Giannangeli, Couture-Kniffe

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Haupt GESTALTEN



ɄɤɜɤɑȐ҇,ȽȨпȐ Anleitungen für Plissees, Falten und Drapierungen

Brunella Giannangeli

Haupt Verlag


Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel Couture Unfolded: Innovative pleats, folds and drapings in fashion design bei Promopress Editions, Barcelona, Spanien Copyright © 2012 Promopress Gesamtkoordination: Claudia Martínez Alonso und Ana Marques (Assistenz) Gestaltung, Redaktion, Texte und Schritt-für-Schritt-Zeichnungen: Brunella Giannangeli Auf Fotos gezeigte Falten: María del Mar Molina Vicente Modezeichnungen: Adriana Gerbasi Fotografien: Rebecca Belli Gestaltung: Emma Termes Parera

Aus dem Englischen übersetzt von Eva Korte, D-Börger Satz und Redaktion der deutschsprachigen Ausgabe: Gisela Witt für bookwise GmbH, D-München Umschlag der deutschsprachigen Ausgabe: Verlag Die Werkstatt, D-Göttingen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-258-60135-9 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2016 für die deutschsprachige Ausgabe: Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Printed in China

Die durch den Transport verursachten CO2-Emissionen wurden durch den Kauf eines CO2-Zertifikats kompensiert.

Haupt ist ein führender Verlag im Bereich Gestalten. Bücher des Haupt Verlags sind im Buchhandel erhältlich. Unser Gesamtverzeichnis und Online-Leseproben finden Sie auf: www.haupt.ch


06 Einführung

65 Crash-Plissee

08 Handstiche/Grundstiche

68 Crinkle-Plissee

10 Symbole

71 Fantasierüschen

14 Einseitige Liegefalten

76 Kräuselschlauch

18 Stehfalten

79 Rüschenbänder

24 Sonnenplissee

82 Volants

29 Tollfalten

85 Spiralförmiger Volant

33 Abgenähte Tollfalten

90 Wabenmuster

39 Fächerfalten

94 Wellenmuster

45 Fantasiefalten

98 Schleifenmuster

49 Biesen

102 Brandungsfalten

53 Röhrenfalten

108 Schuppenfalten

57 Wattierte Röhrenfalten

112 Drapierungen

62 Wattierte Bällchen

115 Bezogene Kordel


»Aus kleinem Anfang entspringen alle Dinge«

Couture-Kniffe: Anleitungen für Plissees, Falten und Drapierungen enthält

25 Beispiele für das freie Gestalten von plastischen Strukturen aus Stoff. Jede einzelne Faltentechnik wird übersichtlich und Schritt für Schritt anhand von Zeichnungen und Abbildungen beschrieben. Wer sich für die Kunst des Faltenlegens und Plissierens begeistert, findet in diesem Buch leicht verständliche Anleitungen für interessante Varianten. Die unterschiedlichen Strukturen und Fasern von Stoffen bilden dabei die Grundlage für die Gestaltung von Kleidungsstücken mit Falten, und zwar sowohl für dekorative als auch für funktionelle Zwecke. Anhand der beschriebenen Techniken können Sie sich zunächst mit den Grundlagen des Faltenlegens vertraut machen. Im Anschluss daran werden Fantasieplissees und Strukturen vorgestellt, die aufgrund der großen Auswahl an Stoffen und Faltenarten eine Fülle von Möglichkeiten eröffnen. Die Grundtechniken bilden dabei stets die Basis. Das Einüben dieser Techniken fördert zudem Geduld und Ausdauer und wirkt geradezu entspannend.

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Für die Bildbeispiele wurden Stoffe verwendet, die für die jeweilige Faltentechnik besonders gut geeignet sind. Die ergänzenden Modezeichnungen in diesem Buch verdeutlichen die jeweilige Methode und ihre verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. Couture-Kniffe: Anleitungen für Plissees, Falten und Drapierungen möchte

dazu beitragen, bereits vorhandene Kenntnisse über die Techniken des Plissierens und Faltens von Stoffen zu erweitern, und soll zeigen, dass ihre Ausführung nicht schwierig ist. Für ein gutes Ergebnis ist vielmehr auch entscheidend, von Anfang an sorgfältig zu arbeiten.

