steirische Jägerin 02-2024

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Diese und weitere Modelle sind im gut sortierten Fachhandel erhältlich. Bitte die jeweiligen Landesgesetze beachten.

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VORWORT

Es gibt viele Motive, warum Menschen jagen, ebenso führen Jagdgegner sehr unterschiedliche. Gründe für ihre Ablehnung an. Jägerinnen und Jäger stehen im Zentrum zahlreicher Spannungsfelder und gesellschaftspolitischer Diskussionen. Aber die Jagd ist so vielfältig, gilt sie doch als Vermittler des Wissens und als Garant der Biodiversität. Es wächst eine neue Generation an Jäger:innen heran, die mit neuem Selbstverständnis und ohne „Jäger-Arroganz“ versuchen, ein wichtiger offener Bestandteil der Gesellschaft zu sein. Sowie Marija Markovic, die das Titelblatt dieser Frühlingsausgabe der „Steirischen Jägerin“ ziert. Respekt vor und die Verbundenheit zur Natur und das Bewusstsein für unsere Verantwortung gegenüber den Tieren sind für sie wichtige Leitgedanken und persönliche Wahrheiten im Leben. So meidet die Burgenländerin, wenn möglich, Supermärkte und ist lieber selbst für die umweltethisch vertretbare Herkunft ihrer Lebensmittel verantwortlich. Nicht nur bei unserer Cover Jägerin, sondern bei vielen ist die Sehnsucht nach heiler Natur so groß wie nie zuvor und gerade deswegen befindet sich die traditionelle Jagd in einem rasanten Umbruch. Zu diesem Thema und auch bezüglich Natur-Management, die Jagd als Naturerlebnis, und Dialog und Lebensraumgestaltung war die „Steirische Jägerin“ in einem offenen Grundsatzgespräch mit dem jüngsten österreichischen Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau. Er sieht die Jagd klar als nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen an und rechnet den Erhalt der Wildarten und der Kulturlandschaft vor allem den

Leistungen der Jägerschaft an. Die freiwillige Arbeit von Jägern und Jägerinnen waren auch maßgeblich an der Erfassung der Gams- und Steinwildbestände im Jahre 2022 beteiligt. Gams- und Steinwild sind eine wertvolle Bereicherung unserer Reviere und zählen sicherlich zu den am leichtesten und exaktesten zählbaren heimischen Wildarten. Auch über das Jagen in Österreichs zweitgrößter Stadt wird gesprochen. Mit den Stadtjagd-Episoden soll diese besondere Form der Jagdausübung der Leserschaft mit einem Augenzwinkern nähergebracht werden. Wir schneiden aber nicht nur Themen an, die die Jagd in ihrem vollen Glanz erstrahlen lassen. Auch heftig diskutierte Themen wie von Wölfen und Hirten in der Slowakei, Südtirol und die italienischen Anti-Jagd-Referenden oder die Verschärfungen im Waffengesetzt sollen in die Mitte zur Diskussion gestellt werden. Sie haben bestimmt den Medien entnommen, dass Innenminister Mag. Gerhard Karner die Planung der Einführung eines Messertrage-Verbotsgesetzes angekündigt hat. Auch das Waffengesetz soll verschärft werden. Die Ankündigung dieses Gesetzesvorhabens hat medial breite Wellen geschlagen, wir waren dazu im Gespräch mit Rechtsexperten.

Sie sehen schon, Die „Steirische Jägerin“ ist wie immer breit aufgestellt. Ich hoffe, auch Sie finden hier eine Thematik von Interesse, etwas, dass ihr Herz höherschlagen lässt oder sogar ein Thema zum Mitfiebern.

Waidmannsheil, Christian Huemer

Christian Huemer

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Einsendeschluß: 30.07.2024

Der Rechstweg ist ausgeschlossen.

Von Wölfen und Hirten

06 Coverstory 24
56 Steinkauz Referendum Südtirol Gamswild Zahlen Spurensuche 28 52 70
12 68 78 18 Interview mit LJM Franz Mayr-Melnhof
Testbericht Dentler DR21 Hauterkrankungen beim Hund Scharfe Feitel
Saurau

INHALT

IMPRESSUM

Herausgeber: Christian Huemer, 8055 Graz, Puchstraße 133 www.steirische-jaegerin.at, info@steirische-jaegerin.at

Redaktion:

Alia Bandhauer, Angelika Ertl, Freydis Burgstaller-Gradenegger, Erwin Lick, Christian Huemer, Harald Hauk, Leif-Eric Jonas, Johannes Krautzer, Tina Mende, Martin Prumetz, Andrej Sidenko, Michaela Skuban, Kathrin Strohmayer, Benedikt Terzer, Esther Unterweger

Erscheinungsort: Graz

Anzeigenleitung: Christian Huemer, 0664/1457580, huemer@hcmedia.at Grafik: bluepepper.at | Ing. Peter Jukel

Lektorat: Harald M. Hauk

Vertrieb: Abo, Einzelhandel, Bezirksorganisationen, Jagdvereine, jagdliche Fachgeschäfte, Schiesszentren, gehobene Hotellerie und Gastronomie Coverfoto: bluepepper.at | Ing. Peter Jukel

Druck: Radinprint Gospodarska 9, HR-10431 Sv.Nedelja, Croatia

Artgerechte und nachhaltige Wildtierfütterung mit heimischem Hegefutter für jede Futterperiode.

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8 SCHUHTEST Seite
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Seite 06
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MARIJA MARKOVIC

Jagd statt Supermarkt

TEXT: ESTHER UNTERWEGER FOTOS: PETER

JUKEL

Marija Markovic ziert das Titelblatt dieser Frühlingsausgabe der Steirischen Jägerin.

Diese Jägerin ist zwar keine Steirerin, aber gebürtige Oberösterreicherin, die heute im schönen Burgenland lebt. Ihr Herz schlägt schon seit einiger Zeit für die Jagd, denn sie will mitbestimmen, woher das Fleisch auf ihrem Teller kommt, ganz nach dem Motto: Jagd statt Supermarkt.

Zur Jagd ist sie erst so richtig durch ihren Hund gekommen, einen Deutsch-Kurzhaar Weimaraner, ein sogenannter Vorstehhund. Im Hunderassenlexikon wird er als wesensfester und passionierter Jagdgebrauchshund mit systematischer und ausdauernder Suche beschrieben. Zuverlässig im Vorstehen und in der Wasserarbeit. Bemerkenswerte Neigung zur Arbeit nach dem Schuss. Man muss keine Jägerin oder ein Jäger sein, um sein Herz an einen Jagdhund zu verlieren. Aber es ist eine Herausforderung, für das gemeinsame Glück ohne Jagdschein zu sorgen. Somit war ihr Hund die größte Motivation um 2021 selbst den Jagdschein zu machen. Jägerin zu sein bringt nicht nur ihr und ihrem Hund viel Freude und Ausgleich, sondern ermöglicht Marija auch einen besonderen Zugang zur Natur. Selbst ist sie ländlich und naturverbunden aufgewachsen und als erwachsene Tierliebhaberin, Jägerin und Mutter einer 6-jährigen Tochter sind Marija Markovic der Respekt vor und die Verbundenheit zur Natur und das Bewusstsein für unsere Verantwortung gegenüber den Tieren wichtige Leitgedanken und persönliche Wahrheiten

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Foto: Marija Markovic

im Leben. Wenn möglich, meidet die Burgenländerin Supermärkte und ist lieber selbst für die Beschaffung ihrer Lebensmittel verantwortlich. Um die umweltethisch vertretbare Herkunft ihrer Lebensmittel zu gewährleisten, sammelt sie regelmäßig Pilze, Kräuter und Früchte je nach Saison und erlegt und verwertet das Fleisch, was auf ihren Teller kommt, selbst.

Außer bei der Jagd selbst, ist auch ihre Tochter bei jedem Schritt der Lebensmittelgewinnung dabei, denn schließlich soll auch sie wissen woher das Essen und besonders das Fleisch auf unseren Tellern herkommt und wie wichtig Regionalität, Saisonalität und ökologisches Bewusstsein sind.

Niederösterreich und das Burgenland sind die Hauptjagdgebiete von Marija Markovic, denn dort gibt es noch entsprechende Flächen für das Niederwild. Besonders gern geht sie mit ihrem Weimaraner in Tattendorf (NÖ) auf die Jagd. Dort gibt es noch

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⊳ Jacke: Luis Steindl Hose: Gant Superstretch Jean
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eine richtige Jagdgemeinschaft, die sich zusammen um den Fortbestand des Niederwildes kümmert. Die einzelnen Jäger:innen kümmern sich gemeinsam darum, dass es genügend Deckung, Windschutz, und genug Futter- und Wasserstellen für das Niederwild gibt. Nur durch Hege und Pflege kann eine gute „Ernte“ im September garantiert werden. Auch die Prädatoren-Jagd, der Hauptaggressor ist hier der Fuchs, gehört dazu. Einen Fuchs zu bejagen sei nicht leicht, so Marija. Er ist schlau, wendig und anpassungsfähig.

Die Verantwortung, die man als Jäger:in gegenüber dem Wald und den Tieren hat, ist für Marija Markovic besonders wichtig und wird hochgeschätzt. Diese Verantwortung zeigt sich auch in regelmäßigem Schießtraining, um die Jagd so weidgerecht und respektvoll wie möglich zu gestalten. Durch den Wunsch mehr mit der Flinte zu trainieren, ist sie in Kontakt mit dem Tontaubenschießen gekommen. Marija ist zwar eine begeisterte Tontaubenschützin, doch hat sie ihre Passion als Richterin in internationalen Wettbewerben gefunden. Seit einem Jahr ist sie Richterin in Compak Spor-

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Jagdbekleidung: Parforce ▼

ting und Sporting. Compak-Sporting ist eine Flintendisziplin, die vom Wurfscheibenschießen abgeleitet wurde und ist die eher sportliche Variante des Jagdparcours. Sporting oder auch Jagdparcour ist eine Schießsportart, die jagdliche Situationen wiedergibt und mit jagdlichen Waffen auf künstliche Ziele ausgeübt wird. Jagdparcoursschießen nutzt alle Möglichkeiten des Geländes und der verfügbaren Ziele, um die technischen und sportlichen Fähigkeiten der Schützen herauszufordern. Der Begriff Compak-Sporting ist geschützt. Der Rechteinhaber und Dachorganisation dahinter ist die FITASC (Federation Internationale de Tir aux Armes Sportives de Chasse/Internationale Föderation für Jagd- und Sportschießen), ein internationaler Sportverband für das Sportschießen, insbesondere für das Tontaubenschießen, ähnlich wie bei Sportclays, Trap und Skeet.

So schlägt das große Herz von Marija Markovic für die fachgerechte und verantwortungsvolle Jagd, für die daraus resultierende ökologische „Ernte“ und für das Wissen, dass ihre jagdlichen Ambitionen nicht nur ihr und ihrer Tochter zugutekommen, sondern auch zur Langlebigkeit von Wald und Tieren beitragen. Eine Jäger:in mit Verantwortung und Herz, also genau richtig als Coverfrau für die Steirische Jägerin. Auto zur Verfügung gestellt von: PIA - Porsche Graz Liebenau 8041 Graz, Ferdinand-Porsche-Platz 1

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Dentler DR21 – ein jagdlicher

Geradezugrepetierer der Zukunft

KURZ, HANDLICH, INNOVATIV – DENTLER.

Text und Fotos: Mag. Andrej W. Sidenko

Vor etwa fünf Jahren wollte ich einen Bullpup-Repetierer für die Jagd bauen. Das Konzept war bis ins Detail durchdacht, die Skizzen waren auch vorhanden. Mir fehlte jedoch die technische Plattform, um es zu verwirklichen. Dann kam eine gewisse Krankheit in die Welt, und danach wurde die Weltpolitik plötzlich krank, sodass die Idee auf Eis gelegt wurde.

Und was darf ich jetzt in den Händen halten? Einen jagdlichen Bullpup-Karabiner, einen nagelneuen Dentler DR21-Geradezugrepetierer in der Premium-Variante samt einem spitzenmäßigen Swarovski Z8i 2-16x50 P SR Zielfernrohr mit dem Absehen 4A-I auf der eigenen Montageschiene von Dentler „Basis Vario“, einem leistungsstarken Schalldämpfer von Recknagel ERA Silencer SOB 2 und einem rutschfesten Firmenwaffenriemen von Dentler.

Dem Lieferanten dieses tollen Jagd-Ensembles, Frankonia.de, bin ich auch dafür dankbar, dass er dem Dentler-DR21-Testpaket ebenso 100 Stück sehr guter bleifreier Jagdpatronen S&B .308 Win. mit dem Geschoss Exergy EDGE (165 gr) großzügig beigelegt hat. So konnte ich die Waffe nicht nur sparsam mit einzelnen Schüssen, sondern auch mit schnellen Schuss-

folgen auf ihre starken Seiten als extrem kompakten Geradezugrepetierer prüfen. Noch ein Extradank an Frankonia.de für das auf 100 m Fleck eingeschossene Zielfernrohr! Das Einzige, was fehlte, waren die Riemenösen. Ich habe aber immer einige solcher Kleinteile zur Hand, daher konnte der schöne Dentler-Riemen erfolgreich montiert werden.

Mein Jagdwaffenspezialist in Graz, der Büchsenmachermeister Herr Weidinger (Waffen Wanz, Anton Weidinger Ges.m.b.H.), hat mir zum Testen der Schussleistung der Testwaffe ebenfalls großzügig folgende Fabrikmunition bereitgestellt: S&B Exergy BLUE (165 gr bleifrei), FEDERAL Premium Terminal Ascent 175 gr, FEDERAL Fusion 150 gr und Hornady American Whitetail 165 gr InterLock®. Dabei haben wir auch unsere Meinungen über das innovative Gewehr ausgetauscht.

In diesem Fall wollte ich gezielt ausschließlich die Fabrikmunition testen, da selbstgemachte Patronen sogar ohne spezielle Anpassung an das Patronenlager der konkreten Waffe und andere Raffinessen des Wiederladens von Haus aus bessere Resultate zeigen werden, als es selbst die besten und teuersten Patronen der Massenfertigung können (allein schon aufgrund des präzisen Abwiegens jeder einzelnen Pulverladung

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mit einer Diamantwaage, was sich natürlich kein Hersteller von Fabrikpatronen leisten kann). Zudem sind nicht alle Jäger:innen zugleich Wiederlader.

Zunächst sollte ich vielleicht erklären, was eigentlich Bullpup ist, denn dieser Begriff stammt aus dem militärischen Bereich und ist sicherlich nicht jeder Jägerin und jedem Jäger in Österreich bekannt, die nicht beim Bundesheer gedient haben. Also, Bullpup (vom Englischen „bulldog-puppy“) ist die Bauweise einer Handfeuerwaffe, bei der das Magazin und das Patronenlager entweder zur Gänze oder zumindest teilweise hinter dem Griff mit dem Abzug (Pistolengriff) der Waffe liegen. So befindet sich das Magazin beim Sturmgewehr 77 oder Steyr AUG, einem der bekanntesten Vertreter dieses Handfeuerwaffenkonzepts, weit hinter dem Pistolengriff im Hinterschaft oder anders gesagt im Kolben. Beim technischen Kunststück Dentler DR21 liegt der Stoßboden des Verschlussdrehkopfes bei der verschlossenen Kammer leicht hinter dem Abzugszüngel, das Patronenlager ist deshalb gerade noch vor dem Pistolengriff und über dem Abzugszüngel, und das Magazin deutlich hinter dem Abzugszüngel und zu zwei Dritteln seiner Länge hinter dem Pistolengriff der Waffe.

REPETIERBÜCHSE DENTLER

DR21 PREMIUM, .308 WIN.,

Dentler Montageschiene BASIS und 2-16x50 P SR, 4A-I

Optik Swarovski Z8i

Gewehrriemen Dentler DR21

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S&B .308 Win. exergy EDGE 165 gr. 20 Stk.

Sellier & Bellot .308 Win. eXergy EDGE 10,7g/165grs.

Kaliber .308 Win.

