RC Premium 2/2016

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DOSSIER

Mensch und Träume

Von Träumern und Machern, Visionären und Realisten Von Dr. Matthias Zimmermann

E

s gibt Menschheitsträume und Lebensträume, den Traumberuf und die Traumfrau, Traumautos, Traumurlaube und natürlich das Traumschiff. Und dann gibt es die Wirklichkeit und den Alltag, Zielvereinbarungen und Maßnahmenkataloge, Richtlinien, Fakten und Kennzahlen. Was empfinden wir, wenn wir den ersten Satz lesen? Und wie sehr ändert sich das Gefühl beim Lesen des zweiten Satzes? Tut sich da nicht eine Gegensätzlichkeit auf, geradezu eine Kluft? Die Träumerei ist begleitet von Leichtigkeit, ein traumhaftes Schweben, ein Schwall positiver Gefühle – die pure Leidenschaft. Und dann „holt uns die Realität ein“, „der Alltag hat uns fest in seinem Bann“, wir fragen nach dem Machbaren, streben nach Ergebnissen, streng entlang von Richtlinien, nüchtern, unfrei und angestrengt. Freigeist und Streber, Visionär und Funktionär – warm und kühl, zart und hart, wohl und weh …! All diese Antonyme beschreiben es wohl am besten, wie die Gegensätzlichkeit von Traum und Wirklichkeit, von Träumern und Realisten, Denkern und Machern empfunden und häufig auch beschrieben wird.

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Träumer und Visionäre

Der Traum von einem besseren Leben ist das, was den Menschen ausmacht. So vielfältig die Menschheit ist und so verschiedenartig die Menschen (siehe „Faszination Mensch“ in RC Premium I/2016), so unterschiedlich sind ihre Träume, die ganz persönliche Sehnsucht nach einer Veränderung zum Besseren. Nichtsdestoweniger gibt es sie, die großen, sie alle verbindenden Träume: Menschheitsträume – den Traum vom Fliegen (erfüllt! Danke an die Gebrüdern Montgolfier 1783, und an die Brüder Wright 1900), den Traum von einer Landung auf dem Mond (erfüllt! Danke an Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins, 1969), und den vermeintlich banalen Traum von einem friedlichen Zusammenleben der Völker, Kulturen, Religionen und Rassen (nicht erfüllt!). Vielleicht war es seinem Realitätssinn geschuldet, dass Friedensnobelpreisträger Martin Luther King in einer der wohl bedeutsamsten Rede an die Menschheit nicht von Wünschen oder Zielen sprach. Stattdessen – entgegen seines Manuskripts, frei vorgetragen, im Stile einer methodistischen Predigt: „I have a Dream, …“ (Washington 1963).


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