Lesch-Middelton, Handgemachte Fliesen aus Keramik

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Forrest Lesch-Middelton

HANDGEMACHTE

FLIESEN AUS KERAMIK


Die englischsprachige originalausgabe erschien 2019 unter dem Titel HANDMADE TILE – design, create, and install custom tiles bei Quarry Books, einem Imprint der Quarto Publishing Group. © 2019 Quarto Publishing Group USA Inc. Text © 2019 Forrest Lesch­Middelton Konzept, Gestaltung und Produktion: Quarry Books, an imprint of the Quarto Group 100 Cummings Center / Suite 265-D Beverley MA 01915 USA QuartoKnows.com Gestaltung: Laura McFadden Design, Inc. Umschlagfoto: Colleen Eversman Fotos: Colleen Eversman (außer wenn anders angegeben und folgende:) Shutterstock: Seite 13, 14, 15, 16, 17, 19, 21, 26, 27, 28, 96, 98, 100, 101, 113, 123, 134 (Bild 2, 3, 4), 137, 152, 153, 154, 157, 159 Beth Schaible: Seite 49, 50, 51, 52, 53, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 103, 104, 105, 106, 107 Illustrationen: Beth Schaible Aus dem Englischen übersetzt von Monika Krumbach, D-Nürnberg Lektorat der deutschsprachigen Ausgabe: Melanie Schölzke, D-Stuttgart Satz der deutschsprachigen Ausgabe: Die Werkstatt Medien­Produktion GmbH, D-Göttingen

Printed in China Printed in China Um lange Transportwege zu vermeiden, hätten wir dieses Buch gerne in Europa gedruckt. Bei Lizenzausgaben wie diesem Buch entscheidet jedoch der originalverlag über den Druckort. Der Haupt Verlag kompensiert mit einem freiwilligen Beitrag zum Klima­ schutz die durch den Transport verursachten Co2­Emissionen und verwendet Papier aus nachhaltigen Quellen. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-258-60218-9 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2020 für die deutschsprachige Ausgabe Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016–2020 unterstützt. Wünschen Sie regelmäßig Informationen über unsere neuen Titel zum Gestalten? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen für unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren.

HINWEIS Arbeiten im keramischen Bereich können gefährlich sein. Halten Sie sich genau an die Anweisungen und lassen Sie Vorsicht walten. Beachten Sie stets die nötigen Gesundheits­ und Sicherheitsvorkehrungen. Die in diesem Buch beschriebenen Techniken und Methoden wurden sorgfältig ausgewählt und überprüft. Alle Informationen und Ratschläge sind nach bestem Wissen zusammengestellt. Dennoch können weder die Autoren noch der Verlag noch die Übersetzerin und Lektorin keinerlei Verantwortung übernehmen oder haftbar gemacht werden.


Forrest Lesch-Middelton

HANDGEMACHTE

FLIESEN AUS KERAMIK

ENTWERFEN · HERSTELLEN VERLEGEN

Haupt Verlag


Vorwort Lassen Sie mich zu Beginn einräumen, dass das Her­ stellen von Fliesen eine knifflige Angelegenheit sein kann. Das fängt schon mit der Herausforderung an, eine einzige flache Tonplatte zu formen, die auch beim Trocknen und Brennen noch vollkommen eben bleibt. Stellen Sie sich dann vor, dasselbe viele tausend Male zu wiederholen. Das erinnert schon an die Anstren­ gungen von König Sisyphos aus der griechischen Mythologie. In den ersten 15 Jahren meiner töpferischen Tätigkeit habe ich mich bei Fliesen derart gefühlt. Ich habe mich zwar im Fliesenmachen versucht, hatte aber keine Anleitung zur Verfügung, wie Sie sie in diesem Buch finden. Die Frustration über mein mangelndes technisches Hintergrundwissen vernebelte mir tat­ sächlich die Sicht: Ich erkannte weder die zahlreichen gestalterischen Möglichkeiten, die in Keramikfliesen lie­ gen, noch die direkten Berührungspunkte zu meinem künstlerischen Schaffen. Stattdessen interessierte ich mich für diesen Bereich schließlich in keinster Weise mehr. Das änderte sich allerdings, als ich 2016 bei der Sherrry Leedy Contemporary Art zwei Werke von Cary Esser zu sehen bekam. Die Künstlerin hatte sich bei ihrer Arbeit über all das hinweggesetzt, was ich an Vorbehalten gegenüber dem Herstellungsprozess von Fliesen besaß. Ja, sie hatte die Vorbehalte sogar nicht nur locker hingenommen, sie hatte sie überdies sehr erfolgreich in ihre Arbeiten einbezogen. Cary ließ die Fliesen sich einfach mit solch eleganter Anmut sanft verwellen und verformen, dass sie eine ganz eigene

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dreidimensionale Poesie ausstrahlten. In ihrem Werk Veils, das damals ebenfalls ausgestellt war, benutzte sie glatte Fliesen als Basis für Glasuren, die von un­ glaublich starker Ausdruckskraft waren. Carys Werke haben mich tatsächlich so beeindruckt, dass sich meine gesamte Wahrnehmung von Fliesen verändert hat. Mit frisch gewecktem Interesse versuchte ich es dann erneut. Für uns Künstler ist es wichtig, klar zu trennen, wie etwas gemacht wird, was entsteht und warum das von Bedeutung ist. Sich mit Fliesen zu befassen, das heißt, sich in Geschichte und Denkweise von Architektur, Religion, Politik, Ästhetik und vielem mehr zu vertie­ fen. Wenn Sie in Ihren eigenen vier Wänden Fliesen herstellen, nehmen Sie teil an einem weltweiten Aus­ tausch, der die Gesamtheit aller von Menschen kon­ struierten Kunstwerke und Industrieprodukte umfasst. Lassen Sie sich nicht – wie ich es über ein Jahrzehnt lang tat – durch die technischen Herausforderungen davon abhalten, etwas Neues auszuprobieren. Lassen Sie sich lieber interessiert darauf ein und lösen Sie auftauchende Probleme. So haben Sie die Chance, Teil eines Dialogs zu werden. Meine Freundschaft mit Forrest Lesch-Middelton ge­ hört zu den größten Privilegien in meinem Leben. Weil unsere Werkstätten (nur) 4345 Kilometer auseinander liegen, behelfen wir uns gern mit Telefonaten. Die ergiebigen Unterhaltungen drehen sich oft um unsere gemeinsamen Interessen wie Musik und Erziehungs­ fragen, genauso häufig aber um Keramik, Politik und das, was wir in unserer Arbeit vermitteln wollen.