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Der einzige und zugleich bedeutendste Vorteil dieser Bauweise ist, dass die Waffe sehr handlich und extrem kompakt ausfällt. Auf dem Foto 1 sieht man diesen Längenunterschied ganz deutlich: Oben ist mein Jagdkarabiner Sabatti SAPHIRE mit einer Gesamtlänge von 101 cm, von der Mündung bis zur Schaftkappe (den ausführlichen Testbericht findet man in unserer Sommerausgabe 2022). Darunter liegt der DR21 Premium mit einer Gesamtlänge von 86,5 cm – und dies, ich betone es, bei fast gleicher Lauflänge (Sabatti – 510 mm, DR21 sogar etwas länger – 520 mm)! Die Führigkeit und Bequemlichkeit der Dentler-Kreation ist somit außer jeglicher Konkurrenz.

Aber die Gesetze der Dialektik herrschen in unserem Universum. Oder wie es unsere Freunde, die Angelsachsen, zu sagen pflegen: “Every acquisition is a loss, every loss is an acquisition”. Nun werde ich die kleinen Nachteile der Bullpup-Bauweise auflisten. Für die Fanatiker präziser Schüsse und

kleinstmöglicher Schussgruppen auf große Entfernungen gibt es folgendes Problem: Der Gewichtsschwerpunkt der Bullpup-Waffe ist konstruktiv bedingt in Richtung Kolben verlegt. Somit verschiebt er sich mit jeder verschossenen Patrone leicht nach vorne, was logischerweise auch eine Verschiebung des Treffpunktes nach unten bewirkt, da sich das durch den Rückstoß entstehende Drehmoment der Waffe mit jedem nächsten Schuss entsprechend verändert. Bei den nach dem klassischen Schema gebauten Repetierern gibt es dieses Problem so gut wie nicht, da das Magazin der Waffe normalerweise direkt im Bereich des Massenmittelpunkts sitzt. Kann man diesem Nachteil entgegenwirken? Natürlich! Wenn ich zum Beispiel eine Testserie bestimmter Patronen auf ihre Treffdichte bewerten will, muss ich dabei alles bei jedem nächsten Schuss so gut wie möglich gleich machen, um die Schussgruppe mehr oder weniger objektiv zu bewerten. Dementsprechend lade ich die Patronen ins Patronenlager nach

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Längenvergleich, Dentler DR21 und Sabatti SAPHIRE

jedem Schuss nur einzeln. Ehrlich gesagt, mache ich es immer so, auch bei jedem klassisch gebauten Repetierer. Erstaunlicherweise verschiebt sich der Massenmittelpunkt der Testwaffe DR21 Premium mit dem darauf montierten Swarovski Z8i 2-16x50 P SR mit leerem Magazin kaum bis gar nicht merklich nach hinten im Vergleich zu demselben mit einem mit fünf .308 Win-Patronen S&B Exergy EDGE (jede wiegt etwa 25,1 g) gefüllten Magazin. Auf dem Foto 2 sieht man den improvisierten Schnelltest, beim unteren Bild hat die auf einer Stuhllehne frei liegende Waffe fünf Patronen im Magazin. Beim oberen Bild ist das Magazin leer. Wie es Herren Daniel Dentler und Dr. Thomas Haas gelungen ist, bleibt mir ein Rätsel.

Der kompliziertere Mechanismus führt theoretisch zu einer höheren Fehleranfälligkeit einer Bullpup-Waffe und verteuert diese. Dem kann man nur entgegnen, dass beim heutigen Stand der Fertigungstechnik, bei den aktuell verwendeten Materialien und bei der richtigen deutschen Qualität vom Dentler DR21, der mögliche Nachteil der geringeren Zuverlässigkeit eher theoretisch bleibt. Was den höheren Preis betrifft, ist es letztendlich die Sache des Herstellers, seine Preispolitik in die eine oder andere Richtung zu gestalten.

Das Einsetzen des Magazins ist bei solchen Waffen schwieriger. Ja, das stimmt. Die Konstruktion des Dentler-Karabiners ist in diesem Sinne recht aufwändig. Um das gefüllte Magazin einzusetzen, muss man den konstruktiv zu einer beweglichen Kolbenbügel-Abzugseinheit zusammengeführten Pistolengriff samt Kolbenbügel herunterklappen und das Magazin in die dafür vorgesehene Schiene nach vorne bis zum Anschlag einschieben, danach die Kolbenbügel-Abzugseinheit wieder bis zum Anschlag nach oben zuklappen. Der Vorgang mag recht aufwändig erscheinen, man kann aber die Patronen beim geöffneten Verschluss sehr einfach direkt von oben ins Magazin hineindrücken. Das geht sogar deutlich schneller als das Herausnehmen, Befüllen und Wiedereinsetzen des Magazins. Im Falle der Testwaffe im Kaliber .308 Win lassen sich sechs Patronen unproblematisch ins Magazin hineindrücken. Dabei bleibt noch genug Höhenfreiheit für den sogenannten unterladenen Zustand. Noch eine Patrone kann man direkt in das Patronenlager laden. Somit erhält man einen für die Drückjagd-Aktion mit sieben Patronen geladenen Geradezugrepetierer.

Der Dentler-Karabiner ist modular aufgebaut. Der Laufwechsel erfolgt über nur eine Schraube, die mit einem ordinären 6mm-Inbusschlüssel (wird mitgeliefert) zu lösen ist. Die Läufe für den DR21 bestellt Dentler beim renommierten deutschen Waffenlauf-Hersteller Lothar Walther. Die Standardkaliberläufe sind 520 mm und die Magnumkaliber 600 mm lang bei 17 mm Mündungsdurchmesser und M15x1 Gewinde. Der Lauf selbst ist in den achtkantigen Monoblock mit Festlagernase und Keilnase eingeschraubt und stellt zusammen mit der oben befestigten Dentler Montage-Grundschiene „Basis“ oder „Basis Vario“ die gesamte Austauschlaufeinheit dar.

Der Geradezugverschluss verriegelt über einen Drehkopf mit sechs radial ausgerichteten Verriegelungswarzen direkt im Patronenlager. Laut Dentler beträgt die Verriegelungsfläche bis zu 120 mm² und hält somit höchsten Belastungen stand. Diese massive Verriegelung sorgt für höchste Sicherheit, die auch einem erfahrenen Wiederlader viel Freude bereitet. Nach hinten ist der Verschluss zusätzlich durch einen Repetieranschlag abgesichert. Die Länge des Kammerwegs wird durch spezielle Anschlagflächen im hinteren Kolbenteil dem gerade eingesetzten Kaliber entsprechend genau angepasst. Das wird durch die Steuerflächen auf der Rückseite des Magazins automatisch eingestellt. Der Längenanschlag des Verschlusses ist gedämpft. Den Verschlussdrehkopf kann man mit nur einem Finger „herausklicken“ und genauso einfach wieder einsetzen. Ebenso einfach lässt sich der Verschluss im Handumdrehen ausbauen. Man muss nur mit einer Münze die Schraube der verstellbaren Backe aufschrauben, diese drücken und die Backe nach oben abneh-

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men. Danach zieht man den Verschluss nach hinten bis zum Anschlag, klappt die Kolbenbügel-Abzugseinheit aus, drückt mit einem Finger den Steuerungshebel für die gedämpften Repetieranschläge auf der Rückseite des Magazinschachts nach oben, und zieht dabei den Verschluss noch weiter bis zum Anschlag zurück. Voilà, nun kann man den Lauf ungehindert mit einem ordinären Putzstock reinigen.

Bei den Schusswaffen im Allgemeinen und insbesondere bei einer Drückjagd, wenn die Waffe in der klassischen Wartehaltung mit dem Lauf nach oben zeigt, ist die Sicherheit von immenser, besonderer Wichtigkeit. Dentler bietet maximal mögliche Sicherheit durch ein intuitives Handspannsystem. Der Karabiner wird durch Betätigen des Handballendrückers in einen schussbereiten Zustand versetzt. Durch Drücken dieser Handspannung im Pistolengriff spannt sich die Schlagbolzenfeder und die Waffe ist schussbereit. Beim Loslassen des Drückers entspannt sich die Schlagbolzenfeder wieder und die Waffe ist sicher. So einfach zeigt es sich auch in der Praxis. Eigentlich würde ich sagen, dass dieses Sicherheitssystem wie geschaffen für die Drückjagden ist, da man dabei wie mit einer Flinte meistens im Schwung und auf Distanzen unter 100 Meter (oft viel kürzer) schießt. Würde man zum Beispiel am Hochsitz auf ein Schmalreh warten und

dann noch dazu prinzipiell einen sauberen Trägerschuss antragen wollen (ja, ich weiß, dass es eventuell nicht weidmännisch wäre, ich weiß aber auch, dass es unter uns Jägern solche Meister gibt, die so etwas konsequent und mit bemerkenswertem Erfolg machen), dann könnte es für eine Jägerin mit etwas schwächeren Händen recht problematisch werden, da die Griffhand sich im Vergleich zu einer Waffe mit einer ordinären Sicherung oder einem fixiertem Handspanner regelrecht verspannt. Man muss ja vor dem und beim Abdrücken den ca. 2 kg Widerstand des Handballenspanners ruhig aushalten, was für einen präzisen Schuss (sagen wir, eine Euromünze auf 100 Meter treffen) nicht gerade förderlich ist. Wird man dagegen einfach Blatt- oder etwas hinter dem Blatt schießen, entfällt das Problem. Also trotz dieser kleinen Bemerkung muss ich sagen, dass die Sicherheit natürlich an erster Stelle steht, und diese bietet der Dentler DR21 fast zu 100%.

Vielleicht werden die begabten Dentler-Konstrukteure sich in der nächsten Zukunft etwas einfallen lassen, um neue Modelle oder Varianten der Waffe zu entwickeln, bei denen beispielsweise ein Seitenschiebehandspanner oben am Pistolengriff eingebaut wird (um mit dem Daumen gespannt zu werden). Vielleicht wäre es auch möglich, das Abzugsgewicht einstellbar zu machen. Über solche technischen Raffinessen wür-

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de sich das Herz eines Ansitzjägers und Fanatikers des präzisen Schießens auf größere Distanzen sehr freuen. Die Dentler „Basis Vario“ Montageschiene ist ein Kunstwerk an sich. Sie erlaubt es, die optische Achse des Zielfernrohrs beim Einschießen ohne Berührung der Türme der Optik stufenlos vertikal und horizontal einzustellen.

Der getestete DR21-Premium-Karabiner wiegt mit Riemen und Zielfernrohr, aber ohne Patronen und Schalldämpfer 5160 g. Das ist im Vergleich zu den 4280 g meiner Sabatti SAPHIRE in derselben Konfiguration nicht wenig. Aber gerade dieses Gewicht macht den Dentler zu einem Drückjagdspezialisten, denn gerade das Gewicht sorgt für ein gleichmäßiges und flüssiges Mitschwingen beim Schießen auf bewegliche Ziele. Zugleich eignet sich der Karabiner nur wenig für die zierlichen und fein gebauten Jägerinnen, trotz der unglaublichen Gesamtlänge von ca. 97 cm inklusive des mitgelieferten Overbarrel-Schalldämpfers als Pirschjagdwerkzeug (siehe Foto 3). Oft sagt man aber, dass Frauen eigentlich robuster und ausdauerfähiger als Männer sind. Deshalb könnte meine Behauptung oben wohl diskutabel sein.

Die Waffe geht schnell und wie von selbst in Anschlag. Dank der verstellbaren Schaftkappe und der höhenverstellbaren Backe bringt man beim schnellen Anschlag den Hinterschaft exakt in die Schulter. Somit bringt man bei der richtigen (und gut geübten) klassischen Wartehaltung, wenn der Kolben sich auf Höhe der Hüfte oder im Falle des extrem kurzen Dentler DR21 auf Höhe der Taille befindet und der Schusssektor entlang der Waffe über die Mündung beobachtet wird, die Visierlinie sofort in die Ziellinie und ist so auf das Ziel ausgerichtet. Das getestete Modell „Premium“ verfügt über einen Schaft mit automatisch gedämpftem Anschlag und einer längenverstellbaren (355 - 385 mm) und gedämpften Schaftkappe.

Im Moment sind folgende Kaliber erhältlich: .223 Rem., .308 Win., .30-06 Spr., 8x57 IS und .300 WinMag. Im Handbuch fand ich mit Freude auch solche Kaliber aufgelistet, die so eine Waffe zu der vollen Pracht im Ausnutzen ihrer gesamten Stärken bringen könnten: .375 H&H Mag., 10,3x60R und insbesondere natürlich .338 Lapua Mag. Gerade in diesen Gasdruckbereichen und Pulvermengen mit entsprechenden Geschossgewichten kombiniert, werden die langen Läufe gebraucht, um die Treibladung voll verbrennen zu lassen, um innen- und außenballistisch optimale Werte zu erreichen. Da wird die kompakte Bauweise der Dentler-Waffe den entscheidenden Vorteil bringen. Das ZFR Swarovski Z8i 2-16x50 P SR braucht man eigentlich nicht extra zu beschreiben. Ich würde nur vermuten, dass das Herz eines jeden Jägers höherschlagen

wird, wenn er erfahren würde, dass er plötzlich Eigentümer eines solchen extrem lichtstarken und nahezu universellen optischen Instruments wäre.

Der ca. 395 g schwere Schalldämpfer Recknagel ERA Silencer SOB 2 ist für den DR21 im Kal. .308 Win wie geschaffen. Besonders gut dämpft er auch den Rückstoß der Waffe, was in Kombination mit der integrierten Rückstoßdämpfung der Schaftkappe das Schießen zu einem sehr angenehmen Unternehmen für diejenigen macht, die Rückstoßangst haben.

Von der gesamten Menge der getesteten Fabrikmunition schnitten bei diesem konkreten Karabiner besonders gut die S&B Exergy EDGE 165 gr (ca. 30 mm Kreis), FEDERAL Premium Terminal Ascent 175 gr und Hornady American Whitetail 165 gr InterLock® (je ca. 35 mm Kreis) ab.

Die im DR21-Testpaket von Frankonia.de zugesandten Waren werden zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Ausgabe mit folgenden Preisen gehandelt: Dentler DR21 Premium, .308 Win. – 6.629,00 €; Dentler Montageschiene BASIS – 287,00 €; Swarovski Z8i 2-16x50 P SR, 4A-I – 3.600,00 €. Dieses „Kammerensemble“ zusammen ergibt also 10.516,00 €. Dazu wurden ein Gewehrriemen von Dentler (119,99 €) und ein Schalldämpfer ERA SOB2 .30 M15x1 (560,60 €) mitgeliefert. Resümierend kann ich Folgendes sagen: Mit dem Dentler-DR21 bekam ich eine nahezu perfekte Drückjagdwaffe in die Hände. Sie ist kurz, handlich, extrem führig und zugleich mit ihren 4,1 kg ohne ZFR, Schalldämpfer und Patronen recht schwer, was beim gleichmäßigen Mitschwingen während der Schussabgabe auf eine flüchtende Wildsau nur als positive Eigenschaft zu bewerten ist. Zugleich vervollständigt der Handballenspanner im Zusammenspiel mit dem trockenen, für ca. 800 g Widerstand eingestellten Abzug, der sich einem Flintenabzug ähnlich anfühlt, die hervorragende Eignung des Karabiners als Drückjagd-Werkzeug.

Hätte man mich gefragt, ob ich eine solche Waffe als eigenes Jagdwerkzeug besitzen möchte, würde ich sofort und eindeutig mit „Ja“ antworten, und zwar im Kaliber .338 LM, als Premium-Variante mit „Basis Vario“ Montageschiene. Mein persönliches Problem: Ich werde mir eine solche Waffe leider nicht leisten können. Vielleicht könnte es eher ein Geschenk von einer Jägerin, die eine begeisterte Klaviermusik-Liebhaberin ist, nach einem meiner gelungenen Klavierabende werden?

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FINANZIELLER SEGEN FÜR

FEUCHTGEBIETE

Erfreuliche Entwicklungen für den Umweltschutz: In der Steiermark ist die Wiederherstellung von fast 300 Hektar Moorlandschaften geplant. Die Moorgebiete Österreichs sind in einem kritischen Zustand. Eine Analyse des Umweltbundesamts ergab, dass über 90 Prozent der Moore restauriert werden müssen.

