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Antimode 1990er-Jahre Das Ende der Exzesse
Die letzten Tage des 20. Jh. waren auch geprägt von den Höhen, Tiefen und Wendepunkten der Mode. Die rückhaltlose Glorifizierung der großen Modeschöpfer fand ein Ende, als Stylisten damit begannen, Haute Couture mit Vintage, Streetwear und Elementen aus der Musikszene zu mischen. Dies hatte Einfluss auf eine ganze Generation von Designern, Fotografen und Stylisten, deren Ästhetik sich wenig um künstlich geschaffene Images scherte. Als Antithese zum Glamour zeigte Vogue jugendliche Streuner in Sportschuhen, Schulhemden und Latexhosen aus dem Erotikshop, gemixt mit teurer Edelkonfektion. Einige Modeschöpfer reagierten auf die Ablehnung der Glitzerwelt mit einer Hinwendung zum schnörkellosen Purismus. In Calvin Kleins Unterwäsche-Kampagne mit Kate Moss verschmolzen beide Elemente.
„Kate … hatte diese Aura, die Twiggy in den 60ern hatte, eine Frische, die in die Zeit passte.“ Phil Bicker, ehemaliger ArtDirector der Zeitschrift the face
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Yasmin Le Bon als Model für Rifat Ozbek, 1990
Rifat Ozbeks weiß-silberne New-Age-Kollektion gab 1990 einen Vorgeschmack auf das neue Zeitalter und schien die Mode vom überzogenen 80erJahre-Ballast befreien zu wollen. Die Anti-Konsum-Botschaft mit Verweisen auf Spiritualität und Umweltschutz, aber auch der in Clubs beliebte HoodieLook kündigten eine Antimode an, welche die Modeindustrie im gesamten Jahrzehnt beeinflussen sollte.
Kate Moss, 1991
Kate Moss ist etwas jünger als die übrigen Supermodels. Schon mit 14 wurde sie von Corinne Day 1990 für The Face fotografiert. Moss’ Anziehungskraft beruhte zunächst auf ihrer teeniehaften Staksigkeit, die auf die bevorstehende Wende in der Modewelt hinwies. Moss wurde zu einem der bestbezahlten Models und brachte einen frischen Realismus auf die Laufstege, wurde jedoch schon bald bezichtigt, den „Heroin-Chic“ begründet zu haben.