zu ei­nem maß­geb­l i­chen Text der fran­z ö­si­schen Klas­sik. Hat ­t e schon die mi­so­g y ­ne zehn­t e Sa­t i­r e Boile­aus eine Apo­lo­g ie des femmes von Charles Per­r ault pro­ vo­z iert, so kam es zu ei­nem fol­gen­r ei­chen Bruch, als die­ser 1687 in der Académie française ein Trak­ tat ver­l as, das die Über­le­gen­heit der ge­gen­w är ­t i­ gen Epo­che über die klas­si­sche An­t i­ke po­stu­l ier­ te. Boi­leau lö­ste als Wort­f üh­r er sei­ner Geg­ner den be­r ühm­t en Li­t e­r a­t en­streit der Quer­el­le des An­ciens et des Mo­der­nes aus. Die vor­l ie­gen­de Werk­aus­g a ­b e ent ­h ält ne­b en den Sa­t i­r es, Épitres und den po­eto­lo­g i­s chen Tex­t en Boile­aus auch das he­r o­i sch-ko­m i­s che Epos Le Lutrin über das Le­ben der Pa­r i­ser Stifts­her­r en (Das No­ten­pult, 1674, voll­stän­d ig 1683), die Par­odie du Cid, Oden, Epi­g ram­me und fünf Brie­fe. Der Ver­fas­ ser der ein ­lei­t en­den Not ­ice, Pierre-Claude Fran­çois Da­u nou (1761 –1840) war von 1804 bis zum Sturz Na­po­le­ons Di­r ek­t or der staat ­l i­chen Ar­chi­ve, un­t er der Ju­l i­mon­a r­chie er­h ielt er die­ses be­deu­t en­de Amt 1830 zu­r ück [vgl. DBF X, 287 f.]. Die Il­lu­stra­t io­nen stam ­men von drei der be­deu­t end­ sten Zeich­ner der ro­m an­t i­schen Epo­che: von Achille Devé­r ia acht Ta­feln, von Tony Johan­not sechs – die­ se zei­g en Sze­nen mit be­s on­ders aus­d rucks­star­ ken Ge­s ich­t ern – so­w ie ein Text ­holz­s chnitt [S. 300], von Grandville vier Ta­feln (zwei da­von

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un­si­g niert) so­w ie zwei Text­holz­schnit­te [S. 44 und 120]: „La verve du célèbre au­teur satirique, ami de […] suggère à Grandville quelques pi­t toresques images“ [Ren­onciat 192]. Das vor­a n­ge­stell­t e Por ­t rait zeich­ ne­t e und stach Cyprien Ja­cque­m in, die or ­n a ­men­t al ge­schmück­t en Zwi­schen­t i­t el Charles Er ­nest Clerget, der auf „Buch­t i­t el“, „Or ­n a ­ment ­blät ­t er“ so­w ie „Vor­l a­gen für die Go­b e­l in ­m a ­nu­fak­t ur“ in Sèvres [Thieme/Becker 7, 89] spe­z ia­l i­siert war. Ta­fel V zu Le Lutrin ist irr­t üm­l ich mit IV nu ­me­r iert und in un­se­r em Ex­em­plar dar ­u m zu­s am ­men mit der ei­gent ­l i­chen Nr. I V nach S. 310 statt nach S. 320] ein­ge­bun­den. Zwei Ta ­feln zur Art Poétique [bei S. 246 und 263] sind in un­se­r em Band nicht vor­h an­ den, da ­f ür je­doch in der se­pa ­r at bei­ge­ge­be­nen Sui­t e sorg ­f äl­t ig ko­lo­r ier ­t er Ta ­feln. Die­se dürf ­t e sehr sel­ ten, wenn nicht uni­k al sein, wenn Car­t er­et ei­gens her­vor­hebt: „Nous avons eu en mains un ex­empla­i re co­lo­r ié, relié à l’époque“ [Car­t er­et]. Auch das uns­ ri­ge be­sitzt ei ­nen sehr schön er­h al­t e­nen RocailleEin­band der Zeit. Li­t e­r a­t ur: Brivois 62; Car ­t er­et III , 97; Mag­ne 683; Ma­r ie 100; Oster­w al­der 311 und 539; Ren­onciat 286; San­der 111; Vica­ire I, 832.

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Ein sel­t e­nes phy­sio­g no­m i­sches Pan­op­t i­kum: von der voll­kom­me­nen An­mut zum sa­t i­r i­schen Ex­zeß 84 Boilly, L[ouis Léo­pold]. Al­bum mit 67 ko­lo­r ier­ten Li­tho­g ra­phi­en. [Pa­r is,] I. lith. de Del­pech, [1822 –1828]. 67 hand­k o­lo­r ier­te Li­tho­g ra­phi­en. Fo­lio (342 x 265 mm). Lang­ge­n arb­ter grü­n er Halb­m a­ ro­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit Ver­fas­ser­ na­m e und 8 dop­pel­ten Quer­f ileten in Gold­prä­g ung auf dem Rücken (berie­ben, Ta­feln oft leicht braun­sprenk­lig). 67 hin ­r ei ­ßend hand ­ko­lo­r ier ­t e Li­t ho­g ra­phi­en Eine höchst in­t er­es­san­t e Fi­g ur des Über­g angs vom 18. zum 19. Jahr­hun­dert ist Lou­is Léo­pold Boilly (1761 –1845) – das vor­lie­gen­de Al­bum mit 67 stau­ nens­wer ­t en, so sorg ­f äl­t ig wie sou­ve­r än ko­lo­r ier­ ten Li­t ho­g ra­phi­en legt da­von be­r ed­t es Zeug ­n is ab. Boilly, Sohn ei­nes Holz­bild­h au­ers, lern­t e seit 1779 bei dem Ma­ler Dom­inique Don­cre in Ar­r as nahe der flä ­m i­schen Gren ­z e; „höchst ­wahr­schein ­l ich hat er die Fein­mei­ster un­t er den al­t en Hol­län­dern […] gründ­lich stu­d iert“ [Thieme/Becker]. 1785 ging er nach Pa­r is, wo er mit Gen­r e­bil­dern, „scènes ga­ lan­t es“ [DBF] und Por­traits – ins­ge­s amt mal­te er um die 5000 – er­folg­r eich war. Schon in die­ser er­ sten Schaf­fens­pe­r i­ode er­w ies sich Boilly als „eine „au ­ß er­or­dent ­l ich künst ­le­r i­s che Per­s ön ­l ich ­keit, de­r en Wer­ke sich leicht kennt­lich ma­chen“ [Thieme/Becker]. So ha ­b en sei­ne mi­nu­t i­ös be­ob­ach­t e­ ten und aus­ge­m al­t en Pa ­r i­ser All­t ags­sze­nen aus der Re­vo­lu­t i­ons- und der Resta­u rat ­ions-Epo­che nicht nur kul­t ur- und sit ­t en­ge­schicht ­l i­chen Wert, son­ dern gel­t en auch als be­son­ders le­ben­d ig und na­t ur­ wahr. Für sei­ne Ver­d ien­ste als Ma­ler wur­de Boilly zum Rit ­t er der Eh­r en­le­g i­on er ­n annt. Wäh­r end er da­m it „noch ganz in das acht­z ehn­te Jahr­hun­dert ge­hört“ [San­der], wand­te er sich in be­r eits vor­g e­r ück­t em Al­t er ei­ner neu­en Tech ­n ik und neu­en In­h al­t en zu. Mit der Eta­blie­r ung der Li­ tho­g ra­phie er­schie­nen in den 1820er Jah­r en zahl­ rei­che Al­ben, die – mehr oder we­n i­ger ka­r i­k ie­r end – das täg­l i­che Le­ben dar­stell­t en. Auch Boilly sprang auf die­sen Zug auf und ver­öf­fent­lich­te 1822 ei­nen Recueil de des­sins li­tho­g raph­i ques [Beraldi II , 144, Nr. 1], aus der 15 Ta­feln un­se­r es Al­bums stam­men. Noch eher wie eine sach ­l i­che Trach­t en­stu­d ie wir­ken [Les pe­t its Savo­yards]; do­k u ­men­t ie­r end die dar­ge­ stell­t en Stra ­ßen ­be­r u ­fe La Chif­fon­nière, La Viel­leuse,

Les Tail­le­urs de pierre, Le Mendiant, Les Com­mis­si­ona­ ires und Le ton­deur de chiens – wo­bei die Ar­mut hier durch­aus noch pit ­t o­r es­ke Züge be­sitzt. Häus­l i­che und ge­sel­l i­ge Sze­nen zei­gen Les Fume­urs, La bonne aven­t u­re, La bonne pe­t it sœur, La pe­t ite fa­mil­le, Les Joue­urs de car­tes und [Le jeu de billes]; le­d ig­l ich in den bei­den Kampf­sze­nen Le Défi und Le coup de peig­ne tau­chen gri­m as­senhaft ver­z err ­t e Ge­sichts­z ü­ge auf. In Le Bonn­et de la grand-mère und La Per­r uque du grand-père ver­k lei­den Kin­der den Hund bzw. das klei­ne Schwe­ster­chen mit Re­q ui­si­t en aus dem groß­ el­t er­l i­chen Klei­der ­schrank. In die­sen bei­den Pi­èces di­ver­ses [Beraldi II , 146, Nr. 4], die nicht mehr zu dem er­sten Recueil ge­hö­r en, äu­ßert sich ein ka ­r i­k ie­ ren­des In­t er­es­se nur in der Wahl des Su­jets, noch nicht in der Art der Dar­stel­lung. Auch das soll­te sich bald än­dern. Mög­li­cher­wei­ se um sich von der Kon­k ur­r enz, etwa durch Pi­g al oder Vic­t or Adam, wir­k ungs­voll ab­z u­set­z en, ver­öf­ fent­l ich­t e Boilly von 1823 bis 1828 [vgl. Rahir] eine Se­r ie von 95 Li­t ho­g ra­phi­en un­t er dem Ti­t el Les Grimaces, ein Gen­r e, das von Lava­t ers Phy­sio­g no­mi­ schen Frag­m en­ten sei­nen Aus­g ang ge­nom ­men hat ­t e. Sze­n i­sche Hand­lung und Ko­stüm wur­den auf ein Mi­n i­mum re­du­z iert, da ­f ür grup­pier ­t e er oft fünf oder sechs mensch­li­che Köp­fe, um zu ei­nem be­ stimm­t en The­m a alle mög­l i­chen Aus­d rucks­wei­sen, bis hin zu gro­t es­ken Gri­m as­sen dar­z u­stel­len. Hier­ zu ge­hö­r en ne­ben den acht nu ­me­r ier ­t en und di­r ekt Les Grimaces be­t i­t el­t en Ta­feln (Nr. 4 ist da­t iert 1823) wohl auch die üb­r i­gen 42 mit zu­meist spre­chen­den Bild­u n­t er­schrif­t en: Fi­nis­sez donc (die Ab­wehr ei­nes auf­ge­d räng ­t en Kus­ses), La Mariée, die wer­den­den El­t ern in Le se­c ond und Le Neu­vieme Mois, au­ßer­dem ah! le méchant!, das ver­sof­fe­ne Paar in La Félicité Par­faite, L’Adroit Bar­bier, La baume d’acier, L’enfance 1 – 2, La lecture du te­sta­m ent, Le co­ncert, Les fume­urs et les Pri­se­urs, Les an­t i­qua­ires, die ta ­bak­schnup­fen­den Mäd­chen in ah, qu’ il est bon! (da­tiert 1824), Les Pe­ tits Ramone­urs, Les Gueux, Les ama­teurs de ta­bleaux, Les Lunet­tes, Les cinq sens, La Rosière und La Fa­mil­le africaine. In zwei Dar­stel­lun­gen ei­ner Co­n sul­tat ­ion de Médec­ins stellt Boilly selbst das 18. und 19. Jahr­ hun­dert ein­a n­der ge­g en­ü ber: Wäh­r end 1760 be­ sorg ­t e grei­se Pe­r ücken­t rä­ger ein­a n­der kon­sul­t ie­ ren, sind es 1823 jun­ge Män­ner von un­b e­d arf ­t er

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Selbst ­si­cher­heit. Die letz ­t en 18 Li­t ho­g ra­phi­en un­ se­r es Al­bums tra­gen ein­heit ­l ich das Da­t um 1824: Le Prin­te­m s, L’Eté, L’Au­to­mne und L’Hi­ver; Les Can­cans, Les Moustaches 2, Les Oreilles Per­c ées, Les Pa­pil­lo­tes, Les Savoyar­des, La Punit ­ion und La Récompense so­w ie schließ­l ich die phy­sio­g no­m i­schen Aus­prä ­g un­gen von Ge­f üh­len: La Lux­ure, La Gourmand­i se, L’Avarice, L’Envie, La Co­lère, La Par­e s­se und L’Orgeuil. Auf den hier ver­s am ­mel­t en 50 schön ko­lo­r ier ­t en Li­t ho­g ra­phi­en aus Les Grimaces bal­len sich ins­ge­ samt an­n ä ­hernd 200 Ge­sich­t er – ein fas­z i­n ie­r en­ des phy­sio­g no­m i­sches Pan­op­t i­k um, das in völ­l i­gem Ge­g en­s atz zu Boillys künst ­le­r isch und ‚po­l i­t isch kor ­r ek­t en‘ An­f än­gen steht. Man könn­t e ver­sucht sein, dar ­i n zu­gleich eine seis­mo­lo­g i­sche Sen­si­bi­l i­ tät für die wach­sen­de Un­r u­he in der fran­z ö­si­schen Ge­sell­schaft im Vor ­feld der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on von 1830 zu er­blicken. Man­che Kunst ­h i­sto­r i­ker woll­t en dem Künst ­ler die­se Wand­lung nicht durch­g e­hen las­ sen: „Rien ne las­se plus vite que la fi­g ure humaine ren­due sous une ex­pres­si­on grimaç­a n­t e“ [Beraldi II , 146], mo­k ier­te sich Hen­r i Beraldi; bei Thieme/ Becker ist von „der ihm nicht lie­gen­den der­be­r en Ko­m ik“ [Thieme/Becker] die Rede. Der Er­folg gab Boilly trotz­dem Recht; der Ver­le­ger Au­bert kauf­t e die Stei­ne und druck­t e im ­mer wie­der Samm ­lun­gen in un­t er­schied­l i­cher Zu­s am ­men­stel­lung [vgl. Rahir] – mög­l i­cher ­wei­se ist auch un­ser zeit ­ge­nös­sisch ge­bun­de­nes Al­bum eine solch ori­g i­n ä ­r e Kol­lek­t i­on. Wenn das Werk Boillys und an­de­r er Ka ­r i­k a­t u­r i­sten der 1820er Jah­r e noch heu­t e un­t er Samm­lern we­ ni­ger Be­ach­tung fin­det, dann vor al­lem, weil „the chief reason may be its unavailability“, wie Gor­don N. Ray mut­m aß­te: „Since the plates were usu­a lly co­lo­r ed, they were more ex­pen­si­ve than the blackand-white ca­r icatures of the 1830s and 1840s, and hence sold in much smal­ler nu­m bers“ [Ray I, 189]. Heu­t e gel­t en die 1820er Jah­r e als „the most brilliant period of li­t ho­g raphy co­lo­r ed by hand“; Al­ben aus die­ser Zeit sind „much in demand but in­creasingly difficult to ob­t ain“. Zu Boillys 250. Ge­burts­t ag wur­ de ihm im Pa­lais des Beaux-Arts in Lille end­l ich eine gro­ße Re­t ro­spek­t i­ve ge­w id­met [vgl. Dos­sier de l’art]. Li­t e­r a­t ur: Beraldi II , 144 ff.; DBF V I , 798 f.; vgl. Dos­sier de l’art, Nr. 190, S. 1 – 66; Grand-Car­ter­e t 140 ff.; Lon­c hamp II , 61; Rahir 331; Oster­ w al­ d er 148; Ray I, 189; San­ d er, S. 22 f.; Thieme/Becker 4, 225.

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ge­öff ­net wur­de. Dank der gro­ßen For­schungs­r ei­sen des 19. Jahr­hun­derts er­h ielt der Zoo ste­ten Nach­ schub an exo­t i­schen Tie­r en. Die bei­den ge­t ön­t en Por ­t raits zei­gen Buf ­fon und Ge­org­e s Cuvier (1769 –1832) – der Be­g rün­der der Pa ­l ä­on­t o­lo­g ie wur­de 1795 als As­si­stent des Ana­t o­ men Jean-Claude Mertrud an das Mus­éum be­r u­fen, und er­h ielt dort 1802 die Stel­lung ei­nes Ti­tu­lar­ pro­fes­sors.

Mit aqua­r el­l ier ­t en und geh­öhten Stahl­sti­chen 85 Boit­a rd, P[ierre]. Le jar­din des plan­tes. Descript­ion et mœurs des mammifères de la ménagerie et du mus­éum d’ histo­ire na­t u­rel­le. Précédé d’une in­t roduct­ion hi­storique, des­criptive et pi­t toresque par M. J[ules] Ja­nin. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Ce [sic], 1842. 2 ge­tön­te Por­t raits, 1 mehr­fach ge­fal­te­ter Über­sichts­ plan, 51 Holz­schnitt-Ta­feln auf creme­far­be­nem Pa­pier, 4 aqua­r el­lier­te und ei­weiß­g ehöhte Stahl­sti­c he, alle Ta­feln mit Sei­den­vor­sät­zen, 215 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., LXVI S., 1 Bl., 472 S. Quart (265 x 183 mm). Grü­n er Halb­k alb­l e­d er­band auf glat­ten Rücken, mit or­n a­m en­ta­ler und fi­g u­ra­t i­ver Rücken­ver­g ol­dung und gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, mit ein­g e­bun­d e­n em il­lu ­strier­ten und ge­tön­ten Ori­g i­n alUm ­schlag. Er­ste Aus­g a­be des schö­nen Werks über die Tier ­welt im Pa ­r i­ser Jar­d in des plan­t es Dies ist die er­ste Aus­g a ­be des po­pu­lär ­w is­sen­schaft­ li­chen Wer­kes, in dem der Bo­t a ­n i­ker und Geo­lo­ge Pierre Boit­a rd (1789 –1859) die Säu­ge­t ie­r e der Welt gleich­sam wie in ei­nem Rund­g ang durch den Pa­r i­ ser Jar­din des Plan­tes vor­stellt. In des­sen Ge­schich­ te und Ge­gen­wart führt ein vor­a n­ge­stell­t er Auf­satz des Pa ­r i­ser Jour ­n a ­l i­sten Jules Ja ­n in (1804 –1874) ein. Der Jar­din du Roi war be­r eits 1626 an­ge­legt wor­ den; 1739 er ­n ann­t e Lud­w ig XV. den Na­t ur ­for­scher Ge­o rg­e s-Lou­i s Leclerc, co­m te de Buf ­fon (1707 –1788) zum Di­r ek­tor, der den Park er­wei­ter­ te. Dem bo­t a ­n i­schen Gar ­t en an­ge­glie­dert wur­de 1793 das neu­ge­g rün­de­t e Mus­éum d’ histo­ire na­t u­rel­ le, ein be­deu­t en­des staat ­l i­ches For­schungs- und Bil­ dungs­i n­sti­t ut für Na­t ur ­w is­sen­schaf ­t en. Noch im glei­chen Jahr wur­de eine Me­n a ­ge­r ie mit le­ben­den Tie­r en ein­ge­r ich­t et, die bald auch für das Pu­bli­k um

Sei­ne gro­ße An­schau­l ich­keit er­h ält das Werk durch zahl­r ei­che Ab­bil­dun­gen „par les meille­u rs ar ­t ist­es“ [Car ­t er­et], dar ­u n­t er Bar ­ye, J. Da­v id, Karl Girardet, J. J. Grandville, Lou­is Français, Sigis­mond Hi­mely, C. Marville, Susémihl und Wer­ner. Ein dop­p elt ge­fal­te­ter Plan von Paul Leg­r and zeigt das wei­te Ge­län­de aus der Vo­gel­schau, 51 wei­t e­r e Holz­schnittTa ­feln las­sen den Be­t rach­t er in ein­z el­ne Par ­t i­en und Si­t ua­t io­nen des Parks ein­t au­chen: Er er­blickt Ge­bäu­de und Ge­he­ge; Land­schaft, Tier ­welt und fla­ nie­r en­de Be­su­cher schei ­nen har ­mo­n isch auf­ein­a n­ der be­zo­gen zu sein – frap­pie­r end ist da­bei, wie sehr die ro­m an­t i­sche Per­spek­t i­ve den In­sze­n ie­r un­gen heu­t i­ger zoo­lo­g i­scher Gär ­t en na ­he­kommt. Die über 200 Text ­holz­schnit ­t e neh ­men die zahl ­r ei­chen Säu­ ge­tier­a r­ten ge­n au­er in den Blick, auch sie frei­lich noch nicht in iso­l ier ­t er ‚Ob­jek­t i­v i­t ät‘. 14 ver­schie­de­ ne Vo­gel­a r ­t en in pracht ­vol­ler Far­big­keit be­völ­kern da­ge­gen die Äste auf vier aqua­r el­l ier­t en Ta­feln von Charles Jo­seph Traviès. Pierre Boit­ a rd war be­ k annt für sei­ ne po­ pu­ l är­ wis­s en­s chaft ­l i­c hen Wer­ke, etwa auch für sei­ne post ­hum er­schie­ne­ne fik­t i­ve Na­t ur­ge­schich­t e Pa­r is avant les hommes, in der er das Le­ben ei­nes prä­h i­ sto­r i­schen, af ­fen­glei­chen Vor ­fah ­r en des Men­schen in der Ge­gend von Pa­r is be­schrieb. Die nach­fol­ gen­de Ge­ne­r a­t i­on ur ­t eil­t e eher un­g nä­d ig über ihn: In Flau­b erts Ro­m an Bouv­ard et Pécuchet wur­de sei­ne ro­m an­t i­sche Dik­t i­on der Lä­cher­l ich­keit preis­ ge­ge­ben. Dies ist ein schö­nes Ex­em­plar, mit­s amt dem ein­ ge­bun­de­nen, il ­lu­strier ­t en und ge­t ön­t en Ori­g i ­n alUm­schlag. Schon zu Zei­t en Car­t er­ets war das Buch „rare en bel­le con­d it ­ion“ [Car ­t er­et]. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel Si­g na­t ur- und hand­ be­schrie­be­nes Na ­mens­schild: „Dr. F. Jä­ger“ [?]. Li­t e­r a­t ur: Bil­der ­wel­t en, Nr. 51; Brivois 213 ff.; Car ­t er­et III , 97 f.; DBF V I , 871; Gra­e s­s e I, 476; Hoefer 6, 476; Nis­s en, ZBI 454; Oster ­w al­der 433 und 1065; Quér­a rd/Bourque­lot II , 167; Ren­ onciat 286; San­der 367; Talv­a rt/Place X, 115 (Ja­n in); Vica­ire I, 837 f.

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Sehr sel­t e­nes Ex­em­plar mit sämt­l i­chen Text­i l­lu­stra­t io­nen in zeit ­ge­nös­si­schem Ko­lo­r it 86 Boit­a rd, P[ierre]. Le jar­din des plan­tes. Descript­ion et mœurs des mammifères de la ménagerie et du mus­éum d’ histo­ire na­t u­rel­le. Précédé d’une in­t roduct­ion hi­storique, des­criptive et pi­t toresque par M. J[ules] Ja­nin. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Ce [sic], 1842. 2 ge­tön­te Por­t raits, 1 mehr­fach ge­fal­te­ter Über­sichts­ plan, 51 Holz­schnitt-Ta­feln auf creme­far­be­n em Pa­ pier, 4 aqua­rel­lier­te und ei­weiß­gehöhte Stahl­sti­che, 215 ko­lo­r ier­te Text­holz ­schnit ­te. 2 Bl., LXVI S., 1 Bl., 472 S.

Quart (254 x 175 mm). Dun­k el­li­l a Halb­m a­r o­quin­band der Zeit auf fünf in Point­illé-Ma­nier ver­g ol­de­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, flora­ler Ver­g ol­dung in drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­ fel­dern, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­ mo­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, in mo­der­ ner Halb­m aroqu­inche­mi­se in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten (Ta­feln oft ge­bräunt und ver­ein­zelt ge­r ing braun­fleckig, S. 27 f. und 29 f. sind ver­tauscht, eine Lage ge­lockert). Ei­nes der sehr ra ­r en Ex­em­pla ­r e mit al­len Text ­holz­schnit ­t en in zeit ­ge­nös­si­schem Ko­lo­r it Dies ist ei­nes der sehr we­n i­gen Ex­em­pla­r e, in de­ nen alle 215 Text ­holz­schnit ­t e lie­be­voll ko­lo­r iert und ei­weiß­gehöht wur­den. Es liegt in ei­nem de­ko­r a­t i­ven zeit ­ge­nös­si­schen Ein ­band vor. Pro­ve­n i­enz: Samm ­lung Adri­a n Flüh ­m ann, des­sen Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem Spie­gel.



Sel­t e­nes durch­ge­hend ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar 87 Boit­a rd, P[ierre]. Le jar­din des plan­tes. Descript­ion et mœurs des mammifères de la ménagerie et du mus­éum d’ histo­ire na­t u­rel­le. Précédé d’une in­t roduct­ion hi­storique, des­criptive et pi­t toresque par M. J[ules] Ja­nin. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Cie [sic], 1845. 1 ge­tön­tes Por­t rait (Cuvier), 3 lithographierte Über­sichts­ plä­n e (da­von 1 ge­fal­tet), 41 Holz­schnitt-Ta­feln (da­von 40 ko­lo­r iert und ei­weiß­gehöht), 2 zu ­sätz­li­che ko­lo­r ier­ te Holz­schnitt-Ta­feln; 215 Text­h olz­schnit­te (da­von 213 ko­lo­r iert und ei­weiß­gehöht). 2 Bl., LXVI S., 1 Bl., 472 S. Quart, un­be­schnit­ten (274 x 190 mm). Dun­kel­ro­ter Halb­ ma­r o­quin­band der Zeit auf fünf fla­che, von Blind­f ileten ein­ge­faß­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in Blind­f ileten­rah­m en und rau­ten­f ör­m i­gen gold­ge­präg­ ten Fleurons in fünf­fa­chen Blind­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit mar­mo­r ier­ten Vor­sät­zen und Kopf­g old ­schnitt (berie­ben, Pa­pier stel­len­wei­se schwach braun­f leckig, Ta­feln meist stär­k er ge­bräunt, S. 27 f. und 29 f. ver­tauscht). Sel­t e­nes voll­stän­d ig ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar Die vor­l ie­gen­de zwei­t e Aus­g a ­b e der po­pu­l är ­w is­ sen­schaft ­l i­chen Dar­stel­lung der Säu­ge­t ie­r e an­h and ei­nes Rund­g angs durch den Jar­din des Plan­tes, die der er­sten Aus­g a­b e von 1842 zei­len­treu folgt, ist den Bi­blio­g ra­phen wei­t est ­ge­hend un­be­k annt; auch Nis­sen konn­t e kein Ex­em­plar aut­op­sie­r en. Dar ­u m ist es nicht mög­lich zu ve­r i­fi ­z ie­r en, ob das von der er­sten Aus­g a ­be ab­wei­chen­de Ta ­fel­m a­t e­r i­a l so voll­ stän­d ig ist – eine Rei­he von Ta­feln ist hier nicht vor­h an­den, an­de­r er­seits weist un­ser Ex­em­plar auch zu­sätz­l i­ches Ma­t e­r i­a l auf. Im Ver­gleich mit der von Brivois ge­ge­b e­nen Auf­li­stung feh­len ge­g en­ü ber der Erst ­aus­g a ­b e das Fronti­spiz [Nr. 1], das Buf­fon-Por­trait [3], die vier or ­n i­t ho­lo­g i­schen Stahl­sti­che [4, 5, 9, 10] so­w ie die Ta­feln 17, 30, 32, 38 – 40, 53 und 57. An­stel­le des mehr ­fach ge­fal­t e­t en Plan du Jar­din [7] der Erst­aus­ ga­be fin­det sich in un­se­r em Ex­em­plar am Schluß ein Plan to­po­g raph­ique du Jar­din des plan­tes en 1853 [!], au­ßer­dem in­t er­e s­s an­t er ­wei­se zwei zu­s ätz­l i­che Plä­ne, die den Zu­stand des Gar­t ens in den Jah­r en 1640 und 1788 wie­der­ge­ben. Hin­z u­ge­f ügt wur­den

au­ßer­dem eine Dar­stel­lung der Volière des Pas­ser­ eaux [nach S. XXIV] und eine mon­t ier ­t e Ab­bil­dung, die ein Paar im Gar­ten und im Hin­ter­g rund zwei mit Blu ­men­g ir­l an­den ge­schmück­t e Aus­flugs­boo­t e zeigt [nach S. 182]. Die gro­ße Be­son­der­heit die­ses Ex­em­plars liegt frei­ lich dar­i n, daß so­wohl die über 200 Text­holz­schnit­ te als auch die Ta ­feln in zeit ­ge­nös­si­schem Ko­lo­r it vor­l ie­g en (mit Aus­n ah ­me von drei ‚ver­g es­s e­nen‘ Ab­bil­dun­gen). Li­t e­r a­t ur: Nis­s en, ZBI 454; zur Erst ­aus­g a ­b e: Bil­d er ­wel­t en, Nr. 51; Brivois 213 ff.; Car­ter­et III , 97 f.; DBF V I , 871; Gra­e s­ se I, 476; Hoefer 6, 476; Oster­w al­der 433 und 1065; Quér­a rd/ Bourque­lot II , 167; Ren­onciat 286; San­der 367; Talv­a rt/Place X, 115 (Ja­n in); Vica­i re I, 837 f. (ver­weist auf ein Ex­em­plar „avec la date de 1845“).

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red­sam­keit“ [Jan 133] ver­band – auf die­sem Ge­biet gilt er als „eine der groß­a r ­t ig­sten Er­schei­nun­gen al­ler Zei­t en“ [Wet­z er/Welte II , 1141]. Bald er­warb er die Gunst Kö­n ig Lud­w igs XIV.; häu ­fi g ze­le­brier­ te er To­t en ­mes­sen für hoch­ste­hen­de Per­sön­l ich­ kei­t en. Im vor­l ie­gen­den Band sind die Trau­er ­r e­den für die bri­t i­sche Kö­n i­g in Hen­r i­et ­t e-Ma ­r ie de France (1669), für ihre Toch­t er Hen­r i­et­t e-Anne von Eng­ land, Her­z o­g in von Orlé­a ns (1670), für Ma­r ia-The­ re­sia von Öster ­r eich, die Ge­m ah­l in Lud­w igs XIV. (1683), für Anne Gonzague de Clèves-Nevers, ver­ hei­r a­t e­t e Prin­z es­sin von der Pfalz (1685), den fran­ zö­si­schen Kanz­ler Mi­chel le Tell­ier (1686) und Lou­is II . de Bour­bon, Prinz von Co­ndé (1687) ver­ei­n igt.

Ei­nes von 13 Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier, im mon­dä­nen Ma­r o­q uin­band der Zeit 88 Bossuet, [Ja­cques Bénigne]. Les orai­sons funèbres de Bossuet. Suivies du Ser­m on pour la pro­fes­si­on de Mme de la Vallière, du pan­égirique de Saint Paul et du ser­m on sur la vocat­ion des gent­ils. Avec des not­ices par M. Poujoulat. Gra­vur­e s à l’eau-for­te par V. Foul­quier. [Chefs-d’œuvre de la litt­érature du XVIIe siècle]. Tours, Al­f red Mame et fils, 1869. 1 ra­dier­tes Por­t rait, 6 mon­t ier­te Ra­die­r un­gen auf Chi­n a­ pa­pier im Text, Ver­le­ger­si­g net in Holz­schnitt auf dem Ti­ tel. 2 Bl., 378 S., 1 lee­res Bl. – Auf Chi­na­pa­pier ge­druckt. Quart (278 x 180 mm). Grob­ge­n arb­ter wein­r o­ter Ma­ ro­quin­band der Zeit auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und rei­cher or­n a­m en­ta­ ler Ver­g ol­dung in dop­pel­ten Fi­let­en­rah­m en in den üb­r i­ gen Rücken­fel­dern, Deckel mit drei­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en, dar­in drei­fa­cher Fi­let­en­rah­m en mit Aus­buch­ tun­gen aus Kreis­seg­m en­ten und 20 Fleurons, mit dop­ pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, Dent­el­le­bor­dü­ re auf den In­nen­k an­ten, wein­r o­ten Ma­r o­quin­doublü­ren mit zwei drei­fa­chen Fi­let­en­rah­m en und vier Eckfleurons, dop­pel­ten Mar­mor­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­gold ­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Hardy-Men­nil“ . Ei­nes von nur 13 Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier, in zeit ­ge­nös­si­schem Ma ­r o­q uin ­band Als Bi­ s chof war Ja­ c ques Bénigne Bossuet (1627 –1704) ein Haupt ­ver ­t re­t er des Gallik­a nis­mus und ein pro­m i­nen­t er Geg ­ner von Pro­t e­stan­t is­mus, Ja­n senis­mus und Quietis­mus. Als Red­ner und Au­ tor wur­de er zu ei­nem Klas­si­ker der fran­z ö­si­schen Li­t e­r a­t ur; in der Quer­el­le des An­ciens et des Mo­der­ nes von 1687 stell­t e er sich auf die Sei­t e der Tra­d i­ tio­n a­l i­sten um Nico­las Boi­leau. Ab 1660 hat­t e sich Bossuet ei­nen Na ­men als Kan­z el­r ed­ner ge­m acht, der eine „über ­r a­gen­de klas­si­sche Bil­dung und tie­fe Men­schen­kennt ­n is […] mit ei­ner hin­r ei­ßen­den Be­

Gal­t en Ne­k ro­lo­ge bis da ­h in als ein „mon­d ä ­nes Gen­ re“ [En­gel­h ardt/Rol­off I, 173]; so ver­t ief­t e der Theo­ lo­ge Bossuet ih­r en Sinn, in­dem er „der Be­trach­ tung des To­des, der dem mensch­l i­chen Le­ben erst sei­ne wah­r e Be­deu­t ung ver­leiht, ge­büh­r end Raum“ gab. Auf­g rund der „Ele­g anz und Ein­fach­heit“ der „pa­t he­t i­schen Pe­r i­oden“ wer­den sei­ne Trau­er ­r e­den heu­t e „vor al­lem als Mei­ster ­wer­ke klas­si­scher Pro­sa ge­le­sen“ [ebd.], in Wet­zer und Welte’s Kir­chen­le­xi­kon wer­den sie als „das Voll­kom­men­ste, was die fran­z ö­ si­sche Li­t e­r a­t ur und die neue­r e nicht ­par­l a ­men­t a ­r i­ sche Be­r ed­sam ­keit auf­z u­wei­sen hat“ [Wet­z er/Welte II , 1141] ge­prie­sen – sie prä­gen sei­ne Wahr­neh­mung in der Li­t e­r a­t ur­g e­schich­t e. So nahm der Ver­l ag Al­f red Mame Bossuets Orai ­sons funébres, ver­mehrt um ei­n i­ge Pre­d ig ­t en, in die Rei­he Chefs-d’œuvre de la litt­érature du XVIIe siècle auf, 1870 auch sei­nen Dis­c o­urs sur l’ histo­ire uni­ver­sel­le. Die­se und wei­t e­r e Bän­de der Rei­he il­lu­strier ­t e der sei­ner­z eit als „exc­el­lent illustrateur“ [DBF XI V, 689] ge­h an­del­t e Jean An­t oine Va ­len­t in Foul­q uier (1822 –1896) mit Por­t raits und Kopf­v i­g net­t en „d’un des­sin élégant et d’une exé­cut­ion fine“ [Beraldi VI , 158], was ihm „son plus grand succès au­près des bi­blio­phi­les“ [Beraldi VI , 153] be­scher­te. Auf die­ se war die Rei­he spe­z i­ell aus­ge­r ich­t et: Von der Edi­ ti­on in 274 Ex­em­pla ­r en wur­den13 auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt – Car­ter­et gibt irr­tüm­lich zehn an: Das uns­r i­ge trägt die ge­d ruck­t e „N° 12“. Den bi­blio­phi­len Cha ­r ak­t er des sehr breit ­r an­d i­ gen Ex­em­plars kom­plet ­t iert der zeit ­ge­nös­si­sche, in zar ­t er Gold­ornamentik ge­präg ­t e, per ­fekt er­h al­ te­ne Ma ­r o­q uin­band mit gleich­a r ­t ig de­ko­r ier ­t en Ma­r o­q uin­doublü­r en von Hardy-Men­n il. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 158; Brivois 64; Car­t er­et III , 102; Oster­ wal­der 383; Vica­ire I, 872 f.; zu Hardy-Men­n il vgl. Devauc­hel­ le 262.

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Ei­nes von 20 Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier, im Ma­r o­q uin­band à la jansé­ni­ste 89 Bossuet, [Ja­cques Bénigne]. Dis­c o­urs sur l’ histo­ire uni­ver­sel­le. Avec une préface par M. Poujoulat. Gra­vur­e s à l’eau-for­te par V. Foul­quier. [Chefs-d’œuvre de la litt­érature du XVIIe siècle]. Tours, Al­f red Mame et fils, 1870. 1 ra­d ier­tes Por­t rait, 3 mon­t ier­te Ra­d ie­r un­g en auf Chi­n a­pa­pier im Text, Ver­le­ger­si­g net in Holz­schnitt auf dem Ti­tel. VIII S., 443 S. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, mit Témo­ins (277 x 177 mm). Grob­ge­narb­ter wein­ ro­ter Ma­r o­quin­band à la jansé­ni­ste auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ ten, mit oliv­g rü­nen, reich mit Ara­bes­k en­de­k or gold­ge­ präg­ten Ma­r o­quin­doublü­ren in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en, mit dop­pel­ten Mar­m or­pa­pier­vor­sät­z en und Ganz­g old ­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Chamb­ol­leDuru“ und „Ma­r i­u s Mi­chel, doreur“ . Bossuets Uni­ver­s al­g e­s chich­t e ist das „ein­z i­g e grö­ße­r e hi­sto­r i­sche Werk des 17. Jahrh[und­erts]“ [Jan 134]; schon des­h alb ver­d ien­te es die Auf­n ah­

me in die Chefs-d’œuvre de la litt­érature du XVIIe siècle. Er ver­faß­t e das Werk in den Jah­r en 1670 –1681 als Prin­z en­er­z ie­her am Hof Lud­w igs XIV., um dem Da­up­h in Lou­i s die „Ent ­w ick ­lung der Re­l i­g i­ on und die Wand­lun­gen der Rei­che zu er­k lä­r en“ und ihn zu­gleich durch Bei­spie­le von „Treue, Mut, Mä ­ßi­g ung, Aus­d au­er und Be­schei­den­heit“ [K NLL II , 967] zu be­leh­r en. Bossuet fängt buch­stäb­lich bei Adam und Eva an, die auch in der er­sten der drei Vi­g net­t en von Jean An­t oine Va ­len­t in Foul­q uier dar­ge­stellt sind. Nach Adam, Noah, Abra­h am, Mo­ses, Tro­ja, Salomo und Chri­stus teilt der Au­tor die Epo­chen der Welt­ge­ schich­te ein – sie ist zu­gleich die Ge­schich­te der fort ­l au­fen­den Of ­fen­ba ­r ung Got ­t es, die im zwei­t en Teil, La sui­te de la Re­li­g i­on, als Ge­schich­t e des aus­er­ wähl­t en Vol­kes er­z ählt wird. Pro­g ram ­m a­t isch steht da ­f ür eine Vi­g net ­t e, die Mo­ses mit den Ge­setz­t es­ta ­feln zeigt. Wie wech­sel­h aft und hin­f äl­l ig hin­ge­ gen al­les Men­schen­werk ist, er­k lärt Bossuet im drit­ ten Teil über Les em­pires, der den Auf­stieg und Fall

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der Groß­r ei­che der Ägyp­ter, Per­ser, Meder, Grie­ chen und Rö­mer schil­dert „Les révolut­ions des em­pires sont réglées par la Pro­v idence, et servent à humilier les princes“, mahnt die Über­schrift zum er­sten Ka­pi­t el. Auch wenn christ ­l ich-te­leo­lo­g i­s che Per­spek­t i­ve und di­d ak­t i­sche Ab­sicht Bossuet Gren­z en vor­ge­ ben, kann man ihn auf­g rund sei­nes Be­mü­hens, auf Ori­g i­n al­q uel­len zu­r ück ­z u­g rei­fen und die­se kri­t isch zu prü­fen so­w ie „Ur­sa­chen und Wir­k un­gen der Er­ eig ­n is­s e auf­z u­spü­r en“, als „Vor­l äu­fer mo­der ­ner Hi­sto­r io­g raph ­ie“ [En­gel ­h ardt/Rol­off ] be­t rach­t en. „Die Er­kennt ­n is der Be­deu­t ung wirt­schaft ­l i­cher und so­z io­lo­g i­scher Fak­t o­r en für die Ent ­w ick ­lung der Völ­ker läßt ihn ge­r a­de­z u pro­phe­t i­sche Schlüs­ se zie­hen“ [K NLL II , 967]. Die am ­bi­va ­len­t e Po­si­t i­on des Dis­c o­urs im histo­r io­ gra­phi­schen Kon­t ext läßt sich auch an den sti­li­sti­ schen Fein­hei­t en ab­le­sen: Als Mei­ster der klas­si­ schen Rhe­t o­r ik weiß Bossuet sich „lo­g isch und klar aus­z u­d rücken“. Zu­gleich durch­z ieht das Werk ein „fast poe­ti­sche[r] Te­nor“: Die­ser grün­det „auf der Lei­den­schaft­l ich­keit, mit der Bossuet die Rol­le der

pro­vidence, der Vor­se­hung, die das Schick­s al der Men­schen lenkt, dar­stellt“ [ebd.]. Das ur­sprüng­l ich dem Thron­fol­g er ge­w id ­me­t e Ge­schichts­werk ver­leug ­net sei ­nen re­prä ­sen­t a­t i­ven Cha­r ak­t er auch als Neu­d ruck des 19. Jahr­hun­derts durch­aus nicht: Der Ver­le­ger Al­f red Mame ließ 281 Vor­z ugs­ex­em­pla ­r e auf vier ver­schie­de­nen Pa­pier­ sor ­t en ab­z ie­hen, da­von 20 auf Chi­n a­pa­pier, wo­von das un­se­r e die ge­d ruck­te „N° 18“ trägt. Auch mit dem per ­fekt er­h al­t e­nen Janse­n i­sten­ein­band aus der Werk­statt Chamb­ol­le-Duru mit den von Hen­r i Ma­ ri­u s Mi­chel im Stil à la flo­re orne­m en­ta­le ver­gol­de­t en Ma­r o­q uin­doublü­r en wäre Bossuet ver­mut­l ich sehr ein­ver­stan­den ge­we­sen: „Ge­gen die Janse­n i­sten“ be­ob­ach­t e­t e der Bi­schof von Meaux „gro­ße Scho­ nung“ [Wet­z er/Welte II , 1135 f.]. Pro­ve­n i­enz: Laut bei ­l ie­g en­der hand­s chrift ­l i­cher No­tiz: „Ven­te Dur­el du 24 fer 1890 […] No 140“. – Auf Vor­blatt mon­t iert: Aus­z ug aus äl­t e­r em fran­z ö­ si­schen An­t i­q ua ­r i­ats­k a­t a ­log. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 158; Brivois 64; En­g el­h ardt/Rol­off I, 184 f. (Er­stausg.); vgl. K NLL II , 966 f.; Oster­w al­der 383; Vica­i re I, 876; zu Chamb­ol­le-Duru vgl. Fléty 40 f.; zu Ma­r i­u s Mi­chel: Fléty 121.

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Mit 30 ko­lo­r ier­t en Li­t ho­g ra­phi­en nach Théo­phile Fragon­a rd 90 Bouc­her, Adolphe. Histo­ire dra­m a­t ique et pi­ttoresque des Jésui­tes, depuis la fond­at­ion de l’ordre jusqu’ à nos jours. Illustrée de 30 mag­nifiques des­sins par Théo­phile Fragon­ard. 2 Bde. Pa­r is, R. Prin, 1845 –1846. Zu ­sam­m en 30 ge­tön­te und ko­lo­r ier­te lithographierte ­Ta­feln. 2 Bl., 411 S. Und: 2 Bl., 411 S. Quart (265 x 160 mm). Dun­kel­ro­te Halb­saf­f i­an­bän­de der Zeit auf glat­te Rücken, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln und flora­ler und li­nea­rer Gold­prä­g ung, mit mar­m o­r ier­ ten Vor­sät­zen und mar­m o­r ier­tem Schnitt (Ecken und Ka­pi­ta­le mit klei­nen Schabstellen, ei­ni­ge Bl. mit klei­nem Was­ser­f leck bzw. ge­r ing braun­f leckig, Bd. I, S. 291 f. mit klei­nem Eckeinriß). Théo­phile Fragon­a rd als Zeich ­ner Adolphe Bouc­hers Ge­s chich­t e der So­c i­etas Jesu er­schien fast gleich­zei­t ig mit Eugène Sues Ro­m an Le Juif er­rant, in dem Je­sui­t en eine eben­so pro­m i­nen­t e wie fin­ste­r e Rol­le spie­len – man könn­t e die Histo­ire da­her auch als ei­nen Kom­men­t ar zu dem un­ge­mein po­pu­l ä ­r em Fort­s et­z ungs­r o­m an le­s en. Doch die Ge­schich­t e des 1534 ge­g rün­de­t en und 1773 auf­ge­ ho­be­nen Or­dens ge­wann im Lauf des 19. Jahr­hun­ derts nicht nur auf­g rund ei­nes ro­m an­t isch-“pit­to­r es­ken“ oder all­ge­mein relig­ösen In­t er­es­ses wie­ der an Re­le­vanz. Nach sei­ner er ­neu­t en Zu­l as­sung 1814 ge­lang­te er bald wie­der zu al­ter Grö­ße und Be­deu­t ung. So zähl­t e er 1847 be­r eits wie­der an die 5000 Mit ­glie­der [vgl. Wet­z er/Welte VI , 1421]. Der Il­lu­stra­t or Théo­phile Fragon­a rd (1806 –1876) hat ­t e im Pa ­r i­ser Sa­lon zu ­n ächst hi­sto­r i­sche Gen­ re­bil­der ge­z eigt; spä­ter nahm er eine Tä­tig­keit als Blu ­men- und Fi­g u­r en ­m a ­ler an der Por­z el­l an ­m a­ nu­fak­t ur in Sèvres auf. Be­r eits mit Les évangiles de No­t re Sei­g neur Jésus-Christ in der Über­set­z ung von Le Mai­stre de Sacy [vgl. Nr. 191] hat­t e er ein Buch aus dem christ ­l i­chen The­men­k reis il­lu­striert. Erst durch das vor­lie­gen­de Werk wur­de er je­doch als Zeich ­ner be­k annt. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 162; Bru­net V I , 1177, Nr. 21879; Car­t er­et III , 102; Thieme/Becker 12, 277; Vica­i re I, 880.

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Ra­r es Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier mit hand­schrift­l i­cher Ver­fas­ser ­w id­mung 91 [Boulay-Paty, Éva­r iste]. Élie Ma­r ia­k er. Pa­r is, Hen­r i Du­puy, 1834. Ra­dier­tes Front­i spiz auf blau­em Chi­n a­pa­pier, auf­ge­zo­gen auf Ve­lin­pa­pier, mit Sei­den­vor­satz. 2 Bl., CI V S., 247 S. Quart (245 x 153 mm). Ro­ter Ma­r o­quin­band auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem und -ge­ rahm­tem Rücken­t i­tel so­wie Blu­m en ­stem­peln, um­g e­ ben von Point­illé­rah­m en und Eckfleurons in dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ ten, auf den Deckeln au­ßen ge­zack­te Bor­dü­re und vier­fa­c her Gold­rah­m en (da­von ei­n er ge­punk­tet), dar­in floral-or­n a­m en­ta­les Rah­m en­werk, durch ­setzt mit Gold­ punk­ten, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten so­wie mit flora­ler Bor­dü­re, vier­fa­chem Gold­rah­m en (ei­ ner ge­punk­tet) und Zacken­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Kopf­g old­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Dur­vand“ (leicht braun­f leckig). Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier, ge­w id­met dem spä­t e­r en Bil­dungs­m i­n i­ster Na ­r cisse-Achille de Salvandy Éva­r iste Boulay-Paty (1804 –1864) stu­d ier­t e Jura in Ren­nes, wo er sich 1824 auch als An­walt nie­der­l ieß. Eine dort be­gon­ne­ne Lie­bes­a f ­fai­r e wur­de von sei­ ner Fa­m i­l ie nicht to­le­r iert, die ihn schon bald nach Pa­r is schick­t e – in Hoefers Nouv­el­le bio­g ra­phie hieß es noch be­m än­t elnd, „ses goûts litt­éra­i res le firent venir à Pa­r is“ [Hoefer]. Im­mer­h in er­schie­nen dort 1825 sei­ne er­sten Wer­ke, wur­de er Se­k re­t är des Duc d’Orlé­a ns und 1830 Bi­blio­t he­k ar am Pa­lais-Roy­al als Nach­fol­ger von Alex­a n­d re Du ­m as. Sei­ne un­ver­ges­se­ne Lie­be aber sub­l i ­m ier ­t e er 1834 in dem vor­l ie­gen­den Werk zu Li­t e­r a­t ur. Élie Ma­r ia­ker läßt sich ei­ner­seits als Buch­t i­t el le­sen [vgl. Bar­bier], an­de­r er­seits als Au­t or-Pseud­onym [vgl. Wel­ler]. In der Tat ist die­ses „cu­r ie­u x spécimen de l’école ro­ man­t ique“ zwei­er­lei: eine Samm ­lung von Lie­bes­ge­ dich­t en, die als sol­che „eut du succès“ [Hoefer], der je­doch eine rund 100 Sei­t en um ­fas­sen­de Bio­g ra­ phie über „Élie Ma­r ia­ker“ vor­a n­ge­stellt ist, in der Boulay-Paty sei ­ne ei­ge­ne ein­sti­ge Lie­bes-Ge­schich­

te in ver­deck­ter und ver­k lär­ter Form er­z ählt. Die Dop­pel­struk­t u­r en von un ­m it ­t el­ba ­r em Er­le­ben und auk­t ori­a ler Di­stanz, von Ly ­r ik und Pro­sa, Aus­spra­ che und Ge­heim­n is las­sen die­ses Buch über die Lie­b e in ei­nem tie­fe­ren Sinn zu ei­nem emi­nent ‚ro­m an­t i­schen‘ Kunst ­werk wer­den. Die Kost ­bar­keit der Er ­i n­ne­r ung eben­so wie Sti­l i­ sie­r ungs­w il­le und Mit ­t ei­lungs­be­dürf ­n is des Au­t ors spie­geln und po­t en­z ie­r en sich in der Uni­k alität un­ se­r es Wid ­mungs­ex­em­plars auf Chi­n a­pa­pier. Schon Car­t er­et hielt es in Hän­den, um es ein­ge­hen­der zu wür­d i­gen: „C’est ainsi que se prés­en­t e un ex­empla­ ire (un des ra­r es ex­empla­ires tirés sur pa­pier de chine) àvec envoi à M. de Salvandy, signé BoulayPaty, le nom de l’au­t eur ne fi­g u­r ant pas au titre de l’ouv ­r a­ge“ [Car ­t er­et]. In die­ser in­d i­v i­du­el­len Wid­ mung be­k ann­t e sich der an­ony­me Au­t or zu sei­nem Werk – ob aber auch zu des­sen au­t o­bio­g ra­phi­schem Cha ­r ak­t er? Der Emp­f än­ger war je­den­falls eine Per­ son des öf ­fent ­l i­chen Le­b ens: Na ­r cisse-Achille de Salvandy (1795 –1856) war selbst Pu­bli­z ist, zu­dem seit 1830 kon­ser ­va­t i­ver Ab­ge­ord­ne­t er in der Cham­ bre des Députés; 1837 wur­de er fran­z ö­si­scher Bil­ dungs­m i­n i­ster, spä­t er in den Gra ­fen­stand er­ho­ben. Eine ein­z i­ge Il­lu­stra­t i­on schmückt das Buch – da­ für ist die­se be­son­ders ‚ro­m an­tisch‘: Das Fronti­ spiz zeigt auf ei­nem nächt­lich be­leuch­te­ten Fels­ vor­sprung ei­nen Dich­t er oder Den­ker, der den Kopf grü­belnd auf­stützt und ei­nem durch ein Wol­ken­ loch da­von­s chwe­b en­den wei­ß en En­g els­g e­s chöpf nach­sinnt – wäh­r end ihn von der Sei­t e ein schwar­ zer Teu­fel an­fl iegt. Die Ra­d ie­r ung ist in un­se­r em Ex­em­plar als un­fer ­t i­ger Pro­be­d ruck ein­ge­bun­den. Der brei­te Schmuck­r ah­men ist nur skiz­z iert, der Text am obe­ren und un­te­ren Rand erst pro­v i­so­ risch hin­z u­ge­setzt. Dies ist ei­nes der er­sten Wer­ ke des Gra­phi­kers, Por ­t rait- und Ge­ne­m a ­lers Jean Fran­çois Bois­se­lat (geb. 1812), der 1833 de­bü­tiert hat­t e [vgl. Thieme/Becker 4, 229]. Von ihm exi­stie­ ren meh­r e­r e „front­i spices ro­m an­t iques […] dans le goût de Célestin Na­nteuil“ [Beraldi]. Nicht zu­fäl­ lig ge­wählt ist auch die Far­be des auf Ve­lin­pa­pier

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auf­ge­z o­ge­nen Trä­ger ­pa­piers: Der bläu­l i­che Ton ist nicht nur die Si­g nal­far­be der Ro­m an­t ik, er un­t er­ streicht hier ef ­fekt ­voll die fah­le, dü­ster-dräu­en­de nächt­l i­che At ­mo­sphä ­r e. In Kon­t rast dazu steht der hei­t e­r e Ma ­r o­q uin­ein­ band in war­mem Rot mit leuch­ten­dem Gold­de­ kor. Auf dem Rücken und den Deckeln wim­melt es im fi ­l i­g ra ­nen rah ­men­den Ran­ken­werk nur so von Blü­ten und Blüm­chen. Der von Lucien Dur­vand (1852 –1934) si­g nier ­t e, wun­der­schön er­h al­t e­ne Ein­ band dürf­te um die Wen­de zum 20. Jahr­hun­dert

ent­stan­den sein, als der Buch­bin­der, der zu­vor eine ge­mein­sa ­me Werk­statt mit Thiret be­t rie­ben hat ­t e, al­lein un­t er ei­ge­nem Na ­men zu ar­bei­t en be­g ann. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Vor ­t i­t el hand­schrift ­l ich in Tin­te: „hom­m a­g e de l’au­teur [/] à Mon­sieur De Salvandy. [/] Eva­ r iste Boulay-Paty“. – Na­ r cisseAchille co­mte de Salvandy (1795 –1856). Li­t e­r a­t ur: Beraldi II , 152, Nr. 1; Bar­bier II , 60; Car­t er­et I, 145 f.: zi­t iert die­s es Ex­em­plar; Cham­pfleury 395 f.; DBF V I , 1354; DLF I, 191; nicht bei Gay/Lemonnyer; Hoefer 6, 950; Quér­a rd XI , 51; Vica­i re I, 895; Wel­ler 344; zu Dur­v and: Fléty 65.

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Das schön­ste Werk über die Tou­raine, im Ver­lags­ein­band 92 Bourassé, J[ean]-J[acques] (Hrsg.). La Tou­raine. Histo­ire et Mo­nu­m ents. Tours, Ad Mame et Cie, 1855. 4 Ta­feln in Chro­m o­li­tho­g ra­phie, 1 ge­sto­che­n e, grenz­ko­lo­r ier­te Kar­te, 14 Ta­feln in Stahl­stich, über 300 Text­ holz­schnit­te. 2 Bl., 610 S., 1 Bl. Fo­lio (395 x 273 mm). Ver­lags­ein­band von dun­kel­g rü­nem Saf­f i­an auf fünf gold­ver­zier­te Dop­pel­bünde, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel in drei­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en so­wie or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung in den üb­r i­gen Rücken­ fel­dern, Deckel mit Rah­m en­werk aus Blind- und Gold­ fileten und brei­ter, gold­ge­präg­ter Dent­el­le­bor­dü­re nach in­nen und au­ßen, zen­t ral ein gold­ge­präg­tes Wap­pen, mit gold­ge­präg­ter Zacken­li­nie auf den Steh-, brei­ter Dent­ el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, Doublü­ren und Vor­ sät­zen aus Mar­m or­pa­pier so­wie floral ge­punz­tem Ganz­ gold ­schnitt (vor­de­rer In­nen­falz oben mit klei­ner Läsur). Das schön­ste Werk über die Tou­r aine – mit über 300 Ab­bil­dun­gen nach Girardet u. a., im Ver­l ags­ein ­band Der Abt und Theo­ lo­ g e Jean-Ja­ c ques Bourassé (1813 –1872) war auch ein „ar­chéologue et hi­sto­r i­en es­t imé à son époque […]; l’en­sem­ble de son œuvre re­ste précieux surt­out en ce qui co­ncerne les étu­ des loc­a les“ [DLF]. Hier ver­ei­n ig ­t e er als Her­aus­ge­ ber rund 20 Bei­t rä­ger, die ein um­fas­sen­des Werk zu Hi­s to­r ie, Geo­g ra­phie, Ar­c häo­lo­g ie, Kir­c hen-, Ar­chi­t ek­t ur- und Kul­t ur­ge­schich­t e der Tou ­r aine schu­fen. Di­ver­se Auf­sät­z e gel­t en Spe­z i­a l­t he­men wie der Be­schrei­bung ein­zel ­ner Städ­t e (Tours, Am ­boise,

Chi­non, Lo­ches), Klö­ster und Schlös­ser. Ein ei­ge­ nes Ka­pi­t el ist Kar­d i­n al Richelieu ge­w id­met, ein an­de­r es wei­t e­r en be­r ühm­t en Per­s ön ­l ich ­kei­t en, ei­nes dem Thea­t er und ei­nes der Münz­ge­schich­t e. 19 Ta ­feln und über 300 Text ­a b­bil­dun­gen il­lu­strie­ ren das Werk in äu­ßerst qua­l i­t ät­vol­ler Wei­se. Zeich­ ner wa­ r en der auf Ar­ chi­ t ek­ t ur und Land­ s chaft spe­z ia ­l i­sier ­t e Ma ­ler Karl Girardet (1813 –1871), au­ßer­dem Fran­çois Lou­is Français (1814 –1897) und Er­cole Ca­t enacci (1816 –1884). Zwei bei En­gel­m ann & Graf ge­d ruck­t e Chro­mo­l i­t ho­g ra­phi­en ge­ben far­ bi­ge mit ­t el­a l­t er­l i­che Glas­fen­ster wie­der, zwei wei­ te­r e, in Gold und Far­ben bei Lemercier ge­d ruckt, zei­gen Wap­pen. „Cet ouv ­r a­ge est un mo­nu ­ment“, mein­t e Car ­t er­ et – mit ei­nem am ­bi­va ­len­t en Un­t er ­t on: „Mal­heure­u sement, son for­m at l’éloigne à tort de certa­i nes bibliothèques“ – in der Tat ent­spre­chen der in­h alt­l i­ chen Be­deu­t ung auch äu­ßer­l ich Grö­ße und Ge­w icht des enor­men Fo­lio­ban­des. Dazu stimmt auch der pracht ­vol ­le, mit brei­t en Dent­el ­le­bor­dü ­r en ver ­z ier­ te Ver­l ags­ein­band [vgl. Car ­t er­et], auf des­sen Deckeln das Wap­pen der Tou­r aine prangt und des­sen floral ge­punz­ter Ganz­gold­schnitt noch dem Buch­ block die An ­mut ­u ng ei­nes kost ­ba ­r en gol­de­nen ‚Schrei­nes‘ ver­leiht. Li­t e­r a­t ur: Bru ­net I, 1174 f.; Car ­t er­et III , 103; DBF V I , 1384 f.; DLF I, 192; Gra­e s­s e I, 511; Lon­c hamp II , 70; Oster­w al­der 388 und 433; Rahir 339; Vica­i re I, 900 f.

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Ei­nes von drei Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier, aus dem Be­sitz von Vic­t or Mer­ci­er 93 Bourassé, J[ean]-J[acques] (Hrsg.). La Tou­raine. Histo­ire et Mo­nu­m ents. Tours, Ad Mame et Cie, 1855. 4 Ta­feln in Chro­m o­l i­tho­g ra­phie auf Ve­l in­p a­pier, 1 ge­sto­che­n e Kar­te auf Chi­n a­pa­pier, auf­k a ­schiert auf Ve­lin­pa­pier, 14 Ta­feln in Stahl­stich auf Chi­n a­pa­pier, auf­k a ­schiert auf Ve­lin­pa­pier, über 300 Text­holz­schnit­ te. 2 Bl., 610 S., 1 Bl. Fo­lio, kaum be­schnit­ten (413 x 281 mm). Grob­ge­n arb­ter grü­ner Ma­ro­quin­band auf fünf mit dop­pel­ten Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem und -ge­rahm­tem Rücken­t i­tel, die üb­r i­gen Rücken­fel­der mit sie­ben Gold­ fileten­rah­m en, der mitt­le­re fett, der in­n er­ste mit in En­t re­l acs-Ma­nier ‚nach in­n en ge­klapp­ten‘ Ecken, auf den Deckeln ähn­li­cher De­kor, hier aus elf Rah­m en ge­bil­ det, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, brei­ ter Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit Doublü­ren und Vor­sät­z en aus dun­k el­r o­ter Sei­d e, wei­te­ren Vor­ sät­z en aus Mar­m or­pa­pier, ein­ge­bun­d e­n em Ori­g i­n alUm ­schlag auf ocker­far­be­nem Pa­pier so­wie un­be­druck­ tem grü­n en Lie­fe­r ungs[?]-Um ­schlag, mit Ganz­g old­ schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ , in mit ro­tem Samt ge­f üt­ter­tem Papp­schu­ber mit grü­nen Ma­r o­quin­k an­ten (Schu­ber­k an­ten berie­ben, ge­le­gent­lich et­was braun­f leckig). Das um ­f ang ­r ei­c he Werk zu Ge­s chich­t e, Geo­gra­phie, Ar­chäo­lo­g ie, Kir­chen-, Ar­chi­t ek­t ur- und Kul­t ur­ge­schich­t e der Tou­r aine mit 19 Ta ­feln und

über 300 Text­ a b­ bil­ dun­ g en nach Karl Girardet, Fran­çois Lou­is Français und Er­cole Ca­tenacci ist selbst „un mo­nu­ment“ [Car­ter­et]. Wenn auch das Fo­ l io-For­ m at „l’éloigne à tort de certa­ i nes bibliothèques“, wie Car ­t er­et be­d au­er ­t e, so ist un­ser Ex­em­plar dank des Drucks auf fei­nem Chi­n a­pa­ pier zu­m in­dest deut­l ich dün­ner und leich­t er als die Va ­r i­a n­t e auf Ve­l in­pa­pier – was das ge­w ich­t i­ge Werk we­sent ­l ich leich­t er hand ­h ab­bar macht. An­ge­sichts der ex­t re­men Sel­t en­heit – es wur­den laut Car ­t er­et nur drei Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­ pier ge­d ruckt, von de­nen sich sich noch ein zwei­ tes in un­se­r er Samm ­lung be­fi n­det (die fol­g en­de Num ­mer) – stand der bi­blio­phi­le Cha ­r ak­t er na­ tür­ l ich von Be­ g inn an im Vor­ der­ g rund. Émile Mer­c i­er (1855 –1910) fer ­t ig ­t e den herr­l i­chen mo­ nu­men­ta­lenMa­ro­quin­band(mitein­ge­bun­de­nemOri­gi­nalUm­schlag) für Vic­t or Mer­ci­er (1853 –1931), ei­nen der pro­fi ­l ier ­t e­sten Bi­blio­phi­len sei­ner Zeit und Prä­si­ den­ten der „So­ciété des amis des Livres“, wie an des­sen der Doublüre ein­ge­präg ­t em Mo­no­g ramm er­ kenn­bar ist. Pro­ve­n i­enz: Vic­t or Mer­c i­er, des­s en gold­g e­präg­ te In­itia­len auf der Doublüre und des­sen far­big il­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris mit der De­v i­se „Libro­r um flos illiba­t us“ auf dem zwei­t en Vor­satz (nicht in des­sen Ka­t a ­log 1937, I).

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Das zweite von drei Exempla ren auf Chinapapier: im reich intar sierten Verleger ein band 94 Bourassé, J[ean]-J[acques] (Hrsg.). La Touraine. Histoire et Monuments. Tours, Ad Mame et Cie, 1855. 4 Tafeln in Chromoli tho gra phie auf Velin pa pier, 1 ge stochene, grenzkolorier te Kar te auf Chinapapier, auf ka schiert auf Velinpapier, 14 Tafeln in Stahl stich auf Chinapapier, auf ka schiert auf Velinpapier, über 300 Textholz schnit te. 3 Bl., 610 S. Folio (393 x 266 mm). Verlegereinband aus brau nem Maroquin auf sechs mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und in Entrelacs-Manier eingeleg ten, von Goldfileten ein gefaßten roten und grünen Leder streifen in pflaumenfarbenen Leder rahmen, die Deckel in gleicher Wei se reich dekoriert, Stehkanten mit doppelten Goldfileten, rote Maroquin doublüren mit reicher fili graner, floraler und linearer Goldprä gung à la fanfare, ein gelegt in einen von Goldfileten begrenzten braunen Maroquinrahmen, mit fliegen den Vorsätzen aus rosafarbener Moiré seide und Ganz gold schnitt,

am Fuß si gniert „Reliure A. Mame“ , in Pappschuber mit braunen Maroquinkanten (Schuberkanten etwas berieben, am Rand mit unter etwas braunfleckig). Un ser zweites von drei exi stierenden Exemplaren auf Chi napapier prä sentiert sich im reich in Entrelacs-Ma nier intar sierten Ma roquin band mit Ma ro quindoublü ren à la fanfare des Ver le gers Al fred Mame, der seit 1845 auch eine Buch binderei betrieb. In ihr arbeitete Jean Ma rius Michel, dem wahr schein lich die Ver goldung zu ver danken ist [vgl. Ramsden 134]. Von un serem er sten Exemplar unter scheidet sich dieses zudem durch die Nu ance, daß die Kar te der Tou raine hier grenz koloriert wur de. Provenienz: Auf ei nem Vorblatt farbig il lu strier tes Ex li bris von A[ntoine] Vautier, des sen Auk tion I, 1971, Nr. 741: frs. 4.500. – Hen ri M. Petiet, dessen Auk tion II , 1992, Nr. 70: frs. 40.000.