Intakte Feuchtgebiete sind essentiell im Kampf gegen den Klimawandel, da sie erhebliche Mengen an Kohlenstoff binden und als bedeutende Wasserspeicher dienen. Zudem bieten sie zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Besonders positiv ist daher die neueste Meldung aus dem steirischen Naturschutzressort, dass das Budget für derartige Schutzprojekte nun verdoppelt wurde: „In den kommenden zehn Jahren werden insgesamt etwa fünf Millionen Euro in die Renaturierung und Wiedervernässung von Feuchtgebieten auf einer Gesamtfläche von 288 Hektar investiert.“ Etwa die Hälfte dieser Summe stammt aus EU-Fördermitteln.

Sechs Projekte in der Steiermark:

Zu den neuen Projektfeldern gehören die Region um den Ödensee mit etwa 4 Hektar, der östliche Abfall der Koralpe mit etwa 25 Hektar, Zlaimmöser (5 Hektar), Dürnberger Moor (7 Hektar) und das Pichlmaier-Moos (22 Hektar). Das größte Vorhaben plant man im Ennstal/Ausseerland mit einer Renaturierungsfläche von 225 Hektar.

Leica RANGEMASTER

CRF PRO

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LEICA RANGEMASTER CRF PRO der kompakte Alleskönner mit bester Optik und leistungsfähigen Ballistikprogrammen

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Der Leica Rangemaster CRF Pro ist das neue Spitzenprodukt der Leica Sportoptik im Bereich der kompakten Laserentfernungsmesser. Der Rangemaster CRF Pro hat ein grundlegend verändertes Design, eine Reichweite bis 2600 Metern und verfügt neben einer verbesserten Optik auch über weitere Spitzentechnologie. In dem kleinen, besonders griffigen Gehäuse sind exzellente Optik, hochpräzise Entfernungsmessung und leistungsfähige Ballistikprogramme untergebracht. Der CRF Pro ist in der Lage, den Treffpunkt selbst in sehr komplizierten Schießsituationen unmittelbar zu berechnen (bis 800 Meter) und kann ebenso Verbindungen mit Geräten von Kestrel® und Garmin® Uhren aufnehmen. „Dieser kompakte Entfernungsmesser von Leica Sportoptik ist der beste, der bisher gebaut wurde“, freuen sich die Leica Ingenieure über den jüngsten Zuwachs der großen Leica Fernoptikfamilie, zu der auch Zielfernrohre, Wärmebildkameras, Ferngläser und Spektive gehören. leica-camera.com/de-AT/sportoptik

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Foto: Art Media Factory
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THEMA STEIRISCHE ZEITENWENDE:

„Ja, wir schaffen das…“

Text: Johannes Krautzer

Vom legendären Landespatron Erzherzog Johann bis zum „Förster im Silberwald“ haben emotional griffige Klischees das jagdliche Traditionsbild der Grünen Steiermark geprägt. Die Sehnsucht nach heiler Natur ist so groß wie nie zuvor und gerade deswegen befindet sich die traditionelle Jagd in einem rasanten Umbruch. Natur-Management, Dialog und Lebensraumgestaltung sollen die steirischen Jäger:innen in eine rasante Zeitenwende und zu neuer gesellschaftlicher Akzeptanz führen. Ein offenes Grundsatzgespräch mit dem jüngsten österreichischen Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau.

Er wirkt zurückhaltend, trotz seiner großgewachsenen Präsenz, als er die Stufen zur Terrasse der neuen „Naturwelten Steiermark“ in Mixnitz emporsteigt. Eine stattliche Erscheinung, im dezent sportlich-ländlichen Look. Lediglich die stählerne jagdlich grüne Rolex am Handgelenk (Das Modell Submariner ab € 18.000 hat eine Lieferzeit bei Neubestellung von 3 bis 5 Jahren) zeugt ein wenig von Status. Der neue Vorzeigeort der Steirischen Jagd ist sein Heimspiel. Das mit viel Holz edel und liebevoll zum Begegnungsort gestaltete alte Landgut ist das „Flagship-Projekt“ des 47 jährigen Franz Mayr-Melnhof VI, Haupterbe des größten privaten österreichischen Grundbesitzes, Großindustrieller und seit sieben Jahren Landesjägermeister der Steiermark. Er hat sich Zeit genommen für dieses Grundsatzgespräch und man spürt in jedem Satz, dass er sich seiner Aufgabe bewusst ist, wohl gerade wegen seiner Familientradition und der daraus resultierenden Machtfülle, aber auch weil ihn Schicksalsschläge schon als Jugendlichen in die Pflicht genommen haben:

„Ich bin früh zur Verantwortung gekommen durch den Tod meines Vaters mit 16 Jahren (Franz Mayr-Melnhof V. starb tragisch in seinem Ferrari bei einem Autounfall) …Ich glaube, wenn man den Respekt vor der Sache

verliert, verliert man den Zugang zur Sache. Dieses Amt braucht den Respekt. Zu kommen um zu sein ist zu wenig. Wenn ich etwas mache, möchte ich es so tun, dass etwas übrigbleibt.“ FMM möchte klarmachen, dass von seinem Wirken einiges bleibt „Das Türschild ist mir wurscht.“

Er hat bei seinem Amtsantritt begonnen zu verändern und hat damit nicht nur Beifall geerntet. Aber so weiter zu machen wie immer war für ihn als blutjunger Landesjägermeister keine Option:

Die letzten Jahre waren in der Steirischen Jagd sehr bewegt. Wir haben neue Wege gesucht und auch gefunden. In einem neuen Fundament (deutet auf die Räumlichkeiten der Naturwelten Steiermark) sitzen wir gerade. Hier haben wir es geschafft, unsere Themen zu lokalisieren und ihnen einen Ort zu geben. Die Jagd befindet sich oft in den kritischen Ecken der Zeitungen, hat aber keinen eigenen Platz. Da war es wichtig, dass wir eine neue Verortung finden. Wir haben Daten, Fakten und Zahlen unserer Wildlebensräume, unserer Wälder, um die uns andere beneiden. Wir wollen uns nicht mehr in den Revieren verstecken, sondern uns mit anderen austauschen. Die Naturwelten Steiermark sind unser neues Dialogzentrum.

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Ein Paradigmenwechsel der Jagd?

Wir müssen uns weiter entwickeln. Es bringt nichts zu sagen, das haben wir immer so gemacht und uns in die Ecke zu stellen. Diese Zeiten sind zu Ende!

Anfangs, wie wir zu diesen neuen Wegen aufgebrochen sind, hat es geheißen: “Wir brauchen die Jagdhornbläser und die Jagdhunde und das ist Öffentlichkeitsarbeit genug…“ Meine Position war, das ist schön aber nur ein Puzzlestein der Öffentlichkeitsarbeit die wir heute brau-

…wir

wollen uns nicht mehr in den Revieren verstecken…

chen. Ich weiß, das Reden und das Zeigen was die Jagd ausmacht, wird mehr bringen als Jagdhornbläser und Jagdhunde!

das auch den Wald und die Flora einschließt, sehen wir uns der Natur verpflichtet. Wir wollen erhalten in einer Breite. Was bringt es, nur aufs Rotwild zu sehen, oder nur Raufußhühner, nur Fasane und den Rest zu vergessen? Wir haben Kompetenzen in der Lebensraumgestaltung, die wir in letzter Zeit stark nach außen tragen. Das ist uns wichtig. Wir bringen uns immer mehr ein uns sehen die Natur als Dreh- und Angelpunkt, der wir uns verpflichtet fühlen.

Stehen Sie deswegen in der Kritik?

Anfangs Ja, wir haben Kritik gehabt. Wir haben diskutiert, viel diskutiert mit den Leuten. Die haben gesehen, dass wir einen Weg gehen mit Ecken und Kanten und die Dinge nicht „rund lutschen.“ Und Ja. Im Vorjahr bei der Wahl wurden wir dafür belohnt. Bei offenen Diskussionen vor Ort mit der Opposition hatten wir sogar Zugewinne. Ja. Ich sehe den Weg bestätigt. Ja. Wir gehen weiter auf Kritik ein, das ist notwendig. Wir sind an die 45.000 Jäger:innen in der Steiermark, da gibt es immer Diskussionen, aber auf die gehen wir auch ein.

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Viele waren positiv: „Endlich kommt etwas…“ Wir haben die Jagdkarte um 30 Euro erhöht und viele Mitglieder schnell mitgenommen auf dem Neuen Weg. Unsere Mitglieder stehen ja Großteils fest im Leben und kommen nicht nur einmal die Woche aus einem Nebental heraus. Sie wissen was heute notwendig ist und haben hier mitgezogen.

Trotz hoher Akzeptanz gibt es immer wieder Kritik an den Naturwelten Steiermark – wo wir hier sitzen – dass dabei die Steirischen Jäger:innen für ein regionales Projekt zahlen, das dann nach 40 Jahren in das Eigentum Ihrer Familie übergeht?

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Es ist alles klar geregelt. Es fließen keinerlei Gelder und wir als Familie sind Sponsor. Dieses Projekt ist da um weiter zu leben. Der Familienbesitz hat es wesentlich ermöglicht. Unsere Familie hat viele Naturprojekte der Öffentlichkeit übergeben. Und solange es im Sinne der Jagd genutzt wird, wird es weitergehen. Keine Diskussion.

Sie haben ja gleich nach Amtsantritt das Logo der Steirischen Landesjägerschaft verändert und den Slogan abgeändert. Satt „dem Waidwerk verpflichtet“ heißt es jetzt: „Der Natur verpflichtet.“

Früher war es revolutionär, das Waidwerk als Regelmaß nach vorne zu stellen, da vielerorts in den Revieren die Meinung war, „ich jage wie es passt…“ Da ging es darum darüber nachzudenken, was mache ich als Jäger. Jetzt braucht es eine Weiterentwicklung dessen. Früher musste man klarmachen, dass Jäger:innen sich an Regeln zu halten haben und gesellschaftliche Verantwortung tragen und das ohne das ohne Selbstherrlichkeit. Dazu war der Ehrenkodex da „Waidwerk verpflichtet“ Heute ist für mich der weitere logische Schritt „Natur verpflichtet“. Weil wir viel Verantwortung überschrieben bekommen haben. Das nehmen wir gerne an, obwohl wir damit manchmal öffentlich zum Handkuss kommen. Die Jagdausbildung vermittelt ein enormes Wissen. Wir sind dafür verantwortlich, dass wir diesen Schatz der Natur, die Wildtiere im Fokus haben. Mit diesem Wissen,

Ein Kritikpunkt von steirischen Jäger:innen ist die historisch gewachsene Rolle des Steirischen Jagdschutzvereins, ein Spezifikum in Österreich. Er hat als Verein das Vorschlagsrecht für das demokratische Amt des

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Sind Sie der Schatten -Landesjägermeister des Steirischen Jagdschutzvereins?

konkret vor Bär/Luchs/Wolf gewarnt und wurden heftig kritisiert. Heute ist alles belegt und eingetroffen. Das verändert etwas.

Landesjägermeisters und damit eine zu große Mitsprache bei der Besetzung eines gewählten Amtsträgers einer Körperschaft Öffentlichen Rechts. Sind Sie der Schatten-Landesjägermeister des Steirischen Jagdschutzvereins?

Ich sehe mich hier nicht irgendwo im Schatten stehend (Lacht lange und laut) Ich sehe mich in der Verantwortung der steirischen Jägerinnen und Jäger. Diese Verantwortung ist klar hier.

Der Steirische Jagdschutzverein ist ein wesentlicher Teil der Jagd in der Steiermark und leistet unverzichtbare Arbeit in der Ausbildung der Jägerinnen und Jäger. Hier wird sehr, sehr gute Arbeit geleistet. Er ist wohl werbende Gruppe und von der Tradition heraus die größte Gruppe, es gibt aber auch andere. Wir sind als Funktionäre nicht „Gesandte von“ sondern „Gesandte für“ die Steirische Jagd – und so leben wir das. Es gibt auch Diskussionen –durchaus oft intensivere – zwischen der Steirischen Jägerschaft und dem Jagdschutzverein. Meist aber doch sehr konstruktiv befruchtend.

Also keine Gefährdung der demokratischen Strukturen?

Nein. Das Büro des Landesjägermeisters in Graz ist eine offene Tür. Jeder der hier hereinkommt und diskutieren will, kann dies auch tun. Wir sind bereit, Sachen anzugehen. Und bei berechtigter Kritik sind wir immer bereit, Dinge zu verändern. Wir informieren unsere Funktionäre breit und wöchentlich und halten jeden wissend. Sie sind am Beginn Ihrer zweiten Amtsperiode und noch lange nicht am Zenit Ihrer Schaffenskraft. Was sehen Sie als Ihre Hauptaufgabe, was ist der Fokus der Veränderung?

Wir kommen sukzessive aus dem „Eck“ heraus und reüssieren immer mehr mit unseren Themen. Wir müssen in gesellschaftlichen Streitthemen auf der Seite der Wahrheit sein und das belegen. Vor sechs Jahren haben wir

Man hat ausgeblendet, dass Natur Management braucht. Wir leben im Alpenbogen, einer der am intensivsten genutzten Regionen der Welt. Von Forst über Jagd über Freizeit über Energie – es ist alles da. Da kann nicht ein Tier dazu kommen und über die Bedürfnisse gestellt werden. Über Pflanzenwelt. Über Tierwelt. Über eine Gesellschaft, die eh schon am Ächzen ist. Und das ohne Management… lassen wir es einfach laaafen…dass das dann Probleme schafft, auch mit der Akzeptanz, das hätte uns schon damals klar sein sollen, dass dies Management braucht –Nicht erst jetzt. Vieles wurde dabei verschwiegen, aber wir waren auf der Seite der Wahrheit. WIR haben aufgezeigt, wie es funktioniert: Es funktioniert mit Management. Es funktioniert mit Entnahme von auffälligen Tieren. In Slowenien funktioniert es, weil pro Jahre über 100 Bären entnommen werden. Aber das weiß keiner. Wir als Jäger waren in der Diskussion hinten dran, wir waren in der öffentlichen Akzeptanz gegenüber einem NGO immer hinten dran. Ich glaube, wir haben uns hier in den letzten Jahren durchaus 2 – 3 Stufen hinauf reihen können, weil wir nicht gesagt haben: „wir derschiassen alle“, sondern wir sehen den Wolf als faszinierendes Wildtier – aber… aber…aber… Man merkt, dass wir an Glaubwürdigkeit sehr deutlich zugelegt haben als Jägerschaft.

Die Dinge werden aber am Land oft völlig anders gesehen als in der Stadt. Meinung und Gesetze werden sehr stark aus der Perspektive der Städter gemacht. Es gibt speziell in den Ballungsräumen rund um Naturund Jagdthemen viele Emotionen aber wenig fundierte Emotion.

Wir wollen DER Ansprechpartner sein, wenn es um Fragen der Natur geht. Dafür sind wir da. Das ist das Ziel. Es funktioniert immer mehr. Wir haben in Graz versucht, Jagd zu erklären und haben Jäger und Nichtjäger zusammengebracht. Ich habe gesagt, wir wollen nicht über Abschüsse referieren, über Todeslisten, sondern wir wollen über das Leben sprechen. Jagd ist Leben. Wir gestalten Lebensräume. Es ist viel spannender das zu erhalten, ist viel mehr Arbeit, als einmal abzudrücken. Wir haben die Leute im Minoritensaal mitgenommen auf eine multimediale Frühpirsch mit Text und Bild. Manche unserer Funktionäre waren irritiert, aber sehr viele sind mitgegangen, auch emotional und haben den Begriff „Naturerlebnis“ tatsächlich gespürt und nachempfunden. Die Akzeptanz auch bei den Medien war riesengroß.

Jagd als Naturerlebnis?

