Anderthalb Jahre gefangen in Jugoslawien Von Kristof Ladis Ich wurde am 26. November 1918 in einem Krankenhaus in Czernowitz geboren. Mein Vater Witold von Krzysztofowicz, ein Bukowiner Armenier, und meine Mutter Maria geborene Zawadzka aus Tarnopol/Galizien lebten damals in Carapciu am Czeremosch (heute ukrainische Nordbukowina), und zwar auf einem Gut, das mein Urgroßvater gekauft hatte. Ich wuchs dreisprachig auf (Französisch, Deutsch und Polnisch), wobei PolKristof Ladis mit Sohn Nicholas nisch die Umgangssprache war. Ukrainisch und Rumänisch kamen nach und nach dazu. Ich hatte einen zwei Jahre älteren Bruder und eine vier Jahre ältere Schwester, die inzwischen gestorben sind. Bis zum Alter von 14 Jahren wurden wir zu Hause von einem Privatlehrer unterrichtet, der auch bei uns wohnte. Ich war 14 Jahre alt, als ich auf das polnische Gymnasium in Lemstudierte Forstwirtschaft. Bei Ausbruch des Krieges wurde ich zum Regiment „Patru Pionieri“ (Vier Pioniere) nach Czernowitz eingezogen, welches mit der rumänischen Armee am Feldzug gegen die Sowjetunion den Don hinauf teilnahm und schließlich vor Kriegsende im Mai 1945 in Piatra Olt aufgelöst wurde. Meine gesamte Familie landete als Flüchtlinge im südrumänischen Craiova. rumänische Holzverarbeitung tätig war. Im Juli 1948 beschloss ich, dass ich den Rest meines Lebens nicht hinter dem Eisernen Vorhang leben wollte und sprang um Mitternacht unweit von Turnu Severin in die Donau. Die Jugoslawen steckten mich etwa einen Monat lang ins Gefängnis und dann in eine Mine zur Arbeit. Als sie herausgefunden hatten, dass ich etwas von Forstwirtschaft verstand, versetzten sie mich in die serbischen Berge, um bei der Ausbeutung der Wälder zu helfen. Ich lernte rasch Serbisch und schrieb alle Berichte, da sonst kaum jemand um mich herum lesen und schreiben konnte. So las ich in der Zeitung von den politischen Veränderungen in Jugoslawien. Bis zu einem gewissen Grad schwebte ich immer in Gefahr. Ich lebte damals in den Wäldern in einer kleinen Hütte hoch über dem Dorf. In den Wäldern versteckten sich immer noch fanatische Anti-Titoisten die mich für einen Kommunisten hätten halten kön-
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