Missions-Taube 1880

Page 1

Die Mliffionsfaube. Nachrichten aus

dem

Miſſionsgebiet der Heimath +

und des Auslandes.

ee

Herausgegeben von

der

Ev.-luth. Synodalconferens von Nordamerika. on --

Jn deren Auftrag redigirt von

P. F. Lohner und P. C. F. W. Sapper.

Zweiter Jahrgang.

St. Louis, Mo. Druderei

des

„Lutheriſhen 1880.

PÚYITIL

Concordia: Verlags“.



| Z|

|

Suhaltsverzeid nif. Januar.

Seite

Pſalm 67.

1

Vorwort .. Die Zulus Tripaty ... sions es Gaben fiir Miſſion...

2 6 9 - 11 - 12

Februar. ETOS

ZIEGER

in Super, EDUC

in Hausgottesdienſt in Japan... Mate Ne eini ſion LLE Mijfionsnadhricht.. Vermiſchtes. E Gaben für Miſſion...

ATOS

4

CPSI TCI ATI

ILA E

AS

24

Vorwort ...... cessesesscoccestressensesepecasnaancceners cooscerocco EE AST GERE cok Jndianer ſuchen deutſche Anſiedler. «a. oernan canne rarer Die armen Gndianer..... Ueber Englands Verhalten gegen die Zulu-Miſſion Mi RN — Sonderbares-Cxamen für einen, Mijjionseifer der alten Kirche COCACOLA Aufruf. — Anzeige. — Milde Gaben für Mijfion........ EAT

April.

:

| | Ff 3 ed

:

Methlatahtla und Fort Simpſon... cononoccnoentonocontonmn cenpepconqncacnoos CONCETTO LS

Ein heidniſcher Betort auf Madagaskar. eo Die Miſſion in New Orleans..... Miſſions - Zeitſchriften... Abordnung von Hermannsburger Miſſionaren für Jndien. Miffionsnadhridten. — „Jeſuwider“ am Hofe Mteſa's.. unger nach Gottes Wort......... CODECS

_

Édle Liberalität... ©

Ein Judenmiſſions - Verein. — Gaben für Miſſion...

H ten aus der ION...

Lieb

aE

zu Gotte Wer will helfen

Gaben fü

?.

e Süd| ‘

|

“| O

|


santa Seite

3 uli.

73

Methlatahtla und Fort Simpfon.......eeeeesceceseerrerererereereereerssreees on

Unſere Negermiſſion.….………....-

Aus China. — Auſtralien - Jnſeln durch die Predig Ein Augenzeuge von dem, was auf den Fidſchi

78

80

aria

i

ere earn carcere ereenrere E +-+... ausgerichtet worden iſt

82

83 84

.

Südafrika. — Augsburgiſche Confeſſion und Heidenmiſſion. Gaben für Miffion......cccececcseeseessresecsseeceeseeeesnscersensssesserscsseeseeesee

Auguſt.

Die Religion der Chinefer....esrecccsecrcseereeessessrsseaescrneensrsensreneentesceeenceeeesseesetees

85

Gaben fix Miffion.......seccssceccssccescessecsnsecsercseseseeesessennsscsrsessesenseeeseeeesereeenees

96

Daß die Heidenmiſſion ein gottgefälliges und ſegensreiches Werk ſei es ceeceees lee die Arbeitsſcheu des Yrdiamersy?.......ceceeseereressesee Li Hang T[MANg....eeeeesserereseesereereeers Williams auf Tutuila. Miſſionar Aus Neuſeeland...

:

September.

Die Religion der Chineſen... CONTEA 0 Unſere Negermiffion.........-..-----Kleine Bilder aus der Heidentvelt....... Mon tof und andere Unkoſten.

Aus Oſtindien .......eeceerececsssseerecereeecsceenseeeeees Die Jndianerbevölkerung von Britiſch - Nordamerika...

Wie ſophiſtiſche Hindus ihren Gößendienſt vertheidigen . oe rar enreerrarecenrrr n.. eee ereaerearerreerr Gaben für Miſſio

90 02 9. 94 9D

-fin

97 - 101 - 105 - 105

106 107

. 107 «….. 108

Die Religion der Chineſen

ras) aus UGANDA.....ceceeescrrerrrrrssseereeee _— o D Aus dem Jahresbericht der Leipziger Miſſions-Geſellſchaft an aca are iaunanenes conseeesceusescuseesaagss 118 SEE Miffionsfeft.........seeseeceeeeeee ena PETAR see 119 Examina bei der Miſſionspredigt in China. Gaben für Miſſion... ceececcessccecenecescesseeeeeceseesenscssesereceesesensseessecesaseseeeneces 120

November. seveceeee 121 Mus einer chineſiſchen Strafpredigt an Alle, die es angeht...

Einer von den rechten Leuten... Ein Chineſentempel mit 500 Gößen Zeugniſſe für die Miffion....... Ein SEEG Mandarin...

errer

Miſſionsnachricht. — Buchangeige.......ccessecccsccssseeceseeeeeececeeeeses EE

earnereee 125 - 131

COCIDOS 132

Aneityum .......sreeeveee Ein Zeugniß für die Gaben für

Miſſion...

cot

fel

Ueber das Miſſionswerk des General C Unſere Iegermiffion.... Ordinationsanjcige. — Er _Rundſchau auf dem Felde der Miſſion

E TNA: Leti 14

December. Die erſte lutheriſche Yrdianermtiffion.....cerceeeceressecesreeesseeserserecesccscsrseeseseenensseaes 133

| | |

4

À

4


ie ice N Nachrichten aus dem Miſſionsgebiet der Heimath und des Auslaudes. Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferenz von Nordamerika. Jn deren Auftrag redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered

2. Jahrgang.

at the Post Office at St. Louis,

Januar

Pſalm

Mo.,

as second-class matter.

1880.

67.

Gott ſei uns guüdig und ſegue uns; Er laß uns Sein Antliß leu<hten, Sela, Daß wir auf Erden erkennen Seinen Weg, Unter allen Heiden Sein Heil.

Es danfen dir, Gott, die Völker; Es danken dir alle Völker. Die Völker freuen fid) und jauchhzen, daß du die Leute recht rihteſt,

Und regicreft die Leute auf Erden, Sela. Es danken dir, Gott, die Völker;

Es danken dir alle Völker. Das Land gibt fein Gewähs. Es ſegne uns Gott, unſer Gott, Es ſegne uns Gott, Und alle Welt fiirdhte Jhn. Ehre ſei dem Vater und dem Sohne

Und dem Heiligen Geiſte,' Wie cs war im Anfang, jest und immerdar Und bon Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

‘Nummer

1.

©


a

„Die

MiffionsStaube.”

Worworft. So hat denn nun die „Miſſions : Taube” ihr erſtes Jahr glücklich vollendet. Ueber Erwarten hat ihr der HErr innerhalb und außerhalb der Synodal-Conferenz die Thüren geöffnet, indem Er ſchon während ihres erſten Jahreslaufes der Leſer Zahl bis zu 13,000 wachſen ließ. Dem HErrn ſei Lob und Dank für Alles.

Seine Hilfe, Sein Segen ſei mit der „Miſſions-Taube“ auch in ihrem zweiten Jahresflug, den ſie in Seinem Namen mit der heutigen Nummer beginnt. 4 Mit Ausnahme eines Bildchens, das fie von jest ab dann und wann mit erkflärendem Texte bringt,

wenn

ſchon in Folge

ihres billigen Preiſes,

ungeachtet

ihrer bedeutenden Leſerzahl, die Einnahmen noch nicht an die Auslagen hinanreichen, wird fie in der angefangenen Weiſe fortfahren. Sie wieder über „unſere Negermiſſion“ berichten. Und o, recht Vieles und recht Erfreuliches von derſelben zu berichten aud, daß der HErr der Ernte für dies uns vorläufig. von

wird vorzugsweiſe möge fie da immer haben, namentlich Jhm angewieſene

Arbeitsfeld nod) einen Arbeiter um den andern auf unſer Gebet zuführt!

Sie

wird aber aud) nach wie vor wieder weit hinausfliegen in die Welt, um „Na ch-

rihten aus dem Miſſionsgebiet der Heimath und des Auslandes“ überhaupt zu bringen, wenn ſchon ſie abermals von fremder Arbeit nicht nur der rehtgläubigen Kirche überhaupt, ſondern auch der anderen, der falſhgläubigen Kirchen wird erzählen können. Welchen Standpunct ſie in Betreff der leßteren einnimmt, hat ſie bereits in Nr. 2 des vorigen Jahrgangs an dem Exempel der Väter dargethan. Was ihr nun aber bei dieſer ihrer Umſchau auf dem geſammten Miſſionsgebiet von Anfang an und je länger, je mehr vor“_ \<hwebte, darüber möchte fie ſih nun bei ihrem neuen Ausfluge näher ausſprechen.

Es war an einem Abend des Jahres 1705, als der gottſelige lutheriſche König Friedrich IV. von Dänemark nach geſchloſſenem Miniſterrath ſeiner Gewohnheit nah noch die während des Tages cingelaufenen Bittſchriften durchjah. Da kam ihm aud) die einer bedrängten Soldaten-Wittive vor, deren Gatte

und älteſter Sohn,

ihre beiden einzigen Ernährer, welche dem Könige in ſeiner

fernen oſtindiſchen Beſißung dienten, von heidniſchen Eingebornen in Trankebar waren erſchlagen worden. Wohl half -ein Federſtrih des Königs der Noth der Wittwe ab. Aber an der Bittſchrift wanderten des frommen Königs Gedanken

wieder nah Oſtindien und immer herzbewegender trat ihm über der Ermordung

A ad

Ba

“ Seele. „Den armen Sndiern muß das Evangelium gepredigt werden!“ rief er'aus und es erfüllte ihn dieſer Gedanke aufs neue ſo ſehr, daß er nod) zur Stunde ſeinen treuen Beichtvater, den Probſt Lütkens, zu fic) beſcheiden ließ. Hatte er doch bereits hon als Kronprinz ſich mit dieſem Gedanken getragen. „Wundert Euch nicht, daß id) Euch noch ſpät rufen laſſe“, ſagte er zu dem Eintretenden, „der HErr Himmels und der Erde bedarf Euer, durch mid) ergeht Sein Ruf an Euh.“ Darauf führte er den Greis an die Karte des Gebietes von Trankebar, und fuhr fort: „Dies Stig Land hat der HErr meinem

I

vor die

a UE BA

jener Beiden der geiſtlihe Jammer ſeiner fernen heidniſchen Unterthanen

bene, EOS LT

aes a

ed

ee


„Die

Miffionstaube.”

3

trefflidjen Ahnherrn, Chriſtian TV., in Beſiß gegeben. Jhr wißt, wie ich all jährlich Truppen ausfende, dasſelbe meiner Krone zu ſichern.“ „Herr Doctor“, fuhr er dann leiſer fort, „was meint Shr? Apoſtel will id) hinſenden, dem HErrn den Weg zu bereiten! Jch baue Leuchtthürme an die Küſten, damit die Schiffe keinen Schaden nehmen. Jch will aud) Leuchter aufrichten, damit meine armen Heiden an der Seele niht Schiffbruch leiden. Schafft mir dazu

Leute!“

Darauf antwortete der Probſt:

„Mein Herr und König, den Ge-

danken hat Euch Gott ins Herz gegeben. Er ſegne Euch reihli<h. Aber wen wollt Shr hinſenden? Wo iſt ein Paulus, der die Gefahren nicht ſcheut, die jenſeit des Meeres ſeiner warten?“ „Doch“, fuhr der Greis mit verklärtem An-

geſicht fort, „Einen weiß ih, der dem Nuf des HErrn folgt zu den Völkern, die im Schatten des Todes ſißen. Mein König, ſendet mid!” „Nimmermehr“, fiel ihm Friedrich ins Wort, „Jhr bleibt, Shr ſollt mir als Freund und Rathgeber zur’ Seite ſtehen. Shr ſollt Euer graues Haupt den Gefahren der Seereiſe nicht ausſeßen. Jhr ſollt Euere Geſundheit jenem gefräßigen Klima nicht zum Naube geben. Herr Doctor, ſchafft uns Leute. Bedenkt Euch ſelber und ſprecht außerdem mit dem Biſchof Bornemann von Seeland. Könnt Shr aber in meinem Reiche keine finden, fo ſollt Jhr nad) Deutſchland ſchreiben.“ Als nach etlichen Tagen Lütkens wieder zum Könige kam, empfing ihn derſelbe mit den Worten: „Jch habe ſhon auf Euch gewartet, wir haben ſchon zu lange geſäumt in fo hochnöthiger Arbeit. Habt Shr Arbeiter gefunden?“ Und als

dieſer verneinte, ſiel der König ein: „Das thut mir ſehr wehe, daß mein Reich keine ſolchen Rüſtzeuge Gottes hat. Das iſt keine feine Gottesgelahrtheit, in der keine Liebe für die armen verfinſterten Heiden lebet. Nun ſo ſchreibt nad) Deutſchland!“ Und ſiehe, dort fanden fic) durd) Ver-

mittlung Auguſt Hermann Franke's zwei ſolcher Mitftzeuge. Der eine war Bartholomäus Ziegenbalg aus der Oberlauſiß, der andere Heinrich Plütſchow aus Medlenburg. Am 29. November 1705 ſegelten Beide dem Heidenlande zu. Das war der Anfang der lutheriſhen Miſſion in Oſtindien, der Anfang der deutſchen lutheriſhen Heidenmiſſion überhaupt. Wir ſagen der deutſchen lutheriſchen Heidenmiffion; denn die Ehre, das dur<

die Reformation wieder gebrachte ewige Evangelium zu allererſt zu den Heiden getragen zu haben, gebührt allerdings unſeren nordiſhen Glaubensbrüdern : Dänen, Norwegern und Schweden. Schon im Jahre 1559 ſuchte König Guſtav Waſa von Schweden unter ſeinen hod) im Norden Norwegens wohnen-

den, bisher vernachläſſigt geweſenen heidniſchen Lappländern cine Miſſion zu gründen, die dann von dem großen Heldenkönig Guſtav Adolph, geſt. 1632, „noch kräftiger fortgeführt, hernad von dem genannten Dänenkönig Friedrich IV. unterſtüßt wurde und unter dem 1726 geſtorbenen norwegiſchen - Prediger Thomas

von

Weſten

in rechter Blüthe ſtand.

Und wer hat niht von dem

däniſch-norwegiſchen Prediger Hans Egede gehört, den die brennende Liebe zu den Heiden nicht mehr daheim ruhen ließ, ſondern im Jahre 1721 mit Weib und Kind nach den Cisgeftaden Grönlands trieb und der mit Recht der Apoſtel der Grönländer heißt ?

-


4

„Die

Miffionstaube.”

Spat alſo, ſchier am ſpäteſten hat fic) die Kirche des reinen Worts und Sacraments gerade von dort aufgemacht, wo ihre Wiege ſtand, wo ſie in ihrer erſten Liebe wandelte, wo ihre Segensſtröme friſch und rein und ſo mächtig nah allen Theilen der Chriſtenheit fic) ergoſſen. Als jene beiden erſten Männer aus der deutſchen lutheriſchen Kirche, Ziegenbalg und Plütſchow, auf den Ruf des Dänenkönigs ſich zu den Heiden Oſtindiens auf den Weg machten, waren es nahezu 200 Jahre ſeit dem Anfang der Reformation. Warum ſo ſpät? Hatte man denn in der Kirche der Reformation ſo lange der Heiden vergeſſen? Mit nichten! Hat nicht Luther als der Sänger am Reigen bereits im Jahre 1524 nach vorſtehendem Miſſionspſalm ſein herrliches Miſſionslied: „Es wollt uns Gott genädig ſein“ gedichtet, ja buchſtäblich durch Erfindung ſeiner Melodie im höhern Ton der Kirche vorgeſungen? Hat er nicht außer ſeinen Predigten am Himmelfahrtstage in der Kirhen- und Hauspoſtille von der Miſſionspflicht der Kirche mit gewaltigen Worten geredet, als er im Jahre 1530 den rechten Miffionspfalm, den kleinſten und doch den größten im Pſalmbuch, den 117. Pſalm auslegte? (S. Luthers Volksbibl. Bd. 3. S. 10 ff.) Und nach ihm thaten es Andere, wie cin Prätorius, Joh. Arnd, Val. Herberger, Heinrich Müller 2c. Ja, als es nun an der Zeit war, mit der Lehre Luthers hinaus zu gehen zu den Heiden, unter den Bekennern aber an die Stelle der erſten feurigen Liebe in der Reformationszeit Erſchlaffung und Läſſigkeit im Werk des HErrn immermehr trat, da rüttelten jene und andere Zeugen die Schläfrigen und Läſſigen. Sei es uns geſtattet, zwei folder Mahnungen hier anzuführen. Chriſtian Scriver, der bekannte Verfaſſer des „Seelenſchaßes“, fordert in dem 1675 gedrudten I. Theil desſelben in ſeiner Predigt über „die um Gott eifernde Seele“ von $ 25 an zur Prüfung des Chriſtenthums ſeine Zuhörer und Leſer auf und beginnt gleich mit der Prüfung des Miſſionseifers, indem er ihnen zuruft: „Jhr rühmt euch alle des Glaubens, allein wo ift die erſtgeborne Tochter des Glaubens, die eifrige Liebe? Was habt ihr bisher um Chriſti Ehre und Lehre willen gethan und gelitten? Sehet, es find nod) viel Ungläubige in der Welt, die Gott in Chriſto JEſu nicht ret erkennen, die den verführeriſchen Geiſtern anhangen und entfernet ſind von dem Leben, das aus Gott iſt, deren Verſtand verfinſtert iſt durch,die Unwiſſenheit und Blindheit ihres Herzens. Jch rede von den Heiden, Juden, Türken, Tartaren und anderen barbariſchen Völkern. Wie gedenket ihr an ſie? Und mit was für Ohren rnb Herzen pfleget ihr von ihnen zu hören? Entbrennet ihr aud) wohl im Geiſte, wenn ihr müſſet vernehmen, daß nod) fo viel tauſendmal tauſend Seelen auf Erden ſind, welche eueren und: ihren Erlöſer nod) nicht kennen, nicht ehren und anbeten? Rufet ihr Gott täglich an,

daß er fic) ihrer endlich in Gnaden erbarmen und fie aus der Finſterniß ans Licht, . “ aus dem Tode zum Leben bringen wolle? Sehnt fid) aud) wohl euer Herz, daß ihr ſelbſt, wenn's möglich wäre, wolltet ſolchen verblendeten Leuten Chriſtum predigen, wenn ihr hon Armuth, Ungemad, Schmach, Trübſal und den Tod darüber leiden ſolltet? Bittet ihr auh Gott, daß er treue, geiftreide und cifrige Leute erwe>en und ſie als Apoſtel zu folden Nationen ſenden und ſeines Sohnes Gnadenreid) unter ihnen


„Die

Miffionstaube.”

5

pflanzen und aufridjten wolle? D wie Wenige mögen fein, die hieran gedenken und fic) um ſolche Leute bekümmern! Es find leider die Chriſten emſig genug geweſen, durd) Schifffahrt, Handel und Wandel der Ungläubigen Länder zu beſuchen und ihr Gold, Silber und andere Schäße an ſich zu bringen. Wie wenig aber iſt man darauf bedacht getvefen, daß man ihnen den Seelenſchaÿ des Evangelii von Chriſto wiederum mittheilen möchte! Es haben Etliche den armen Leuten mit ihrem unerſättlichen Geiz und Golddurſt, mit ihrer Grauſamkeit und anderen Uebelthaten ein Aergerniß und Anſtoß geleget und ſie von Chriſto-abgeſchre>et, Etliche haben den chriſtlihen Namen auf eine Zeitlang und fo lange fie in ſolchen Landen geweſen, gar verleugnet, nur daß ſie frei darin handeln und wandeln und ihren Gewinn ſuchen möchten.*) Alſo haben fie bezeuget, daß es ihnen niht um die Seelen, ſondern um den Mammon zu thun ſei, daß es Gott erbarme! Nun, ihr chriſtlihen Seelen, erwäget hinkünftig die Sache fleißiger und betet mit mehrerem Nachdru> die Worte der Litanei: „Den Satan unter unſere Füße treten, treue Arbeiter in deine Ernte ſenden, deinen Geiſt und Kraft zum Worte geben, aller Menſchen did) erbarmen — erhöre uns, lieber HErre Gott!“ Bereits ein Jahrzehend vor Scriver, nämlich um das Jahr 1664, richtete in zwei Schriften ein öſtreichiſcher lutheriſcher Edelmann, Freiherr Juſtinian Ernft von Wels, an ſeine lutheriſchen Brüder die Gewiſſensfrage: „Jſt es ret, daß wir an allen Orten fo viele der Gottesgelahrtheit Befliſſene haben und ihnen dod) niht Anlaß geben, daß fie anderwärts in dem geiftliden Weinberge JEſu Chriſti arbeiten, fie aud) lieber mehrere Jahre auf einen Pfarrdienſt warten oder gar deutſhe Schulmeiſter werden laſſen? Jſt es ret, daß wir auf Kleiderpracht, Wohlleben, Luſtbarkeiten u. f. w. fo viele Koſten wenden, aber zur Ausbreitung des Evangeliums noch bisher auf keine Mittel bedacht geweſen ſind?“ Und gleichſam als Antwort auf dieſe Fragen machte er den Vorſchlag, eine „Jeſusgeſellſhaft“ zu gründen, welche die Ausbreitung des Evangeliums unter den Heiden fid) zum aus\chließlihen Bivede machen ſollte. Wir kennen beide Schriften freilid) nur aus dieſem Citat, das wir aber an drei Orten gleichlautend angetroffen haben. Wir wiſſen auch, daß dieſer Edelmann unter ſeinen Glaubensgenoſſen nur weniger Theologen Zuſtimmung, bei vielen aber Widerſpruch fand. Unter jenen befand fid) Spener, nur daß derſelbe die Miſſionsſache nicht zur Sache einer Geſellſchaft innerhalb der Kirche gemacht wiſſen wollte, ſondern zur Sache der Kirche ſelbſt. Wir fürchten auch, daß dem redliden Eifer dieſes Mannes manches Schwärmeriſche und Jrrige nicht ohne Grund zur Laſt gelegt worden iſt, und fürchten dies darum, weil er, als er ſich zuleßt in ſeinem Miſſionseifer allein gelaſſen ſah, zwar ſich in demſelben nicht beirren, wohl aber in demſelben verleiten ließ, Ordination und Ausſendung bei den Holländern zu ſuchen, um den Heiden in einer ihrer überſeeiſchen Beſißungen, in Surinam, ſelber das Evangelium predigen zu können. Aber immerhin iſt ſein Nuf ein Beweis, wie der Miſſions5) Wie heutzutage der für die Wiſſenſchaft Gewinn ſuchende, bei ſeiner gegenwärtigen afrikaniſchen Expedition aber ſowenig glückliche Reiſende Gerhard Rohlfs eingeſtandenermaßen gethan. : 5 : D. R.

| sca aie


as

6

„Die

Miffionstaube.”

gedanke aud) in den Herzen der Laien damals ſich regte, und zwar, wie es ſcheint, gerade in den höheren Ständen, wie z. B. bei einem Herzog Ernſt, dem Frommen, von Sachſen: Gotha, geſtorben 1675, der, wie ſchon der gottſelige Herzog Chriſtoph von Würtemberg 100 Jahre vorher, nicht minder mit treuem Eifer zur Miſſion unter den nichtchriſtlichen. Völkern aufforderte. Nicht alſo der Mangel an Miſſionsſinn, an Kraft des Glaubens und Jubrunſt der Liebe war es eigentli, warum fo ſpät gerade die deutſche lutheriſche Kirche dazu kam, als ſolche Hand ans Miſſionswerk zu legen. Nein, es war allein theils die Arbeit im eigenen Hauſe, die ihr nicht nur in der Reformationszeit, ſondern auh noch nach derſelben alle Hände voll zu thun gab, theils aber aud) und vornehmlich der Mangel an Gelegenheit, zu den Heiden zu gelangen. Davon und das Uebrige noch in nächſter Nummer. Se in

Die

Sulus. Durch die raſh aufblühende engliſche Colonie Natal von dem

ſüdlichen Kaffernlande getrennt, erſtre>t ſich nordwärts längs derſüdafrikaniſchen Oſtküſte hin das blutbefle>te Zululand. Hätten wir bald nad) Beginn unſeres Blattes dieſe Zeilen geſchrieben, ſo hätten wir wohl für „Zulu-

land“ das Wort Zulu rei < nod) gebrauchen müſſen ; denn obwohl das Zuluvolk ſchon ſeit 1872 die Engländer als ſeine Lehensherren hatte anerkennen müſſen, ſo hatte es ja deren Joch zuleßt abzuſchüt-

teln verſucht und ſchien es ja aud anfänglich, als ſollte es ihm mit dem Wiedererringen ſeiner Selbſtändigkeit gelingen. Die Leſer wiſſen'ja aus den weltlichen Zeitungen und zum Theil auch aus

der Juli-, Auguſt- und Septembernummer des vorigen Jahrgangs

unſeres Blattes

von dem

leßten ſhre>li<hen Kampf der Engländer mit den Zulukaffern unter ihrem König Cetſchwajo. Der Krieg iſt nun zu Ende., Die Engländer ſind endlich die Sieger geblieben. Cetſhwajo iſt ihr Gefangener. Bis auf weiteres kann von einem Zulurei < nicht die Rede fein.

| | | |


„Die

Wenn

Miffionstaube.”

7

wir nun, da wir unſerem Blatte aud) manchmal

ein Bildchen bei-

geben wollen, mit Vorführung des Conterfeis eines Zulukriegers den Anfang machen, fo wird es unſern Leſern ja nicht unlieb fein, von dieſem merkwürdigen Heidenvolfe Afrika's etwas zu hören, zumal es der Gegenſtand der Miſſionsthätigkeit auch der lutheriſchen Kirche ſhon vor dem Kriege war und fernerhin bleiben ſoll, fo ein ſhwerer Schlag dieſelbe aud) durch dieſen Krieg und ſeine Folgen getroffen hat. Die Engländer, welche fic) auf [dine Menſchen etwas verſtehen, ſollen vom Zulu zu ſagen pflegen: „Jeder Zoll ein Gentleman.“ Und ja, nach allem, was man lieſ’t und auf Abbildungen ſieht, iſt wohl das Zuluvolk der ſhönſte Menſchenſchlag der afrikaniſchen Raſſe, der prächtigſte Stamm der Kaffern nach Leib und nach Geiſt. Zwar ganz jung hat der Zulu-Kaffer noch keinerlei Schöne dem

im „Deutſchen Volksfreund“ mitgetheilte Beiſpiele. „Eines Tages“, erzählt er, „ſah id) meinen Kaffern Thaba im Regen eine Mahlzeit einnehmen, dicht vor der

offenen Küchenthür.

„„Warum

gehſt du nicht in die Küche?““,

frug id) den

Knaben, und er antwortete: ,,,, Weil der Zulu-Boy drinnen ift, und der erlaubt?s nicht, daß id) unter demſelben Dade mit ihm meine Suppe auslöffle./“ So ſtolz und prahleriſh der Zulu ijt, ſo offen und männlich ift er aud; denn von unſerem Holländer erfahren wir, daß er Fehde ſeinem Feinde mit den Worten an-

ſagt: „Morgen früh werde ih kommen, um dich aufzufreſſen; wehre dich, wie du kannſt.“ Tapfer im Kriege bis zux Tollkühnheit, hat er zugleich eine ſolche Ausdauer, daß ihm es für nihts Sonderliches gilt, 24 Stunden ohne Raſt und obne

Speiſe und Trank zu laufen. ſeinen großen Hang

Wie freiheitlicbend er von Natur iſt, alſo, daß er

zur Unabhängigkeit

ſelbſt als Chriſt

nicht reht verleugnen

kann, illuſtrirt von Hogendorp, indem er erzählt: „Jch hatte einen Diener, der Zulu und zugleich Chriſt war. Dieſen fragte ih, was er im Himmel erhoffe? „Nun“,

erwiederte er, ,,,,id) habe hier auf der Erde zwei Herren, Sie und den lie-

ben Gott, im Himmel nur einen, denn wenn man Sie hinein läßt, ſind Sie nicht mehr, als ic.” Gleich dem alten Spartaner aber gilt ihm Stehlen für keine Sünde und unähnlich dem Spartaner eben ſo wenig das Saufen, beſonders aber ſeit er den ſtarken Rum gekoſtet hat, der von den Europäern in Natal fabrizirt wird.

SEMINARY

LIBRARY

eines Malers um die Schultern wirft. Jn dieſer körperlihen Schönheit und Stärke findet wohl ſeine natürliche Erklärung das Bewußtſein der Ueberlegenheit, mit dem der Zulu ſtolz auf Kaffern eines anderen Stammes herabſieht, und das Beſtreben, fie zu unterdriiden. Ein Holländer, Friedrich von Hogendorp, der ſich lange Zeit in Süd-Afrika aufgehalten hat, charakteriſirt die Zulus durch etliche,

CONCORDIA

Geſtalt von athletiſchen Formen, glänzend ſhwarzer Haut und wohlgebildetem Angeſicht. Wie er als Krieger gekleidet iſt, ſieht der Leſer hier theilweiſe im Vilde. Zu ſeinem Kriegsfdymuc gehörte außer dem Speer urſprünglich auch ein großer Schild, mit dem er ſih gegen Hieb, Stoß und Geſchoß zu de>en pflegte, bis ſeine Hand mit dem Feuergewehr bewaffnet wurde. Sonſt beſteht ſeine gewöhnliche Kleidung nur aus einem Thierfell, das er aber mit dem Verſtändniß

PRITZLAFF MEMORIAL

Leibe nach, denn auf zwei mageren Veinlein ruht ein di>es Bäuchlein. Aber laß ihn erſt das 15te, 16te Jahr erreicht haben! Dann ſteht vor dir bereits eine


8

„Die

Miffionstaube"”

Bis zum Jahre 1872 beherrſchte das große Zulureich der alte König Panda, ein ect afrikaniſcher Despot, unter dem das Leben ſeiner Unterthanen fo unſicher war, daß man nicht begreift, wie der ſo ſtolze, freiheitliebende, kampfesluſtige Zulu ſi unter ſein Tyrannenjoch beugen und ſein Heimathland fo lieben konnte. Aber Panda war ja Zulufürſt! Als nach ſeinem Tode ſein Sohn, der dem Leſer nun bekannte König Cetfdivajo, die Regierung antrat, lud er den engliſchen Commiſſär Shepſtone zu ſeiner Krönung ein, ließ ſich ſogar als Lehensmann von ihm krönen und ging Bedingungen ein, wie die, nad) Geſetzen zu rez gieren und ohne Zeugenverhör kein Urtheil zu ſprechen. Aber bald kehrte er die Natur eines afrikaniſchen Tyrannen heraus, der zugleih aud) auf Krieg ſann, wie immer alle Anzeichen darauf hinzudeuten ſchienen. Als der Krieg der Transvaal-Bauern gegen den Kaffernkönig Sekukuni ausbrach, gab Cetſchwajo

zuerſt nur ſtrengen Befehl, daß Jung und Alt fid) mit Schießgewehren verjehen müſſe; ſelbſt. Mädchen mußten ſchießen lernen. So kamen über 20,000 Gewehre ins Land und die Zulus wurden fid) ihrer Kraft bewußt. Zugleich fing der König an, alte Unſitten mit neuer Energie aufrecht zu erhalten, ja, nod) zu vere ſchärfen. Namentlich befahl er, daß alle Jungfrauen von 18—20 Jahren ſeinen verdienteſten Kriegern vermählt werden ſollten. Kein Zulu durfte fid) mehr nad eigener Wahl verheirathen. Jedes Mädchen hatte zu dem Manne zu gehen, dem ſie der König zuwies, d. h. zu irgend einem, der ſchon cine oder mehr als eine Frau hatte, wollte ſie nicht als Widerſtrebende a) altem Zulubrauch erſchlagen werden. Unter ſeiner Tyrannei hatte denn auch je länger je mehr die hon unter

ſeinem Vater 1849 durch die Norweger, 1858 durch die Hermannsburger und 1860 durch die’ Englander begonnene Miſſion zu leiden. Als nach Jahre langer, ſcheinbar vergeblicher Predigt des Evangeliums es endlih dod) Haupt: linge gab, welche der neuen Kunde von Gott und ſeinem Gnadenrath Gehör liehen, ſo ſhraken fie dod) alle vor der ſichtlihen Unmöglichkeit

zurü>k, fid) dem

Bann des Volksgebrauchs und des tyranniſchen Regierungsſyſtems zu entziehen. Selbſt auch den Beſſergeſinnten war der Gedanke daran unerträglich und ſcheu

gingen ſie den Miſſionaren aus dem Wege. Die wenigen Chriſten auf den Stationen duldete man als Leute von keinerlei, wenigſtens keinem gefährlichen Einfluß. Zwar ſtellte Cetſhwajo fid) bei alledem nod) immer gut mit den Miſſionaren ſelbſt, aber nur, weil fie zu mangherlei zu gebrauchen waren. Ein blutdürſtiger Feind des Chriſtenthums war er doch. “Als daher endlich die Erſtlingsfrüchte des harten Bodens fid) mehrten, als allein auf der norwegiſchen

Station Ekjowe auf einmal 12 Zulus die Taufe begehrten, da hieß es, der König werde böſe ſein, wenn fo viele ſeiner Leute ihn verlaſſen. Und wirklich, als Miſſionar Gunderſen von der norwegiſchen Station Jmfule Hilfe bei dem Könige ſuchte, weil Samuel, einer der dortigen Chriſten, um ſeines Glaubens willen erſchlagen werden ſollte, mußte er von dem Zulufürſten die Erklärung

hören: Soldaten (d. h. alle Männer) ſeien des Königs Eigenthum.

Er könne

nicht zulaſſen, daß fie fic) ſeinem Dienſt entziehen.

Soldaten dürften nun eine

mal nicht zu dem „Volk des Glaubens“ gehören.

Und fo kam es denn wirkli


„Die

Miffionstaube”

9

zum Martyrium, wie davon cin Eingeſandt in Mr. 7 des vorigen Jahrgangs der „Miſſionstaube“ ein Beiſpiel brachte. Und nun brach endlich der Krieg aus, der durch Vernichtung von 13 Stationen namentlid) die Hermannsburger Miſſion wohl am härteſten getroffen hat. Doch Gott hat gerichtet. Cetſhwajo mag in ſeiner Gefangenſchaft nun

darüber nachdenken, was es heiße, aud) über die Zulus den nicht König ſein zu laſſen, zu dem der Vater nach Pj. 2. geſagt hat:

„Heiſche

von mir,

ih

und

Welt

dir

die

Heiden

zum

Erbe

geben

der

ſo will

Ende

zum

Eigenthum“, deſſen Neich aber nicht ift von dieſer Welt und vor dem daher Cetfdiwajo um Thron und Kron: nichts zu fürchten gehabt hätte. Aber möchten den. doch ja auch die Sieger nicht mit ihrer Eroberungspolitik und gegenüber dem Chriſtenthum mit ihrer Neutralitätspolitik wider fid) bekommen. Wir leſen nämlich ſoeben in der „Germania“ folgende niederſchlagende Mittheilung: „Den Miſſionaren im Zululande ſind die Bedingungen mitgetheilt worden, unter denen ihnen fernerhin die Anſiedlung in den betreffenden Bezirken geſtattet werden ſoll. Es ſoll ihnen fortan nicht erlaubt ſein, Grundbefif zu erwerben oder Viehhandel auf ihren Stationen zu betreiben. Eine deutſche Miſſionsgeſellſchaft hat, wie engliſche Zeitungen berichten, an Sir Garnet Wolſeley eine Petition gerichtet, .ſie für den Verluſt ihrer zerſtörten Stationen, die ſie auf den Vorſchlag von Sir Theophilus Shepſtone räumte, ſchadlos zu halten. Sir Garnet hat das Geſuch

abſchläglich beſchieden, mit dem Bemerken, daß, da der Aufenthalt der deutſchen Miſſionare

im Zululande

nur ein freiwilliger war,

er keine Gründe für die Er-

füllung ihrer Bitte ermitteln könne.“ Nachſchrift. Vorſtehendes war ſhon auf dem Weg zur Preſſe, als wir im Readinger „Pilger“ Folgendes fanden : „Der engliſche General hat das Land in 13 kleine Staaten unter Häuptlingen eingetheilt und dieſen Häuptlingen iſt es

frei geſtellt, Miſſionaren den Aufenthalt in ihrem Bezirke zu geſtatten, oder zu verweigern. Auf den Schuß der engliſchen Regierung dürfen fid) die Miſſionare nicht mehr jtiigen. Der General gibt ihnen den hämiſchen Rath, alg Hauſirer durchs Zululand zu ziehen, denn um ihrer Töpfe und Knöpfe und Nadeln willen würden ihnen die Leute vielleiht erlauben, nebenbei von der driftliden Religion zu erzählen.“ Fürwahr empörend! Nun, der im Himmel wohnet, wird fid) der Miſſion annehmen und Sir Wolſeley und ſeiner Engländer aud) ſpotten ere <p — -

(Eingeſandt von P. Sievers sen.)

Tripaty. Nach Mittheilungen des oſtindiſchen Miſſionars J. Wörlein.

Tripaty,

fo heißt die jüngſte der Hermannsburger

Miſſionsſtationen

im

Telugulande. Obgleich der Ort nur ein Landſtädthen von ungefähr 12,000 Einwohnern iſt, fo hat dieſer Name dod) fo viel Gewalt über die Hindus im großen Jndien, daß beim Nennen desſelben Jeder erregt wird; denn Tripaty oder,


4

10

„Die

Miffionstaube.”

wie es cigentlid) heißt, Tirupati = „heiliger Herr“, ift ein berühmter Wallfahrtsplay. Es gibt unter den etwas wohlhabenden Hindus kaum einen einzigen, der in ſeinem Leben nicht wenigſtens cin Mal dieſen Ort beſucht hätte. Aus weiter Ferne, oft Monatelang den Straßenſtaub ſchlu>end, fommen täglih Jahr aus Jahr ein gegen 500 Pilger in Tripaty an. Auf ihren Geſichtern kann man die Begeiſterung leſen, wenn ſie der heiligen Berge anſichtig werden, nach denen ſie ſich vielleicht ſhon Jahre lang geſchnt haben. Die Meiſten gehen die weite Reiſe hierher, um ein Gelübde zu erfüllen, welches ſie vielleicht ſhon als Kind gethan haben. Beſonders opfern die Frauen, welche kinderlos ſind, dem Gößen Vankataswaruda, der zu Tripaty reſidirt, ihre Haare. Sobald die Pilger am Fuße des erſten heiligen Berges die Pagode betreten, erhalten ſie einen fühlbaren Schlag auf eine Backe mit einem großen Schuh; die angeſtellten Barbiere raſiren unter Ach und Weh der armen Leute ſie ganz kahl. Faſt lauter Kahlköpfe kommen von den Bergen herab. Jeder Hindu, der in Tripaty geweſen iſt, ſeine Gelübde bezahlt hat, in allen heiligen Teichen fic) wuſch und den Worten der Braminen lauſchte, hat ſich ſeiner Meinung nach ein ſehr großes Verdienſt erworben. Sehr oft ſah ih deshalb große Unzufriedenheit, ja Aerger auf den Geſichtern der Pilger ausgeprägt, wenn ih ihnen durch die Predigt des Evangeliums zeigte, daß all ihr Rennen und Laufen, ihr Kniebeugen vor Steinen und Waſchen in Teichen vergebliche Mühe ſei. Wer ſein ſelbſtſüchtiges, böſes Menſchenherz genau kennt, der wird ſolchen Aerger des Heiden über die beabſichtigte Vernichtung ſeines erhaſchten Verdienſtes leicht begreifen. Das Sehnen des ſündenbeladenen

Menſchenherzens nad) Vergebung,

nach Erlöſung drückt fic) aber auch zuweilen

auf den Geſichtern der Pilger aus. Eines Morgens kehrte id) von dem Eingangstempel, wo ih gepredigt hatte, auf den Pilgerweg zurü>. Da begegnete mir eine alte, abgehärmte, von tiefer Trauer erfüllte Frau, die buchſtäb-

lih den 1 engliſche Meile langen Weg von der Stadt bis zu den Bergen mit ihrem Körper maß. Sie warf fid) auf den Boden, blieb einige Minuten liegen, richtete fic) auf, machte mit erhobenen Händen eine Verbeugung nach den nahen Bergen hin, ging einige Schritte weiter und wiederholte ſtets dasſelbe Manöver.

Gerne hätte id) ihr vom Sünderheiland erzählt; ſie ſchien recht traurig zu ſein, “ allein ſie verſtand nicht Telugu und ich niht ihre Sprache; deshalb mußte ih ſchweigend vorüber gehen. — Ach, wie ſelig find dod) wir Chriſten,

die wir den

Mittler und Sünderheiland kennen, der jedes geängſtete und zerſchlagene Herz aufrichten und erqui>en kann. Viel Mühe, viel Geld läßt fids der umnachtete Heide koſten, um ſelig zu werden; wie oft beſhämen die armen Gößendiener mit _ ihrem Eifer uns Chriſten! Ju Tripaty leben gegen 1000 Braminen in Saus

und Braus von dem mit Schweiß und harter Arbeit erworbenen Gelde der Pilger. Bis vor ungefähr 6 Jahren-war es keinem Europäer erlaubt, die heiligen Berge dieſes Gößenpfuhls zu beſuhen. An dem Orte, wo das größte Heiligthum, eine folofjale Wifdnu-Figur unter vergoldetem Thurmdach ſteht, ſollen viele händliche Verbrechen ſtattgefunden haben. Da bis dahin fein ſtrafender Arm der engliſchen Obrigkeit dieſe Laſterhöhlen erreichen konnte, ſo wagte:es ein engliſcher Collector nach erwirkter Erlaubniß von der höchſten Regierung das erſte Mal, die


„Die

Miffionstaube”

11

Berge zu beſteigen. Als er vor dem vergoldeten Thurm ftand, fam die Nachricht, daß ſoeben auf dem Wege, auf welchem er den Berg beſtiegen hatte, ein Tiger einen Hirtenjungen zerriſſen habe. Der Collector lächelte und ſagte zu den Tempelbraminen: „Seht, euer Gott iſt ein Dummkopf, er hat ſich verſehen, ſtatt mich zu freſſen, hat er cinen ſeiner eigenen Leute getödtet.“ Man erwiederte ihm: Aber Sie kommen doch nicht lebendig den Berg hinunter! „So Gott will, nicht nur geſund hinunter, ſondern re<t bald wieder zu euh herauf“, ſagte der Engländer und empfahl ſich. Von jener Zeit an befindet ſich ſogar eine Polizeiſtation nächſt dem Wiſchnu-Heiligthum und die engliſchen Beamten beſuchen ungeſcheut den Play. — Dicht am Pilgerweg befindet fid) unſere höne Miſſionsſtation. Durch die Güte mehrerer Schleswiger Gemeinden konnten wir ſogleich eine geräumige Kirche bauen. Jm Thurme hängen zwei Glocken, die jeden Sonntag zweimal und in der Woche einmal die Bewohner der Gsgenftadt zum Hören des Lebenswortes einladen. Das Kreuz auf dem Thurm kann auch jeden Pilger an

das Wort vom Kreuz erinnern, welches er in ſeinem Dorfe oder anderswo gehört hat.

Der HErr

ſegne das gepredigte Wort

und

baue

neben

der Satansburg

Tirupati cine lebendige Gemeinde, die ihm diene in Heiligkeit und Gerechtigkeit. 0 ip —

———

Wiffionsnadrigten. Henry M. Stanley befindet ſich wieder in Afrika.

Der „Deutſche Volts:

freund“ vom 27. November v. J. ſchreibt : „Nachdem er im Anfange dieſes Jahres von Zanſibar aus mehrere nod) unbekannte Streden des öſtlichen Südafrika durch-

forſcht hatte, iſt er nochmals mitten durc den Continent bis zur Congo-Mündung und dort am 13. September, zwei Jahre und vier Monate nach ſeiner erſten Ankunft, angelangt. Er ſteht jest an der Spige einer mit reichen Mitteln verſehenen engliſchen Geſellſchaft, die ſih den Zwe geſtellt hat, die von Stanley entz de>ten Länder dem Handel zu erſchließen. Der große Reiſende ſelbſt ift

guten Muths und hofft, das Werk, für das er 15 Europäer und 100 Eingeborne mitnimmt, mit Gewalt der Wilden ſionar dem

werde gelingen. Er ſtellt den ſehr vernünftigen Grundfas nichts auszurichten ſei, ſondern man es verſtehen müſſe, das am Tauſchhandel zu we>en.“ Somit wird und kann hier Kaufmann auf dem Fuße folgen. Gott gebe aber, daß der

auf, daß Jutereſſe der Miſleßtere in

Verfolgung ſeiner Handelsintereſſen dem Evangelio des erſteren in ſeinem Lauf keinerlei Hemmniſſe bereite !

Japaneſen ſtudiren die Bibel. — Eine Geſellſhaft von 22 jungen Japaneſen verſammeln fic) wöchentlih

in dem chineſiſchen Miſſionshaus in San

Francisco, um die Bibel zu ſtudiren und ſi< über religiöſe Angelegenheiten zu beſprechen. (D. Vd.) Die Miſſion der Engliſchen Ausbreitungs3geſellſchaft hatte 1877 mehr eingenommen, nämlih 2,968,760 Mark.

als alle deutſchen Miſſionsgeſellſhaften zuſammen, ;


7

12

.

„Die.

Miffionstaube”

Türkei. Cin Privatbrief aus dem Dorfe Charpun, in den Gebirgen der mittleren Türkei, berichtet, daß in all den 60 Häuſern jenes Dorfes nicht eine Frau zu finden ijt, jung oder alt, welche and) nur das ABC kann. Dhne Gefahr des Widerſpruchs kann man behaupten, daß nicht Eine Frau je nur daran gedacht hat, daß ſie leſen lernen ſollte oder daß ſie dazu fähig ſei. Genau ſo ſteht es mit einem jeden der 16 moslemitiſchen Dörfer, die unter der Regierung des dort wohnenden Gouverneurs ſtehen. Der Stand der Frauen in den armeniſchen oder, dem Namen nach, chriſtlichen Dörfern ijt etwas, aber nicht viel beſſer. Wo die Miſſionare Schulen gegründet haben, hat eine große Anzahl Frauen leſen gelernt ; die Mehrzahl jedoch befindet ſich noch in der größten Unwiſſenheit. Und dasſelbe gilt geradezu von mehr als 9 Zehntel der Frauen im Junern der Türkei. Die moslemitiſchen Frauen ſind zum größten Theil ſo von der öffentlichen Geſellſchaft abgeſchloſſen, daß es einem Fremden nicht leicht iſt, fic) ein genaues Urtheil über ihren moraliſchen Charakter zu bilden. Daß fie fic) aber einer ſehr gemeinen und fhmugigen Sprache bedienen können und dazu einen großen Hang haben, iſt

jedem Bewohner der Türkei wohl bekannt. . (Eingeſandt.)

Ad. Bd. :

Jn cinem Miſſionsvortrag Profeſſor Chriſtlieb?s vor der im lesten Herbſt

zu Bafel verſammelten „Evangeliſchen Allianz“ kommt folgende Stelle vor: „Jh glaube im Sinne Vieler zu ſprechen, wenn ich an einige methodiſt i \<e Miſſionsgeſellſchaften eine Bitte ridte. Jd) habe ſie einſt in New York gebeten, ſie möchten ihre Evangeliſten und Prediger, die ſie in evangeliſche Lande ſenden, doch ja an

Orte dirigiren, in denen das lautere Evangelium nicht gepredigt wird, d. h. die beſtehende Kirche ihre Schuldigkeit nicht thut. Daran knüpfe id) heute eine zweite : ſie möchten doch zwiſchen Miſſion in Heidenländern und Evangeliſation in Chriſtenländern in ihren Jahresberichtèn und Zeitſchriften einen ftyengen Unterſchied machen. Es muß doch die Deutſchen oder Norweger rc. ſhmerzen, wenn fie anſcheinend (?) auf Eine Stufe mit den Zulus und Papuas geſtellt werden.”

W. St. Für die Negermiſſion in Little Rod, Ark., aus dem mittleren Diſtrict der chrw. Synode von Miſſouri 2c. von Frau N. N. in South

Bend, Ynd., $1.00; aus dem Age Diſtrict, Tanjfeollecte bei Hrn. J. Lorentſchk in Serbin, Tex., 2.10; aus dem nordweſtlichen Diſtrict durch Hrn. J. Kaufmann von Frl. F. B. 2.00 und Frl. K. 3.00; aus dem öſtlichen Diſtrict, Ge Mets agsgeſc<enk eines kleinen

vierjährigen Knaben in Baa

haben, beſcheinigt, herzlich ) dankend Little No>, 4. November 1879. *

N.

Y., 1.00 und von P. Andres dajelbſt 1.00 erhalten zu F. Berg, Miſſionar.

„Die Miſfionstaube“ erſcheint einmal monatli<. Der Prels für ein Jahr in Vorausbezahlung mit Porto ft folgender: 4 : 1 Exemplar. $ .25 Son 1.00 12 , . 2.00 ” 4.00 Die Parthie- Preiſe gelten nur dann, wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe verſandt werden können. Zu beſtellen und zu bezahlen iſt das Blatt bei dem „Luth. Concordia - Verlag‘‘, St. Louis, Mo.

Alle die Redaction betreffende Einſendungen ſind zu adreſſiren an Rev. |. Lohner, Box 597, Springfield, Ils. ; alle Geldbeiträge für ble Negermiſſion an den Kaſſirer J. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis,

Druckerei des „Luth.

Concordia- Verlag”, St. Louis, Mo.

Mo.


Nachrichten aus dem Miſſionsgebiet der Heimath und des Aus! andea. Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferenz bon Nordamerika. Ju deren Auftrag redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered

2. Jahrgang.

at the Post Office at St.

Louis,

Februar

Mo.,

as second-class matter.

1880.

‘Aummer 2.

Borwort, (Fortſeßung.)

Daß Luther und ſeine Mitarbeiter und hernach die Väter nach der Zeit der Reformation alle Hände voll im eigenen Hauſe zu thun hatten, und ſchon deshalb das wiedergebrachte ewige Evangelium nicht ſofort zu den Heiden

bringen konnten, braucht nicht erſt eines langen Nachweiſes. Welch eine Verz wüſtung hatte doch der römiſche Antichriſt durch ſeine nahezu tauſendjährige Herrſchaft im Tempel Gottes angerichtet! Wie erforderte es alle Zeit und Kraft, vermittelſt des göttlichen Worts einerſeits den Tempel Gottes von ſeinem Unflath der Menſchenlehre zu reinigen und andererſeits ihm wieder nad) innen und außen ſeine apoſtoliſche Geſtalt zu geben! Und als dies Werk gethan war, als Luther am 18. Februar 1546 ſein Auge geſchloſſen hatte, da konnte die Chriſtenheit wie-

der nicht zu Krieg und Sieg über den Teufel unter den Heiden nach deren fernen Ländern und Snfeln mit dem Evangelio eilen, denn der Teufel beſchäftigte fie

* wieder daheim genugſam durch fortwährende Erregung von Lehrſtreitigkeiten, die von Luthers Tod an 30 Jahre hindurd) währeten, bis endlih zur Bewahrung und Erhaltung der reinen Lehre, als des köſtlichen Erbes der Reformation, in der Concordienformel die Kirche ihr Siegespanier aufpflanzen konnte.

Doch wenn auch die damalige rechtgläubige Kirche durch die Arbeit und den Kampf für Haus und Herd auf ſolche Weiſe nicht in Anſpruch genommen geweſen wäre, fo hätte ſie dod) niht nad) Wunſch ſofort mit dem Evangelio zu den fernen

met |


14

„Die

Miſſionstaube.“

Heiden eilen können, da ihr, und gerade der deutſchen lutheriſchen Kirche vor allem, die Gelegenheit hierzu‘fehlte. Als am 31. October 1517 die Reformation ihren Anfang nahm, waren es erſt 25 Jahre, daß durch Chriſtoph Columbus Amerika von neuem entde>t wurde, und 30 Jahre, daß der Portugieſe Bartho-

lomäus Diaz durd) Umſegelung der Südſpitze Afrika's den Seeweg nach Oſtindien aufgefunden hatte. Der Verkehr der europäiſchen Chriſtenheit mit den hauptſächlichſten Ländern der Heiden war ſomit erſt eröffnet. Und durch wen konnte er zugleich erſt vermittelt werden? Nicht durch denjenigen Theil der Chriſtenheit, unter dem gerade das Werk der Reformation begonnen hatte und von dem aus das helle Licht des Evangeliums in die übrigen Länder Europa's ſeine Strahlen warf, fintemal das deutſche Volk ja kein feefahrendes Volk war, ſondern durch die Spanier und Portugieſen, eifrige Anhänger des Antichriſts und bald willige Werkzeuge der Jeſuiten, und dann durch die Engländer und Holländer, An-

hänger. der Lehre Zwinglis und Calvin's.

Dazu, wie lagen die Verkehrswege

noch vielfach in der Kindheit, wie ſpärlich und eingeſchränkt zum Theil war der Verkehr mit den Heiden der fernen Welttheile und ihrer Jnſeln! Und was für

ein Chriſtenthum, das die Anhänger des Antichriſts jenen Heiden brachten, z. B. den Jndianern Mittel- und Südamerika's, oder den Chineſen und Japanefen! Doch, Gott Lob, es ſchlug die Stunde, in welcher das Seufzen und Verlangen wahrer Chriſten innerhalb und außerhalb der rehtgläubigen Kirche, mit dem Evangelio wieder zu den Heiden gelangen zu können, wie einſt zu den Zeiten der Apoſtel, mehr und mehr erhört und erfüllt werden ſollte. Und da iſt es denn

gerade dieſes Jahrhundert und. ſpeciell ſeine zweite Hälfte, das in Betrejf der Heidenmiſſion ſeit der erſten Zeit der Kirche ſeines Gleichen nicht hat — vor allem durch die ſo reihlihe Miſſionsgelegenheit, aber auch durch die zunehmende

Miſſionsthätigkeit und durch die nicht zu veradtenden Miffionserfolge. Wie ift dod) in Betreff der jest ſo reihli< gebotenen Gelegenheit zur Heidenmiſſion das Thun des allmächtigen und gnädigen Gottes und Heilandes

der Welt ſo wunderbar! Abgeſchen natürlichen Menſchen eine Thorheit unter den Völkern die nationalen \hiedenheit der Sprachen und

von ijt, und der

dem Evangelio von Chriſto, das dem bilden für den raſchen Lauf desfelben politiſhen Schranken, die VerMangel an Verbindungswegen

und Reiſemitteln drei gewaltige Hinderniſſe.

Dieſe hatte Gott durch ſeine all=’

mächtige und weiſe Regierung in nicht geringem Maße für die damaligen Verhältniſſe beſeitigt, als Chriſtus

im Fleiſche erſchien und die Apoſtel mit dem

Evangelio ausgingen in alle Welt. „Die beiden erſten Schranken waren ſhon durh' Alexander den Großen gefallen : das macedoniſch-griechiſche Weltreich, indem es helleniſhe Sprache und Bildung bis an die Grenzen Oſtindiens trug, fduf cin geiſtiges Band, das die wichtigſten Völker jener Zeit zu ciner Einheit verknüpfte. Griechiſch wurde die Umgangsſprache in Aſien, Afrika und Europa für die Anwohner des mittelländiſchen Meeres und ihre nächſten Nachbarn. Herüber und hinüber wogten die Völker. Alexandrien in Egypten und Antiochien

in Syrien wurden nächſt Rom die bedeutendſten Städte der Welt. Nicht nur Handelsproducte, auch Gedanken, Hoffnungen, Geiſtesſhäße wurden ausgetauſcht.

| F=

=

eI

>


„Die:

Miffionstaube.”

15

Das Alte Teſtament wurde ins Griechiſche überſeßt, und das Volk Jſrael fing an, ſich zu zerſtreuen : überall entſtanden Synagogen, überall wurde dem Evangelium der Boden bereitet. „Dann kam das römiſche Weltreich. Nicht nur dur<hs Schwert, auch durch gemeinſames Recht und überdies durch länderverbindende Straßen wurden jest die getrennten Nationen einander nod) näher gebraht. So war auch das dritte jener Hinderniſſe gefallen. Die römiſchen Heere bauten, um die Welt zu beherrſchen, ihre Straßen bis an die Grenzen der bekannten Erde, bis hinaus an die Ufer des Rhein und des Main. Alle dieſe Wege führten nad) Rom, in die Stadt, wo ſchon 20 Jahre nach der Auferſtehung Chriſti eine Gemeinde ſich fand, an welche Paulus ſchreiben konnte, daß man „von ihrem Glauben ſage in aller Welt.“ Röm. 1, 8. Das Wort des Friedens ſollte laufen auf eben den Wegen, die der Krieg gebaut hatte. Von Mailand gingen die Heerſtraßen über die Alpenpäſſe nad) Arles, Lyon, Mainz, Tyrol, Sftrien u. f. tv. „So waren die Wege gebahnt, auf welchen das Chriſtenthum ſeinen Siegeszug durch's römiſche Reich antreten konnte. „Wer ſollte nicht ſtaunen?“ ruft ſhon Euſebius aus, indem er auf dies merkwürdige Walten der göttlichen Vorſehung aufmerkſam macht. „Daß die höchſte Blüthe der römiſchen Macht‘, ſchreibt er, „nicht ohne göttliche Fügung mit der Lehre (Predigt) unſeres Heilandes zufammengetroffen, wird Jeder zugeſtehen, welcher bedenkt, daß die Jünger JEſu nur mit großen Schwierigkeiten die entfernteſten Gegenden zu durhwandern vermocht hätten, wenn die Völker unter ſich getheilt und uneinig geweſen wären und wegen der Menge von Regierungen kein Verkehr unter ihnen ſtattgefunden hätte. Nun aber konnten fie ungeſtört-den ihnen gewordenen Auſtrag vollziehen, und Gott verlieh ihnen einen ſicheren Weg und hielt die abergläubiſchen, wider ſie

erbitterten Gemüther durch die Furcht vor einer höheren Obrigkeit in Schranken.“ Dieſer, dem „Miſſionskalender“ entnommenen Schilderung gegenüber müſſen wir Chriſten dieſer Zeit in Betreff der für die Miſſion abermals geſchaffenen Verbindungswege und Verfehrsmittel mit Euſebius aufs neue aus-

rufen : „Wer ſollte nicht ſtaunen ?“, aber auch hinzuſehen: „Wer ſollte nicht zugleich merken, wie hierin wenigſtens das Ende zum Anfang zurückkehrt?“ Nachdem nämlih nad) dem Wiederaufgang der Sonne des Evangeliums durch die Reformation Gottes gnädige Stunde auch für die nod) übrige Heidenwelt endlich geſchlagen hatte, gefiel es Gott, mit gewaltiger und weiſer Hand abermals und dazu in ungeahnter Weiſe jene drei gewaltigen Hinderniſſe zu be-

ſeitigen. Dampfſchiffe, Eiſenbahnen und Telegraphen bilden jest die Wege und Mittel des Verkehrs. Und dieſe Erfindungen der Neuzeit, die ganz neue Communicationsmittel fdufen und die Entfernungen auf einen kleinen Naum reducirten, ſind in ſteter Verbeſſerung und Verbreitung begriffen. Wir leben in einer Zeit, wo man in weniger als 70 Tagen die Reiſe um die Welt machen und mit Bligkesfdnelle jede Botſchaft bis an die entfernteſten Punkte des

Erdballs ſenden kann.

Dazu kommen nun die Entde>ungen

kühner Länder-

erforſcher beſonders ſeit den lehten 25 Jahren, die in außerordentlicher Weiſe das

Intereſſe an den überſeeiſchen Völkern we>ten und immer neue Crforfdungs-


16

„Die

Miffionstaube.”

expeditionen hervorrufen. Und nicht zu überſehen iſt die zunehmende Herrſchaft der Europäer über heidniſche Völker der fremden Erdtheile und der Jnſeln, wiewohl ja dieſelbe meiſt auh durd) Ungerechtigkeit und Blutvergießen erlangt iſt, und die dadurch herbeigeführte Verpflanzung europäiſcher Cultur und Vildung in

jene Heidengebiete. So gibt es denn kaum mehr ein Volk der Erde, zu dem wir nicht gelangen könnten, zu dem uns nicht die Wege bereitet, die Thüren nicht aufgethan wären. Das Jahrtauſende lang verſchloſſene große „Reich der Mitte“, China, mit ſeinen 472 Millionen Einwohnern, deſſen Juneres bis noch weit in dieſes Jahrhundert hinein keines Europäers Fuß bei Todesftrafe betreten durfte, iſt nun nicht nur dem Ausland erſchloſſen für Handelszwe>e, ſondern auch für die Miſſion.

Japan, das große benachbarte Juſelreih mit ſeinen etwa 35 Millionen Einwohnern, das im Jahre 1638 in Folge der Umtriebe der Jeſuiten nad) einer ſchre>lihen Chriſtenverfolgung ſeine Thore bis noch vor ein paar Jahrzehenden dem Europäer und insbeſondere dem Miſſionar verſchloſſen hatte, heißt jest ausländiſche Bildung willkommen und ſendet nicht nur ſeine Söhne auf die Schulen des Auslandes, ſondern ruft auch die Lehrer desſelben in ſeine Mitte. Durch

kühne Afrika-Neiſende,

beſonders aber durch einen Livingſtone und zulezt durch

einen Stanley iſt endlich das bisher unerreichbar und undurchdringlich und daher

unbekannt geweſene Jnnere von Afrika durchforſcht und nicht nur der Miſſion erſchloſſen, ſondern ihr auch in den dort wohnenden zahlreichen Negervölkern ein großes, verſprechendes Erntefeld gezeigt. „Es iſ cine wahrhaft erbauliche Betrachtung, zu ſehen, wie Er, der die Zügel des Kirchenregiments und die Schlüſſel Davids in ſeinen Händen hält, auch Eiſonbahnen, Dampfſchiffe, Welthandel und

Forſchungsreiſen alſo leitet, daß ſie den Heiden die Thüre des Glaubens aufthun müſſen,

indem

fie die Mittel werden,

durch welche die Glaubensboten nad) und

nach in die Südſee, nah Süd- und Weſtafrika, nad) Weſt- und Oſtindien, nach China, Japan und Oſtafrika geführt werden.“ Wie viele nationale Hinderniſſe und vor allem,

wie ſind die Scheidewände der Sprachen

auch gefallen durch die

Kenntniß namentlich der alten und neuen Sprachen in Folge jenes Verkehrs und des ganzen europäiſchen Einfluſſes! Wie iſ 3. B. namentlich die engliſche Sprache immermehr internationale Verfehrsfprade geworden! Und nun nod) die Ueberſezung und Verbreitung der Bibel! Jm Jahre 1878 fand bekanntlich Sehenswürdigkeiten

befand

Unter den tauſend und aber tauſend

fid) aud) ein Glasſchrank

mit einem Haufen

von

Bibeln. Es ſollte derſelbe aber mit ſeinem Jnhalt den Beſuchern nicht zeigen, wie weit man es in der Buchdru>erei oder Buchbinderei jest gebracht habe, ſon-

[e

die große Pariſer Weltausſtellung ſtatt.

S DISSE

kommen, die ſeit etwa 70 Jahren nicht weniger als 60—70 literaturloſe Sprachen in die Reihe der Schriftſprachen eingeführt haben“ — ein laut redendes Denkmal

N

dern, in wie vielerlei Sprachen die heutzutage fo verachtete und verläſterte Bibel

überſetzt ſei. Es waren nicht weniger, denn 216 verſchiedene Ucberfesungen der heiligen Schrift, die jedod) nod) nicht die volle Zahl der vorhandenen Ueberfebungen der Bibel repräſentirten, denn dieſe beträgt über 300. „Davon aber iſt die große Mehrzahl durch den Dienſt evangeliſcher Miſſionare zu Stande gee


„Die

Miffionstaube”

17

der Miſſion, das zugleich den Tauſenden der Beſucher bezeugen konnte, daß durd die Bibel auch ein neues chriſtliches Schriftthum unter den Heiden gegründet wird. So fommt es denn durch Gottes weitere gnädige Regierung, daß die Miſſionsthätigkeit vergleihsweiſe wieder eine größere geworden iſt, als ſie nach der Zeit der erſten Jahrhunderte der Kirche war. Yn ſeinem intereſſanten Vortrag: „Der gegenwärtige Stand der Heidenmiſſion“ gibt Dr. Th. Chriſtlieb eine vergleichende Ueberſicht. Wir theilen daraus, wegen Mangel an Raum, jedoh nur auszüglih und zum Theil zuſammendrängend das Wichtigſte unſeren Leſern mit. „Zu Ende des vorigen Jahrhunderts“, ſagt derſelbe, „gab es der eigentlihen evangelifden Miſſionsgeſellſchaften 7, darunter nur 3, die den größten Theil des Jahrhunderts hindurch gearbeitet hatten, während 4 erſt in den neunziger Jahren entſtanden waren. Heute ſind aus den 7 in Europa und Amerika allein 70 geworden : in Großbritannien 27, in Amerika 18, in Deutſchland

9,

in Holland 9,

in Skandinavien,

Dänemark

und

Finnland

zu-

ſammen 5, in Frankreich eine und im Waadtland eine. Zu dieſen 70 kommen nicht nur mehrere ſelbſtſtändige Miſſions-Geſellſchaften in den Colonieen, wie in Sierra Leone, im Capland und in Auſtralien, dazu eine Menge kleinerer in Oſtindien, ſondern auch cinige von neugewonnenen Heidenchriſten gebildete und ſelbſtſtändig ausſendende Miſſionsvereine, Tochtergeſellſchaften einiger engliſchen und amerikaniſchen, wie die von der Palaſtgemeinde kräftig unterſtühte eingeborne Miſſionsgeſellſchaft in Madagaskar, eine Tochter der Londoner, die Hawvaiiſche evangeliſche Geſellſchaft, eine Tochter des American Board in Boſton, ja neuerdings cine Großtochter derſelben, die Miſſionsgeſellſhaft in Ponape im Carolinenarchipel. „Zu Anfang unſeres Jahrhunderts belief ſich die Zahl aller im Feld ſtehenden männlichen Miſſionare jener 7 Geſellſchaften zuſammen auf vielleicht 170. Heute ſtehen im Dienſt der Geſellſchaften gegen 2400 ordinirte Europäer und Amerikaner, Hunderte von ordinirten eingebornen Predigern (in Oſtindien allein ‘über 400 und etwa ebenſoviele in der Südſee), über 23,000 eingeborne

ſonſtige Hilfsarbeiter, Katechiſten, Evangeliſten, Lehrer, nicht gerechnet die zahlreichen weiblichen Miſſionskräfte, die Privatmiſſionare, die Laiengehilfen, die Colporteure, die Bibelgeſellſchaften in Heidenländern und die Tauſende von freiwilligen unbezahlten Gonntagsfdullebrern. „Vor 80 Jahren befanden ſi, wenn id) eine Schäßung wagen darf, kaum 50,000 bekehrte Heiden in Pflege der evangeliſchen Miſſionen. Heute kann man

die Geſammtzahl

der Heidendriften

auf unſeren evangeliſchen Miſſions:

ſtationen getroſt auf mindeſtens 1,650,000 berehnen

allein einen Zuwachs,

und zeigt das Jahr. 1878

der größer als die Geſammtzahl zu Anfang des Jahr-

hunderts iſt, nämlich etwa 60,000 Seelen. .. .