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Ku­l i­narik als Le­bens­ein­stel­lung 95 Brillat-Savarin, [Jean Ant­hel­me]. Phy­sio­l o­ gie du goût. Illustrée par Bert­all, précédée d’une not­ice bio­g raph­ique par Alph. Karr. Des­sins à part du tex­te, gravés sur acier par Ch. Geoffroy. Gra­vur­e s sur bois, in­ ter­caléees dans le tex­te, par [Ja­cques] Midderigh. [Pa­r is], Ga­bri­el de Gonet, [1848]. Ver­fas­ser­por­t rait und 7 wei­te­re Stahl­stich-Ta­feln auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier, zahl­rei­che Text­ab­bil­dun­ gen, Schmuck­vi­g net­ten und -in­itia­len in Holz­schnitt. 2 Bl., XXIII S., 416 S. Groß-Ok­tav (244 x 158 mm). Grob­g e­n arb­ter dun­k el­ blau­er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf mit dop­pel­ten Gold­ fileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und fünf­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en, je­weils in Blind- und Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem, in Rosa be­druck­tem, il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ (Um­schlag schwach fleckig, ei­ni­ge La­gen leicht ge­bräunt). Reich il­lu­striert von Bert ­a ll Jean Ant­ hel­ me Brillat-Savarin (1755 –1826) war ei­ner der be­deu­t end­sten fran­z ö­si­s chen Gastro­ sophen. An der zu­erst in sei­nem To­des­jahr er­schie­ ne­nen Phy­sio­lo­g ie du goût soll er 25 Jah­r e ge­a r­bei­t et ha­ben. Dar­in geht es nicht nur um die Koch­k unst im en­g e­ren Sinn, son­dern um eine Art ku­li­n a­ ri­s cher Le­b ens­leh ­r e. In­so­fern ist der Haupt ­t i­t el Phy­sio­l o­g ie ir ­r i­t ie­r end; der pas­s en­de­r e, ge­r a­de­ zu üp­pig-ba ­r ocke Un­t er ­t i­t el wird in die­ser Aus­g a­ be auf dem Vor ­t i­t el ab­ge­d ruckt: médi­tat­ions de ga­ stro­no­mie trans­c en­dan­te, ouv­ra­ge théorique, hi ­storique et à l’ordre du jour, dédié aux gastro­no­m es Pa­r is­iens. Brillat-Savar­ins Werk ist voll von „sou­ve­n irs, ses

an­cdotes, ses réflect ­ions mora ­les, as­sez gail­l ar­des quelquefois, ses citat­ions lati­nes, ses recettes de cuisine, ses préceptes d’hygiène“ [DLF]. Be­r ühmt wur­de er durch sei­ne Apho­r is­men, de­r en 20 hier als Vor­spei­se ser ­v iert wer­den, dar ­u n­t er: „Dis-moi ce que tu man­ges, je te dirai ce que tu es“. Das Ver ­fas­ser ­por ­t rait zeigt Brillat-Savarin in ei­nem be­q ue­men Lehn­stuhl an ei­nem Tisch sit­z end, mit Fe­der und Pa­pier so­w ie mit ei­nem Glas Wein und ei­ner ge­füll­ten Obst­scha­le, aus der er sich so­eben eine Frucht ge­schält und ver­z ehrt hat. Das Bild­n is stammt eben­so wie die sie­ben wei­t e­r en Ta­feln und zahl­r ei­che Text­i l­lu­stra­t io­nen von Bert­a ll; zu­s am­ men mit Bal­z acs Pe­t it­e s misères de la vie co­njug­ale ist dies „the principal book of bi­blio­phil­ic in­t er­est for which he was the sole ar­t ist“ [Ray]. Pro­ve­n i­enz: Sam Clapp, des­sen Auk­t i­on Chri­stie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 110. Li­t e­r a­t ur: Beraldi II , 48, Nr. 17; Blachon 237 (Midderigh); Brivois 65 ff.; Car ­t er­et III , 108; vgl. DBF I, 318, und DLF I, 200; Lon­c hamp II , 75; Ray II , 299; San­der 124; Vica­i re I, 927 f.

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Mit 121 Ori­g i­nal­zeich­nun­gen von Édou­a rd Traviès u. a. 96 Buf­fon, [Ge­org­e s-Lou­i s Leclerc, co­mte de]. Œuvres co­mplètes de Buf­fon, avec la no­m en­clature lin­ néenne et la classificat­ion de Cuvier. Re­vues sur l’ édit­ion in-4° de l’Im­primerie roya­le et an­no­tées par M. Flou­rens. Nouv­el­le édit­ion, illustrée de 150 planches gravées sur acier d’après les des­sins de MM. Traviès et Hen­r y Gobin et co­lor­iées avec le plus grand soin. 12 Bde. Und: 2 Kas­ set­ten mit Ori­g i­n al-Zeich­nun­gen. Pa­r is, Gar­nier frères, [1855 –1857]. 1 Ver­fas­ser­por­t rait und 149 wei­te­re, ko­lo­r ier­te Stahl­ stich-Ta­feln (dar­un­ter 4 Kar­ten) auf stär­k e­rem Ve­lin­ pa­pier, mit gelb­li­chen Sei­den­vor­sät­zen, in den Bän­den I – IX ; se­pa­rat zu­sätz­lich 121 meist la­vier­te, teils aqua­ rel­lier­te Blei­stift­zeich­nun­gen auf star­k em Kar­ton. 2 Bl., XXXVI S., 686 S. Und: 2 Bl., 667 S. Und: 2 Bl., 597 S. Und: 2 Bl., 680 S. Und: 2 Bl., 597 S. Und: 2 Bl., 586 S., 1 lee­res Bl. Und: 2 Bl., 624 S. Und: 2 Bl., 631 S. Und: 2 Bl., 670 S., 1 lee­res Bl. Und: 2 Bl., 568 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., 609 S. Und: 2 Bl., 824 S. (S. 357 – 821 zwei­spal­ tig); 6 S. (In­dicat­ion pour le pla­c e­m ent des planches). – Zu­sam­m en über 7800 S. – Mit ei­ni­gen Ta­bel­len. Quart (ca. 266 x 174 mm). Hell­brau­n e Halb­k alb­le­der­ bän­de auf fünf Bünde, mit je zwei blau­en, gold­ge­präg­ ten Rücken ­schil­d ern und flora­l en Ein­z el ­stem­peln in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und mar­m o­r ier­tem Schnitt, und zwei Kas­set­ ten in der­sel­ben Auf­m a­chung (Bde. I-III strecken­wei­se schwach braun­f leckig, sonst nur ver­ein­zelt et­was braun­ fleckig, ei­ni­ge Dop­pel­bl. am Kopf­steg nicht voll­stän­ dig auf­ge­schnit­ten; Bd I: 1 Bl. mit klei­nem Rand­ein­r iß; Bde. III und IX : je 1 Bl. mit klei­nem Eck­ab­r iß ohne Text­ ver­lust, Bd. XII: 1. Bl. des „Pla­c e­m ent“ lose). Mit 121 Ori­g i­n al­z eich­nun­gen von Traviès u. a. in zwei Ex­t ra-Kas­set ­t en Die vor­l ie­g en­den zwölf Quart-Bän­de ent ­h al­t en, an­ders als der Ti­t el na­he­legt, das Haupt­werk des Na­ tur ­for­schers Ge­org­es-Lou­i s de Buf ­fon (1707 –1788), die Histo­ire na­t u­rel­le génér­ale et part­iculière, die erst­ mals von 1749 bis zu sei­nem Tod in 36 Bän­den er­ schie­nen war. Buf­fon war nicht nur ein „mag­n ifique écrivain“, son­dern ein „véritable homme de science“ der Auf ­k lä ­r ungs­epo­che, der zu­gleich „le pres­sen­ ti­ment ou l’in­tui­ti­on de bien des théo­r ies mo­der­ nes“ und eine „véritable ori­g i­n al­ité“ [DBF VII , 630] be­saß. Er war es, der ent­ge­gen den über­kom­men­en theo­lo­ gi­schen An­schau­u n­gen den Ent ­w ick ­lungs­ge­dan ­ken

in den Na­t ur ­w is­sen­schaf ­t en eta ­blier ­t e – in­so­fern ist der Ti­t el der „Histo­ire“ na­t u­rel­le al­les an­de­r e als tri­v i­a l. Buf­fon führ­te „la théorie des ca­u ses actu­ el­les et la not­ion de chro­no­lo­g ie“ [ebd. 631] als Grund­prin­z i­pi­en so­wohl für die Théorie de la terre ein, mit der sein gro­ßes Werk be­g innt, als auch für die Dar­stel­lung der Époques de la na­t ure, in die es mün­det und die als „chef-d’œuvre de l’écrivain et du pen­seur“ [ebd. 630] gilt. Buf­fon zeig­t e, daß nicht nur die Mensch­heit, son­dern auch die Erde selbst „a eu ses âges, ses changements, ses époques. Il crée la chro­no­lo­g ie géologique, il se fait l’hi­sto­r i­en de la terre“ [DBF VII , 631]. Zu grund­ le­ g en­ den Ein­ sich­ t en kam er auch in be­z ug auf die Or­g a ­n i­sa­t i­on des Le­bens, in­dem er auf der prin­z i­pi­el­len „dis­t inct ­ion entre la vie ani­m a­ le et la vie or­g an­ique“ [ebd.] be­stand. Sei­ne Histo­ ire génér­ale des ani­m aux [Bd. I], die sich eben­so mit der Fort­pflan­z ung wie der Ent­w ick­lung und Ver­ än­de­r ung der Ar ­t en be­schäf ­t igt, kann als „pre­m ier es­sai de bio­lo­g ie génér­a le […] an­t i­ci­pant sur la génétique mo­der ­ne“ [DBF VII , 631] gel­t en. In die­sen weit ­ge­spann­t en theo­r e­t i­schen Rah ­men fügt sich die Be­schrei­bung der Tier­a r ­t en ein: L’ homme und Les quadrupè­des [Bde. II -I V], Les oiseaux in den Bän­ den V-VIII , schließ­l ich auch die Bän­de IX-XI über

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Les min­éraux. Der zwölf­t e Band ent­h ält Ex­périences sur les végé­taux, eine Ar­ithmétique mora­le (u. a. mit Be­völ ­ke­r ungs­sta­t i­sti ­ken) und die um ­fang ­r ei­chen Re­g i­ster. Die Fort­set­z un­gen (1788 –1804) des Co­mte de Lacépède sind nicht Ge­gen­stand die­ser Aus­g a­be. Buf ­fo­n s „schier un­s terb­l i­c he[s]“ Werk hat die na­t ur­ge­schicht ­l i­che Li­t e­r a­t ur Frank ­r eichs in „man­ nig ­fa­cher Form, von Ju­gend­buch und Volks­aus­g a­ be bis zu viel­bän­d ig aus­ge­wei­t e­t en En­z y­k lo­pä­d i­en, bis heu­t e be­glei­t et“ [Nis­sen, ZBI II , S. 162]. Fin­den sich dar­in auch „les ger­mes d’idées qui prendront tout leur développement au co­u rs du siècle sui­vant“ [DBF VII , 631], so läßt sich der enor­me Er­folg vor al­lem in der er­sten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts „nicht al­lein aus der li­t e­r a ­r i­schen Bril­l anz“ [Nis­ sen, ZBI II , 163] her­lei­t en, son­dern auch aus ei­ner an ­h al­t en­den wis­sen­schaft ­l i­chen Kon­junk­t ur, die sich nicht zu­letzt in zahl­r ei­chen, von der Re­g ie­ rung ge­f ör­der ­t en grö­ße­r en For­schungs­r ei­sen zur Gel­t ung brach­t e [vgl. ebd.]. Un­s e­r e mit 150 ko­lo­r ier ­t en Ta ­feln il­lu­s trier ­t e Aus­g a­b e ist zu­gleich die letz­te, die ori­g i­n är mit Stahl­sti­chen aus­ge­stat ­t et wur­de, be­vor man „zum bil­l i­ge­r en Holz­schnitt“ [ebd.] über­g ing. Ihr ging eine er­ ste Edi­ t i­ on (1853 –1855), vor­ aus, die laut Nis­sen vier Sti­che we­n i­ger zähl­t e. Haupt ­i l ­lu­stra­ tor war Édou­a rd Traviès (1809 – ca. 1865), der jün­ ge­r e Bru­der von Charles Jo­seph, dem be­r ühm­ten

Schöp­fer des kau­z i­g en Mon ­sieur Mayeux, der zu Beral­d is Ver­blüf ­f ung – „ô con­t ra­ste! un des­sin­ ateur de pe­t its oiseaux“ – ein „bon spécia­l i­ste pour l’histo­i re na­t u­r el­le“ [Beraldi] wur­de. Zahl­r ei­che Zeich­nun­gen steu­er­t e auch Hen­r i Gobin bei, quan­ ti­t a­t iv von un­t er­ge­ord­ne­t er Be­deu­t ung sind die Bei­ trä­ge von Vic­tor Adam (4) Édou­a rd de Laplan­te, Gu­stave Staal und Al­bert Charles Au­g u­ste Racinet. Dem er­sten Band vor­a n­ge­stellt ist das Por­t rait des schrei­b en­den Buf ­fon, ge­sto­chen von Fer­d i­n and Del­a n­noy nach Racinet, dem zwei­t en Band ein Bild von Mann und Frau, die, nackt wie Adam und Eva, doch um­ge­b en von hand­werk ­l i­chen Ob­jek­t en vor dem Hin­t er­g rund ei­ner Stadt­sil­hou­et ­t e mit Dampf­ schiff und Dampf­l o­ko­mo­t i­ve po­sie­r en. Der drit ­t e Band wird mit dem Lö­wen als ‚Kö­n ig der Tie­r e‘ ein­ ge­lei­tet, der vier­te mit ei­nem Orang-Utan – Af­fen be­t rach­t e­t e Buf ­fon als eine De­ge­ne­r a­t i­ons­form des Men­schen. Die sym ­bo­l i­sche Hier­a r­chie setzt sich im Front­ispiz des fünf­t en Ban­des, des er­sten über die Vö­gel fort: Hier wird auf dem Front­ispiz ein Kö­n igs­ad­ler auf ei­ner al­pi­nen Gip­fel­k up­p e ge­ zeigt – im sech­sten gleich­sam als tro­pi­scher Kon­ trast ein gold­ge­schwänz­t er Pa ­r a­d ies­vo­gel vor ei ­ner Mee­r es­bucht. Daß die Il­lu­stra­t i­on nicht al­lein bio­ lo­g i­schen Kri­t e­r i­en ver ­pflich­t et war, zeigt sich auch an an­de­r en Stel­len: Die Dar­stel­lung ei­ner Negr­e s­se blanche [Bd. II , nach S. 300] und mensch­li­cher

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Monstres [ebd., nach S. 308] dien­t e auch der Be­f rie­ di­g ung von Sen­sa­t i­ons­lust; die Rat ­t en, die Trakt ­ate zur Astro­lo­g ie und Al­che­m ie an­k nab­bern, [Bd. II , nach S. 604] ver ­t il­gen de­mon­stra­t iv un­auf­ge­k lär­ te Wis­sens­vor ­r ä­t e. Gilt die sorg ­f äl­t i­ge Ko­lo­r ie­r ung nur den Tie­r en selbst, so ist – un­ko­lo­r iert – doch auch im­mer ein Stück ih­r es Le­b ens­r aums zu se­ hen – bei man­chen Vö­geln nur der Ast, auf dem sie sit­z en, bei dem Uhu – fran­z ö­sisch Le Grand-Duc – je­doch auch eine ro­m an­t i­sche Burg ­r ui­ne im Hin­ ter­g rund [Bd. V., vor S. 171], der Pfau schrei­tet in ei­nem ba­rocken Schloß­park ein­her [ebd., vor S. 389]. Sol­che Zu­t a­t en ge­ben den zoo­lo­g i­schen Zeich­ nun­gen durch­aus ro­m an­t i­sche An­k län­ge. In­so­fern ist es voll­kom ­men be­r ech­t igt, sie auch als klei­ne au­t o­no­me Kunst ­wer­ke zu wür­d i­gen, wie dies ein Vor­be­sit­z er, wahr­schein­l ich Mar­cel Jeans­ on (1885 –1942), der gro­ße Samm­ler von or­n i­t ho­lo­ gi­scher und Jagd­l i­t e­r a­t ur, ge­t an hat. Denn der Clou un­se­res Ex­em­plars sind die 121 fast aus­n ahms­ los von den Künst ­lern si­g nier ­t en Ori­g i­n al-Zeich­ nun­gen zu den Ta­feln auf star­kem Kar­ton, die in zwei den Ein­bän­den op­t isch an­g e­g li­che­nen Ex­ tra-Kas­set ­t en dem Werk bei­ge­ge­b en sind. Al­lein 87 wun­der­bar ex­a k­t e Blei­stift­z eich­nun­g en stam­ men von Édou­a rd Travies, sie wur­den oft spar­sam mit Schwarz ak­z en­t u­iert und in Weiß, ver­schie­de­ nen Braun­tö­nen, ver­ein­zelt auch in Blau la­v iert. Fer­ner sind 33 Zeich­nun­gen von Hen­r i Gobin, der die Tie­r e teils in sehr rea­li­sti­schem Ko­lo­r it dar­ stellt und auf 12 Blät­tern auch die Hin­ter­g rün­de fa ­rb­k räf ­t ig aqua ­r el­l ier ­t e – im Un­t er­schied zu den ko­lo­r ier ­t en Buch ­i l ­lu­stra­t io­nen. Als rei ­ne Blei­stift­ zeich­ nung ist schließ­ l ich auch die Vor­ l a­ g e zum Front­i spiz von Band II , die de­t ail­l ier­t e Dar­stel­lung L’ homme et la femme von Gu­stave Staal, vor­h an­den. Ver­gleicht man die­s e Kol ­lek­t i­on von Ori­g i ­n a ­len mit den grö­ße­r en, aber nicht schö­ne­r en Zeich­nun­ gen von Traviès, die am Schluß des Or­n i­t ho­lo­g ieKa­t a ­logs von Mar­c el Jeans­on (Auk­t i­on Sot ­heby’s Mo­n a­c o, 16.6.1988) be­schrie­b en wer­den und die als Ein­z el­blät­t er schon da­m als fünf- bis sechs­stel­ li­ge Franc-Sum­men er­brach­t en, so er­h ält man eine Vor­stel­lung von ih­r em heu­t i­gen enor ­men Wert auch in ma­t e­r i­el ­ler Hin­sicht. Pro­ve­n i­enz: Aus dem Be­sitz von Mar­c el Jeanson­ (? – nicht in des­sen Auk­tio­nen). – Ven­te Millon 7.12.2010, Nr. 87. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Bru­net I, 1379 (Ausg. 1852); Nis­s en, ZBI 705; zu Buf ­fon: DBF V II , 629 ff.; zu É. Traviès: Beraldi XII , 153 f.

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Das Ex­em­plar des Kai­sers Na­po­le­on III. 97 Buvry, L[eo­p old]. Al­ge­r i­en und sei­n e Zu­k unft un­ter fran­z ö­si­scher Herr­schaft. Nach ei­g e­n er An­ schau­ung und au­then­t i­schen Quel­len, na­m ent­lich auch in Rück ­sicht auf deut­sche Aus­wan­d e­r ung be­ar­bei­tet. Ber­lin, Hein­r ich Schindler, 1855. XX S., 266 S.

Ok­tav (203 x 120 mm). Nacht­blau­er Saf­f i­an­band auf vier gold­or­n a­m en­t ier­te, von fet ­ten Blind­f ileten ein­ge­ faß­te Bünde, mit Dent­el­le- und Fi­let­en­ver­g ol­dung auf dem Rücken, gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, auf den gold­ ge­präg­ten Deckeln in den Ecken Bie­nen in de­k o­ra­t i­ven Me­dail­lons, in der Mit­te über zwei ver­kno­te­ten Lor­beer­ zwei­gen vorn das gro­ße Mo­n o­g ramm „N“ un­ter ei­n er Kro­ne, hin­ten nur die Kro­ne, mit Gold­f i­lete auf den Steh, drei­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en auf den In­n en­k an­ten, Sei­den­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old­schnitt (er­ste und letz­te Blät­ter et­was braun­f leckig und ge­bräunt). Das Ex­em­plar des Kai­sers Na­po­le­on III. Der Na­t ur ­for­scher und Nord­a fri­k a­ex­per ­t e Leo­pold Buvry (1822 – nach 1870) hat­te 1852 Al­ge­r i­en be­ reist und war 1854 an der Uni­ver­si­t ät Jena mit ei­ ner völ­ker­k und ­l i­chen Dis­ser ­t a­t i­on über Al­ge­r i­en pro­mo­v iert wor­den; ein Jahr spä­ter er­schien das vor­l ie­g en­de Werk, das Po­l i­t ik, Geo­g ra­phie, Kli­ ma, Be­völ­ke­r ung, Land­w irt­schaft, Tier ­welt, Han­ del und Ge­ wer­ b e be­ h an­ delt, nicht zu­ letzt, um „auf die Wich­t ig­keit Al­ge­r i­ens als für Deut­sche zu emp­feh­len­des Ko­lo­n i­a l­land“ [S. XI] hin­z u­wei­sen. Der Ber­l i­ner Pri­vat­do­z ent Thaddäus Eber­h ard Gump­ recht steu­er­t e das Vor­wort bei. „Über­r ascht von dem blü­hen­den Zu­stan­de, in wel­ chem sich die Ko­lo­n i­en Al­ge­r i­ens be­fi n­den“ wid­ me­t e Buvry das Buch „Sei­ner Ma­je­stät dem Kai­ser der Fran­z o­sen Na­po­le­on III “. Dies ist of­fen­bar das dem Kai­ser selbst de­d i­z ier ­t e Ex­em­plar, wor­a n das gold­ge­präg ­t e ge­k rön­t e „N“ und das na­po­leo­n i­sche Bie­nen-Em ­blem auf dem Ein­band kei­nen Zwei­fel las­sen. Die deut­sche Spra­che be­herrsch­t e Na­po­le­on III . (1808 –1873), der ei­nen Groß­teil sei­ner Ju­gend am Bo­den­see ver­bracht hat ­t e, per ­fekt. Pro­ve­n i­enz: Kai­ser Na­po­le­on III . – Auf dem Vor­blatt Ex ­l i­bris Jack Venot. Li­t e­r a­t ur: Nicht bei Gay so­w ie Henze 1, 438.

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Mit den ori­g i­na­len ­Durch­zeich­nun­gen vom Ma­nu­skript des 16. Jahr­hun­derts, Ex­em­plar Léon Rat­t ier 98 [Ca­i lhava, Léon] (Hrsg.). De tristi­bus Franc­iae libri quatuor. Ex bibliothecae Lug­dunensis co­dice nunc primum in lucem editi cura & sumpti­bus L. Ca­ilhava. Pa­r is, Lou­i s Per­r in, 1840. 39 Text­i l­l u ­stra­t io­n en, Ti­tel und Zwi­schen­t i­tel mit Bor­dü­ren­rah­m en, 5 Zier­in­itia­len und 1 Zier­lei­ste, al­les in Holz­schnitt; 40 ori­g i­n a­le Durch­zeich­nun­gen in Blei­ stift auf in Qua­dra­te ein­ge­teil­tem Trans­pa­rent ­pa­pier, mon­t iert auf Ve­lin­pa­pier. 2 Bl., XVI S., 117 S.; 4 Bl. (Zwi­schen­t i­tel). – Auf Büt­ten­pa­pier ge­druckt. Quart, mit Témo­ i ns (292 x 222 mm). Dun­ k el­ r o­ t er Ma­r o­quin­band der Zeit auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­ te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in zwei Fel­dern und grün in­tar­sie­r ten Blü­ten in dop­pel­ten Gold­f ileten­ rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit gro­ßem Re­ nais­sance-Or­n a­m ent in En­t re­lacs­m a­nier aus schwar­zen Le­der­strei­fen kom­bi­niert mit gold­ge­präg­tem Flo­ral­de­kor in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en auf den Deckeln, mit dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en auf den Steh- und Dent­ el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit mar­mo­r ier­ten Vor­ sät­zen und Ganz­gold­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­ gel si­g niert „Ar­n aud“ (Deckel mit schwa­chen dunk­len Flecken, Ecken ge­r ing berie­ben). Ex­em­plar auf gro­ßem Büt ­t en­pa­pier, mit 40 ori­g i ­n a ­len Durch ­z eich ­nun­gen Der Ly­o n­n a ­i ser Bi­b lio­p hi­l e Léon Ca ­i lhava (1795 –1863) stö­b er ­t e in der Bi­blio­t hek sei­ner Hei­m at­stadt ein eben­s o ku­r io­s es wie hi­sto­r isch be­deut­s a ­mes il­lu­strier ­t es Ma ­nu­skript auf: Es er­ zählt von dem Aus­bruch der Re­l i­g i­ons­k rie­ge 1562 in Lyon und dem be­n ach­bar­ten Montbrison. Der an­ony ­me zeit ­ge­nös­si­sche Au­t or der in la­t ei ­n i­schen He­x a ­me­t ern ab­ge­faß­t en epi­schen Dich­t ung po­le­ mi­siert da ­bei hef ­t ig ge­gen die Cal­v in­i sten, wel­che die Wirt­schafts- und Ban­ken ­me­t ro­po­le im Hand­ streich nah­men und für we­n i­ge Mo­n a­t e zur Haupt­ stadt des Pro­t e­stan­t is­mus mach­t en. Sei­ne sa­t i­r i­sche Hal­t ung kommt ins­b e­s on­de­r e in den qua­d ra­t i­ schen Text­holz­schnit­t en (98/100 x 98/100 mm) zum Aus­d ruck, in de­nen die Hu­ge­not ­t en grund­sätz­l ich mit Ge­sichts­z ü­gen von Af ­fen dar­ge­stellt sind. 39 der 40 im Ori­g i­n al il­lu ­m i­n ier ­t en Holz­schnit ­t e so­w ie die vier­sei­t i­ge Ti­t el ­bor­dü ­r e wur­den in die­ sem Druck als Fak­si­m i­le wie­der­g e­g e­b en, au­ß er­ dem die vier­sei­t i­ge Ti­t el­b or­dü­r e. Die letz­t e Il­lu­ stra­t i­on so­w ie die letz­t en Text­z ei­len konn­t en nicht

re­pro­du­z iert wer­den, weil „une main in­connue, dir­ igée par une ave­u gle préoccupat­ion, a lacéré le feuillet“ [S. VI]. Zu se­hen wa­r en dar­auf die La­ster der Hu­ge­not ­t en, ins­b e­son­de­r e der Lu ­x us und die Ei­ tel­keit, die nun auch Frank­r eich re­g ie­r en wür­den. Der Fin­der gab das Buch mit ei­nem Vor­wort auf ei­ge­ne Ko­sten her­aus und ließ 121 Ex­em­pla ­r e drucken, dar ­u n­t er ei­nes auf Per­g a ­ment für den Ei­gen­ge­ brauch und 100 auf Büt­t en­pa­pier. Doch auch un­ser Ex­em­plar ist uni­k al: Ein­ge­bun­den sind sämt ­l i­che Blei­stift­z eich­nun­g en, die von der Ori­g i­n al­h and­ schrift auf Per­g a ­ment ­pa­pier durch­g e­paust wur­ den. Von ei­nem be­son­de­r en bi­blio­phi­len An­spruch zeugt auch der ele­g an­te rote Ma­ro­q uin­band von Ar ­n aud mit in­t ar­sie­r tem En­t re­l acs-De­kor im Stil der Re­n ais­sance. Pro­ve­n i­enz: Nicht in den bei­den Ca ­i lhava-Auk­t io­nen 1845 und 1862. – Gold­ge­präg­t es Ex­l i­bris von Léon Rat­t ier, mit dem Zu­satz „Ab­bat ­ia Ja ­ndu­r ia ­r um“, das ist das 1790 auf­ge­ho­be­ne Prämonstratenser­k lo­ster Ja ­nd­eu­r es bei Lisle-en-Rigault im De­par ­t e­ment Meuse, Rattiers Domizil. Li­t e­r a­t ur: Bru ­net V, 959 f.; Gra­e s­s e V III , 203; zu Ca­ilhava: Poideb­a rd 397 und 503; zu Ar­n aud: Fléty 13; Rams­den 20.

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Sehr sel­t e­nes kom­plet­t es Ex­em­plar der be­deu­t end­sten il­lu­strier ­t en sa­t i­r i­schen Zeit­schrift des 19. Jahr­hun­derts in be­ster Er­hal­t ung, aus den Samm­lun­gen Villebœuf und Du­ché 99 La Ca­r icature pol­itique [Nr. 3 –13 und ab Nr. 100], mora­le, religieuse [bis Nr. 99], litt­éra­ire et scénique. [Auf den Um­schlä­gen:] Fondé et dir­i gé par Ch. Phil­ip­on. 251 Lie­fe­r un­gen in 10 Bdn. [Und:] Ca­t alogue des Princip­ ales Nouveautés Li­t ho­g raph­iques [bzw. ab Nr. 3:] Li­t ho­g ra­phie mensu­el­le. Zu­sam­m en 11 Bde. Pa­r is, Au grand mag­a sin de ca­r icatures d’Au­bert, 4. No­vem­ ber 1830 – 27. Au­g ust 1835. 2 lithographierte Ta­feln, da­von 1 ko­lo­r iert (Null­num­ mer); 524 [recte: 528] ge­z ähl­te lithographierte Ta­feln = 388 Ta­feln, da­von 81 far­big und 5 auf­klapp­bar; 72 dop­pel­sei­t i­ge Ta­feln (acht­m al als 1, drei­m al als 3, sonst je­weils als 2 Ta­feln ge­zählt), von die­sen 27 ko­lo­r iert; 2 dop­pel­sei­t i­ge und ge­fal­te­te, ko­lo­r ier­te Ta­feln; au­ßer­h alb der Zäh­lung: 1 Fak ­si­mi­le „Croqua­des Fa­ites à l’au­dience du 14 nov. (Cour d’As­sis)“ und 1 Falt­ta­fel auf ro­sa­far­be­ nem Pa­pier; ei­ni­ge Text­holz­schnit­te. – Die Ta­feln sind auf Ste­gen mon­t iert, die ein­far­bi­gen Ta­feln al­ler­m eist auf Chi­n a­pa­pier und auf Kar­ton auf­ge­walzt. – Die von der tat­säch­li­chen Zäh­lung ab­wei­chen­de An­zahl er­g ibt sich aus der Exi­stenz der Ta­feln 46bis, 56bis und 153bis so­wie aus der dop­pel­ten Ver­ga­be der Nr. 376. Li­tho­g ra­phie mensu­el­l e: 25 [nicht: 24] dop­pel ­sei­t i­g e Ta­feln, da­von 24 Li­tho­g ra­phi­e n (1 ge­fal­t et) und 1 Ra­die­r ung. – Eine Ta­fel [23] nicht nu­m e­r iert, Nr. 21 wur­de dop­pelt ver­ge­ben. 1 S., 6 Sp. (Null­num­m er); 2008 [recte: 2012] Sp. (Nr. 1 – 251), 1 Bl. (Supplément zu Nr. 30); 7 S., 42 Sp. (Nach­ drucke der Nrn. 1 – 7). – Al­les auf Ste­gen mon­t iert. – Die von der Zäh­lung ab­wei­chen­de tat­säch­li­che Spal­ten­zahl er­g ibt sich aus der dop­pel­ten Zäh­lung von Sp. 151 f. und 1041 f. Li­tho­g ra­phie mensu­el­le: 18 Er­l äu­te­r ung­sbl. (von 19), 10 lee­re Bl. Fo­lio, un­be­schnit­ten (ca. 370 x 280 mm). Lang­n ar­ bi­g e Halb­l e­d er­bän­d e in Ma­r o­quin citron auf glat­te Rücken, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln und or­na­men­ta­ ler Rücken­ver­g ol­dung, je­weils in drei­fa­chem Gold­f ileten­ rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nen Ori­g i­nal-Um ­schlä­gen, auf den flie­gen­den Vor­sät­zen ver­so si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1914“ . Wirk ­l ich ­keit oder Ka­r i­k a­t ur? Ka­r i­k a­t ur oder Kunst? Was wir heu­t e ge­mein­h in als Ge­gen­sät­z e auf ­fas­sen,

kam in ei­ner Pa ­r i­ser Wo­chen­z eit ­schrift der 1830er Jah­r e auf eine un­heim ­l i­che, be­r ücken­de Wei­se zur Deckung – in: La Ca­r icature. Des­sen wa­ren sich schon ihre Schöp­fer be­w ußt; das da­m it ver­bun­ de­ne Selbst­be­w ußt­sein trieb sie un­er ­müd­l ich an: „La Char­ge, n’est-elle pas une verité?“ [Nr. 86, Ta­ fel 173]. Das viel­deu­t i­ge Wort „Char­ge“ bringt al­les auf den Punkt: Ist die ‚Bür­de‘ nicht die Wahr­heit? Ist die ka ­r i­k ie­r en­de ‚Über ­t rei­bung‘ nicht die Wahr­ heit? Liegt die Wahr­heit nicht im ‚An­g riff ‘ auf die real exi­stie­r en­de Wirk ­l ich ­keit? Eine ab­g rund­t ie­ fe Auf­spal­t ung der kol­lek­t i­ven Welt ­wahr ­neh ­mung in un­ver­ein­ba ­r e Per­spek­t i­ven und der ge­walt­sa ­me Ver­such ih­r er Un­t er­d rückung – das war die ge­sell­ schaft ­l i­che Rea ­l i­t ät in Frank ­r eich un­t er der Ägide des „Bür­ger­kö­n igs“ Lou ­is-Phil­ippe, der selbst sei­ne Herr­schaft ei­ner Re­vo­lu­t i­on ver­d ank­t e. Noch ein­d rücklic­her als in Wor­ten kam die Über­ ein­stim ­mung von Kunst, Ka ­r i­k a­t ur und Wahr­heit in Bil­dern zur Gel­t ung, etwa bei Honoré Da­u mier, dem be­deu­t end­sten Mit ­a r­b ei­t er der Ca­r icature – wer wür­de ihn dar ­u m ei­nen sim­plen ‚Ka ­r i­k a­t u­r i­ sten‘ nen­nen? Denn er „sah nur scharf, wie eben das Auge des Has­ses sieht. Un­heim­lich scharf. Er sah glatt durch jede Mas­ke, […] und er zeig­te den Men­schen hin­ter der Mas­ke, ohne sei­ne For­men we­sent­lich, manch­m al ohne sie auch nur merk­lich zu ver­ä n­dern“ [Stahl 10]. Schon Fritz Stahl emp­ fand dar­i n den ka­t e­go­r ia­len Ab­stand zum 20. Jahr­ hun­dert: „Bei die­ser Art sei­ner Ent­hül­lung war es

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mög­lich, zu­n ächst ganz kör­per­lich zu sein, wie es Ka­ri­k a­tur in un­se­rem Sin­ne nicht sein kann“ – Da­u mier schuf gro­ße Kunst „mit den Mit­teln des Rea­l is­mus“ [Stahl 11]. Wie konn­t e es an­ders sein, als daß La Ca­r icature – der da­m als gel­t en­den Pres­se­f rei­heit zum Trotz – von den Herr­schen­den schi­k a ­n iert, zen­siert, ver ­folgt wur­de, bis sie nach fünf Jah­r en von der ‚Bild­fl ä­ che‘ der Ju­l i­mon­a r­chie ver­schwand – die da­m it ihr un­er ­t räg­l i­ches Spie­gel ­bild zer­schlug? Doch auch die gänz­l i­che Um­wer­t ung im Bild spä­t e­ rer Ge­ne­r a­t io­nen muß­t e kom ­men: Kunst ­ge­schicht­ lich stellt die Zeit­schrift den „Hö­he­punkt der fran­ zö­si­schen Bild­sa­t i­r e des 19. Jahr­hun­derts“ dar, den ge­wal­t i­gen „Tum ­mel­platz“ ei­nes „ge­n ia ­len Künst­ ler­k rei­ses“ [Rümann 122] – tat­säch­lich war schon die zeit ­ge­nös­si­sche Le­ser­schaft „von der künst ­le­r i­ schen Qua ­l i­t ät der bei­ge­leg ­t en Li­t ho­g ra­phi­en be­ gei­stert“ [Bil­der­wel­ten 145], nicht zu­letzt als frü­ hen Mei­ster­lei­stun­gen die­ser gra­phi­schen Tech­n ik. Po­l i­t isch stand das re­pu­bli­k a ­n isch ge­sinn­t e Jour­ nal in schärf­ster Op­po­si­t i­on zum Re­g ime des Bür­ ger­kö­n igs Lou­i s-Phil­ippe; ge­sell­schafts­ge­schicht­ lich war es „als Fo­r um für die Lin­ke von im­men­ser Be­deu­t ung“ [Bosch-Abele 27], da das Zen­sus­wahl­ recht eine an­ge­mes­se­ne par­l a ­men­t a ­r i­sche Ver ­t re­ tung ver­h in­der­te und es noch kei­ne Par­tei­en im heu­t i­gen Sinn gab. Und aus pres­se­ge­schicht ­l i­cher Per­spek­t i­ve sind die Fähr ­n is­se der Ca­r icature „letzt­ lich iden­t isch mit der Ge­schich­t e der Pres­se­z en­sur, mit wel­cher der Kö­n ig die po­l i­t i­sche Op­p o­si­t i­on mund­t ot“ [Bil­der ­wel­t en 145] ma­chen woll­t e. Zu­sam­ men­fas­send schrieb Gor­don N. Ray: „La ca­r icature has many kinds of im­port­a nce, hi­storical as well as ar­t ist­ic“, um doch ei­nen ganz spe­z i­el­len Aspekt her­aus­z u­stel­len: „the ama­t eur of il­lust ­r a­t ed books will trea­su­r e it as the most no­ta­ble co­llect­ion of Da­u mier’s pol­itical li­tho­g raphs and hence one of the high­points of his ca­r eer“ [Ray I, 234]. Dies ist also die er­ste Aus­g a­be der be­deu­tend­sten il­lu­strier ­t en sa­t i­r i­schen Zeit­schrift des 19. Jahr­hun­ derts, her­aus­ge­ge­ben von Charles Phil­ip­on, ei­nem Mann, der „glän­z en­de Or­g a ­n i­s a­t i­ons­g a ­b e, ei­nen über­strö­men­den Ide­en ­r eich­t um, schar ­fe Be­ob­ach­ tungs­ g a­ b e und bei­ ß en­ den Witz“ [Rümann 122] ver­ein­t e, an­ge­fan­gen mit dem Pro­spec­t us et Nu­m e­ ro-Modèle und der er­sten re­g u­lä­r en Num­mer vom 4. No­vem­ber 1830, en­dend mit der letz­ten Aus­g a­ be vom 27. Au­g ust 1835 – ins­ge­samt 251 Num­mern, mit Tex­ten von Au­to­r en wie Bal­z ac, Al­b ert Cler, Alta­r oche, Tatier, Des­noyers und Huart, mit 530

ge­z ähl­t en Li­t ho­g ra­phi­en, vie­le da­von dop­p el­s ei­ tig bzw. ko­lo­r iert, von Grandville, Da­u mier, Traviès, Mon­n ier, Gavarni, Raf­fet, Cham und an­de­ ren. Gleich­falls da­bei ist die Fol­ge von 25 [!] gro­ßen Li­t ho­g ra­phi­en, die ab Au­g ust 1832 un­t er dem Ti­t el Li­tho­g ra­phie mensu­el­le bis 1834 als eine Art An­h ang zur Ca­r icature er­schien, dar­u n­t er „die fünf be­r ühm­ te­sten Blät­t er von Da­u mier“ [Rümann 124]; au­ßer­ dem Nach­d rucke der Text­blät­ter der er­sten sie­ben Zeit ­schrif ­t en-Num ­mern so­w ie wei­t e­r e Bei­l a ­gen. Die dra ­m a­t i­sche Ge­schich­t e der „Ca ­r icature“ In der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on von 1830, die mit der Ab­d an­ kung Kö­n ig Karls X. en­de­t e, hat­t e die Pres­se eine füh­ r en­ de Rol­ le ge­ spielt. Als der neue Mon­ a rch Lou ­i s-Phil­ippe die Pres­se­f rei ­heit ein ­f ühr ­t e, wa­ ren die Vor­aus­set­z un­gen für eine sa­t i­r i­sche Zeit­ schrift be­son­ders gün­stig, wie der um­t rieb­i ge Ver­ le­ger Charles Phil­ip­on er­k ann­t e. Chef ­r e­d ak­t eur der schon am 4. No­vem­ber 1830 erst ­m als er­schei­nen­den Ca­r icature wur­de Au­g u­ste Au­d i­bert (1802? – 1832), der wich­t ig­ste Re­d ak­t eur war an­fangs kein Ge­r in­ ge­r er als Honoré de Bal­z ac. Un­t er sei­ner Fe­der­f üh­ rung wur­de „zwar nicht auf po­l i­t i­sche An­spie­lun­gen ver­z ich­tet, doch lag der Schwer­punkt auf sa­ti­ri­ schen und an­ek­do­t i­s chen Sit ­t en­s chil­de­r un­g en,

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sati ri schen Betrachtun gen und amü santen Dia logen“ [Bosch-Abele 29]. Al ler dings zog sich Bal zac ab Febru ar 1831 aus der Redak tion zu rück und überließ Audi bert das Feld; nach dessen frü hem Tod im Mai 1832 er setz te ihn Lou is Desnoyers. Der Il lu stration steil wur de an fangs vor al lem von Grandville, Mon nier und Decamps geprägt, Grandville gestaltete auch das Werbepla kat und die Titelvi gnet te des Jour nals. Sei ne ent schieden repu bli ka ni sche Einstel lung spiegelten die Bilder zu nächst nicht; zwar war die Ju li mon ar chie „auf dem Prüfstand, wur de aber noch nicht in Fra ge gestellt“ [ebd. 23]. Das sollte sich nach er sten politischen Ent täu schungen, insbe sondere auch durch Ver schär fun gen des Presserechts, bereits gegen Ende Ja nu ar 1831 ändern. Ver pfl ichtun gen der Verla ge zu Kaution und Stempel steuer, die eine hohe Bela stung bedeuteten, wur den kei neswegs wie erhofft abgeschafft, sondern neu geregelt – auch un ser Exemplar wurde im mer wieder vom Timbre Royal abge stempelt. Um den Kautionsfor derun gen zu ent gehen, ließ Phil ipon ab dem 3. Febru ar 1831 [Nr. 14] das Wort „pol itique“ im Unter titel der Zeit schrift streichen – ohne sich frei lich in halt lich dar um zu scheren. Die ei gent liche „Schon frist für den Bür gerkönig endete mit der Beru fung des Ka bi netts Périer am 13. März

1831“, als der neue Mi ni ster prä sident „in ei ner program mati schen Rede den oppositionel len Gruppierun gen den Kampf “ [ebd. 25] an sag te. Am 21. April kom mentier te Grandville dessen er ste Maßnah men mit ei nem Begräbniszug für die al legorisch dar gestellte Frei heit [Nr. 25, Ta fel 49/50]. Von Lou is-Philippe heißt es in der Legende, daß er als Erbe der ver storbenen Liberté „sei ne Trauer lediglich heuchele“ [ebd.]. Bald rück te der Bür gerkönig, der „als ehema li ger Hoff nungsträ ger nun die Empörung der Desil lu sionier ten auf sich zog“ [ebd. 43] in den Mit telpunkt der sati ri schen An grif fe – der un gleiche Kampf ‚Phil ip on ge gen Phil ippe‘ be gann. Eine Litho graphie von Au gu ste Desper ret (Nr. 31, Ta fel 62) zeigt ihn im Juni 1831 am Rande ei nes Abgrunds stehend, er schrocken vor dem ei genen Schat tenbild, das die Gestalt der Liberté mit ei nem drohend erhobenen Dolch an genom men hat – die unverhohlene Drohung mit ei ner neuen Re volution. „Auf nicht-politi sche Ware“ ver zichtete La Caricature „von nun an gänz lich“ [ebd. 27] – und wur de da für im mer wieder mit Prozessen, Stra fen und Beschlagnah mun gen drang sa liert.

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Wäh­r end ei­nes Ver ­fah­r ens im No­vem­ber 1831 we­ gen Ma­je­stäts­be­lei­d i­g ung, be­g an­gen in den Ta ­feln 69 und 70 von La Ca­r icature, ver­such­t e Phil ­ip­on dem Ge­r icht klar­z u ­m a­chen, daß die An­g rif ­fe kei­ nes­wegs dem Kö­n ig als Per­son gel­t en wür­den, son­ dern dem durch ihn ver­kör­per­t en Sy­stem, für das auch ein an­de­r es Sym­bol ste­hen kön­ne: Zur Il­lu­ stra­ti­on sei­ner The­se zeig­te er in vier Skiz­z en die Ver ­wand­lung des kö­n ig­l i­chen Kon­t er ­feis in ein Bir­ ne und er­k lär­t e, bei der In­k riminierung des letz­t en Bil­des wür­de man „ei­nen Mann ver­u r­t ei­len, weil er eine Bir­ne ge­m acht hat, die dem Kö­n ig äh­nelt“ [zit. nach Bil­der ­wel­t en 142]. Vor­der­g rün­d ig nütz­t e die spitz ­fi n­d i­ge Ar­g u ­men­t a­t i­on nichts: Phil­ip­on wur­ de zu sechs Mo­n a­ten Ge­f äng­n is und 2000 Francs Geld­stra­fe ver­u r­teilt [Bosch-Abele 38] – doch der roi poire, Kö­n ig Bir­ne, war ge­bo­r en, und die Croqua­ des Fa­ites à l’au­dience du 14 nov. (Cour d’As­sis) wur­ den be­r eits der Num­mer vom 24. No­vem­ber (Nr. 56) bei­ge­ge­ben. Die Bir ­ne als „Sinn­bild des Miß­t rau­ens ge­gen den im ­mer un­p o­pu ­l ä ­r e­r en Lou ­i s-Phil­ippe und sein kor ­r up­t es Sy­stem“ wur­de bald „un­ge­mein po­pu­l är“ [Bil­der ­wel­t en 142] und in La Ca­r icature in un­t er­schied­l ich­ster Form im ­mer wie­der zur Schau ge­stellt.

Trotz des mo­r a­li­schen Siegs über die Ju­stiz spitz­ te sich die fi ­n an­z i­el­le Si­t ua­t i­on des Ver­l ags im ­mer mehr zu. Phil­ip­on be­r ich­t e­t e 1832 re­sü ­m ie­r end von „20 Be­schlag ­n ah ­mun­gen, sechs Ge­r ichts­ent­schei­ den, drei Ver­u r­tei­lun­gen, mehr als 6.000 Francs Geld­stra ­fe, 13 Mo­n a­t en Ge­f äng ­n is und Ver ­fol­g un­ gen, zu de­nen die For­de­r ung von 24.000 Francs (für die Kau­t i­on) zu rech­nen sei“ [Bosch-Abele 41]. Um neue Geld­m it ­t el zu ak­q ui­r ie­r en, grün­de­t e er im Som­mer 1832 die As­sociat­ion mensu­el­le pour la liberté de la pres­se. Ge­gen Vor­aus­z ah­lung von ei­nem Franc pro Mo­n at er­h iel­t en Abon­nen­t en ab Au­g ust je­weils mo­n at ­l ich ein Ex­em­plar ei­ner be­son­ders auf ­wen­ dig ge­stal­t e­t en, groß­for ­m a­t i­gen Li­t ho­g ra­phie. Die­ se Ak­t i­on muß­t e 1834 nach 24 Num­mern ein­ge­stellt wer­den, „weil die Be­hör­den dar­auf be­stan­den, den Steu­er­stem­pel von nun an auf der Li­t ho­g ra­phie an­ zu­brin­gen, was de­r en – in der Wer­bung aus­d rück­ lich her ­vor­ge­ho­be­nen – Samm ­ler ­wert stark be­ein­ träch­t igt hät ­t e“ [ebd. 42]. Das groß­a r ­t i­g e Fi­n a ­le bil­de­t en die fünf be­r ühm­t e­sten Blät ­t er von Honoré Da­u mier. Ein Jahr spä­ter kam das Aus für die Zeit­schrift selbst. Am 28. Juli 1835 wur­de wäh­r end der Fei­ern zu den Jah­r es­t a­gen der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on ein At ­t en­t at

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auf Lou­is-Phil­ippe ver­ü bt, bei dem 18 Men­schen star­b en. Um­g e­hend wur­de der op­p o­si­t io­nel­len Pres­se vor­ge­wor ­fen, „das Kli­m a für den An­schlag vor­be­r ei­t et zu ha ­ben. Zahl­r ei­che Jour ­n a ­l i­sten wur­ den so­fort ver­h af ­t et, dar ­u n­t er Phil­ip­on, Des­noyers und Alta­r oche“ [ebd. 113]. In den Sep­t em­ber­ge­set­ zen wur­de die Kau­t i­on für po­l i­t i­sche Zeit­schrif ­t en auf 100.000 Francs er­höht und „die Vor­z en­sur für Bil­der“ [ebd. 114] ein­ge­führt, was die Ein­stel­lung der Zeit­schrift er­z wang. Am 27. Au­g ust 1835 er­ schien ihre letz­t e Aus­g a ­b e, mit der Li­t ho­g ra­phie Da­u miers C’eta­it vraiment bien la peine de nous fai­ re tuer!, der bit­t e­r en Kla­ge der sich aus ih­r en Grä­ bern er­he­ben­den To­t en der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on über die Ver­geb­l ich­keit ih­r es Op­fers, für Pas­ser­on „das be­ ste Blatt von Da­u miers Hand“ [Pas­ser­on 118]. Auch die Sep­t em ­b er­ge­set­z e selbst wur­den ab­ge­d ruckt, der „Ar ­t i­kel zur Bild­z en­sur in Bir ­nen­form“ [ebd. 115] – ein letz­t er sar­k a­sti­scher Gruß an den roi poire. Phil­ip­on ver­a b­schie­de­t e sich von den Le­sern im vol­ len Be­w ußt­sein der hi­sto­r i­schen Mis­si­on und Be­ deu­t ung der Ca­r icature: „Wir glau­ben, ein Buch zu hin­t er­las­sen, das von al­len kon­sul­t iert wer­den wird, die über die er­sten Jah­re der Herr­schaft Lou­isPhil­ippes schrei­ben oder die­se Zeit stu­d ie­r en und ge­n au ken ­nen ­ler ­nen wol ­len“ [zit. ebd.]. Die be­deu­t end­sten Künst ­ler der Zeit als Mit ­a r­bei­t er Un­t er den Künst­lern, die Phil­ip­on für La Ca­r icature en­ g a­ g ier­ t e, war Grandville bis Mit­ t e 1834 die do­m i­n ie­r en­de Ge­stalt und ins­ge­samt „ge­mein­sam mit Da­u mier […] de­r en un­b e­strit ­t e­ner Star“ [Bil­ der­wel­ten 156]. Von ihm stam­men ins­ge­samt „107 char­ges en 119 planches dont 46 dou­bles planches“ [Ren­onciat], un­t er de­nen die mehr ­t ei­l i­gen Pro­z es­ sio­nen von Ver­t re­t ern des Hofs oder der Re­g ie­r ung her­aus­ste­chen: Al ­lein die Gran­de crois­ade co­ntre la Liberté, die zwi­schen Mai und Ok­to­b er 1834 auf sie­b en dop­p el­sei­t i­gen Ta ­feln er­schien, er­g ibt an­ ein­a n­der­ge­legt eine Ge­samt ­l än­ge von 3,50 Me­t ern [vgl. Ren­onciat 293]. Auch sein Mar­ken­z ei­chen, der Mensch-Tier-Ver­g leich, bzw. Kom ­bi ­n a­t io­nen aus Men­schen- und Tier­kör­p ern, kommt im­mer wie­ der zur An­wen­dung. In sei­nen „lar­ge, crowded de­ signs […] is plenty of ex­t ra­va­g ant in­vent­ion and bit­ ter wit“, re­sü ­m ier ­t e Ray, „Grandville’s li­t ho­g raphs admirably served the­ir po­le­m ical pur­po­se“ [Ray I, 231 f.]. Mit 17 Zeich­nun­gen war Grandville auch Haupt ­b ei­t rä ­g er der Li­tho­g ra­phie mensu­el­le, wo­b ei die Nr. 10 eine Aus­n ah­me dar­stellt: Sie ist kei­ne Li­t ho­g ra­phie, son­dern die er­ste von Grandville aus­

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ge­f ühr ­t e Ra­d ie­r ung, wie Phil­ip­on auf dem Bei­blatt er­läu­t ert: „Ce des­sin est exé­cuté à l’eau-for­t e; c’est le pre­m ier ouv­r a­ge que no­tre ami ait fait dans ce gen­r e“ [vgl. auch Vica­i re II , 84]. Charles Jo­seph Traviès (1804 –1859) „fand in der Dar­stel­lung des ein­fa­chen Vol­kes, der Pro­le­t a ­r i­er und Au­ßen­sei­t er der Ge­sell­schaft ein Haupt ­t he­m a sei­ner Kunst“ [Bil­der­wel­t en 152]. Er zeig­t e die „Ver­ lie­r er der ge­sell­schaft ­l i­chen Um­wäl­z ung, durch die das Bür­ger­t um an die Macht ge­langt“ [ebd. 146] war, und „sym­pa­t hi­sier ­t e mit so­z ia ­l i­sti­schen Ide­en“ [ebd. 152], die auf eine Ver­ä n­de­r ung der Ge­sell­schaft ziel­ ten. Sein frü­he­ster Bei­t rag für La Ca­r icature, eine Dar­stel­lung von Lum­p en­s amm ­le­r in­nen als In­b e­ griff der Häß­l ich­keit [Nr. 9, Ta­fel 17] be­saß für den gut si­tu­ier­ten Bür­ger frei­lich auch den „Reiz des Exo­ti­schen“ [ebd.]. Be­rühmt wur­de Traviès zeit­ wei­se durch die Ge­stalt des gleich­falls häß­li­chen, buck­li­gen Mon­sieur Mayeux, der zum ei­nen „als lü­ster ­ner Schür­z en­jä­g er und Voy­eur, zum an­de­ ren als of ­fen ­her­z i­ger Re­pu ­bli­k a ­ner“ auf ­t rat [ebd. 153]. Ins­ge­samt steu­er­t e Traviès über 50 „zum Teil sehr ag­g res­si­ve Blät­t er“ [ebd. 146] zu der Zeit­schrift bei. Von ihm stam­men auch Les Faux monnaye­urs




[Nr. 15] und Le Docteur Ger­vais [Nr. 22] in der Li­tho­g ra­phie mensu­el­le [vgl. Vica­i re II , 85 f.]. Spe­z i­ell für die Früh­z eit sind als Mit­a r­bei­t er noch Charlet und Achille Devé­r ia zu nen­nen, die durch­ aus „nicht auf kri­t i­sche Gra­phik ein­ge­stellt wa ­r en“ [Bosch-Abele 31], au­ß er­dem Au­g u­ste Raf ­fet, für den Giacomelli 17 Num­mern der Jah­r e 1830 –1832 an­führt. „Princip­a lly by Raf­fet“ [Bech­tel 7] sind auch die un­ si­ g nier­ t en Num­ mern 1 und 3 der Li­tho­gra­phie mensu­el­le. Gavarni steu­er­t e 1831/32 vier Li­t ho­g ra­phi­en bei, drei da­von er­g a ­ben zu­sam ­men die Pro­c ess­ion du dia­ble [vgl. Ar­me­l hault/Boc­her]. „Als wich­t ig­ster neu­er Mit ­a r­b ei­t er“ [Bosch-Abele 32] konn­t e ge­gen Ende 1831 Bou­q uet ge­won­nen wer­den. Honoré Da­u mier war ab Fe­bru­a r 1832 re­gel­m ä ­ßi­ ger Mit ­a r­bei­t er; sei­ne Wer­ke si­g nier ­t e er teils un­ ter dem Pseud­onym Rogelin, mit sei­nen In­itia­len oder auch gar nicht. Erst in den letz­t en zwölf Mo­ na­t en avan­cier ­t e er zum un­be­strit ­t e­nen Prot ­a go­n i­ sten von La Ca­r icature. Al­lein 50 sei­ner 92 Zeich­ nun­gen da­tie­r en aus die­sem Zeit­r aum [vgl. Ray I, 234]. Doch schon in der frü­hen fünf­tei­li­gen Se­r ie Célébrités de la Ca­r icature, die je­weils die Bü­ste ei­nes Po­l i­t i­kers über sei­nem Spott ­wap­pen zei­gen, be­g ann

Da­u mier „sei­ne höchst­ei­g e­ne Form der Bild­s a­t i­ re zu ent ­w ickeln“ [Bil­der ­wel­t en 148; vgl. Pas­ser­on 63 f.]. Ab Mit­t e 1833 wur­den sei­ne sa­t i­r i­schen Bild­ kom ­men­t a ­r e „im ­mer ag­g res­si­ver und tref ­fen­der“, wo­f ür er ei­nen „ei­ge­nen, sehr dy ­n a ­m i­schen Stil“ aus­präg ­t e: „Er be­vor­z ug ­t e von der Rea ­l i­t ät aus­ ge­hen­de Sze­nen, die er durch Über ­t rei­bun­gen in der Dar­stel­lung zu­spitz­te, wo­b ei er aber zu Gun­ sten der Schlag­k räf ­t ig­keit auf aus­s chmücken­de und ab­len­ken­de De­t ails ver­z ich­t e­t e“ [Bosch-Abele 32] und da­durch „unforgettable images“ [Ray I, 234] schuf. Zu den „schärf­sten An­g rif­fe[n] auf die Juli-Mon­a r­chie“ [Bil­der ­wel­t en 150] ge­r ie­t en sei ­ne Zeich ­nun­g en über die Sei­den­we­b er­auf­stän­de in Lyon im April 1834; sein Ab­schluß­blatt vom 27. Au­ gust 1835 zeugt „von der all­ge­mei­nen Ent­t äu­schung und auch von der Re­si­g na­t i­on der Mit ­a r­bei­t er“, die „ihre Zei­t ung in der Hoff­nung auf dau­er­h aft li­be­ ra­le Zei­ten ge­g rün­det hat­ten“ [ebd. 151]. Für die Li­tho­g ra­phie mensu­el­le zeich­ne­te er fünf sei­ner be­ deu­t end­sten Blät ­t er. Die­se „es­t ampes célébres“ [Rahir] sind Le Ventre Législatif [Nr. 18], Très hauts et très puissants mout­ards [19], Ne vous y frot­tez pas [20], Enfoncé Lafayette [21(bis)], und schließ­lich das „be­ rühm­t e Blatt Rue Trans­nonain, das ei­ne in ihrer Woh­ nung er­mor­de­te Familie zeigt; es ist ei­nes sei­ner

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Haupt­wer­ke“ [Géricault, Delacroix, Da­u mier 114], viel­leicht „ei­nes der größ­t en Wer­ke der Druck­g ra­ phik über­h aupt“ [Pas­ser­on 51; vgl. auch S. 110 ff.]. Die Be­deu­t ung der Bil­der ­welt von La Ca­r icature für den Ver­l auf der Kunst­ge­schich­t e ist kaum zu über­ schät­z en: Denn im Kreis ih­r er Künst­ler bil­de­t e sich „eine neu­a r ­t i­ge künst ­le­r i­sche Spra­che her­aus, die in Op­po­si­t i­on zur of ­fi ­z i­el ­len Aka­de­m ie­k unst ei ­nen gro­ßen Ein ­fluß auf die Ent ­w ick ­lung ei­ner bür­ger­ lich-rea­li­sti­schen Kunst in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts aus­ü ben wird“ [Bil­der ­wel­t en 144]. Ein voll­stän­d i­ges, bi­blio­phil voll­kom­me­nes Ex­em­plar, mit den un ­ko­lo­r ier ­t en Li­t ho­g ra­phi­en auf Chi­n a­pa­pier – von größ­t er Ra ­r i­t ät Wie ist es mög­l ich, daß ein über fünf Jah­r e er­schie­ ne­nes Wo­chen­blatt der 1830er Jah­r e, das stän­d i­ gen Re­pres­s a ­l i­en, Ver­b o­t en und Kon ­fi s­k at ­io­nen aus­ge­setzt war, in ei­nem voll­stän­d i­gen Ex­em­plar in na ­he­z u per ­fek­t er Er­h al­t ung vor­l iegt? Zu­a l ­ler­erst ist dies dem un­er ­müd ­l i­chen Her­aus­ge­ ber Charles Phil­ip­on zu ver­dan­ken, der ge­r a­de an­ge­ sichts der Be­d räng ­n is­se im ­mer wie­der stolz dar­auf ver ­w ies, daß man „die Ver ­pflich­t un­gen ge­gen­ü ber den Abon­nen­t en er ­f ül­le und de­r en Samm ­lung nie­ mals un­voll­stän­d ig las­sen wer­de – ein Ver­spre­chen, das man­ches­m al wohl un­ge­ach­t et ge­r icht ­l i­cher Auf­ la­gen ein­ge­h al­t en wur­de, da zu­wei­len die Zer­stö­ rung der Li­t ho­g ra­phie­stei ­ne mit den in ­k ri ­m i ­n ier­ ten Dar­stel­lun­gen ver ­f ügt wur­de“ [Bosch-Abele 41]. Auf­g rund der her ­aus­r a ­gen­den künst ­le­r i­schen und tech­n i­schen Qua ­l i­t ät der Li­t ho­g ra­phi­en wur­de La Ca­r icature zu­dem „schon zur Zeit ih­r es Er­schei­nens ein be­gehr ­t es Sam ­mel­ob­jekt“ [Bil­der ­wel­t en 145]. Die nicht ko­lo­r ier ­t en Li­t ho­g ra­phi­en exi­stie­r en in zwei Va ­r i­a n­t en: „Dans quelques ex­empla ­i res, très ra­r es, les planches non co­lor­iées sont sur chine, et le tira­ge, ex­cessivement so­igné, est bien supérieur aux épreuves sur pa­pier vélin“ [Brivois 74]. Ein sol­ ches Ex­em­plar mit den Li­t ho­g ra­phi­en auf Chi­n a­pa­ pier, auf Kar­t on mon­t iert, liegt hier glück­l i­cher­wei­ se vor – es er­l aubt, daß „selbst fein­ste Nu­a n­cen der zu­g run­de lie­gen­den Stein­z eich­nung zu se­hen sind“ [Géricault, Delacroix, Da­u mier 126]. Dan ­kens­wer ­t er ­wei­se hat der Erst ­b e­sit­z er un­se­r es Ex­em­plars von Be­g inn an größ­ten Wert auf Voll­ stän­d ig­keit ge­legt – und das in je­der er­denk ­l i­chen Hin­sicht: So be­wahr­te er nicht nur die Null­num­ mer der Zeit­schrift auf, son­dern eben­so die an­ders ge­setz­t en Nach­d rucke der er­sten sie­ben Num ­mern.

Nicht feh­len durf­t e na­t ür­l ich das nicht in der Zäh­ lung ent ­h al­t e­ne Fak­si­m i­le von Phil­ip­ons be­r ühm­t en Croqua­des Fa­ites à l’au­dience du 14 nov. (Cour d’As­sis), das in vier Bil­dern die Ver­wand­lung der Ge­sicht­z ü­ ge des Bür­ger­kö­n igs in eine un­ver ­f äng­l i­che Bir ­ne vor­f ührt [Nr. 56], eben­so we­n ig das fik­t i­ve Thea­t er­ pla ­k at L’at ­ten­tat risible, auf ro­sa ­far­be­nem Pa­pier und we­gen sei­ner Über­g rö­ße ge­fal­t et, das als Supplément zu Nr. 124 vom 21. März 1833 er­schien – die­ ses ist so­g ar dop­pelt vor­h an­den. Ein­ge­bun­den sind alle neun Se­me­ster-Um­schlä­ge, je­weils mit der Tab­ le auf dem Rück­u m­schlag. Der Um­schlag zu Band 7 [er­ste Hälf­t e des 4. Jahr­g angs 1833] liegt in zwei Va­r i­a n­t en vor. Auch die Text­blät­t er von Nr. 48, mit ei­ner Zen­sur­lücke und ei­ner Pro­t est ­no­t e von Phil­ip­ on, so­w ie von Nr. 59 sind je­weils dop­pelt vor­h an­den. Eine Über­r a­schung bie­tet auch der Band mit der Li­tho­g ra­phie mensu­el­le, von der be­r eits Brivois mel­ de­te, „une co­llect­ion co­mplète est très rare“ [Brivois 88]. Un­ser Ex­em­plar ent­h ält nun 25, nicht 24 groß­for ­m a­t i­ge Blät ­t er. Da­u miers Ab­schluß­blatt Rue Trans­nonain trägt zwar die Nr. 24, doch wur­de Nr. 21 ver­se­hent ­l ich dop­pelt ver­ge­ben. An die Stel­le der nicht ver­ge­be­nen Nr. 23 wur­de hier eine zu­sätz­l i­che, al­len Bi­blio­g ra­phen un­be­k ann­t e Li­t ho­g ra­phie von

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Grandville ein­ge­bun­den. Sie war zu­vor in hal­b er Grö­ße in La ca­r icature vom 1. Sep­t em­ber 1831 [Nr. 44, Ta ­fel 89] er­schie­nen: Ce n’est pas une cham­bre, c’est un che­nil zeigt den In­nen ­m i­n i­ster Ca­si­m ir Périer in ei­ner Dres­sur­sze­ne mit Hun­den, die Ge­sich­ ter von Po­l i­t i­kern tra­gen. [vgl. Ren­onciat 77 f.]. Den mei­sten Bi­blio­g ra­phen ent ­g ing gleich­falls, daß die Nr. 10 kei­ne Li­t ho­g ra­phie, son­dern eine Ra­d ie­r ung ist – die er­ste von Grandville über­h aupt. Bei­ge­bun­ den sind un­se­r em Ex­em­plar 18 Er­l äu­t e­r ungs­blät ­t er (von 19) mit Tex­t en von Phil­ip­on, die auch in La Ca­ ricature er­schie­nen, so­w ie – dies sei als letz­t es Zei­ chen für den un­be­d ing ­t en Samm ­ler­ehr­geiz un­se­r es Erst ­be­sit­z ers ver ­merkt – 10 lee­r e Ori­g i ­n al-Blät ­t er. „Co­mplete sets in acceptable con­d it­ion have become very uncommon“ [Ray I, 234] kon­sta­t ier­t e Gor­ don N. Ray trocken. Un­ser Ex­em­plar wur­de vor gut hun­dert Jah­r en von Ge­org­es Mer­ci­er in 11 schö­ne Ein­bän­de aus Ma­ro­quin citron ge­faßt, ver­ein­zel­t e un­

be­deu­ten­de Läsu­r en im Pa­pier da­b ei auf fast un­ sicht ­ba ­r e Wei­se re­stau­r iert. Seit­dem wur­de es von ei­nem be­deu­t en­den Samm ­ler zum näch­sten wei­t er­ ge­r eicht, um un­ver­sehrt und in ei­nem un­glaub­l ich fri­schen Zu­stand auf un­se­r e Zeit zu kom­men. Pro­ve­n i­enz: Auf al­len Spie­geln oben links das gold­ ge­präg ­t e ver­schlun­ge­ne Mo­no­g ramm „ PV “; auf dem Spie­gel des er­sten Ban­des die gold­ge­präg ­t en Ex­l i­bris von Paul Villebœuf (nicht in des­sen Auk­t i­on 1963) und Pierre Du­ché (Auk­t i­on II , 1972, Nr. 58: frs. 58.000), dar ­u n­t er Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh ­m ann. Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her 47 f., Nr. 227 – 230; Bech­t el; Bil­ der­wel­ten 140 –155; Beraldi V, 115 –121, Nr. 2 – 6 (Da­u mier); Bosch-Abele; Brivois 71 – 88; Del­t eil I, 40 –135; Drujon 69; Géricault, Delacroix, Da­u mier 114 –131; Giacomelli, sect­ion III , Nr. 129 –144; Grand-Car­t er­et 199 ff.; Haz­a rd/Del­t eil 66 – 79, Nr. 248 – 310; Lon­c hamp II , 84 f.; Pas­s er­on 56 ff. und 96 –118; Rahir 355; Ray I, 231 – 234, Nr. 160; Ren­onciat, 72 ff. und 293 f.; Rümann, Da­u mier 18; San­der 138; Vica­i re II , 46 – 87.