Im Lauf unseres Kennenlernens habe ich mehr und mehr verstehen können, wie Forrest arbeitet, noch wichtiger aber, warum er arbeitet. Forrest schätzt die Geschichte der islamischen Fliesenherstellung und sieht in ihr einen Ausdruck der gesamten kulturellen Entwicklung. Aus diesem Wissen schöpft er täglich nicht nur ästhetische Anregungen, vielmehr leitet er davon auch sein großes Ziel ab, ein kollektives Ver­ ständnis dafür entwickeln zu wollen, wer wir individuell und global eigentlich sind. Daraus soll dann ein starkes Gemeinschaftsgefühl abgeleitet werden. Forrests Atelierpraxis beeindruckt mich genauso wie seine Unermüdlichkeit und die Qualität sowie der große Umfang seiner Fliesenproduktion. Seine ehr­ geizigen Projekte, die er bisher abgeschlossenen hat, und sein immer noch anhaltendes spätabendliches Arbeiten für Ausstellungen und Aufträge des National Council on Education for the Ceramic Arts (NCECA), motivieren mich (und hoffentlich uns alle). Forrest ist ein echtes Universalgenie – er ist ein ebenso herausra­ gender Harmonikaspieler wie Töpfer, und ein genauso engagierter Aktivist in sozialen Belangen wie Designer. Seine Tage sind randvoll mit aufregenden, heraus­ fordernden und inspirierenden kreativen Aktivitäten angefüllt – nicht zuletzt kam dieses Buch dabei heraus.

Peter Pincus, Keramikkünstler und Assistenz­ professor für Kunst am College of Art and Design, Rochester Institute of Technology.

Vorwort 5



Inhalt 4

Vorwort

112 Cuerda seca

8

Einleitung

118 Transfers mit Gipsplatten 122 Brand

KAPITEL 1  |  DIE GRUNDLAGEN 10 13

127 Brennöfen

Geschichte der Keramikfliesen

20 Grundlagenwissen

KAPITEL 4  |  INNENRÄUME GESTALTEN

128

25 Fliesen im Verband 30 Künstlerporträt: Boris Aldridge

130 Künstlerporträt: David Dick und Krista Schrock, DISC Interiors

KAPITEL 2  |  FLIESEN SELBER MACHEN 32

132 Raumgestaltung mit Fliesen 138 Normen und Standards

34 Auswahl der Tonsorten

140 Interieurs planen

42 Künstlerporträt: Bobby Silverman

146 Künstlerporträt: Allison Dehn Bloom

44 Tonplatten von Hand ausrollen

148 Auswahl der Fliesen

49 Tonplatten mit der Plattenwalze herstellen

158 Zellige

54 Tonplatten schneiden

160 Flächenbedarf berechnen

62 Strangpressen 65 Gipsformen für Relieffliesen herstellen 70 Gips verarbeiten

KAPITEL 5  | FLIESENLEGEN

166

71 Arbeiten mit Gipsformen 73 Mehrteiliger Rahmen für variable Formengrößen

169 Do it yourself? 170 Alte Beläge entfernen 172 Untergründe vorbereiten

KAPITEL 3  | OBERFLÄCHENGESTALTUNG: GLASUREN, DEKORE, BRAND 74 76 Oberflächen 80 Künstlerporträt: Gordon Bryan, Blue Slide Art Tile

176 Fliesen einlegen 186 Künstlerporträt: Paul Vyenielo, PV Tile 188 Verfugen 194 Abschließende Imprägnierung 196 Wandbilder anbringen

82 Ton und Glasuren testen 88 Glasieren 90 Techniken zum Auftragen der Glasur 95

Ausspartechniken mit Wachs und Latex

97 Dekorideen 102 Transfertechniken: Drucken auf Ton 109 Künstlerporträt: Susanne Redfield, Gründerin von Kibak Tile

198 Weitere Literatur und Inspirationsquellen 200 Bezugsquellen und Rezepte 202 Danksagung 204 Über den Autor 205 Register


Einleitung Oft höre ich Geschichten darüber, wie Ton das Leben meiner Freunde und Kollegen verändert hat. Bei mir selbst ist es nicht anders. Hätte ich nicht Bekanntschaft mit diesem Material gemacht, wäre ich eine vollkommen andere Person. Der Ton be­ schäftigt meinen Geist ebenso wie meine Hände, er bevölkert meine Sinne und hat mich auf einen Weg gebracht, auf dem ich geworden bin, wer ich bin. Auf dem Weg gab es viele Umwege und Wendepunkte, aber nichts anderes hatte dabei eine so grundlegende Bedeutung wie die Fliesen. Meine Töpferkarriere begann ich mit Ge­ fäßen. Erstmals „entdeckte“ ich Fliesen, als ich anfing, Einzelstücke für Kunsthandwer­ kermärkte zu entwerfen. Ich ahnte damals nicht, dass die Fliesen bald schon gleichauf neben den Gefäßen stehen würden. Als meine Karriere zur Fliesenproduktion um­

