Und über uns der blaue endlose himmel

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Wilhelm Weber

Fotodokumentation Der Bildteil, eine umfassende Fotodokumentation, soll anband vieler Reproduktionen von sehr aussagekräftigen Fotos das mühevolle und entbehrungsreiche Leben in der Baragan-Verbannung auch visuell dokumentieren und in chronologischer Reihenfolge angeordnet alle von den Betroffenen durchlebten Phasen veranschaulichen. Es ist mir gelungen, Fotos zu beschaffen, die in ihrer Aussagekraft und der auf ihnen festgehaltenen Situation einmalig sind. Wer dachte damals am Tage der Aushebung schon daran und wer hatte den Mut dazu, sozusagen unter den Augen derBewacher zu fotografieren? Trotzdem wurde es gewagt, die mit Möbeln und sonstigem Gepäck beladenen Wagen, im Hof und auf der Straße mit einer Kamera festzuhalten. Wie konnte man unter freiem Himmel tagelang kampieren, bis man sich eine provisorische Unterkunft aus den verschiedensten Gegenständen errichtet und mit Teppichen, Decken, Reisig, Stroh oder Schilfrohr abgedeckt hatte? Wie war es möglich, in solchen primitiven Unterkünften monatelang zu hausen und dabei tagsüber schwer zu arbeiten? Sowohl der eigene Hausbau mußte vorangetrieben und beendet, wie auch auf den Feldern der Staatswirtschaften oder anderswo das tägliche Brot verdient werden. Wie sah das Dorf nachher aus, als die im wahrsten Sinne des Wortes aus der Erde gestampften Häuser in schnurgeraden Gassen, wie Soldaten bei einer Parade ausgerichtet, standen? Wie lebten die Verbannten, welche Feste veranstalteten sie und welchen Traditionen blieben sie auch während ihres Zwangsaufenthaltes treu? Wie und wohin gingen ihre Kinder zur Schule und wie sahen diese Schulen aus? Was geschah während der kalten und sehr stürmischen Wintermonate? Wie bahrte man die Toten auf, wie wurden sie beerdigt und wie sahen die Friedhöfe aus? Was geschah mit den Dörfern, den Häusern und mit den Friedhöfen der Deportierten, nachdem sie frei geworden waren und ins Banat heimkehren durften? Auf alle aufgezählten Fragen und darüber hinaus geben diese Bilder Antwort und veranschaulichen eindrucksvoller und nachhaltiger, als es die Erlebsnisberichte vermögen, das Leben in der Baragan-Verbannung, das auch unter den widerwärtigsten Bedingungen weitergelebt werden mußte. Doch waren nicht alle mir zugeschickten Fotos von brauchbarer Qualität. Sie mußten ausgesondert werden. Mit wenigen Ausnahmen hatten alle das damals übliche Format von 6 x 9 cm oder 6 x 6 cm und waren von Amateur313


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