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CED-Management in Pandemiezeiten
Foto: © shutterstock.com/ sdecoret
Aktualisierte Leitlinie* mit 23 Empfehlungen
Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa benötigen auch in Zeiten der COVID-19-Pandemie eine umfassende Betreuung. Ein Addendum der S3-Leitlinie zu Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gibt dafür 23 Empfehlungen. Die Autoren halten fest, dass CED-Patienten generell kein erhöhtes Risiko hätten, an COVID-19 zu erkranken, ausgenommen Patienten mit einer immunsuppressiven Therapie. Infizieren sich CED-Patienten mit SARS-CoV-2, müssen sie hinsichtlich einer Verschlechterung des Gesundheitszustands genau beobachtet werden, da eine COVID19-Erkrankung wegen der vorliegenden Komorbiditäten und Risikofaktoren schwerwiegend verlaufen kann.
Diagnose und Prävention
Während der Pandemie sollte sich eine persönliche Vorstellung von Patienten an der medizinischen Dringlichkeit orientieren, die der behandelnde Arzt mit dem Patienten festlegt. Die kontinuierliche Betreuung kann auch per Telemedizin erfolgen. Patienten mit akuten Beschwerden müssen weiterhin ungehindert Zugang zu einer adäquaten medizinischen Versorgung haben. Routineuntersuchungen von Patienten in Remission sind laut Leitlinie nicht zwingend erforderlich. Um die Gefahr einer Doppelinfektion zu verringern, sind Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken ratsam. Obligat sind die Prävention und die Behandlung einer Malnutrition, da diese eine Immundefizienz verstärkt, das Risiko von Komplikationen erhöht sowie nachteilige postoperative Krankheitsverläufe begünstigt.
Therapeutische Besonderheiten
CED-Patienten, die eine immunsuppressive Therapie erhalten, haben kein erhöhtes Risiko, einen schweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion zu erleiden. Deshalb sollten Immunsuppressiva bei einer leichten bis mittelschweren COVID19-Erkrankung nicht reduziert werden. In der Leitlinie wurden aber auch einige Ausnahmen bzw. weitere Besonderheiten definiert, die es zu beachten gilt: • Eine länger dauernde Therapie mit systemischen Steroiden (insbesondere in
Dosierungen von > 20 mg Prednisonäquivalent/Tag) sollte möglichst vermieden oder – soweit klinisch vertretbar – reduziert und beendet werden. • Es gibt keine Hinweise dafür, dass
TNF-Antikörper, Ustekinumab und
Vedolizumab das Risiko eines ungünstigen Verlaufs einer COVID19-Erkrankung erhöhen. Die Therapie mit diesen Substanzen kann im
Einzelfall pausiert werden. • Eine Verlängerung der Infusionsintervalle für TNF-Antikörper oder Vedolizumab wird nicht empfohlen. • Bei Patienten mit schwerer COVID19-Erkrankung sollte die Therapie mit
Thiopurinen, Methotrexat und Tofacitinib unterbrochen werden. • Bei einem akuten Schub sollte bevorzugt eine Biologikatherapie eingesetzt werden, weil mit einem rascheren Wirkungseintritt im Vergleich zu einer hochdosierten systemischen Steroidtherapie zu rechnen ist. • Bei Patienten in stabiler Remission mit einer kombinierten Anti-TNF-
Antikörper-/immunsuppressiven
Therapie (Thiopurin, MTX) sollte das Immunsuppressivum abgesetzt werden. Eine Wiederaufnahme der
Behandlung ist nach Ausheilung der
Erkrankung und nach zwei negativen
PCR-Tests sinnvoll. • Bei Patienten in Remission sollte keine Umstellung einer intravenösen
Infliximab-Therapie auf ein subkutanes Therapiekonzept mit alternativen
Biologika erfolgen. • Ist eine Neueinstellung der Biologikatherapie vonnöten, sollte bei gleichwertiger Erfolgsaussicht eine subkutane Formulierung eingesetzt werden.
Emanuel Munkhambwa
Quellen: * Stallmach A et al., Addendum zu den S3-Leitlinien
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa; Z Gastroenterol 2020; 58: 672-692.
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CED-Patienten haben ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken und daran zu versterben. Im Darmkrebsmonat März ruft die „Selbsthilfe Darmkrebs“ zu Vorsorge-Darmspiegelungen auf und bietet eine kostenlose Vorsorge-Hotline an. Mehr Informationen unter www.selbsthilfe-darmkrebs.at.
