Missions-Taube 1896

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Missions-Taube.

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Viele blieben in den Häuſern und hofften, ſie würden dort dem allgemeinen Blutbade entgehen. Aber die Feinde

ſtand ſie am Eingang ſeines Hauſes. Als die Miſſion kam, dachte er nicht daran, ſein heidniſches Weſen abzulegen, aber

drangen

wurde

die Lehrer ſah er als ſeine Kinder an und bewies beſonders

fortgeſhleppt, jeder Paithana-Mann ermordet. Dann wurde das ganze Dorf angezündet, Todte, Verwundete und Lebende verbrannten in dem Flammenmeer. Trunken von Sieges-

dem Miſſionar Chalmers eine rührende Anhänglichkeit. Jn dem Dorfe Kalo waren einſt mehrere Lehrer ermordet

beladen mit reicher Beute,

kehrten die Rächer

heim.

Das ift nur ein Beiſpiel der grauſamen Kriegszüge ; ähnlihe Raub- und Rachezüge fanden ehedem in jedem Jahre ſtatt. Gegenüber dieſen friedloſen Zuſtänden treten die ſegens-

reichen Wirkungen der Miſſion am auffälligſten zu Tage. Für die kriegeriſchen Kannibalen iſt das Evangelium beſonders zu einem Evangelium des Friedens geworden. Die Miſſionare haben es immer für eine ihrer erſten und wichtigſten Aufgaben gehalten, Frieden zwiſchen den feindſeligen Stämmen zu ſtiften. Die Eingebornen ſelbſt ſehen die Miſſionsſtationen als neutrales Gebict an, wo fie friedlich zuſammenkommen können. Wenn neuerdings ſo viele Ortſchaften um Lehrer bitten, fo geſchieht es zunächſt meiſt nicht aus dem Verlangen nach Gottes Wort, ſondern in der Hoffnung, durch eine Miffionsftation in ihrer Mitte Schuß gegen kriegeriſche Ueberfälle und friedliche Zuſtände zu erhalten. Und vie ſehr ſehnen ſich die friedloſen Papua darnach!

An

der Küſte iſt es, fo weit der Einfluß der Miſſion reicht, ſhon viel beſſer getvorden. Die Kriegswirren nehmen ab, die Menſchenfreſſerei hört auf. Die Männer können jest unbewaffnet nad) ihren Pflanzungen gehen. Selbſt die Frauen dürfen es wagen, allein durch Feld und Wald zu wandern; noch vor wenigen Jahren

wäre das nicht räthlich geweſen.

Ju den Gotteshäuſern ſicht man alte, ergraute Krieger ſiben und fic) vor dem Gottesivorte demüthig beugen. Da ift z. B. Aruako, einſt ein gefürchteter Räuberhauptmann des Motuftammes; er pflegte jede, auch die leichteſte Veleidigung gründlich zu beſtrafen. Zahllos waren ſeine Naubzüge, und nie fehlte es ihm an Theilnehmern, denn ſeine Führung verbürgte reiche Beute. Sein Geſichtsausdru> iar hart und abſtoßend, als ob er immer verdroſſen iväre. Der Miſſion ſtellte er ſich im Anfang feindlich entgegen. Aber vor einigen Jahren fing er an die Gottesdienſte zu beſuchen, bald gewann er ein lebhaftes Jntereſſe, der Wunſch erwachte in ihm, ein neues Leben anzufangen. Jeßt iſt er ein bekehrter Mann. Sein harter Geſichtsausdru> ift verſchwunden, nur ein entſchloſſener Bli> iſt geblieben. Gr iſt jest ein Mann, der das Rechte zu thun ſucht — ein lebendiger Zeuge von der Macht des Evangeliums. Eine andere anjiehende Erſcheinung ift Koapena, der Häuptling des Aremaſtammes. Es iſt eine ſtattliche Figur, | ein wahrer Herkules, jede Muskel ſcharf hervortretend, ſeine Haltung iſt ſtolz, als wenn er ſich ſeiner Macht bewußt wäre. An ſeinem Körper hat er mehr als 50 Tättowirungen, Zei-* chen, daß er und ſeine Leute mchr als 50 Männer, Frauen und Kinder erſchlagen haben. Eine gewaltige Keule diente ihm dazu, nur er hatte die Kraft, ſie zu führen. Warnend

worden. Die bei Koapena ſtationirten Lehrer fürchteten ein gleiches Schickſal und zogen es vor, ſich durch die Flucht zu

retten. Da gab er den Vefehl, daß niemand fid) unterſtehen ſolle, auch nur ihre Häuſer zu betreten. Als nach vierzehn Tagen noch alles ruhig geblieben war, wagte Chalmers Koapena aufzuſuchen. Er fand ihn auf der Plattform ſeines Hauſes,

doch wandte er ſich nicht nah ſeinem Beſucher

um, bot ihm auch keinen Willkommensgruß. Als Chalmers näher kam, da konnte das warme Herz dieſes Wilden nicht widerſtehen, er kehrte fic) um und begrüßte den Miſſionar mit den Worten : „O Tamet, wie thöricht biſt du geweſen ;

aber komm.“ Damit ſchlang er ſeine Arme um des Miſſionars Hals und fuhr in vorwurfsvollem Tone fort: „Tamet, du hätteſt mir deine Kinder anvertrauen ſollen; du iveißt, daß niemand, der zu dir gehört, bei mir beleidigt werden wird.“ Sie gingen beide zuſammen nach der Lehrerwohnung, ſie war nicht berührt, auch nicht der kleinſte Gegenſtand war entwendet. Koapena iſt noch kein Chriſt, aber er ift auf dem Wege es zu werden. Sogar über den engen Wirkungskreis der Miſſion hinaus iſt ihr Friedenseinfluß gedrungen. Der Name „Miſſionar“ iſt der beſte Reiſepaß, mit dem man bis weit ins Snnere reiſen kann. Einmal fielen zwei Weiße in die Hände der Kannibalen,

einer wurde

ermordet.

Als man den andern

auszog, ſah man auf ſeinem Arme ein geäßtes Kreuzeszeichen. Man erinnerte ſich, dieſes Zeichen auch bei einem Miſſionar geſehen zu haben. Daraus folgerte man, dieſer Gefangene ſei auch ein Miſſionar, und ließ ihn ungefährdet ziehen.

Nadridfen über die Negermiſſion zu Meherriu, Virginia. Was Zahlen anbelangt, iſt hier, ſeit meinem lesten Bericht, keine beſondere Veränderung eingetreten. So ſollen denn auch diesmal keine Zahlen angegeben werden, ſondern ein kurzer Ueberblick, und das nicht hauptſächlich von dem, ivas hier bereits erzielt, ſondern ivas zu erzielen iſt. Der treue Heiland hat ja unſere Arbeit an dem armen, verivabhr= loſten Negervolk dieſer Gegend allerdings über Bitten und Verſtehen geſegnet, er hat uns einen Sieg nach dem an- * dern gegeben.

Unſere bitterſten Feinde

hat er in dankbare

Freunde verwandelt ; aus todten Namenchriſten hat er lebendige Kinder Gottes

gemacht

und dadurch

ſeines Namens

Ehre und das Heil der armen Sünder unter uns mächtiglih gefördert. Die Stimme ſeines köſtlichen Evangeliums bricht fic) immer weiter Bahn;

Menſchenlehren- miiff ender

reinen Lehre des Wortes Gottes, wenn auch langſam, doh beſtändig weihen. Wir haben alſo durch Gottes>Gnade [E

ruhm,

in die Häuſer ein, jeder Werthgegenſtand

Ft SEN.

Die


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