4 minute read

Pollenallergie Die Schattenseite des Frühlings

Klimawandel macht Pollen aggressiver

© unsplash.com/Wolfgang Hasselmann

Während der Frühlingsmonate sorgen in erster Linie die Baumpollen in unseren Breitengraden für Beschwerden. Vor allem Hasel und Erle haben im März ihre Blütezeit, aber auch Birke und Esche können ab Mitte, Ende März bei Allergikerinnen und Allergikern Symptome hervorrufen. Typisch dafür sind unter anderem eine rinnende und/oder verstopfte Nase, Jucken in der Nase, ständiges Niesen sowie Rötung, Tränen oder Jucken der Augen.

Mögliche Ursachen für eine Pollenallergie

Eine genaue Auflistung von Faktoren, die zu einer Allergie führen, gibt es noch nicht. Jedoch sind bereits Umstände bekannt, die das Risiko erhöhen, an einer Allergie zu erkranken. So können genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Zwar sind eine Allergie und die Art einer solchen grundsätzlich nicht vererbbar, jedoch wird die Veranlagung zu einer Allergie weitergegeben. Dadurch haben Kinder eines Allergikers bzw. einer Allergikerin ein höheres Risiko, eine

EXPERTE: Dr. Angel Lopez

FA für HNO, Allergologe, Tauchmediziner in Wien, nasendoktor.at

allergische Erkrankung zu entwickeln, als Kinder von Nichtallergikern. Sind beide Elternteile Allergiker, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind auch an einer Allergie erkrankt, bei über 50 Prozent.1 Des Weiteren sind die Umweltverschmutzung und der Klimawandel bedeutende Faktoren. Dr. Angel Lopez, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, betont: „Der Einfluss bzw. die Auswirkungen des Klimawandels sind nicht unwesentlich!“ Zum einen hat die Klimaerwärmung eine Vorverlagerung und Verlängerung der Pollenflugzeit mancher Pflanzen zur Folge. Beispielsweise blühen Hasel und Erle in milden Wintern schon im Jänner. Bereits ab einer Temperatur von fünf Grad liegen Pollen in der Luft und rufen bei Allergikern Beschwerden hervor. Außerdem kann Ragweed für eine Pollenbelastung bis in den Spätherbst sorgen. Zum anderen können sich Allergene durch die verschmutzte Luft eher mit Feinstaubpartikeln verbinden. Diese erleichtern den Eintritt in den Körper und können die allergene Wirkung verstärken. Des Weiteren können – ozonbedingt – vermehrt aufgebrochene Pollenkörner vorhanden sein, welche Allergene in die Luft abgeben und somit zunehmend allergische Reaktionen auslösen.1

Wer ist besonders stark davon betroffen?

„Kinder leiden sehr unter der Erkrankung, da sie durch die Allergiebeschwerden in ihren Freizeit- und Spielaktivitäten eingeschränkt sind“ , erklärt Dr. Lopez. Aber auch für Sportler, die das schöne Wetter ausnützen wollen, ist der einsetzende Pollenflug ein großes Problem. Des Weiteren sind Menschen mit Polyallergien, also mit Allergien auf mehrere Pollen bzw. auf andere Allergene wie Hausstaubmilben oder Tierhaare, besonders stark betroffen. Eine Polyallergie kann dazu führen, dass die Personen manchmal bis in den späten Sommer oder Herbst mit Symptomen zu kämpfen haben und sich somit die Leidenszeit fast über das ganze Jahr erstreckt. Dies macht Allergikern sehr zu schaffen. Schlafstörungen und fehlende Leistungsfähigkeit sind nur zwei Beispiele für mögliche Folgen. Aufgrund dessen ist eine Behandlung essenziell, welche die Beschwerden langfristig lindern kann.

© shutterstock.com/Vector Juice

© shutterstock.com/Vector Juice

Was hilft dagegen?

Die allergenspezifische Immuntherapie ist die einzige Möglichkeit, den Verlauf einer Allergie gegen nicht vermeidbare Allergene kausal zu beeinflussen. Die Hyposensibilisierung darf nach ausführlicher Diagnose eines HNO-, Haut-, Kinder- oder Lungenfacharztes oder von Allergieambulatorien verschrieben werden. Bei dieser Therapie werden Allergene in steigender Dosierung subkutan oder sublingual mit dem Ziel verabreicht, den Grad der Allergie abzuschwächen. Sobald das Immunsystem gelernt hat, mit den Pollenallergenen umzugehen, und die eigentlich ungefährlichen Allergieauslöser nicht mehr bekämpft, nehmen auch die Symptome ab. In der Regel beträgt die Dauer der Behandlung drei bis fünf Jahre, weshalb viele Patienten die Therapie vorzeitig abbrechen. Motivation und Aufklärung der Betroffenen sind besonders wichtig, denn eine konsequente Durchführung der Therapie ist für die Erfolgsquote essenziell. Je nach Allergie beträgt die Erfolgsrate zwischen 70 und 90 Prozent.1 „Eine Immuntherapie ist besonders wirksam, wenn die Betroffenen nur an einer Allergie leiden. Sehr gut ist das Ansprechen bei der Allergie gegen Birkenpollen“ , betont der HNOArzt. Jedoch sollte bei Personen mit

mehreren Allergien ebenfalls eine genaue Anamnese und Diagnose durchgeführt bzw. veranlasst werden, weil selbst in diesen Fällen oft eine Besserung erzielt werden kann. Des Weiteren macht Dr. Lopez darauf aufmerksam, dass auch im Kindesalter die Immuntherapie eine wichtige Behandlungsoption sei. Denn je früher mit der Hyposensibilisierung begonnen wird und je jünger die Betroffenen sind, umso größer ist die Erfolgschance. In der Regel wird diese jedoch nicht vor dem vollendeten fünften Lebensjahr vorgenommen, da häufig die notwendige Mitarbeit der Kinder fehlt und einige der bei der spezifischen Immuntherapie eingesetzten Präparate erst ab einem Alter von fünf Jahren zugelassen sind.2 „Neben „Der Einfluss bzw. die der symptomatiAuswirkungen des Klimawandels sind bei schen Therapie mit Antihistaminika, Augentropfen und stePollenallergien nicht roidhaltigen Nasenunwesentlich.“ sprays gibt es mittlerweile eine Reihe pflanzlicher PräpaDr. Angel Lopez, rate, die sich zuneh-

Facharzt für Allergologie mender Beliebtheit erfreuen“ , erläutert der Experte. Zusätzlich können komplementärmedizinische Verfahren wie die Akupunktur im Einzelfall helfen. Laut Dr. Lopez lässt sich eine Allergenkarenz in den meisten Fällen nur schwer umsetzen. Deswegen ist es oft einfacher und zielführender, hohe Pollenkonzentrationen im Freien – vor allem beim Sport – zu meiden. Außerdem sollte getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer ausgezogen bzw. aufgehängt werden. Darüber hinaus merkt Dr. Lopez an, dass die Haare abends gewaschen werden sollten, um die Pollen auszuspülen, und Haustiere nicht ins Schlafzimmer von Allergikern gelassen werden sollten.

Carola Bachbauer, BA

Quelle: 1 Bastl, K. & Berger, U.: Pollen und Allergie: Pollenallergie erkennen und lindern. Wien: Manz, 2015. 2 Gesundheitsratgeber: Allergien und Unverträglichkeiten verstehen. Wien: MedMedia, 2021.

This article is from: