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Diagnose Parkinson – je früher desto besser?
from GLEIS EINS 02/22
by sl-werbung
Diagnose Parkinson –
je früher desto besser?
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Die Parkinson-Erkrankung ist mit derzeit über 400.000 Betroffenen in Deutschland und mehr als 7 Millionen auf der ganzen Welt neben der Alzheimer-Demenz eine der häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Gerade in diesem Bereich wird in Bezug auf Früherkennung aktuell intensiv geforscht, um neue therapeutische Ansätze entwickeln zu können.
Die Parkinson-Erkrankung gehört zu den neurodegenerativen Erkrankungen, bei denen es zu einem Untergang von Nervenzellen im Gehirn kommt. Im Speziellen handelt es sich um eine sogenannte Synukleinopathie, da es in bestimmten Bereichen des Gehirns zu krankhaften Ablagerungen eines Eiweißes, dem Alpha-Synuclein, kommt. Diese Ablagerungen von Alpha-Synuclein (Aggregationen) in den Nervenzellen führen zu einer zunehmenden Fehlfunktion, und es kommt zu einem Untergang dieser Nervenzellen. Solche Eiweiß-Ansammlungen können aber nicht ohne Weiteres als Diagnosekriterium für Parkinson gelten, da sie auch bei Gesunden auftreten. Zeigen diese Aggregationen bestimmte Muster, können mit einer speziellen Analyse ParkinsonPatienten von gesunden Personen unterschieden werden. Der Nachweis von Alpha-Synuklein war bislang nur durch Untersuchungen von Hirngewebe von bereits verstorbenen Patienten möglich.
Die Frühphase der Parkinson-Erkrankung, die Prodromalphase, geht der Diagnosestellung momentan noch viele Jahre bis Jahrzehnte voraus. Die Diagnose eines Parkinson-Syndroms in dieser Frühphase ist selbst für Experten sehr schwer, denn die ersten Symptome sind häufig noch ganz unspezifisch. Meist suchen die Patienten zu diesem Zeitpunkt auch noch gar keinen Arzt auf, oder die Beschwerden werden anderweitig erklärt. Es kommt zum Beispiel zu einem Verlust des Geruchssinns, zu Verdauungsstörungen oder auch zu Depressionen, Ängste und Schlafstörungen. Erst wenn die typischen Bewegungsstörungen einsetzen und es zu einem Zittern kommt, wird meist gehandelt. Bis zu diesem Zeitpunkt sind aber schon etwa 50 – 80 Prozent der Nervenzellen unwiederbringlich zugrunde gegangen. In dieser späteren Phase ist aktuell noch keine Therapie möglich, die den Krankheitsverlauf aufhalten könnte. Wäre also eine frühere Diagnosestellung möglich, könnten die Chancen auf die Entwicklung von Therapien sowie auf Behandlungserfolge deutlich verbessert werden.
Parkinson erkennen, bevor nicht mehr zu beeinflussende Symptome vorliegen: Das sollen neue Ansätze zur Früherkennung sicherstellen, die auf den Nachweis von Alpha-Synuclein in
der Haut setzen. Dass Ablagerungen von krankhaftem AlphaSynuclein in Zellen des Nervensystems auf eine Parkinson-Erkrankung hindeutet, wissen wir bereits. Schon länger ist zudem bekannt, dass ein Großteil der Menschen, die an Schlafverhaltensstörungen mit aggressiven Träumen und heftigen Bewegungen im Schlaf (REM-Schlafstörung) leiden, innerhalb von 15 bis 20 Jahren an Parkinson erkranken. Studien konnten nun Alpha-Synuclein in der Haut dieser Risikopatienten identifizieren. Eine hierfür benötigte Biopsie der Haut ist schnell und komplikationsarm durchzuführen, es muss nur eine fünf mm große Probe entnommen werden. In Anbetracht dieses einfachen Zugangs zu Hautbiopsien und der hohen Treffsicherheit der Untersuchung hat diese Methode einiges Potenzial, um Parkinson-Patienten in der Frühphase zu identifizieren. Zusätzlich zum Nachweis in der Haut kann Alpha-Synuklein mittlerweile auch durch Biopsien der Unterkieferspeicheldrüse, im Darm oder in der Zerebrospinalflüssigkeit (Liquor) nachgewiesen werden, wie verschiedene Studien der letzten Jahre feststellen konnten. Ob auch durch diese Ergebnisse Parkinson im Frühstadium diagnostizierbar ist, werden weitere Studien zeigen.