„Jch \hweige hierbei von dem erſtaunlihen Wachsthum einzelner Geſellſchaften...

Aber

ih deute nod) mit dem Finger auf folgende Kriterien

des Fortſchritts. Vor 80 Jahren betrugen die Geſammtbeiträge zur evangeliſchen Heidenmiſſion nod) lange nicht eine Million Mark, heute ift die jährliche

|


wl 18

„Die

Miffionstaube.”

Einnahme auf 24—25 Millionen (etwa das Fünffache der geſammten römiſchkatholiſchen Propaganda) geſtiegen, wovon auf England 14, auf Amerika 7, auf Deutſchland und die Schweiz 2 bis 3 Millionen kommen. Vor 80 Jahren mag die Bahl aller evangeliſchen Miſſionsſchulen 70 nicht überſtiegen haben ; heute beträgt ſie nah ſicherer Zuſammenſtellung 12,000 mit weit über 400,000 Schülern und Schülerinnen, darunter Hunderte von cingebornen Predigtamts-candidaten in Dußenden von höheren Unterrichtsanſtalten und theologiſchen Seminaren. ... — Zu Anfang unſeres Jahrhunderts exiſtirte die heil. Schrift in etlichen 50 Ueberſeßungen und war wohl in nicht über 5 Millionen Exemplaren verbreitet. Seit 1804 d. i. ſeit der Gründung der britiſchen und ausländiſchen" Vibelgeſellſchaft ſind neue Ueberfegungen der Schrift oder ihrer wichtigſten Theile in mindeſtens 226 Sprachen und Mundarten hinzugekommen... und beträgt ſeitdem die Geſammtverbreitung der Schrift und Schrifttheile etiva 148 Millionen Exemplare.“ (Schluß; folgt.) oe

Ein

i

ote

Hausgotfesdienft

——

in

Japan.

Sn Japan, zu deutſch: Oftreidh, weil es gen Oſten vom Nachbarreich China liegt, herrſcht die Religion des indiſchen Religionsſtifters Buddha, deſſen ſchon die „Miſſionstaube“ in der Märznummer vorigen Jahres S. 55 Erwähnung gethan. Dieſen Buddha verehren die Japaneſen wie cinen Gott und thun ihm daher auch Gottesdienſt. Dazu haben ſie aber noch viele Heilige und Heiligenbilder, ja eigentliche Gößenbilder, die alle neben Buddha oder Schaka, wie er in Japan heißt, verehrt werden. Weil die Religion des natürlichen Menſchen die Religion der Werkgerechtigkeit iſt, welche Formen und Geſtalten fie aud annehmen mag, ſo auch die Religion des Buddha. Seine Anhänger unter den Japaneſen, wie unter den Chineſen und Hindus, glauben alle, daß man durch gute Werke ſelig werden kann; und wenn ſie dann hören, daß auch die <riſtlicben Miſſionare daz von reden, daß man Gutes thun müſſe, ſo meinen ſie wohl, der Unterſchied zwiſchen ihrer Religion und dem Chriſtenthum ſei am Ende doch nicht ſo groß. So ſagte vor einigen Jahren ein Chineſe zum Miſſionar: „Was bemühſt du dich, uns zu bekehren? Die Religion des Confucius, des Buddha und eueres Chriſtus ijt ja im Grunde ganz dasſelbe: alle ſagen, man ſolle brav ſein, dann werde man ſelig.“ Ein dabei ſtehender eingeborner chineſiſher Prediger aber antwortete darauf : „Allerdings, “mein Freund, die heidniſchen Religionen find alle gleich, ſie find wie Fächer, mit denen man ſich den kühlenden Wind zu erſehen ſucht ; der eine iſt aus Holz, der andere aus Elfenbein, der eine iſt gelb, der andere iſt blau, darauf kommt es nicht an. Das Chriſtenthum aber iſt kein ſolcher Fächer, ſondern der Wind ſelbſt, der allein die armen ſündigen Menſchen neu beleben und

auf ewig erquiden kann. Religionen

* digen uf. f.

ſagen

Und was macht dieſen Unterſchied?

immer nur: Du

ſollſt Gutes thun,

du

Die heidniſchen ſollſt nicht ſün-

Chriſtus aber erlöſ\t von der Sünde und wirkt ſelbſt das Gute

in denen, welche an ihn glauben.“

t .J

Ë 4 4 iE


„Die

Miffionstaube”

19

“nodog

wi

Pusiasizzotgnug

u1H

Von den Ceremonien der Papiften, welche vor mehr denn zweihundert Jahren in Japan erfolgreich miffionirten, bis in Folge der Umtriebe der Jeſuiten im Jahre 1638 das Chriſtenthum verboten wurde, ſcheinen viele in den buddhiſtiſchen Gößendienſt aufgenommen zu ſein, zu dem ſie ja auch wegen der Verivandt-

niß in der Werkgeredtigkeit ſehr wohl paſſen. Solche dem Hausgottesdienjt, den unſer Bild darſtellt. ein gelwcihter Prieſter als Vorbeter und rührt mit? trommel, während die Familie, die ihn hat kommen Heiligennamen und Gebetlein nachbrüllt, indem man

Roſenkranz

finden jid) denn aud) bei Am Hausaltar vorn kniet der Rechten eine Metall= laſſen, alle Gottes- und dieſelben an einem dien -

dbzählt.

tied


Bi] 20

(„Die

Miffionstaube.”

Ein trauriger Anbli> dieſer Gausgottesdienft plappernder Heiden! Ach, daß durch die Predigt des Evangeliums in Japan in vielen Familien an ſeine Stelle jener Hausgottesdienſt der Chriſten ret bald treten möchte, von dem es Coloſſer 3, 16. heißt: „Laſſet das Wort Chriſti unter eu< reihli< wohnen in aller Weisheit; lehret und vermahnet euch ſelbſt mit Pſalmen und Lobgeſängen und geiſtlichen lieblichen Liedern und finget dem HErrn in eurem Herzen. Aber wahrlich, die armen heidniſchen Japaneſen werden auch hier einſt am jüngſten Gericht auftreten und jene Familien unter den Chriſten verdammen, in denen nicht einmal ein Hausaltar aufgerichtet iſt, kein täglicher Sausgottesdienft abgehalten wird, keine Stimme des Gebets und des Lobes erſchallt ! L. 2

——————_—

Ánſere

Negermiſſion..

Aus Little Ro iſt wieder ein erfreuliches Wachsthum unſerer Schulen zu berichten, ſowohl der Zahl nad) wie den Fortſchritten. Wohl ſind im Laufe des Jahres manche Kinder ausgetreten, aber längſt durch neueintretende erfetst, und der beſſere Kern ijt immer als ein heilſamer Sauerteig geblieben. Jm Schuljahr 1878—79 ſind 187 Kinder in die Schule aufgenommen. Von dieſen waren bei Beginn dieſes Schuljahrs 118 übrig, vor Weihnachten aber ſchloſſen die drei

Schulen mit einer Geſammtſchülerzahl

von 145, davon

11 in der Hochſchule.

Wir haben alle Urſache, dem lieben Gott für das Geleiſtete herzlich zu danken ; denn faſt alle Kinder haben gute Fortſchriite gemacht, ja es fehlt ſelbſt niht an aufgewe>ten Köpfen und Muſterſchülern. Herr Miſſionar Berg ſchreibt: „Jch muß mir geſtehen, daß das erſte Ziel, eine regierbare, geordnete Schule herzuſtellen, erreicht ijt. Das andere geſchieht auch durch Gottes Gnade immer mehr, nämlich, daß der Same göttlichen Worts in den jugendlichen Herzen immer mehr aufgeht und Frucht bringt.“ Die Sonntagsſchule mußte der großen Zahl der Kinder wegen (147 Schüler) in zwei Hälften getheilt werden, deren eine von dem Miſſionar ſelbſt, die andere aber von Lehrer Jeske unterrichtet wird. Auch hier ijt der Segen des HErrn unverkennbar. „Herzerqui>end iſt es“, ſchreibt P. Verg, „wenn man hören darf, wie unſere Sonntagsſchüler das Gelernte zu Hauſe und unter ihren Kameraden verwerthen. Stolz auf ihre Sonntagsſchule, ſcheuen fid) die Kinder nicht, ſich offen zu derſelben zu bekennen. Am Neujahrstage hörte P. Obermeyer folgendes Geſpräch. Spielende Negerjungen, denen zwei Schüler unſerer Sonntagsſchule begegnen, fragen dieſelben: „Kommt ihr heute aus der Gonntagsfdule?” Ant-

wort: „Ja.“

4, sft denn heute Sonntag?“

Lutheranern

ift es heute Sonntag.“

Sonntagsſchüler : „Ja, bei uns P. Obermeyer:

„War

denn

heute

~ Noch immer iſt die Zugehörigkeit zur Gonntagsfdule die Bedingung für die Auf-

„nahme in die Wochenſchule.

Leßtere könnte ohne Zweifel um ein Drittheil größer

-

Sonntagsſchüler : „Ja, Mr. Berg hat eine Rede gehalten.”... De

Sonntags\ſcule?“

C

EE LA

a

ſein, wenn wir nicht ſo feſt an dieſer nöthigen und heilſamen Ordnung feſthielten.


„Die

Miffionstaube.”

7

21

Die diesjihrige Chriftfeier am heiligen Abend war der lestjabhrigen ſehr ähnlich. Das ungünſtige Wetter hielt faſt ein Drittheil der Kinder und manche Erwachſene zurü>k. Dennoch war das Kirchlein ziemlich gefüllt. „Die Kinder ſangen prächtig.“ Auch die Weihnachtsgeſchichte wurde abgefragt, die Geſchenke wurden vertheilt und Alt und Jung ging vergnügt nad) Hauſe. Herr P. Berg ſagt nochmals allen denen herzlichen Dank, deren Gaben dazu beitrugen, den Kindern ein Freudenfeſt zu bereiten. Während der Monate November unt December wurden 4 Kinder und 3 Erwachſene getauft; 3 wurden confirmirt und 4 ſchloſſen fic) der Gemeinde an. Auch das heilige Abendmahl wurde in dieſer Zeit 2mal gefeiert. Die Gottesdienſte wurden gut beſucht. Herr Miſſionar Wahl, der nach Little Ro ging, um ſich in der engliſchen Sprache zu vervollfommnen, hat in fünf Gottesdienſten gepredigt. Der Gemeindegeſang ijt jest ſehr gut. „Da ijt nichts von dem in andern Negerkirchen üblichen, langgedehnten, eintönigen Geplärre und Gebrülle zu hören. Andächtig und nach der Melodie werden fröhlich und voll die ſhönen lutheriſchen Choralmelodien und eigens für die Miſſionskirche componirten Melodien geſungen. Bei recht ſtarker Verſammlung ijt unſer Geſang weithin hörbar. Wenn dann Alle entweder leſen oder den Text auswendig können, dann — iſt von der Orgel nichts mehr zu hören.“ Aus ſeinen Miſſionsbeſuchen erzählt Miſſionar Berg folgenden Vorfall : „Am Jahresfeſte unſerer Kirchweih fam eine, erſt kürzlich in die Stadt gezogene Mulattin in dieKirche. Jch lernte fie kennen und erhielt von ihr das Verſprechen, daß fie bald wieder kommen“werde. Sie fam auch öfters. Eines Sonntags erklärte ſie mir, ſie wolle ſih uns anſchließen. Sie erzählte mir ihren Lebenslauf und unter Anderm, daß ſie ſhon in Georgia zu einer Methodiſtenkirche gehört

habe.

Jhr

Gatte

ſei Prediger

dieſer

Gemeinſchaft

und

zwar

gegenwärtig

„Presiding Elder“ eines Diſtricts in WUrfanjas. ... Jch beſuchte ſie aud) bald nachher und erfuhr von ihr, daß ihr Mann nichts dagegen habe, wenn ſie fid uns anſchlöſſe, daß ſie unſere Gottesdienſte liebgewonnen habe und die feſte Abſicht habe, zur lutheriſchen Kirche überzutreten. Jb bielt ihr auch die übrigen Punkte vor, was mir leicht wurde, da ſie ſchon einige chriſtliche Erkenntniß beſaß. Sd beantwortete auch ihre Fragen und ließ ihr ſchließlih einen Katedismus zum weiteren Studium, da ſie leſen konnte. Bald darauf beſuchte ih fie wieder. Zu meinem großen Erſtaunen erfuhr ich, daß fie, obivohl 13 lange Jahre eine Methodiſtin, dennoch nicht getauft worden ſei, ſondern nur von einem Baptiſtenprediger „geſegnet“ worden ſei. Bei ihrem Eintritte in die Methodiſtenkirhe habe man ihr vorgeſchwaßt, dieſes ſei genügend, da fie fid) vier Jahre mit dem Gedanken getragen, fid) taufen zu laſſen, was aber die Methodiſten verhindern wollten. Sq ging, nachdem ich ihr nod) manches -erklärt und fie mir verſprochen hatte, ſich taufen zu laſſen. Taufe und Confirmation wurden auf den 16. December feſt-

geſeßzt.- Am 13. beſuchte id) ſie zum legten Male. Als id) beinahe mit der Unterredung fertig war, trat ihr Mann, der Abends zuvor eingetroffen war, ins Zimmer.

Ohne viel Umſtände warf er mir vor, ih {hleihe

in die Häuſer, um

unverſtändigeFrauen zu bereden; ih hätte ſein Weib von ſeiner Kirche abwendig *


22

.

„Die

Miſſionstaube,“

gemacht; er wolle keine Frau haben, die eines anderen Glaubens wäre; er wolle, wenn ſie ſich taufen und conſirmiren laſſe, nichts mehr mit ihr zu thun haben; id) hätte ihn und ſeine Frau getrennt; ih ſolle zu den Weißen gehen, die „Nigger-Preachers““ fönnten die „Niggers“ ſchon verſehen. Jch antwortete dem Kerl, daß id) nicht eingeſchlichen, ſondern ſeine Frau zu mir gekommen ſei. Alle drei Beſuche habe icy in Gegenwart von Zeugen gemacht. Es ſei meine Pflicht geweſen, ſeine Frau zu unterrichten, da meine Gemeinde die Frau zur Confirmation und Taufe zuzulaſſen beſchloſſen habe. Kein Mann ſei Herr über das Gewiſſen ſeiner Frau. Sie und Andere hätten mir verſichert, daß er ihr dieſen Schritt erlaubt habe. Er ſei ein ſhöner ,„„Preacher‘“, wenn er ſi<h von ſeiner Frau trenne. Uebrigens hätte ic) mehr für die Neger dieſer Stadt gethan als alle „Nigger-Preachers‘“ zuſammen und kümmere mich wenig darum, ob es den ,,Preachers‘ recht wäre oder niht. — Am Sonntag darauf kam ihr Mann mit zur Kirche. Ju einem benachbarten Hauſe erklärte ſie mir, ſie wolle heute noch nicht getauft ſein. Sie bat um Aufſchub. Unterdeſſen verſuchte ihr Mann und mehrere ,, Nigger-Preachers‘ jie wieder abwvendig zu machen. Er fluchte, tobte; er warf -ihr vor, ſie ſei meine H. .; es half alles nichts. Die Frau wurde am 14. December getauft und confirmirt. Am 22, beſuchte mich die Frau, um mir zu erzählen, daß ihr Mann ihren Katechismus und Geſangbuch verbrannt habe. Kaum hatte ſie ausgeredet, ſo ſtand ihr Mann auch ſchon vor der Thür.

Jch erklärte ihm, daß ich keinen ,,Preacher‘:, der über mich fluche und mich verleumde, in mein Haus laſſe. Seine Frau könne bleiben oder gehen, wie ſie wolle, aber cr ſolle hübſch draußen bleiben. Tobend und ſchimpfend ging er fort. Seitdem habe ich nichts von Beiden geſehen oder gehört. — Das ijt Eine Geſchichte von den vielen, welche fid) in unſerer Miſſion abſpielen und einem das Leben ſauer machen.“ Da nun die lieben Leſer aus Vorſtehendem, ohne Zweifel zu ihrer großen Freude, erſehen, daß die Zahl unſerer Schüler in Little Nod immer mehr zunimmt, fo wird es gewiß an der Zeit ſein, an die Ausführung des von der ehrw. Synodalconferenz gefaßten Beſchluſſes zu gehen, „den nöthigen beſcheidenen Schulbau in

Angriff zu nehmen und in der ,Miſſionstaube‘ milde Gaben hierfür zu erbitten“. Das Kirchgebäude hat über 70 Schüler. Das gemiethete Schullokal ijt überfüllt. Die Hochſchule hat P. Vergin ſein Studirzimmer nehmen müſſen und noch reicht

der Raum nicht aus und beſtändiger Zuwaths iſt zu erwarten. Was bleibt uns da’ anders übrig, als cin Schulgebäude, wo möglih mit 2 Schulzimmern, zu bauen, um den uns vom HEren beſcherten Segen zu bergen? C, S. oo

1a

__

TN A

Jn dem

piace Rica aM

ſchreitet nod) immer herrlich fort.

Das Miffions-Werk in China

Dorfe Schih Chia Tang, wo im Jahre 1878 ein heidniſcher Tempel in cine drift: liche Kirche umgewandelt wurde, ijt jest cine Gemeinde von 49 Gliedern, welche alle innerhalb ‘eines Jahres getauft wurden. Auch wird ein merkwürdiger Fall

EEN

Miffionsnadrigt.


„Die

Mifitonstaube,”

eines ganz unerivarteten Erfolgs von einem Dorfe

98

in der Nord= China:

Miſſion,

Sandy Nest, her berichtet : Es meldeten fid) vergangenes Jahr zwei Manner, die Chriſten werden wollten. Der eine von ihnen ließ ſich ſo hoffnungserregend an, daß man ihn aufforderte, er ſolle ſih doch für das Predigtamt ausbilden laſſen; er wollte aber niht. Der andere, ein etwas einfältiger Menſch mit Namen

Chang, ging nach Tientſin, um dort zu ſtudiren, konnte aber nicht lernen und “mußte deshalb wieder nah Haus gehen. Sein Bekehrungsgenoſſe mußte ſpäterhin von der chriſtlichen Gemeinde wieder ausgeſchloſſen werden, weil er die vaterländiſhe Gößenanbetung nicht aufgeben und den chriſtlichen Sabbath nicht halten wollte. Chang aber blieb treu, ſeine Frau und Schwiegertochter ließen ſich taufen ; er ſammelte Leute in ſein Haus, wo chriſtliche Lieder geſungen wurden und man fic) über Gottes Wort unterhielt, während alle weltliche Unterhaltung verboten war, und das Reſultat ſeines treuen, wenn auch beſchränkten Wirkens ijt eine chriſtliche Gemeinde in ſeinem Heimathdorfe von 17 Gliedern.

Ad. Bd. Ee 0 E> oie

Vermiſhtes. Darwin und die Feucrlinder. Der Miſſionsbiſchof Stirling berichtete bei der Jahresfeier ſeiner Geſellſchaft in London Erfreuliches von dem Fortſchritt der Miſſionsarbeit unter den Feuerländern. Profeſſor Darwin meinte früher in dieſen elenden verkommenen Feuerländern das „fehlende Glied“ in der Entwi>elung zwiſchen Afffen und Menſchen gefunden zu haben. . Nun, nachdem ihm ein bekehrter Feuerländer vorgeführt ijt, hat er ſelbſt dieſen Jrrthum widerlegt, indem er 100 Mark für dieſe Miſſion gegeben hat. Von einer Dame ijt dem Viſchof ein kleines Dampfſchiff geſchenkt worden, mit welchem er nun bequem ſeine Fahrten zwiſchen den Felſen - Jnſeln um Feuerland machen kann.

(Germania.) Civiliſation unter den Judianern. — Welche Fortſchritte in der Civiliſation die auf der ,, White Earth Reservation‘“ im nördlichen Minneſota lebenden Chippewa -Judianer unter der Leitung des tüchtigen Regierungsagenten Ruffee machen,

wird

durd) nichts ſprechender dargethan,

als dadurch,

daß von

denſelben unlängſt eine landwirthſchaftliche und Gewerbeausſtellung abgehalten worden ijt.

Der hierüber erſchienene Bericht weiſ't eine Anzahl

an diejenigen auf, welche ſich mit dem Beſten daran betheiligten. von $1.50 bis $5

für Hengſte, Foblen

und Zuchtpferde vertheilt und die des-

fallſigen Preisrichter führten die claſſiſhen Namen Ke-ge Shik,

Meke-Senee.

Wau- Wavy,

Die Herren Mo-kah-ge-wenk,

auf dem Gebiet der Zuchtſtiere,

May- Shaw,

Wenge-madub,

tahmouſch, Wabh-ge-ge-fduh und andere Chippewa-Prominente das Preiswürdigſte

von Prämien

So ſind Preiſe

Kühe,

May-

entſchieden über

Kälber,

Schweine,

Schafe und des Geflügels. — Die White Earth Yndianer find von dem Biſchof der proteſtantiſch biſhöflihen Kirche, Dr. Whipple, zum Chriſtenthum bekehrt worden, gehören zu ſeinen beſten Kirchenleuten und ſind auch in geiſtlicher Weiſe

fruchtbar in guten Werken.

(Deutſcher Volksfreund.)


Y ri iM at

„Die

24

Aus

dem

Miffronstawhe!

Für die Negermiſſion in Little Ro, Ark, erhalten: mittlern Diſtrict der Miſſouriſynode: durch P. W. E. Fiſcher,

Theil der

Miſſionsfeſtcollecte ſr. Gemeinde, $10.00.

Für den Weihnachtsbaum unſerer ſhwarzen Schulkinder: 1. Aus der chriv, Wisconſinſynode: dur<h P. Ph. Hölzel, Fond du Lac, Wis., von |.

N

Schulkindern

2.00;

2. durch P. G.

Küchle, Milwaukee,

Wis.,

Collecte

der

beiden

unteren

Schulen jr. Gemeinde 5.00; 3. durd P. F. W. Schmitt, St. Johnsburg, N. Y., von ſt. Con-

firmanden 1.00 (das Briefchen ſoll bald werden);

4. aus Little Ro:

von P. Obermeyer 1.00,-

P. Wahl 1.00, Lehrer Jeske 3.00, Lehrerin Reed 2.00. — Weitere Gaben für die Weihnachtsfeier: 1. Aus Little Rod: von Hrn. J. E. Geyer 10 Pf. Candy; Hrn. W. Noland 10 Pf. Candy und 5 Pfund Nüſſe; Hrn. G. Reichhardt 50 Griſſelbüchſen; 2. 20 Exemplare von The Lord's Prayer, Illustrated, für 20 der frömmſten und fl figften Schüler von einem „Mitſünder, der ſich auch über die Geburt des Heilandes freuet“; 3. 50 Cents von N. N. aus Fort Wayne für die zwei Schulkinder, welche Luthers : „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ (überſebt im „Pioneer“) am beſten lernten; 4. von Frau P. Berg allerlei Handarbeiten, um den Chriſtbaum zu ſchmücken; 5. von Seaborn Jones (Vorſteher) 3 Dugend Orangen ; 6, von Griffin Cox, Vater ciner Schülerin, 2 Dugend Orangen und Candy. Dem Negerkirchlein durch P. J. H. Jox das bis dahin in ſeiner Kirche gebrauchte und durch ein neues erfegte Crucifix von ſeiner Gemeinde zu Logansport, Jnd., dem Miſſionar zur Erinnerung an ſeine frühere Heimath. Gott ſegne alle lieben Geber, inſonderheit die opferivilligen Kinder, welche der ſchivarzen Brüder und Schweſtern gedacht haben, für ihre Liebe! Jm Namen unſerer hocherfreuten Kinder herzlich dankend

Little Nock, Ark., 3. Januar 1880.

F. Verg, Miſſionar.

Milde Gaben für die Negermiffion. Von P. A. Erdmann $1.00. Fr. Haar in H. 1.00. Durch P. Klindworth, Miſſionsſt.-Coll. 14.50, von M. Martin .50.

Prof. Biſchoff 1.00.

P. G. Wildermuth von der Gem. Alice 2.58,

Gem. Pelawawa 2.48. Durch Lehrer M. Große von f. Schulkindern 1.25. Durch Hrn. G. O. Nuſtad von der Norwegiſchen Synode 139.00. Durch die PP. : Claus von Reſebrock 3.00,. C. L. Wuggazer von fr. Gem. 3.15, Opis 3.60, Nething 1.00, G. A. Albrecht 1.55, Olmann von ſr. Gem. 3.75, Bünger von Frau Röhmheldt 1.00, von Fr. Köhn in Sheboygan, Wis., Ueberſchuß von der Miſſionstaube 5.00, Weisbrodt von jf. Gem. 15.00, Ch. H. Löber von Dor. Komſchlies 1.00, C. Zollmann

von Martha

und Carl

Z. .80, Ueberſchuß

von

der Miſſions-

taube 1.20, Adelberg (Wisc.-S.) 110.00, C. Thurow von der St. pose 6.50, von Joh. Krauſe 1.00. Durch Kajfiver J. Birkner in New York 40.62. „Durch H. C. H. Bergen in Waldenburg, Mich., von Reh .25. Von Frau F. Sienknecht 4.00. Durch P. Bünger von P. Weisbrodt 2.00. Durch P. F. Wolbrecht von Frau Fricke 1.00. Durch P. Köhler in Huſtis-

ford, Wisc., von N. N. 5.00. Durch P. Bünger von P. A. E. Frey in Brooklyn, N. Y., 43.30 Durch P. Sapper von F. Bachmann in Bingham, Mich., 2.00. Verichtigung. Sn Nr. 12. v. J. lies: Durch Prof. Viſchoff $16.00, anſtatt „$10.00“. Für Jnnere HA durch P. Bremer Wittwe Ochler und C. Schlie je $1.00.

See

in e

Ua

erſcheint einmal monatlid.

1.Exemplar.

120

PS

on

Die Parthie- Preiſe gelten nur dann,

in Jron Mountain, Mo., von Ph. Holl, J. Umbach, Kaſſirer. =

——

Der Preis für ein Jahr in Vorausbezahlung mit Porto

$ .25

2:00 4:00

wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe

verſandt werden können.

“Qu beſtellen und zu bezahlen iſt das Blatt bei dem ,,Luth. Concordia - Verlag’, St. Louis, Mo. + Alle die Redaction betreffende Einſendungen ſind zu adreſſiren an Rev. F. Lochner, Box 597, Springfield,

Ills.; alle Geldbeiträge für die Negermiſſion an den Kaſſirer J. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis, Mo.

Druckerei des „Luth.

Concordia- Verlag”, St. Louis, Mo.


Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodaleonferens bon Nordamerika.

Jn deren Auftrag

redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered at the Post Ofiice at St. Louis,

2. Jahrgang.

Madr;

Mo.,

as second-class matter.

1880.

Dummer 3.

WMorworft, (Schluß.)

Und die Erfolge dieſer im Zeitraum von kaum ‘einem Jahrhundert fo gewachſenen und immer noch wachſenden Miſſionsthätigkeit? Wohl hat ja durd die Apoſtel der Haupttheil der großen Ernte auf dem Heidenfelde ſtattgefunden,

Das großartige prophetiſche Bild, das die Kirche Alten Teſtaments in Jeſaia 60. ſchaute, iſt für die Kirche Neuen Teſtaments längſt zum hiſtoriſchen Bilde geworden. Nicht mehr vorwärts in die herrlichſte und erfolgreichſte Zeit der Heidenmiſſion ſchauen wir, wenn wir am Epiphaniasfeſte, dem eigentlichen Miſſionsfeſte

der meiſt aus den Heiden geſammelten Kirche des Abendlandes, als Epiſtel Jeſaia 60, 1—6. leſen und predigen, ſondern ritdivarts in eine 1800jährige Vergangenheit.

Wohl müſſen wir es beklagen, daß in der Leßtzeit der Kirche daheim viel

Ketzerei und Schwärmerei auf Einen Haufen herbei kömmt und daß daher deſto mehr daheim und draußen der Miſſionsthätigkeit vielfah auc) Ungeſundes und Werkerei anklebt, vor allem aber, daß dad Evangelium durch mehr oder weniger

falſche Kirchen allermeiſt den Heiden ſeit dem Wiederaufſhwung der Miſſion geſendet wird und dieſe es denn auch größtentheils nicht in ſeiner vollen Reinheit vernehmen. Aber wir verkennen nicht, wie viel aus dem Drang der Liebe Chriſti auch bei den Chriſten hervorgehen kann, die aus Shwachheit irren, und gewahren

doch einmal ums andere, daß von den Sendboten falſcher Kirchen in weniger verderbter Geſtalt das Evangelium den Heiden gepredigt wird, wenigſtens zu An-

eci


26

E

„Die

Miffionstaube.”

fang; ift dod) ſelbſt die Heidenpredigt der „Jeſuwider“ evangeliſcher, wie wir davon eine Probe in der Februarnummer des vorigen Jahrgangs in einer Anmerkung S. 15 mitgetheilt haben. Chriſtus herrſcht ja aud) „mitten unter ſeinen

Feinden“.

Freuen wir uns darum mit dem alten Nicolai, daß ungeachtet - viel

Jrrthum und Schwachheit Chriſti Reich in dieſer Lestzeit fo ausgebreitet wird.

Hören wir Einiges von den heutigen Miſſionserfolgen. „Es iſt das doch ſchon ein großer Sieg”, heißt es in einer Vetrachtung des älteſten Miſſionsberichtes Apoſtelgeſch. 14, 27., „daß wir ſoweit in die nichtAhriftliden Völker eingedrungen ſind und Poſto gefaßt haben; gerade wie es ſchon ein großer Sieg ift, wenn unſere Armeen mitten im Lande des Feindes ſtehen, ſelbſt wenn ſie noch keine Schlacht gewonnen haben. Aber wir haben auch ſchon Schlachten gewonnen. Jd) weiß wohl, daß im Meiche Gottes die Statiſtik nur einen zweifelhaften Werth hat und daß hier Zahlen nicht unbedingt beweiſen. Dennoch können unſere Zahlen fid) ſehen laſſen. Es find heute wenigſtens 1,600,000 Heidenchriſten, die auf dem geſammten Miſſionsgebiete unter der Pflege evangeliſcher Miſſionare ſtehen. Jit das nicht eine große Zahl? .. . — Nun weiß ich ja weiter ſehr wohl, daß nicht alle dieſe 1,600,000 Heidenchriſten im bibliſchen Sinne des Worts Jünger Chriſti ſind. Es ift auf dem Miſſionsgebiet ähnlich wie in der heimiſchen Chriſtenheit : viel Unkraut unter dem Weizen. Aber, ſelbſt abgeſchen davon, daß unter den jungen Heidenchriſten niht Wenige find, denen der Heiland das Zeugniß ausſtellt : „Solchen Glauben habe id) in der alten Chriſtenheit nicht gefunden“, abgeſchen davon — iſt es nicht ſelbſt ſhon ein großer Sieg und Segen, wenn die Leute äußerlich ſih zum Chriſtenthum bekennen? Sft es nicht eine Thatſache, daß ſelbſt dieſes äußerliche Chriſtenthum

viel Rohheit gebändigt, viel Unfitten - beſeitigt, viel Gemeinſchaftsleben neu geſtaltet hat?

Jſt es nicht eine Thatſache, daß jede Miffionsftation eine Cultur-

ſtätte im Heidenlande geworden? weiſ’t, daß das Chriſtenthum

Standpunkt iſt.

Gerade die Miſſion der Gegenwart be-

kein überwundener,

ſondern

ein überwindender

Der „moderne“ Glaube hat hierbei keine Siegeskraft.

Aber der

alte bibliſche Glaube iſt aud) heute der Sieg, der die Welt überwindet.“ „Noch bis vor 30 Jahren“, ſagt Dr. Chriſtlieb in dem ſchon angezogenen Vortrag, „konnte man Zweifel erheben, ob das Evangelium auch die aller

verkommenſten Heiden nod) hebend und heilend anfaſſen und ihnen ein Geruch /des Lebens zum Leben werden könne. Heute werden die Portugieſen die Hottentotten nicht mehr für ein Affengeſchleht, alſo für {hle<thin unchriſtianiſirbar erklären. Heute fteht niht mehr über manchen Kirchthüren der Capcolonie zu leſen: „Hunde und Hottentotten dürfen hier nicht eintreten‘, wie zur Zeit, da dort ein Dr. ban der Kemp für die Menſchenrechte der zertretenen Eingebornen kämpfte. Heute wird Niemand mehr jenem franzöſiſchen Gouverneur der Jnſel Bourbon. zuſtimmen, der den erſten evangeliſchen Miſſionaren für Madagaskar zurief: „Sie wollen die Madagaſſen zu Chriſten mahen? Unmöglich! das ſind

nur Thiere; fie haben nicht mehr Verſtand als das unverniinftige Vieh‘, — angeſichts der Hunderte von evangeliſchen Gemeinden daſelbſt, die jest, die Sphäre der Londoner Miſſion allein gerehnet, ſhon von 386 eingebornen ordinirten

‘cl

El 4


„Die

Miffionstaube.”

5

27

Paſtoren, 156 cingebornen Evangeliſten und 3468 eingebornen Laienhülfspredigern und Bibelleſern bedient werden! — Noch vor 20 Jahren behaupteten um - die Erde gereiste Engländer mir ſelbſt gegenüber, daß die Eingebornen Auſtraliens abſolut unanfaßbar für die Predigt ſeien und erſt durch ſonſtigen Unterricht etwas heraufgebildet werden müßten, che ſie das Evangelium auch nur verſtehen könnten. Heute ijt dieſe Meinung z. B. durch zwei Herrnhutiſche Miſſionsgemeinden in Gippsland mit hübſchen Kirchen, reinlihen Wohnhäuſern und 125 getauften Eingebornen längſt widerlegt. Ja, heute haben wir . die köſtliche, unendlich glaubenſtärkende Freude, durch nicht mehr wegzubringende Zahlen der Miſſionsſtatiſtik den Beweis geliefert zu ſehen, daß auch die allerverſunkenſten Heiden, weil ſie eben dod) Menſchen find, bei dem Schall des Evangeliums noch aufhorchen und daran glauben lernen können, den tröſtlichen Beweis, daß kein Stamm geiſtlich zu todt für Neubelebung durch die gute Botſchaft, keine Sprache zu barbariſch für Ueberſeßung der Bibel, fein heidniſches Individuum zu thierifd) verkommen iſt, daß nicht eine neue Creatur in Chriſto aus ihm werden könnte, daß darum unſer HErr und Meiſter vor unſeren Augen fic) als den Weg, die Wahrheit und das Leben in ökumeniſchem (allgemeinſtem) Umfang zeigt und keinen unmöglichen Auftrag gab, als er fo fdranfenlos alles,

alles menſchliche Elend umfaſſend befahl: „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Creatur.‘“

Und noch Eins!

:

Furcht und Schre>en ergriff einſt alle Canaaniter, ver-

loren gaben fie ihre Sache, als die Kinder Jſrael unter Joſua fid) ihren Grenzen näherten und dann ihre erſten Siege erfochten; ja, eine Rahab bekennt unter Hinweis auf Jſraels Durchgang durchs rothe Meer und ſeine bisherigen Siege:

„Seit wir ſolches gehört haben, ift unſer Herz verzagt und ift kein Muth mehr in Jemand vor eurer Zukunft; denn der HErr, euer Gott, iſt ein Gott beide oben im Himmel und unten auf Erden“ (Joſua 2, 11.). Gegenüber dem unaufhaltbaren Siegesfortſchritt der Miſſion dringt fid) der Heidenwelt in der Gegenwart eine ähnliche Ueberzeugung auf. Jm Dorfe Schirasgaum in Yndien ſteht ein rieſiger Nimb-Baum, deſſen alternder, zum Theil ſchon faulender Stamm durch einen jungen Pimpalbaum zerſprengt wird, der aus einem Samenkörnlein un-

vermerkt hervorgeſproßt war, das einſt ein Vögelein in die Rite des alten Baumes mochte fallen gelaſſen haben. Mit dem alten Baume die Jahrtauſend alte Hindureligion und mit dem jungen Baum das Chriſtenthum vergleichend, rief ſhon vor mehr als zehn Jahren eine heidniſche Zeitung in Judien ſchließlich aus: „Das Chriſtenthum wadf’t, dehnt fic) aus, zerbricht die Feſſeln der Kaſte und

des Gößendienſtes und droht, den alten Baum ſammt Wurzel und Stamm bald gänzlich zu zerſtören. Und dann wird es als ein prachtvoller, heiliger Pimpal daſtehen an der Stelle des bitteren, herzfaulen, alten Nimb-Baumes.“ Und wie oft begegnet man

ähnlichen Geſtändniſſen, zum Theil dem verzweifelten Ausruf -

des ſterbenden abtrünnigen Kaiſers Julian: „Galiläer, fo haſt du doch geſiegt! “ Dies iſt die Heidenmiſſion dieſer Zeit, der Leßtzeit. Jhre Kenntniß, ihr Verſtändniß unſeren Leſern vermitteln zu helfen, hat die „Miſſions-Taube“ bisher auch Ausflüge in weite Fernen gethan und will es fernerhin nur um fo


28

-

„Die

Miſſionstaube.“

mehr thun, da ihr je länger je mehr in deſto klarerer Geſtalt dabei vor Augen getreten ift, was ihr bei ihrem Ausgang mehr nur in allgemeinen Umriſſen als Zwe> und Frucht dex Kenntniß und des Verſtändniſſes der heutigen Miſſion überhaupt vorſhwebte. Wenn wir nämlich fort und fort und immermehr wahrnehmen, wie Gott in dieſer leßten Zeit, wie ſeit der erſten Zeit nie wieder, fo reiche, ja noch reichere Gelegenheit gibt, zu den Heiden zu gelangen; .wie er ſo merkwürdig die Wege zu den Heiden der Chriſtenheit zeigt und ebnet und ſelbſt gewaltſam verſchloſſene Pforten öffnet; ja, wie er ſogar die ſhre>lihe Hungersnoth, mit der er vor ein paar Jahren Judien und China heimſuchte, benüßt, daß zu Tauſenden Heiden an der Thüre der Chriſtenheit anklopfen, damit die barmherzige Liebe, die ſie vom Hungertod errettet hat, ihnen nun auch vom ewigen Tode helfe durd) Wort und Sacrament: ſo muß fid) uns doch offenbar der Gedanke aufdringen, daß der HErr große Eile habe, die Fülle der Heiden eingehen zu laſſen, um dann zur völligen Erlöſung und Vereinigung aller ſeiner Kinder von der Welt her zu erſcheinen. 3 Wenn wir nun aber dieſe ſeine Eile ſchen und dabei hören, daß troy der bedeutenden Miſſionsthätigkeit der verſchiedenen Kirchen außer den 6 Millionen Juden und etwa 195 Millionen Muhammedanern es doch noch über 800 Millionen Heiden in der Welt gibt: müſſen wir da nicht nur um fo mehr an das zweimalige Wort des HErrn lebendiger erinnert werden: „Die Ernte iſ groß,

aber wenig ſind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in ſeine Ernte ſende“ (Matth. 9, 37. 38. Luc. 10, 2.)?

Aber auch, ſollten wir dann

niht

um

fo mehr

begehren,

als

Glieder der rehtgläubigen Kirche mit unſerer Miſſionsthätigkeit hinter der wachſenden Miſſionsthätigkeit anderer Kirchen nicht zurü> zu bleiben ? Bis jest freilich iſt unſere directe Miſſionsthätigkeit in der Heidenwelt

ſehr geringe geweſen.

eine

Klein war unſere Miſſionsthätigkeit unter den Jndianern

und ſeit Jahren ſchon hat ſie aufhören müſſen und konnte bis jest nicht wieder

in Angriff genommen werden. miſſion.

Wohl

Klein ijt aud) noch unſere bisher geſegnete Neger-

hat ja die redjtglaubige Kirche dieſes Landes

vor allem

ihren

Beruf auf dem Gebiete der inneren Miſſion, und gilt uns hier zur Beſhämung, wie zur Reizung das Wort des HErrn von der großen Ernte und den wenigen daß fic) zur Zeit unſere ganze

Thätigkeit in der äußeren Miſſion auf die kleine Negermiſſion beſchränkt, während in den Jndianern und Chineſen uns Heiden ſogar vor die Thüre geführt ſind und die anderen Kirchen große Miſſionen unter den fernen Heiden haben.

Nun ſo wolle trauet, Uns

denn, weil der Treue im Kleinen Größeres und Großes verheißen iſt, der HErr uns vor allem immer treuer machen in dem, was uns verund in dem, was uns befohlen iſt. ift die Gnadengabe reiner Lehre und Erkenntniß vertrauet. Damit

iſt uns eigentlid) Großes, ja das Allergrößte vertrauet. Wenden wir auf deren Bewahrung durch Arbeit und Kampf allen Fleiß, fo helfen wir mit den Beruf erfüllen, den unſere lutheriſche Kirche aud) für die anderen Kirchen hat. Wir

MAP

at

At)

ift es fdymerglid,

GE NAAA

Aber immerhin

u

Arbeitern.

Ÿ


„Die

Miffionstaube”

29

werden namlid) mit ihr dur Lehre und Wehre ein Salz, das der Ueberhandnahme des Srrthums in anderen Kirchen wehrt. Und damit leiſten wir auch ine direct der äußeren Miſſion einen großen Dienſt, daß die anderen Kirchen, die dermalen die größte Miſſionsthätigkeit entwideln, das Evangelium weniger verderbt zu den Heiden bringen. Wohin ſollte es damit wohl ſhon gekommen ſein,

wenn nicht die lutheriſche Kirche als die wahre ſichtbare Kirche mit Lehre und Wehre daftiinde! Befohlen ift uns die Arbeit der innern Miſſion und vorläufig die Arbeit : unter den Negern dieſes Landes. Je treuer wir nun aber hierin das Unſere thun, je mehr namentlich unter unſerer ſtudirenden Jugend der rechte Miſſionseifer erwacht und wir über Viele ſolcher Freiwilliger für den Miſſionsdienſt verfügen finnen, je cher wird der HErr uns weiteres auch in Betreff der äußeren Miſſion befehlen und vielleiht uns würdigen, nod) einmal aud) den Jndianern auf ihrem Todeswege das Evangelium nachzutragen. Segne denn der HErr für das Miſſionswerk auch unſere Arbeit an dieſem Blatte im neuen Jahre. Er mache uns zu derſelben immer tüchtiger, erwe>e auch Andere, mit ihrer Gabe dem Blatte zu dienen, und laſſe dieſes fernerhin allüberall freundlihe Aufnahme und immer weitere Verbreitung finden.

L: —

»Indianer

0-4-0

fuden

—————

deutſche Anſiedler.

Ganz neuerdings find zwei civiliſirte Jndianer-Häuptlinge nad) Cincinnati

gekommen, um vornehmlich für ihre Reſervation, die 60,000 Quadratmeilen groß iſt, deutſche Anſiedler einzuladen, zu welchen fie vor allen andern das größte Vertrauen haben. Auf dieſer großen Landftrede wohnen zwei civiliſirte Jndianerſtämme, die Cherofees und Chodtatws, welche zuſammen 5000 Köpfe zählen. Sie haben fleine Städte und Dörfer mit Kaufläden, einige Fabriken, Mühlen, Kirden und Schulen und betreiben ausgedehnten A>erbau. Einer dieſer Häupt-

linge erklärte, daß der Gndianer leicht zu civiliſiren ift, wenn man es nur recht anfängt. Die bisherige Behandlungsiveife der Jndiäner ſeitens der Regierung nennt er eine unrichtige, da dieſe die armen Yndianer durch ihre Soldaten von

Play zu Play treibt und ſo unzureichend für ſie ſorgt, daß Hunger und Entbehrungen ſie zum Aufſtand treiben.

find in ſeinen Augen

Die Regierungshändler (government-traders)

ein großes Hinderniß der Civiliſation der Rothhäute.

Dieſe berehnen den Jndianern für ihre Waaren enorme Preiſe und dazu find die Artikel von der ſchlechteſten Qualität. Obgleich die Regierung ſtreng verboten hat, den Wilden Whisky zu verkaufen, geſchieht es doc) allgemein. Was machen ſih dieſe habgierigen gewiſſenloſen Händler daraus, ganze Stämme zu ruiniren,

wenn ihnen ein großer Gewinn abfällt? Söhne

Beim Handel werden die unwiſſenden

der Wildniß ebenfalls fdjredlic) betrogen, denn für ihre Pferde erhalten

E

le:

fie nur Schundpreiſe und nachher werden fie um ihr bisden Geld ſ{re>li< geprellt. So äußerte ſich der Häuptling — und es ift nur zu wahr, was er geſagt


3

+

80

hat.

vadte

Miffionstaube”

/ Herr Carl Schurz, der Secretär des Snnern, wird auf ſeiner Meifetour

auch erwähnte Reſervation beſuchen. Vielleicht ſieht und hört er an Ort- und . Stelle in einigen Tagen mehr, als er in Washington aus den amtlichen Berichten in Jahren von dem wahren Stand der Dinge erfahren kann.“ So berichtet der „Pilger“ von Neading, Pa., in der Nummer vom 29ſten Auguſt v. J. Ohne Zweifel wird auch die Leſer der „Miſſionstaube“ dieſe Nach- rit intereſſiren. Manchem derſelben wird es daher auch nicht unlieb ſein, von den oben genannten beiden Judianerſtämmen hier etivas Näheres zu erfahren. Die Reſervation, auf der die Judianer vom Stamm der Cherokees und der Chodtaiws wohnen, befindet fid) in dem weſtlih von Arkanſas liegenden „Indian Territory“, und ift vom Arkanſas- und Canadianfluß durchſtrömt.

Veide Stämme find bluts- und auch ſprachverwandt, denn ſie gehören zu den Apalachiten-Jndianern. Die Cherokees, nunmehr vielfach ein Miſchvolk durd) Verheirathung mit Weißen, ſind wohl die civiliſirteſten Jndianer der Vereinigten Staaten. Einer unter ihnen, der Halbblut-Jndianer Güß oder, nach ſeinem indianiſchen Namen,

Sequoyah, erfand im Jahre 1826 ſogar für ihre ſehr wohlklingende, weil nicht an Conſonanten

ſehr reichen Sprache

ein aus 85 Schriftzeichen

phabet, welches das Leſen derſelben ſehr erleichterte.

beſtehendes Al-

Jn der Bibliothek der

„American Philosophical Society“ zu Philadelphia ſollen fid), jedod) nur als Manuſcript, mehrere Wörterbücher befinden, ebenſo leſen wir, daß ein deutſcher

Gelehrter, H. C. von der Gabelenß, in Höfers Zeitſchrift eine kurze Grammatik lieferte und daß im 2ten Bande der Archacologia Americana fid) grammaticaliſhe Notizen befinden. Leider blieb der ſinnreiche Erfinder der CherokeſenSchrift dem Evangelio feind, als es unter ſeinem Volk gepredigt wurde, und beklagte ſogar ſeine Erfindung, al3 die Miſſionare mittels derſelben einen Theil des Alten Teſtaments in die Cherokee-Sprache überſeßt hatten. Die Cherokees beſißen eine Dru>erei und ihre eigene Zeitung. Sie haben ihre beſonderen Geſeße und ihre Negierung ift der der Vereinigten Staaten nachgebildet. Durch mehr als 60 öffentliche Schulen ijt reihli< für den Clementarunterridht, dur< ein bei Tahlequah errichtetes College für den höheren Unterricht geſorgt. Der „American Board of Foreign Missions‘‘ der eine Anzahl Stationen unter den

Cherokees hatte, beſchloß im Jahre 1860, ſeine Arbeiten zurü>zuziehen, „weil das Chriſtenthum hier ſo weit durhgedrungen fei, daß das Miſſionsgebiet zum

Kirchengebiet werde“.

Auch die Herrnhuter unterhalten eine Miſſions\chule.

Die Cho>ktaws, wegen ihres künſtlich platt gedritdten Vorder- und Hinter-

kopfes von Engländern und franzöſiſchen Händlern Flachköpfe (flat heads) genannt, find mehr ungemiſchten indianiſchen Geblüts. Jhre dem Cherokee verwandte Sprache iſt zwar im Allgemeinen etwas rauh, aber oft ſehr poetiſch.

Die Finger heißen fie z. B., „die Söhne der Hand“, das Laub „Baumhaar“, den Fluß „Waſſerſtraße“, den Mond „die bei Nacht wandelnde Sonne“ u. dgl. Eine Eigenthümlichkeit dieſer Sprache iſt unter Anderem, daß die Buchſtaben d, g- j und z nicht vorkommen, daß die Adjective den Subſtantiven folgen, daß die Vocale oft die Ausſprache wechſeln, und noch einiges andere.

Als fie nad) dem


„Die

Miffionstaube.”

81

Syſtem von John Picering fdreibbar gemacht war, drudte in derſelben die Amerifanifde Dractatgefellfdaft im Jahre 1825 ein Elementarbud), dem dann im Lauf der Zeit im Verlage derſelben cine Menge Geſangbücher und Tractate, ſo-

wie noch cine von Cyrus Byington und A. Wright beſorgte Ueberſezung des Neuen Teſtaments und eine theilweiſe des Alten Teſtaments folgte, die aber nun wohl auch vollſtändig ſein wird. Cyrus Byington, der ſeit dem Jahre 1819 unter den Chodtatws wirkte und deſſen Name enge mit ihrer Geſchichte verwoben iſt, ſchrieb auch eine kleine, im Jahre 1870 von Dr. Brinton zu Philadelphia herausgegebene Grammatik, ſowie aud) ein aus 15,000 Wörtern beſtehendes Lexicon, von dem wir jedoh nicht zu ſagen vermögen, ob es ſhon gedruct iſt, oder ſich noch als Manuſcript in den Händen der Familie befindet. Jun der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts machte die römiſche Kirche durch franzöſiſche Miſſionare Bekehrungsverſuche, jedod) ohne Erfolg. Seit dem Jahre 1818 arbeiten amerikaniſche Miſſionare, Methodiſten, Presbyterianer und Baptiſten unter ihnen, deren Ausdauer die gegenwärtige Cultur der Cho>ktaws unter Gottes Segen zur Folge gehabt hat. Zu nicht geringer Beſchämung ihrer weißen Nachbarn in Arkanſas verwenden die Cho>ktaws ſchon ſeit ein paar Jahrzehnten viel Geld auf die Jugenderziehung. Nach einer uns vorliegenden Reiſebeſchreibung vom Jahre 1869 erhielten {hon 600 Kinder in 10 großen Miffionsfdulen Unterridjt und nah dem Report of the Commissioner of Indian Affairs for 1869 . batten fie 69 öffentliche Schulen mit 1847 Schülern, deren Zahl natürlich ſeitdem geſtiegen ifts eine beſtimmte Anzahl von fähigeren Schülern aber wird jähr-

lid) auf höhere Schulanſtalten im Often geſchi>t und die Ausgabe für dieſelben ‘aus einem eigens für dieſen Zwe> gegründeten Fond beſtritten.

Die Choctatws

treiben vornehmlich Uderbau und Viehzucht, dabei manche von ihnen ſehr reid geworden find, doch cultiviren fie auh einige Induſtriezweige. Sie wohnen meiſt in comfortabeln Häuſern, wie ſie denn überhaupt Vieles in Brauch und Sitte von den Amerikanern angenommen haben. Auch ihre Regierungsform ähnelt der der Vereinigten Staaten. Bemerkenswerth iſt folgende Beſtimmung in ihrer Conſtitution: „Die Dauer ſämmtlicher Aemter ſoll auf eine gewiſſe Periode beſchränkt fein, wenn die erwählte oder ernannte Perſon ſich ſo lange ordentlich beträgt“, ferner die Beſtimmung des Strafgefesbudes, nad welcher der überwieſene Verleumder eine entſprechende Anzahl Hiebe auf den bloßen Leib erhält, desgleichen in gewiſſen Fällen auch der Dieb .und ein auf die - Stirn gebranntes T (thief, Dieb) dazu; bei ſehr großem Stehlen aber wird im Wiederholungsfalle mit dem Galgen beſtraft.

Zwiſchen

den

Cherokees

und

den Cho>ktaws

wohnen

die Creeks,

die

Seminolen und noch einige andere JFndianerſtämme. Unter den Creeks bez finden fid) ohngefähr 25 Freiſchulen, von denen 6 nur von den Kindern der dort wohnenden Neger beſucht werden. Außerdem haben fic ein College in Thätigkeit und cin zweites wird nun wohl bereits eröffnet ſein. Die Directoren dieſer beiden Colleges werden von den Methodiſten und Presbyterianern bezahlt, die

übrigen Koſten tragen die Creek-Jndianer ſelbſt.

Die Seminolen

Freiſchulen und eine Miſſionsſchule von etwa 50 Kindern.

haben vier

-


_ EILT

32

„Die

Miffionstaube.”

Das Jndianer-Territorium felbft iſ neunmal größer als der Staat Maſſachuſetts und beſſer bewaldet und bewäſſert, als Kanſas und Jllinois. Der Boden, meiſt wellige Ebenen von ungeheurer Ausdehnung bildend, ift eben fo wohl für Viehzucht, als für A>erbau vortrefflich geeignet und das Klima ſoll den größten Theil des Jahres hindurd) angenehm und geſund ſein. Sollte nun die Bemühung jener nach Cincinnati gekommenen Häuptlinge von Erfolg ſein, ſo möchte man nur wünſchen, daß es dem gnädigen Gott gefallen dürfte, uns hier einen Weg zur Wiederaufnahme der Jndianermiſſion zu zeigen — natürlich nad) dem Worte des Apoſtels Röm. 15, 20. 21.: „Jch habe mich ſonderlich befliſſen,

das Evangelium zu predigen, wo Chriſti Name nicht bekannt war, auf daß ich nicht auf einen fremden Grund bauete; ſondern, wie geſchrieben ſteht : Welchen nicht iſt von ihm verkündiget, die ſollen es ſehen, und welche nicht gehöret baker: ſollen es verſtehen.“ L. OO 4

———

(Eingeſandt von P. F. Sievers jr.)

Die 1. Wie

die

armen

armen,

blinden

Indianer. Leute

ihre

Bibeln

zu

ſchäßen

wiſſen. Eine in Colorado erſcheinende Zeitung berichtete vor Kurzem, daß die Ute-Jndianer die Blätter der ihnen von der „amerikaniſchen Bibelgeſell- . ſchaft“ gelieferten Bibeln als Gewehrpfropfen benußten, und daß ſie die präch-

tigen Morocco-Einbände nod) maſſenhaft als die einzigen Ueberreſte der chriſtlichen Spende aufbewahrt

haben ſollen. — So

man fid) darüber verwundern.

betrübt das ijt, ſo wenig kann

Wie viele Jndianer werden denn wohl die ihnen

geſchenkten Bibeln leſen können? Und wo iſt ein Philippus, der ſie anleitet, daß ſie das ſeligmachende Gotteswort nicht nur leſen, ſondern auch verſtehen lernen? Ach, ihr ftummes Elend hört noch nicht auf, uns zuzurufen : Kommt herüber und helft uns! O, ihr hochbegnadigten Kinder des Lichts, begnügt euh nicht damit,

daß ihr fröhlich wandeln könnt in dem Glanz, der über euch aufgegangen iſt, ſondern laßt euer Licht auch leuchten; laßt es nicht nur den ſhwarzen Heiden, ſondern auch den rothen Heiden leuchten, daß auch in ihren finſtern Herzen noch der Tag anbreche und der Morgenſtern aufgehe, ehe die Nacht kommt, da Niemand wirken kann. 2, Eine höchſt erfreulihe Nachricht aus der Jndianer- . Miſſi ion. Die ſhwediſche (lutheriſche) Auguſtana-Synode hat ſeit einiger Zeit

ihre Aufmerkſamkeit auf die Jndianer-Miſſion gerichtet, und bet ihrer leßten Verſammlung

im Juni vorigen Jahres einen Candidaten,

Namens M. Wahlſtröm,

*als Miſſionar unter den Comanche-Jndianern ordinirt und nad) dem JndianerTerritorium abgeordnet.

Außerdem werden in der Anſtalt der genannten Synode

zu Mod Jsland drei Judianerjünglinge unterrichtet, in der Hoffnung, daß fie einmal als Arbeiter

in das Miſſionsfeld

geſendet werden

können. — Sit eine

ſolche Nachricht nicht herzerqui>end? D, möchte unter den allerleßten Reſten der hinſterbenden rothen Heiden nod) manche Seele, wie cin Brand aus dem

I

1/4


„Die

Miffionstaube”

33

Feuer errettet, mit allen Kindern Gottes erfahren, wie lieblich auf den Bergen die Füße der Boten ſind, die da Friede verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen (Jeſ. 52, 7.)! Und möchten auch wir noch allenthalben je Etliche ſelig machen können (1 Cor. 9, 22.)! 3. Es fehlt auh nicht an günſtigen Gelegenheiten, den armen Jndianern noch nahe zu kommen. Jn der Februarnummer brachte unſre liebe „Miſſionstaube“ ein liebliches Oclblatt, nämlich die Nachricht, daß die auf der ,, White Earth Reservation‘ im nördlichen Minneſota lebenden Chippewa Jndianer nicht nur in der Civiliſation günſtige Fortſchritte machen, ſondern daß fie aud) zum Chriſtenthum bekehrt und fruchtbar ſeien in guten Werken. Aber auch aus dem ſüdlichen Kanſas wird von friedlichen Jndianern Folgendes berichtet : „Während das Yndianergebiet in unſerer nächſten Nähe liegt, befinden wir uns in keiner größeren Gefahr vor einem Jndianerüberfall, als die Leute in Boſton. Die

Indianer,

welche in der Nähe von Coffeyville leben, ſind civiliſirt, bebauen

Land, ziehen Vich und ernähren fic) gerade ſo, wie wir uns ernähren. Viele von ihnen beſißen ſchöne Wohnhäuſer, die vortrefflich eingerichtet ſind, und leben bequem und gut. Dieſe Judianer ſind ruhige, friedliebende Leute und in dieſer Beziehung oft beſſer, als Leute unſerer eigenen Nationalität.“ — D, welche Wonne ſollte es für uns fein, auch dieſen äußerlih ſhon wohlverſorgten Leuten

noch den Weg zur ewigen Glückſeligkeit zu zeigen, daß ſie nod) aus den Leßten die Erſten werden

und kommen möchten

zu der Gemeinde der Erſtgebornen,

die im

Himmel angeſchrieben ſind mit dem theuren Blute ihres und unſers Heilandes JEſu Chriſti ! ; >of

Reber Englands Verhalten gegen die Zulu-Wiſſion tragen wir aus dem Hermannsburger „Miſſionsblatt“ vom November v. J. hier nod) nach, was Superintendent Hohls unterm 13. October an Paſtor Harms

ſchreibt. Er ſagt, nad) Erwähnung des abſchlägigen Beſcheids auf die eingereichte Bittſchrift um Schadenerſaßz für die im Zululande zerſtörten Hermannsburger Miſſionsſtationen : „Es gibt hier nun keine höhere Auctorität, an die wir

appelliren könnten. Wollen wir appelliren, ſo müſſen wir uns nad) England wenden. Leider ſoll der dortige jesige Miniſter für die Colonien ein ganz entſchiedener Feind der Miſſion ſein.“ Sqließlich heißt es noch alſo :

;

„Zuletzt hat Sir Wolesley eine Beſtimmung geſtellt, die weder. zeitgemäß noch human ift: Wollen die Amazulu

ihre alten Miſſionare wieder bei ſich auf-

nehmen, fo mögen fie das, wo nicht, dann müſſen die Miſſionare draußen bleiben. „Allein das erbärmlichſte Ding, was der General gemacht und womit er ſich

ſelbſt aufs beſte gekennzeichnet hat, iſt dieſes: Er hat J. Dunn zu einem Zulukönig gemacht. Dieſer Dunn iſt einer von den dreizehn Männern, unter denen das Zululand vertheilt ift. Dunn iſt ein Engländer, derſelbe, der unſere Station Emlalazi

eingenommen

kurz vor Ausbruch

des Krieges.

Er iſt ein herunter-

ee

imi

gekommenes Subject, wohnt etwa ſchon 20 Jahre im Zululande, war Cetywayo's


34

„Die

Miffionstaube.”

Günſtling und lebt ſchon lange in greulider Vielweiberei. J. Dunn hat une gefähr den achten Theil vom ganzen Zululande als fein Königreich bekommen. „Fünf unſerer Stationen find im Bereiche dieſes Menſchen geweſen, und norwegiſche und engliſche eben ſo viel. Nun erklärt dieſer Widerſacher Dunn : kein Miſſionar ſoll in ſein Land kommen. Dabei bleibt er fteif und feſt: So viel id) weiß, wollen alle umwohnende Amazulu der früheren Station gerne ihre Miſſionare wieder haben. Aber nein! ihr König will's niht. Unſere Miſſionare der dortigen Stationen haben Dunn gebeten, ſie ihr Werk fortſeßen zu laſſen. Er will aber nicht und ſagt, die Miſſion müſſe in anderer Weiſe betrieben werden, als bisher; denn die Miſſion hätte in den vielen Jahren ihres Beſtehens faſt nichts ausgerichtet, und die wenigen Heidenchriſten ſeien ſhlehter geweſen als die Heiden (dod) wohl nicht ſchlechter als J. Dunn; denn Polygamiſten find ſie niht geweſen und Gewehre haben ſie auh niht den Amazulu zugeführt), welches aber daher käme, weil die Miſſionare weiter nichts gelehrt hätten, als nur Religion. Faſt die ganze Colonie hier ijt empört über das Gebahren des J. Dunn, — He) bitte ſehr, werden Sie doch wegen dieſes unglücklichen J. Dunn vorſtellig in England, denn hier können wir nichts machen.“ a

eS

WMiffionusnadridten. Cine lutheriſche Miſſion in Liberia. — Jn der Neger- Republik Liberia in Afrika befindet ſich eine lutheriſche, wahrſcheinlih ſhwediſche, Miſſion. Dieſelbe hat auf ihren 4 Stationen im legten Jahr 686 Erwachſene und 548 Kinder aus den Heiden getauft. Aehnlich wie wir in der Miſſion der Synodalconferenz legt fid) jene Miſſion beſonders auf die Erziehung der Kinder. Sie hat von der Regierung eine große Strecke Landes erhalten und darauf eine Farm mit Kinder Heim angelegt. Die Miſſion der Engliſchen Ausbreitungsgefellfdhaft hatte 1877 mehr eingenommen, als alle deutiden Miſſionsgeſellſhaften zuſammen, nämlich 2,968,760 MÉ. Ble A eE

——

SonderBares Examen für einen, der Wiſſionar werden wollte. In einem franzöſiſchen Blatte wird ein ſonderbarer Zug eines engliſchen Predigers, Namens Wilks, erzählt. Wilks war einer der erſten Chriſten, die fid) für die Miſſionsgeſellſhaft in London intereſſirten. Er war ein reich erfahrener aber auch origineller Mann, wie nachſtehender Zug deutlich beweiſt : Beaujftragt, eines Tages einen Jüngling, Namens Jakob, der ſich dem Dienſte

der Miſſion widmen wollte, zu prüfen, beſtellte er ihn auf den nächſten Morgen 7 Ubr zu fid. Schlag 7 Uhr befand fic) der junge Mann an der Thür und Hlingelte. Die Magd öffnete ihm, ließ ihn in ein Wartezimmer eintreten und bat ihn, ſich zu ſegen. Er ſeht ſich und wartet geduldig; aber er hört nacheinander


„Die

Miffionstaube”

é

35

8 Uhr, 9 Uhr, 10 Uhr ſchlagen,- ohne daß Herr Wilks erſchien. Endlich, nah 10 Uhr trat dieſer ein, grüßte den jungen Mann ſehr trocden, ſette ſich ihm gegenüber und maß ihn vom Kopf bis zu den Füßen. = „Hm!“ ſagte er endlich, „Sie wollen Miſſionar werden, junger Mann; wie iſt dieſe Jdee in Jhren Kopf gekommen? Lieben Sie den HErrn JEſum?“ — Der junge Mann erwiederte beſcheiden aber mit feſter Stimme, daß er ſeinen Heiland liebe und Jhm eben deßwegen ſein Leben im Dienſte der Miſſion zu widmen wünſche. „Sehr wohl!“ erwiederte Herr Wilks; „aber ſind Sie auch dazu fähig?“ fügte er bei, ihn mit einem durchdringenden Bli>ke meſſend. „Können Sie leſen?“ — „ODhne Zweifel!“ erwiederte der junge Mann lächelnd. — „Gut, fo leſen Sie mir einige Zeilen“, fuhr Herr Wilks fort und hielt ſeinem Examinanden ein ABC-Buch hin, deſſen erſte Seiten aufgeſchlagen waren. Jakob las: bat, mat, fat, rat. — „Ja, ja, das geht an. Können Sie aber auch ſchreiben 2“ — „Ja, mein Herr.“ — „Gut, ſchreiben Sie mir hier Jhren Namen.“ Jakob ſchrieb ſeinen Namen. „Hm, hm“, erwiederte der Greis, „das geht ebenfalls an. Aber können Sie auch rechnen? Das iſt kein Kinderſpiel. Achtung alſo! Zweimal zwei iſt ?/ — „Vier.“ — „Und vier mal fünf?“ — „Zwanzig.“ — „Hm, hm, das geht | auch an. Wohlan, Sie können ſich zurückziehen. Yd) werde dem Comité Jhretwegenſchreiben.“ Der junge Mann verneigte ſich mit ehrfurchtsvollem Gruß, innerlich höchlich verwundert über das ſonderbare Examen, dem er ſich für den Eintritt in den Miſſionsdienſt hatte unterwerfen müſſen. Desſelben Tages ſchrieb Herr Wilks an das Miſſionscomité in London: „Jch habe Jakob ſoeben examinirt und bin zufrieden. Zunächſt ift er exact; er war Schlag 7 Uhr bei mir, wie id) ihn beſchieden hatte. Dann glaube ih ſicher zu ſein, daß er geduldig ijt; denn ih habe ihn abſichtlich bis 10 Uhr warten laſſen und er hat keinerlei Ungeduld an den Tag gelegt. ‘Drittens iſt er nicht im mindeſten empfindlich; denn id) habe ihn um die geringfügigſten Dinge befragt, ohne daß er ſich beleidigt gezeigt hätte. Endlich glaube ih, daß er den HErrn JEſum aufrichtig liebt und Jhm als Miſſionar zu dienen wünſht. Jch empfehle Jhnen daher denſelben mit vollem Zutrauen und würde meinerſeits nicht zögern, ihn aufzunehmen.“

(Volksblatt 1877.)

oe R

————

Wiſſionseifer der alten Kirche. Euſebius beſchreibt im dritten Buch ſeiner Kirchengeſchichte, Capitel 37, die _ erfolgreiche Verbreitung te3 Chriſtenthums unter dem römiſchen Kaiſer Trajan, der vom Jahre 98—117 nach Chriſti Geburt regierte, und die große Thätigkeit der damaligen Kirche für dieſen Zwe>. Die damaligen Jünger, ſagt er, hätten auf dem von den Apoſteln gelegten Grunde weiter gebaut und „den heilbringenden Samen des Himmelreichs in der Weite der ganzen Welt ausgeſtreut.“ „Denn in der That“, erzählt er weiter, „erfüllten ſehr viele der damaligen Jünger, durh das göttliche Wort von ciner brünſtigen Liebe ergriffen, zuerſt das heilſame Gebot und vertheilten ihre Güter unter die Armen. Darauf zogen ſie in die Fremde


Anzeige. Miſſionspredigt von A. Liefeld, Paſtor zu Burlington, Wisconſin. Zum Beſten der Negermiſſion. Preis: 1 Exemplar 5 Cents, 6 Exemplare für 25 Cents. Zu haben im „Luth. Concordia-Verlag“. St Louis, Mo. Dieſe Predigt hat Herr Paſtor Liefeld, cin chemaliger Miſſionar in Afrika, zu dem Endzwe>e dem Druck übergeben, um auch auf dieſem Wege etwas zum Veſten der Negermiſſion zu thun. Von den Schulkindern des Been! Lehrer T. Glaſer in Yndianapoli3, Jnd., $2.00 für Negermiſſion und von Herrn G. D. Simen, Allegheny, Pa., für das neue Schulhaus $10.00 erhalten zu haben, beſcheinigt herzlich dankend Little Nod, Ark., 11. Februar 1880. F. Berg, Miſſionar. - „Die Miſſionstaube“ erſcheint einmal monatlih. Der Preis für cin Yahr in Vorausbezahlung mit Porto {ft folgender : 1 Exemplar. $ .25 ” 1.00 12 ,, 2.00 ” 4.00 Die Parthie- Preiſe gelten nur dann, wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe verſandt werden lönnen. Zu beſtellen und zu bezahlen ijt das Blatt bei dem „„Luth. Concordia - Verlag‘‘, St. Louis, Mo. Alle die Redaction betreffende Einſendungen ſind zu adreſſiren an Nev. F. Lochner, Box 697, Springfleld, TN. ; alle Geldbeiträge für die Negermiſſion an den Kaſſirer J. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis, Mo.

