FACHBEITRAG Wenn die Achillessehne schmerzt
Wie sich eines der stabilsten Bindegewebe unseres Körpers beeinflussen lässt Von Dominik Klaes, Leiter ZAP3 Physiotherapie
U
nsere Achillessehne ist im Alltag, insbesondere beim Sport, sehr hohen Belastungen ausgesetzt. Schon beim Nordic Walking, erst recht beim Joggen oder beim Springen und Landen wirken hohe Kräfte und hohe Aufprallbelastungen. Die Achillessehne wirkt wie eine Sprungfeder bei jeder Bewegung der unteren Extremität. Aufgrund dieser hohen Belastungen ist es nicht verwunderlich, dass es im Bereich der Achillessehne häufig zu Problemen kommt. Besonders häufig sind Mittel- und Langstreckenläufer, Leichtathleten, Badmintonund Fußballspieler von Problemen an der Achillessehne betroffen. Probleme mit der Achillessehne haben jedoch nicht nur Sportler, ein Drittel der Betroffenen ist körperlich nicht aktiv. Immer mehr Studien kommen zu dem Ergebnis, dass ein Zusammenwirken vielfältiger Faktoren (Aktivitäten, Stoffwechsellage, Biomechanik, Genetik, etc.) zur Entstehung eines Problems der Achillessehne beiträgt. Aufgrund dieser vielfältigen Auslöser gestaltet sich eine effektive Therapie oft schwierig.
Hintergrund und Entstehung:
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Struktur der Achillessehne, die Degeneration führt zu verminderter Elastizität, verminderter Zugstärke und somit zu einem geringeren Maß an maximaler Belastbarkeit. Die Achillessehne besteht als fasziale Struktur zum großen Teil aus Zellen (Fibroblasten) des Bindegewebes (Kollagene, Glykosaminoglykane, etc.). Diese Zellen haben in der Regel die Fähigkeit Flüssigkeit zu binden, sind meist hoch elastisch und die einzelnen Fasern
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Kinesiotape kann die Therapie bei Fersenschmerzen begleitend unterstützen
sind gegeneinander gut verschieblich. Die alternde Sehne verliert mehr und mehr ihre Wasserbindefähigkeit, hinderliche Querverbindung zwischen den Fasern entstehen und das „aneinander vorbei gleiten“ der Fasern ist gestört. Diese beschriebenen Veränderungen begünstigen die Entwicklung eines Problems mit der Achillessehne.
Akute Reaktion auf Überlastung:
Eine akut überlastete Achillessehne verursacht in der Regel eine lokale Entzündung (Dauerschmerz, Schwellung, Rötung, Überwärmung). Auf diese folgt meist der Wiederaufbau des Gewebes und das Anpassen der Stabilität um zukünftige Überlastung zu vermeiden. Begleitende Therapien wie Kinesiotaping,
Elektro- oder Ultraschalltherapie können in dieser Phase ebenfalls sinnvoll sein. Häufiger werden die Symptome jedoch chronisch, man spricht dann von einer degenerativen Tendinopathie (Tendo = Sehne, Pathos = Leiden). Degenerierte Sehnen reagieren schlecht auf Überbeanspruchung, sie heilen langsam, teils unvollständig, und die Erneuerung der Gewebszellen ist oft reduziert. Als Reaktion auf eine Verletzung wird teilweise zu dünnes und weniger gut strukturiertes Bindegewebe produziert, stellenweise führt dies auch zu Kalkeinlagerungen in der Sehne. Das Resultat dieser nicht optimalen Heilung ist eine vermindert belastbare Achillessehne.