Stoffe entwerfen und drucken

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handmade.Bücherfrühling: Stoffe Entwerfen und Bedrucken Oh ja. Da ist er endlich. Der handmade.Bücherfrühling. Los geht's. Den Auftakt zum handmade.Bücherfrühling machen zwei Bücher, deren Ankunft ich sehr herbeigesehnt hatte. Ende letzen Jahres waren sie dann endlich auf dem Markt, und just seit März ist eines davon nun auch noch auf deutsch erschienen. Fangen wird doch mit diesem Titel an, shall we. In Zeiten von Selbermachen und Die-Dinge-Selbst-In-Die-Hand-Nehmen sind Handbücher fast schon so wichtig wie die nötigen Werkzeuge - denn wenn sich handmade durch ein Merkmal auszeichnet, dann sicherlich, dass Kreative nicht unbedingt immer das nötige Vor- oder Fachwissen mitbringen, wenn sie sich an eine neue Sache wagen. Drucktechniken ausprobieren und die Druckdesigns sogar selber entwerfen und herstellen ist seit einigen Jahren so richtig in Mode in der Kreativszene. 2008 hatte ich zum Beispiel Lena Corwins Printing by Hand vorgestellt, ein Handbuch zum Thema Drucktechniken, das seinerzeit viele Fragen zum Thema beantwortete. Aber dann brachen der Digitaldruck und Spoonflower über die Indiewelt hinein, und die Szene änderte sich. Ganz besonders seit dem Start von Anbietern wie Spoonflower und, hier in Deutschland, stoff'n ist das Bedürfnis zum Selbstentwerfen von eigenen Mustern sehr gross. Im Netz gibt es dazu mittlerweile ebenso eine Flut von Anleitungen, Blogbeiträgen und Videos, die kreative Szene gibt sich gegenseitig Hilfestellung. Nur eben dass alle diese Informationen, auch wenn sie in der Regel gratis und sehr hilfreich sind, überall im Netz verstreut liegen. Umso schöner ist es also nun, dass ein umfassendes Handbuch vorliegt. Laurie Wisbrun ist Designerin und lebt in Austin/Texas. Ihre Dessins wurden unter anderem von Robert Kaufman Fabrics und Michaels lizensiert, sind aber ebenso auf Papeterie zu finden sowie in Lauries Etsyshop. Ihr reichhaltiges Wissen rund um Design und Marketing hat sie nun in einem Buch herausgebracht.

"Stoffe entwerfen und Bedrucken" ist als ein Handbuch für Laien gedacht, die mehr aus ihrer neu entdeckten Leidenschaft machen wollen. Drei grosse Abschnitte, wiederum in Kapitel unterteilt, machen eine erste Orientierung angenehm übersichtlich. Aber auch fürs spätere Nachschlagen erweist sich die Gliederung als hilfreich, da die Themen klar betitelt sind und sich die lästige Suche nach relevantem Material so erübrigen dürfte.

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rechtliches und organisatorisches

Moodboard erstellen - Inspirationen und Ideen

Grundlegendes zur Farbenlehre

Die Basics rund um das Erstellen von Stoffmustern werden im ersten Abschnitt, "Der Entwurf im Textildesign", behandelt; darunter fallen zum Beispiel Themen wie die Farbenlehre, Musterarten, Rapportarten und Designtechniken, aber auch rechtliches und Techniken zur Ideenfindung. Dabei wird jeder Punkt in einem eigenen Kapitel abgehandelt und illustriert. Besonders die Motiv- und Rapportarten sowie die Softwaretutorials sind grossz端gig bebildert.

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Rapport erstellen mit Illustrator

Rapport erstellen mit Photoshop

Die Tutorials zum Anfertigen von Rapporten behandeln sowohl den Umgang mit einschlägiger Software (Photoshop und Illustrator) als auch manuelle Techniken, etwa unter Zuhilfenahme von Papier, Stift und Schere. Genau erklärt wird auch, wie gezeichnete Entwürfe für den Digitaldruck weiter aufbereitet werden müssen. Im zweiten Teil dreht sich alles um "Stoffe und Druckarten": Stoffarten und deren Eigenschaften, Färbemittel und -techniken werden vorgestellt, ebenso wie alles Wissenswerte rund um den Hand- und Digitaldruck. Die jeweiligen Kapitel werden ergänzt durch Gastbeiträge, etwa wenn es um Färbetechniken geht, um Druckarten und die Vorbereitungen der jeweilen Arbeitsumgebung. Besonders die Anleitungen sind wieder reich bebildert und klar beschrieben. Der dritte Teil widmet sich allen, die ihr Hobby noch einen Schritt weiter tragen und sich dem professionellen Stoffdesign verschreiben möchten: "Die Textilbranche" erläutert vor allen Dingen, was die Industrie verlangt, welche Möglichkeiten der Weiterbildung es gibt, und reisst ausserdem auch das Thema "Marketing" an. Besonders viele Interviews mit Designern in diesem Abschnitt geben einen kleinen Einblick in den professionellen Alltag.