Dieses Naturempfinden ist auch Grundlage der Naturwelten, wo wir uns hier befinden. Wir erreichen mit diesem Standort per S-Bahn über 600.000 Leute – Graz mit Um-

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Angst ist selten ein guter Ratgeber, wenn es um

Weiterentwicklung

geht

gebung, Raum Kapfenberg und Trofaiach – die in einer halben Stunde da sind. Gerade dieser Raum entfernt sich von der Natur, hier ist die Geburtsstätte der Straßen-Kleber, die meinen, wenn wir nichts tun ist es morgen aus. Hier versuchen wir gegen zu steuern. Guter Umgang mit der Natur und nachhaltige Wirtschaft passen zusammen – damit wir auch in Zukunft hier all das erleben können, dass wir eine Chance haben. Wir sind nicht die letzte Generation, wir sind eine von vielen Generationen die noch folgen werden, aber wir müssen das Ganze rational angehen. Wenn ich in Talkshows die offensichtliche Verzweiflung von jungen Klimaschützern sehe, macht mich das auch selbst traurig. Aber ich sehe ein Nichtwissen, eine Nichtinformation über Tatsachen und ich sehe, dass gerade durch die abstrakte Verstädterung und die Naturferne mit Angst reagiert wird. Angst ist selten ein guter Ratgeber, wenn es um Weiterentwicklung geht.

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Ohne Geld geht gar nichts, wir haben einige Budgets, aber das ist nicht uferlos. Wir schauen genau, wofür was ausgegeben wird. Wir brauchen aber letztlich das Vertrauen das da übrig bleibt, sonst geht uns nach hinten die Luft aus. Wir müssen Dinge auch einhalten. Wir sind bei den Naturwelten auf einem guten Weg, Vertrauen aufzubauen. Das Interesse an der Natur ist allgemein sehr, sehr groß. Das Wissen darüber in der Gesellschaft aber sehr, sehr minimal. Wir spüren starke Steigerungen in den Jagdkursen und bei den Mitgliederzahlen. Da sehen wir, dass wir in der nichtjagenden Gesellschaft wahrgenommen werden.

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Werden die Naturwelten Steiermark auch in der Breite angenommen?

Wir sind gerade mit Schulen sehr stark im Kontakt. Bereits mehrere tausend Kinder haben uns hier besucht und die Lehrer kommen wieder. Hier gibt es keine gefärbte ideologische Diskussion – Lehrer sind ja sehr, sehr kritisch – wir führen hier eine neutrale Diskussion. Wir sind nicht idealistisch und schaffen es, hier Vertrauen zu bekommen. Kinder nehmen vieles mit, was sie zuvor nicht wussten. Kinder wissen ja heute oft über die Savanne mehr als über die steirischen Wälder. Das wird geschätzt und das wird belohnt, mit dem Wiederkommen. Wir werden auch bei den Erwachsenen langsam wahrgenommen, was ja noch schwieriger ist. Wir sind gut angenommen als Ort für Ausflüge von Vereinen, viele von jenseits der Jagd. Sie nehmen altersspezifisch auch im Freibereich eine Naturbildung mit. Wir haben 27 Weiterbildungsbereiche vom Wildkochkurs über Naturheilkunde zu Singvögeln bis zu den Zusammenhänger der Natur.

Bekommt also die Jagd wieder mehr Akzeptanz in den Städten? Braucht es da nicht wirksame Öffentlichkeitsarbeit und professionelle Kampagnen, um die jagdkritische Grundstimmung zu verändern?

Wie werden heute Jäger:innen in ihrer langen Tradition öffentlich gesehen und wie würden Sie dieses Bild gerne positionieren?

Das Medieninteresse nimmt zu, das reflektiert auch unsere Themen, die wir positionieren. Wir sprechen über Lebensräume. Wir sprechen über die komplexen Zusammenhänge Klimawandel mit Wildtieren. Die Dinge werden gehört, wir binden auch die Wissenschaft ein, zum Beispiel die UNI Graz. So kümmern wir uns um die Ameisenforschung – warum dies? Ameisen sind ja kein Wild? Weil diese ein Umweltindikator sind und Nahrung für unsere Vögel. Das beeinflusst zum Beispiel die Lebensräume der Raufußhühner, das ist wichtig.

Wie steht es mit dem Wald-Wild Konflikt? Da wird viel verzerrt kommuniziert. Findet die grüne Steiermark hier eine Balance?

Ja es gibt Konflikte. Hier geht es um Lösungen. Es geht um die Lebensraumgestaltung und da geht es sehr oft um die Perspektive der Grundeigentümer. Da versuchen wir einen guten Dialog. Es kann nicht sein, dass dies nur einen Partner betrifft. Es gibt ein Forstgesetz. Aber wenn wir Lösungen anstreben, müssen wir uns auch den Kopf zerbrechen, wie wir was ändern. Zu sagen, ich zahl den Wildschaden eh, ist zu wenig. Es braucht aber auch mehr als zu sagen: Ihr müsst mehr schießen, dann wird es schon… So funktioniert es nicht. Wir brauchen geschulte Jäger, die etwas von Lebensraumgestaltung und

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Jagdstrategie verstehen. Dafür haben wir in den Naturwelten Mixnitz 32 Kurse im Angebot. Aber wir brauchen auch den Förster, der umdenkt. Die Mischwaldstrategie ist viel differenzierter zu sehen. Wir brauchen mehr Wissen, mehr Zeit und mehr Arbeit, um das zu erreichen, was wir uns alle vorstellen. Die Bäume die wir wollen wachsen extrem langsam. Wir brauchen einen guten Dialog, der stattfindet und sind auf einem guten Weg. Der Zug ist richtig unterwegs. Aber die Natur wird niemals ein Endergebnis zulassen, alles ist immer in veränderter Dynamik. Wer glaubt, morgen wird alles gut sein, ist auch hier am falschen Weg.

Gute Chancen, in Parität mit Wald und Wild in die Zukunft zu gehen?

Ob Jäger oder Förster ist für die Öffentlichkeit wurst. Wir werden als Einheit gesehen und haben die Verantwortung Probleme zu lösen und dann zu sagen, wir bekommen das hin. Wir haben die Verantwortung gegenüber der nächsten Generation, einen Wald zu hinterlassen, der gesund und vital ist.

Ein Disneyland der Berge kann es nicht geben

Naturnutzung ist heute auch ein wesentliches Freizeitund Tourismusangebot. Das ist für Wildtiere oft sehr stressig. Wie wird das konfliktfrei zu bewältigen sein? Wir brauchen den Dialog. Es ist uns gelungen, immer mehr Wildschutzgebiete auszuweisen und das ohne Aufschrei. Man sieht, es geht nicht „Überall Alles“. Ein Disneyland der Berge kann es nicht spielen, wir haben Verantwortung für die Natur. Daran werden alle gemessen. Strecken für Mountainbiker Ja, aber nicht Überall Alles. Es wird umgedacht.

Ist diese Dialogbereitschaft bei allen Steirischen Jägern in jedem Nebental angekommen?

Vielleicht nicht überall im ersten Schritt. Steter Tropfen höhlt den Stein. Es ist eine Herausforderung, bis zum letzten Mitglied zu kommen. Das braucht vielfältige Information und Anstrengung.

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Ins Gespräch vertieft - Johannes Krautzer und Franz Mayr-Melnhof-Saurau

zu sagen, ich zahl den Wildschaden

eh, ist zu wenig

Sehen Sie bei Jägerinnen und Jägern den viel zitierten „Clash der Generationen“?

Wir können nicht jedes Revierproblem lösen, aber dass alle alles verstehen, das benötigt Zeit. Je näher wir an die Leute herankommen, umso besser funktioniert es. Der steirische Jäger kann stolz sein auf das was er macht – außer er macht einen Blödsinn. Die Mehrheit hat es sich verdient, dass wir voll hinter ihm stehen.

Die neun Landesjagdverbände sind genau richtig. Wir reden von vielschichtiger Veränderung in der Natur. Je weiter man weg ist, um so unkonkreter wird die Diskussion durch die Entfernung vom Thema. Unsere Landesjagdverbände haben Lösungen gefunden, die funktionieren. Deswegen soll es so bleiben.

Die ambitioniert gegründete Dachorganisation „Jagd Österreich“ wurde ab 2018 zur mutwilligen Baustelle, Chancen wurden liegen gelassen. Jetzt gibt es ein Umdenken. Sie sind ab 2025 der kommende Präsident der Jagd Österreich und sitzen bereits im Führungsgremium. Wie soll es weitergehen?

Ja, das kann passieren, dass ein großes Projekt Startschwierigkeiten und Kinderkrankheiten hat. Die Diskussion hat sich verändert. Es ist eine Notwendigkeit, wir brauchen eine starke Vertretung in Wien. Aber auch Brüssel ist wesentlich für die internationale Vertretung unserer Interessen. Der Weg ist nun gut und ich werde meiner Amtszeit nicht vorgreifen. Jetzt sehen wir einmal, was alles Positive bis zum Jahresende passiert.

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Immer mehr große Reviere und Besitzungen in der Steiermark werden verkauft. Gibt es einen Ausverkauf der Steiermark an Superreiche?

Innerhalb der Landesjagdverbände gilt ja für gemeinsame Maßnahmen die Einstimmigkeit. Ist das nicht eine zu große Bremse?

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Dieses Problem sehe ich nicht. Einen Wald kann besitzen wer will, er kann ihn nicht zusperren. Er ist nicht zusammenrollbar und wegtragbar. Nein, man kann nicht von Ausverkauf sprechen, es gibt ein Forstgesetz und niemand kann den Wald zusperren. Jeder darf seinen privaten Lebensbereich begrenzen, aber das funktioniert für die hunderten und tausenden Hektar Wald nicht!

Aber das Jagdrecht ist an Besitz gebunden.

Trotz dem guten Jagdgesetz brauchen wir Veränderung beim Wildmanagement. Management wollen und müssen wir mehr leben. Das ist eine Frage der Kompetenz. Ich glaube, dass wir in der Steiermark immer die wesentlichen Interessen unter einen Hut bringen. Natürlich schmeckt die wildökologische Raumplanung nicht jedem. Aber es ist ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Jagd und wir müssen das Steuerrad in der Hand behalten

Österreich ist ein kleines Land. Haben wir zu viele Landesjagdverbände und zu viel Repräsentation?

Der Kompromiss ist nichts Schlechtes. Manchmal braucht etwas ein wenig länger, um Einstimmigkeit zu erreichen, wird aber dafür länger diskutiert und dann mit mehr Komittment getragen.

Herr Landesjägermeister, wo sehen Sie die Jagd in zehn Jahren?

Ich sehe die Jagd als Vermittler des Wissens und als Garant der Biodiversität. Schützen durch Nützen wird das große Thema. Die Akzeptanz für eine nachhaltige Jagd, die sich transparent erklärt wird zunehmen. Die ideologisierte Jagdfeindschaft wird zurückgedrängt werden. Diese ist ja auch Geschäftsgrundlage gewisser Vereine, die sich durch Spenden finanzieren. Aber mit unserer neuen Offenheit und der Lösung der Probleme werden wir weiterkommen. Es wächst eine neue Generation an Waidwerkern heran, die mit neuem Selbstverständnis und ohne „Jager-Arroganz“ versuchen, ein wichtiger offener Bestandteil der Gesellschaft zu sein. Die moderne Naturvermittlung ersetzt das Bild des Naturburschen und des „Försters im Silberwald“. Aber die Sehnsucht nach der Natur wird bleiben und ist die gro0e Chance der Jagd in einer Gesellschaft, die auf der Suche ist. Wir sind Vorreiter. Wenn wir es in Österreich schaffen, werden wir es auch in anderen Ländern schaffen können. Ich denke, WIR SCHAFFEN DAS!

Vielen Dank für das offene Gespräch

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Von Wölfen und Hirten in der Slowakei

Kto chce s vlkmi žiť, musí s nimi viť

Wer mit den Wölfen leben will, muss mit ihnen heulen (slowakisches Sprichwort)

Gleich vorneweg: der Wolf (Canis lupus) ist nicht nur ein fixer Bestandteil in den slowakischen Wäldern, sondern hat auch in den slowakischen Köpfen einen festen Platz. Das heißt eben nicht, dass der Wolf bedingungslos geliebt und geschützt wird und sich alles erlauben darf, wie in einigen Teilen Deutschlands. Es bedeutet eher, dass man ihn als Teil der Umwelt respektiert, wenn auch mitunter als einen sehr gefährlicheren Nachbar gerade innerhalb der Schäferschaft. Somit drehen sich die Diskussionen zum Wolf immer um die Frage wie viele Wölfe sind genug und wie hoch darf die Jagdquote sein, wobei sein Existenzrecht dabei aber nicht in Frage gestellt wird. Obwohl der Wolf immer bejagt wurde und nach geltendem Europarecht noch immer bejagt werden darf (Annex 4 und 5, FFH Richtlinie), gibt es dennoch eine wichtige Klausel im Jagdrecht, die besagt, dass Wölfe in den slowakischen Wäldern fortwährend in einem gesunden Zustand vorhanden sein müssen – leider ohne korrekte Definition, was dieser Zustand genau ist.

Historischer Rückblick

Die Geschichte des Wolfes in der Slowakei ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte. Da die Slowakei dem Österreichisch-Ungarischem Reich unterstand, wurden sämtliche Raubtiere, inklusive Bär, Wolf, Luchs und Wildkatze, gnadenlos verfolgt. Obwohl der Bär im Jahre 1932 unter Schutz gestellt wurde, ging die Jagd auf die Wölfe intensiv weiter, was die Tiere bis in sehr

unzugängliche Gebiete zurückdrängte. Bis zum Jahre 1975 durfte der Wolf auch mit Strychnin vergiftet werden, danach kam allerdings aufgrund vieler „Kollateralschäden“ eine Gesetzesänderung im Jagdgesetz, welche diese Jagdmethode und das Ausräuchern von Welpen in ihren Wurfhöhlen verbot. Nun konnte sich die Wolfspopulation langsam erholen und die Tiere starteten ein Comeback in ihren ehemaligen Verbreitungsgebieten, vor allen Dingen im Herzen der Slowakei. In jüngster Zeit hatten wir auch vermehrt Sichtungen um Bratislava herum, und die Reaktionen in der Bevölkerung ähnelte denen in Westeuropa – von Angst und Wut bis frenetischer Freude. Nur die neutrale Beobachtung dieser Tiere und ein pragmatischer Umgang mit ihnen wird das Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf erleichtern können.

Wolfsverbreitung - Die Entwicklung der Wolfsjagd in den letzten 20 Jahren.

