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Januar
37. Iahrgang.
Zum Jahresaufaug. Das Jahr 1914 iſt zu Ende gekommen. Welch cin furdtbares Jahr! Blutrot hat es fic) eingezeichnet in die Geſchichte der Welt. Ein furhtbarer Krieg, wie ihn dieſe Erde nod) nie geſehen hat, iſt unter den Völkern Europas ausgebroden. Ströme von Menſchenblut ſind vergoſſen, Tauſende und aber Tauſende hat der Tod dahingerafft, Hunderttauſende ſind mit Wunden bede>t, Tauſende für ihr ganzes Leben zu Krüppeln geworden, weite Länderſtre>en ſind verwüſtet, Hunderttauſende leiden äußerſten
Mangel,
fie haben
ihr Obdach,
ihr tägliches Brot
verloren. Wer will die Note, den Jammer des Krieges nennen und beſchreiben? Wenn wir ſo auf das alte Jahr zurü>bli>en, wenn wir die fdjrect-lihe Zerſtörung von Gut und Eigentum, das Blutvergießen, den Haß und die Feindſchaft, die in die Herzen gepflanzt iſt, uns vor die Augen ſtellen, wenn wir gedenken der Tauſende von Frauen, die Witwen, der Tauſende von Kindern,, die Waiſen geworden ſind, die den Ernährer verloren haben, dann will Entſeßen unſer Herz ergreifen. Uns hat Gott in Gnaden vor dem Krieg bewahrt. Wohl haben auch wir unter ſeinen Folgen zu leiden, aber den Krieg ſelbſt hat Gott von unſern Grenzen ferngehalten. Haben wir uns das verdient? Sind wir beſſer als die Völker, die unter dem Krieg ſeufJn Gnaden. hat uns Gewißlih niht. zen? Gott bewahrt.“ Er hat es getan aus lauter väter-
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1915.
Timmer
1.
licher, göttliher Güte und Barmherzigkeit, ohne alle unſer Verdienſt und Würdigkeit. Vergeſſen wir es niht, dem HErrn an dieſer Sahreswende und" das ganze neue Jahr hindurch dafür zu danken, niht nur mit Worten, ſondern aud) mit der Tat, und dah wir
um
ſo treuer Gott dienen und ihm gehorſam ſind. Kriege, auch geredjte Kriege, die cin Volk führen muß, fic) frevler Feinde zu erwehren, ja ſelbſt fiegreiche Kriege find eine furdtbare Heimſuhung und Zuchtrute Gottes. Gott ſtraft die Völker, wenn er Krieg über ſie kommen läßt. Er ſtraft ſie um ihrer Sünden willen, wegen ihres Abfalls von Gott und ſeinem Wort. Wer will ſagen, daß jene Völker den Krieg niht verdient haben, daß niht aud) wir es verdient haben, daß Gott foldje und ähnlihe Ge- . rite über uns kommen ließe? Die leßte und eigentlihe Urſache jedes Krieges iſt die Sünde der Leute. Gabe es keine Sünde in der Welt, ſo wäre aud) der Krieg unmöglih. Die Sünde iſt der Leute, auh Aber indent Gott der ganzer Völker, -Verderben. HErr foldje Strafen über die Völker ſendet, will_er fie dadurd) zur Buße rufen. - Sie ſollen erkennen, wohin die Sünde führt. Sie ſollen aufwachen aus dem Schlaf der Sicherheit, fic) demütigen vor ihrem Gott und ſein Antliÿ wieder ſuchen, daß Gottin Chriſto ihnen wieder gnädig ſei. Auch uns will Gott Durd) dieſen fdrecdlidjen Krieg, von dem wir leſen und hören, zur Buße rufen. Er ruft auch uns zu: „Beſſere dich, Jeruſalem, ehe fic) mein Herz von dir wende, und id) did) zum wüſten Lande mache, dar- © innen niemand wohne.“ (Fer. 6, 8.) Laſſen wir