schwenkte, fand ich es spannend, wie das meine Wahrnehmung von Oberflächen, Dimensionen, Fragen der Wirtschaftlichkeit und Design auf eine Weise beeinflusste, die ich mir nie hätte vorstellen können. In diesem Buch möchte ich viel von dem weitergeben, das ich selbst gerne gewusst hätte, als ich Hals über Kopf, und nur mit meinem theoretischen Akademikerwissen ausgestattet, in die Welt der Fliesen stolper­ te. Zugegebenermaßen kann dieses Buch nicht alles erläutern. Es ist nicht als Bibel der Fliesenherstellung gedacht. Fliesen wie auch Kacheln haben eine reiche Geschich­ te und es wären viele Bücher nötig, um diese komplett abzudecken. Auf den fol­ genden Seiten finden Sie einen nützlichen Leitfaden. Er gibt einen Überblick über Techniken und Ideen sowie Tipps, die Ihnen


helfen, von der Inspiration zur Realisierung zu kommen. In mehreren Kapiteln entwi­ ckeln Sie eigene Vorstellungen, lernen Ihre Projekte einzuschätzen und Ihre Fliesen auf eine durchdachte und sinnvolle Weise zu verlegen. Das Buch wird für Sie ein hilfrei­ cher Leitfaden zur Problemlösung sein und ein Wegweiser zur weiteren Erforschung der Materie Ton.

presse) oder per Hand mit Tonroller. Das nächste Kapitel widmet sich den Ober­ flächen, dazu gehören Glasur- und Trans­ fertechniken, die Technik des Cuerda seca sowie Hinweise zum Brand. Bevor es ans Verlegen der Fliesen geht, zeigt ein Exkurs, wie sich Fliesen in Umgebung und Gesamt­ raum einfügen. Schließlich kleben, verfugen und versiegeln Sie Fliesenwände selbst.

Das erste Kapitel enthält die Grundlagen. Hier finden Sie einen kurzen historischen Überblick und erhalten eine Einführung in die Unterschiede von handgemachten und industriell gefertigten Fliesen. Dann folgen einige grundlegende Erwägungen zum Ton, die Sie später beim Arbeiten be­ denken sollten. Genaue Anleitungen helfen Ihnen, die ersten Fliesen selbst zu gestalten, egal ob mit Plattenwalze, Extruder (Strang­

Im Buch verteilt, finden Sie außerdem aktu­ elle Künstlerporträts. Sie stellen innovative Menschen vor, die sich mit Fliesenherstel­ lung befassen. Egal, wo Sie beginnen oder welches Ziel Ihnen vorschwebt, ich hoffe, dass die Informationen auf diesen Seiten Ihnen dabei helfen werden, es zu erreichen. Seien Sie offen, lassen Sie sich inspirieren und genießen Sie die zahlreichen Möglich­ keiten, die Ihnen Fliesen bieten.


KAPITEL 2

Fliesen selber machen Wer Fliesen von Hand herstellt, kommt intensiv mit dem Ma­ terial und der Geschichte dieses Handwerks in Berührung. Sie müssen darauf vertrauen, dass das, was Sie gestalten – auch wenn es nicht immer hundertprozentig flach sein oder kleine Farb- oder Musterfehler haben sollte – mit seiner Geschichte Menschen berührt. Obwohl ich eine professionelle Ausbildung abgeschlossen hatte, war ich zunächst ahnungslos, wie ich tag­ ein, tagaus Hunderte von Fliesen produzieren sollte. Ich dachte, das würde mich zu Tode langweilen. Nach ein paar Jahren erinnerten Freunde mich daran, dass ich auch Lehrer bin. Von da an ging ich das Thema so an, wie ich es meinen Schülern immer empfehle, wenn sie eine neue Idee vor Augen haben: Zuerst ein Konzept erstellen, dann die Geschichte erforschen, die Technik wählen, das Ergebnis bewerten, und schließlich das Ganze wiederholen. Inzwischen sind Jahre vergangen. Doch noch immer fühlt es sich an, als ob ich beim Fliesenmachen gerade erst an der Oberfläche kratze. In diesem Kapitel sind mehrere Herstellungsweisen beschrie­ ben, die ich empfehlen möchte. Selbst wenn Sie auf dem Gebiet der Fliesen ein alter Hase sind, sollten Sie sich auf die Vorschläge einlassen und für Neues offen sein. Nehmen Sie sich Zeit, wieder Anfänger zu sein, und schauen Sie, wohin das führt. Jede Lektion basiert auf bewährten Vorgehensweisen. Manche Resultate passen vielleicht nicht zu Ihren Vorstellun­ gen, andere dafür umso besser. Notieren Sie, was Sie machen, teilen Sie Ihre Ideen mit Freunden. Und wenn Sie gerade keine Fliesen kreieren und nicht in diesem Buch lesen, tauchen Sie tief in die Geschichte Ihrer Lieblingsfliesen ein. Sobald Sie dazu bereit sind, kombinieren Sie all dies miteinander und lassen sich überraschen, wohin es Sie führt. 32


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Auswahl der Tonsorten Bevor es mit dem Fliesenformen losgeht, ist es wichtig,

oder Langlebigkeit des Endergebnisses geht. Letztlich

die Tonauswahl zu besprechen und das Material zu

ist der Ton das, auf dem alles andere aufbaut. Behalten

verstehen. Der richtige Ton ist in der Keramik entschei­

Sie das immer im Blick.

Fliesen selber machen

dend – ob es um Stabilität, Brenneigenschaften, Optik

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GRUNDWISSEN

Das Verziehen ist der Horror jedes Fliesenherstellers, aus verschiedensten Gründen kann es sowohl beim Trocknen wie im Brand auftreten. Etwa die Hälfte der Schwindung jeder Masse findet schon beim Trocken­ vorgang statt. Verzieht das Werkstück sich in dieser Phase, hat das mit ungleichmäßig austretender Feuch­ tigkeit zu tun. Es gibt fünf relativ simple und sichere Tricks, um einem Verziehen des Rohlings entgegen­ zuwirken. Ich empfehle Ihnen, sich diese gut einzu­ prägen. Sie helfen Ihnen, in diesem Stadium Prozesse besser einschätzen zu können, Probleme zu lösen beziehungsweise überhaupt zu umgehen.

