Ich habe entdeckt, dass mir die TVWelt Spaß macht, besonders die Begegnungen mit interessanten Menschen. Dass ich dies mit meiner Frau teilen darf, die ja als Moderatorin beim Fernsehen und auch bei Veranstaltungen tätig ist, finde ich wunderbar. Wir haben uns gemeinsam ausgemalt, wie das denn aussieht, wenn ich mit meinen damals noch 150 Kilo Lebendgewicht über das Tanzparkett schwebe. Let´s Dance ist ja keine Comedy Veranstaltung. Außerdem wusste ich durch Teilnahmen an diversen Quiz- und Benefiz-Shows, wie es sich unter den Flutlichtern eines TV-Studios anfühlt. Ich hätte beim Tanzen den Boden mit meinem Schweiß geflutet. Außerdem bin ich nun alles andere als ein versierter oder gar leidenschaftlicher Tänzer. Mir wäre es so ergangen wie damals, als mich Frank Mantek mal bei Ihnen im Racket Center auf den Tennisplatz schleifte. Dieser einstündige Versuch, Tennis zu spielen, hat meinen Knochen und Gelenken nicht wirklich gut getan! Als Sie dem Ruf von RTL dann doch gefolgt sind, haben Sie bei Let´s Dance eine ganz gute Figur abgegeben. In der längsten Staffel, die bislang ausgestrahlt wurde, erreichten Sie mit Ihrer Tanzpartnerin Ekaterina Leonova gegen dreizehn Konkurrenten immerhin den 3. Platz. STEINER (schmunzelnd): Ja, später – bei minus 45 Kilogramm. Abgespeckt und austrainiert sah das dann natürlich anders aus. Und was glauben Sie, wie wir für die Shows trainiert haben? Bis zu zehn Stunden am Tag! Hätten Sie das gedacht? Ich muss sagen, dass mir meine Belastbarkeit sehr entgegen kam. Ich konnte immer sehr hart trainieren, hatte stets – und habe bis heute – einen sehr guten Schlaf. Mein eigentlicher Talentfaktor, wenn Sie so wollen, ist meine Regenerationsfähigkeit. Insofern hat mich dann tatsächlich die Leidenschaft gepackt. Und wenn ich an einem Wettbewerb teilnehme – was „Let´s Dance“ ja nun mal ist – dann will ich auch möglichst gut abschneiden. So ticke ich nun mal. Meine Tanzpartnerin Ekaterina hat das bisweilen an die Belastungsgrenze gebracht. Natürlich muss ich schon sagen, ihr gebührt ein Großteil des Erfolgs.
76 RC Premium 1/2016
Dr. Matthias Zimmermann und Olympiasieger Matthias Steiner beim Interview
Wir haben hervorragend harmoniert und ich habe viel von ihr gelernt. Das war eine tolle Zeit. Und es hat mir deutlich gemacht, wie viel Lebensqualität man gewinnt, wenn man Körpergewicht verliert. Jetzt mal Hand auf´s Herz: was ist Ihnen schwerer gefallen – das Zunehmen oder das Abnehmen? STEINER: Das bewusste Zunehmen war ja meinem Ziel geschuldet. Der schönste Mann der Welt wird man damit ja nun nicht – um der stärkste Mann der Welt zu werden, muss man Gewicht aufbauen. Und so war ich zunächst froh, nicht mehr so brutal darauf achten zu müssen, die 105 Kilogramm-Marke des Schwergewichtlers nicht zu übersteigen. Die erforderliche Masse eines Superschwergewichtlers zu erreichen, ist dann irgendwann aber auch zu einer echten Herausforderung geworden. Es ist vor allem eine interessante Erfahrung, wie man seinen Körper – ich nenne es mal – „entwickeln“ kann. Beides, das Zunehmen und das Abnehmen, ist mit Willen ver-
bunden. Also sagen wir mal so: Der Gewichtsverlust ging einher mit einer sehr bewussten Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensführung. Also hat mir das Abnehmen mehr Freude bereitet. Das ist eine elegante Antwort – und findet sich ganz ausführlich in Ihrem Buch, um noch mal darauf zurück zu kommen. Nun gibt es aber wahrlich viele Menschen, die abnehmen wollen. Sie schaffen es aber nicht. Können Ihre Tipps nun die lang ersehnte Hilfestellungen bieten? STEINER: Das kommt darauf an. Ich möchte das Buch weder als Diätbuch noch als Handbuch zum Abnehmen verstanden wissen. Wie der Titel schon sagt, geht es um „Prinzipien“ – oder zusammengefasst: das Prinzip Lebensführung. Dem liegt zugrunde, dass jeder Mensch anders ist, insbesondere hinsichtlich seiner individuellen Gewohnheiten, seiner Umgebung und seines Alltags. Was mich am Menschen fasziniert, ist seine Fähigkeit, seinen Körper immer wieder reparieren zu können. Damit meine ich