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Unik­a les kom­plet­t es Ex­em­plar, un­be­schnit­t en und in den Ori­g i­nal-Lie­fe­r un­gen – mit zwei­t em Ta­fel­satz auf Chi­na­pa­pier bzw. in zeit­ge­nös­si­schem Ko­lo­r it, aus dem Be­sitz von Adolphe Bor­des 100 La Ca­r icature pol­ itique [Nr. 3 –13 und ab Nr. 100], mora­le, religieuse [bis Nr. 99], litt­éra­ire et scénique. [Auf den Um­schlä­gen:] Fondé et dir­i gé par Ch. Phil­ip­on. 251 Lie­fe­r un­gen in 10 Bdn. [Und:] Ca­t alogue des Princip­a les Nouveautés Li­t ho­g raph­iques [bzw. ab Nr. 3:] Li­t ho­g ra­phie mensu­el­le. Zu ­sam­m en 11 Bde. Pa­r is, Au grand mag­a sin de ca­r icatures d’Au­bert, 4. No­vem­ber 1830 – 27. Au­g ust 1835. 2 lithographierte Ta­feln auf Ve­lin­pa­pier, da­von 1 ko­ lo­r iert (Null­n um­m er); 524 [recte: 528] ge­z ähl­te litho­ graphierte Ta­feln auf Ve­lin­pa­pier = 399 Ta­feln (da­von 2 dop­pel­blatt­g roß, 1 auf 2 Blät­tern, 5 auf­klapp­bar, 10 an- oder teil­ko­lo­r iert, 14 ko­lo­r iert), 59 dop­pel­blatt­g ro­ße, als Dop­pel­num­m ern ge­zähl­te Ta­feln (da­von 7 ko­lo­r iert,), 3 dop­pel­blatt­g ro­ße, als Drei­fach­num­m ern ge­zähl­te Ta­ feln, 1 als Dop­pel­num­m er ge­zähl­ter, zwei­m al ge­fal­te­ter Bo­gen; au­ßer­h alb der Zäh­lung: 1 Fak ­si­mi­le „Croqua­des Fa­ites à l’au­dience du 14 nov. (Cour d’As­sis)“ und 1 Falt­ ta­fel auf ro­sa­far­be­nem Pa­pier; ei­ni­ge Text­holz­schnit­te. – Die von der tat­säch­li­chen Zäh­lung ab­wei­chen­de An­zahl er­g ibt sich aus der Exi­stenz der Ta­feln 46bis, 56bis und 153bis so­wie aus der dop­pel­ten Ver­ga­be der Nr. 376. Zwei­ter Ta­fel­satz: 314 Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, auf­ge­ walzt auf Ve­lin (da­von 1 dop­pel­blatt­g roß, 1 auf 2 Blät­ tern, 6 an­k o­lo­r iert), 32 dop­pel­blatt­g ro­ße, als Dop­pel­ num­m ern ge­zähl­te Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, auf­ge­walzt auf Ve­lin, 3 dop­pel­blatt­g ro­ße, als Drei­fach­num­m ern ge­ zähl­te Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, auf­ge­walzt auf Ve­lin, 81 ko­lo­r ier­te Ta­feln auf Ve­lin (da­von 1 dop­pel­blatt­g roß, 3 le­dig­lich teil­k o­lo­r iert, 2 ge­tönt, 3 auf­klapp­bar), 27 dop­ pel­blatt­g ro­ße, als Dop­pel­num­m ern ge­zähl­te ko­lo­r ier­te Ta­feln auf Ve­lin, 1 als Dop­pel­num­m er ge­zähl­ter, zwei­ mal ge­fal­te­ter, ko­lo­r ier­ter Bo­gen auf Ve­lin, 2 auf­klapp­ ba­re Ta­feln auf Ve­lin. – Die Ta­feln 19 und 231 (Plan von Ant­wer­pen) sind nicht doub­le­t t, die Dop­pel­num­m er 351 – 352 liegt ins­ge­samt in 3 Zu­stän­den vor. Li­tho­g ra­phie mensu­el­le: 24 dop­pel­sei­t i­ge Ta­feln, da­von 23 Li­tho­g ra­phi­en (2 hin­ter­legt, von die­sen 1 ge­fal­tet) und 1 Ra­die­r ung. – Nr. 21 wur­de dop­pelt ver­ge­ben. – Im Falz auf Ste­gen mon­t iert. 1 S., 6 Sp. (Null­num­m er); 2008 [recte: 2012] Sp. (Nr. 1 – 251), 1 Bl. (Supplément zu Nr. 30). – Die von der Zäh­ lung ab­wei­chen­de tat­säch­li­che Spal­ten­zahl er­g ibt sich aus der dop­pel­ten Zäh­lung von Sp. 151 f. und 1041 f. Fo­lio, un­be­schnit­ten (ca. 370 x 280 mm). 10 lang­n ar­bi­ge au­ber­g i­ne­far­bene Halb­m aroqu­inche­mi­sen und ein Halb­ ma­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit Ti­tel und Fi­let­

en­rah­m en in Gold­prä­g ung auf den Rücken, mit Gold­ fileten auf den Spie­geln und mar­m o­r ier­ten Be­zü­gen auf den In­nen­deckeln, der letz­te Band ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „E. Ca­ray­on“ , bei­lie­gend alle Se­m e­sterUm ­schlä­ge (10 Vor­der-, 9 Hin­ter­um ­schlä­ge), in mit Filz aus­ge­schla­ge­n en Papp­schu­bern mit Ma­r o­quin­k an­ten (1 Schu­ber mit Ein­r is­sen in Fal­zen, Pa­pier teils stär­k er ge­bräunt und mit Rand­lä ­su­ren, we­ni­ge Bl. mit län­ge­ren Ein­r is­sen, Ta­feln auf Ve­lin oft braun­f leckig, oder durch die Trän­kung des Pa­piers ganz oder teil­wei­se ge­bräunt). Kom­plett und mit zwei­t em Ta­fel­satz auf Chi­n a­pa­pier bzw. in zeit ­ge­nös­si­schem Ko­lo­r it Dies ist un­ser zwei­t es voll­stän­d i­ges Ex­em­plar der er­sten Aus­g a ­b e der be­deu­t end­sten il­lu­strier ­t en sa­t i­r i­s chen Zeit­s chrift des 19. Jahr­hun­derts. Es liegt hier in 251 lo­sen Ein­z el­lie­fe­r un­gen vor; hin­ zu kommt die Null­num­mer (Pro­spec­t us et Nu­m e­r oModèle). Gleich­falls vor­h an­den sind das un­pa­g i­ nier ­t e Supplément-Blatt zu Lie­fe­r ung 30, au­ßer­dem das nicht in der Zäh­lung ent ­h al­t e­ne Fak­si­m i­le von Phil­ip­ons be­r ühm­t en Croqua­des Fa­ites à l’au­dience du 14 nov. (Cour d’As­sis) mit der Ver­w and­lung der Ge­sicht­z ü­ge des Bür­ger­kö­n igs in eine Bir ­ne (Nr. 56) so­w ie das fik­t i­ve Thea­t er ­pla ­k at L’at ­ten­tat risible, auf ro­sa ­far­be­nem Pa­pier und we­gen sei­ner Über­g rö­ße ge­fal­t et [Supplément zu Nr. 124]. Alle zehn Se­me­ ster-Um­schlä­ge (mit Aus­n ah ­me des letz­t en Hin­t er­ um­schlags) lie­gen eben­falls bei. Vor al­lem we­g en der her­aus­r a­g en­den künst ­le­r i­ schen und tech ­n i­schen Qua ­l i­t ät der Li­t ho­g ra­phi­en wur­de La Ca­r icature „schon zur Zeit ih­r es Er­schei­ nens ein be­gehr ­t es Sam ­mel­ob­jekt“ [Bil­der ­wel­t en 145], doch „co­mplete sets in acceptable con­d it­ion have become very uncommon“ [Ray I, 234]. Hier lie­ gen ne­ben dem kom­plet ­t en Ta ­fel­satz auf Ve­l in­pa­pier fast sämt­l i­che Ta­feln noch ein zwei­t es Mal, zu­meist als Va ­r i­a n­t e vor. Das Pro­be­heft ent ­h ält zwei Li­t ho­g ra­phi­en (da­von eine ko­lo­r iert); die 251 re­g u­l ä ­r en Hef ­t e ins­ge­samt 524 nu ­me­r ier ­t e Li­t ho­g ra­phi­en, wo­bei die Zahl um 4 Num­mern zu er­hö­hen wäre: Zum ei­nen blie­ben drei Li­t ho­g ra­phi­en [nach den Nrn. 46, 56 und 153] un­nu­me­r iert, zum an­de­r en taucht die Nr. 376 dop­ pelt auf. An­de­r er­seits wur­den 60 dop­pel­blatt ­g ro­ße Ta ­feln als Dop­pel­num ­mern ge­z ählt, 3 als Drei­fach­ num­mern [504 ff., 513 ff. und 516 ff ]. Doch wur­de auch die­ses Prin­z ip nicht kon­se­q uent an­ge­wandt:

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Zwei Ein­z el­num ­mern sind dop­p el­blatt ­g roß, eine auf zwei Blät ­t ern ge­d ruckt; ein zwei­m al ge­fal­t e­t er gan­z er Bo­g en wur­de als Dop­p el­num ­mer ge­z ählt [Nr. 322 f.]. Reiz­voll sind fünf auf­k lapp­ba­r e Ta­feln mit op­t i­schen Über ­r a­schungs­ef ­fek­t en [Nrn. 9, 10, 20, 41 und 142]. Sämt­li­che Ta­feln lie­gen auf Ve­ lin­pa­pier vor, al­ler ­meist in Schwarz-Weiß, le­d ig­l ich 21 wur­den ko­lo­r iert (dar ­u n­t er 7 dop­pel ­blatt ­g ro­ße), zehn wei­te­r e wur­den nur punk­tu­ell an- oder teil­ ko­lo­r iert. In die ein­z el­nen Hef ­t e an pas­sen­der Stel­le ein­ge­ legt wur­de dar­ü ber hin­aus noch ein zwei­t er, na­he­ zu kom­plet ­t er Ta ­fel­satz, der in den al­ler ­mei­sten Fäl­ len eine Va ­r i­a n­t e zum er­sten bie­t et, ent ­we­der durch die Pa­pier­sor ­t e oder die Ko­lo­r ie­r ung: 388 Num­ mern lie­gen auf Chi­n a­pa­pier vor, das auf Ve­lin­pa­ pier auf ­k a­schiert wur­de, dar ­u n­t er 32 Dop­pel­num­ mern und die drei Drei­fach­num­mern. Sechs Blät­t er sind leicht an­ko­lo­r iert, ei­nes auf ­k lapp­bar. Ex­em­pla­ re mit den Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier sind laut Brivois „très ra­r es“ und „bien supérieur aux épreuves sur pa­pier vélin“ [Brivois 74]. Wei­t e­r e 139 Num­mern sind auf Ve­lin­pa­pier ge­d ruckt und ko­lo­r iert (3 le­ dig­l ich teil­ko­lo­r iert, 2 ge­t önt, 3 auf ­k lapp­bar), un­t er ih ­nen 28 dop­p el ­blatt ­g ro­ße Dop­p el ­num ­mern und ein als Dop­pel­num ­mer ge­z ähl­t er, zwei­m al ge­fal­t e­ ter Bo­gen. Eine aus­k lapp­ba­r e Ta­fel [Nr. 41] wur­ de nicht ko­lo­r iert; die Ta­feln 19 und 231 (Plan von Ant ­wer ­pen) lie­gen als ein­z i­ge nicht doub­le­t t vor. In drei Zu­stän­den ha ­ben wir dem­ge­gen­ü ber die Dop­ pel­t a ­fel des Grand en­te­rrement du gros Co­n stitutionnel [Nr. 351 f.] vor uns, was es er­mög­l icht, ex­em­pla­r isch die Va ­r i­a n­t e auf Chi­n a­pa­pier mit der schwarz ­wei­ ßen so­w ie der far­bi­gen auf Ve­l in­pa­pier ver­glei­chend ne­ben­ein­a n­der ­z u ­h al­t en. Von Au­g ust 1832 bis ins Jahr 1834 er­schien als eine Art An­h ang zur Ca­r icature die Li­tho­g ra­phie mensu­el­le. Die Fol­ge von 24 groß­for­m a­ti­gen Blät­ tern, von der be­r eits Brivois sag­t e, „une co­llect­ion co­mplète est très rare“ [Brivois 88], ist in un­se­r em Ex­em­plar gleich­falls vor­h an­den. Die Falt ­t a ­feln wur­ den – im Falz auf Ste­gen mon­t iert – in ei­nen se­pa­ ra­t en Band ge­bun­den. Im ein­z el­nen um­faßt die Se­ rie 17 Zeich­nun­gen von Grandville, wo­bei die Nr. 10 aus­n ahms­wei­se kei­ne Li­t ho­g ra­phie ist, son­dern die er­ste von Grandville aus­ge­f ühr ­t e Ra­d ie­r ung, was den mei­sten Bi­blio­g ra­phen ent­g ing. Zwei Blät­ ter [Nr. 15 und 22] stam­men von Charles Jo­seph Traviès; die üb­r i­gen fünf [Nr. 18 – 21 und 24] sind die viel ­leicht „be­r ühm­t e­sten Blät ­t er von Da­u mier“ [Rümann 124], dar­u n­t er das ab­schlie­ßen­de mit dem Ti­t el Rue Trans­nonain, das ei­ne in ihrer Woh­nung

er­mor­de­t e Familie zeigt – „ei­nes der größ­t en Wer­ ke der Druck­g ra­phik über­h aupt“ [Pas­ser­on 51; vgl. auch S. 110 ff.]. Ins­ge­samt ist der Er­h al­t ungs­z u­stand un­ein ­heit ­l ich, ins­be­son­de­r e das Ve­l in­pa­pier ist oft braun ­fleckig, wo­von das auf ­k a­schier ­t e Chi­n a­pa­pier so gut wie nicht be­trof­fen ist. Die Fa­rb­ta­feln sind durch die Trän­k ung des Pa­piers öf­t ers ganz oder teil­wei­se ge­ bräunt, was der Wir­k ung des kraft­vol­len Ko­lo­r its je­doch kaum Ab­bruch tut. Die lo­sen Blät­ter wei­ sen oft ­m als klei­ne­r e Rand­l ä­su­r en auf, da ­f ür sind sie un­be­schnit ­t en. Un­ser Ex­em­plar in ge­d ie­ge­nen Halb­m aroqu ­i nche­m i­sen von Émile-Adolphe Ca ­r ay­ on (1843 –1909) [vgl. Fléty 38] stammt aus dem Be­sitz von Adolphe Bor­des, ei­nem füh­r en­den Bi­blio­phi­ len des frü­hen 20. Jahr­hun­derts, und An­d ré TissotDu­pont. Pro­ve­n i­enz: Adolphe Bor­des. – Librairie GiraudBadin. – An­d ré Tissot-Du­pont, des­sen Ex­l i­bris auf zwei In­nen­deckeln, des­sen Auk­ti­on 2016, Nr. 443 (mit 4 Abb.).

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Schö­nes, sehr sel­t e­nes Ex­em­plar des Fort­set­zungs­werks, aus be­deu­t en­den Samm­lun­gen 101 La Ca­r icature pro­viso­ire. [Ab. 7. Juli 1839:] La Ca­r icature. Re­vue mora­le, judicia­ire, litt­éra­ire, ar­t ist­ ique, fa­shio­n a­ble et scénique. [Ab 2. Ja­nu­ar 1842 ab­wei­ chen­de Lie­fe­r ungs­t i­tel:] La Ca­r icature. Re­vue satirique des modes, des théâtres, de la mus­ique, des tri­bun­aux et de la litt­érature. Zu­sam­m en 270 Num­m ern in 5 Bdn. [Pa­ ris,] Au­bert, 1. No­vem­ber 1838 – 31. [!] De­zem­ber 1843. Zu ­sam­m en 429 Li­tho­g ra­phi­en im Text und auf Ta­feln (da­von 121 zeit­ge­nös­sisch ko­lo­r iert und 4 ge­tönt, 31 halb­ sei­t ig), 1 Stahl­stich-Ta­fel, rund 1200 Text­holz­schnit­te. Im ein­zel­nen: 49 lithographierte Ta­feln (da­von 1 dop­pel­ sei­t ig be­druckt), 4 ge­tön­te lithographierte Ta­feln, 9 ko­lo­ rier­te lithographierte Ta­feln (da­von 1 ei­weiß­gehöht und 2 dop­pel­blatt­g roß), 22 ganz­sei­t i­ge Li­tho­g ra­phi­en (da­von 2 mit Gold-, 1 in brau­nem Druck), 31 halb­sei­t i­ge lithogra­ phierte Ti­tel­il­lu ­stra­t io­nen (da­von 1 in Gold­druck), zahl­ rei­che Text­holz­schnit­te, wie­der­hol­ter Ti­tel­holz­schnitt ab Nr. 36. Und: 104 lithographierte Ta­feln (da­von 9 ko­lo­ riert, von die­sen eine dop­pel­blatt­g roß und zwei­m al ge­

fal­tet), 1 Stahl­stich­ta­fel, wie­der­h ol­ter Ti­tel­h olz­schnitt zu je­der Nr., 11 il­lu ­strier­te Holz­schnitt­in­itia­len. Und: 1 Ti­tel­il­lu ­stra­t i­on in Holz ­schnitt, 104 ganz­sei­t i­ge litho­ graphierte Abb. im Text. Und: 52 lithographierte Ta­feln (da­von 50 ko­lo­r iert und ei­weiß­gehöht), etwa 400 Text­ holz­schnit­te. Und: 53 [!] ko­lo­r ier­te und ei­weiß­gehöhte lithographierte Ta­feln, etwa 400 Text­holz­schnit­te. Zu­ sam­m en über 1100 S. Im ein­zel­n en: [264] S. Und: 104 Bl. Und: 2 Bl. (Ti­te­lei), 52 Bl., S. 105 –194 [recte 208]. Und: 2 Bl. (Ti­te­lei 1842), 104 Bl. Und: 2 Bl. (Tab­les des matières […] 1842); 106 Bl. – Text drei­spal­t ig ge­druckt. Fo­lio, un­be­schnit­ten (359 x 250/254 mm). Ge­glät­te­te dun­ kel­li­la Halb­m a­r o­quin­bän­de der Zeit auf glat­te Rücken, mit gold­ge­präg­ten Ti­teln und Rocaille­de­kor auf den Rüc­ ken (Ein­bän­de mit klei­nen Schabstellen, 2 Au­ßen­ge­len­ ke mit Ein­r iß, zahl­rei­che Blät­ter mit schwa­cher mit­t i­ger Knick ­spur, ei­ni­ge Bl. pa­pier­be­dingt ge­bräunt, ge­le­gent­ lich et­was braun­f leckig, we­ni­ge Bl. mit Ein­r is­sen, 1 Bl. mit Eck­ab­r iß und ge­r in­gem Text­ver­lust).

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Die un gemein seltene Fort set zung der berühmtesten il lu strier ten Sati rezeit schrift des 19. Jahrhunderts Knapp drei Jah re nach dem von der Ju stiz er zwungenen Ende der Zeit schrift La Caricature gründete Charles Phil ipon die Caricature provisoire als deren Nach fol gerin. In der er sten Num mer vom 1. November 1838 wandte er sich in ei nem ima gi nier ten Dialog „aux amis de l’ancienne ca ricature pol itique“, in dem er frei mütig über die politi sche Un frei heit plaudert und haupt säch lich ei nen der 237 Gründe für das neue Beiwort im Titel erläutert: Das Blatt ent halte sich nur „provisoirement de pol itique proprement dite“, denn die Septem ber geset ze von 1835 wür den nicht „jusqu’à la fi n du monde“ in Geltung blei ben; der Tag kom me, „où le crayon recouvra sa liberté; et alors …“. Bis da hin, ver sichert Phil ipon , sei die Zeit schrift „non-pol itique“, da für aber „mora le, litt éra ire, théâtr ale, ar tist ique, so ci ale, indu striel le, médic ale, chir urg ic ale, ag ricole, somnam bu liste, ana baptiste, etc.“, sie sei „très riche, en travers, en vices, en ridicules, en floueries, en folies de toute sor te“. Schließlich stei gert sich die Vor rede in den Auf ruf an das Pu bli kum: „suivez le monde“, denn: „La grrrrrr rande Ca ricature va recommencer! Prrrrrrrrenez vos bil lets!“ Wäh rend die Stempel steuer stets kor rekt bezahlt (wovon der Timbre royal auf zahl reichen Blät tern zeugt) und die Pressezen sur er folg reich unterlaufen wur de, war die ver meint liche „Caricature non­ politique“ viel leicht „milder, but still pol itical“ [Ray]; Paul Lacroix hielt sie für „non moins précieuse que la collect ion de la première Caricature“ [zit. nach Car ter et]. Die Konti nuität spiegelt sich auch in den er neut en ga gier ten Autoren wieder: Agénor Altaroche und Lou is Desnoyers wa ren schon 1835 gemein sam mit Phil ipon in Haft genom men wor den; auch Al bert Cler, Lou is Couailhac, Léon Gozlan, Lou is Huart und Alb éric Se cond wa ren von Beginn an wie der mit da bei. Das Il lu strationskonzept lag an fänglich noch nicht fest: Bis zur Nr. 13 wur den die ganz seiti gen Lithographien im Text gedruckt, da nach er schienen sie als Ta feln; auf ei nem Blatt wur de mit brau nem, auf dreien mit Golddruck ex peri mentiert. Ab der Nr. 36 vom 7. Juli 1839 leg te Phil ipon die Ge schicke des Blatts in die Hände von Em ma nuel Gonzalès (1815 –1887) als Chef redak teur. Mit Beginn der Deuxième série ver schwand zu gleich das Adjek tiv provisoire von den Heft titeln der nun mehri gen Revue morale, judicaire, littéraire, ar tist ique, fa shiona­

ble et scénique. Die halbseiti gen Titel-Lithographien wur den durch ei nen im mer wiederholten Holzschnitt er setzt, da für wur den die Lithographien jetzt grund sätz lich als Ta feln bei gegeben, vier von ih nen getönt und ei ni ge koloriert, in Nr. 59 und 61 ha ben sie die Größe ei nes Doppel blatts. Als weitere Autoren traten Ta xi le Delord, Paul-Émile Du randForgues (ali as Old Nick), Eugène Gui not, Alphonse Karr, Édou ard Ourliac und Émile Pages her vor, insbesondere aber auch Alex andre Du mas mit La

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der­nière Camp­a gne du Ca­pitaine Pam­phile [Nr. 43 – 47], Théo­phile Gau­t ier mit Le por­trait de Mme Ja­be­lot und Honoré de Bal­z ac mit elf Fol­gen von Les pe­t it­e s misères de la vie co­njug­ale [ab Nr. 48, die letz­te Fol­ ge in Nr. 26 des Jahr­g angs 1840]. Der 2. Jahr­g ang 1840, die troisième série, bie­t et kon­stant zwei Li­t ho­ gra­phi­en pro Heft; der Pool der Au­t o­r en er­wei­t ert sich noch­m als: Am­édée Ac­h ard, Ro­ger de Beau­ voir, Félix Der­iège, Paul de Kock, Hen­r i Mon­n ier, Alp­honse Royer und Frédéric Tho­m as wer­den ge­ nannt, der Chef ­r e­d ak­t eur Gonzalès pu­bli­z iert un­ ter dem Pseud­onym Ca­l iban [vgl. Wel­ler 92]. Doch schei­det er noch im sel­b en Jahr aus; ne­b en ihm er­scheint ab Nr. 6 vom 9. Fe­bru­a r im Im­pres­sum J-B. Huicque als administrateur, ab Nr. 40 vom 4. Ok­t o­ber die­ser al­lein. Vor ­ü ber­ge­hend ge­r iet die Zeit ­schrift an­schei ­nend in eine Kri­se; An­fang 1841 ging die Chef­re­d ak­ ti­on auf Lou­is Huart über. In die­sem Jahr wa­r en die Tex­te kür­z er und er­schie­nen an­onym; ab Nr. 26 fie­len die Heft ­t i­t el weg, statt­des­sen er ­folg ­t e eine

durch­g än­g i­g e – und feh­ler­h af ­t e – Pa­g i­n ie­r ung. Die 104 Li­t ho­g ra­phi­en wur­den in die Sei­t en­z äh­ lung in­te­g riert. Wie auf dem Ti­tel­blatt des Jahr­ gangs 1841 wird Huart auch 1842 als Chef­r e­d ak­ teur ge­n annt (zu­letzt im Im­pres­sum der Nr. 29 vom 16. Juli 1843). All­m äh­l ich wer­den die Tex­t e wie­der län­ger, am Ende tre­t en mit J[ules] J[anin], Frédéric So­u lié und Alb­éric Se­cond wie­der Au­t o­r en aus der An­ony ­m i­t ät her­aus; vor al ­lem aber pro­fi ­l iert sich die­ ser wie auch der fol­gen­de Jahr­g ang 1843 durch die 52 bzw. 53 Li­t ho­g ra­phi­en, die nun fast aus­n ahms­ los ko­lo­r iert und ei­weiß­g ehöht in be­ste­chen­der Bril­l anz prä­sen­t iert wer­den. Gleich­wohl wur­de La Ca­r icature nach dem Jahr­g ang 1843 ein­ge­stellt. Zum ei­nen hat­te die Zeit­schrift wohl mit dem Mus­ée ou mag­a sin co­mique de Phil­ip­on, das auf der letz­t en Sei­t e der letz­t en Nr. 53 be­wor­ben wird, Kon­k ur­r enz aus dem ei­ge­nen Ver­l ags­h aus be­kom ­men, zum an­de­r en ging sie künf ­t ig im an­de­r en gro­ßen Sa­t i­r e­m a­g a ­z in Au ­berts, Le Charivari, auf.


Dies ist ein kom­plet­t es Ex­em­plar des vom 1. No­vem­ ber 1838 bis zum 31. De­z em­ber 1843 er­schie­ne­nen Pe­r i­odik­u ms in der ori­g i­n a ­len Aus­g a ­be. Mög­l i­cher­ wei­se wur­den die er­sten Num ­mern nach­ge­d ruckt, was laut Vica­i re am Drucker­n a­men auf der vier­t en statt auf der zwei­t en Sei­t e er­kenn­bar sein soll [vgl. Vica ­i re II , 89 f.]. Al­ler­d ings wur­de die Nr. 1 un­se­r es Ex­em­plars nicht von Bajat, son­dern von Boulé et C ie ge­d ruckt, „qui est le n° ori­g i­n al“ [ebd.]. Vor­h an­den sind sämt ­l i­che „Suppléments“, die­se er­schie­nen zu den Nrn. 1, 2, 4, 5 und 7 (nicht zu 3 und 6) und be­ ste­hen aus je­weils zwei Blät­t ern. Im Jahr­g ang 1840 wur­den die Nrn. 46 bis 48 ver­se­hent­l ich über­sprun­ gen, da­her geht die Zäh­lung bis 55 statt bis 52. Ein­ ge­bun­den sind je­weils auch die Vor­ti­tel und Ti­tel der Jah­r e 1841 und 1842; für 1838 –1840 exi­stie­ ren laut Car ­t er­et kei­ne Ti­t el­blät ­t er. Eine Tab­le des matières für 1842 wur­de dem Jahr­g ang 1843 vor­ ge­bun­den. Die­ser birgt noch eine be­son­de­r e Ra ­r i­ tät: Auf die Nr. 52 vom 24. De­z em­ber er­folgt noch eine zwei­t e Nr. „52“ vom Sil­ve­ster­t ag – die­se ist in kei ­ner Bi­blio­g ra­phie er ­wähnt. Das Er­schei­nungs­bild wird ent­schei­dend von den Ab­bil­dun­gen ge­prägt. Von den zu­sam ­men 429 Li­ tho­g ra­phi­en sind etwa zwei Drit­tel auf Ta­feln ge­ druckt, die rest­li­chen sind meist ganz­sei­tig. 121 Ta ­feln wur­den zeit ­g e­nös­sisch ko­lo­r iert, die mei­ sten da­von ei­weiß­gehöht, vier wei­t e­r e ge­t önt. Hin­ zu kom­men rund 1200 Text­holz­schnit­te. Bei den Ta ­feln nutz­t e der Ver­l ag Syn­er­g ie­ef ­fek­t e, in­dem er sie mehr ­fach pu­bli­z ier ­t e. Sie er­schie­nen oft zu­vor oder zeit­gleich auch in Le Charivari und in Le Fi­ga­ro. War Grandville an der er­sten Ca­r icature maß­geb­l ich be­t ei­l igt ge­we­sen, so war er auch nun wie­der mit 14 Li­t ho­g ra­phi­en und ei­n i­gen Vi­g net ­t en an­z u­t ref ­fen, vor al­lem mit der Se­r ie Voy­a ge mo­ral et pi­t toresque du Prince Kam­ c haka und den drei dop­ p el­ blatt­ gro­ßen Ta ­feln der Gran­de co­urse au coc­her académi­ que mit den ka ­r i ­k ie­r en­den Por ­t raits zahl ­r ei­cher ' Au­t o­r en, die in die Académie française stre­ben. Honoré Da­u mier war schon im Vor­g än­ger­blatt ne­ ben Grandville zum „un­be­strit ­t e­ne[n] Star“ [Bil­der­ wel­t en 156] avan­ciert. In der Fol­ge­pu­bli­k a­t i­on er­ schie­nen nun 133 Li­t ho­g ra­phi­en von ihm, wo­b ei „une certaine nombre sont empruntées au Chariva­ ri“ [Car ­t er­et]. Her ­vor­z u­he­ben wä ­r en etwa die Se­ ri­en Mr. Gogo, Les cinq sens, La pêche und die Ty­pes pa­r is­iens, letz ­t e­r e eine Fort ­set­z ung sei­ner Croquis d’ex­pres­si­ons. Da­u mier „ent­w ickel­t e sich da­bei noch wei­t er, ei­n i­ge Blät ­t er sind her ­vor ­r a­gend“ [Pas­ser­ on 125]; un­t er an­de­r em ge­l ingt es ihm „zum er­sten

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Mal, die Stim­mung fal­len­den Schnees aufs Pa­pier zu ban­nen, wie er es spä­t er öf­t er in groß­a r­t i­ger Wei­ se tun wird“ [ebd.] Über die ge­s am­te neue Fol­ge von La Ca­r icature läßt sich mit Car­ter­et re­sü­m ie­ ren: „Da­u mier domi­ne dans cet en­sem­ble ar ­t ist ­ique de pre­m ier ordre par la variété de ses co­mposit­ions et la verve in­c omparable des ty­p es qui re­ste­r ont co­m me la viv­a n­t e image des mœurs de ces temps“. Frei­l ich ste­hen ihm die 102 Li­t ho­g ra­phi­en von Gavarni quan­t i­t a­t iv wie qua­l i­t a­t iv nicht viel nach. Von ihm wer­den Li­t ho­g ra­phi­en der Se­r i­en Les Mu­ses, Les actrices, Le Diman­che, Sou­ve­nirs du ca­r n­aval, Les plai­sirs cham­pêtres, Pa­r is le soir, Le ca­r n­aval à Pa­r is und Fourbe­r ies de femmes ge­z eigt. Er­w äh­nens­wert sind auch die Bild­fol­gen von Charles Jo­seph Traviès, wie Mayeux et Ro­bert Maca­ire und Les rues de Pa­r is, von Hen­r i Mon­n ier, wie Recréat­ions, Les gens sans fa­ç on und die ko­lo­r ier ­t en Im­pres­si­ons de voy­a ge, so­w ie von Jo­seph Guillaume Bourdet (Les étran­gers à Pa­r is). Li­t ho­g ra­phi­en zu Actualités steu­er ­t en u. a. Hen­r i Da­n i­el Plat­tel, Jules Pla­t ier und Clément Pruche bei, von letz­te­rem stammt auch die Se­ rie Sen ­sa­t i­ons et phys­iono­m ies. An der Il ­lu­stra­t i­on be­t ei­l igt wa ­r en fer ­ner Vic­t or Adam, Édou­a rd de

Beau­mont, Nico­las-Tous­saint Charlet, Eugène Forest, Théodore Mau­r is­set, Ben­ja ­m in Rou­baud und Charles Ver ­n ier, der spä­t e­r e Haupt­z eich­ner des Charivari, u. a. In Nr. 10 vom 8. März 1840 fin­ det sich aus­n ahms­wei­se ein Stahl­stich mit zwei Ca­r icatures an­glaises von Ro­bert Seymour. Das ge­sam­t e En­sem­ble ist „fort rare“, zu­m al wenn man es „même rogné, en reliure du temps“ [Car­t er­ et] auf­fi n­den will – ge­n au­so, wie Car­t er­et sich das idea­le Ex­em­plar vor­stell­t e, liegt es hier vor. Er­war­ tungs­ge­m äß stammt es aus den Samm­lun­gen be­ deu­t en­der Bi ­blio­phi ­ler: Lau ­r ent Meeûs, Alex ­a n­d re Roudinesco und An­d ré Tissot-Du­pont. Pro­ve­n i­enz: Drei Ex ­l i­bris auf dem In ­nen­deckel des er­sten Ban­des: Lau­rent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau­r ent Meeûs, 1982, Nr. 339) – Alex­a n­d re Roudinesco (nicht in den bei­den Auk­t io­ nen 1967) – An­d ré Tissot-Du­pont (des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 444, mit 2 Abb.). Li­t e­r a­t ur: Ar­me­l hault/Boc­her 48 ff., Nr. 231 – 318; nicht bei Brivois; Car ­t er­e t III , 132 ff.; Del­teil II , 545 ff.; Ge­orge 70; Lon­ champ II , 85; Pas­s er­ont 125; Rahir 355; Ray I, 229; Ren­onciat 116 f. und 294; Rümann, Da­u mier 21; San­der 139; Vica­ire II , 88 –112.

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Im zeitgenössischen Verleger-Samteinband à l’orientale, aus der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen, dazu zwei weitere Einbandvarianten in Seide und Samt 102 Caunter, [John] H[obart]. Tableaux pittore­ sques de l’Inde. Traduits de l’anglais par P. J. Auguste Urbain. Avec 21 gravures d’après les dessins originaux de Wm Daniell. Paris, Bellizard, Barthès, Dufour et Lowell, sowie: V. Mourlot, 1835. 22 [!] Stahl­sti­che, da­von 20 mit Sei­den­vor­sät­zen. 5 Bl., 266 S., 1 Bl. Groß-Ok­tav (240 x 158 mm). Grüner Samteinband der Zeit mit reicher orientalisierender Blindprägung von speziellen Platten auf Rücken und Deckeln, mit Vor­ sätzen aus floral geprägtem Silberpapier und Ganz­ goldschnitt, auf dem fliegenden Vorsatz verso signiert „R. Muller suc. Thouvenin“ , in zeitgenössischem grü­ nem Pappschuber mit goldgeprägtem Ledertitelschild (Fuß und Einbandecken minimal abgerieben, durchge­ hend braunfleckig, 1 Tafel mit Einriß im weißen Rand, Schuber fleckig und etwas beschabt).


John Hobart Caunter (1794 – 1851), war als junger Kadett selbst in Indien gewesen, ehe er in England eine geistliche Laufbahn einschlug. Als vielseitiger Schriftsteller blieb er jedoch dem Land verbunden. Auch der Maler und Radierer William Daniell (1769 – 1837) kannte Indien durch einen zehnjährigen Aufenthalt (1784 – 1794) aus eigener Anschauung. Caunter arbeitete von 1830 bis 1840, Daniell von 1834 bis 1838 am Ori­ent­al An­nual mit, aus dem Text und Illustrationen übernommen sind. Die 22 (nicht wie im Titel angegeben: 21) Tafeln entsprechen den Angaben der Tab­le. Un­ter dem Ge­samt­ ti­t el Ta­bleaux pi­t toresques de l’Inde er­schie­nen 1834 bzw. 1836 noch zwei wei­t e­r e Bän­de.

großen Thouvenin antrat, aber bereits 1836 verstarb [vgl. Ramsden].

Der wunderbare und in staunenswerter Frische erhaltene zeitgenössische Velours-Einband erhält sein besonderes „Gepräge“ durch die Deckelillustration „with the well known seated woman’s figure“ [Ramsden] inmitten einer reichen Ornamentierung à l’ indienne – ein charakteristisches Beispiel des romantischen Exotismus. Dabei handelt es sich nicht um einen Verlegereinband, worauf Malavieille explizit hinweist. Geschaffen hat ihn Frédéric-Guillaume Muller, der 1834 die Nachfolge des

Die drei Bände schlagen einen wunderbaren Fächer der Möglichkeiten des anspruchsvollen frühen Verleger-Einbands auf – in einer Zusammenstellung wie hier, noch dazu makellos erhalten, muss man von Einzigartigkeit sprechen

Provenienz: Die Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek Donaueschingen, mit Stempel auf der Titelrückseite. a) Dabei: Das Gleiche im weinroten Verleger-Samteinband mit goldgeprägtem Zentralmotiv, ebenfalls von Müller signiert, wunderbar erhalten. b) Sowie: Das Gleiche, datiert 1834, im grünen Verleger-Luxuseinband aus gewässerter Seide, Zentralmotiv und breite Bordüre in Goldprägung, makellos erhalten. Provenienz: M. Wittock.

Literatur: Brunet I, 1691; DNB 9, 332 (Caunter); Graesse II , 90; Lonchamp II , 87; vgl. Lowndes II , 588 (Daniell); Quérard/Bourquelot II , 543; Thieme/Becker 8, 362 (Daniell); zum Einband: Beraldi, La reliure II , 36 und Tafel 58; Culot Nr. 174; vgl. Fléty 133f.; Malavieille 148, Nr. 18; Ramsden 144f.

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Ex­em­plar von Ar­is­t i­de Ma­r ie 103 Ca­z ot­t e, J[acques]. Le dia­ble am­oureux. Ro­ man fan­tastique par J. Ca­zot­te. Précédé de sa vie, de son pro­c és, et de ses pro­phéties et révélat­ions par Gér­ard de Nerv­al. Illu­stré de 200 Des­sins par Édou­ard de Beau­ mont. Pa­r is, Leon Ganivet, 1845. 1 Ver­fas­ser­por­t rait in Stahl­stich, 6 Holz ­schnitt-Ta­feln, etwa 190 Text­holz­schnit­te; 1 S. mit No­ten. 1 Bl., XC S., 1 Bl., 192 S. Ok­tav, un­be­schnit­ten (223 x 138 mm). Lang­ge­n arb­ter mit­tel­brau­ner Halb­m a­r o­quin­band auf fünf brei­te, zwi­ schen Gold­f ileten schraf­f ier­te Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel, de­k o­ra­t i­ver Rücken­ver­g ol­dung in dop­ pel­ten Fi­let­en­rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem, il­lu ­strier­ tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (ein ­schließ­lich des il­lu ­strier­ten Um ­schlag­r ückens), ver­so flie­gen­d em Vor­satz si­g niert „Mer­c i­er Sr. de Cuzin“ , in Papp­schu­ber (1 Schu­ber­kan­te mit Ein­r iß). Ex­em­plar des Bi­blio­g ra­phen Ar ­i s­t i­de Ma ­r ie, mit des­sen selbst­ent ­wor ­fe­nem Ex ­l i­bris Mit sei ­nem schon 1772 er­s chie­ne­nen Ro­m an Le dia­ble am­oureux lei­ste­t e Ja­cques Ca ­zot ­t e (1719 –1792) We­sent ­l i­ches „für die „Wie­der­ge­burt des Ir ­r a­t io­ na ­len in der fran­z ö­si­schen Li­t e­r a­t ur als Aus­d ruck ei ­ner an­t i­phi ­lo­so­phi­schen Hal­t ung“ [Eng­ler 82]. Der Held der Er­z äh­lung, Don Al­varo, ist ein faust­ isc­her Mensch, der „alle[s] vor­der­g rün­d ig Em­pi­r i­ schen über­d rüs­sig, in den Rui­nen von Por­t i­ci den Teu­fel be­schwört, der ihm erst in Ge­stalt ei­nes Ka­mels, dann als Mäd­chen Biondetta er­scheint“. Als Al­varo aber auf eine Hei­r at dringt, ver­wan­delt sich die Schö­ne wie­der in ei­nen Teu­fel und ver­langt An­b e­tung. Der jun­ge Mann kann sich los­r ei­ßen, aber „nur die Hei­r at mit ei­nem tu­gend­h af­t en Mäd­ chen wird sein Er­leb­n is mit dem ver­lieb­t en Teu­fel til­gen“ [ebd. 82 f.]. Ca­z ot­te selbst wur­de die Gei­ ster, die er ge­r u­fen hat­t e, zeit­le­bens nicht mehr los: „Quoique d’un es­prit bril­l ant et d’une verve pétill­ an­t e, il fi­n it par s’ab­a n­don­ner aux fol­les chimères et aux rêve­r ies de l’illuminisme“ [Car­t er­et]. Die vor­lie­gen­de Aus­g a­be ist die er­ste mit der aus­ führ­l i­chen Ein­lei­t ung von Gér­a rd de Nerv­a l und Zeich­nun­g en des jun­g en Édou­a rd de Beau ­mont (1821 –1888), der selbst 1847 zu ei­ner ihn prä­gen­ den Ita ­l i­en­r ei­s e auf ­brach. We­g en sei­ner sti­l i­sti­ schen Nähe zum er­ folg­ r ei­ c he­ r en Gavarni blieb

Beau ­monts „Teil­n ah ­me an der Buch­i l­lu­stra­t i­on […] eng be­g renzt“ [Rümann 189], gleich­wohl ge­bührt ihm „une place très honorable parmi les il­lust­r a­ te­u rs de l’époque ro­m an­tique“ [DBF]. Die sechs Ta ­feln il­lu­strie­r en Sze­nen, die auch in Text ­a b­bil­ dun­gen dar­ge­stellt wer­den; sie fol­gen den Il­lu­stra­ tio­nen der Erst ­aus­g a ­be von 1772. Brivois hob an die­ser Aus­g a ­be „bel­le im­pres­si­on“ und „beau pa­pier“ her­vor. Un­ser Ex­em­plar ist un­ be­schnit ­t en und in neu­wer ­t i­gem Zu­stand er­h al­t en. In den de­ko­r a­t i­ven Halb­m a ­r o­q uin­band von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) ist auch der il­lu­strier ­t e Ori­g i­ nal-Um­schlag ein­ge­bun­den. Dies ist das Ex­em­plar des Es­say ­i st­en, Bi­blio­g ra­phen und Nerv­a l-Spe­z ia ­l i­ sten Ar­i s­t i­de Ma­r ie (1862 –1938), mit des­sen selbst­ ent ­wor ­fe­nem il­lu­strier ­t en Ex ­l i­bris auf dem Spie­gel. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­g el Ex ­l i­bris „ A M “ in Holz­schnitt, si­g niert „A. Ma­r ie del.“, d. i. Ar­is­t i­de Ma­ r ie (des­ s en Auk­ t i­ on am 14.6.1938, Nr. 53). – An­d ré Tissot-Du­pont (des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 86). Li­te­r a­tur: Beraldi I, 112; Brivois 88 f.; Car­ter­et III , 135; DBF V, 1139 (Beau­mont) und V III , 30 f. (Ca ­z ot ­t e); Lon­c hamp II , 88; Ma­r ie, Nerv­a l, S. 120, Nr. 220; Oster­w al­der 103; Rahir 358; San­der 142; Vica ­i re II , 147; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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In von Hand si­g nier­t en und da­t ier­t en Ein­bän­den der Zeit 104 Cervantès Saavedra, Miguel de. L’ in­génieux hi­dalgo Don Qui­chotte de la Man­che. Traduit et an­noté par Lou­i s Via­rdot. Vi­g net­tes de Tony Johan­not. 2 Bde. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Cie, Librairie Paulin, 1836 –1837. Zu­sam­m en 4 Front­ispize in Holz­schnitt, da­von 2 auf Chi­n a­pa­pier, fast 800 Text­holz­schnit­te nach Zeich­nun­ gen von Tony Johan­not. 2 Bl., 744 S. Und: 2 Bl., 758 S., 1 wei­ßes Bl. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart (255 x 160 mm). Nacht­blaue Kalb­le­der­bän­de auf vier Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und Ka ­sten­ ver­g ol­dung der Rücken­fel­der aus schma­len und fet­ten Gold­f ileten, Deckel mit blind­ge­präg­tem Dent­el­le-Rah­ men und vier Gold­f ileten­rah­m en, der in­ner­ste mit Eck­ fleurons, mit fet­ter Gold­f i­lete auf den Steh- und Dent­el­ le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, Mar­mor­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, auf dem hin­te­ren flie­gen­den Vor­ satz ver­so von Hand si­g niert und da­tiert „Mes­sier Rel. 9 mai 1838“ , in mo­der­n em, mit Filz aus­ge­schla­ge­n em Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten (Pa­pier teils leicht ge­ bräunt, ge­le­gent­lich et­was braun­f leckig). „A won­der of rom­a n­t ic bookma­k ing“ – in hand­si­g nier ­t en Ein­bän­den der Zeit Ei­nes der be­r ühm­t e­sten Bü­cher der Ro­m an­t ik, das auch in der Re­z ep­t i­on des Don Qui­chotte eine Wen­ de mar­k iert, liegt hier in der er­sten Aus­g a­be vor, er­ kenn­bar an der Frau auf S. 256 des er­sten Ban­des, die nach rechts ge­r ich­t et ist. Das Front­ispiz mit dem Por­trait Don Qui­chottes liegt in der Va­r i­a n­te mit Schnurr­bart vor [vgl. Car­t er­et]. – Schon im frü­hen 20. Jahr­hun­dert wa ­r en schö­ne Ex­em­pla ­r e „deve­nus ra­r es“ [Ma­r ie]. Die „meritísima traducción“ von Lou­ i s Via­ r dot (1800 –1885) gilt als „la mejor y más fiel“ [Be­n a­ges/ Fonbuena] in fran­z ö­si­scher Spra­che. Ihr vor­a n­ge­ stellt ist eine recht um­f äng­l i­che Not­ice sur la vie et les ouvra­ges de Cervantès [S. 1 – 48]. Zu ei­nem „won­der of rom­a n­t ic bookma ­k ing“ wur­de das Buch durch die ge­n ia­le und ab­u n­d an­t e

Il­lu­stra­t i­on des be­l ieb­t e­sten Buch­schmuck ­k ünst ­lers sei­ner Zeit, Tony Johan­not (1803 –1852). Als ei­ner sei ­ner er­sten gro­ßen Buch ­h änd­ler­auf ­t rä ­ge ge­r iet das Buch zu ei­ner sei­ner „Glanz­lei­stun­gen“ [Thieme/Becker] und zu ei­nem „ma­ster­piece“ [Ray]. Je­des der 131 Ka­pi­t el wird von Vi­g net ­t en ein­ge­schlos­sen, das Haupt­ge­w icht liegt in­des auf den Hun­der­ten text ­be­glei­t en­den Il ­lu­stra­t io­nen, die sich schon fast zu ei­ge­nen Bild-Er­z äh ­lun­gen aus­wach­sen. In der Wahr ­neh ­mung des tra­g i­ko­m i­schen Hel­den set­z en sie ei­nen neu­en Ak­z ent. Wenn über­h aupt erst im 19. Jahr­hun­dert „the sad pro­f und­ity of Don Quixote began to be appreci­ated by its readers and ca­ptured by its illustra­tors“, so war es Johan­not, der ihm „both af­fe­c t­ion and respect“ [Ray] ent­ge­ gen­brach­te, bei dem „le grotesque s’ennoblit par­ fois sous un ray­on d’ext­a se idéa­l i­ste“ [Ma­r ie]. Auch in die­ser Hin­sicht er­brach­t e er als „Er­neue­r er der franz­ö s. Buch­i l­lu­stra­t i­on“ [Thieme/Becker] eine blei­ben­de Lei­stung: „la plus in­génieuse et la plus appréciée des illustrat­ ions de Johan­ not […] est rest­é e, en France, qua­si classique“ [Beraldi V III , 250]. Wun­der­bar sind auch die zeit ­ge­nös­si­schen, nacht­ blau­en Kalb­le­der­b än­de, de­r en de­z en­t er De­kor küh­le Ele­g anz aus­strahlt. Daß ihr Schöp­fer Mes­ sier (tä­tig von 1826 –1842) sie von Hand si­g nier­te und tag­ge­n au da­tier­te, zeigt, wie sehr er sich der Dignität sei­ner Ar­beit be­w ußt war. Den­noch un­t er­ lief ihm ein klei­ner Feh­ler: Sein Ein­t rag steht auf dem hin­t e­r en Vor­satz in der un­t e­r en Ecke auf dem Kopf, was of ­fen­sicht ­l ich durch eine Ver ­t au­schung der Vor­satz­blät ­t er zu­stan­de kam. Oder soll­t e dies ein ver­steck­tes Schluß­wort zu der auf dem Kopf ste­hen­den Welt des Rit­t ers von la Man­cha sein? Li­t e­r a­t ur: Be­n a ­g es/Fonbuena 620; Bénézit V II , 552; Beraldi V III , 270, Nr. 49; Bil­der­wel­ten, Nr. 44; Brivois 90; Bru­net I, 1752; Car ­t er­et III , 136; Es­c offier 1215; Gra­e s­s e II , 107; Lon­ champ II , 89; Ma­r ie 34 f. und 99; Oster­w al­der 539; Quér­a rd/ Bourque­lot II , 556; Rahir 360 f.; Ray II , 259 – 263, Nr. 182; San­ der 148; Thieme/Becker 19, 69; Vica­ire II , 155 f.; zu Mes­sier: Culot 528; Rams­den 142.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus den Bi­blio­t he­ken Rat­t ier, Meeûs und Roudinesco 105 Cervantès Saavedra, Miguel de. L’ in­génieux hi­dalgo Don Qui­chotte de la Man­che. Traduit et an­noté par Lou­i s Via­rdot. Vi­g net­tes de Tony Johan­not. 2 Bde. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Cie, Librairie Paulin, 1836 –1837. Zu­sam­m en 4 Front­ispize in Holz­schnitt, da­von 2 auf Chi­n a­pa­pier, fast 800 Text­holz­schnit­te nach Zeich­nun­ gen von Tony Johan­not. 2 Bl., 744 S. Und: 2 Bl., 758 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (253 x 158 mm). Grob­ge­n arb­te wein­r o­te Ma­r o­ quin­bän­d e auf je fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­ten und -ge­rahm­ten Rücken­t i­teln und Band­ be­zeich­nun­gen in je zwei so­wie rei­cher or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung in dop­pel­ten Fi­let­en­rah­m en in den üb­r i­ gen Rücken­fel­dern, mit drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en

auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­ kan­ten, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, Mar­m or­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, auf den Spie­geln si­g niert „Chamb­ol­le-Duru“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nen Papp­schu­bern mit Le­der­k an­ten (Bd. II zum Teil schwach ge­bräunt bzw. braun­f leckig). Ei­nes der be­r ühm­t e­sten Bü­cher der Ro­m an­t ik – Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier Der ‚Klas­si­ker‘ der fran­z ö­si­s chen Ro­m an­t ik mit den rund 800 Il­lu­stra­t io­nen von Tony Johan­not in der er­sten Aus­g a­be (er­kenn­bar an der nach rechts ge­wand­ten Frau auf S. 256 von Band I) liegt hier in ei­nem der we­n i­g en Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­ pier und in ta­del­lo­sen Mei­ster­ein­bän­den aus ro­t em

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Ganz­m a ­r o­q uin von Chamb­ol­le-Duru vor. Wie in al­len Chi­n a-Ex­em­pla ­r en sind die bei­den il­lu­strier­ ten Ti­t el auf Ve­l in­pa­pier ge­d ruckt; das Front ­i spiz mit dem Por­t rait Don Qui­chottes liegt in der Va­r i­ an­t e mit Schnurr­bart vor [vgl. Car­t er­et]. Léon Rat­ t ier, Lau­ r ent Meeûs und Alex­ a n­ d re Roudinesco zähl­t en zu den di­stin­g uier ­t en Be­sit­z ern un­se­r es Ex­em­plars; die Pro­ve­n i­enz läßt sich ins­ ge­samt über sechs Sta­tio­nen bis ins 19. Jahr­hun­ dert zu­r ück ­ver ­fol­gen. Be­r eits 1880 wur­de es von Mor­g and als „rare“ be­z eich­net und für frs. 400 an­ ge­bo­t en, Beraldi ta ­x ier ­t e „un bel ex­empla ­i re sur chine“ 1889 auf rund 800 Francs. 1920 er­brach­te un­ser Ex­em­plar auf der Auk­t i­on Rat­t ier frs. 2.500, 1927 be­s chei­n ig ­t e Car ­t er­et den Ex­em­pla ­r en auf

Chi­n a be­r eits „une gran­de ra­r e­t é“. 1977 wur­de das uns­r i­ge auf der auf Auk­ti­on Périer für frs. 13.300 zu­ge­schla­gen. Pro­ve­n i­enz: Bulle­t in Mor­g and 12, Novembre 1880, Nr. 6553: frs. 400. – Fünf Ex­li­bris auf und ver­so flie­gen­dem Vor­satz von Band I: Léon Rat­t ier (Auk­ ti­on I, 1920, Nr. 609: frs. 2.500). – Lau­r ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau­ r ent Meeûs, 1982, Nr. 224). – Alex­a n­d re Roudinesco (Auk­ti­on 1967, I, Nr. 18: frs. 6.000). – „ EAP “, d. i. Docteur Édou­a rd Périer (Auk­t i­on Rouen, 16.6.1977, Nr. 92: frs. 13.300). – Adri­a n Flüh­m ann.

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Ein wei­t e­r es der un­ge­heu­er sel­t e­nen Ex­em­pla­r e auf Chi­na­pa­pier, in Ein­bän­den der Zeit 106 Cervantès Saavedra, Miguel de. L’ in­génieux hi­dalgo Don Qui­chotte de la Man­che. Traduit et an­noté par Lou­i s Via­rdot. Vi­g net­tes de Tony Johan­not. 2 Bde. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Cie, Librairie Paulin, 1836 –1837. Zu­sam­m en 4 Front­ispize in Holz­schnitt, da­von 2 auf Chi­n a­pa­pier, fast 800 Text­holz­schnit­te nach Zeich­nun­ gen von Tony Johan­not. 2 Bl., 744 S. Und: 2 Bl., 758 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (254 x 159 mm). Dun­k el­g rü­n e Saf­f i­an­bän­d e der Zeit auf glat­te Rücken, mit Rücken­ti­teln zwi­schen Rocaille-De­k or, zu ­sam­m en in ma­g e­r em und fet­tem Fi­let­en­rah­m en, al­les in Gold­prä­g ung, die Deckel nach in­nen mit fet­tem, drei ma­ge­ren so­wie ma­ge­rem und fet­ tem Gold­f ileten­rah­m en, letz­te­r er mit Rocaille-De­k or in den Ecken, mit fet­ten Gold­f ileten auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mit Doublü­ren und Vor­sät­zen aus wei­ßem Moi­ré­pa­pier so­wie Ganz­gold­ schnitt, am Fuß von Band I si­g niert „Schaeck“ (Rücken mi­ni­m al ver­bli­chen, Vor­sät­ze und we­ni­ge Bl. stär­k er, sonst kaum braun­f leckig; Bd. I: S. 437 – 444 un­ter­ein­an­ der ver­bun­den; Bd. II: S. 253 f. mit schma­lem Ab­r iß im wei­ßen Rand, zwei, drei Bl. mit Rand­ein­r iß). Ein zwei­t es Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier, un ­m it ­t el­bar nach Druck ge­bun­den Dies ist ein wei­te­r es Ex­em­plar der er­sten Aus­g a­ be (mit der nach rechts ge­w and­ten Frau, Band I, S. 256), zu­gleich ei­nes der wirk­lich sel­te­nen Ex­ em­pla­r e auf Chi­n a­pa­pier. Wie im­mer sind die bei­ den il­lu­strier ­t en Ti­t el auf Ve­l in­pa­pier ge­d ruckt; das Front­ispiz mit dem Por­trait Don Qui­chottes liegt in der Va­r i­a n­te mit Schnurr­bart vor [vgl. Car­ter­ et]. Eine zu­s ätz­l i­che Be­son­der­heit sind die schö­ nen, strikt zeit ­ge­nös­si­schen Rocaille-Ein ­bän­de von Schaeck. Die­ser er­öff ­ne­t e sei­ne Werk­statt um 1825 und ar­bei­t e­t e von 1838 bis 1851 mit sei­nem Schwa­ ger En­gel zu­sam ­men, um haupt ­säch ­l ich Ver­lags­ein­ bän­de in­du­stri­ell zu fer­ti­gen. Da Schaeck auf un­ se­r em Ex­em­plar al­lein si­g niert, müs­sen die Bän­de di­r ekt nach ih­r em Er­schei­nen, 1837, al­len­falls 1838 ge­bun­den wor­den sein [vgl. Fléty 160; Mal­avieille 246]. Pro­ve­n i­enz: Auf den flie­g en­den Vor­s ät­z en Ex­li­bris von Hen­r i Lafond (1894 –1963), des­sen Auk­ ti­on 2015, Nr. 33. – Fran­z ö­si­sche Pri­vat­samm ­lung.

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Mit bei­l ie­gen­dem Brief von Grandville, in den von ihm ent ­wor ­fe­nen Ver­lags­ein­bän­den 107 Cervantès Saavedra, Miguel de. L’ in­génieux che­va­lier Don Qui­chotte de la Man­che. Traduct­ion nouv­el­le. Illu­stré par J.-J. Grandville. 2 Bde. Pa­r is, Ad Mame et Cie, 1848. Zu­sam­m en 8 Stahl­stich- und 24 Holz­schnitt-Ta­feln mit Sei­d en­vor­sät­z en nach Grandville und Karl Girardet, zahl­rei­c he Vi­g net­ten und Schmuck­in­itia­len in Holz­ schnitt. XXIII S., 383 S. Und: XII S., 406 S. Ok­tav (200 x 120 mm). Reich ge­präg­te wei­ße, chromo­li­tho­g ra­phisch in Gold und Far­ben il­lu ­strier­te Ori­g i­ nal-Papp­bän­de, in mo­der­n em, mit Filz aus­ge­schla­ge­ nem Lein­wand­schu­ber (Schnitt braun­f leckig). In gold- und far­ben­strah­len­den Ver­l ags­ein­bän­den, ent­wor­fen von Grandville – mit bei­l ie­gen­dem Brief von ihm Dies ist die er­ste Aus­g a­be die­ser an­ony­men Über­ set­z ung, ge­gen­ü ber dem Ur ­t ext um ei­n i­ge Epi­so­ den ver­k ürzt, mit ei­nem vor­a n­g e­stell­t en Avis du

traducteur und ei­ner Not­ice sur Cervantès. Sie ist „fort rare“ [Car ­t er­et]. Dem Ver­le­ger schweb­t e ein ro­m an­ ti­sches Ge­s amt ­k unst ­werk vor – da­von zeu­gen der „buen gusto tip­ográfico“ [Be­n a­ges/Fonbuena] und die Il­lu­stra­tio­nen von Grandville eben­so wie der gleich­falls von ihm ent ­wor ­fe­ne Ver­l ags­ein­band. Die Zeich­nun­g en stam­men aus den letz­ten bei­ den Le­b ens­jah­r en Grandvilles, die von schwe­r en Schick­sals­schlä­gen über­schat ­t et wa ­r en; die Se­r ie ge­hört nicht zu sei­nen be­deu­t end­sten Lei­stun­gen und blieb zu­dem un­voll­en­det; mit den letz­t en sechs Il­lu­stra­t io­nen wur­de Karl Girardet be­auf ­t ragt. Grandville selbst er­leb­t e die Ver­öf ­fent ­l i­chung nicht mehr, er starb am 17. März 1847 in ei­ner Heil­a n­stalt. Un­se­r em Band liegt ein drei­sei­ti­ger Brief Grandvilles an den Ver­le­ger Hen­r i Four­n ier (1800 –1888) bei (des­sen An­schrift „chez Mame“ in Tours auf der vier­ten Sei­te), der eine gan­z e Rei­he von Bü­chern mit Il ­lu­stra­t io­nen Grandvilles her­aus­ge­ge­ben hat­ te; er ist da­t iert vom 20. Ok­t o­ber 1846.

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Das Buch selbst ist ins­ b e­ s on­ de­ r e durch sei­ nen chromo­l i­t ho­g ra­phi­schen Ver­le­ger­ein­band be­mer­ kens­wert, der in un­se­r em Ex­em­plar au ­ßer­or­dent­ lich gut mit nur mi­n i­m a ­len Berei­bun­gen er­h al­t en ist. Tat­ s äch­ l ich war Grandvilles „most attractive con­tri­but­ion to the book […] his de­sign for its bin­d ing. Few Rom­a n­t ic ca­r tonna­ges are so co­lor­f ul and ela­bo­r a­t e“ [Ray]. Die ganz in Gold er­strah­len­ de zen­t ra ­le Plat ­t e des Vor­der­deckels zeigt ‚pro­g ram­ ma­tisch‘ Don Qui­chotte hoch zu Roß, be­w aff­net mit Schild und Lan­z e vor fünf Wind­müh­len im Hin­t er­g rund. Auf den Hin­t er­deckeln er­scheint die Wind­müh­le als zen­t ra ­les Wap­p en ­mo­t iv, be­g lei­ tet von Pferd und Esel. Ver­schie­de­ne Wap­pen und

Waf ­fen, Helm und Helm ­z ier, Spruch ­b än­d er, Blü­t en in Sil­ber, Gold, Grün, Blau und Vio­lett bil­ den auf bei­den Deckeln den he­r al­d i­schen Rah­men – ein Fest für die Au­gen! Pro­ve­n i­enz: Ex­li­bris von Charles Miguet auf dem Vor­satz von Band I (nicht in des­sen Ver­stei­ge­r ungs­ ka­t a ­log 1953). – Hand­schrift ­l i­cher Be­sitz ­ver ­merk „F. Havrée“ [?] auf bei­den Vor­sät­z en. Li­t e­r a­t ur: Be­n a ­g es/Fonbuena 643; Brivois 90 ff.; Car ­t er­et III , 137 f.; Getty 396; Gumuchian 1529; Oster­w al­der 448; Ray II , 279, Nr. 199; Ren­onciat 286 f.; San­der 149; Vica­i re II , 158; zum Ein­b and: Adhémar/Séguin, nach S. 124 (Abb.); Ray II , 526 (Abb.); Ren­onciat 288 (Abb.).