Fliesen selber machen

So gut wie jeder Ton eignet sich zur Fliesenherstel­ lung. Einzelne Massen funktionieren aber für bestimm­ te Zwecke unterschiedlich gut. Früher hing die Produk­ tion von Fliesen sowohl von den vor Ort vorhandenen Rohstoffen als auch den Brennmöglichkeiten ab. Erst danach kamen ästhetische Erwägungen ins Spiel. Mit verbesserten Fördermethoden und globalisiertem Rohstoffhandel haben wir heute andere Bedingun­ gen – es steht uns eine schier unendliche Auswahl an Materialien und Technologien zur Verfügung. Bei einer derart unüberschaubaren Menge von Werkstoffen und optischen Anregungen ist es wohl die größte He­ rausforderung, das Passendste erst einmal zu finden. Was die Tonsorten anbelangt, zielen die wichtigsten sachlichen Überlegungen auf die Haltbarkeit, die Poro­ sität und die Formhaltigkeit.

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Fliesen selber machen

1. Verwenden Sie eine Masse mit einem hohen Anteil an nicht plastischen Grund- oder Zuschlag­ stoffen wie Schamotte, Molochit und Sand. Diese bewirken, dass weniger Wasser zugeführt werden muss. Dadurch wiederum trocknet der Rohling gleichmäßiger aus und verwirft sich nicht so leicht. Die Füllstoffe bilden winzige Kanäle, durch die die Feuchtigkeit einheitlich abziehen kann. 2. Arbeiten Sie so trocken, wie die Methode es zulässt. Wenn Sie Tonplatten per Hand ausrollen, muss der Ton feucht und biegsam sein, gleichzeitig aber so fest, wie es eben noch zum Bearbeiten ausreicht. Je weniger Wasser, desto weniger Verformungen. Das­ selbe gilt für das Modellieren per Hand, den Einsatz von Plattenwalzen, Strangpressen und so weiter. 3. Bewegen Sie die Tonplatte während der gesamten Formgebung so wenig wie möglich. Anheben, Drehen, Verbiegen und sonstiges Hantieren beim Herstellen und Trocknen prägen sich als sogenann­ tes Gedächtnis in den Ton ein und verfolgen Sie später. (Schauen Sie ihn nicht mal schräg an …) 4. Sind die Tonplatten so weit getrocknet, dass sie sich ohne Verformen bewegen lassen, lagern Sie sie auf ein gut belüftetes Drahtgittergestell um. Bei oben und unten gleichmäßig zirkulierendem Luft­ strom trocknet das Ganze gleichmäßig. 5. Trocknen Sie die Rohlinge in einem Bereich ohne Zugluft und Temperaturschwankungen und ohne direkte Sonneneinstrahlung. Neulinge vergessen oder übergehen solche Tipps oft, was dann in ver­ wunderten Blicken, im Kopfkratzen und Händerin­ gen enden kann …

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Die Haltbarkeit ist sowohl für ungebrannte Rohlinge als auch für bereits geschrühte Fliesen ein Thema. Wir konzentrieren uns auf die Festigkeit und Porosität gebrannter Ware, da das Verhalten im Rohzustand bei Fliesen nicht annähernd so wichtig wie bei gedrehten oder modellierten Objekten ist. Wenn es in diesem Kontext um die Stabilität und Durchlässigkeit geht, sollten Sie sich die Begriffe Sintern, Verglasen und Vitrifizieren einprägen. Während des Brandes verwan­ deln sich die beteiligten Rohstoffe nämlich zu einem glasartigen Scherben, ein Vorgang, der mit den eben aufgeführten Wörtern beschrieben wird. Keramik und

Glas sind die bekanntesten Beispiele. Der Klangtest ist eine einfache, wenn auch keine wissenschaftlich exak­ te Methode, die verschiedenen Stadien der Verglasung zu kontrollieren. Stellen Sie sich vor, Sie halten ein Tongefäß und schnippen mit dem Finger dagegen. Je höher und härter die Wandung klingt, desto glasartiger und fester sind die Grundstoffe verschmolzen – oder anders gesagt: desto dichter ist der Scherben geworden. Auch das Wort Sintern bezeichnet den Vorgang des Verdichtens, der bewirkt, dass die Masse stabiler und damit meistens wasserundurchlässiger wird. Voll­ kommen gesinterte Fliesen sind so dicht, dass man sie nicht mehr unbedingt glasieren müsste. Poröse, nicht gesinterte Fliesen nehmen dagegen Wasser auf, können dadurch bakteriell verunreinigt werden und sich schließlich zersetzen. In kaltem Klima sind unge­ sinterte Produkte viel empfindlicher für Frostschäden. Wo sie mit Wasser in Berührung kommen, dringt es tief in die Tonstruktur ein. Beim Einfrieren dehnt sich das Wasser beziehungsweise Eis aus und sprengt die Tonwandung oder lässt Teile davon abblättern. Bei Fliesen aus vergangenen Epochen handelt es sich meist um ungesinterte Irdenware, die auch häufig als Terrakotta bezeichnet wird. Um Irdenware den­ noch unempfindlicher und dicht zu machen, wurden Glasuren erfunden oder entwickelt. Tatsächlich helfen Irdenwareglasuren relativ gut, Feuchtigkeit von der Oberfläche abzuhalten, sie bilden praktisch eine glasartige Schutzschicht. Doch trotz dieses Überzugs bleibt poröse Irdenware zu einem gewissen Grad absorbierend und kommt mit Feuchtigkeit und Frost erheblich schlechter zurecht als gesinterte Objekte. Hinweis: Es ist wichtig, zu wissen, dass innerhalb des Brennofens unterschiedliche Temperaturzonen entstehen können und dadurch einzelne Fliesen beim Brand mehr oder weniger stark sintern. Denken Sie immer daran. Ich traue dem Ganzen nicht und empfehle meinen Kunden, meine Fliesen für alle Fälle noch zu imprägnieren (zumal sie sowieso unglasiert bleiben).


