Punktgenaue Probenentnahme dank 3D-Rekonstruktion der Prostata Klinik für Urologie bietet modernes Verfahren zur Diagnose des Prostatakrebses an Das Prostatakarzinom ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern, jährlich werden mehr als 65.000 Neuerkrankungen festgestellt. Bei Verdacht auf einen Tumor in der Prostata ist zur näheren Untersuchung des Gewebes eine Probenentnahme (Biopsie) notwendig. Dazu bietet die Klinik für Urologie des Klinikum Kassel (Direktor Prof. Dr. Björn Volkmer) mit der so genannten Fusionsbiopsie ein Verfahren an, mit dem Proben genau aus den auffälligen Bereichen entnommen werden können. Das recht junge Verfahren der Fusionsbiopsie nutzt eine Kombination aus Kernspintomographie (MRT) sowie Ultraschall und erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Radiologie des Klinikum Kassel. „Mit einer speziellen MRT-Untersuchung können krebsverdächtige Bereiche in der Prostata dargestellt werden“, erläutert Dr. Patrick de Geeter, Leitender Oberarzt der Klinik für Urologie, der die Fusionsbiopsie vor zwei Jahren am Klinikum Kassel eingeführt hat. „Für eine eindeutige Abklärung ist eine Probenentnahme aus diesen Bereichen notwendig.“ Dies geschehe am einfachsten unter Ultraschallkontrolle mit einer Entnahme des Gewebes über den Enddarm. Allerdings sind die verdächtigen Bereiche der Prostata beim Ultraschall in der Regel nicht erkennbar. Für die Fusionsbiopsie werden daher die MRT-Bilder mit dem Ultraschall kombiniert und liefern eine dreidimensionale Rekonstruktion der Prostata. Dr. de Geeter: „Die auffälligen Areale lassen sich damit sehr exakt darstellen und farbig markieren, so dass ganz gezielt Gewebeproben
Dr. de Geeter zeigt eine Rekonstruktion der Prostata mit Markierungen der Bereiche, die bei der MRT-Untersuchung aufgefallen sind.
entnommen werden können.“ Die Diagnostik kann ambulant und mit einer Lokalanästhesie stattfinden, so dass keine Vollnarkose notwendig ist. Das für die Fusionsbiopsie zusätzlich notwendige Gerät konnte das Klinikum dank einer sehr großzügigen Spende eines Patienten anschaffen. Der Urologe betont, dass die 3D-Prostatabiopsie, die aufwändiger ist als eine Standard-Biopsie, nicht bei jedem Patienten in Frage kommt. Sinnvoll sei ein Einsatz insbesondere, wenn eine frühere Standard-Biopsie keinen Krebs-Befund ergeben hätte, aber es weiterhin Verdachtsmomente gebe. Nicht möglich sei die Fusionsbiopsie beispielsweise bei Patienten mit Herzschrittmachern. Innerhalb von zwei Jahren hat die Klinik für Urologie rund 160 Patienten mit dem Verfahren untersucht und dabei etwa 90 Prostatakarzinome nachweisen können. Dr. de Geeter: „Diese fortschrittliche Diagnostik ist deutschlandweit nur an wenigen Kliniken verfügbar. Für manche Pati-
enten ist dies der Anlass, um auch die weitere Therapie im Klinikum Kassel durchführen zu lassen“. Die Behandlung des Prostatakarzinoms richtet sich nach Art und Ausdehnung des Tumors. „Bei kleinen Tumoren kann es häufig ausreichen, den Herd zunächst zu beobachten, ob er überhaupt wächst“, so Dr. de Geeter. Ansonsten kann bei früh erkanntem Prostatakrebs eine Heilung durch die Entfernung des Tumors oder eine Strahlentherapie erreicht werden. Im fortgeschrittenen Stadium komme eine Chemo- oder Hormontherapie zur Anwendung. Als interdisziplinäres Prostatakarzinomzentrum bietet die Klinik für Urologie des Klinikums in enger Zusammenarbeit mit den Fachleuten weiterer Disziplinen fast das gesamte Spektrum an Diagnose- und Behandlungsverfahren auf hohem Niveau an, um für die Patienten und ihre Angehörigen die bestmögliche Betreuung zu erreichen. Weitere Infos: www.klinikum-kassel.de/urologie visite 04/15
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