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Mit sechs Ori­g i­nal-Zeich­nun­gen von Alexandre-Jo­seph Desen­ne und den Ta­feln in vier Zu­stän­den, Ex­em­plar der Samm­lun­gen Ren­ou­a rd und La Bédoyère 108 [Cervantès Saavedra, Miguel de]. Per­sil­ es et Sigis­m on­de, ou les pèler­ins du nord, traduit de l’es­ pagnol par H. Bouchon Du­ b ournial. Nouv­ el­ le édit­ion, re­vue, co­rrigée, et ornée de six gra­vur­e s. 2 Bde. Pa­r is, Mequig­non-Mar­vis, 1822. Zu­sam­m en 6 Ta­feln, die­se in je­weils 4 Zu­stän­den; dazu die 6 ori­g i­n a­len Zeich­nun­gen in Se­pia­t in­te. 2 Bl., VIII S., 464 S. Und: 2 Bl., 406 S., 1 Bl. Ok­t av, un­be­schnit­ten (223 x 135 mm). Lang­g e­n arb­ te ka ­sta­ni­en­brau­ne Ma­r o­quin­bän­de auf glat­te Rücken, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln und de­k o­ra­t i­ver li­ne­arflora­ler Ver­gol­dung auf Rücken, Deckeln und In­nen­k an­ ten, mit Blind­f ileten auf den Steh­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nen un­be­druck­ten ori­g i­n a­len In­te­r ims­um ­schlä­gen, auf den Spie­geln si­g niert „René Kieffer“ (Rücken et­was auf­ge­h ellt, durch­ge­h end leicht ge­bräunt und et­was braun­f leckig). Im Gol­de­nen Zeit ­a l­t er Spa ­n i­ens er ­f reu­t en sich ins­ be­son­de­r e die spät ­a n­t i ­ken hel ­le­n i­sti­schen Lie­besund Aben­t eu­er ­r o­m a ­ne gro­ß er Be­l iebt ­heit. Auch Cer ­van­t es stell­t e sich als „He­lio­dor­u s chri ­sti­anus“ [K NLL III , 834] mit Los trab­ajos de Per­sil­e s y Sigis­ munda in de­r en Nach­fol­ge. Der Ro­m an er­z ählt die im mitt ­le­r en 16. Jahr­hun­dert spielen­de Ge­schich­ te zwei­er nor­d i­scher Kö­n igs­k in­der, die den Hei­ rats­plä ­nen ih ­r er Fa ­m i ­l i­en ent ­fl ie­hen, sich auf eine aben­t eu­er­l i­che Pil­ger ­r ei­se nach Rom ma­chen, auf der fort ­wäh­r end „Ei­fer­sucht und Ver­strickung die rei­ne Lie­be be­d ro­hen“ [ebd. 835], bis sie end­l ich in der Haupt­stadt des christ ­l i­chen Abend­l an­des ihr Glück fin­den. In die zeit ­l ich ver­schach­t el­t e Er­z äh­lung sind eine Rei­he Be­rich­te in der Ich-Form ein­g e­baut, und auch in­h alt ­l ich über ­n immt Cer ­van­t es „die Ver ­w ick­ lungs­t ech­n ik des by­z an­t i­n i­schen Ro­m ans mit dem ty ­pi­schen Auf­ge­bot an Irr ­fahr ­t en, Räu­ber ­ü ber ­f äl­ len, Ent ­f üh ­r un­gen, Schiff ­bruch, Ge­fan­gen­schaft, Ver­stel­lungs- und Ver­k lei­dungs­k ün­sten, Lie­b e, Tod und hel­d i­scher Tu­gend“ [ebd. 834 f.]. Das Un­ wahr ­s chein ­l i­che, Phan­t a ­sti­s che und Wun­der­ba­ re – durch das sich die­ser Ro­m an vom Don Qui­ chotte ab­hebt – ist kei­nes­wegs ein tri­v ia­les Mo­ment, son­dern dient letzt­l ich der De­mon­stra­t i­on, daß „die an­ek­do­t i­sche Zer­glie­de­r ung der Aben­t eu­er ­r o­m a­ ne auf hö­he­r er Ebe­ne über ­w un­den und christ ­l ich

über­höht wird“ [ebd. 836]. Ein tra­d i­t io­nel­les christ­ li­ ches Struk­ t ur­ merk­ m al ist auch das Mo­ t iv der Le­bens­r ei­se als Pil­ger ­fahrt, hier aus­ge­stal­t et als die „fort­schrei­t en­de Ent ­w ick ­lung zwei­er See­len auf der Stu­fen­lei­ter der Lie­be“, die sich „nie vom Ge­mei­ nen, das sie be­d rängt, be­z win­gen las­sen“ [ebd.]. In­so­fern ist ver­ständ­l ich, daß Cer ­van­t es (1547 –1616) Los trab­ajos de Per­sil­e s y Sigis­m unda für sein be­ deu­tend­stes Werk hielt; drei Tage vor sei­nem Tod be­en­de­te er den Ro­m an, der 1617 an meh­re­ren Ver­l ags­or ­t en zu­g leich er­s chien. Der In­g e­n ieur Hen­r i Bouchon-Du­bournial (1749 –1828) war in jun­ gen Jah­r en in Spa­n i­en tä­t ig ge­we­sen; spä­t er trat er vor al­lem als Cer ­van­t es-Über­set­z er her ­vor. Per­sil­e s et Sigis­m on­de war zu­erst 1809 er­schie­nen, nach­dem er be­r eits 1807 den Don Qui­chotte auf Fran­z ö­sisch vor­ge­legt hat ­t e. Die vor­l ie­gen­de Aus­g a ­be soll­t e den Auf­takt zu ei­ner auf 12 Bän­de an­ge­leg­ten Werk­edi­t i­on bil­den, von der aber eben­falls nur noch der Don Qui­chotte her ­aus­k am. Alex­a n­d re-Jo­seph Desen­ne (1785 –1827) lie­fer ­t e für die­se Aus­g a ­be sechs ganz­sei­t i­ge Zeich­nun­gen, die in un­ser Ex­em­plar ein­ge­bun­den sind: Die sorg ­f äl­ tig in Se­pia mit Höhun­gen in Weiß aus­ge­führ­ten Ori­g i ­n a ­le ver­a n­schau ­l i­chen be­weg ­t e bzw. dra ­m a­ ti­sche Ro­m an­epi­so­den und stel­len je­weils an­de­ re Fi­g u­r en vor. Die er­ste Ta­fel zeigt den in rau­her See auf ei­nem Floß aus­ge­setz­ten Per­sil­es, die bei­ den näch­sten die Paa­r e Ro­se­m on­de et An­to­nio so­w ie René et Eusébie dans l’ île des er­mites. In ei­nem mo­nu­ men­t a ­len Kir­chen­r aum er­blicken wir Félicienne re­ connue dans le temple, par son père et son frère, hin­t er ei­nem gel­upften Bett ­vor­h ang Ruperte chez Cro­r ian, la nuit même qu’elle voulait l’as­sassiner, in ei­nem re­ prä­sen­t a­t i­ven In ­nen ­r aum be­geg ­nen wir Pi­rro chez Hyppolita. Aus Auk­t i­ons­k a­t a ­lo­gen ken ­nen wir zwei pro­m i­nen­t e frü­he Be­sit­z er die­ser Ori­g i­n a ­le: An­ toine-Au­g u­stin Ren­ou­a rd (1765 –1853), den Bru­der des Ver­le­gers Jules Ren­ou­a rd und ei­nen der größ­ ten Samm­ler des 19. Jahr­hun­derts, so­w ie den Li­t e­ ra­t en und Über­set­z er Hen­r i-Noël-Fran­çois Huchet de La Bédoyère (1782 –1861) [vgl. DBF XVII , 1409]. Die auf Ve­l in­pa­pier ge­d ruck­t en Ta­feln sind mit Nu­ me­r ie­r ung, An­g a ­ben zur Pla ­z ie­r ung im Buch, den Na­men von Zeich­ner und Ste­cher so­w ie mit Bild­-

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le­g en­den ver­s e­hen. Hier lie­g en sie zu­s ätz­l ich in drei wei­t e­r en Zu­stän­den vor: zwei­m al je­weils ohne die Le­gen­den, auf stär­ke­r em Ve­l in­pa­pier bzw. auf Chi­n a­pa­pier, das auf stär­ke­r es Ve­l in­pa­pier auf ­k a­ schiert wur­de, au­ßer­dem je ein ­m al als Pro­be­d rucke in un­voll­en­de­t em Zu­stand (feh ­len­de Schraf ­f u ­r en) avant tout la lettre. Von je­dem der sechs Ab­bil­dungs­ mo­t i­ve lie­gen also nicht we­n i­ger als fünf Va ­r i­a n­t en vor: So­m it bie­t et sich an un­se­r em unik­a len Ex­em­ plar von Cer ­van­t es’ Per­sil­e s et Sigis­m on­de die ein­ ma ­l i­ge Ge­le­gen ­heit, alle Ori­g i ­n al-Zeich ­nun­gen des Künst­lers mit der Be­a r­b ei­tung durch die Ste­cher in ver­schie­de­nen Druck­stu­fen und auf ver­schie­de­ nen Pa­pie­r en bis hin zum end­g ül­t i­gen Zu­stand der Ab­bil­dung zu ver­glei­chen. Alex­a n­d re-Jo­seph Desen­ne ge­noß auf dem Ge­biet der Buch ­i l­lu­stra­t i­on ei­nen her­aus­r a ­g en­den Ruf: Dem Sohn ei­nes Buch­h änd­lers, der als Au­t o­d i­d akt zur Ma­le­r ei ge­kom­men war, wur­de nach dem Tod von Moreau le je­u ne im Jahr 1814 „toute la fa­veur

des libra­i res et des ama­t eurs“ [DBF] zu­t eil, so daß er zum be­k ann­t e­sten Vignettisten der Re­stau ­r a­t i­ons­ zeit avan­cier ­t e. Er il­lu­strier ­t e un­t er an­de­r em auch die Wer­ke von Racine, Rousseau, Vol­tai­r e, Scott, Mo­l ière, La ­m ar ­t i­ne und Ber ­n ar­d in de Saint-Pierre. Das Ex­em­plar blieb un­b e­schnit ­t en; der spä­t e­r e, de­ko­r a­t iv ver­gol­de­t e Ma ­r o­q uin­ein­band stammt aus dem Ate­l ier von René Kieffer (1875 –1963). Pro­ve­n i­e nz: Zeich ­nun­g en: An­t oine-Au­g u­s tin Ren­ou­a rd, des­sen Auk­t i­on 1854, Nr. 1941. – Hen­r iNoël-Fran­çois Huchet de La Bédoyère, des­sen Auk­ ti­on 1862, I, Nr. 299. – Ver­so flie­gen­dem Vor­s atz Aus­schnitt aus ei­nem äl­t e­r en eng­l i­schen Ka­t a ­log mit der Be­schrei­bung die­ses Ex­em­plars. Li­t e­r a­t ur: DBF V I , 1233; Oster­w al­der 306; Quér­a rd II , 105; nicht bei San­der; Vica­i re II , 154; zu Desen­ne: Bénézit I V, 481 f.; DBF X, 1318 f.; Thieme/Becker 9, 124.

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Die „ge­wag ­t e­r en“ Lie­der 109 Chan­ sons bad­ i nes et grivoises. Accompag­ nées de no­tes hi­storiques et litt­éra­ires par [Théo­phile Ma­ri­on] Du­mersan et Noel Ségur. (Chan­sons pop­ula­ires de France). Pa­r is, Ga­bri­el de Gonet, [etwa 1851]. 6 Ra­die­r un­gen mit Sei­den­vor­sät­zen. 2 Bl., 144 zwei­spal­ ti­ge S., I V S. Groß-Ok­tav (220 x 143 mm). Dun­k el­blau­er Per­k a­linVer­le­ger­ein­band mit schö­ner blind- und gold­ge­präg­ter Rücken- und Deckel­il­lu ­stra­t i­on und Ganz­g old ­schnitt, si­g niert „Da­m ote“ . Im reiz ­voll il­lu­strier ­t en Ver­le­ger­ein ­band Der sel­te­ne Ti­tel stellt of­fen­bar eine Aus­wahl aus den 1851 im glei­chen Ver­l ag er ­schie­ne­nen Chants na­t io­n a­les et pop­u la­ires de France der­s el­b en Her­ aus­g e­b er dar, wor­auf auch die zwei­t e Pa­g i­n ie­ rung [S. 97 – 208] hin­deu­tet. Die Chants bad­ines et grivoises selbst sind in drei fort­lau­fend pa­g i­n ier­te Se­r i­en un­t er ­t eilt. Als Pu­bli­k a­t i­ons­d a­t um post quem lie­fert das Buch selbst zwei Hin­wei­se: Er­stens trägt das jüng­ste Lied die Jah­r es­z ahl „1849“ [S. 129], zwei­tens ver­starb Théo­phile Ma ­r i­on Du ­mersan, der be­r eits meh ­r e­ re Samm ­lun­gen von Chan­sons nach Art Béran­gers her­aus­g e­g e­b en und sich auch als Nu ­m is­m a­t i­ker, Dra ­m a­t i­ker und Ly ­r i­ker ei­nen Na ­men ge­m acht hat­te, im Jahr 1849, so daß dem auf dem Ti­tel ge­n ann­ten Noel Ségur die Voll­en­dung des Werks um 1850/51 zu­k am. Der hübsch il­lu­strier ­t e Ver­le­g er­ein ­band be­legt, daß die vor­l ie­g en­de Aus­w ahl von ‚scherz­h af ­t en‘ und ‚schlüpf ­r i­gen‘ Chan­sons von vorn­her­ein als ei­ gen­stän­d i­ge Ver­lags­pro­duk­t i­on an­ge­legt war, deu­t et doch die gold­ge­präg ­t e Deckel­i l­lu­stra­t i­on den schä­ kernd-an­z üg­l i­chen Te­nor der Lie­der be­r eits an: Ein Mann blickt ei­ner jun­gen Frau neu­g ie­r ig über die Schul­t er, die ihr auf­ge­schla­ge­nes Buch ein we­n ig scham ­h aft bei­sei­t e­h ält. Um ­r ahmt wer­den die bei­ den von Blatt- und Ast­werk, in dem vier volks­t üm­ li­che Mu­si ­k an­t en um die Wet ­t e mit zwit ­schern­den Vö­geln in ei­nem Nest auf­spie­len. Die Plat­te fer­ tig­te Lou­is Jules Da­mot[t]e im Auf­trag des Ver­le­ gers Ga­bri­el de Gonet, der als „éditeur de beaux livres […] fait toujo­u rs graver des plaques spéci­a les“ [Mal­avieille 182]. Da ­mot[t]es ge­n au­er Wir­k ungs­z eit­ raum ist un­k lar: Rams­den kann­te nur eine Plat­te

von 1852, spe­k u ­l ier ­t e aber über ei­nen Tä­t ig­keits­be­ ginn „before 1848“, Mal­avieille gibt eine Wir­k ungs­ zeit von 1852 –1862 an. Mög­li­cher­wei­se wäre der Be­g inn jetzt also mit 1851 an­z u­set­z en.

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Die reiz ­vol­len Ra­d ie­r un­g en von Charles Jo­s eph Traviès (2), Jules Veyrassat (2), Charles Geoffroy und Au­g u­ste Hadam­a rd ver­a n­schau­l i­chen je­weils in meh ­r e­r en Sze­nen ein­z el­ne Lie­der.

Li­t e­r a­t ur: Vgl. Brivois 96; vgl. San­der 164; vgl. Vica­i re II , 229 f.; zu Du ­mersan: DBF XII , 164 f.; DLF I, 343; zu Damo[t]te: Rams­ den 61; Mal­avieille 241.

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Ein wie un berühr tes Exemplar 110 Chants et chansons popula ires de la France. 3 Bde. Paris, H.­L. Delloye, 1843. 3 ge stochene Titel mit Seidenvorsät zen, 84 ge stochene Doppelbl. mit Liedtexten und durch gehen den Illu stra­ tionen. Zu sam men 182 Bl. mit Kom men taren und Noten. – Auf starkem Vélinpapier. Quart (266 x 170 mm). Mauvefarbene Kalblederbän de um 1930 auf je fünf, mit dreifachen Goldfileten be setzte und von Blindfileten ein gefaßte Bünde, mit gold gepräg­ ten Rückentiteln und floralen Blind stem peln zwi schen blind gepräg ter doppelter Wellen linie und doppelten Goldfileten in den übri gen Rückenfel dern, die Deckel mit Rahmenwerk aus blind gepräg ter Bordüre zwi schen einfachen und dreifachen Goldfiletenrahmen, zentral rau tenför mi ges Or nament aus ver schlun genen fet ten Linien, Kreisbogen seg menten und floralen Or namenten in Blindprä gung, gerahmt von blind gepräg ter Raute mit goldenen Eckpunkten, in den Ecken des Mit telfeldes die floralen Einzel stempel wie in den Rückenfeldern, Steh­ kanten in den Ecken mit Gold dekor, Innenkanten mit Dentellebordüre, mit mar morier ten Vor sät zen, Ganz­ gold schnitt und ein gebun denen Ori ginal­Um schlä gen, auf den Spiegeln si gniert „Canape et Corriez“ , in Papp­ schubern mit mauvefarbenen Lederkanten (Rücken leicht aufgehellt, Papier teils unmerklich braunfleckig). Drei Bände von unerhör ter Fri sche – wie un berührt Die romanti sche Rück be sin nung auf die Ver gangen heit und auf die Volkskultur spie gelt sich in be sonderem Maß in ei nem Fai ble für das populä re Lied gut. Wur den im 18. Jahrhundert noch Schä fer-, Liebeslieder und Idyl len be vor zugt, so treten nun auch „Bal laden, Soldaten-, Volks- und Re volutionslieder“ [Bilder welten] hin zu. Jede ein zel ne der ins ge samt 84 Lieferun gen ist ei nem Lied gewid met: Ein gestochenes Doppel blatt bringt den Liedtext, be gleitet und um rahmt von Il lustrationen auf al len vier Seiten, weitere zwei Blätter (mit Ausnah me des Doppel hefts 43/44) ent halten die Noten sowie Erläuterun gen über Herkunft und In halt der zu meist anony men Lieder. Autoren wa ren u. a. Paul Lacroix und Leroux de Lincy, vor al lem aber Théophile Ma rion Du mersan (1780 –1849), des sen Kom menta re „un livre ins tructif trèsag réable“ [Sieurin] schu fen.

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Was die­se „admirable pu­blic­at­ion“ erst zu „une des plus bel­les“ [Car ­t er­et III , 143], über­h aupt zu „un des principaux livres illustrés du XIXe siècle“ [Beraldi XII , 160] wer­den läßt, sind die splen­d i­den, mal fi­g ür­l i­chen, mal ve­ge­t a ­bi­len Il­lu­stra­t io­nen in Stahl­ stich, wel­che die gleich ­falls ge­sto­che­nen Ver­se um­ rah­men, um­schlin­gen, tei­len oder sich über fast die gan­z e Sei­t e aus­brei­t en. „Für die­se gra ­z iö­sen Um­ rah ­mun­g en eig ­ne­t e sich die Tech­n ik des Stahl­sti­ches be­son­ders, mit der man die größ­t en Raum­ tie­fen er­z ie­len konn­t e. Ge­r a­de die­s es Werk lie­ fert den Ge­gen­b e­weis ge­gen die oft ver­ächt ­l i­che Ein­s chät­z ung des Stahl­sti­c hes und der Stahl­ra­d ie­r ung“ [Rümann 137/140]. Weit ent­fernt da­von, nur Schmuck zu sein, bil­den die Il­lu­stra­t io­nen nach den Wor ­t en des Her­aus­ge­bers ein Mus­ée Pi­t toresque, das den je­weils in die Lie­der ein­g e­g an­g e­nen Zeit ­g eist ver­a n­s chau ­l icht. Im Nach­z eich­nen der be­sun­ge­nen Epi­so­den ver­ an­schau­l i­chen sie dem Le­ser „die sich wan­deln­den Mo­den und Uni­for ­men, die ver­schie­de­nen Trach­ ten des Vol­kes und ihr Le­b en im je­wei­li­gen Am­ bi­en­t e der Be­h au­sun­gen und Ein­r ich­t un­gen“. In der Nach­fol­g e der ge­sto­che­nen Pracht ­wer­ke des 18. Jahr­hun­derts ste­hend, ge­hö­r en die Chants et Chan ­sons pop­ula­ires de France vor al­lem „durch ihr ho­hes künst ­le­r i­sches Ni­veau zu den be­deu­t end­sten Er­z eug ­n is­sen der Livres ro­m an­t iques“ [Bil­der­wel­t en]. Der Glas­m a ­ler Jo­seph-Lou­i s Tri­mo­let (1812 –1843) war der In­itia­tor und „met­teur en train de cette il­lu­stra­t i­on rem­a rquable“ [Beraldi XII , 161]; aus­ ge­stat­tet mit ei­nem „bonne humeur bien appropriée à la chan­son“ [ebd.], il­lu­strier­te er selbst 29 Lie­ der. Quantitav über­ t rof­ fen wur­ de er mit 35 Lie­dern noch von Lou ­i s-Charles-Au­g u­ste Stein­ heil (1814 –1885), mit dem er re­g el­m ä­ßig zu­sam­ men­a r­b ei­t e­t e. Drit ­t er im Bunde war Trimolets Schwa­ger Charles-Fran­çois Da­u bigny (1817 –1878). Des­sen fünf Bei­trä­g e sind ngeblich „the book’s best illustrat ­ions“ [Ray]. Die­se Land­schafts­d ar­stel­ lun­gen ge­hö­r en zu „den schön­sten Zeich ­nun­gen, die der Künst­ler auch selbst stach“; mit ih­nen be­ wies der spä­te­r e Füh­r er der Schu­le von Bar­bizon „sein gro­ßes Ta ­lent auch als Ra­d ie­r er“ [Bil­der ­wel­ ten]. Die Histo­ire de Mlle. Manon [Lfg. 76] wie­der­ um wur­de von ei­nem Schwa­ger Stein­heils ge­z eich­ net, von nie­m and ge­r in­ge­r em als Er ­nest Mei­sso­n ier, des­sen Bei­trag „looks for­w ard in its met­iculous

re­a l­i zat ­ions to Les co­ntes rémois“ [Ray]. Wei­t e­r e ein­ zel­ne Il­lu­stra­t io­nen stam ­men von Eugène Giraud, Gu­stave Staal, Hen­r y Emy, Juli­en Léo­pold Boilly, Édou­a rd de Beau­mont, Grandville u. a., die sich in das Ge­samt­bild „d’une bonne humeur bien apropriée à la chan­son“ [Beraldi XII , 161] har ­mo­n isch ein ­f ü­gen. Die­ses Ex­em­plar ist so frisch, als sei es eben erst vom Buch ­h änd ­ler er ­wor­ben und ge­bun­den wor­den, nur das Pa­pier hat nach über 170 Jah­r en leich­t e Al­ ters­fl eck­c hen be­kom ­men. Ein­g e­bun­den wur­den die drei Se­r i­en­u m­schlä­ge, mit je­weils un­t er­schied­ li­chen Ab­bil­dun­gen nach Zeich­nun­gen von Tri­mo­ let [vgl. Rümann 146] – die­se kom­men im Text nicht vor. Die äu­ßerst re­prä­sen­t a­t iv de­ko­r ier ­t en Chro­mo­ li­t ho­g ra­phi­en wur­den von En­gel­m ann & Graf drei­ far­big ge­d ruckt: die bei­den er­sten in Schwarz, Gold und Grün, der drit­t e in Schwarz, Gold und Blau. Auch den Ein­bän­den ist über­h aupt nicht an­z u­se­ hen, daß sie ih­r er­seits be­r eits 80 oder 90 Jah­r e alt sind – sie sind schlicht ma­kel­los. Die re­l a­t iv ge­n aue zeit ­l i­che Ein­ord ­nung der mauve­far­be­nen, mit or ­n a­ men­t a­lem Blind- und Goldekor ge­schmück­t en Kalb­ le­der­bän­de er­g ibt sich aus der Si­g na­t ur „Ca ­n ape et Co­r riez“ auf den Spie­geln. Die tra­d i­t i­ons­r ei­che Pa­ ri­ser Buch­bin­de­r ei Ca ­n ape be­stand schon seit 1865; 1894 folg ­t e Ge­org­e s Ca ­n ape (1864 –1940) sei­nem Va­t er nach und tat sich 1927 mit Co­r riez zu­sam­men. Die­sem kam die Auf­g a­be zu, „à ren­ouveler le décor de leurs reliures“ [Devauc­hel­le]. Co­r riez starb be­ reits 1937; die Werk­statt wur­de von Es­paron über­ nom ­men. Da ­m it er­g ibt sich als Ent­ste­hungs­z eit der Ein­bän­de die De­k a­de von 1927 bis 1937. Auf­trag­ge­b er war der in Genf und Lyon le­b en­de Samm ­ler Hen­r i Bur ­t on (1890 –1971), des­sen gold­ge­ präg ­t es Le­der­ex ­l i­bris im er­sten Band zu fin­den ist. Pro­ve­n i­enz: Auf dem flie­gen­den Vor­satz von Band I das gold­ge­präg ­t e Le­der­ex ­l i­bris von Hen­r i Bur ­t on (1890 –1971), ver­so des­sen klei­nes ge­d ruck­t es, hand­ schrift­l ich aus­ge­f üll­t es Bi­blio­t heks­eti­kett. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V, 91 (Da­u bigny), XII , 56 (Stein­heil), und 160 f., Nr. 49 (Tri­mo­let); Bil­der­wel­ten 129 ff., Nr. 56; Brivois 94 ff.; Bru­net I, 1792; Car­t er­et III , 143 –153 (mit farb. Abb. der Um­s chlä­g e); Gay/Lemonnyer I, 556 f.; Lon­c hamp II , 92; Oster­ wal­der 289, 1012 und 1066; Rahir 364; Ray II , 314 f., Nr. 232; Rümann 137 ff.; San­der 162; Sie­u rin 37; Thieme/Becker 31, 566, und 33, 402; Vica­i re II , 234 – 246; zu Ca­n ape: Devauc­hel­le 246 f.; Fléty 37 f.

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In pracht ­vol­len Mo­sa­i k­ein­bän­den des Ver­lags 111 Chants et chan­sons pop­ula­ires de la France. 3 Bde. Pa­r is, H.-L. Delloye, 1843. 3 ge­sto­che­n e Ti­tel mit Sei­den­vor­sät­zen, 84 ge­sto­che­n e Dop­pel­bl. mit Lied­tex­ten und durch­ge­hen­den Il­lu ­stra­t io­ nen. Zu­sam­m en 182 Bl. mit Kom­m en­ta­ren und No­ten. – Auf star­k em Vélin­pa­pier. Quart (262 x 170 mm). Ver­le­ger­ein­bän­d e von dun­k el­ grü­n em Saf­f i­an auf glat­te Rücken, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln um­ge­ben von or­n a­m en­ta­ler und flora­ler Ver­g ol­dung, auf den Deckeln in ei­nem dop­pel­ten Rah­ men aus fet­ter Gold- und Blind­f i­lete rei­cher Rocaillen­de­ kor, vorn in Gold­prä­g ung und mit fei­nen grü­nen, ro­ten und creme­far­be­n en In­tar­si­en, hin­ten in Blind­prä­g ung, mit ein­fa­cher Gold­f i­lete auf den Steh-, dop­pel­ter auf den In­n en­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­ gold ­schnitt, zu ­sam­m en in ei­nem mit Filz aus­ge­schla­ge­ nen Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten. Die­s es Ex­e m­p lar der Samm ­l ung po­p u­l ä ­r er Lie­der weist in der drit­ten Se­r ie eine si­g ni­fi ­k an­

te Va­r ia­ti­on auf: Das Lied Le Café wur­de be­r eits er­setzt durch La Mar­seil­lai­se, mit Zeich­nun­gen nach Gu­stave Staal und ei­ner Not ­ice von La ­m ar ­t i­ne [vgl. Brivois 96; Car ­t er­et III , 153]. Die­se Än­de­r ung – in­ halt ­l ich durch die Ge­scheh­n is­se der Fe­bru­a r ­r e­ vo­lu­ti­on von 1848 be­d ingt – deu­tet vor­aus auf die nouv­el­le édit­ion, die Gar­nier frères 1848 her ­aus­g a­ ben, al­ler­d ings mit an­de­r en Ti­t el­blät ­t ern und ins­ ge­samt an­de­r er An­ord­nung der Lie­der [vgl. Vica ­i re II , 246 f.]. Die pracht ­vol ­len, ta­del ­los er­h al­t e­nen Rocaille-Ein­ bän­de sind mög­l i­cher ­wei­se Boutigny zu­z u­schrei­ ben. Die­ser war nicht nur der „lea­d ing ex­po­nent of the rocaille school of bin­d ing“ [Rams­den 40], son­ dern ar­b ei­te­te auch oft mit dem Ver­le­ger Delloye zu­sam ­men [vgl. Mal­avieille 161]. Pro­ve­n i­enz: Adri­a n Flüh ­m anns Mo­no­g ramms­ childchen „awf “ auf dem flie­g en­den Vor­satz des er ­sten Ban­des.

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Ei­nes von vier ko­lo­r ier ­t en Ex­em­pla­r en

Das zwei­t e von vier ko­lo­r ier­t en Ex­em­pla­r en

112 Chants et chan­sons pop­ula­ires de la France. 3 Bde. Pa­r is, H.-L. Delloye, 1843.

113 Chants et chan­sons pop­ula­ires de la France. 3 Bde. Pa­r is, H.-L. Delloye, 1843.

3 ge­sto­che­n e, ko­lo­r ier­te Ti­tel mit Sei­den­vor­sät­zen, 84 ge­sto­c he­n e Dop­p el­bl. mit Lied­tex­ten, durch­g e­h end il­l u ­striert und ko­l o­r iert, mit Sei­d en­vor­sät­z en. Zu­ sam­m en 182 Bl. mit Kom­m en­ta­ren und No­ten. – Auf star­k em Vélin­pa­pier.

3 ge­sto­che­n e, ko­lo­r ier­te Ti­tel mit Sei­den­vor­sät­zen, 84 ge­sto­c he­n e Dop­p el­bl. mit Lied­tex­ten, durch­g e­h end il­l u ­striert und ko­l o­r iert, mit Sei­d en­vor­sät­z en. Zu­sam­m en 182 Bl. mit Kom­m en­ta­ren und No­ten. – Auf star­k em Ve­lin­pa­pier.

Quart, kaum be­schnit­ten (270 x 174 mm). Ka­sta­ni­en­brau­ ne ge­glät­te­te Halb­m a­ro­quin­bän­de auf glat­te Rücken, mit gold­ge­präg­tem Ti­tel und ei­ner Lyra in rei­cher or­n a­m en­ ta­ler Gold­prä­g ung auf den Rücken, Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Kopf­g old ­schnitt, auf den flie­gen­den Vor­sät­zen ver­so si­g niert „E & A. Mayl­an­der“ (hier und da ge­r ing braun­f leckig).

Quart (264 x 174 mm). Halb­lei­n en­bän­d e der Zeit mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln in schwarz­ge­präg­ten Or­ na­m ent­rahmen, mit blaß­vio­let­ten Vor­sät­zen (Kan­ten be­ schabt, Kom­m en­tar­bl. meist leicht ge­bräunt und braun­ fleckig; Bde. I und III: Au­ßen­ge­len­k e mit Fehlstellen).

Ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar – von größ­t er Sel­t en­heit

Dies ist un­ s er zwei­ t es von ins­ g e­ s amt nur vier ko­lo­r ier ­t en Ex­em­pla ­r en der er­sten Aus­g a ­b e der Lied­samm­lung.

Die er­ste Aus­g a ­b e der groß­a r ­t i­g en Samm ­lung il­lu­strier ­t er Volks­l ie­der, auf 336 ge­sto­che­nen Sei­ ten von er­z äh ­len­den Il­lu­stra­t io­nen be­glei­t et, „eins der köst ­l ich­sten Er­z eug ­n is­s e des ro­m an­t i­s chen Gei­stes in Frank­r eich“ [Rümann 137], liegt hier in ei­nem zeit ­ge­nös­sisch mit größ­t er Sorg ­falt mi­nu­t i­ös und dif ­fe­r en­z iert ko­lo­r ier ­t en und ei­weiß­gehöhten Ex­em­plar vor. Es sind drei wei­t e­r e Ex­em­pla ­r e die­ser Be­schaf ­fen­ heit be­k annt: Ne­b en den bei­den, die sich gleich­ falls in un­se­r er Samm­lung be­fi n­den, das aus der Samm ­lung Greppe stam ­men­de Ex­em­plar von René Des­c amps-Scrive (Auk­t i­on II , 1925, Nr. 344), das Car­t er­et noch für „sans doute uni­q ue avec les fi­g ur­ es co­lor ­iées“ [Car ­t er­et III , 153] hielt. Es fand sich wie­der in der Bi­blio­t hek Foul­lon-Coup­pel du Lude und wird im Ka­t a­log der Auk­t i­on 11 (2009, Nr. 157) als stark braun ­fleckig auf al­len Il­lu­stra­t i­ons­sei­t en be­schrie­ben. Die Ein­bän­de stam­men aus dem „ate­lier célèbre“ [Fléty] von Émile (1866 –1959) und An­d ré Mayl­a n­der (1901 –1980) [vgl. Devauc­hel­le III , 273; Fléty 125]. Pro­ve­n i­e nz: Adri­a n Flüh ­m anns Mo­no­g ramm­ schildchen „awf “ auf dem flie­gen­den Vor­s atz des er ­sten Ban­des.

Ein zwei­t es ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar

Die 336 ge­sto­che­nen il ­lu­strier ­t en Sei­t en sind hier ge­n au­so dicht und sorg ­f äl­t ig ko­lo­r iert und ei­weiß­ gehöht wie in un­se­r em er­sten Ex­em­plar, wor­aus sich der op­t i­sche Ein­d ruck von au­t o­no­men klei­nen Ge­ mäl­den er­g ibt. Der in­d i­v i­du­el­le, unik­a le Cha ­r ak­t er er ­weist sich de­fi ­n i­t iv im di­r ek­t en Ver­gleich der Bil­ der bei­der Ex­em­pla ­r e: Durch­ge­hend wur­de die Far­ big­keit va ­r i­iert, wo­bei in die­sem Ex­em­plar der Ge­ mäl­de­cha ­r ak­t er durch die Ver ­wen­dung be­son­ders in­t en­siv-feu ­r i­ger Far­ben noch ge­stei­gert er­scheint. Im Un­t er­s chied zum an­de­r en Ex­em­plar ist die­ ses in drei zeit ­ge­nös­si­schen Ein­bän­den er­h al­t en, über de­r en nicht idea ­len Er­h al­t ungs­z u­stand in die­ sem Fall hin­weg­z u­se­hen ist. Auf dem In­nen­deckel des er­sten Ban­des be­fi n­det sich noch ein Eti­kett der Buch­ h and­ lung A. Ladrague in Mos­ k au [!]. Spä­t er be­fand es sich in der Samm­lung von Hen­r i Bon ­n as­se. Pro­ve­n i­enz: Zeit ­g e­nös­si­sches Buch ­h änd ­ler­eti ­kett von A. Ladrague, Mos­k au, auf dem In­nen­deckel des er­sten Ban­des. – Gold­ge­präg ­t es Ma ­r o­q uin­ex ­l i­bris von Hen­r i Bon­n as­se auf den Spie­geln, des­sen Auk­ ti­on II , 1982, Nr. 18: frs. 43.000.

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Das drit­t e ko­lo­r ier­t e Ex­em­plar – mit dop­pel­t em Ta­fel­satz 114 Chants et chan­sons pop­ula­ires de la France. 3 Bde. Pa­r is, H.-L. Delloye, 1843. [Auf ei­nem Um­schlag: 1844]. 3 ge­sto­che­n e Ti­tel, die­se ko­lo­r iert wie­d er­h olt, 84 ge­ sto­che­n e Dop­pel­bl. mit Lied­tex­ten, durch­ge­h end il­lu­ striert, da­von 83 ko­lo­r iert wie­der­holt; 1 zu ­sätz­li­ches ge­ sto­che­nes, ko­lo­r ier­tes Dop­pel­bl. mit „La Mar­seil­lai­se“ . Zu­sam­m en 182 Bl. mit Kom­m en­ta­ren und No­ten. – Auf star­k em, leicht ge­tön­tem Ve­lin­pa­pier. Quart (263 x 166 mm). Dun­k el­brau­n e Ma­r o­quin­bän­de um 1890 auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit Ti­tel und Band­be­zeich­nung in Gold­f ileten­rah­men in zwei so­wie or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung mit gro­ßen Eckfleurons in dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­ fel­dern, mit drei Gold­f ileten­rah­m en auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und brei­ter Dent­el­ le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­ sät­zen, ein­ge­bun­de­nen il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlä­ gen in Chro­m o­li­tho­g ra­phie und mit Ganz­g old ­schnitt, zu ­sam­m en in mit Ve­lours aus­ge­schla­ge­n em Papp­schu­ ber mit Ma­r o­quin­k an­ten (2 Schu­ber­k an­ten mit Ein­r iß, 2 Ge­len­ke et­was ge­lockert, 3 Bl. mit klei­nem Rand­ein­r iß, da­von 2 ge­schlos­sen). Mit dop­pel­t em Ta ­fel­satz, der zwei­t e ko­lo­r iert Un­ser drit ­t es ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar der Chants et chan­sons steht den bei­den an­de­r en wie­der­u m durch ei­nen ganz ei­ge­nen Cha ­r ak­t er ge­gen­ü ber. Es wur­de auf leicht ge­tön­tem Pa­pier ge­d ruckt und mit dop­ pel­t em Ta ­fel­satz aus­ge­stat ­t et, so daß die schwarz­ wei­ßen Holz­schnit ­t e di­r ekt mit ih­r en far­bi­gen Pen­ dants ver­gli­chen wer­den kön ­nen. Die Ko­lo­r ie­r ung hält hier in­t er­e s­s an­t er ­wei­s e die Mit ­t e zwi­s chen den im Ori­g i­n al­z u­stand be­l as­s e­nen Holz­s chnit­ ten und den decken­den ‚Mi­n ia­tu­ren‘ der bei­den an­de­r en Ex­em­pla­r e: Sie ist eher zart, läßt man­che Flä­chen so­gar weiß und un­ter­stützt so eher die zu­g run­ de­l ie­gen­den Li­n i­en und Schraf ­f u­r en. Auch die­ses Ex­em­plar ist mit ­h in uni­k al zu nen­nen. Ist in man­chen Ex­em­pla­ren das Lied Le Café in der drit­ten Se­r ie durch La Mar­seil­lai­se er­setzt, so ma ­n i­fe­stiert sich in dem vor­l ie­gen­den ein son­der­ ba ­r er ‚Zwi­schen­z u­stand‘: Le Café ist zwar vor­h an­ den, je­doch als ein­z i­ges Lied nur mit ein­fa­chen, un­ko­lo­r ier ­t en Ta ­feln. Da ­f ür wur­de zu­sätz­l ich das ge­sto­che­ne ko­lo­r ier ­t e Dop­pel­blatt mit dem Text der Mar­seil­l ai ­se mit Zeich­nun­gen nach Gu­stave Staal

ein­ge­bun­den – nicht je­doch die zu­ge­hö­r i­ge Not ­ice von La ­m ar ­t i­ne [vgl. Brivois 96; Car ­t er­et III , 153]. Gleich­falls ein­g e­bun­den sind die Um­s chlä­g e zu den drei Se­r i­en, mit je­weils un­t er­schied­l i­chen Ab­ bil­dun­g en nach Zeich­nun­g en von Tri­mo­let [vgl. Rümann 146] – die­se kom­men im Text nicht vor. Die Chro­mo­l i­t ho­g ra­phi­en von En­gel­m ann & Graf „sont parmi les plus bel­les des illustrés du XIXe et le type le plus so­i gné du gen­r e“ [Car­t er­et III , 150]. Die schö­nen Ma ­r o­q uin­bän­de des spä­t en 19. Jahr­ hun­derts sind nicht si­g niert; da ­f ür kenn­z eich­ne­ te Pierre Du­ché die­se Tro­phäe durch sein mit der De­v i­s e „Attendre et savoir choi­sir“ ver­s e­he­nes Ex ­l i­bris als sein Ei­gen. Pro­ve­n i­enz: Gold­ge­präg ­t es Ma ­r o­q uin­ex ­l i­bris von Pierre Du­ché auf dem flie­gen­den Vor­satz von Band I (nicht in den Auk­t io­nen 1972).

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Mit ei­ner Ori­g i­nal­zeich­nung von Tri­mo­let 115 Chants et chan­sons pop­ula­ires de la France. 3 Bde. Pa­r is, H.-L. Delloye, 1843. 1 ori­g i­n a­l e Blei­stift­z eich­n ung, mon­t iert auf star­k en Kar­ton, 3 ge­sto­che­ne Ti­tel mit Sei­den­vor­sät­zen, 84 ge­ sto­che­n e Dop­pel­bl. mit Lied­tex­ten und durch­ge­h en­den Il­lu ­stra­t io­nen. Zu ­sam­m en 182 Bl. mit Kom­m en­ta­ren und No­ten. – Auf star­k em Vélin­pa­pier. Quart, un­be­schnit­ten (280 x 175 mm). Dun­k el­blaue, lang­ge­n arb­te Halb­m a­ro­quin­bän­de auf fünf gold­ge­präg­ te Bünde, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln und fi­g u­ra­ ler und rot in­tar­sie­r ter or­n a­m en­ta­ler Gold­prä­g ung der Rücken­k ompartim­en­te in Ka­sten­ver­g ol­dung, mit Gold­ fileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­n en Ori­g i­n al-Um ­schlä­gen, je­weils am Fuß si­g niert „Noulhac“ (2 Um ­schlä­ge un­auf­f äl­lig re­stau­r iert, Kan­ten et­was beschabt, Schnitt mi­ni­m al braun­f leckig). Mit Trimolets Ori­g i ­n al-Zeich ­nung zur Um­schlag ­i l­lu­stra­t i­on der drit ­t en Se­r ie und den drei Ori­g i­n al-Um­schlä ­gen Die er­ste Aus­g a ­be der Lie­der­samm ­lung liegt hier un­be­schnit ­t en und mit den drei ori­g i­n a ­len Se­r ien-­ Um­s chlä­g en in Chro­mo­l i­t ho­g ra­phie von En­g el­ mann & Graf vor. Die­se ge­hö­r en zu den „plus bel­ les des illustrés du XIXe et le type le plus so­i gné du gen­r e“ [Car ­t er­et III , 150]. Je­der be­sitzt eine an­de­r e Il­lu­stra­t i­on, kei­ne wird im Text wie­der­holt. Dem drit ­t en Band bei­g e­bun­den ist die ori­g i­n a­ le Ent ­w urfs­z eich­nung (Blatt ­g rö­ße: 197 x 132 mm)

von Jo­seph-Lou­i s Tri­mo­let zur Um­schlag ­i l­lu­stra­t i­ on [vgl. Rümann 146]. Die reiz­vol­le Blei­stift­z eich­ nung zeigt ei­nen ste­hen­den, leicht rück­w ärts ge­ neig­t en Mann, der vom No­t en­blatt in sei­ner Lin­ken ein Lied ab­singt, das zu Her­z en geht – auf die­sem ruht zu­m in­dest sei­ne rech­te Hand. Höchst in­ter­ es­sant sind die Ver­ä n­de­r un­gen zwi­schen dem Ent­ wurf und der end­g ül­ti­gen Dar­stel­lung: Muß der Sän­ger sich auf der Zeich­nung noch aufs Blatt kon­ zen­trie­r en, so ver­d reht er auf der Li­tho­g ra­phie in ge­stei­ger­ter Ver­z ückung die Au­gen. Steht er ur­ sprüng­l ich in ei­nem In­nen­r aum mit schwe­r en Vor­ hän­gen, Tisch, Ker­z en ­leuch­t er und ei­ner schwe­r en Blu ­men­va­se, so gibt ihn die Um­schlag ­i l­lu­stra­t i­on ver­k lei­nert wie­der, um ihn da ­f ür in eine sti­l i­sier ­t e ro­m an­t i­sche Na­t ur zu ver­set­z en: Hier ist er um­ge­ ben von zahl ­r ei­chen ver­schie­de­nen Vo­gel­a r ­t en, die ein ver­schlun­ge­nes Ast­werk be­völ­kern – sei es, um ihm zu­z u­hö­r en oder mit ihm zu wett­ei­fern. Auch Hahn und Eule sind im Vor­der­g rund ver­tre­ten, wohl um zu zei­gen, daß man zu je­der Ta­ges- und Nacht­z eit sin­gen – oder krä­hen – darf, so wie ei­nem der Schna ­bel ge­wach­sen ist. Die Ein­bän­de mit rei­cher mosai­z ier ­t er Rücken­ver­ gol­dung, die in den Kompartim­en­t en ab­wech­selnd eine Lei­er und eine Pan­flö­te zeigt, schuf Hen­ri i san pro­ b e, d’une Noulhac (1866 –1931), ein „art­ per­fect­ion et d’une sûreté de main rem­a rquables ayant au plus haut point co­n science de son me­t ier“ [Fléty 136 f.].

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Mit Ori­g i­nal­zeich­nung und Brief von Da­ubigny so­w ie ei­nem Brief von Mei­sso­n ier 116 Chants et chan­sons pop­ula­ires de la France. 84 Lie­fe­r un­gen in 3 Bdn. Pa­r is, H.-L. Delloye, [1842 –] 1843 [auf dem Um­schlag der 3. Se­r ie: 1844]. 3 ge­sto­che­ne Ti­tel, 84 ge­sto­che­ne Dop­pel­bl. mit Lied­tex­ ten und durch­ge­hen­den Il­lu ­stra­t io­nen; 5 zu ­sätz­li­che ge­ sto­che­ne Dop­pel­bl. (doub­le­t t, teils in an­de­rem Zu ­stand), 2 zu ­sätz­li­che ge­sto­che­n e Bl. mit Rah­m en­il­lu ­stra­t io­n en avant la lettre. Zu ­sam­m en 182 Bl. mit Kom­m en­ta­ren und No­ten; 10 zu ­sätz­li­che Bl. (doub­le­t t, teils in an­de­rem Zu ­stand). – Auf star­k em Vélin­pa­pier. Quart, un­be­schnit­ten (290 x 185 mm). 84 Lie­fe­r ungs­hef­te in Roh­bo­gen mit il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlä­gen in drei grü­nen Halb­m a­ro­quin­m ap­pen mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln, rei­cher or­n a­m en­ta­ler Gold- und li­n ea­rer Gold- und Blind­prä­g ung auf den Rücken, Gold­f ileten auf den Deckeln und Schließ­bän­dern, am Fuß je­weils si­g niert „R. Aus­sourd“ , mit bei­lie­gen­den, in Schwarz, Gold und Grün bzw. Blau il­lu­strier­ten und de­k o­r ier­ ten Ori­g i­n al-Um ­schlä­gen, in Papp­schu­bern mit grü­nen Le­der­k an­ten (1 Schließ­band aus­ge­f ranst). In Roh­bo­gen, mit den Lie­fe­r ungs­u m­schlä­gen, ori­g i­n a ­ler Ent ­w urfs­z eich­nung, einem Brief von Da­u bigny, einem Brief von Er­nest Mei­sso­n ier etc. Die­ses Ex­em­plar der er­sten Aus­g a­b e, die in drei Se­r i­en (je­weils mit ei­ge­ner Ti­t e­lei und Vor­stücken) in ins­ge­samt 84 Lie­fe­r un­gen er­schien, liegt so vor, wie sie von Fe­bru­a r 1842 bis Ok­t o­ber 1843 her­aus­ kam: in Roh­bo­gen, mit al­len Um­schlä­gen. Nicht nur die ein ­heit ­l ich il­lu­strier ­t en Um­schlä ­ge der ein­z el­ nen Lie­fe­run­g en (43/44 ist ein Dop­p el­heft) sind vor­h an­den, son­dern auch die zu den drei Se­r i­en, mit je­weils un­t er­schied­l i­chen Ab­bil­dun­gen nach Zeich­nun­gen von Tri­mo­let [vgl. Rümann 146] – die­ se kom­men im Text nicht vor. Die Chro­mo­l i­t ho­g ra­ phi­en von En­gel­m ann & Graf „sont parmi les plus bel­les des illustrés du XIXe et le type le plus so­i gné du gen­r e“ [Car ­t er­et III , 150].

Die­ses Ex­em­plar hält be­son­de­r e Über ­r a­schun­gen be­r eit: Die Lie­fe­r un­gen 2, 4, 7 und 12 lie­gen doub­ le­t t vor, au­ßer­dem von Lie­fe­r ung 5 die bei­den ge­ druck­t en, von Lie­fe­r ung 54 die bei­den ge­sto­che­nen Blät­t er – teils im zwei­t en Zu­stand. Der Lie­fe­r ung 18 lie­gen zwei ge­sto­che­ne Blät ­t er mit den Rah ­men­i l­lu­ stra­t io­nen avant la lettre bei. Dop­pelt vor­han­den sind die Um­schlä­ge Nr. 23 und 8, letz­t e­r er wie­der­u m in ei­ner Va ­r i­a n­t e. Der il­lu­strier ­t e Vor­der ­u m­schlag zur Se­r ie 2 liegt eben­falls ein zwei­t es Mal, in ab­wei­chen­ den Far­ben vor. – Dann aber vor al­lem: ein zwei­sei­ ti­ger Brief von Er ­nest Mei­sso­n ier, auf Brief­pa­pier mit des­sen (sei­t en­ver­kehr ­t en) In­itia ­len in Blind­prä­ gung. – Ein dop­pel­sei­t i­ger hand­schrift ­l i­cher Brief von Charles Da­u bigny vom 11. De­z em­ber 1866. – Und schließ­lich: eine von Da­u bigny si­g nier­te und mit Ate­l ier ­stem­pel [Lugt 518] ver­se­he­ne Zeich ­nung in Se­pia und Blei (Blatt­göße 180 x 121 mm), die sei­ ten­ver­kehr ­t e Ent ­w urfs­z eich­nung zum Chan ­son de Li­set­te der Lie­fe­r ung 50. In locke­r en Stri­chen skiz­ zier ­t e Da­u bigny eine baum ­be­stan­de­ne Stra ­ße, die auf ein Dorf am Bild­ho­r i­z ont zu­f ührt. Ein hoch­be­ la­de­ner heim ­keh­r en­der Heu­wa­gen, auf dem es sich zwei Schnit ­t er ge­müt ­l ich ge­m acht ha ­b en, hin­t er­ drein wan­dern Men­schen mit ge­schul­t er ­t er For­ke und Har­ke, dann eine Schaf­her­de, hin­ter der ein Hund her­jagt, und schließ­lich ein Hir­ten­paar. Er spielt mit der Flö­te auf – Li­set­te tanzt und singt. Kann man der ge­lö­sten ro­m an­t i­schen Stim ­mung ei ­nes Land­schafts­z eich ­ners aus der er­sten Hälf ­t e des 19. Jahr­hun­derts nä ­her kom ­men? Pro­ve­n i­enz: Eti­kett auf Spie­g el des er­sten Ban­ des: „Ce livre a fi­g uré à l’ex­po­si­t i­on ‚dix Siècles de Livres français‘ (Lucerne, 9 juillet – 2 octobre 1949) sous le No 229 du ca­t alogue“. – Adri­a n Flüh­m anns Mo­no­g ramms­child „awf “ auf dem er­sten Spie­gel.

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„Exempla ire hors pair“ – mit 7 Original zeichnungen, Probedrucken, Umschlä gen etc. 117 Chants et chansons popula ires de la France. 3 Bde. [Und:] Tira ges successifs [auf dem Rücken]. Zu­ sammen 4 Bde. Paris, H.­L. Delloye, 1843. [Auf einem Um schlag: 1844]. 3 ge stochene Titel, 84 ge stochene Doppelbl. und 2 zu sätz­ liche Doppelbl. („La Marseillai se“) mit Liedtexten und durch gehen den Illu strationen. Zu sätzlich: 7 Bl. mit Ori­ ginalzeichnun gen von Trimolet, 42 Probedrucke avant und avec la lettre auf unterschiedlichem Papier, 1 Pro­ bedruck avant la lettre der Illu stration der Lieferungs­ um schlä ge auf Chinapapier, montiert auf Velinpapier, 1 zweimal gefaltete, in Schwarz und Rot gedruckte Aff iche (375 x 284 mm). Und [Tira ges successifs:] Ge stochener Ti­ tel zu Bd. III, 8 ge stochene Doppelbl. (davon 2 doublett), 3 ge stochene Bl. Zu sammen 182 Bl. und 2 zu sätzliche Bl. („La Marseillai se“) mit Kommentaren und Noten. Und [Tira ges successifs:] 92 Bl.; 4 S. [Verlagsprospekt]; 4 S. [Verlagsprospekt]. – Auf starkem Velinpapier. Quart, un be schnit ten (283 x 184 mm). Blaue Halb­ maroquinbän de mit Titeln, floralem Dekor und in Entre­ lacsmanier verschlun genen Streifen in Goldprä gung auf den glat ten Rücken, mit Goldfileten auf den Deckeln und mar morier ten Vorsät zen, mit 3 ein gebun denen illu strier­ ten Ori ginal­Um schlä gen in Chromolithographie (inkl. Um schlag rücken), 86 [!] illu strier ten Lieferungsum schlä­ gen sowie in dem Band „Tira ges successifs“ 7 weiteren Lieferungsum schlä gen, auf den fliegen den Vor sät zen verso si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ (1. Titelbl. fast lose und mit kleiner Eckfehl stelle, 2 Probedrucke mit Rand­ einriß). Mit 7 Ori gi nal zeich nun gen Trimolets, zahl reichen Probedrucken, al len Um schlä gen und der Affiche Ei nes der schön sten il lu strier ten Wer ke des 19. Jahrhunderts liegt hier in ei nem unik alen getrüffelten Exemplar vor, das der großar ti ge Sammler Paul Villebœuf zu sam men stellte und von Émile Mer cier (1855 –1910) binden ließ. Das auf Velinpapier gedruck te Exemplar ent hält sieben Ori gi nalzeich nun gen von Jo seph-Lou is Tri molet, ins gesamt 42 Probedrucke der il lu strier ten Seiten, davon fünf von den Ste chern si gniert, sämt liche Bandund Lieferungsum schlä ge, die Affiche und ei ni ges mehr. Der bei gegebene Band mit Tira ges successifs ent hält meist doublettes, jedoch auch va ri antes Materi al. U. a. auf der Grund la ge dieses reich halti gen Exemplars ver faßte P. Chol let die Studie Sim ples

rem arques sur la première édit ion des „Chants et Chan­ sons populaires de la france“ , die 1909 im Bulletin du Bibliophile er schien und hier als ei ner von 100 Sepa rat drucken bei liegt. Léopold Car ter et wid mete un serem „exempla ire hors pair“ eine ausführliche Lobeshym ne [Car ter et III 152]. Fände man ori gi na le Zeich nun gen zu Il lu strationen des Werks, empfahl Car ter et, „de ne pas laisser échapper l’occasion de les acquérir pour truffer un exempla ire“, seien sie doch „d’une grande fi nes se d’exé cut ion [ebd.] und insbe sondere die von Joseph-Lou is Tri molet (1812 –1843) „un régal des yeux“ [ebd.]. Von die sem ent halten die Sammel-Al ben von Pierre Duché und Lau rent Meeûs

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in un­se­r er Samm­lung 27 bzw. 35 Zeich­nun­gen, das vor­l ie­gen­de fügt dem Be­stand sie­ben Ori­g i­n a ­le hin­ zu. Die­se sind in­so­fern eine reiz ­vol­le Er­g än­z ung, als sie ganz un­t er­schied­l i­che Sta­d i­en des krea­t i­ven Pro­z es­ses ver­a n­schau­l i­chen. Noch mehr als in den fer ­t ig aus­g e­a r­b ei­t e­t en Vor­l a­g en für die Stahl­sti­ che las­sen sich hier die „bouffonnerie gracieuse et en­fan­t i­ne qui sou­f fle à tra­vers ses co­mposit ­ions“ und „la plus fol­le et la plus inn­o c­en­te gaieté“ [zit. nach Beraldi XII , 161] ent­decken, die schon Bau­de­ la ­i re an Tri­mo­let be­ob­ach­t e­t e. Gleich zur er­sten Il­lu­stra­t i­on der er­sten Lie­fe­r ung, Mort et co­nvoi de l’ in­vincible Mal­brough, ha­b en wir eine höchst auf­schluß­r ei­che Blei­stift­skiz­z e von der Hand Trimolets: Sie zeigt den be­ r ühm­ t en eng­ li­s chen Feld ­herrn im spa ­n i­s chen Erb­fol­g e­k rieg, John Chur­chill, Duke of Marlborough, zu Pferd beim Aus­z ug aus ei­nem Stadt ­t or. Un­t er ­neh ­mungs­ lu­stig schwingt er sei­nen Sä­bel über dem Kopf. Der co­nvoi, der sich im Buch als brei­t e Bor­dü­r e vom Kopf der Sei­te am lin­ken Rand den ge­sam­ten Text­spie­ gel ent­l ang zieht, ist nur an­deu­t ungs­wei­se zu er­a h­ nen; rechts flan­k ie­r en zwei Trom­pe­t er den Her­z og. Die Buch­i l­lu­stra­t i­on weist dem­ge­gen­ü ber si­g ni ­fi­ kan­t e Plan­ä n­de­r un­gen auf. Die seit ­w ärts ste­hen­ den Blä­ser sind durch zwei im Kon­voi mit­m ar­schie­ ren­de Lands­k nech­t e er­setzt, und Marlborough hat sei­nen schwe­r en Sä ­bel auf der Schul­t er ab­ge­legt. Die aben­t eu­er­lu­sti­ge Auf ­bruchs­stim ­mung der Skiz­ ze hat sich in der ge­d ruck­t en Il­lu­stra­t i­on in ei­nen ge­ord ­ne­t e­r en pro­z es­si­ons­h af ­t en Aus­z ug ver ­w an­ delt. Die in ­h alt ­l i­che Mo­d i ­fi ­k a­t i­on scheint den un­ ter­schied­l i­chen Pha­sen des Schaf ­fens­pro­z es­ses zu ent­spre­chen – hier die locker-dy ­n a ­m i­sche Ide­en­ skiz­z e, dort der dis­z i­pli­n iert aus­ge­a r­bei­t e­t e Stahl­ stich. Noch vor­läu­fi ­ger, aber auch noch kraft­vol­ler wirkt die druck ­vol­le, aufs Blatt fast ge­k rit­z el­t e Blei­stift­ skiz­z e zum Chant du départ im er­sten Band. Sie wur­ de mit so brei­t en und dich­t en Stri­chen aus­ge­f ührt, daß nach­her flä­chi­ge Weiß­höhun­gen er ­for­der­l ich wa­ r en. In ih­ nen drückt sich haupt­ s äch­ l ich der dy ­n a ­m i­s che Axt ­h ieb ei­nes am Bo­den lie­g en­den Man­nes aus. Es scheint, als hät­te Tri­mo­let da­für selbst eine ge­w is­se Be­we­g ungs­f rei ­heit ge­braucht, ist die Zeich­nung doch grö­ßer als die – auch ins­ge­ samt zah ­mere – end­g ül­t i­ge Bild­vor­la­ge, die wir wie­ der ­u m in Du­chés Al­bum vor­l ie­gen ha ­ben. Di­r ek­t e Ge­gen­stücke zu solch im­pro­v i­sie­r en­der Un­ mit ­t el ­bar­keit bie­t en die bei­den wei­t e­r en Ori­g i ­n a ­le im er­sten Band, zum Chan ­son pop­ula­ire sur le fa­m eux

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La Palisse und zu Les merveilles d’op­éra. Sie wur­den mit Blei­stift vor­skiz­z iert, dann be­r eits sehr ge­n au in Tin­t e aus­ge­f ührt, mit Weiß geh­öht und mit hand­ schrift ­l i­chen An­wei­sun­gen er­g änzt. Die er­ste wur­ de von Tri­mo­let in Blei­stift si­g niert. Bei­de dien­t en als die un ­m it ­t el­ba ­r en Vor­l a­gen zu den je­wei­l i­gen Sti­chen. Eine of ­fen­sicht ­l ich wie­der ver ­wor ­fe­ne Vor­stu ­fe stellt dem­ge­gen­ü ber das Blatt dar, das im zwei­ten Band bei Te sou­viens-tu? Sou­ve­nirs d’un vieux militaire ein­ge­bun­den wur­de, sich aber nicht zu­ord­nen läßt. Die fünf Blei­stift­z eich­nun­gen sind be­r eits zum fer­ ti­gen Sei­t en ­l ay­out an­ge­ord ­net, in ­h alt ­l ich aber nur sehr vor­läu­fi g skiz­ziert – viel­leicht emp­fand der Künst ­ler die­se Vor ­fest ­le­g ung als zu ein­en­gend. Gleich­falls nicht als Buch­i l­lu­stra­t i­on rea ­l i­siert wur­ de die Zeich­nung zu Les vérités gas­c onnes in Band III , die al­ler­d ings schon weit ge­d ie­hen ist: Die sorg­ fäl­t i­ge, de­t ail ­l ier ­t e Blei­stift ­z eich ­nung wur­de mit dunk­len Ak­z en­t en in Tin­t e und Höhun­gen in Weiß pro­fi ­liert. So ist der Herr, der selbst­g e­fäl­lig vor sei ­ner Ah ­nen­g a ­le­r ie po­siert, durch sei ­ne Phy­sio­ gno­m ie und Klei­dung zwei­fels­f rei als der ­je­n i­g e zu iden­ti­fi ­z ie­r en, der auch im Buch auf­tritt – auf un­se­r em nicht im Druck re­pro­du­z ier­t en Bild ist er also – in dop­pel­t er Hin­sicht – ein ‚Uni­k um‘. Eben­falls im drit­ten Band fin­den sich noch zwei sehr vor­l äu ­fi ­ge Blei­stift­skiz­z en zu Le récit du cap­oral dans une nuit de la Gar­de na­tio­n a­le, mit An­deu­t un­ gen von drei bzw. vier Wach­sol­d a­t en. Wäh­r end die eine, die eher un­spe­z i­fi sch drei Gar­d i­sten mit ih­r en Ba­jo­net ­t en prä­sen­t iert, so nicht um­ge­setzt wur­de, läßt sich in der an­de­r en be­r eits die di­r ek­t e Vor­stu­ die zur spä­t e­r en Buch­i l­lu­stra­t i­on er­ken­nen. In­h alt und Form schei­nen auch hier ge­r a­de­z u sym ­bol­h aft zu kon­ver­g ie­r en: Mit flüch­t i­gen, tän­z eln­den Blei­ stift­stri­chen ver­sucht der Zeich­ner die Hal­t ung ei­ nes Man­nes zu er­fas­sen, der an­ge­strengt durch ein Fern­r ohr spe­k u­liert. Man ist ver­sucht, hier­i n auch eine selbst ­r e­fe­r enti­el­le Me­t a­pher Trimolets zu er­ blicken: nicht den Künst­ler als Se­her, son­dern ei­ nen Ka ­r i­k a­t u­r i­sten als Su­cher und Spä ­her. Über­ haupt er ­wei­sen sich un­t er werk­ä s­t he­t i­schem Aspekt die auf den er­sten Blick so he­t e­r o­ge­nen Zeich­nun­ gen als klug zu­s am ­men­ge­stellt: Sie ver­set­z en den Be­t rach­t er in die Lage, die ver­schie­de­nen Ein- und Scharf­stel­lun­gen der Ob­jek­t e im krea­t i­ven Pro­z eß recht ge­n au nach­z u­voll­z ie­hen. Un­s er getrüffeltes Ex­em­plar er ­mög­l icht es, die­ se ‚Schu­le des Se­hens‘ auch auf die Druck­z u­stän­ de zu er­wei­tern: Den drei Bän­den sind ins­ge­samt

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42 Pro­be­d rucke der il­lu­strier ­t en Sei­t en in ver­schie­ de­nen Zu­stän­den ein­g e­bun­den. 13 Pro­b e­d rucke lie­gen avant la lettre auf be­son­ders star­kem, ein­sei­ tig be­d ruck­t em Ve­l in­pa­pier vor, da­von wur­de ei­ner von dem Ste­cher L. Wolff hand­si­g niert. Fünf wei­t e­ re Pro­be­d rucke avant la lettre wur­den auf Chi­n a­pa­ pier ab­ge­z o­gen und auf Ve­l in­pa­pier mon­t iert; ei­ner trägt die hand­schrift ­l i­che Wid­mung des Ste­chers Jean Den­i s Na­r geot: „A mon ami Klein [/] Na­r geot“. Ins­ge­samt 24 Drucke prä­sen­t ie­r en sich im Zu­stand avec la lettre, da­von drei wie­der­u m mit der Si­g na­t ur L. Wolff. Car­t er­et mein­t e, die­se „épreuves d’art­i ste de tout pre­m ier tira­ge […] sont très ra­r es et rent­r ent dans le domain de l’es­t ampe“ [Car­t er­et]. Auch die Band- und Lie­fe­r ungs­u m­s chlä­g e sind il­lu­striert, in­so­fern ist ihr Vor­h an­den­sein nur kon­ se­q uent – frap­pie­r end ist al­lein ihre Ab­u n­d anz. Die ganz­sei­t i­ge Il­lu­stra­t i­on von Tri­mo­let auf der er­sten Sei­t e der Lie­fe­r ungs­u m­s chlä­g e zeigt im Vor­der­g rund drei sehr ver­schie­de­ne Mu­si­k an­t en: ei­nen sich hö­fi sch sprei­z en­den Vio­l i­n i­sten mit ba­ rocker Pe­r ücke, eine ro­m an­t isch ge­stimm­t e Har­ fe­n i­stin und ei ­nen fi­deln­den Wan­der ­mu­si ­k an­t en; im Hin­t er­g rund mar­schiert der ­weil eine Mi­l i­t är­ ka­p el­le mit klin­gen­dem Spiel vor­b ei – das gan­z e

Spek­t rum an Chants et chan ­sons pop­u la­ires wird da­m it prä­lu­d iert. Das Mo­tiv ist zu­n ächst als Pro­ be­d ruck avant la lettre auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Ve­l in­pa­pier, vor­h an­den; ein wei­t e­r es Mal, um­ ge­b en von ro­tem Druck­text, auf der zwei­m al ge­fal­te­ten Aff­iche (375 x 284 mm), die dem drit­ten Band bei­ge­bun­den wur­de, und schließ­l ich auch auf den er­sten fünf Lie­fe­r ungs­u m­schlä ­gen. Daß in un­se­r em Ex­em­plar sämt ­l i­che 83 Um­schlä­ge zu al­len 84 Lie­fe­r un­gen (Nr. 43/44 war eine Dop­pel­ lie­fe­r ung) vor­h an­den sind, er ­mög­l icht die ge­n aue Be­ob­ach­t ung von Ver­ä n­de­r un­gen: Die Ab­bil­dung liegt in den er­sten fünf Lie­fe­r un­gen als von Tri­mo­ let selbst ge­sto­che­ne Ra­d ie­r ung vor, ab Nr. 6 dann als Ko­pie in Holz­schnitt mit der Si­g na­tur „Na­r at sc.“ [vgl. Chol­let 10]. Ab Lie­fe­r ung 40 wur­de die Vor­l a­ge wie­der ­u m leicht ver­ä n­dert und ins­be­son­ de­r e der flora­le Rah­men va­r i­iert. Für die Neu­aus­ ga­be von 1848 zeich­ne­t e Er­cole Ca­t enacci das Mo­ tiv noch ein­m al um, den Holz­schnitt führ­te nun Théodore Au­g u­ste Loiseau aus. Auch hier­von ist ein Um­schlag vor­h an­den, er ge­hört zu dem Lied La Mar­seil­lai ­se, das im Jahr der Fe­bru­a r ­r e­vo­lu­t i­on Le Café er­setz­t e und in diesem Ex­em­plar dem drit­t en Band zu­s ätz­l ich ein­ge­f ügt wur­de. Die Um­schlä­ge

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va­r i­ie­r en auch in der Far­be: Die mei­sten sind auf gelb­l i­chem, ein­z el­ne auf ocker ­far­be­nem Pa­pier und der von 1848 auf blau­em Pa­pier ge­d ruckt. Schließ­ lich gibt es auch er­heb­li­che Va­r i­a n­t en in Satz und Druck­t ext, wie die ver ­meint ­l i­chen Doub­le­t ten der Nrn. 1 und 17 be­le­gen. Ul­t i­m a­t i­ven Be­leg da ­f ür ge­ ben die sie­b en Um­schlä­ge, die dem Band Tira­ges successifs nach­ge­bun­den sind. Ne­ben ei ­ner Va ­r i­a n­t e zu Nr. 29, so­w ie ei­nem wei­t e­r en blau­en Um­schlag zu Nr. 61 der Aus­g a­be 1848 fin­den sich hier noch­m als fünf Lie­fe­r ungs­u m­schlä­ge zu Nr. 1 (Mal­brough), dar­ un­t er vier in Farbe, Inhalt und Typen von­ein­a n­der ab­wei­chen­de, so daß der vor­l ie­gen­de Be­stand an die­sem Bei­spiel sechs­Va ­r i­a n­t en do­k u ­men­t iert. Vor­ han­den sind auch die drei be­mer­kens­wer ­t en Se­r i­en­ um­schlä­ge (in­k lu­si­ve Um­schlag ­r ücken), bei de­nen alle sechs Sei­t en von Tri­mo­let un­t er­schied­l ich il­lu­ striert und de­ko­r iert wur­den [vgl. Rümann 146]. Die Chro­mo­l i­t ho­g ra­phi­en von En­gel­m ann et Graf wur­ den in Gold, Schwarz und – hier teils ab­wei­chend von den an­de­r en Bei­spie­len in un­se­r er Samm ­lung – in ver­schie­de­nen Blau­t ö­nen be­d ruckt. Eine in­d i­v i­ du­el­le Mo­d i ­fi ­z ie­r ung weist der Um­schlag zu Band II auf, bei dem vorn und hin­ten je­weils vier klei­ ne, me­d ail­lon­a r ­t i­ge Aus­spa ­r un­gen von Hand tür­k is ko­lo­r iert wur­den.