DIE FÜNF STADIEN VOR DEM BRAND

Der rohe Ton lässt sich in unterschiedlichster Kon­ sistenz bearbeiten. Ich habe schon alle möglichen Definitionen und Beschreibungen dieser Stadien gehört. Für dieses Buch ist es nur wichtig, dass wir alle mit bestimmten Begriffen das Gleiche meinen und wir die Begriffe konsequent in dieser definierten Weise verwenden. Daher folgt nun meine Definition der fünf Stadien. Stadium 1: Tonschlicker/Gießton Als Schlicker bezeichnet man eine dickflüssig „mat­ schige“ Masse mit einer Konsistenz, die etwa zwischen der von Sahne und Joghurt liegt. Lässt sich die Masse gießen, spricht man eher von Engobe. Außer für ge­ legentliche Dekortechniken – oder sehr selten für Gieß­ verfahren – wird Tonschlicker in der Fliesenproduktion kaum gebraucht. Wegen des hohen Wassergehalts verliert Schlicker erheblich an Volumen, die Objekte

können sich dadurch stark verformen. Um Schlicker zu erhalten, wird Töpferton mit Wasser vermengt und oft noch zusätzlich mit einem Entflockungsmittel (wie Natriumsilikat oder Fertigprodukten aus dem Fachhan­ del) versetzt. Das Entflocken bewirkt, dass der Schli­ cker sich sehr nass verarbeiten lässt, ohne allerdings tatsächlich derart viel Wasser zu enthalten. Der Vorteil ist, dass sich Wände von Gipsformen nicht übermäßig mit Wasser vollsaugen. Entflockter Schlicker kann sich auch thixotrop verhalten. Das bedeutet, er ist im un­ bewegten Zustand dicklicher und zäher, bei Umrühren und Bewegen wird er dagegen dünnflüssiger. Bei Gießverfahren kann es tatsächlich nützlich sein, wenn die Masse letztlich dicker ist als ein gewöhnlicher Schli­ cker. Einer der Vorteile des Verfahrens besteht darin, dass gegossene Fliesen fast kein „Gedächtnis“ haben. Andererseits müssen sie länger trocknen. Wer also Fliesen gießen will, sollte reichlich Geduld mitbringen.

Fliesen selber machen 37


KAPITEL 3

Oberflächengestaltung: Glasuren, Dekore, Brand Ornamentik und Mustergebung sind der weitaus anspruchs­ vollste Teil beim Herstellen von Keramikfliesen und bieten viel Raum für die eigene Kreativität. Die Dekore sind oft sehr komplex und aufwendig, verleihen der Fliese dadurch aber ihren Charakter. Die Oberfläche ist praktisch der Fingerabdruck, der verrät, woher sie stammt. So wie wir vielleicht sprachlos staunend vor einer Moschee mit raffinierten persischen Fliesen stehen oder uns eine seidenschimmernde Glasur beeindruckt, so zieht uns letztlich jede gelungene Fliese unweigerlich in ihren Bann. Glasuren und Engoben, Musterungen, Farbstellungen und an­ dere Oberflächentechniken auszuprobieren, das kann zu einer lebenslangen Entdeckungsreise werden. Ich hoffe, ich biete genügend Informationen, um Ihren Appetit zu wecken und Ihnen auch schon eine ordentliche Menge an Feinheiten zu vermitteln. In diesem Kapitel stelle ich Ihnen interessante Tech­ niken und Ideen zur Oberflächengestaltung vor, beginnend bei Engoben über komplexe Schablonierverfahren bis hin zur Glasur. Ich hoffe, dass all dies Sie neugierig macht. Gleichzeitig erfahren Sie, wie Sie die Oberflächen testen können, um die besten Varianten für Ihre Fliesenproduktion zu ermitteln. Dieses Kapitel öffnet den Weg zum spielerischen Erforschen der Gestaltungstechniken. Experimentieren Sie nach Herzens­ lust, um Ihren eigenen Ausdruck zu finden.

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Oberflächen Die sichtbare Oberfläche ist bei Fliesen der wichtigste

sprechen und gleichzeitig in Wechselbeziehung mit

Bereich. Glatt oder gemustert, matt oder glänzend,

ihrer Umgebung treten. Keramikfliesen sollten daher

knallbunt oder erdig gedämpft, glasiert oder ungla­

ebenso ästhetisch wie alltagstauglich sein – dekorativ

siert – was auch immer Sie wählen, Sie sollten sich

und funktionell zugleich.

Oberflächengestaltung: Glasuren, Dekore, Brand

darüber im Klaren sein, dass die Dekore für sich selber

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Relieffliesen, Blue Slide Art Tile. Foto: Laura Flippen.

GLASIERTE FLIESEN

Gleichzeitig versiegelt die schützende Glasur den ge­ brannten Scherben. Tonsorten mit Absorptionsraten von 1,5 Prozent und darüber, wie etwa Irdenware, wer­ den durch die passende Glasur erheblich aufgewertet. Zwar hält auf nicht gesinterter Keramik auch dieser Überzug eindringende Feuchtigkeit nicht vollkommen ab, er schützt aber doch sehr gut vor Verunreinigun­ gen durch Flüssigkeiten.

Was die Funktionalität betrifft, sollten Sie mit allen An­ forderungen genau vertraut sein. Glasuren, die nicht gut zu den Erfordernissen passen, verringern Festig­ keit und Alltagstauglichkeit der gesamten Fliese. Das ist auf jeden Fall zu bedenken, vor allem wenn es um poröse Irdenware geht. Fliesen brauchen unbedingt eine verlässliche Glasur, um über Jahre beständig und hygienisch zu bleiben. Stellen Sie sich vor, die Fliese ist ein Mensch und die Glasur die Bekleidung. Es ist sehr wichtig, dass Kleider richtig am Körper sitzen. Niemand kauft eine Jacke oder ein Paar Schuhe, ohne sie zuerst anzuprobieren. Genauso sollten Sie keine Fliesencharge herstellen, ohne dass Sie vorab testen, ob die Glasur auch wirklich zu der gewählten Masse passt.

