Trödler 03/2020

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Europas Sammlermagazin

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Stickerei Lenkbares Licht


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TrÖdLer

ISSN 1863-0340

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GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen Tel. 08441 / 4022-0 Fax 08441 / 71846 Internet: http://www.gemiverlag.de eMail: info@gemiverlag.de

n Expertenauskünfte

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magazin n Ausstellungen – Messen – Märkte

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n Schwarzes Gold für Sammler

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Leserforum

TeCHniK

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n Berichte – Preise – Termine

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n Lenkbares Licht

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n Flohmarktpreise

Termine und anzeigen ersCHeinungsweise

monatlich

n anTiKmarKTTermine

TiTeLfoTos

„Vier Trümpfe”, Werbeblatt für die Zeiler Patent Klapp Leuchten, um 1938, Foto: Carel Weide; Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig, Foto: Esther Hoyer

n sammLerbÖrsenTermine

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n ausLandsTermine n regeLmÄssige Termine n fLoH- und TrÖdeLmarKTTermine n KrammarKTTermine n KLeinanzeigen in der sammLerbÖrse 03 / 20


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LESERFORUM 4

EXPERTISEN

■ Messkelch

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Wieder einmal möchte ich mich an Sie wenden, um Hilfe bei der Datierung sowie der Bestimmung der Herkunft eines silbernen Messkelches zu bekommen. Der auf einer Auktion erworbene Kelch wurde folgendermaßen beschrieben: 800er-Silber, Frankreich, 19. Jahrhundert, 30 cm, 625 Gramm. Man schien sich allerdings, was Herkunft und Alter anbelangt, doch nicht so ganz sicher zu sein. Können Sie anhand der Punzen eine Aussage und Bewertung machen? Franziska Plischka, o. O.

den Halbmond (liegend) und die Krone (kopfüber), was eigentlich auf Deutschland nach 1888 verweisen sollte. Die beiden Punzen sind jedoch nicht direkt nebeneinander gesetzt und es fehlt die Feingehaltsangabe, z. B. „800“. Die Gestaltung der Buchstaben „LP“ ähnelt einer Punze des 18. Jahrhunderts, sie lässt sich

!

Der Messkelch in Ihrem Besitz zeigt einen hochgewölbten Fuß, darüber ein Balusterschaft, welcher die Kuppa trägt, die in der unteren Hälfte mit Ähren und Trau-

echt silberne Produkte hat immer die Form eines Rhombus). Diese letzte Punze wird wohl echt sein, die anderen Punzen wurden offensichtlich in der Absicht zu täuschen später hinzugefügt. Der Kelch ist vermutlich aus Messing, versilbert und teilweise vergoldet. Der Klang ist vermutlich hell. Eine XRF-Analyse sollte das bestätigen. Falls Sie gerade kein Röntgenfluoreszenz-Spektrometer zur Hand haben, können Sie sich auch mit Eiswürfeln behelfen. Für den Versuch brauchen sie zwei Objekte gleicher Größe, also einen zweiten Kelch, der mit Sicherheit aus Silber ist zum Vergleich und zwei gleich große Eiswürfel, die sie jeweils auf das zu prüfende Objekt legen. Da die Wärmeleitfähigkeit von Metallen sehr unterschiedlich ist, lässt sich diese Eigenschaft nutzen, um das enthaltene Metall zu erkennen. Silber hat eine circa viermal höhere Wärmeleit-

fähigkeit (Indexwert 429) als Messing (80105, variiert etwas, je nachdem, wie die Legierung aus Kupfer und Zink zusammengesetzt ist). Leider konnte ich das Herstellerzeichen nicht entschlüsseln, in der einschlägigen Literatur ist es nicht verzeichnet. Aktuell würde ich den versilberten, nach 1860 in Frankreich hergestellten Messkelch mit 150 bis 200 Euro bewerten. Klaus Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde

leider nicht zuordnen. Die letzte Punze ist in der Tat französisch, ein Herstellerzeichen „E (?) P und Stern im Quadrat“. Diese Herstellerzeichen im Quadrat oder „Poinçon carré“ wurden 1860 eingeführt und galten nur für alle versilberten Waren. (Ein französisches Herstellerzeichen für

ben sowie christlicher Symbolik dekoriert ist; die sich weitende Lippe ist glatt und vergoldet. Die Zusammenstellung der Punzen gibt Rätsel auf. Jedes europäische Land hat Systeme und Regeln entwickelt, um die Qualität des Edelmetalls sicherzustellen. Hier fehlt ein logischer Zusammenhang der Punzen. Der Kelch zeigt 03 / 20

■ Deckelvasen

?

Die auf den Fotos abgebildeten Deckelvasen hat mir ein Freund aus einer Haushaltsauflösung geschenkt. Ich finde sie sehr schön und interessant, kann sie aber leider vom Künstlerischen her über-

■ In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem einen oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist. Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder nach unten korrigiert werden können. Ihre Anfrage schicken Sie bitte an: Gemi Verlags GmbH Redaktion Leserforum Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen


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LESERFORUM 5 haupt nicht einordnen und einschätzen. Ich wüsste auch gerne, welchen Wert sie heute haben. M. Schimmelpfennig, Rheinbach

genanntes Inro, am Gürtel zu halten. Durch Gebrauch ist dieser Bereich oft abgenutzt, was hier nicht der Fall ist. Die gesamte Figur ist mit feinen Mustern im japanischen Stil überzogen. Bei genauer Betrachtung kann man erkennen, dass die Gravur mit einem schnell drehenden Bohrer erzeugt wurde. Es liegt also nahe, dieses Produkt in die Dremel-Epoche nach 1975 zu datieren. Zwar gab es Bohrer mit biegsamen Wellen schon früher, wahrscheinlicher ist jedoch die Herstellung nach dem ersten Elfenbein-Handelsverbot nach 1975. Es sind keine für Elfenbein typische Schreger’sche Linien zu erkennen, das Material ist also Kunststoff. Die Signatur liest sich Ishikawa. Für solche modernen, meist in China hergestellten Reproduktionen gibt es nur einen begrenzten Markt, es ist mehr ein Gesprächs- und weniger ein Wertgegenstand.