Der vier­te Band mit den Tira­ges successifs ent­h ält ne­ben den oben er ­wähn­t en Um­schlä ­gen auch ei­nen Pro­be­d ruck des ge­sto­che­nen, wie­der ­u m von Tri­mo­ let il­lu­strier ­t en Ti­t els zu Band III ( mit un­voll­stän­ di­gem Text) so­w ie zwei vier­sei­t i­ge Pro­spek­t e in klei­ ne­r em For ­m at, die Lou­i se Co­lets Char­lot ­te Cord­ay bzw. Ge­orge Sands Œuvres be­wer­b en; das üb­r i­ge Ma­t e­r i­a l ist doub­le­t t: ins­ge­samt 92 Blät ­t er mit No­ ten und Not ­ices und 19 illlustrierte Blät­t er; als voll­ stän­d i­g e Lie­fe­r un­g en vor­h an­den sind Mal­brough (2x), Co­mbien j’adouce sou­venance, La mère Mi­chel, L’ora­ge – Le rosier, Les ra­re­tés und La Mar­seil­lai­se. Das ein­g angs zi­t ier ­t e Ge­samt ­u r ­t eil Léo­pold Car ­t er­ ets läßt sich nach der Wür­d i­g ung al­ler Ein­z el­hei­ ten nur un­ter­strei­chen: Paul Villebœuf schuf mit die­sem Ex­em­plar der Chants et chan ­sons pop­ula­ires de la France ein bi ­blio­phi ­les Ge­samt ­k unst ­werk, das wahr­h af ­t ig sei ­nes­glei­chen sucht. Pro­ve­n i­enz: Ei­n i­ge Lie­fe­r ungs­u m­schlä­ge mit Stem­ pel der Librairie Edet je­u ne in Rouen. – Auf al­len Spie­geln oben links das gold­ge­präg ­t e ver­schlun­ge­ ne Mo­no­g ramm „ PV “; auf dem Spie­gel des er­sten Ban­des die gold­ge­präg ­t en Ex ­l i­bris von Paul Villebœuf (des­sen Auk­ti­on 1963, Nr. 192: frs. 10.800) und Mar­cel de Merre (des­sen Auk­t i­on 2007, Nr. 101).

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Mit 71 Original zeichnungen und 54 unik alen Probedrucken auf Chinapapier 118 Chants et chansons popula ires de la France. 3 Bde. [Und:] 1 Band mit Zu gaben. Paris, H.­L. Del­ loye, 1843. 3 ge stochene Titel mit Seidenvorsät zen, 84 ge stochene Doppelbl. mit Liedtexten und durch gehen den Illu stra­ tionen. Und: 71 Ori ginal­Zeichnun gen, mon tiert auf Kar ton; 54 Bl. beid seitig illu strier te Probedrucke auf großem Chinapapier. Zu sammen 182 Bl. mit Kommen­ taren und Noten. – Auf starkem Velinpapier. Quart (263 x 173 mm. Und: 313 x 212 mm). Verlegerein­ bän de von dunkel grünem Saf fian auf glat te Rücken, mit gold gepräg ten Rückentiteln um geben von or namentaler und floraler Vergoldung, auf den Deckeln in einem drei­ fachen Rahmen aus sich mehrfach überkreuzen den fet ten Blindfileten reicher gold gepräg ter Plat ten dekor in Epi­ taph­Form, mit gelben Bunt papiervorsät zen und Ganz­ gold schnitt, Bd. I verso fliegen dem Vorsatz mit Buchbin­ deretikett von Boutigny (stellenwei se etwas braunfleckig, eini ge Bl. papierbedingt stark gebräunt). Und: Grob­ genarbter tabakbrauner Halbmaroquinband auf fünf Bünde mit gold ge präg tem Rücken ti tel, Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vor sät zen und Kopf­ gold schnitt, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „René Aussourd“ . Mit 71 Ori gi nal zeich nun gen, 54 Blatt beid seitig il lu strier te Probedrucke auf großem Chi napapier, in Lu xus-Verlagsein bänden Die drei Bände der popu lä ren Lie der samm lung sind hier – trotz der schönen Lu xus-Verle ger einbände von Boutigny [vgl. Culot 377, Nr. 180] – nicht die Haupt sache; die ‚Zu ga be‘ ist hin ge gen eine Sen sation: Der bei gegebene Band ver eint nicht weni ger als 71 ori gi na le, eben so fei ne wie ausdrucks vol le Zeichnun gen in Blei stift und Tinte, mit Höhun gen in Weiß, gele gent lich auch mit bräun lichem Lavis, die meist auf starken Kar ton montiert wur den. Sie stel len die un mit tel ba ren Vorla gen für die Stahlstiche dar, jeweils 30 zur er sten und zweiten, elf zur drit ten Serie, ver teilt auf 15, elf bzw. sieben Lieder. 37 Zeich nun gen stam men von Lou is-Charles-Augu ste Stein heil (1814 –1885), dem Haupt betei lig-

ten des Unter neh mens, dar unter die komplet ten Vierer serien zu den Liedern Geneviève de Brabant in der er sten, Les ressemblances et les différences und Reproches à Catherine in der zweiten Serie. Die drei Il lu strationen zu Le juif errant sowie die beiden zur Cantique de l’enfant prodigue in Serie I lassen sich durch die Zeich nun gen der Kol lek tion Meeûs in unserem Be stand eben falls zum gan zen Set ver vollständi gen. Von Joseph-Lou is Tri molet (1812 –1843), dem „met teur en train de cette il lu stration remarquable“ [Beraldi XII , 161] liegen 27 Ori gi na le vor, dar unter das Quar tett zu La belle bourbonnaise. Nur ein Teil der Zeich nun gen ist si gniert, unter anderem jeweils zwei, die Eugène Giraud (1806 –1881) zu Dans les gardes françaises und Édou ard de Beau mont (1821 –1888) zu Dor mez donc mes chères amours an fertig ten. Mit drei Zeich nun gen zu dem Lied Le départ du conscrit ist auch Antoine Pascal (1803 – nach 1859) in dieser Kol lek tion ver treten. Die hier ver sam melten Vorla gen bieten insgesamt ei nen reprä sentativen Quer schnitt durch das Bild materi al des dreibändi gen Werks. Der von René Aus sourd [vgl. Devauc hel le III , 243; Fléty 14] gefer tig te Band hat vor al lem deshalb ein so statt liches For mat, weil er zu säzl ich 54 Blatt (108 Druck seiten) Probeabzü ge der il lu strierten Liedtex te ent hält. All diese Drucke auf großem Chi napapier sind uni kal. Es ist dar um mehr als ein pi kanter, aber bezeich nender Faux-pas, daß bei der Be schrei bung im Kata log des letz ten Vorbesit zers André Tissot-Dupont über den Ori gi nal zeich nungen diese deli katen Blät ter schlicht ignoriert wurden. Fast ein Drit tel der ge samten Ausga be liegt also in Chi napapier-Probe abzü gen vor – of fensicht lich war der Auf wand, al les in gerin ger Aufl age zu drucken, dann doch zu groß! Provenienz: Ex li bris von Pierre Duché auf dem Vorsatz des Ex tra-Bandes (nicht in dessen Kata log II , 1972). – Librairie Giraud-Badin, Kata log Novem ber 1974. – André Tissot-Dupont, dessen Ex li bris unter dem von Duché (Auk tion 2016, Nr. 91, mit 2 Abb. von Ori gi nal zeich nun gen, irr tüm lich Nen nung von nur 70 Zeich nun gen, ohne Er wäh nung der Probedrucke!).

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62 ori­g i­na­le Zeich­nun­gen von Tri­mo­let, Stein­heil und Émy 119 [Chants et chan­sons pop­ula­ires de la France]. Des­sins originaux pour les Chants et chan­sons pop­ula­ires de la France. Pa­r is, H.-L. Delloye, 1843 [auf dem ge­druck­ten Ti­tel­bl.].

ver­t re­t en, hier mit 27 Zeich­nun­gen zu 13 Lie­dern. Et ­was un­t er ­r e­prä­sen­t iert ist die zwei­t e Se­r ie mit 13 Zeich­nun­gen zu acht Lie­dern, da­f ür kann die drit­ te mit 22 Zeich­nun­gen zu elf Lie­dern auf­war­t en.

62 ori­g i­n a­le, teils la­vier­te und geh­öhte Blei­stift­zeich­ nun­gen, mon­t iert auf Ve­lin­pa­pier, un­ter gold­ge­rahm­ten, mit ge­druck­ten Le­gen­den ver­se­he­nen Passe­par­touts so­ wie Zwi­schen­blät­tern aus ge­tön­tem Büt­ten­pa­pier. 2 lee­re Bl., ge­druck­tes Ti­tel­bl., 1 ge­druck­tes Bl. „Tab­le“ , 4 lee­re Bl. – Auf ge­tön­tem Büt­ten­pa­pier.

Bei den Zeich­ nern hat dies­ m al Jo­ s eph-Lou­ is Tri­mo­let mit 35 Zeich­nun­gen ein ge­w is­ses Über­ge­ wicht ge­gen­ü ber Lou ­i s-Charles-Au­g u­ste Stein ­heil mit 24.Von Trimolets La ten­tat­ion de Saint-An­toine in Se­r ie I und Stein­heils La femme à va­peurs in Se­r ie III sind alle vier Zeich­nun­gen vor­h an­den; auch er­ ge­ben des­sen Il­lu­stra­t io­nen zu Le juif er­rant (1) und Ca­ntique de l’en­fant pro­digue (2) in Se­r ie I zu­s am­ men mit je­nen aus dem Al­bum Du­ché je­weils ein voll­stän­d i­ges Set. Eine in­t er­es­san­t e Er­g än­z ung er­ gibt sich mit dem getrüffelten Ex­em­plar der Chants et Chan ­sons von Paul Villebœuf: Wäh­r end dort eine Skiz­z e Trimolets zur er­sten Bild­sei­t e des Mal­brough vor­h an­den ist, fin­den sich hier die ge­n au aus­ge­f ühr­ ten Vor­la­gen zu den drei üb­r i­gen Bild­sei­ten. Be­ son­ders er­f reu­l ich ist, daß mit Hen­r i Émy noch ein wei­t e­r er Künst­ler auf­t ritt, und zwar mit drei Ori­g i­ na­len zu dem Lied Héloïse et Ab­ail­ard in Se­r ie III .

Quart (282 x 124 mm). Lang­g e­n arb­ter nacht­blau­er Ma­r o­quin­band auf fünf fla­c he, zwi­schen dop­pel­ten Gold­f ileten or­n a­m en­tal blind­ge­präg­te Bünde, mit gold­ ge­rahm­tem Rücken­t i­tel und rei­cher flora­ler Ver­g ol­dung in fet­tem und ma­ge­rem Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­ gen Rücken­fel­dern, mit fet­tem und neun ma­ge­ren Gold­ fileten­rah­m en auf den Deckeln, dar­in zen­tral gro­ßes flora­les, rau­ten­f ör­m i­ges Or­n a­m ent in Blind­prä­g ung, gold­ge­präg­ter Flecht­strei­fen auf den Steh­k an­ten, brei­ te Dent­el­le­bor­dü­re zwi ­schen drei­fa­chem bzw. dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en auf den In­n en­k an­ten, mit Doublü­ ren und flie­gen­den Vor­sät­zen aus ro­sa­far­be­n em Moi­ ré­sei­de und Ganz­g old­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1930“ . 62 mon­t ier ­t e Ori­g i ­n al­z eich ­nun­gen von Tri­mo­let, Stein­heil und Émy Die­s es von Lau­r ent Meeûs zu­s am ­men­g e­s tell­t e Al­bum ent ­h ält ins­ge­samt 62 Zeich­nun­gen zu den Chants et chan­sons pop­ula­ires de la France. Die mi­nu­ ti­ös in Blei­stift und Tin­t e aus­ge­f ühr ­t en Ori­g i­n a ­le, mit Höhun­gen in Weiß, ge­le­gent­l ich auch in Ocker oder Alt ­r o­sa stel­len die un ­m it ­t el­ba ­r en Vor­la­gen für die Stahl­sti­che dar. Die Kol­lek­t i­on ist ein eben­bür­ ti­ges Pen­d ant und eine idea­le Er­g än­z ung zu der von Pierre Du­ché, eben­falls in un­se­r er Samm ­lung. Die Ver ­t ei­lung auf Zeich ­ner, Se­r i­en und Lie­fe­r un­ gen ist ähn­l ich ge­streut wie in dem Du­ché-Band. Bei bei­den Sammlungen ist die er­ste Se­r ie am stärk­sten

Der bel­g i­s che Bi­b lio­p hi­l e Lau­r ent Meeûs (1872 –1950) ließ die Zeich­nun­gen un­ter Passe­par­ touts aus ocker­ge­t ön­t em Büt ­t en­pa­pier le­gen, ein­ ge­r ahmt von gol­de­nen Fi­let­en­r ah ­men und mit ge­ druck­t en Bild­u n­t er­schrif­t en. Vor­a n­ge­stellt ist ein Ti­t el­blatt, nach­ge­stellt ein In ­h alts­ver­z eich ­n is, bei­ de eben­falls ge­d ruckt. Mit dem ele­g an­ten nacht­ blau­en Ma ­r o­q uin­band, des­sen zehn­fa­cher Gold­ rah­men auf den Deckeln die Bild­er­f ül­le im In­nern an­z u­deu­t en scheint, be­t rau­t e er den Pa ­r i­ser Buch­ bin­der Ge­org­es Mer­ci­er (1885 –1939). Pro­ve­n i­enz: Gold­ge­präg ­t es Ma ­r o­q uin-Ex ­l i­bris von Lau­r ent Meeûs (1872 –1950) ver­so flie­gen­dem Vor­ satz, vgl. Wittock, La bibliothèque de Lau­ r ent Meeûs, 1982, Nr. 231. – Auk­ti­on (Pierre Meaudre, ex­pert), Pa­r is, 3.10.1984: frs. 720.000 Zu­schlag.

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Drei frü­he Al­ben von Charlet 120 Charlet, [Nico­las-Tous­saint]. [Croquis li­tho­ graph­iques.] „Quand il n’y en aura plus, il y en aura en­ core“ . [Und:] [Croquis à l’usage des enfants.] „Je vous ferai un pro­c ès ver­bal!“ Und: Croquis et pochades à l’encre. [Pa­r is], Gihaut frères, [1823 –1828]. Lithographiertes Front­i spiz, 16 nu­m e­r ier­te lithogra­ phierte Ta­feln. Und: Lithographiertes Front­ispiz, 13 nu­m e­r ier­te Ta­feln; zu ­sätz­lich Nr. 1 als Va­r i­an­te. Und: 18 lithographierte Ta­feln auf auf­ge­walz­tem Chin­pa­pier. – Al­les auf Ste­gen mon­t iert. 3 mit Blei­stift be­schrif­te­te ­Ti­tel­bl. Quart (335 x 247 mm). Ro­ter Halb­lei­nen­band mit gold­ ge­präg­tem Rücken­schild (Ein­band et­was was­ser­f leckig, Rücken und Kan­ten berie­ben bzw. et­was beschabt, Ta­feln durch­ge­hend leicht, ver­ein­zelt stär­k er stock­f leckig, 1 Bl. mit ge­schlos­se­nem Ein­r iß au­ßer­h alb des Bild­be­reichs). 50 li­t ho­g ra­phi­sche Gen­r e­bil­der von Charlet Ab 1822 ver­öf ­fent ­l ich­t e Nico­l as-Tous­s aint Charlet (1792 –1845) eine gan ­z e Rei ­he li­t ho­g ra­phi­scher Al­ben bei Gihaut. Drei da­von aus den Jah­r en 1823,

1826 und 1828 sind hier ver­sam­melt. Die mei­sten der bei Vil­l a ­i n ge­d ruck­t en Blät ­t er tra­g en sei­ne Si­g na­t ur. Hier prä­sen­t iert sich Charlet noch nicht aus­schließ­l ich als „volks­t üm­l i­cher Schil­de­r er der Sol­d a­t en des Kai­ser ­r eichs“ und An­h än­ger Na­po­le­ ons, „des­sen Ver­herr­l i­chung nachm­a ls sein gan­z es Werk die­nen soll­t e“ [Thieme/Becker 6, 397]. Un­t er die Sol­d a­t en mi­schen sich etwa auch Markt­f rau­en, Künst­ler und im­mer wie­der Kin­der, mit de­nen sich das zwei­t e Al­bum aus­schließ­l ich be­schäf ­t igt – frei­ lich wol­len auch sie oft­m als sel­b er Krieg spie­len. Das drit­te Al­bum, bei dem die Li­tho­g ra­phi­en auf Chi­n a­pa­pier ab­z e­z o­gen wur­den, spielt mit star­ken Schwarz-Weiß­kon­tra­sten – sei es in Por­traits von Ori­en­t a ­len, Sze­nen in dunk ­len In ­nen ­r äu ­men oder am Kopf ei­nes Hun­des. Pro­ve­n i­enz: Buch­h änd­ler­eti­kett Jean Clavreuil auf dem In ­nen­deckel. Li­t e­r a­t ur: Beraldi I V, 123 ff. Nr. 9; Lon­c hamp II , 93; Oster­w al­ der 232; Rahir 364; San­der 167.

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Quart (293 x 195 mm). Dunkel grüner Saf fianband der Zeit mit gold gepräg tem Rückentitel, floraler Vergoldung auf den vier flachen Bün den und in den blind gepräg ten Rahmen der Rückenfelder, auf den Deckeln vier facher Goldfiletenrahmen, dar in zwei Rahmen aus fet ten Blind­ fileten, ein weiterer Goldfiletenrahmen und dar in ein or namentaler Rahmen, in dem Blind­ und Goldprä gung verschlun gen sind, mit gold gepräg ter Dentellebordüre auf Steh­ und Innenkanten, Bunt papiervorsät zen sowie Ganz gold schnitt, auf dem Spiegel Etikett des Buchbin­ ders „Larchier Fils“ , Lyon. Die sehr seltene – unik ale? – „édit ion color iée“ im romanti schen Ein band der Zeit Das wahr schein lich unik ale Exemplar der „édit ion color iée“ 121 Char ton, Édouard (Hrsg.). Le magasin pit­ toresque. Édit ion color iée. Paris, Au Bureaux d’abon­ nement et de vente, 1844. Etwa 270 kolorier te und eiweißgehöhte Textholz schnit­ te, 9 kleine unkolorier te Textholz schnit te. 2 Bl. (Titelei, gedruckt in Rot und Blau), 412 zwei spalti ge S.

Der Ju rist und über zeug te Re pu bli ka ner Édou ard-Thomas Char ton (1807 –1890) war als Beamter im Mi ni sterium für Öf fent liche Arbeiten beschäf tigt, als „les loi sirs de sa vie bu reaucratique lui don nèrent l’idée de fonder une pu blic at ion illustrée susceptible d’éveil ler la curiosité“ [DBF]. Nach dem Vorbild des briti schen Penny Ma gazine gründete er 1833 das Magasin pittoresque, eine popu lä re il lu strier te Wo chen zeit schrift, die Kopf und Herz


glei­c her ­m a ­ß en an­spre­c hen und je­der ­m ann zu Nut­z en und Ver­g nü­g en et ­w as bie­t en woll­t e: aus Ge­schich­t e und Geo­g ra­phie, Zoo­lo­g ie und Bo­t a­ nik, Li­t e­r a­t ur, Kunst und Ar­chi­t ek­t ur eben­so wie aus Wis­sen­schaft und Tech­n ik, bis hin zu neue­sten Er ­fi n­dun­gen. Die Zeit­schrift wur­de ein vol­ler Er­ folg; Char­ton re­d i­g ier­te das Blatt selbst bis 1888, da­n ach er­schien es noch wei­t e­r e vol­le 50 Jah­r e! Sei­ne Po­pu­l a ­r i­t ät ver­d ank­t e das Mag­a sin pi­t toresque vor al­lem der durch­ge­hen­den Il­lu­stra­t i­on mit meist dop­pel­spal­t i­gen Holz­schnit ­t en, für die Char ­t on die größ­t en – auch eng­l i­sche – Na­men des 19. Jahr­hun­ derts ge­w in­nen konn­te – so etwa Johan­not, Doré, Da­u mier, und Gavarni. Zu den Il­lu­stra­to­r en des Jahr­g angs 1844 zähl­ten u. a. Tho­m as Arm­strong, Jean-Ja­ c ques Cham­ pin, Léo Drouyn, Grandville, Karl Girardet, Charles Marville, Oct­ave Pen­ guilly und Hen­r y Va ­len­t in, zu den re­pro­du­z ie­r en­ den Holz­schnei­dern Leloir, Émile Montig­neul und Héliodore Pi­san. Als er­ste Zeit­schrift, die den Holz­ stich „réellement à l’hon­neur“ [Blachon 91] brach­t e, spiel­t e das Mag­a sin eine be­deu­ten­de Rol­le bei der Eta ­blie­r ung die­ser Tech­n ik in Frank ­r eich. Aus sämt ­l i­chen Jahr­g än­gen und wie­der ­u m aus den Ex­em­pla­r en des Jahr­g angs 1844 sticht das vor­lie­ gen­de ein­sam her­aus: Auf Ti­t el und Vor­t i­t el wird es als „Édit ­ion co­lor ­iée“ an­ge­k ün­d igt – und tat­säch­ lich sind, von we­n i­gen klei­nen Sche­m a­t a ab­ge­se­ hen, die Hun­der ­t e Text ­holz­schnit ­t e sorg ­f äl­t ig ko­lo­ riert und ei­weiß­gehöht. Al­ler­d ings blieb es wohl bei die­sem ein­z i­gen Ex­em­plar: „L’éditeur semble avoir ab­a ndonné son pro­jet de mise en cou­leurs de cet ouv­r a­ge dés la première liv­r ai­son. Ce rare spécimen

fi­g ure dans la co­llect­ion Villebœuf “ [Car­t er­et], als das sich un­ser Ex­em­plar durch Paul Villebœufs Ex­ li­bris aus­weist. In des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log von 1963 fin­det sich al­ler­d ings noch ein wei­t e­r es Ex­em­plar der „édit­ion co­lor­iée“, doch deu­t et in der Be­schrei­ bung au­ßer die­ser blo­ßen „ment­ion“ nichts dar­auf hin, das je­nes tat­säch­l ich ko­lo­r iert war. Das vor­l ie­ gen­de, wun­der­bar im Ein­band der Zeit er­h al­t e­ne Ex­em­plar scheint so­m it uni­k al zu sein. Pro­ve­n i­enz: Ex­li­bris von Paul Villebœuf auf dem flie­gen­den Vor­s atz (des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log 1963 mit an­de­r em Ex­em­plar). – Eben­d a Ex ­l i­bris von Made­moi­selle L. Dousse. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­et III , 399; DBF V III , 675 f.; DLF I, 229 (mit fal­s chem Grün­dungs­jahr des Mag­a sin); Hoefer 10, 30.

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Ei­nes von 40 Ex­em­pla­r en auf Büt­t en, aus dem Be­sitz von Lau­r ent Meeûs 122 C[hevigné, Lou­i s-Ma­r ie-Jo­s eph] co­mte de. Les co­ntes rémois. Des­sins de E. Mei­sso­nier. Troisième édit­ion. Pa­r is, Mi­chel Lévy frères, 1858. 2 Por­t raits in Stahl­stich, Ti­tel­vi­g net­te in Holz­schnitt (auf dem Um ­schlag wie­der­holt), 41 mon­t ier­te Holz­schnit­te auf Chi­n a­pa­pier im Text. 2 Bl., 239 S. – Auf Büt­ten­pa­pier. Groß-Ok­tav, kaum be­schnit­ten (236 x 150 mm). Grob­ge­ narb­ter oliv­g rü­ner Ma­r o­quin­band auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, de­k o­ra­t i­ver Rücken- und Deckel­ver­g ol­dung aus Ein­zel-, Roll­stem­peln und Fi­let­ en, mit gold­ge­präg­tem Flecht­band auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mit creme­far­ be­n en­en Ma­r o­quin­doublü­ren, dar­auf in ei­n em sie­ben­ fa­chen Rah­m en ein Se­m is von gold­ge­präg­ten Trau­ben mit grün in­tar­sie­r ten Blät­tern, flie­gen­de Vor­sät­ze be­zo­ gen mit oliv­g rü­ner Moi­ré­sei­de, mit ein­ge­bun­de­nem grü­ nen Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Ganz­g old­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Mer­c i­er Sr. de son père – 1931“ , in Halb­m aroqu­inche­mi­se mit Rücken­ver­g ol­dung und Üb­er­steh­k an­ten, in Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten ( Vor­der­um ­schlag mit schwa­chen Knick­spu­ren).

Er­ste Aus­g a ­be mit den Zeich­nun­gen Mei­sso­n iers – ei­nes von nur 40 Ex­em­pla ­r en auf Büt ­t en­pa­pier Geist­r eich und be­schwingt sind die 40 ge­r eim­ten Er­z äh­lun­gen von Lou­i s-Ma ­r ie-Jo­seph Le Riche de Chevigné (1793 –1876), ein Nach­k lang der Co­ntes et nouv­el­les von La Fonta­ine. Die­se drit­te Auf­la­ge ist ge­gen­ü ber der von 1843 noch um 12 Er­z äh­lun­gen und den Epi­log ver­mehrt. Die Zei­t en über­dau­ert hat das lie­bens­wer­t e Buch je­ doch dank der „delic­ate and pre­cise vi­g net­t es“ von Er­nest Mei­sso­n ier (1815 –1891), des­sen Stil „made ev­ery ­t hing that he touch­e d in­t er­e sting“ [Ray]. Sei­ne „in mi­n ia­t ur­a r ­t i­g er Fein ­m a ­le­r ei u. mit tech­n i­schem Raf ­fi ­ne­ment bra­vou­r ös aus­ge­f ühr ­t en Gen­r e­bild­chen er ­f reu­t en sich lan­ge Jah­r e hin­durch größ­ter Be­liebt­heit in der gan­z en Welt“ [Thieme/ Becker 24, 347]. Für Car­ter­et ist die­se Aus­g a­b e der Co­ntes rémois eine der „plus bel­les pro­duct­ions ro­m an­tiques“, für Brivois über­h aupt „un des plus im­port­a nts de l’epoque“.

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Von Mei­sso­n ier stam ­men 34 Zeich­nun­gen, je­weils zu ei­ner Er­z äh­lung. 24 da­von setz­t e Hi­ppolyte Lavoignat kon­ge­n i­a l um: Sei­ne Holz­schnit ­t e sind „admirablement gravées“ [Beraldi X, 21], wenn nicht „de pu­r es merveilles“ [Car­t er­et]. Sie­ben wei­ te­r e Zeich ­nun­gen steu­er ­t e Va ­len­t in Foul­q uier bei; Mei­sso­n ier wie­der ­u m die bei­den von Buland ge­sto­ che­nen Por­t raits von Chevigné und des­sen Freund Charles Guillaume Sour­d ille de La Valet­te, letz­ te­r es mit ei­nem Wid­mungs­ge­d icht auf der Rück­ sei­t e. Die Ab­bil­dung auf Ti­t el und Um­schlag stellt eine ver­k lei­ner ­t e Wie­der­g a ­be der Vi­g net ­t e des bon docteur [S. 117] dar. „Eins der schön­sten il­lu­strier ­t en Bü­c her über­ haupt“ [Rümann 149] liegt hier als ei­nes von nur 40 auf star­kem Büt ­t en­pa­pier ge­d ruck­t en Ex­em­pla­ ren mit den Ab­bil­dun­gen auf Chi­n a­pa­pier vor, mit brei­t en Rän­dern und zahl­r ei­chen Témo­i ns. Was den Sel­t en ­heits­wert noch stei­gert, ist der er­h al­t e­ ne Ori­g i­n al­u m­schlag, er an sich schon „très rare“ [Car ­t er­et, mit Abb.].

Be­t racht blei­ben, der ei­nen sub­t i­len Be­z ug zu Au­t or und Buch her­stellt: Chevigné war Schwie­ger­sohn der Veuve Clicquot, und „bon nombre de ses co­ntes ont un rap­port avec la bouteille“ [Ober­lé] – der Epi­ log etwa wid­met sich dem Lob des Cham­pa­g ners. Pas­send dazu zei­gen die Doublü­r en ein strah­len­des Se­m is von Wein­t rau­ben als gol­de­nen Per­len in ei­ nem fest ­l i­chen sie­ben ­fa­chen Rah ­men – die Pon­t illéPrä­g ung des mitt­le­r en nimmt das Perl­mo­tiv noch ein ­m al auf. Pro­ve­n i­enz: Gold­ge­präg ­t es Ma ­r o­q uin-Ex ­l i­bris des bel­g i­schen In­du­stri­el ­len und Bi ­blio­phi ­len Lau ­r ent Meeûs (1872 –1950) mit der De­v i­se „Adm­irer pour pro­du­i re“ auf ein­g e­bun­de­nem lee­r en Vor­blatt. – Wittock, La bibliothèque de Lau­r ent Meeûs, 1982, Nr. 232. Li­t e­r a­t ur: Bar­bier I, 748 f.; Bénézit IX , 451; Beraldi V I , 159, und X, 21, Nr. 272 – 305 und 319 – 320; Brivois 100 f.; Boug­a rd I V; Car­ ter­et III , 156 ff.; DBF V III , 1095 f.; Es­c offier 1845; Gay/Lemonnyer I, 715 f.; Lon­champ II , 98; vgl. Ober­lé 333; Oster­w al­der 383 und 684; Rahir 368; Ray II , 348 f., Nr. 256; San­der 181; Talv­a rt/ Place III , 102 f., Nr. 3D; Vica­i re II , 387 f.

Und schließ­lich darf der der präch­t i­ge Mei­ster­ein­ band von Ge­org­es Mer­ci­er (1885 –1939) nicht au­ßer

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In­di­v i­dua­l i­sier ­t es Ex­em­plar des Ver ­fas­sers auf Per­ga­ment 123 Chevigné, [Lou­is-Ma­r ie-Jo­seph] co­mte de. Les co­ntes rémois. Des­sins de E. Mei­sso­nier. Sixième édit­ion. Pa­r is, Mi­chel Lévy frères, 1864. Drucker­wap­pen ge­gen­über Ti­tel, Ti­tel­vi­g net­te und 55 wei­te­re Text­holz­schnit­te, alle auf Chi­n a­pa­pier und mon­ tiert. 2 Bl., 252 S., 2 Bl. – Vor­t i­tel und Ti­tel in Rot und Schwarz ge­druckt. – Text in dop­pel­tem schwar­zen Fi­let­ en­rah­m en ge­setzt. – Auf Per­ga­m ent ge­druckt. Klein-Ok­tav, un­be­schnit­ten (161 x 105 mm). Dun­k el­g rü­ ner Saf­f i­an­band der Zeit auf fünf Bünde, mit gold­ge­ präg­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung der Rücken­fel­der in dop­pel­ten Fi­let­en­rah­m en, Deckel mit zwei drei­fa­c hen Gold­f ileten­rah­m en, der in­n er­ste mit Eckfleurons, vorn mit Kro­ne und De­vi­se „Quod decet“ , mit dop­pel­ter Gold­f i­lete auf den Steh-, Dent­el­le­bor­dü­ re auf den In­n en­k an­ten, Mar­m or­pa­pier­vor­sät­zen und Kopf­g old­schnitt, am Fuß si­g niert „Galet­te“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten. Chevignés ei­ge­nes Ex­em­plar, auf Per­g a ­ment ge­d ruckt Eine Kro­ne und das Spruch­band mit der De­v i­se „Quod decet“ auf dem präch­t i­gen zeit ­ge­nös­si­schen Ein­ band des Thouvenin-Schü­ lers J. B. Galet­ te (selb­stän­d ig tä­t ig von 1840 bis etwa 1875) si­g na­l i­sie­ ren: Dies ist das Ex­em­plar des Au­t ors Lou­i s-Ma­r ieJo­seph Le Riche de Chevigné (1793 –1876). Be­glau­ bigt wird die­se Zu­schrei­bung durch die Wid­mung sei ­ner En ­ke­l in Anne de Roch­echou­a rt-Mor ­t em­a rt mit ex­pli­z i­t em Ver ­weis auf ih­r en Groß­va­t er. Fort ­ge­ führt wur­de die ein­z ig­a r ­t i­ge Pro­ve­n i­enz von Hen­ ri Bon­n as­se, dem gro­ßen fran­z ö­si­schen Bi­blio­phi­ len, des­sen gran­d io­se Samm ­lung sich ins­be­son­de­r e auf die Buchillustration des 18. - 20. Jahrhunderts kon ­z en­t rier ­t e. Der Ein­z ig­a r ­t ig­keit des äu­ß e­r en Ge­w an­des ent­ spricht das In­ne­r e: Dies ist ei­nes von zwei oder drei Ex­em­pla ­r en auf Per­g a ­ment, die Brivois, Lon­champ, San­der und Rümann un­be­k annt wa­r en (sie er­wäh­ nen nur sol­che auf Büt­ten bzw. ge­tön­tem Pa­pier) und die Vica­i re nur vom Hö­r en­sa­gen kann­t e. Die Sixième édit­ion ent ­h ält 53 Er­z äh­lun­gen, dar ­u n­ ter vier, die in der vor­a n­ge­g an­ge­nen Edi­t i­on noch nicht ent­h al­ten wa­r en und hier erst­m als ge­d ruckt wur­den [vgl. Brivois]. Nor ­m a ­ler ­wei­s e hat die­s e Aus­g a ­be 320 Sei­t en; ver­z ich­t et wur­de in un­se­r em Per­g a ­ment­ex­em­plar auf die Op­in­ion des journaux [S. 253 – 318; vgl. Boug­a rd].

Die 57 Holz­schnit­t e auf Chi­n a­pa­pier sind meist ver­ klei­ner ­t e Wie­der­g a ­ben aus frü­he­r en Aus­g a ­ben, 34 nach Mei­sso­n ier, die üb­r i­gen nach Foul­q uier, von de­nen die vier zu den hier erst­m als ge­d ruck­t en Er­ zäh­lun­gen eben­falls neu sind. Die bei­den Por­t raits wur­den in die­sem Ex­em­plar weg­ge­l as­sen. Un­z wei­fel­h aft han­delt es sich hier um das in­d i­v i­ dua ­l i­sier ­t e Ex­em­plar des Au­t ors selbst. Pro­ve­n i­enz: Der zeit ­ge­nös­si­sche Ein­band mit der De­v i­se der Fa­m i­lie Chevigné: „Quod decet“, also wohl das Ex­em­plar des Au­tors. – Spä­ter im Be­ sitz sei ­ner En ­ke­l in Anne de Roch­e chou­a rt-Mor­ tem­a rt, du­chesse d’Uzès (1846 –1933), de­r en hand­ schrift ­l i­c he Wid­mung auf ei­nem Vor­blatt: „en sou­ve­n ir de votre p[remi]ère vi­si­t e à Boursault. …. Et aus­si de mon grand père. [/] Du­chesse Anne [/] 3 sept. 1885“. – Auf Schloß Boursault hat­te Chevigné (1793 –1876) re­si­d iert; nach dem Tod sei­ner Schwie­ger ­mut ­t er Bar­be-Ni­cole Clicquot-Ponsar­d in 1866 erb­te es die En­ke­lin. – Auf dem flie­gen­den Vor­s atz ver­so das gold­ge­präg ­t e Ex ­l i­bris des Mar­ seil­ler Ban­k iers und Bi­blio­phi­len Hen­r i Bon­n as­se (1899 –1984), der sei­ne vor al­lem dem illustrierten Buch ge­w id­me­t en Samm­lung ab 1980 ver­k au­fen muß­t e (des­sen Ka­t a ­log II , 1982, Nr. 25: frs. 4.800; mit dem Ver­merk: „Ex­empla­i re de l’au­t eur“). Li­t e­r a­t ur: Bar­bier I, 749; Boug­a rd V II ; Brivois 102; die­s e Aus­ ga­b e nicht bei Gay/Lemonnyer I, 715 f.; Lon­c hamp II , 99; San­ der 183; Talv­a rt/Place III , 103, Nr. 3G; Vica­ire II , 389 f.; zu Galet­t e: Fléty 76.

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Ei­nes von vier Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier 124 Co­leridge, Sa­mu­el T. La chan­son du vieux ma­r in. Traduite par A.[uguste] Bar­bier de l’Académie française et illustrée par Gu­stave Doré. Pa­r is, Hachet­ te et Cie, 1877. Front­i spiz, 38 wei­te­re Ta­feln, 3 Text­ab­bil­dun­gen, sämt­ lich in Holz­schnitt. 1 Bl., 13 S. – Ti­tel in Schwarz und Rot. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Groß-Fo­lio, un­be­schnit­ten (515 x 390 mm). Dun­kel­grü­ner Halb­m a­r o­quin­band auf sechs mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem und -ge­rahm­tem Rücken­t i­ tel so­wie drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten, mit drei­fa­chen Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Kopf­g old­ schnitt (letz­te 3 Ta­feln mit Knick­spu­ren). Der Grün­dungs­t ext der eng­l i­schen Ro­m an­t ik mit den Il­lu­stra­t io­nen Dorés – ei­nes von nur 4 Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier The Rime of the An­cient Ma­r i­ner von Sa­mu­el Taylor Co­leridge (1772 –1834) ist die im Mit­t el­a l­t er spielen­ de Ge­s chich­t e ei­nes See­m anns, des­s en Schiff durch ei­nen Sturm aus der Süd­see in die Eis­w ü­ ste der Ant­a rk­tis ver­schla­gen wird und durch die wun­der­sa ­me Füh­r ung ei­nes Al­ba­t ros auf die of ­fe­ ne See zu­r ück­fi n­det. Doch dann tö­t et der See­m ann den Vo­gel in gei­sti­ger Um­n ach­t ung, und von da an ge­schieht neu­es Un­heil: Der Tod und sei­ne Braut, „Night-mare Life-in-Death“, kom­ men an Bord, wür­feln um die Mann­schaft, die bis auf den Er­z äh­ ler dem Tod an­heim­f ällt. Er al­lein hat so die Mög­ lich­keit zur Läu­te­r ung: Im An­blick der Tie­r e des Mee­r es er­kennt er die Schön­heit der Schöp­fung, ge­gen die er sich ver­sün­d igt hat. Als sein Schiff in der Nähe des hei­m at­l i­chen Ha­fens sinkt, wird er al­ lein ge­r et­t et, ein Ein­sied­ler nimmt ihm die Beich­ te ab und spricht ihm Ver­ge­bung zu. Hin­fort ver­ kün­det der alte See­m ann je­dem sei­ne Ge­schich­t e; dies ist zu­gleich der be­schau­l i­che Rah­men, mit dem Co­lerid­ges Er­z äh ­lung ein­setzt. Der Über­set­z er Au­ gu­ste Bar­bier (1805 –1882) macht in sei­nem Vor­wort auf die Par­a l­le­le zur Ge­schich­t e des Juif er­rant auf­ merk­sam: „L’is­r ae­l ite au cœur dur fut co­ndamné à une mar­che sans fin pour avoir ou­t ragé l’hu­m an­ité dans la per­son­ne du Christ; le vieux ma­r in est par­ eillement co­ndamné à raconter, pen­d ant toute sa vie, le meurtre qu’il com­m it, au sein des nei­ges, sur un inno­cent al­ba­t ros“.

Der 1797 ent­stan­de­ne Text ist ein Grün­dungs­do­k u­ ment und „eine der be­r ühm­t e­sten Vers­er­z äh­lun­gen der eng­l i­schen Ro­m an­t ik“ [Guratzsch/Unverf­ehrt II , S. 318] – um so selt­sa­mer mu­t et an, daß Gu­stave Dorés auf ei­ge­ne Ko­sten un­t er ­nom ­me­ne Re­pri­se „trotz auf ­wen­d i­g er Vor­b e­r ei­t ung und phan­t a­sti­ scher Bil­der“ kei­nen rech­t en Er ­folg hat ­t e, viel­mehr ei­nen „arge[n] Ver­lust“ [ebd. I, 76] be­scher­te, ob­ wohl das Buch von der Kri­tik gün­stig auf­ge­nom­ men wur­de und er selbst es für ei­nes sei­ner be­sten und ori­g i­nell­sten hielt [vgl. Ray]. Doch mach­t e der Künst­ler oft­m als die Er­fah­r ung, daß „so voll­kom­ me­ne Pro­jek­t e wie der Alte See­m ann u. a. nicht un­ be­d ingt ein Er ­folg [wa ­r en], wäh­r end bil­l i­ge Auf­l a­ gen, schlecht ge­d ruckt auf schlech­tem Pa­pier, um we­n i­g e Francs wohl­feil zu kau­fen, Dorés Ruhm be­g rün­de­t en“ [Guratzsch/Unverf­ehrt I, 76 f.]. 1875 hat­te er den Text mit sei­nen groß­for­m a­ti­gen Ta ­feln zu­erst auf Eng­l isch her­aus­ge­bracht, dann mit den­sel­ben Il­lu­stra­t io­nen die vor­l ie­gen­de fran­ zö­si­sche Aus­g a ­be, ei­gent ­l ich eine eng­l isch-fran­zö­si­ sche Par­a l­lel­aus­g a ­be, wo­bei dem Aus­g angs­t ext nur

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eine schma ­le Spal­t e am lin­ken Sei­t en­r and ein­ge­ räumt ist. Ab­g e­s e­hen von Front ­i spiz, Ti­t el­a b­bil­dung und den Vi­g net­t en an An­fang und Ende des Tex­t es ist das ge­s am­t e Bild­m a­t e­r i­a l in Form von 38 Ta ­feln der schrift ­l i­chen Er ­z äh ­lung nach­ge­stellt. Die mit Le­g en­den ver­s e­he­nen Dar­s tel­lun­g en ge­nü­g en voll­auf, um noch ein­m al nach­voll­z ie­hend in das Ge­sche­hen ein­z u­t au­chen: „Gu­stave Doré a vigou­ reu­se­met traduit la so­m bre poé­sie de Co­leridge. Co­m me toujo­u rs, le des­sin­ateur, poète lui-même, est allé au delà du narr­ateur“ [Leblanc]. Den ent­ schei­den­den Hand ­lungs­u m­s chlag, die Ret ­t ung durch den Al­ba­t ros und des­s en an­s chlie­ß en­de Tö­tung, faßt Doré in eine Fol­ge von drei Bil­dern: „Zu Be­g inn ver ­wen­det er die To­t al­a n­sicht, geht über zur Halb­to­ta­le und setzt als Hö­he­punkt und Ab­schluß des Hand­lungs­a b­laufs eine nah ge­se­he­ne De­t ail­dar­stel­lung ein. Es ist die­se Tech­n ik, die Jahr­ zehn­te spä­ter die Schnitt­fol­ge im Film be­stimmt“ [Guratzsch/Unverf­ehrt II , 153]. Auch die In­h al­t e wer­den ef ­fekt- und ein­d rucks­voll dar­ge­stellt: „die ewi­ge Lee­r e und Fer­ne der See, des Eis­mee­r es und Pack­ei­ses“ [Guratzsch/Unverf­ ehrt I, 200], bil­den ein ei­gen­t üm ­l i­ches „Pen­d ant zur son­sti­gen Über­fül­lung“ [G. Met­ken, zit. ebd.] in Dorés Bil­der­welt. Dies sind „scenes of agony and hor­r or. Doré drew no more gran­d io­se or macabre de­signs than the­se“ [Ray]. Sie wur­den von sei­nen Ste­chern kon­ge­n i­a l in groß­for ­m a­t i­ge Holz­schnit­ te um­ge­setzt: „The eng­r avings show Pi­san and his co­l leagues at the­i r best“ [Ray]. Viel­leicht war es buch­stäb­l ich der hor­r or vacui, der die brei­te Men­ge des Pu­bli­k ums vor die­sem Werk zu­r ück­schrecken ließ. – Ex­pli­z it für ei­nen ab­so­lu­ ten in­ner circle von Lieb­h a­bern ließ Doré vier Ex­em­ pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier her­stel­len, die selbst Leblanc un­be­k annt wa­r en – dies ist ei­nes da­von. Pro­ve­n i­enz: Samm ­lung Adri­a n Flüh ­m ann, mit des­sen Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem flie­ gen­den Vor­satz. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 46, Nr. 165; Car­t er­et III , 168; Dézé 76; Guratzsch/Unverf­ehrt I, 76 f., 200 f., und II , Nr. 149 –155; Leblanc 74 f.; Lon­c hamp II , 103; Oster­w al­der 321 (eng­l i­s che Ausg.); Rahir 372 f.; Ray II , 253; Rümann 203 (eng­li­s che Ausg.); San­der 193; Vica ­i re II , 458; zu Bar­bier: DBF V, 318 f.; DLF I, 96 f.

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Eine hu­mo­r i­sti­sche Rei­se­be­schrei­bung – ge­schrie­ben im Schuld­ge­f äng­n is 125 [Co­m be, Wil­l i­a m]. Le Don Qui­chotte ro­m an­ tique, ou voy­a ge du Docteur Syn­taxe, à la re­cher­che du pi­t toresque et du ro­m an­t ique. Poëme en XX chants, Traduit libre­m ent de l’an­glais, et orné de 26 gra­vur­e s par M. Gandais. Pa­r is, chez l’au­teur [et] Pélicier, 1821. 26 lithographierte Ta­feln, 17 klei­ne Holz­schnitt­vi­g net­ten im Text. VIII S., 146 S. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (234 x 156 mm). Brau­ner ge­ glät­te­ter Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und de­ko­ra­t i­ver Rücken­ver­ gol­dung aus Fi­let­en, Rol­len- und Ein­zel­stem­peln, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­n em blau­en il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um­ schlag, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so „E. Ca­ray­on“ si­g niert (Um ­schlag an­ge­staubt, Hin­ter­um ­schlag un­ten mit un ­schein­bar re­stau­r ier­ten Rand­fehl ­stel­len). Mit 26 Li­t ho­g ra­phi­en und ein­ge­bun­de­nem Ori­g i ­n al-Um­schlag Der eng­l i­sche Au­t or Wil­l i­a m Co­m be (1741 –1823) hat ­t e ei­nen krau­sen Le­bens­l auf: Er­z o­gen in Eton, ver­ t at er in jun­ g en Jah­ r en ein er­ erb­ t es klei­ nes Ver­mö­gen, ver­d ing­te sich als Söld­ner, Koch und Kell­ner, ehe er sich in Lon­don als Ju­r a­stu­dent und Buch ­h änd ­ler­g e­h il ­fe nie­der­l ieß. Sei ­ne Schul­den brach­t en ihn „into the King’s Bench; and much of his sub­se­q uent life was spent in prison“ [EB]. Dort ent­deck­t e ihn Ru­dolf Acker­m ann, be­r ühmt als Ver­ le­ger hu ­mo­r i­sti­scher Bü­cher und Pio­n ier der Li­t ho­ gra­phie in Eng­land. „So­meone sug­ge­sted to him a series of plates representing a co­u ntry cura­te travelling ab­out Eng­land“ – Acker­m ann griff die Idee auf und be­auf­t rag­te Co­m be und den Ka­r i­k a­ tu­r i­sten Tho­m as Rowlandson mit ei­nem Ge­mein­ schafts­werk, das in den Jah­r en 1809 bis 1811 un­ ter au­ßer­or­dent ­l i­chen Be­d in­g un­gen zu­stan­de kam: „One drawing at a time was sent to Co­m be, then a man of sixty, and co­n fined for debt in the King’s Bench prison“ [Sampson 862], und die­ser lie­fer­te dazu die ge­r eim­t en Er­z äh­lun­gen, „des­criptive and mo­r al­i zing ver­se of a so­mew­h at dog­ge­r el type“ [EB]. The Tour of doc­tor Syn­tax er­schien ab 1809 in The Po­et­ical Ma­ga­zi­ne und 1812 als selb­stän­d i­ges Buch. Der Er­folg war so groß, daß bald zahl­r ei­che Nach­ ah­mun­gen und 1820 und 1821 zwei wei­te­r e Tei­le er­schie­nen. Noch im glei­chen Jahr wie der drit­t e eng­l i­sche Teil er­schien die vor­l ie­gen­de freie, ver­k ürz­t e Fas­sung

g u­ stin Gandais (1795 –1855) in fran­ z ö­ si­ von Au­ scher Spra­che. Das Buch ent ­h ält 26 Li­t ho­g ra­phi­en von Charles Lou­i s Mal­apeau (1795 –1878) nach dem Vor­bild der Aqua­t inta-Ra­d ie­r un­gen von Rowlandson, ge­d ruckt von G. En­gel­m ann so­w ie von A. Cor­ nillon. Auch Mal­apeau war ein Pio­n ier auf dem Ge­ biet der gra­phi­schen Tech­n ik: Er ist der „Er­fi n­der der Chro­mo­l i­t ho­g ra­phie (Li­t hochr­omie), die er seit 1822 mit kö­n ig­l i­chem Pa­t ent aus­ü b­t e“ [Thieme/Becker]. So­wohl die eng­l i­sche als auch die fran­z ö­si­sche Aus­g a ­be sind „ouvra­ges fort recherchés“ [Car ­t er­et]. Der hüb­ s che Ein­ band stammt von dem Pa­ r i­ s er Buch­bin­der Émile Adolphe Ca­r ay­on (1843 –1909) – sei­ne „reliures im­peccables de fa­çon fa­isaient toujo­u rs l’admi­r a­t i­on des co­n naisse­u rs“. Er­h al­t en ist der ori­g i­n a ­le il­lu­strier ­t e Um­schlag. Ihn ziert vorn die Mas­ke ei­nes Pan, flan­k iert von Flö­t e und Trink­ horn, hin­t en eine Lei­er. Pro­ve­n i­enz: Samm ­lung Adri­a n Flüh ­m ann, des­sen Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem Spie­gel. Li­t e­r a­t ur: Bar­bier I, 1112; Beraldi IX , 201; Car ­t er­et III , 169 f.; Hoefer 19, 404; Thieme/Becker 23, 586; Vica­ire II , 919 f.; zu Co­m be: EB V I , 90; Sampson 862 f.; zu Gandais: DBF XV, 327.

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Mit al­len zehn Ori­g i­nal-Um­schlä­gen, aus dem Be­sitz von Vic­t or Mer­ci­er 126 [Co­mmerson, Jean-Lou­is-Au­g u­ste]. Les binet­ tes con­tem­po­ra­ines. [Auf den Um ­schlä­gen: Hommes de lettres, pu­blic­istes, etc, etc.]. Par Jo­seph Citrouill­ard, re­vues par Co­mmerson. Pour fai­re co­ncurrence à cel­les d’Éugène (de Mire­c ourt, – Vos­ges). 10 in 5 Bdn. Pa­r is, Gu­stave Hav­ard, 1854 [– 1855]. 60 Por­traits von Na­d ar, in Holz­schnitt, da­von 54 als Ta­feln und (in Bd. I:) 6 ganz­sei­t ig im Text. 72 S.; 64 S.; 4 S. ( Ver­lags­an­zei­gen). Und: 64 S.; 63 S. Und: 63 S.; 64 S.; 4 Bl. ( Ver­lags­an­zei­gen). Und: 64 S.; 4 S. ( Ver­lags­an­ zei­gen); 64 S. Und: 64 S.; 64 S. Klein-Ok­tav, un­be­schnit­ten (140 x 89 mm). Hell­brau­n e Halb­k alb­le­der­bän­de mit je zwei far­bi­gen, gold­ge­präg­ ten Ma­ro­quin­r ücken ­schil­dern, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Bün­den und als Rah­m en der Rücken­fel­der, ein­fa­chen Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nen Ori­g i­n al-Um ­schlä­gen, auf den Vor­ sät­zen ver­so si­g niert „V. Cham­ps“ (Ta­feln ge­r ing braun­ fleckig). Mit 60 Ka ­r i­k a­t u ­r en be­r ühm­t er Zeit ­ge­nos­sen von Na­d ar und al­len zehn ein­ge­bun­de­nen Ori­g i­n al-Um­schlä ­gen Die 60 ‚Frat­z en‘, de­nen die hu ­mo­r i­sti­schen Bio­ gra­phi­en gel­t en, ge­hö­r en zeit ­ge­nös­si­schen fran ­z ö­ si­schen Gei­stes­g rö­ßen wie Béran­ger, Vic­t or Hugo, Al­fred de Mus­set, Cham­pfleury, Jules Ja­n in, Gér­ ard de Nerv­a l, Al­f red de Vigny, den bei­den Du­m as, Théo­phile Gau­t ier, Adolphe Thiers, Pro­udhon, Eugène Scribe, Alp­honse de La­m ar­t i­ne, dem „Bi­blio­ phi­le Ja­cob“ (d. i. Paul Lacroix) und – im letz­ten Band – der Ra­chel (als ein­z i­ger Frau), den Ver­le­ gern Lou­is Huart und Charles Phil­ip­on so­w ie den Be­t ei­l ig ­t en selbst: dem Au­t or Jean-Lou­i s-Au­g u­ ste Co­m merson (1802 –1879) und dem Zeich­ner der ka ­r i­k ier ­t en Por ­t raits, Na­d ar (1820 –1910). Bei dem vor­ge­scho­be­nen Ver ­fas­ser ­n a ­men Citrouill­a rd han­ delt es sich um ein Pseud­onym, das, gleich­falls ka ­r i­k ie­r end, dem Le­ser ei­nen ‚Kür­bis­kopf ‘ vor Au­ gen stellt. In die hüb­schen Kalb­le­der­bän­de von V. Cham­ps ein­ge­bun­den sind alle zehn Ori­g i­n al-Um­schlä­ge, von de­nen sie­b en mit ei ­ner (wie­der­hol­t en), nicht im Text vor­kom ­men­den Il­lu­stra­t i­on von Na­d ar ver­ se­hen sind.

Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­g el des er­sten Ban­des das far­big il­lu­strier ­t e Ex ­l i­bris von Vic­t or Mer­ci­er (1853 –1931), dem Prä­si­den­t en der „So­ciété des amis des Livres“, mit des­sen De­v i­se „Libro­r um flos illiba­ tus“ (nicht in des­sen Ka­ta­log 1937, I-II ). – Adri­a n Flüh­m anns Eti­kett mit dem Mo­no­g ramm „awf “ auf dem flie­gen­den Vor­satz des er­sten Ban­des. Li­t e­r a­t ur: Car ­t er­et I, 178, mit fal­s cher For ­m at ­a n­g a ­b e „in-32“; DLF I, 261; Heylli 82; Ma­r ie, Nerv­a l, S. 240, Nr. 8; Sénelier, Nerv­a l 1.329; Vica ­i re II , 924 f.; Wel­ler 113.

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In­di­v i­dua­l i­sier ­t es Wid­mungs­ex­em­plar, mit hand­ko­lo­r ier ­t en und gold­gehöhten Fak­si­m i­les ei­ner mit­t el­a l­t er­l i­chen Pracht­hand­schrift 127 Crapelet, G[eor­ges-]A[drien] (Hrsg.). Cérémo­ nies des Gages de Batail­le selon les Co­n sti­t ut­ions du Bon Roi Phil­ippe de France, Représentées en Onze Fi­g ur­ es; suivies d’ ins­t ruct­ions sur la man­ière dont se doivent fai­re em­pere­urs, rois, ducs, mar­quis, co­mtes, vicomtes, ba­r ons, che­va­liers; avec les avi­se­m ens et ordonnances de guerre; pub­liées D’après le Man­u scrit de la Bibliothèque du Roi. (Co­llect­ion des an­c iens Monumens de l’Histo­ ire et de la Lang­u e fran­ç oise 7). Pa­r is, Im­primerie de Crapelet, 1830. 11 in Gold und Far­ben ko­lo­r ier­te lithographierte Fak­si­ mi­le-Ta­feln mit Sei­den­vor­sät­zen, die­se wie­der­holt (da­von 5 un­ko­lo­r iert, 5 in Rot und Blau, 1 in Rot an­k o­lo­r iert). 8 S. ( Ver­lags­pro­spekt); XII S., 88 S. Quart, un­be­schnit­ten (281 x 177 mm). Blau­er Papp­band des 19. Jahr­hun­derts à la Bra­del auf glat­ten Rücken, mit ro­tem, gold­ge­rahm­tem Rücken­längs­schild mit Ti­tel, in al­tem Pappst­eck ­schu­ber mit gold­ge­präg­tem Rücken­ ti­tel (Schu­ber und Ein­band leicht beschabt, Vor­sät­ze ge­bräunt, durch­ge­hend braun­f leckig). In­d i­v i­dua ­l i­sier ­t es Ex­em­plar für Charles-Jo­seph Pi­eters, mit 11 in Gold und Far­ben il­lu­m i­n ier­t en Fak­si­m i­les Der Drucker und Ver­l e­g er Ge­o rg­e s-Adrien Crapelet (1789 –1842) hat­ t e ein be­ s on­ de­ r es Fai­ ble für das Mit­tel­a l­ter. Be­r uf und Nei­g ung führ­ te er in der von ihm ver­leg­t en Co­llect ­ion des an­ciens Monumens de l’Histo­ire et de la Lang­u e fran­ç oise zu­ sam­men, in der Ma­nu­skrip­t e aus der Bibliothèque Roya ­le pu­bli­z iert wur­den. In der als­bald be­r ühm­t en Rei­he er­schie­nen von 1826 bis 1834 drei­z ehn über­ wie­gend von Crapelet selbst edier­t e Wer­ke. Der vor­l ie­gen­de Band gibt eine Ver­ord­nung Kö­n ig Phil­ipps des Schö­nen (1268 –1314) über ge­r icht­l ich an­g e­ord ­ne­t e rit ­t er­l i­che Zwei ­k ämp­fe wie­der, „un document précieux pour l’histo­i re de nos mœurs et de nos in­sti­t ut­ions“ [S. V] des frü­hen 14. Jahr­hun­ derts, wie Crapelet in sei­nem Ave­r tissement her ­vor­ hebt. Dem Ab­d ruck des Tex­tes der Cérémo­nies des Gages de Batail­le [bis S. 35] vor­a n­ge­stellt ist eine Be­schrei­bung des Ma ­nu­skripts, wei­t e­r e Tex­t e sind an­ge­schlos­sen. Se­hens­wert sind je­doch vor al­lem elf Sei­t en mit gro­ ßen Mi­n ia­t u­r en „de la plus gran­de beau­t é“ [S. VI]

und brei­t en Bor­dü­r en­r ah ­men, die Crapelet nicht ko­pie­r en, son­dern di­r ekt vom Ori­g i­n al ab­pau­sen ließ, um eine iden­t i­sche Wie­der­g a ­be zu ge­währ­lei­ sten. Die Li­t ho­g ra­phi­en lie­gen in un­se­r em Ex­em­ plar in zwei Zu­stän­den vor: ein ­m al mit un­ko­lo­r ier­ ten Mi­n ia­t u­r en, wo­bei auf sechs Ta­feln die Schrift ein- bzw. zwei­far­big ko­lo­r iert wur­de, ein wei­t e­r es Mal in herr­l i­chem Ko­lo­r it mit präch­t i­g en Gold­ höhun­gen ex­a kt nach dem Vor­bild des Ori­g i­n als – der Cha ­r ak­t er der mit ­t el­a l­t er­l i­chen Ma ­nu­skript ­sei­ ten drängt sich dem Be­t rach­ter der Fak­si­m i­les als sinn­l i­cher Ein­d ruck in frap­pie­r en­der Un­m it ­t el­bar­ keit auf. Un­ser Ex­em­plar auf un­be­schnit ­t e­nem pa­pier Jésus vélin trägt ge­gen­ü ber dem Ti­t el eine ge­d ruck­t e Wid­ mung für den bel­g i­schen Bi­blio­phi­len und Di­r ek­ tor der So­c iété de Co­m merce des Pays-Bas in Gent, Charles-Jo­seph Pi­eters (1782 –1863). Zwei Zu­g a ­ben in­d i­v i­dua ­l i­sie­r en das Buch zu­sätz­l ich: Vor­ge­bun­den sind ein acht ­sei­t i­ger Ver­l ags­pro­spekt von Crapelet, der ein­g angs die Co­llect­ion des an­ciens Monumens an­ zeigt, so­w ie eine vom Her­aus­ge­ber si­g nier ­t e Quit­ tung der Buch­h and­lung Crapelet vom 2.11.1829 mit sie­benz­ei­l i­ger Be­schrei­bung des vor­l ie­gen­den Ex­em­plars; rück­sei­t ig wur­de von an­de­r er Hand ein Aus­z ug aus ei­nem Brief ei­nes Mons. Du­ver­ger vom 6.12.1829, nie­der­ge­schrie­ben, in dem es um um die An­z ahl der Wid­mung­sxemp­l are geht. Das unik­a le Buch wan­der­t e spä­t er durch die Hän­de wei­t e­r er il­ lu­strer Be­sit­z er: René Des­c amps-Scrive, Édou­a rd Moura, Lucien und An­d ré Tissot-Du­pont. Pro­ve­n i­e nz: Ge­d ruck­t er Be­s itz ­ver ­m erk ge­g en­ über Ti­tel: „Ex­empla­ire de M. Pi­eters, de Gand, Dir­ecteur de la So­ciété de Co­m merce des Pays-Bas“, d. i. Charles-Jo­seph Pi­eters (1782 –1863), des­sen il­ lu­strier ­t es Ex ­l i­bris auf dem Spie­gel. Des­sen Auk­t i­ on Gent, 1864, Nr. 1362: frs. 69. – Auk­t i­on Lebœuf de Montgermont, 1912, Nr. 37: frs. 165. – Ex­li­bris von Édou­a rd Moura, Auk­ti­on 1923, Nr. 1135: frs. 900. – Ex­li­bris von René Des­c amps-Scrive; dies ist des­s en zwei­t es Ex­em­plar (nicht Auk­t i­on II , 1925, Nr. 340: frs. 20.500). – Dar­u n­t er Ex­l i­bris von Lucien Tissot-Du­ p ont. – An­ d ré Tissot-Du­ p ont (Auk­t i­on 2016, Nr. 47). Li­t e­r a­t ur: Bru ­net II , 407 f.; Gra­e s­s e II , 295; Quér­a rd/Bourque­ lot III , 105; Vica­ire II , 467 f.; zu Crapelet: DBF IX , 1170; DEL I, 684.

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Die Höl­le, „très bel­le“ – Dorés Dan­t e 128 Dan­t e Alig­h ieri. L’ in­fer­no di Dan­te Alig­hieri. Col­le fi­g ure di G. Doré. Pa­r is, Libre­r ia di L. Hachet­ te e Cie, 1861. Por­t rait mit ge­tön­tem Sei­den­vor­satz, 75 Ta­feln mit be­ druck­ten ge­tön­ten Sei­den­vor­sät­zen, al­les in Holz­schnitt auf grau­em, Chi­n a­pa­pier imi­t ie­ren­dem Grund. 2 Bl., I V S., 184 S. – Auf star­k em Ve­lin­pa­pier ge­druckt. – Ti­te­lei in Schwarz und Rot. Groß-Fo­lio, un­be­schnit­ten (432 x 316 mm). Ver­lags­ein­ band aus ro­tem Per­k a­lin auf glat­ten Rücken, mit gold­ ge­präg­tem, or­n a­m en­tal ver­zier­tem Rücken- und Deckel­ ti­tel so­wie Blind ­strei­fen-Rah­mun­gen, mit ocker­far­be­nen Bunt­pa­pier­vor­sät­z en, am Fuß si­g niert „Ch. Mag­nier rel.“ (Ein­band berie­ben und an Kopf und obe­rem Hin­ ter­deckel mit Näs­se­f leck, Kan­ten mit klei­n en Läsu­ren, Ge­len­k e leicht ge­lockert, letz­te La­gen oben im Falz und an den Blatt­ecken mit wach ­sen­dem Näs­se­rand, we­ni­ge Sei­den­vor­sät­ze mit Quetsch­fal­ten). L’In­fer­no in Groß-Fo­l io, 76 mo­nu ­men­t a ­le Holz­schnit ­t e nach Doré Schon im Jahr 1855 hat­te Doré sich in­ten­siv mit Dan­t es Gött­li­cher Ko­m ö­die be­schäf­t igt, 1856 mit der Lég­en­de de juif er­rant sein er­stes il­lu­strier ­t es Buch in gro­ßem For­m at ge­schaf­fen. Bis 1860 brauch­te er in­des, den Ver­l ag Hachette zu über­z eu­gen, auch

Dan­t es In­fer­no in die­ser Form her­aus­z u­ge­ben – im Rah ­men sei­nes Le­b ens­plans, die ge­s am­t e Welt ­l i­ te­r a­t ur zu il­lu­strie­r en. 1861 er­schien end­l ich der mo­nu­men­ta­le Band in Groß-Fo­lio, mit dem Por­ trait Dan­t es und 75 Holz­schnitt-Ta­feln auf grau­em, Chi­n a­pa­pier imi­t ie­r en­den Grund, mit sehr brei­ tem wei­ßen Rand und ge­t ön­t en Sei­den­vor­s ät­z en, die je­weils die Bild­le­gen­de auf ­n ah ­men. Gan­z e 100 Francs ko­ste­t e ein Ex­em­plar, den­noch war die Auf­ la­ge von 3000 Stück bin­nen ei­ner Wo­che aus­ver­ kauft. Mit Dan­t es In­fer­no, von dem auch eine fran­ zö­si­sche Über­set­z ung her­aus­k am, ver­schaff ­t e Doré „die­sem neu­en Buch­t y ­pus eu­r o­päi­sche Be­deu­t ung“ [Thieme/Becker 9, 468], wur­de er selbst „véritablement célèbre“ [Beraldi] und in die fran­z ö­si­sche Eh­r en­le­g i­on auf­g e­nom ­men [vgl. Ray II , 333]. Gleich­wohl dau­er­t e es bis 1868, ehe die bei­den Bän­ de über das Fe­ge­feu­er und das Pa­r a­d ies mit wei­t e­ ren 60 Holz­schnit ­t en er­schie­nen. Wohl folg ­t e Doré ge­n au Dan­t es de­t ail­l ier ­t en Be­ schrei­bun­gen der Höl­le und der Mar­t ern ih­r er Be­ woh­ner, doch ließ er zu­gleich sei­ner Phan­t a­sie frei­en Lauf, um „aus dem Lehr­ge­bäu­de Dan­t es ein nach­ voll­z ieh­ba ­r es Aben­t eu­er“ [Guratzsch/Unverf­ehrt I, 119] zu ma­chen: In sei­nen Höl­len­d ar­stel­lun­gen baut er ge­wal­t i­ge Fels­l and­schaf ­t en und jähe Ab­g rün­de auf, dra ­m a­t i­sche Be­leuch­t ung und Hell-Dun ­kel-

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Ef ­fek­t e er­z eu­gen zu­s ätz­l ich „eine un­i r­d i­sche At­ mo­sphä­r e“ [ebd. 201]. In die­ser sur­r ealen Un­ter­ welt hau­sen nackt und bloß die ver­lo­r e­nen See­len, in gren­z en­lo­se Ein­sam­keit hin­aus­ge­h al­t en oder „in ein un­ent ­r inn­ba ­r es Ein­g e­s chlos­s en­s ein ge­stellt“ [ebd.], ge­q uält von Teu­feln, Mon­stren und an­de­r en phan­t a­sti­schen Ge­stal­t en. Manch ­m al nä ­hert sich der Zeich­ner in Bild­fol­gen aus der Fer­ne schritt­ wei­se dem Haupt ­ge­gen­stand ei­ner Er­z äh­lung, ein neu­a r ­t i­ges sze­n i­sches Ver ­fah­r en, mit dem Doré „die ikono­g ra­phi­sche Tra­d i­t i­on über ­w in­de[t]“ [ebd. 128]. Für den zeit ­ge­nös­si­schen Be­t rach­t er „müs­sen die­se Er ­fi n­dun­gen phan­t a ­stisch und über ­wäl­t i­gend ge­ we­sen sein“; auf sie vor al­lem ist „die au­ßer­or­dent­ li­che Ver­brei­t ung und gro­ß e Wert­schät­z ung der Il­lu­stra­t io­nen zu­r ück ­z u­f üh­r en“ [ebd. 120].

für Doré ar­bei­t e­t e. Ne­ben Héliodore Jo­seph Pi­san und Adolphe Fran­çois Pan­ne­m aker si­g nier ­t en al­ lein in die­sem Band auch die Re­pro­duk­t i­ons­ste­cher Al­berti, Jean Best et Lau­r ent Ho­t el­i n, Er­nest Boet­ zel, Olympe Brux, Pros­per Delduc, Lou­i s Du­mont, Bonn­et Du­peyron, V. Er­de­l l, Jules Fa­g n­ion, Jean Gauc­h ard, J. Guartley, Adolphe Gus­m and, Théo­ phile Hi­ldi­brand, Charles Laplan­t e, Adrien Lavieille, Hen­r y Lin­ton, Charles Mau­r and, Alp­honse Jo­ seph Fer­d i­n and Min­ne, Gas­t on Monvoisin, An­t oine Pia­ud, Fran­çois Pier­don, Au­g u­ste Pon­t e­n ier, Isidore Reg­n ier, Paul Ria­u lt, Eugène So­tain, Au­g u­ste Trichon et Guillaume und Pierre Verdeil – durch­ aus nicht alle von ih­nen hat Blanchon in sei­ner Li­ste der Gra­veurs sur bois de Gu­stave Doré [Blachon 263] auf­ge­f ührt.