Druckerei des „Luth.

Concordia

Verlag”,

St. Louis, Mo.

A

ANT yt FIA

a eH aT Nt eee tm a

tJ “

Die lieben Leſer der „Miſſionstaube“ wiſſen bereits, daß die Zahl- unſerer Schüler in Little No> immer mehr zunimmt, worüber uns zu freuen und dem lieben Gott zu danken wir ja alle Urſache haben. Nun iſt aber unſer Kirchgebäude mit Kindern gefüllt, ein gemiethetes kleines Schullokal ijt über füllt, ſelbſt ſeine Studirſtube mußte unſer Miſſionar in ein Schulzimmer verwandeln, und noch reicht der Raum nicht aus. Dazu iſt beſtändiger Zuwachs zu erwarten. Daher iſt cs jeht gewiß an der Zeit, den von der ehrw. Synodalconferenz ſchon leßten Sommer gefaßten Beſchluß auszuführen, „den nöthigen beſcheidenen Schulbau in Angriff zu nehmen und in der „Miſſionstaube‘ milde Gaben hierfür zu erbitten.“ Alle Freunde unſerer Miſſion ſind daher erſucht, mit Hand ans Werk zu legen, indem ſie ihre Gaben für den ſo nöthigen Schulbau in Little Rock recht bald einſenden an den Kaſſirer, Mx. J. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis, Mo., oder an Rev. F. Berg, 1117 Rock Str., Little Rock, Ark. C. S.

28 BTD reuters tent

Aufruf.

999 9000 LD:

und verrichteten das Werk von Evangeliſten, indem fie fic) beeiferten, denen, welche noch gar nichts vom Worte des Glaubens gehört hatten, Chriſtum zu verkündigen und ihnen die Schrift der göttlihen Evangelien mitzutheilen. Sie legten aber in fremden Gegenden den Grund des Glaubens, und ſuchten, wenn ſie andere Manner als Hirten cingefest und ihnen die Pflege für die Neubekehrten übertragen hatten, unter dem Beiſtande der göttlichen Gnade wieder andere Länder und Völker auf. Und weil damals noch ſehr viele wunderbare Kräfte des göttlichen Geiſtes durd) ſie wirkten, fo geſchah es, daß auf die erſte Verkündigung hin ganze Schaaren die Verehrung gegen den Schöpfer aller Dinge willig in ihre Seelen aufnahmen.“ („Lutheraner“ 1849.)

VT rete rns re Se

MiffronStaube,”

(ULF 0G MEET Borri t Ny Seba ue 424

„Die

PrP LENA geen

36


Sy

ee

Nadridten aus dem MNiffionsgebict der Heimath und des Auslandes. Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferenz bon Nordamerika.

Jn deren Auftrag

redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered at the Post Ofllce at St.

2. Jahrgang. ——————

Louis,

April

Mo.,

as second-class matter.

1880.

Nummer 4.

==

Methlakaßhtla und Fort Simpſon. Miſſions- und Culturbild aus dem Jndianerlande jenſeits und diesſeits der Felſengebirge. (Schluß.)

Als Duncan im Jahre 1864 in der Perſon des Miſſionars Doolan einen Gehilfen erhielt, ließ er fic) dur denſelben von ſeiner großen Arbeit nichts abnehmen, ſondern gründete durch ihn und den eingebornen Katechiſten Samuel Marsden alsbald cine neue Station unter dem Stamme der Niſchkah Jndianer am Naasfluß, bei dem er ſchon zweimal einen Beſuch gemacht hatte und von dieſem intereſſanten Völkchen mit großer Zuvorkommenheit aufgenommen worden war. Bei einem dieſer Beſuche hatte ein vom Wort ſhon etwas ergriffener Häuptling betend geſprochen: „Erbarme dich unſer, großer Vater im Himmel, erbarme did) unſer! Dieſer Herr — auf Duncan weiſend — iſt ge-

kommen, um uns von dir zu ſagen.

Es ift gut, großer Vater.

Wir wollen

hören. Wer ift gekommen, um unſern Vätern deinen Willen kund zu thun? Keiner, Keiner! Aber dieſer Herr hat Mitleid mit uns gehabt und ift gekommen. Er hat dein Bud. Wir wollen hören. Wir wollen dein Wort annehmen.“ Und auf dieſe Worte des Häuptlings hin rief eine Stimme aus dem Volk: „Deine

Rede iſt gut!” Alle aber verſicherten Duncan, daß fie ihre böſen Wege verlaſſen und „gut“ werden wollten, daß fie ihn lieb hätten und gerne bei fid) behalten möchten, bewirtheten ihn aufs freundlichſte und beſchenkten ihn. Und als er

ihnen nochmals Chriſtum gepredigt hatte, rief Einer aus: „Jeßt dürfen wir niht


mee thos

Miſſionstaube.“

mehr die Steine und Sterne anrufen, ſondern JEſus, JEſus wird hören. JEſus iſt unſer Heiland, JEſus! JEſus! JEſus Chriſtus! Gute Botſchaft! Gute Botſchaft! Höret Alle. Leget cure Sünden ab. Gott hat ſein Wort geſandt. JEſus iſt unſer Heiland. Nimm meine Sünden weg, o JEſu! Mach mich gut, o JEſu !“ Das waren die Leute, unter welchen Miſſionar Doolan nun eine neue Station unter dem Namen Kincolith gründete, und die fic) freuten, ihren gegen Duncan ſchon oft ausgefprodjenen Wunſch, einen eigenen Miſſionar unter ſich zu haben, jeßt erfüllt zu ſchen. Wenn auch nicht in ſo großartiger und ausgedehnter, doch in ähnlicher Weiſe, wie Methlakahtla, wird Kincolith den Eingebornen zu einem geiſtlichen Zufluchtsort gemacht, wo fie neben lohnender Beſchäftigung auch chriſtlichen Unterricht finden. Dieſe Station ift um ſo mehr zu einem Miſfionsherd geeignet, als jährlih Tauſende von Jndianern, durd) den ſhon von uns erwähnten Fifdreidthum der Gegend angezogen, dort zuſammenſtrömen und ſo Gelegenheit bekommen, das Evangelium zu hören. An Feindſchaft und Ver. folgung fehlte es übrigens hier nod) weniger, als früher in Fort Simpſon, auh fielen mehrere Chriſten ins Heidenthum wieder zurü>. Aber im Allgemeinen hat fic) bis daher auch dieſe Station, welche gegenwärtig von Miſſionar Tomlinſon geleitet wird, eines geſegneten Wachsthums zu erfreuen. Selbſt auch in Fort Simpſon ſcheint das Heidenthum gebrochen zu fein troy wiederholter krampfhafter Verſuche, fic) noch einmal aufzuraffen, ſo daß die Auswanderung der Chriſten von dort am Ende fic) dod) als das erfolgreichſte Mittel erwieſen hat, auch auf die Heiden zu wirken. Durch eingeborne Chriſten von Methlakahtla wurde in Fort Simpſon in den leßten Jahren das Evangelium regelmäßig alle Sonntage gepredigt und am Weihnachtsfeſte 1873 wurden hier zum erſten Mal die ſonſt gewöhnlichen heidniſchen Gebräuche nicht eingehalten, ſondern ein großer Theil der Jndianer folgte einer Einladung nah Methlakahtla, wo ſie in 21 Canoes mit fliegenden Fahnen ankamen, feierlih empfangen und dann als Gäſte in verſchiedenen Häuſern untergebracht wurden, was aber nicht ohne Eingreifen der Polizei ausgeführt werden konnte, weil die Gaſtfreundſchaft fo weit ging, daß man fic) förmlih um die Fremden riß. Alles war in feſt-

licher Aufregung.

Am Chriſttag ſelbſt waren die Häuſer mit Jmmergrün be-

kränzt, Fahnen wehten, Muſik erſchallte, und zur Predigt fanden ſih niht weniger als 700 Erwachſene in der Kirche ein; für die Jugend mußte ein beſonderer Gottesdienft gehalten werden. Die Jndianer von Fort Simpſon blieben bis

idsè

„Die

vhsbely 8 be

2

NL dae

88

dienſte zu ihrem Beſten gehalten, wobei eine Reihe von Anſprachen geſchahen, 3. By itber die Worte: „Du ſollſt ſeinen Namen JEſus heißen“; „Verſteheſt du auch, was du lieſeſt ?“ „Jhr müßt von neuem geboren werden“; „Eins iſt noth“

u. f. w. Endlich wurden Alle, nachdem nod) eine feierliche Volksverſammlung gehalten worden, mit Gebet und Segen entlaſſen. Voll Freuden und. Manche im innerſten Herzen bewegt, kehrten die Heiden, die nun kaum nod) Heiden waren,

nad) Fort Simpſon zurü>.

Jn Duncan's Seele aber tönte es lauter als je,

während er an die ſhre>lihen Scenen vor 16 Jahren guriiddadjte:

„Ehre fet

E

zum 2. Januar des neuen Jahres und täglich wurden beſondere Miffionsgottes-


„Die

Miffionstaube.”

39

i

Gott in ber Höhe und Friede auf Erden und den Menſchen ein Wobhlgefallen!“ ; ; Zur weiteren UAusbreitung des Evangeliums iſt der oben erwähnte Miſſionar Colliſon mit ſeiner Frau zu Ende 1876 auf die Königin-Charlotte-Jnſeln übergeſiedelt, und Miſſionar Duncan, der nod) immer auf die ihm angetragene Ordination, ſowie auf die Annehmlichkeit des Familienlebens verzichten zu müſſen glaubt, wird gegenwärtig von Schulmeiſter Schutt und dem ordinirten Prediger Hall in ſeiner wachſenden Liebesarbeit unterſtüßt. Jm Jahre 1877 wurden nach einem eingehenden Examen im Katechismus wieder 67 Erwachſene und nebſt dieſen 64 Kinder getauft. — Wir können es uns nicht verſagen, ehe wir ſchließen, zu einem Nachtrag zurückzugreifen und aus unſerem Schrifthen nod) folgende Beſchreibung der Feier des Geburtstages der engliſchen Königin, die ein Zeitungsartikel aus Victoria enthielt, mitzutheilen, da er uns nur noch einen weiteren Einbli>k in das Leben und Treiben zu Methlakahtla vergönnt. Früh Morgens kündigte dur 21 Kanonenſchüſſe ein Kriegs\chiff den großen Tag an, dann ſah man Kinder und Jünglinge, die fid) im Turnen übten, bald aber zum feierlichen Feſtzug ſih ordneten. Die 140 Schulkinder ſangen die engliſche Nationalhymne zur Verwunderung der Zuhörer und bekamen dafür Zwieba> geſchenkt. Dann ſtellten fünf Canoes, von Jünglingen bemannt, ein Wettrudern an; ebenſo drei Weibercanoes. Heiden kamen, die Feſtlichkeit zu beſchauen, mit einer ganzen Flotte von Kähnen ; wie ſtachen die bemalten Geſichter, die ungekämmten Haare und zerriſſenen Teppiche, ihre einzige Bede>ung, doh ab gegen die Erſcheinung der wohlgekleideten, civiliſirten Chriſten von Methlakahtla ! Jn Gegenwart des Biſchofs, der Sdhiffsoffizieve und Miſſionare wurden zuletzt Reden gehalten. Der alte Kemsfkah antwortete auf eine ermunternde Anſprache ungefähr in folgenden Worten: „Häuptlinge, ic) will ein wenig fpreden.. Als wir jung waren, konnten wir nichts von all dem hören, was wir jest vernehmen. Nun wir aber alt und die Sünde gewohnt worden find, wie ſollen wir ihr gehorhen? Ach, wir ſind wie ein Kahn, der gegen die Strömung anrubert, fie ift ihm aber faſt zu ſtark. Wir kämpfen und kommen doch immer . wieder vom Strich ab. Wiederum ſind wir wie ein Jüngling, der einem gefcjidten Arbeiter zuſieht; er möchte das Werk des Lesteren nachmachen, allein es geräth ihm niht. So ſtehts bei uns. Wir möchten Gottes Weg einſchlagen, gelangen aber faum ans Ziel! Und dennoch wächſt uns der Muth, in der Anftrengung zu beharren. Wir kommen dod) dem Ufer näher, kommen näher der Hand Gottes, näher dem Frieden. Jett nur nicht rechts oder links geſchaut, ſondern gerade vorwärts und fortgemacht!““ Aehnlich ſprach cin Anderer, Namens Wudimiſch: „Jh will zu meinen Brüdern reden. Was hat doch Gott für uns gethan! Was hat Er denn in uns geſehen, das Jhn bewegen konnte, für uns zu arbeiten? Wir ſind wie der gefallene Baum, verborgen unter dem Buſchwerk. Was gewinnen denn dieſe fremden Häuptlinge (Miſſionare, Biſchöfe 2c.), indem ſie uns beſuchen ? Riefen wir


„Die

Miffionstaube.”

ihnen? Wiſſen wir, woher ſie find, oder den Weg, woher ſie kamen? Doch gelang: ten ſie zu uns; ſie haben das Unterholz weggeriſſen, haben uns aufgefunden, unſere Hände und Augen zu Gott aufgerichtet und uns den Weg zum Himmel gezeigt.“ Nach vielen ſolchen Anſprachen wurde zum Schluß eine große laterna magica gezeigt und ſo ein Schattenſpiel aufgeführt, wobei einer der anweſenden heidniſchen Häuptlinge meinte: „Die Weißen können doh noch beſſer zaubern, als die Sndianer.” Spät erſt trennte man ſih. So wurde in Methlakahtla cin Volksfeſt zur Feier des Geburtstags der Königin gehalten. Welch ein durch eine herzliche und ungekünſtelte Frömmigkeit geheiligtes Volksleben! Tags darnach beſuchte der Biſchof die 150 Gärten der Chriſten, die meiſtens auf den Jnſeln der Bay gegen Weſten und Süden liegen und daher nur im Canoe erreicht werden können. „Es iſt“, heißt es davon in meinem Berichte, „eine wunderſchöne Lage, und welch eine Freude, in dieſer herrlichen Natur ſolchen Fleiß zu ſchen! Männer, Weiber und Kinder pflanzten gerade Kartoffeln, die fie zerſhnittèn und mit Seetang, cinem ausgezeichneten Dünger, in die Furchen legten. Schon haben ſie genug, um an andere Stämme zu verkaufen, und dod) fingen die Gärten erſt 1863 nach der großen Pockenſeuche an, beſtellt zu werden. Jn einem der Gärten hat man viele Schädel und Gebeine gefunden, die Reſte von Sclaven, die an jedem Feſttag geſchlachtet und von Hunden verzehrt wurden. Wie i} doch alles fo ganz anders geworden : der ſcheusliche Feſt- und Zauberjubel verſtummt, während nun die Glocke täglich Hunderte von Jndianern zuſammenruft, ihren E Vater im Geiſt und in der Wahrheit anzubeten, und die Wüſte blüht wie ein Garten Gottes !“ Jm Jahre 1870 reiste Miſſionar Duncan zu ſeiner Erholung, die ihm ſehr noth that, wie zur Förderung ſeines Werkes auf einige Monate nad) England. Wie ſehr die Eingebornen ſelbſt es fühlen, was ſie nächſt Gott dieſem Manne zu verdanken haben, zeigten die Abſchiedsſcenen und dann die Begeifterung bei dem Empfang, als er am 27. Februar 1871 wieder heimkehrte. Und welch eine Rührigkeit, als er nun daheim war! Jn England hatte er Vlasinſtrumente gekauft, während ſeines Aufenthaltes daſelbſt und während der Seereiſe fid) im Spielen derſelben geübt und nun ging es an ein Einüben mit einem indianiſchen Blasdor. Aber noch mehr hatte er fid) in England mit allerlei Werkzeugen und Gerathfdaften verſehen und mit deren Handhabung bekannt gemacht. Und nun ging es ſofort an die Errichtung von Werkſtätten und an die Unterweiſung im Zimmern, Schmieden und dergl. Welche lernbegierige Schüler auch für die Handwerkerei Duncan an feinen Indianern gehabt hat, zeigte ſich, als im Jahre

1874 Admiral Co>rane cinen unerwarteten Beſuch in Methlakahtla machte und

MM

unter Anderm auch die Werkſtätten fid) zeigen ließ. Er war anfangs ganz überzeugt, all die Handwerker, die da arbeiteten, ſeien Europäer, denn unmöglich könnten Jndianer je ſo geſchi>te, fleißige Arbeiter werden wie dieſe. Ein \challendes Gelächter war die Antwort der guten Yndianer-Handiwerfer, als Duncan ihnen erzählte, wie fid) der Admiral in ihnen getäuſcht habe. Doch, wir brechen mit unſeren Mittheilungen über _Methlakahtla ab und \hließen dieſelben mit folgenden Worten unſeres Schriftchens : „Man hat oft be-

es orn nant E

40

-


„Die

Miffionstaube”~

41

hauptet: zuerſt müſſen die Wilden civilifirt werden, dann erſt kann man daran denken, fie zum Chriftenthum zu bekehren. Die evangeliſche Miſſion iſt immer für das Gegentheil eingeſtanden, und wenn ſie irgendwo bewieſen hat, daß ihr Standpunkt der richtige ift, nämlich zuerſt das Evangelium zu bringen und dann erſt von Civiliſation, Handel u. f. tv. zu reden, fo iſt dies in Britiſch-Columbia der Fall. Jahrelang hat hier die Megierung fic) abgemüht, die Jndianer ohne Chriſtenthum zu gebildeten Menſchen zu machen, und das Experiment ift mißlungen: Unzucht und Trunkſucht — ‘das find die Früchte, welche dieſe religionsloſe Exziehungsmethode unter den Judianern getragen hat; während Methlakahtla als ein Beweis für die unwandelbare Macht der Gottſeligkeit daſteht, welche die Verheißung ſowohl dieſes als auch des zukünftigen Lebens hat, als ein Beweis zugleich dafür, daß Ein Mann, welcher mit Gott im Bunde ſteht und das Evangelium bringt, mehr auszurichten im Stande iſt, als alle Weisheit der Regierung3- und Handelspolitif. Ehre dieſem Einen Manne, dem früheren Chorknaben von Beverley, Anbetung und Dank aber auch unſerem großen Gott und Heiland, „der ſolche Macht den Menſchen gegeben hat! ‘“

Gin heiduiſher Wetort auf Wadagaskar.

far, die größte Jnſel der Erde, denn gegenüber die gebirgige Jnſel Madagas ſie ift um etwa 1000 deutſche Quadratmeilen größer, denn Frankreich. ] [Es"wäre viel aus der Miſſionsgeſchichte von dieſer Jnſel zu erzählen, wie nämlich die von London ausgehende Miſſionswirkſamkeit dort Erfolge hatte, die alle Erwartungen übertrafen, wie dann ſeit 1835 die junge Kirche ein Vierteljahrhundert hindur<

le

4


42

„Die

Miffionstaube.”

die blutigften Verfolgungen zu beſtehen hatte, fo daß allein die Zahl der getödteten Chriſten nach geringſter Berechnung 2000 überſteigt, wie aber da aud) gar herrlihe Märtyrerkronen errungen wurden und das Chriſtenthum einen fol: den Sieg über das Heidenthum endlich erfoht, daß nunmehr ſogar auch der Gagendienft gefeslid) verboten ift, wiewohl er ja damit nod) nicht aus den Herzen ausgerottet iſt. - Aber wir wollen für diesmal darauf nicht näher eingehen, ſondern nur bemerken, daß nunmehr auh durd) norwegiſche Miſſionare unſere lutheriſche Kirche dort miſſionirt. Sane An was für armſelige Götter nun die dortigen Heiden gewöhnt waren, zeigt unſer Bild. Es ſtellt einen heidniſchen Betort vor, der in einem großen Mangobaum beſteht, deſſen unterſte Aeſte mit Bandfeßen und farbigem Papier geſhmüdt find. Ochſenſchädel ſtehen davor auf Ste>en befeſtigt und auf kleineren Ste>en Früchte, cin Hahnenfuß und ein Hahnenkopf. Ein Miſſionar, der an dieſer Stätte vorüber kam, war Zeuge der hier abgebildeten Scene. Vor dem heiligen Baum und den Ochſenſchädeln und Hahnenkopf kniete ein Sklave und zwei ſeiner Frauen ſtanden hinter ihm, die eine mit einem Speer in der Hand, drohend, wie “um den armen Gößen Ernſt zu zeigen und Furcht einzujagen. Männer aber ſaßen umher und tranken Branntwein aus einem großen Blatt, während der GSflave laut alſo betete: „O heiliger Baum, du biſt Gott! Gib mir Sklaven, gib mir Ochſen! Mache, daß ih auch in einem Seſſel getragen werde, wie dieſer Weiße!“ Gr dankte zugleich, daß der Baum ſeine Familie von Krankheit errettet habe. Natürlich ftieg der Miſſionar von ſeinem Tragſeſſel ab, und es fam jest zu einem Geſpräch, in welchem dem armen heidniſchen Sklaven gezeigt wurde, wer der wahre Gott ſei und wie man denſelben anzurufen habe. Ob dieſer Heide nun das ihm gepredigte Wort aufnahm und den wahren Gott anrief, iſt uns nicht bekannt; das aber vernehmen wir von den Miſſionaren, daß es am ſchwerſten hält, den Heiden zu zeigen, um welche Güter wir zu beten haben. Wenn daher einer fpiirt, daß er zuerſt bedürfe, von Sünden gereinigt und von Sünden-luſt befreit zu werden, fo darf man gewiß ſein, daß das kein gewöhnlicher Heide iſt, ſondern einer, an welchem die vorlaufende Gnade durhs Wort bereits ihre Arbeit gethan hat. Denn bedürftig ift freilid) jedes Menſchenkind, und wenn man näher nachſieht, aud) mühſelig und beladen; aber woran es einem eigentlich

fehlt, das muß einem doch erſt ein Wort von oben zeigen.

:

AU, |

a

Die Miſſion in New Orleans.

| | ¿4

Von großen Fortſchritten kann id) nicht berichten. Seit meinem leßten Berichte habe id) nur zwei Erwachſene in die Gemeinde aufgenommen. Beide mehrere id) taufte Außerdem getauft. nicht nod) waren Frauen) (verheirathete Kinder.

Als id) vor einigen Monaten den Negern mittheilte, daß ein neuer Miſſio-

|

| |4


„Die

Miffionstaube.”

43

nar bom Norden. kommen ſolle, fo wollten die meiſten nichts davon wiſſen. Die ausgeſprochene Anſicht war die, daß zwei Prediger, Polk und ich, für eine fo kleine Gemeinde genug ſeien. All mein Zureden und Vorſtellen, daß der neue Miſſionar die Schule mit halten ſolle 2c., wollte niht anſchlagen. Da nun die ehriv. Commiſſion doch darauf beſtand, es ſolle cin neuer Miſſionar hierher kommen, fo iſt ſeitdem das Band zwiſchen mir und meiner Negergemeinde ſehr gelodert worden und bei faſt allen Gliedern eine auffallende Er- ſchlaffung eingetreten. Die armen Leute find eben nod) nicht ſo weit, daß fie bloß um der Lehre willen an der lutheriſchen Kirche treulich feſthalten. Eine ſehr begabte ledige Dame, die ſchon ſeit Jahren Freijdule gehalten und ſehr gute Zeugniſſe aufzuweiſen hat, hat fic) zur Aufnahme in die Gemeinde gemeldet. Sie hat ſchon ſeit mehreren Monaten in der Sonntagsſchule geholfen und an dem von mir ertheilten Katehismusunterricht theilgenommen. Seit einer Woche hat ſie auch in der Wochenſchule geholfen. Sie macht in jeder Beziehung ſehr guten Cindrud. Hoffentlih wird ſie unſerer Miſſion zum Segen werden. Jhr Name iſt : Lizzie Watſon. Nicht als Lehrer, aber als Prediger iſt unſer Rev. Polk bei den Negern beliebt. Er hat gewöhnlich viel mehr Zuhörer als id). Dieſe Woche gedenkt er fic) wieder zu verehelichen. Seine Braut ijt mit unbekannt. © Um die Miſſion an Clayborne Street ſteht es jest bedeutend beſſer, als vor einigen Monaten. Herr Lehrer Sauer nimmt ſich dieſer Miſſion mit großer Liebe und Treue an. Neulich hatte er 25 Sonntagſchüler gegenwärtig. S. F. Döſcher. ————_—

WMiſſions-Zeitſhriften. 1. “The Lutheran Pioneer.’

Dieſer von der Synodalconferenz heraus-

gegebene und von Profeſſor R. A. Biſchoff redigirte Genoſſe der „Miſſions-Taube“ hat mit dem 1. März ſein zweites Jahr angetreten. Auf ſeiner erſten Seite trägt er diesmal ein Bildchen, das Chriſtum am Kreuz darſtellt und um welches in trefflidjer engliſher Ueberſeßung das ſchöne Paſſionslied Joh. Heermanns:

„Herzliebſter JEſu, was haſt du verbrochen“ wie ein Kranz fid) windet.

So viel *

|

wir wiſſen, wird zum Dienſt der Negermiſſion der ,, Pioneer‘ noh ferner ähnliche Bilder aus der bibliſchen Geſchichte bringen. Die „Miſſions-Taube“ ruft ihrem lieben Genoſſen zu: „Geh nur fürbaß deinen Weg, lehre und erzähle in deiner Weiſe weiter. Wer geſunde Speiſe, Einfalt und Deutlichkeit in Darlegung der Hauptſtü>e der chriſtlichen Lehre oder Mittheilungen aus der Geſchichte der Kirche und dergl. ſucht, wird mit dir zufrieden ſein und dir auch insbeſondere Dank für dein „Life of Dr. Martin Luther“ wiſſen.“ Unſeren Leſern aber, die Engliſch verſtehen oder deren Kinder gerne was Engliſches leſen, möchten wir aufs Neue dringend empfehlen, den „„Pioneer‘“ neben der „Miſſions-Taube“ zu halten, und


iR 44

„Die

Miffionstaube.”

das nicht nur, damit fein verhältnißmäßig noch fo kleiner Leſerkreis von 2400 wachſe, ſondern auch, weil gar mancher Leſer mit dem „Pioneer“ in der Hand und bei einem ſo geringen Opfer von nur 25 Cents jährlich ſelber ein Miſſionar ſein könnte. Wie oft nämlich hört man namentlich auf dem Lande oder in Vil[ages Amerikaner die unter ihnen wohnenden deutſchen Lutheraner fragen, was denn eigentlich die „Old Lutherans“ glauben und bekennen? Nun, Leſer, fo «oft dieſe Frage an dich« kommt, haſt du Beruf und Gelegenheit, Miſſionar für deine andersgläubigen engliſchen Nachbarn zu fein, auch wenn du kein Prediger biſt, und welch ein treffliches Mittel dazu wäre dir dann der „„Pioneer‘‘, wenn du dieſen dem Fragenden leiheteſt und ſprächeſt: „Sieh, lieber Freund, da kannſt du bald durch dieſen, bald durch jenen Artikel genau erfahren, was die ,,Old Lutherans‘ eigentlih nah der Schrift glauben, und was es mit dem Luther eigentlich für eine Bewandtniß hat, kannſt du hier auch leſen.“ Wie manches köſtlihe Samenkörnlein würdeſt du da mit deinem „,Pioneer‘“ aus\ſtreuen — und wäreſt du dann nicht um ſo reichlicher belohnt, wenn der eine oder andere deiner englifden Nachbarn Luſt bekäme, den „Pioneer“ ſelber zu halten? Jn guter Hoffnung bemerken wir hier nohmals, daß das Blatt unter der Adreſſe zu beſtellen iſt: „Lutheran Concordia Publishing House‘“, M. C. Barthel, Agent, St. Louis, Mo. Preis:

.

5 Exemplar... 12 25

“ ”

2. ,,Der Süd-Bote.‘/ Unter dieſem Titel erſcheint ſeit Januar zu New Or-

beiten der ſüdlichen Brüder

ie it ieidad ime We

de weeks biet

evang. - lutheriſhen Gemeinden von New Orleans und Umgegend dienen“ ſoll. „Zu jedem Gliede und zu allen wohlwollenden Freunden dieſer Gemeinden ſoll dieſer „Südbote“ monatlih ins Haus geſandt werden, um von den Leiden und Freuden, ſowie inſonderheit von der Miſſionsarbeit unſerer lieben Kirche im Süden zu berichten. Auf dieſe Weiſe ſoll dieſes Blättchen hinfort eine fortlaufende Geſchichte der evangeliſch-lutheriſhen Gemeinden im Süden darbieten.“ Wenn auch „nur in beſchränktem Maße“, ſollen dod) gleihwohl „rein weltliche Nachrichten“ Aufnahme finden. Herausgegeben wird das Blättchen von der evangeliſch-lutheriſhen Prediger- und Lehrer-Conferenz von New Orleans und . redigirt wird es von einer Committee. Der Preis ift 25 Cents für das Jahr. Zu beſtellen ift das Blatt unter der Adreſſe: J. Broders, Esq., Box 1279, New Orleans, La. Wenn wir recht verſtehen, will das Blättchen nur von den Ar-

Arth

leans, La., ein deutſches Monatsblättchen, das, wie es im Vorwort heißt, „den

auf dem Gebiete der innern Miſſion berichten.

Was nun aber die Aufnahme von rein weltlichen Nachrichten, wohin wohl aud die ſehs Geſchäft8anzeigen der erſten Nummer gehören ſollen, betrifft, fo ſollte für dieſelben cin kirhlihes Blatt ſelbſt aud) dann keinen Raum bieten, wenn es mehr nur localem Jutereſſe dienen will. —>

of

a

| y


„DieM

AßGordnung

Ffionstaube.”

von Hermaunsßurger

45

Wiſſionaren für Indien.

Da die Zahl der Hermannsburger Miſſionare bis auf 4 zuſammengeſhmolzen war, von denen noch einer ſehr leidend iſt, ſo wurden am 10. December vor dem Altare der neuen, Kreuzkirche in Hermannsburg 6 weitere Miſſionare nach Jndien abgeordnet, nämlich die Miſſionare Kiehne, Ramme, Kothe, Kohlmeyer, Lüchow und Meyer. Für Prüfung und Ordination derſelben wird diesmal Probſt Mylius in Judien Sorge tragen. Früher pflegte das Conſiſtorium in Hannover die Hermannsburger Miſſionare vor deren Ausſendung zu prüfen und zu ordiniren : bei der Stellung, welche dasſelbe indeß jest gegen die Hermannsburger Miſſion einnimmt, will P. Harms in Zukunft Beides ſelbſt beſorgen, welches jedoch diesmal aus Mangel an Zeit unterblieb; denn da in Jndien 9 Stationen find und nur drei geſunde Miſſionare, ſo that ſchnelle Hilfe Noth. C. S. —————<——

Miffionsnadridten. Henry M. Stanley. . Die in unſerer erſten Nummer mitgetheilte Nachricht über eine neue Expedition Stanley's ins Jnnere von Afrika wolle man daz hin berichtigen, daß derſelbe am 13. September an der Mündung des Congó angelangt iſt, um, wie es in einem anderen Blatte heißt, , nad) Umgehung der 32 Livingſtone Fälle mit ſeinem tragbaren Dampfboot und Kutter auf dem großen Strome und ſeinen Nebenflüſſen bis in das Herz Afrika's einzudringen“. Miſſionsgeſellſchaft der Kaffern. — An alle Kaffern - Chriſten Sitbafrifa’s hat Dr. Latvs cinen Aufruf erlaſſen: 1.) Sie ſollten eine Miſſion3Geſellſchaft bilden; 2.) Einige aus ihnen ſofort in das Jnunere Wfrifa’s als Miſſionare ſenden; 3.) junge Leute als Miſſionare ausbilden laſſen. Eine Anzahl hat ſich ſhon bereit erklärt. (Miffionsbote.) op o

———

»Ieſuwider““ am Hofe Wteſa’s. Jn der Februarnummer des „Miſſionsbote“ leſen wir unter den niederſchlagenden Nachrichten aus dem öſtlichen Central-Afrika auch folgende : „Auch am Victoria Nyanza ſind zu den früheren Verluſten und Schwierigkeiten neue Gefahren für die Miſſion gekommen. Mit ungeheueren Opfern an Geld und koſtbaren Menſchenleben war es der kirchlichen Miſſions-Geſellſchaft gelungen, in Uganda, am Hofe des mächtigen Mteſa, cinen ſ{hönen Miſſions: Anfang zu machen. Der Kaiſer ſelbſt diente den Miſſionaren als Dolmetſcher, wenn ſie ſeinen Unterthanen in der Sugheli-Sprache predigten, und machte fid) mehr und mehr von dem früher prädominirenden (vorherrſchenden) Einfluß der

Araber los.

;

„Nun aber hat fid) mit Einem Male die Scene geändert. Franzöſiſche und belgiſche Jeſuiten haben fich eingeſtellt. Sie verſtanden es, den Kaiſer miß-

|

.


4e T RDA

T CUA WU Atte WN

ay

Miſſionar Thumm, der ein heidnifd) Gößenfeſt beſuchte, berichtet : Am 7. April, um 2 Uhr Nachmittags, begaben wir uns zum zweiten Mal auf den Feſtplaß, und ſofort drängten ſi die Leute in dichten Haufen herbei. Katechiſt Jared. eröffnete mit Joh. 3, 3. und die Menge lauſchte aufmerkſam. Nad ihm ſprach Katechiſt Nahaſſon, der aber mit ſeiner ſ<hwachen Stimme die vielen Zuhörer nicht beherrſchen konnte, weßhalb es bald unruhig wurde und Viele wegliefen, da ſie nichts verſtehen konnten. Da ſagte mir ein Mann: „Wenn Sie reden, wird es ſtille werden.” Yd) redete nun über den verlornen

Sohn, fo lange id) konnte. ſtehende Menſchenmenge

Es war fürchterlich heiß, und die uns fo dicht um-

entzog uns alle Luft.

Bd) verſuhte

mid) daher ein

wenig zurü>zuziehen, um im Schatten eines Mango-Baumes etwas auszuruhen ;

Sanin iind

Gottes Work.

| |

Nha

Hungerinad

SS

A

tranifdd gegen die proteſtantiſchen Miſſionare zu machen, indem fie ihm vorſpiegelten, ſie ſtünden mit dem bekannten Oberſt Gordon in Verbindung, der im Dienſte des Khedive von Aegypten die Länder am oberen Nil zu pacificiren und zu annectiren ſucht. Er iſt jest ganz erbittert auf die proteſtantiſchen Miſſionare und erklärt ſie für Betrüger. Die ganze Miſſion iſt in Folge, davon zerſtreut, und Gott weiß, was aus dieſer giftigen Saat des Antichriſts noh werden mag! Muß denn des Teufels Kapelle überall gleid) da ſein, wo man anfängt, Gott eine Hütte zu bauen ?!“ 3 Das iſt allerdings ‘eine gar {<merzlihe Wahrnehmung. Aber fo wars ja gleih zu Anfang der Miſſion und in der Blüthezeit derſelben. Man denke doch 3. V. an die Gemeinde zu Corinth und an die Gemeinden zu Galatien! — Wie übrigens die jeſuitiſhe Lügenbrut zu ihrem Zwe> aud) Gordons Werk verdächtigt, zeigt die im „Calwer Miſſionsblatt“ abgedrudte Stelle einer in der Lonboner „„Times*“ erſchienenen Correſpondenz. Nachdem in derſelben berichtet iſt, wie er vom Jahre 1874—1876 den ganzen ſüdlichen Lauf des Nil bis zum Aequator einem friedlihen Verkehr eröffnet, die Stämme an beiden Ufern guz Ruhe gebracht hatte, und dann mit Vollmachten vom Vicekönig von Aegypten fic) verſah, um die weiter weſtlich liegenden Sklavenhandels-Neſter aufzuheben, ſo heißt es: „Jm Jahre 1877 durchreiste Gordon das ganze ihm unterſtellte Gebiet und gewann fid) durch ſeine große Gerechtigkeitsliebe die Anhänglichkeit aller Eingebornen, durd) die Schnelligkeit ſeiner Bewegungen ihre faſt abergläubiſche Bewunderung. Er unterdrückte cinen gefährlichen Aufſtand in Darfur, brachte den langhinausgezogenen Krieg mit Abeſſinien zu Ende, fing buchſtäblich Hunderte von Sklavenkarawanen auf und hat nun die Macht der Sklavenhändler an ihren Hauptſißen gebrochen.“ Und das ſoll der Mann ſein, mit dem die proteſtantiſchen Miſſionare verrätheriſcher Weiſe in Verbindung ſtünden, während von ihm das „Calwer Miſſionsblatt“ ſeine Abſicht, ſeinen bisherigen Dienſt aufgeben zu wollen, mit einem „leider!“ berichtet. L;

LOE

Miffionstaube”

ZIA

‘Die

ia

46


„Die

Miffionstaube”

.

47

aber ſiehe da: ‘mehr als hundert Leute folgten mir auf dem Fuß nad) und um: ringten mich auch dort. Bd) bat fie, fic) zu ſeßen und etwas zu warten, indem id) unmöglich ſhon wieder reden fönne. Sie warteten geduldig, und ſobald ih ein wenig geruht hatte, fing id) aufs Neue an, ſie zu JEſu einzuladen, der allein ihnen Ruhe und Frieden geben könne, was ſie bei ihren Gößen und auf ſolchen Feſten, wie ſie ja ſelbſt bezeugen, vergeblich ſuchen. Alle fdentten dieſer Einladung ein williges Dhr. Ob es tiefer eingedrungen iſ}, — id) weiß es nicht, hoffe aber und traue es dem zu, der verheißen hat, daß ſein Wort nicht leer zuriidfommen ſolle, ſondern ausrichten, wozu er es ſende. Ganz dasfelbe hatten unterdeſſen die Katechiſten erfahren. Als id) wieder zu ihnen kam, ſah ich, daß ſie angegriffen ausſahen, und fragte, ob ſie auch geredet hätten; da ſagten ſie: Ja, die Leute haben ſie bei der Hand herbeigezogen und ſie zum Predigen genöthigt. Als es nun etwas kühler geworden war und die Sonne ſih zum Untergang neigte, beſtiegen wir eine 8 Fuß hohe Mauer, um die fid) ein freier Play weit umher ausbreitete. Wir brauchten nicht lange auf Zuhörer zu warten, denn der ganze Plas füllte fid) im Nu derart an, daß man nichts mehr ſah als Köpfe. Zuerſt ſprach Nahaſſon über das Wort: „Wen da dürſtet, der komme und trinke“ 2c. Er bot diesmal alle ſeine Kraft auf und ſprach ſehr eindringlih. Nach ihm legte id) meiner Anſprache Apoſtelg. 4, 12. zu Grunde, und zuletzt redete Jared über ein Hindu-Sprüchwort. Die Menge, welche gewiß ſehs bis adjthundert Menſchen betrug, lauſchte von Anfang bis Ende mit ſichtlichem Jntereſſe und wäre nod) niht müde geworden, wenn wir es nicht geivorden wären ; wir waren aber völlig erſchöpft und konnten einfach nicht mehr, da wir mit Aufbietung aller Kräfte reden mußten, um auch von den Entferntern gehört und verſtanden zu werden. Wie wir uns nun zu unſerm Wagen zurü>begaben, wurden wir wieder umringt, id) mußte aber den guten Leuten ſagen, daß wir heute nicht mehr predigen können. Es war auch längſt dunkel geworden. Obwohl id) ſchon früher wiederholt bei ſolchen Anläſſen ermuthigende Erfahrungen machen durfte, ſo hatte id) dod) das nod) nie erlebt, daß die Leute uns ſuchten und gleichſam zum Reden nöthigten. Und fo kehrten wir denn recht abgearbeitet und müde, aber überaus fröhlich und dankbar in unſer Quartier zurüd>, das wir erſt um acht Uhr erreichten. (Ev.-luth. Miſſionsblatt.)

Gole Liberalität. Als das dem bekannten Jnſtitut zu Lovedale ähnliche Jnſtitut unter den Fingus in Vlythswood ‘eingeweiht und eröffnet wurde am 25. Juli 1877, da trat unter andern ein farbiger Mann auf und ſagte: „Jh bin ein Fremder, komme aus der Colonie und bin nur zufällig hier. Jd) bin überraſcht, ſolch ein Haus für mein Volk zu finden, und weiß nicht, wie id) meine Freude und Dankbarkeit ausdritden ſoll. Dd) kann kein Geld geben oder einen Wechſel ausſtellen. Aber ich habe in Port Eliſabeth vor meinem Weggange eine Uhr gekauft, die mid 100 Mark foftet. Hier ift ſie und nod) ein Zehnmarkſtü> dazu.“ Damit zog er


48

.

„Die

Miffionstaube.”

die Uhr aus ſeiner Taſche und übergab ſie Herrn Noß. Es war eine ſchöne, neue ſilberne Uhr mit Springdedel. Wie viele Fremde würden in Schottland oder in Deutſchland dasſelbe gethan haben ? (Volksblatt 1877.) Ein Judenmiſſions- Verein, und zwar der erſte lutheriſche in Amerika, ijt nach der Zeitſchrift für die Miſſion der Kirche an Jſrael „Saat auf Hoffnung“ innerhalb der Conferenz für die norwegiſch-däniſche ev.-luth. Kirche in Amerika gegründet worden. Es geſchah dies beſonders infolge der Anregung, welche von den Herrn Profeſſoren J. P. Gjertfen und Sven N. Gunnerſen ausging. Man unternahm die Gründung eines allgemeinen Vereins, welcher fic) über die ganze Conſferenz erſtre>en ſollte, und dem man den Namen: „Zionsverein für Jſrael“ beilegte. Dieſer Verein zerfällt wiederum in eine Anzahl kleinerer Localvereine. Ein jährlicher Beitrag von 50 Cents berechtigt zur Mitgliedſchaft in dieſen Vereinen und von dieſen wird die jährliche allgemeine Zuſammenkunft durch Delegaten beſchi>t. Präſident desſelben ift Prof. Gjertſen und Schaßzmeiſter Prof. Gunnerfen. Sein Diſtrict umfaßt die Staaten Jowa, Minneſota, Michigan, Wisconſin und Jllinois. (Luth. Kirchen - Zeitung.) Für die Negermiſſion in Little No>, Ark., Für den Bau des neuen SOU TNa uſes: Durch Hrn. von Emma GIO $1.00, von Alvina Plumhof .10; von Frau urg, Tenn., 6.00, Für Negermiſſion: Durch P. G. Jung, Osnabritd, SIL, Little Rod, 17. März 1880.

erhalten: Lehrer E. A. Lug, Chicago, Fanny Sienknecht in Wartvon f. Confirmanden 2.50. F. Berg, Miſſionar. 1117 Rock Street.

Milde Gaben fiir die Negermiffion. Durch P. Bünger von H. Vogel in Dubuque, Jowa, $1.00, von H. H. Heimſoth 50.00, von der Gemeinde des P. Bock in Jefferſon Co., Mo., 2.77. Durch P. F. W. Franke von Val. Heiby und Ch. Huthmacherje 1.00. Durch Kaſſirer Roſchke von P. Germann, ChriſtenlehrCollecten, 9.00, von Sophie Dicchof .75. Durch Hrn. M. C. Barthel von A. W. Hometer 5.00, P. Seif 1.00, P. ise! 2.25, Alex. Normann .50, H. H. Thies in Schaumburg 10.30, P. Streisguth 60, H. Weber in Richmond, Jnd., .75. \ Durch P. Leuthäuſer von Hrn. N. Böhmer 1.00, M. N. .25. « Von P. Allwardt, Kindtaufcollecte, 5.00. Durch P. J. Hofmann von Franz Nathan .50, N. N. .20, Ph. Denzel und Auguſta SO je .25, H. Heitſobel 1.00, C. Thuul .10. Durch P. Sitre>fuß von Maria Meier 2.00. Durch P. Hismann von fr. Gee meinde 1.65, ihm ſelbſt .35. Durch P. L. Behrens von f. Schulkindern 1.00. Durch P. Fr. Erdmann von N. N. 1.00, Fr. Edgerding 1.00. RES Kaſſirer J. Birkner 62.76. Durch P. Fr. Lochner von N. N. aus P. Hiebers Gem, 5,00. Durch P. Site von f. Gem. 13.00, Frau Strube 1.00. Imbach, Kaſſirer. ¿Die Miſfionstaube“ erſcheint einmal monatlig. iſt folgender : =

1 Exemplar,

12

u |, u

Der Prels für ein Jahr in Vorausbezahlung mit Porto

$ .25 1.00 2.00 4.00

Die Parthle- Prelſe gelten nur dann, wenn alle Eremplare unter Einer Adreſſe verſandt werden können. Zu beſtellen und zu bezahlen iſt das Blatt bei dem „„Luth. Concordia - Verlag‘“, St. Louis, Mo. Alle dle Redaction betreffende Einſendungen ſind zu adreſſiren an Nev. F. Lochner, Box 597, Springlleld, Ills.; alle Gelbbeiträge für die Negermiſſion an den Kaſſirer J. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis, Mo.

Druckerei des „Luth. Concordia-Verlag“, St. Louis, Mo.

|


Nachrichten aus dem Miſſionsgebiet E d Heimath undd des Auslandes. Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferenz von Nordamerika. Jn deren Auftrag redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered

at the Post Oce

2. Jahrgang.

at St. Louis,

Mai Wethlakaßtla

Mo.,

as second-class matter. a

1880.

Nummer 5.

und Fort Simpſon.

Miffions: und Culturbild aus dem Jndianerlande jenſeits und diesſeits der Felſengebirge.

II.

Fort

Simpſon.

Hudſonia, auc) Rupertsland heißt das Jundianerland diesſeits der Felſengebirge. Ein ungeheures Gebiet, ſo ‘groß als ganz Europa, erſtre>t es ſich von der weſtlihen Grenze Canada’s bis zu den Felſengebirgen und von der Nordgrenze der Vereinigten Staaten bis an das nördliche Eismeer, wird aber nur bewohnt von 95,000 Jndianern verſchiedener Stämme, ſonderlich der Krihs, 4000 Esfimos (in Labrador) und 11,000 Miſchlingen und Weißen. Obwohl ſchon ſeit 200 Jahren unter europäiſchem Einfluß, iſt es dod) meiſt noch ein unciviliſirtes Gebiet zu nennen, das im Ganzen den Charakter des Naturzuſtandes an ſich trägt. Mit Ausnahme jener von Lord Selkirk im Jahre

1811 angelegten Niederlaſſungen

am Rothen Fluß (Red River Settlements)

und den von dort aus gegründeten

einzelnen,

aber verhältnißmäßig

wenigen

Miffionsftationen verſchiedener Kirchengemeinſchaften ift in dem ausgedehnten Lande kein Dorf, geſchweige denn eine Stadt und darum aud) nichts von den Wegen und Mitteln des Verkehrs der Neuzeit, Eiſenbahn und Telegraph, zu finden. Eine Anzahl großer und eine Unzahl kleiner Seen, die meiſt durch

Flüſſe und mächtige Ströme untereinander verbunden ſind, bilden die einzigen Berkehrsftrafen, die im Süden nod) dichte üppige Laubwälder durchſchneiden, denen dann die Prairien-Region folgt, bis weiter nad) dem Norden hinauf die

|

)


50

wDie

Miffionstaube”

Vegetation immer geringer und fiimmerlider wird und zulest nur noch fparlide Mooſe den Boden bededen. Die Hudſonsbay- Geſellſchaft, die bis noh vor wenigen Jahren die engliſche Oberhoheit über dieſes Gebiet vertrat, hat zur Betreibung des Pelzhandels ſogenannte kleine Forts oder kleinere Poſten (Houses) angelegt, in denen nur einige Beamte mit ihren Dienern ihren feſten Wohnfis haben, zu welchen fid) zu beſtimmten Zeiten die Sndianer einfinden, um gegen

die erbeuteten Felle Jagdgeräthe, Munition, nebſt anderen europäiſchen Bedürfniſſen, an welche ſie ſih im Lauf der Zeit gewöhnt haben, umzutauſchen. Jn jedem anderen Sommer wird dann eine Anzahl von Booten (brigade) ausge-

‘rüſtet, um das Pelziverk nach den Factoreien an die Hudſonsbay zu ſchaffen und dafür europäiſche Waaren,

ſowie die Poſtſendung

aus der Heimath

bringen, welch lehtere aber, wenn fie bei Ankunft der Boote

zurüzu-

noch nicht einge-

troffen iſt, ein volles Jahr bis zur nächſten Beförderung zu warten hat. Vis in den Anfang dieſes Jahrhunderts waren die verſchiedenen Stämmen angehörenden Jndianer in Bezug auf Miſſion noch ſo vernachläſſigt, daß in dem ganzen weiten Gebiet kein einziges Gotteshaus zu finden war. Erſt durch Gründung der Red River Settlements gewannen nun aud) die römiſche Kirche und die durch die engliſch kirchliche Miſſionsgeſellſchaft vertretene anglikaniſche Kirche einen Ausgangspunkt für ihre Miſſionen, die fid) aber zwei Jahrzehnde lang nur auf den Red River Diſtrict beſchränkten, bis im Jahre

1840 deren Wirkſamkeit nad) dem Nordweſten ausgedehnt wurde, wo dann zugleid) aud) die Wesleyaner in die Miſſionsarbeit eintraten. Einer der Miſſionare der Lehteren, der trefflihe Evans, arbeitete die für dieſe Miſſion höchſt

bedeutende Silben

ſchrift aus, in welcher nun mehr, als es mittelſt der Budy-

ſtabenſchrift möglih

zugänglich iſt.

geweſen

ſein würde,

die ganze Bibel

jenen

Jndianern

Es war aber die Miſſionsarbeit hier cine gar mühſelige Ar-

beit. Zwar ift ein dieſelbe erfdjwerender Umſtand beſeitigt — das Verhalten der Hudſonsbay-Geſellſchaft gegen die Miſſionare, da die Lesteren an die Forts und Handelspoſten fid) anſchließen mußten, indem fie dort den beſten Verkehr mit den Yndianern haben konnten, die Geſellſchaft aber die Miſſionare dort un-

gern duldete, indem deren Gegenwart, Arbeit und Wirkſamkeit der Ausbeutung der Sndianer ſeitens der Geſellſchaft beim Pelzhandel hinderlid) war. Später jedod) verhielt ſih die Geſellſchaft gegen die Miſſion beſſer und jest hat die Herrſchaft über Hudſonia die engliſche Regierung ſelber übernommen. Aber gleihwohl find nod) immer die kleinen Jndianerdörfer oft Hunderte von Stunden auseinander und fo zahlreich die Stämme ſelbſt nod) ſind, wenn fie aud)

dur den \{limmen Einfluß der Europäer im Ausſterben begriffen find, fo dünn iſl dod) die Bevölkerung von Hudſonia wegen der langen und grimmigen Kälte, die hier herrſcht. Grenzt es dod) im Norden ans eiſige Labrador und Grönland. :

Jm Jahre 1858 wurde denn aud) der im Nordweſten gelegene ausgedehnte

und bon den Felſengebirgen (Rocky Mountains) im Weſten begrenzte Maden= zie-Diſtrict gum Miffionsfelde hinzugefügt.

Miſſionare ber römiſchen, wie

der proteſtantiſchen, namentlid) anglikaniſchen Kirche arbeiten hier, wobei es


„Die

niht ſelten vorkommt,

Miffionstaube.”

51

daß die ſih bekämpfenden Vertreter der verſchiedenen

Kirchen oft zu gleicher Zeit in demſelben Yndianerlager arbeiteten, ja ſogar oft in demſelben Boote zu reiſen genöthigt waren. Der Hauptſiß der Miſſion im Maenzie-Diſtrict iff proteſtantiſcher, reſp. anglikaniſcher Seits Fort Simpſon und päbſtlicher Seits Fort Hope.

Veide liegen an dem von Süden

gen Norden ſtrömenden und in das nördliche

Eismeer fid) ergiefenden Madenziefluß; erſteres befindet ſi<h am Einfluß des Mountain River in den Mackenzie, lehteres weit oben nördlich. Von dieſem Hauptſih der anglikaniſchen Miſſion diesſeits der Felſengebirge

und

ſeinem ausgezeihneten

Gründer

bringt die

„Miſſions - Taube“

Nachfolgenden Kunde.

in dem

(Fortſehung folgt.) io tr ——————

Saſajama. Jn Japan thun fic) dem Evangelium beſtändig neue Thüren auf. Bücher, Tractate, glückliche Kuren der Miſſionsärzte, Umgang mit eingebornen Bekehrten, oft eine Kleinigkeit, ſheinbar ein Zufall — alles muß mithelfen, um den Namen, in welchem allein Heil ift, unter den Heiden bekannt zu machen. Den Miſſionaren aber iſt's natürlich immer eine große Freude, wenn ſie wieder einen Schritt weiter hinein in die Maſſe des japaniſchen Volkes thun und von Zeit zu Zeit aud ganz neue Orte mit der Predigt des Evangeliums beſuchen dürfen. So fam im März d. J. Miſſionar O. H. Guli> von ſeiner Station Kobe aus in die 12 Stunden nördlich davon gelegene Stadt Saſajama. Es war nod) nie ein Miſſionar in jener Gegend geweſen, und Frau Gulid war die erſte weiße Dame, welche die Einwohner von Saſajamah zu ſehen bekamen. Dieſe Stadt liegt nämlich jenſeits der Grenze, welche den Ausländern in Japan für ihre Niederlaſſungen geſte>t iſt; blos mit einem von der kaiſerlichen Regierung in Tokio ausgeſtellten Reiſepaß hatte der Miſſionar dahin gelangen können. Aber was hatte ihn bewogen, gerade dieſen abgelegenen Ort aufzuſuchen? Hören wir, was er ſelbſt auf dieſe Frage zu erzählen hat.

Vor mehr als einem Jahr war ein armer Mann in Saſajama in den Beſiß eines von Miſſionar Davis geſchriebenen weitverbreiteten Tractats gekommen. Gr hatte denſelben mit Aufmerkſamkeit geleſen und fühlte fid) ſo angezogen von

dem Jnhalt, daß er nicht ſäumte, fic) weiteren Aufſhluß über den chriſtlichen „Weg“ zu verſchaffen. Jn der Mitte zwiſchen Saſajamah und Kobe liegt ein kleines Dorf, Namens Sanda. Seit dem Jahr 1873 wurde von Kobe aus gelegentlich hier gepredigt, es entſtand cine Chriſtengemeinde, die bald auf 30 Mitglieder anwuchs, ja im September 1877 konnte ein ſhwaches Kirchlein daſelbſt eingerichtet werden, das die Neubekehrten zum größten Theil auf ihre eigenen Koſten erbaut hatten. Dasſelbe hat für 200—250 Perſonen Play und ijt durch

ſeine {chine Lage ganz gemacht dazu, heidniſche Zuhörer anzulo>en. Nah Sanda lenkte denn auc jener Mann ſeine Schritte, niht nur einmal, ſondern wieder

Beren


52 und wieder.

ndte

Miffionstaube”

Dort traf er Miſſionar Gulic und fam endlich ſoweit, daß er völlig

überzeugt von der Wahrheit des Chriftenthums war.

Gein Beruf war bisher

geweſen, die Sdjinto-Tempelden mit Baumrinde zu deden, eine alterthiimlide Art der Dadhdedung, wie fie außer für dieſe Heiligthitmer auch fiir die Häuſer von vornehmeren Mitgliedern der königlichen Familie vorgeſchrieben ijt. Dieſer Zuſammenhang, in welchem der Mann mit dem heidniſchen Tempeldienſt ſtand, erſchwerte wohl ſeinen Uebertritt, verhinderte denſelben aber niht. Auf ſeine Bitte kamen wiederholt Chriſten von Sanda nach Saſajama, wo durch fie, je an einem Sonntag im Monat, Gottesdienft gehalten wurde. Die Frucht hiervon war, daß die Zahl der Gläubigen bald auf 16 ſtieg und daß endlich Miſſionar Guli> ſelbſt den ſo merkwürdig für die Miſſion zugänglich gewordenen Ort beſuchte, der nun wohl eine Außenſtation von Kobe werden wird. Bei der ſchon erwähnten Einweihung des Kirchleins in Sanda waren mehrere Wahrheitsfuder aus Saſajama zugegen geweſen und hatten tiefe Eindrücke von dieſem chriſtlichen Freudenfeſt mit nad) Hauſe genommen, darunter zwei junge Mädchen, die eine 17, die andere 19 Jahre alt. Sm Februar d. J. erſchienen dieſe beiden auf einmal in Kobe. Sie hatten ein ganz beſtimmtes Anliegen, oder

eigentlid) zwei.

Erſtens wollten ſie ſingen lernen und dann erfahren, „wie man

ein Gebet anfange und ſchließe“!

Sie gehörten der ärmeren Volksklaſſe an und

hatten ſeit einiger Zeit etwas von ihrem Arbeitslohn bei Seite legen müſſen, um die Unkoſten dieſer Reiſe nad) Kobe beſtreiten zu können. Vegreiflicherweiſe wurden fie von den Miſſionsfrauen und Chriſtinnen in Kobe mit offenen Armen aufgenommen. Einige Tage durften fie dableiben und nach Herzensluſt chriſtliche

Luft einathmen,

chriſtlihe Lieder ſingen und chriſtlihe Gebete lernen;

mußten fie wieder — über Berg und Thal niſche Heimath. Das war drei Wochen, nach Saſajama kamen. Natürlich hatten beſuchen, und die Mädchen wiederum hatten

dann

— die Rü>reiſe antreten in ihre heidehe Miſſionar Guli>k und ſeine Frau dieſe den Mädchen verſprochen, ſie zu ihnen verſprochen, daß eine Wohnung

für ſie bereit ſtehen ſolle, wenn auh nicht in ihrem eigenen Hauſe. Guli> meinte daher, er werde in einem Hotel abſteigen müſſen.

Miſſionar Japaniſche

Häuſer, obgleich lange nicht in- dem Grade unzugänglich für Fremde wie chineſiſche oder gar indiſche Häuſer, werden doch aud) nicht leicht einem Ausländer geöffnet. Jndeſſen machten fid) die Guli>s auf den Weg und ſtellten ſich, als ſie in Saſajama angekommen waren, mit einem Empfehlungsbriefe von einem Chri-

ſten aus Kobe bei einem dieſer verwandten Familie ein. Hier forderte man ſie + zwar nicht einmal auf hereinzukommen, führte fie aber in das Haus eines beſeidenen Schreiners, der ſelbſt ein Erwe>ter und der Vater eines jener beiden

unternehmenden Mädchen war.

Hier wurde ihnen nun das beſte Zimmer einge-

räumt und alle Hausbewohner thaten das Jhre, es den willkommenen Gäſten fo behaglich als miglid) zu machen. Nach japaniſcher Sitte hatten die guten Leute

für die Dauer des Beſuches ihre Wohnung zu einem Filial des benachbarten Hotels gemacht, ſo daß ihre Gäſte manche Vortheile und Bequemlichkeiten eines größeren Gaſthauſes zu genießen hatten und dabei doch in der Stille und Gemüthlichkeit einer einfachen Privatwohnung fic) wie zu Hauſe fühlen konnten.


ndie

Mifftonstaube”

53

Ja, noch eine ganz beſondere Ueberraſchung ſollte bem Miſſionspaar hier zu Theil werden. Als fie das ihnen eingeräumte Zimmer betraten, fielen ihre Blicke ſogleich auf zwei Gegenſtände, die ſie nirgends weniger als gerade hier erwartet hätten. Kurios! da ſtand ein Leſepult, offenbar nah dem Muſter des in der Miſſionskirche zu Kobe gemacht, und daneben eine Opferbüchſe, genau fo aus3ſchend wie die in Kobe und Sanda. Wirklich ein guter Gedanke des erſten bekehrten Schreiners in dieſer heidniſchen Stadt, dem erwarteten Miſſionar eine Kanzel zu bauen und der Freigebigkeit der zukünftigen Gemeinde durch eine nicht eben kleine Opferbüchſe entgegenzukommen ! Dazu die Mädchen, die ſchon ſingen und beten gelernt hatten, noch che ein Miſſionar in ihrem Heimathorte geweſen war! Lauter hoffnungsvolle Anfänge! Gleich den erſten Abend füllte fic) das leider zu kleine Haus mit aufmerkſamen Zuhörern: etwa 80 oder 90 fanden Play, eine wohl eben fo große Zahl mußte enttäuſcht wieder umkehren. Aber die Gläubigen wußten ſich zu helfen : ſhon auf den nächſten Abend hatten fie ein größeres Zimmer gemiethet, wozu fid) zuerſt 150, dann 300, Tags darauf wieder 300, dann 500, 300 und das lehtemal 400 Perſonen einfanden, darunter ſolche; die ganz Aug und Ohr waren, um kein Wort zu verlieren, das aus des Predigers Munde kam, während andere und wohl die meiſten blos gekommen waren, um die Ausländer zu ſehen und den Geſang zu hören. Ueberdies wurden 20 Evan- |

gelien und viele kleine Tractate gekauft ; Manche kamen auch, um unter vier Augen über das Eine, was noth ift, mit dem Miſſionar zu ſprechen, während die Gläubigen regelmäßig zu den täglich zweimal, abwehslungsweiſe von Miſſionar Guli>k und von ſeiner Frau gehaltenen, Bibelſtunden fid) einfanden, darunter ein ſehr reicher Weinhändler, der übrigens noch nicht für einen Chriſten gelten wollte. Einmal kam ein 65jähriger Mann und bat um weiteren Unterricht, nachdem

er einen der allabendlichen Vorträge gehört hatte.

Wie einer, der lange ge-

ſhmachtet hat, das durſtſtillende Waſſer, fo trank dieſer die bibliſchen Geſchichten

und die Heilslehre in fid) hinein, die der Miſſionar ihm nun vortrug; dann dankte er dur< mehrere tiefe Verbeugungen für das Gehörte und ſagte endlich : „Alſo vergibt Gott dem, der ſein Leben lang aus Unwiſſenheit falſchen Göttern

gedient hat!“

Ein anderer, 77jähriger Mann kam jeden Abend zur Predigt und

dann am Sonntag noch privatim, hörte mit Thränen in den Augen von der Liebe Gottes in Chriſto, erzählte dann ſeine ziemlich traurige Geſchichte und überreichte endlich eine eigenhändige Bittſchrift, in welcher er ſeinen Entſchluß ausgedriidt hatte, auf dem chriſtlichen „Weg“ zu wandeln. Auf die Frage, wer denn während

ſeiner Abweſenheit ſein Haus hüte, da er ja ganz allein ſei, ſagten die Leute, da ſei nichts zu hüten, fo arm ſei der Alte. Nichtsdeſtoweniger zog er, ehe er ging, ein 20-Cent-Stiid aus den Falten ſeines Kleides, um ein Evangelium Matthäi dafür zu kaufen. Natürlich bekam er dasſelbe geſchenkt, worauf er ſeine Brille auffette, ſich die Stelle zeigen ließ, wo das „Unſer Vater“ ſteht, und dann dasſelbe

ſogleich zu lernen anfing. von Saſajama

Vor 25 Jahren war dieſer Greis einer der Reichen

und Beſißer einer Seidenfabrik geweſen, jeht gehört er zu den

Armen, denen das Evangelium gepredigt wird! Ueberhaupt ſind die Gläubigen in Saſajama meiſt arme, geringe Leute, ganz anders als in Sanda, wo die Ge-


vial val

54

„Die

Miffionstaube”

meinde fid) mehr aus den ariſtokratiſchen Kreiſen rekrutirt hat, was aber den herz-

lichen Verkehr zwiſchen den Chriſten nicht ſtört.

Miſſionar Guli> hofft, nun

öfter nad) Saſajama zu kommen und bald die erſte Chriſtengemeinde daſelbſt gründen zu können. Er und ſeine Mitarbeiter ſind voll vom Ruhm der eingebornen Chriſten in Kobe, Sanda, Hiogo u. f. w., ohne deren Hülfe die Miſſionare verhältnißmäßig wenig in Japan ausrichten könnten. Auch die jungen Leute, welche im amerikaniſchen Miſſionsſeminar in Kioto auf ihren künftigen Beruf als Lehrer und Prediger ſich vorbereiten, nehmen jest ſhon den regſten Antheil an der Ausbreitung des Evangeliums durd) Straßenpredigt, kleine Reiſen, Colportage u. dergl., nicht ſelten mit augenfdeinlidem Erfolg. Zwar find nod an keinem Ort größere Maſſen in die chriſtliche Kirche aufgenommen worden ; dafür

find aber die kleinen Gemeinden, welche hie und da ſich gebildet haben, nur um fo lebendiger, um fo ſelbſtändiger und um fo eifriger. Dabei iſt merkwürdig, daß das eigentliche Heidenthum der Miſſion weniger Schwierigkeiten. macht als der immer mehr einreißende Unglaube. Miſſionar J. T. Guli>, cin Bruder des oben Genannten, ſchreibt darüber aus Kioto : „Es wird immer deutlicher, daß der größte Feind des Chriſtenthums in Japan nicht der Buddhismus, ſondern der Materialismus ſein wird, nicht die abergläu“bifde Religion von Alt-Japan, ſondern der Skepticisnus des modernen Europa. Der Glaube des Volkes an ſeine alten Religionen nimmt allmählich ab, und obſchon die ſtarke Prieſterſchaft und ein bedeutendes conſervatives Element unter dem gewöhnlichen Volke noch eine Zeit lang jedem Wechſel der religiöſen Anſichten fid) widerſeßen wird, fo kann dadurch die hereinbrechende Fluth dod) nicht zum Stehen gebracht werden. Selbſt wenn wir unſere Pflicht verſäumen würden, die Anſprüche des Chriſtenthums geltend zu machen, ſo würden troßdem die alten Religionsſyſteme vor den eindringenden modernen Anſchauungen zuſammenbrechen. Dabei dürfen wir uns aber nicht der Täuſchung hingeben, als würde dann das Chriſtenthum ebenſo willig aufgenommen werden wie andere neue Dinge; denn es zeigt ſich von Tag zu Tag klarer, daß das natürliche Herz von Jung-Japan

nichts .als ein ergebener Jünger des rationaliſtiſhen und materialiſtiſchen Europa iſt. g „Den Beweis hiefür findet man 3.B. in den höheren Schulen, wo die jungen Leute mit Begier die Werke von John Stuart Mill, Herbert Spencer, Draper u. A. leſen und in den meiſten Fällen auch die extremſten Behauptungen dieſer Philofophen ohne Widerfpruc) annehmen. Die Mehrzahl der jungen Leute in dieſen Schulen iſt ſtolz darauf, von allen Schranken der Religion wie der Moral fich fret zu wiſſen, und freut fid), in den Lehren der genannten Lieblingsſchriftſteller eine Beſtätigung ihrer eigenen Richtung zu finden. Dann find einige Zeitungen da, die mehr oder weniger deutlich ſolchen religionsfeindlichen Anſichten, die aus verwandter Quelle ſtammen, Ausdru> geben. Jm „Oſaka Nippo‘, dem bedeutendſten Blatt von Central-Japan, erſchien neulic) cine Reihe von Artikeln, welche die

Religion im Allgemeinen und das Chriſtenthum im Beſonderen als den Fluch in

4

Tokio, der als Schriftſteller, Lehrer, Zeitungsredacteur und Ueberſeßer engliſcher

|

des Menfdjengefdledjts darſtellten.