Oberflächengestaltung: Glasuren, Dekore, Brand

Oft werden schöne, attraktive Oberflächen durch Glasuren erzeugt. Die Glasur entspricht in der Keramik den Edelsteinen in der Schmuckherstellung. Men­ schen werden stark von glänzenden Dingen angezo­ gen. Glasuren mit ihrem faszinierenden Schillern und Schimmern sind ein wahres Fest fürs Auge.

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Bei Raumtemperatur aufgetragener Glasurschlicker dringt mitsamt der enthaltenen Flussmittel leicht in die Scherbenoberfläche ein. Beim Brand kann das Ge­ misch aus Glasur- und Tonbestandteilen ein wichtiges flüchtiges Flussmittel und ebenso eine dritte Schicht zwischen Glasur und Ton bilden. Diese Schicht ist we­ der Glasur noch Ton, sondern liegt als eine Art hybride Membran zwischen beidem. Weil die Fliese so härter und damit weniger porös werden kann, spielt diese dritte Schicht eine wichtige Rolle – durch sie sitzt die Glasur besser, was die Fliese insgesamt stabiler macht. Warum muss man Glasurproben machen? Falls die gewählte Glasur einen erheblich höheren oder niedri­ geren Wärmeausdehnungskoeffizienten als die Masse hat, sich also im Vergleich zu stark oder schwach aus­ dehnt, blättert sie womöglich nach dem Brand ab oder bildet unerwünschte feine Krakeleenetze. Dadurch wird die Fliese empfindlich für Einflüsse von außen, diese können den Scherben beschädigen. Nicht alle Glasuren funktionieren ähnlich. Einige erscheinen hart, können in Wirklichkeit aber sehr nachgiebig sein und umgedreht. Probieren Sie das grundsätzlich vorher aus, indem Sie ein paar Muster mit der ausgewählten Glasur brennen und damit die später in diesem Kapitel erwähnten Tests durchführen.

Oberflächengestaltung: Glasuren, Dekore, Brand

UNGLASIERTE FLIESEN

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Landläufig wird angenommen, Fliesen wären zum allergrößten Teil glasiert. Das ist nicht ganz richtig. Mit einem glasigen Überzug sind Fliesen tatsächlich viel unempfindlicher gegenüber Verschmutzung und bilden kaum Patina. Und angesichts dieser schüt­ zenden Eigenschaften werden tatsächlich sehr viele Keramikfliesen glasiert. Dennoch entscheiden manche Hersteller wegen funktioneller, optischer und finanziel­ ler Erwägungen, ihre Produktion unglasiert zu lassen. Häufig werde ich gefragt, ob meine eigenen Fliesen glasiert sind. Nein, sie sind es nicht. Es gibt etliche Argumente pro und kontra Glasur, die es wert sind, ihnen nachzugehen. Farben und Oberflächen sind beim Gestalten der wichtigste Faktor. Gerade ungla­ sierte Fliesen können in beiden Bereichen Nuancen hervorbringen, die mit Glasuren einfach nicht zu

erreichen sind. Unglasierte Keramik ist rauer und sehr rutschhemmend. Dadurch ist sie womöglich die beste Wahl für Feuchtbereiche wie Waschküchen, Badezimmerböden und Außenbereiche, wo man bei starker Feuchtigkeit leicht weggleitet. Industriell ge­ fertigte unglasierte grobkeramische Bodenbeläge sind außerdem viel kratzbeständiger als glasierte Flächen, da sie gewöhnlich aus sehr robusten Spezialtonen gefertigt werden und keine hauchdünne Glasschicht abblättern kann. Schließlich sind unglasierte Fliesen oft noch deutlich preisgünstiger in der Herstellung, denn man erspart sich sowohl die Glasur selbst als auch den zweiten Brand. Falls Sie Ihre handgemachten Fliesen unglasiert lassen wollen, testen Sie auf jeden Fall zuerst die Härte des Scherbens. Schlecht sitzende Engobemuster können zwar reizvoll aussehen, landen aber dennoch bald im Abfall, wenn das Material nicht ausreichend wider­ standsfähig ist. Wenn Sie Fliesen verkaufen möchten: Gehen Sie bei Ihren Kunden kein Risiko ein und informieren Sie sie offen über die Beständigkeit Ihres Produkts. Die Musterungen auf unglasierten Fliesen können sich viel leichter als unter einer zusätzlichen Glasurschicht abreiben und zerstört werden. Die oft sehr dünn aufgetragenen Farbsubstanzen werden durch nichts geschützt. Bei meinen eigenen Fliesen möchte ich es zum Beispiel absichtlich erreichen, dass sie mit der Zeit gebraucht und gealtert aussehen. Sie sind unglasiert und so konzipiert, dass sie sich nach und nach abnutzen und eine natürlich wirkende Pati­ na entwickeln. Für Auftraggeber, die diesen Effekt nicht wünschen, empfehle ich eine Versiegelung. Damit wird die Oberfläche erheblich abriebfester und unempfind­ licher gegenüber Trittspuren, sie muten länger wie „neu“ an.

Meine Asienfliese (400 % Asia) und die weiß glasierten Keramikfliesen von Fireclay Tile ergeben zusammen einen wunderbaren Kontrast.