Der Er­ folg ver­ d ank­ t e sich al­ ler­ d ings auch „der her ­vor ­r a­gen­den Tech­n ik“ der Ste­cher, die es ver­ stan­den, die „auf den Holz­block über­t ra­ge­ne Vor­ zeich ­nung in ma ­le­r i­s che Hell-Dun ­kel-Töne zu über­tra­gen“, oder aber in ein „Grau in Grau, das packend das End­lo­se im Lei­den der Un­glück­se­l i­ gen wie­der­g ibt“. An­g e­sichts sol­cher Lei­stun­g en stellt sich die Fra­ge, ob „der Ste­cher nicht gleich­be­ rech­t igt ne­ben dem Ent­wer­fer steht“ [ebd 75]. Dies ist umso be­mer­kens­wer ­t er, als eine gan­z e Pha ­l anx

Dorés Bio­g raph Leblanc mein­te, in kei­nem sei­ner Wer­ke tref­fe man „de plus beaux des­sins“ [Leblanc 78]; Car­t er­et hielt fest, die „très bel­le pu­blic­at­ion“ – die hier im Ver­lags­ein­band vor­liegt – sei zu­gleich „un des livres de Doré les plus ra­r es“. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Beraldi V I , 42, Nr. 124 (franz. Ausg.); vgl. Car­ ter­et III , 184 (franz. Ausg.); Dézé 58 (mit Jahr 1862); Guratzsch/ Unverf­ehrt I, S. 74 f., 119 f., 127 ff., 201, und II , Nr. 67; Leblanc 77 f.; Oster­w al­der 321; Ray II , 333 ff.; Rümann 200 f.; vgl. San­der 204 (franz. Ausg.); Thieme/Becker 9, 468; Valmy-Baysse 241 ff.

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Gold über und über 129 [Dar­boy, Ge­org­es]. Les femmes de la Bible, co­llect­ion de por­t raits des femmes rem­arquables de l’an­cien et du nouveau te­sta­m ent, avec tex­tes ex­plicatifs, rap­pel­ ant les principaux événements de l’ histo­ire du peuple de dieu, et ren­fer­m ant des appréciat­ions sur le ca­ractère des femmes célèbres de ce peuple, Gravés par les meille­urs Ar­tist­e s, d’après les Des­sins de G. Staal. [Band I v. 2]. Pa­ris, H. L. Delloye [und:] à la librairie de Gar­nier frères, 1846. 20 Ta­feln in Stahl­stich auf stär­k e­rem Pa­pier, da­von 19 mit Sei­den­vor­sät­zen. 151 Bl. Quart (267 x 182 mm). Ver­l e­ger­ein­band aus grü­n em Kalb­le­der, mit ro­ten, auf dem glat­ten Rücken auch blau­ en In­tar­si­en, über und über ver­gol­det und mit iden­t i­schem Por­t rait­m e­dail­lon auf bei­den Deckeln, mit gold­ge­präg­ ten Steh- und In­nen­k an­ten, Vor­sät­zen aus grau­em Moi­ ré­pa­pier und Ganz­g old ­schnitt (mi­ni­m al berie­ben, Ti­tel und 1. Ta­fel stär­k er, sonst nur ver­ein­zelt braun­f leckig). Ein Theo­lo­ge fei­ert die Frau­en: Ge­org­e s Dar­b oy (1813 –1871) er­z ählt die Ge­schich­ten von 20 Hel­ din­nen des Al­t en Te­sta ­ments, an­ge­fan­gen bei Eva, über Re­bek­k a, Pot­iphars Weib, Ruth, Debo­r ah und Da­li­lah, bis hin zu Ju­d ith, Esther und der Sus­a n­ na im Bade – Ge­schich­t en, die oft ge­nug auch eine ero­t i­sche Kom­p o­nen­t e nicht ver­leug ­nen. Dar­b oy war 1845 aus Lang­r es als Leh­r er an die Schu­le der Kar ­me­l i­t er nach Pa ­r is ge­kom ­men, um be­r eits im Jahr dar­auf das po­pu­l ä ­r e Buch zu ver­öf ­fent ­l i­chen. Der zwei­te Band über Frau­en­g e­stal­ten des Neu­ en Te­sta­ments er­schien erst 1850; 1876 kam die ach­t e Auf­l a­ge her­aus. Der li­be­r a ­le Gallikan­i st wur­ de 1859 Bi­schof von Nan­c y und 1863 Erz­bi­schof von Pa ­r is; der Kar­d i­n als­hut wur­de ihm al­ler­d ings ver­ wei­gert; nicht zu­letzt, weil Dar­boy dem Dog­m a der Un­fehl­bar­keit des Pap­stes kri­t isch ge­gen­ü ber­stand. Wäh­r end des deutsch-fran­zö­si­schen Kriegs blieb er in Pa­r is, wur­de im April 1871 von den Kom­mu­n ar­ den als Gei­sel ge­nom­men und wäh­r end der Pa­r i­ser „Blut ­wo­che“ er­schos­sen. Die 20 Por­trait-Ta­feln sind ein Früh­werk Gus­tave Staals (1817 –1882), des­sen Dar­stel­lungs­wei­se maß­ geb­l ich zum Er ­folg des Wer­kes bei­ge­t ra­gen ha ­ben dürf ­t e: Er zeigt die bi­bli­schen Frau­en­ge­stal­t en fast aus­n ahms­los als ju­gend ­l i­che Schön ­hei­t en, teils in vor­neh­mer Hal­tung und Klei­dung, öf­ter noch in frei­er Land­schaft in leich­ter Ge­wan­dung mit ent­ blöß­t en Schul­t ern und Ar­men. Die nur mit ei­nem Hand­t uch sich decken­de Sus­a n­n a zeigt so­g ar Bein. Sta­a ls Mar­ken­z ei­chen war das „ex­t rème fini de ses des­sins“ [Beraldi], das von den eng­l i­schen Ste­chern

J. Brown, W. Jo­seph Ed­wards, Wil­l i­a m Hen­r y Eg­le­ ton, B. Eyles, Charles Heath, Franc­is und Wil­l i­a m Holl, W. H. Mote und John Hen­r y Robinson „dans le gen­r e keepsake“ [Beraldi] in den Stahl­stich um­ ge­setzt wur­de. Mit die­sem Werk be­g rün­de­t e Staal of­fen­bar sei­nen Ruf als Spe­z ia­list auf dem Ge­biet des weib­l i­chen Por ­t raits, il­lu­strier ­t e er doch 1851 auch Les femmes de H. de Bal­zac und die Histo­ire des Femmes my ­thologiques von Méry und Fœlix [sie­he Nr. 441] so­w ie noch 1865 die Nouv­el­le ga­le­r ie de femmes célèbres von Sainte-Beuve [sie­he Nr. 546]. Der über und über ver­gol­de­t e Ver­l ags­ein­band aus Leder nimmt in auf bei­den Deckeln iden­ti­schen Por ­t rait ­me­d ail­lons in ver­k lei­ner ­t er Form das Bild­ nis der Kö­n i­g in Esther auf, die das Volk Got­tes durch Ge­bet und Fa­sten vor der Ver­n ich­t ung ret­t e­t . Pro­ve­n i­enz: Auf dem flie­gen­den Vor­satz il­lu­strier­ tes, oran­ge und schwarz ge­d ruck­tes Ex­li­bris des Gen ­fer Un­t er ­neh ­mers und Bi­blio­phi­len Al­b ert Nat ­u ral (1880 –1960). Li­t e­r a­t ur: Beraldi XII , 55; Car ­t er­et III , 230; DBF X, 162 f.; DLF I, 287; nicht bei Oster­w al­der, Rahir und Ray; Thieme/Becker 31, 429; Vica­i re III , 16 f.; zum Ein­band: Mal­a vieille 162, Nr. 38 (Abb.).

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Erst­aus­ga­be von Da­umiers Haupt­werk, il­lu­m i­n iert 130 [Da­umier, Honoré]. Ca­r icat­urana. [Les Ro­bertMaca­ire]. [Pa­r is, Au­bert, 1836 –1838]. 100 ge­z ähl­te, auf Ste­g en mon­t ier­te, ko­l o­r ier­te und ei­weiß­gehöhte Li­tho­g ra­phi­en nach Honoré Da­umier. Quer-Fo­lio (258 x 356). Wein­r o­ter grob­ge­n arb­ter Halb­ ma­r o­quin­band auf fünf Bünde, mit gold­g e­präg­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung der Rücken­ kompartim­en­te in dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, Mar­m or­pa­pier­vor­sät­zen und Kopf­g old ­schnitt, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „R. Rapar­lier“ (ge­r ing ­f ü­g i­ge Schab­spu­ren, Ta­ feln ge­le­gent­lich leicht ge­bräunt oder mi­ni­m al fleckig). Der Bour­geois in al­len Le­bens­l a­gen – in 100 ko­lo­r ier ­t en Li­t ho­g ra­phi­en nach Honoré Da­u mier Im No­vem­ber 1830 hat­t e Charles Phil­ip­on die Wo­ chen­schrift La Ca­r icature „als Kampf­or­g an ge­gen das Bür­g er­kö­n ig ­t um ge­g rün­det“ [Thieme/Becker 8, 434]; seit 1831 zähl­te auch der jun­g e Honoré Da­u mier (1808 –1879) zu de­n Mit­a r­bei­t ern. Als 1835 mit den Sep­t em ­b er­ge­set ­z en die po­l i­t i­sche Sa­t i ­r e ver­bo­t en wur­de, be­deu­t e­t e dies auch das Ende der Zeit­schrift. Da­u mier wech­sel­t e zu der 1832 gleich­ falls von Phil­ip­on ge­g rün­de­t en Ta­g es­z ei­t ung Le Charivari und wur­de da ­m it zum ka ­r i­k ie­r en­den „Ge­ schichts­schrei­ber des Bür­ger ­t ums sei­ner Zeit […]. Wie er vor­her den Kampf ge­gen die po­l i­t i­sche Kor­ rup­t i­on ge­f ührt hat­t e, so deck­t e er nun die Schä­den in der bür­ger­l i­chen Ge­sell­schaft auf “ [ebd.]. Die Fi­g ur des ‚Ro­bert Maca­ire‘, war ur­sprüng­lich die von dem Schau­spie­ler Frédérick Lema­ire ver­ kör ­per ­t e Rol­le ei­nes Bör­sen­schwind­lers. Phil­ip­on griff die­se Fi­g ur in im ­mer neu­en Ver­k lei­dun­gen auf, schrieb eine An­z ahl wit­z i­ger Dia­lo­ge, zu de­nen Da­u mier Li­t ho­g ra­phi­en lie­fer ­t e, die un­t er der Ru­ brik Ca­r icat ­urana in Le Charivari ver­öf ­fent ­l icht wur­ den – mit ei­nem „un­ge­heu­r en Er­folg“ [ebd. 435], der alle Er ­war ­t un­gen über ­t raf [vgl. Pas­ser­on 122]. In der wand­lungs­f ä ­h i­g en Ge­s talt des Ro­b ert Maca ­i re, der „auf al­len Ge­bie­t en, im ­mer ge­w is­sen­ los, im­mer er­folg­reich“ [Stahl 11 f.] ist, ent­stand nicht nur das Sit­ten­bild und die „gran­d io­se critique“ [Grand-Car ­t er­et] ei ­ner kor ­r um­pier ­t en bür­ ger­l i­chen Ge­s ell­s chaft un­t er der Ju ­l i ­mon­a r­chie. Da­u mier er­hob den Bour­geois viel­mehr „zu ei­ner

un­sterb­l i­chen Fi­g ur“ […], die bleibt, auch wenn sie ein­m al aus dem Le­ben ver­schwin­den soll­t e“ [Stahl 12]. Über den blei­b en­den künst ­le­r i­s chen Wert braucht man nicht vie­le Wor­te zu ver­lie­ren, gilt Da­u mier doch „un­b e­strit ­t en als ei­ner der be­deu­ tend­sten Zeich ­ner und Sit ­t en­schil­de­r er al­ler Na­t io­ nen und Zei­ten“ [San­der, S. 25]. Sei­ne „Li­t ho­g ra­ phi­en stel­len ei­nen Hö­he­punkt in der Ge­schich­t e der Gra­phik dar und be­sit­z en Be­deu­t ung als Zeit­ do­k u ­men­t e wie auch als ei­gen­stän­d i­ge Kunst ­wer­ke“ [Géricault, Delacroix, Da­u mier 114]. Alle 100 Li­t ho­g ra­phi­en der in den Jah­r en 1836 –1838 er­schie­nen er­sten Se­r ie, die „très rare“ [Brivois] ist, lie­gen hier ko­lo­r iert, ei­weiß­gehöht und in sehr schö­ner Er­h al­t ung vor. Li­t e­r a­t ur: Bénézit I V, 268; Beraldi V, S. 124, 16; Brivois 353; Car ­t er­et III , 186; Del­teil II , 354 – 455; Grand-Car­ter­et 246 ff.; Lip­p er­hei­de 915, Xe 192; Lon­c hamp II , 123; Pas­s er­on 121 ff.; Quér­a rd/Bourque­lot III , 149; Rahir 391; Ray I, 234 – 236, Nr. 161; vgl. Rümann 177 ff.; Rümann, Da­u mier, S. 47; San­der 571; Vica­i re I, 32.

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Mit der sehr sel­t e­nen zwei­t en Se­r ie, ei­ner ‚wahl­ver ­wand­t en‘ Se­r ie von Traviès so­w ie zahl­r ei­chen doub­le­tten Ta­feln in an­de­r em Zu­stand 131 [Da­u mier, Honoré]. Ca­r icat­u rana [auf den Ta­feln]. [Und:] Ro­bert Maca­ire. 2e Se­r ie [auf den Ta­feln]. 2 Se­r i­en in zu ­sam­m en 3 Bdn. [Vor­ge­bun­den:] Traviès, [Charles Jo­seph]. Mayeux et Ro­bert Maca­ire. [Pa­r is, Au­bert, 1836 –1841]. 100 ge­z ähl­te, auf Ste­g en mon­t ier­te, ko­l o­r ier­te und ei­weiß­gehöhte Li­tho­g ra­phi­en, zu ­sätz­lich 28 in SchwarzWeiß wie­der­holt. Und: 20 ge­zähl­te, auf Ste­gen mon­t ier­te Li­tho­g ra­phi­en, zu ­sätz­lich 2 ko­lo­r iert wie­der­holt. Und: 6 ge­zähl­te, auf Ste­gen mon­t ier­te Li­tho­g ra­phi­en („Mayeux et Ro­bert Maca­ire“). Fo­lio, un­be­schnit­ten (335 x 275 mm). Lang­ge­n arb­te grü­ ne Halb­m a­r o­quin­bän­de auf glat­te Rücken, mit gold­ ge­präg­ten Rücken­t i­teln in Gold­f ileten­rah­m ung, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Deckeln und Mar­m or­pa­ pier­vor­sät­zen (Kan­ten leicht beschabt, Ta­feln et­was ge­ bräunt und öf­ters et­was braun­f leckig, ei­ni­ge Ta­feln mit klei­ne­ren Rand­lä ­su­ren). Bei­de Se­r i­en von Da­u miers Ro­bert Maca­ire, die er­ste ko­lo­r iert – mit zahl ­r ei­chen Doub­le­t ten in an­de­r em Zu­stand; dazu die Se­r ie Mayeux et Ro­bert Maca­ire von Traviès Honoré Da­u miers ge­w ief ­t er und wand ­lungs­f ä ­h i­ger Bour­geois Ro­bert Maca ­i re ist in den vor­l ie­gen­den, als Hoch ­for ­m at ge­bun­de­nen Bän­den be­s on­ders viel­sei­t ig ver ­t re­t en: Die er­sten bei­den ent ­h al­t en 100 ko­lo­r ier ­t e und ei­weiß­g ehöhten Li­t ho­g ra­phi­ en – die sehr sel­t e­ne Erst­aus­g a­be der Ca­r icat ­urana, die 1836 –1838 in Le Charivari er­schie­nen. 28 Ta ­feln lie­gen zu­sätz­l ich in Schwarz-Weiß vor [1, 2, 4, 9, 12, 15 –18, 20 – 22, 26, 28, 33, 45, 50, 53, 59, 62, 70 – 74, 76, 80 und 81], da­von acht in frü­he­r em Zu­stand, mit ab­wei­chend ge­setz­t er Le­gen­de [2, 15, 17, 18, 20, 21, 73 und 74]; Ta­fel 20 auch mit leich­t en Ab­wei­chun­ gen im Bild. Der drit­t e Band ent­h ält die zwei­t e Se­r ie, von der 50 Blät ­t er an­ge­k ün­d igt wa ­r en. Tat ­säch­l ich er­schie­nen nur zwan­z ig [vgl. Ray], 18 zwi­schen Ok­to­ber 1840 und No­vem­ber 1841 in Le Charivari, zwei [2 und 17] im März und Mai 1841 in La Ca­r icature [vgl. Vica­i re II , 103 f.]. Auch die­se Fol­ge ist „très rare“ [Car­t er­et III , 187]. Sie liegt in Schwarz-Weiß vor, zwei doub­ le­t te Blät­t er [3 und 18] sind ko­lo­r iert.

Doch da ­m it nicht ge­nug: Chro­no­lo­g isch zwi­schen bei­den Se­r i­en steht eine wei­te­r e, die hier dem er­ sten Band vor­ge­bun­den ist: Charles Jo­seph Traviès (1804 –1859) ver­öf ­fent ­l ich­t e 1839 –1840, gleich­ falls in La Ca­r icature pro­viso­ire, „un recueil cu­r ie­u x“ [Beraldi XII , 148], sechs Blät­t er mit dem Ti­t el May­ eux et Ro­bert Maca­ire. Die­ser Mon­sieur Mayeux, ein „fan­t oche priapique“, ein „bât ­a rd de Pol­ic­h in­el­le“ [ebd. 145], dem Traviès zahl­r ei­che Se­r i­en wid­me­t e, war Maca­ires – äl­te­r er – Bru­der im Gei­ste; dar­u m war es nur kon­se­q uent, bei­de ge­mein­sam in ei­ner „série spéci­a le“ [ebd. 148] auf­t re­t en zu las­sen. Die schil­lern­de Welt des Ro­bert Maca ­i re ent ­fal­t et sich in die­ser Samm ­lung in größt ­mög­l i­cher Brei­t e in Bunt und Schwarz­weiß – eine ab­so­lu­t e Ra­r i­t ät! Pro­ve­n i­enz: „Ar ­t hur & Char­lot ­t e Vers­h bow“, Ex­li­bris auf den Spie­geln. Li­t e­r a­t ur: Bénézit 4, 268; Beraldi V, S. 124, 16 (Da­u mier), und XII , 145 ff., Nr. 2, dort spe­z i­ell S. 148 (Traviès); Brivois 353; Car­t er­et III , 186 und 187; Del­t eil II , 354 – 455; Grand-Car ­t er­et 246 ff.; vgl. Lip­p er­hei­de 915, Xe 192 (ohne die 2. Se­r ie); Lon­ champ II , 123; Pas­s er­on 121 ff.; Quér­a rd/Bourque­lot III , 149; Rahir 391; Ray I, 234 – 236, Nr. 161 und 163; vgl. Rümann 177 ff.; Rümann, Da­u mier, S. 47 und S. 69; San­der 571 (ohne die 2. Se­ rie) 139 und 691 (Traviès); Vica­ire I, 32 (ohne die 2. Se­r ie), II , 96 – 99 (Traviès) und 103 f. (Da­u mier, 2. Se­r ie, Nr. 2 und 17).

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Die sehr sel­t e­ne zwei­t e Se­r ie des Ro­bert Maca­ire 132 [Da­umier, Honoré]. Ro­bert Maca­ire. 2e Se­r ie [auf den Ta­feln]. [Und]: Mésa­ven­t u­res et des­appointemens de Mr Gogo. [Pa­r is, Au­bert, 1840 –1841, und]: Au­bert, [1838]. 20 ge­zähl­te Li­tho­g ra­phi­en. Und: 5 ge­zähl­te Li­tho­g ra­phi­en („Mésa­ven­t u­res“). Fo­lio, un­be­schnit­ten (335 x 255 mm). Lang­g e­n arb­ter dun­k el­r o­ter Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und sie­ben vier­fa­chen Quer­ fileten auf dem Rücken, mit Gold­f ileten auf den Deckeln und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, auf dem flie­gen­den Vor­ satz ver­so si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1923“ (ei­ni­ge Ta­feln am Rand mi­ni­m al braun­f leckig, eine mit klei­ne­ren Rand­lä ­su­ren). Die zwei­t e Se­r ie des Ro­bert Maca­ire – und ein wei­t e­r er Bru­der im Gei­ste: Mr. Gogo. Die­ser Band ver­eint die sehr sel­te­ne zwei­te Se­r ie des Ro­bert Maca­i re mit ei­ner noch sel­t e­ne­r en: Die Mésa­ven­tu­res et des­appointemens de Mr Gogo stel­len ei­nen wei­t e­r en Gei­stes­ver ­w and­t en des Bour­geois Maca ­i re vor. Die fünf Li­t ho­g ra­phi­en er­schie­nen im No­vem­ber und De­z em­ber 1838 in La Ca­r icature pro­viso­ire [vgl. Vica­ire II , 90 f.] und ste­hen da­m it chro­no­lo­g isch zwi­s chen bei­den Maca ­i re-Se­r i­en: Die Blät ­t er der zwei­t en er­schie­nen zwi­schen Ok­t o­ ber 1840 und No­vem­ber 1841 in Le Charivari, zwei von ih­nen [2 und 17] im März und Mai 1841 eben­ falls in La Ca­r icature. Die Mésa­ven­t u­res et des­appointemens de Mr Gogo 1839 wer­den von län­ge­r en, vier- bis sie­benz­ei­l i­gen Le­ gen­den von Charles Phil­ip­on be­glei­tet. Auf Blatt Num­mer 4 (mit falsch ge­schrie­be­nem „Mésappointements“ im Ti­tel) kommt es zu ei­ner Be­geg­nung zwi­schen Ro­bert Maca ­i re und Jean-Bo­n i­face Gogo, bei der sich er­weist, wer der ge­w ief­t ere ist: Die Her­ ren ge­hen eine ge­schäft ­l i­che Ver­bin­dung ein, bei der Maca­i re die Ge­w in­ne, Gogo die Ver­lu­ste über­ neh ­men soll. Pro­ve­n i­enz: Gold­ge­präg ­t es ver­schlun­ge­nes Mo­no­ gramm „ PV “ und Ex­li­bris von Paul Villebœuf auf dem Spie­gel (Auk­t i­on 1963, Nr. 196; mit in­kor­r ek­ tem Er­schei­nungs­d a­t um). – An­d ré Tissot-Du­pont (Auk­t i­on 2016, Nr. 148; mit in­kor ­r ek­t em Er­schei­ nungs­d a­t um). Li­t e­r a­t ur: Bénézit 4, 268; Beraldi V, S. 124, 16 (mit Er­w äh­nung der Mésa­ven­t u­r es); Brivois 353; Car­t er­et III , 187; vgl. ebd. 132 f. (Ca­r icature pro­viso­ire); Del­t eil III , 866 – 885, und II , 545 – 549 (Mésa­ven­t u­r es); Lon­c hamp II , 123; Pas­s er­on 121 ff.; Quér­a rd/ Bourque­lot III , 149; Rahir 391; Ray I, 236, Nr. 163; vgl. Rümann 177 ff.; Rümann, Da­u mier, S. 69 und S. 61; Vica­ire II , 103 f. (2. Se­r ie, Nr. 2 und 17) und 90 f. (Mésa­ven­t u­r es).

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In herr­l i­chem Ko­lo­r it 133 Da­u mier, H[onoré]. Les cent et un Ro­ bertMaca­ire. Co­mposés et des­sin­é s par M. H. Da­umier, sur les Idées et Lég­en­des de M. C[harles] Phil­ip­on, réduits et li­tho­g raph­iès par M. M. ***; tex­te par MM. Mau­r ice Al­h oy et Lou­is Huart. 2 Bde. Pa­ris, Au­bert et C ie , édite­urs du Mus­ée pour rire, 1839. 101 ko­lo­r ier­te und ei­weiß­gehöhte Li­tho­g ra­phi­en nach Honoré Da­umier, vor je­der Epi­so­de wie­der­hol­te Kopf­vi­g net ­te. 107 Bl. (da­von 2 Bl. Ver­lags­an­zei­gen). Und: 110 Bl. (da­von 2 Bl. Ver­lags­an­zei­gen, 1 Bl. leer). Quart (256/259 x 205 mm). Rot­brau­ne ge­glät­te­te Halb­ ma­r o­quin­bän­de der Zeit auf glat­te Rücken, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie li­nea­rer und or­n a­m en­ta­ler Rücken­ver­g ol­dung, die mit Moi­ré­pa­pier be­zo­ge­nen Dec­ kel mit gro­ßen gold­ge­präg­ten or­n a­m en­ta­len Plat­ten in ei­nem fet­ten Gold­f ileten­rah­m en, auf den Vor­der­deckeln zen­t ral mit den In­itia­len „R. B“ , mit ro­sa­far­be­nen Vor­ sät­zen und Ganz­gold­schnitt (kaum berie­ben, Vor­sät­ze an den Rän­dern ver­bli­chen und leicht fleckig, Bd. II: letz­tes Bl. mit klei­nem Rand­ein­r iß). Die er­ste Buch­aus­g a ­be des Ro­bert Maca­ire: 101 ko­lo­r ier ­t e Li­t ho­g ra­phi­en nach Daumier, mit Tex­t en von Al­hoy und Huart

neu­en so­z ia ­len Rol­len sa­t i­r isch vor ­f ühr ­t en, wur­den in der vor­l ie­gen­den Buch­pu­bli­k a­t i­on in hand­l i­che­ rer Form ver­sam­melt. Sie wur­den – wohl von Menut Al­ophe – zu­meist sei­t en­ver­kehrt und auf die Hälf­ te ver­k lei­nert wie­der­ge­ge­ben. Hin­z u­ge­f ügt wur­de die Nr. 91, „Ro­bert Maca­ire ex­posant ses pro­duits in­du­strie­l s“. Neu ist vor al­lem, daß die Bil­der ne­ben der Le­gen­ de von Charles Phil­ip­on zu­sätz­l ich von hu ­mo­r i­sti­ schen Tex­t en aus der Fe­der von Mau­r ice Al­hoy und Lou­is Huart be­glei­tet wer­den, so daß hier je­dem Ty­pus zwei Blatt ge­w id­met sind. Die­se „très rare édit­ion“ [Vica­i re VI , 572] ist zu­m al far­big „not oft­en“ [Ray] an­z u­t ref ­fen – spe­z i­ell un­ ser Ex­em­plar ent­spricht den Wün­schen Car ­t er­ets voll­kom­men: „surt­out en reliure du temps, les tons des cou­leurs sont vifs et recouverts de touch­es de pi­nceau bril­l an­t es, à la gomme“ [Car ­t er­et]. Pro­ve­n i­enz: Auf bei­den Vor­der­deckeln zen­t ral die gold­ge­präg ­t en In­itia ­len „R. B“. Li­t e­r a­t ur: Bénézit I V, 268; Beraldi V, 124, Nr. 16; Brivois 353 f.; Car ­t er­et III , 187 f.; vgl. Del­teil II , 354 – 455; Oster­w al­der 291; Pas­s er­on 122; Ray I, 236, Nr. 162; vgl. Rümann 177 ff.; Rümann, Da­u mier 3; San­der 572; Vica­i re I, 31 f., und V I , 572 f.

Die in den Jah­ren 1836 –1838 in der Zeit­schrift Charivari ver ­öf ­fent ­l ich­t en Ca­r icat ­urana, die den Ty ­pus des ge­s chmei­d i­g en Bour­g eois in im ­mer – 428 –



Un beschnitten und mit den Original-Umschlä gen 134 Daumier, H[onoré]. Les cent et un Robert­ Macaire. Composés et dessinés par M. H. Daumier, sur les Idées et Légen des de M. C[harles] Philipon, réduits et lithographiès par M. M. ***; texte par MM. Maurice Alhoy et Lou is Huart. 2 Bde. Paris, Au bert et Cie , éditeurs du Musée pour rire, 1839. 101 Lithographien nach Honoré Daumier, vor jeder Epi sode wiederholte Kopfvi gnet te. 105 Bl. Und: 107 Bl. Quart, unbe schnit ten (280 x 217 mm). Langgenarbte grü­ ne Halbmaroquinbän de auf glat te Rücken, mit gold ge­ präg tem Rückentitel sowie linearer und or namentaler Rückenvergoldung, Goldfileten auf den Deckeln, mar­ morier ten Vor sät zen und ein gebun denen illu strier ten grünen Ori ginal­Um schlä gen (inkl. Um schlag rücken), auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert „Stroobants“ (stellenwei se gering braunfleckig, 1 Bl. mit 1 cm lan gem Randeinriß). Die er ste Buch ausga be, un beschnit ten, un koloriert und mit den il lu strier ten Ori gi nal-Um schlä gen Die er ste Buch ausga be, die „très rare“ [Vica ire VI , 572] ist, liegt hier ein weiteres Mal vor: in ei nem noch un kolorier ten und un be schnit tenen Exemplar und mit den von Célestin Na nteuil il lu strier ten Ori gi nal-Um schlä gen auf günem Papier. Je 2 Blatt Verlagsan zei gen und das letz te, leere Blatt in Band II wur den ent fernt. Die Ein bände stam men von Str oobants, dem Nach fol ger von Vic tor Champs, das Buch aus dem Besitz des Pa ri ser Schrift stel lers André Sciama. Provenienz: Auf dem Spie gel des er sten Bandes ge sto chenes Ex li bris mit den In itia len „A S“ des Schrift stel lers André Sciama, ei gent lich Al bert Semi ane, um 1900.

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Über 200 Il­lu­stra­t io­nen von Da­umier 135 [Da­umier, Honoré]. Al­hoy, Mau­r ice. Phy­sio­lo­ gie du voyageur. Vi­g net­tes de Da­umier et Ja­net-Lan­ge. [Und:] Der ­iège, Félix. Phy­sio­lo­g ie du lion. Illustrat­ions de Gavarni et H. Da­umier. [Und:] Huart, Lou­is. Phy­ sio­lo­g ie du flâ­neur. Vi­g net­tes de MM. Al­ophe, Da­umier et Mau­r is­set. [Und:] Phy­sio­lo­g ie de l’homme de loi. [Auf dem Um­schlag:] par un homme de plume. Vi­g net­tes de MM. Tri­m o­let et Mau­r is­set. [Und:] Rousseau, James [d. i. Pierre-Jo­seph Rousseau]. Phy­sio­lo­g ie du Ro­bertMaca­ire. Illustrat­ions de H. Da­umier. [Und:] Ders. Phy­ sio­lo­g ie de la por­t i­ère. Vi­g net­tes par Da­umier. Zu ­sam­ men 6 Bde. [Und:] Bal­zac, [Honoré] de, und Ar­no­uld Frémy. Phy­sio­lo­g ie du ren­tier de Pa­r is et de pro­vince. Des­sins par Gavarni, Hen­r i Mon­nier, Da­umier et Mei­ sso­nier. [Dar­an:] Sylvius [d. i. Au­g u­ste Fran­çois Ed­ mond Texier]. Phy­sio­lo­g ie du poëte. Illustrat­ions de Da­umier. [Dar­an:] March­a l, Charles. Phy­sio­lo­g ie du Pa­r i­sien en pro­vince. Ins­ge­samt 9 in 7 Bdn. Pa­r is, Au­bert et Cie, Lavigne, bzw. P. Marti­non, bzw. Charles Lacha­ pel­le, bzw. J. Delahaye, bzw. Jules Laisné, 1841 –1842. Zu ­sam­m en etwa 490 Text­h olz­schnit­te, da­von 206 von Honoré Da­umier. Zu ­sam­m en über 1100 S. (da­von ei­ni­ge S. Ver­lags­an­zei­gen). Klein-Ok­t av, seit­l ich und un­t en un­b e­s chnit­t en (140 x 90 mm), [Sam­m el­band:] (128 x 80 mm). 4 brau­n e Halb­m a­r o­quin­bän­de, je­weils mit ein­ge­bun­de­n em il­lu­ strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old ­schnitt, ver­ so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ , 2 braun­r o­te

Halb­k alb­le­der­bän­de, je­weils mit li­nea­rer und or­n a­m en­ ta­ler Blind- und Gold­prä­g ung auf dem Rücken, Gold­ fileten auf den Deckeln, ein­ge­bun­d e­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old ­schnitt, ver­so flie­gen­ dem Vor­satz si­g niert „E & A Mayl­an­der“ , 1 dun­k el­g rü­ ner Halb­m a­r o­quin­band der Zeit, auf dem Rücken mit dem Ein­zel­stem­pel ei­n es Äffchens und fünf dop­pel­ten Quer­f ileten in Gold­prä­g ung – alle auf glat­te Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und mit mar­m o­r ier­ten Vor­ sät­zen (teils leicht braun­f leckig, we­ni­ge Bl. mit Läsu­ren). Neun Bän­de der Phy­sio­lo­g ies mit ins­ge­samt 206 Holz­schnit ­t en nach Da­u mier Der gro­ße Honoré Da­u mier war sich auch für die Il­lu­stra­t i­on klei­ner Bü­cher nicht zu scha­de – so auch für die Rei­he der Phy­sio­lo­g ies, de­r en Bän­de er oft zu­sam ­men mit an­de­r en Künst ­lern be­bil­der­ te. Wie bei an­de­r en Ge­mein­schafts­wer­ken, die den di­r ek­t en Ver­gleich mit Kol­le­gen er­l au­ben, gilt auch hier: „Da­u mier lag der Stoff am be­sten, kein an­ de­r er ver ­f üg ­t e über das Maß la­chen­der Bos­heit, das sol­c hen Auf­g a ­b en ge­r echt wur­de. Sei­nen be­k ann­t en Bür­ger­t y­pen konn­t e er hier noch ein paar neue hin­z u­f ü­gen, die je­nen um nichts nach­stan­den“ [Rümann 176]. Die neun zum vor­l ie­gen­den Kon­vo­lut zu­sam ­men­ge­ stell­t en Bänd­chen sind sämt ­l ich Erst ­aus­g a ­ben; von den ins­ge­samt knapp 500 Holz­schnit ­t en stam ­men

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206 von Da­u mier. Zu Al­hoys Phy­sio­lo­g ie du voyageur schuf er 26 Vi­g net­ten, zu Der­iè­ges Phy­sio­lo­g ie du lion – ei­nem der sel­ten­sten Bän­de der Rei­he – nur vier. Laut Lhéri­tier lie­fer­ten ne­b en Gavarni auch Mon­n ier und Traviès ei­n i­ge Zeich­nun­gen. Quan­t i­ ta­t iv von un­t er­ge­ord­ne­t er Be­deu­t ung ist Da­u miers Bei­ t rag auch in Huarts Phy­sio­lo­g ie du flâ­n eur (7 von 66 Vi­g net­ten) und der Phy­sio­lo­g ie de l’ homme de loi (2 von 56), wo Da­u miers Name auf dem Ti­ tel gar nicht ge­n annt wird [vgl. Bouvy 446 f.]. Da­ für steu­er­t e er zur Phy­sio­lo­g ie du Ro­bert-Maca­ire 28 der 44 Il­lu­stra­t io­nen bei (wei­t e­r e Hen­r i Émy), die „be­son­ders köst­l ich“ [Rümann 179] sind – hier be­ geg­nen wir der „Kro­ne sei­ner Ty­p en“ [ebd. 177]. Au­t or war dort, wie auch in der Phy­sio­lo­g ie de la por­ ti­ère, James Rousseau. Hier stam­men so­g ar 59 der 62 Vi­g net­ten von Honoré Da­u mier; und „was Rousseau in sei­nem et­was trocke­nen Text nicht ver­moch­ te, hol­te Da­u mier […] erst aus der Ge­stalt her­aus. Die­se Haus­d ra­chen, die­s e Stadt ­pla­g e von Pa ­r is, die in lau­nen­h af ­t er Ty ­r an­nei das Pa ­r i­ser Pu­bli­k um är­ger ­t en, er­h iel­t en in sei ­nen köst ­l i­chen Bild­chen die wohl­ver­d ien­t e Lek­t i­on“ [ebd.]. In dem aus dem Be­sitz von An­d ré Villet und An­d ré Tissot-Du­pont stam ­men­den Sam ­mel­band sind drei be­r ühm­t e Bän­de der Rei­he ver­ei­n igt. In der Phy­sio­ lo­g ie du ren­t ier – mit der er­sten Se­pa ­r at ­aus­g a ­be von Bal­z acs Text [S. 5 – 96] – stam­men 18 Vi­g net­t en von Da­u mier, neun da­von sind hier erst­m als ge­d ruckt [Bouvy 561 ff.]. In der Phy­sio­lo­g ie du poëte, der pseud­ ony ­men, wahr­schein ­l ich er­sten Buch­pu ­bli­k a­t i­on von Ed­mond Texier (1816 –1887), fü­gen sich „Text und Bild zu ei­nem köst­l i­chen Kunst­werk“ [Rümann 177] zu­s am­men. Hier ent­w arf Da­u mier 43 der 57 Holz­schnit­t e, in de­nen er „alle Ar­t en von Dich­t ern und Dich­t er­l in­gen mit sprü­hen­dem Hu ­mor“ [ebd.]

va ­r i ­ier ­t e. Die Phy­sio­lo­g ie du Pa­r i ­sien en pro­vince von Charles March­a l ent­h ält 19 Holz­schnit­te von Da­u mier, die üb­r i­gen 38 sind von Traviès und Gavarni. Des­sen Il­lu­stra­t io­nen in die­sem wie auch in dem Band über den ren­t ier sind mit „das Wert­voll­ ste“ [Rümann 188], was auf dem Ge­biet der Schil­ de­r ung der Pa ­r i­ser Sit ­t en ne­b en Da­u mier ge­lei­ stet wur­de. – Auch klei­ne Bü­cher bie­t en manch­m al Groß­a r ­t i­ges! Pro­ve­n i­enz: Vier Bän­de mit ge­sto­c he­nem il­lu­ strier­ten Ex­li­bris von Eugène Ja­cob (drei­m al ein­ ge­bun­den, ein ­m al se­pa ­r at). – Sam ­mel­band: An­d ré Villet (Ex ­l i­bris), da ­n ach An­d ré Tissot-Du­pont, des­ sen Auk­t i­on 2016, Nr. 446. Li­te­r a­tur: Bouvy 420i, 420j, 421 – 427, 446 f., 459 – 593; Brivois 328 ff.; Car ­t er­et III , 485 f., 489 f., 493 und 496; Lacombe 795, 808, 816, 833, 839, 841, 853 f., 873; Lhéri­t ier 30, 33, 40, 52, 80, 89, 96, 118 und 136; Oster­w al­der 291; Quér­a rd/Bourque­lot III , 570, I V, 327, V, 271 so­w ie V I , 247 und 453; Rümann 177 ff.; Rümann, Da­u mier 5, 14, 31, 42, 74, 82 f. und 89, nicht March­a l; San­der 574; Vica ­i re V I , 601, 605, 607, 610 ff., 615 f. und 621; zum Pseud­onym Sylvius: Heylli 427; Wel­ler 546.

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Nach­a h­mung der Al­t en 136 [Da­umier, Honoré]. Histo­ire an­cienne [auf den Ta­feln]. [Pa­r is], Au­bert [auf al­len Ta­feln], [1841 –1843]. 50 ge­zähl­te, auf Ste­gen mon­t ier­te Li­tho­g ra­phi­en nach Honoré Da­umier. Fo­lio (337 x 262 mm). Mit­tel­brau­ner Ma­r o­quin­band auf sie­ben von Blind­f ileten ein­ge­faß­te Bünde, mit fet­tem Blind­f ileten­rah­m en auf den Deckeln, blind­ge­präg­tem Au­tor­n a­m en auf Rücken und Vor­der­deckel so­wie Ganz­ gold­schnitt (ei­ni­ge Ta­feln leicht ge­bräunt, meist kaum braun­f leckig). Da­u miers Per­si ­fl a­ge auf die klas­si­sche An­t i­ke Klas­ sik und Klassizismen präg­ t en die fran­ z ö­ si­ sche Kul­tur so stark, daß im 19. Jahr­hun­dert im­ mer öf ­t er der Hil­fe­r uf er­scholl: Qui nous délivrera des Grecs et des Romains? Für Charles Bau­de­la­i re war die Ant­wort klar: Es war Honoré Da­u miers Histo­ire an­cienne, die den Bann brach und den My­t hos der Klas­sik gründ­l ich ent­z au­ber­t e. Die Se­r ie von Ka ­r i­k a­t u­r en mit kur­z en Bei­schrif ­t en von Da­u miers Freund Alb­éric Se­cond, dem da­m a­ li­gen Chef­r e­d ak­t eur des Fi­ga­r o, um­faßt 50 Li­tho­ gra­phi­en, die von De­zem­ber 1841 bis Ja­nu­a r 1843 in Le Charivari er­schie­nen. Die er­ste Num ­mer wur­de be­glei­t et von ei­ner wort ­m äch­t i­gen Vor ­r e­de. Dar ­i n war vom „horreur légitime“ die Rede, den „tous les peuples mo­der­nes pour les Grecs et les Romains“ emp­f än­den, weil die­se idea ­l i­siert, he­r oi­siert und petrifi­z iert wür­den. Da­u mier habe Tag und Nacht ge­z eich­net, um end­lich „le sen­ti­ment grec primitif “ wie­der­z u ­fi n­den. Voll­mun­d ig wird ver­spro­ chen, daß die My ­t ho­lo­g ie, das Gol­de­ne Zeit ­a l­t er, die grie­chi­sche und die rö­m i­sche Ge­schich­t e, „toute l’an­ti­q uité enfin, seront traduits aus­si fi­dèlement par Da­u mier“. Iro­n isch schwingt sich die Vor­r e­de ih­r er­seits zu ei­ner my ­t hi­sier­en­den Be­schwö­r ung die­ses „mo­nu ­ment surhu ­m ain“ auf, des­sen ei­gent ­l i­ cher Ti­t el lau­t en müs­se „Les temps héroiques dévoilés“ [zi­t iert nach Del­t eil]. Die er­ste Li­t ho­g ra­phie zeigt den sieg ­r ei­chen Mene­ la­o s vor dem bren­nen­den Tro­ja, der er­ho­b e­nen Haup­ t es und mit noch blut­ t rie­ fen­ dem Schwert He­le­n a wie­der heim­führt – doch die­se dreht ihm eine lan­ge Nase. „Nous savons que, co­m me toute

nouv­el­le traduct ­ion, cette com­p o­si­t i­on cha­ste et na­ïve trou­ve­r a plus d’un détracteur“, heißt es dazu schein­hei­lig im Vor­wort – ver­kehrt doch Da­u mier das Kli­schee von ed­ler Ein­falt und stil­ler Grö­ße ge­ ra­de­z u ins Ge­gen­t eil. Odys­seus, Pen­elope und Tele­ mach trä­t en in der lä­cher­l i­chen Häß­l ich ­keit al­t ern­ der Schmie­r en­ko­mö­d i­a n­t en vor uns hin, mein­t e Bau­de­l a ­i re tref ­fend. Daß die­se Form der ‚Nach­a h­ mung der Al­t en‘ kei­nen un­ge­t eil­t en Bei­fall fin­den konn­t e, war frei­l ich eben­so klar. Ver­schnupft mein­ te noch Beraldi: „il est per­m is de trouver cette sui­ te de Da­u mier ennuyeuse. Le tort n’est pas d’atta­ quer l’an­ti­q uité classique, c’est de ne pas le fai­r e avec es­prit et bonne humeur“. Selbst Be­w un­de­r er Da­u miers mein­ten sich auf das Lob be­schrän­ken zu müs­sen, das Al­bum ent­h al­t e „a good nu­m ber of his in­frequent stu­d ies of the nude“ [Ray]. In Zei­ ten, in de­nen er­neut in Fra­ge steht, was Ka­r i­k a­t ur und Sa­t i­r e dür ­fen, klingt Bau­de­l a ­i res Vo­t um dem­ ge­g en­ü ber ge­r a­de­z u er ­f ri­s chend: „Da­u mier s’est ab­attu bru­t a ­lem­ent sur l’an­t i­q uité, sur la fa­u sse an­t i­q uité, – car nul ne sent mieux que lui les gran­de­ urs an­ciennes, – il a craché des­sus“. Wohl wis­send, das manch ei­ner „par­l ait de la bel­le Hélène co­m me d’au­tres par­lent de la Vierge Ma­r ie“, be­g rüß­te er Da­u miers „blasphème très amus­a n­t e“. So malt Da­u mier dem Mene­la­os ei­nen Bier­bauch und der Sap­pho eine Ha ­ken­n a­s e; ei­nem wür­d i­ gen Toga­ t rä­ g er setzt er ei­ nen Zwicker auf und dem schwim ­men­den Le­a n­der eine Ba­de­k ap­pe; den ju­gend­l i­chen End­y m ­ion läßt er or­d i­n är im Mond­ licht schnar­chen und den grei­sen So­k ra­t es Can­c an tan­zen. In­dem er sich der Klas­sik auf ko­m i­sche Wei­ se be­m äch­t ig ­t e, ret ­t e­t e er sie für die Po­pu­l är­k ul­t ur, mach­t e sie für spä­t e­r e Ge­ne­r a­t io­nen über­h aupt erst ge­n ieß­bar. Es ist un­denk­bar, daß nicht auch René Gosc­i nny und Al­b ert Ud­erzo Da­u miers Histo­ire an­cienne ge­k annt ha­ben – Aster­i x läßt grü­ßen! „That the series is funny“ [Ray], ist dar­u m kei­nes­wegs ihr ge­r ing­stes Ver­d ienst, und in der Tat: „It is not easy to forget the­se images“. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V, 126, Nr. 38; Del­t eil III , 925 – 974; GrandCar­ter­e t 258 ff.; vgl. Lip­p er­hei­de 916, Xe 201: nur deut­s che Ausg. 1902; Lon­c hamp II , 123; Rahir 391; Ray I, 238 ff., Nr. 167; Rümann, Da­u mier, S. 60; San­der 207.

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Ei­nes der äu­ßerst sel­t e­nen Ex­em­pla­r e auf Chi­na­pa­pier, aus den Samm­lun­gen Des­c amps-Scrive und Du­ché 137 Da­v illier, [Jean-]Ch[arles] ba­r on. L’Es­pagne. Illustrée de 309 gra­vur­e s des­sin­ées sur bois par Gu­stave Doré. Pa­r is, L. Hachette et Cie, 1874. 310[!] Text­holz­schnit­te (da­von 132 ganz­sei­t ig). 2 Bl., 799 S. – Ti­tel in Schwarz- und Rot­druck. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Fo­lio (342 x 250 mm). Grob­ge­n arb­ter brau­ner Ma­ro­quin­ band auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie ei­nem sich über die üb­r i­gen Rücken­fel­der er­strecken­den, in En­t re­l acs-Ma­nier ver­ schlun­ge­nen und von dop­pel­ten Gold­f ileten be­g renz­ten Flecht­band, das­sel­be auf den Deckeln als Rah­m en­werk um ei­nen Gold­f ileten­rah­m en, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­ kan­ten, mit rot­brau­n en Ma­r o­quin­doublü­ren mit drei Gold- und ei­n em Blind­f ileten­rah­m en, ei­n em von dop­ pel­ten Gold­f ileten ein­ge­faß­ten in­tar­sie­r tem Rah­m en aus ocker­far­be­nen Ma­r o­quin ­strei­fen und dar­in ei­nem fet­ten Gold­f ileten­rah­m en mit gro­ßen Eckfleurons, mit brau­ nen Sei­den- und wei­te­ren Mar­m or­pa­pier­vor­sät­zen so­wie Ganz­g old ­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1911“ , in brau­ner Halb­m aroqu­inche­ mi­se mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und Papp­schu­ber mit brau­nen Ma­r o­quin­k an­ten, die­ser eben­falls si­g niert „Mer­ci­er“ (Schu­ber­k an­ten mit klei­ne­ren Ein­r is­sen). „Un des plus beaux livres de Gu­stave Doré“ – sehr sel­t e­nes Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier Im Jahr 1862 rei­ste der wohl­ha ­ben­de Kunst­samm ­ler Ba­r on Jean-Charles Da­v illier (1823 –1883) mit dem mit ihm be­f reun­de­t en Gu­stave Doré nach Spa­n i­en – für bei­de ein eben­so nach­h al­t i­ges wie pro­duk­t i­ves Bil­dungs­er­leb­n is. Für Da­v illier mar­k ier ­t e die Rei­se den Aus­g angs­punkt be­deu­t en­der kunst ­h i­sto­r i­scher Stu­d i­en über spa ­n i­sche Ke­r a ­m ik, Gold­schmie­de­ kunst und Les arts décoratifs en Es­pagne au Moyen Age (1879), bei Doré schlu­gen sich die Ein­d rücke un­m it­ tel­bar in Zeich­nun­gen nie­der, bei de­nen – wie oft bei ihm – die „ge­r a­de­z u un­ge­heu­er­l i­che Men­ge […] mit der Man­n ig ­fal­t ig­keit der Phan­t a­sie wett­ei­fert“ [San­der, S. 29]. Die Aus­beu­t e konn­t e er be­r eits 1863 bei der Il­lu­stra­t i­on des Don Qui­chotte ver ­wer ­t en. Auch der Rei­se­be­r icht selbst wur­de suk ­z es­si­ve von 1862 bis 1869 in der Zeit­schrift Le Tour du Mon­de ver­öf ­fent ­l icht, ehe er in der vor­l ie­gen­den Aus­g a ­be zum er­sten Mal selb­stän­d ig mit 310 Holz­schnit­t en er­schien (nicht 309, wie auf dem Ti­t el an­ge­ge­ben).

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Ei­n i­ge Zeich­nun­gen Dorés wur­den nicht bzw. ver­ klei­nert über ­nom ­men, um­g e­kehrt tau­chen zwei erst­m a­lig hier auf [S. 275 und 490, vgl. Leblanc]. Vier Zeich­nun­gen stam­men nicht von Doré: Eine [S. 190] ist si­g niert E. T. (Émile Thérond?), drei stam­men von Er­c ole Ca­tenacci [S. 449, 739 und 749]. Die 132 ganz­sei­t i­gen Ab­bil­dun­gen sind rück­ sei­tig un­b e­d ruckt. Am Aus­g ang der Epo­che der Ro­m an­t ik ma ­n i­fe­stiert sich in den Bil­dern Gu­stave Dorés noch ein­m al eine emi­nent ro­m an­t i­sche Sicht „à la fois douce et sau­va­ge“ [Leblanc] auf ein exo­ tisch an ­mu­t en­des Land an der Pe­r i­phe­r ie Eu­r o­pas. Er zeich­net „avec une verve étonn­a n­te les ty­p es fa­r ouches, sing­u lièrement pi­ttoresques, que sont les mendiants, les bohémiens, les tor­éadors et les pi­c a­dors sans pi­tié“, um sie etwa mit „scènes gracieuses, les sil­hou­et­tes sveltes des An­d alouses“ zu kon­t ra­stie­r en, was man­chen Be­t rach­t er über ­for­ der­te: „Si co­lor­ées que so­ient toutes les co­mposit­ ions de l’art­i ste, on leur re­proche, cepen­d ant, trop d’ex­u bérance“. Dem nüch­t er ­nen Bi­blio­g ra­phen Leblanc nö­t ig ­t e Dorés Tem­p e­r a ­ment ein lei­den­ schaft­li­ches Be­kennt­n is ab: „Nous préférons un ex­c ès de vie à la froideur et au man­q ue d’ori­g i­nal­ité“ [Leblanc]. Für Léo­pold Car­t er­et ist dies „un des plus beaux livres de Gu­stave Doré“.

Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier sind „fort ra ­r es et recherchés à juste titre“ [Car­ter­et] – in un­se­rer Samm­lung fin­det sich noch ein wei­te­r es (die fol­ gen­de Nr.). Das vor­l ie­g en­de si­c her ­t e sich René Des­c amps-Scrive, der es von Ge­org­e s Mer­c i­er (1885 –1939) in den auf ­wen­d i­g en Ma ­r o­q uin­band mit „joli décor“ [Car ­t er­et!] und in­t ar­sie­r ten Ma ­r o­ quin­doublü­r en in­k lu­si­ve Che­m i­se und Schu­ber fas­ sen ließ. Spä­t er be­fand es sich im Be­sitz des kaum min­der re­nom ­m ier ­t en Samm ­lers Pierre Du­ché. Es wirkt noch heu­t e fast wie un­be­r ührt. Pro­ve­n i­enz: Dies ist wahr­schein­l ich das Ex­em­plar von Phil­ippe Olombel, das in sei­ner Auk­ti­on am 27. April 1894 (Nr. 267, frs. 407) an Léon Co­nquet (1848 –1897) ver­k auft wur­de, da­m als in Sei­de kar­ ton­n iert, also in ei­ner zur Bin­dung be­stimm­ten „reliure d’att­en­te“. Vor dem Bin­de­d a­tum 1911 ist kein wei­te­r es in den An­n a­len der Auk­tio­nen ver­ zeich­net. – Auf dem zwei­t en Vor­satz die gold­ge­präg­ ten Ex ­l i­bris von Rene-Des­c amps-Scrive (Auk­t i­on II , 1925, Nr. 134: frs. 4.500) und Pierre Du­ché (Auk­ ti­on II , 1972, Nr. 69: frs. 8.000). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 46, Nr. 161; Car­ter­et II , 188/190 (zi­t iert die­s es Ex­em­plar); DBF X, 382; Dézé 73 ff.; Leblanc 81 f.; Lon­ champ II , 123; Ray II , 327 und 337; Rümann 202; San­der 208; Vica ­i re III , 80.

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Ein wei­t e­r es Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, im zeit­ge­nös­si­schen Ein­band von Pe­t it 138 Da­v illier, [Jean-]Ch[arles] ba­r on. L’Es­pagne. Illustrée de 309 gra­vur­e s des­sin­ées sur bois par Gu­stave Doré. Pa­r is, L. Hachette et Cie, 1874. 310[!] Text­holz­schnit­te (da­von 132 ganz­sei­t ig). 2 Bl., 799 S. – Ti­tel in Schwarz- und Rot­druck. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt.

rei­cher Ver­gol­dung auf Rücken und Deckeln von J. Le Co­mte, der gleich­falls si­g nier­t e. Pro­ve­n i­enz: Samm­lung Adri­a n Flüh ­m ann, mit des­ sen Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem Spie­gel.

Fo­lio (346 x 255 mm). Hell­brau­n er Ma­r o­quin­band der Zeit auf sechs mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie Er­schei­nungs­ort und -jahr in zwei, schraf­f ier­tem Gold­de­k or in den üb­r i­gen, drei­ fach ge­rahm­ten Rücken­kompartim­en­ten, die Deckel mit rei­chem Rah­m en­werk aus Gold­f ileten, Roll ­stem­peln und Fleurons, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten und Roll­stem­pel-Bor­dü­re zwi ­schen dop­pel­ten Gold­f ileten auf den In­nen­k an­ten, mit Vor­sät­zen aus blau­er Moi­ré­ sei­de und Ganz­g old­schnitt, auf dem vor­de­ren In­n en­ deckel si­g niert „R. Pe­t it“ , auf dem hin­te­ren „J. Le Co­mte doreur“ , in mit Wild­le­der aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten (Schu­ber­k an­ten beschabt). Auch die­ses zwei­t e Ex­em­plar liegt in per ­fek­t em Er­h al­tungs­z u­stand vor uns, noch dazu in ei­nem zeit ­ge­nös­si­schen Ma ­r o­q uin­ein ­band von Pe­t it, mit

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Im Ver­le­ger-Lu­x us­ein­band mit Il­lu­stra­t io­nen nach Grandville 139 De­foe, Da­n i­el. Aven­tu­res de Robinson Crusoe. Traduct­ion nouv­el­le. Édit­ion illustrée par Grandville. Pa­r is, H. Four­nier ainé, 1840. Front­ispiz in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, 40 Holz­ schnitt-Ta­feln auf Ve­lin­pa­pier, sämt­lich mit Sei­den­vor­ sät­zen, 165 Text­holz ­schnit ­te. 2 Bl., 610 S., 1 Bl. Groß-Ok­tav (230 x 145 mm). Ver­le­ger­ein­band aus ro­tem Ma­ro­quin auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­ten Plat ­ten auf Rücken und Deckeln, dop­pel­ter Gold­f i­lete auf den Steh-, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, Doublü­ ren und Vor­sät­zen aus wei­ßem Moi­ré­sei­den­pa­pier und Ganz­g old­schnitt, am Fuß si­g niert „En­gel et Schaeck“ (ge­r ing braun­f leckig). Im Ver­le­ger­ein­band aus ro­t em Ma ­r o­q uin mit gold­ge­präg­t en Il­lu­stra­t io­nen nach Grandville „He made fi­c t­ion seem like truth and truth seem like fi­ct­ion“ [Sampson 453], schrieb Ge­orge Sampson über Da­n i­el De­foe (um 1659 –1731) und des­ sen 1719 er­schie­ne­nen Robinson Crusoe – „the first Eng­l ish novel of ge­n i­u s“ [ebd. 456]. Es war we­n i­ger die „selt­sa ­me li­t e­r a ­r i­sche Au­ßen­ sei­t er­g e­stalt[…]“, die der „sa­t i ­r i­s chen Phan­t a ­sie Grandvilles Ge­le­gen­heit zu ih­r en schön­sten Ge­ stal­t un­gen“ [Bil­der ­wel­t en 156] bot – denn De­foes aben­t eu­er­l i­ches Er­bau­u ngs­buch war „nicht das ge­ eig ­net­ste Il­lu­stra­t i­ons­feld für den Sa­t i­r i­ker und Ka ­r i­k a­t u­r i­sten“. So sind nur we­n i­g e Bil­der „von ko­m i­scher Ein­d ring­l ich ­keit“, wie etwa die Schlüs­ sel­sze­ne des „sich auf je­dem Schritt ver­folgt füh­ len­de[n] Robinson, den Pa­n ik nach Sich­t ung ei­nes mensch­l i­chen Fuß­a b­d rucks er­g reift“ [ebd. 160 f.]. Viel­mehr ge­lang es Grandville, sich kon­ge­n i­a l in die Stim­mung des Ro­m ans und sei­nes Hel­den ein­ zu­f üh­len: „Jusqu’ici Grandville est rai­son­n able, ex­ empt d’ex­centricité“, mein­t e Beraldi [VII , 206]; Ray nann­t e den Robinson „one of Grandville’s most ag­ reeable books“. Den nüch­t er ­nen Rea ­l is­mus De­foes auf­neh­mend, zei­ge er „Crusoe’s life on his tro­pi­ cal is­land in met­iculous de­tail. His character and moods are pres­en­ted with enga­g ing sympathy“,

und „the reader shares his sen­sa­t i­ons“. Ins­be­son­de­ re be­t ont Ren­onciat: „C’est à évo­q uer la ren­contre, la con­f ron­t at ­ion, la re­l a­t i­on entre deux hommes, deux gen­r es, deux gran­de­u rs ou deux sen­ti­ments que Grandville ex­cel­le“ [Ren­onciat 188]. Dies ist die er­ste Aus­g a ­b e mit den Il­lu­stra­t io­nen Grandvilles (die Land­s chafts­h in­t er­g rün­de stam­ men von Fran­ç ois Lou­is Français), die das Werk in Frank ­r eich bald als Kin­der­buch äu­ßerst po­pu­l är wer­den lie­ßen, wo­von zahl­r ei­che spä­t e­r e Edi­t io­nen zeu­gen. Beraldi frag­te rhe­to­r isch: „Est-il un seul de nous qui, dans sa je­u n­e s­se, ne l’ait reçu pour étren ­nes?“ [VII , 206]. Dies ist ein Ex­ em­ plar der Va­ r i­ a n­ t e mit den 40 Ta­feln auf Ve­l in­pa­pier in dem von En­gel & Schaeck ge­fer ­t ig ­t en Ver­le­ger-Lu ­x us­ein ­band aus ro­t em Ma­ ro­q uin. Die gold­g e­präg ­t en Deckel­plat ­t en, die Mal­ a vieille – mit Fra­ g e­ z ei­ c hen – dem Ste­ c her Lieb­herre zu­schreibt, zei­gen den mit Flin­te, Axt, Korb, Müt­z e und Son­nen­schirm aus­ge­r ü­ste­t en Robinson in Zie­g en­fell­k lei­dung vor ei­nem glat ­t en Mee­r es­spie­gel, de­ko­r a­t iv ein­ge­r ahmt und zu­gleich eng um­schlos­sen von sti­l i­sier ­t er Tro­p en­ve­g e­t a­t i­ on. Der ex ­z ep­t io­nel ­le, wie neu er­h al­t e­ne Ein ­band die­ses Ex­em­plars aus dem Be­sitz des In­du­stri­el­len Évr­a rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979) fin­det sich bei Mal­avieille als Mu­ster-Bei­spiel ab­ge­bil­det. Pro­ve­n i­e nz: Auf dem Spie­g el vier Ex ­l i ­b ris: Ge­k rön­t e blau- und gold­ge­präg ­t e In­itia ­len M W[an­ der]. – Dar­ü ber: EW[an­der]. – Un­t en das Wap­pen­ ex ­l i­bris des In­du­stri­el­len Évr­a rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979), des­sen Auk­t i­on I, 1979, Nr. 85: frs. 30.800, mit Abb. des Ein­bands. – Ganz oben Adri­a n Flüh ­m anns Mo­no­g ramms­childchen „awf “. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 206 und 220, Nr. 25; vgl. Bil­der­wel­ten 160 f., Nr. 83; Brivois 155; Bru­net II , 567; Car ­t er­et III , 241 und 243 (Um­s chlag-Abb.); EB V II , 139; Gra­e s­s e II , 350; Lon­c hamp II , 166; Oster­w al­der 388 (Français) und 448; Quér­a rd/Bourque­ lot I V, 151; Rahir 393; Ray II , 272 f., Nr. 193; Ren­onciat 188 –196 und 287; San­der 271; Sie­u rin 77; Vica­ire III , 750 f.; zum Ein­ band: Mal­avieille 175, Nr. 54: die­s es Ex­em­plar!

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Mit sechs ori­g i­na­len Fe­der­zeich­nun­gen von Grandville 140 De­foe, Da­n i­el. Aven­tu­res de Robinson Crusoe. Traduct­ion nouv­el­le. Édit­ion illustrée par Grandville. Pa­r is, H. Four­nier ainé, 1840. Front­ispiz in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, 40 Holz­ schnitt-Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Ve­lin­pa­pier, 165 Text­holz­schnit­te, dazu 6 ein­ge­bun­de­n e Bl. mit ori­g i­n a­len Vor­z eich­n un­gen Grandvilles in Tin­te. 2 Bl., 610 S., 1 Bl. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (240 x 153 mm). Spä­te­rer dun­k el­r o­ter Halb­m a­r o­quin­band auf vier mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie Gold­ fileten­rah­m en mit Eckfleurons in den üb­r i­gen Rücken­ kompartim­en­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­ bun­d e­n em Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old ­schnitt (durch­ge­hend et­was braun­f leckig). Ex­em­plar mit sechs ori­g i­n a ­len Fe­der­z eich­nun­gen von Grandville und den Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier Die er­ste Aus­g a ­b e des Robinson Crusoe mit den Il ­lu­stra­t io­nen Grandvilles liegt hier in der sel­t e­nen Va ­r i­a n­t e mit den Ta ­feln auf Chi­n a­pa­pier vor; die­ se er­schien „à pe­t it nombre, les ex­empla­i res qui les ren­fer ­ment sont recherchés“ [Car ­t er­et]. In den Rang ei­nes Uni­k ums er­he­b en die­ses Ex­ em­plar sechs ori­g i­n a ­le Fe­der­z eich­nun­gen Grandvilles, si­g niert mit des­sen Ate­lier­stem­pel in Blind­ prä­g ung. Fünf von ih­nen stel­len die sei­t en­ver­kehr­ ten Vor­l a­gen zu Text ­holz­schnit ­t en dar, de­nen ge­ gen­ü ber sie je­weils ein­ge­bun­den sind [S. 113, 187, 445, 480, 515]. Ein Mo­t iv hat kein Pen­d ant – es wur­ de of ­fen­bar nicht un­t er die Buch­i l­lu­stra­t io­nen auf­ ge­nom­men: wenn man so will, ein un­ver­öf­fent­ lich­tes Por­trait Robinson Crusoes als Halb­fi ­g ur in Drei­v ier ­t el­pro­fi l mit Son­nen­schirm, Müt­z e und Zie­gen ­fell­k lei­dung – ge­gen­ü ber­ge­stellt ei­nem ‚zi­v i­ li­sier ­t en‘ Zeit ­ge­nos­sen. Pro­ve­n i­enz: Auk­t i­on Langl­a rd 1924, Nr. 196: frs. 2050. – Ex­l i­bris Paul Bru­net auf dem Spie­gel, des­ sen Auk­ti­on 1935, Nr. 244 (bei­lie­g end Blatt aus Ka­t a ­log). – Ver­s o flie­g en­dem Vor­s atz in blau­er Tin­te die In­itia­len R. S., das ist Ro­bert Schu­m an (1886 –1963), der fran­z ö­si­sche Au­ßen ­m i­n i­ster und er­ste Prä­si­dent des eu­r o­päi­schen Par­l a ­ments, der wie der aus Nan­c y ge­bür­ti­g e Grandville bio­g ra­ phisch eng mit Loth­r in­gen ver­bun­den war (des­sen Ka­t a­log 1965, Nr. 265: frs. 3.300).