Einer

der hervorragendſten

Gelehrten

|

=| <i


|

„Die

Miffionstaube”

55

Bücher den größten Einfluß ausitht und von dem man nod) vor zwei Jahren glaubte, daß er zum Chriftenthum hinneige, hat fid) neuerdings als cin entſchiedener Gegner offenbart und bringt in ſeinem Blatt Artikel gegen die chriſtliche Religion. „Die eingeborenen Chriſten in Japan ſehen nicht ruhig zu, ſondern beſinnen ſich, was ſie thun können, den Sophiſtereien dieſer Leute entgegenzutreten. Unſere chriſtlichen Seminariſten hier bemühen fic), namentlich die wirkſamſten apologetiſhen Mittel zur Vertheidigung der chriftlidjen Wahrheit kennen zu lernen. Sie fühlen, daß in Japan, wie in Europa und in Amerika, um den Beſiß der Wiſſenſchaft gekämpft werden muß, die von atheiſtiſchen Kanaanitern geſchändet und befle>t worden iſt, und es fehlt niht an Davids unter ihnen, „die ihre Schleuder und Steine in die Hand nehmen, um, im Vertrauen auf Jehovah, dem Rieſen in den Weg zu treten’.” Miſſionar Davis macht ähnliche Mittheilungen und betont namentlich, wie wichtig es_ſei, am theologiſchen Seminar in Kioto eine Reihe der tüchtigſten Männer als Lehrer anzuſtellen. „Wir ſind“, ſagt er, „hier in Japan mitten in

einer gewaltigen Schlacht. Die Schlacht, die id) kommen ſah, als ich vor 6} Jahren hier landete und die id) Jhnen damals vorausſagte, ift jest da.

zwiſchen Chriſtenthum und Unglauben.

Es ift ein Kampf

Die denkenden Leute in Japan, die Ge-

lehrten und Beamten, werden über alle Maßen ungläubig — epifurdifd. Wenn Sie meine vor 4 und 5 Jahren geſchriebenen Briefe wieder anſehen wollen und Dr. Gordon's damaligen Aufruf zur Gründung eines chriſtlihen Seminars, fo werden Sie finden, daß wir damals ſchon gewarnt und prophezeit haben. Jest iſt das alles leider in Erfüllung gegangen. Es gibt keine je von Feinden des

Chriſtenthums aufgebrachte Anſicht, die niht gegenwärtig in Japan Aufnahme finden würde. Die Meinungen und die Schriften von Darwin, Huxley, Spencer, Mill, Strauß, Renan, Bu>le und vielen Anderen werden hier geleſen und ver-

theidigt.

Man begegnet ihnen überall.“ i ~~

Anſere

(Calw. Miſſ.-Bl.) ———————

Megermiffion.

Jn Little Mog nimmt unſere Miffionsarbeit no< immer einen erfreulichen Fortgang. Sonderlih die Schule nimmt nod) immer zu fo, daß Herr Miſſionar Berg darauf dringt, daß ein zweiter Lehrer berufen werde. Hoffentlic) gehen bald reichlichere Gaben ein für den Schulbau, damit das Schulgebäude bis zum Anfang des neuen Schuljahrs, alſo bis zum 1. September fertig geſtellt

werden kann. Jn New Orleans ſtehen augenbli>lih die Sachen nicht ſehr erfreulich. Der farbige Rev. Polk, der bisher an unſerer Negerfdule in New Orleans als Lehrer angeſtellt war, hat reſignirt. Er konnte e3,. wie er ſagt, nicht mehr ertragen, daß er immer noch unter Aufſicht ſein ſolle und nicht als den weißen Paftoren und Miſſionaren ebenbürtig angeſehen würde; dies, meinte er, ſei eine


56

„Die

Miffionstaube.”

ſeiner nicht würdige Stellung, welcher er daher entſagen müſſe. Wir kommen immer mehr zu der Ueberzeugung, daß wir mit Anſtellung farbiger Prediger und Lehrer warten müſſen, bis wir ſelbſt ſolche ausgebildet haben. An der Wochenhule in New Orleans iſt jest nur nod) die kürzlich angeſtellte farbige Lehrerin ; bod) nehmen fic) aud) Herr P. Döſcher, Herr Lehrer Sauer und andere liebe Brüder der dortigen Miſſion nah Kräften an. Ein tüchtiger Miſſionar, ſowie auch ein ſolcher Lehrer, thut uns für dieſe Miſſion dringend noth. Der HErr laſſe uns bald ſolche finden. ( Sn Mobile, Ala., iſt nun auch die Miſſion in Angriff genommen. Herr

Miſſionar L. Wahl, welcher lesten Herbſt nach Little Nok ging, um ſich in der engliſhen Sprache nod) mehr auszubilden und in die hieſige Miſſionsthätigkeit einzuarbeiten, ijt Mitte März mit ſeiner Familie nad) Mobile übergeſiedelt und hat daſelbſt die Miſſion unter den Negern begonnen. Der HErr ſegne ſeine

Arbeit!

C. S. $<} ___

Kleine Bilder aus der Heidenwelt. II. Sn weld’ greulicher Finſterniß die armen Neger WAfrifa’s bis heute nod

ſtehen, davon gibt folgende Mittheilung ein deutliches Bild. „Bei allen religiöſen Anſchauungen

der Neger“,

ſagt Dr. Lenz

in ſeinen

„Skizzen aus Weſtafrika“, „wenn man überhaupt dieſes Wort gebrauchen darf, bli>t nirgends eine moraliſche Tendenz heraus; Krankheit, Tod, Mißernte, überhaupt jedes unglü>liche Ereigniß, das ſich die Leute nicht erklären können, wird einem böſen aber nimmt die Aufgabe Betreffenden

Weſen in die Schuhe geſchoben, das dann verſöhnt werden muß; dieſer Kakodämon*) die Geſtalt eines Menſchen an, und es ift der Mittelsperſonen, der Oganga, der Prieſter und Zauberer, ausfindig zu machen; dieſer aber verfällt der grauſamen Rache

oft nun den des

Volkes. .… Man bezeichnet gewöhnlich in den Gegenden ſüdlich von Congo, alſo da, wo portugieſiſcher Einfluß der vorherrſchendſte iſt, dieſe Anſchauungen und Gebräuche der Neger mit dem Namen Feticismus. .. An der Loangoküſte wird, nach Baſtians Berichten, der Feticero, der oder die Hexe, als Endoxe bezeichnet und ihm gegenüber fteht der prieſterlihe Oganga, der Meiſter der Zauberer, der

aber oft ſelber wieder ein Zauberer oder Hexenmeiſter iſt. Jedermann oder Niemand.

Niemand

Der Endoxreiſt eben

(mit gewiſſen Ausnahmen)

wird fid) als

ſolchen bekennen und in Jedermann mag man ihn argwöhnen.

Der Oganga da-

gegen iſt ein anerkannter und in gewiſſen Fällen vom Fürſten

felbjt eingefester

oder beſtätigter Stand. ...

Die Hauptaufgabe des Oganga iſt, gegen die An-

griffe der Endoxe zu hüben, fie unſhädlih zu machen, und fo wendet man

fid)

an ihn bei jedem Unglidsfall; überall muß ein Endoxe die Schuld tragen, und dieſes böſe Weſen _#*) Böſer Geiſt.

ausfindig zu machen und zu vernichten, ift das Geſchäft der D. E.


„Die

Miffionstaube.”

57

Dganga, denen hierbei der weiteſte Spielraum gelaſſen ift. Es iſt demnach all gemeiner Gebrauch, daß wenn in einer Familie irgend ein Unglück paſſirt, ein pliglider Todesfall,, eine Krankheit oder was immer auftritt, zunächſt der Oganga des Ortes befragt wird nach der Endoxe, welche die Schuld trägt. Der Prieſter bezeichnet nun unter allerhand Ceremonien und Hokuspokus irgend eine Perſon als Endoxe; bei manchen Stämmen genügt dies ſchon, um den angeblich Schuldigen auf grauſame Weiſe zu tödten; gewöhnlih aber muß ſich derſelbe einem Gottesgerichte . . . unterziehen.“ Wenn er aus dieſem ſiegreih hervorgeht, ſo erhält der Angeklagte eine Entſchädigung und zwar von der Partei, die die Hülfe des Oganga angerufen hat. — „Bei den Negerſtämmen an der Loangoküſte und im Congogebiete befist jeder ein oder mehrere Fetiſchidole, aus Holz oder Thon gebildete monſtröſe Figuren, von denen viele am Leib ein Stück Spiegelglas befeſtigt haben; in dieſem Spiegel kann der Oganga den Miſſethäter erblicen, der den betreffenden Fetiſch beleidigt hat. Für jede Art von Verbrechen und Unglücksfällen gibt es nun einen beſonders benannten Fetiſch, um welchen in jedem einzelnen Falle geſchi>t wird und mit Hülfe deſſen der Böſewicht ausfindig gemacht wird.“ „Die Operationen“, ſchreibt Baſtian (deutſche Loangoexpedition, 2. Bd.), „die mit dieſen Fetiſchen vorgenommen werden, kommen auf das aud) in anderen Theilen der Welt wohlbekannte Nägeleinſchlagen zurü>, und indem man der Holzfigur einen geweihten Nagel, der bet fdiweren Fällen vorher glühend gemacht ift, infigirt, ſoll ſie gewiſſermaßen durd) den Schmerz beſtändig an ihre Pflicht erinnert werden und erſt nad) Erfüllung dieſer wird der Nagel ausgezogen und die Wunde (des Loches) geheilt. Da ein fold) mächtiger Dämon natürlich mit raſender Wuth erfüllt wird gegen den Urheber, um deſſenwillen ihm die Pein verurſacht wird, und dieſen mit ſeiner ganzen Rache zu ver-

folgen ſtrebt, bringt (wenn es fic) 3. B. um einen Diebſtahl handelt) der Dieb zitternd das geſtohlene Gut zurü>*),

wenn er hört, daß der Beſtohlene für die

Figur des Fetiſches gefdict hat, um einen Nagel einſchlagen zu laſſen. Der Schuldige wagt nicht, den Nagel einzuſchlagen, und wird fo unter den Verdächtigen erkannt.“ Dieſe Ceremonien werden auc) vorgenommen, wenn ein Kaufmann, der ſeine Sclaven für den Transport von Waaren und den Verkauf von Baumwollenzeug ausſendet, fid) gegen etwaige Betrügereien ſicher ſtellen will. Dann läßt er vorher den Fetiſh holen, damit ihm vor dem ganzen Haus-

geſinde Nägel eingeſchlagen werden unter Verwünſchungen gegen den, der ſih Veruntreuungen zu Schulden laſſen kommen eine bindende und zwingende Kraft gegeben.

ſollte. „Wenn

Ebenſo wird Gelübden z. B. ein Herr“, fährt

Lenz fort, „ſeinen Diener nicht von Trunkſucht heilen kann, fo läßt er vor ſeinen Augen den betreffenden Fetiſh benageln**), und dann wird die Furcht, von Krankheit oder Tod im Uebertretungsfalle betroffen zu ſein, am beſten vor Ver-

legung des abgelegten Verſprehens bewahren. — Die Verfertigung der Nägel *) Wer denkt hier niht an die unter den Chriſten ſchleichende Peſt des US gebrauchens, des Punktirens u. ſt. w. ? D.E. ®s) Auch ein Temperenzmittel ! D. E.


58

„Die

Miffionstaube.”

liegt dem Schmied ob, der mit prieſterlichen Funktionen bekleidet iſt. Das gilt nicht blos für die Congobevölkerung; ſondern id) habe das aud) bei den Negern im Stromgebiete des Ogowe gefunden. Bei den Fan ift der Schmied gleichzeitig Prieſter, und einige Stämme, wie Jainga und Galloa, die mit dem Schmiedehandwerk nicht vertraut ſind, hängen die eigenthümlich conſtruirten Blaſebälge, die im ganzen äquatorialen Afrika verbreitet find, in ihren Fetiſhhäuſern auf, als Zeichen der Verehrung. Jn den Gabun- und Ogowegegenden findet man die figürliche Darſtellung der Fetiſche nicht häufig; id) erinnere mid), nur in den Orunges- und Kamma-Dörfern am Eingange roh gearbeitete Holzfiguren geſehen zu haben, denen als eine Art Schutzheilige die Sorge für die Niederlaſſung anvertraut iſt. Weiter im Jnnern dann, bei den Oſchebo, Aduma und Banſchaka, waren Jdole häufiger. Dieſelben wurden in einigen Hütten aufbewahrt, worin ein Bett errichtet war; die Jdole ſelbſt, aus Holz geſchnißt, waren mit allerhand Lappen, Glasperlen rc. behängt und bei feſtlichen Gelegenheiten wurden fie dem Publikum, welches die Tänze aufführte, gezeigt.“ *) Sind das nicht traurige Zuſtände? Wir leben im hellen Lichte des Evangelii und in der Freiheit der Kinder Gottes. Laſſet uns um deſſentwillen dankbar fein und mit unſerm Gebete eintreten und durch reihlihe Gaben helfen, daß aud) den Negern in Afrika und hier im Süden das ſüße Evangelium zukommen möge und ſie fo frei werden von dem Banne der Finſterniß! A. Ch. B. +S

Wriffionsnadjridjfen aus der Südſee. Jn Auſtralien ift der Germannsburger Miſſion ſhon vor einer Reihe von Jahren ein 900 Quadratmeilen großes Gebiet überwieſen, gerade im Herzen von Auſtralien, wohin kaum jemals der Fuß eines Europäers gedrungen iſt. Daſelbſt ijt am Finkefluß die Station „Hermannsburg“ erbaut worden. Hier ift nun nad) Jahre langer Arbeit alles in beſter Ordnung und die Miſſionare haben fic) häuslich eingerichtet. Doch ift dieſe Miſfion cine ſehr koſtſpielige, da faſt alles, twas die Miſſionare gebrauchen, hingeſchi>t werden muß, wobei die Tran3sportkoſten den Werth der Gegenſtände oft um das Drei- oder Vierfache überſteigen. Nach den letzten Berichten der Miſſionare waren in langer Zeit keine Heiden in ihrer Nähe und beſchäftigten ſich die Miſſionare daher mit A>er-

bau und Viehzucht, doh wurde auh das Manuſcript zu einem Lefeiibungsbiidlein für die Heiden eingerichtet und demſelben auch einige bibliſche Hiſtorien beigefügt. Sobald die Heiden, die bisher ein förmliches Vagabundenleben führten, zurü>kehren, was mit Beſtimmtheit in Bälde erwartet wird, fo kann die Miſſionsarbeit in Angriff genommen werden. Jn Neuſeeland ſtößt die Miſſion bei den Maori auf große Schwierig-

keiten.

Dieſelben ſind dem Branntwein ergeben und von falſchen Propheten

4) Man vergleiche damit das in der römiſch-katholiſchen Kirche übliche Herumtragen und D. E. Schauſtellen der Marien- und anderer Heiligenbilder.

y

fies


„Die

Miffionstaube.”

59

verführt. Der GHermannsburger Miſſionar Gößling, der früher Paſtor in Auſtralien war und vor mehreren Jahren von P. Harms nach Neuſeeland ge{dict wurde, um daſelbſt unter den Maori zu miſſioniren, iſt nach längeren vergeblichen Verſuchen, cine Miſſionsſtation zu gründen, und wegen Mangel an Unterſtüßung einem Rufe an drei deutſche Gemeinden in Queensland, Auſtralien, gefolgt. Zwei jüngere Miſſionare, Dierks und Kowert, find nod) in Neuſceland und haben feſte Stationen. Nur der Erſtere von beiden hat bis jest einen Maori getauft. Paſtor Gößling ſchreibt in einem Privatbrief : „Die Miſſion unter den Maori hat unſägliche Schwierigkeiten; denn das Volk iſt früher ſammt und ſonders nach meinem Urtheil unreif getauft, hat dann hernach ſeine Miſſionare verjagt und lebt in greulichem Heidenthum. Sie haben das Wiſſen, begegnen ſonſt aber dem Worte oft mit ftinfendem Spott. Etwas beſſer ijt es in den Gegenden, wo ſie mitten unter den Europäern ſind. Jhre Zahl nimmt mit jedem Jahre ab. Die eigentliche Hoffnung für die Miſſion beruht auf der Jugend. Der Miſſionar muß aber die Kinder ganz zu fid) nehmen und halten wie ſeine eigenen, nämlich ſie beherbergen, kleiden und ſpeiſen, um ſie ſo aus dem Heidenthum herauszureißen und chriſtlih zu erziehen. Sonſt, wenn die Kinder bei den Eltern bleiben, iſt der Unterricht weggeworfene Mühe. Was nun ein Miſſionar unter ſolchen Umſtänden für Mühe hat, läßt fic) denken, da ſeine Mittel auch nur geringe ſind und die Regierung keine Unterſtühung gibt. .…. Es wird viel Geduld, Gebet und Arbeit koſten, um etwas Gründliches zu erreichen. Die glänzenden Berichte, welche früher von der Bekehrung der Maori in die Welt geſchrieben ſind, find durhweg lauter Dunſt; obgleich es hier und da einzelne wirklich treue Chriſten unter ihnen gegeben hat.“ Neu-Guinea ijt die größte der vielen auſtraliſchen Jnuſeln, gerade nördlid) von Auſtralien gelegen. Hier auf der ſüdöſtlichen Seite dieſer 240,000

Quadratmeilen großen Snfel hat vor etwa 5 Jahren die Londoner MiſſionsGeſellſchaft ihre Thätigkeit begonnen. Die Bevölkerung ijt unter fic) ſehr zerſplittert. Snnerhalb des etwa 300 engl. Meilen langen Küſtenſtrichs, welcher das Miſſionsfeld obiger Miſſion bildet, gibt es etwa 25 verſchiedene Stämme mit ebenſovielen verſchiedenen Sprachen und Dialecten. Dabei leben dieſe Stämme in beſtändiger Feindſchaft unter einander. Die Handwerksgeräthe die-

ſer Leute ſind ſehr unvollkommen, meiſtens aus Stein, und doch verfertigen ſie damit allerlei kunſtvolle Arbeiten. Jhre Religion beſchränkt fid) auf den Glauben an die Fortdauer der Scele nah dem Tode und eine beſtändige, entſetzliche

Furcht vor böſen Geiſtern.

Viel Schwierigkeiten bereitete den Miſſionaren die

Erlernung der Sprache, doch haben ſie bereits das Zutrauen der Eingebornen gewonnen, und ſind auh noch keine derſelben getauft, ſo hoffen dod) die Miſſionare, daß der Same des Wortes Gottes.bei Manchen Wurzel geſchlagen hat. Viele

hören der Predigt zu.

Die Meiſten von denen, welche Sonntags der Predigt zu-

hören, kommen dann freili< Montags wieder, um dafür beſchenkt und bezahlt zu fein. Aehnliche Erfahrungen muß ja aud) mancher Prediger in der Chriſtenheit machen, wenn die Leute meinen, ſie thun ihm eine Gefälligkeit damit, wenn ſie zur Kirche kommen ; ſo kann man es wahrlich dieſen Heiden nicht verdenken, wenn

i

3

enone eee |


60

„Die

fie nod) fo thöricht find.

Miffionstawbe.”

Das Klima der Snjel

ijt ein für die Europäer

ſehr

ſhädliches und fordert leider unter dem Mijfionsperfonal viele Opfer, dazu kommt nod) die Bosheit vieler Cingebornen, welche ja, wie ſhon berichtet, mehrere Lehrer vergifteten. Doch arbeiten die Miſſionare fröhlih weiter, erfüllt von einer gewiſſen Zuverſicht auf einen baldigen Sieg des Evangeliums.

Wendet man ſih von Neu-Guinea etwa 1000 engl. Meilen öſtlih und ein wenig ſüdlich, ſo gelangt man zu einer Juſelreihe, die „Neuen Hebriden“ genannt. Auf einer derſelben wurde der Miſſionar Williams (auch wohl „der Apoſtel der Südſee“ genannt) ermordet. Auf etlichen dieſer Ynfeln hat das Chriſtenthum willig Aufnahme gefunden, fo auf der Snfel Aneityum, deren Bewohner vor 30 Jahren nod) grauſame Menſchenfreſſer waren, jest aber ſämmtlich Chriſten ſind. Dieſe Leute, welche in den leßten Jahren durd) Seuchen auf etwa 1300 zuſammengeſchmolzen ſind, offenbaren jest eine ſolche Liebe zu Gottes Wort, daß fie der Britiſchen Bibelgeſellſhaft die Druckkoſten für das in ihre Sprache überſeßte Neue Teſtament mit Pſalmen, im Betrage von etwa 700 Pfund Sterling (3400 Dollars) vollſtändig erſtattet haben und noch fernere Veiträge ſammeln, um ebenfalls die Koſten für den Dru> des Alten Teſtaments ‘tragen zu helfen. Der engliſche Miſſionar Dr. Steel arbeitete hier 26 Jahre. Als er hinkam, gab es auf der damals viel ſtärker bevölkerten Snfel nicht einen einzigen Chriſten und als er ſtarb, war kein einziger Heide mehr da. C. S.

Für die Negermiſſion in Little Ro>, Ark., erhalten: SW,

ür den Bau des neuen Schulhauſes: Vom Miſſionsverein in Rock Jsland, $10.00; von P. G. E. Buchholz, Reading, O., 2.00; von Hrn. Wilh. Volkmann, Water-

town, Wise., 3.00; von der Gemeinde in Logansport, Jnd., (E: Set) 25.00;

durch Lehrer F.

eon von jf. Schule in Beardstoiwn, Xt, 6.00; von N. N., Sheboygan Falls, Wis., .00; ferner . Für Ne germi ſion: Von W. Volkmann, Watertown, Wis., $2.00; von P. Laurigen, oct Giron! tich., zwei Packete Sonntagsſchulkarten. Little Rod, 17. März 1880. F. Berg, Miſſionar. Um milde Gaben bittet herzlich die „New Orleans Local-Committee für Negermiſſion“ für arme und kranke hülfsbedürftige Perſonen in der hieſigen Negergemeinde. — Etwaige Liebesgaben möge man gefälligſt unter folgender Adreſſe zuſchicken : Mr. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis, Mo. Aug. C. Reifig, Seer. iſ

„Die Miſfionötaube“ erſcheint einmal monatlich. folgender :

ARO

1 Exemplar.

12 Die Zu Alle Is. ; alle

"u LD

Der Prels für ein Jahr in Vorausbezahlung mit Porto

$ .25 1.00 2.00

4.00

Parthie- Preiſe gelten nur dann, wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe verſandt werden können. beſtellen und zu bezahlen iſt das Blatt bei dem „Luth. Concordia - Verlag‘“, St. Louis, Mo. dle Redaction betreffende Einſendungen find zu adreſſiren an Rev. F. Lochner, Box 597, Springlle1d, Geldbeiträge für die Negermiſſion an den Kaſſirer J. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis, Mo.

Orucerei des „Luth. Concordia- Verlag”, St. Louis, Mo.


Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferens bon Nordamerika. Jn deren Auftrag redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered at the Post Office at St. Louis,

Juni

2. Jahrgang.

Mo.,

as second-class matter.

Aummer

1880.

(Eingeſandt.)

Wo finde id) Frieden? Ein Hindu, reich an Gold und Ehr,

Doch immer im Herzen arm und leer, Hat zu ſich die Prieſter beſchieden : „Wo finde ich Frieden, ach Frieden?“ „Jm heil'gen Ganges waſche dich,

Da findeſt du Frieden tetti 12 Er wäſcht ſich nach ihrem Willen, Doch kann er das Herze nicht ſtillen.

„Geh hin und teas den ſchwerſten Blok,

Die Sohlen durchbohre mit jpryem Pflock Und gehe zur ſicherſten Buße So mehrere Stunden zu Fuße.“ Er oct und geht von Stadt zu Stadt, Er geht ſich müde, er gehtſich matt; Er

hätte den Frieden

jo gerne;

Doch wehe! der Friede bleibt ferne.

Gr kehrt zurü> ſo leer und arm, Ruſt wieder zuſammen der Prieſter Schwarm: Noch ward mir kein Friede beſchieden.

Da ſicht er einſt, halbtodt vor Qual, Ein großes Gedräng in einem Thal. Die Neugierde treibet ihn näher. Es predigen dort Europäer:

„Ein Tempel ſteht viel Meilen weit, Dort iſt dir Friede und Nuh bereit.“

„Nur Einer iſt, der Frieden gibt, Er hat ſich für und zu Tod geliebt, Die Sünde und alle die Plagen Der Sünder am Kreuze getragen.“

Wo finde ich Frieden, ach Frieden?“ Er wandert nun QUE

von Stunden,

Doch hat ex nicht

Ruhe gefunden.

Er kommt zurü> Und rufet wieder

ganz arm und leer die Prieſter her:

Wo finde ich Armer hienieden

Den Frieden, den köſtlichen Frieden?“

Da Und Und Den

legt die Nage us er ab wirft den Blok alsbald herab bringet mit fröhlichem Munde Seinen die ſelige Kunde:

Der Mann am Kreuz, das ift der Mann,

Der elenden Sündern helfen kann. Auch mir iſt purs dy n nur beſchieden liche Frieden.“ Der Frieden, der

(Aus elnem älteren Miſſionsblatte.)

6.


62

„Die

Miſſionstaube,“

WMetHlakahtla und Fort Simpfon. Miſſions: und Culturbild aus dem Yndiancrlande jenſeits und diesſeits der Felfengebirge. (Fortſeßung.)

Il. Fort Simpſon. Es iar am 1. November 1848, daß die „engliſh-kir<li<he Miſſionsgeſellſchaft“ ihr fünfzigjähriges Jubiläum beging und daher überall in England, wo es Angehörige dieſer Geſellſchaft innerhalb der Staatskirche gab, feſtlihe Verſamm[ungen ſtattfanden. Auch in dem Dörflein Aſhbourne beging man die Feier. Unter den Feiernden daſelbſt befand ſih ein junger, achtzehnjähriger Menſch, Namens William Kirkby. Alles, was derſelbe in dem dortigen Miſſionsfeſt-Gottesdienſt vernahm, machte bei ihm einen tiefen Eindru> und bereitete ſein Gemüth nur auf den Ruf vor, der wirklih vier Jahre darauf an ihn ergehen ſollte, ſo daß dann die Entſcheidung ihm niht mehr \hwer fallen konnte. Jm Jahre 1852

nämlich brauchte und ſuchte die genannte Geſellſchaft für die Red River Settlements, das jeßige Manitoba, einen jungen Mann, der die dortigen Schulen beauffidtigen und zugleih ein Schullehrerſeminar gründen ſollte. Kirkby, der niht nur durch ſeinen bisherigen Bildungsgang für cine ſolche Stellung befähigt war, ſondern in deſſen ſtellte fic), ſowie er den Verfügung und wurde junge Mann ſonſt nod) bis jest nichts erfahren

Herz auch eine brennende Liebe zur Miſſion flammte, Ruf vernommen hatte, der Geſellſchaft mit Freuden zur von dieſer auh mit Freuden angenommen. Wer dieſer war, darüber haben wir troy mancherlei Nachforſhung können. Genug, die Folgezeit hat es gezeigt, daß für die

Miſſion diesſeits der Felſengebirge in Kirkby ein eben ſo tüchtiger und hingebender Mann

gefunden war, wie in Duncan

für die Arbeit jenſeits.

Miſſionsarbeit gerade in Hudſonia erſcheint Kirkby wie geſchaffen.

Ja,

für die

Durch und

durc praktiſch, verſteht er niht nur, fremde Sprachen bald zu lernen, Predigten

zu halten, die auch die Geringſten verſtehen können, Bücher zu fajreiben und dabei gu ſhulmeiſtern, ſondern auh Häuſer zu bauen, mit den Jndianern Pemmikan (feſtgeſtampftes Fleiſch) zu eſſen und ſonſt in vielen Dingen ihrer Lebensart ſich

anzubequemen. Und dabei ijt er von Gott mit einer kräftigen Geſundheit ausgerüſtet, wie ſie die unſäglichen Mühen und Beſchwerden des dortigen Miſſionslebens, insbeſondere die aufreibenden Winterreiſen, erfordern.

Noch im Juni desfelben Jahres trat Kirkby die Reiſe nah Nordamerika an. Schon hier konnte er von den Beſchwerlichkeiten des Reiſens in Hudſonia hinreichend koſten,

Da der Beſtimmungsort,

die Station St. Andrews, ja am

Rothen Fluß und etivas ſüdlich von dem großen Winnipeg-See lag, ſo mußte die Reiſe nicht nur theils im Jndianerboot aus Birkenrinde, theils im Hundeſchlitten

gemacht werden, ſondern es gab dann aud) nod) während der Bootfahrt gar _ manche beſchwerliche Fußwanderung;

denn ehe man von der York-Faktorei aus

auf dem tief-blauen Waſſer des uferbewaldeten Winnipeg-Sees mit dem leihten Boote dahingleiten kann, gibt es ſo manche Portages oder Tragpläße zu paſ-

ſiren, wo wegen der Stromſchnellen die Reiſenden ſammt ihrem Gepä>e nicht


aDie

Miſſionstaube,“

63

mehr vom Boote getragen werden können, ſondern wo fie Boot und Gepä> ſo manchmal auf den Schultern an den Stromſchnellen vorbei tragen und dabei oft nod) Stundenlang ihren Weg über Felſen und durd) Sümpfe ſuchen müſſen. Wie St. Bonifacius mit ſeiner Cathedrale Biſchofsſiy und Hauptmiſſionsſtation für die Papiſten ijt, fo das etwas weiter nördlich am Rothen Fluſſe gelegene St. Andrew mit ſeiner Andreaskirche für die Anglikaner. Hier befindet ſich eine eigene, aus Judianern und Miſchlingen beſtehende Colonie von etwa 2000 Bewohnern. Unter denſelben arbeitete Kirkby mit großer Treue ſieben Jahre lang — zuerſt als Schulmeiſter, dann als ordinirter Miſſionar oder, genauer, als Pfarrer, da die dort wohnenden Jndianer und Miſchlinge bereits getauft waren und ſomit eine Chriſtengemeinde bildeten. Gleichwohl war die Arbeit eine ſchwere, ſhwerer zum Theil, als die Miſſionsarbeit unter eitel Heiden. „So viel leichter das Säen ift als das Ernten, fo viel leichter ift es auch, einer unbekehrten Bevölkerung einfach das Evangelium predigen, als Solche, die ſich bekehrt haben oder fic) bekehren wollen, nun zu wirklichen Chriſten heranzubilden, ſie mit allen ihren Shwachheiten zu tragen und in geiſtlichen wie weltlichen Dingen ihr Berather, Pfleger und Leiter zu ſein.“ Aber obwohl es unſerem Miſſionar in dieſen ſieben Jahren an Arbeit und Beſchwer nicht fehlte, ſo war dies doch nur die Vorſtufe für die nod) fdiverere Aufgabe, die ſeiner im fernen Norden harrte. Gegen das ihm hier von dem HErrn beſtimmte Arbeitsgebiet war der Aufenthalt in dem damaligen Manitoba noch ein, wenigſtens vergleihsweiſe, angenehmer zu nennen. * Einer der thätigſten unter den damals nod) fo wenigen Miſſionsarbeitern von Britiſch-Amerika war Miſſionar Hunter. Behufs Gründung einer Miſſion

im hohen Nordweſten war er von einer langen und mühevollen Entde>Eungs- und Unterſuchungsreiſe nach St. Andrews im Jahre 1859 zurückgekehrt. Dies unentde>te Feld nun ſollte Kirkby bebauen ; in einem wilden, faſt unerforſchten Gee biet, das fo groß ijt als ganz Europa, ſollte er mit dem Evangelio umherziehen. Doch das ſchre>te ihn nicht, dem an ihn ergehenden Ruf dahin zu folgen. Ueber 800 Stunden von St. Andrews nordweſtlich entfernt liegt an dem Abhang der Felſengebirge und dem Zuſammenfluß zweier Ströme das Fort Simpſon. Der eine Strom hat ſeinen Urſprung in einem kleinen Gebirgsſee

der Rody Mountains in der Nähe des Mount Brown und Mount Hooker, und wird erſt nad) dem Athabaska-See und dann nach dem Slave-Lake benannt, da er beide durchzieht, bis er endlih, nad) dem Felſenwall weſtlich fic) zurü>wendend, nach einem Lauf von wohl 1500 Meilen den weſtli<h aus dem Felſengebirge

kommenden Liard River River

aufnimmt und nun unter dem Namen Madengzie

als der bedeutendſte Strom

von Britiſch-Amerika diesſeits der Felſen-

gebirge dem Wall derſelben entlang nad) einem Lauf von wieder mehr denn tauy

fend Meilen in das nördliche Eismeer fic) ergießt. Nach dieſem Fort Simpſon richtete Kirkby ſeine Schritte, um es zum Anfangs- und Ausgangspunkt ſeiner

E i È

Miſſionsthätigkeit zu machen.

$

Zwar- wollten die dort wohnenden Sndianer von ſeiner Predigt anfangs nichts wiſſen. Den Anglikanern waren hier nämlich die Papiſten ſhon zuvors


„Die

Miffionstaube”

gekommen und hatten am Madtenzie jedenfalls fo viel ausgerichtet, daß die armen Leute gegen alle andersgläubigen Miſſionare ein gründliches Vorurtheil bekommen hatten, was dem guten Kirkby ſeine Arbeit niht wenig erſchwerte. Einmal z. B., erzählt das „Calwer Miſſionsblatt“, als er gerade bei einem kranken Judianer war und zu dieſem und den Umſitenden von Chriſto zu reden anfing, dann auch niederkniete und betete, gaben die Anweſenden, welche bereits tatholiſhe Crucifixe um den Hals trugen, ihr Mißfallen deutlich zu verſtehen. Einige Tage ſpäter jedoch ſtellte ſih ein Soka oder Häuptling, von drei andern Indianern begleitet, bei Kirkby ein, erzählte zuerſt, daß er aus Mangel an Lebensmitteln in großer Noth geweſen, daß in dieſer Zeit ſein Sohn geſtorben ſei und zivar ungetauft, was ihm ſehr leid ſei; er möchte fid) nun aten ſelbſt taufen laſſen und ſeine Begleiter auch; - ob das niht am folgenden Tage geſchehen könne? Natürlich wollte Miſſionar Kirkby hierauf nicht ſogleich eingehen, ſondern erklärte den Leuten, was es mit der Taufe für eine Bewandtniß habe; daß dieſelbe nichts nüße, wenn man nicht vorher Buße thue, an JEſum glaube und überhaupt ein neuer Menſch werden wolle u. f. tv. Sie blieben aber dabei, daß wenn fie nur getauft wären, ſie gewiß ſelig würden. Natürlich war dies Frucht des oberflächlichen (und falſchen) Unterrichts, den ſie von den katholiſchen Miſſionaren erhalten hatten, und wahrſcheinlich kam ihnen der Proteſtant reht grauſam vor, weil er ihnen das ſeligmachende Sacrament nicht ſofort ſpenden wollte. Tags darauf wiederholte übrigens Miſſionar Kirkby ſeine Belehrungen über die Taufe und fügte eine Erklärung der zehn Gebote hinzu. Vereitwillig verſprachen fie, alles halten zu wollen, was Gott ihnen vorſchreibe, und brachten

dann noch einmal ihre Bitte vor.

„Wir können nicht lange hier bleiben, unſer

Lager ift 12 Tagereiſen entfernt von hier, wir müſſen ſchnell dahin zurü>kehren ; wir wiſſen nicht, was wir zu eſſen haben werden, vielleicht müſſen wir bald ſterben; wir wünſchen Knechte des Sohnes Gottes zu ſein und die Taufe zu erhalten.“ Nun konnte der Miſſionar nicht länger widerſtehen. Er dachte an den Kämmerer aus Mohrenland, der ja von Philippus auc) auf das einfache Bekenntniß ſeines Glaubens an JEſum, den Sohn Gottes, getauft worden war,

und nahm die armen Rothhäute in die Gemeinſchaft der chriſtlichen Kirche-auf. Jhre Erkenntniß war wohl eine ſehr geringe, an ihrer Aufrichtigkeit aber war un-

möglich zu zweifeln. Das war die Erſtlingsfrucht ſeiner Predigt. Noch folgten lange Jahre geduldiger Arbeit, eine Zeit der Thränenſaat, aber die Zeit der Ernte ſollte auch kommen. Zunächſt ſammelte fid) allmabhlid) um Fort Simpſon ein Jndianer-

gemeinlein, in deſſen Mitte Kirkby zu ſeiner Freude endlich auch das Kirchlein erbauen fonnte, deſſen und ſeiner Umgebung Bild wir hiermit dem Leſer vorzeigen. Dieſes Gemeinlein aber wurde dann der Herd, von dem aus die Funken weiter getragen wurden, der Ausgangspunkt einer ausgebreiteten und geſegneten Miſſionsthätigkeit, der Hauptſiß der anglikaniſchen Miſſion für den Madenzie-

‘Diſtrict, wie es das weiter nördlich am Mtacengie gelegene Fort Hope für die _papiſtiſcbe Miſſion geworden iſt. _ Von ſeinem Fort Simpſon aus mate Miſſionar Kirkby nun nach den vere

AR:

64

|

¿ds 4


„Die

Miffionstanube.”

65

ſchiedenſten Richtungen die ausgedchntejten Miffionsreifen. Die Frucht derſelben find namentlich mehrere der blühenden Sndianergemeinden, namentlich die am Matenziefluß, die ſeit 1874 unter der Pflege und Aufſicht des wa>eren Biſchof 3 von-Athabasfa, Miſſionar Bompas, ſtehen.

th :

| | ‘4 VN)

Die längſte, fühnſte, aber aud) am reichſten geſegnete dieſer ausgedehnten

Miſſionsreiſen war jedoch die auf dem Ma>enzie hinauf in den hohen Norden, durch welche Kirkby zugleich der erſte Bote des Evangeliums iar, der über dies


66

„Die

Miffionstaube”

Felfengebirge hinüber in die rieſige Ebene eindrang, welhe der Youconfluß durchſtrömt. Wir entnehmen hierüber das Nachfolgende dem „Calwer Miſſionsblatt“ von 1878. „Als Kirkby im Jahre 1862 zum erſten Mal nah Fort Youcon und zu den Tuludh-Fndianern gekommen war, um ihnen das Wort Gottes zu ſagen, da hatte man ihn hievon abzubringen geſucht: dieſe Tukudhs ſeien ganz wilde Heiden und wenn man ihnen ſage, daß Kindermord, Vielweiberei, Dämonendienſt (Teufelsdienſt) u. f. w. unrechte Dinge ſcien, ſo würden ſie wüthend werden und möglicherweiſe den waghalſigen Prediger aus der Welt ſchaffen. Und als Kirkby, der fid) durch ſolche Vorſtellungen natürlich niht hatte abſhre>en laſſen, dann einige Zéit bei ihnen zubrachte, Tag für Tag die Gebote Gottes, die Verſöhnung durch des Lammes Blut und überhaupt das ABC des chriſtlihen Glaubens erklärte, da kamen allerdings ſhre>li<e Dinge zum Vorſchein : 13 Weiber bekannten, daß ſie ihre Säuglinge (Mädchen) ſelbſt getödtet hätten, zum Theil auf die grauſamſte Art; aber ſie bekannten es dod) und verſprachen, neue Menſchen werden zu wollen. Ebenſo gelobten mehrere Polygamiſten (in Vielweiberei Lebende), hinfort nur mit Einer Frau leben zu wollen, und ein berühmter Zauberer ſtand in Gegenivart der Verſammlung auf und erklärte freiwillig, in Zukunft nichts mehr von ſeinen eigenen ſhwarzen Künſten wiſſen zu wollen. Die europäiſchen

Herren in Fort Youcon trauten ihren Ohren nicht, wie ſie dieſe Dinge vernahmen ; die Yndianer aber ſagten : ,Wir waren wie Leute in einem dichten Walde, die den reten Weg nicht wiſſen; aber jest können wir ein wenig ſehen und wollen andere Menſchen werden.“ Das war der Anfang. Jeßt ſind es 1460 Chriſten und

Taufeandidaten, welche in der Pflege des Miſſionar McDonald Biſchof Bompas zu ſeinem Archidiaconus ernannt hat.

ſtehen, den

Allein im vorigen Jahr

(1877) wurden 100 Perſonen daſelbſt confirmirt und bereits ſind 18 Eingeborne _da, die als unbezahlte Laiengehilfen

dem Miſſionar

ſeine Arbeit

erleichtern.

Seitdem jenes Gebiet zu den Vereinigten Staaten gehört (ſeit 1867), fahren regelmäßig Dampfſchiffe den herrlichen, ſtellenweiſe eine Stunde breiten YouconFluß hinauf und hinunter, wodurch natürlich der Verkehr und auch die Miffionsarbeit bedeutend erleichtert wird, wenigſtens äußerlich ; denn innerlich ift die nun zunehmende Einwanderung von Weißen in das Jndianergebiet kein Gewinn.“

Soweit das genannte Blatt.

Seit deſſen Bericht ſind nun wieder ein paar

Jahre verfloffen, in denen Kirkby's und ſeiner Nachfolger Ausſaat noc weitere Früchte getragen hat. 2 Ueberhaupt hat ſich die Arbeit der Geſellſchaft, in deren Dienſt Kirkby ſteht,

über den ganzen Nordweſten von Amerika ſo ausgedehnt, daß dies ganze weite Gebiet jest in 5 Diöceſen — Rupertsland, Saskatſchawan, Muſuni, Athabaska, Caledonia — unter je einem Miſſionsbiſchof eingetheilt iſt und ungefähr 12000 Indianer und Eskimos aus wilden Heiden zu ordentlichen Chriſten, zum Theil zu ſehr tüchtigen und wohlhabenden Bürgern gemacht ſind. Gewiß hat an dieſer Thätigkeit und ihren geſegneten Erfolgen der mehr hervortretende evangeliſche Charakter der im Jahre 1799 gegründeten englifd-firdliden Miſſions-

gefellfdaft einen niht geringen Antheil.

Denn obwohl dieſelbe an den Ord-


„Die

Miffionstaube”

67

nungen der engliſchen Staatstirde feſthält, darum der Autorität der Biſchöfe ſich unterſtellt, und zwar irriger Weiſe als einer göttlichen Einrichtung, und daher überall dad anglikaniſche Bekenntniß oder die 39 Artikel, ſowie das CommonPrayer-Book (das allgemeine Kirchen- und Gebetbuch der Episcopalkirche) zur Grundlage der Lehre und des Gottesdienſtes nimmt, fo legt fie doh, ſoviel wir wahrnehmen können, in, wir möchten ſagen, glü>licher Fnconſequenz den Nachdruc nicht fo ſchr auf Kirchen- und Biſchofsthum, als vielmehr auf das Evangelium von Chriſto und den an und durch dasſelbe gewirkten lebendigen, perſönlichen Glauben an Chriſtum. Und dabei iſt ſie troy Widerſpruchs ſtarrer Hochfirhler und puſeyitiſcher Ritualiſten (verkappter Nömlinge) geblieben, während

die gleichfalls der engliſchen Staatstirde angehörende Heidenmiſſion thätige Ausbreitungsgeſellſchaft hochkirhlichen Partei geworden iſt. —

und nunmehr

immermehr

in der

zum Werkzeug

der

Miſſionar Kirkby arbeitet jedoch längſt nicht mehr unter den Tukudhs.

Jn

gewohnter Treue und gekrönt mit Segen von oben predigt er jest, mehrere tauſend Meilen öſtlich von Fort Simpſon entfernt, das Evangelium an der HudſonsBay, wo Fort York nunmehr den Ausgangspunkt ſeiner Thätigkeit bildet. Scheiden wir daher hiermit von Fort Simpſon, ſo dod) nod) niht von dem Gründer des geſegneten Miſſionswerkes dortſelbſt. (Schluß folgt.) Sa

Zur weiteren Senntnif

des Treibens der „Jeſuwider“ in Aganda

und auf Wadagaskar theilen wir aus den neueſten Nachrichten der Märznummer des „Calwer Miſſionsblattes“ Nachſtehendes mit : Bei dem König Mteſa in Uganda (im inneren Afrika) ſtehen alſo jest engliſche und franzöſiſche Miſſionare. Die leßteren haben, 5 an der Zahl, ihr Möglihſtes gethan, die proteſtantiſchen Arbeiter zu verdrängen. Während dieſe dem König und dem Hof aus dem Evangelium vorlaſen und beteten, da denn die Schwarzen alle knieten und Amen ſagten, blieben die Jeſuiten fdwagend auf ihren Stühlen figen. Als der König ſie fragte, ob ſie denn niht aud) JEſum anbeteten, griff Pater Lourdel die Proteſtanten offen als Lügner, ihre Bibel als

ein Lügenbuch an. Der König war verdußt, er ſagte: die Weißen ſcheinen jeder ſeine eigene Religion zu haben, wie ſoll id) erkennen, was wahr und tas falſch ift?

Vielleicht wenn

ih dieſen neuen folge, kommen

heißen dieſe auc) Lügner.

wieder andere nad) und

Mackay wies ihn auf die arabiſche Bibel;

daraus

könne er ſchen, ob JEſus etwas von einem Nachfolger geſagt habe, dem allein das Recht zukomme, ſeine Religion auszubreiten; ebenſo, ob Maria Gottes

Mutter heiße.

Der Kampf ijt nun einmal entbrannt, und die Folge wird zeigen,

ob die Jeſuiten viel damit gewonnen haben, gerade dort fid) einzudrängen, wo eine proteſtantiſche Miſſion mit ungeheuren Opfern fid) feſtgeſeßt hatte. Dem König haben freilich die Jeſuiten nach ihrer Weltklugheit die liebſten Geſchenke


68

„Die

Miffionstaube”

gebracht, fdine Waffen und reihe Munition; wird „das Bud", das ihm die Evangeliſchen gebracht hatten, dagegen auffommen können? Wie bitterſüß klingt doch der Brief der Jeſuiten von Mpwapwa: „die Nahrung war uns ganz ausgegangen und wir wären Hungers geſtorben, wenn die engliſchen Miſſionare uns nicht großmüthig zu Hülfe geeilt wären. Als Skelette kamen wir an, und tro} allem, das uns trennt, nahmen fie uns wie wirklihe Brüder auf, \ſhi>ten uns Ochſen und Schaffleiſh und ſogar Leckerbiſſen für unſere Kranken, kamen aud) einigemal, uns zu ſchen. Wie Schade, daß dieſe Engländer keine Katholiken ſind! Wenn man alles ſieht, was England für ſeine Miſſionen thut und welche Summen es darauf verivendet, ſo beklagt man, daß ſo gewaltige Mittel für die Verbreitung von Jrrthümern draufgehen, während ſie der Sache der Wahrheit fo fain dienen könnten. Wie ernſtlich ſollten die Katholifen Europa’s um die Bekehrung Englands beten!“ Und wir haben auch zu beten,- daß es dieſen verfdmisten Feinden des lautern Wortes doch nicht gelingen möge, es aus Uganda zu verdrängen. Auf Madagaskar regen ſich die Jeſuiten gleiherweiſe. Ein Commiſſär aus Frankreich nimmt fie unter ſeinen Schuß und droht mit franzöſiſchen Kriegsſchiffen, wenn die proteſtantiſche Königin die Anſprüche der Prieſter nicht befriedige. Dieſe nehmen fid) bereits heraus, proteſtantiſche Lehrer binden und prügeln zu laſſen, Schulen zu zerſtören 2c., und einen Häuptling haben fie bewogen, ſelbſt eine proteſtantiſche Kapelle niederreißen zu laſſen. Doch ift ſehr fraglich, ob Frankreich ſich zu einer Einmiſchung auf dieſem von England ſcharf bewachten Gebiet entſchließen wird. a

Sulu-Sand. Der auferordentliden Beilage zum-, Calwer Miffionsblatt” Nr. 1 entnehmen

wir Folgendes : John Dunn, der neue Häuptling von einem Stü des eroberten Zululandes, erflärt in einem Brief vom 26. September, daß ſeine Abſichten falſch gedeutet worden ſeien. Er wünſche nicht die Arbeit der Miſſion zu verbieten, ſondern fie nad) einem beſſeren und nüglicheren Syſtem zu fördern, als das bisher in den meiſten Miſſionen befolgt worden fei. (!) Er beabſichtige, ſein- eigenes Volk in die Wiſſenſchaften und Künſte der Weißen einzuführen und den andern 12 Häuptlingen zu dem gleichen Verfahren zu rathen. Und allerdings wolle er

aud) Niemandem erlauben, irgend einen Play in Beſiß zu nehmen, wenn der nicht ſeine Herrſchaft anerkenne. Es ſcheint alſo, daß Herr Dunn Jnduſtrieſchulen zulaſſen will; man fürchtet aber, daß er als Polygamiſt die ſittliche und religiöſe Bildung des Volks nicht zu

ihrem Rechte kommen läßt. Auch in ſeine Beeinfluſſung anderer Häuptlinge fest man wenig Zutrauen. Häuptling Gaufe, deſſen Diſtrict an den Dunn’fdjen grenzt, hatte ſchon den Miſſionar Robertſon, ie ex auf ſeine Station Kjvamag-


„Die

Miffionstaube”

69

waza zuritdfehrte, herzlich betvillfommt; aber nad) einer Beſprechung mit Dunn änderte er ſeinen Ton und wollte nichts mehr mit Miſſionaren zu thun haben. Sebt ſoll er ſogar Dunn gebeten haben, auch ſeinen Diſtrict zu dem eigenen hin zu übernehmen, woraus man ſchließt, Dunn arbeite darauf hin, der eigentliche König des Zululandes zu werden. Dieſer Mann, Sohn eines engliſchen Arztes in Natal, ſchloß fic) vor 20 Jahren an den Bruder Ketſchwajos an, der mit dieſem um den Thron kämpfte. Umbulagi (jo hieß der Bruder) wurde beſiegt und erſchlagen, worauf Herr Dunn ſih mit Ketſchwajo vertrug und ſein vertrauter Rathgeber wurde. Als Jnduna (Staatsrath und General) genoß er bis vor wenig Monaten des Königs volles Vertrauen, ja wurde ihm geradezu unentbehrlich. Zugleich ſtand er aber and) im Solde der Natal-Regierung, um die Einwanderung von Arbeitern aus dem Norden in die Kolonie zu überwachen. Als ſich offenbarte, daß unter dem Dedmantel dieſer Einwanderung Maſſen von Gewehren aus der Delagoa-Bai ins Zululand geſchafft wurden, entzog die Kolonialregierung vor 2 oder 3 Jahren dem Agenten ſeinen Gehalt (6000 M.). Unter den Zulus war und ijt er ein Zulu; ſeit dem Ausbruch des Kriegs aber diente er dem engliſchen General, Lord Chelmsford, als Wegführer mit einer Compagnie ſeiner eigenen berittenen Dienerſchaft. Wie er ſelbſt fid) aud) zur Miſſion ſtellen mag: wir dürfen glauben, daß dieſe bald ins Zululand zurü>fehren wird. —_———

Wiffionsnuadrigt. Die erſte lutheriſhe Jndianermiffion dürfte wohl von den Schweden verſucht worden ſein, welche fid) vor ein paar hundert Jahren unter den Jndianern in Delaware angeſiedelt hatten. Namentlich predigte ihnen der Paſtor Joh. Campanius gelegentlich und itberfeste Luthers kleinen Katehismus in die Sprache der dortigen Jndianer. Leider lag derſelbe 40 Jahre lang als Manuſcript in Schweden und wurde erſt 1696 dort gedru>t und nach Amerika geſchi>t.

Ls =o

Eine Wadt

eB

aus dem Munde der BWumiindigen.

Daß einfache Heidenchriſten nicht ſelten in \{lagender Weiſe heidniſche Gegner zum Schweigen zu bringen verſtehen, die ihnen an weltlicher Bildung weit überlegen ſind, davon erzählt Miſſionar Leupolt in ſeinen intereſſanten „Erinnerungen“ unter andern folgende zwei Geſchichten. Eines Tages wurde ein Landwirth von einem großen Volkshaufen wegen ſeines Chriſtenthums angegriffen. „Was verſtehſt du vom Chriſtenthum!“ rief ihm ein Gelehrter, der dabei war, verächtlich zu. „Wir kennen es, wir haben das Neue Teſtament geleſen und wiſſen genau, woraus das Chriſtenthum zuſammengeſeßt iſt.“


Miſſionstaube,“

„Ganz ret“, erwiderte der Chriſt, „ihr kennt die Beſtandtheile des Chriſtenthums, fo wie mein Koch die Beſtandtheile meines Würzpulvers (curry) kennt; aber da er ein Brahmine iſt, weiß er weiter nichts davon, denn er koſtet es niemals. Jch kenne nicht genau alle Beſtandtheile dieſer Würze, aber ich weiß, was ſie iſt, denn’ id) koſte und eſſe ſie. So geht's euch mit dem Chriſtenthum. Jhr wißt nicht mehr von ihm als ſeine Beſtandtheile. Jch aber weiß, was das Chriſtenthum iſt, denn id) habe es geſ<hme>t. Schme>t es erſt, folgt Chriſtus und ihr werdet bald herausfinden, ob Chriſtus von Gott oder von Menſchen ſtammt?“ — Eiñ gewiſſer Zalim fuhr unter andern mit zwei Brahminen in einem Boote den Ganges hinab und wurde von dieſen darüber heftig angegriffen, daß er ein Chriſt geworden... „Was weißt du, unwiſſender Burſche, von deiner eigenen Religion und was vom Chriſtenthum! Was hat did) bewogen, die Religion deiner Väter aufzugeben ?“ „Was ihr da ſagt von meiner Unwiſſenheit, Lehrer, ift ganz wahr. Ob ich aber thöricht gehandelt habe, indem id) den Gößendienſt quittirte, das ift ein ander Ding. Yd) hatte einen ganz prächtigen (capital) Gott in meinem Hauſe. Gr iwar fein gearbeitet und hatte mich viel Geld gekoſtet; denn der Mann, der ihn gemacht, war ein Künſtler und ich bezahlte ihn anſtändig. Jch diente meinem Gagen nun viele Jahre lang, obgleich er mih nimmer ſegnete. Aber fehet hier, ihr Herren. Geſeßt, id) hätte meinen Gott hier im Boote und nähme ihn in meine rehte Hand und in die linke dieſen kleinen Hund und würfe ſie beide in den Ganges, was würde aus ihnen werden?“

Die Brahminen

ſchwiegen;

41 sll

„Die

ial

70

aber die andern Bootsinſaſſen antworteten: |

„Natürlich müſſe der Gott, da er aus Stein beſteht, zu Boden ſinken, der Hund aber würde an’3 Ufer ſchwimmen.“

AES

„Alſo ift der Hund größer als der Gott, denn jener kann ſich ſelbſt retten, was dieſer nicht kann; verlangt alſo niht von mir, ihr gelehrten Herren, daß ich einem Gotte diene, der unter einem Hunde ſteht. Nein, id) will niht länger einen Stein verehren, ſondern id) will den anbeten, der den Stein gemacht hat. Jh bete den HErrn JEſus Chriſtus an, der für mich geſtorben ijt, und ihm allsin will id) dienen.“ (Allgem. Miff. Zeitſchr.) pee

Liebe

zu

Gottes

Wort.

Ein zum Chriſtenthum bekehrter Bewohner einer kleinen Jnſel der Südſee wollte gern ein Neues Teſtament haben. Das ift das Ziel ſeiner heißeſten Wünſche. Aber er hat fein Geld, und ohne Geld glaubt er keins bekommen zu können. Er umzäunt ein Stü> Land, bepflanzt es mit Pfeilwurzeln, und als ſie reif ſind, ladet er ſie auf ſeinen Kahn, um fie nach der Miſſionsſtation zu fahren. Schon iſt er dem Ziel ſeiner Reiſe nahe, da erhebt ſih ein Sturm; der Kahn ſchlägt um. Der Mann rettet fein Leben und ſeinen Kahn, aber die Mühe

4

|

|

|


„Die eines ganzen Jahres Hauſe. Was nun? bringt glü>lih ſeine ment, nach Hauſe.

Miffiontstauve.”

71

und ſeine Hoffnung liegt im Meer. Ex fährt traurig nad) Cr bebauct noch einmal fein Feld, wartet bis zur Ernte, Früchte an Ort und Stelle und ſeinen Schaß, ein TeſtaHaſt Du Gottes Wort auch ſo lieb, theurer Leſer?

C. S. Auf der Juſel Tahiti, einer der Geſellſchaftsinſeln, welche zwiſchen Südamerika und Auſtralien liegen, lag eines Abends ein Bewohner auf ſeiner Matte und las in ſeinem Evangelium beim Schein der Lampe, die er fid) aus Kokosnußſchale gemacht hatte. Bulest {lief er ein. Die Lampe brannte nieder, das Haus fing Feuer, die Flammen tvedten ihn auf. Er ſpringt auf und läuft in's Freie. Aber er hat ſein Buch liegen laſſen. Noch einmal ſpringt er in die Flammen hinein, und obgleich er fid) bedeutende Brandwunden zuzieht, geht er nicht hinaus, bis er ſein Buch hat. All ſein Eigenthum iſt verbrannt; aber er iſt froh, denn er hat ſein liebes Evangelium gerettet. C. S.

Wer

will helfen?

Hier habe id) cine Bitte an alle Frauen

Synodalconferenz.

und Jungfrauen

innerhalb der

Jch weiß, daß ich bei Vielen keine Fehlbitte thun werde. Jn-

folge der Armuth, in welche viele Negereltern, welche Kinder in unſerer Miſſionsſchule haben, theils unverſchuldet, theils durd) Leichtſinn und aus Mangel an haushälteriſher Sparſamkeit gerathen ſind, ſieht es oft traurig bei manchen unſerer Schulkinder aus in Bezug auf Kleidung. und Schuhwerk. Ach, welch ein widerlicher, erbarmungswürdiger Anbli> bei manchem!! Wo es nur geht,

dringen wir ernſtlich bei Eltern und Kindern auf beſſere, ſaubere Kleidung; aber

doch gibt es Fälle, wo auch dieſes nicht hilft. Da muß geholfen werden! Jch rede durchaus nicht der Lüderlichkeit und Nachläſſigkeit das Wort, ſondern der Armuth. Wer von den lieben Frauen und Jungfrauen will da helfen? Wollen wir, daß unſere Kinder durd) ungünſtige Witterung, oder weil gar die

Kleidung zu ſchlecht geworden, von Woden: und Sonntagsſ\chule fern gehalten werden?

Wollen wir ſie Krankheiten ausfegen?

Wollen wir es geſchehen laſſen,

daß unſere Schulkinder mehrere Shulmonate auf Baumivollenfeldern oder durch Dienen fid) erſt ihre Kleidung verdienen müſſen und dann halbverwildert für wenige Monate zur Schule zurü>kehren? Und wenn fie auh in ihren Lumpen erſcheinen, haben wir Lehrer nicht auch Augen und ein Herz? Eben heute fragte mid) Lehrer H. : „Pardon, haben Sie kein Hemd? Sehen Sie einmal den Jungen da!“ Richtig, er bedurfte ſehr eines Hemdes, damit man bei ſeiner kurzen Jade niht meinen ſollte, er habe gar nichts an. Jch konnte ihm aber nicht helfen. Wenn nun der Miſſionar auf ſeinen Rundgängen alle die Kinder, welche aus

wirklicher Armuth keine Schule beſuchen, mit den nöthigen Kleidungsſtü>ken ver:


on | 72

„Die

Miſſionstaube.“

ſehen und dadurch für unſere Kirche gewinnen könnte, welch ein Gewinn für unſere Miſſion! Dieſer Aermſten ſollten wir uns beſonders annehmen. So traf ich vor etiva 5 Wochen einen ganz zerlumpten Negerknaben ſih im Sande wälzend (eine Lieblingsbefdaftigung!): Yd) fragte ihn, wer er ſei und wo er wohne. Jch bat ſeine Mutter, ihn in die Schule zu ſhi>en, der Kerl würde ſonſt zu alt. Sie entgegnete, erſt müſſe ſie für Kleidung für den Jungen ſorgen und dieſe könne fie jest noch nicht beſchaffen. Auf mein Dringen ſagte fie dann zu, mir den Jungen ins Haus zu ſchicken, wo er eine Hoſe nebſt Jace bekommen ſollte. Er fam auh. Nachdem er von ſeinen ſ{<hmußigen Lumpen befreit und in eine reine, neue Hoſe und Face geftedt worden war, kannte man den Kerl faſt nicht mehr. Hei, wie ſeine Augen beim Anbli>e folder Pracht leuhteten! Jn allen Zügen ſpiegelte ſich ſeine Freude ab. Man konnte fic) kaum des Lachens erwehren beim Anbli> folder Lumpen und folder Freude. So haben wir cinen Schüler mehr. Wohlan, wer will helfen? Jch erinnere mich, oft geleſen zu haben, daß man Kiſten voller Kleidungsſtü>ke Miſſionaren in Heidenländern geſandt hat. Hier bittet aud) ein Miſſionar, zwar ein ſehr geringer und unwürdiger, aber dod) ein Freund dieſer Kinder. Es iſ} für Kinder von 6 bis zu 14 Jahren zu ſorgen, natürlih Knaben und Mädchen. Es dürfen ſchon getragene Kleidungsftiide fein, aber doch nicht zu ſehr abgetragene. Um in nöthigen Fällen Schuhwerk ſchenken zu können, dürften Gaben in baarem Gelde willkommen fein, damit wir hier nah

Bedürfniß kaufen können. So helfe denn, wer helfen kann, um JEſu willen !

Little Ro>, Ark., 26. April 1880.

F. Berg, Miſſionar.

Für die Negermiſſion in Little Rod, Ark., erhalten: ANL den Bau des neuen Schulhauſes: Von Frl. Maria Gallwiß, Fort Atkin: fon, is., $1.00. Durch Lehrer J. G. Denninger von ſeiner Schule in Adrian, Mich., 4.96. urch P. H. Dageförde in Nicollet, Minn., Confirmationscollecte, 15.50. Y. H. Myers in Ambia, Jnd., 10.00.

Durch P. H. C. Steup von pupron GitS, K. Tietjen, Frau Wehrenberg

je .25, Frau C. aia 1.00. P. A. T. Pechtold in Bayonne City, N. Y., Abendmahlscollecte, 11.00. Frl. M. Woltmann in Watertown, Wis., 2,00. Durch P. C. G. Hiller von Le Sgultin bern 1.00, von A. Morhardt 1.00. Louiſe Conzelmann in Judianapolis, nd., .50.

ür Negermiſſion: Von P, J. Pare

in Wajeca, Minn., Oftercollecte ſeiner

Gemeinde, $6.00. P. C. LE Brecht, Kaſſirer des öſtl. Diſtricts der Ohioſynode, 10.00. Durch P. J. Seßler von J. Jürgens in Carroll, Sowa, .75. Von Schülern der Jmmanuels3-

,

Ro >, 10, Mai 1880. —

a

Die MiffionBtaube" erſchelnt einmal monatlig. iſ folgender :

SS EES

Der Preis für ein Jahr in Vorausbezahlung mit Porto

1 Exemplar.

n

12 Die Zu Alle Ils. ; alle

I

F. Berg, Miſſionar.

$ .25 1.00

y

2.00

"u

4.00

Parthie- Preiſe gelten nur dann, wenn alle Exeniplare unter Einer Adreſſe verſandt werden können. beſtellen und zu bezahlen ift das Blatt bei dem „„Luth. Concordia - Verlag‘‘, St. Louis, Mo. die Redaction betreffende Einſendungen ſind zu adreſſiren an Reb. GF. Lochner, Box 597, Springfield, Geldbeiträge für die Negermiſſlon an den Raffirer J. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis, Mo.

Drucerei des „Luth, Concordia-Verlag“,

St. Louis, Mo.

Ng DÍ ciate

Little

Ca aca

cule in St. Louis, Mo., 3.00.

=

a4 4


E-

D

19 104 STEIN

PH

AEON

k

cm Miſſion Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferenz bon Nordamerika. Jn deren Auftrag redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered at the Post Office at St. Louis, Mo.,

os

as second-class matter.

Juli 1880.

2. Jahrgang.

Methlakaßtla

Aummer 7.

und Fort Simpſon.

Miſſions- und Culturbild aus dem Jndianerlande jenſeits und diesſeits der Felſengebirge.

II.

Fort

Simpſon.

(Schluß.)

Nah

16jähriger raſtloſer Thätigkeit

kehrte Miſſionar Kirkby im Jahre

1868 nach England zurü>, um von den ausgeſtandenen Mühen und Strapazen ſich zu erholen und zu neuer Thätigkeit auf ſeinem bisherigen Arbeitsfelde drüben überm Meer fic) wieder Kräfte zu ſammeln. Doch auch dort ließ ihn ſein Eifer nicht völlig und nicht lange ruhen. Nachdem er durch lebendige Vorträge an den verſchiedenſten Orten Englands der Miſſionsſache nicht minder wichtige Dienſte geleiſtet hatte, als draußen unter den Heiden, war er ſchon im Juni 1870 wieder“ am rothen Fluß eingetroffen, um von da aus mit der Bootkarawane nach ſeinem

geliebten Fort Simpſon und insbeſondere zu ſeinen Tukudhs zu eilen. Aber o bittere Enttäuſchung für den nach ſeinem langjährigen Arbeitsfelde fid) ſchnenden Mann — die Boote waren ſchon abgegangen, und er ſollte nun ein ganzes

Jahr am Red River auf Beförderung warten, da jene Karawane, wie ſhon in der Mainummer bemerkt worden ift, alle Jahre nur einmal den Weg mate! Doch wenn im Chriſtenthum es überhaupt gilt, auf eigene Wünſche zu verzichten und gehorſam den Winken des HErrn nachzugehen, fo doppelt und dreifah im

Miſſionswerke. Und auf einen ſolchen Wink brauchte Kirkby nicht lange zu warten, um gefaßt und gehorſam ihm zu folgen. Jn dem über 1000 hieſige Meilen vom Red

eee

|


von Saskatſchawan zeigen, die wir hier aus dem Calwer „Kinder-Miſſionsblatt“ einzuſchalten uns erlauben. Derſelbe ſchreibt : „I reiſe am liebſten in meinem leichten Schlitten von Eichenholz, an den Seiten mit Pergament eingefaßt; dem ſpanne id) vier eingeübte Hunde vor. Für meine übrigen Bedürfniſſe nehme ich einen oder zwei Schlitten mit, je nach

der Länge der Reiſe;

die werden von je 3 oder 4 Hunden gezogen.

