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Kompetenzen bündeln und Synergien nutzen
Die Radiologische Allianz in Hamburg, die Röntgenpraxis Am Marstall in Hannover, radiomed in Wiesbaden und das Düsseldorfer Röntgeninstitut haben die Starvision Service GmbH mit Sitz in Hamburg gegründet. Diese neue Kooperation ist ein Schulterschluss zur Nutzung von Synergien und Stärkung der Position ärztlich geführter Praxen, insbesondere im Wettbewerb mit investorengeführten medizinischen Einrichtungen.
Mit zusammen über 40 Praxisstandorten in fünf Bundesländern, mehr als 140 Fachärzt:innen und über 100 Großgeräten sowie zahlreichen Klinik- und Screeningkooperationen ist die Starvision der größte radiologische Praxisverbund in Deutschland in freiberuflicher, ärztlicher Hand. Ziel des Zusammenschlusses ist die Nutzung von Synergien und die Optimierung von Prozessen, um gemeinsam und langfristig den höchsten technischen und medizinischen Standard zu bieten und den Mitarbeiter:innen optimale und attraktive Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

„Bei Starvision haben wir uns darauf geeinigt, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und zu nutzen, um die Effizienz der Praxen zu erhöhen. Denn wir rechnen nicht damit, dass sich der Honorarrahmen in den nächsten Jahren verbessern wird.“
Prof. Dr. med. Jörn Sandstede, Geschäftsführender Gesellschafter, Radiologische Allianz
Gemeinsam nach Lösungen suchen
„Wir müssen in Deutschland eine stetig steigende Nachfrage nach radiologischer Diagnostik bedienen. Dabei dürfen die Kosten nicht außer Acht geraten, da mit einer Erhöhung des Honorarvolumens mittelfristig nicht zu rechnen ist. Eine Steigerung der Effizienz ist nur mithilfe von MTRAs, Ärzt:innen und weiterer Digitalisierung zu realisieren“, beschreibt Prof. Jörn Sandstede die aktuelle Herausforderung in der Radiologie.
Die vier Starvision-Partner werden zukünftig Einkauf, Logistik, IT- und Großgerätemanagement gemeinsam gestalten. Und auch das Thema Digitalisierung steht ganz oben auf der Starvision-Agenda. Darüber hinaus wollen die neuen Partner im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung kooperieren. Die Geschäftsführung übernahm Uwe Pfeifer, MBA, der seit drei Jahren bereits die PSG Praxis Service GmbH der Radiologischen Allianz leitet und am Konzept der deutschlandweit verteilten Praxisstandorte beteiligt war, während andere Praxiskonglomerate sich eher regional orientieren.

„Glücklicherweise verfügen alle beteiligten Praxen über viel Know-how und ausgezeichnete Ressourcen. Unsere Chance besteht darin, diese Ressourcen gemeinsam zu nutzen und nicht in jeder Praxis das Rad neu zu erfinden.“
Uwe Pfeifer, Geschäftsführer Starvision Service GmbH
Uwe Pfeifer erklärt: „Eine räumliche Konzentration hat unserer Meinung nach oftmals zur Folge, dass aus Freunden Wettbewerber werden. Das Starvision-Konzept sieht vor, dass wir Dinge gemeinsam entwickeln möchten, die uns anschließend nicht im Wettbewerb gegenseitig auf die Füße fallen sollen. Wir haben größtmögliches Interesse daran, Lösungen zu entwerfen, die funktionieren weil wir sie nicht gegeneinander einsetzen.“
Standardisierung von Verwaltungsprozessen
Prof. Sandstede teilt die Tätigkeiten in einer Radiologischen Praxis in eine Umsatzseite und eine Kostenseite auf. Bei der Konzeption des Zusammenschlusses zu Starvision hatte das Management bewusst die Umsatzseite ausgenommen. Jede Praxis ist vor Ort für die eigenen Medizin verantwortlich. Man profitiert vom Austausch durch das kollegiale Gespräch und sucht eine gewisse Horizonterweiterung, aber es findet keine institutionalisierte Zusammenarbeit statt.
Auf der Kostenseite sieht das jedoch anders aus. Der Bereich, in dem Starvision sich abspielt, sind der Einkauf, die Verwaltung und die Digitalisierung. In diesen Bereichen wird die Gruppe zusammenarbeiten, um positive Effekte durch eine Bündelung des Einkaufs, gemeinsame Digitalisierungsprozesse und einer Standardisierung von Verwaltungsabläufen – insbesondere im Personalwesen – zu realisieren.
Tamara Umundum, M.A., die zuvor erfolgreich im Consulting von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen tätig war, unterstützt Uwe Pfeifer im Projektmanagement. „In der Verwaltung sind standardisierte Prozesse sinnvoll. Denn die zentrale Frage lautet, wie schaffen wir es, dass Ärzt:innen mehr Zeit für die Patient:innen bekommen? Wir möchten die Mediziner im Praxisverbund von administrativen Aufgaben entlasten und gleichzeitig die Verwaltung schlank halten“, beschreibt Tamara Umundum das primäre Ziel für die nächsten Wochen und Monate. Unterschiedliche Projektgruppen arbeiten an den verschiedenen Standorten bereits an dedizierten Lösungen. Dabei soll das Rad nicht an jedem Standort neu erfunden werden, sondern jede Praxis wird zukünftig auf die Arbeitsergebnisse der anderen Standorte zugreifen können.
Synergien nutzen
Laut Uwe Pfeifer kommt der Trend, dass sich radiologische Praxen zu großen Einheiten zusammenschließen daher, dass in der Radiologie ein Großteil der Wertschöpfung über die Modalitäten funktioniert: „Je günstiger der Einkaufspreis ist, umso höher ist meine Marge. Deshalb versuchen Investoren und Praxisketten ihre Größenvorteile zu nutzen.“
Inhabergeführte kleinere Einheiten verfügen gegenüber den Großen über eine schlechtere Ausgangssituation, da mit steigendem Einkaufsvolumen die Preise für Geräte samt Wartung und Verbrauchsmaterialien sinken. „Starvision will inhabergeführt bleiben. Deshalb haben wir eine gemeinsame Servicegesellschaft gegründet. Wir lösen die Probleme beziehungsweise kümmern uns selbst um die Themen, die sonst der Investor erledigt, und schaffen damit strategisch eine Wettbewerbsgleichheit“, so der Geschäftsführer.
Professor Sandstede sieht einen weiteren Vorteil seiner inhabergeführten Organisationsform darin, dass von Investoren zur Zeit gekauft wird, was zu bekommen ist. Daraus wird ein größeres Bündel geschnürt, um es mit einem Multiplikator weiter zu verkaufen. Die nächsten Inhaber müssen jedoch an die Strukturen rangehen, um mit Konsolidierung und Projektarbeit Synergien zu erzielen. Durch die frühzeitige Schaffung einer zentralen Organisation mithilfe von Uwe Pfeifer und Tamara Umundum vollzieht Starvision diesen Schritt schon jetzt.
Uwe Pfeifer: „Wir starten glücklicherweise nicht bei Null. Alle Praxen verfügen bereits über sehr qualifizierte Ressourcen, müssen aber nicht mehr alles allein machen, denn Tamara Umundum steuert zukünftig, welche Praxis sich beispielsweise um Digitalisierung, neue Modalitäten oder Kommunikationsplattformen kümmert.“