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Von größ­t er Sel­t en­heit: auf ein­sei­t ig be­druck­t em Chi­na­pa­pier, aus den Samm­lun­gen Lebœuf de Montgermont und Vau­t ier 141 Dela­pal­me, Émile. Le livre de mes pe­t its-enfants. Des­sins par H[ec­tor] Giacomelli. Pa­r is, L. Hachette, 1866. Durch­g e­h end mit meist zwei­sei­t i­g en brei­ten Bor­dü­ ren und Schluß­vi­g net­ten in Holz­schnitt il­lu ­striert, Ver­le­ger­si­g net in Holz­schnitt ge­gen­über Ti­tel. 150 als S. ge­ zähl­te Bl., 2 un­ge­zähl­te Bl. (ein­sei­t ig be­druckt und paar­ wei­se am Sei­ten­rand an­ein­an­der mon­t iert). – Ti­te­lei in Rot- und Schwarz­druck. – Text in schwar­zen Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt und nach Art ei­nes Block­buchs ge­bun­den. Quart (276 x 187 mm). Grob­g e­n arb­t er nacht­blau­er Ma­r o­quin­band auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und drei­fa­chen in En­t re­ lacs-Ma­nier ver­schlun­ge­n en Gold­f ileten­bün­deln in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, Deckel mit fünf­fa­chem Gold­ fileten­rah­m en zwi­schen zwei drei­fa­chen in En­t re­l acsMa­nier ver­schlun­ge­nen Gold­f ileten­rah­m en, mit dop­pel­ ter Gold­f i­lete auf den Steh- und brei­ter Dent­el­le­bor­dü­re

auf den In­nen­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“(er­ste Bl. mit kaum sicht­ba­rem Feucht­fleck, S. 110 mit klei­nem Rand­ein­schnitt). Als Ju­ r ist und Be­ a m­ t er war Émile Dela­ p al­ me (1793 –1868) „un rem­a rquable au­x ilia­ire“ [DBF X, 695] vor al­lem der Ju­l i­mon­a r­chie; dar ­ü ber hin­aus in­t er­es­sier ­t e er sich für The­men der Volks­bil­dung und trat als Her­aus­ge­ber von Wer­ken zur „éducat­ion religieuse, scientifique et même civique“ [ebd. 696] her­vor. 1864 pu­bli­z ier­t e er das Pre­mier livre du cito­yen – das zwei Jah­r e spä­t er er­schie­ne­ne Le livre de mes pe­t its-enfants stellt dazu gleich­sam ein ‚pri­va­t es‘ Ge­gen­stück dar. Es ist auch ein klas­si­sches Al­t ers­ werk, in dem ein gut­mü­t i­ger „grand roi“ sich her­a b­ läßt, „pour amu­ser ses enfants“, wie Dela­pal­me im kur­z en Vor ­wort schreibt. Die klei­nen Er­z äh­lun­gen han­deln von der Fa­m i­lie, von Haus­t ie­r en als treu­ en Freun­den, aber auch von En­geln und schließ­l ich von der stau­nens­wer ­t en Grandeur du mon­de.

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Hec­t or Giacomelli (1822 –1904) il­lu­strier ­t e das Büch ­lein auf je­der Text ­sei­t e mit meist zwei­sei­t i­gen Bor­dü­r en am seit­l i­chen und un­t e­r en Rand des Satz­ spie­gels, be­schlos­sen wird jede Er­z äh­lung von ei­ner Vi­g net ­t e. Sei­ne „char ­m an­t es illustrat ­ions“ [Brivois] sind ähn­l ich „le­ben­d ig, drol­l ig und von kind­ge­r ech­ ter De­t ail­f reu­d ig­keit“ [Bil­der ­wel­t en 204] wie jene zu Des­noyers Jean-Paul Chop­part (1868) [vgl. Nr. 150 ff.]. Be­gon­nen hat­te Giacomelli als Gra­veur bei ei­nem Gold­schmied, über die Be­k annt­schaft mit Gu­stave Doré kam er zur Buch­il­lu­stra­ti­on und wur­de von des­sen „Il­lu­stra­t i­ons­auf­fas­sung stark be­ein­flußt“ [ebd. 191]. Beim Ver­lags­h aus Hachette war er haupt­ säch­l ich für die Il­lu­stra­t i­on na­t ur­k und­l i­cher Bü­ cher zu­stän­d ig, Beraldi nennt ihn den „Van Huysum des pe­t its oiseaux, des oiseaux ex­pressifs, ten­d res et ravissants“. Giacomelli er­a r­bei­te­te auch den maß­ geb­l i­chen Werk ­k a­t a ­log über Au­g u­ste Raf ­fet. Dies ist ei­nes der äu­ßerst sel­t e­nen Ex­em­pla ­r e der er­sten Aus­g a ­be auf Chi­n a­pa­pier, die­se ka ­men nicht in den Han­del [vgl. Vica­ire]. Das Pa­pier ist ein­sei­ tig be­d ruckt, die Blät­ter wur­den je­weils paar­wei­ se mit der lee­r en Rück­sei­t e auf­ein­a n­der mon­t iert,

so daß die Il­lu­stra­t io­nen nicht durch das de­l i­k a­t e Chi­n a­pa­pier hin­durch­schei­nen. Ge­bun­den wur­de es in ei­nen heu­t e noch im­mer wie neu er­h al­t e­nen, nacht ­blau­en Ma ­r o­q uin­b and mit gold­g e­präg ­t em Fi­let­e n­d e­kor in En­t re­l acs-Ma ­n ier von Émile Mer­ci­er (1855 –1910), zu dem es ein gleich­a r­ti­ges Pen­d ant gibt: Zu Be­g inn des 20. Jahr­hun­dert ge­ hör­te das eine Ex­em­plar Lou­is Lebœuf de Montgermont, das an­ de­ r e René Des­ c amps-Scrive; An­toine Vau­tier ge­lang es, bei­de in sei­ner Bi­blio­ thek zu ver­ei­n i­gen. Pro­ve­n i­enz: Car ­t er­et und der Ka­t a ­log Vau­t ier nen­ nen zwei gleich­a r ­t ig ge­bun­de­ne Ex­em­pla ­r e, die­ses von Lou­is Lebœuf de Montgermont (des­sen Auk­ ti­on 1912, Nr. 67) und ei­nes von René Des­c ampsScrive (des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log II , 1925, Nr. 135: frs. 1.900). – Far­big il­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris von A[ntoine] Vau­t ier auf dem Spie­gel (des­sen Ka­t a­log I, 1977, Nr. 247: frs. 2.000), dar ­u n­t er Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 105; Brivois 117; Car­t er­et III , 191 f.; DBF XV, 1435 (Giacomelli); Lon­c hamp II , 124; Oster­w al­der 422; Rahir 393; Vica­i re II , 101; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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Aus der Samm­lung Villebœuf 142 Del­e s­sert, Ben­ja­m in und Gérando, [Jo­sephMa­r ie] ba­r on de (Hrsg.). La mora­le en ac­tion ou les bons ex­emples. Illu­stré de 120 des­sins par Jules Da­vid, gravées par Chevin. Pa­r is, G. Ku­gel­m ann, 1842. 20 Ta­feln in Holz­schnitt auf stär­k e­rem Pa­pier, 90 Tex­ il­lu ­stra­t io­nen und 115 Schmuck­in­itia­len in Holz­schnitt. 4 Bl., 332 S. [letz­te 3 S. mit fal­scher Pa­g i­nie­r ung]; 4 S.; 4 S. ( Ver­lags­pro­spek­te zu die­sem Buch). Quart, un­be­schnit­ten (276 x 175 mm). Hell­brau­ner grob­ ge­n arb­ter Halb­m a­r o­quin­band der Zeit auf fünf blindund gold­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ ti­tel, Rücken­fel­d er mit or­n a­m en­ta­l er Ver­g ol­dung in dop­pel­tem Fi­let­en­rah­m en, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­ zen und ein­ge­bun­de­nem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um­ schlag­rücken), auf dem flie­gen­d en Vor­satz ver­so si­ gniert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1923“ (Um­schlag mit ge­glät ­te­ten Knit ­ter­spu­ren). Mo­r a­l i­sche Bei­spie­le in Text und Bild – mit Ori­g i­n alum­schlag und zwei Ver­l ags­pro­spek­t en Dies ist die er­ste Aus­g a­be der Samm­lung von ver­ schie­den­sten Bei­spie­len tu­gend­h af ­t en und wohl­t ä­ ti­gen Ver­h al­t ens. Ver­a n­stal­t et wur­de sie von Ben­ ja­m in Del­es­sert (1773 –1847) – er mach­t e sich auch als Bo­t a ­n i­ker und Mu­schel­k undler ei­nen Na ­men – und Jo­seph-Ma­r ie de Gérando (1772 –1842), die als Prä ­si­dent und Vi ­z e­prä ­si­dent der Ca­i sse d’Epargne de Pa­r is zu­sam ­men­a r­bei­t e­t en und bei­de aus Lyon ge­bür­tig wa­ren. Vor al­lem aber ver­band sie ein

aus­ge­präg ­t es Hu ­m a ­n i­t äts­ide­a l: Del­es­sert „s’oc­cupa de pol­itique et d’œuvres de bienfaisance“ [DBF] und grün­de­t e die So­ciété phil­antropique, Gérando pu­bli­ zier ­t e zu Sprach- und Mo­r al­phi­lo­so­phie, grün­de­t e die So­ciété de mora­le chrétienne und war für meh­r e­r e Wohl­fahrts­or­g a ­n i­sa­t io­nen tä­t ig. Das Buch wand­t e sich aus­d rück­l ich auch an Haus­vä­t er; die Bil­der soll­t en päd­a go­g isch als un ­m it­ tel­ba­r e ‚Vor-Bil­der‘ auf die Le­ser wir­ken. Der als ge­müt ­vol­ler Gen­r e­m a ­ler be­k ann­t e Jules Da­v id (1808 –1892), En­kel von Lou­is Da­v id, war für die „scènes plus att ­ach­a n­t es choi­sies dans l’ouv ­r a­ge“ (Pro­spekt) der ge­n au pas­sen­de Zeich­ner. In un­ s er Ex­ em­ plar ist der ori­ g i­ n a­ le, reich mit Gold­d ruck or ­n a ­men­t ier ­t e Um­schlag auf dun­kel­li­l a Glanz­pa­pier bei­ge­bun­den, eben­so zwei Ver­lags­ pro­spek­te zum Buch, die satz­gleich sind, aber auf S. 3 eine un­t er­schied­l i­che Text ­a b­bil­dung zei­gen – das al­les in ei­nem ta­del­lo­sen Ein­band in Ma­r o­quin citron von Ge­org­es Mer­ci­er (1885 –1939). Pro­ve­n i­enz: Mit gold­ge­präg ­t em Ex ­l i­bris von Paul Villebœuf (des­sen Auk­t i­on 1963: Nr. 253) auf dem Spie­g el. – Dar ­u n­t er Adri­a n Flüh ­m anns Mo­no­ gramms­childchen „awf “. Li­t e­r a­t ur: Brivois 288 (mit fal­s cher Kol ­l a­t i­on); Car ­t er­et III , 419; San­der 500 (mit fal­s cher Kol­la­t i­on); Vica­i re V, 1127; zu Da­v id: Oster­w al­der 293; Thieme/Becker 8, 457; zu Del­e s­s ert: DBF X, 804 f.; Hoefer 13, 451 ff.; zu Gérando: DBF XV, 1197 ff.; Hoefer 20, 142 ff.

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Im si­g nier ­t en Mei­ster­ein­band der Zeit 143 Delille, J[acques]. Œuvres de J. Delille, avec les no­tes de MM. Pars­eval-Grandmaison, de Féletz, de Choiseul-Gouffier, Aimé-Mar­tin, Des­couretz, etc. Quatrième Edi­ti­on. Pa­r is, Fir­m in Didot frères et Cie , Lefèvre, 1837. 2 Por­traits und 4 Ta­feln in Stahl­stich und mit Sei­den­ vor­sät­zen; 1 Stahl­stich-Ta­fel als Pro­be­druck auf Chi­n a­ pa­pier, auf­k a ­schiert auf Ve­lin­pa­pier mit Sei­den­vor­satz; 1 Ti­tel­vi­g net­te in Holz­schnitt. 2 Bl., VIII S., 914 zwei­ spal­t i­ge S. Quart (255 x 157 mm). Dun­k el­blau­er Kalb­le­der­band der Zeit auf vier fla­che, je mit zwei in Fleurons mün­den­ den Gold­f ileten ge­schmück­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in ein­fa­chem und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung in fet­tem und ma­ge­rem Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­ gen Rücken­fel­dern, Deckel mit Rah­m en aus fet­ter und ma­ge­rer Gold­f i­lete, dar­in floral-or­n a­m en­ta­les Rah­m en­ werk mit gro­ßen Eckstücken, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und vier­fa­chen Gold­f ileten auf den In­nen­ kan­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, am Fuß si­g niert „Boersch“ (Pa­pier nur schwach braun­ fleckig). Mit sie­ben zu­sätz­l i­chen Sti­chen und im Ro­m an­t i ­ker-Ein ­band Schon zu Leb­zei­t en ge­noß er eu­r o­pa­wei­t es An­se­hen und „wim­mel­ten“ um ihn „die Schü­ler und Nach­ ah ­mun­gen“ [Die ro­m a ­n i­schen Li­t e­r a­t u­r en I, 149]; bei sei­nem Tod wur­de Ja­cques Delille (1738 –1813) als „der Mei­ster der wis­s en­s chaft ­l i­c hen Poe­sie be­t rau­ert und mit un­ge­wöhn­l i­chem Ge­prän­ge be­ stat­t et“ [ebd. 148], doch schon zur Mit­t e des 19. Jahr­ hun­derts war sein Ruhm ver­blaßt. Delille hat­t e es ver­stan­den, selbst die schlich­t e­sten Ge­gen­stän­de „buk­olisch und lehr­h aft“ [ebd. 149] zu be­schrei­ ben und durch ein phil­a n­t ro­pi­sches „mo­r a ­l i­sie­r en­ des Pa­t hos“ [ebd.] zu poe­t i­sie­r en. Sei­ne Kunst war zu­dem „wie ein Sam­mel­b ecken, breit und seicht, in das vie­le Rinn­sa­le des 18. Jahr­hun­derts mün­de­ ten“ [ebd.] – dar­i n wa­r en sei­ne Grö­ße und Gren­z en be­g rün­det. Eine Werk­aus­g a ­be war erst ­m als 1824 er­schie­nen, in der vor­l ie­gen­den Form zu­erst 1833, wo­von dies – vier Jah­r e spä­t er – be­r eits die vier­t e Auf­la­ge ist. Sie ent ­h ält die bei­den gro­ßen Land­schafts­ge­d ich­t e Les jard­ins und L’ homme des cham­ps, Delilles Haupt­werk Les trois règnes, ein Kom­pen­d i­u m der Na­t ur ­w is­sen­ schaft und Tech­n ik in Ver­sen, das Sainte-Beuve als „der höch­ste Tri­u mph und gleich­sam die Kro­ne der

Gat­t ung“ er­schien [zit. ebd. 148], fer­ner Mal­heur et pi­t ié, L’ ima­g i­n a­t i­on und La co­nversat ­ion, wei­t er­h in drei Über­set­z un­gen, je­weils mit be­glei­t en­dem Ori­ gi ­n al­t ext: Les Géorgiques und L’Énéide nach Vergil und Para­dis per­du nach Mil­ton, so­w ie schließ­lich di­ver ­se Poé­sies fugitives. Bru­net nennt für die Aus­g a­b e von 1833 nur ein Por ­t rait; in un­se­r em Ex­em­plar fin­den sich ne­b en dem von Pierre Plée (1742 –1810) ge­sto­che­nen Bild­ nis Delilles auch das des Za­r en Alex­a n­der I. von Ruß­land (nach Pierre Au­douin), dem Delille die Énéide ge­w id­met hat ­t e. Fünf wei­t e­r e Ta ­feln il­lu­ strie­r en die Tex­t e, da­von zwei ge­z eich­net von Devé­ ria, zwei ge­sto­chen von Al­f red Johan­not. Von den ins­ge­samt sie­ben Stahl­sti­chen lie­gen sechs auf stär­ ke­r em Ve­l in­pa­pier vor, ei­ner als Pro­b e­d ruck auf Chi­n a­pa­pier, auf ­k a­schiert auf Ve­l in­pa­pier. Von der gro­ßen Wert­schät­z ung Delilles auch noch in der Zeit der Ro­m an­tik zeugt der wun­der­schön er­h al­t e­ne, ro­m an­t isch de­ko­r ier ­t e nacht ­blaue Kalb­ le­der­band von J. J. Boersch. Der wohl aus dem El­saß stam ­men­de Pa ­r i­ser Buch­bin­der ist we­n ig be­ kannt (bei Rams­den zu­sätz­l ich un­t er in­kor ­r ek­t em Na­men, nicht bei Fléty) und nur von 1826 bis 1836 als tä­t ig be­z eugt. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Bru ­net II , 576 (Ausg. 1833); vgl. Gra­e s­s e II , 353; Quér­a rd/Bourque­lot III , 196; zu Delille: DBF X, 836 f.; Hoefer 13, 464 ff.; Die ro­m a­n i­s chen Li­te­r a­tu­r en I, 148 f.; zu Boersch: Culot 470; Rams­den 37 und 40 (als „Bou­r och“).

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Im ro­man­t i­schen Mo­sa­i k­ein­band für Léon Curmer 144 Delille, [Ja­cques]. Les jard­ins ou l’art d’embellir les paysa­ges. Poe­m e. Pa­r is, Chapsal, 1844. Il­lu­strier­ter Ti­tel und 14 Ta­feln, alle in Stahl­stich und mit röt­lich ge­tön­ten Sei­den­vor­sät­zen, 19 Text­holz­schnit­ te, 1 or­n a­m en­ta­le Vi­g net­te. 2 Bl., XXXI S., 312 S., 2 Bl. (das letz­te weiß). Quart (252 x 170 mm). Au­ber­g i­ne­farbener Saf­f i­an­band der Zeit mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in zwei Fel­dern in dop­pel­tem Rah­m en von fet­ter und ma­ge­rer Gold­fi­lete, da­zwi­schen or­n a­m en­ta­le Ver­gol­dung in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en, am Fuß die In­itia­len des Ver­le­gers Curmer in de­k o­ra­t i­ver Ka­sten­ver­g ol­dung, die Deckel au­ßen mit dop­pel­tem Gold- und fet­tem Blind­fileten­ rah­m en, dar­in or­n a­m en­ta­les Rah­m en­werk aus geo­m e­ trisch ver­schlun­ge­nen Dop­pel­f ileten, zen­t ral eine gold­ ge­präg­te Ro­set­te mit Ein­la­gen aus ro­tem, grü­n em und hell­brau­nem Ma­r o­quin, um­ge­ben von wei­te­ren ro­m an­ ti­schen Or­n a­m en­ten und ei­n em fet­ten, von zwei Gold­ fileten um­ge­be­nen Rah­m en in Blind­prä­g ung, mit Gold­ fi­lete auf den Steh­k an­ten und blind- und gold­ge­präg­tem Rah­m en­werk mit Eckfleurons auf den In­nen­k an­ten, mit Doublü­ren und Vor­sät­zen aus grü­nem Pa­pier und Ganz­ gold­schnitt, in neue­rer, gold- und blind­ge­präg­ter Halb­ maroqu­inche­mi­se (die­se mit Eti­k ett des Pa­r i­ser Ver­g ol­ ders Tail­le­ur) in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten. In ei ­nem ex ­z ep­t io­nel ­len ro­m an­t i­schen Ein ­band für Léon Curmer Ein Gar ­t en­buch in Alex­a n­d ri­nern? Der poe­t i­sie­ ren­de Abt Ja­cques Delille (1738 –1813) ver­moch­te in sei­nen erst ­m als 1782 er­schie­nen Jard­ins noch bei­des zu ver­ei­nen: prak­t i­sche Lehr­h af ­t ig­keit und buk­olische Ly ­r ik, uti­l i­t a ­r i­sti­sche Mo­r al und schwär­ men­de Na­t ur ­f reu­de im Ge­fol­ge Rousse­aus. Daß Delille die da ­m it ver­bun­de­nen „de­skrip­t i­ven Auf­g a ­ben im Zeit ­ge­schmack auf das Ge­schick­t e­ste lö­ste“ [Die ro­m a ­n i­schen Li­t e­r a­t u­r en], ver­h alf ihm „für kur­z e Zeit zu europ. Ruhm“ [En­g el­h ardt/Rol­off ]; eine deut­sche Über­set­z ung er­schien 1796. In spä­t e­r en Zei­t en traf er da­f ür auf umso harschere Ab­leh­nung. Wenn tat­ s äch­ l ich „Fä­ den von ihm zur Ro­ m an­ tik lau­fen, so sind sie haar­fein“ – etwa, wenn sich „un­t er der kon­ven­t io­nel­len Kru­ste ein ­m al ech­t es Na­t ur­emp­fi n­den, per­sön ­l i­che Er­g rif ­fen ­heit regt“ [Die ro­m a ­n i­schen Li­t e­r a­t u­r en]. Aber ins­ge­samt, so Edu­a rd von Jan, stre­be Delille doch da­h in, „die un­ ge­bän­d ig ­t e Fül­le der Nat ­u r­l and­schaft zur Kunst­ land­s chaft im klas­s isch-fran­z ö­s i­s chem Sin­n e

um­z u­ge­stal­ten. Sie ge­ben das Bild ei­ner von star­ ken Ge­gen­sät­z en ge­r ei­n ig ­t en Na­t ur, sie be­t o­nen die er ­z ie­he­r i­schen Wer ­t e ei ­ner künst ­l ich ge­schaf ­fe­nen Har­mo­n ie“. Ge­r a­de dies kam aber auch ei­ner po­pu­lä­r en Form der Ro­ m an­ t ik ent­ g e­ g en. Und so wa­ r en Delilles Jard­ins „an der Mode, Gär­t en mit Ka­pel­len, Klo­ster­ ku­l is­sen, Rui­nen und Grä­bern zu schmücken, nicht un­be­t ei­l igt. Und er half auch sonst mit, so­wohl die Re­l i­g i­ös­ität, frei­l ich eine sehr ober ­fl äch­l i­che und be­sten­falls sen­t i­men­t a ­le, wie­der in Mode zu brin­ gen wie die Mode weh­muts­vol­ler Träu­me­r ei zu stei­ gern“ [Die ro­m a ­n i­schen Li­t e­r a­t u ­r en]. Den­noch bleibt es be­mer­kens­wert, daß Delilles Werk zwei Ge­ne­r a­t io­nen spä­t er als il­lu­strier ­t es ro­m an­t i­sches Buch par ex­c ellence wie­der er­schei ­nen konn­te. Dies ist die er­ste Aus­g a­be mit den Land­ schafts­bil­dern von Jean Pierre Thé­not (1803 –1857), des­sen Lauf ­bahn frei­l ich gleich­falls me­l an­cho­l isch stim­men kann: Schon früh sah man in ihm ei­ nen „bril­lant aqua­r ell­iste de paysa­ges: il avait été co­mplimenté par la du­chesse de Berry au Sa­lon de 1827. Mais, fa­ute de sui­t e dans les idées et le travail, cette ca­r rière tour­n a court, et le mena pas au succès. […] au to­t al, il mourut dans la misère“ [Beraldi]. Ei­ner der be­deu­t end­sten Ver­le­ger der Ro­m an­t ik, Léon Curmer, er­k ann­te für sich per­sön­lich den Wert die­ser „bel­le im­pres­si­on“ [Brivois]. Er ließ sich sein ei­ge­nes Ex­em­plar in den hier vor­lie­gen­ den wun­der­ba ­r en mosai­z ier ­t en ro­m an­t i­schen Ein­ band bin­den. Pro­ve­n i­enz: Erst ­b e­sit­z er war der Ver­le­g er Léon Curmer (1801 –1870), der den ex­k lu­si­ven ro­m an­ ti­schen Ein­band in Auf­trag gab, mit des­sen In­ itia­len am Fuß (Auk­ti­on 1874, Nr. 17). – Auf der Doublüre das gold­g e­präg ­t e Ex ­l i­bris von René Des­c amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille an­säs­ si­gen In­du­stri­el­len und ne­b en Beraldi und Bart­ hou re­nom ­m ier ­t est­en Samm ­ler sei ­ner Zeit (nicht in des­ s en Ka­ t a­ log 1925). – Dar­ u n­ t er das Wap­ pen­ex ­l i­bris des In­du­stri­el­len Évr­a rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979), des­sen Auk­t i­on II , 1980, Nr. 42, mit Abb. – Schließ­ l ich: Adri­ a n Flüh­ m anns Mo­no­g ramms­childchen „awf “. Li­t e­r a­t ur: Brivois 117; Car ­t er­et III , 192; DBF X, 836 f.; Vica­i re III , 122 f.; zu Delille: Die ro­m a­n i­s chen Li­t e­r a­t u­r en I, 149; En­ gel­h ardt/Rol­off I, 248; Hoefer 13, 464 ff.; Jan 206; zu Thé­not: Beraldi XII , 110 f.

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Do­n au, der zwei­t e be­r ich­t et von ei­nem Be­such der Stadt Wo­sn­es­sensk wäh­r end der An­we­sen­heit des Za­r en, der drit­t e von der Krim so­w ie von der Rück­ rei­se Démid­offs über Lem­berg und Wien, der vier­ te von Schiffs­r ei­se sei­ner Ge­f ähr ­t en von Istan­bul nach Mar­seille.

Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus den Samm­lun­gen Meeûs, van der Rest, Es­me­r ian und Bon­nas­se 145 [Démid­off, prince de San Donato, Ana­tole de]. Es­quisses d’un voy­a ge dans la Rus­sie me­r i­dio­n a­ le et la Crimée. [Vor­ti­tel:] Voy­a ge en Crimée. Pa­r is, Rousseau [und:] Houdaille, 1838. Ti­tel­vi­g net­te und 8 Text­vi­g net­ten in Holz­schnitt. 4 Bl., 102 S., 1 lee­res Bl. – Text in schwar­zen Rah­men ge­setzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (252 x 165 mm). Lang­g e­n arb­ter dun­k el­g rü­n er Ma­r o­quin­band auf glat ­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel zwi­schen zwei drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­ men, Deckel mit fet­tem und fünf ma­ge­ren Gold­f ileten­ rah­m en, der in­n er­ste mit Eckfleurons, dop­pel­te Gold­ fileten auf den Steh­k an­ten, In­n en­k an­ten mit fet­tem Gold­f ileten­rah­m en, dar­in ein­ge­rahm­tes Mä­an­der­band, je­weils aus dop­pel­ten Gold­f ileten, und mit Eckfleurons, Doublü­ren und flie­gen­de Vor­sät­ze aus blaß­g rü­ner Moi­ ré­sei­de, mit Ganz­g old­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert und da­t iert „G. Mer­ci­er rel. 1939“ , in Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten (Rücken leicht bräun­lich ver­f ärbt, Vor­t i­tel schwach ge­bräunt, Ti­tel mit mi­ni­m a­lem Rand­ein­r iß). Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier, aus be­deu­t en­den Samm ­lun­gen Dies ist die er­ste, noch an­ony ­me Ver­öf ­fent ­l i­chung von Prinz Ana­tole de Démid­off (1813 –1870), und zu­gleich der er­ste Be­r icht von der gro­ßen Ruß­l and­ rei­se, die er 1837 mit rund zwei Dut­z end Ge­lehr­ ten und Künst­lern un­ter­nom­men hat­te. Das Buch ist dem rus­si­schen Za ­r en Ni­ko­l aus I. ge­w id­met und be­steht aus vier Brie­fen, die im Au­g ust und Sep­ tem­ber 1837 in Odes­sa so­w ie im Ja­nu­a r und März 1838 in Pa­r is ge­schrie­ben wur­den. Der er­ste schil­ dert die Wala­chei mit dem Mün­dungs­g e­biet der

Die­se „ra­pi­dem­ent“ zu­sam ­men­ge­stell­t e Schrift be­ sitzt den Vor­z ug grö­ße­r er Ak­t ua ­l i­t ät und Un ­m it ­t el­ bar­keit ge­gen­ü ber der nach­fol­gen­den vo­lu ­m i­nö­sen, erst 1840 er­schie­ne­nen Voy­a ge dans la Rus­sie me­r i­ dio­n a­le et la Crimée par la Hongrie, la Valachie et la Mol­davie, von wel­cher sie je­doch in der Wahr­neh­ mung ver­ d rängt wur­ de: Schon bald wa­ r en die Es­quisses „peu co­n nues“ [Beraldi]; in ei­n i­gen Re­fe­ renz ­wer­ken (Brivois, Giacomelli, Oster ­wal­der) sind sie schlicht über­g an­gen. Das Büch­lein ent­h ält acht hier erst­m als ge­d ruck­t e Holz­schnit ­t e des mit ­r ei­sen­den Zeich­ners Au­g u­ste Raf­fet (1804 –1860), die „non seulement une merveille ar­t ist­ique, mais encore un précieux document et­h nologique“ [Bénézit] dar­stel­len. Sie wur­den auch in die Aus­g a­be von 1840 über­nom­men, dort je­doch in ei­ner be­schei­de­ne­r en Qua ­l i­t ät der Wie­der­g a ­be. Das mag auch dar­a n lie­gen, daß das vor­lie­gen­de Ex­em­plar ei­ner der we­n i­g en Drucke auf Chi­n a­Pa­pier ist; die­ser ist fast ma­kel­los er­h al­t en und zu­ dem kaum be­schnit­ten. Da­m it hält der präch­ti­ge Mei­ster­ein­band von Ge­org­e s Mer­ci­er (1885 –1939) durch­aus Schritt. Auf­f äl­lig ist, daß der Buch­bin­ der hier aus­n ahms­wei­se – in sei­nem letz­t en Le­bens­ jahr – al­lein mit sei­nem Na­men und nicht wie sonst als „S[ucc­e s­seu]r de son père“ si­g nier­te. Die Ver­ gol­dung be­sorg ­t e laut Ka­t a ­log Es­me­r ian das Ate­l ier von Émile und An­d ré Mayl­a n­der. Die Be­sit­z er ­r ei­he im 20. Jahr­hun­dert liest sich wie ein Who is who der Samm­ler fran­z ö­si­scher Ro­m an­t ik: Lau­r ent Meeûs, Pierre van der Rest, Raphaël Es­ me­ r ian, Hen­ ri Bon­n as­se (ohne Ex ­l i­bris), Adri­a n Flüh ­m ann. Pro­ve­n i­enz: Ver­s o flie­g en­dem Vor­s atz die Ex ­l i­ bris von Lau­r ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau­r ent Meeûs, 1982, Nr. 255), Pierre van der Rest (Auk­t i­on am 20.10.1964, Nr. 24) und Raphaël Es­me­r ian (Auk­t i­on I V, 1973, Nr. 37: frs. 2.800). Näch­ster Be­sit­z er war Hen­r i Bon­n as­se (Auk­t i­on II , 1982, Nr. 37: frs. 9.000), zu­letzt Adri­a n Flüh­m ann, des­sen Mo­no­g ramms­childchen „awf “ zu­u n­t erst auf dem Spie­gel. Li­t e­r a­t ur: Bénézit XI , 393; Beraldi XI , 109, Nr. 1663 –1671; Car­ ter­et III , 196; vgl. Giacomelli 289 ff. (nicht die­s e Ausg.!); Hoefer 13, 561; vgl. Ray II , 282, Nr. 204; San­der 218; Vica­i re III , 165; zu Raf­fet als Rei­s e­t eil­neh­mer vgl. Bry 35 ff.

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Im re­prä­sen­t a­t i­ven Ver­le­ger­ein­band 146 Démid­off, [prince de San Donato] Ana­t ole de. Voy­a ge dans la Rus­sie mérid­ion­ale et la Crimée, par la Hongrie, la Valachie et la Mol­davie. Ex­ecutée en 1837. Édit­ion illu ­stré de so­i x­an­te-quatre des­sins par Raf­fet. Pa­r is, Er­nest Bour­din et Cie, 1840. 24 Ta­feln in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, auf Kar­tons auf­k a ­schiert und mit Sei­den­vor­sät­zen, 1 dop­pel­sei­t ig be­druck­te No­ten-Ta­fel, 38 Holz­schnitt­vi­g net­ten. 2 Bl., VII S., 621, (3) S. Mit ei­ni­gen Ta­bel­len. Quart (254 x 163 mm). Ver­le­ger­ein­band aus rot­brau­nem Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ ti­tel, um­ge­ben von flora­lem Rocaille-De­k or, sol­cher als Rah­m en auch auf den Deckeln, hier mit Vö­geln und Gro­tes­k en be­setzt, zen­t ral der ge­krön­te rus­si­sche Dop­ pel­ad­ler mit Ge­orgs­schild, Szep­ter und Reichs­ap­fel, mit hell­gel­ben Glanz­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, ver­so Vor­satz mit Eti­k ett des Bin­ders Boutigny (Rüc­ ken auf­ge­h ellt, durch­ge­h end leicht stock­f leckig, letz­te La­gen leicht ge­bräunt, Ti­te­lei und Front­ispiz mit klei­ nem Feucht­rand). Im re­prä­sen­t a­t i­ven Ver­le­ger­ein­band von Boutigny Prinz Ana­t ole de Démid­off (1813 –1870) or­g a ­n i­sier­ te und fi ­n an ­z ier ­t e eine wis­sen­schaft ­l i­che Ex­pe­d i­t i­ on nach Ruß­land, die 1837 un­ter der Lei­t ung von Frédéric Le Play (1807 –1882) statt­fand und der 22 fran ­z ö­si­sche Ge­lehr ­t e, Schrift ­stel ­ler und Künst ­ler an­ge­hör ­t en, dar ­u n­t er Au­g u­ste Raf ­fet (1804 –1860). Des­sen Il­lu­stra­t io­nen der vor­l ie­gen­den Erst ­aus­g a­ be sind „non seulement une merveille ar­tist­ique, mais encore un précieux document et­h nologique“ [Bénézit]. Beraldi hielt Raf­fet für „le plus grand nom de l’es­t ampe ori­g i­n a­le du siècle“ und „l’un des plus grands noms de l’art français“ [Beraldi XI , 61] – ein gro­ßer Teil sei­nes Wer­kes ist wie­der ­u m „da­durch beeinflusst, dass der Fürst Démid­off ihn als Zeich­ ner und Il­lu­stra­t or für die von ihm her­aus­ge­ge­be­ nen Rei­se­be­schrei­bun­gen auf sei­ne lan­gen Rei­sen mit­n ahm“ [San­der, S. 41]. Das „œuvre ins­tructive et sérieuse“ [Hoefer] und „hand­some book“ [Ray] ent­h ält auf dem Ti­tel die ge­d ruck­te Wid­mung „Dédié à S. M. Nico­las 1er, Empereur de toutes les Rus­sies“ und als Front­i spiz des­sen Por ­t rait zu Pferd. Da ­m it kor ­r e­spon­d iert auch das gol­de­ne Si­g net des rus­si­schen Dop­pel­ad­lers auf den Deckeln des von Boutigny ge­stal­t e­t en Ver­le­ger­ ein­bands für Bour­d in. Zu­gleich re­prä­sen­t iert der

Ein­band­schmuck ide­a l­t y ­pisch den Stil Boutignys, war er doch „the lea­d ing ex­po­nent of the rocaille school of bin­d ing“ [Rams­den 40]. Von die­ser er­sten Aus­g a ­b e exi­stie­r en auch Va ­r i­ an­t en mit der Jah­r es­z ahl 1841 auf dem Ti­t el. Laut Car­t er­et fehlt in vie­len Ex­em­pla­r en die – hier vor­ han­de­ne – „préface“ ( VII S.), doch ba­siert sei­ne An­ ga ­b e of ­fen­sicht ­l ich auf ei­ner Ver ­wech­se­lung mit der tat­säch­l ich nur „fort ra ­r em­ent“ [Vica ­i re] an­z u­ tref ­fen­den, gleich­falls rö­m isch pa­g i­n ier ­t en „dédicace“ ( VIII S., wohl mit 2 Vi­g net­t en), die auch un­ser Ex­em­plar nicht be­sitzt (wie das Ex­em­plar Es­coffier). Vor­h an­den ist das un­pa­g i­n ier ­t e ge­sto­che­ne No­t en­ blatt mit dem Mar­che valaque [nach S. 142]. Li­t e­r a­t ur: Bénézit XI , 393; Beraldi XI , 109, Nr. 1672 –1723; Brivois 119 f.; Car ­t er­et III , 196; Es­c offier 1430; Giacomelli 289 ff.; Hoefer 13, 561; Lon­champ II , 126; Oster­w al­der 861; Ray II , 282, Nr. 204; San­der 219; Thieme/Becker 27, 564; Vica­i re III , 165 f.; zu Raf­fet als Rei­s e­t eil­neh­mer vgl. Bry 35 ff.; zum Ein­band: Culot Nr. 192; Mal­avieille 153, Nr. 25 (Abb.).

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus dem Be­sitz von Jules Ja­n in und im Ein­band von Bauz­onnet-Tra­utz 147 Démid­off, [prince de San Donato] Ana­t ole de. Voy­a ge dans la Rus­sie mérid­ion­ale et la Crimée, par la Hongrie, la Valachie et la Mol­d avie, exe­c uté en 1837, sous la dir­ect­ion de M. Ana­tole de Démid­off, par MM. de Sainson, Le Play, Huot, Léveillé, Raf­fet, Rousseau, de Nord­m ann et Du Ponceau. Dédié à S. M. Nico­las 1er, Empereur de toutes les Rus­sies. Tome pre­m ier. Pa­r is, Er­nest Bour­din et Ce, 1840. 24 Ta­feln in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, auf Kar­tons auf­k a ­schiert, 1 dop­pel­sei­t ig be­druck­te No­ten-Ta­fel, 38 Holz­schnitt­vi­g net­ten. 2 Bl., VII S., 621, (3) S. Mit ei­ni­ gen Ta­bel­len. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (260 x 166 mm). Grob­ge­n arb­ter pflau­m en­far­bi­ ger Ma­r o­quin­band der Zeit auf fünf mit schraf­f ier­ten Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken. ­t i­tel und Ka ­sten­ver­g ol­dung der üb­r i­gen Kompartim­en­te aus fet­tem zwi­schen zwei ma­ge­ren Gold­f ileten­rah­m en, zwei eben­sol­che drei­fa­che Rah­m en auf den Deckeln, mit drei­fa­chen Gold­f ileten auf den Steh- und Dent­el­le­bor­ dü­re auf den In­nen­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt über ei­ni­gen seit­li­chen Témo­ins, am Fuß si­g niert „Bauz­onnet-Tra­u tz“ (eine Ein­band-Ecke mit mi­ni­m a­ler Stoß­spur, meist leicht, stel­len­wei­se et­was stär­k er braun­f leckig). Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier von Jules Ja ­n in, im zeit ­ge­nös­si­schen Ein ­band von Bauz­onnet-Tra­utz Die 1840 er­schie­ne­ne Rei­se­be­schrei­bung des Prin­ zen Ana­tole de Démid­off wur­de bis 1842 um drei wei­t e­r e Bän­de er­g änzt; bei un­se­r em Band han­delt

es sich – an­ders als vom Ti­t el­blatt zu ver­mu­t en – je­ doch nicht um den „Tome pre­m ier“ der vier­bän­d i­ gen Aus­g a­be. Vica­ire stellt klar: „En 1840, il a été réimprimé des titres nouveaux, dont le li­bel­le est diffé­r ent, avec la ment­ion: Tome pre­m ier“. Dar­aus er­k lärt sich auch ein an­de­r es Spe­z i ­fi ­k um: Car­t er­et er­wähnt nur für den 1840 er­schie­nen Band „quelques ex­empla­ires sur pa­pier de Chine“, nicht aber für die spä­t e­r e vier­bän­d i­ge Aus­g a ­be, für die auch San­der le­d ig­l ich „ra ­r es ex­empl. s. Hol­l an­ de“ kennt. Wie der ge­sam­te Band ist je­doch auch un­ser Ti­t el­blatt des „Tome pre­m ier“ auf Chi­n a­pa­ pier ge­d ruckt, also wur­den die Chi­n a­pa­pier-Ab­z ü­ ge eben­falls mit dem spä­t e­r en Band-Ti­t el ver­se­hen. Daß das vor­lie­gen­de Buch so voll­stän­d ig ist, wird nicht zu­letzt an dem zeit ­ge­nös­si­schen Ein­band von Bauz­onnet-Tra­utz deut­lich, die nur 1840 –1851 in die­ser Form si­g nier ­t en: Kei­ner­lei Band­be­z eich ­nung fin­det sich auf dem Rücken des im dop­pel­t en Sinn ‚ex ­k lu­si­ven‘ Mei­ster­ein­bands [vgl. Culot, S. 462 f.; Fléty 19; Rams­den 26]. Wie das vo­r i­ge Ex­em­plar be­sitzt auch die­ses die „préface“ (hin­ge­gen nicht die „dédicace“), fer­ner das un­pa­g i­n ier ­t e ge­sto­che­ne No­t en­blatt mit dem Mar­che valaque [nach S. 142]. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris von Jules Ja ­n in (1804 –1874) ver­s o flie­g en­dem Vor­s atz [vgl. Poideb­a rd 310 f.], nicht in des­s en Auk­t i­ons­k a­t a ­log 1877. – Ge­g en­ über Ex­l i­bris von Pierre van der Rest (Auk­t i­on am 20.10.1964, Nr. 25: frs. 1.400).

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Mo­sa­i k­ein­band im Re­stau­ra­t i­ons­stil 148 De­mou­stier, C[harles]-A[lbert]. Lettres à Émilie sur la my­tho­lo­g ie. 3 in 1 Bd. Pa­r is, Au bu­re­au des écrite­urs, 1830. Ti­tel­vi­g net­te in Holz­schnitt. 247 S.; 210 S.; 256 S. Klein-Ok­tav (135 x 80 mm). Dun­k el­brau­n er ge­glät­te­ter Ma­r o­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel in dop­pel­ter Gold­f ileten­rah­mung auf zwei er­h a­be­nen Flä­chen an den Ka­pi­ta­len, Rücken und Deckel mit rei­cher or­n a­m en­ta­ler Gold­prä­g ung und In­tar­si­en in Ocker, Grün und Dun­k el­r ot, auf den Dec­ keln um­ge­ben von fet­tem Fi­let­en­rah­m en, so­d ann drei­ fa­chem ma­ge­ren mit gro­ßen Eckfleurons, und wei­te­ rem fet­ten Fi­let­en­rah­m en, vorn zen­t ral mit den In­itia­len „Z. P.“ , mit de­k o­ra­t iv gold­ge­präg­ten Ein­band-Ecken, auf den In­nen­k an­ten drei­fa­cher Gold­f ileten­rah­m en mit acht rot in­tar­sie­r ten Fleurons zwi­schen je­weils dop­pel­ tem (ma­ge­ren und fet­ten) Gold­f ileten­rah­m en, Doublü­ren und flie­gen­de Vor­sät­ze aus hell­grau­er Moi­ré­sei­de, Ganz­ gold ­schnitt (Ka­pi­ta­le mi­ni­m al berie­ben, Pa­pier leicht, stel­len­wei ­se mä­ßig braun­f leckig). Ein Best­sel­ler für das weib­l i­che Pu­bli­k um – in ei­nem auf ­wen­d i­gen Mo­sa ­i k­ein­band im Stil der Re­stau ­r a­t i­ons­z eit Charles-Al­b ert De­mou­stier (1760 –1801), der sich für ei­nen Nach­fah­r en von Racine und La Font­a ine hielt, gab sei­ne Ar­beit als Ad­vo­k at auf, um sich ganz der Li­t e­r a­t ur zu wid­men. Er de­bü­t ier ­t e 1786 mit dem er­sten Teil der Lettres, die ihn bis zum Ende sei­nes Le­b ens be­glei­t e­t en: 1798 wur­de das Werk mit dem sech­sten Teil ab­ge­schlos­sen. Ei­gent ­l ich woll­t e De­mou­stier die bei­den letz ­t en Par ­t i­en noch ein­m al über­a r­b ei­ten, doch wur­de ihm dies vom Ver­le­ger An­t oine-Au­g u­stin Ren­ou­a rd als In ­h a ­ber der Rech­t e un­t er­sagt, so daß der Text 1801 un­ver­ än­dert er­schien. Bald dar­auf er­lag De­mou­stier ei­ner Lun­gen­ent­z ün­dung. Die­se Lehr­brie­fe rich­te­ten sich in Reim und Pro­ sa an eine jun­ge Ele­v in, um ihr „d’une fa­çon gracieuse, bien que sou­vent trop prétentieuse, l’histo­

ire des die­u x de la fa­ble“ [Hoefer] zu er­zäh­len. Ins­b e­son­de­r e beim weib­l i­chen Pu­bli­k um er­h ielt das Werk „un applaudissement presque unanime“ [Gra­e s­s e II , 361] und hat­ t e ei­ n en „succès pro­d igieux“ [Bru­net II , 593]. De­mou­stier schrieb auch Opern und Thea­t er­stücke, doch ist die­ses Werk un­a n­ge­foch­ten „le plus im­ port­a nt et le plus co­n nu“ [Hoefer] des Au­tors. Die Aus­g a ­b e von 1801 ent ­h ielt 36 Il­lu­stra­t io­nen von Charles Monnet, eine wei­ t e­ r e von 1806 Kup­ fer von Moreau le je­u ne; Hoefer zähl­te bis 1827 gan­ ze 17 Edi­t io­nen, Quér­a rd/Bourque­lot bis 1834 be­ reits 30. Von dem Er­folg zeugt auch, daß die vor­l ie­ gen­de Aus­g a ­be an vier Or ­t en her­aus­k am: in Pa ­r is bei Grim­prel­le, in Nan­t es bei Suireau, in Sens bei Tho­ m as Mal­ v in und in An­ g oulême bei Per­ r ezLeclerc. Vor­a n­ge­stellt ist ihr eine kur­z e Bio­g ra­phie De­mou­stiers von Co­l lin d’Harleville und eine Not ­ice über das Werk von Vin­cent Cam­pe­non. Von gro­ß er in­d i­v i­du­el­ler Wert­s chät­z ung durch die Erst ­b e­sit­z e­r in zeugt un­ser zeit ­g e­nös­sisch im Stil der Re­stau­r a­t i­on ge­bun­de­nes Ex­em­plar in ei­ nem reich ver­gol­de­t en und drei­far­big in­t ar­sie­r ten, wun­der­bar er­h al­t e­nen Ma ­r o­q uin­bänd­chen. Lei­der blieb der Buch­bin­der an­onym, von der Auf­t rag­ge­ be­r in ken­nen wir nur die In­itia­len „Z. P.“ auf dem Vor­der­deckel. Nach der Re­stau­r a­t i­ons­epo­che ließ das In­t er­e s­se nach, um die Jahr­hun­dert ­m it ­t e wa ­r en die Lettres à Émilie sur la my­tho­lo­g ie nur noch „peu lues main­ tenant“ [Bru ­net II , 593]. Jün­g e­r e Ge­ne­r a­t io­nen stie­ß en sich an de­r en ge­z ier ­t em, ma ­n ie­r ier ­t em Stil: Sie hät­ten vor­m als so gro­ßen Er­folg ge­h abt „mal­g ré (ou peut-être à cause de) leur gen­r e af­fe­cté et prétentieux“ [DBF]. Pro­ve­n i­enz: In­t ar­sie­r te In­itia ­len „Z. P.“ auf dem Vor­der­deckel. – Foul ­lon-Coup­pel du Lude. Li­t e­r a­t ur: Vgl. DBF X, 1009; vgl. Hoefer 13, 623 ff. vgl. Quér­ ard II 474 (mit Ausg. bis 1826) und Quér­a rd/Bourque­lot III , 209 (Er­w äh­nung von 6 Ausg. nach 1827).

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Ex­em­plar von Vic­t or Mer­ci­er 149 Desm­a res, Eugène. Les mét­amorph­oses du jour, ou La Font­aine en 1831, Avec des Vi­g net­tes des­sin­é s par Hen­r i Mon­nier, et gravées par [Charles] Thompson. 2 Bde. Pa­r is, Delaunay, 1831. [Auf dem Um­schlag von Bd. II:] 1832. Zu ­sam­m en 16 Ta­feln, 2 (iden­t i ­sche) Ti­tel­vi­g net ­ten in Holz­schnitt. 256 S. Und: 319 S. Groß-Ok­tav, völ­lig un­be­schnit­ten (231 x 147 mm). Lang­ ge­n arb­te ge­glät ­te­te brau­n e Halb­m a­r o­quin­bän­d e auf je fünf mit dop­pel­ten Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln in zwei so­wie de­k o­ra­t i­ver Ka ­sten­ver­g ol­dung in vier Rücken­k ompartim­en­ten, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nen ro­sa­far­be­nen il­lu ­strier­ten Ori­g i­n alUm ­schlä­gen (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf den flie­gen­den Vor­sät­zen ver­so si­g niert „V. Cham­ps“ (Um ­schlä­ge ge­r ing an­ge­staubt, eine Um ­schlag­ecke an­ge­rän­dert). Un ­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar mit den Ori­g i­n al-Um­schlä­gen in Ein­bän­den von Cham­ps für Vic­t or Mer­ci­er Un ­m it ­t el­bar nach der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on von 1830 griff der re­pu­bli­k a­n isch ein­ge­stell­t e Jour­n a­l ist Eugène Desm­a res (1806? – 1839) auf La Fonta­ines Fa­beln zu­r ück, um sie in sei­ner sa­t i­r i­s chen Samm ­lung po­l i­t i­scher Fa ­b eln in zwölf Bü­chern ge­schickt zu par­o die­r en. In ei­ner er­h ielt der „Bür­g er­kö­n ig“ Lou ­i s-Phil ­ippe den Ti­t el ei ­nes „Cito­yen tyr­a n“. Die Re­a k­ti­on ließ nicht lan­ge auf sich war­ten: „Cette édit­ion a été poursuivie et l’au­teur co­ndamné à 6 mois de prison et 500 fr. d’am­en­de“ [Brivois]. Der Epi­log im zwei­ten Band en­det gleich­wohl mit der trot­z i­gen Hoff­nung: „La Liberté sera rei­ne du mon­de“.

Die 16 Il­lu­stra­tio­nen auf den Ta­feln, teils auf ge­ tön­t em Pa­pier, wa ­r en be­r eits in La mora­ l e en ac­t ion des fa­bles de La Font­aine (Per­r otin, 1828 –1830) er­schie­nen, dort al­ler­d ings noch ohne die Bild­le­ gen­den. Bei­de Edi­t io­nen sind „ex­t rêmement ra­ res“ [Rocham­b eau]. Der Zeich­ner Hen­r i Mon­n ier (1799 [wohl nicht: 1805] – 1877), Mit­a r­bei­t er an La Ca­r icature und Le Charivari, war „eine der in­t er­es­ san­t e­sten Er­schei­nun­gen der Zeit“ [San­der, S. 38], ein „scharf be­ob­ach­t en­der Sit ­t en­schil­de­r er u. Chro­ nist der Re­stau­r a­t i­on“ [Thieme/Becker 25, 69]. Die Ti­t el­v i­g net ­t e, die auf den Vor­der ­u m­schlä­gen wie­ der­holt wird, ver­weist auf das Vor­bild La Font­a ine, der auf­schreibt, was men­schen­köpfige Tie­r e ihm zu sa­gen ha ­ben; die Hin­t er ­u m­schlä­ge zei­gen eine Le­ sen­de im Frei­en. Die Da­t ie­r ung auf dem Um­schlag des zwei­t en Ban­des ist im­mer „1832“ [vgl. Vica­i re]. Dies ist ein sehr schö­nes, völ­l ig un­b e­schnit ­t e­nes Ex­em­plar des „ouv ­r a­ge peu co­m mun“ [Es­coffier], mit den Ori­g i­n al-Um­schlä­gen, in wun­der­bar er­ hal­t e­nen Ein­bän­den von Vic­t or Cham­ps und aus dem Be­sitz Vic­t or Mer­ci­ers, ei­nes der pro­fi ­l ier ­t e­sten Bi ­blio­phi ­len sei ­ner Zeit. Pro­ve­n i­e nz: Auf bei­den Spie­g eln das far­big il­lu­strier ­t e Ex ­l i­bris von Vic­t or Mer­ci­er (1853 –1931), dem Prä­si­den­t en der „So­ciété des amis des Livres“, mit des­sen De­v i­se „Libro­r um flos illiba­t us“ (des­sen Ka­t a­log 1937, I, Nr. 320). Li­te­r a­tur: Beraldi X, 105, Nr. 737; Brivois 122 f.; Car­ter­et III , 198 f.; Des­près LXXX ; Drujon 257 f.; Es­c offier 863; Quér­a rd/ Bourque­lot III , 238; Rocham­b eau 397; San­der 226; Vica­i re III , 215 f.; zu Cham­p s: Devauc­hel ­le III , 247; Fléty 41; zu Monniers Il­lu­stra­t io­nen: Bassy 54 f. und 266, Nr. 35.

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Ex­em­plar Villebœuf 150 Des­noyers, Lou­i s. Les aven­tu­res de Jean-Paul Chop­part. Illustrées par Gér­ard-Séguin, l’Epi­so­de de Pan­ouille par Frédéric Goupil. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et co­mpag­nie, 1843. Front­i spiz, Ti­tel­il­lu ­stra­t i­on, 96 Text­il­lu ­stra­t io­nen, alle in Holz­schnitt. 1 Bl., [I V] S., 308 S.; 2 Bl. ( Ver­lags­pro­spekt). Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (228 x 140 mm). Lang­ge­narb­ ter türk­i ser Halb­m a­r o­quin­band auf fünf brei­te, blindund gold­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung in dop­pel­tem Fi­let­en­rah­ men in den Rücken­k ompartim­en­ten, mit Gold­fileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­ bun­de­nem, il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um­

schlag­r ücken), auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1921“ , in mit Filz aus­ge­ schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten. Mit ein­ge­bun­de­nem, il ­lu­strier ­t em Ori­g i ­n al-Um­schlag und Ver­l ags­pro­spekt Von zwei aus­ge­r is­se­nen enfants terribles, die in ei­ner Gauk ­ler ­t rup­pe lan­den, und ih ­r en tra ­g i­ko­m i­schen Aben­t eu­ern han­delt die­ser Ent ­w ick ­lungs­r o­m an von Lou­i s Des­noyers (1805 –1868), dem Mit ­b e­g rün­der und Chef ­r e­d ak­t eur des Charivari. Das Buch er­leb­t e „un succès éclatant en France et à l’étran­ger“ [DBF X, 1494]. Es er­schien zu­erst im Jour­n al des enfants, 1834 erst ­m als selb­stän­d ig; hier vor­l ie­gend die er­ste

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Aus­g a ­be mit die­sen Il­lu­stra­t io­nen von Jean Al­f red Gér­a rd Séguin (1805 –1875) und Frédéric Goupil, zu­gleich „le plus rare […] et l’un des plus in­ter­es­ sants“ [Gumuchian]. Gilt das Werk auch als „un véritable chef-d’œuvre pour enfants“ [DLF I, 315], prä­sen­t iert es sich hier in ei­ner über­a r­bei­t e­t en Form, die aus dem Ju­gend­ buch ein li­t e­r a­r i­sches und – „par la beau­t é et le luxe de l’im­pres­si­on“ [S. II] bi­blio­phi­les Werk macht, das den Ver­gleich mit Robinson und Gul­liver nicht scheut: „C’est, en effet, un livre am­u sant pour tout le mon­de“ [Brivois]. Das Buch – „rare en bonne con­d it­ion“ [ebd.] – liegt hier in ei ­nem schönen, völ ­l ig un ­b e­s chnit ­t e­nen

Ex­e m­plar vor, mit dem sel­t e­nen, ein­g e­bun­de­ nen Ori­g i­n al-Um­schlag und vier­sei­t i­gem Ver­l ags­ pro­spekt (die­s er mit 3 Ab­bil­dun­g en), in ei­nem eleganten, da­t ier ­t en Ein­b and von Ge­o rg­e s Mer­ci­er (1885 –1939). Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel die win­z i­gen gold­ ge­präg ­t en In­itia ­len und das Ex ­l i­bris von Paul Villebœuf (nicht in des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log 1963). – Dar ­u n­t er das Ex ­l i­bris der Pia ­n i­stin und Au­t o­r in Chan­t al Ca ­z aux. Li­t e­r a­t ur: Brivois 123 f.; Car ­t er­et III , 200 (mit fal­s cher Sei­t en­ zahl) und 201 (Um­s chlag-Abb.); Gumuchian 2189; Oster­w al­der 972; Quér­a rd/Bourque­lot III , 243 (mit Er­s chei­nungs­jahr 1842); San­der 228; Thieme/Becker 30, 452; Vica­ire III 227 f. (mit fal­ scher Kol ­l a­t i­on).

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Un­be­schnit ­t en, mit Ori­g i­n al-Um­schlag und im Ein­band von Vic­t or Cham­ps Ein wei­t e­r es schö­nes Ex­em­plar die­s er Aus­g a ­b e, die laut Brivois „rare en bonne con­d it­ion“ an­z u­ tref ­fen ist, un­be­schnit ­t en und mit dem ori­g i­n a ­len il­lu­strier ­t en Um­schlag, der sei­ner­seits „très rare“ [Car­t er­et] ist. Die viel­sa­gen­de Sze­ne zeigt, wie JeanPaul Chop­part und sein Ge­f ähr­t e in wei­t en Sät­z en die Flucht vor dem Feld­hü­ter und des­sen gro­ßem schwar­z en Hund er­g rei­fen – gleich­sam als sar­k a­sti­ scher Auf­t akt für „un voy­a ge au­t our du mon­de“ [S. 14]. Die Il­lu­stra­t i­on wird nicht im Text wie­der­holt. Pro­ve­n i­enz: Ge­sto­che­nes Ex ­l i­bris „Am. Berton“ auf dem Spie­gel. – Ein Adolphe Berton (1801 –1855) ver­ öf ­fent ­l ich­t e 1837 ei­nen Traité pratique des mala­dies des enfants. Un­be­schnit­t en, mit dem Ori­g i­nal-Um­schlag 151 Des­noyers, Lou­i s. Les aven­tu­res de Jean-Paul Chop­part. Illustrées par Gér­ard-Séguin, l’Epi­so­de de Pan­ouille par Frédéric Goupil. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et co­mpag­nie, 1843. Front­i spiz, Ti­tel­il­lu ­stra­t i­on, 96 Text­il­lu ­stra­t io­nen, alle in Holz­schnitt. 1 Bl., [I V] S., 308 S. Groß-Ok­t av, un­be­schnit­t en (225 x 140 mm). Wein­ro­ter grob­ge­n arb­ter Halb­m a­r o­quin­band à la Bra­del mit gold­ge­präg­tem vierz­ei­li­gen Rücken­t i­tel, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­n em, il­lu ­strier­tem Ori­g i­n alUm ­schlag, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „V. Cham­ps“ (Um ­schlag an­ge­staubt).

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Im Ver­le­ger­ein­band, aus dem Be­sitz von Paul Gavault 152 Des­noyers, Lou­i s. Les aven­tu­res de Jean-Paul Chop­part. Illustrées par Gér­ard-Séguin, l’Epi­so­de de Pan­ouille par Frédéric Goupil. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et co­mpag­nie, 1843. Front­i spiz, Ti­tel­il­lu ­stra­t i­on, 96 Text­il­lu ­stra­t io­nen, alle in Holz­schnitt. 1 Bl., [I V] S., 308 S. Ok­tav (210 x 130 mm). Ver­le­ger­ein­band aus ro­tem Saf­ fi­an auf glat­ten Rücken, die­ser mit gold­ge­präg­tem Ti­ tel am Kopf, dar­un­ter den ge­sam­ten Rücken aus­f ül­len­de fi­g u­ra­t i­ve Gold­prä­g ung, auf den Deckeln in ei­nem dop­ pel­ten fet­ten Blind­rah­m en gro­ße Il­lu ­stra­t i­on in Plat­tenGold­prä­g ung, mit Ganz­g old ­schnitt. Die er­ste Aus­g a ­be mit den Il­lu­stra­t io­nen von Jean Al­fred Gér­a rd Séguin (1805 –1875) und Frédéric Goupil, zu­gleich „le plus rare […] et l’un des plus

in­t er­es­sants“ [Gumuchian] über­h aupt, liegt hier im her ­vor ­r a ­gend er­h al­t e­nen Ver­le­ger­ein ­band vor. Die gold­g e­präg ­t e Deckel­i l­lu­s tra­t i­on zeigt den Di­r ek­t or der Gauk ­ler ­t rup­pe, in die der Ti­t el­held ge­ ra­ten ist, den „Mar­q uis de la Galo­che“, mit ei­nem Tromm­ler und ei­nem Zu­schau­er im Hin­t er­g rund. Auf ei­ner im­pro­v i­sier ­t en Büh­ne kün­d igt er mit gro­ ßer Ge­ste „Les aven­tu­r es de Jean Paul Chop­part“ an. Die Il­lu­stra­t i­on wird nicht im Text wie­der­holt. Der Vor­b e­sit­zer Paul Gavault (1866 –1951) dürf­te be­s on­de­r en Wert ge­r a­de auf die­s e Dar­stel­lung ge­legt ha­ben: Er war Dra­m a­t urg und Di­r ek­t or des Théâtre de l’Odéon in Pa­r is. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel das Ex­l i­bris von Paul Gavault (Auk­t i­on III , 1950, Nr. 855).