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KÜNSTLERPORTRÄT

Gordon Bryan, Blue Slide Art Tile Was ist für Sie das Besondere an handgemachten Fliesen? Von Hand gemachte Fliesen sollten die Handschrift des Herstellers tragen. Diese kann sich in speziell zu­ geschnittenen Fliesenformen zeigen, in schon im Roh­ zustand verformten Kanten oder natürlich auch in den Glasuren. In all diesen Bereichen kann die Hand eines Menschen deutliche Akzente setzen, ob mit Finger­ abdrücken, einer kleinen Delle oder einem eleganten Pinselstrich. So richtig schön wird es, wenn individuelle Feinheiten ein harmonisches Gesamtbild ergeben und gleichzeitig Professionalität und künstlerische Absicht erkennen lassen. Welche Rolle spielen handgemachte Fliesen in einer Welt aus hauptsächlich industriell gefertigten Produkten? Mehr und mehr sind wir umgeben von „Sachen“, die ohne jedes menschliche Zutun produziert werden. Ich denke da an diese perfekten harten Kanten oder die hundertprozentig ebenen, quadratischen Formen. Diese Dinge sind kalt. Sie sind nicht das, was uns Men­ schen ausmacht. In der Natur kommt so etwas selten vor. Handgemachte Fliesen sprechen Betrachter und Nutzer direkt an. Wenn wir sie sehen, fühlen wir uns nicht klein und fremd, sondern eingebunden in unsere Umwelt. Schließlich wurden die Fliesen von einem anderen Menschen für andere Menschen gemacht. Sie zeigen, dass auch unvollkommene und ungleich­ mäßige Dinge schön sind – wie jeder Einzelne von uns.

und sie mit anderen Glasurtechniken perfekter hin­ bekommen. Das überlasse ich aber lieber den riesigen Fabriken, die einheitliche flache Fliesen viel billiger herstellen, als ich das je könnte. Was ich anbieten kann, sind meine eigenen Hände, meine Augen und die Inspiration, die aus meiner eigenen Umgebung und meinem eigenen Leben kommt. Wodurch konnten Sie so erfolgreich werden? Hätten Sie eventuell sogar Tipps für Einsteiger, die eine eigene Werkstatt gründen möchten? Das ist nicht leicht zu beantworten. Wie soll man Erfolg definieren? Für die meisten betrifft das die finanziel­ le Situation, aber tatsächlich reicht es viel tiefer: Ich erschaffe etwas. Ich muss einfach Dinge mit meinen eigenen Händen machen, und das ist der Hauptgrund, weshalb ich das tue, was ich tue. Ich finde es wunder­ bar, schöne Dinge zu erschaffen, unabhängig zu sein und neue Ideen umzusetzen. Wenn ich einen Rat­ schlag zum Aufbauen und Unterhalten einer Fliesen­ werkstatt geben sollte, würde ich sagen, dass meines Erachtens der Wille das Wichtigste ist. Erst danach kommen die ganzen technischen und wirtschaft­ lichen Überlegungen. Einen praktischen Tipp habe ich aber doch: Am besten erst eine entsprechende Lehre oder Ausbildung absolvieren. Es gibt so viel zu lernen und man kann so viel falsch machen. Es ist erheblich schneller, direkt aus fremden Erfolgen und Fehlern zu lernen.

Wie viel Einfluss hat Ihre Herstellungsmethode auf Ihre Ästhetik? Handwerkliche Arbeit und Ästhetik sind für mich untrennbar miteinander verbunden. Die Fliesen, die ich mache, sehen so aus, wie sie sind, weil ich ganz bestimmte Werkzeuge benutze. Es gibt schnellere, billigere und profitablere Arten, Fliesen zu machen. Ich mache meine aber auf genau diese Art, weil ich die Ergebnisse einfach schön finde. Ich könnte Maschinen einsetzen, damit die Rohlinge einheitlicher werden,

1 Dekor mit Singvogel, handgepresste Fliese. 2 Teichrand-Motive, handgepresste Fliese. 3 Fischadler, von Hand eingekerbtes Relief­ dekor. 4 Kiefern, handgepresste Fliese. Fotos: Laura Flippen. 81


Über den Autor Forrest Lesch-Middelton ist Inhaber der Firma FLM Ceramics and Tile in Petalurna, Kalifornien. Seine Arbeiten wurden ausführlich in Publikationen wie Ceramics Monthly, New York Times, Architectural Digest und American Craft Magazine vorgestellt. 2013 wählten Ceramics Monthly und Ceramic Arts Daily Forrest zum Keramikkünstler des Jahres. Er war Präsident der Vereinigung der Glas- und Keramikkünstler und Programmdirektor für Sonoma Community Center Ceramics. Er besitzt einen Abschluss der Alfred University in der Fachrichtung Keramik sowie des MFA-Programms der Utah State University, war im Watershed Center for Ceramic Art tätig, ist McKnight Fellow am Northern Clay Center und Stipendiat des Creative Work Fund. Forrest hat selbst an mehreren Colleges der Bay Area unterrichtet und war mit Vorträgen und Vorführungen schon in vielen Bundesstaaten der USA unterwegs, u. a. mit Workshops an der Pentland School of Craft, der Arrowmont School of Arts and Crafts, der Syracuse University, der Greenwich House Pottery, dem California College of Arts und beim Northern Clay Center.

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Register A

D

Abbinden, Definition  23 Abdeckwachs/-latex 95 Abkühlphase beim Brand  126 Absorptionstest 86 Akzente setzen  23, 28–29 Aldridge, Boris  31 American Encaustic Tiling Company (Zanesville, Ohio)  17 Aufglasuren 98 Außenbeläge, Definition  23 Außenbereiche, geeignete Fliesen  134, 137 Ausspartechniken 95

Dachdeckziegeln 134 Daltile 110 Dehnmethode für Tonplatten  46–47 Dekorideen , Engoben  99 Dekorideen, Aufglasur  98 Dekorideen, Inglasur  101 Dekorideen, Unterglasuren  100 Delfter Fliesen  17, 28, 101 Design siehe Gestaltung DISC Interiors  131, 151 Drucken, siehe auch Transfertechnik Druckmatten (Gummituch)  53, 200 Durchlässigkeitstest 86

B Badezimmerfliesen 135 Baukeramik, Produktion  19 Baukeramik, Terrakotta  29 Bauvorschriften und Normen  138 Beall, Barbara Vantrease  109 Bedarf berechnen, Fliesenkauf  160–165 Bloom, Allison Dehn  145 Brennofen, Abkühlphase  126 Brennofen, Brenntemperaturen  125–126 Brennofen, Typen  127 Bryan, Gordon  81, 93

C Cuerda seca siehe auch Stegtechnik Cuerda seca, Material und Werkzeug  112 Cuerda seca, Drucktechnik für Stege  115 Cuerda seca, Glasuren  115, 117

