Im Interview
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„Ich erlebe gerade die glücklichsten Jahre meines Lebens…!“ Prof. Dr. Konrad Beyreuther im persönlichen Gespräch „NAR“ - Netzwerk AlternsfoRschung, Heidelberg, Bergheimer Straße, mittags 13:00 Uhr. Das Gebäude der ehemaligen Augenklinik scheint als Sitz dieser Einrichtung geradezu prädestiniert. Hinter einer schweren Eichentür gelangt man über ein großzügiges Treppenhaus ins Hochparterre. Am Ende des linken Gangs befindet sich das Büro des Gründungsdirektors Konrad Beyreuther. Von dort aus steuert der renommierte Wissenschaftler die interdisziplinären Forschungsprojekte des NAR, das 2006 von der Universität Heidelberg zusammen mit ihren beiden Medizinischen Fakultäten, dem Deutschen Krebsforschungszentrum, der Universität Mannheim, dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim und dem Mannheimer Forschungsinstitut Ökonomie und Demographischer Wandel gegründet wurde. Und von dort aus genießt er – wie er sagt – „jeden Tag auf´s Neue“, den Blick auf einen wunderbaren, Ruhe ausstrahlenden Innenhof mit einem altehrwürdigen Säulengang. Am 13. Oktober 2013, zum „Gesundheitstag des ZAP3 – Zentrum Aktiver Prävention“, wird Prof. Dr. Konrad Beyreuther im Racket Center um 12.00 Uhr den Hauptvortrag halten. Die Gelegenheit, schon vorab mit ihm sprechen zu dürfen, führte zu dem folgenden Interview. Lieber Herr Beyreuther, Sie könnten bei diesem Wetter auf dem Golfplatz sein, gemütlich in einem Café sitzen oder sich auf Weltreise befinden. Stattdessen sitzen Sie hier an einem herrlichen Sommertag in Ihrem Büro und arbeiten. Ist Arbeit für Sie Lustgewinn oder Gehirntraining? BEYREUTHER: Meine Arbeit ist zunächst erst einmal Erkenntnisgewinn. Und da ich seit jeher ein neugieriger Mensch bin, macht mir das Spaß. Dass ich damit auch mein Gehirn trainiere ist die Folge der
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Freude, die mir das Arbeiten bereitet. Darauf zu verzichten ist für mich unvorstellbar. Stattdessen viele Stunden auf dem Golfplatz zu verbringen – also diese Vorstellung verschafft mir keinen Lustgewinn. Aber natürlich sitze ich auch gerne mal in einem Café, bei einem guten Gespräch – wunderbar! Und eine Weltreise ist allemal eine Überlegung wert – vielleicht, wenn ich älter bin (lacht). Nach einer bemerkenswerten Karriere als Forscher im Fachgebiet der Molekularbiologie und als Staatsratsmitglied der Baden-Württembergischen Landesregierung hätten Sie 2006 ein geruhsames Leben als Pensionär anstreben können. Stattdessen haben Sie das „NAR“ - Netzwerk AlternsfoRschung“ gegründet und seitdem als Gründungsdirektor eine neue, anerkannte Institution an der Universität Heidelberg geschaffen. BEYREUTHER: Mit der Gründung des „NAR“ - Netzwerk AlternsfoRschung“ im Jahre 2006 hat sich für mich die Chance
aufgetan, meinen Blick auf das „Älterwerden“ im Allgemeinen und auf Alzheimer sowie Demenz im Speziellen zu erweitern. Mein akademisches Zuhause war über Jahrzehnte hinweg die Molekularbiologie, Genetik und Neurobiologie, also – wenn Sie das räumlich betrachten – das Labor. Hier sitze ich nun in einem wunderschönen Büro eines altehrwürdigen Gebäudes und habe täglich die Gelegenheit, mich mit hochinteressanten Forschern auszutauschen, die das Altern aus anderen Perspektiven beleuchten. Dieser Austausch erweitert sowohl meinen persönlichen Horizont, als auch den meiner Kolleginnen und Kollegen – und das ist unheimlich spannend. Dabei gehören Sie nach einer Studie von Aaron A. Sorensen (Alzheimer’s Disease Research: Scientific Productivity and Impact of the Top 100 Investigators in the Field) zu den „Top 10“ der Alzheimerforscher weltweit. Dominiert ihr Einfluss nicht die Arbeit des Netzwerks?