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Ein Al­bum ami­co­rum aus dem eng­sten Um­k reis der Devé­r ias, mit Au­t o­g ra­phen von Vic­t or Hugo, Sainte-Beuve, Du­mas u. a., Zeich­nun­gen von Bou­lan­ger, A. und E. Devé­r ia, Giro­det, Huet u. a., in ei­nem ro­man­t i­schen Mo­sa­i k­ein­band 153 [Devé­r ia]. [Al­bum ami­c o­r um] aus dem Be­sitz von Pau­li­ne Fran­ç ois. [Pa­r is, 1829 und spä­ter]. 79 Bl. (da­von 12 beid­sei­tig, 59 ein­sei­tig ge­f üllt und 8 leer), mit 18 Au­to­g ra­phen (da­von 1 mon­t iert) und 51 Ori­ gi­n al-Zeich­nun­gen (da­von 35 mon­t iert, ei­ni­ge far­big), 5 Zeich­nun­gen (da­von 2 far­big) auf se­pa­ra­ten Blät­tern in Ta­sche. Quer-Fo­lio (238 x 325 mm). Lang­ge­n arb­ter au­ber­g i­n e­ farbener Ma­r o­quin­band der Zeit auf vier brei­te gold­or­ na­m en­t ier­te und in­tar­sie­r te Bünde, die mit fet­ten und zwei ma­ge­ren Gold­f ileten ge­rahm­ten Rücken­kompartim­ en­te mit in­tar­sie­r tem Gold­de­kor, auf den Deckeln in drei­ fa­chem Fi­let­en­rah­m en eine gro­ße gold­ge­präg­te Plat­te mit Schmuck­m o­t i­ven à la ca­thédr­ale und gro­ßer zen­t ra­ ler, nach links und rechts gie­bel­ar­t ig er­w­ei­ter­ter Ro­set­te, reich in Rot, Grün, Citron und Mit­tel­braun in­tar­sie­r t, auf den In­nen­k an­ten mit in­tar­sie­r tem, floral-li­nea­rem Gold­ de­k or zwi­schen fet­ten Gold­f ileten­rah­m en, mit Doublü­ ren und Vor­sät­zen aus wei­ßem Moré­pa­pier, ei­ner auff­alt­ba­ren Ta­sche auf dem vor­de­ren In­n en­deckel und mit Ganz­g old ­schnitt ( Vor­sät­ze am Rand leicht oxy­diert). Stamm ­buch von Pau­l i­ne Fran­çois, wohl ei­ner Tan­t e der Ge­schwi­ster Devé­r ia, mit zahl­r ei­chen Ori­g i ­n a ­len be­deu­t en­der ro­m an­t i­scher Au­t o­r en und Zeich ­ner Die­ses Al­bum ami­c o­r um ist nur vor­der­g rün­d ig eine ‚Pri­vat­s a­che‘ – tat­s äch­l ich ist es ei­nes der be­deu­ tend­sten Do­k u ­men­t e der fran­z ö­si­schen Früh ­r om­ an­t ik in Hin­blick auf ihre per­so­nen­ge­schicht ­l i­chen Zu­sam ­men­h än­ge und in je­der Hin­sicht von ein­z ig­ ar ­t i­ger Qua ­l i­t ät. Auf 79 über ­w ie­gend ein­sei­t ig ge­ füll­t en Blät ­t ern ent ­h ält das Al­bum 18 Au­t o­g ra­phen und 51 Zeich­nun­g en be­deu­t en­der Schrift­stel­ler und bil­den­der Künst ­ler, die durch freund­schaft ­l i­ che und ver ­wandt­schaft ­l i­che Be­z ie­hun­gen eben­so wie durch ihre künst ­le­r i­schen Am ­bi­t io­nen mit­ein­ an­der ver­bun­den wa ­r en, dar ­u n­t er Charles-Au­g u­ stin Sainte-Beuve, Alex­a n­d re Du­m as, Vic­t or Hugo, Paul Lacroix, Lou­i s Bou­l an­ger, die Brü­der Devé­r ia und eine Rei­he an­de­r er – ein Zir­kel, der zu­gleich die Speer­spit­z e der ro­m an­t i­s chen Be­we­g ung in Frank­r eich dar­stell­t e. Die Tra­d i­t i­on des „Stamm­buchs“ oder „Al­bum ami­ co­r um“ reicht bis ins Mit­t el­a l­t er zu­r ück und paß­t e sich über die Jahr­hun­der ­t e den je­wei­l i­gen Zeit ­u m­ stän­den an. Ur­sprüng­l ich dem Adel vor­b e­h al­t en,

ver­brei­te­te es sich in der Neu­zeit un­ter Ge­lehr­ ten, Stu­den­t en und zu ­neh ­mend in wei­t e­r en bür­ ger­li­chen Krei­sen. Oft leg­t en jun­ge Leu­t e „vor ih­ rem Weg­g ang in die Frem­de ein Stamm­buch an, das sie Ver­wand­t en, Freun­den und Be­k ann­t en vor­ leg­t en, um von ih­nen ein Wort des Ge­den­kens […] ein­schrei­ben zu lass­sen“ [He­r old-Zoll­i kofer 13]. Im 18. Jahr­hun­dert wur­de die Freund­schaft selbst zum vor­herr­schen­den The­m a, auch wur­den „Ein­t ra­g un­ gen mit li­t e­r a ­r i­schem Be­z ug […] im ­mer häu ­fi ­ger“ [Fechner 18]; seit der Goe­the-Zeit ent­w ickelt sich das Stamm­buch „zum ‚Poe­sie-Al­bum‘“ bzw. „zu ei­ ner Form, die sich mit der li­t e­r a ­r i­schen An­t ho­lo­g ie be­r ührt“ [ebd. 11]. Wäh­r end es im 19. Jahr­hun­dert in aka­de­m i­schen Krei­sen „we­n i­ger mehr üb­l ich“ ist, wird es „ins­be­son­de­r e auch bei den Frau­en, vor al­ lem un­ter jun­gen Mäd­chen ge­pflegt. In den Ein­ zeich­nun­gen macht sich die ro­m an­t i­sche Stim ­mung gel­t end, eine ge­w is­se Vor­l ie­be für übers­chwän­gli­ che, phan­t a­sti­sche Ge­f ühls­äusse­r un­gen“ [He­r oldZoll­i kofer 23]. Am Ziel­punkt die­ser lan­gen Ent­w ick­ lung steht das vor­l ie­gen­de, emi­nent ‚ro­m an­t i­sche‘ Freund­schafts-Buch ei­ner li­t e­r a­t ur- und kunst ­ver­ stän­d i­gen Dame, das ein­z i­ge sei­ner Art in un­se­r er Samm ­lung, zu­gleich bei­spiel ­h aft und bei­spiel ­los: So­wohl im Kon­text der Buch­g at­tung als auch der Zeit er­hebt es sich frap­pant über alle land­läu­fi ­gen Vor­stel­lun­gen und Maß­stä ­be. Das Buch be­g innt nicht wie ge­wöhn­l ich mit ei­nem „sorg­l ich ge­schrie­b e­nen und ver ­z ier ­t en Ti­t elb­l at­ te“ [Keil 13], son­dern gleich mit ei­ner Rei­he Zeich­ nun­gen und – als er­stem Text – ei­nem lan­gen Ge­ dicht des jun­gen Charles-Au­g u­stin Sainte-Beuve (1804 –1869) aus dem Jahr 1829 À Ma­dame Fran­ç ois, in der wir die Be­sit­ze­r in Pau­l i­ne Fran­çois er­ken­nen. Ro­m an­t i­scher als mit der ge­r a­de­z u trou­ba­dour­h aft wir­ken­den An­r e­de ei­nes jun­gen Dich­t ers an die of­ fen­bar äl­t e­r e „Ma­d ame“ könn­t e ein Freund­schafts­ buch kaum be­g in­nen – und auch kaum ge­w ich­t i­ger, avan­cier­te Sainte-Beuve doch nachm­a ls zu ei­nem der ein ­fluß­r eich­sten Schrift ­stel­ler und Li­t e­r a­t ur­ kri­t i­ker der ro­m an­t i­schen Epo­che. Daß die Be­z ie­ hung zwi­schen bei­den kei­nes­wegs nur pri­vat, son­ dern auch auf eine Öf­fent­lich­keit hin trans­pa­r ent, wenn nicht an­ge­legt war, be­legt die Pu­bli­k a­t i­on des Ge­d ichts in der zwei­ten Aus­g a­be von Sainte-Beuves Früh­werk Vie, Poé­sies et Pen­sées de Jo­seph Delor­ me (1830), kurz dar­auf in den Ann­ales ro­m an­t iques

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(1831) und spä­t er in den Poé­sies co­mplètes (1845), wo es al­ler­d ings stets den Ti­t el À Ma­dame F. trägt, wäh­ rend es in der er­wei­t er­t en Aus­g a­be von Vie, Poé­sies et Pen­sées de Jo­seph Delorme von 1863 À Pau­li­n e F. heißt. Läßt sich an der Mehr ­fach­ver­öf ­fent ­l i­chung des frü­hen Ge­d ichts des­sen grund­sätz­l i­che Be­deu­ tung für Sainte-Beuve er­a h­nen, so er­mög­l i­chen die Ti­t el­va ­r i­a n­t en un­t er Ein­schluß der hand­schrift ­l i­ chen er­sten Ver­si­on in un­se­r em Al­bum erst ­m als die voll­stän­d i­ge Iden­t i ­fi ­k a­t i­on der vom Dich­t er An­ge­ spro­che­nen und da ­m it der Be­sit­z e­r in des Bu­ches! Die­ser Pau­l i­ne Fran­ç ois kön­nen wir uns wie­der­ um über die ver­schie­de­nen Bei­t rä­g er des Al­bum ami­c o­r um an ­n ä ­hern – wo­bei gleich ­z ei­t ig die in ­ne­r en Zu­sam ­men­h än­ge des wohl be­deu­t end­sten früh­r o­ man­t i­schen Zir­kels in Frank ­r eich sicht ­bar wer­den. Ent ­h iel­t en die frü­hen Stamm ­bü­cher das Wap­pen ih­r er meist ade­l i­gen In­h a ­ber, so be­g nüg ­t e man sich in spä­te­r er Zeit meist mit Sil­hou­et­ten – nicht je­ doch die Be­sit­z e­r in un­se­r es Al­bums: In der zwei­ ten, ganz­sei­t i­gen Zeich ­nung ei­ner sit­z en­den jun­gen Frau, die von ih­r en bei­den mit ei­nem Hund spielen­

den Kin­dern um­tum­melt wird, er­blicken wir das ver­spiel­t e Por ­t rait von Pau­l i­ne Fran­çois. Die pri­ va­t e Sze­ne zeich­ne­t e Achille Devé­r ia (1800 –1857), von dem noch zwei wei­t e­r e in­t i­me Zeich­nun­g en im Al­bum stam­men. Dar­ü ber hin­aus gibt es zwei Ori­g i­n a ­le von sei­nem Bru­der Eugène (1805 –1865) und ei­ nes von bei­ der Schwe­ ster, der Pia­ n i­ stin und Blu ­men ­m a ­le­r in Lau­r e Devé­r ia (1813 –1838). Al­lein 14 Zeich­nun­gen si­g nier ­t e Lou­i s Bou­l an­ger (1806 –1867), fünf wei­t e­r e las­sen sich ihm pro­blem­ los zu­ord­nen, auch fin­det sich von ihm ein Ge­d icht­ bei­t rag à Ste B[euve]. Sei­ne Nähe zu der Be­sit­z e­r in des Al­bums spie­gelt sich auch dar­i n, daß er ne­ben form-voll­en­de­t en Bei­t rä­gen auch spon­t an eine nur grob um ­r is­se­ne my ­t ho­lo­g i­sche Sze­ne aufs Pa­pier warf. An­fangs ein Schü­ler Eugènes bzw. Achil­les, mit de­nen er ein Ate­lier in der rue de l’Est teil­t e [vgl. Ma­r ie, Bou­l an­ger 2], ging Bou­l an­ger seit 1825 im Haus der Devé­r ias aus und ein – ei­nem idyl­li­ schen „lo­g is fest­onné de pampres et de glyc­i nes“ in der rue No­t re-Da­m es-des-cham­ps 45 [vgl. ebd. 1 und 14]. In die­sem en­g en häus­l i­chen Be­z ie­hungs­netz


dür­fen wir uns an­schei­nend auch Ma­d ame Fran­çois den ­ken. Kon­k re­t e­r e An­h alts­punk­t e da ­f ür er­ge­ben sich aus Äu ­ße­r un­gen des Schrift ­stel ­lers An­t oine-Étienne Fon­ta­ney (1803 –1837), der in un­se­r em Al­bum auf dem letz­ten Blatt mit ei­nem Aus­zug aus sei­nem 1829 ver ­öf ­fent ­l ich­t en Ge­d icht Le Châ­teau de Beau­té ver ­t re­t en ist. In sei­nem (erst 1925 ver­öf ­fent ­l ich­t en) Jour­n al in­t i­m e der Jah­r e 1831 –1836 heißt es etwa un­t erm Sonn­t ag, dem 11. Sep­t em­ber 1831: „allé en Béarnaise chez les Devé­r ia. J’y ai pas­sé la so­i-rée. Mme Fran­çois, toute pâle et toute gracieuse, à la douce et gen­t ille voix“[Fon­t a­ney 34]. Am Sonn­t ag, dem 16. Ok­t o­ber, schreibt er von ei­ner „So­i rée pas­ sée chez les Devé­r ia. – J’y vois Eugène; – Mme Fran­ çois, […] Je ris énormément avec Bou­lan­ger“ [ebd. 54]; vier Tage spä­t er: „Je vais à l’Odéon. – On don­ ne […] la première repré­sen­t at­ion de Charles VII “ , ein Stück von Alex­a n­d re Du­m as: „Dans les loges on aperçoit Mme Wald­or, en robe rouge, eff­r ay­a n­ te, les Devé­r ia; – nous les all­ons voir, ainsi que Mme Fran­çois, Mlle An­net­te [Bou­lan­ger]. […] Après le spectacle, nous avons reconduit Mme Fran­çois; nous so­m mes montés chez elle et elle nous a montré toutes ses tu­r que­r ies“ [ebd. 57]. Of­fen­bar war Ma­d ame Fran­çois stets ge­mein­sam mit bzw. bei den Devé­r ias an­z u­t ref ­fen; auch An­net ­t e, die Schwe­ster von Lou­is Bou­lan­ger, ge­hör ­t e ‚or­g a ­n isch‘ mit zum er ­wei­t er ­t en ‚Haus‘-Kreis, wäh­r end Fon­t a­ney eher aus re­spekt­ vol­ler und be­w un­dern­der Di­stanz auf die „gracieuse“, „gen­t ille“ und of ­fen­bar auch kunst ­ver­stän­d i­ge Ma­d ame blick­te. Ihre von ihm er­w ähn­te Vor­lie­ be für „tu­r que­r ies“ fin­det im Al­bum ei­nen Wi­der­ hall gleich in der er­sten Zeich­nung von der Hand Boul­a n­g ers, die ei ­nen Mann in ori­en­t a ­l i­s chem Ko­stüm, im Hin­t er­g rund eine an­ge­deu­t e­t e Mo­schee zeigt. Ein Pa­stell von Jules-Ro­bert Au­g u­ste por­t rai­ tiert ei­nen Tur­ban­t rä­ger im Pro­fi l. Pau­li­nes Nähe zu den Devé­r ias ba­sier­te auf ei­ner ver ­wandt ­schaft ­l i­chen Be­z ie­hung, wie sich in­d i ­r ekt aus ei­nem an­de­r en Band in un­se­r er Samm­lung er­ se­hen läßt. In dem Mode-Al­bum Le Goût nouveau von etwa 1835 por­trai­tier­te Achille Devé­r ia au­ßer sei ­ner Gat ­t in Cél­e ste, sei ­ner jün­ge­r en Schwe­ster Lau­r e und An­net ­t e Bou­l an­ger auch eine Mel­le Fran­ çois in „grand chapeau, robe à fle­u rs“, bei der es sich um die her­a n­ge­wach­se­ne Toch­t er Julie der Ma­ dame Fran­çois han­deln dürf­t e – auf der Zeich­nung in un­se­r em Al­bum se­hen wir sie noch als klei­nes Mäd­chen. Die jun­ge Dame ent­stammt „de la fa­m il­le Devé­r ia“ [Beraldi V, An­h ang 67, Nr. 400], wo­f ür es

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noch ei­nen wei­te­r en An­h alts­punkt gibt: Die Mut­ ter der Ge­schwi­ster Devé­r ia hieß mit Mäd­chen­n a­ men Anne M. Josép­h ine Désirée Fran­çois de Chaumont. Han­delt es sich bei Pau­l i­ne Fran­çois also um de­r en Schwe­ster oder Schwä­ge­r in bzw. um die Tan­ te der Künst ­ler­ge­schwi­ster? Mög­l i­cher ­wei­se be­steht auch eine ver ­wandt­schaft ­l i­che Ver­bin­dung zu den Ste­chern Jules (1809 –1861) und Alp­honse Fran­çois (1814 –1888) – im­mer­h in fin­den sich in un­se­rem Al­bum auch eine von „A. Fran­çois“ si­g nier­t e Blei­ stift ­z eich ­nung so­w ie zwei Fe­der ­z eich ­nun­gen, die wir ihm zu­schrei­ben möch­t en. Schaut man auf die wei­t e­r en Bei­t rä­g er un­s e­r es Al­bum ami­c o­r um, so stutzt man zu­n ächst an­ge­sichts ei­ner pla­stisch la­v ier ­t en my ­t ho­lo­g i­schen ‚Nackt­ sze­ne‘ mit der Si­g na­t ur von Anne-Lou­is Giro­det – we­n i­g er des frei­z ü­g i­g en In­h alts we­g en, son­dern weil die­ser be­r eits 1824 ver­stor­ben war: Of ­fen­bar han­del­t e es sich hier um ein pie­t ät ­vol­les Er ­i n­ne­ rungs­stück an den Leh­r er von Achille und Eugène Devé­r ia. Des­sen Schü­ler war auch Charles Bazin (1802 –1859), von dem ein Aqua­r ell zu Wal­t er Scotts The Bride of Lam­m er­m oor in un­se­r em Al­bum ent­ hal­t en ist. Als Ama­t eur­z eich­ner mit Eugène Devé­


ria be­freun­det war Pétrus Bor­el (1809 –1859) [vgl. Ma­ r ie, Bou­ l an­ g er 38], der sich un­ t er dem Da­ tum „7bre 1831“ mit ei­nem (erst 1832 ver­öf­fent­lich­ ten) Ge­d icht Fan­tai ­sie ein­trug. Den­ken wir noch Lou­i s Bou­l an­g er, des­s en Schwe­ster Anne und Lau­r e Devé­r ia hin­z u, so zeich­net sich be­r eits ein Kreis jun­ger Leu­t e ab, in dem fa­m iläre und mensch­ li­c he Nähe sich ide­a l mit ro­m an­t i­s cher Ge­sin­ nung und Kunst ­ge­schmack tra ­fen. Auf­g rund ih­r er Le­bens­er ­fah­r ung und vor ­neh ­men Le­bens­a rt könn­ te die ei­n i­ge Jah­r e äl­t e­r e Pau­l i­ne Fran­çois in die­ser Run­de eine in­t e­g rie­r en­de und in Ge­sell­schafts­d in­ gen ori­en­t ie­r en­de Rol­le ein­ge­nom ­men ha ­ben. Die­ser mehr pri­va­t e Kreis war zu­gleich ver­schränkt mit ei­nem grö­ße­r en, in dem die künst­le­r i­schen Ver­ bin­dun­gen und Am ­bi­t io­nen stär­ker in den Vor­der­ grund tra­t en. So rei­ste etwa Lou­i s Bou­l an­ger 1829 mit Sainte-Beuve nach Bur­g und, ins El­saß und nach Deutsch­land [vgl. Ma­r ie, Bou­lan­ger 40], was sich auch in zwei Zeich­nun­g en un­se­res Al­bums wi­der­spie­gelt. Spä­t er be­glei­t e­t e er Alex­a n­d re Du­ mas nach Tu­ne­si­en, au­ßer­dem war er eng mit Vic­ tor Hugo be­f reun­det – zu den Wer­ken bei­der Au­t o­ ren schuf er eine Rei­he von Il­lu­stra­t io­nen. Achille Devé­r ia wie­der ­u m war ei­ner der ge­fei­ert­sten Por­ trait­isten sei­ner Zeit; aus dem Kreis der Al­bumBei­t rä­ger mal­t e er u. a. Ma­r ie Nodier, Sainte-Beuve, Alex­a n­d re Du­m as, Vic­tor Hugo und An­toine Fon­t a ­ney. Be­z ie­hun­gen zwi­schen den bei­den letz­ te­r en, dem Ver­le­ger Ren­duel, Bou­l an­ger und dem Ehe­paar Fran­çois wer­den wie­der ­u m in Fon­t a ­ne­ys Jour­n al in­t i­m e faß­bar, wo der Ta­ge­buch­schrei­ber im Ein­trag vom 6. Sep­tem­b er 1832 Hugo beim Vor­ na­men nennt: „À 6 heu­r es je sors et je vais lire les journaux, puis rejoindre Bou­lan­ger chez Vic­tor. – Nous dinons là avec Mme Fran­ç ois, son mari, et Ren­duel. Nous sor­t ons vers 10 heu­r es, moi don­n a­nt le bras à Mme Fran­çois qui est douce et char­m an­t e“ [ebd. 149]. Pau­li­ne Fran­çois war auch hier mit von der Par ­t ie – und in­t er­es­san­t er ­wei­se ent ­h ält ihr Al­ bum ei­nen Aus­z ug von der Hand Vic­t or Hugos aus dem Stück Ma­r i­on de Lorme, das 1831 bei Ren­duel er­schie­nen war. Kann da noch über­r a­schen, daß ei­n i­ge der wie aus dem Le­ben ge­g rif ­fen wir­ken­den Il­lu­stra­t io­nen des gleich­falls von Fon­t a ­ney er ­wähn­ ten Lou­i s Bou­l an­ger zu Hugos Ma­r i­on de Lorme, zu dem gleich ­z ei­t i­gen Ro­m an No­t re-Dame de Pa­r is und zu Lucrèce Borg­ia von 1833 auf ­fal­len­de Par­a l­le­len zu den Ori­g i­n a ­len un­se­r es Al­bums auf ­wei­sen? Fon­t a ­ne­ys Blick ­feld er ­wei­t et sich in ei­ner No­t iz vom 8. De­z em­ber 1832: „Je cour à l’Ar­se­n al et j’ar­r ive de bonne heu­r e. […] Dîner char­m ant et plein de

gaîté [sic]. – Cham­pa­g ne. – Je suis près de Ma­r ie [Nodier]; – nous rions co­m me des enfants. – Ladvocat ar­r ive après le dîner; il vient beau­coup de mon­ de, Mme Fran­çois, An­net­te [Bou­lan­ger], Mlle Du­ hautvel, Mme Pâris, Mme Zim­mer­m ann. – Je cause avec toutes“ [ebd. 164]. Die Rede ist hier von ei­ nem der be­r ühm­t en Cénacles in der Bibliohèque de l’Ar­se­n al, die der dor­ti­ge Di­r ek­tor Charles Nodier (1780 –1844) ver­a n­stal­t e­t e und die ein zen­t ra ­ler Kno­t en­punkt des früh­r o­m an­t i­schen Netz ­werks wa­ ren. Pau­li­ne Fran­çois ge­hör­te auch hier mit dazu und wird „avec toutes“ in re­gem Aus­t ausch ge­we­sen sein. Von ih­r er Mit ­glied­schaft in die­sem il­lu­stren Kreis las­sen sich Li­n i­en zu den wei­t e­r en Bei­t rä­gern des Al­bums zie­hen, so etwa zu Alex­a n­d re Du­m as: Von ihm liegt ein ei­gen­h än­d i­ger Aus­z ug aus der Tra­gö­d ie Charles VII vor, de­r en Ur­auf ­f üh­r ung Ma­ dame Fran­çois am 20. Ok­t o­ber 1831 im Théâtre de l’Odéon nach An­g a­be Font­enays ja bei­wohn­t e! Die von Charles Nodier or­g a ­n i­sier ­t en So­i réen im Ar­se­ nal be­such­t en auch die mit­ein­a n­der be­f reun­de­t en Charles-Au­g u­stin Sainte-Beuve und Vic­tor Hugo; zwi­schen bei­den be­stand frei­l ich eine be­son­ders pi­k an­t e Be­z ie­hung – un­t er­h ielt Sainte-Beuve doch eine Li­a i­son mit Hugos Gat­t in Adèle Fouc­her, der die­ser hilf­l os zu­sah.

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Von Vic­tor Hugo, mit dem die Déve­r ias und Bou­ lan­g er be­r eits im De­z em ­b er 1824 Freund­s chaft ge­schlos­sen hat ­t en [vgl. Ma ­r ie, Bou­l an­ger 2], ge­ hen Ver­bin­dun­g en zu wei­t e­r en Al­bum-Bei­t rä­ gern aus: Ein künst ­le­r i­s cher Weg­g e­f ähr ­t e war der schon et ­was äl­t e­r e Früh­r o­m an­t i­ker Émile Dechamps (1791 –1871), mit dem Hugo 1823 die Zeit­ schrift La Muse française ge­g rün­det hat ­t e; An­t o­n i Des­champs war des­sen Bru­der, bei­de wa­r en auch mit Sainte-Beuve be­ f reun­ det. Ein Cou­ sin von Hugos Frau Adèle war Al­f red As­sel­i ne (1824 –1891), ihr Bru­der der Schrift ­stel­ler Paul-Hen ­r i Fouc­her (1810 –1875), der als Dra­m a­t i­ker wie­der­u m mit Félix Ar ­vers (1806 –1850) zu­sam ­men­a r­bei­t e­t e. Die­ser ist in die fran­z ö­si­sche Li­t e­r a­t ur­ge­schich­t e als Au­ tor ei­nes ein­z i­gen So­netts, des Son­nett d’Ar­vers, ein­ ge­g an­gen, das ei­gent ­l ich Un sec­ret heißt. Als Gast im Ar­se­n al ver­lieb­te er sich un­sterb­lich in Charles Nodiers ver­hei­r a­t e­t e Toch­t er Ma ­r ie Menes­sierNodier (1811 –1893); das wahr­schein­l ich ihr ge­w id­ me­t e So­nett han­delt von der un­aus­sprech­l i­chen und un­be­merk­t en Lie­be und wur­de zum Si­g num des ro­ man­t i­schen Welt­schmer­z es an sich. Es wur­de 1833 in der Samm­lung Mes her­e s per­du­e s ver ­öf ­fent ­l icht – in dem glei­chen Band er­schien auch das Ge­d icht Ce qui peut ar­r iver à tout le mon­de, von dem Ar­vers ei­nen Aus­z ug in das Al­bum ami­c o­r um der Ma­d ame Fran­ç ois ein­trug. Ma­r ie Nodier steu­er­te dazu ih­ rer­seits ein Son­net bei, das an­schei­nend di­r ekt für Pau­l i­ne Fran­ç ois be­stimmt war und un­ver­öf ­fent­ licht blieb. Das an­mu­t ig-ele­g an­te Ge­d icht sei hier voll­stän­d ig wie­der­ge­ge­ben: Tant de per­les, Ma­dame, ornent vos blonds cheveux; Tant de fle­urs sous vos pas heu­reu­ses d’ éclo­re, Tant de grâce enivr­an­te et que votre âme ignore S’ épanche au­tour de vous et so­urit dans vos yeux; Tant de bon­heur s’em­pres­se au devant de vos vœux, Tant d’es­poir étin­c el­le en votre vie, et dore Les ray­ons trans­pa­rents de votre bel­le au­r ore, Tant vous êtes aimée, et votre époux heu­reux; Qu’on ne sau­rait prévoir dans ce que vous apprête Le sort, qui vous forma si bel­le et si par­faite, Une lar­m e à ver­ser, un ora­ge, un mal­heur! Ainsi je vous dis­ais : tri­ste, pen­chant la tête Et craignant que le ciel n’atterrât votre fête, Vous serriez votre en­fant dor­m ant sur votre cœur.

Die wei­t e­r en Bei­t rä­ger sei­en an die­ser Stel­le nur er­w ähnt: Ulric Gut­tinguer (1785 –1866) war Prä­ si­dent der Académie de Rouen und ein frü­her Ro­ man­t i­ker aus der äl­t e­r en Ge­ne­r a­t i­on, Paul Lacroix (1806 –1881), auch be­k annt als Bi­blio­phi­le Ja­c ob und wie Gut­t inguer be­f reun­det mit Sainte-Beuve, wur­ de 1855 Kon­ser ­va­t or am Ar­se­n al; der Schrift­stel­ ler Jules Lacroix (1809 –1887) war sein Bru­der. Der jun­ge Kunst ­k ri­t i­ker Gu­stave Planche (1808 –1857), der Kri­t i­ker Au­g u­ste Bus­sière und Alp­honse Phil­ ippe war ­t e­t en mit an­schei­nend un­pu­bli­z ier ­t en Tex­ ten auf. Zu den be­r eits oben ge­n ann­t en Zeich­nern tre­t en hin­z u An­t on Teofil Kwiatkow­ski (1809 –1891), ein pol­n i­scher Emi­g rant, der mit Mickiewicz und Cho­pin be­f reun­det war, Paul Huet (1803 –1869), der sei­ne er­sten Er ­fol­ge dem „ent­schie­de­ne[n] Ein­t re­ ten Vic­tor Hugo’s und Sainte-Beuve’s“ [Thieme/ Becker 18, 72] so­w ie dem be­gei­ster­t en Lob Gu­stave Planches ver­d ank­t e, fer ­ner der Ar­chi­t ek­t ur­z eich ­ner Théodore Hen­r i Man­sson (1811 –1850), der Bild­h au­ er, Gen­r e­m a ­ler und Weg­be­r ei­t er des Ori­ent ­a lis­mus Jules-Ro­ b ert Au­ g u­ s te (1789 –1850), der Land­ schafts­m a­ler Pierre Ca­t r­u fo (gest. nach 1854), Au­ gu­ste Pron, A. Delambre und der Land­schafts­m a­ler Étienne Félix Cou­t u ­r ier (1809 –1843); ei ­n i­ge wei­t e­r e un­si­g nier ­t e Zeich­nun­gen konn­t en wir nicht zu­ord­ nen. In ei­ner Ta­sche auf dem Vor­der­deckel be­fi n­den sich fünf wei­t e­r e Ori­g i­n a ­le, die trotz ei­n i­ger frei­er Alb­u m­blät­t er se­pa­r at blie­ben und wohl nur in ‚lo­ sem‘ Zu­sam ­men­h ang mit dem üb­r i­gen Cor ­pus ste­ hen. Zwei Land­schafts­zeich ­nun­gen der­sel­ben Hand sind mög­l i­cher ­wei­se et ­was äl­t er, die nüch­t er ­ne In­ nen­a n­sicht ei­nes Ka­ser ­nen-Schlaf­saals von ei­nem Herrn An­celet ist auf 1889 da­t iert – leb­t e Ma­d ame Fran­çois zu die­ser Zeit noch, war sie hoch­be­t agt. Schon an dem Defilé der Na­men läßt sich er­mes­sen, wie weit die­ses Stamm­buch aus dem nor­m a­len Maß her­aus­r agt. Das gilt auch in je­der an­de­r en Hin­sicht, wie eine ein­ge­hen­dere Be­t rach­t ung des Al­bums er­ gibt: Steht schon am Be­g inn der „Stamm­buch“-Tra­ di­t i­on die Auf­z eich­nung fa ­m i­l iä ­r er Ver­bin­dun­gen, so spricht aus dem Al­bum der Pau­l i­ne Fran­çois ein ge­r a­de­z u ver­gei­stig ­t er fa ­m i­l iä ­r er Zu­sam ­men ­h ang, in den Wahl­ver ­wand­t e und Weg­ge­nos­sen in wach­ sen­den Rin­gen mit ein­be­schlos­sen wa ­r en. Wird in fast je­dem Al­bum ami­c o­r um der Zeit die Freund­schaft be­schwo­r en, so ist das der Pau­l i­ne Fran­çois von der Freund­schaft als ver ­i n­ner­l ich­t em Prin­z ip ge­r a­de­ zu durch­wo­ben – gip­felnd im elek­t ri­sier ­t en Ne­ben­ ein­a n­der von Ma­r ie Nodier und dem sie heim­lich lie­ben­den Félix Ar­vers auf den Blät­t ern die­ses Bu­ ches. Und „darf man wohl ohne je­den Zwei­fel in den

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Stamm ­bü­chern ei­nen nicht un­be­deu­t en­den, funk­ tio­n al ver ­m it ­t eln­den Fak­t or bei der Her­aus­bil­dung des bür­ger­l ich-bie­der ­mei­er­l i­chen Ge­schmacks- und Li­t e­r a­t ur­k a ­nons er­blicken“ [Fechner 12], so dür­ fen wir an un­se­r em Bei­spiel er­a h­nen, wie es zur Fe­sti­g ung des Grup­pen­z u­sam ­men­h alts von Au­t o­ ren und Il­lu­stra­t o­r en, die ei­nen neu­en Ge­schmacksund Li­t e­r a­t ur­k a ­non erst ge­mein­s am aus­bil­de­t en und durch­setz­t en, noch sel­ber bei­t rug! Auf die­ser Hoch-Ebe­ne wirkt es ge­r a­de­z u ku­r i­os, wenn man Jörg-Ul­r ich Fechners Hin­weis liest, „daß für bild­ li­che Dar­stel­lun­gen in Stamm ­bü­chern der Ein­t rä­ ger ei­nen Be­r ufs­m a ­ler hin­z u­z ie­hen muß­t e“ [Fechner 17] – wa­r en doch die sich hier ‚Ein­z eich­nen­den‘ fast aus­n ahms­los sel­b er Be­r ufs­m a ­ler, die alle der Ma­d ame Fran­çois per­sön­l ich ihre Re­ve­r enz er ­w ie­ sen! Mit Be­d acht wähl­t e die Be­sit­z e­r in denn auch – als nicht ganz un­w ich­t i­ges De­t ail – das un­ge­wöhn­ li­che Quer-Fo­l io-For ­m at für ihr Al­bum ami­c o­r um, um den Zeich­nun­gen mög­lichst gro­ßen Raum zu ge­ben; das nor­m a­le Maß der Al­ben war „ein mitt­le­ res Ok­t av, mei­stens Quer-Ok­t av, so dass man sie be­ quem mit sich neh­men konn­t e“ [He­r old-Zoll­ikofer 15; vgl. auch Keil 13.]. Be­ste­hen schließ­lich vie­le Stamm­bü­cher aus ei­ner Me­lange von Tex­ten und

Bil­dern, so ver­weist die Ver­schwi­ste­r ung von Li­ te­r a­t ur und Il­lu­stra­t i­ons­k unst in un­se­r em Al­bum auf ei­nen tie­fe­r en Zu­sam ­men­h ang – als Aus­d ruck der zur Synäs­t he­sie ten­d ie­r en­den ro­m an­t i­s chen Äs­t he­t ik. Da ­m it de­mon­striert das Al­bum in nuce, was auch eine Samm­lung il­lu­strier­t er Bü­cher dieser Epo­che im Gro­ßen und Gan­z en in­ner­l ich zu­sam­ men ­h ält. Im 19. Jahr­hun­dert ver ­wan­del­t e sich das ge­bun­de­ ne Stamm­buch häu­fi g in eine „Samm­lung von ein­ zel­nen, nicht zu­sam ­men ­h än­gen­den Blät ­t ern“, schon weil durch die­se Form „das Be­schaf­fen von Au­to­ gram ­men ent ­fern­t e­r er Freun­de er­leich­t ert“ [He­ rold-Zoll­ikofer 18] wur­de – mit die­ser ge­locker­ten Form muß­t e sich auch der in­ne­r e Zu­sam ­men­h ang und die zen­t rie­r en­de Rol­le des Be­sit­z ers ten­den­z i­ ell auf­lö­sen. Nicht so bei Pau­li­ne Fran­çois, die ei­ nen be­deu­t en­den Kno­t en­punkt des sie um­ge­b en­ den ko­h ä ­r en­t en Be­z ie­hungs­net­z es dar­stell­t e: Sie leg ­t e sich kei­ne Lo­se­blatt­s amm ­lung zu, son­dern von vorn­her­ein ein Al­bum ami­c o­r um an, das kost­ bar ge­bun­den war. Die Text­bei­t rä­ge wur­den mit ei­ ner Aus­n ah ­me di­r ekt ein­ge­t ra­gen, eben­falls vie­ le Zeich­nun­gen; von den einmon­t ier ­t en Blät ­t ern


kor ­r e­spon­d ie­r en zu­dem zwei klein ­for ­m a­t i­ge – von Achille Devé­r ia – in der räum­li­chen An­ord­nung mit den Tex­t en. Die­se kon­z en­t rie­r en sich im vor­de­ ren Teil, wäh­r end vor al­lem am Ende ei­n i­ge Blät­t er leer blie­ben. Den An­fang ma­chen Zeich­nun­gen von Bou­lan­ger und den Devé­r ias, de­nen sich SainteBeuves pro­g ram ­m a­t i­sches Ge­d icht à Ma­dame Fran­ çois als er­ster Text an­schließt. Vic­tor Hugo schien sei­nen Bei­t rag dem­ge­gen­ü ber auf dem vor­letz­t en Blatt ge­r a­de­z u ‚ver­stecken‘ zu wol­len – um den Le­ ser mit ei­nem un­ver­hofft pro­m i­nen­t en Schluß- und Hö­he­punkt umso mehr zu über ­r a­schen? (Font­enay ge­lang es frei­l ich, sich mit ei­nem un­schön auf den bei­den letz­t en Sei­t en an­ge­ord­ne­t en Ge­d icht noch hin­t er ihn zu set­z en). De­mon­strie­r en Stamm­bü­cher schließ­lich ge­ne­r ell gern „den Stand und Reicht­hum des Be­sit­z ers“ [Keil 13], so spricht aus un­se­ rem au­ber­g i­ne­farbenen Ma ­r o­q uin­band mit rei­chem De­kor à la ca­thedr­ale in Gold­prä­g ung und viel­f äl­t i­ ger In­t ar­sie­r ung in Rot, Grün, Braun und Ma­r o­quin citron der vor­neh­me, sich selbst fei­ern­de Geist und Ge­schmack der ro­m an­t i­schen Epo­che. Das Al­bum ent ­h ält die fol­gen­den, teil­wei­se un­ge­ druck­t en, teil­wei­se von den ge­d ruck­t en Ver­sio­nen ab­wei­chen­den Au­t o­g ra­phen: Sainte-Beuve, [Charles-Au­g u­stin]. A Ma­dame Fran­ çois. Ge­d icht (5 S.), Erst­d ruck un­t er dem Ti­t el A Ma­ dame F. in: Vie, poé­sies et pen­sées de Jo­seph Delorme, 2. Auf­l a­ge, Del­a ng­le, 1830. Fouc­her, Paul[-Hen­r i]. Dia­log­ue. Aus­z ug (7 S.) aus: Yseult Raim­bau. Drame hi­storique en quatre actes et en vers. Pa­r is, Riga, Bar­ba, 1830. – Ur­auf­füh­r ung im Théâtre de l’Odéon am 17. No­vem­ber 1830. Lacroix, P[aul]. Charles 9 à Ma­r ie Touch­et. Ge­d icht (1 S.), ent­h al­t en in der Er­z äh­lung L’Échafaud­a ge, in: So­irées de Wal­ter Scott. Ren­duel, 1829. Lacroix, Jules. Aus­z ug (1 S.) aus ei­ner Über­set­z ung von Wil­l i­a m Shake­speares Lady Mac­beth. Delloye, 1840. Des­champs, An­t o­n i. Les Ita­li­en­n es. Aus­z ug (1 S.) aus ei­ner Vers-Sa­t i­r e, ge­d ruckt un­t er dem Ti­t el L’Am­our, in: Trois sa­t i­res pol­itiques, précédées d’un pro­ log­u e. Riga, Wer­det, Levavasseur, 1831. – Dort die No­tiz: „Cette pi­èce est ex­tra­ite d’un recueil in­édit in­t itulé Les Ita­li­en­nes, et sert de tran­sit­ion à la sa­t i­r e pol­itique, gen­r e de poé­sies que l’au­t eur se pro­po­se d’écrive doréna­vant: poé­sie de mépris et de haine, la seu­le fa­i sable au­jourd’hui“ [S. 11].

Gut­t inguer, Ulric. À Al­f red de M., mit Ver­merk „no­ tre dame de grâce [/] Sept­embre 1829“. Aus­zug (3 S.) aus ei­nem Ge­d icht, ge­d ruckt un­t er dem Ti­t el À mon ami Al­f red de Mus­set in Fa­bles et Médi­tat­ions. Jou­bert, 1837. Ar ­vers, Félix. Oh ! qui ne s’est au moins une fois dans sa vie […]. Aus­z ug (1 S.) aus ei­nem Ge­d icht, ge­d ruckt un­t er dem Ti­t el Ce qui peut ar­r iver à tout le mon­de in Mes heu­res per­du­e s. Four­n ier je­u ne, 1833. Phil ­ippe, Alph[onse]. L’En­fant, mit Ver­merk „Dun­ kerque 18 Janv. 1833“, Ge­d icht (2 S.), un­ge­d ruckt? Bus­sière, A[uguste?]. Il est un nom grandi sous la foud­ re et l’ora­ge […], Ge­d icht (3 S.), un­ge­d ruckt? Du­mas, Alex[an­dre]. Yaqoub (er­ste Zei­le: J’ étais en­ cor en­fant: un matin sous sa ten­te), Aus­z ug (1 S.) aus: Charles VII chez ses grands vas­saux. Tragé­die en 5 actes. Lemesle, 1831. – Ur­auf­f üh­r ung im Théâtre de l’Odéon am 20. Oktobber 1831, im Bei­sein von Pau­ li­ne Fran­çois. Bor­el, Pétrus. Fan­tai­sie, da­t iert „7bre 1831“, Ge­d icht (1 S.) ab­ge­d ruckt in: Rhap­so­dies. Levavasseur, 1832. Planche, Gu­stave. Dieu (er­ste Zei­le: L’ hu­m an­ité vieillit: Car des peuples sans nombre), da­tiert „1829. Sept­embre“, Ge­d icht (3 S.), un­ge­d ruckt? Bou­lan­ger, L[ouis]. à Ste B. (er­ste Zei­le: Non je ne reçus point d’en haut ce don cél­e ste), Ge­d icht (1 S.); es fin­det sich als Au­to­g raph auch in Vic­tor Hugos Ex­em­plar der Œuvres de Rons­ard und er­schien 1836 in der von Ma ­r ie Nodier her­aus­ge­ge­be­nen Samm­ lung Le Per­c e-Nei­ge. Nodier-Menes­sier, Ma­r ie. Son­n et. – Das Ge­d icht (1 S.) wen­det sich di­r ekt an „Ma­d ame“, also wohl an Ma­d ame Fran­çois, und scheint nie pu­bli­z iert wor­ den zu sein. Des­champs, Émile. Frag­m ent. Rom­é o, da­tiert „1er 7bre 1830“, Aus­z ug (1 S.) aus ei­ner fran­z ö­si­schen Über­set­z ung von Shake­speares Rom­eo und Ju­lia, Au co­mptoir des im­prime­u rs unis, 1844. As­sel­ine, Al­fred. Ma poé­sie ose peu de cho­se […], vierz­ei­l i­ges Ge­d icht auf mon­t ier ­t em Blatt, da­t iert „1.er février 1843“. H[ugo], Vic­t or. Seul à vingt ans, la vie était am­ère et tri­ ste […], Aus­z ug (1 S.) aus: Ma­r i­on de Lorme. Ren­duel, 1831. Ur­auf ­f üh­r ung im Théâtre de la Por­te-SaintMar­t in am 11. Au­g ust 1831. Fon­t a­ney, A[ntoine]. Le châ­teau de Beau­té, Ge­d icht (2 S.), Erst­d ruck in: La Psyché, Bd. V, 2. Jahr, 1829. –

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Eben­so im Al­bum ami­c o­r um von Al­fred de Vigny (vgl. Auk­t i­on Art­cu­r i­a l, 15 No­vem­ber 2016, Nr. 43). Das Cor ­pus der Zeich­nun­gen bie­t et ty ­pisch ro­m an­ ti­sche Su­jets: Pit ­t o­r es­ke Stadt ­a n­sich­t en und ein­sa­ me Nat ­u r­l and­schaf ­t en, in de­nen der Mensch zu­wei­ len win­z ig klein er­scheint, Men­schen in exo­t i­schem oder hi­sto­r i­schem Ko­stüm, auch ei­n i­ge Dar­stel­lun­ gen von fa ­m i­l iä ­r er In­t i­m i­t ät. Das Al­bum ent ­h ält fol­ gen­de Ori­g i ­n a ­le: Bou­lan­ger, L[ouis]. Ganz ­fi gu­r ei­nes ori­en­t a ­l isch ge­ klei­de­t en Man ­nes; si­g nier ­t e ganz­sei­t i­ge Fe­der­z eich­ nung in brau­ner Tin­te. – Wohl eine Re­ve­r enz des Künst ­lers an das In­t er­es­se von Pau­l i­ne Fran­çois an ori­en­t a ­l i­scher Kunst.

Bou­lan­g er, L[ouis]. Sze­ne, in­spi ­r iert aus Vic­t or Hugos Stück Ma­r i­on de Lorme (4. Akt, 8. Sze­ne); si­g nier ­t e ganz­sei­t i­g e Fe­der­z eich ­nung in brau ­ner Tin­te, mit Le­gen­de. – Vgl. den Ein­trag Hugos auf dem vor­letz ­t en Blatt. Bou­lan­ger, L[ouis]. Claude Frol­lo [Le­gen­de]; Sze­ne aus Hugos No­t re-Dame de Pa­r is; si­g nier ­t e ganz­sei­t i­ ge Fe­der­z eich­nung in brau­ner Tin­t e. B[ou­lan­ger], L[ouis]. Sou­ve­nir de Franc­fort [Le­gen­ de], Blick durch eine Gas­se auf den Turm des Kai­ ser­doms St. Bar ­t ho­lo­m ä­u s in Frank ­f urt am Main; si­g nier ­t e ganz­sei­t i­g e Fe­der­z eich ­nung in brau ­ner Tin­te. – Re­m i­n is­z enz an eine im Herbst 1829 mit Sainte-Beuve und dem Ar­chi­t ek­t en Charles Ro­be­ lin un­t er ­nom ­me­ne Rei­se [vgl. Ma ­r ie, Bou­lan­ger 42]. Devé­r ia, E[ugène]. Mann und zwei Frau­en in hi­sto­ ri­schen Ko­stü ­men in ei ­nem herr­schaft ­l i­chen Trep­ pen ­h aus; si­g nier ­t e, mon­t ier ­t e Blei­stift ­z eich ­nung hell­brau­nem Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 155 x 147 mm). [Devé­r ia, Achille] (zu ­ge­schrie­ben). Stil ­len­de Frau, um­ge­ben von zwei wei­t e­r en Klein ­k in­dern, mon­t ier­ te Blei­stift­z eich­nung auf gelb­l i­chem Trans­pa ­r ent­ pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 120 x 175 mm). Deve­r ia, Lau­r e. Blu ­me mit meh ­r e­r en wei­ßen Blü­t en; si­g nier ­t e und „1831“ da­t ier ­t e, mon­t ier ­t e Zeich­nung in Blei- und Farb­stift, mit Höhun­gen in Weiß und Rosa, auf star­kem Pa­pier (Blatt­g rö­ße: 278 x 217 mm). [Devé­r ia, Achille] (zu­ge­schrie­ben). Seit ­l ich aus­ge­ streckt lie­gen­de jun­ge Dame; mon­t ier ­t e Blei­stift­ zeich­nung auf gelb­l i­chem Trans­pa ­r ent ­pa­pier (Blatt­ grö­ße: 85 x 162 mm). B[ou­lan­ger], L[ouis]. Halb­fi ­g ur ei­nes Lan­z en- oder Hel­le­bar­den­t rä ­gers in Re­n ais­sance­ko­stüm; si­g nier­ te vier ­t els­eitige Fe­der­z eich­nung in brau­ner Tin­t e. – Bou ­lan­ger teil­t e mit Eugène Devé­r ia die „aspi ­r a­t i­on de re­n ais­sance“, die sich mit der Vor­stel­lung ei­ner „réfor ­me pi­ctur­a le“ [[Ma ­r ie, Bou­lan­ger 10] ver­band.

Devé­r ia, A[chille]. Jun­ge Dame, wohl Pau­l i­ne Fran­ çois, mit zwei Kin­dern und ei­nem Hund in In­te­ rieur; si­g nier ­t e ganz­sei­t i­ge Fe­der ­zeich ­nung in brau­ ner Tin­t e mit we­n i­gen Weiß­höhun­gen. Bou­lan­ger, L[ouis]. Hü­ge­l i­ge Land­schaft mit Dorf im Hin­t er­g rund; si­g nier ­t e ganz­sei­t i­ge Fe­der­z eich­ nung in brau­ner Tin­te. – Re­m i­n is­z enz an eine im Herbst 1829 mit Sainte-Beuve und dem Ar­chi­t ek­t en Charles Ro­be­l in un­t er ­nom ­me­ne Rei­se.

Bou­lan­ger, L[ouis]. Sou­ve­nir d’un por­trait de Titien [Le­gen­de]; si­g nier ­t e halb­sei­t i­ge Fe­der­z eich ­nung in brau­ner Tin­t e. – Auf der­sel­ben Sei­t e mit der vo­r i­ gen Zeich­nung. B[ou­lan­g er], L[ouis]. Zwei Me­d ail­lons nach an­ti­ ken Vor­bil­dern: Pro­fi l ei­nes Män­ner­kopfs, Ad­ler; si­g nier ­t e ganz­sei­t i­g e Fe­der­z eich ­nung in brau ­ner Tin­t e. Bou­lan­ger, [Lou­is]. Sze­ne aus Vic­tor Hugos No­t reDame de Pa­r is; si­g nier ­t e ganz­sei­t i­ge Fe­der ­zeich ­nung in brau ­ner Tin­t e.

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Bou­lan­g er, [Lou­i s]. Vor­zeich­nung für ein in der Mais­on de Vic­tor Hugo auf­b e­w ahr­t es Aqua­r ell mit dem Ti­t el Scène de l’af­f ront, zur 5. Sze­ne des 1. Akts von Hugos Stück Lucrèce Borg­ia. Fe­der­z eich­nung in brau ­ner Tin­t e auf mon­t ier ­t em, leicht bräun ­l i­chem Pa­pier (Blatt ­g rö­ß e: 148 x 213 mm), ver­so si­g niert und mit dem Ver­merk: „Don­né à Mr [un­le­ser­l i­cher Nach­n a­me] le 12 juillet 1845 L. B.“ [Bou­l an­g er, Lou­i s] (zu­g e­s chrie­b en). Die­s el ­b e Sze­ne in an­de­r er Aus­f üh­r ung; ganz­sei­t i­ge Fe­der­ zeich­nung in brau­ner Tin­t e. Bou­l an­g er, L[ouis]. Lucrèce Borg­i a [Le­g en­de], Lucrezia Borg­ia mit ei­nem jun­gen Mann in ei­nem In­t e­r ieur; si­g nier ­t e ganz­sei­t i­ge Fe­der­z eich ­nung in brau ­ner Tin­t e. Kwiatkow­ski, [An­t on] T[eofil]. Tän­z e­r in, um­ge­ben von sechs Män­nern, in Ko­stü­men des 16. Jahr­hun­ derts; si­g nier ­t es mon­t ier ­t es Aqua ­r ell auf star­kem Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 106 x 133 mm).

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Bou­lan­g er, Lou­i s. Im Frei­en spa ­z ie­r en­de jun­g e Frau; si­g nier ­t e mon­t ier ­t e Fe­der­z eich­nung in brau­ ner Tin­t e (Blatt­g rö­ße: 278 x 194 mm). [Bou­lan­g er, Lou­i s] (zu ­g e ­s chrie­b en). Représentant du peuple (Bas-Rhin) [Le­gen­de], Ka ­r i­k a­t u ­r en zwei­ er Män­ner­köp­fe und ei­ner Frau im Pro­fi l; mon­t ier­ te Fe­der­z eich­nun­gen in brau­ner Tin­t e (Blatt ­g rö­ße:

gie­b el­stän­d i­g en Häu­s ern, im Hin­t er­g rund eine go­t i­sche Kir­che. Si­g nier ­t e, mon­t ier ­t e Zeich ­nung mit Blei­stift und pierre noire auf star­kem, cha­mois­ farbenem Pa­ pier mit Blind­ stem­ p el „C. Wise [/] Doulens“ (Blatt­g rö­ße: 242 x 162 mm). Devé­r ia, E[ugène]. Rücken­a n­sicht ei­ner jun­g en Frau; si­g nier ­t e mon­t ier ­t e Fe­der­z eich­nung in brau­ ner Tin­t e mit we­n i­gen Blei­stift­spu­r en auf bräun­l i­ chem Pa­pier (Blatt­g rö­ße: 263 x 171 mm) (teils nach­ ge­bräunt und et ­was braun ­fleckig). [Bou­lan­g er, Lou­i s] (zu­g e­schrie­b en). Stu­d ie ei ­nes Pfer­des, zwei klei­ne­r e De­t ail­stu­d i­en von Vor­der­lauf und Kopf; mon­t ier ­t e Fe­der­z eich­nung in schwar­ zer Tin­t e auf (leicht knitt ­r i­gem) Trans­pa ­r ent ­pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 212 x 292 mm). [Au­g u­ste, Jules-Ro­b ert] (zu­ge­schrie­b en). Män ­ner­ kopf in Halb­ pro­ fi l; mon­ t ier­ t es Pa­ stell auf gelb­ brau­nem Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 229 x 302 mm) (stär­ker braun ­fleckig). [Au­g u­ste, Jules-Ro­b ert] (zu­ge­schrie­b en). Män ­ner­ kopf mit Tur­ban im Pro­fi l; mon­tier­tes Pa­stell auf brau­nem Pa­pier (Blatt­g rö­ße: 232 x 175 mm) (braun­ fleckig). – Wohl eine Hom­m a­ge des Künst­lers an das In­t er­e s­se von Pau­l i­ne Fran­ç ois an ori­en­t a ­l i­ scher Kunst. Un­si­g niert. Brust­bild von vier Män­nern, ge­k lei­ det im Stil der Re­n ais­sance; mon­tier­te Blei­stift­ zeich­nung auf gelb­brau ­nem Pa­pier (Blatt ­g rö­ß e: 122 x 190 mm). [Fran­ç ois, A.?]. Zwi­schen ei ­nem mit ­t el­a l­t er­l i­chen Kirchl­ein und ei­nem an­ge­schnit ­t e­nen Guts­h aus an ei­nen See füh­r en­der Weg; mon­t ier ­t e Fe­der­z eich­ nung in schwar­z er Tin­t e (Blatt­g rö­ße: 220 x 285 mm) (klei­ner Rand­ein­r iß). – Wohl der glei­che Zeich­ner, der auch mit „A. F. [?]“ mo­no­g ramm­iert.

205 x 132 mm). – Auf dem Alb­u m­blatt Kle­be­spu­r en ei­nes frü­her dar­auf mon­t ier ­t en Blatts, dar ­u n­t er ei­gen­h än­d i­ge Si­g na­t ur von Paul Huet. [Huet, Paul] (zu­ge­schrie­ben). Un­t er mäch­t i­gen Bäu­ men ein am Ufer ei­nes stil­len Ge­wäs­sers sit­z en­der Mann, im Hin­t er­g rund ein länd­l i­ches Häus­chen; Fe­der­z eich ­nung in brau ­ner Tin­t e.

B[ou­lan­g er], L[ouis]. Brust­bild ei­nes Man­nes im Pro­fi l; si­g nier ­t e mon­t ier ­t e Blei­stift­zeich­nung (Blatt­ grö­ße: 185 – 200 x 230 mm) (schwach braun­fleckig). Giro­det[-Trios­on, Anne-Lou­i s]. My ­t ho­lo­g i­s che Sze­ne (Raub ei­ner Frau?); si­g nier ­t es mon­t ier ­t es Lavis in di­ver­sen Braun­t ö­nen auf star­kem Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 172 x 135 mm).

Huet, P[aul]. Stil­ler Fluß un­t er mäch­t i­gen Bäu ­men, Le­gen­de: 1833; si­g nier ­t e Fe­der ­zeich ­nung in brau ­ner Tin­t e (Bild­g rö­ße: 105 x 170 mm).

Un­si­g niert. Sou­ve­nir de [.…]lyer [Le­gen­de], Kü­sten­ seg­ler bei ho­hem See­g ang, im Vor­der­g rund zwei Men­schen am Strand; mon­t ier ­t e Blei­stift ­z eich ­nung (Blatt ­g rö­ße: 114 x 150 mm).

Man­s son, [Théodore Hen­r i]. Blick auf ein städ­ti­ sches Ha ­fen­becken mit Se­gel­schiff, um­ge­ben von

Ca­t r ­u fo, P[ierre]. No­t re-Dame [Le­g en­de]; An­sicht auf Kais und Brücken von Pa­r is, vom lin­ken Ufer

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der Sei­ne aus ge­se­hen, im Hin­t er­g rund die Ka­t he­ dra ­le No­t re-Dame; si­g nier ­t e Fe­der ­z eich ­nung in brau­ner Tin­t e (Bild­g rö­ße: 125 x 205 mm). Ca­tr ­ufo, P[ierre]. Aqua ­r ell ei ­ner Fluß­land­schaft mit Se­gel­boot und Stadt ­sil ­hou­et ­t e am Ho­r i­zont; si­g nier­ tes mon­t ier ­t es Aqua ­r ell (Blatt ­g rö­ße: 126 x 190 mm). [Man­s son, Théodore Hen­r i] (zu­g e­s chrie­b en). Hü­ge­l i­ge Land­schaft mit dem Bau­ern­hof Liabast­ res [Le­gen­de] bei Golinhac im fran­z ö­si­schen Zen­ tral­m as­siv, da­t iert „X bre 1836“; mon­t ier ­t e Blei­stift­ zeich­nung auf star­kem, cha ­mois­farbenem Pa­pier mit Blind­ stem­ p el „C. Wise [/] Doulens“ (Blatt­ grö­ße: 265 x 160 mm). Un­si­g niert. Sil­hou­et ­t e ei­nes Man­nes im Pro­fi l auf ei ­ner Stra ­ße; klei ­ne mon­t ier ­t e Fe­der ­z eich ­nung in schwar­z er Tin­t e auf star­kem, ro­sa ­far­be­nem Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 34 x 20 mm). Un­s i­g niert. Büh ­n en ­b ild­e nt ­w urf ei­n es go­t i­ schen In­nen­raums (im Stil von Charles Cicéri);

mon­t ier ­t es Aqua ­r ell mit Blei­stift­spu­r en (Blatt­g rö­ße: 207 x 252 mm). Un­si­g niert. Büh ­nen ­bild­ent ­w urf mit Trep­p en­auf­ gang zu ei­ nem go­ t i­ s chen Ge­ bäu­ de (im Stil von Charles Cicéri); mon­tier­tes Aqua­r ell mit Blei­stift­ spu­r en (Blatt ­g rö­ße: 213 x 220 mm). [Bou­lan­g er, Lou­i s] (zu­g e­s chrie­b en). Ova ­les Me­ dail­lon mit der my ­t ho­lo­g i­schen Dar­stel­lung ei­nes ge­k rön­t en Got ­t es; ganz­sei­t i­ge Blei­stift ­skiz­z e. Fran­çois, A. Vieh­t rieb auf ei­ner Dorf­stra­ße, mon­ tier ­t e Blei­s tift­z eich­nung auf ge­t ön­t em Pa­pier? (Blatt ­g rö­ße: 121 x 201 mm); auf­ge­walzt auf stär­ke­ res Trä­ger ­pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 206 x 284 mm). F[rançois] [?], A. Stra ­ßen­sze­ne mit Kut ­sche, ei ­ner Wa­che vor Wach­h äus­chen und ei­nem re­prä­sen­t a­t i­ ven länd­l i­chen An­we­sen im Hin­t er­g rund, Per­so­nen im Ko­stüm des 18. Jahr­hun­derts; mo­no­g ramm­ierte mon­t ier ­t e Fe­der­z eich­nung in schwar­z er Tin­t e auf

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leicht ge­t ön­t em Pa­pier? (Blatt ­g rö­ße: 96 x 137 mm), auf­ge­walzt auf wei­ßes Trä­ger ­pa­pier. Bazin, Ch[arles]. The Bride of Lam­m er­m oor [Wal­ter Scott] [Le­g en­de], Lucy ne­b en ih­r em er­sto­che­nen Ehe­m ann; si­g nier ­t es mon­t ier ­t es Aqua ­r ell auf stär­ ke­r em Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 158 x 205 mm). Un­si­g niert. Sich um­a r­men­des Paar vor ei­nem Bett; mon­t ier ­t e Blei­stift ­z eich ­nung auf gelb­l i­chem Trans­ pa ­r ent ­pa­pier (Blatt ­g rö­ß e: 143 x 114 mm) (braun­ fleckig). Bou­lan­g er, L[ouis]. Pferd und Schmied; si­g nier­ te mon­t ier ­t e Fe­der­z eich­nung in brau­ner Tin­t e auf brau­nem Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 219 x 193 mm). [Bou­lan­ger, Lou­is] (zu­ge­schrie­ben). Weg in wal­d i­ ger Land­schaft mit zwei Rei­tern im Hin­ter­g rund; mon­t ier ­t e Fe­der­z eich­nung in brau­ner Tin­t e (Blatt­ grö­ße: 192 x 210 mm).

Un­si­g niert. An­sicht ei­ner Burg; mon­tier­te Blei­ stift­z eich­nung aus bräun­l i­chem Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 220 x 295 mm) (schwach braun­fleckig).

Pron, Aug[uste]. Fel­si­ge Berg­l and­schaft mit ärm­ li­chen Hüt ­t en zwi­schen Kir­chen- und Burg ­r ui­ne, si­g nier ­t e mon­t ier ­t e Fe­der­z eich ­nung in brau ­ner Tin­t e (Blatt ­g rö­ße: 220 x 290 mm).

Co­utourier, [Félix]. Vue d’une mais­on à Toa­nie [?] (Cou­t u­r ier) [Le­gen­de], Häu­ser ­par ­t ie an ei­nem Fluß mit Wä ­sche­r in ­nen; mon­t ier ­t e Blei­stift ­z eich ­nung (Blatt ­g rö­ße: 295 x 216 mm).


Delambre, A. La Meuse à Gran­de Co­mmune [Le­gen­ de]; si­g nier ­t es mon­t ier ­t es Lavis in schwarz-grau­er Tin­t e mit Höhun­gen in Weiß in gold­far­be­nem Rah­ men auf grau­em Pa­pier (Blatt­g rö­ße: 127 x 163 mm).

stär­ke­r es Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 134 x 164 mm), rück­ sei­t ig: „Ego Co­n stantinus Fau­cher a[?] Debonna­i re den[…] Beau­mont accepi hoc“, se­pa­r at in Ta­sche (et ­was tin­t en­sprenk ­l ig).

Delambre, A. Etang de St Quentin [Le­gen­de]; si ­g nier­ tes mon­tier­tes Lavis in schwarz-grau­er Tin­te mit Höhun­gen in Weiß in gold­far­b e­nem Rah­men auf grau­em Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 125 x 162 mm).

Un­s i­g niert. Sechs klei ­n e Fe­d er ­z eich ­nun­g en in schwar­ z er Tin­ t e (Frau in länd­ l i­ c her Tracht, Lan ­z en­t rä ­g er, Män ­ner­kopf, Sil ­hou­e t ­t en zwei­er Fech­t er, ei­nes spa ­z ie­r en­den Paa ­r es und ei­nes rau­ chen­den Man­nes mit Hund) auf ei­nem Blatt (Blatt­ grö­ße: 116 x 180 mm), se­pa­r at in Ta­sche.

Un­si­g niert. Pa­r is, Rue de Ierus­ a lem [Le­g en­de], ge­se­hen vom Quai des Orf­è vres; mon­tier­te Blei­ stift­z eich­nung mit hell­brau­nem Lavis in Trompel’œil-Rah ­men auf stär­ke­r em Pa­pier (Blatt ­g rö­ß e: 226 x 285 mm). – Die klei­ne Gas­se exi­stiert heu­te nicht mehr. Un­si­g niert. Se­g el­b oot auf ei­nem Strand; Aqua­ rell (Blatt­g rö­ße: 146 x 171 mm), se­pa­r at in Ta­sche (klei ­ne Eck ­fehl­stel ­len). Un­si­g niert. Dörf­l i­che Fluß­l and­schaft; Fe­der ­z eich­ nung in schwar­z er Tin­te (73 x 110 mm), auf­ge­walzt auf stär­ke­r es Pa­pier (Blatt ­g rö­ß e: 132 x 170 mm), rück­sei­t ig Na ­mens­z ug „Cesar Fau­cher“, se­pa ­r at in Ta­sche. Un­si­g niert. Was­s er ­müh ­le; Fe­der ­z eich ­nung in schwar­ z er Tin­ t e (71 x 110 mm), auf­ g e­ w alzt auf

An­c elet. Pa­r is, Vue de ma cham­breée. [/] 4 Xbre 1889 [/] Ca­serne du Châ­teau d’Eau [Le­gen­de], An­sicht ei­ nes Bet­t en­saals; Aqua­r ell (140 x 234 mm), mon­t iert auf bläu­l i­chem Pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 171 x 264 mm), se­pa­r at in Ta­sche. – Das 1854 als Ca­serne du PrinceEugène er ­r ich­t e­t e Ge­bäu­de an der Place de la Répu­ blique be­her­berg ­t e die Re­pu ­bli ­k a ­n i­sche Gar­de. Pro­ ve­ n i­ enz: Das Al­ bum be­ fand sich bis in die jüng­ste Zeit in fran­z ö­si­schem Pri­vat ­be­sitz. Li­t e­r a­t ur: zu Pau ­l i ­ne Fran­ç ois: Fon­t a ­ney; zu Bou ­l an­g er: Ma ­r ie, Bou ­l an­g er; zu „Stamm ­bü­c hern“: Fechner, He­r old-Zoll­i kofer, Keil.


Devé­r ia macht Mode 154 Devé­r ia, A[chille]. Le Goût nouveau. Motifs va­ riés pris d’après na­t ure [Um ­schlag­t i­tel]. Pa­r is, Tes­sari et Cie et Au­m ont, [und:] Lon­don, Ch. Tilt, [etwa 1835]. 24 ge­zähl­te, auf Ste­gen mon­t ier­te, ko­lo­r ier­te und ei­weiß­ gehöhte lithographierte Ta­feln. Fo­lio (367 x 290 mm). Mo­d er­n er ro­ter Halb­l ei­n en­ band mit gold­ge­präg­tem Le­der­r ücken ­schild und et­was Rücken­ver­gol­dung, mit ein­ge­bun­de­nem il­lu ­strier­ten Vor­ der­um ­schlag der er­sten Lie­fe­r ung auf rosa Pa­pier (ei­ni­ ge Bl. leicht ge­bräunt, ei­ni­ge in klei­ne­rem For­m at, Ta­fel 3 mit ge­schlos­se­nem Ein­r iß au­ßer­h alb des Bild­be­reichs). Ko­stüm­se­r ie mit 24 ko­lo­r ier ­t en Li­t ho­g ra­phi­en Achille Devé­r ia (1800 –1857) ver­t ritt den Ty­pus des „früh­voll­en­de­t en Künst ­lers, der in sei­ner Ju­gend so­g ar zu den Füh­r ern ge­hört hat­t e“ [Rümann 133], sich aber nach 1830 „nicht über den Durch­schnitt“ [ebd.] mehr er­he­ben konn­te, an­schei­nend, weil er mit der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on durch die Zeit ­läufte über­holt wur­de. Die­ses Ur­teil der Ge­schich­te über ihn hat in­so­fern et­was Pa­r a­do­xes, als er – der vom Klas­si­ zis­mus her­k am – stets auf „das Mo­d i­sche und Ele­ gan­t e“ [Bil­der ­wel­t en 104] be­d acht war und ge­r a­de mit die­sem Al­bum up to date blei­b en woll­te. Dies be­weist der pro­g ram ­m a­t i­sche Ti­t el Le Goût nouveau auf dem ein­ge­bun­de­nen il­lu­strier ­t en Lie­fe­r ungs­ um­schlag und al­len Li­t ho­g ra­phi­en; ein Ti­t el­blatt gab es nicht. Das laut Lon­champ und Rahir um 1835 er­schie­ne­ ne Al­bum mit 24 sau­b er ko­lo­r ier­ten und ei­weiß­ gehöhten Li­t ho­g ra­phi­en ist eine von meh­r e­r en „amü­san­t en Ko­stüm­se­r i­en“ Devé­r ias, die „kul­t ur­h i­ sto­r i­sches In­t er­es­se“ ver­d ie­nen [Thieme/Becker]. Es zeigt Por­traits mo­d isch gekeideter Da­men d’après na­t ure, die man im Zeit­a l­t er der so­z ia­len Netz­wer­ke wohl als In­f luence­r in­nen be­z eich­nen wür­de. Beraldi hat sie na ­ment ­l ich iden­t i ­fi ­z iert: Den An­fang macht An­net ­t e, die Schwe­ster des Ma ­lers Lou­i s Bou­l an­ ger. Devé­r ias ei­ge­ne Schwe­ster, die Pia ­n i­stin und Blu ­men ­m a ­le­r in Lau­r e Devé­r ia (1813 –1838), ist al­ lein vier­m al ver­t re­ten [Nr. 7, 19, 21 und 24], sei­ne

Gat­tin Cél­e ste (die Toch­ter des Ver­le­gers Charles Mot­t e) im­mer­h in zwei­m al [Nr. 12 und 14]. Auf Ta­fel 12 prä­sen­t iert sie sich, be­deckt von viel wei­ßer Spit­ ze, in ei­ner be­son­ders ho­heits­vol­len Pose – wo­m it ge­r a­de ih­r em per­sön­l i­chen goût nouveau ein Hauch von an­cien régime an­z u­h af­t en scheint. „De la fa­m il­le Devé­r ia“ ist laut Beraldi auch Mel­le Fran­ç ois [Nr. 23], die laut Blei­stift­ein­trag in un­se­ rem Ex­em­plar mit voll­stän­d i­gem Na ­men Julie Fran­ çois heißt und in „grand chapeau, robe à fle­u rs“ [Beraldi] ge­z eigt wird – die Be­sit­z e­r in des ein­z ig­a r­ ti­gen Al­bum ami­c o­r um in un­se­r er Samm ­lung (sie­he Nr. 153) ist mög­l i­cher ­wei­se ihre Mut ­t er. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V, An­h ang 64 ff., Nr. 378 – 401; Co­l as 860; Hi­ ler 237; nicht bei Lip­p er­hei­de; Lon­c hamp II , 132; Rahir 399; San­der 230; Thieme/Becker 9, 183; vgl. ebd. 185 (Lau­r e Devé­ ria).

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