E Elamiter 14 Engoben und Schlickerdekore  37, 99

F Fachbegriffe  23–24 Fassaden 134 Fertigton  38, 41 Feuchtigkeit (der Masse)  41 Fliesen, Begriffserklärung  23 Fliesen, Typen  23–25 Fliesen, Imprägnieren und Versiegeln  24, 135, 155, 188–190, 194–195 Fliesenkauf, ästhetische Fragen  151 Fliesenkauf, Bedarf berechnen  160–165 Fliesenkauf, Handel  150 Fliesenkauf, Langlebigkeit  155–156 Fliesenkauf, praktische Fragen  156–157 Fliesenkauf, Preise  150 Fliesenkleber  23, 179 Fliesenmörtel  23, 173–175, 179–184, 189–190 205


Fliesen schneiden  54, 56–60 Fliesen verlegen  166–197 Fliesen-Wandbilder 19 Formen, Verwendung  71–73 Formen, Herstellung  65–69 Formstücke (Passstücke)  23, 29 Fugengummi 24 Fugenkreuze  24, 178

G Gebäudefassaden 134 Gestaltung, Do-it-yourself  128–131 Gestaltung, Grundprinzipien  152–153 Gestaltung, modern und traditionell  146 Gestaltung, professionell  142–143 Gießformen, Rahmen  73 Gießtechnik (Glasurauftrag)  92 Gips 70 Gipsformen, Rahmen  73 Gipskarton (Trockenbauplatte)  48 Gipsplatten, Transfertechnik  118, 120–121 Glasieren, Aufmalen  93–94 Glasieren, Gießtechnik  92 Glasieren, Spritztechnik  96 Glasieren, Tauchen  91 Gummituch (Druckmatten)  53, 200

H

Register

Herstellerverzeichnis 200–201 Herzkelle 24 Holzblöcke als Schablonen  54, 60–61

206

I Imprägnieren von Fliesen  24, 135, 155, 188–190, 194–195 Innenräume planen  128–131 Installationen, beweglich  139

K Kachelausstecher  54, 56–60 Kacheln, Begriffserklärung  24 Kaneko, Jun  109 Kellen 24 Keramikfliesen siehe Steinzeug Kibak tile  109–110 Klinker 24 Klopfmethode, Plattentechnik  46 Kneedler, Dorothy  109–110 Kneedler Fauchère  109 Knochentrockener Ton  39 Kohler Artist-in-residence-Programm  20 Kohler, Herb  110 Küchenfliesen 135 Künstler 19

L Latex, Ausspartechnik  95 Lawenda, Harry  109–110 Lederharter Ton  38


M

R

Maallem 158 Majolika, Inglasurtechnik  17 Malen mit Glasuren  93–94 Massen siehe Ton Moravian Pottery and Tile Works (Doylestown, Pennsylvania) 17 Mörtel  173–175, 179–184, 189–190

Rahmen für Gießformen  73 Raumaufteilung, Entwurf  128–131 Raumgestaltung siehe Gestaltung Recycling von Ton  61 Rillenkelle 24

N

Sacks, Ann  110 Schlicker 37 Schneiden von Ton mit Kachelausstecher  54, 56–60 Schneiden von Ton mit Schablonen  54, 56–57, 60–61 Schneiden von Ton per Hand  54, 56–58 „Schokoladen“-Stadium 39 Schrühbrand, Begriffserklärung  26 Silber-Test 86 Silverman, Bobby  43 Sintern  24, 36 Spritztechnik, Glasurauftrag  96 Stegtechnik siehe auch Cuerda seca Stegtechnik, Glasieren  115, 117 Stegtechnik, Material und Werkzeug  112 Stegtechnik, Muster aufdrucken  115 Steinzeugfliesen  24, 26

Nasser Ton  38 Normen und Bauvorschriften  138

O Oberflächengestaltung, Glasieren  77–78 Oberflächengestaltung, unglasiert  78 Ofen siehe Brennofen

P Passstücke (Formstücke)  23, 29 Platten von Hand ausrollen  44, 46–48 Plattentechnik 46 Plattentechnik, Dehnen  46–47 Plattentechnik, Tonroller  47–48 Plattenwalze 49–53 Plattenwalze, Gummituch (Druckmatten)  53 Porositätstest 86 Porzellanfliesen  24, 26 Pressformen, Einsatz  71–73 Pressformen, Herstellung  65–69

S

T

Register

Taccogna, Gemma  109 Tauchen (Glasurauftrag)  91 Terminologie 23–24 Terrakotta, Baukeramik  29 Tests, Ton  86 Ton ausrollen  47–48 Ton brennen  122, 124–126 Ton, Grundlagen  35–36 Ton recyceln  61

207


Ton, ungebrannt  36–39 Tonproben 85 Tonreste aufbereiten  61 Tonroller 47–48 Tonschlicker 37 Tonstaub 39 Tontest, Absorption  86 Tontest, Härte  86 Transfertechnik 106–108 Transfertechnik mit Gipsplatten  118, 120–121 Transfertechnik, Material und Werkzeug  103 Trockenbauplatte (Gipskarton)  48 Trockenphasen, ungebrannter Ton  37–39

U

Register

Überglasuren 98 Ungebrannter Ton, Festigkeit  36 Ungebrannter Ton, Trockenstadien  37–39 Unglasierte Oberflächen  78 Unterglasur 100 Untergrund (beim Fliesenlegen)  24 Untergrund, Fliesenlegen vorbereiten  172–175 Untergrund, tragender  172–175

208

V Verglasung  24, 36 Verlegen von Fliesen siehe Fliesenlegen Versiegeln von Fliesen  24 Vitrifizierung  24, 36 Vyenielo, Paul  187

W Wachs (Ausspartechnik)  95 Wandbilder 19 Wandbilder, Installation  196–197 Wasser entfernen/entziehen  41 Wichtige Begriffe  23–24 Woodman, Betty  109

Z Zellige  158 Ziegelsteine, Elamiter  14




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