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Die Tore weit auf

Der weltweite Handel hat sich in den letzten Monaten stark verändert. Der chinesische Wirtschaftsraum wurde durch die Covid-Strategie der Chinesen und der russische Wirtschaftsraum aufgrund des Ukraine-Kriegs durch Sanktionen abgeschottet. In der Folge entschieden die USA, dass China vom Zugang zu modernen Technologien abgeschnitten werden solle. Zudem will die USA autark von chinesischen Rohstoffen sein – so sollen «seltene Erden» aus anderen Weltregionen beschafft werden. Die Hightech-Chip-Fabrikation wollen die USA im eigenen Land oder in befreundeten Ländern ansiedeln.

Diese Bestrebungen machen immense Investitionen notwendig. So wollen die USA die Halbleiterindustrie mit 50 Mrd. Dollar fördern. Die Situation zwischen Taiwan und China hat diese Entscheide unterstützt, da auch die Waffentechnologie betroffen ist. Nicht ohne Grund hat Xi Jinping kürzlich propagiert, dass die chinesische Wirtschaft und Gesellschaft digitalisiert werden sollen. Die Folge: Bestehende, gewohnte Warenströme werden unterbunden oder verlagert.

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Warenströme im Fluss

Für die EU gestaltet sich die Situation ähnlich, doch sind andere Warenströme betroffen. Die Unterstützung der Ukraine mit Sanktionen gegen Russland hat einen Energiekrieg ausgelöst. Eingespielte Handelsbeziehungen wurden abrupt unterbrochen. Die EU muss Energie anderweitig beschaffen und von den definierten Klimaschutzzielen zumindest kurzfristig abweichen.

Abschottung ist kein Rezept

Die kulturelle Globalisierung ist von der Abschottung der Blöcke China und Russland betroffen. Gegenseitige persönliche Kontakte von Wissensträgern an Universitäten, zwischen Unternehmen und in der Politik sind eingeschränkt. Sollten die bilateralen Verträge mit der EU nicht mehr weiterentwickelt werden, entsteht für die Schweiz eine zusätzliche Herausforderung.

Rudolf O. Schmid, Präsident Handel Schweiz, betont: «Um den Wohlstand für uns und unsere Partner zu erhalten, sollten die bestehenden Handelsstrukturen überarbeitet

und erneuert werden. Neue Beziehungen sind zu erschliessen. Wir sollten neues Vertrauen gewinnen – auch in neue Partner! Als kleines Land profitiert die Schweiz vom grossen Vorteil, den Abschottungen nur teilweise zu unterliegen. Auch wir können für die Chip-Produktion keine Lithographie-Maschinen mehr nach China liefern – im Bewusstsein, den USA zuwiderzuhandeln –, aber wir können mit anderen Handelsgütern in unseren weltweiten Verbindungen tätig werden. Die Schweiz kann und darf Autarkie-Bestrebungen nicht unterstützen, da unsere Industrieproduktion abhängig ist von zugekauften Rohstoffen und Bauteilen.»

Steigende Rohstoffpreise

Nach wie vor gelingt es den Schweizer Unternehmen, die sich bietenden Chancen zu nutzen – trotz den schwierigeren Rahmenbedingungen. Das zeigt die aktuelle Umfrage von Handel Schweiz unter den 33 Mitgliederverbänden. In den vergangenen Monaten hat die Hälfte der Handelsbranchen im Aussenhandel den Umsatz um 3,1 bis zu 50 Prozent erhöht. Knapp ein Drittel beklagte einen Einbruch von 7 bis 20 Prozent. Von den drei Krisenbereichen Rohstoffe, UkraineKrieg und Energie wirken sich bis jetzt die steigenden Rohstoffpreise am stärksten auf die im Aussenhandel tätigen Händler aus. In fünf Handelsbranchen führten die steigenden Rohstoffpreise zu höheren Umsätzen. Zwei der befragten Verbände nehmen bei ihren Mitgliedern keine Auswirkungen der steigenden Rohstoffpreise wahr.

Der Ukraine-Krieg verändert den Aussenhandel von drei Vierteln der Mitglieder der befragten Verbände. 40 Prozent der Branchen beobachten starke Auswirkungen.

Zukünftige Energieengpässe zeigen in 77 Prozent der Handelsbranchen Auswirkungen auf den Aussenhandel. In jeder zweiten Handelsbranche sind die Folgen stark.

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