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Wichtige Handstiche/Grundstiche Je nachdem, welche Stoffart in Falten gelegt wird, wie stark eine Naht beansprucht wird und welche Wirkung erzielt werden soll, werden unterschiedliche Handstiche eingesetzt. Die Stiche, die zum Versäubern der Kanten verwendet werden, damit diese nicht ausfransen, können gleichzeitig dekorativ sein. Hier erhalten Sie eine Übersicht über die wichtigsten Handnähtechniken: Säumen – Einen tadellosen Kantenabschluss erhalten Sie, indem Sie das jeweilige Kleidungsstück vor dem Einlegen der Falten säumen. Dazu wird die Saumkante, je nach Stoffart, einfach (bei zuvor versäuberter Kante) oder doppelt umgeschlagen und dann mit Nähgarn und kleinen Saumstichen befestigt. Maschenware wird mit Hexenstich (siehe rechte Seite) oder mit einem lockeren Saumstich befestigt, damit der Stoff elastisch bleibt. Saumstich – Mit diesem Handstich werden Säume befestigt. Er wird fortlaufend mit kleinen Zwischenräumen gearbeitet. Dabei werden stets nur wenige Gewebefäden aufgegriffen und der Faden nicht zu fest angezogen. Steppstich – Rückstich, der ohne Zwischenräume gearbeitet wird. Dieser Stich wird ebenfalls fortlaufend gearbeitet und zum Zusammennähen von Stoffteilen verwendet, außerdem zum Vernähen von Fäden und Sichern von Nähten. Er lässt sich auch als Zierstich einsetzen. Schräger Heftstich – Wenn zwei Stofflagen zur Weiterverarbeitung lose miteinander verbunden werden sollen, wie etwa beim Unterlegen von Organza mit einem blickdichten Stoff, wird der schräge Heftstich eingesetzt. Die Stiche liegen auf einer Seite schräg, auf der anderen Seite senkrecht.

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Hexenstich – Dieser Stich wird von links nach rechts gearbeitet, die Fäden überkreuzen sich diagonal. Er wird meist zum Säumen von elastischen Materialien verwendet, bei denen die Kanten nur einmal umgeschlagen werden, damit die Säume flach bleiben. Der Faden darf beim Nähen nicht zu stark gespannt werden, damit sich der Stoff nicht zusammenzieht. Heft- oder Vorstich – Mit langen, gleichmäßigen Vorstichen und Heftgarn, das sich leicht reißen lässt, werden Stofflagen vorläufig zusammengenäht. Der Faden liegt dabei immer hinter der Nadel. Anschließend wird die Naht mit der Nähmaschine geschlossen und der Heftfaden entfernt. Kräuseln – Wie beim Heften wird auch beim Kräuseln mit Vorstichen gearbeitet, jedoch mit reißfestem Garn. Anschließend wird der Stoff zusammengezogen. Dabei werden mit der Nadel gleichmäßig mehrere Gewebefäden aufgenommen. Nach dem vorsichtigen Zusammenschieben des Stoffs wird der Faden mit einem Knoten gesichert und die Fältchen gleichmäßig verteilt. Überwendlichstich – Mit diesem Stich können Stoffkanten versäubert und gegen Ausfransen gesichert werden. Außerdem wird er zum Schließen von Nähten und zum Applizieren verwendet. Die Stiche werden klein und dicht nebeneinander ausgeführt und gern bei dünnen, leichten Stoffen eingesetzt. Feston- oder Schlingstich – Damit werden Kanten dekorativ versäubert oder auch Knopflöcher eingefasst. Abstehende Gewebefäden werden dabei eingeschlossen. Der Stich wird von links nach rechts gearbeitet.

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Symbole Am Beginn jeder Anleitung verdeutlichen Symbole das Zubehör, das für die jeweilige Faltentechnik benötigt wird. Folgendes Werkzeug ist unentbehrlich beim Ausführen der beschriebenen Techniken:

Schere – verwenden Sie Ihre Stoffschere ausschließlich zum Schneiden von textilen Materialien (zum Schneiden von Papier ist eine eigene Schere erforderlich). Stoffscheren sollten immer gut geschliffen sein, um ein präzises Arbeiten zu ermöglichen. Lineal – verwenden Sie ein langes Metalllineal, das einen guten Halt auf dem Stoff hat. Bleistift – zum Markieren und Zeichnen auf Schnittmusterpapier Schneiderkreide – Kreide zum Markieren auf Stoff. Sie wird in verschiedenen Formen (als Pulver, zu Stücken gepresst oder als Stift) und Farben angeboten und lässt sich ausbürsten. Sublimierkreide lässt sich ausbügeln und verschwindet nach einigen Tagen. Verwenden Sie, je nach Stoff, helle oder dunkle Kreide, und schärfen Sie bei Kreidestücken die Kante regelmäßig nach (beispielsweise mit einem stumpfen Messer). Schnittmusterpapier – Transparentpapier oder anderes Papier, auf dem Vorlagen für die Schnittteile aufgezeichnet und dann ausgeschnitten werden. Garn – verwenden Sie zum Heften Baumwollgarn. Als Ziergarne bieten sich Seiden-, Leinen- und Metallicgarne an. Stimmen Sie das Garn auf das Modell ab, es sollte immer hochwertig und reißfest sein. Nadeln – Handnähnadeln werden in verschiedenen Stärken angeboten. Je größer die Nadelnummer, desto feiner die Nadel. Verwenden Sie eine zu Stoff und Garn passende Nadel. Fingerhut – mit diesem hutförmigen Fingerschutz aus Metall wird die Nadel durch den Stoff geschoben. Stecknadeln – empfehlenswert sind Stahlnadeln mit fein geschliffener Spitze. Achten Sie darauf, dass sie sauber sind (und ohne Rost). Praktisch ist die Aufbewahrung von Stecknadeln in einem Nadelkissen.

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Sicherheitsnadel – gebogene Nadel, deren Spitze eingehakt werden kann. Sie lässt sich an Stoffen und Kordeln befestigen, um Teile zu verbinden. Kordel – Schnur mit rundem Querschnitt, die in vielen Farben angeboten wird. Sie kann funktionell eingesetzt werden oder als Verzierung dienen. Nähmaschine – Maschine mit verschiedenen Stichfunktionen zum Zusammennähen von Stoffteilen Zirkel – Zeichenwerkzeug zum Ziehen von exakten Kreislinien Bügeleisen – elektrisches Haushaltsgerät zum Glätten von Kleidung und Ausbügeln von Knitterfalten. Mit einem Dampfbügeleisen lassen sich auch Falten ohne scharfe Brüche abdämpfen, wie etwa Rollfalten. Schneiderpuppe – dreidimensionale Figur, die nach standardisierten Körpermaßen hergestellt ist und manchmal auch individuell eingestellt werden kann. Sie wird zum Drapieren und Anprobieren von Kleidungsstücken verwendet. Schüssel – dient als Wassergefäß; bei manchen Plissiertechniken müssen Stoffe angefeuchtet werden. Volumenvlies – Wattierungsmaterial aus Polyester, ähnlich wie Watteline (Baumwollvlies). Es wird als Füllmaterial für Textilien verwendet. Damit lassen sich ausgewählte Bereiche unterlegen und aufbauschen. Stab – langer kräftiger Holz- oder Kunststoffstab für bestimmte Plisseetechniken; beispielsweise eignet sich ein Besenstiel. Band – langer schmaler Stoffstreifen

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einseitige Liegefalten aus Baumwollstretch

Diese gleichmäßig breiten Falten wurden in eine Richtung gelegt und gebügelt. Für sie benötigt man die dreifache Stoffmenge, das bedeutet, drei Zentimeter Stoff ergeben einen Zentimeter fertige Falte. Die Faltenbreite ist variabel, je nach gewünschtem Effekt – schmalere Falten wirken eleganter als breitere.

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Berechnen Sie zunächst die benötigte Stoffmenge: Für eine fertige Breite von beispielsweise zwei Metern Faltenteil brauchen Sie sechs Meter Stoff. Schneiden Sie ein Teil in gewünschter Größe zu und bügeln Sie es.

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Breiten Sie das Stoffteil flach aus, die rechte Seite liegt oben. Bringen Sie an der Kante, an der die Falten eingelegt werden sollen, in gleichmäßigen Abständen mit Lineal und Schneiderkreide Markierungen an, beispielsweise im 1-cm-Abstand. Die Faltenbreite ist variabel.

Linie 3 Linie 1

3

Markieren Sie die gegenüberliegende Stoffkante auf die gleiche Weise.

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Fassen Sie den Stoff an der dritten Markierungslinie und falten Sie ihn zum Bruch.

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5

Legen Sie die gefaltete Kante (Stoffbruch) auf die erste Markierung und stecken Sie sie fest.

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Wiederholen Sie den Vorgang an der gegenüberliegenden Stoffkante. Fixieren Sie dieses Faltenende ebenfalls mit einer Stecknadel.