Tamara Umundum leitet von Hamburg aus die Projektgruppen in den Praxen vor Ort. Die Gesundheitsökonomin sorgt dafür, dass die wichtigen Themen des Verbunds vorangetrieben werden. Ob die lokal entwickelten Lösungen im Verbund umgesetzt werden, entscheidet jede Einheit für sich, denn die Individualität soll erhalten bleiben.
Individualität der Standorte bleibt erhalten
Auf der Liste der neuen Projekte steht die Digitalisierung ganz oben. Die Anbindung von Patientenakten, der Austausch von Bildern und Befunden und die Künstliche Intelligenz haben Priorität. „Wenn man sich dazu bekennt, gemeinsame Lösungen zu nutzen, hat das für alle nur Vorteile. Man wird schneller, effizienter und günstiger. Das ist die Chance, an der wir arbeiten“, so Pfeifer.
Das Managementteam ist sich sicher, mit einer Vereinheitlichung der IT, die Kosten zu senken und die Betriebssicherheit zu erhöhen. Gleichzeitig werden ebenfalls die kaufmännischen Prozesse zusammengefasst, um ein Best-PracticeSchema zu implementieren. Nicht vereinheitlicht wird bei Starvision die Betreuung bzw. die Umsatzseite der Praxen des Zusammenschlusses. Wer mehr Orthopädie macht, macht mehr Orthopädie, und wer mehr Onkologie macht, macht mehr Onkologie. Denn jede Praxis muss sich selbst mit passender Gerätetechnik regional im Wettbewerb positionieren. Trotzdem wird versucht, bei den Geräteherstellern gute Preise zu erzielen, ohne alles zu vereinheitlichen. Die jeweilige Individualität soll erhalten bleiben.
Sandstede, Pfeifer und Umundum sehen Künstliche Intelligenz als große Chance, den Workflow in der radiologischen Praxis zu verbessern: von Beginn der Anmeldung über die Untersuchung, die Bildanalyse und Übermittlung des Befundes. KI wird die Radiolog:innen unterstützen, auf die stetig ansteigenden Anforderungen zu reagieren, schneller, besser und effizienter zu untersuchen. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung wird der Stellenwert von MTRAs und Ärzt:innen weiter steigen. „Unser Anspruch ist eine medizinische Versorgung auf höchstem Niveau – mit hochqualifizierten Ärztinnen und Ärzten und modernsten Geräten. Aber unabhängig und von freiberuflichen Fachärztinnen und -ärzten geführt“, so Prof. Dr. med. Jörn Sandstede, Leiter der ärztlichen Geschäftsführung der Radiologischen Allianz. „Wenn die gesamte Vergütung medizinischer Leistungen in den Praxen bleibt und Entscheidungen aus ärztlicher Sicht mit den Patienten im Blick und nicht im Sinne von Investoren getroffen werden, sichert dies die Qualität der medizinischen Versorgung und den langfristigen unabhängigen Bestand der Praxen. Das können wir uns langfristig aber nur leisten, wenn wir unsere Kräfte im starken Verbund weiter bündeln.“
www.star-vision.com/