Die Jagd auf Wölfe diente niemals der Reduzierung der Weidetierübergriffe, wie erst kürzlich fälschlicherweise behauptet wurde, sondern eher einer „Regulierung bzw. Stabilisierung der Wolfspopulation“ (reguláčny odstrel). Allerdings gab es einige sehr extreme Jahre mit überaus hohen Jagdquoten – teilweise wurden über 160 Tiere pro Jahr geschossen. Zudem waren Drückjagden erlaubt, mithilfe derer dann lokal ganze Rudel ausgerottet wurden. Teilweise wurden dann einzelne, übriggebliebene Wolfsindividuen dabei be-

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TEXT UND FOTOS: MICHAELA SKUBAN

obachtet, wie sie verzweifelt in Schafherden einfielen, da sie alleine keine Chance mehr hatten, Schalenwild zu erbeuten. Es gab zudem keine Evidenz der getöteten Tiere – in der Statistik wurde nur die Anzahl der geschossenen Wölfe aufgeführt, ohne Angabe des Alters, der Größe oder gar des Geschlechtes. Konsens bringt Verbesserung: ab dem Jahre 2016 gab es wichtige Annäherungen zwischen dem Umwelt- und dem Landwirtschaftsministerium in der nicht-enden wollenden Wolfsfrage mit positiven Konsequenzen für die Wölfe im Freiland. Die erlaubte Quote wurde auf den Nettozuwachs in der Wolfspopulation reduziert (durch Ermittlung der Welpenzahl minus Sterberate), die Drückjagden wurden flächendeckend verboten und die geschossenen Tiere wurden analysiert. Zudem richtete man vor allen Dingen in den Grenzgebieten zu Polen und Ungarn Schutzzonen ein, damit grenzüberschreitende Wanderungen ohne Risiko möglich sind. Grenze des absoluten Schutzes: Wir hatten die Hoffnung, dass dieser positive Trend weitergehen würde und dass man vielleicht mit intensiverer Hilfe der Jägerschaft vor Ort ein besseres Bild von den Wölfen in den verschiedenen Bergregionen zeichnen könnte. Dann hätte man die jährliche Jagdquote vorverteilen können, um zu verhindern, dass lokal zu viele Individuen geschossen werden und dann andere Regionen nicht mehr jagen dürfen, „da die Quote schon voll ist“. Radikale Kräfte im Umweltministerium jedoch bewirkten, dass es eine sogenannte „Nullquote“ für die Wölfe seit dem Jahr 2021 gibt. Diese Entscheidung war leider kein Konsens, sondern wurde der landwirtschaftlichen Seite einfach aufgezwungen. Weiterhin gibt es keine Zuzahlungen für Herdenschutzmaßnahmen, im Gegenteil, der nötige Grundschutz für Weidetiere, der nötig ist, um bei Raubtierschäden eine Kompensation zu erhalten, wurde zudem erhöht. Es gibt auch keine Regelung für Wölfe, die sich auf Weidetiere spezialisiert haben. Leider geht es für die Wölfe draußen, seit dieser international so gefeierten Entscheidung nichts mehr zu schießen, bergab. Ihre Reputation sinkt und die illegale, nicht-selektierte Jagd steigt. Fast alle unsere besenderten Wölfe wurden illegal geschossen, was ein großer Verlust ist. Die Sache mit dem Hund oder „wie

Wolfsverbreitung in der Slowakei. Wölfe besiedeln die braunen (Wälder) und dazwischenliegenden weißen Flächen. Einzelne Wölfe entsprechen Sichtungen ohne permanentes Vorkommen (Staatliche Naturschutzbehörde Slowakei)

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schützen slowakische Schäfer ihre Herden vor Raubtierübergriffen“. Das Schäferwesen in der Slowakei hat eine jahrhundertelange Tradition und viele typische Gerichte drehen sich rund ums Schaf: Hammelgulasch, Schafsauermilch, Kartoffelnockerl mit Schafkäse oder geräucherter Schafskäse frittiert im Kartoffelteig. Viele Schäferbetriebe in der Slowakei sind im Vollerwerb, wobei sich die meisten Betriebe zumindest zum Teil auf die Milchwirtschaft verlassen. Gerade die traditionellen Schafbetriebe befinden sich fast alle direkt in den Raubtiergebieten und müssen somit mit Wolf und Bär auskommen. Der Einsatz von Herdenschutzhunden hat eine sehr lange Tradition, da die Schafe im freien Weidegang geweidet werden. Der Herdenschutzhund hat dabei eine ganz klare Aufgabe: er schützt die Schafe, manchmal auch Rinder, vor Raubtieren, ist aber kein Garant dafür, dass Wölfe nicht mehr geschossen werden. Der Herdenschutzhund wird im Westen leider oft mit einer Ideologie verknüpft, die den Hunden überhaupt nicht guttut. Herdenschutzhunde sind aber auch keine „Erfindung der NGO´s“, sondern werden seit Jahrtausenden als Raubtierschutz eingesetzt. Das heißt trotzdem nicht, dass es zu überhaupt keinen Verlusten mehr kommt, aber es sind einfach viel

Ein Wolfspärchen in den frühen Morgenstunden, man beachte die deutlichen Brustwarzen bei der Wölfin rechts vorne. Der Wolf ist weder gut noch schlecht - er ist ein Raubtier, das sich leider auch auf Weidetiere spezialisieren kann, es aber nicht muss. Westliche Ideologen und die Spaltung der Menschen in pro und contra Wolf haben den Tieren auch in der Slowakei nicht gutgetan – im Gegenteil. www.steirische-jaegerin.at

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weniger Tiere, wenn überhaupt. Ebenfalls falsch ist die Behauptung, dass ausreichend geschützte Herden nie mehr von Raubtieren angegriffen werden. Raubtiere und hierbei insbesondere Wölfe testen immer wieder den Schutzstatus der Weidetierherden, weshalb es wichtig ist, dass man gute Hunde hat, die im Bedarfsfalle auch den Wölfen nachhetzen. Es stimmt also nicht, dass der Herdenschutzhund „nur pinkeln muss und die Raubtiere umgehen diese verpinkelten Weiden großflächig“. Der Schäfer Brano lebt mitten im Schnittpunkt dreier Wolfsrudel und dutzenden Bären im Landschaftsschutzgebiet Polana: „Jedes Jahr im Frühjahr, wenn ich auf die Weide mit meinen 750 Schafen komme, dann probieren die Wölfe innerhalb der ersten vier Wochen, ob denn die Hunde noch genauso wehrhaft sind, wie im Jahr zuvor. Aber ich kann mich auf meine Hunde verlassen und dann ist wieder Ruhe!“. – auf den überwachsenen Flächen können sich Raubtiere jederzeit verstecken. Ohne die Hunde könnte er hier oben seine Schafe nicht weiden. Aggressive Hunderudel in Osteuropa? Nein, das können sich die Hirten und Schäfer mit ihren Hunden, die offen auf den Flächen unterwegs sind, nicht leisten. Die Hunde sind top-sozialisiert und menschenfreundlich. Allerdings kann es passieren, dass die Hunde auf fremde Menschen zulaufen, um zu kontrollieren, um wen es sich handelt. Bei den Herden ist immer ein Schäfer mit dabei, der die Hunde im Bedarfsfall auch abrufen kann. Jedoch müssen wir zumindest lokal vermuten, dass der Einsatz der großen, imposanten Wächter auch in der Slowakei in Zukunft weniger wird, da die Freizeitak-

Schäfer Brano inmitten seiner Hunde, den 750 Schafen und mehr als 30 Wölfen in Polana

tivitäten in Wald und Flur seit der COVID-Krise einen ungebremsten Boom erlebt haben. Noch nie waren so viele Wanderer, Fahrradfahrer und Mopedfahrer unterwegs wie in den letzten drei Jahren, die sich zudem kreuz und quer bewegen und im schlimmsten Falle arrogant auftreten. Die Schäfer der Slowakei fürchten

Diese Kangalhündin passt auf eine gemischte Weidetiergruppe im Süden der Slowakei auf. Aus dem ansässigen Wolfsrudel hatten wir einen Rüden besendert und wussten, dass er die geschützte Herde in Ruhe lässt. Allerdings gab es Zwischenfälle mit Menschen, die aktiv die Hunde provoziert haben – aus Spaß. Nach einem Zeitungsartikel hat dann diese Provokation aufgehört. Es wäre sehr schade, wenn der Einsatz der Hunde deswegen zurückgehen würde, da die Landschaftspflege für den Nationalpark so wichtig ist.

Wie zwei Löwinnen: Bodka und Duna im Wintermoduses gibt immer viel zu tun im Stall und die Hunde laufen eigentlich den ganzen Tag, bis auf kurze Auszeiten, wie hier in der Melkpause. Die Sozialisation mit den Weidetieren und den Menschen wird außerordentlich erst genommen.

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sich genauso wie hier, dass etwas mit den Hunden passieren könnte und wissen nicht, wer dann die Verantwortung tragen würde.

Trotz vieler Schwierigkeiten sind die Herdenschutzhunde für viele lokale Schäfer von enormer Wichtigkeit, da sie eben als einzige Methode bei völlig freier Weideführung angreifende Raubtiere abwenden können. Herdenschutzhunde werden als „Kollegen oder Freunde“ bezeichnet, die immer mit ihren Weidetieren zusammen sind. Sie sind hoch soziale Wesen und brauchen sehr wohl menschlichen Kontakt und Ansprache, was nicht heißt, dass sie „geknutscht werden oder mit dem Schäfer abends auf der Couch schlafen“. Die Vorstellung, wie man teilweise im Westen hört, man könne Hunde „während der Weidesaison mieten oder leasen und im Winter werden sie dann irgendwo auf Flächen zwischen geparkt“ ist somit einfach falsch. In der Slowakei hört man auch nie Sätze wie: „ich will den Hund nicht im Winter durchfüttern müssen“, da der Hund auch im schlimmsten Falle buchstäblich beim Verteidigen der Herde (oder Schäfer) den Kopf hinhält. Jedes Jahr werden Hunde bei ihrem Arbeitseinsatz entweder verletzt oder getötet, deswegen soll es ihnen ja auch gut gehen.

Die ewige „Rassefrage“: Die Anschaffung von Herdenschutzmaßnahmen wird leider in der Slowakei nicht gefördert, was aber aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse so wichtig wäre. Allerdings haben sie dafür auch keine bürokratischen Auflagen zu erfüllen, welche Hunderasse sie einsetzen sollen oder gar dürfen. Die Hundezucht ist komplett in der Hand der Schäfer, die ganz dem ursprünglichen Gedanken entsprechend einfach gute Elterntiere miteinander verpaaren, ohne dabei auf Rasse oder Stammbaum zu achten. In der Slowakei gibt es deswegen auch sehr viele Mischlinge verschiedener Herdenschutzhunderassen, die mitunter unglaubliche Arbeitsleistungen haben. Solche Hunde würden in vielen, strikten bürokratischen Auflagen im Westen einfach durchfallen. Ansonsten präferieren die Hirten eher große Hunde und achten darauf, dass die entsprechenden Hunde keine Unterbrechung in der Arbeitstradition, wie es oft bei Ausstellungshunden der Fall ist, sowie Raubtierkontakt, haben.

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SÜDTIROL UND DIE ITALIENISCHEN

ANTI-JAGD-REFERENDEN

TEXT: BENDIKT TERZER

In Italien wird die direkte Demokratie recht eifrig genutzt. Hierfür gibt es mehrere Instrumente, darunter das aufhebende Referendum. Damit können die Bürger bereits beschlossene Gesetze entweder ganz oder auch nur teilweise wieder aufheben. Seit 1946 gab es insgesamt 72 solche Volksbefragungen im Stiefelstaat. Allerdings darf nicht jeder Gesetzesbereich einem Referendum unterworfen werden. Über Steuern, den Haushalt oder die Amnestie wird in Italien nicht diskutiert, „non si discute“, wie der Italiener sagt.

Referendum auf Italienisch

Am Anfang eines Referendums steht ein Antrag. Dieser kann entweder von 500.000 Wahlberechtigten oder von 5 der insgesamt 20 Regionalräten Italiens gestellt werden. Im ersten Fall müssen also mindestens 500.000 Unterschriften gesammelt werden, um ein Referendum in Gang zu setzen. Außerdem prüft das Verfassungsgericht, ob die jeweilige Fragestellung überhaupt zulässig ist. Wenn nicht, darf das Referendum nicht abgehalten werden.

Kommt es tatsächlich zur Abhaltung eines Referendums, gilt wie folgt: Die zum Volksentscheid gebrachte Gesetzesbestimmung gilt als abgeschafft, wenn mindestens 50% der Wahlberechtigten am Referendum teilgenommen haben und wenn die Mehrheit für die Abschaffung abgestimmt hat.

Grundfeste des italienischen Jagdsystems Vor 1923 gab es in den verschiedenen Provinzen des Königreichs Italien sieben parallele Jagdgesetze, bis diese in einem Einheitstext zusammengeführt wurden.

Damals durfte jeder Bürger die Jagd frei ausüben, das Wild war „res nullius“, gehörte also niemandem, bis es sich ein Jagdausübungsberechtigter durch die Erlegung aneignete. Erst als das römische Parlament 1977 das erste staatliche Rahmengesetz zur Jagd erließ, wurde das Wild zum unverfügbaren Teil des Staatsvermögens. Seit 1992 gilt in Italien folgendes:

Der Staat legt die Jagdzeiten, die jagdbaren Arten und die streng geschützten Arten fest; Der Staat legt die Gebiete fest, wo die Jagd erlaubt ist und wo sie verboten ist; Der Staat legt die Formen der Jagd fest, die erlaubt sind. Ein wichtiger Grundsatz des italienischen Jagdsystems ist zudem der Artikel 842 des italienischen Zivilgesetzbuches, der besagt: Das Jagdrecht ist nicht an Grund und Boden gebunden, vielmehr muss der Eigentümer dulden, dass auf seinem Grundstück die Jagd ausgeübt wird.

Die Sache mit der Gesetzgebungskompetenz Eigentlich läge die Gesetzgebungskompetenz im Bereich der Jagd seit 2001 bei den einzelnen Regionen. In Wahrheit ist es aber so, dass sich die Regionen innerhalb der Vorgaben des staatlichen Rahmengesetzes zur Jagd bewegen müssen. Sie dürfen lediglich restriktivere Regelungen erlassen.

Das Jagdsystem in Südtirol vs. Italien

Im Unterschied zum restlichen italienischen Staatsgebiet gibt es in Südtirol ein Revierjagdsystem. Dieses konnte glücklicherweise auch nach der Annexion Südtirols an Italien im Jahr 1919 verteidigt werden. In Südtirol darf also jeder Bürger und jede Bürgerin in seiner Heimatgemeinde zur Jagd gehen, sofern er oder sie die Jagdprüfung besteht und einen gültigen Waffenpass hat.

Die Krux mit den jagdbaren Arten

In Italien ist die Jagd auf 48 Wildarten erlaubt, 12 Säugetierarten und 36 Vogelarten. Nur rund 20 davon dürfen in Südtirol de facto bejagt werden. Sehr viele der staatlich jagdbaren Arten werden in Südtirol also geschützt, ganz einfach, weil die Fauna in Südtirol anders zusammengesetzt ist als im Rest Italiens.

Auf der anderen Seite wurden dem Land aber bei der Bejagung bestimmter Arten kräftig die Flügel gestutzt. Im Jahr 1990 musste Südtirol Murmeltier, Stein- und Baummarder sowie Dachs von der Liste der jagdbaren Arten streichen, weil diese Arten im Rest Italiens nicht jagdbar sind. Erst 2016 konnte die Zuständigkeit auf diesem Gebiet teilweise wiederhergestellt werden. Südtirol kann seither Änderungen an der Liste der jagdbaren Arten vornehmen, wenn Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sowie die staatliche Kontrollbehörde ISPRA grünes Licht geben.

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Foto: Franziska Rafll-Steiner

Kapillare Jagdaufsicht

Auch bei der Jagdaufsicht gibt es enorme Unterschiede zwischen Südtirol und dem restlichen Italien. Während auf Staatsebene vor allem auf freiwillige Kontrollorgane gesetzt wird, gibt es in Südtirol die Auflage, pro 10.000 Hektar Revierfläche mindestens einen hauptberuflichen Jagdaufseher zu verpflichten. Landesweit sind derzeit 70 hauptberufliche Jagdaufseher im Einsatz, die ein kapillares Kontrollnetz garantieren.

Steter Tropfen höhlt den Stein?

Die Angst der Jäger, dass in Italien eines Tages die Jagd per Referendum abgeschafft wird, ist groß. Glücklicherweise kann in Italien genau genommen nicht über die Jagd per se abgestimmt werden, sondern nur über Gesetze, welche die Jagd regeln.

Der erste Anlauf, jagdrelevante Bestimmungen aufzuheben, wurde im Jahr 1981 gemacht. Es kam aber gar nicht bis zum Urnengang, weil die Formulierung der Fragestellung für unzulässig erachtet wurde. 1987 erging es den Jagdgegnern genauso. Das dritte Referendum im Jahr 1990 scheiterte ganz knapp am notwendigen Quorum: Die Wahlbeteiligung betrug aber immerhin 43%.

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Beängstigende 92% der Wähler befürworteten damals unter anderem die Aufhebung eines für die Jagd sehr wichtigen Artikels, der besagt, dass Grundstückseigentümer die Ausübung der Jagd dulden müssen. 2021 dann ein erneuter Anlauf für ein Referendum, der dadurch gestoppt wurde, dass zu wenig Unterschriften für die Abhaltung der Volksbefragung hinterlegt wurden. Doch die Jagdgegner wurden nicht müde. Erst 2023 wurde ein weiterer Antrag deponiert.

Was wäre, wenn?

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Wie würde sich die Aufhebung staatlicher Gesetze auf Südtirols Jagdsystem auswirken? Diese Frage ist nicht ganz eindeutig zu beantworten. Einerseits wäre es kein Beinbruch für die autonome Gesetzgebungskompetenz Südtirols, wenn Teile des staatlichen Rahmengesetzes zur Jagd aufgehoben würden. Ganz im Gegenteil: Was die Jagdzeiten und die jagdbaren Wildarten betrifft, hätte Südtirol in diesem Fall sogar mehr Spielraum. Nicht auszumalen wäre der Sachverhalt hingegen, wenn Art. 842 des Zivilgesetzbuches aufgehoben würde. Das würde das Betreten fremder Grundstücke im Rahmen der Jagdausübung empfindlich einschränken und die Ausübung der Jagd damit gravierend erschweren.