Mein Be-

gleiter ift immer ein geſhi>ter Treiber, der nebenher läuft, denn auf dem Schlitten ſelbſt iſt kein Plas übrig; der nimmt fid) der Hunde an. Dieſe find von einer an hartes Leben gewöhnten Raſſe und gehören zu den größten Wohlthaten in dieſem Schneeland. Denket euch, wir füttern ſie nur einmal des Tages, und das

geſchieht Abends, wenn ihre Arbeit zu Ende iſt, je 4 Fiſche (gefrorene) oder 2 Pfund Pemmikan (feſtgeſtampftes Fleiſch), und fie ſind ſehr zufrieden damit. „Um Sonnenuntergang madt man Halt. Dann wählt man einen geeigneten Lagerplag, am liebſten im Wald, wenn Bäume in der Nähe zu haben find, die uns gegen den eiſigen Wind ſhühßen können. Die Männer ſchaufeln

von einer Stelle, die 14 Fuß im Gevierte hält, den Schnee veg, wobei ihnen ihre dünnbretterigen Schneeſhuhe als Schaufeln dienen. Alsbald wird der Boden mit Röhricht oder noch lieber mit Tannenzweiglein belegt, alles ſo tro>en, * als mans bekommen kann. Zugleich häuft man Brennholz auf, fo viel fid) ſammeln läßt. Da flammt bald ein Feuer von 12 Fuß langen Scheitern auf; wir kochen dabei und ſieden Thee, füttern die Hunde und uns ſelbſt, Und ſchon legt der und jener fid) auf Büffelrö>ke, die über den Tannenzweiglein ums Feuer

| a

worden und Kirkby erhielt den Auftrag, deſſen Lücke auszufüllen. Wohl forderte dieſer Auftrag ein nicht geringes Maß von Selbſtverleugnung; denn nicht nur hatte der in Jahren vorgerü>kte Mann ſih hier in ganz neue Verhältniſſe ein zuleben, ſondern auch eine ganz neue und nicht minder ſchwierige Sprache zu erlernen, für die damals nicht einmal Schriftzeichen, geſchweige Grammatiken und Wörterbücher vorhanden waren. Die dortigen Jndianer waren nämlich nicht vom Stamme der Chippewa, in deren Sprache bisher Kirkby das Evangelium gepredigt hatte, ſondern vom Stamme der Kri. Wenn dermalen die ,, Miffions-Taube” auh nah dem Lake Superior kommt, ſo dürfte ihre Reiſe dahin wohl für fie die nördlichſte in der Heimath ſein. Jn gerader Linie nördlih von Superior City liegt Fort York. Aber nun überzeuge ſich der Leſer durch einen Blid auf die Karte, wie weit es von jenem bis zu dieſem nach dem Norden hinauf noch ift! Dort ſteht Kirkby heute nod) auf ſeinem Poſten, unterdeſſen zum Archidiakonus des Biſchofs Howden Mooſonie ernannt. Aber die Liebe Chriſti dringt ihn, auch die abgelegenen Außenpläße von Zeit zu Zeit zu beſuchen. Der nördlichſte derſelben iſt Fort Churchill an der Hudſonsbay. Die Reiſen in dieſen Schnee- und Eisregionen müſſen den größten Theil des Jahres in Schlitten gemacht werden, an welche man Labradorhunde zu ſpannen pflegt. Wie beſchwerlich dieſe Reiſen find und was für eine feſte Geſundheit der Miſſionar für dieſelben haben muß, möge eine lebendige Schilderung des Miſſionsbiſchofs

af, ah Rud tela)

River entfernten Fort York an der Hudſonsbay war ein Miſſionar krank ge-

DIS At Ed an FratBe

Miſſionstaube.“

eer ek WY

„Die

SUN

74


„Die

hingeſtre>t werden;

i

i [

|

Miffionstaube”

doch erſt wird no

75

gemeinfdjaftlid) geſungen und gebetet

auf Engliſch oder Jndianiſch, che man die müden Glieder ftredt; und nun ruht man unter dem Sternendach, das zwiſchen den dunkeln Tannen mit merkwürdigem Glanze durchſtrahlt. Wer waht? Wir laſſen Gott wachen, wälzen alle Sorgen auf ihn und glauben, in unſerer Müdigkeit auf den zählen zu dürfen, der — gelobt ſei ſein Name — nie müde wird. „Aber ob Alle ſchlafen können, ijt freilid) nod) eine Frage. Denn wenn auch unſere Hunde für gewöhnlich ſehr ruhig ſind (haben ſie doch eine ſtarke Anfirengung auszuſhlafen) und ganz pomadig in ihrem Schneelager beiſammen liegen, zu Zeiten können fie Einen wach erhalten. Einmal waren Abends Jndianer mit vielen Hunden zu uns gekommen und hatten fic) in der Nähe gelagert. Was es nun war, ift ſhwer zu ſagen, aber die 30—40 Hundeſeelen waren einmal in eine Aufregung gerathen, die fid) nicht beſchwichtigen ließ. Sie hatten einander gar zu viel mitzutheilen, und wenn einem was entfallen war, ſo rief es ein anderer nach, und dem ſeine Geſchichte wurde von einem dritten corrigirt; weitere Nadchſäte folgten, und dann fingen fie im Chor zu ſingen oder zu heulen an, und das ſtundenlang.” Es war ein wirkli wunderbares Ereigniß, jeder Hund ftrengte fid) aus allen Kräften an, ſeine Stimme recht kräftig aufzuſpielen. Da wars ein für allemal unmöglich zu ſhlafen, wenn man auch ſonſt das beſte Gewiſſen hatte.

„Kalt iſt es manchmal auch, ſehr kalt, ſo 30 und mehr Grade unter Null; aber mit Büffelfellen und hinreichender Nahrung reichts immer zum Schlafen. Schwerer wird das Schlittenfahren, wenn ein ſtarker Wind bläſt und dazu der Schnee ſo dicht fällt, oder Einen umſtürmt, daß man nur ein paar Schritte weit ſieht. Anfangs meinte ih, auf den Seen werde ſichs fo viel luſtiger fahren

Te Sn

TTL (AAO

TY TS

[5

Er i hide

FT

pata

laſſen, als auf dem unebenen Lande; ich hatte mich aber verrehnet.

Gerade die

Eisfläche der Seen ijt manchmal fo uneben, weil der Wind Schneemaſſen und Eisklöße ganz wunderlich zu vertheilen weiß, daß id) mit meinem Schlitten herumgeiwworfen- wurde, wie im ſtürmiſchen Meer, und nicht ſelten paſſirte uns ein Umſturz. Auf kleineren Seen am Ufer fährt es fid) freilich prächtig; doch

den Wind zu vermeiden, ziehe ih den hohen Tannenwald allen andern Wegen vor. „Eine Seltenheit iſs, einem andern Schlitten zu begegnen. Von Straßen kann ja keine Rede fein, man fährt einfa der Richtung nah und hält ſih an fein früheres Geleiſe, wenn mans auch vor fid) ſähe. Der gewöhnliche Schritt iſt ſo, daß man etiva 9 Wegeſtunden in 4 Tageſtunden zurü>klegt — auf ebenem Boden; es gibt aber fo ſhwierige Streden, daß man aud) 3 Stunden dran rüden muß, cine Wegftunde zu machen. Für das alles läſſeſt du den Treiber ſorgen und ſiehſt did) wenig um in dem ſchneeweißen Einerlei. Doch was iſt

das? Die Hunde fangen zu jagen an, ſie haben was gerochen. Aufgepaßt, heißts jebt, fic) feſthalten! und nimm die Eisklumpen in Acht! Und nun erſcheint der lebendige Punkt in der Ferne, in Dampf gehüllt, wie wenns Staub wäre, und

die beiderſeitigen Hunde fliegen gegen einander. Treiber und ebenſo ruft der andere:

Uk! Uk! Uf! Uk! ſchreit mein

Uk! Uk! d. h. ausgewichen! Wie ſie bellen,

ſpringen, knurren, heulen — ehe man fie glitdlid) an einander vorbeigebracht

E E

ME Galle

E

LS


SS Nea aa

ls We

ale

ig 76

„Die

hat!

Miffionstaube”

Au! rufts jeht auf beiden Seiten und tie Schlitten werden geſperrt. —

Die Hunde ruhen und die Treiber grüßen fic) und tauſchen die leßten Nachrichten aus. Hei! ruft dann der eine wie der andere, und die Hunde fahren auf; die Sperre ift wieder aufgezogen und in einem Nu fliegt man auseinander. Wenn aber der Miſſionar fid) ret geſammelt hatte, fo iſts ihm vielleicht gelungen, bei

der kurzen Begrüßung Worte fallen zu laſſen, die in dem Heiden nachtinen und fortwirken, daß er nad) Wochen ſelbſt kommt zu längerer Beſprechung und Freunde mitbringt oder nachzieht. Denn die Seelen ſind in jenen Stre>en rar und verlieren fic) gleihſam in den ungeheueren Entfernungen ; umſomehr muß man den

8 rA

Einzelnen nachgehen und, wo man eine findet, die kurzgemeſſene Zeit ausfaufen, damit doch die frohe Botſchaft weiter laufe und ihr Werk ausrichte bis an die

Enden der Erde.” R 1s Beas

Bits:

Auf einem ſolchen Hundeſchlitten nun und verſehen mit den in jenen Regionen gebräuchlihen Schneeſhuhen machte fic) denn aud) einmal Miſſionar Kirkby im Jahre 1873 auf den Weg, um mit ſeinen Pflegebefohlenen auf dieſem nördlichſten Außenpoſten das fröhliche Oſterfeſt zu feiern. Aber wäre es niht im Herzen des Miffionars und ſeiner Sndianer warm und öſterlih geweſen, es

hätte cine um fo ditrftigere Ofterfeter gegeben.

Die Kälte war nod) fo grimmig,

daß man die Füße der guten treuen Hunde in Lederbeutel binden mußte, dieſelben an der ſcharfen, cisartigen Schneekruſte niht verwundet und

damit fo die

Thiere reiſeuntüchtig würden, und dabei hatte ein ſo heftiger Schneeſturm geRe

wüthet, daß Kirkby bei ſeiner Ankunft das Haus des dort wohnenden Handels:

fan io

agenten von einer 15 Fuß tiefen Schneemauer eingeſchloſſen und alle gerade ane weſenden Sndianer mit Wusgraben desfelben beſchäftigt fand. Jn Folge dieſs Schneeſturmes war es daher aud) für die entfernt wohnenden Jndianer unmög-

lich geworden, fid) zur Kapelle hindurch zu arbeiten, fo daß Miſſionar Kirkby bemerkt: „Jc glaube, es gibt wohl wenig Oſterverſammlungen, die unter une günſtigeren äußeren Umſtänden, als wir hier, fic) eingefunden haben, um den auferſtandenen Heiland anzubeten.“ Ebenſo bemerkt er: „Es ift ein eigen:

a

thümliches Gefühl, zu wiſſen, daß man im leßten Hauſe der Welt iſt; “aber das ſind wir hier; auf der ganzen Oſtſeite von Amerika gibt es nach dieſem bis zum Polarmeer, alſo bis ans Ende der Erde, kein Haus mehr!“

-

Südöſtlich an der Hudſonsbay und gleidweit von Fort York entfernt, wie xt Churchill, liegt Fort Severn und von dieſem wieder ſüdlich und faſt in NS A aber Landeinivärts, die Station Trout Lake. aes bei-

n

Aber ob-


(„Die

TITES

eT:LL

EE

SR

IFO

TE TESTI Ip

TE IRE Se

Jn Trout Lake

È

:

Miffionstaube.”

(Forellen-See)

war man

zwar

77 in Betreff eines Kirch-

baues noch nicht ſo weit, aber ſonſt gab es des Erfreulichen und der Aufforderung zum Danken genug. „Hier empfingen ihn“, erzählt das „Calwer Miſſionsblatt“ aus den engliſchen Berichten, „die Jndianer mit großen Freudenbezeugungen. Als er fic) dem Fort näherte, wurden mehr als 50 Schüſſe abgefeuert, um ihn willkommen zu heißen, und jo lange er dablieb, kamen die Chriſten zweimal tig lich zu einem kurzen Gottesdienſte und ſeelſorgerlichen Beſprechungen. Ganz beſondere Freude aber machte ihm der Eifer, mit welchem die guten Leutchen das Wort Gottes laſen und lernten. Er ſelbſt freilid) hatte das Meiſte hiezu beigetragen, und zwar durch die Erfindung einer Silbenſchrift, welche den Judianern das Leſen ganz außerordentlich erleichtert, und in welcher Miſſion Kirkby ſchon mehrere Theile der heiligen Schrift, Geſangbücher u. drgl. hat druden laſſen, nicht allein in der Kriz, ſondern auh in der Tinne- und ChippewaSprache. Von den 350 Seelen in Trout Lake konnten bis auf fünf ſämmtliche Erwachſene leſen, — wie anders als ſelbſt an den meiſten Orten in China oder Indien! Ueberdies erklärten fic) mehrere Jndianer, die nod) 1 bis 2 Jahre vorher feſt am Heidenthum gehalten hatten, bereit zur Annahme des Chriſtenthums. — Die armen Leute fühlen, daß die Chriſten etwas beſißen, was ihnen fehlt, und wollen nicht länger ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt ſein. Nur nod) ein paar Heiden find dort übrig: was ſie vom Uebertritt abhält, iſt die Vielweiberei. Dieſer Umſtand ijt aber nicht ſo leicht zu beſeitigen. Es gibt mehr Weiber als Männer, und bei der Rauhheit des Klimas und der Schwierigkeit, fic) genügenden Lebensunterhalt zu verſchaffen, ift es unverheiratheten Frauen faſt unmöglich, zu beſtehen; fie ſchließen fid) daher irgend einem Manne an, ja drängen fic) ihm auf und fo führt der Kampf um's Daſein zur Vielweiberei. Oefters ſind Kinder von verſchiedenen Frauen in Einer Familie da. Dieſe zu trennen ift weder wünſhenswerth nod) möglich, und doch glauben die engliſch-kirhlihen Miſſionare unter keiner Bedingung Polygamiſten in die Gemeinde aufnehmen zu ſollen. Andere Kirchen und Miſſionen ſind hierin weniger ſtreng.“ Doch, kehren wir mit Kirkby noch zurü> nad Fort York, ſeinem Wohn-

fig und Ausgangspunkt. Auch hier ift die eigentliche Heidenmiſſion für fo gut wie beendet anzuſehen, denn im Jahre 1876 wurden daſelbſt bereits die lesten Heiden

getauft.

Es

waren

das

Beardy,

Stammes, und einige ſeiner Anhänger.

der Häuptling

des Samataiva-

Wir laſſen hier dem von uns für dieſes

zweite Miſſions- und Culturbild vielfach benüßten „Calwer Miſſionsblatt“ nod)

\{ließli<h das Wort.

Es ſagt:

„Jahrelang hatte Beardy

dem

Evangelium

widerſprochen und feſt an ſeiner Vielweiberei und andern heidniſchen Sitten gehalten. Erſt ſeit dem Jahr 1874 fing er an, fid) den Chriſten zu nähern, den

Gottesdienſt zu beſuchen und ſogar das Bibelleſen zu lernen. Jm Jahre 1875 “bat er ernſtlich um die Taufe, erhielt aber den Rath, noch ein Jahr zu warten, und das Verſprechen, daß, wenn er dieſe Zeit ſo leben würde, wie wenn er getauft

ibn

wäre, und ſein Herz dann noch in der gleichen „Richtung: fic) befinde, man

gern in die Gemeinde aufnehmen wolle,

Um Pfingſten 1876 war dieſe


78

„Die

Miffionstanbe”

Probezeit abgelaufen, der Häuptling ſtellte ſich mit den Worten ein: „mein Herz ſchaut nad) derſelben Richtung, nur ſtärker“, wuxde ſammt ſeinen Leuten nod) einige Zeit unterrichtet, geprüft und dann getauft. Bis vor einem Jahr hatte er vier Frauen gehabt, nun wurde er mit Einer derſelben chriſtli< getraut, die drei anderen ließen fidh’s ruhig gefallen, allein zu leben und für ihren Lebensunterhalt zu ſorgen, nur um auch getauft werden zu können. Auf die Frage, was ihn denn bewogen habe, das Heidenthum aufzugeben, erklärte Beardy, es ſei

das Bibelleſen der jungen bekehrten Leute ſeines Stammes

| | |

geweſen, was ihn

nachdenklich gemacht habe; aud) hätten die Weiber derſelben mit ſeinen Frauen geſprochen, ihnen das Leſen beigebracht und ſie zum Chriſtwerden willig gemacht. So war es gekommen, daß am Pfingſtſonntag 1876 die leßten 17 Heiden in York getauft werden und das Chriſtenthum ſeinen völligen Sieg über das dortige Heidenthum feiern konnte. Nach Jahrelanger Mühe und Arbeit hat das Evangelium triumphirt und das Heidenthum mit ſeiner Rohheit, Grauſamheit und

Aberglauben ift eine abgefdaffte Sade. Sünde und Unvollkommenheit ijt wohl nod) mehr als genug an den chriſtlihen Sndianern zu finden ; aber doch gibt es keine Hütte und kein Zelt mehr, in dem nicht täglich zu Gott gebetet, und keine Seele, die nicht allſonntäglich bei der Predigt ſich einfinden würde. „Beſonders anerkennensöwerth ift die große Freigebigkeit, mit welcher die

Chriſten in York fid) die Unterſtüßung des guten Werkes in ihrer eigenen Mitte und darüber hinaus angelegen ſein laſſen. Ein armer Mann z. B. brachte Miſſionar Kirkby zu Anfang des vorigen Jahres als ſeinen Beitrag zum Kirchen-

bau in Severn einen eben erlegten Silberfuchs, deſſen Fell von den Kaufleuten fogleid) mit 50 Mark bezahlt wurde, was ungefähr den vierten Theil vom ganzen Jagdertrag jenes Mannes im Laufe eines Winters mag ausgemacht haben.

Wenn der Miſſionar abweſend iff — und die Reiſen ſind dort ja ſehr zeitraubend — ſo wird die Gemeinde von den eingebornen Gehilfen gut bedient und in Ordnung

gehalten,

fo daß aud)

in ſolchen Zeiten

die Gottesdienſte

nicht

weniger regelmäßig beſucht werden als ſonſt. „Würde der Raum es geſtatten, fo könnten wir aus den engliſchen Berichten nod) manches hinzufügen, was uns dieſe Miſſion in dem ſo farb- und reizloſen Nordlande in ganz beſonders anziehendem Lichte erſcheinen laſſen und bei uns den Cindrud

befeſtigen würde: wahrlich, es iſt der Mühe werth, dem HErrn an den Heiden zu dienen. Miſſionar Kirkby wenigſtens hat das reichlich erfahren dürfen und gewiß nod) nie bereut, hinausgesogen zu fein in das ferne, kalte Jndianer-Land.“ L. ——s>--_ fa —

ae

Anſere Little Rod.

Coge

NMNÖS.

Aus dem lebten Vierteljahrs-Bericht des Miſſionars Berg

geht hervor, daß die lieben Brüder dort fleißig und treu weiter gearbeitet haben.

Veber große Zunahme in leßter Zeit ift nicht zu berichten, vielmehr hat der HErr


a ; E a

„Die Miffionstaube”

19

der der Gemeinde ausgeftofen werden. Seine Frau folgte ihm. Seitdem verſuchen die Beiden der Miſſion auf alle Weiſe zu ſchaden. Wahrſcheinlich werden noch Etliche abfallen. Auch die Schule hat einige ihrer erſten Schüler verloren, welche jedo<

durch

neue erſeßt ſind.

Segen des HErrn zu merken.

P. Berg ſchreibt:

„Bei alledem ijt der

Jſt's nicht eine große Gnade, daß es troy aller

;

Oppoſition, tro aller Liſt und Macht des Satans doch mit unſerer Miſſion nicht

“gar aus iſt? Auch jeder Nü>kgang kommt vom HErrn, der da ſelbſt ſichten will. Was wir an Zahl verloren haben, haben wir an Güte gewonnen. Es À zeigt fid) nach dieſen Monaten der Gährung und Ungewißheit, daß wir dennod zunehmen und wachſen werden.“ Sr, Jn

|

Die Gottesdienfte wurden in den lesten Monaten durchſchnittlich gut beſucht. der Wochenſchule herrſcht eine gute Ordnung. Fleiß und Fortſchritte nehmen

zu. Namentlich in Bezug, auf den Religionsunterricht iſ ein großer Fortſchritt i bemerkbar. Die Zahl der activen Schüler beträgt jest 130. Bis zum Herbſt dürfen wir auf 140 rechnen. Wie verlautet, wollen auch die Presbyterianer in Little Mod in unſerer nächſten Nähe eine Negermiſſion beginnen. Bei einem ___ Rükbli>k auf ſeine zweijährige Amtswirkſamkeit in Little Nod ſagt Miſſionar —— Berg: „Jch glaube gewißlich, daß der HErr meine Arbeit über die Maßen und ganz

unverdienter Weiſe geſegnet hat.“

Das zu hören, wird ja alle Miſſions-

freunde erfreuen und mit Dank gegen Gott erfüllen. we

Jn New Orleans hat unſere Miſſionsſchule in Saylors Home, ſeitdem die

farbige

Lehrerin Miß Watſon an Stelle des Mr. Polk getreten iſt, einen bedeu-

tenden

Aufſhwung

genommen

und an Schülerzahl zugenommen.

Die Dame

wünſcht deßhalb ſchr die Anſtellung eines zweiten Lehrers und Herrichtung eines anſtändigeren und paſſenderen Schullokals. Da wir jedoch hoffen im Stande zu fein, im Herbſt einen Miſſionar nach New Orleans zu ſenden, ſo wird ja dann ‘durch denſelben auch die Schule Hülfe erhalten;

und erweiſen fic) dann neue

Einrichtungen und Veränderungen nothwendig, ſo mögen ſie unter des Miſſio- ; nars Leitung geſchehen. Bisher hat Herr P. Döſcher nod) immer die Negergemeinde mit Predigt und die Schulen mit Katechismusunterricht verſorgt. Jn Mobile,

Ala., machte es Miſſionar Wahl erſt viel Schwierigkei

1

paſſendes Lokal für Miſſionszwe>e zu bekommen. Endlich gelang es ihm, in ſolches zu finden in einem ae der Stadt, der faſt 1nur von Negern bewohnt

|

“a pe 24


80

„Die

Miffionstaube.”

Aus

China.

Die Proving Shantung im Nordoſten von China iſt eben jest der Schauplas einer ſchr merkwürdigen Crivedung. Die Miſſionare, welche 4 bis 5 Jahre lang den „Fröſten der Verachtung und des Haſſes“ ansgefest waren, ſehen ſich jeßt plößlich in den warmen „Sonnenſchein der Hochachtung, Werthſhäßung und Liebe“ verfest. Zu Shih Chia Tang iſt ein Gößentempel förmlich gereinigt und der „Kirche Chriſti zum Zwe> der Einrichtung eines Verſammlungshauſes für die öffentlihe Predigt der heiligen Lehre und für die Stiftung einer öffentlichen Schule“, damit die Jugend des Dorfes tugendhaft werde, und zum Beſten zukünftiger Geſchlechter übergeben worden. Miſſionar Smith von der amerikaniſchen Miſſion beſchreibt das dortige Begräbniß der Gößen folgendermaßen : „Als id) um Mittag hier ankam, fand ih das Werk fertig und beide Tempel leer. Man fing die Arbeit beim Dunkelwerden an und war um Mitternacht fertig. Man brauchte kein Grab zu graben; denn es ſtellte fic) heraus, daß cine lange Vertiefung durch das Waſſer ausgewaſchen war, und in dieſe ſtürzte man die Gößen kopfüber; fo kehrten fie, die dod) Staub ſind, zum Staube zurü>. Die Gdgen foften oft ungeheure Summen, weil der Thon von einer beſonderen Art und die Materialien koſtſpielig ſind. Ueberdies ift es üblich, einen gewiſſen Bei-

trag von Silber zu widmen, welcher in den Leib des Bildes eingeſeßt und vielleicht ſein Herz wird. Als man die nicht in Ordnung, denn ſtatt Silber der Trug des Gößendienſtes paſſend abgebildet. Die ſolche machen, ſind gemeſſen, daß ſolche Gottheiten ihre

Gößen zertrümmerte, fand man ihre Herzen fand man einen Klumpen Zinn. So wurde durd) den Schwindel der Gößenfabrikanten gleich alſo (Bj. 115, 8.). Es war ganz anLaufbahn dur Begräbniß in einem Rinn-

ſtein endigten! “ — Welches ift die Urſache dieſer Veränderung?

Die, welche

Zeugen derſelben geweſen ſind, antworten, ohne fid) zu beſinnen : die Hungersnoth und der Cindrud, den die von Europa und Amerika kommende und durch die Miſſionare vertheilte Unterſtüßung gemacht hat. Was ärztliche Miſſionen Jahre

lang in einem kleinen Maßſtabe gethan haben, das bewirkt die Unterſtühung in der Hungersnoth ſhleunig und unter Tauſenden, indem fie das Volk von dem ſelbſtloſen Wunſche der Chriſten zu ihrem Beſten überzeugt und es einer Religion geneigt macht, welche ſolche Früchte bringt. (Kreuz-Ztg.) a

Auſtralien. Die Hermannsburger Miſſion am Finkefluß im Junern von Auſtralien war

bei der Regierung verdächtigt, weshalb der Miniſter einen Beamten der Regierung beauftragte, dieſelbe zu beſuchen. Der Leßbtere nun ſpricht ſich ſehr lobend über die Lage der Station, die Gebäulichkeiten, über Viehzucht und A>erbau der Miſſion ‘aus; auch bezeugte er, daß die Miſſionare den Cingebornen die rechte Civiliſation bringen, und empfiehlt, daß die Regierung ferner Proviant und Kleidung an die

Station {aide zur Vertheilung unter die Eingebornen,


uDie

Miffionstanbe,”

81

Eine ſolche Sendung hat denn aud) cine Anzahl Heiden nach der Station gebracht, ſo daß die Miſſionare endlich ihre wirkliche Miffionsarbeit beginnen konnten. Einer der Miſſionare berichtet darüber, wie folgt: „Hinſichtlich der Heiden kann ih auch einige erfreuliche Mittheilungen machen. Am 21. November kamen die- lang erſehnten, von hieſiger Negierung für die Heiden geſchenkten zwei Wagenladungen Rationen hier an. Mit denſelben zugleich ſtellte fic) eine ziemliche Menge Heiden, die es vorher und unterwegs erfahren hatten, hier ein. . Als wir ſie einige Tage darauf zählten, waren es weit über hundert. Nach der von der Regierung gegebenen Vorſchrift bekommen nun alle Alten, Kranken, Gebrechlichen und Schüler täglich ein Pfund Mehl, etwas Zu>er und Thee. Weil auf dieſe Weiſe viel Mehl verloren ging, fo bauten wir

ſchnell einen Bacofen und bacen ihnen das Brod, was ihnen noch lieber ift, da ſie überhaupt große Freunde gemachter Arbeit ſind. Am 25. November ſingen wir denn auch an, mit ihnen Schule zu halten, und zwar jeden Morgen vor Verabreihung der Rationen. Der Unterricht beſteht freilich jeht nur erſt im Leſen

und Schreiben.

Von großen Fortſchritten läßt fic) in dieſer kurzen Zeit auch

noch nicht viel ſagen. Doch das habeh wir unfähig ſind, was leider lange Zeit von feinden behauptet wurde. Einige machen kennen auch die fünf Vocale. Ueberhaupt ärgern, wenn ih fo wegwerfende Urtheile

ſchon erfahren, daß ſie nicht bildungsmanchen Unwiſſenden oder Miſſionsdie Buchſtaben ſchon ganz hübſch, und muß ih mid) jedesmal wundern, ja über dies Volk leſe oder hire. Wohl

iſt es geiſtig ſehr tief geſunken, denn wir haben bisher trog alles Forſchens nod) keine Spur von irgend welcher religiöſen Handlung entde>en können, aber dennod)

find ſie Kinder Adams.

Das zeigt ſchon beim erſten Bli>k ihre ſchöne, ſchlanke,

ſehs Fuß hohe Geſtalt, ſowie ihre Geiſtesanlagen.

Ja in manchen Beziehungen

übertreffen ſie viele Chriſten. Jhre Todten verbrennen ſie nicht, ſondern begraben ſie. Obgleich beide Geſchlechter ganz na>end gehen, fo haben ſie doch ein Schamgefühl, und gehen immer in einer gewiſſen Entfernung um einander herum.

Wie gut wäre es, wenn wir ihnen allen wenigſtens nur ein Hemd geben könnten! Wohl herrſcht bei ihnen die Polygamie; zwei Weiber hat faſt Jeder, Manche haben ſogar drei; aber Ehebru<h und Hurerei haben wir nod) niht wahrgenommen. Jeder Knabe wird zur männlichen Reife beſchnitten. Dann ſind ſie keine wura Bei dieſer Beſchneidung wird ihnen (Jungen) mehr, ſondern atua (Männer).

auch in die Armader an drei Stellen geſtochen, ſo daß das Blut in die Höhe ſpribt, was ſie aber den Frauen gegenüber geheim halten. Ob dies eine religiöſe Handlung ift, werden wir wohl noh erfahren. Shr Hauptvergnügen außer Eſſen, Trinken und Schlafen ift der Tanz, dafür find ſie ganz eingenommen. Sie feiern ſolcher Feſte ſchr viele bei mondhellen Nächten. Einmal habe.ich mir ein ſolches Feſt angeſchen.

Teufel.

Es war mir aber gerade, als käme ich zwiſchen eine Heerde

Jhren Körper hatten ſie mit den verſchiedenſten Figuren bemalt und auf

dem Kopfe große Vüſchel von Federn und dergleichen. Der eigentliche Tanz iſt ſehr einfad). Die Frauen und die meiſten Männer ſißen da, ſingen einen kurzen Reim, den fie immer wiederholen, und ſchlagen dabei Tact auf ihren na>ten

Beinen, während einige der jungen Männer nach dieſem Tacte bald ritd-, bald


82

„Die

Miffionstaube”

vorivärts gehen, wobei fie ganz gewaltig auftreten, daß die Erde dröhnt.

Dieſen

Tanz nennen ſie iltada und fo nennen ſie unſere Gottesdienfte aud). Am Abend vor Weihnachten hatten wir ſie alle auf unſerem Hofe um den Chriſtbaum verſammelt. Auf der einen Seite waren die Männer, auf der andern die Frauen

und in der Mitte die Kinder.

Nachdem ihnen Br. Kempe die Weihnachtsgeſchichte

in ihrer Sprache erzählt hatte, wobei ih bemerken will, daß wir ihnen ſchon ſeit längerer Zeit bibliſche Geſchichten, ſo gut als wir es können, in ihrer Sprache er-

zählen, gaben wir Jedem zwei kleine in Fett geſottene Kuchen, den Kindern außerdem nod) Fleiſch, und den fleißigen Schülern noch einen andern Kuchen als Wus-

zeihnung.

Dann ſangen wir noch einige Lieder, und darauf hießen wir ſie gehen.

Während der ganzen Zeit waren ſie ſehr ftill und aufmerkſam, am meiſten aber die Kinder bei ihrem Eſſen. Schon am andern Tage fragten ſie, ob wir nicht

bald wieder iltada maten, es hätte ihnen gefallen, was id) ihnen gern glaube.“ So iſt es denn endlich nah manchen vergeblichen Verſuchen und nach jahrelangem Harren gelungen, im Jnnern von Auſtralien die eigentliche Miſſionsarbeit zu beginnen. C. S.

+t} + ae ______.

Ein Augenzeuge von dem, was auf den Fidſ<hi-Inſeln durc) Predigt des Evangelii ansgeridfeé worden iſt.

die

Ein Freund, welcher als Conſul der Vereinigten Staaten nad) den Fijie Inſeln (oder deutſch: Fidſchi-Inſeln), die zu dem weſtlichen Polyneſien gehören,

geſandt worden iſt, gibt folgende Beſchreibung von dem, was er daſelbſt geſehen und erfahren hat, in einem Briefe. „Levuka, Fiji-Jnſeln, den 15. Sept. 1879.

. » « Die troſtreiche Verheißung, daß der HErr fein Wort mit der Kraft und Beweiſung des Heiligen Geiſtes begleitet, hat fic) aufs ſchlagendſte an dieſem menſchenfreſſenden Volke dargethan. Es find nod) keine 50 Jahre, daß dieſe Wilden der Menſchenfreſſerei, fo wie andern Grauſen erregenden Verbrechen er-

geben waren, währenddem jest ein erſtaunend bedeutender Theil von ihnen Ariftianifirt iſt. Nach den zuverläſſigſten Angaben zählt man 150,000 dieſer Fidſchianer, wovon 120,000 dem Evangelio Chriſti gehorſam geworden ſind. Und gerade hier bei dieſem gänzlich verwilderten Volke, welches fid) unter allen Bewohnern der Siidfeeinfeln in Grauſamkeiten und Scheuslichkeiten aller Art hervorgethan,*) findet man, daß das Evangelium bei Vielen, ſehr Vielen wirk#) In dem Handbüchlein der Miſſionsgeſchichte und Miſſionsgeographie, das der Calwer Verlagsverein im Jahre 1846 herausgegeben hat, findet man folgende Beſchreibung von den Fidſchünſeln, „Jhre große Bevölkerung ijt fürchterlich entartet und neben dem unvernünftigſten Gößendienſt höchſt blutdürſtig. Die verſchiedenen Stämme rauben einander die Menſchen zu den blutigen Opfern, davon oft 5, 10, 20 und noch mehr auf einmal geſchlachtet und gekocht werden, wenn ein Tempel ‘aufgerichtet wird. Dies iſt dann eine beſtändige Ver-

anlaſſung zu Rachekriegen, in denen ſchauerliche Grauſamkeiten vorkommen.

Einmal wurden

30 gefangene Kinder lebendig in Körbe von Kokosnußblättern gelegt und an dem Maſtbaum

=


„Die

Miffjionstaube”

83

lichen Eingang gefunden hat. So z. B. findet man in meiſt allen Familien Hausgottesdienft Morgens und Abends. Der Gouvernör dieſer Jnſeln bezeugt, daß er Hunderte

von Familien beſucht und

heilſame Andachtsübung angetroffen habe.

in jeder derſelben dieſe ſchöne, ſo

Dieſes großartige Werk wurde im

Jahre 1835 durch die Wesleyaner (Methodiſten) gegründet, und die erſten Miſſionare unter ihnen mußten, wie fic) wohl denken läßt, unter den widerwärtigſten Umſtänden hier wirken. Sie mußten immer fürchten, dieſen Unmenſchen einmal

zu einer Mahlzeit zu dienen.

Diejenigen, die zum HErrn bekehrt ſind, helfen

aufs treueſte an dem Miſſionswerk genoſſen am thätigſten und ſehr oft Deutſche hier zu finden, aber ſie wiſſen.“ Die Deutſchen haben das

und wirken gerade unter ihren Stammesmit großem Segen. .. . Es find auch viele wollen nihts von Gott und ſeinem Worte Evangelium leider verworfen. Die Fidſchi-

inſulaner nehmen es auf und an.

V.

He

Südafrika. Unter der Rubrik „Neueſte Nachrichten“ bringt das „Calwer Miſſionsblatt“ vom Mai dieſes Jahres Folgendes : „Nach der Vertheilung des Zululandes an neue Häuptlinge ſind nun die norwegiſchen Miſſionare auf die meiſten ihrer Stationen wieder einge-

laden worden.

Auch der heidniſche Engländer J. Dunn hat endlich gefunden,

daß er fic) dem allgemeinen Urtheil der ſüdafrikaniſchen Coloniſten unterwerfen müſſe. Denn dieſes lautete dahin, daß in der ganzen engliſchen Geſchichte ſich kein Seitenſtü>k (2) zu der fdndden Behandlung des Chriſtenthums finden laſſe, die der Beſieger des Zuluvolkes fic) erlaubt habe. So hat denn Herr Dunn nachgegeben und an Miſſionar Oftebro geſchrieben: , Yd) wünſche ſehr, daß Sie,

wenn möglich, jest auf ihre alte Station Ekjowe zurückkehren!“ Was man nicht alles erleben kann! Deninach bleiben die Norweger nur von Einer ihrer alten Stationen,

Hlubi,

von

Emzinjati,

ausgeſchloſſen.

der über ſie geſeßt iſt, will nämlih

Der

junge

Baſuto- Häuptling

nur Eine Art Miſſionare bei ſi

dulden : der anglikaniſche Biſchof habe verſprochen, ſo viel Miſſionare zu ſenden,

als ſein Land brauche.

Sieben Stationen ſtehen aber doh den norwegiſchen

Brüdern wieder offen.“ Gott ſei Dank für dieſen Anfang der Wendung der Dinge im Zululande! $$$ a

Augsburgifhe Confeſſion und Heidenmiſſion. Zwar ift bei Erſcheinen dieſer Nummer das vierthalbhundertjährige Jubel-

feſt der Uebergabe der Augsburgiſchen Confeſſion bereits gefeiert. Gleichwohl können wir niht umhin, aus dem „Lutheraner“ vom 1. Juni naczutragen, daß eines Fahrzeugs in die Höhe gezogen, um im Winde zu hängen, als grauſame Trophäen des ‘blutigen Sieges. Durch die Bewegung des Fahrzeuges wurden die kleinen Geſchöpfe gegen den Maſtbaum geſtoßen und ihr: durchdringendes Geſchrei endigte bald mit der Stille des Todes“ 2c.


84

„Die

Miffionstanbe.”

zur Feier des zweiten hundertjährigen Subelfeftes in der Stadt Augsburg nicht nur „für nothleidende auswärtige und einheimiſche Lutheraner“, ſondern aud) darauf nod) am Mittwoch und am Tage Petri und Pauli für die lutherifde Heidenmiſſion collectirt wurde und zwar „in billigſter und dankbarſter Beherzigung dieſes großen Wortes Gottes, daß

die hriſtlihe Religion und damit zumal die Augsburgiſche Confeffion

zu fo vielen

Heiden

nunmehr

durhgedrungen.“

Li

Berichtigung. -

Seber Juni - Nummer S, 65, Zeile 2 von unten wolle man ſtatt: „hinauf in den hohen Norden“ leſen: in den

hohen Norden hinauf.

-

L:

Milde Gaben für die Negermiffion. Durch P. P. A. E. Frey linger 1.00. mann .5, M.

Erdmann von Lehrer Sisemanns Schulkindern $2.00. Durch P. Bünger von 65.47. Durch Joſua Buſcher 2.00. Durch Hrn. Jhles von Frau G. EhrDurch P. G. Ph. Brammer von A. Mangke, J. Streik je .25, M, TimmeDerleter .10, ſonſtige Beiträge 2.35. Durch Kaſſirer P. Groth aus RP

Gemeinden der Ohio-Stmode 65.80.

Durch

P. Th. Schöch 1.00, von

C. Kries 1.00.

Durch

P. C. Althof 4.48. Durch Hrn. A. Schulze von Chr. Bühler 10.00, Oſter-Collecte 10.00. Que P. Th. Mentee von G. Merßh .50, Frau Schwarzberg .25. Durch Kaſſirer Schuricht von Simon Carrick 2.00. Durch P. H. C. Senne von ſr. Gem. 5.00. Durch Kaſſirer G. O. Ruſtad von der Norwegiſchen Synode 255.00. Durch Kaſſirer J. Birkner 47.52. Durch P. F. W. Franke von Fort Recovery 6.31. Für die Schule in Little No: Von Frau Hölzel 1.00, Lydia Hölzel .25, F. Plothe .15, M. Klingel .20, Ueberſchuß der Miſſionstaube 1.65. Desgl. durd) J. Vangel 1.00, dur< Unbekannt 1.00. Desgl. durd) Lehrer M. Große von Lehrer Mackenjens Schulkindern 2.00. Durch Hrn. Barthel von P. N. Madſen 1.75, P. W. Dammann .75, P. J. H. Brammer .75, Dr. J. Piepgras 5.00, P. E. A. Pankow .30, P. A. Denninger 2.00.

Durch P. Bünger von P. Winkler in St. Louis Co., Mo., von deſſen Schul-

findern 3.00, Confirmanden 2.15. Durch F. Dette von P. Landgraf für N. N. 1.00, für Fräulein Love Frebus .50. Durch Kaſſirer Noſchke von P. F. W. Scholz's St. Johannisemeinde 2.95. Durch L. E. Roſche von Schulknaben 2.00, von H. Kopiz 1.00. Dus P. J. Bühl von Gottfried Däumer, Frau Grau, Frau Kath. Lamb je 1.00. Durch P. Th. A. Weyel von Barbara Schaus’ Tochter 2.00, von ihm ſelbſt 1.00. J. Umbach, Kaſſirer.

Für die Negermiſſion in Little Rod, Ark., erhalten: :

Für Miſſion: Durch P. G. Wildermuth von fj. Gem. in Wilberforce, Canada, $2.10. Durch denſelben von \. Gemeinde in Gratton, Ont., 2.00. Durch C. Nagel von der engl.-luth. Sonntagsichile (Zionsſchule) in Springfield, O., 5. 75. Durch P. C. F. W. Brecht von P. J. G. Buy in Zelinople, Pa., 5.00. ür Schulbau: Gem. in Crown Point durch P. Heing 3.00. Durch P. St. Haſſold von N. N. in Columbia QU an,

36.

J. M. Große, 2, Jlls., 1.00.

P. J. Hoffmann

in

Madiſon, Nebr., von Conrad Werner 1.00. Durch P. Böhm von Frl. Emmelheinz und Fr. Emmelheinz in New Washington, O., je 1.00. Ueberſchuß von Miſſionstaube von P. Kreg: mann in Dudleytowwn, Jnd., 1.50. Durch P. D Sunghung von f. Gem. in North Judſon, y A 1.45, Gem. in Gundrum 1.55, von ihm ſelbſt 1.00. on den Schülern der Lehrer L. F. rinkmann und H. Henſick in Maniſtee, Mich., 6.00. Durch P. H. Schleſſelmann von ſeiner Gem. in Reynolds, Jnd., 7.40. Durch P. H. C. Steup von Carl Blauler in New York 1.00.

Für Strümpfe:

Von Auguſt und Willy König in New York City .50

armen Negerknaben). Little Ro>, 17. Juni 1880.

1 Die Miſfionstaube“ erſcheint einmal monatlig. i folgender : J

1 Exemplar.

5 12

oon |, ”

(für einen

F. Verg, Miſſionar. Der Prels für ein Jahr in Vorausbezahlung mit Porto

$ 25

1.00 2.00 4.00 Die Parthle-Prelfe gelten nur dann, wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe verſandt werden können. Zu beſtellen und zu bezahlen ijt das Blatt bei dem ,,Ruth. Concordia: Verlag’’, St. Louis, Mo. Ulle die Redaction betreffende Einſendungen find zu adreffiren'an Nev. F. Lohner, Box 597, Springfeld, Is, ; alle Geldbeiträge fiir die-Negermiſſion an ben Kaſſirer J. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis, Mo.


Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferenz von Nordamerika. Jn deren Auftrag redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered

a

at the

Post

2. Jahrgang. —

Office

at St.

IEZZO TLS RT

Mo.,

as second-class

Auguſt 1880. Die Religion

Louis,

:

matter.

Nummer 8.

der Chineſen.

China (ridtiger Tſchina), von ſeinen bezopften Bewohnern das „BlumenNeich der Mitte“ genannt, ift nicht nur unter den Reichen das älteſte und eines der größten, ſondern auch das übervölkertſte Land der Welt. Sein Flächenraum, der den von ganz Europa um ein Bedeutendes übertrifft, umfaßt ein Drittel der

Erdbewohner.

Es gibt dort Städte von ein, zwei und nod) mehr Millionen.

Ja, ein Theil ſeiner Vewohner wird geboren auf dem Waſſer, lebt auf dem Waſſer, ſtirbt auf dem Waſſer ; denn das Land ift zu enge, daß die Flüſſe aushelfen müſſen. Auf Flüſſen werden Hütten gebaut, ein wenig fruchtbare Erde darauf gibt ein Gärtlein und ſo geſchieht es, daß ganze Dörfer auf dem Waſſer

dahin ſchwimmen.

Kein Wunder daher, daß fic) durch die Verträge mit England

es

und insbefondere mit den Vereinigten Staaten aus dem bis dahin von der übri-

| È

gen Welt abgeſchloſſenen alten großen Culturreiche ein Strom der Auswanderung vornehmlih nad) den Vereinigten Staaten und dann auh nad) Auſtralien

=

ergoſſen hat.

E

immerdar,

Und dieſer Strom

ift in kurzer Friſt fo angewachſen und wächſt

Fa sr: SS IE

Auſtralien bereits Verſuche zu gewaltſamer Hemmung dieſes Stromes gemacht worden find und es nunmehr eine ,,Chinefenfrage” gibt, die der Congrefs der Vereinigten Staaten, vor den ſie die Californier endlich brachten, bis jest nod) nicht zu löſen vermocht hat.

daß die Weißen fragen:

Was ſoll das werden?

daß hier und in

Nach zuverläſſigſter Schäßung ‘leben in ‘ben Vereinigten Staaten zur Beit gegen

150,000

Chineſen.

Die Einwanderungsſtatiſtik

tveif’t eine große Ver-

e

[TINT PONS mR Y OME eae DY O, € AO POO a AOA JY TAMI LM TMS N FSE BSE IFR, PASABA: $ ey

Nachrichten auaus dem Miſſiouayebiet der Heimath undd es Anslandes.


86

„Die

Miffionstaube”

ſchiedenheit der Jahresziffern nah. * Jm Jahre 1852 kamen 20,000 Chineſen hierher, dann fiel und ſtieg die Zahl abwechſelnd, bis ſie es einmal wieder zu 18,000 brachte. Weil aber die Chineſen hierher kommen, nicht um hier zu bleiben, ſondern blos um hier zu arbeiten und Geld zu verdienen, ſo findet neben der alljährlichen Einwanderung auch cine alljährlihe Rü>kwanderung ſtatt, deren Ziffer ſeit 1852 zwiſchen 1000 und 7000 geſhwankt hat und in Summa bis vor ein paar Jahren gegen 100,000 betrug. Werden doch die Leichname derer, die auf fremder Erde ſtarben, wieder nad) China gebracht, um dort begraben zu werden. Jm ganzen Staate von Californien ſoll das chineſiſche Element den zwölften Theil, in dem 225,000 Einwohner zählenden San Francisco den achten Theil bilden. Einige 70,000 Chineſen befinden fid) in den vom Stillen Ocean beſpülten Staaten und Territorien außer Californien, einige Tauſend aber haben ſih von Californien aus nad) den Staaten öſtlih von den Mody Mountains gewendet, ſo daß „John Chinaman‘, wie ihn der Amerikaner bei guter Laune nennt, ſhon längſt nicht mehr eine fremdartige Erſcheinung auch in dieſen Thei-

len der Vereinigten Staaten iſt. Da nun zu den „rothen“ Heiden nicht allein die „ſchwarzen“, ſondern ard) die „gelben“ Heiden ins Land gekommen find, jene unfreiwillig durd) den Sklavenhandel, dieſe freiwillig in Folge der heimathliden Uebervölkerung, fo möchte wohl mancher unſerer Leſer wiſſen, was dieſe „gelben“ Heiden eigentlich für eine Religion haben, und da wir diesmal unſeren Leſern das Bild eines chineſiſhen Gößendienſtes vorlegen können, ſo ſoll die „Miſſions-Taube“ über die Religion der Chineſen einige Auskunft geben, ſoweit ſie eine ſolche aus den ihr zu Gebote ſtehenden Schriften erlangen konnte und ſoweit es ihre Spalten « geſtatten. , Betanntlid) haben ungläubige Gelehrte namentlich dieſer Beit die Behauptung aufgeſtellt, die Menſchheit habe fid) aus thierähnlihen Anfängen ganz allmählih zur gegenwärtigen Höhe ihrer Entividelung heraufgearbeitet, daher ſei der Zuſtand der noch vorhandenen wilden Naturvölker das Urbild der Menſchheit und mithin deren Religion oder Religionsloſigkeit die Urreligion. Daß dies eine aus der Luft gegriffene Behauptung der Feinde Gottes und ſeines Wortes iſt, weiß jeder einfältige Chriſt, der die Bibel lieſ’t und aus derſelben die Geſchichte der Schöpfung des Menſchen, des Sündenfalls und der göttlichen Offenbarungen kennt. Aber auch die angeſtellten Nachforſchungen erweiſen jene Behauptung als eine ſolche und beſtätigen den bibliſchen Bericht. „Je genauer man ihre Sprache, ihre Sitten, ihre Ueberlieferungen erforſcht, deſto deutlicher ſtellt fic) heraus, daß fie (jene wilden Horden, die fein ſollenden Ueberbleibſel der

urſprünglichen Menſchheit) herabgekommene Glieder der großen Menſchenfamilie _ find, die ſich aus irgend welhen Gründen vom gemeinſamen Stamm, vom Erbe der Väter und damit aud) vom urſprünglichen Quell des geiſtigen und religiöſen

Lebens abgewandt und, ähnlich dem verlornen Sohn, immer tiefer geſunken ſind. Und andererſeits, je weiter man die Geſchichte der ſogenannten Culturvölker zurückverfolgt, deſto gewiſſer wird es einem, daß auch bei ihnen in manchen Stücken die Entwickelung keine auf-, ſondern eine abſteigende geweſen iſt. Na-

| | |


„Die

Miſſionstaube,“

87

mentlich in der Religion ift dies der Fall. Die älteſten Denkmale des Glaubens dieſer Völker, welche uns noch zugänglich ſind, ſtimmen alle darin überein, daß nicht Mythologie, Aberglaube und Vielgötterei, geſchweige denn cin grober Gößendienſt, das Urſprüngliche geweſen ſei. Alles das aber beſtätigt wieder nur um ſo mehr das Wort des großen Heidenapoſtels, der aus Eingebung des Heiligen Geiſtes jenen Entwicklungsgang des Heidenthums nod) meiſterlicher.

< SNe

e

y €

AILS

Ni

E

Röm. 1, 18—23. alſo beſchreibt: „Gottes Zorn

vom Himmel wird geoffenbaret

über alles gottloſe Weſen und Ungerechtigkeit der Menſchen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhalten. Denn daß man weiß, daß Gott ſei,iſt ihnen offenbar;

denn Gott hat es ihnen geoffenbaret, damit, daß Gottes unſichtbares Weſen, das iſt, ſeine ewige Kraft und Gottheit wird erſehen, ſo man des wahrnimmt an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt; alſo daß fie keine Entſchuldigung —


„Die

88

Mipfionstaube”

haben. Dieweil fie wußten, daß cin Gott iſt, und haben ihn nicht geprieſen als einen Gott, nod) gedanket, ſondern find in ihrem Dichten eitel geworden und ihr unverſtändiges Herz ift verfinftert. Da fie fic) für weiſe hielten, find fie zu Narren geworden; und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild, gleich dem vergänglichen Menſchen, und der Vögel, und der vierfüßigen und der kriechenden Thiere“ u. f. tv. Das handgreiflidfte Zeugniß hierfür liefern uns gerade die Chineſen. Ueber die Religion, die Regierungsform und die Sitten der älteſten Chineſen haben wir nun urkundliche Kenntniß, durch die uns zugleich die Vermuthung nahe gelegt wird, daß wir in dieſem ſo lange von der übrigen Menſchheit hermetiſch abgeſchloſſenen alten Culturvolke „noch am cheſten ein Stü der urälteſten Menſchheit zu finden haben“. Da nun von jeher die Chineſen grundſäßlich die Lehren, Sitten und Gebräuche der Vorzeit ſo treu als möglich feſtzuhalten ſuchten, fo hat fic) aud) im ſogenannten Schu-king und Schi-king eine zuverläſſige Darſtellung der urſprünglichen Religion dieſes Volkes bis auf die Gegenwart erhalten. Schu-king und Schi-king gehören nämlich zu den „kanoniſchen“ Büchern der Chineſen und ſind Sammlungen von Liedern und Gedichten aus einem Zeitraum von 1600 Jahren, der bis zur Zeit der Sindfluth zurück und bis zur Zeit der babyloniſchen Gefangenſchaft hinanreicht, wie denn auch die Zeit des

Foh, den die Chineſen als ihren erſten König und Lehrer verehren, in die Zeit Noahs fällt, nach allem aber, was ſie von ihrem Foh erzählen, eine Entſtellung der Geſchichte Noahs iſt, Foh alſo cigentlid) wohl Noah iſt. Die eine Liederſammlung nun, der Sch i-king, iſt vor- einem Jahre von einem gelehrten Deutſchen, Victor von Strauß, itberfest worden, . der als zuverläſſiger Kenner chineſiſcher Literatur) u. a. Folgendes ſchreibt : „Die Religion des chineſiſchen Alterthums kennt keine Mythologie (Götterlehre), aber aud) keine Offenbarung und weiß demnach nur von Einem Gott. Dem „ſhwarzhaarigen Volke‘ iſt Gott aud) nicht bloßer Nationalgott: es kennt ihn ſo ſehr nur als den Alleinigen und Einzigen, daß es nicht einmal einen Gattungsnamen für ihn hat. Es nennt ihn Ti, den Herrn oder Herrſcher, oder Thian, den Himmel, mit dem Bewußtſein, daß jeder dieſer Namen dasſelbe Eine, höchſte Weſen bezeichne.“ .…. - „Der höchſte Herr nun, oder der Himmel, ijt allherrſhend, und Niemand fann ihm widerſtehen. Er ift bewußter Geiſt, der Alles ſieht, hört und.auf das lichtvollſte erkennt. Gr will und wirkt, doh „ohne Laut und Geruch‘, d. h. unförperlih. So iſt er allgegenwärtig, denn er geht mit dem Menſchen aus und ein und iſt über und unter ihm. Er gibt dem Menſchen das Leben und den

Völkern das Daſein.

Alle Tugend und Weisheit ſtammt von ihm.

Keinen be-

vorzugt er, haſſet auch keinen, aber er liebt, die ihn fürchten, belohnt und ſegnet die Guten. Der Böſen Frevel erzürnen ihn und er beſtraft ſie. So kommt von #) Die Literatur der Chineſen, die zu den älteſten der Erde gehört und reicher und ſelbſt:

ſtändiger iſt, als die aller anderen orientaliſchen Völker, wird von den Chineſen eingetheilt in die „King“ oder kanoniſchen, „Sſe“ oder hiſtoriſchen, „Tſe“ oder philoſophiſchen und ſocialwiſſenſchaſtlichen, und „T\i“ oder belletriſtiſchen Schriften.

i

.


nDie

Miffionstaube.”

89

ihm aller Segen, von ihm alles Unglü>. Er ſieht den Weltgang voraus, ſeßt demzufolge die Beſtimmung der Menſchen und beſchließt über ſie, je nachdem ſie ſeinem Willen gehordjen.

Darum regieren aud) die Könige aus ſeinem Auftrag,

und nach ihrem Verhalten zu ſeinem Willen macht er ſie groß oder ſtürzt ſie. Die Erkenntniß ſeines Willens wird durch die von ihm beſtimmte Naturordnung, vor-

nehmlich aud) durch das allgemeine Volksbewußtſein vermittelt. Ja, nach einem Liede des Schi-king (III. 1, 7.) hat der höchſte Herr ſogar dreimal zu dem Könige Wen unmittelbar geredet;

cine Angabe,

welche freilih die ſpäteren chineſiſchen

Ausleger in die größte Verlegenheit fest” (weil bei ihnen der Sag gilt: „Der Himmel ſpricht niht“). „Dieſe Ausſagen des altchineſiſchen Gottesbewußtſeins gehören aber ſämmtlich einer Zeit an, da noch nicht philofophirt und ſpeculirt wurde“ 2c. Das war alſo urſprünglich, in grauer Vorzeit, die Religion der Chineſen, fo viel wußten ihre Vorväter theils durd) die natürliche Erkenntniß, theils durd Ueberbleibfel von der geoffenbarten Erkenntniß. Aber wie bald waren auch hier die Nachkommen in ihrem Dichten eitel geworden, wie bald hatten ſie „verwandelt

die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleic) dem vergänglichen Menſchen und der Vögel und der vierfüßigen und. der kriechenden Thiere“, und haben „geehret und gedienet dem Geſchöpf mehr denn dem Schöpfer“! An die

| |

| i

EL i

EE E

|

: ;

Stelle des Einen Gottes traten der Götter immer mehrere, zuletzt fo viele, daß ihre Zahl war wie des Sandes am Meer. Dabei trat aber aud) immer mehr Thorheit zu Tage, alſo daß ſich gar mander’Chinefe einer ſolchen Religion ſchämte. Dies rief im fünften Jahrhundert vor Chriſto zwei Reformverſuche von namhafter Bedeutung hervor. Es trat zunächſt ein Philoſoph auf Namens Lao-tſe, d. i. ehrwürdiger Lehrer, ſeinem Stande nach kaiſerliher Beamter und Geſchichtſchreiber. Aufgefordert von einem Freunde, ſchrieb er in hohem Alter, ins Privatleben zurü>gezogen, ſeine cinzige Schrift, den Tao-te-king, d. h. „das klaſſiſhe Buh vom Tao (dem Urweſen) und der Tugend“. Darinnen heißt es: „Es gibt ein Weſen, unbegreiflih, vollkommen, ‘bevor Himmel und Erde entſtanden. So ſtill, fo überſinnlich! Es allein beharrt und wandelt fic) niht. Durch alles geht's und gefährdet fid) niht. Man darf es anſehen als der Welt Mutter. Yd) kenne nicht ſeinen Namen; bezeichne ich's, ſo nenn? idy’s Tao.“ Auf die Erkenntniß dieſes Tao kommt nach Laotſe Alles an. Dieſe fängt aber damit an, daß man ſein Nichterkennen

erkenne.

Wen

dieſes drü>t,

der

ift {hon

ein Genefender.

Wie weiß man aber von Shin? Durch Jhn ſelbſt! Tao ſelbſt iſt's, der ſih nad) feiner unendlichen Mittheilſamkeit und Allgegenwärtigkeit zu erkennen gibt. Wer nur begierdenlos vom Sinnlichen abgewandt in ſein Snneres einkehrt, der haut Tao; denn durch tägliches Suchen wird Tao gefunden, und weſſen Thun übereinſtimmt mit. Tao, wird eins mit Jhm. „Wer ſich ſelbſt kennt, iſ erleuchtet.“ Aus dieſem Urweſen Tao läßt Laotſe eine Dreiheit hervorgehen, denn er ſtellt den Gag auf: „Tao erzeugt (verurſacht) Eins, Eins erzeugt Zwei, Zwei erzeugen Drei, Drei erzeugen alle Weſen.“ Laotſe lehrte aud) eine Unfterblid= keit der Seele; von einer Auferſtehung des Fleiſches kann er natürlich aus dem


bc. 90

„Die

Miffionstaube,”

Licht der Vernunft nichts wiſſen. Noch viel weniger aber kann er von einem Erlöſer etwas wiſſen. Alles, was er hier zu ſagen weiß, ift, daß wie Tao allen Weſen hilft, „aller Weſen bergende Zuflucht“ und der „guten Menſchen köſtlicher Schatz“ iſt, fo verläßt er auch die Nidjtguten nicht; er ijt vielmehr ihr „Netter“, der fid) auc) von ihnen durd) Suchen finden läßt und ihnen „die Schuld vergibt, weshalb er das Köſtlichſte in der Welt iſt“. — Was nun die Sittenlehre des Laotſe betrifft, fo iſt ihm fein Jdeal der „heilige Menſch“, bei dem durch die Hingabe an den Tao (die Gottheit) jene Selbſtloſigkeit zur herrſchenden Geſinnung wird, die Anderen lebt. Sie gilt dem Laotſe als die höchſte Tugend oder Te, und unterſcheidet er ausdrü>lih von ihr jene bloße Tugendhaſftigkeit, welche troß “ alles Redens von Menſchlichkeit, Pietät u. f. tw. doch immer nur ſich ſelbſt ſucht und will. „Der heilige Menſch“, ſagt ferner Laotſe, „iſt in der Welt voller Scheu, daß er durch die Welt ſein Herz verunreinige“, ja er vergilt „Feindſchaft mit Wohlthun“. So übt er den durchgreifendſten Einfluß auf die Welt. „Er umfaßt das Eine und wird der Welt Vorbild. Nicht ſich ſieht er an, drum leuchtet er; nicht fid) gefällt er, darum glänzt er; nicht ſich preiſ't er, drum hat er Verdienſt; nicht ſich erhöhet er, drum ſteht er: hoh. Er ſtreitet nie, drum kann feiner in der Welt mit ihm ſtreiten.“ Weiter kann es auch hier dod) wohl

menſchliche Vernunft nicht bringen.

Es bewahrheitet fic) aber auh hier wieder

das Wort Luthers: „Die Vernunft weiß niht, was Sünde fei.” Obgleich Laotſe nirgends behauptet, daß der Menſch von Natur gut ſei, ſo ſagt er doch nirgends in ſeiner Sittenlehre, daß er von Natur Sünder ſei. „Der Hauptmangel derſelben iſt die Nichterwähnung der Sünde.“ : Mit ſeiner Sittenlehre hatte ſich aber aud) Laotſe fo ſchr über ſeine Zeit erhoben, daß dieſelbe weder Verſtändniß noch praktiſche Folge gefunden hat. Seiner Jünger waren darum verhältnißmäßig nicht viele. Und ob es aud) nod) „Taoiſten“ in China gibt (S. „Miſſions-Taube“, Jhrgg. I. April, S. 35.), fo haben ſie von der Lehre ihres Meiſters noch wenig übrig. (Fortſeßung folgt.) +

(Gingejandt.)

Daß die Geidenmiffion cin goftgefaliges und fegensreidies Werk fet. Zeugniſſe

von und

für Freund

und

Feind.

(Mitgetheilt von A. Ch. B.)

©

TI. Wenn den armen geiſtlich und leiblih verkommenen Heiden durch die Predigt des Evangeliums die ſüße und wahrhaft neues Leben wirkende Botſchaft, als eine Kraft Gottes, der höc;ſte Segen gebradjt-wird und fie aus den greulichen und

finſteren Vanden und Feſſeln des Teufels und aller teufliſhen Mächte zur Kindſaft des himmliſchen Vaters zubereitet werden; fo nicht minder werden fie nad

und nach zu geſitteten Menſchen herangezogen.

ror cla ae A

EE

Ete!

ws

Wo ſonſt die finſterſten Laſter


„Die

Miffionstaube.”

91

und abſcheulihſten Orgien ihre menſchenmörderiſche Herrſchaft fiihrien, da tritt durch die Predigt des Evangeliums ein anderes Weſen ein. Denn das Wort Gottes fittet und bildet den Menſchen wahrhaft. Jn Berichten der Seefahrer früherer Zeit konnte man immer und immer wieder finden, welch entſeßlichen Nöthen und Gefahren dieſelben bei etwa eintretendem Schiffbruche von den wilden Südſeeinſulanern 2c. ausgefest waren. Nicht die Kriegsſchiffe, ſondern die Miſſion hauptſächlih hat auch hier einen ganz anderen Stand der Dinge herbeigeführt. — Ein ſchottiſcher Seemann wurde nach ſeiner Heimkehr von einer Kreuzfahrt im Stillen Meere gefragt : „Meinen Sie, daß die Miſſionare wirklich auf den Südſeeinſeln etivas Gutes gewirkt haben?” Er antwortete: „Jh will Euh etivas erzählen, das für ſich ſelbſt ſpricht: Letztes Jahr litt id) an einer der Snjeln Schiffbruch, von denen id) wußte, daß das Jahr zuvor daſelbſt die Mannſchaft eines geſcheiterten Schiffes ermordet worden war. Jhr könnt Euch denken, wie mir bei dieſer Ausſicht zu Muthe war, daß ih, wenn id) nicht an den Klippen zer\chellte, nur nod) cinem grauſameren Tode entgegenging. Als der Tag anbrach, ſahen wir, daß eine Anzahl Canoes auf unſer Schiff losſteuerte, und machten uns auf das Aecußerſte gefaßt. Stellt Euch unſere Freude und Verwunderung vor, als wir die Eingeborenen engliſh gekleidet ſahen, und einige von ihnen engliſh

ſprechen hörten.

fee

ñ È | |

A

e

; | EE S

*

Auf derſelben JFnſel hörten wir am nächſten Sonn-

tag eine evangeliſche Predigt. Jch weiß niht, was Jhr von der Miſſion denkt; — was ich denke, weiß ich.” — Das Schiff All Serene ſcheiterte auf der Reiſe von Vancouvers Jsland nach Sidney vor einigen Jahren etwa 400 Meilen von der Küſte der Fidſcht-Jnſeln. Die Mannſchaft rettete ſich auf einem roh gezimmerten Floße und wurde bei Kandava ans Land getrieben, alſo am ſüdlichſten Eiland der Gruppe. Achtzehn Ueberlebende kletterten über die Korallenriffe, und fürchteten, in die Hände von Menſchenfreſſern zu fallen. Aber die Einwohner waren bekehrt; ſie halfen den Schiffbrüchigen, nahmen fie in ihre Häuſer auf, wuſchen fie, verbanden ihre Wunden; alles dieſes war ſchon geſchehen; als die Miſſionare zwei Tage ſpäter von Kandava herbeieilten, nachdem fie von dem, Unglü> gehört hatten, und fid) ihrer annahmen. — „Vor 15, ja noch vor 10 Jahren”, ſagt unſere Quelle, „wäre kein Weißer an dieſer Küſte ungefreſſen geblieben.“ Ferner: „Das deutſche Schiff Ophelia, von China kommend, ſcheiterte an der Jnſel Atahn; die Mannſchaft rettete ſih an der Küſte und fiel den Eingeborenen in die Hände. Sie thaten Samariterdienſte an ihnen, beherbergten ſie 8 bis 9 Monate in ihren Häuſern, theilten ihren Unterhalt mit ihnen, retteten den werthvollſten Theil der Ladung, und ſeßten fie in Stand, ein Schiff zu bauen, mit dem fie nah Samoa ſegelten. — Der amerikaniſche Wall: fiſhfänger Alto wurde an der Kappelinſel (Küſte des Feuerlandes) cin Wra>. Die Mannſchaft rettete fic) auf vier Booten; halbverhungert und erfroren er-

reichten ſie die Küſte, wo ſie einen berittenen Jndianer trafen, der ſie zur Miſſionsſtation geleitete, wo 25 Mann verpflegt wurden, bis ſie ihre Boote in Stand gefest hatten, auf denen ſie in Sicherheit Stanley auf den Falklandsinſeln erreichten. Die Feuerländer verſahen ſie mit Lebensmitteln. Die Miſſionare hielten für ſie Gottesdienſt, auch einen feierlichen Dankgottesdienſt, und verſahen ſie mit Bibeln,“


„Die

Miffionstaube.”