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Interview

Überhaupt lockern Interviews mit bekannten Designern, darunter etwa Ink & Spindle, Jezze Prints oder Julia Rothman, die Kapitelfolge in Teil zwei und drei angenehm auf, bieten einen kleinen Einblick ins Designerleben und zeigen, dass es Höhen und Tiefen gibt, die gemeistert werden müssen. Dem dritten Teil schliesst sich ein letzter Block mit Quellen an, die Informationen zu Arbeitsmaterialien, Literatur, Links und Adressen und den üblichen Dingen wie Glossar, Register und Danksagung anführen. Die Informationen hier sind teils redaktionell recherchiert und der deutschen Ausgabe angepasst - besonders Links zu Bezugsadressen, Literatur und Organisationen müssen einer länderspezifischen Ausgabe angepasst werden, denn sonst werden solche Inhalte für die Leser wertlos. Streckenweise peinliche Schwächen zeigt die Redaktion dann leider auch bei der Recherche von Arbeitsmaterialien, deutschsprachigen Fachbüchern und Zeitschriften, ebenso bei der Zusammenstellung relevanter Internetlinks: Was Etsy ist, hat die Redaktion leider nicht verstanden, denn sonst hätte sie es DaWanda gleichgestellt (Tip: Etsy ist kein Online-Tauschportal für Bastelfans). Dass es mehr als einen gut sortierten Onlineladen für Stoffe in Deutschland gibt, weiss man leider auch nicht. Wissenswertes für Kleinunternehmer sollten hiesige Kreative vielleicht nicht zuerst auf entrepreneur.com nachschauen (so, wie es die englische Ausgabe empfiehlt, und da auch zu recht), sondern doch eher auf Seiten der länderspezifischen IHK und anderen gut gemachten Infoportalen für Deutschland, Österreich und die Schweiz. In anderen Worten: Informationen, die länderspezifisch hätten zusammengetragen werden müssen sehen aus wie oberflächlich mit ein paar Klicks zusammengetragen, zusätzliche Informationen für Österreich und die Schweiz wären ebenso ein dickes Plus gewesen. Da hätte also vielleicht noch einmal jemand drüberschauen sollen, der sich mit der Materie besser auskennt als die Redaktion. Ein paar abschliessende Worte zum Layout und zur Übersetzung: Verglichen mit der englischen Originalausgabe, die mir ebenfalls vorliegt, ist die deutsche Version sehr gut gelungen. Der Einband ist ansprechend und hochwertig gestaltet, Titel und Layout wurden nur sehr minimal geändert. Die Übersetzung ins Deutsche (Lina Feske und Martina Simonis) ist sehr gut gelungen, was leider nicht immer selbstverständlich, aber gerade in Bezug auf Fachtermini sehr wichtig ist. Und: Ein extra Yippieh für stoff'n, das in der deutschen Ausgabe als europäische Adresse für Stoff-onDemand genannt wird! Fazit: Laurie Wisbruns Handbuch rund ums Stoffdesign und Bedrucken von Stoffen ist der langersehnte Beitrag zum aktuellen Trend des Custom Fabric Printing. Alle Informationen, die Kreative wissen müssen und benötigen, sind hier vereint und sehr gut erklärt - durchaus ein Ersatz für alle, die keine Probleme mit

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einem Selbststudium haben und auf Kurse an der VHS & Co. verzichten mÜchten. Mit rund 40 Euro ist diese Ausgabe recht teuer (die englische im Softcover kostet rund 18 Euro), aber eine Anschaffung, die viele Jahre vorhält und die ich daher sehr empfehle.

Laurie Wisbrun Stoffe entwerfen und bedrucken Techniken, Anleitungen, Design Haupt-Verlag, 2012 (1. Aufl.) ISBN 978-3-258-60046-8 EUR 39.90

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