Special
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„`Kreambitioniert´ sein!“
Die „Grundsteinlegung“ für sportliche Bewegungskarrieren im Kindes- und Jugendalter
I
n der letzten Ausgabe (III/2013) des Racket Center Hausmagazins RC Premium war der Leitartikel dem Thema „Krea(k)tivität als Prinzip gelingenden Lebens und der schöpferischen Gestaltung des Älterwerdens“ gewidmet. Dabei wurde das Kunstwort der „Krea(k)tivität“ kreiert. Beide Teile des folgenden Beitrags knüpfen daran an und wenden sich der Kreativität bei Kindern und Jugendlichen
im Sportspiel zu. Sie sind überschrieben mit dem Aufruf: „`Kreambitioniert´ sein!“. Dieser Kunstbegriff vereint Kreativität mit Ambitioniertheit. Er zeigt, wie beides miteinander einhergehen kann, wenn für entsprechende Anregungen und Bedingungen gesorgt wird. So sind die folgenden Zeilen auch ein Plädoyer für eine offene, sportspielüber-
greifende, taktik- und schülerzentrierte Sportausbildung. Diese wendet sich ausdrücklich gegen eine technikzentrierte Frühspezialisierung, die einer nachhaltigkeitsorientierten allgemeinmotorischen Entwicklung junger Sportlerinnen und Sportler entgegenwirkt. Sehr zum Leidwesen der Autoren ist dies in Ausbildungssystemen vieler Ballsportarten nach wie vor zu beobachten.
Teil 1: „Kreativität“ – von Prof. Dr. Klaus Roth
Über Ziele, Inhalte und Methoden des Kreativitätstrainings zur nachhaltigen Entwicklung des sportlichen Leistungsniveaus junger Sportlerinnen und Sportler Was bedeutet Kreativität?
Der Begriff „Kreativität“ ist seit langem Bestandteil unserer Umgangssprache. Dort wird er mehr oder weniger synonym zu Begriffen wie schöpferisch, originell, produktiv, gestaltend, künstlerisch, kunstvoll, erfinderisch, innovativ, ingeniös, ideenreich, phantasievoll oder bahnbrechend verwendet. Auch im Sport hat der Begriff mittlerweile Hochkonjunktur und fast den Status eines „Mode-“, ja sogar eines „Zauberwortes“. Es hat sich eingebürgert, Spielern im Fußball, Handball oder Tennis Kreativität oder gar Genialität zu attestieren. Oft werden Siege auf die besseren Kreativabteilungen von Mannschaften zurückgeführt. Kurzum: es gibt kaum einen Begriff mit einer positiveren Ausstrahlungskraft. „Was sich mit dem Etikett ‚kreativ’ versieht, kann mit Aufmerksamkeit und Akzeptanz in unserer Gesellschaft rechnen“ (Ränsch-Trill, 1999, S. 3). Im wissenschaft-
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lichen Gebrauch ist Kreativität dagegen ein noch eher junger Begriff. Er wurde 1950 mit großer Signalwirkung durch den Psychologen Guilford eingeführt. Die ab diesem Zeitpunkt beginnenden theoretischen Überlegungen und Studien zur Kreativität führten – über das unmittelbare Alltagsverständnis hinaus – zu einer Art verbindlichen Begriffsbestimmung: „Eine kreative Leistung ist eine Antwort oder Idee, die neu ist oder sich (im statistischen Sinne) selten ... verwirklichen lässt. Sie muss dazu dienen, ein Problem zu lösen, einen Zustand zu verbessern oder ein Ziel zu erreichen“ (nach McKinnon, 1962). Vielfach wird in den Definitionen zwischen einer primären, entdeckenden („major“) Kreativität einerseits und einer sekundären, kombinierenden („minor“) Kreativität andererseits unterschieden. Als Ergebnis entstehen im ersten Fall tatsächlich völlig