Sind das nidt ſchlagende Beiſpiele von Segnungen der Miſſion? Und nun ein anderes Bild. „Kurz darauf ſtrandete ein engliſches Schiff, die Propontis, an der nördlichen Küſte des Feuerlandes, wohin die Miſſionare nod) nicht gedrungen waren; der Capitan und ein Theil der Mannſchaft ließen fid) an die Küſte lo>en, und wurden von den Eingebornen erſchlagen. Dieſe machten auch einen Verſuch, das Schiff zu nehmen; glü>licher Weiſe aber machte eine friſche Briſe dasfelbe flott, und die Wenigen, die an Bord geblieben waren, wurden gerettet. — An der Küſte von Corea, wo aud) nod) keine Miſſion beſteht, ift die ganze Bemannung des amerikaniſchen Handelsſchiffes General Sherman von den Eingebornen niedergehauen worden.“ (Hall. Miſſ. 1872, 20.) —

———

<<

abba Pri liti

92

|

— ——

Woßer die Arbeitsſcheu des Indianers? Fräulein Joſephine Meeker, welche Jahre lang unter den Sndianern in

den Vereinigten Staaten gelebt hat und die den Leſern ja nod) von dem Maſſacre auf der White-River-Agentur her bekannt ijt, erklärt für das Haupthinderniß ihrer Civiliſirung den althergebrachten Wahn der männlichen Jndianer, daß Arbeit den Mann fdhande. Zu dieſem Wahne geſelle fid) die Eitelkeit. Daher

fomme es, daß ſelbſt ſolche Jndianer, die durchaus niht zum Müßiggange fid neigen, wenigſtens öffentlich jede Arbeit meiden, um ſich ja nicht in den Augen Anderer, beſonders der Weißen, zu érniedrigen. Frl. Meeker erzählt folgende ergößliche Beiſpiele hiervon: Wenn ein Jndianer irgendwo Waaren gekauft hat, fo bürdet er dieſelben ſeinem Weibe wie einem Laſtthicre auf; ift er aber den Augen der Leute entſ<hwunden und in der Einöde angekommen, fo nimmt er nicht ſelten der Frau die Laſt ſchonend ab, um ſie ſelber zu tragen. Sobald jedoch ſein ſcharfes Auge einen Menſchen in der Ferne erbli>t, padt er die Laſt wieder ſeinem Weibe auf und ſchreitet ſtolz daher. Das Sonderbarſte aber iſt, daß der Jndianer ſih häufig vor ſeiner eigenen Frau gewiſſer Arbeiten ſhämt. Als Frl. Meeker mit ihrer Mutter und Frau Price fid) in der Gefangenſchaft der Utes befand und in einem Zelt ſchwere Arbeiten verrichten mußte, bat fie einen vorübergehenden Jndianer, Waſſer für ſie holen. Derſelbe erwiderte, er könne es jest niht thun, da die Weiber ihn ſehen würden; wenn dieſe aber fort ſeien, © °

wolle er ihren Wunſch erfüllen, was denn auch geſchah. Beſonders

dieſem Wahn,

daß die Arbeit für einen Mann

entehrend ſei,

ſchreibt Frl. Meeker auch die Abneigung der Jndianer gegen die Schulen zu. Sie ſelbſt hatte auf der White-River-Agentur eine Schule für Judianerkinder errichtet. . Als fie nun aber die Väter bat, ihre Kinder darein zu fdjiden, erhielt fie die Antwort: „Weiße Männer lernen, weiße Männer wiſſen alles, und deshalb müſſen ſie arbeiten ; der rothe Mann lernt nichts, weiß nichts und braucht daher nicht zu arbeiten.“ Shr Faulenzer -Jnſtinct ſagt alſo den Rothhäuten vernehmlich genug, daß Cultur gleichbedeutend mit Arbeit ift, und beſonders deswegen find fie gegen alle

|

|

|

|


„Die

At =

E E

E =

i 8: E D

iE |

B

|

Bi

SR LE Raa

=

i

Miffionstaube”

93

Cultur. Daß aber ihre Urbeitsfdheu keineswegs auf Abneigung gegen körperliche Anſtrengungen beruht, das beweiſen die ungeheuren Strapazen, denen fie \ſih auf ihren Kriegs- und Jagdzügen unterwerfen.

Wir fügen vorſtehenden Mittheilungen des „Apologeten“ aus Frl. Meekers . Erlebniſſen die Bemerkung bei: Eben darum verſuche man thörichterweiſe nicht * immer wieder aufs neue, die Judianer ohne Evangelium civiliſiren zu wollen ; denn dieſes allein kann jene Quelle der indianiſchen Arbeitsſcheu verſtopfen, indem es den Glauben an Den in das Herz pflanzt, der vom Himmel gekommen iſt, „nicht daß er ihm dienen laſſe, ſondern daß er diene und gebe ſein Leben zur Bezahlung für Viele“, und der, nachdem er ſeinen Jüngern die Füße gewaſchen hatte, zu denſelben ſagte: „So nun ich, euer Herr und Meiſter, euch die Füße gewaſchen habe, fo ſollt ihr euch unter cinander die Füße waſchen. Ein Beiſpiel habe id) euch gegeben, daß ihr thut, wie ih euh gethan habe.“ —_———

rr

00

Si Hang Shang. Einer der wenigen Staatsmanner in China, welche die Bahn des Fortſchritts betreten haben, ijt der gegenwärtige erſte Miniſter des Reiches und Vicekönig von Tſchi-Li, deſſen Name an der Spige dieſes Artikels ſteht. Er hat ſchon viel zur Hebung des Volkes und zur Einführung nitglider Neuerungen beigetragen, ſich auch während der Hungersnoth als einen aufrichtigen Freund der Leidenden bewieſen. Als er hörte, daß mehrere Miſſionare infolge der Anſtrengungen ge{torben ſeien, denen fie fic) in jener ſchre>lichen Zeit durd) Herumreiſen und Vettheilen von Geld an die Elenden unterzogen hatten, ſoll er geſagt haben: „es müſſe dod) etwas an einem Glauben ſein, der fremde Männer antreibe, nach China zu kommen und freiwillig ihr Leben auf's Spiel zu fesen, ja, dasſelbe zu opfern über dem Unterricht und der Hilfeleiſtung, welche ſie dem Volk dieſes Landes zu Theil werden laſſen“. Als 1876 ein anderer Mandarin eine „Reiſe

um die Welt” herausgab, ſchrieb Li Hang Tſchang

eine empfehlende Vor-

rede dazu, in welcher er z. B. die 5 Welttheile mit ebenſoviel Thüren einer Familienwohnung vergleicht, die ſih alle nah einem gemeinſamen Hof hin öffnen, und den regſten Wetteifer in Handel und Juduſtrie empfiehlt. Vor zwei Jahren lud ihn der britiſhe Conſul in Tientſin am Geburtstag ſeiner Königin zu einem Feſtmahl ein, und der chineſiſhe Würdenträger nahm nicht nur die Einladung an — was vor ihm kein Chineſe ſeines Ranges gethan hatte —, ſondern brachte auh ein Hoch auf das Wohl ihrer britiſchen Majeſtät Victoria aus, pries die guten Dienſte, welhe von Ausländern während der Hungersnoth geleiſtet worden, und zeigte fic) überhaupt fo freundlich und aufgeklärt, daß man ſich allgemein wunderte. O Seither iſ er der evangeliſchen Miſſion nod) viel näher getreten. Seine zärtlich geliebte Gattin war \hwer erkrankt und am 1. Auguſt 1879 von den

chineſiſchen Aerzten aufgegeben worden.

Jeßt entſchloß fic) der Vicekönig, zum


94

;

„Die

Miffionstaube.”

Londoner Miffionsarzt su fchiden, der in Tientfin ftationivt ijt. Dr. Madenzie — fo heißt derſelbe — begab fic) ſogleich in den Palaſt; mit ihm ein zweiter europäiſcher Arzt Dr. Jrwin, der auch gebeten war zu kommen. Dr. Macenjie blieb die ganze Nacht im Palaſt, ſo daß Li Hang Tſchang, der die Nacht vorher bei ſeiner Frau gewacht hatte, ruhig ſchlafen konnte. Seine Mittel wurden von Gott geſegnet, die Kranke kam wieder auf und fing an ſich zu erholen. Außerdem hatte der Vicekönig nod) drei Operationen mit angeſehen, die von den beiden Aerzten in ſeinem Palaſt waren ausgeführt worden. Sie hatten ſein Herz gewonnen, freilid) noh nicht im höchſten Sinne. Er ſchenkte dem Miſſionsarzt 1200 M. zur Anſchaffung von Arzneien und anderen Hilfsmitteln, wies ihm im ſchönſten Tempel von Tientſin (der dem Andenken an „Tſcheng Kwa fan“ geweiht ijt) die nöthigen Näumlichkeiten zur Errichtung einer Freiapotheke an und erklärte ſich bereit, alle Koſten dieſer Anſtalt ſelbſt zu tragen. Sie ſoil „Spital des Vicekönigs von Tſchi-Li“ heißen und, wie es ſcheint, ein eigentliches Krankenhaus für Männer werden. Das iſt aber noch nicht alles. Zur weiteren Pflege ſeiner Gemahlin ließ der Vicekönig die zur amerikaniſchen Miſſion gehörige Frl. Dr. Howard aus Peking kommen. Nachdem ſie einen ganzen Monat im Palaſt geweſen und die hohe Patientin faſt ganz wieder hergeſtellt war, wurde Frl. Howard mit reichen Geſchenken beladen und unter außerordentlihen Ehrenbezeugungen, auf ihrem Riidiveg rad Peking, halbwegs heimgeleitet. Ueberdies hat Li Hang Tſchang ſie dringend gebeten, nach Tientſin überzuſiedeln und neben dem Männerſpital des Dr. Madenzie ein Frauenſpital zu errichten — troßdem, daß er wohl weiß, wie die Miſſionsleute bei all ihrem Thun die Bekehrung der Chineſen im Auge haben. Der Miſſionsarzt in Tientſin wird nun von allerlei hohen Herren und Damen in Anſpruch genommen und gewinnt dadurch täglih an Einfluß und Anſehen. (Calw. Miſſ.-Bl.)

—$—— + — Miſſionar Wiliams

auf Cutuila.

Als Miſſionar Williams im Jahre 1831 auf ſeiner Miſſionsreiſe an der Inſel Tutuila landete, fand er in derſelben Bucht, in welcher vorher Kapitain de Langle von den Wilden geſchlachtet war, das ganze Ufer von den rieſigen Geſtalten dieſer braunen Jnſulaner bede>t. Er ließ ſein Boot anhalten und alle ſeine Vegleiter fniecten nieder zum Gebet. — Da ſprang der Häuptling der Wilden ins Waſſer, gerade auf das Boot zu, ergriff es mit der Hand und rief:

„Sohn, willſt du nicht zu uns an Land kommen?“ Der Miſſionar antwortete : „Ih habe gehört, ihr ſeid ſehr wild, ihr habt früher zwei Boote weggenommen. Werdet ihr mich nicht beſchädigen, wenn id) komme?“ — „O!“ rief der Häuptling: „Wir ſind keine Wilden mehr, wir ſind Chriſten!“ — „Jhr — Chriſten ?“ fragte Williams. „Wo habt ihr vom Chriſtenthum gehört?“ Die Antwort lautete: „Ein großer Häuptling aus dem Lande des weißen Mannes, Namens

Williams, kam nach Savaii vor 20 Monden und ließ dort einige Religionslehrer


PRE re Y E TIE

TUT

ee

„Die

Miſſionstaube,“

95

zurü>k. Einige unſerer Leute waren dort und fingen nach ihrer Heimkehr an, ihre Freunde zu unterrichten, von denen jest viele Söhne des Wortes ſind.“ Am Ufer waren etiva 50 Perſonen von den andern durch weiße Tücher am Arm, dem Kennzeichen der Chriſten, unterſchieden. Williams rief aus: „Jch bin der Mann, von dem du redeſt, id) heiße Williams. Jh brachte die Religionslehrer nah Savaii vor 20 Monden.“ — Da gab der Häuptling ein Zeichen und mit einem Sprung ſtürzte fic) die Menge der Wilden ins Meer. Jm Augenbli> waren ſie am Boot, ſie hoben es auf und trugen es unter lautem Jubel mit all ſeiner Fracht ans Geſtade. Kaum gelandet gab der Häuptling Williams die Hand und führte ihn zu dem Chriſtenhäuflein. Auf ſeine Frage: „Wo ſie das Chriſtenthum gehört?“ trat Einer vor und erzählte, wie er bei den Religionslehrern geweſen ſei und hernach verſucht habe, ſeine Landsleute zu unterrichten. „Dort ijt unſere Kapelle, ſiehſt du ſie?“ Sie gingen zu dem kleinen Gotteshauſe und Williams fragte: „Wer hält Gottesdienſt am Feiertage?“ „Jh“, war die Antwort. „Und wer hat es dich gelehrt?“ „Ei“, ſagte er, „ih fahre in meinem Canoe zu den Lehrern, bekomme etwas Religion, bringe es ſorgfältig heim und bringe es den Leuten. Wenn das fort iſt, gehe ih wieder hin und hole neuen Vorrath. Und jeht biſt du da, wir haben ſo lange auf dich gewartet. Wo haſt du unſere Lehrer? Gib mir einen Mann, der voll von Religion iſt, daß ich ſie niht mehr mit Gefahr meines Lebens ſo weit herholen muß!“ — Thränen drangen aus den Augen des braunen Mannes, als er hörte, Williams habe keine Lehrer für dieſe Jnſel mitbringen können. O, ihr Chriſten, denen Gott Lehrer ſeines reinen Worts gegeben hat, bedenfet ihr auch, was ihr daran habt, und ſeid ihr Gott dankbar dafür? Oder müſſen einſt dieſe Wilden wider euch zeugen ? (Nach Leonhardi.) _C. S. 5

„Eurethalben wird Gottes Name geläſtert unter den Heiden.“

Röm. 2, 24,

Aus Neuſeeland ſchreibt ein Miſſionar, daß er daſelbſt in der Gegend von Te Awahuri einen Menſchenſchlag gefunden, welcher ein ſehr zugängliches, arbeitſames Volk ſei, aber ein unter ihnen wohnender Europäer hatte ſie gänzlich verdorben. Derſelbe hielt cin Trinklokal und reizte zu ſeinem Mugen die Einwohner zum Trinken und Kartenſpielen, welchen Dingen ſie daher auch bald ſo ergeben waren, daß es unmöglich war, mit dem Evangelium Eingang bei ihnen zu finden. Doch wurde ihnen, ſonderlich dem Häuptling Tapa, ihr Uebel durd den Miſſionar vorgeſtellt. Nun verlangt das Landesgeſeß, daß jeder Wirth alle Vierteljahre ſeine Erlaubniß, ſtarke Getränke auszuſchenken, erneuert haben muß. Werden dann begründete Klagen von der Einwohnerſchaft wider ihn vorgebracht, fo wird ihm die Erlaubniß entzogen. So war es hier. Der Häuptling und

ſeine Leute ſahen ein, daß ihnen das Trinkhaus zum Verderben gereide. verklagten den Wirth,

Sie

der in Folge deſſen ſeine Wirthſchaft ſhließen und fort-

ziehen mußte. Als nun einige Zeit darnad) der Miſſionar das Evangelium predigte, hatte er eine zahlreihe Verſammlung andächtiger Zuhörer. Nach dem Gottesdienſte beſuchte der Miſſionar aud) den Häuptling Tapa

und fand dens


„Die

Miffionstaube.”

ſelben mit ſeiner Frau die Bibel leſend. Er las erſt fein Capitel betete, che er den Miſſionar begrüßte. Dann hatten ſie eine ſchöne darüber, daß doch die Bibel viel beſſer fei als das Wirthshaus. fo lange das Trinllokal offen war, waren Tapa und ſeine Frau dem Kartenſpiel in ſclaviſcher Weiſe ergeben geweſen.

ceſſion 2.00. Louiſe Lembke in Liverpool, O., 2.00. Gemeinde des P. J. M. Köpplin in Lawwrenceburgh, Jud., 2.00. Durch P. E. A. Böhme in New Waſhington, O., von Frau Schüß 5.00. Durch P. Sor in Logansport, Jnd., von G. Höhne 1.25, Mutter Hübenthal .50. Für arme Negerkinder: Von J. A. Ruff (für Schuhe) 2.00. Frau A. Kaufmann in Sheboygan, Wis,, 6 Mädchenkleider, 1 Unterkleidchen, 7 Schürzen. Frau G. Heineke daſelbſt 1 Stück Muslin, 2 Stücke Kattun. Durch P. St. Haſſold von Frl. B. Strobel 1.00, von Frau Holten .25. Frau P. Wüſtemann in Collinsville, SIL, 2 Dugend Schachteln Krägen für Knaben, 2 Weſten, 3 Pr. Strümpfe,

18 Knabenhemden,

von Frau W. Lücke in Columbia City, Jnd., .50.

Stoll's Kindern 1.00. Otto Jor .25.

15 Knabenröcke.

Durch

P. Seis

Durch P. E. G. C. Markworth von W.

Durch P. Jox in Logansport, Jnd., von J. Nehm .25, W. Geſſner .25,

Frau Dora Clauſen in Carondelet, Mo.,

durch P. Sapper

5 fertige Knaben-

hemden und 2 Stücke Kattun. Unterzeichneter bittet die Herren Paſtoren und Lehrer, ſowie Alle, welche für die Little Rod Miſſion oder Schulbau beſtimmte Gelder zu übermitteln haben, dieſe nicht mehr ihm, fon: dern direct an Herrn

J. Umbach,

2109 Waſh

Str., St.

Louis,

Mo.,

zu ſenden.

Nur Gaben an Geld oder anderen Gegenſtänden für die Bekleidung armer BGG wären direct dem Miſſionar zu ſenden. Man beachte aber dabei die genaue Adreſſe de ſionars: 1117 Nock Str., welche auf alle Briefe und Packete zu fcyreiben iſt. Little Rod, Ark, 16. Juli 1880. F. Berg, Miſſionar.

es Mie

Milde Gaben für die Negermiſſion. Durch Kaſſirer Roſchke aus P. Bilß's Gemeinde von Bergmann $1.00, Joh. Krönke 2.50.

Durch P. Pennekamp auf der Hochzeit des Hrn. “A. Dietrich geſ., 5.00. Durch P. Studt von H. Meier 1.00, H. L. Tiele .30, N. N. .20, Fr. Marie Studt 1.00, H. G. Studt 1.00. Durch P. Falke von fr. Gem., Jubelfeſt:Collecte 4.00, Frau Walther .50. Durch P. G. W. Müller von jr. Gem. in Jackſon 7.13. Von der Gem. in Kirchhayn, Jubelfeſt:Collecte, 5.50. Aus Mount Vernon von einer Freundin der Negermiſſion 2.00. Durch P. E. A. Freſe von M. Reimer 1.00, von der Gem. in Platte Center .70, aus Claras Sparbüchſe .30. N. N. in Summit 1.00. Durch L. Garbitd, von W. Meier 1.00. Durch P. E. Hover, Theil einer Miffionsfeft Coll., 10.20. Durch L. W. Dornfeif von Frau C., Dantopfer für glückliche Ents bindung, 1.00. Vom Frauen: Verein der Jmmanuelagem. in St. Louis, für Kleidung armer Megerlinder 5.00. Durch Kaſſirer J. Birkner 67.63 und 39.55. Durch P. Baumgart von Frau Erert 1.00. Berichtigung. : Seite 84 lies: Durch P. Erdmann von Ernſt Hizemann 2.00, anſtatt „von Lehrer Hizemann's Schulkindern“. : J. Umbach, Kaffirer. Fix

3.08

arme lutheriſche Neger in New

Berlei

Be

Orleans,

ioe

„Die Miſfionstaube“ erſcheint einmal monatlih. {8 folgender: © *

(ees

Gite seta a eer

ints

La., von

Ungenannt durch

pare

3

.

Hrn. P. Döſcher

Lind.

Der Preis für ein Jahr in Vorausbezahlung mit Porto

1 Exemplar,

Se» 12 Bs

LN

$ .25 :

peter ee ier re eas

Durch P. G. Wildermuth von ſr. Gemeinde in Alice, Ont., 7.00, von fF. Gemeinde in Ten Con:

Lu Debit » A dhe asta ho bal t ULG ha

P. E. Stubnaßy' von

H. Lobniger .50, von H. Pining, Hochzeitscollecte bei demſelben, 2.00. ; Für Schulbau: von P. G. Runkel 5.00. P. G. E. Scheips an Stony Nidge, O. 3.00.

1.00 2.00

4.00

Ulle die Redaction betreffende Einſendungen find zu adreffiren an Nev. F. Lochner, Box 597, Springfeld, Ds, ; alle Geldbelträge für die Negermiſſion an den Kaſſirer J. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis, Mo.

eee

Durch

tls

Ark., erhalten:

von Cath. Brecht, Oil City, Pa., $1.00.

Se OM Wen

Für die Negermiſſion in Little Rod, Für Miſſion:

zu Ende und Unterredung Kurz vorher, Trunke und C. S.

eo

a

96

Me eB ad

Br V1


J eer “remare

Nariten aus dem Miſſionsgebiet der Heimath und des Anslaudes. Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferenz bon Nordamerika. Jn deren Auftrag redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered

at the

2. Jahrgang.

Post

Office

at St.

Louis,

September

Die Religion

Mo.,

=

as second-class

1880.

matter.

ns

Dummer 9.

der Chineſen.

(Fortſebung.)

Noch zu Lebzeiten des Laotſe trat der 50 Jahre jüngere Confucius

oder

Cong-fu-tſe, d. i. Lehrer, Meiſter, mit ſeiner Lehre auf. Er war früher Schreiber, dann vornehmer kaiſerlicher Beamter. Da er ſeine Jdee ciner religiösſittlichen Reformation ſeines Volkes nicht durch Verwaltungsmaßregeln verwirklichen konnte, ſo ergab er fic) einem Wanderleben, um allenthalben „Tugend

und Gerechtigkeit“ zu predigen. Er rühmte fic) hierbei nicht etwa beſonderer Offenbarungen. Von Gott, einem göttlichen Weſen ſagt er überhaupt nicht viel. Für das höchſte Weſen, das über der Welt ſteht, braucht er den Ausdrud „Himmel”,

wobei man aber erſt aus verſchiedenen Ausſprüchen ſchließen muß,

fic) darunter Weſen,

eine Art

„Himmel“

göttlicher Perſönlichkeit denkt.

genannt,

daß er

Aber dieſes göttliche

ift dem Congfutſe niht die Macht, zu der das arme

hilfeſuhende Menſchenkind aufbli>en kann und darf. Wirkliches Gebet zum „Himmel“ ift auh niht möglich, ift etiva nur Reſpektsbezeugung. „Der Himmel redet ja auh niht“, ſagt Confucius, „er wirkt blos.“ Und ob Confucius aud) von Geiſtern und Dämonen

redet, welche fic) als Mächte im Weltall finden,

und von ihnen allerlei zu ſagen weiß, wie 3. B. daß die einen über die Flüſſe,

die andern über die Berge 2c. gefest ſeien, fo begreift er doh nicht, wie man ihnen dienen mag, in Krankheiten zu ihnen beten kann u. dgl. „Allem Anſcheine

nach denkt er fid) die Geiſter und Dämonen als verſtorbene Menſchen, denn er erklärt es als Pflicht kindlicher Liebe, den Geiſtern des eigenen Stammes zu opfern,


98

„Die

Miſſionstaube“

als Schmeichelei abex, ſremden Geiſtern Opfer darzubringen. Es mag daher ſchon ſo ſein, daß, wie wir anderwärts einmal geſehen haben, er als kluger Staatsmann und Politiker den alten Volksglauben neben ſeiner Lehre von der „Tugend und Gerechtigkeit“ ſtehen ließ, den Vornehmen und Aufgeklärten aber zu verſtehen gab, daß alle dieſe Gottheiten der Reichsreligion und die Ceremonien, damit man ihnen diene, blos mißverſtandene Bilder und Gleichniſſe allgemeiner Wahrheiten ſeien. Wirklich und wahr und darum die Hauptſache in der Religion ſei nur, was dem allen zu Grunde liege, und das ſei das Nechtthun. Der vornehme Chineſe daher, auch wenn er ſonſt die Aeußerlichkeiten der Volksreligion mitmacht, betet und opfert nicht; er verbrennt nur ſeine Gold- und Silberpapierſtreifen und lächelt dazu. Auf Grund zweier Schriften des gelehrten Chineſenmiſſionars E. Faber, ſowie einer andern Schrift enthält das Basler Miſſions-Magazin in der dies jährigen Aprilnummer cine intereſſante Darſtellung der Moral- und Tugendlebre des Confucius. Wir wollen Einiges unſern Leſern mittheilen. Congfutfe hat es einzig und allein mit der „ſittlihen Veredlung“ des Menſchen zu thun. „Tugend“ — das iſts, was er ſeiner in tiefen Verfall gerathenen Zeit als einziges Univerſalmittel anpreist. Daß der Menſch ein geborner Sünder ſei, davon weiß Confucius ſo wenig, daß er vielmehr nur von einer Menſchennatur mit ungetrübter Kraft und unverdorbener Anlage redet. Ja, es gab nach ſeiner Meinung einſt Menſchen, von ihm „Heilige“ und „Edle“ genannt, die nicht erſt durch eigene Thaten heilig geworden ſind, ſondern die dieſes Glü> von Natur ſchon genießen, die den aus ihrer reinen Naturanlage entſpringenden guten Trieben ganz von ſelbſt, ohne jede Anſtrengung Folge leiſteten. Daß nun die Tugend dennoch ſo ſelten iff unter den Menſchen, ijt dem Confucius nur dadurch begreiflich, daß er annimmt, die Menſchen kennen den hohen Werth der Tugend niht. Man muß ihnen daher nur Tugend und Gerechtigkeit predigen und dieſe brauchen ÿe dann nur zu kennen, um ſie dann ausüben zu lernen. Aber ias ſagt denn Confucius von dem fo vielen Böſen in der Welt? O das erſcheint ihm nur als Mangel, als Unvollkommenheit, die aberzu über-

winden iſt. Fehler —

Fehler zu haben, ſagt er, ohne fie zu beſſern, — alſo niht Sünde,

nicht Beleidigung Gottes,

das iſt Fehler.

die ciner Sühne bedarf.

Der Menſch, der in ſeinen Neigungen und Begierden niht Maß gehalten hat, braucht daher nurin das rechte Geleiſe wieder einzulenken.

Dadurch wird alles

wieder gut, die nachfolgende gute That iſt ſo zu ſagen ſchon die Verſöhnung für die vorausgegangene böſe That.

*

Für die Ausübung der „Tugend“

nun gibt er viele Vorſchriften und ſtellt

an dieſelbe in ſeiner Art hohe Anforderungen. Da er aber mit dem den Menſchen fo fern ſtehenden, fo ſhweigſamen Himmel fic) wenig befaßt, fo weiß er

- auch nichts zu ſagen von cinem Liebesverhaltnif des Menſchen zu dem göttlichen Weſen oder ſeine ganze Nächſten nach ſeiner

überhaupt von dem Verhalten gegen dasjelbe. Eben deshalb hat es Tugendlehre eigentli<h nur mit dem Verhalten gegen den und die menſchliche Geſellſchaft zu thun. Dieſes ſchließt Meinung die höchſten Pflichten ein, darunter denn die oberſte und

SS

e

E

TL

CL

Ce

Retna

CAA

ZA


„Die

Miffionstaube.”

99

höchſte die KRindespflidt iſ. Wie zart Confucius das Eltern und Kinder zuſammenſchließende Band auffaßt, beweist allerdings eine Neihe von Ausſprüchen. Die Eltern, ſagt er, ſollen keinen anderen Kummer über ihre Kinder empfinden, als den, wenn dieſelben krank werden. So lange die Eltern leben, ſollen die Kinder nicht in die Ferne wandern oder doh, wenn dies geſchieht, an einen beſtimmten Ort, der den Eltern bekannt iſt. Jm Umgang mit den Eltern ſolle alles mit dem Ausdru> der Freudigkeit und Liebe geſchehen, denn dem Willen der Eltern muß man immer nachgeben. Ueber hohes Alter der Eltern ſoll ein Kind fid) freuen und doch zugleich trauern, weil dasſelbe dem Tod ſie näher bringt.*) Nach dem Tode der Eltern darf aber das Werk kindlicher Pietät nicht ruhen. Drei Jahre nah dem Tode der Eltern ſoll der Weg (die Weiſe, die Einrichtung) des Vaters nicht geändert werden ; drei Jahre ſollen ſie betrauert werden. Denn ſo lange dauerte die Zeit, da ſie das Neugeborne hegten, pflegten u. jf. tv. (Solche Anforderungen ſtellte dieſer alte Heide an die Kinder aus dem Lichte der Natur — welche aber ſtellen heutzutage viele Eltern unter den Chriſten, die das Licht des göttlichen Wortes haben?) Jndem nun aber Confucius nicht blos verlangt, daß die Kinder den Eltern auch nach dem Tode cin ehrendes und dankbares Andenken bewahren, ſondern für dieſe Pietät auch einen den verſtorbenen Eltern zu leiſtenden Dienſt fordert und fiir denſelben Vorſchriften gibt, fo greift er damit nicht nur auf den uralten chineſiſhen Ahnendien ft zurü>, ſondern ſteigert ihn erſt noc) recht zum Gößendienſt, gerade wie es im Pabſtthum mit dem Marien- und Heiligendienſt geſchehen iſt. Bt nämlich der Vater geſtorben und begraben — entſprechend ſeinem Range —, ſo wird ihm vom Sohne geopfert — entſprechend diesmal dem Range des Sohnes. Confucius ermahnt ſogar, mit dieſen Opfern für die Abgeſchiedenen nicht zu kargen, ſondern fie reichlich zu geben. „Die Vornehmen und Begüterten haben einen beſonderen Saal zur Darbringung und Verehrung eingerichtet, die Halle der Vorfahren ; die.Armen und Geringen benugen dazu den Südoſttwvinkel der Wohnung, der deshalb der geheiligte Ort des Hauſes genannt wird. Hier ſteht auf einer Tafel der Name des (oder der) Verchrungswürdigen und dort ſagen fie ihre Bitten, dort theilen fie ihre Freuden, ihre Sorgen mit, flehen um Rath, wenn fie rathlos, um Troſt, wenn fie troſtlos find. Sie breiten die Feſtkleider aus, die

die Verſtorbenen getragen haben, ſtellen die Gefäße aus, welche den Eltern am liebſten waren, wie an anderen Orten (papiſtiſhen nämlich) die Reliquien ausgelegt werden. Sie tragen den Eltern vor den geheiligten Schreinen die Speiſen | auf, um zu zeigen, daß ſie die Verſtorbenen wie bei Lebzeiten bedienen und ihr Gedächtniß ehren wollen.“ Einen ſolchen Ahnendienſt pflegen daher auch ohne Zweifel die Beter auf unſerem Bilde. Scheinen fie doh alle Glieder einer Familie zu ſein und auf dem Hausaltar ſtehen vier Teller mit Speiſe, wahr*) Auch die heutige chineſiſche Geſchichte bietet Beiſpiele von aufopfernder Kindesliebe. Jn der Pekinger Staatszeitung z. B. ſteht ein Dekret vom 11. Oft. 1878, in welchem zwei junge Leute öffentlich belobt werden, weil fie ſi<h Stücke Fleiſh aus ihrem eigenen Leibe geſchnitten und fie den kranken Eltern in die Suppe gegeben haben, da ihnen dies als ein beſonderes wirk: ſames Heilmittel empfohlen worden war. (Miſſ. Magazin.)

;


Religionen ſein will.

Die Chineſen ſelbſt führen das Sprichwort : „Confucianis-

mus, Taoismus und Buddhismus ſind Eine Lehre.“ Treffend iſt das Gleichniß, deſſen fich ein zum Chriſtenthum bekehrter Confucianer, der jeßt ſelbſt Prediger des Evangeliums von Chriſto ijt, bediente, um den Unterſchied zwiſchen Confucius, Buddha und Chriſtus zu zeigen. Es lautet: „Ein Mann war in eine tiefe Grube gefallen und lag hilflos jammernd am Boden. Da fam Confucius des Wegs, ſah hinunter und rief dem Gefallenen zu: Armer Tropf! Du thuſt mir leid! Warum biſt du ſo dumm geweſen, da hinunter zu fallen? Jch will dir einen Nath geben: Wenn du je wieder heraus. kommſt, fo nimm did) in Acht, nie wieder hineinzufallen! — Dann fam ein Buddhiſtenprieſter und fprad: Armer Tropf ! es ſchmerzt mich, dich ſo im Elend zu ſehen; ich denke, wein du etwa halbwegs hinaufflettern finnteft, fo würde ich dir die Hand hinunterſtre>en und dich vollends herausziehen helfer..

Der Arme aber konnte fic) nicht einmal rühren. — Da kam Jeſus, ſtieg in den Abgrund, half dem Armen heraus, ſtellte ihn auf ſeine Füße, ſprach: Gehe hin und ſündige hinfort nicht mehr!”

(Schluß folgt.) E

*) S. „Miſſions-Taube“ Jhrg. IT, Febr. S. 18. —————————_——

reinigte ihn und

Mie

ſcheinlih Neis. Das Scepter aber in der Hand des auf dem Altar ſtehenden Bildes zeigt, daß es einen Herrſcher, einen Kaiſer vorſtellen ſoll, wie denn auch die Verehrung der alten verſtorbenen Kaiſer im Ahnendienſt die oberſte Stelle einnimmt, ähnlich der Anrufung der Maria und Joſephs im papiſtiſchen Heiligendienſt. Dies ijt die Religion des Confucius. Sie ift eigentli<h nicht Religion, fie iſt bloße Moral- und Tugendlehre. Darum ſieht ihr aud) die Religion der Rationaliſten, Proteſtantenvereinler und Logenbrüder fo gar ähnlih. Darum aber auch ift fie die eigentliche Religion der Chineſen, denn wie ſcheinbar hoch, Confucius in ſeinen Anfordérungen geht, fo ſchmeichelt dieſe Tugendlehre doch gar ſehr dem Fleiſche, weil ſie die Natur fromm und einen!Erlöſer von Sünd und Tod entbehrlih macht. Wegen dieſer ſeiner Lehre, wie durd) Ordnen und Erläutern der Schriften der Altvordern und der Volksgeſänge hat er bei dem Chinejenvolfe unjterbliden Ruhm. Er ijt „der größte Mann ſeines Volkes, der Chineſe der Chineſen. Die Gebildetſten und Edelſten ſelbſt des heutigen China führen ſeinen Namen mit Ehrfurht im Munde; und wenn ihr Wandel nod) fo ſehr von den Worten des Meiſters abweicht, ſo umgeben fie ihn doch ſelbſt mit einer Wolke von Weihrauch.“ Man hat daher nach ſeinem Tode nicht nur ſeinen Namen mit allerlei Ehrentiteln geſ<hmüd>t, ſondern man erbaute ihm auch einen beſonderen Tempel, wo ihm wie einer Gottheit geopfert wird. Obwohl nun aber ſeit dem erſten Jahrhundert nach Chriſto von Jndien her auch die Lehre des Buddha*) in China eingedrungen iſt und zahlreiche Anhänger gefunden hat, ſo haben dieſe, wie die ſpäteren Anhänger des Tao, doch vielfah der herrſchenden Reichsreligion ſih angepaßt. Verträgt ſich doch die Lehre des Congfutſe mit jedem Glauben, wenn er nur eine Religion unter den

tig it

Miffionstaube”

ister

„Die

DAD IPR VE ae Tabu wih

100


| piss UIE a SUP

„Die

Miffionstaube”

Unſere

101

Megermiffion.

Mobile. Nachdem die „Miſſions-Taube“ unſern Leſern bereits mitgetheilt hat, daß Miſſ. L. Wahl nun in Mobile die Negermiffion in Angriff gee nommen hat und durd) Predigt, Sonntagsſchule, Wochenſchule und Hausbeſuche arbeitet, laſſen wir ſeinen erſten, inzwiſchen eingegangenen Vierteljahrsbericht folgen : : „Am 18. März verließ id) nebſt meiner Familie Little Nod. Nachts paſſirten wir Memphis und kamen gegen Morgen nach Corinth, wo wir bis Mittag warten mußten. Dann ging's weiter nah Mobile zu, wo wir nachts ankamen und von Hrn. Paſtor A. Väpler und Hrn. Agerth abgeholt wurden. Vorläufig logirten wir im Pfarrhauſe. Nach vielem Umherlaufen fand ſich endlich am 29. eine, wenigſtens einigermaßen paſſende, Wohnung, in die wir am 31. einzogen. Für die Auffindung eines paſſenden Locals zum Beginn der Miſſion waren die Ausſichten noch ſchleht. Die Halle, in welcher zu Paſtor Both's Zeit die Sonntagsſchule gehalten worden war, wird theils zu Verſammlungen geheimer Geſellſchaften, theils zu Fairs benußt. Yeh konnte mich nicht entſchließen, in dieſer Halle anzufangen, zumal die Miethe ziemlich hod) war (nur fiir die Sonntage 5 Dollars monatlich) und ich die Tagſchule in derſelben doch nicht hätte anfangen können. Jch verſuchte dann einen Laden (store) zu miethen. Doch, ſobald man erfuhr, wozu ich denſelben benußen wolle, wurde ih, abgewieſen. Am 5.

April fand ſich endlich eine Halle, die ih, nah kurzem Bedenken, am 6. April bis zum 1. November für 40 Dollars miethete. Gern hätte ih denn- am 11. April, dem nächſten Sonntag, in derſelben mein Werk angefangen; da ich aber die der Miſſion gehörigen Bante erſt am Sonnabend, den 10. April, hingeſchafft kriegte, ſo blieb keine Zeit übrig, die Sache bekannt zu machen. Jn der folgenden Woche ließ id) einige hundert Zettel dru>en, worin ich der farbigen Bevölkerung anzeigte, daß id) die von Herrn Paſtor Both angefangene Miſſion am 18. April wieder eröffnen wolle. Dieſe Zettel wurden nun auf verſchiedene Weiſe in Umlauf gefest. Die meiſten vertheilten Herr Paſtor Bäpler und ich in verſchiedenen Stores, einige fdylug ic) an vor meiner Halle, einige vertheilte ich ſelbſt an Neger hier und da und einige warf id) auf die Straße. Auch ließ ich ein kleines Schild verfertigen, worauf zu leſen ift: “Lutheran Colored Mission. Rev. L. Wahl.

Preaching at 10 o'clock A. M.

Sunday-School at 3 o'clock P. M.”

Dies

Schild nagelte id) über die Thür der Halle. Außerdem verſuchte ic) bet meinen Ausgängen gelegentlich Leute in ein Geſpräch zu ziehen, um dieſelben mit meinen

Abſichten bekannt zu machen.

Da troy alledem am 18. April morgens fic) nur

“ein Erwachſener einfand, ſo hielt ic) mit den etwa 17 Kindern, die anweſend waren, Sonntagsſchule. “ Nachmittags waren ungefähr 40 Kinder und einige Erwachſene anweſend. Jch laſſe hier eine Liſte über die folgenden Sonntage

folgen. | Be:

25. April morgens ungefähr 30 Kinder; nachmittags ungefähr 80 Kinder und einige Erwachſene. 2. Mai morgens ungefähr 20 Kinder; nachmittags ungefähr 50 Kinder.

:


102

„Die

Mijfionstaube”

morgens Predigt, außer den anweſenden Kindern 5 Erwachſene; nachmittags Gonntagsfdule. 16. Mai morgens Predigt, außer den Kindern nur 2 Erwachſene; nachmittags Sonntagsſchule, ungefähr 50 Kinder. 23. Mai morgens Predigt, außer Kindern 7 Erwachſene; nachmittags ungefähr 30 Kinder. 30. Mai morgens Predigt, außer Kindern 5 Erwachſene; nachmittags ungefähr 35 Kinder. 6. Juni morgens Predigt, außer Kindern 5 Erwachſene; nachmittags ungefähr 35 Kinder. 13. Juni — weder Predigt nod) Gonntagsfdule. 20. Juni morgens Predigt, außer Kindern 5 oder 6 Erwachſene; nachmittags ungefähr 12 Kinder. 27. Juni morgens kein Gottesdienſt, weil ih in der deutſchen Kirche zum hei: ligen Abendmahl ging; nachmittags über 20 Kinder. Der Andrang der Kinder war im Anfange ziemlich ſtark; an einem Sonntage (id) denke, es muß am 9. Mai geweſen ſein) waren etwa 100 anweſend. Jch habe keinen Zweifel daran, daß dieſer Zulauf veranlaßt wurde durch die Hoffnung, Bücher geſchenkt zu bekommen. Da id) aber bis jest faſt gar keine Bücher verſchenkt habe, fo find die meiſten Kinder wieder weggeblieben. Obgleich mid) dies erſt traurig machte,

ſo glaube ih doch jest,

daß

es fo am beſten iſt;

denn unter fold) einem Haufen war es kaum möglich, etwas gründlich vorzunehmen. Dod) ift dieſer anfängliche Zulauf nicht ohne Nußen und Segen geblieben. Die Sache unſerer Miſſion iſt dadurch ziemlich bekannt geworden und id) habe dadurch viele Leute kennen gelernt. Yd) ſchrieb nämlich die Namen der Kinder nebſt ihrem Wohnort ein und ſuchte dann in der Woche die Eltern derſelben auf. Alle habe ih zwar nicht gefunden, aber viele doch. Da mir auch aufgetragen ift, die Kinder im Leſen, Schreiben 2c. zu unterrichten, fo lag mir daran, ſobald als möglich eine Tagſchule anzufangen. Jh hatte mir borgefebt, nicht eher anzufangen, als bis id) ein Dugend Kinder hätte.

Am 10. Mai ſchrieb ich die erſten 3 Schüler in meine Schulliſte. Bis zum 22. Mai hatte id) ungefähr 20 auf derſelben ; id) beſtimmte deßhalb Montag, den 24. Mai, zur Eröffnung der Schule.

Nur6 kamen von meinen 20.

id) die Sache deßhalb nicht, ſondern habe feit der Zeit, Tages, Schule gehalten. Die Zahl der Schüler hat, wenn ſtetig zugenommen. 16 Kinder haben bislang die Schule nur ganz Éurze Zeit in der Schule geweſen, weßhalb die mäßigen Schüler bis jest 14 beträgt:

4 Knaben,

Aufgeben wollte

mit Ausnahme aud) langſam, beſucht; davon Anzahl meiner

9 Mädchen

eines fo dod) ſind 2 regel-

und eine verhei-

rathete Frau. Wenn ich dieſe meine Tagſchüler mal erſt dahin bringen kann, daß ſie die Sonntags\chule regelmäßig beſuchen (geſtern waren 11 da), fo will

id) mid) freuen.

Da die Neger hier ein Vorurtheil gegen Freiſchulen haben,

fo

habe ih mich entſchloſſen, ein geringes Schulgeld (monatlich 25 Cents) zu nehmen.“

Obigem Bericht {ließt fid) dann die Rechnungsablage für den betreffenden Zeitraum von Anfang April bis Ende Juni an.

SM an at ev

9. Mai

| | | | À

|

|

|


| LL.

“ „Die New

gelungen,

Ts,

Perſon

Orleans.

Miffionstaube”

103

Der Miffionscommiffion in St. Louis iſt es nun endlich

auh für New Orleans wieder einen Miſſionar zu gewinnen in der

des Herrn N. J. Vakke,

Candidat des heiligen Predigtamtes,

vom Se-

minar in St. Louis. Der Geſundheitszuſtand in den Südſtaaten war in dieſem Jahre, Gott fei Dank, bis jeht nod) cin ſehr guter. Wir haben daher die Hoffnung, daß der neue Miſſionar noch dieſen Herbſt ſeine Wirkſamkeit in New Orleans beginnen kann. Möge Gott deſſen Arbeit mit reihem Segen krönen. : C. S. eg ofp <a

————

Kleine Bilder aus der Heidenwelt. III. So hoch in gewiſſer Hinſicht die Japaneſen in der Cultur ſtehen, fo tief . ſte>en fie dod) noch im Gößendienſte und Aberglauben. Unter den vielen imaginären Geſchöpfen, vor denen ſich der Japaneſe als greulichen Unholden fürchtet, ſteht oben an der Drache. „Wohin man geht“, berichtet ein neuerer Neiſender, „wohin man blict, überall ſtößt man auf Drachenbildniſſe, die im wahren Sinne

des Wortes allgegenwärtig im Lande ſind. Jn den Ausſchmü>ungen von Graz bern, Tempeln, Wohnhäuſern und Werkſtätten, auf Regierungsdocumenten, auf dem neuen Papiergelde und den Münzen, in Gemälden und Büchern, auf muſikaliſchen Juſtrumenten, auf Bronzearbeiten, auf Werken aus Holz, Stein und Metall — überall die gekrümmte, geflügelte, häßliche Geſtalt. Von allen lebenden Weſen hat nur das Krokodil

Denn letterer iſt geflügelt, büſcheligen Haaren beſeßt. Ungeheuer

eine entfernte Aehnlichkeit mit dem Drachen.

hat lange, ſcharfe Krallen und ſein Rüſſel iſt mitEin berühmter japaneſiſcher Autor beſchreibt das

in einer als Meiſterwerk anerkannten Schrift folgendermaßen:

Drache gehört zu Rehes, den Kopf wie derjenige der ein Fiſch, Krallen Jm Frühling

Der

einer ſehr hohen Klaſſe der Geſchöpfe. Er hat die Hörner des des Pferdes, Augen wie diejenigen des Teufels, einen Na>en Schlange, einen Bauch wie cin rother Wurm, Schuppen wie wie ein Habicht, Taten wie ein Tiger und Ohren wie eine Kuh.

lebt der Drache

im Himmel,

im Herbſt im Waſſer,

im Sommer

das Vermögen,

jedes Ding innerhalb 100 xi (je 24 engliſche Meilen) zu ſehen.

Eine dritte Art hütet immenſe Schäße, und eine vierte Art liebt es, Menſchen zu tödten. Der Waſſerdrache verurſaht Wolkenbrüche; wenn er krank iſt, hat das

E

ZAZA A ee

ee

wandert er mit den Wolfen, im Winter liegt er ſchlafend in der Erde. Er lebt immer allein, niemals in Heerden. Es gibt auch verſchiedene Arten von Drachen, als der violette, der gelbe, der grüne, der rothe, der weiße, der ſhwarze, der fliegende. Einige ſind ſhuppig, andere ſind gehörnt, und etliche ſind ohne Hörner. Wenn der Drache athmet, dann geht ſein Athem in die Erde und verwandelt fic) in Gold. Wenn der violette Drache ausfpudt, fo wird der Speichel zu purem Kryſtall, aus welchem Schmu>ſachen aller Art gemacht werden können. Eine Art Drachen hat neun Farben an ſeinem Körper, und eine andere Art befist


.

104

„Die

Miffionstaube”

Waſſer einen fijdartigen Gerndh. Der Feuerdradhe ijt nur ſieben Fuß lang, aber fein Körper beſteht nur aus einer Feucrmaffe. ... Der weibliche Drache bringt bei jedem Geburtsakt neun Junge zur Welt. Der erſte der jungen Drachen ſingt und liebt alle harmoniſchen Tone; daher laufen auch alle japaneſiſhen Gloden in eine Drachenform aus. Der zweite ift ein Freund von muſikaliſchen Jnſtrumenten; daher ijt auch der koto, cine Art Harfe, und die suzami, eine kleine Trommel, die mit den Fingern geſchlagen wird, mit den Vildniſſen dieſes Drachen verziert. Der dritte trinkt gerne und liebt namentlich alle ſtimulirenden Getränke; daher find alle Trinkgefäße mit ſeinem Abbilde verſehen. Der vierte mag ſi gerne an gefährlichen Pläßen bewegen; aus dieſem Grunde ſhmüdt man alle Giebel, Thürme, Tempelfpigen u. f. w. mit Drachenfiguren. Der fiinfte iſt ein großer Zerſtörer von lebenden Weſen, er liebt zu tödten und Blut zu vergießen ; daher verziert man Schwerter und Meſſer mit vergoldeten Drachenſiguren. Der ſechste ift ein Freund der Studien und der Literatur; daher tragen auch alle Titelblätter der Bücher und ſämmtliche literariſhe Werke ſein Bild. Der ſiebente iſt berühmt wegen ſeines ſcharfen Gehörs. Der achte freut ſich, wenn er bequem figen kann; daher ſind in alle Stühle ſeine Bildniſſe eingeſchnitßzt. Der neunte © endlich findet Vergnügen daran, ſchwere Laſten zu tragen ; deßhalb haben die Füße der Tiſche und der Pfannen, in welchen Kohlen glühend gemacht werden und zu deren Anfertigung man gewöhlich Bronze verwendet, die Form von Drachenfüßen. Da der Drache das mächtigſte aller Thiere iſt, ſo nennt man das Gewand des Mikado das Drachengewand, ſein Geſicht das Drachengeſicht, ſeinen Körper den Drachenkörper und ſeinen Zorn den Orachenzorn.” — Ein anderes ebenſo gefürchtetes Ungeheuer iſt der „Erdbebenfiſh“. Dieſer ſoll cine ri (24 engl. Meilen) lang ſein. Er ſtößt an die Küſte oder auch auf „den Grund des Oceans, wenn er luſtig iſt, oder auh, wenn er in Zorn geräth. Dieſe Stöße ſollen die Urſache der Erdbeben ſein. Aber damit begnügt er ſich nicht allein, daß er die Erde zum Wanken bringt, Städte und Dörfer ruinirt,

Berge in's Meer ſchüttet, ſondern in Zeiten großer Aufregung krümmt ev ſeinen Körper halbbogenförmig und häuft die Waſſer des Meeres zu der gefürchteten

Springfluth auf. So die Küſtenbewohner vom Erdbebenfiſch; anders das Volk im Jnlande. Dieſe halten ihn für einen unterirdiſchen Fiſh, deſſen Kopf im nördlichen Theil des Hauptlandes und der Schwanz unter dem Plage liegt, auf welchem Yeddo erbaut ijt. Alle Bewegungen des Ungeheuers theilen fid) der

Erde, die über ihm liegt, mit. Ein ſhwaches Zittern der Erdoberfläche zeigt an, daß er blos ſein Rückgrat etivaë gekrümmt hat; dagegen wenn er Sprünge macht, “und mit ſeinen Floſſen ſchlägt, fo wird dadurch ein heftiges Erdbeben hervorgebracht. — Wo keine Erkenntniß des cinen wahren lebendigen Gottes, da iſt aud) keine Erkenntniß über den Urheber gewaltiger, ſhre>enerregender Naturerſchei-

nungen.

Der Wolken, Luft und Winden Wege, Lauf und Bahn gibt;

der dem

Meere gebietet : bis hieher und nicht weiter; der auf dem Meere wandelte und dem Sturme gebot, helfe, daß auch dieſem Volke das ewige Licht hereinbreche und

durch ſeinen Schein Kinder des Lichtes ſchaffe. — —_——_—_—

A. Ch.B.


ELIM sa Bae

dg

„Die

Miffionstaube.”

105

TD

LASERS

TROS

Aiffionskoften und andere Ankoſten. Mit

all den Hunderttauſenden,

die in der Chriſtenheit von Jahr zu Jahr

zuſammen getragen werden, um den Heiden das Evangelium zu bringen, bleibt es doch eine traurige Wahrheit, daß die Chriſtenheit alles Andere fid) mehr koſten läßt, als das Miſſionswerk.

Wir entnehmen dem Monats-Bericht der ſchottiſchen

Freikirche einige intereſſante Notizen über dieſen Punkt. Sm Jahr 1826 war es das erſte Mal, daß für die Miſſion in der ſchottiſchen

Kirche Collecten erhoben wurden. Der Ertrag war nicht ganz 400 Sterling, d. i. etiva $2000. Als der große Miſſionsheld, Dr. Duff, in den dreißiger Jahren kühnlih die Summe von 10,000 Pfund oder $50,000 von der ſchottiſchen Kirche für Miſſionszwe>e forderte, dachte man, der Mann ſei nicht wohl bei Troſte. Jet hat freilich die ſchottiſche Freikirche allein dieſe Summe mit ihren

jährlihen Miſſionsbeiträgen weit überſchritten. 24 ee

nahmen, welche dieſe Kirche im lebten Jahre Miſſionszwe>ke außerhalb Schottlands. Das

Von

etwa $2,750,000 Ein--

hatte, gingen etiva $200,000 für ijt bei aller Liberalität doch eine

kleine Proportion für das Werk, welches der ſcheidende HErr ſeiner Gemeinde auf Erden als Teſtament

Ps EE:

hinterlaſſen : Prediget das Evangelium aller Creatur!

Vergleichen wir nun noch einige andere „Unkoſten“ mit dem, was man ſich die Evangeliſation der Heidenwelt koſten läßt, fo ergeben ſich wunderliche Reſultate. Sämmtliche Miſſionsgelder, die der „American board of Missions‘‘ im Lauf von 56 Jahren verausgabt hat— und das ſind bekanntlich große Summen, die fid) auf Hunderttauſende und Millionen

die Vaukoſten fetts!

beziffern — find doh nicht mehr als

einer beſcheidenen Eiſenbahnſtre>e von 150 Meilen in Maſſachu-

Ja, ſie ſind } Millionen Dollars weniger, als die Kriegskoſten einer ein-

zigen Woche in unſerem großen Bürgerkrieg! IMiff hat mehr

Miſſions-Behörde.

gekoſtet

als cine ganze

Ein einziges gepanzertes Kriegs-

Jahreseinnahme

der Amerikaniſchen

Die Miſſionsarbeit auf den Sandwich-Jnſeln — die zu den

geſegnetſten und erfolgreichſten Miſſionsfeldern der Neuzeit gehört —

Jahren weniger gekoſtet, als die dreijährige wiſſenſchaftliche Expeditio Stillen Ocean, welche unſre Regierung unter Commodore Wilkes ausgef 5 Man hat eae ee im ee Leſers ee Zulu, den di

hat in 40

ar


| I 106

„Die

Miffionstaube.”

„Es wird aber ein Bruder den andern zum Tode iiberantivorten,

und der Vater den

Sohn, und die Kinder werden ſich empören wider ihre Eltern, und ihnen zum Tode Und müſſet gehaſſet werden von jedermann um

meines Namens

willen.

it

helfen,

Und des Menſchen Feinde werden ſeine eigenen Hausgenoſſen fein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der iſt mein nicht werth.“ Matth. 10, 21. 22. 36. 37.

Vergebung der Sünden haben.

-

Am nächſten Morgen erſchienen ſhon mit Tagesanbruch ſeine Verwandten und Freunde und ſprachen mit dem Jüngling, bald einzeln, bald in Gemeinſchaft. Sie verſprachen ihm große Summen Geldes, wenn er vom Chriſtenthum abtrete, ſprachen aber entjeslidye Drohungen aus, für den Fall er ſie nicht hören wolle. Als der Jüngling gegen alle ihre Verſuche fic) mit faſt übermenſchlicher Anſtrengung ſtandhaft wehrte, wandten ſie ſih an den Miſſionar mit der Bitte, dem Jüngling zu erlauben, mit ihnen zu ſeinem ſterbenden Onkel zu gehen, der ihn nod) einmal zu ſehen wünſche, und verpfändeten ihr Ehrenwort, ihn nach zwei Tagen zurü>zubringen. Der Miſſionar, der ihre Liſt leiht dur<ſchaute, ant-

wortete, er zwinge niemanden, ein Chriſt zu werden und bei ihm zu bleiben. Der Jüngling erklärte, er wolle bleiben. Als alles fruchtlos blieb, nahmen die Weiber Erde vom Boden und bewarfen damit den Jüngling, die fürchterlihſten Verwünſchungen gegen ihn ausſtoßend. Dieſer aber blieb ſtandhaft und erklärte wieder, er begehre Vergebung der Sünden. Am dritten Morgen kam die Mutter

allein.

Obne ein Wort zu reden, febte fie fid) vor ſein Zimmer und ſah ihn be-

ſtändig mit Thränengefüllten Augen an, als habe ſie ihn für immer verloren. Mittags war Gottesdienſt. Als der Jüngling mit den andern Gemeindegliedern

aus der Kirche kam, ſprangen pliglic) aus einem nahen Verſte> drei ſtarke Männer hervor, unter ihnen ein bekannter Zauberer. Sie griffen den Jüngling, umſchlangen ihm trog allen Widerſtrebens die Hände und Füße, nahmen ihn auf

in bite Sanh Bite Bit

beſtand ein mit ihm angeſtelltes Examen und wurde mit

E

einen guten Eindru>,

Freuden aufgenommen. Kaum war die Kunde von ſeinem Thun zu ſeinen Verwandten gedrungen, fo kamen Mutter, Schweſter und eine Anzahl Freunde nad) der Station, um ihn durch allerlei Ueberredungskünſte zum Abfall zu bewegen. Seine Mutter und Schweſter lagen vor ihm auf dem Boden und beſtürmten ihn mit herzzerreißenden Bitten und Klagen. Sie umfaßten ſeine Knice, zerrauften ſich das Haar, zerſchlugen ſich die Bruſt und die Mutter ſchrie weinend: „VL Goldſöhnchen, mein Goldſöhnchen, verlaß mich niht!“ Dies ſehzte fie, trot allen Verſuchen ſie zu tröſten, den ganzen Tag fort. Keine Minute wich ſie von ihrem Sohne. Dieſem ſtanden beſtändig die Thränen in den Augen, der Jammer wollte ihm das Herz brechen; doch blieb er ſtandhaft und erklärte, er müſſe

dh wis

Es geſchieht nicht ſelten, daß diejenigen, welche das Evangelium angenommen haben, am meiſten gehaſſet werden gerade von denen, welche ihnen früher am nächſten ſtanden. Ein VBetweis dafür iſt die nahfolgende Geſchichte, die ſich vor nicht langer Zeit in einem Dorfe in Oſtindien zutrug. Ein Jüngling, der in ſeiner Jugend längere Zeit die Miſſionsſchule beſucht hatte, meldete fic) bei dem Miſſionar mit dem Wunſche, ein Chriſt zu werden. Er machte auf den Miſſionar


nDie

i

| | È

Miffionstaubhe.”

107

die Schultern und liefen mit ihm fort. Das alles war das Werk cines Augenblids. Der Miſſionar, dem der Vorfall von ſeiner Frau berichtet wurde, ſchnitt den Räubern den Weg ab; es entſpann ſich ein kurzer Kampf, der damit endete, daß die Räuber ihre Beute im Stich ließen und flohen. Der Jüngling zitterte vor Schre>ken am ganzen Leibe, aber er war froh und ſtandhaft. Er forſchte mit ſeltenem Eifer in der Schrift, friſchte das früher in der Schule Gelernte auf, und konnte bald die heilige Taufe empfangen. Am Tage nach ſeiner Taufe kehrte er zu ſeiner Mutter zurü>, wie er vorher verſprochen hatte. Wie tief beſchämt doch dieſer Jüngling manche Chriſten unter uns, die ſich ſo leicht zum Abfall bewegen und vom Gebrauch der heiligen Gnadenmittel abhalten laſſen ! C. S. 5

>

—_>

oD

Wie ſophiſtiſ<he Hindus ihren Göhßendienſt vertheidigen.

Wenn man den Allerhöchſten — ſchrieb jüngſt cin Hindugelehrter in einer indiſchen Zeitung — wenn man den Allerhöchſten durd) 3 Buchſtaben God darſtellen kann, fo ſehen wir nicht ein, warum die Anwendung eines Bildes oder Naz t

Saha LP

hea

Ld yee

oe

A

turgegenjtandes für den gleichen Zwe> etivas Auffälliges haben ſoll. Wie „God“ 4 nichts ijt, als eine willkürlih aus Linien zuſammengeſehte Figur, welche jeden, der zu leſen verſteht, zwingt, bei ihrem Anbli> den Namen Gottes auszuſprechen, ſo haben auch die Bilder und ſymboliſchen Darſtellungen Gottes an und für ſich keinerlei Werth, wohl aber ſind ſie im Stande, die Eingeweihten an GOtt zu erinnern. Wenn die Alten ausriefen : „O Agni, beſchirm uns!“ fo iſt damit fo wenig geſagt, daß ſie damit das Feuer anbeteten, als damit, daß wir beim Leſen der entſprechenden Schriftzeichen ,D Gott, beſhirm uns!“ ſprechen, geſagt iſt,

daß wir Papier und Druerſchwärze

anbeten!

So wenig jemand ein Buch-

ftabenanbeter ijt, wenn er das Wort „Gott“ ausſpricht, ſo wenig dürfen wir die alten Arier des Göbendienſtes beſhuldigen, wenn fie den Allerhöhſten Agni

(Feuer) nannten (Gv. Miſſ.-Mag.“

und ihn unter dem Bilde des Feuers verehrten, u. f. w.“1879.

S.' 448 Anm.)

PRI

M

|

MO. TOATTIS

und die nod)

eT

lebenden Jndianer find bereits A>erbauer,

SEMINARY

öſtlichen Provinzen

nomadiſirenden Stämme werden vorausſichtlih bald, ſei es durd) Abnahme der Erträge aus Jagd und Fiſchfang, ſei es durch beſſere Einſicht, dem A>erbau zugeführt werden. (Miſſ. Magazin.)

CONCORDIA

wird alle Jahre ſorgfältig gezählt und ſo weiß man, daß dieſelbe nicht im Abnehmen begriffen iſt (wie die der Vereinigten Staaten). Am 15. Juni 1878 bez trug dieſelbe 99,690, davon die meiſten (35,153) in Britiſh-Columbia, 27,204 in Manitoba und dem Nordweſtgebiet, 15,731 in der Provinz Ontario, 10,947 in der Provinz Quebec; dann folgen Rupertsland, der Athabaska-Diſtrikt, Neuſchottland, Neubraunſchweig und die Prinz-Edwards Jnſel. Die in den alten

LAFF MEMO RIAL LIBRARY

Die Indianerbevölkeruug von Britifd-Bordamerifta


nd 108

„Die

Miffionstaube.”

Für die Negermiffion in Little No>, Ark., erhalten: : Zum Schulbau: Von der Gemeinde in Woodland, Mich. (P. C. Adam) $5.97. G. * Schivarz daſelbſt 1.00. P. Adam 1.00. Frau Hake in Pittsburgh, Pa., 1.00. Durch Kaſirer Birtner 12.25. Durch Kaſſirer Grahl 18.20. Singverein in Maniſtee, Mich., 5,00. Lehrer J. L. Backhaus' Schulkinder in Venedy, SIL, 4.00. Für

arme,

bedürftige

Negerkinder:

Durch

Kaſſirer Birkner 7.75.

Durch Kaſ-

ſirer Grahl 18.83. Georg und Ernſt Brüggemann bei Columbia City, Jud., je .50. G. Vogel in Dubuque, Jowa, No und Hoſe. Aus Courtland, Minn., von Auguſt Stolt 2.00, Joh.

Hävemeyer 2.00, Helene Kranz .50, Frau Buſſe .50, Friß Stoll .50; von ebendaher 10 Knabenhemden, 6 Jidden, 8 Pr. Knabenhoſen, 7 Mädchenkleider, 2 Pr. Strümpfe, 3 Unterröcke,

10 Stücke Zeug, 2 Vallen Garn, 1 Spule, Knöpfe. Frl. Margarethe Neuner in Saginaw City, Mich., 2.00 für Schuhe. Von den Frauen der Gem. P. Achenbachs in Venedy, FIL, 19 Mädchenkleider, 6 Mädchenhemden, 4 Pr. Unterhoſen, 7 Knabenhemden, 12 Leibchen, 5 Pr. Hoſenträger, 12 Pr. Hoſen, 2 getragene Röcke. 2 Für Vibeln und andere Vücher: Durch Kaſſirer Grahl 25.00. 2

&

#

Jn Folge der über Erwarten großen Mildthätigkeit unſerer lutheriſchen GELE iſt uns von Alt und Jung, von allen Seiten her, cine ſolche Anzahl Gaben für arme Negerkinder zugefloſſen, daß wir einſtiveilen um Einhalt bitten müſſen. Sollte aber jemand eine Gabe für dieſen Zive> ſchon beſtimmt und ED ſo wird dieſelbe gerne und mit Dank angenommen werden. Gott lege nun auf dieſe leiblichen Gaben ſeinen reichen Segen und ſei den lieben Gebern ein reicher Vergelter! Uns waren dieſe Gaben eine rechte Herzſtärkung, da wir ja handgreifliche Beweiſe in Händen hatten, daß für unſere Negermiſſion eine herzliche Liebe und reger Eifer in Vieler Herzen ijt.

Wo ſolche helfende Hände find, da find auch betende Herzen,

die auf uns

Arbeiter und unſer Werk recht viel Segen vom HErrn herabflehen. Beſonderer Dank gebührt den Frauen, Jungfrauen und der Schuljugend, welche ſo reid): lich geholfen haben. Little No>, Ark., 18. Auguſt 1880. F. Berg, Miſſionar. Milde Gaben für die Negermiffion. „Durch P. G. Landgraf $1.00. Durch P. F. Lochner von fr. Gem. 6.80. Durch P. Brandt, Theil der Miſſions:Coll. fr. Gem. in Pittsburg, 20.00. Durch Kaſſirer Noſchke von Dr. Schade (für die Negerſchule in Little Roc) 10.00, für Negermiſſion 10.00. Durch P. E. A. Vöhme von Ada Scheels, M. Schwemle,

Ant. Böhme, Eliſ. Heuptte, Lyd. Böhme, Mar. Donnenwirth,

Car. Donnenwwirth, Sophia Gaugluff, Ella Guiſf, Wi e High, Mar. High, Ella High, Dora

Böhme, guj. 2.00. P.

Durch G. O. Ruſtad, Kaſſirer der Norwegiſchen Synode, 216.00.

JF. Rennie für den Schulbau in Little No>

Durch

von ihm ſelbſt 1.25, Frd. Wallſchlager 1.75.

Verichtigung. Sm Auguſt-Heft lies anſtatt „Vom Frauen-Verein der Jmm.-Gem. in St. Louis für Kleidung armer Negerfinder’: Vom Frauen-Verein der Gem, des P. Dornſeif. J. Umbach, Kaſſirer. ür den ſpeciellen Biveck der Anſchaffung von Bibeln und anderen Büchern für Neger in New Bele von Ungenannt durch Se afirea C. Grahl in Fort Wayne noe $25.00. New Orleans. H. C. Lind, Kaſſirer der Localcommittee. „Die Miſſionstaube“ erſcheint einmal monatlih. ift folgender :

Der Preis für ein Zahr in Vorausbezahlung mit Porto

1 Exemplar.

120007

$ ,25

2:00

"

Die Zu Alle : Tis. ; alle

4.00 Parthie - Preiſe gelten nur dann, wenn alle Exemplare unter Einer Adreſſe verſandt werden können. beſtellen und zu bezahlen iſt das Blatt bei dem „„Luth. Concordia - Verlag’, St. Louis, Mo. die Redaction betreffende Einſendungen find zu adreſſiren an Nev. F. Lohner, Box 597, Springlleld, Geldbeiträge für bie Megermiffion an ben Kaſſirer J. Umbach, 2109 Wash Str., St. Louis, Mo.

DOrucerei des „Luth.