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Hinterlassenschaften

Typische Merkmale einer Wolf-Losung

Finden kann man sie überall, die Losung unseres Wildes. Der Dachs gräbt sich einen Abort in dem er sich löst, der Fuchs löst sich auf einer erhöhten Stelle, Reh, Rot- und Schwarzwild unterscheiden sich in Form, Farbe und Geruch. Die Losung, welche fast immer übersehen wird, ist die vom Wolf, weil sie meistens da hingelegt wurde, wo die meisten am wenigsten damit rechnen.

Ein adulter Wolf hat einen jährlichen Nahrungsbedarf von ca. 1,5 Tonnen Fleisch, Feist, Knochen, Decke mit Haaren und was ihm noch so alles schmeckt - bis auf Pansen und Gedärm, die niemals angerührt werden. Dabei geht man je nach Studie und Wildvorkommen von 50% Rehwild, 20% Schwarzwild, 20% Rotwild, 10% Damwild und wenigen Hasenarten und Kleinsäuger aus. (Steinberg & Reding 2017, Senckenberg 2019) Bei nicht Vorkommen einer dieser Schalenwildarten verschiebt sich das Nahrungsspektrum zur einen oder anderen Seite.

Das sind im Laufe eines Jahres viele Tiere, die verspeist werden und von denen wir Jäger in unseren Revieren nur einen verschwindend kleinen Bruchteil der Kadaverreste vorfinden. Welches einerseits daran liegt, dass ein Wolfsrudel von einem Reh nichts übriglässt und andererseits in Anbetracht der Territoriums Größen von 300qkm bis mehr als 400qkm, in denen sich die Familienverbände bewegen, auch nicht verwunderlich ist. Wölfe sind Meister im Energiesparen. Sie bewegen sich nicht nur sehr effizient, sie benutzen auch unsere Wege, um sich von A nach B zu bewegen. Der Wolf ist das einzige Wildtier, welches Waldwege, Wanderwege oder Reitwege genau wie wir Menschen nutzt und auf diesen weite Strecken zurücklegt. Somit finden wir Wolfslosung auch auf diesen Wegen,

und zwar oft in der Mitte oder der Fahrspur und seltener am Rand. Nicht vergraben oder verblendet, selten auf einem erhöhten Punkt, einfach mitten auf dem Weg. So offensichtlich, dass Wolfslosung meistens für Hundekot gehalten wird. Besonders gerne werden Kreuzungen im Wald oder Feldflur markiert. Ist in einem Bereich ein Rudel zuhause, findet man die Losung im Abstand von 30m bis 100m.

Woran erkenne ich nun die Wolflosung bzw. wie unterscheidet sie sich vom Hundekot? Wolfslosung hat mindesten einen Durchmesser von 2,5cm und eine Länge von ca. 20cm. Allein dadurch lässt sie sich schnell von Fuchs oder Marderhund unterscheiden. Da Wölfe alles vom Wild fressen, hat die Losung einen sehr hohen Anteil von Wildhaaren und Knochen, Reste von Schalen oder Zähne (siehe Bild1). Meistens sind die Knochenreste nicht auf den ersten Blick zu erkennen, ein vorsichtiges Zerlegen mit einem Stöckchen fördert diese zutage.

(Bild 1) Der wolfstypische Geruch ist schwer zu beschreiben, er liegt irgendwo zwischen Zoohandlung und Tierfuttermarkt, wobei die Wildnote im Geruch überwiegt und sich so deutlich von Hundekot unterscheidet. Dabei sollte man aber äußerst vorsichtig vorgehen, oder es besser vollkommen unterlassen an der Losung zu riechen, da wir immer mit Parasiten z.B. den Eiern des kleinen Fuchsbandwurms rechnen müssen.

Was ist das Interessante an Losungsfunden?

Wir erhalten Informationen über die Anwesenheit von Wölfen. Wenn ich die Losungsstellen kartiere, bekomme ich einen Überblick über die Wechsel der Wölfe. Dieses hilft mir bei der Wahl des optimalen Aufstellungsortes meiner Wildkameras.

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2: Bei dieser Losung ist die DNA vollkommen zerstört.

Seite 31 Bild 1 – Losung mit vielen Haaren und Knochenresten.
Bild
Frische Losung eines 5
alten Wolfswelpen,
Bandwurmfinnen. www.steirische-jaegerin.at
Fotos:
M. Ohlhoff
Monate
mit

Ein weiterer großer Vorteil ist, dass ich aus der frischen Losung die DNA bestimmen lassen kann und das viel besser als bei Wildrissen, wo wir immer mit Nachnutzern rechnen müssen. Wenn die Losung Regen oder direkter Sonnenbestrahlung ausgesetzt war, ist die Haltbarkeit der DNA nach ca. 24 Stunden nicht mehr gegeben. Bei Frost und Trockenheit haben wir deutlich mehr Spielraum (Bild 2 und 2a)

Zum Einsammeln gibt es zwei Möglichkeiten: Ich habe ein 50ml Döschen im Rucksack gefüllt mit 96% Ethanol und lege ein maximal 2cm Stückchen der Losung in das Ethanol. Oder ich greife ein Stück der Losung mit dem Handschuh, drehe diesen auf Links, bzw. nehme ein Hundekotsäckchen und friere diesen zuhause ein. Eingefrorene Losung kann auch Monate später noch beprobt werden. Alte Losung wie auf Bild 2 und 2a kann nicht mehr beprobt werden, hier ist die DNA zerstört.

Wichtig wie schon beim Wildriss: immer eine Dokumentation, mit Bildern, Bemaßung und genauen Koordinaten.

Starker Wechsel, in kurzen Abständen markiert, hier sind die Wölfe zuhause.

MERKE WOLFSLOSUNG:

• Durchmesser mind. 2,5 cm

• Länge mind. 20 cm

• Hoher Anteil Schalenwildhaare

• Knochenstücke, Schalen, Zähne

• Wolfstypischer Geruch

Seite 32
Bild 2a: Auch in alter Losung sind Haare und Knochen noch gut zu erkennen.

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DER KLIMAWANDEL BRINGT ROTHIRSCHE AN IHRE GRENZEN

Deutsche Wildtier Stiftung: Naturnahe Lebensräume beugen Nahrungsengpässen vor

Zum Leben vieler Wildtierarten gehören neben Paarungszeiten und Wochen oder Monaten der Jungenaufzucht auch Zeiten mit Nahrungsengpässen. Um solche sogenannten Notzeiten zu überwinden, haben Rothirsche in der Evolution unterschiedliche Strategien entwickelt: In unseren Breiten führt die Veränderung der Tageslänge zu Verhaltensänderungen und physiologischen Anpassungen. Bei hohen Schneelagen im Gebirge wandern Rothirsche üblicherweise in tieferliegende Lebensräume. Pansen, Leber und andere Organe verkleinern sich und der Stoffwechsel ist reduziert. Aber hat die Evolution den Rothirsch auch auf sommerliche

Notzeiten durch langanhaltende Dürrephasen vorbereitet? Dieser Frage wurde auf dem 11. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung nachgegangen, das die Stiftung vom 23. bis 25. Mai gemeinsam mit dem Tiroler Jägerverband in der Nähe von Innsbruck veranstaltet hat.

„Der Klimawandel führt zu trockeneren Sommern. Bei Dürre müssen wir daher zukünftig auch in den Zeiten, in denen Rothirsche Energiereserven für Brunft und Winter aufbauen, mit Nahrungsengpässen rechnen“, stellte Professor Dr. Klaus Hackländer, Wildtierbiologe und Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung, auf dem Rotwildsymposium fest. In naturnahen Lebens-

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Fotos: Mario Ennsmann

räumen ziehen sich Rothirsche in solchen Situationen in kühle und möglichst wassernahe Gebiete zurück und bewegen sich wenig, um Energie zu sparen. In unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft kann diese Strategie wegen mangelnder Lebensraumqualität oder Störungen durch Menschen nicht angewendet werden. Mehrere Referenten des 11. Rotwildsymposiums konnten zeigen, dass Störungen durch Jäger und Waldbesucher zu akutem Stress bei einzelnen Individuen und zu chronischem Stress bei ganzen Populationen führen können. „Um Rothirsche konfliktarm in unsere Kulturlandschaft zu integrieren, müssen wir ihnen Räume anbieten, in denen sie möglichst ungestört von uns Menschen die Wochen der Nahrungsknappheit überstehen können“, so Hackländer. Dabei hilft auch eine verbindliche Jagdruhe auf wiederkäuende Huftiere im Sommer, wie sie zum Beispiel kürzlich in Brandenburg durchgesetzt werden konnte. Ein wichtiges Instrument des Wildtiermanagements stellt außerdem die Wildökologische Raumplanung dar, die zum Ziel hat, die Ansprüche von Wildtieren und Menschen in Einklang zu bringen.

Doch auch der Verlust natürlicher Lebensraumkomponenten trägt zur Verschärfung von Notzeiten bei. Die Deutsche Wildtier Stiftung zeigte auf dem Symposium, dass Nebenbaumarten wie Zitterpappeln und Weiden seit vielen Jahrzehnten gezielt aus unseren Wäldern verdrängt wurden. Ihr Anteil an der Baumvegetation beträgt deutschlandweit kaum mehr als ein Prozent. Die Triebe dieser sogenannten Weichhölzer bieten aber nicht nur im Winter, sondern auch bei Nahrungsengpässen im Sommer wertvolle Futter-Alternativen für Rothirsche. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher, dass diese ökologisch wertvollen Nebenbaumarten zukünftig durch waldbauliche Maßnahmen wieder stärker gefördert bzw. sogar neu etabliert werden. Darüber hinaus kritisierte die Stiftung die anhaltende Entwässerung von Wäldern. „Umfangreiche Grabennetze lassen eigentlich wasserreiche Lebensräume schnell austrocknen. Sie stehen Rothirschen und anderen Huftieren daher nicht mehr als kühle Rückzugsräume in Hitzeperioden zur Verfügung,“ sagte Hackländer. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert, in möglichst vielen geeigneten Waldbereichen die Entwässerung zu stoppen. Dies ist auch zum Vorteil der Waldbesitzer, da in Dürreperioden auch die Bäume unter Trockenstress leiden.

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ATHLET

Ein Hirsch, der seinem Namen gerecht wurde!

Teil 2

Fortsetzung von Ausgabe 01/2024:

Die erste Hirschbrunft in der Höll zeigte mir schon, dass kaum Rotwild vorhanden war und es hatten auch nur zwei verschiedene Hirsche gemeldet. Ein fünfjähriger mit der Markierungsnummer 33, der für die nächsten 8 Jahre der legendäre Platzhirsch werden sollte, und ein vielversprechender junger 16-Ender, der Jahre später im 13. Kopf spurlos verschwand. Bei der Fütterung erschienen dann doch recht passable Hirsche, die sich aber das Jahr über nicht im Revier aufhielten und bei Tageslicht bekam ich sie am Futterplatz auch nicht zu Gesicht. Ich stellte mir oft die Frage: was hat man dem Rotwild bloß angetan, dass es dermaßen scheu geworden ist? So musste ich eben wieder von vorne beginnen, wobei es ein großer Vorteil war, dass ich direkt bei der Fütterung wohnte. Anfangs flüchteten die Tiere noch, wenn ich nachts vor das Haus ging. Zu Beginn der Futterzeit deckte ich mich mit Lesematerial ein und blieb täglich so lange sitzen, bis sie kamen. Ich ließ auch regelmäßig Geruchsmaterial wie Mantel oder Jacken, auf meinem Fütterungssitzplatz damit

mein Geruch ständig in der Luft lag. Ein Vorteil war auch das kleine Aufzuchtgatter beim Haus, das ich errichtet hatte um meinen aufgezogenen Hirsch samt Tier unterzubringen. Ihre Anwesenheit war doch irgendwie eine Beruhigung für das freilebende Rotwild in dem großen Felskessel. In den nächsten Jahren war dieses kleine Gatter auch ein wichtiger Beitrag, damit hier ein Hauptbrunftplatz unmittelbar um mein Haus entstand.

An meinem Geburtstag am 30.12. suchte ich wehmütig mein altes Heimathaus in der Steinschale auf, wo ich meine Kindheit und auch 10 Dienstjahre verbracht hatte. Beim Zurückgehen, etwa eine halbe Stunde vor Einbruch der Dunkelheit, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und ging laut rufend zur Fütterung, setzte mich auf meinen gewohnten Platz und wartete. 10 Jahre hindurch hatte ich das während der Futterzeit jeden Tag getan. Der Futterplatz war zwar angerichtet aber noch nicht angenommen. Als ich die Steinschale letztes Jahr verlassen musste, kam das Wild oft

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TEXT & FOTOS: MARTIN PRUMETZ Athlet: im dritten Kopf erstmals aufgetaucht

in einem enormen Tempo und voller Freude während dem Füttern um die Mittagszeit. Jetzt herrschte eine gespenstische, nicht enden wollende Stille. Nicht einmal eine Vogelstimme war irgendwo zu hören und es blieb auch so. Nach etwa einer Stunde verließ ich in Gedanken verloren den Platz und wollte mir gar nicht vorstellen, was man hier angestellt hat. Einige Jahre hatte es gedauert, um dem Wild tagsüber vertraut die Futteraufnahme zu ermöglichen, damit es nicht aus Hunger die Rinde von den Bäumen schält. Diese anerzogene Unart, die nur langfristig wieder zu korrigieren ist, hat man in kurzer Zeit wieder zerstört. Ich hatte damals schon den Verdacht, dass dieses Handeln beabsichtigt war, um die radikale Reduzierung zu rechtfertigen. Aber Dummheit hatte ich auch nicht ausgeschlossen.

In der Höll achtete ich auf einen geregelten Fütterungsablauf und mein lautes Rufen während dem Füttern, das von den Felswänden zurück hallte, wurde für das Wild bald zur Gewohnheit. Ich verhielt mich beim Füttern nie leise. Auch wenn ich im Stadl saß, habe ich zwischendurch immer wieder gesprochen. Sogar beim Verlassen meiner verschiedenen Beobachtungsplätze im Revier habe ich regelmäßig stimmlich vorgewarnt. Die länger werdenden Tage halfen natürlich auch mit, dass ich sie schon bei ganz gutem Licht zu Gesicht bekam. Inzwischen war die Schneedecke in den höheren Lagen schon etwas dünn geworden. Ostern stand vor der Tür, es war Gründonnerstag. Schon als ich am Futterplatz ankam, war mir aufgefallen, dass Rotwild am Waldrand zu sehen war und es hatte den Anschein, dass sie es nicht mehr erwarten konnte. Kaum war ich fertig, füllte sich augenblicklich der Futterplatz. Ich werde diesen Anblick wohl niemals vergessen: mein Athlet, den ich schwerem Herzen in der Steinschale zurücklassen musste, führte das gesamte Rudel völlig vertraut zum Futterplatz. Er begnügte sich nicht aus den ersten Futtertrögen zu fressen, sondern er zog zielstrebig ganz runter und bediente sich am Futtertisch, etwa 20 Meter vor mir. Ich war zutiefst berührt und meine Sicht wurde von Tränen erstickt. Athlet quittierte meine Worte immer wieder mit vertrauten Blicken, als hätten wir uns nie verloren. Als ich die Lage richtig begriffen hatte, sah ich erst, dass er nicht alleine gekommen war. Fünf weitere Hirsche von meiner ehemaligen Fütterung waren mit dabei und benahmen sich als wären sie immer schon hier gewesen. Am Geweih waren sie noch nicht zu erkennen, doch ich kannte da-

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mals alle abgelegten Hirsche und auch viele der Tiere. Die beiden Fütterungen liegen etwa 14 km auseinander und ich hätte im Leben nie daran gedacht, dass die Hirsche zu mir in die Höll nachkommen. Danach hatte ich Tagelang eine Art von „Schmetterlingen im Bauch“ und war nun wieder während dem Füttern täglich von Rotwild umgeben. Erst jetzt hatte ich das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Sofort verständigte ich meinen Jagdherrn Herrn von Finck und er kam innerhalb von zwei Tagen mit dem Hubschrauber, um dieses freudige Ereignis mit mir zu erleben. Die Geweihe der Hirsche schoben prächtig und ich fühlte mich mittendrin großartig. Athlet duldete inzwischen sogar, dass ich sein samtweiches Geweih berühren durfte. Er blieb den ganzen Sommer über immer irgendwo sichtbar und röhrte Anfang der Brunft wie schon in der Steinschale auch hier in der Höll in der Nähe von meinem Haus. Danach zog er weiter zu seinem Brunftplatz auf die Staritze.