Der Nachweis von Alpha-Synuklein ist nicht der einzige sehr erfolgversprechende Ansatz. Es wird aktuell auch noch nach weiteren Markern zur Früherkennung und Diagnosestellung der Parkinson-Erkrankung gesucht. Dafür werden an Parkinson erkrankten Patienten in verschiedenen Stadien der Krankheit Bioproben (Blut, Liquor, Speichel) entnommen und untersucht. Die Stoffwechselprodukte (Metaboliten) in diesen Bioproben werden auf besondere Veränderungen untersucht, die Hinweise auf zugrundeliegende Krankheitsprozesse geben. Dies bietet die Grundlage für mögliche Früherkennungsmarker und neue therapeutische Ansätze.
Die Früherkennung von Parkinson hat somit derzeit einen hohen Stellenwert in der neurologischen Forschung, um völlig neue Therapieansätze entwickeln zu können. Für die Zukunft könnte dies heißen, dass noch vor dem Auftreten der ersten motorischen Symptome in den Krankheitsverlauf eingegriffen werden kann, sofern entsprechende Biomarker auffällig sind. Ziel wäre es, den Ausbruch der Krankheit zu verzögern oder vielleicht sogar zu verhindern. Um diesen Prozess in der Forschung voranzutreiben, hat die Fachgesellschaft für Neurologie die Initiative „Parkinson-Agenda 2030“ ins Leben gerufen.
Auch wenn es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine speziellen Therapien gibt, ergibt es durchaus trotzdem Sinn, bei verschiedenen Symptomen wie einer nicht erklärbaren Riechstörung oder typischer REM-Schlafstörung einen Neurologen aufzusuchen und – wenn nötig – weitere Check-Ups durchzuführen. Durch Anpassung der Lebensgewohnheiten, insbesondere ver-
mehrte körperliche Betätigung, geistige Aktivitäten und
eine mediterrane Ernährung, kann das Risiko möglicherweise gesenkt werden, später Parkinson zu bekommen. Gibt es bereits eine Parkinson-Krankheit in der engeren Familie, wären ebenfalls regelmäßige Kontrollen zu empfehlen, um eine mögliche Diagnose frühzeitig stellen zu können.
In unserer Praxis sind wir als Neurologen auf die Behandlung von Parkinson-Syndromen spezialisiert und arbeiten mit verschiedenen Universitätskliniken sowie Parkinson-Spezialkliniken zusammen. Sprechen Sie uns gerne darauf an, wenn Sie Fragen zu dem wichtigen Thema der Früherkennung haben! Mit wissenschaftlicher Expertise und fachärztlicher Kompetenz kümmern wir uns mit unserem erfahrenen Team aus drei Fachärzten für Neurologie sowie medizinischen Fachangestellten als zertifiziertes Schwerpunktzentrum für Multiple Sklerose und Parkinson um Ihre Gesundheit, was Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems und der Muskeln betrifft. Langjährig etabliert, bietet die Gemeinschaftspraxis mit ihrer neuen Ärztegeneration eine neue Philosophie mit moderner Diagnose und Therapie in Verbindung mit Sorgfalt und zeitgemäßer Organisationsstruktur. Insbesondere das neue OnlineTerminbuchungssystem reduziert Wartezeiten.
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Unsere Schwerpunkte und Spezialitäten:
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