Concordia: Verlag”,

St. Louis, Mo.

| |


Nachrichten aus dem Miſſtonsgebiet der Heimath und des Unslandes. Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferenz von Nordamerika.

Ju deren Auftrag

redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered

2. Jahrgang.

at the Post Office at St. Louis, Mo.,

October Die Religion

as second-class matter.

1880.

Aummer 10.

der Chinefer.

(Schluß) Wie den verſtorbenen Vorfahren, ſo dienen in gleicher Weiſe und zu gleichem Bivede die Chineſen auch den erdichteten Naturgeiſtern, von denen fie nad Art der alten Griechen wähnen, daß ſie die ganze Natur bewohnen. Darunter denken fie fid) aber nicht eitel gute, ſondern zum Theil aud) böſe Geiſter, deren “ Gunſt ſie fich nicht minder zu erwerben und zu erhalten ſuchen, damit dieſelben ſie niht ſchädigen. Da nun nach ihrer Vorſtellung die böſen Geiſter, die ſie ſich zugleich vielfad) als Drachen von mancherlei Art vorſtellen, ihr Weſen in der Luft haben (was allerdings, ohne daß ſie es wiſſen, mit Eph. 6, 12. ſtimmt), ſo baut man auch in den Städten, mit Ausnahme von Thürmen, die Häuſer nicht über zwei Sto>kwerk hoch, um den böſen Geiſtern eine deſto freiere Luftpaſſage zu laſſen; aud) ziert man Dach und Thüre gern mit dem Drachenbild. Dieſe Durchgötterung der Natur, verbunden mit dem Ahnenglauben, findet

beſonders ihre Nahrung in dem Fung Schui oder der chineſiſhen Geomantie d. i. Erdweiſſagung. Ueber dieſen Gegenſtand hielt Miſſionar Hubrig vor der Anthropologiſchen

Geſellſchaft im vorigen Jahre einen intereſſanten Vortrag, aus dem wir jedoch, um unſeren Leſern eine ohngefähre Vorſtellung von dieſem Fung Schui zu ver-

ſchaffen, nur den Anfang und Schluß mittheilen. „Bei allen Unternehmungen“, ſagt Hubrig, „die eine Veränderung des Bodens erfordern, ſei es, daß Hügel abgetragen, Berge durchſtochen, der Lauf der

ut LZR

Ks


iam

„Die

ai D SE 07, |

110

Miffionstaube.”

AET

Brunnen gegraben, cin Baum gefällt, eine Stange errichtet werden ſoll, muß man ſtets befürchten, irgendwie mit den Geſcßen des Fung Schui in Colliſion zu gerathen, und die Folge würde ſein, daß man entweder über ſich ſelbſt und die

ai

Flüſſe verändert, ein Weg verlegt, ein Haus oder Thurm gebaut, cin Grab oder

eigene Familie oder über die ganze Gegend unſägliches Unheil herbeiführte, — oder man würde irgendwie das gute Fung Schui des Nächſten vernichten oder ſtören und ſomit den Haß und die Feindſchaft desſelben auf fid) lenken. Der Chineſe ſieht ſih daher genöthigt, bei all dergleichen Unternehmungen den Rath eines Geomanten (Weiſſagers) einzuholen, der fic) dann ſeine Dienſte gut bezahlen läßt. Es iſt dies eine beſondere Klaſſe von Gelehrten, meiſt entgleiste Literaten (verdorbene Schriſtſteller), die fic) ein wenig mit der hierauf bezüglichen Literatur beſchäftigt, vor allem aber ſich in allerlei Schlichen und Betrüge-

reien geübt haben.

Mit einem ſehr gelehrten Geſicht, einer großen Brille auf

bald wird er

des Drachen, dort ſtört ein Fenſter „die Ausſicht für das linke Auge einer vers ftorbenen Großmutter“, hier hat er mit ſeinen Brunnen eine Ader des Erddrachen

verlebt, dort auf andere Weiſe die Harmonie der Natur geſtört.

Um deſſen willen

ſucht man ſich dieſe europäiſchen Friedens\törer von vornherein fern zu halten, die, nod) nicht gezügelt von der höheren Cultur des Mittelreichs, gleih wilden * Buben überall Unheil und Schaden anrichten. Wo nun die Chineſen mit Gewalt genöthigt wurden, den europäiſchen und amerikaniſchen Anſiedlern Baupläße abzutreten, wählten fie, wenn irgend mögli, Grundſtü>ke mit {le<tem Fung Schui, um auf dieſe Weiſe die Eindringlinge ins Verderben zu ſtürzen (nad ihrem Fung Schui-Traum nämlich. D. R.).

„Fung Schui iſt ein Stein im Wege für Handel, Cultur und Miſſion, und es kann daher für Jeden, der irgend ein Jutereſſe hat für dies größte Volk der Erde, die Frage nicht gleichgültig ſein: Was iſt Fung Schui? „Legt man dem gewöhnlichen Chineſen dieſe Frage vor, fo wird jeder gleid)

die Realität (das wirklihe Vorhandenſein) ſuchen;

von Fung Schui zu vertheidigen

ſelten aber wird einer eine genügende Auskunft

geben können.

Meiſt

hört man die Antwort: Fung heißt Wind, und Sch ui heißt Waſſer, und Fung Shui heißt aud) elwas wie Wind und Waſſer, das man weder greifen, noch begreifen kann... :

pont China ift bekanntlich ſeit Jahrhunderten alles im Verfall begriffen, und

IU LAGE

doh

Hier ſtört das hohe Dach ſeines Hauſes den Lauf

ANT

von allen Seiten angefochten:

EAS

Schui, baut er nad) eigenem Gutdünken und Wohlgefallen;

TA

der Naſe, einen räthſelhaften Compaß oder Horoſcop (Jnſtrument zur abergläubiſchen Vorbeſtimmung des Schickſals) in der Hand, unterſucht er dann die Bodenformation der betreffenden Gegend, ſtellt in einem meiſt unverſtändlichen Jargon (Kauderwelſch) ſeine Berehnungen an und braucht, um recht viel dabei zu verdienen, oft Monate und Jahre, ehe er für cin Grab oder Haus den Plas gefunden, wo man allem Unheil entgeht und die Segensſtröme der Natur auf fid) und ſeine Familie lenken kann. „Am unbequemſten wird das Fung Schui für den Europäer, der genöthigt ift, unter den Chineſen fic) anzuſiedeln. Erhaben über die Geſeße des Fung


a

„Die

Miffionstaube”

111

dieſer Verfall ijt allem aufgeprägt, aud) den Stügen dieſes alten Culturjtaates. Die Moralgrundſ\äße des Confucius find zur Phraſe (puren MedenZart) geworden. Der Buddhismus mit ſeinem Weltſchmerz und Weltverachtung, mit ſeinen Höllenund Seelenwanderungen iſt nur nod) cin Schre>ensgeſpenſt für die Unbemittelten und ein Ruhekiſſen für die Reichen, die mit Geld alles erkaufen können. . . Die jeßigen Thauiſten (Taoiſten) ſind Niemand ähnlicher als ihrem Stifter Laug

(Lao-tſe), deſſen philoſophiſches Werk Thau tet kin (Tao-te-kin) ſie weder verſtehen noch begreifen und daher nur als Zauberformel bei ihren Betrügereien und Zaubereien anwenden. Ebenſo ift es auc) mit dem älteſten philoſophiſchen Werk, dem Yit kin (d. i. Buch der Wandlungen) ergangen, welches Philoſo-

phien über Weltentſtehung enthält.

Es blieb dem ſpäteren Geſchlechte dunkel

und wurde die Fundgrube für die Phantaſien des Fung Schui. Da Fung Schui fic) mit dem Entſtehen und Fortbeſtehen der Natur beſchäftigt, könnte man es vielleicht auch Naturwiſſenſchaft nennen, beſonders in unſeren Tagen, wo man unbewieſene und unbeweisbare Annahmen oft genug mit dem Namen Wiſſenſchaft zu bezeichnen pflegt.“ Da die Chineſen den Himmel als das vollfommenfte, urbildliche Erzeugniß der Naturkräfte betrachten, von dem die Erde mit allen ihren Naturſchönheiten nur ein grob ſinnlicher, wiewohl getreuer Wiederſchein iſt, ſo halten ſie aud) das Firmament für „das große Buch, wo mit geheimnißvoller Schrift die Gefese der Natur, die Geſchichte der Nationen, das Schi>ſal jedes Einzelnen zu leſen iſt“, und Fung Schui beanſprucht, „die Wiſſenſchaft zu ſein, welche jene Schrift enträthſeln kann.“ Hierauf folgt im Vortrag Hubrigs eine Darſtellung des eigentlichen Syſtems dieſes Fung Schui-Traumes. Es würde aber eine auszügliche Mittheilung desſelben die meiſten Leſer unſeres Blattes eben ſo ſehr langweilen, als es die, welche die Kenntniß desſelben intereſſiren dürfte, unbefriedigt laſſen würde. Wir geben daher aus dieſem Vortrag nur nod) den Schluß, in welchem der Redner die Frage: Was ijt Fung Schui ? noch einmal kurz dahin zuſammenfaßt: „Es iſt ein Phantaſiegemälde mit mand) glü>lichen Einfällen, die wir einem praktiſchen Sinne zuſchreiben würden. Es ijt ein Gemiſch von Naturwiſſenſchaft und einer entarteten Religion, aus welcher die edleren Momente des alten Theismus (Gottesglaube) verſhwunden find, und dafür Ahnendienſt, Menſchenvergötterung an die Stelle getreten. . … . Fung Schui kommt von einer Höhe des Forſchens und verliert fid) im Thale des Aberglaubens, wo es ſeine Anhänger hod) und niedrig, gelehrt und ungelehrt, in allen Lebensverhältniſſen von der Geburt bis zum Tode knechtet und für jeden Aufſhwung erlahmt. Fung Schui iſt eine Macht in China, gegen welche der Gößendienſt' mit ſeinen unzähligen Gagen nichts ijt. Fung Schui in Verbindung mit dem Ahnendienſt ijt für die Einführung des Chriſtenthums ſowohl, als auch der europäiſchen Cultur*) das

größte Hinderniß.

Als Chriſten ſehen wir hinter jenem Drachen, der die dine:

#) Z. B. da nach der Lehre des Fung Schui alle geraden Linien unheilbringend find, fo will auch das Volk mit Anlegung von Eiſenbahnen nicht gern etivas zu thun haben, D. R. *

i

INST

LE

Boies

Site n, ÉS ULA AIL


WIN iil „Die

Miffionstaube”

¡Tad

112

ſiſchen Gemiither knetet, ſei es, daß er als Geſet, Zahl, Hauch oder Form, als Urbild oder Abbild auftritt, eine Macht der Finſterniß, die in der Bibel mit demſelben Namen bezeichnet wird. Die europäiſche Cultur, wie ſie hauptſächlich von Beamten, Kaufleuten und wohl auch etlichen Gelehrten dort vertreten wird, hat bisher nod) niht vermocht, an dieſem Aberglauben zu rütteln, wohl aber hat es das Chriſtenthum gethan. Die Glieder unſerer Gemeinden ſind frei davon und

gehen mit Wort und That voran, dieſes und andere Syſteme des Aberglaubens zu vernichten, und ihre Landsleute zur rechten Freiheit zu führen, die fie ſelbſt im <hriſtlihen Glauben gefunden haben. Die Chriſten find auc) in China die Pioniere einer höheren Cultur, die nur gedeihen kann, wo die geſunden Grundlagen des chriſtlihen Glaubens vorhanden find.” So weit Miſſionar Hubrig und fo viel auch für diesmal von der Religion der Chineſen, wie ſie war und wie ſie geworden iſt. —

Wohl blieb nun das große chineſiſche Reich, in deſſen weiten Grenzen nah meiner Durchſchnittsberehnung täglich, ſage: täglih 33,000 unſterbliche Seelen aus der Zeit in die Ewigkeit abſcheiden ſollen, Jahrhunderte hindurch jedem Lichtſtrahl des Evangeliums verſchloſſen, nahdem vom 7ten Jahrhundert an neſtorianiſche und vom 13ten Jahrhundert an dann römiſch - katholiſche Miſſionare in ihrer Weiſe den Sieg des Chriſtenthums über die Religion der Chineſen zu erringen verſuchten. Erſt zu Anfang dieſes Jahrhunderts begann die Predigt des allein ſeligmachenden Evangeliums, wenn auch da nicht und bis auf den heutigen Tag wohl nicht in völlig ungetrübter Reinheit. Zwar anfangs mit wenig Hoffnung und ſchr eingeſchränkt. Ja, bis zum Frieden von Nanking im Jahre 1842 blieb durch Regierungsverbote das Land der Miſſion ziemlich verſchloſſen. „Man hatte ſich“, ſagt in ſeinem Miſſions - Atlas Dr. Grundemann, „begnügen müſſen, den Chineſen im Fndiſchen Archipel das Evangelium nahe zu bringen, wobei Malakka das Centrum bildete. Der Gründer der dortigen Anſtalten, Morriſon, im Dienſte der Londoner Miſſion, hatte allerdings zuvor (ſeit 1807) im Geheimen in Canton zeitweiſe ſeinen Wohnſit genommen und dort fid “ befähigt, die nothwendigen vorbereitenden Arbeiten, namentlich die chineſiſche Bibelüberſeßung, zu liefern. Nur eine kleine Schaar Bekehrter konnte von ihm geſammelt werden. Dagegen wurden von ihm theils von Macao, theils von Canton aus zahlreiche Schriften verbreitet, ein Säen auf Hoffnung. Jn dieſer

ſtillen Weiſe wirkten auch die erſten Miſſionare des „American Board‘“, die 1830 eintrafen. Neben ihnen ſuchte Güßlaff als Dolmetſcher der britiſchen Regierung auf alle Weiſe mit glühender Begeiſterung das Miſſionswerk zu för-

dern. Endlich 1842 ward China geöffnet und die Arbeiter verſchiedener Geſellſchaften fanden fid) allmählich ein, um ihren Wirkungskreis zu ſuchen. Derſelbe blieb vorläufig indeſſen ſehr beſchränkt, da nur eine Anzahl Hafenorte den Fremden geöffnet, jeder ſonſtige Aufenthalt im Lande aber ſtreng verboten war. Durch

dieſe Verhältniſſe wurde Güßlaff zu dem Plan getrieben, China durd) Chineſen

zu bekehren.

Er gründete den chineſiſchen Verein in Hongkong, und bald wan-

derten ſeine Agenten dur alle Provinzen. Leider paßte das Syſtem nicht für den dinefifdjen Charakter und mußte bald nad) Güßlaffs Tode (1857) unter

ELE ea eal

PE {E

=OBeen

ge POL CEA

|

|

|

A

|


nDie

|E E

s |

|'

_‘2

| iE E : E

é

Miffionstaube”

113

\{hweren Enttäuſchungen aufgegeben werden. Es galt zunächſt, in den gegebenen Schranken zu arbeiten. Es gab in denſelben auch genug zu thun, und zu Anfang des vorigen (jest vorvorigen) Jahrzehnts fanden bereits Miſſionare von 20 verſchiedenen Geſellſchaften auf Hongkong, in Canton, Amoy, Fub-tidau, Ningpo und Schang: hai ihre Beſchäftigung.“

Nunmehr aber ſind jene Schranken gefallen.

Von der Stadt Canton aus,

wo die Miſſionare verſchiedener Geſellſchaften jest 14 Kapellen haben, vermehren

dieſelben fortwährend ihre Stationen in der gleichnamigen Provinz, „ſo daß ſich dieſelben bereits mit den Vorpoſten derer berühren, die von der Provinz Fokien her nah Süden vorgeſchoben wurden. Dort in Fokien verzweigt ſih das Werk nach allen Seiten hin, bis es im Norden an die von Ningpo aus in Angriff genommenen Punkte grenzt. Nicht auf einer oder zwei Centralſtationen nur, ſondern über eine große Zahl von Städten und Dörfern zerſtreut, zählt ſo das evangeliſche Chriſtenthum jeßt fiidlid) von Shang-hai viele tauſend Bekenner.

Von Schang-hai

aus ſind ſeine Boten den gewaltigen Waſſeradern weſtwärts

gefolgt und haben ſein Panier bis über die Hälfte des Wegs nah Tibet aufgepflanzt, aber aud) nah Norden zu haben ſie fic) verbreitet, fo daß fie jenſeits des Hwangho den Brüdern aus der Hauptſtadt die Hand reichen ; ja, fie haben bereits den Golf von Petſcheli überſprungen und tragen das Evangelium in die Tartarenzelte der Mongolei und der ruſſiſchen Grenze am Amur entlang. Geſchüßt durd) Päſſe, welche die Regierung ausſtellt, können Miſſionare jest allenthalben ungehindert reiſen, und nicht lange her hat einer von ihnen bis zur

birmaniſchen Grenze predigend das Land durhwandert.“ Zwar während in einer Provinz das Werk fröhlich vorangeht — und wir gedenken daran, ſeiner Zeit durch eine Reihe kleiner Bilder dies zu illuſtriren — . und fic) unerwartet neue Thüren öffnen, tritt dur< Mißgunſt und Gewaltthätig-

keit eines feindlid) geſinnten Beamten und namentlich durch die Hegereien der jedem

fremden Einfluß widerſtrebenden Gelehrtenklaſſe,

die ſih da und dort bei

Volsaufläufen auch bis zu Blutvergießen ſchon geſteigert haben, oder aud) durd) Unlauterkeiten unter den neugeſammelten Chriſten ſelbſt eine ſhwere Prüfungszeit ein, und welche Hinderniſſe dem Evangelium ſogenannte europäiſche und

amerikaniſche Chriſten durd ihren Wandel und ihr Verhalten namentlich gegen die ausgeivanderten Chriſten bereiten, werden wir in- nächſter Nummer zeigen. Aber troy alledem — das Evangelium hat nunmehr ſeinen Siegeslauf durd) das Reich der Mitte angetreten. Möge es da endlid) aud) nicht an Boten der Kirche des reinen Bekenntniſſes fehlen ! L. ipo}

Neueſtes

aus

Wenn wir „Neueſtes“ aus Uganda

BAWganda. berichten, ſo dürfen unſere Leſer nicht

vergeſſen, daß die Nachrichten, welche uns aus Junerafrika erreichen, immer ſchon mindeſtens fünf Monate alt ſind, daß alſo, während wir uns über die betreffenden

„Neuigkeiten“ freuen oder betrüben, längſt wieder alles anders geworden ſein


114

„Die

kann.

Miffionstaube”

Ueberdies ſcheint König Mteſa, von deſſen Willkür einſtweilen der Bee

ſtand dieſer Miſſion nod) abhängig iſ}, ein gar launiſcher Deſpot zu fein, der heute dies und morgen das Gegentheil will. Und — wie es in der Welt zu gehen pflegt — fo cin gefürchteter Deſpot fürchtet fid) auch ſelbſt wieder. Er iſt nur ſcheinbar ſein eigener und ſeines Volkes Herr. Jn Wahrheit wirken allerlei Mächte auf ihn ein, die ſtärker ſind als ſein bloßer Wille. Ehrgeizige Häuptlinge, ſelbſtbewußte Heerführer, eine abergläubiſhe Mutter und Schweſter,

fdledjte Rathgeber üben einen gewaltigen Einfluß.

Wie ſehr z. B. der König fid

vor Vergiftung fürchtet, geht daraus hervor, daß der Miſſionsarzt Felkin, welcher ihn in ſeiner Krankheit behandelte, alle Arzneien erſt ſelbſt in den Mund nehmen mußte, ehe der hohe Patient ſie zu {lu>en wagte! Und wie ſehr er nod) cin Sklave der Sünde ijt, das beweiſt der Leichtſinn, mit dem er, allen Warnungen des Arztes zum Troß, ſeine gewohnten Laſter weiter treibt und ſo ſeine Geſundheit immer mehr zu Grunde richtet. Wenig Vertrauen erwe>end klingt es auch, daß er dem Miſſionar Wilſon, als dieſer mit mehreren Geſandten des Königs nach England abreif’te, den Auftrag gab, er möchte ihm doch eine weiße Frau von dort mitbringen! Ein Mann dieſer Art, er mag noch ſo edle Eigenſchaften und je und je noch fo gute Anwandlungen haben, ijt und bleibt ein unzuverläſſiger Freund; und wenn die Miſſion in Uganda keinen beſſeren

Grund

unter den Füßen

hätte, als das Wohlwollen

des Königs Mteſa,

ſo

Doch wurde die Stimmung

des Kö-

Jm Mai ſandte er ſogar in Begleitung von

zwei Miſſionaren jene Geſandten an die Königin von England. Erſt im April dieſes Jahres ſind dieſelben in London angekommen, wo ſie bereits allerlei geſehen und gehört haben, was fie natürlih höchlih in Erſtaunen verſeßt hat.*) Viele Miſſionsfreunde intereſſiren fic) für ſie. Man hat fie auc) in Kirchen,

zu den Maiverſammlungen, vor die geographiſche Geſellſchaft u. f. w. geführt und #2) Am 14. Mai wurden fie der Königin vorgeſtellt.

Sie überreichten einen Brief von

- Mteſa und ſagten, dieſer habe ſie nach England geſchi>t, um zu ſehen, ob alles, was er über die Größe und Macht dieſes Landes und der Königin gehört, wahr fet; was fie geſehen, habe ihre Erwartungen aber noch weit übertroſſen. Die Geſandten mußten auch ihre Namen (d. h. Namenszeichen) ins Vergißmeinnicht der Königin eintragen und durften dann den BuckinghamPalaſt beſichtigen. E

rA, oh

ſeßung ihrer Thätigkeit unmöglich ſchien.

nigs bald wieder cine günſtigere.

QUIET eg RRE

Miſſionsgeſellſchaft gerichteten Briefe : pom Februar 1879 waren katholiſ<e Miſſionare in Rubaga angekommen, welche durd) Geſchenke nah dem Geſchma> des Königs dieſen zu gewinnen wußten und durch unverſchämte Lügen die bibliſche Lehre der engliſchen Brüder zu verdächtigen ſuchten. Jm März war ein Brief des engliſchen Konſuls aus Sanſibar gekommen, der, von den am Hofe des Königs anweſenden Arabern falſh überſeßt, ſcheinbar die evangeliſhen Miſſionare als Betrüger hinſtellte. Dieſe wurden nun beſchimpft und in jeder Beziehung ſo eingeengt, daß eine Fort-

PANS

ſtünde es traurig um ſie. Folgendes nun iſt der Jnhalt der lesten von den Miſſionaren Mackay, Litchfield und Pearſon aus Rubaga an die Committee der engliſch-kirchlichen

3 A

|


„Die

Miffionstaube”

115

ſucht ihnen allerlei Gutes beizubringen. Faſt am meiſten Cindrud auf fie aber machte ein gezähmter afrikaniſcher Elephant, den man ihnen im Thiergarten zeigte und den ſie auch beſteigen durften; daß die Europäer dies wilde, gefährliche Thier hatten einfangen, zähmen und abrichten können, das zeigte ihnen eben, wie weit ſie ſelbſt hinter jenen nod) zurückſtehen. „Während dieſe Geſandtſchaft auf der Reiſe war, ging es in Rubaga ſchön voran. Der König, der früher neidiſh geweſen wäre, wenn jemand ihn im Leſenlernen oder in irgend einer anderen Kunſt übertroffen hätte, forderte jest alle ſeine Häuptlinge auf, bei den Miſſionaren in die Schule zu gehen. Dieſe konnten niht genug Alphabete und Leſetafeln auf ihrer Handpreſſe drucen. Alles wollte aud) fo einen Bogen haben und leſen lernen. Die Gottesdienſte wurden gut beſucht, die Miſſionare durften über alles ihre Meinung frei ausſprechen, Beſuche machen und Beſuche empfangen. Auch ihre äußere Stellung wurde cine unabhängigere. Sie vollendeten ihre Häuſer, machten einen Zaun um das Miſſionsgehöfte, pflanzten Bananen, kauften von den Eingebornen ihre Lebensbedürfniſſe und fingen an, fic) immer mehr daheim zu fühlen. Zahlreiche Kranke kamen hilfeſuchend zu ihnen, und durch die verabreichten Arzneien wurden

PERT

viele geheilt.

Ein Häuptling trat ihnen beſonders nah, erklärte, daß er an

JEſum glaube, und einmal ſprach ſogar der König davon, daß er fic) wolle taufen laſſen! Was auch die Muhammedaner und Katholiken ſagen mochten, der König blieb den evangeliſchen Miſſionaren treu, und dieſe benußten die Gelegenheit, das Eiſen zu ſhmieden, fo lange es heiß war. Ueber den Charakter des Königs gaben fie fid) keinen Täuſchungen hin, den Werth des allgemein erwachten Leſceifers überſchäßten fie aud) nicht, aber ſie freuten jid) von ganzem

Herzen, jest ungehindert und im Frieden arbeiten und den guten Samen

in

Hoffnung einer einſtigen Ernte ausſtreuen zu können. „Da trat ein Ereigniß ein, das auf einmal alles bisher Gewonnene wieder in Frage ſtellte. Der König war fortwährend krank. Der Miſſionsarzt Felkin

war nach Europa gereiſt.

Es wurden Stimmen laut, man ſolle dod) Mukaſſa,

die Prieſterin des Seegottes,

König geſund machen.

kommen laſſen ; die könne ja mit Einem Wort den

Seine Mutter, andere Glieder ſeines Hauſes, auch einige

ältere Häuptlinge, denen das Eindringen des Chriſtenthums wohl längſt ein Dorn im Auge war, ſprachen ihm zu, jene Gottheit, d. h. die von derſelben angeblich

beſeſſene Wahrſagerin oder Zauberin — man weiß nicht redjt, wie man ſie nennen ſoll — kommen zu laſſen. Ehe man ſich's verſah, war dieſelbe ſhon unterwegs nach der Hauptſtadt.

Jeßt hielt Miſſionar Mad>ay es für ſeine Pflicht, den

König daran zu erinnern, daß er fic) ja für den 'Chriſtengott entſchieden habe; es könnten doch nicht zwei Gottheiten neben einander in Uganda angebetet werden;

ſei aber Mukaſſa

nur cin Menſch,

Könige im Lande: Mukaſſa

fo ſehe es ja aus, als gebe es zwei

und Mteſa!

König Mteſa ſtimmte bei und

erklärte frei, daß er gar nicht an dieſe heidniſchen Sachen glaube. Dies ermuthigte Ma >ay, im Sonntagsgottesdienſt nod ſchärfer gegen den Gößendienſt und die

Zauberin Zeugniß abzulegen.

Das machte aber böſes Blut.

aufs Neue bearbeitet und zwar mit Erfolg.

Der König wurde

Ein feierlicher Empfang jener Zau-

:


rt „Die

116

=

Miffionstaube”

berin wurde vorbereitet, dazu nod) zwei andere Gottheiten geladen, zuvor aber eine Hofverſammlung gehalten (23. Dec. 1879) und in dieſer vom König den Miſſionaren erklärt: „Wir brauchen eure Lehre nicht; die Araber mögen ihre Religion haben und ihr die eurige, wiraber wollen zu der Religion unſerer Väter zurückehren.“ Damit waren wieder einmal alle böſen Geiſter wie entfeſſelt. Die Miſſionare wurden beſchuldigt, ſie ſeien nihts als Spione und Verräther; wenn ſie für den König arbeiten, Pulver, Flinten und dergleichen fabriciren wollten, fo dürften fie im Lande bleiben; ſonſt wolle man nichts von ihnen. Auf die Bitte der Miſſionare wurden nun die Briefe herbeigebraht, welche ſeiner Zeit Lieutenant Smith und Miſſionar Wilſon dem König übergeben hatten und worin deutlid) ausgeſprochen war, daß die Miſſionare Religionslehrer ſeien, daß ſie nur auf den Wunſch des Königs ins Land gekommen u. \. w. Es half aber nichts. Die Brüder waren froh, als die Verſammlung zu Ende war und ſie mit heiler Haut davon kamen. Mit ihrer Thätigkeit war es jest aber aus. Am Tage nach der Verſamm-

lung hielt jene Prieſterin ihren Einzug;

| |

am Hofe fand cin Viergelage ſtatt; es

|

wurde getanzt, getrommelt, gepfiffen; Beſchwörungsformeln wurden geſungen. Das Heidenthum feierte einen glänzenden Sieg. Die Miſſionare — Proteſtanten wie Katholiken.— wurden von jedermann gemieden; das Schulehalten und Predigen hatte cin Ende. Und fo ſtand es nod) am 9. Januar dieſes Jahres,

|

dem Datum des lezten Briefes. verloren.

Den Muth aber haben die Miſſionare nicht

„Wenn dieſe Briefe in England ankommen“,

ſchreibt einer von ihnen,

„ſo iſt vielleicht an Stelle der Ebbe ſchon wieder die Fluth getreten.““ (Calw. Miſſ. Bl.)

Y —

of

—_—_

Aus dem Sahresberidt der Leipziger Wiffions-Gefelfdaft. Dem von Director Hardeland auf dem leßten Jahresfeſt der Leipziger Miffions-Gefellf{dhaft erſtatteten Bericht entnehmen wir Folgendes: „Wir haben wieder 747 heidniſchen Tamulen die heilige Taufe ertheilt. Die Zahl der

| a | |

Oriſchaften, in denen wir Chriſten haben, hat fid) von 421 auf 442 vermehrt; 323 Chriſtenkinder ſind getauft und 187 aus fremden Kirchengemeinſchaften auf-

genommen worden. Die Geſammtzahl der Gemeindeglieder ijt von 10,872 auf 11,425 geſtiegen. Snsbefondere glänzt eine unſerer jüngſten Stationen, Mdura, wie vom Thau aus der Morgenröthe. Vor 2 Jahren, ehe Miſſ. Kremmer die Pflege dieſer Station übernommen hatte, belief ſich die Zahl unſerer dortigen Chriſten auf faum 200, jest iſt fie auf 949 angewachſen. Ein eingeborner Gehilfe, David, ſchon alt und ergraut, ſteht an der Spike der Bewegung, die hier

durch fein treues, anhaltendes Gebet und durch fein fchlidtes Zeugniß vom Herrn entſtanden iſt. Dazu kommt, daß Gott unſerm Miſſionar Kremmer die Gabe geſchenkt hat, durch ſein herzliches Weſen und ſeine einfache Predigtweiſe die |

Seelen anzuziehen.

Einem unſerer Brüder aus Trankebar, der kürzlich Madura

“ beſuchte, ſagte der Zemindar Jogi Surappen:

Vater Kremmer

ijt ein Mann,

| eI

| = | | |


ANE e

iat

OAD

ANOTE

TN CR

Co

„Die

Miſſionstaube,”

117

gerade wie wir ihn brauchen; er hat nichts von einem großen Herrn an ſich, er iſt gerade wie unſer Einer. „Eine ſelbſtändige ev.-lutheriſche Kirche unter den Tamulen ift von Anfang an das Ziel unſerer Arbeit geweſen, wie ſhon unſere Statuten zeigen. Und wir ſind dem Ziele mehr und mehr nahe gekommen, wenn auch in großer Schwachheit. Jm legsten Jahre ift nun ein wichtiger Schritt vorwärts geſchehen. Durch unſere und unſerer Miſſionare gemeinſame Arbeit ift eine Gemeindeordnung für unſere Miſſion entivorfen und dieſer Entwurf am 1. October v. J. ciner nad Trankebar berufenen Verſammlung von Vertrauensmännern aus unſeren tamuliſchen Gemeinden vorgelegt worden. 10 unſerer gefördertſten Gemeinden waren durch 16 ſolcher Vertrauensmänner vertreten. Die einzelnen Paragraphen wurden dur<genommen und, wie Miſſionar Jhlefeld berichtet, ſtellte ſich dabei bei unſeren tamuliſchen Chriſten ein ſolches geiſtliches Verſtändniß und eine ſo richtige Erfaſſung der Aufgaben der lutheriſhen Gemeinden dieſes Landes heraus, daß wir noch immer mit Freuden an dieſe Verſammlung zurückdenken. Dankbar dafür, daß man ihnen Vertrauen ſchenke, ließen ſie uns deutlich erkennen, daß dieſe Gemeindeordnung einem allſeitig gefühlten Bedürfniß entgegenkomme. Jnzwiſchen ſind die Verhandlungen über den Entwurf zum SO gebracht und die Gemeindeordnung feſtgeſtellt worden. „Die Zahl unſerer Schulen iff von 105 auf 121 geſtiegen. Jn denſelben lehren 153 Lehrer, die faſt ausnahmslos aus unſerem eigenen Seminar hervorgegangen ſind. Die Geſammtzahl der Schüler ijt von 2196 auf 2253 geſtiegen ; darunter ſind 1458, die unſerer Kirche angehören. Beſonders erfreulich geht es mit dem theologiſchen Seminar. Jm Dienſte ſtehen dermalen 9 ordinirte Tamulen (ein zehnter iſt penſionirt); ferner 57 Katecheten und 50 andere Miſſionsdiener. „Jn Hinterindien hat Miſſionar Mayr ſeine Hauptarbeit noch ‘unter den ausgewanderten Gliedern unſerer vorderindijden Gemeinden. Die Zahl der tamuliſchen Gemeindeglieder in Rangun iſ} von 70 auf 85 geſtiegen. Auch hat Mayr als Erſtling aus den Heiden eine Lydia aus einer wohlhabenden Pariafamilie getauft. Die beiden dortigen Schulen zählten 73 Schüler unter 4 E

Drei Diakone arbeiteten an der Gemeinde. „Am Ende des Jahres ſtanden 20 Miſſionare in Arbeit; ge

auf

Urlaub war unſer lieber ſhwediſcher Bruder Duchterlony. „Unſer neues Seminar (in Leipzig) wurde am 1. Mai 1879 eröffnet. Die Wege, auf denen wir bis dahin Arbeiter gewonnen hatten, waren uns verlegt: weder Candidaten nod) Studenten wollten fid) mehr finden; der Theologenmangel

war allgemein. Mußten wir deshalb zum Seminar greifen, ſo bleiben doch die Ziele, die wir darin erreichen wollten, möglichſt hod) geftedt. Jeht find 10 Zög12 Zöglingen

mußte einer

krankheitshalber ausſcheiden, 3 andere mußten entlaſſen werden:

ihre Gaben

linge

da,

2 davon

erſt kürzlih

eingetreten.

Von

reihten niht hin. (Die Koſten des Probejahrs werden von den Entlaſſenen möglichſt erſet, und wird leßteren, ſoweit es angeht, zu Stellungen verholfen,


118

„Die

Miffionstaube”

in denen ſie der heimathliden Rirde nad) Kräften dienen können, wie denn die jüngſt Entlaſſenen uns ſeitdem zufrieden und fröhlich geſchrieben haben. Während unſeres halben Rechnungsjahres betrug die Geſammt - Einnahme 120,540 Mark, die Geſammt- Ausgabe 125,929 Mark. Wir haben alſo zum erſtenmal cine Mehrausgabe von 5389 Mark zu verzeichnen.“ ——

tip

0-4-0

Hermannshurger Miffionsfeft. Am 23. und 24. Juni wurde in üblicher Weiſe das Germannsburger Miſfionsfeft gefeiert. Herr P. Th. Harms bezeugt von demſelben: „Unſer diesjähriges Miſſionsfeſt hat allen unſern bisherigen Miſſionsfeſten die Krone aufge-" fest. Sch ſelbſt gehöre zu den wenigen Glüdlichen, die alle unſere Miſſionsfeſte ohne Ausnahme mitgefeiert haben, und habe alſo ein Urtheil darüber; allein ih muß der Wahrheit gemäß ſagen: Das diesjährige Miſſionsfeſt war das ſchönſte und größeſte von allen. ... im Abend vor dem Feſte blieſen 115 Bläſer das Feſt ein. Das Herz lachte Einem im Leibe, daß die lieben Jungen ſo harmoniſch Blicfen und zugenommen hatten in der edlen Muſica. Wagen auf Wagen rollte ins Dorf, und bald wurden die Wagen leer und die Häuſer -voll und die Herzen fröhlich und ſelig. Hannoveraner vor Allen, aber aud) Preußen, Me>lenburger, Holſteiner, Oldenburger, Heſſen, Sachſen, Braunſchweiger, Hamburger, Schweden und Norweger u. |. w., ſie kamen und füllten die große Kreuzkirche, daß kein Apfel faſt hätte zur Erde fallen können. Gott ſegne alle lieben Brüder und Schweſtern in Chriſto. Gott ſegne inſonderheit auch die lieben Paſtoren alle, die gekommen waren, mit uns zu feiern. Wie ſhön war unſere herrliche Kreuzkirche in ihrem Menſchenſhmu>! Denn der ſchönſte Schmu> der Kirche find nicht die farbigen Fenſter, nicht die ſtolzen Pfeiler, nicht die ſ<hönen Wölbungen, ſondern

„Der Reingewinn der Buchdrucerei betrug 14,236 Mk. 91 Pf., wozu die Buchbinderei 2263'Mk. 13 Pf. geliefert hat. Angefertigt wurden : das Miſſionsblatt in runder Zahl 11,000 Exempl.;

die

Concordia in 5000 Erempl.; Johann Gerhard, geiſtliches Kleinod, 1200 Exempl. ; Betſchuanenfibel 13,000 Exempl. ; Laſſenius, bibliſcher Weihrauch, 1000 Exempl.; Merling, Civilact oder Trauung, 500 Exempl. ; Beer, das Leben der erſten Chriſten, 4. Aufl., 500 Exempl. Jn Arbeit befindet fic): Das ſingende und betende Zion, 3. Aufl. Das Perſonal der Buchdru>erei beſteht aus 13, das der Buchbinderei aus 6 Perſonen. : An Naturalien gingen ein: 492 Hemden, 857 Paar Strümpfe, 130 Rollen

Leinen und Drell, 67 Bettlaken, 20 Kiſſenbezüge, 4 Bettbezüge, 1 Inlett, 100

Lay SEAN zd shy

leitenden Worten folgenden Jahresbericht gab:

LAY

Ve

die Fülle der heilsbegierigen Menſchen.“ Vormittags hielt P. Sültmann die Vorleſung und P. Harms die Hauptpredigt; Nachmittags predigten P. Ernſt und Inſpector Müßelfeld. Den Schluß machte P. Harms, indem er nad) einigen ein-


„Die

Miffionstaube.”

119

Handtücher, 117 Taſchentücher, 116 Halstücher, 27 Väffchen, 485 Kittel, 8 Stück Kleiderzeug, 11 Paar Stiefel, 7 Deden, 48 Schürzen, 1 Altarbekleidung, 1 Anzug, alte Kleidungsſachen, Wollgarn, 1 Uhr, 6 Servietten, Schreibmaterial, Nähutenſilien, Butter, Eier, Schinken, Fleiſch und ganze Wagenladungen von Kartoffeln,

Kohl, Stecrithen, Wurzeln 2. Die Geſammteinnahme im vorigen Jahre beläuft ſich auf 288,386 Mk. 14 Pf., die Geſammtausgabe auf 267,613 ME. 10 Pf., bleibt Ueberſ<huß 20,773 ME. 4 Pf., davon Caſſenbeſtand vom 1. Juni 1880 430 Mk. 10 Pf., alſo in Summa 20,342 ME. 94 Pf. Ueberſchuß. Jm Jahre 1879 betrug die Schuld 70,940 Mf. 25 Pf., in dieſem Jahre nun

noch 50,597 Mk. 31 Pf.

Wenn wir dabei bedenken, daß die Koſten der diesjährigen Ausrüſtung und Ausſendung unſrer 26 Miſſionsgeſchwiſter mindeſtens 20,000 Mk. betragen haben, welche Summe eingerechnet ift; wenn wir ferner bedenken, daß unſre Miſſion noch nie, ſo lange ſie beſteht, ſolhe Anfeindungen zu beſtehen gehabt hat, als im verfloſſenen Jahre; wenn wir endlich bedenken, daß unſre diesjährige Einnahme die-größeſte iſt, die wir jemals gehabt haben, ſo müſſen wir ſagen, daß das Ergebniß dieſes Jahres ein wahrhaft ſtaunenswerthes ijt, daß der HErr Wunder ſeiner Gnade, Langmuth und Macht bewieſen hat. Jhm Allein, Allein, Allein die Ehre.“ Nachdem ſo wie gewöhnlich der erſte Tag des Feſtes in der Kirche gefeiert war, ging es am Morgen des zweiten Tages mit Poſaunenſchall ins Freie, unter die grünen Eichen von Lutter. C. S. ei oe pe Se

Examina

————

Get der Wiffiouspredigt in China.

Auf einer kleinen Reiſe kamen einige Vafeler Miſſionare in einen kleinen chineſiſhen Marktfle>en, Kwang-pa. Bald verſammelten fid) Dußende von Männern und jungen Leuten vor ihrer Herberge, grüßten freundlih und forderten die Fremdlinge auf, zu predigen. „Wir festen uns auf den freien Play vor der Herberge, und ſogleich bildete ſich um jeden von uns ein dichter Kreis von Zuhörern, fo daß wir beide zugleich reden konnten, ohne einander zu ſtören.

Man darf nun aber nicht meinen, das ſeien lauter um ihr Seelenheil bekümmerte Leute, die da herzukommen. Was fie hertreibt, iſt zunächſt Neugierde, und wor-_ über wir uns zunächſt freuen, ift das, daß wir nicht mit ſtiller Verachtung oder

mit Schimpfworten empfangen werden, ſondern daß fid) die Leute über unſer Kommen erfreut zeigen. Wir fangen alſo an zu predigen, d. h. wir fordern die Leute auf, dem allmächtigen Gott im Himmel die Ehre zu geben und nicht jenen Gagen oder Geiſt, deſſen Altar oder Tempel wir vor dem-Dorf draußen ſahen, zu verehren. Als Antwort darauf kommt häufig ein Ausdru> der Verwunderung

darüber, daß wir ihre Sprache fo gut verſtehen, oder etivas Derartiges. Dann - aber müſſen wir ein Examen beſtehen und ehe wir weiter ſie zu belehren verſuchen, erſt uns Tere ft als „Menſchen“ legitimiren, welche Religion,


120

„Die

Miffionstaube.”

Gitte und Bildung haben; denn daß wir das alles nicht haben, ift Grund: vorausſeßung jedes redjtglaubigen Chineſen. Deshalb eben nennt uns ja das Volk fo einſtimmig „Fremde Teufel“. „Es fragt alſo einer der Hervorragendſten im Kreis: „Habt denn ihr am Barbarenſtrande (ſtehende Bezeichnung für Ausland) auch einen König und Vez amte und Staatsgeſeße, wie wir in dem Reiche der Mitte? Habt ihr auch verſchiedene Geſchlehtsnamen oder achtet man bei cud) niht auf die Abſtammung, wie es bei den Thieren ijt? Ehrt man bei euch auch die Eltern und habt ihr aud die Einrichtung der Ehe wie wir? Gibt es bei euh aud) Schulen und Examina und wiſſenſchaftlihe Grade? Seid ihr hon bei jenen Examina geweſen?“ Durch unſere Antworten auf dieſe Fragen kommen gutgeartete Zuhörer zu der Ueberzeugung, daß wir aud) den Namen ,nyin‘, d. h. Menſchen, verdienen, und damit ijt eigentlid) erſt die Baſis gewonnen, auf der eine gegenſeitige Annäherung möglich iſt. Jett iſt es Zeit, wieder auf das eigentliche Thema zurü>zukommen und zu zeigen, wie weit ſie mit ihren religiöſen und ſittlichen Begriffen in der Jrre gehen und wo allein Hilfe und Rettung zu finden ſei. Dies iſt der gewöhnliche Gang unſerer Heidenpredigt und er war es

auch an jenem Abend in Kwang-pa.

Die Leute hörten zu, bis unſer Neis gekocht

war, und ein beſſer gekleideter junger Mann lud uns dann ein, nah dem Nachteſſen in ſein Haus zu kommen, um dort noch weiter zu reden. Obgleich es nachher wieder ſtark zu regnen begann, ſandte er doh nach Tiſch einen Boten mit einer Laterne, um uns abzuholen. Jn ſeinem Haus am andern Ende des Marktes redeten wir dann lange und ſehr eingehend über den Lebensweg, bis uns die Müdigkeit nöthigte, unſer Lager aufzuſuchen. Der Mann, welcher uns abgeholt,

geleitete uns wieder in unſere Herberge zurü>.“

(Heidenbote.

1880.

Nr. 1.)

Für die Negermiſſion in Little Rod, Ark., erhalten: Für

Miſſion:

Durch P. Carl Mende, Jubelfeſtcoll. ſeiner Gem., $1.40.

, Für arme Negerkinder: Den beſten Anzug des ſeligen, kleinen Carl Buckendahl aus ierce, Neb. Von H. Dageförde, Nicollet, Minn., 1 Stück Kattun. Durch Lehrer J. L. Backs aus vom Frauenverein in Venedy, JU3., $5.00. Von Frau P. G. Barth, Pella, Wis., 3 emden, 1 Hoſe, 1 Weſte, 1 Stück Kleiderſtoff. ae) - Haffold, Huntington, Snd., von Frau Dict. Meyer 1.00, Frau Rothenburg .25, Frau Bee .50, Frau Vrahs .25, Friedr. Fabre now .50, Georg Bernhard 1.00, Frau Hübner .25, Frau Seidel .25, Frau A. Fahrnow .25, Frau Dorn 1.00, Frau Roller .50, Frau Meißler .50, von H. Starke's Kindern .50. Durch Kaffirer Schuricht von Kaſſirer Bartling 24.74. Bon? aus? 6 Mädchenkleider, 4 Leibchen, 5 Hemden, 6 Pr. Hoſen. Little Rod, Ark., 20. Sept. 1880. F. Berg, Miſſionar. Milde Gaben für die Negermiſſion. Durch P. Rohlfing von H. Stegemüller $.25. Durch P. Kühn von H. Schlüter .20. Dur L. Meier von Paul Mey, J. Friede, H. Meyer je .25. Durch M. Conzelmann von Frau A. Conzelmann für Kleidung der Negerkinder und e Schule je .50. Durch Kaſſirer Birkner 49.14. Von H. zund E. Heine>e in Sheboygan, Wisc., Je 1.00. Von N. N. in Boſton 1.00.

Durch $: W.

Merkle, Schahmeiſter der PS

a

in Ann Arbor, Mich., 14.00.

Herrn M. C. Barthel von D. Ropiſchke 1.00, P. Ph. Köhler .25, P. A. H. Webel .50, L, 125, (für Neger gluon A, Schibing 1.00, A. Zuhlke 1.00, J. Kreſſin .82, H. Henn von VP. Böttichers Schulkindern 1.55, zuſammen 7.37. Durch P. Anſorge in Paducah, 8.00, Durch J. PB. W. von den Fräulein E. und R. P. in Saginaw, Mich., je 1.00.

PB. Lenks Gem.in St. Louis 3 Theuerhoff Kleidungsſtü>e für

Durch

Evert 1.00, Ky.Aus

Hemden ſaregertinver: Durch Þ. A. EPE von Hrn. Guſtav Negerkinder. : J. Umbach, Kaſſirer.


[gin

Nachrichteu aus dem Mifflonsgebict der Heimath und des Auslaudes, Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferenz von Nordamerika. Jn deren Auftrag redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered at the Post OMce

2. Jahrgang.

at St. Louis,

November

Mo.,

as second-class matter.

1880.

E

Aummer 11.

Aus einer <ineſiſhen Strafpredigt an Alle, die es augeßt. Wie in Californien, fo haben aud) in Auſtralien die zahlreich eingewanderten Chineſen von ihren weißen Mitkoloniſten faſt nichts als Haß, Ungerechtigkeit und Vergewaltigung zu erfahren befommen, — nicht eben zur Ehre des Chriſtenthums oder zur Förderung der Miſſionsarbeit. Die Chineſen verſtechen es aber, ſich zu vertheidigen. So erſchien im Laufe des vorigen Jahres zu Melbourne ein von Chineſen herausgegebenes Büchlein, in welchem ſich ſogenannte Chriſten von dicfen eingewanderten Heiden gar bittere und beſhämende Wahrheiten ſagen laſſen müſſen und das uns zugleich einen BVli> thun läßt in

Hinderniſſe, welche der Ausbreitung des Chriſtenthums dort, wie in Californien, unter dieſen gelben Heiden um fo wirkſamer entgegenſtehen müſſen, als der Grundzug des chineſiſchen Charakters ohnehin ja phariſäiſche Selbſtzufriedenheit

und Selbſtgerechtigkeit iſt, die da ſpricht: „Jch danke dir, Gott, daß ih nicht bin, wie andere Leute.“ Das genannte Vüchlein iſt betitelt: „The Chinese Question in Australia‘. Edited by L. Kong Meng, Cheok Hong Cheong, Louis Ah Mony. Melbourne. 1879.“ Wir entnehmen dem „Ev. Miffions-

Magazin” folgende Stellen dieſes Büchleins. : „Bis zum Jahre 1842 lebten wir Chineſen in glü>licher Whgefd loffenheit von der übrigen Welt.

Die weſteuropäiſchen Nationen

land, ſagten: ,Das darf nicht ſein!“ ST: tS ee ELU

in Peking

ein Vertrag

Did

britiſchen Handel aufſhloß.

aber,

namentlich Eng-

Mit Waffengewalt wurde der Regierung

aufgezwungen,

welcher mehrere

chineſiſche Häfen dem

Jm Jahre 1844 verlangten und erhielten die Ver-


+

Bac 122

„Die

Miffionstaube.”

einigten Staaten ähnliche Rehte. Jm Jahre 1860 nöthigten die verbündeten Regierungen von Frankreich und England dem twiderftrebenden Kaiſer und ſeinen

Mandarinen einen neuen Vertrag auf, welcher den beiden Nationen völlige Freiheit, nad) China zu kommen und wieder zu gehen, gab, andererſeits aber natürTic) auch den Chineſen die entſprechende Freiheit in Betreff Frankreichs und der engliſchen Befigungen einräumte. 1868 fdjlof die Regierung der Vereinigten Staaten mit unſerem Kaiſer den ſogenannten Burlingame- Vertrag, wodurch China den Amerikanern und umgekehrt Amerika den Chineſen geöffnet wurde. Wir bitten, darauf zu achten, daß dieſe Rechte nie von uns

waren

begehrt worden.

Die weſtlichen Mächte zerſhmetterten mit ihren

Kanonen die Thore unſeres Reiches und beſtanden darauf, daß dieſelben nicht wieder geſchloſſen werden dürften. Thatſächlich ſagten ſie zu uns: „Wir müſſen herein und ihr ſollt hinaus. Wir wollen es nicht leiden, daß ihr euch von der

übrigen Welt abſchließt. Wir wollen cud) unſern Unternehmungsgeiſt einimpfen und euch in die große Völkerfamilie aufnehmen. Wir wünſchen, daß ihr unſere Bibel leſen möchtet, in welcher geſchrieben ſteht, daß Gott von Einem Blute aller Menſchen Geſchlecht auf dem

ganzen Erdboden

habe wohnen laſſen.

Wir ſind

alle ſeine Kinder. Laſſet uns das Band der Handelsfreundſchaft um uns lingen und als Brüder mit einander leben und Geſchäfte machen u. f. w.“

Die Chineſen kamen, um zu arbeiten, nicht um zu betteln oder zu ſtehlen.

Sie

verließen fid) auf jene Verträge, auf den Schuß der Regierung, ja auch auf den chriſtlichen Charakter der europäiſchen Koloniſten. Man denke fid) unſere Enttiufdung, unſer Staunen und unſern Schmerz über das, was nun folgte. Auf

einem neu entde>ten Goldfeld, Bucland genannt, hatte ſich eine Anzahl Chineſen niedergelaſſen, arbeitſame, friedliebende Menſchen, die nichts wollten,

als ihrem

Geſchäft nachgehen und mit Jedermann Frieden haben. Aber was geſchah? Die andern Goldgräber überfielen fie, verjagten fie von ihren Plagen, ſ{lugen und mißhandelten ſie grauſam, plünderten und verbrannten ihre Zelte. Wir denken, das heißt niht thun, was man will, daß einem die Leute auh thun!

Wenn etwas der Art in China geſchehen wäre, wenn eine Anzahl engliſcher Arbeiter fo grauſam und geſeßwidrig wäre behandelt worden, ſo wäre jedes euer Geſandter in Peking hätte ſ{hleunige Genugthuung

dagegen

aufgeſtanden;

verlangt, und wenn

fe,

Heitungsblatt in ganz Großbritannien mit Entrüſtung

TE

hörten, der erſt ſo wenig Einwohner

habe, fruchtbar und reid) an Metallen, dazu in ein paar Wochen von China aus zu erreichen ſei, die <ineſiſ<he Auswanderun g in dies gelobte Land anfing.

iad ERF

So kam es, daß, als wir vor etwa 25 Jahren

vom großen auſtraliſchen Kontinent

con Aa, A Wiad

der Sinn unſeres großen Lehrers.

sip

geſeß der engliſchen Religion und Geſellſchaft ſei dieſes: „Was ihr wollt, daß euch die Leute thun ſollen, das thut ihr ihnen.“ Das iſt aud

alk

Nun, das haben wir gethan. Wir erfuhren, daß es nod) weite Länderſtre>en faſt ohne Bewohner gebe, wo Pla genug ſei für die überfließenden Millionen Curopa’s und Aſiens. Eure Miſſionare kamen zu uns und laſen uns aus eurer Bibel ſchöne Gebote vor, wie die des Konfucius und Mencius. Sie ſprachen von der Verbrüderung aller Menſchen, und ſagten uns, das Grund-


Fi A

ndie

Miffionstaube”

123

dieſe nicht erfolgt wäre, hätte man cin paar Kriegsſchiffe an die Mündung des Peiho geſchi>t u. fj. f. Jenen armen chineſiſchen Goldgräbern aber ward keiner[ei Entſchädigung zu Theil, obgleich einige von ihnen in Folge der erlittenen Mißhandlung ihr Leben verloren. Wir können nicht umhin, zu erklären, daß Vorgänge dieſer Art ſehr unwillkommene Beweiſe jener brüderlichen Liebe ſind, welche von eueren Religionslehrern und Moraliſten gepredigt wird, ja welche auch unſer eigener Konfucius anempfichlt. . „Warum will man denn jeht in Auſtralien uns Chineſen nicht aufnehmen? China hat auf ctiva 2 Millionen Quadratmeilen (engliſh) 400 Millionen Einwohner, während in Auſtralien auf beinahe 3 Millionen Quadratmeilen nur 2,100,000 Koloniſten und ein paar Tauſend Ureinwohner kommen. Jn unſerer Heimat find im leßten Jahr Millionen Männer, Weiber und Kinder — ja Mile lionen! man denke an den Jammer und das Elend — Hungers geſtorben, und Angeſichts dieſer Thatſachen wollt ihr uns verbieten, die Segnungen mit zu genießen, welche hier die Vorſehung dem fleißigen Arbeiter beſchieden hat? Haben

Menſchen dies Land geſchaffen oder hat es Gott gethan?

Und wenn Gott es ge-

ſchaffen hat, wer darf es dann ſolchen verſchließen, die in ihrem eigenen Vaterland ihren Lebensunterhalt nicht finden können und ſich den Geſehen-ihrer neuen Heimat bereitwilligſt unterwerfen? Jhr ſchließet ja aud) Deutſche und Franzoſen, Jtaliener, Dänen und Schweden nicht aus. Warum denn uns? Sind wir eine ſo niedrige Raſſe? Das wird niemand behaupten wollen, der etivas von unſerer Geſchichte, unſerer Sprache und Literatur, unſerer Regierung und unſerem öffentlichen oder Privatleben weiß. Leſet nur, was einer eurer eigenen Landsleute (Meadows) über die Urſachen des wunderbar langen, 4000jährigen Beſtandes des chineſiſchen Reiches geſagt hat. Nach ihm ſind dieſe Urſachen 1) die allgemeine Anerkennung des Grundſatzes, daß das Volk mit moraliſchen Mitteln, nicht blos mit phyſiſcher Macht regiert werden muß; 2) die ebenſo allgemeine Ueberzeugung, daß man zur Regierung die Dienſte der weiſeſten und beſten Männer nöthig hat; 3) das Syſtem der Examina für den Staatsdienſt, wodurch für dieſen eben die rechten Männer gefunden werden. Ferner ift unſer Volk ein gebildetes. Nur ſelten findet man einen Chineſen, der nicht leſen, ſchreiben und rechnen kann. Läßt fid) das auch von allen Engländern oder Jrländern behaupten? Dazu trägt bet uns nicht der Staat oder die Gemeinde die Koſten des Schulunterrichts, ſondern die Eltern ſelbſt. Und endlich iſt aller Unterricht bei uns auf Religion und Sittlichkeit gegritndet.”*) (Folgt cine Reihe von Sprüchen des Confucius und Mencius, welche in China jedes Schulkind auswendig lerne.) „Und doch brandmarkt man Leute, die eine ſolche Erziehung genoſſen haben, als „unwiſſende Heiden“ und „unreinliche Barbaren“. Und das thun Leute, die nie in China waren, die nichts von unſern Zuſtänden verſtehen, die nur ein paar

hinefifde Auswanderer gefehen haben. Wir bedauern fo aufrichtig als irgend jemand, daß unter dieſen es an Unſittlichkeit leider nicht fehlt; aber zuverſichtlich *) Von uns unterſtrichen.

D. N.


124

„Die

Miffionstaube”

behaupten wir, daß dies bei ihnen nicht in höherem Grade der Fall ijt, als bei der europäiſchen Bevölkerung. Verſichert doh der Regierungsſtatiſtiker, daß die Zahl der Verbrechen bei der hieſigen chineſiſchen Bevölkerung kleiner ijt, als bei der europäiſchen. Nichts kann daher ungerechter ſein, als das Geſchrei, das gewiſſe Leute hier gegen uns erhoben haben. Man verſetze ſich einmal nad) China. Hätten vor 30 oder 40 Jahren diejenigen unſerer Mandarinen, welche engliſche Zeitungen laſen und hier täglich die gräßlichſten Verbrechen und Laſter geſchildert fanden, nicht auh {ließen können, die Engländer, welche China mit Gewalt zu jenen Verträgen zwingen wollten, ſeien eine Nation von Teufeln und deßwegen dürfe man ſie nicht hereinlaſſen? Was hätte man zu einer folden Schlußfolgerung geſagt? Würden nicht die gleichen Zeitungen, welche erzählten, wie engliſche Männer ihre Weiber prügeln und wie man fic) in England betrinkt und Lebensmittel fälſcht und Schiffe verſenkt oder Häuſer anzündet, um die Verſicherungsgeſellſchaften auszubeuten, würden ſie nicht laut erklärt haben, es ſei eine ſchreiende Ungerechtigkeit, von einigen Ausnahmsfällen auf das Ganze zu ſchließen? Nun, eben fo ungerecht ift es, die Chineſen nach einigen verkommenen Exemplaren zu beurtheilen, wie gegenwärtig in Auſtralien Mode ijt.” (Folgen einige Auszüge aus ſolchen engliſchen Schilderungen engliſcher Laſter und Verbrechen, ferner engliſche Zeugniſſe für die Vortreſſlichkeit chineſiſcher Einrichtungen 2c.) ... „Der Hauptvorwurf gegen uns iſt aber der, daß wir uns mit ſo geringen

Löhnen begnügen und dadurch die europäiſchen Arbeiter hier ſhädigen.

Aber

wenn die Chineſen einmal längere Zeit im Lande ſind, werden ſie auh höhere Löhne fordern. Der Trieb nad) Erwerb und Genuß iſt bei allen Menſchen der gleihe. Und überdies gibt es ja allerlei Handwerke und Beſchäftigungen, für welche die Chineſen fic) beſonders eignen. Warum denn nicht cine Arbeitstheilung eintreten laſſen? Hier in Auſtralien ijt wahrlich Luft und Naum genug

für alle. Jn der Küche und im Garten, in der Werkſtatt und in der Fabrik, in der Wäſcherei und in der Faktorei haben die Chineſen ſich als fleißige, nüchterne, gelehrige und ausdauernde Arbeiter erwieſen. Jhre größten Feinde ſind überall die Trunkenbolde und Tagediebe, welche nur drei Tage in der Woche arbeiten

und an dieſen ſo viel Lohn erhalten wollen, daß ſie die übrigen Tage der Woche durch ſaufen und praſſen können. Solchen Leuten waren in San Francisco die Chineſen natürlich die allerverabſcheuungswürdigſten Subjecte, gegen die man

— :

ſich alles erlauben durfte. Und wie ſhmählih ſind wir deßwegen von den Amerikanern behandelt worden, von den Amerikanern, die an die Spitze ihrer berühmten Unabhängigkeitserklärung

die Worte

geſeßt haben,

daß alle Menſchen

gleid) geſchaffen ſeien und daß ‘gewiſſe Rechte, z. B. das Recht des Lebens, der + Freiheit, des Strebens nah Glü>, allen unveräußerlich ſeien! Was für einen lehrreichen Commentar liefern die californifden Chineſenheßen zu dieſen hochtönenden Phraſen! Und was ſollen wir von eurer Religion, von eurer Sittlichkeit, von eurer Gefesgebung denken, welche — wenn fie dergleichen barbariſhe Schandthaten auch nicht gut heißen, doh zum mindeſten dieſelben nicht verhindern?“ (Nun folgt die bekannte Geſchichte, welche Hepworth Dixon von

einem feinen Chineſen erzählt, der in der Montgomery-Straße in San Francisco

-

: a


| ene

„Die

Miffionstaube,”

125

in ben Dre geworfen wurde und dann an den laut lachenden Zuſchauern ruhig mit den Worten vorbeiging: Jhr Chriſten, id) Heide, lebt wohl!) „Bekanntlich gründen die Amerikaner und Engländer ihre Religion auf das Neue Teſtament. Man ſei doch ſo gut und ſage uns, wer in dieſem Fall den Grundſäßen eures heiligen Buches gemäßer handelte, der Chriſt, der den Chineſen in den Dre> warf, oder der arme , Heide’, der, als er geſcholten wurde, nicht wieder ſchalt ? Wenn dergleichen Handlungen die Früchte eueres Chriſtenthums find, dann müſſen wir cud inſtändig bitten, keine Miſſionare mehr nad China zu ſenden. Die Chineſen haben aud Fehler genug, aber ſolche bübiſhe Streiche gegen einen anſtändigen Fremden würde man fid) in Peking oder Hangtſchau dod) ſhwerlich erlauben (?). ... „Doch wir verlangen nichts als die einfachſte Gerechtigkeit. Wie die Chineſen in Californien geſagt haben, ſo ſagen auch wir: Wenn ihr uns nicht haben twollt, ſo hebt doch jene Verträge wieder auf; ruft alle eure Landsleute aus China wieder zurü> und gebt uns unſere frühere Abgeſchloſſenheit wieder. Dann wollen wir hübſch daheim bleiben und euch nicht weiter zur Laſt fallen. Wie könnt ihr aber für eure Landsleute das Recht beanſpruchen, in China zu wohnen, Geſchäfte zu treiben und Geld zu verdienen, während ihr in euren Ländern uns verfolgt und zu vertreiben ſuht? Jm Namen des Himmels fragen wir: wo iſt eure Gerechtigkeit, wo eure Religion, wo eure Sittlichkeit, wo eure Aufklärung, wo eure Freiheitsliebe, wo eure Achtung vor dem Völkerreht ? Wer find die „Heiden“ — ihr oder wir? Und was ift aus jenen hohen und herrlichen Gefühlen der Brüderlichkeit und Liebe geworden, welche ihr ſo häufig in den Mund nehmt und welche ſo vortrefflich von eueren Kanzeln, in eueren Zeitungen und auf eueren Rednerbühnen gepredigt werden?“ .. Das müſſen fid) die Chriſten Englands und der Vereinigten Staaten von dieſen Heiden ſagen laſſen! Mit Recht nennt das „Miſſions-Magazin“ dieſe Strafpredigt ein „Zeichen der Zeit“. Sie iſt zugleich ein weiterer Com-

mentar zu dem apoſtoliſhen Worte Röm. 2, 24.: Gottes Name geläſtert unter den Heiden.“ at

oe

„Eurethalben

wird LM

tr

Einer von den re<ten Leuten. „Die Ernte iſt groß, aber wenig find der Arbeiter, darum bittet den Herrnder Ernte, daß er Arbeiter in ſeine Ernte ſende.“

So

ſprach der HErr,

als er

bei ſeiner Predigt des Evangeliums vom Reich in den Städten und Märkten JFſraels das verſhmachtende, zerſtreute, weil der redjten Hirten entbehrende Volk ſahe und ihn desſelben jammerte (Matth. 9, 35—38.). Ach, daß uns denn beim Anbli> des großen Erntefeldes der inneren und äußeren Miſſion ihm nach des verſhmachtenden Volkes unter Chriſten und Heiden jammerte und wir ihn darum deſto fleißiger um Arbeiter bäten! Dann würde er fic) ſhon genug Leute er-

weden, die nicht allein die nöthigen Gaben,

ſondern aud) den rehten Sinn


126

©

„Die

Miffionstaube”

hätten — Leute, wie wir fie brauchten für das Veriwahrloste in Jſrael und fiir das Verlorne unter den Heiden. Von einem dieſer rechten Leute erzählt das

„Calwer Miſſionsblatt“ das Nachfolgende : „Jm Jahre 1785 wurde einem armen ſchottiſhen Bauersmann, Namens Milne, ein Söhnlein geboren, das in der Taufe den Namen William erhielt. Sechs Jahre darauf ſtarb der Mann, und die arme Familie war nun noch ärmer geworden. Jun der verwahrlosten Dorfſchule lernte der wilde Bube mehr Böſes als Gutes. Erſt als er 13 Jahr alt war, wurde es etwas beſſer mit ihm, namentlid) ſeitdem er anfing, cine Sonntag-Abendſchule im benachbarten Pfarrdorf zu beſuchen. Hier drehte ſich alles um die Bibel. Yedesmal gab der Lehrer den Knaben einen Gegenſtand an, über welchen ſie aus der heiligen Schrift die Hauptſtellen zuſammenſuchen und dann auswendig lernen mußten, z. B. über die Sündenvergebung, über die Auferſtehung, das Gebet, die Demuth 2c. Dieſe Beſchäftigung blieb niht ohne Segen; die nächſte Frucht war, daß der junge Rilne zu beten anfing. „Nun verdingte er ſich als Hirtenjunge auf einen Bauernhof. Hier ging es nichts weniger als chriſtlich zu, und der junge Beter mußte fid) manchen Spott gefallen laſſen, hatte aber ſhon zuviel von der Süßigkeit des Umgangs mit Gott verſchme>t, als daß ſolche Erfahrungen ihm hätten ſhaden können. Auf eine ſamen Bergen, in Gottes freier Natur, da hielt er nun ſeine Andachten und forſchte in ſeiner Bibel. Bald darauf wurde er mit einigen gleichgeſinnten Jünglingen bekannt, die ihn veranlaßten, in der Nachbarſchaft fid) in einer Sonntagsſchule als Lehrer zu betheiligen, denn die Sonntage hatte er frei. Durch dieſe Freunde hörte er aud) von der Miſſion, ja einer von ihnen wollte ſelbſt Miſſionar werden, Das machte einen zündenden Eindru> auf Milne. Es dauerte nicht lang, ſo war er entſchloſſen, falls fid) ihm ein Weg hiezu aufſchließen ſollte, aud) zu den Heiden zu gehen. „Ein frommer Geiſtlicher, dem er fic) anvertraute, fragte in London ſeinet“wegen an und erhielt den Beſcheid, Milne ſolle fid) nad) Aberdeen begeben, wo die und die Herren thn prüfen würden; wenn dieſe ihn empfehlen, ſo dürfe er nach London kommen. Der Jüngling eilte nun zu den bezeihneten Männern, denen er aber nicht ſonderlich imponirte. Man ſagte ihm: ja als Handwerks-

gehilfe könne man ihn vielleicht brauchen, aber zum eigentlichen Miſſionar werde es ihm wohl nicht langen. „JF mir alles recht“, rief Milne, ,wenn id nur Goites Werf in der Heidenwelt thun darf. Yd) bin bereit,

Holzhauer und Waſſerträger in dem Tempel meines Gottes zu fein.‘ Das war der rete Miſſionsſinn. Er durfte ſhließli< nad) London, wurde dann ausgebildet und im Jahre 1813 nad) China geſchi>t.

beſtändig ehrt.‘

NS:

William Milne — mit Morriſon zuſammen — die Bibel ins Chineſiſche überfebt, viele tüchtige Tractate geſchrieben und endlich den bekannten Erſtling der chineſiſchen Miſſion, Leang Afa, getauft hat. Am 2. Juni 1822 ſchon hatte er ſeinen Lauf vollendet und durfte eingehen in den oberen Tempel, „da man Gott

-

„Wer etwas von der chineſiſchen Miſſionsgeſchichte weiß, der weiß auch, daß


ndDie

Miffionstaube”

127

Cin Chinefenfempel mit 500 Gober. Kanton

ijt cine der älteſten Städte Chinas.