Die zweite Brunft in der Höll war schon etwas besser, bedingt durch meinen aufgezogen Hirsch im kleinen Gatter, der ständig meldete. Die Akustik der Brunft war in dem riesigen Felskessel äußerst spektakulär. In späteren Jahren röhrten hier über 25 Hirsche um mein Haus, was mir unglaubliche Konzerte bescherte. Alleine die Erinnerung daran jagt mir heute noch Schauer über den Rücken.

Die Brunft ging zu Ende und keine vier Wochen später war Athlet schon wieder hier und wartete auf den Fütterungsbeginn. Von nun an fütterte ich jeden Tag etwas früher, damit sich das Wild daran gewöhnt auch vormittags das Futter aufzunehmen. Obwohl sich der Winter eher mild zeigte, hat das recht gut funktioniert. Anfangs Dezember kündigte sich endlich ein Wetterumschwung an und ich hatte überraschenden Besuch,

der mich überaus freute. Der Sohn meines ehemaligen Jagdherrn, Max Mayr Mellnhof, der jetzige Landesjägermeister von Salzburg, war gekommen und nach einer Weile setzten wir uns zur Fütterung um Wild zu schauen. Natürlich erzählte ich ihm auch die Geschichte von Athlet. Das Wild war wie gewohnt vertraut am Futterplatz versammelt, nur Athlet hatte zu meiner Verwunderung gefehlt. Erst nach einer Weile wurde er am Waldrand sichtbar und zog völlig abwesend wie in Zeitlupe in Richtung Futterplatz, Futter nahm er allerdings keines an. Wie in Trance verharrte er unter den großen Fichten, bis es fast Dunkel wurde und wir unseren Platz verließen. Das Wild war inzwischen schon so vertraut, dass keine Beunruhigung aufkam auch wenn jemand mit dabei war oder fremde Stimmen zu hören waren. Nur musste der Ablauf immer derselbe sein. Am Nachhauseweg gab es immer etwas Futter und so wurde ich täglich bis zur Haustür begleitet. Wenn ich nicht alleine war, war der Abstand größer, ansonsten umringten sie mich förmlich. Der Gedanke an Athlet ließ mich nicht los und am nächsten Tag war er tatsächlich verschwunden. Nach dem Füttern machte ich mich auf den Weg um ihn auszufährten und fand auch seine schon etwas verschneite Spur in Richtung meiner alten Fütterung. Dieses apathische Verhalten bei Rotwild, das bei einer fremden Fütterung aus irgendwelchen Gründen hängengeblieben ist, konnte ich später noch öfter beobachten. Es ist wie eine innere Uhr, die ihnen ursprünglich bei Wetterumschwüngen anzeigte in tiefere Lagen zu ziehen. Vereinzelt können bei solch innerlichen Stresssituationen auch Schälungen entstehen. Diese sind aber nicht als Schäden zu bewerten und auch nicht mit den katastrophalen Schälschäden zu vergleichen, die auf tierquälerische Art und Weise anerzogen wurden. Sobald die dicke Schneedecke einigermaßen mit den

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Bild 5: Eine friedliches Zusammensein

Langlaufschiern zu befahren, war, fuhr ich an einem klirrend kalten Spätnachmittag die 14 km in Richtung Ramertalfütterung. Ich musste es einfach wissen und wollte mich wieder an meinen gewohnten Platz setzen. Als ich bei der geräumten Straße ankam, wo es noch etwa 500 m bis zur Fütterung waren, stand das Auto des Fütterungsbetreuers. Da ich erst eineinhalb Stunden nach Einbruch der Dunkelheit von meinem Helfer abgeholt werden sollte, blieb ich einfach gut gedeckt stehen und wartete. Es wurde finster und ich wunderte mich, dass der so lange bleibt, als plötzlich ein ohrenbetäubender Schuss fiel. Unmittelbar danach war einige Minuten lang ein lautes Kratzen von den vielen Läufen zu hören, ausgelöst von der panischen Flucht des Rotwildes auf der Eisplatte des Futterplatzes, die sich bis hinauf in den steilen Einstand zog. Einige Minuten später tauchte der Schütze mit hastigen Schritten auf und fuhr weg. Was hatte der bloß angestellt?

Ich verweilte noch etwa eine Viertelstunde bei immer heller werdendem Mondschein, und einer fast unerträglichen Stille. Da ich jetzt nichts mehr beunruhigen konnte, fuhr ich die 400 m quer über die Wiese direkt zum Futterplatz. Von Weitem sah ich schon ein Stück Rotwild etwa 30 Meter vor der Hütte liegen, das nicht mehr hochkam, aber immer zu mir her verhoffte. Hat doch dieser pensionierte Forstwart bei Mondschein von der Hütte heraus einem Kalb das Kreuz abgeschossen und ist danach einfach nach Hause gefahren. Zwei Jahre vorher saß er am selben Platz mit seinem Enkel und war äußerst dankbar, dass ich ihn zum Wildschauen mitgenommen hatte. Ich verspürte eine unglaubliche Wut in mir und konnte das Kalb nicht mal erlösen. So fuhr ich zum Treffpunkt wo ich abgeholt werden sollte, um aus dem Auto einen Knicker zu holen und erledigte das widerwillig. Aber als Beunruhigung für diesen ekelhaften Menschen band ich dem verendeten Kalb noch ein paar blaue Heupinsenschnüre um den Träger. Wahrscheinlich hat das am nächsten Tag Alarm bei ihm ausgelöst und er musste das der Verwaltung melden. Mir ließ das alles keine Ruhe und machte ich mich am nächsten Tag nach dem Füttern wieder mit den Langlaufschiern auf dem Weg zur Ramertalfütterung. Das Kalb war natürlich weg, aber hinter der Hütte fand ich noch vier weitere Aufbrüche, was mir bestätigte das so etwas die Regel war. Wenn man sich das bildlich vorstellt: Rotwild, das bei solchen Fütterungen Tage aber auch Nächte lang eingeschlossen durch die hohe Schneelage in den Fichtenmonokulturen verbringen muss, da es sich nicht mehr zu den Futterstellen wagt - da darf man sich nicht wundern, wenn es katastrophale Schälschäden gibt. Aber genau deshalb werden die Abschusszahlen weiter erhöht und keinen interessiert das wirklich. Ich war gerade beim Fotografieren dieser Ungeheuerlichkeiten, als plötzlich mit ernster angriffsbereiter Miene der Oberforstrat samt Förster auftaucht. Sofort

entstand ein hitziges Wortgefecht, das sich aber recht schnell wieder beruhigte, denn die wussten genau, dass es für sie besser wäre diese Sache nicht allzu laut werden zu lassen. Den Fütterungspensionisten hat man daraufhin sofort ausgetauscht. Ich habe diesen Menschen von nun an völlig ignoriert und nie wieder ein Wort mit ihm gesprochen. Heute würde ich so etwas sofort in den verschiedensten Medien mit Bildern veröffentlichen, mit allem Drum und Dran, was nur irgendwie möglich ist.

Dass ich wegen Athlet gekommen war, hatte ich natürlich nicht gesagt. Erst später habe ich mit dem Förster darüber gesprochen. Er war einer der ganz wenigen Förster, der trotz dem Druck der Wildgehässigkeit von Seiten der Bundesforste immer korrekt und ehrlich geblieben ist. Wir haben uns in diesen schwierigen Zeiten immer gut verstanden und er hat mir später sogar die Abwurfstangen von Athlet gegeben. Ein großes Dankeschön im Nachhinein an Oberförster Fuchs aus dem Halltal.

Die dicke Schneedecke hielt an und wurde erst Mitte März wieder weniger. So war Athlet gezwungen den Winter bei dieser rotwildfeindlichen Fütterung zu verbringen.

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Am zweiten April, als ich früh morgens nichts ahnend die Haustür öffnete, stand er wieder überraschend auf etwa dreißig Meter vor mir und schaute mich an, als wollte er sagen: “Ich bin wieder da und hab Hunger!“. Meine Freude war enorm und so gingen wir gemeinsam über die Hauswiese zur Fütterung. Das ständige Gerede von mir schien ihm sichtlich wohl zu tun und das Futteraufnehmen wollte kein Ende nehmen. Wenn man sich vorstellt, dass er den ganzen Winter über bei der Ramertalfütterung wahrscheinlich nur nachts und das nur mit größter Vorsicht den Futterplatz betreten hat und jetzt trottete er am helllichten Tag neben mir her, lauschte meinen Worten und fraß mir aus dem Kübel. Eine größere Belohnung für diesen unglaublichen Zeitaufwand und Idealismus, nur um Rotwild nahe zu sein, konnte es für mich nicht geben. Von nun war er wieder der erste, dem alle anderen zu den Futtertrögen folgten und er schob ein wirklich kapitales Geweih. Er ließ sich von mir am Körper ungern berühren, doch das Kolbengeweih leicht zu massieren hat er sichtlich genossen und wurde dabei völlig entspannt (Bild 5).

Natürlich blieb die Geschichte, dass die Hirsche mir nachgekommen sind und mein allgemeiner Umgang mit Rotwild nicht geheim. Da wurden Schauermärchen über mich erfunden und sogar einen anonymen Drohbrief habe ich in den nächsten Jahren von den Reviernachbarn erhalten. Da wurden mir unfassbare Dinge unterstellt und sogar mit Konsequenzen gedroht, wenn ich mein ehemaliges Revier, die Staritze, noch einmal betrete. Die dachten tatsächlich, wenn ich da

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rauf gehe, laufen mir beim Zurückgehen sämtliche Hirsche hinterher. Der Dummheit sind wohl kaum Grenzen gesetzt. Die schossen auf alles was ihnen begegnete und mir gaben sie die Schuld, wenn ihnen das Wild davonläuft.

Athlet war in diesem Jahr im zehnten Kopf und

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es wurde mir von mehreren Seiten zugetragen, dass sie alles daran setzen würden, um ihn zu schießen, was ja in der Brunft nicht allzu schwer wäre. So hatte ich schweren Herzens Herrn von Finck vorgeschlagen Athlet in der Feistzeit zu schießen, denn ich wollte sein Geweih in einer würdigen Umgebung wissen. Am 18. August 1993 hatten wir ihn schließlich erlegt

Steirische "Holzfluencer" gesucht

Der Wald liefert uns den nachhaltigen Rohstoff Holz, der für eine lebenswerte Zukunft entscheidend ist. proHolz Steiermark sucht junge Steirerinnen und Steirer zwischen 18 und 35, die als „Holzfluencer“ auf TikTok und Instagram ihre Begeisterung für Wald und Holz teilen. Die Kampagne

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Bild 6: Unendliche Traurigkeit, aber auch Freude und Glück vereint

und wir saßen das erste Mal überaus traurig und betroffen, aber auch glücklich vor einem erlegten Hirsch. Einerseits war eine unglaublich innige Beziehung zu Ende, auf der anderen Seite hatten wir ihm ein würdiges Leben ermöglicht und eine kapitale Trophäe geerntet (Bild 6).

Viele solcher außergewöhnlich innigen Beziehungen zu Hirschen durfte ich danach noch erleben. Athlets Trophäe hing über 20 Jahre im Jagdhaus in der Höll und ich stand noch oft ehrfürchtig in Gedanken versunken vor ihm. Ich errichtete auch vorm Jagdhaus einen Bildstock, ließ ein Hubertusbild von ihm malen und schmückte es jedes Jahr mit frischen Latschen. (Bild 7). Allerdings nahm ich das Bild nach der Revierauflösung mit. 2014 wurde einige hundert Meter entfernt auf Staatsgrund ein Hubertusbildstock eingeweiht. Die feierliche Umrahmung gestalteten die Jagdhornbläser und der Jagdschutzverein, obwohl es hier kaum noch Reh und Rotwild gibt. Im Nachhinein fühlte sich das für mich wie ein Hohn an und war froh das ich dem Jagdschutzverein nie beigetreten bin, denn für mich wurde er seinen Namen nicht gerecht.

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Bild 7 - Der Bildstock www.steirische-jaegerin.at

Ausstellungsansicht „Erzherzog Johann Museum. Ein Leben für den Fortschritt“ in Schloss Stainz Fotos: Universalmuseum

Erzherzog Johann

Mit der Eröffnung des neuen Erzherzog Johann Museums in Schloss Stainz wird das Universalmuseum Joanneum um ein weiteres Museum reicher, das sich auf rund 650 Quadratmetern Ausstellungsfläche mit dem Leben und Wirken seines Stifters auseinandersetzt. Beleuchtet werden die Beziehung Erzherzog Johanns zu Stainz, seine familiäre Geschichte, sein Einfluss auf die Steiermark, seine militärische und politische Karriere sowie seine Leidenschaft für Reisen und Natur. Erzherzog Johann bleibt als volksverbundener Reformer und Förderer des Fortschritts unvergessen und sein Vermächtnis wird bis heute durch die Vielzahl an von ihm ins Leben gerufenen Institutionen bewahrt.

AUSSTELLUNG

Das neue Museum Erzherzog Johanns umfassender Einfluss auf die steirische Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft wird in sieben thematisch gegliederten Räumen präsentiert. Dafür wurden neue Bereiche im Schloss saniert und zugänglich gemacht. Karlheinz Wirnsberger, Leiter der Museen in Schloss Stainz: „Wir freuen uns, dieses neue Museum in Schloss Stainz eröffnen zu können. Mit der Schaffung des Erzherzog Johann Museums ist es gelungen, die vielfältigen Sammlungsbereiche des Universalmuseums Joanneum unter dem Aspekt seines Gründers darzustellen. Auf die Besucher*innen warten nicht nur bislang ungezeigte Artefakte, Archivalien und Porträts, sondern auch ein interaktives Besuchserlebnis und die einzigartige Gelegenheit, in das Leben und Wirken von Erzherzog Johann einzutauchen.”

Marko Mele (wissenschaftl. Direktor UMJ), Barbara Müller (Kuratorin), Christopher Drexler (Landeshauptmann), Karlheinz Wirnsberger (Kurator, Leiter Museen Schloss Stainz), Maria Zengerer (Kuratorin), Josef Schrammel (kaufmänn. Direktor UMJ)

Johann
Joanneum/J.J. Kucek

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Rechtliches

RUND UM DIE JAGD

GENERELLES WAFFEN­

VERBOT IN ÖSTERREICH?

Sie haben bestimmt den Medien entnommen, dass Innenminister Mag. Gerhard Karner die Planung der Einführung eines Messertrage-Verbotsgesetzes angekündigt hat. Auch das Waffengesetz soll verschärft werden.

Nach dem derzeitigen Entwurf soll das Bundesgesetz über das Verbot des Tragens von Messern an öffentlichen Orten (Messertrage-Verbotsgesetz-MT-VG) eingeführt werden.

Nach diesem Gesetz soll das Tragen von Messern an öffentlichen Orten, nämlich im Ortsgebiet, im geschlossenen bebauten Gebiet außerhalb des Ortsgebietes (bestehend aus mindestens fünf Wohnhäusern), in Park- und Sportanlagen, in Freizeitparks, im Zuge von Veranstaltungen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen verboten werden.

Interessant ist besonders die vorgesehene Legaldefinition dazu, was unter „Messer“ verstanden werden soll: Gegenstände, die aus einer Klinge und einem Griff bestehen sowie zum Schneiden, Stechen oder Hauen bestimmt sind.

Es soll daher nicht irgendein bestimmter Typus von Messer (Klapp-/Einhand-/Springermesser etc.) sondern Messer aller Art erfasst sein.

Die Definition des Messers nach dem MT-VG – in derzeitiger Planung – geht damit wesentlich weiter als die derzeit geltende Definition von Waffen nach dem Waffengesetz:

Gemäß § 1 WaffenG sind Waffen Gegenstände, die ihrem Wesen nach dazu bestimmt sind, die Angriffsoder Abwehrfähigkeit von Menschen durch unmittelbare Einwirkung zu beseitigen, herabzusetzen oder bei der Jagd, beim Schießsport zur Abgabe von Schüssen verwendet zu werden.