Linie 15 Linie 13

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Ziehen Sie die Falte möglichst straff – sie muss gerade liegen – und bügeln Sie sie sorgfältig ein. Auf diese Weise sollte jede einzelne Falte nach dem Legen fixiert werden.

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Wiederholen Sie die Schritte 4, 5, 6 und 7, bis das ganze Stoffteil in Falten gelegt ist (Linie 6 auf Linie 4, 9 auf 7, 12 auf 10 und so weiter).


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Wenn alle Falten gelegt sind, können Sie diese vorläufig auf einer Seite durch Heften mit Heftstichen fixieren. Bei einem Rockteil sollte die untere Kante bereits vor dem Faltenlegen gesäumt werden.

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Steppen Sie dann mit der Nähmaschine entlang der gegenüberliegenden Kante, ziehen Sie dabei jeweils vor dem Darübernähen die Stecknadeln heraus. So sind die Falten fixiert, und das Stoffteil kann weiterverarbeitet werden.

aufspringende einseitige Liegefalten aus Baumwollstretch

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Stehfalten aus Seidenkrepp

Diese schmalen, parallel verlaufenden Falten werden in gleichmäßigen Abständen gelegt. Wenn der plissierte Stoff ausgebreitet ist, zeigen die Faltenbrüche abwechselnd zur Ober- und Unterseite, wodurch eine Ziehharmonika-Optik entsteht. Zunächst wird eine Vorlage für das Faltenmuster erstellt. Meist wird diese Technik bei steifen, leicht zu falzenden Stoffen angewendet, doch auch bei leichten Stoffen wie Georgette oder Krepp wirkt die Plissierung apart, da sie dann, wie im Bild oben, weich fällt. Stoffe aus Naturmaterialien können allerdings nicht dauerhaft plissiert werden, die Falten hängen sich wieder aus.

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1

Schneiden Sie drei gleich große Quadrate zu, zweimal aus Schnittmusterpapier und einmal aus Stoff.

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Verbinden Sie die gegenüberliegenden Markierungen mit Bleistift und Lineal. Die Vorlage bildet die Basis für exakt gelegte Falten. Legen Sie die Papiervorlage beiseite.

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Bringen Sie auf einer der Papiervorlagen an zwei gegenüberliegenden Kanten in gleichmäßigen Abständen mit Bleistift und Lineal Markierungen an. Der Abstand soll der gewünschten Faltentiefe entsprechen.

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Verwenden Sie das leere Papierquadrat als unterste Lage. Legen Sie das Stoffquadrat darüber und befestigen Sie es mit einigen Stecknadeln.

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5

Legen Sie die linierte Papiervorlage auf den Stoff. Fixieren Sie die drei Lagen (leeres Papier + Stoff + Papiervorlage) mit Stecknadeln. Damit die Lagen nicht verrutschen, empfiehlt sich zusätzlich, sie mit Heftstichen zu befestigen.

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Legen Sie den Faltenbruch an die erste Markierungslinie.

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6

Falten Sie die drei Lagen an der dritten Linie zum Stoffbruch, bis die zweite und vierte Linie aufeinanderliegen und der Faltenbruch nach oben steht.

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Falzen Sie die Lagen von Hand oder mit dem Griff der Schere und bügeln Sie die Falte dann ein. Die Falten können auch geheftet werden, um exakte Brüche zu erhalten.


Schnur abschneiden

Papier

Lagen zusammenbinden

Stoff Papier

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Wiederholen Sie die Schritte 6, 7 und 8, bis das ganze Teil in Falten gelegt ist. Die Lagen sind dann wie eine Ziehharmonika gefalzt.

Schneiden Sie ein Stück Kordel oder Schnur ab und binden Sie die gefalteten Lagen fest zusammen. So wird der Stoff dicht an die Papierlagen gepresst.

Stoff mit Stehfalten

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Lassen Sie das gefaltete Stoffbündel einen Tag liegen, lösen Sie danach das Band und nehmen Sie den plissierten Stoff zwischen den Papierlagen heraus.

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Die Textildruck-Designerin Brunella Giannangeli studierte in den USA Grafikdesign und absolvierte am Istituto Europeo di Design in Madrid den Masterstudiengang Textil- und Flächendesign. Heute lebt und arbeitet sie in London, wo sie ihre eigene Stoffund Musterkollektion für verschiedene Kunden aus der Modebranche und dem Bereich Innenarchitektur entwirft.




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