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Momente der Leichtigkeit

Als Clownin Meralda besucht Andrea Szalay Senioren zu Hause – Angebot auch für Demenzerkrankte

„Humor ist der Regenschirm der Weisen“, sagt Erich Kästner. Ein kluger Mann. Als Clownin Meralda spannt Andrea Szalay aus Mömbris ihren Regenschirm weit auf, um Menschen zu verzaubern, die ihre vier Wände nicht mehr verlassen können. Clownin Meralda ist keine schenkelklopfende Spaßmacherin, sondern eine Meisterin der zarten Zwischentöne, mit denen sie sich vor allem einen Zugang zu Menschen mit Demenzerkrankung erspielt. Die Gleis Eins-Redaktion sprach mit der ausgebildeten Klinikclownin.

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Foto: privat

Warum möchten Sie als Clownin Meralda insbesondere Menschen mit Demenzerkrankung ansprechen?

Meine Mutter ist demenzerkrankt. Mit ihr habe ich, als sie noch fitter war, diesen humorvollen Umgang gepflegt und gemerkt, dass ich darüber einen Zugang zu ihr bekomme. Ein Clown, eine Clownin agiert sehr im Jetzt, im Moment, in der Gegenwart. Das ist im Umgang mit Demenzerkrankten sehr wichtig.

Warum haben Sie sich zur Klinikclownin ausbilden lassen?

Dieser Traum ist sehr alt, ich hatte ihn schon vor meiner Berufstätigkeit am Frankfurter Flughafen. Vor einigen Jahren erkrankte ich an Krebs und habe diesen Traum nach meiner Genesung wieder aufgegriffen. Ich habe mehrere Seminare und Kurse besucht, unter anderem bei der Gründerin des Vereins Clown Doktoren, Laura Fernandez in Frankfurt. Dort habe ich mich zur Klinikclownin ausbilden lassen. Ich sehe meinen Schwerpunkt aber weniger im Krankenhaus als vielmehr im häuslichen Umfeld. Ich besuche Demenzerkrankte und Pflegebedürftige.

Wie sieht ein solcher Besuch aus?

Zunächst einmal geht es um ein unverbindliches Kennenlernen, bei dem der Besuchte und ich, aber auch die Angehörigen erspüren müssen, ob die Chemie stimmt, ob wir gut zusammen interagieren können. Danach schauen wir individuell, wie die Situation ist und was für den Besuchten, für die Angehörigen gut passt. Als Clownin möchte ich einen Moment der Leichtigkeit bringen – für alle Seiten. Der Clown, die Clownin sprechen eine universelle Sprache, differenziert und facettenreich. Sie greifen auf, was ihnen geboten wird. Das macht sie gerade für die Begegnung mit Demenzerkrankten wertvoll.

Haben Sie sich für den Umgang mit Demenzerkrankten speziell weitergebildet?

Ein wichtiger Wegbegleiter für mich war hier der Journalist und Clown Ulrich Fey. Er schreibt in seinem Buch „Clowns für Menschen mit Demenz“, das wichtigste Medikament beim Umgang mit Demenzerkrankten sei die menschliche Nähe. Er sagt, entscheidend sei, jedes Gefühl ernst zu nehmen und dem Patienten ohne Einschränkungen Würde, Wertschätzung und Respekt einzuräumen. In einer Zeit, in der der demographische Wandel zunehmend zur Vereinsamung alter Menschen führe, müsse die Vermittlung dieser Emotionalität in einer tatsächlich familiären Weise vonstatten gehen. Diese familiäre Nähe möchte ich ermöglichen. Ich greife auf, was ich sehe. Ich warte. Daraus entstehen wunderbare Szenen. Ein Clown darf komisch und traurig und ernsthaft sein. Ich liebe die Ernsthaftigkeit.

MCV – Mobile Clowns Visite für Angehörige, auch mit Demenz, Clownin Andrea Szalay, Besuchsdauer nach Vereinbarung, Anfragen unter 0176/45788350 oder andrea.szalay@gmx.de

Wir trauern um Dr. Gerhard Klausmann

Am 16. Juli 2022 verstarb Dr. Gerhard Klausmann

Wir sind zutiefst bestürzt über den Tod von Dr. Gerhard Klausmann. Gemeinsam mit seiner Frau Dr. Martine Klausmann war er GLEIS EINS-Partner der ersten Stunde. Wir haben ihn als liebenswerten, bodenständigen, humorvollen und äußerst fachkundigen Menschen und Mediziner erlebt. Unsere Zusammenarbeit machte große Freude und war von unverbrüchlicher, gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Über Jahre hinweg war Dr. Gerhard Klausmann ein herzlicher Gastgeber für die Redaktionskonferenzen. Wir werden uns für immer an einen außergewöhnlichen Menschen erinnern.

Lieber Gerhard: Wir werden Dich vermissen!

Liebe Martine: Wir sind in Gedanken bei Dir und Deiner Familie und wünschen Euch viel Kraft in dieser schweren Zeit.

Susanne von Mach (Redakteurin) und Stephan Lehmann (Herausgeber)

Dr. Gerhard Klausmann

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