„Tragen“ des Messers wird nach dem derzeitigen Ent-

wurf mit „bei sich haben“ gleichgesetzt, wobei davon folgende Fälle ausgenommen sein sollen:

Es darf ein Messer innerhalb von Wohn- oder Betriebsräumen oder eingefriedeten Liegenschaften mit Zustimmung des zu ihrer Benützung Berechtigten getragen werden dürfen. Eine weitere Ausnahme soll der Transport eines Messers sein: Dazu muss es aber „nicht griffbereit“ in einem Behältnis verstaut sein. Verstöße sollen mit Geldstrafen bis zu 3 600 Euro oder mit Freiheitstrafen bis zu sechs Wochen zu bestrafen sein; die Messer werden für verfallen erklärt, gehen also in das Eigentum des Bundes über. Besteht ein konkreter Hinweis oder ein dringender Verdacht aufgrund von sonstigen bestimmten Tatsachen, dass dem Verbot zuwidergehandelt wird – was auch immer mit sonstigen Tatsachen gemeint sein soll - sieht der Entwurf weiters eine Durchsuchungsermächtigung für die Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes vor, die Kleidung von Menschen, aber auch mitgeführte Fahrzeuge und Behältnisse zu durchsuchen – weshalb auch Behältnisse, wie z.B. Rucksäcke von der Durchsuchungsermächtigung erfasst sein sollen, ist vor dem Hintergrund der obig angeführten Ausnahmebestimmung zum Transport bislang unklar. Da nach dem bisherigen Besagten die Zubereitung von Speisen, der Verzehr derselben und freilich die Jagd verunmöglicht wäre, sieht der Gesetzesentwurf bislang die nachstehenden Ausnahmen vor:

Das eingangs beschriebenen generellen Verbot soll nicht gelten für

1. Inhaber einer Waffenbesitzkarte im Sinne des WaffG

2. Personen, die aufgrund gesetzlicher Vorschriften berechtigt sind, eine geladene Schusswaffe zu führen

3. das Tragen von Messern, soweit dies im Rahmen der Berufsausübung oder der Verrichtung von handwerklichen Tätigkeiten geboten ist, unabhängig davon, ob

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THEMA

die Leistung jeweils gegen Entgelt erbracht wird 4. die Verwendung von üblicherweise verwendetem Besteck während der Zubereitung und dem Verzehr von Speisen, insbesondere in Gastgewerbebetrieben (§§ 111 ff der Gewerbeordnung 1994 – GewO 1994, BGBl. Nr. 194/1994) oder in ortspolizeilich verordneten Grillzonen oder -plätzen, 2 von 3

5. das Tragen von Messern, soweit dies im Rahmen der Sportausübung, der Brauchtumspflege, von historischen Aufzügen oder von historischen Veranstaltungen üblich ist

6. das Tragen von Messern im Rahmen von Outdooraktivitäten, die anerkannten pädagogischen Zwecken dienen (z.B. Pfadfinder)

7. das Anbieten von Messern zum Verkauf auf Gelegenheitsmärkten im Sinne des § 286 Abs. 2 und 6 GewO 1994 oder auf Messen und 8. das Tragen von Messern zu szenischen Zwecken und mit diesen zusammenhängenden Tätigkeiten im Rahmen des Bühnenbetriebs oder einer Filmproduktion. Die Ankündigung dieses Gesetzesvorhabens hat medial breite Wellen geschlagen. Nach der im Entwurf vorgesehenen Definition gilt das Verbot für alle Arten von Messern. Kurze Zeit nach der Veröffentlichung des Entwurfs wurde beschwichtigt, Taschenmesser, deren „Klinge nur mit beiden Händen geöffnet werden können“ sollen vom Verbot nicht betroffen sein, aus-

Mag. Tina Mende office@kanzleimende.at

TelNr.: 0676 783 73 55 Rechtsanwaltskanzlei Mag. Tina Mende www.kanzleimende.at 3730 Eggenburg, Rathausstr. 2

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genommen sollen weiters Hirschfänger mit Klingenlängen ab 20cm sein. Es ist daher gut möglich, dass an dem Entwurf nach Einholung weiterer Stellungnahmen noch gefeilt wird. Ob das Gesetz überhaupt beschlossen wird, bleibt somit abzuwarten. Informationen zum Gesetzgebungsverfahren und Updates dazu finden Sie unter www.parlament.gv.at

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STADTJAGD-EPISODEN

Text: Mag. Freydis Burgstaller-Gradenegger, MBA

Das Jagen in Österreichs zweitgrößter Stadt ist eine Kategorie sui generis, d.h... ganz speziell. Manche Standeskollegen vertreten die Ansicht, es handle sich dabei um gar keine „echte Jagd“. Mit den Stadtjagd-Episoden soll diese besondere Form der Jagdausübung der Leserschaft mit einem Augenzwinkern nähergebracht werden. Ihnen liegen wahre Begebenheiten zu Grunde. Ganz besonders freue ich mich, den großen, schillernden Künstler Hubert Weidinger für Begleit-Karikaturen gewonnen zu haben.

STADTJAGD-EPISODE 8

Die Acapulco-Krähe „Krah! Krah!“ Bei dieser lautmalerischen Umschreibung haben wir sofort das Bild der schwarz gefiederten Gesellen vor Augen. Die Rede ist von den Rabenvögeln. Zu ihnen gehören die Rabenkrähe sowie die schwarzgraue Nebelkrähe, die Saatkrähe, der Eichel- und der Tannenhäher, die Elster, die Dohlen und schließlich der Kolkrabe als mit Abstand größter unter ihnen. Er ist mit seinem metallisch-schwarz glänzenden Gefie-

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der und dem nach unten gebogenen Schnabel besonders imposant.

Dass sie allesamt zu den Singvögeln zählen, mag überraschen, sind sie mit ihrem heiseren „rah-rah“ und „kra-kra“ doch wahrlich keine Nachtigallen!

In der Geschichte, in Sagen, Legenden und der Mythologie war der Stand der Rabenvögel ein wechselhafter.

Auch heute noch wird mit Rabenvögeln eine schaurigmorbide Aura assoziiert und man spricht von einem „rabenschwarzen Tag“, wenn sich ein Unglück ereignet. “Komm, großer schwarzer Vogel“, ruft der österreichische Liedermacher Ludwig Hirsch in seinem Liedtext und man bekommt Gänsehaut. Da muss man gar nicht das berühmte Gedicht von Edgar Allan Poe „The Raven“ zitieren. In diesem wiederholt der Vogel den Namen “Nimmermehr“ so lange bis sich die Seele des Lyrischen Ichs nimmermehr erhebt.

Nach der biblischen Legende sind Raben zur Strafe schwarz, da Noah sie verflucht hat. Er sandte einen Raben aus, um nach trockenem Land zu suchen. Doch dieser ergötzte sich lieber an einem gefundenen Tierkadaver anstatt zurückzukehren.

Der Rabe war in früheren Zeiten als „Leichenvogel“ bekannt. Dies ist wohl seiner Neigung geschuldet, Aas zu fressen. Ob ein Schlachtfeld mit vielen Toten oder ein am Galgen Gehängter: die Vögel machten keinen

Unterschied. Entsprechend galt im aufkommenden Christentum das Auftauchen großer Schwärme als Vorbote von Tod, Unheil und Pestilenz. Nach wie vor spricht man bei Personen, die es zu bunt treiben, von „Galgenvögeln“. In früheren Zeiten wären sie Gefahr gelaufen, an den Galgen gehängt und den Galgenvögeln zum Fraß vorgeworfen zu werden.

Plünderer, die es auch bestens beherrschen, im Herbst Nüsse auf die Straße zu werfen, damit Autos die Arbeit des „Knackens“ für sie übernehmen.

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Wir Jägerinnen wissen aus der Praxis: Wo Raben, Elstern oder Krähen sich am Boden zu schaffen machen, liegt in der Regel ein (Wild)tierkadaver.

Die Palette aus Negativbildern in Kinderliedern („fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben“) und das Bild vom „Unglücksraben“ wird mittlerweile von einem positiveren Bild überlagert. Man denke beispielsweise an Rabe „Socke“, einen liebenswerten, gewitzten Kerl. Viele der den Rabenvögeln angedichteten Eigenschaften sind wissenschaftlich widerlegt. Man weiß recht viel über sie:

Dass Elstern und Eichelhäher ausgewiesene Nesträuber sind, ist hinlänglich bekannt. Letzterer wird wegen seiner lauten, rätschenden Warnrufe auch als „Polizei des Waldes“ bezeichnet. So zeigt er uns Jägerinnen verlässlich an, wenn sich etwas oder jemand im Wald bewegt.

Aaskrähen sind Allesfresser, deren Nahrungsspektrum nach Angebot, Lebensraum und Jahreszeit variiert. Im Stadtgebiet leben sie gerne von Abfällen. An offenen Müllkübeln lässt sich dies beobachten. Wenn die Abfälle auf dem Gehsteig liegen, als ob ein Tornado im Mülleimer gewütet hätte, waren es meist die frechen

Kleine Wirbeltiere, Vogeleier und (Jung)vögel bilden zwar nur einen Teil ihrer Nahrungsquelle, doch aus eigener Beobachtung musste ich feststellen: seit sich ein Krähenpärchen in der Fichte vor unserem Fenster eingenistet hat, sieht man keine Kohlmeisen mehr beim Futterhäuschen. Auch die regelmäßig im Baum brütenden Ringeltauben sind verschwunden. Die streunende Nachbarskatze kann diesfalls nicht ursächlich gewesen sein, denn die zog schon lange vorher ihre Runden. Raben- und die Nebelkrähe können beträchtliche Schäden an Kulturen auf Äckern und bei Obstbeständen verursachen und so zu Ertragsausfällen führen. (Saat-)Mais, Kürbis, Paprika, Gurken, Tomaten, Getreide, Sojabohnen, Äpfel, Birnen, Steinobst, Beeren und auch Weintrauben- nichts ist vor ihnen sicher. Selbst durch großflächige Folien geschützter Spargel und Erdbeeren entgehen ihrem Appetit nicht. Ein Stadt-Gemüsebauer in unserem Revier musste seinen Salatanbau aufgegeben, weil die Krähen regelmäßig sämtliche Jungpflanzen auszupften, und zwar zu Zeiten, in denen wir jagdlich nicht eingreifen durften. Zuvor hatte er es mit Schreckschüssen, dem Aufstellen eines Radios, Vogelscheuchen, dem Anbringen von Alu-Bändern und sogar Vogelattrappen versucht. In seiner Verzweiflung hatte der Bauer sogar einladende Sitzstangen für Greifvögel angebracht, in der Hoffnung, diese mögen die schwarz gefiederten Salatpflanzen-Zerstörer vertreiben. Der Erfolg blieb jedoch aus. Am Ende konnte der Landwirt sein berühmtes, regional produziertes „Grazer Krauthäuptel“ nicht mehr auf dem Markt feilbieten.

Solche Flächenaufgaben führen leider auch zum Verlust von wertvoller kleinstrukturierter Landwirtschaft im Stadtgebiet.

Die in manchen Fachkreisen kritisch beleuchtete Bejagung der Rabenvögel ist lediglich in engen rechtlichen Schranken möglich: Das fehlende Kreuzerl beim Beitritt Österreichs zur EU soll hier aber ebenso wenig erörtert werden wie die bürokratischen Hürden des Zählens, der Schadnachweise und eines aufwendigen Monitorings.

Rabenvögel haben erstaunliche Fähigkeiten.

Früher schon, als wir im Stadtgebiet noch Treibjagden durchführen konnten, war bei den Krähen ein spannendes Phänomen zu beobachten. Ein paar Meter außerhalb der Schussdistanz beäugten sie unsere Streckenlegungen, die gar nicht einmal so schlecht waren, und verfolgten auf Stromleitungen in Spalieren aufgereiht das Geschehen aus sicherer Distanz.

Bei Reviergängen mit dem Hund habe ich einfache Versuche gestartet: richtete ich den Pirschstock gegen eine ansichtig gewordene Krähe, tat diese keinen Flügelschlag. Kaum aber war man bewaffnet, flog sie da-

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von, „wurde hoch“, wie man in der Weidmannssprache sagt.

Rabenvögel haben ein unglaubliches Gedächtnis. Noch nach Jahren erinnern sie sich an Personen oder sogar Eigenheiten von Artgenossen. Sie können Werkzeuge basteln und gebrauchen, einfache physikalische Zusammenhänge und sogar sich selbst im Spiegel erkennen. Empathie-Fähigkeit hat man bei ihnen ebenso nachgewiesen wie soziales Zusammenwirken mit Artgenossen.

Zwar hat die Wissenschaft das geflügelte Wort der „Rabeneltern“ widerlegt und herausgefunden, dass Rabeneltern besonders fürsorglich sind und ihren Nachwuchs auch noch füttern, wenn dieser längst flügge geworden ist. Doch sie hat auch erkannt, dass es mit der Emanzipation bei den Raben nicht weit her ist. Denn Rabenväter füttern ihre männlichen Jungen mehr als deren weibliche Geschwister.

Während Rabenmütter ihre Jungen nicht nur generell mehr füttern als Väter, machen sie auch keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, was die Futtermengen betrifft. Die Rabenväter hingegen unterscheiden sogar noch zwischen einzelnen Söhnen und füttern gewichtigere männliche Junge mehr als leichte, was man sich mit der Stärkung der Konkurrenzfähigkeit der halbwüchsigen männlichen Jungvögel erklärt. Ein Landwirt in unserem Revier hat mir seine Erfahrung mit Krähen lange vor dem In-Kraft-Treten der EUVogel-Richtlinie berichtet: Sein Onkel, ein gestandener Militarist und Erfinder vieler Patente, hatte als Nebenerwerbslandwirt auf großen Feldern Probleme mit Krähenfraß. Regelmäßig fuhr er mit seinem alten roten Trabi auf die Felder und ärgerte sich über die schwarz gefiederten Vögel, von denen er hin und wieder auch welche mit der Flinte „letal entnahm“, wie man heute sagt. Da er wenig Zeit für aktive Vergrämungsmaßnahmen hatte und Vogelscheuchen schon längst ignorierte Holzpuppen geworden waren, entwickelte er als technisch versierter Mensch eine Idee: Er erfand einen Generator, der in regelmäßigen Abständen Knallfrösche zündete, um die Krähen zu vertreiben. Voll Stolz präsentierte er sein lärmendes Werk der gesamten Familie, die dem Spektakel bewundernden Applaus zollte. Und jetzt kommt die Pointe: Ab dem Zeitpunkt, als sein Onkel mit dem roten Auto heranfuhr und den Generator aufstellte, waren die Krähen verschwunden. Er hatte ihn noch nicht einmal in Betrieb genommen … Der Landwirt schwor, dass sein Onkel immer die Wahrheit sagte (und im Übrigen die Familie heute noch drüber witzelt).

Den Vogel abgeschossen hat aber eindeutig folgende Krähe, die wir daraufhin „Acapulco“ nannten: Besagter Landwirt, der auch eine Kirschen-Obstkultur in unserem Revier hat, rief zur Zeit der Kirschernte an und forderte mich auf, gegen Nachmittag vorbeizukommen, er müsse mir etwas zeigen.

Die Obstkultur war mit Netzen überspannt. Der Landwirt positionierte sich mit mir an einer leicht erhöhten Stelle seines Grundstückes und wies mich an, mit dem Fernglas eine bestimmte Stelle im Netz zu fixieren. Und tatsächlich, es dauerte nicht lange, da flog eine Nebelkrähe heran. Sie platzierte sich genau an der Stelle, wo zwei Netzabschnitte überlappend aufeinandertrafen. Plötzlich senkte die Krähe den Kopf, neigte ihren Körper nach unten, und ließ sich dann, einem Acapulco-Klippen-Springer gleich, mit angewinkelten Flügeln und dem Kopf voran senkrecht nach unten fallen, wie ein Stein.

Nach wenigen Tagen machte es ihr der gesamte Krähentrupp nach.

Am Ende fraßen die Krähen die Kirschen und die, welche sie nicht gefressen hatten, waren aufgrund von Verschmutzungen und Beschädigungen nicht mehr verwertbar.

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