Die Stadt

ift ſehr dicht be-

völkert. Mehrere Gaſſen ſind nur von Handwerkern bewohnt. Es gibt hier 50,000 Tuchweber, 4000 Schuhmacher 2c. und jedes Gewerk hat ſeine eigene Zunft. An Tempeln und Göbßenprieſtern fehlt es auh niht. Hier ſchen wir ein Bild

eines der älteſten Tempel.

Er führt den Namen

„Tempel

der 500

Götter“, und enthält in den einzelnen Gemächern 500 Gigenbilder. Schon 520 ſoll dieſer Tempel von einem Buddhiſten-Mönch gegründet und 1755 von Kaiſer

Kien Lung wieder gebaut worden ſein.

Bor den Gen

werden Lichter an-

gezündet und Opfer gebracht. Die Zahl der Gößen iſt in China immer nod) im Wachſen, indem der Kaiſer die Götter macht, wie der Pabſt die Heiligen. MiſzHeute arbeiten eine Anzahl ſionar Morriſon fam 1807 zuerſt nah Kanton. Die Barmer Miſſion, die ſi engliſcher und amerikaniſcher Geſellſchaften hier. mit dem Berliner Verein für China vereinigt hat, hat ſeit 1876 hier ihr | Der Barmer Miſſionar E. Faber, ein Chineſenkenner, hat Hauptquartier. 2 treffliche Büchlein „Bilder aus China“ geſchrieben (@ 15 Cts.), diefuns das (Miſſionsbote.) Leben und Treiben des Volks veranſchaulichen.


128

„Die

Miffionstaube”

Zeugniſſe für die BWiffion. Nicht ſelten hört man die Behauptung ausfpredjen, die Tauſende, welche für die Miſſion verausgabt werden, ſeien lauter nußlos verſchwendetes Geld, denn durch die Miſſion werde doch nichts erzielt und Niemand dadurch gebeſſert. Sind wir nicht ſelbſt cin lebendiges Zeugniß für die Miſſion? Warum find wir nicht mehr in heidniſcher Unwiſſenheit, leben niht mehr in heidniſchen Greueln, gehen nicht mehr zu den ſtummen Gößen, wie unſere heidniſchen Vorfahren? Weil die Miſſion uns Gottes Wort und dadurch das wahre Licht gebracht hat. Man wendet cin, dieſe Veränderung habe die Civiliſation und die Aufklärung unſerer Zeit gebracht; denn auch diejenigen unter uns, welche Gottes Wort nicht hören und glauben, ſind niht mehr ſolche unwiſſende und grauſame Menſchen, wie unſere Vorfahren waren. Wir antworten : Die wahre Civiliſation kommt allein aus Gottes Wort, und wenn auch die, welche Gottes Wort jest nicht hören, niht fo unwiſſend und grauſam ſind als die Heiden, ſo kommt das daher, - weil ſie entweder früher Gottes Wort hörten, vielleicht in ihrer Kindheit, oder weil ſie von ſolchen Eltern abſtammen, welche unter dem Einfluß des Wortes ſtanden, und weil ſie nun ſelbſt unter Chriſten leben und vielfach mit Gottes Wort in Berührung kommen. Es gibt keinen Menſchen unter uns, der noch nie etivas aus Gottes Wort gehört hätte. Das Wort ijt ein Licht am dunkeln Ort, gleichwie eine helle Laterne in dunkler Nacht ihren Schein weithin wirft und nicht allein denen leuchtet, die ſie tragen. j Es ift wohl allgemein befannt, welch entſeßlihe Kannibalen und Menſchenfreſſer nod) vor wenigen Jahrzehnden die meiſten der vielén Bewohner der SüdſeeJnſeln waren; aber was für eine Veränderung iſt mit ihnen vorgegangen, ſeitdem ihnen chriſtliche Miſſionare das Wort Gottes brachten, wenigſtens da, wo die Miſſion bis jest Eingang bei ihnen gefunden hat! Es ſei uns erlaubt, einige Beiſpiele davon nach dem „Ev.-luth. Miffionsblatt” angufithren, als Zeugniſſe für die Miſſion. Ein ſchottiſcher Seemann legt folgendes Zeugniß für die Miſſion ab: „Leßtes Jahr litt id) an einer der Jnſeln Schiffbruch, von denen id) wußte, daß das Jahr zuvor daſelbſt die Mannſchaft eines geſcheiterten Schiffes ermordet worden war. Jhr könnt euch denken, wie mir bei dieſer Ausſicht zu Muthe war, daß ih, wenn id) nicht an den Klippen zerſchellte, nur nod) einem grauſameren Tode entgegenging. Als der Tag anbrach, ſahen wir, daß eine Anzahl Canoes

auf unſer Schiff losſteuerte, und machten uns auf das Aecußerſte gefaßt.

Stellt

Euch unſere Freude und Verwunderung vor, als wir die Eingeborenen engliſh gekleidet ſahen und einige von ihnen engliſch ſprechen hörten. Auf derſelben Jnſel hörten wir am nächſten Sonntag eine evangeliſche Predigt. Jd weiß niht, was Jhr von der Miſſion denkt; — was

id) denke,

weiß id.”

Das Schiff All Serene ſcheiterte auf der Reiſe

von Vancouvers Jsland nad) Sidney vor einigen Jahren etwa 400 Meilen von

der Küſte der Fidſchi-Jnſeln. Die Mannſchaft rettete fid) auf einem roh gezimmerten Floße und wurde bei Kandava an's Land getrieben, alſo am ſüdlichſten Eiland der Gruppe. Achtzehn Ueberlebende kletterten über die Korallenriffe und .


„Die

Miffionstaube”

129

fürchteten in die Hände [von Menſchenfreſſern zu fallen. Aber die Einwohner waren bekehrt; ſie halfen den Schiffbrüchigen, nahmen ſie in ihre Häuſer auf, wuſchen ſie, verbanden ihre Wunden; alles dieſes war ſhon geſchehen, als die Miſſionare zwei Tage ſpäter von Kandava herbeieilten, nahdem fie von dem Unglü>k gehört hatten, und fic) ihrer annahmen. — „Vor 15, ja nod) vor 10 Jahren“, ſagt unſere Quelle, „wäre kein Weißer an dieſer Küſte ungefreſſen geblieben.“ Ferner: „Das deutſhe Schiff Ophelia, von China kommend, ſcheiterte an der Jnſel Athan; die Mannſchaft rettete ſich an die Küſte und fiel den Eingeborenen in die Hände. Sie thaten Samariterdienſte an ihnen, beherbergten ſie 8 bis 9 Monate in ihren Häuſern, theilten ihren Unterhalt mit ihnen, retteten den werthvollſten Theil der Ladung und ſeßten ſie in Stand, ein Schiff zu bauen, mit dem ſie nad) Samao ſegelten. — Der amerikaniſche Wallfiſchfänger Alto wurde an der Kappelinſel (Küſte des Feuerlandes) ein Wrad. Die Mannſchaft rettete fic) auf vier Booten. Halbverhungert und erfroren erreichten ſie die Küſte, wo fie einen berittenen Judianer fanden, der ſie zur Miſſionsſtation führte, wo 25 Mann gepflegt wurden, bis fie ihre Boote in den Stand gefest hatten, auf denen ſie in Sicherheit Stanley auf den Falklandinſeln erreichten. Die Feuerländer verſahen ſie mit Lebensmitteln. Die Miſſionare hielten für ſie Gottesdienſt, auch einen feierlichen Dankgottesdienſt, und verſahen ſie mit Bibeln.“ Die vielen Jnſeln der Südſee zerfallen in drei Hauptgruppen : Polyneſien, Melaneſien und Mikroneſien. Polyneſien iſt ſchon faſt ganz chriſtlich : man zählt dort bereits 36,000 erwachſene Gemeindeglieder; in Melaneſien mögen es 30,000 ſein. Weiter zurü> ſind die Einwohner Mikroneſiens, wo es erſt 1500 Abendmahlsgenoſſen gibt. Das Merkwürdigſte aber ijt, daß _ hier faſt aus\hließli< von den Eingebornen ſelbſt miſſionirt wird. Von Hawaii aus wurde das Chriſtenthum zuerſt in Ponape eingeführt, und jest arbeiten ſchon wieder Eingeborne von Ponape an der Bekehrung anderer benachbarter Jnſulaner. Dieſe meiſt nod) redjt jungen „Lehrer“ ſtehen unter der Aufſicht des in Ponape wohnenden amerikaniſchen Miſſionars Sturges; und er oder ein anderer Miſſionar ſtattete ihnen von Zeit zu Zeit auf dem Miſſions\chiff „Morgenſtern“ einen Beſuch ab. Um einen kleinen Einbli> in das Leben und in die Arbeit dieſer beſcheidenen Evangeliſten zu bekommen, wollen wir hören, wie zwei von ihnen fid) brieflich gegen Miſſionar Sturges ausſprehen. Der eine, welcher ſeinen Brief unterzeichnet: „Salomo und mein Weib“, ſchreibt aus Loſap, wie folgt: „Guten

Tag, Mein Herr, Papa Sturges!

Nun, dies wünſchen wir Jhnen mitzutheilen,

daß die Leute hier beſtändig für unſeren Unterhalt ſorgen. Auch dies: fie ſchneiden Holz für unſere Kapelle und arbeiten fleißig. “ Aber das ijt eine Schwierigkeit. Je und je ſind ſie unfähig zu arbeiten, weil ſie zu ſchwach ſind aus Mangel an Nahrung; denn wir haben gegenwärtig eine große Hungersnoth hier. Wir bewundern ihre Großmuth, daß ſie ſich ſelbſt die Nahrung verſagen, um ſie uns

zu geben, aus ihrer großen Liebe zu uns. Wir preiſen aud) Gott, daß er einen Häuptling von der Jnſel Ruk zu uns gebracht hat. Cr hält ſich bei Moſes auf der Inſel Nomr auf und ſagt, daß er alles für Jhre Ankunft vorbereiten will,


130

aDie

Miffionstaube”

Das freut uns ſehr. Auch hier bei uns ijt cin Mann aus Ruk. Er hat einen Sohn, der leſen lernt. Wir hören durch ſie von den Pläßen, welche noch in Finſterniß ſind, und das ijt uns lieb, denn wir haben ſehr Mitleid mit ihnen. Die Leute hier waren ſehr erfreut dur den Brief, den Sie ihnen geſchi>t. Sie wünſchen immer alle Briefe zu hören, die wir aus Ponape erhalten. Wir wollen Jhnen von einem anderen Häuptling erzählen, der zu uns kam und ſah, wie die Wahrheit auf dieſen zwei Juſeln (Loſap und Nomr) gedeiht. Er fing das Beten an und will, daß wir Jhnen ſchreiben ſollen, daß er nad) einem Lehrer verlange. Nach ſeiner Rückkehr verſuchte er mit ſeinem Volk Gottesdienſt zu halten, und alles hatte große Freude daran. Darüber freuen wir uns, daß andere Jnſeln ſih anſchi>en, Religion anzunehmen. Auch dies noch: die Leute hier arbeiten an unſerer Kapelle, und es ijt ein ſhönes Gebäude. Moſes kam herüber und half uns dasſelbe aufrichten. Das geſchah am 28. Juni 1879. Hier unſere chriſtlichen Grüße an die Lehrer und Chriſten auf Ponape. Wir ſind ſehr glü>lid) in Gott. Dies von mir.“ Und der oben erwähnte Moſes ſchreibt aus Nomr: „Guten Tag, Vater Sturges! Ein Canoe aus Loſap, das gerade von Nuk hierhergekommen iſt, ſagt uns, daß cin Schiff dort fei, das nach Ponape gehe und vielleicht hierher und nach Loſap komme, und ich ſchreibe dieſen Brief in Erwartung des Schiffes. Eine Krankheit iſt na< Nomr und Loſap und Nuk gekommen, an der mehrere

Häuptlinge geſtorben find, aud) viele vom Volk.

Einige Häuptlinge ſagen, das

ſei geſchehen, weil ihre Freunde der Religion nicht zugeneigt waren, deßwegen ſeien ſie geſtorben. Einige find zu mir gekommen, um Unterricht zu erhalten. * Als id) noch in Etal (ftationirt) war, kam ein Mann aus Ruk dahin und hörte mein Lehren. Er kehrte nah Ruk zurü> und erinnerte fid) an das Gehörte, und ſobald er vernahm, daß ich jest hier in Nomr ſei, fam er ſchnell her und bereitet ſi vor, cin Chriſt zu werden. Gr iſt ein Häuptling. Er ſendet Jhnen ſeine Grüße und will, daß id) Jhnen ſagen ſoll, er werde nad) Nuk zurückkehren und dann wieder hierher kommen, um Jhre Ankunft abzuwarten, denn er wünſcht , einen Lehrer zu erhalten. Wir haben das Holz für unſere Kapelle fertig. Sie wird wahrſcheinlih im Mai (1879) aufgerichtet werden. Wir haben aud) eine Schule. Einige von den Knaben und Mädchen lernen raſch leſen und ſchreiben, und helfen ſhon die anderen unterrichten. Jch preiſe Gott dafür, daß er die Herzen Vieler zur Wahrheit neigt. Die Briefe von Jhnen kamen nad) Mortlo> und cinige Canoes brachten uns dieſelben am 18. März. Es machte uns ſehr glü>lih, von Ponape zu hören. Yd) will es mir einen reten Ernſt ſein laſſen, die Leute zur Wahrheit zu führen, aud) im Schulhalten und im Kapellenbau. Unſere Leiber befinden fid) wohl. Moſes.“ Seither hat der „Morgenſtern“ ſeine ſiebente Rundreiſe durd) Mikroneſien vollendet, und die Jnſel Ruk hat den erwünſchten Lehrer erhalten.

Troß aller Lügenmäuler, welche die Wirkung der Miſſion leugnen wollen, erfüllt ſich doch die Verheißung des HErrn Jeſ. 55, 11. : „Alſo ſoll das Wort, ſo aus meinem Munde gehet, auch ſein. Es ſoll nicht wieder zu mir leer kommen, ſondern

thun, das mir gefällt, und ſoll ihm gelingen, dazu ichs ſende,“

y

ARE (DRZ RL

N 2

C. S.


[TN

„Die

[VUN IWIE E]

TT

Gin

Miffionstaube”

driftlider

131

Wandarin.

Der Amerikaner Rev. J. H. Twichell zu Hartford erzählt in einem Boſtoner Blatt (vergl. Evangelical Christendom vom 1. Juli d. J.) die Geſchichte des Chineſen Yung-Wing, deſſen auch in deutſchen Blättern ſhon Erwähnung geſchehen iſ} (ſiehe Ev. Kirchen-Chronik 1874, S. 90). Derſelbe wurde im Jahre 1847, etiva 17 Jahre alt, von ſeinem Lehrer Rev. S. R. Brown zu Hongkong mit zwei andern jungen Chineſen nad) Amerika geſandt, wo namentlich Brown's fromme Mutter fid) der jungen Leute annahm. Hier wurden fie alle Chriſten, und Yung-Wing, der jüngſte von ihnen, abſolvirte ſeine Studien in Yale College und kehrte mit einem Ehrengrade dieſer Hochſchule im Jahre 1854 nad) China zurü>. Dbgleich in. Sprache, Tracht 2c. faſt ganz zum Amerikaner geworden, wollte er dod) ſeinem Vaterlande dienen; aber es währte 16 Jahre, bis ſeine Bemühungen für eine beſſere Erziehung ſeiner begabteren Landsleute einen namhaften Erfolg hatten. Wohl wurde er ſhon 1862 mit einem chineſiſchen Gelehrten befreundet, der ihn beim Vicekönige und Oberfeldherrn Tſan-Koh-Fan einführte, in Folge deſſen er in den Staatsdienſt trat und Mandarin Sten Ranges wurde (es gibt davon 9 Rangſtufen). Zwei Fahre ſpäter erhielt er den Auftrag, die für das Arſenal zu Shanghai nöthigen Maſchinen 2c. aus Nordamerika zu holen, und erwarb fid) durch erfolgreiche Ausrichtung dieſes Auftrags die Beförderung

zum Mandarin Aten Ranges.

Nun wußte er ſeinem hohen Gönner und zwei

andern vornehmen Männern die Ueberzeugung beizubringen, daß es ſehr nüßlich ſein werde, einige tüchtige junge Chineſen zur Ausbildung in fremde Länder zu fohiden; aber zur Ausführung fam es erſt, als die betreffenden drei Männer mit den Geſandten auswärtiger Mächte über die Mordthaten in Tientſin conferirt (1870) und es für nothwendig erkannt hatten, daß Beamte gewonnen würden, die mit fremden Ländern Fühlung haben. Yung-Wing ſelbſt wurde nun zu ſeiner großen Freude mit der Organiſation einer „Miſſion zur Ausbildung von Chineſen

im Auslande“ (Chinese Educational Mission to the United States, Peru and Spain) beauftragt, die im Auguſt 1871 die kaiſerliche Beſtätigung erhielt; und der nun zum Mandarin 3ten Ranges erhobene Yung-Wing wurde in Gemeinſchaft mit dem Mandarinen Chin-Lan-Pin mit der Leitung dieſer „Miſſion“ betraut. So find denn ſeit dem Jahre 1872 bereits 120 begabte junge Chineſen nad) Nordamerika geſandt, von two ſie aud) andere Länder (Peru, Spanien 2c.) zu beſuchen

und fo eine Reihe von (15) Jahren ihrer Ausbildung im Auslande obzuliegen haben. Jm Jahre 1876 wurden die beiden Leiter dieſer ſog. Miſſion zu Miniſtern ernannt, und Yung-Wing zugleih zum Mandarin 2ten Ranges gemacht. Das Jahr vorher hatte er fic) mit Mary Kellogg von Avon in Connecticut, deren beide Großväter presbyterianiſche Geiſtliche geweſen waren, verheirathet. Cr ſoll ein gläubiger Chriſt und zugleich ein patriotiſcher Chineſe ſein; und es werden von

ihm Beiſpiele großen Muthes erzählt, namentlich aus der, Zeit (1874), da er als Geſandter in Peru weilte.

Ob er direct fiir die Evangeliſirung Chinas wirkt, ift

nicht geſagt, es kann aber, wenn er wirklich ein gläubiger Chriſt iſt, nicht zweifelhaft ſcin. (Leipz. M.-Bl.)


132

„Die

MiffionStaube,”

Miffionsnadridt. Die Vercinigte-Staaten-Yndianer-Commiffion berichtet, daß die Zahl der in den Vereinigten Staaten lebenden Gndianer fid) auf faſt 253,000 bez läuft. Etwa der vierte Theil hiervon find „civiliſirt“, nämlich die Cherofefen, Choctaws, Chi>aſaws und Seminoles. Dieſe Stämme haben feſte Wohnplige, betreiben Aderbau und Gewerbe und haben 131 Kirchen und 195 Schulen mit über 6000 Schülern. Sie nehmen keine Unterſtüzung mehr von der V.-St.-Regierung, wie andere Judianer, bringen vielmehr ſelbſt allein zum Unterhalt ihrer Schulen jährlich an $150,000 auf. Dieſe ſegensreiche Veränderung, die mit dieſen ſonſt aud) wilden Judianern vorgegangen iſt, ijt auch eine Frucht der Miſſion.

Budangeige.

Stederge(hidter. I. Mitten wir im Leben ſind Mit dem Tod umfangen. Eigentlich kann die , Mijfions-Taube” nur Miſſions ſchriften anzeigen. Eingedenk aber, wie die Geſchichte des Kirchenlieds und ihre Liedergeſchichten mit der Miſſionsgeſchichte und ihren Miſſionsgeſchichten gar manchmal in Berührung kommen, wie manches der älteſten Kirchenlieder in die alte Mijſionsgeſchichte zurückwei}'f und die unter den Tamulen und anderen Heiden gepflanzte lutheriſche Kirche ſich als die „ſingende“ Kirche alsbald erwies und auch aus dem reichen Liederſchabe die Mutter in Europa durch Ueberjesung ihren Antheil empfing und es nun auch dort „Liedergeſchichten“ gibt, — machen wir die Leſer auf obige Publication der Pilgerbuchandlung zu Reading, Pa., aufmerkſam. Vorliegendes 16 Seiten ſtarkes Quart-Heftchen Nr. I. eröffnet die Reihe mit dem Luther'ſchen Liede: „Mitten wir im Leben ſind“ und läßt zugleich den Plan für die nachJolgenben Heftchen erkennen. Zuerſt kommt der Text des Liedes in ſeiner unveränderten Geſtalt, worauf in 4 Abtheilungen die „Liedergeſchichten“ folgen. Die erſte Da A didi UNS in die früheſte Zeit des Kloſters St. Gallen und damit in die alte Miſſionsgeſchichte Deutſchlands zurück, wobei wir jedoch wünſchen, daß in Mittheilung der unvermeidlichen Bärenlegende um einfältiger Leſer willen der Herr Verfaſſer ein Deuterlein beigeſeßt haben möchte. Abtheilung II. zeigt uns in Notker, dem Mönch von St. Gallen, den urſprünglichen Dichter des Sterbeliedes in ſeiner lateiniſchen Form ſammt dem Gebrauch und der Wirkung des Notkerliedes von damals. Abtheilung IIT. erzählt, wie dasſelbe durch -die freie Ueberſebung Luthers Gemeingut der rechtgläubigen Kirche wurde, und bringt in gedrängter Kürze eine Neihe Exempel von jeiner Kraſt und Tugend. Abtheilung TV. redet und erzählt etwas

Pue n

des Liedes Melodie, und den Schluß machen etliche „Anmerkungen für den gelehr-

Leſer“. Wir bemerken nur noch, daß der Herr Verfaſſer, der Familie Wackernagel angehörend, auf dem Gebiete der Hymnologie zu Hauſe iſt. Die Darſtellung iſt anziehend, der Druck läßt nichts

zu wünſchen übrig. Schreiber dieſes, der in ſeiner gegenwärtigen Stellung künftige Prediger wie in das Verſtändniß und den Gebrauch der Agende, ſo auch des Geſang: und ERES einzuführen hat, begrüßt die Erſcheinung dieſer Liedergeſchichten nur um ſo mehr als ein ihm willkommenes Hilfsmittel beim Unterricht und empſiehlt es insbeſondere Paſtoren und Lehrern

in der Hoffnung, daß die Fortiesung dieſer Liedergejchidten das Beſte aus unſerem reichen

: cee aße i waft bos enen Dei biete. or = 2 . u beziehen iſt das evſchienene en per Adreſſe: „Pilgerbuchhandlung“, Reading, Pa. reis mit NU us des Porto: das 2 tüd 5 Cts,, e das Dugend arco50 Cts., ei 50 Stück H $1.75, 00 Stück $3.00. oe

_ Druckerei des „Luth.

Concordias Verlag”, St. Louis, Mo,


ES

(pmg

Radridten aus dem Miſſiousgebict der Heimath und des Auslandes. Herausgegeben von der Ev.-Luth. Synodalconferenz bon Nordamerika. Jn deren Auftrag redigirt von Paſtor F. Lochner unter Mithilfe von Paſtor C. F. W. Sapper. Entered at the Post Office at St. Louis,

2. Jahrgang.

December

Mo.,

as second-class matter.

1880.

Nummer 12.

Die erſte lutheriſ<he Sudtanermiffion. Durch den jugendlichen Schweden Olaf Peterſon (Olaus Petri), der als Student in Wittenberg unter den vielen Zeugen fid) befand, vor deren Augen Luther am 31. October 1517 ſeine weltberühmten Theſen an der Thüre der Sdhloftirde anſhlug, und unter Mithilfe des nod) jüngeren Bruders Lorenz Peterſon (Laurentius Petri), nadmaligen Erzbiſchofs, wurde ſhon von 1520 an das Reformationswerk in Schweden begonnen und nad) dem in Jahre 1552 erfolgten Heimgang Olafs von Lorenz noch 21 Jahre lang beharrlich fortgeführt. Nach mannigfachen Hinderniſſen und ſchweren, aber ſiegreihen Kämpfen kam es

dur Beſchluß des Neichstags in Upſala vom 20. März 1593 dahin, daß der papiſtiſche Gottesdienft gänzlich abgeſchafft, die ungeänderte Augsburgiſche Confeſſion aber und der Katechismus Luthers, ſowie das von Olaf verfaßte Handbuch, die Form des Gottesdienſtes in der Landesſprache, der Trauung und des Begräbniſſes enthaltend, eingeführt wurde. Schweden ſtand nun als ein lutheriſches Land da, die Kirche daſelbſt in chriſtlicher Freiheit biſhöflih verfaßt. Sofort aber gedachte die Reformationskirche Schwedens auch ihres Mtif= fion8berufes an die Heidenwelt. Großes konnte fie zwar unter den damaligen Zeitumſtänden nod) nicht leiſten. Das älteſte Miſſionsunternehmen. der lutheriſchen Kirche iſt gleihwohl von der Kirche

Schwedens

ausgegangen.

Es war dies die Miſſion unter den-in Scandi-

navien umherirrenden halbheidniſhen Lappen, welche vom Jahre 1599 an von

König Karl IX. eifrig unterſtüt und von deſſen Nachfolger, dem bekannten


134

„Die

Mijſionstaube,“

Heldenkönig Guſtav Adolph, fortgeſeßt wurde. Für die unter den Lappen gegründete Kirche wurde unter legteren ein kleines Geſangbuch, „wie die Meſſe*) gehalten, geleſen oder geſungen werden ſolle“, in lappiſher Sprache herausgegeben und ein Miſſionsſeminar gegründet. Aber nicht blos unter den nod) daheim vorhandenen Heiden miſſionirte ſchon frühzeitig die ſhwediſch-lutheriſche Kirche, ſondern richtete auh bald darauf ihr Augenmerk auf die Judianer Nordamerika’s und zwar durd) Verbindung der Miſſion mit der Coloniſation. Der Urheber dieſer auswärtigen Heidenmiſſion war hier wieder Guſtav Adolph, der Heldenkönig. Auf dieſe erſte lutheriſche Jndianermiſſion haben wir bereits in der Juninummer dieſes Jahrgangs durch eine kurze Notiz unſere Leſer aufmerkſam gemacht. ‘Aus einem Artikel: „Die Miſſionsbeſtrebungen Schwedens“ von P. v. Möller können wir im Nachfolgenden Näheres mittheilen. Der für die Sache Gottes fo begeiſterte König Guſtav Adolph, ſchreibt v. Möller, hatte den Plan gefaßt, in Nordamerika eine ſhwediſche Colonie anzulegen, theils um verfolgten Glaubensbrüdern aus Deutſchland und anderen Ländern eine Zufluchtsſtätte zu gewähren, theils um unter den Jndianern zu miſſioniren. Die Sache wurde vom König 1627 dem Reichstage vorgelegt und erfreute ſich einer regen Theilnahme, fo daß cine Flotte ausgerüſtet ward, um die Coloniſten nad) Virginien überzuſeßen. Durch die Feindſeligkeit der Spanier ſcheiterte zwar dieſer erſte Verſuch ; der König gab jedoch den Gedanken ſein Leben lang nicht auf, ſuchte er dod) nod) wenige Tage vor ſeinem Heldentode in der Schlacht bei Lützen die Aufmerkſamkeit des deutſchen Volkes auf dieſe Sache zu lenken. Während der Minderjährigkeit ſeiner Tochter gelang es, den Lieblings-

gedanken des Königs auszuführen, indem der Reichskanzler, Axel Oxenſtjerna, 1637 eine ſhwediſche Colonie,-Neu-Sch weden.

genannt,

am Delaware-Fluß

gründete, wodurch der Grund zur jeßzigen lutheriſchen Kirche in den Vereinigten Staaten gelegt ward. Leider war die kleine Colonie trot des niht ganz ausbleibenden Zuzugs aus der Heimath nicht ſtark genug, um ihre Selbſtſtändigkeit zu bewahren. 1655 ging fie in den Befis der Holländer über, um 9 Jahre

ſpäter in die Hände der Engländer zu fallen.

1682 an William Penn verkauft,

wurde fie ein Zufluchtsort für die aus England

auswandernden Quäker.

lutheriſchen Kirche blieben die Coloniſten lange treu;

Der

ſie wurden mehrere Male

von Schweden aus mit Geiſtlichen verſorgt, die aud) unter den umwohnenden

Indianern das Evangelium zu predigen beauftragt waren, fo daß die Colonie in der That als eine Miſſionsſtation zu betrachten iſt. Unter den ¡Miſſionsgeiſtlichen ſind namentlich folgende vier von Bedeutung:

vor allem Campa-

nius, der 1643 in Neu-Schweden ankam und als der erſte proteſtantiſche Miſſionar unter den Jndianern Nordamerika's angeſehen werden muß. Erſt 3 Jahre ſpäter begann John Elliot ſeine Thätigkeit. Campa*) So heißt der von Papiſterei gereinigte Hauptgottesdienſt, beſtehend aus Predigt und

Abendmahl, noch heute in der ſcandinaviſch:lutheriſchen Kirche, wie er dieſen Namen auh im 24ſten Artikel der Augsburgiſchen Confeſſion führt. +


„Die

Miffionstaube”

185

nius nahm fic) während der 6 Jahre, die er in Amerika blieb, hauptſächlich dieſes Volkes an. Er lernte die Sprachen der Delaware- und Mohawk-Stämme und ſchrieb ein Wörterbuch über beide. Ohne Dolmetſcher konnte er mit den Indianern reden und ſie unterrichten. Das gewann ihm ihre Liebe und ihr Zutrauen. Sie beſuchten ihn oft und lauſchten mit freudigem Staunen ſeiner Verkündigung der Grundwahrheiten des Chriſtenthums. Mehrere wurden bekehrt, andere erlangten wenigſtens eine ſolche Kenntniß, daß fie ausriefen: „So ſehr wie die Kanonen und Flinten der Europäer die Bogen und Pfeile der Jndianer übertreffen, eben fo viel höher ift der Gott der Chriſten als die Gößen der Jndianer.“ Er überſeßte Luthers Katehismus in die Delaware-Sprache nebſt einfachen Erklärungen, das erſte Buch, welches für dies Volk geſchrieben worden iſt. Mit dem Dru>en ging es aber über Gebühr langſam*), ſo daß erſt 1696, als wiederum einige Geiſtliche ausgeſandt wurden, 500 Exemplare mitgeſhi>t werden konnten. Dieſe Miſſionspaſtoren waren Björk, Auren und Rudman, der Leste mit der Würde eines Superintendenten bekleidet. Um dieſe Zeit zählte man in der Colonie 1200 ſwediſh redende Leute. Der Mittelpunkt dieſer Gemeinde war die Kirche Vicacoa, dicht außerhalb Philadelphia's gelegen. Unter den dort angeſtellten Paſtoren war Carl Magnus Wrangel einer der tüchtigſten. Zwei Jahre, nachdem er (1757) in Göttingen Doctor der Theologie geworden, ward er vom Erzbiſchof zum Probſt für die ſhwediſchen Gemeinden in Amerika berufen, in denen er 9 Jahre lang mit Segen arbeitete. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts gingen aber die Gemeinden in die engliſchbiſchöfliche Kirche über. 1831 ſtarb der Leste {<wediſhe Prediger, Dr. Collin, in Philadelphia, von Landsleuten und Freunden gleich geehrt. L. >

Aeber das BMtiffionswerk des General Council, , das vom 21. October an zu Greensburg,

Pa.,

ſeine regelmäßige Verſammlung

gehalten hat, entnehmen wir dem „Pilger“ Folgendes: „Der Sdagmeiftersberidt zeigte im laufenden Jahre eine Einnahme von $6,497.71 und eine Ausgabe von $6,604.86 (die Einnahme des ,, Miffions-Boten” war $2,593.26 und die Ausgaben $1,605.99), alſo einen Ueberſhuß zu Gunſten

der Miſſion von $987.27.

Das Engliſche Miſſionsblatt Foreign}Missionary

hatte eine Einnahme von $375.39 und eine Ausgabe von $304.40, alſo einen Ueberſchuß von $70.99. „Der Bericht der ausländiſchen Miſſion, welcher von Dr. B. M. Schmu>er erſtattet wurde, enthielt ſehr viel Jntereſſantes und zeigte, daß die Arbeit in diefem Felde vom HErrn geſegnet ‘ijt. Sechs ordinirte Miſſionare, wovon zwei Eingeborne, arbeiten im Miffionsfeld von Rajahmundry in Oſtindien. Die Gottesdienſte werden in den entſprehenden Gebäulichkeiten in Telugu und Eng-

liſh geführt.

Eine Knaben- und eine Mädchenſchule wird von den Miſſionaren

geleitet und von drei eingebornen Lehrern unterſtüßt. *) Siehe unſere Notiz in der Juninummer.

D. R.


136

nDie

Miffionstaube”

„Die Koſten der Erziehung eines ſolchen Kindes belaufen fic) auf etwa $35.00. Viele Gemeinden im Verbande des General Council haben die Erziehung eines oder zwei ſolcher Kinder auf fid) genommen. Für dieſe Miſſion find verausgabt worden $4,445.68. „Es ift auch in Anregung gebracht worden, ob neben Deutſch und Engliſch niht aud) in \{hwediſher Sprache ein Miſſionsblatt erſcheinen ſollte. Die Sache ijt an die geeignete Committee der ſhwediſhen Auguſtana - Synode verwieſen worden.“ „Dem denket nad!” rufen wir hierbei unſeren Leſern zu, indem wir fie im Obigen etwas bekannt machen mit dem Miſſionswerk auch dieſer hieſigen, ſich lutheriſch nennenden, leider aber mit uns nicht glaubenseinigen Körperſchaft.

Q

—_—— oa

Anſere Zweiter

Bericht

von

Regermiffion. Miſſionar

VQ Wahl

in Mobile,

Ala.

Das vergangene Vierteljahr theilt fic), in Bezug auf meine Miffionsarbeit hier, in drei gleidje Theile. Ym Juli war die Tagſchule nod) im Gange. Jm Auguſt waren Ferien und ih benußte dieſen Monat zu häufigen Beſuchen, um ret viele neue Schüler zu bekommen. Am 1. September wurde die Tagſchule wieder eröffnet und ih führte fie fort bis zum 24. September. Jn der folgenden Woche war die allgemeine Paſtoralconferenz in Chicago, während welcher Zeit meine Frau für mid) Schule hielt und auch einige neue Schüler bekam. Die Geſammtzahl der Schüler, welche bis Ende September die Schule beſuchten, ift nad) meiner Schulliſte 36, gegenivartig waren aber nie mehr als 25. Im Anfang ſchien es fo, als ob man meine Miſſionsverſuche für Schwindel anſehe. Unter Anderem hielt man mich für einen Juden, der den Kindern die Sprache derſelben beibringen wolle. Das kam wohl daher, weil man mich mit einem Juden in Verkehr geſehen hatte; ih habe nämlich meine Predigt-Halle von einem Juden gemiethet. Best kommt es mir fo vor, als ob die Leute anfangen zu glauben, daß ich ſie niht betrügen will. Es iſt zuweilen recht ſhwer, mit den Kindern fertig zu werden; aber manche der Eltern erkennen das an und ermahnen

mid) gelegentlich, bei ihren Kindern treulich die Ruthe zu gebrauchen. ner Schülerinnen, ein Mädchen von - ſehr ſhle<t. Eines Sonntags ſtörte ſie nad) dieſem nicht zur Schule kam, ſie iſt, und beſchwerte mid. Die hat

Eine mei-

ungefähr 12 Jahren, betrug fid) manchmal ſie aud) muthwillig den Gottesdienſt. Da fo ging ich zu ihrer Großmutter, bei welcher ſie aber gedemüthigt: das Mädchen mußte

auf den Boden niederknicen und um Verzeihung bitten.

Yd) ermahnte fie dann,

doch auch nicht zu vergeſſen, Gott den HErrn um ſeine Vergebung anzuflehen. — Ein Junge, der mir viel Mühe macht, trieb’S endlich ſo weit, daß er, als id) ihn züchtigte, hinauslief und einen Stein holte, um mid), wie er ſagte, damit zu

werfen.

Sein Pflegevater, dem id) Anzeige davon machte, verſprach ihm darauf,


Die

Miſſionstaube,“

137

ihm vor allen Kindern in der Schule das Fell gehörig dur<hzugerben; ic bat ihn aber, das zu laſſen, und ihn lieber zu Hauſe zu züchtigen. Jn der Schule hat \ſih der Junge dann gedemüthigt und Abbitte gethan, ſonſt würde id) ihn aus der Schule gewieſen haben, fo ungern ih das gethan hätte. Es hält ja ſo ſhwer, ſowohl mit Kindern als mit Erwachſenen, ſie erſt einmal unter den Einfluß des Wortes Gottes zu bringen. Freilich find aud) darin Gottes Wege wunderbar; manchem muß man viel nachgehen, ihn viel ermahnen, um ihn heranzuziehen ; andere hingegen führt er Einem ungeſucht zu. Vor einiger Zeit kam eine junge Frau zu mir und bat mich, doh mit ihrem Manne zu ſprechen, der ein Trunkenbold ſei. Sie verſprah auch, zum Gottesdienſt zu kommen und two möglich ihren Mann mitzubringen. Jch ſprach darauf mit ihrem Manne, und eines Sonntags, als ſeine Frau bei der Predigt anweſend war, fam er auch herein, aber — angetrunken und rauhend. Jch machte eine Pauſe und bedeutete ihm, daß er da nicht rauchen dürfe. Er ſchien etwas verwirrt und legte ſeine Cigarre weg. Doch nach einer Weile nahm er ſie wieder und entfernte ſich, ohne große Störung zu machen. Bald darauf traf ih ihn und

ſeine Frau gegen Abend vor der Thür ihrer Wohnung ſißen.

Er hatte wieder

getrunken, war aber nicht in ſolchem Zuſtande, daß id) nicht hätte mit ihm ſprechen können. Er gab vor, er trinke nur, um ſeinen Aerger zu vergeſſen, den ihm gewiſſe Leute bereiteten. Jm Laufe der Unterhaltung, die vor dem Hauſe geführt wurde, fragte ih ihn, ob er niemals einer Kirche angehört habe. Er verneinte das, aber ſeine Mutter gehöre zu den Baptiſten. Von deren Taufe er-

zählte er etwa wie folgt: ‘““T remember well when she was baptized.

She

wore a worsted dress with five flounces. There was a big crowd, they were singing hymns and led my mother to the water. I had climbed a gumtree, one of those sweet gum-trees, you know, not the black kind. I did not know what they were going to do with my mother. All at-once they plunged her into the water. I got scared and thought they would drown

her.

‘Trying to get down quickly I fell to the ground, and commenced hal-

lowing out fearfully.”’*)

Qn dieſer Weiſe erzählte er fort.

Unter Anderem

war er auch ſehr erſtaunt darüber, daß ich bekannte, id) ſei ein armer Sünder, da er doh gedacht habe, id) ſei Einer, der ihm den reten Weg zeigen wolle. Der Ausdru> ‘sinner’ wird nämlich von den Negern hier ganz allgemein von fol-

hen Leuten gebraucht, die nicht irgend einer Kirche gliedlid) angehören.

| |

È ÈH

Jch

ſuchte einmal nach einem Mr. Crawford; id) traf in der Gegend, wo er ungefähr wohnen mußte, eine ‘colored lady’’ und es entſpann fid) ungefähr folgendes Zwiegeſpräch : ‘Do you know a colored family here, by the name of Craw*) Sch erinnere mich noch ſehr wohl, als ſie getauft wurde. fünffachem

Beſa.

Es

war ein

großes

Gedränge.

Man

Sie trug ein Wollkleid mit

ſang Geſänge

und

führte meine

|

Mutter zum Waſſer. Jch war auf einen Gummibaum geklettert, auf einen jener ſüßen Gummibäume, wiſſen Sie, keinen von der ſhwarzen Sorte. Jch wußte nicht, was man mit meiner

|

Mutter machen wollte.

|

Auf einmal tauchten ſie dieſelbe in's Waſſer.

Jch wurde bange und

dachte, man würde ſie ertränken. Jndem ich verſuchte, ſchnell von dem Baume zu kommen, C. S. fiel ih zur Erde und fing an, ganz furchtbar zu ſchreien.“

te

IER


188

„Dic

ford?

Miffionstaube.”

Their little girl was in my Sunday-school last Sunday.’

‘‘No, Sa,

I do not know them people, you better inquire over there.’’ ‘‘I just come from there, and was told to go hither. Of course, if those people live here you ought to know them, living so close by.’’ ‘Well, there is a family Crawford.’ ‘There is one, where?” “Right here.’’ ‘‘ Has he any children?” “Yes, one girl, Philis.’’ “Well, that is the child I am speaking of.’ ‘Well, you know, Sa, both them people are sinners, that’s the reason, ’cause I did not think of them, when you spoke of Sunday-school.’’*) Die Dame gehörte zu den Methodiften. — — — Die angeführte Unterredung ſollte nur zeigen, weßhalb es jenem Mann fo auffiel, daß id) mid) für einen ‘ sinner” bekannte. Leider habe id) dieſen Mann ſeit jenem Abend, ſoviel id) mic) erinnere, nicht wieder geſehen, wohl aber ſeine Frau. Jhr Bruder hat auch den Gottesdienſt beſucht und iſt aud) einige Tage in der Schule geweſen. Später hat er ſeinen Sohn zur Schule geſchi>t, der ſie aud) nod) befudjt. Wie wunderbar wohl oft Gott der HErr die Fäden knüpft, durd) welche er einen Menſchen zum Hören der Wahrheit sieht! —

Zum Schluß meines Berichtes will id) nod) erwähnen, daß id) augenbli>lih wieder in großer Verlegenheit bin wegen eines paſſenden Locals. Die Halle, in welcher bislang Gottesdienſt und Schule abgehalten wurde, ift nur bis zum

legten October gemiethet.

Für ein anderes Jahr möchte ih ſie niht miethen, da

der Winter vor uns liegt. Es iſt nämlich vergeblich, dieſelbe zu heizen, erſtlich weil fie zu groß und ſodann auch nicht dicht iſt. Auch würde, falls man Thüren und Fenſterladen \{hließt, das Licht nur dur ein kleines Fenſter hereinfallen, was natürlich zu wenig iſt. Ein anderes paſſendes Local wird aber aud) ſhwerlich zu haben ſein. Doch der HErr weiß wohl Mittel und Wege, wo wir keine ſehen. Jhm ſei auch dieſes, ſowie das ganze geringe Miſſionswerk hier befohlen. *) Miſſionar: „Kennen Sie hier eine farbige Familie mit Namen Crawford? kleines Mädchen war in meiner Sonntagsſchule lezten Sonntag.” Farbige Dame: „Nein, Sa (anſtatt „Sir“), ih kenne die Leute nicht, Sie fragen da drüben.“ M. : „Jch komme eben von dort her und es wurde mir geſagt, hierher zu gehen, und jene Leute hier wohnen, fo ſollten Sie natürlich dieſelben kennen, da Sie fo nahe bei wohnen.“ F. D.: „Jawohl, es gibt hier eine Familie Crawford." M. : „Gibt eB? Wo denn?“ F. D.: „Gerade hier.” M. : „Hat die Familie Kinder2”

Deren beſſer wenn ihnen

F. D. : „Ja, ein Mädchen, Philis.“ > M.: „Wohlan, das ift das Kind, von dem ich rede." “ F. D.: „Ja wiſſen Sie, Sa, beide die Leute ſind „Sünder“, das iſt die Urſache, daß ich nicht an dieſelben dachte, als Sie von der Sonntagsſchule ſprachen.“ C. S. >]


„Die

Miffionstaube.”

189

Ordinationsanjzeige. Herr Candidat N. Balke, welcher bald nad) wohlbeſtandenem Examen in St. Louis, Ende Juni dieſes Jahres, den Beruf zum Miſſionar unter den Negern in New-Orleans, La., von der Commiſſion der ehrwürdigen Synodalconferenz empfangen und angenommen hatte, wurde am erſten Sonntag im November, am 24ſten Sonntag nah Trinitatis, auf Anordnung des Präſes der Synodalconferenz, des ehrwürdigen Herrn Profeſſor W. F. Lehmann in Columbus, O., und des Präſes des weſtlichen Diſtricts der chriviirdigen Synode von Miſſouri, Dhio u. a. St., Herrn Paſtor J. Bils’s, von Herrn Paſtor J. F. Bünger während

des Nachmittagsgottesdienſtes in der Jmmanuels - Kirche zu St. Louis, vor verfammelter Gemeinde, unter Aſſiſtenz der Herren Profeſſoren Dr. C. F. W. Walther und M. Günther und des Paſtors der hieſigen ſcandinaviſchen Gemeinde, Herrn Johannſen, feierlich ordinirt und auf die Bekenntnißſchriften der ev.-luth. Kirche verpflichtet. Jn den dabei ftattfindenden Anſprachen wurde in ſehr paſſender Weiſe der Beruf des Miſſionars verglichen mit dem Beruf Philippi, gegen Mittag zu gehen und dem Kämmerer der Königin Candace im Mohrenlande zu predigen ; auch wurde der Einladung und Nöthigung der armen, an den Landſtraßen und an den Zäunen liegenden Neger gebührend gedacht, dem lieben Miſſionar Gottes reicher Segen, Schuß und Schirm angewünſcht und erflehet. Dieſe Handlung machte auf. alle Anweſenden einen ergreifenden Eindru> und gewiß werden Alle mit großer herzlicher Begierde der erſten Nachricht von der Ankunft des Miſſionars und ſeiner begonnenen Amtswirkſamkeit entgegenſehen. Gerne wäre Herr Miſſionar Vakke ſchon früher nad) New - Orleans abgegangen, wo ſeine Gegenwart ſo ſehr erwünſcht geweſen wäre; doch glaubte die Commiſſion ihn nicht eher dorthin entlaſſen zu dürfen, um ihn nicht ſogleih der Gefahr des gelben Fiebers auszuſeßen, zumal er ſeine Zeit in St. Louis durd) Studiren und durd) Schulehalten für einen franfen Lehrer wohl auskaufte. Kurz vor ſeiner Abreiſe feierte er am 9. November im Kreiſe ſeiner vielen Freunde ſeine Hochzeit mit Frl. Concordia Günther, und ijt nun in Begleitung ſeiner jungen Ehegattin nach ſeinem großen Arbeitsfelde in New- Orleans übergeſiedelt. Der HErr ſegne ſeine Arbeit an den armen Negern und führe durch ihn Viele zur Erkenntniß der Wahrheit und zum ſeligmachenden Glauben an JEſum Chriſtum! C. S. oe OS

Ermordung des amerikanifhen BWiffionars Barfous. Keine Miſſion

danern.

iſt gefährlicher und fdjivieriger als die unter den Mohamme-

Einem Mohammedaner nur das Evangelium anbieten, gilt als ein Ver-

brechen, das mit dem Tode zu beſtrafen iſt. Dennoch hat der tapfere Miſſionar Juſtin Parſons 30 Jahre unter ihnen gearbeitet. Am 4. Auguſt hielt er, während ex auf einer Miſſionsreiſe begriffen war, bei dem Lager umherziehender Hirten

an. Jun dieſem Lager traf er einen türkiſchen Prieſter, mit dem er fid) in ein religiöſes Geſpräch einließ und ihm ſchließli< eine Bibel als Geſchenk anbot.


140

Die

Der Prieſter jedod)

Miffionstaube.”

lehnte deſſen Annahme

ab.

Parſons

und

fein Begleiter

zogen weiter und da es bereits Abend wurde, lagerten fie fid) etwa eine Meile weit von dem Lager der Hirten, wo fie bald einfdjliefen. Jn der Nacht wurde Parſons plößlich durch einen Flintenſhuß aufgewe>t. Sein Begleiter war tödtlid) getroffen. Parſons ſprang auf, da knallte cin zweiter Shuß, und in demſelben Augenbli>e fiel aud) er todt nieder. Drei Glieder jener Hirtenbande waren die Mörder. Angeblich um zu ſtehlen, wahrſcheinlicher aber, um dem verhaßten Chriſten, der es gewagt hatte, einem ihrer Prieſter eine Bibel anzubieten,

den verdienten Tod zu geben.

C. S.

ro a

=

——

Rundſchau auf dem Felde der Miſſion. Afrika.

Ju

Weſtafrika

am Nigerfluß

hat der Miſſionar Johnſon

in

den leßten drei Jahren über 200 Mohammedaner zum Chriſtenthum bekehrt. Vor wenigen Jahren herrſchte in jener Gegend noch die greulihſte Menſchen\ſhlächterei, jest haben die dortigen, aus Mohammedanern und Heiden bekehrten

Chriſten bereits gelernt, für kirhliche Bivede zu geben und aus eigenen Mitteln Kirchen zu bauen. Dagegen find andere Bewohner Wfrifa’s, die das Verlangen ausſprechen, Prediger und Lehrer zu haben, der Meinung, das Geld, welches zur

Errichtung und Erhaltung von Miffionsftationen nöthig ift, würden die Miſſionare ſofort von ihren Königen in Europa bekommen, ſobald fie denſelben nur meldeten, wie viel ſie gebrauchten. Etiva 2000 Meilen ſüdöſtli<h von der Mündung des Nigerfluſſes tief im Sunern

von Afrika

liegt der Tanganyika-See.

Hier

hat

die Londoner

- Miſſion eine neue Station, genannt Plymouth, gegründet. Ein Herr aus Leeds in Yorkſhire hat der Miſſion 15,000 Dollars angeboten, zum Bau eines Miſſionsdampfers auf dem Tanganyika-See. Wenden wir uns von hier wieder 2000 Meilen nach Süden, ſo kommen wir in die Capcolonie von Südafrika. Hier wurde das Werk vor etwa 50 Jahren begonnen, und ijt jest fo weit gediehen, daß die meiſten Gemeinden ſich ſelbſt unterhalten und ihre Prediger und Lehrer beſolden.

Jm

lesten Jahre brachten

die neun dortigen Gemeinden der rheiniſchen Miſſion etiva 20,000 Dollars für firdjlide Zwecke auf. Aſien. Aus Oftindien kommen noc) immer ſehr günſtige Nachrichten. Von der dortigen Baptiſten-Miſſion unter den Telugus wird gemeldet, daß Tau-

ſende zum Chriſtenthum gebracht iverden. Ein Miſſionar berichtet, daß er an einem Sonntage im April 187 Perſonen taufte, ſeit Anfang dieſes Jahres aber {don faſt 2000. Ein Anderer taufte auf einer zweimonatlichen Miſſionsreiſe über

1000

Perſonen.

Zuweilen

ſollen

ſämmtliche

Einwohner

Tauſende an der Zahl, der Predigt der Miſſionare zuhören.

eines Dorfes,

Bet ſolchen er-

freulichen Berichten muß man nur darüber trauern, daß es weder das reine Evan-

gelium nod) die redjte Taufe iſt, welche dieſen Heiden gebracht wurde. Auf Sumatra, einer großen Jnſel im indiſchen Ocean, wo der meiſte


„Die

Miffionstaube.”

i

141

Pfeffer wächſt und wo nach dem Landesgefes das Gefreffentverden ein feierlich richterlicher Act für beſtimmte Verbrechen ijt und wo endlich bis vor einigen Jahren die Miſſion noch wenig Früchte gebracht hatte, macht das Miſſionswerk jest ſo erfreuliche Fortſchritte, daß die Zeit nicht mehr fern ſcheint, da die ganze Jnſel chriſtianiſirt iſt. Jn Fapan hat die amerikaniſche Miſſion im lehten Jahre vier neue Chriſtengemeinden geſammelt und mehrere Japaneſen zu drijtliden Predigern ordinirt. Es gibt in Japan ſogar eine kirchliche Zeitung in der Landesſprache,

die etiva 1000 Leſer zählt.

Die Schulen der Miſſion werden gut beſucht, wie

überhaupt das ganze Miſſionswerk fic) eines guten Fortgangs erfreuet.

Aneityum. Die von Auſtralien öſtlich liegenden Jnſelgruppen der Südſee führen neben ihrem beſonderen Namen den gemeinſchaftlihen Namen Melaneſien, zu deutſch: Schwarz-Jnſelland, weil deren Bewohner durch ihre Schwärze und ihr wolliges Haar von den braunen Jnſulanern Polyneſiens fid) mertlid) unterſcheiden.

Eine dieſer Jnſelgruppen find die vulkaniſhen Neu-Hebriden.

Sie ge-

hören zu den {hwärzeſten Fle>en der Erde. Dort ift der berühmte Miſſionar der Südſee, John Williams, von den Wilden erſchlagen. worden und ihm nach haben mehrere andere den Märtyrertod gefunden. „Dort hat aber nicht nur heidniſche Rohheit ihren höchſten Grad erreicht; aud) die Gemeinheit ſogenannter Chriſten hat dort ihre ganze Schändlichkeit an den Tag gelegt: zuerſt kamen Sandelholzhändler hin, die das arme Volk betrogen, mißhandelten und ausfaugten; dann kamen Menſchenfänger hin, die ganze Jnſeln entvölkerten, um ihre Einwohner

an anderen Orten als Sklaven zu verkaufen, und neuerdings haben Branntweinhändler angefangen, die Reſte der Bevölkerung durch den berauſchenden Gift becher vollends zu Grunde zu richten.“ Dennoch hat das Evangelium auch hier ſeine Kraft bewieſen und das ſonderlih auf einer dieſer Neu-Hebriden-Jnſeln, auf der am ſüdlichſten gelegenen Jnſel Aneityum (ſprich: WAnityum), deren ſhwarze Bewohner noh vor 30 Jahren zu den geſunkenſten und grauſamſten Kannibalen oder Menſchenfreſſern gehörten. Wie haben dieſe ehemaligen Wilden das nun in ihre Sprache überfeste Wort Gottes ſo lieb! Während wir uns unſere Bibeln von den Bibel-

ne

geſellſchaften ja faſt ſchenken laſſen, haben die Chriſten von Aneityum, deren Zahl nur noch auf etwa 1400 ſi beläuft, den Drud ihrer Bibel aus ihren eigenen Mitteln beſchafft. Für die drei erſten Bücher Moſis bezahlten ſie an die Britiſche Bibelgeſellſhaft 480 Dollars, für die Pſalmenüberſezung 576 Dollars! Rechnet man dazu die 2304 Dollars, welche ſie vorher ſchon für das

zuerſt itberfeste und gedru>te Neue Teſtament zum Opfer brachten, fo ergibt ſich die Summe von 3360 Dollars.

Und nun haben fie für die Herſtellung der nod

übrigen Theile des Alten Teſtaments nod) einmal 2300 Dollars zuſammengelegt

RS

x

,


142

„Die

Miffionstaube”

und ihrem gegenwärtigen Miſſionar Snglis mitgegeben, der vor einiger Zeit zur Vollendung des Dru>s der ganzen Bibel nach England reiste! Von Gregorius von Cäſarea (geb. 257) berichtet ein alter Kirchengeſchichtſchreiber, daß, als er ſeine Arbeit in Cäſarea begann, er nur 17 Chriſten vorgefunden habe und, als er geſtorben, nur nod) 17 Heiden dageweſen ſeien. Jn

Erinnerung

an dieſe Mittheilung

hat Miſſionar Dr. Steel ſeinem

Dr. Geddie, der nad) 26jähriger Arbeit auf Aneityum gende Grabſchrift gejest:

Collegen,

1872 ſtarb, kürzlich fol-

„Als er hierherkam, gab es hier noch keinen einzigen Chriſten; Als er ſtarb, war kein einziger Heide mehr vorhanden.“

Die

hier arbeitenden

Miſſionare

gehören

der Reformed

Presbyterian

Church an. Zunächſt waren es die Vertreter dieſer Benennung in Neu-Schottland, die einen Miſſionar nad) Aneityum ſandten, an den fid) jedody bald ein anderer von Schottland anfdlof, nachdem er längere Zeit auf Neu-Seeland gearbeitet hatte. Es begann nun cine wunderbare Umwandlung. Jn 10 Jahren

waren auf dieſer Jnſel die Greuel des Heidenthums verfdwunden und die ganze Bevölkerung, damals 3500, hatte fid) unter die Unterweiſung der Miſſionare begeben. Durch wiederholt ausgebrochene verheerende Seuchen nebſt jener Men\henfängerei ijt leider die Zahl der Eingebornen von 3500 auf 1300 bereits herabgeſunken.

Ueber die Art und Weiſe, wie die Miſſionare alles zu benugen verſtanden, um den Eingebornen den Zwe> des Kommens und die Macht des göttlichen Wortes deutlid) zu machen, erzählt Miſſionar Jnglis aus ſeinen Erfahrungen folgende Geſchichte. Er war eben dabei, einen Schornſtein aufzuführen und mit

einem eiſernen Hammer die Steine zu behauen, die er dazu brauchte. Schaaren umſtanden ihn die Eingebornen,

Jn großen

die dergleichen noc) nie geſehen.

Da

hielt der Miſſionar inne und ſagte: „Jhr ſeht dieſe Steine und dieſen Hammer. Shr möget die Steine mit einem Scheit Holz bearbeiten, ſo lange ihr wollt, ihr werdet aud) nicht einen Splitter von ihnen losfdjlagen; nehme id) fie aber unter meinen Hammer, fo gehen ſie in Stü>ke und nehmen die Form an, die ih ihnen geben will. Nun ſagt Gott, daß unſere Herzen dieſen Steinen gleich ſind, ſein Wort aber ein Hammer ift. Wie mancher weiße Mann hat mit end) geſprochen, ehe Miſſionare hierher kamen und mit cud) redeten, da bliebt ihr aber Heiden nah wie vor. Als aber Miſſionare kamen und mit eu redeten, da gabt ihr euer früheres Weſen auf, da fingt ihr an, den Sonntag zu heiligen, Gott anzu-

beten und als Chriſten zu leben. Und was mate den Unterſchied? Die Worte der Miſſionare waren nicht lauter und ſtärker, als die anderer Menſchen ; aber die weißen Schiffer und Kaufleute ſprachen ihre eigenen Worte, Menſchenworte — und das war, wie wenn man dieſe Baſaltſteine mit einem Stü>k Holz bearbeiten wollte. Die Miſſionare aber ſagten eu< nicht ihre eigenen Worte, nicht Menſchenworte, ſondern Gottes Worte und die waren gleid) dem Hammer, der Felſen zerſhmeißt; die zerbrachen eure harten Herzen und brachten fie in neue Geſtalt.“ Dieſe Hammerpredigt machte einen tiefen Eindru> auf die Jnſulaner und wurde nie vergeſſen. Ls


wDie

Gin Seugnif

Miffionstaube”

für die Wiffion

143

aus eines vornehmen Heiden Wunde.

Dieſer vornehme Heide iſt ſeiner Nationalität nad) ein Hindu, ſeinem Stande nach ein Richter — aber nicht ein Richter wie weiland Pontius Pilatus, Sein Name ijt -Rao Bahadoor Tirmal Venkuliſh. Derſelbe hat fid) über den ihm perſönlich bekannten berühmten freiſchottiſhen Miſſionar Dr. Wilſon in einer Weiſe geäußert, welche ein neuer Beweis iſt, in wie hoher Achtung ſelbſt bei den Heiden treue und eifrige Boten des Evangeliums und damit das von

ihnen betriebene Miſſionswerk ſelbſt ſteht.

Dieſer vornehme Hindu äußerte fid)

nämlich alſo: „Dr. Wilſon kam nad) Jndien 1829. Von da ab bis zu ſeinem Tode 1875 regierten nicht weniger als 18 Gouvernöre über die Weſtprovinzen. Jeder that, was er konnte, zum Beſten des Landes. Aber ſie alle waren bekleidet mit amtlicher Gewalt und verfügten über viel Geld und Menſchen. Dr. Wilſon dagegen war ein armer Mann, ohne Gewalt und Geld. Dennoch hat er mehr Gutes für Judien und ſpeciell für die Präſidentſchaft

Bombay

gethan,

als

alle

dieſe

18

Gouvernöre

zuſammen-

genommen.*) Er iſt der Vater verſchiedener religiöſer Jnſtitute. Bd) kenne keinen Menſchen, dem man mehr Achtung erwieſen, als Dr. Wilſon. Jch übertreibe weder ſeine Tugenden noch ſeinen Werth; Tauſende und aber Tauſende

von Europäern und Eingebornen würden mit Vergnügen meine Behauptung beſtätigen und ich fordere kühn jeden heraus, mir zu widerſprechen, wenn er es ver-

mag.

Dr. Wilſon war ein auferordentlider Mann.

Von ſeiner Gelehrſamkeit,

ſeinen Reiſen und ſeinen guten Werken laſſe ih Andere reden, die es beſſer ver-ſtehen; id) beſhränke mich auf das, was id) geſehen, und da muß id) erklären,

daß es ſchwer ſein wird, einen anderen Mann zu finden, der ihm gleich geweſen wäre.“ é (For. Miss. 79.) *) Dr. Barned, deſſen Zeitſchrift wir obiges Urtheil entnehmen, macht hierbei die Bee merkung: Eine überraſchende Beſtätigung des bekannten Ausſpruchs des Vicekönigs Lawrence: „Die Miſſionare haben mehr für das Wohl Jndiens gethan, als alle anderen Mächte zufammengenonunen.”

Zur Mit dem neuen Jahrgang,

Beachtung! alſo von Januar 1881 an, wird die „Miſſions-

taube“ in vergrößerter Form erſcheinen, nämlich jede Nummer mit at Seiten groß Quart. Der Einzelpreis bleibt, wie früher, 25 Cents für das ganze Jahr. Die Partiepreiſe ſehen wir uns genöthigt, wie folgt, zu ſegen : 1 Exemplar... 1) 7 25 meee oo caseeceeeceeseessnnnccacerececeeesencee O 100

Alle die Redaction betreffenden Einſendungen ſind zu adreſſiren an Rey. F. Lochner, ¿

RT

eee

Es

119 W.

Jefferson Str., Springfield, Is.


144

„Die

Miffionstaube.”

Schon oft bin ich gefragt worden, ob denn unſere hieſigen farbigen Mitbrüder neben dem Evangelio auch das Geben lernten? Zwar meinten die lieben Fragenſteller es nicht fo, als ob ſie erwarteten, daß die Unkoſten unſerer Miſſion wiedererſeßt werden ſollten, oder doch die kleine, junge Negergemeinde jest bald auf eigenen Füßen ſtehen ſollte. Die Meinung war: ob denn auch die Neger fic) dankbar erzeigten für die empfangene geiſtliche Wohlthat, indem ſie nun auch ihr Theil an den laufenden Unkoſten trügen? So will id) denn hier einmal meinen lieben Schwarzen cine Geſammtquittung ausſtellen. Vorerſt will id) noch bemerken, daß die angegebenen Summen nicht auf mein Bitten oder Drängen geſammelt wurden, ſondern die Sammlungen zuerſt von Negern ſelbſt gewünſcht und angeordnet wurden. 1. Von einem Neger zum Ankauf des Glidleins geſammelt $10.00. 2. Durch Gottesfaſten und Collectenkorb für Küſter, Heizung, Licht und anderweitige Ausgaben für die Gottesdienſte 74.95. 3. Für Altarteppich geſammelt 11.00. 4. Von Sonntagsſchülern, unter Mit- hilfe einiger Erwachſener, bis jest an der Orgel abbezahlt 64.55. 5. Von der Sonntagsſchule für Leſepult und Treppe 11.75. 6. Von der Sonntagsſchule für Tickets 2.95. 7. Für den Organiſten während Lehrer Jeske's Abweſenheit von der Sonntagsſchule bezahlt 5.00. 8. Von der Sonntagsſchule für Orgelbank 50. Summa $180.70. Eine Fenz war dringend nothwendig geworden, um allerlei Rangen und Vich vom Miſſionseigenthum abzuhalten. Einige Schwarze ſagten, ſie würden dazu beiſteuern, andere würden ſchon helfen, wenn man ernſtlich dranginge. So ließ id) vor zwei Wochen die Fenz bauen. Allem Anſchein nach wird ſie bald bezahlt ſein. Ein Fünftel des nöthigen Geldes

(die Fenz koſtet 45 Dollars) iſt ſchon in meinen Händen — oben nicht mit eingerechnet. Little Rod, 11. October 1880.

F. Berg, Miſſionar.

Für die Negermiſfion in Little Ro>, Ark., erhalten: A. Für Schulbau: Von einem begnadigten Mitbruder in Boſton, Maff., $1.00. P. W. Lange in Zumbrota, Minn., und Wilh. Maas je .50. __ B. Für N ſion: P. F. Wilhelm'3 Gemeinde in Hannahsburg, ErntedankfeſtW. Schmidt in Poungstown;

O., 2.00.

Durch P. J. Lauterbach in Johns-

Milde Gaben für die Negermiſſion. Von J. K. aus St. Charles $0.50. Durch Aug. Eberbach in Ohio Co., Jnd., 23.35. Durch Kaſſirer Birkner 45.00. Durch Kaſſirer P. FA Groth von mehreren Gemeinden der io-Synode 66.00. Durch Kaſſirer oſ e von Vater Borgerding in St. Louis 1.00. Von FrauB. Vee für die Negerſchule und für Kleidung der Negerkinder je 1.00. Durch F. Wilhelm von Roſine Nidel und Philipp Wilhelm je .25, von Louiſe Wilhelm .50. Von N. N. aus ir arme kranke, hülf8bedürftige Neger 1.00. Von V on einem Ungenanten ein Stü

os

Ree

ft 75.

el

Aus Boſton, | }

von Sophie Pap

Fn

coll., 5.00.

burgh, Pa., Collecte fr. Dreieinigkeit3-Gem. „am Kreuzweg“, -1.56. C. Für arme Negerkinder: Durch Kaſſirer Birkner 3.00. Durch J. Umbach 3 en Vom werthen Frauenverein in Huntington, Jnd., eine Kiſte mit Kleidern. Durch P. WD. Niebuhr, in Miſſtionsſtunden geſammelt, 14.88, von ſeiner Schweizer Sonntagsſchule 3.00. Little Rock, 20. October 1880. F. Berg, Miſſionar.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.