!

Diese Baluster-Deckelvasen sind in den 1960er- bis 1980er- Jahren, vermutlich in Deutschland, hergestellt worden. Möglicherweise von der Firma Heinrich oder Jaeger, auch einige japanische Hersteller haben Ähnliches für den europäischen Markt produziert. Ohne die Bodenmarke zu sehen, ist es kaum möglich, präziser zu

Klaus Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde

■ Glücksgott

?

Bei einer Haushaltsauflösung habe ich diese Figur gefunden. Können Sie mir etwas über dessen Alter, Herkunft und Wert mitteilen? Ist das eine „Netsuke“? Brigitte Hahl, Schönwalde

!

Der asiatische Gegenstand in Ihrem Besitz stellt den japanischen Glücksgott Hotei dar. Die Figur geht zurück auf die legendäre Gestalt eines chinesischen Mönchs des 9. Jahrhunderts, der seine Habseligkeiten in einem Jutesack mit sich herumtrug. In China ist er als Budai bekannt, in Japan als Hotei. Die beiden Löcher auf der Unterseite weisen auf die Funktion als Netsuke hin. Mittels einer Schnur diente solch eine Schnitzerei quasi als Gegengewicht, welches unter dem Gürtel der taschenlosen japanischen Kleidung durchgeschoben wurde, um so eine kleine Schachtel mit kleinen Dingen, ein so

sein. Der Dekor ist im Umdruckdekor aufgebracht worden, die Vergoldung ist in den meisten Fällen eine kostengünstige Glanzvergoldung. Solche Vasen waren in der Zeit des Wirtschaftswunders begehrt und relativ teuer. Heute wird dieser Raumschmuck weniger geschätzt, aktuell werden solche Vasen im Bereich von jeweils 40 bis100 Euro verkauft. Klaus Dieter Müller, Kunstsachverständiger Jagdschloss Göhrde

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AUSSTELLUNGEN n Formel 1 im Eiskanal Der Bobsport begann mit einem kuriosen Einfall eines Engländers. Er verband zwei Schlitten miteinander, so dass der erste Schlitten lenkbar wurde. Aber schon im Jahr 1901 baute Carl Benzing im Thüringischen Friedrichroda einen Stahlbob mit Lenkung. Nur wenige Schlitten aus der Frühzeit dieser Sportart sind erhalten geblieben. Einer davon ist ein Höhepunkt der Sonderausstellung im Automuseum Dr. Carl Benz in Ladenburg. Von 1933 bis 1955 dominierte der Schweizer Fritz Feierabend den internationalen Bobsport. Seine Ganzstahl-Bobs entwickelte und baute er selbst. In seiner langen, sportlichen Karriere gewann Fritz Feierabend bei Weltmeisterschaften sechs Gold-, drei Silber- und drei Bronze-Medaillen. Bei Olympischen Spielen wurde er dreimal Zweiter und zweimal Dritter. Einer seiner Weltmeister- und OlympiaBobs ist ein weiterer Höhepunkt der Sonderausstellung. Noch recht jung ist Japan im Bobsport. Aber seit einiger Zeit gibt es bei den japanischen Bob-Fahrern eine deutliche Leistungssteigerung. Ihr zweites Zuhause haben die Piloten aus dem Land der „aufgehenden Sonne“ in Hammelbach im Odenwald gefunden. Dort werden sie von Peter Hinz in seiner Werkstatt mit den

Zwei Bobfahrer; Automuseum Dr. Carl Benz, Ladenburg Erfolgsgeheimnissen des Bob-Sports vertraut gemacht. In den Jahren 1988 und 1989 war Peter Hinz selbst Junioren-Weltmeister, und im Jahr 1990 kam er noch einmal auf Platz zwei. Auch nach seinen aktiven Jahren blieb er als Tüftler, Konstrukteur und Nachwuchstrainer dem Bobsport treu. Im Jahr 2018 wurde das japanische

Bob-Nationalteam auf Peter Hinz aufmerksam. Er bekam einen Job als Co-Trainer der Herren angeboten, und im Jahr 2019 wurde er zum Chef-Trainer ernannt. Ein Zweier-Bob und ein Vierer-Bob des japanischen Nationalteams sind weitere Bestandteile der Sonderausstellung. Dazu sind viele Pokale, Trophäen und Erinnerungsstücke aus der Geschichte des Bobsports in Vitrinen zu sehen. (Bis 5. April) Telefon: 06203/181786 Webseite: www.Automuseum-Ladenburg.de

n Fisch, Gemüse, Wertpapiere

Vierer-Bob; Automuseum Dr. Carl Benz, Ladenburg 03 / 20

Markante Porträts und ungewöhnliche Perspektiven zeichnen die Bilder des Fotografen Friedrich „Fide“ Struck (19011985) aus, der in den frühen 1930er-Jahren die Arbeit im Hafen, die Bauern im Hamburger Umland, aber auch die Händler an der Hamburger Börse festgehalten hat. Nachdem seine Fotografien erst 2015 in einem alten Holzkoffer wiederentdeckt wurden, werden die Arbeiten des Autodidakten und Arbeiterfotografen jetzt vom Altonaer Museum in Zusammenarbeit mit der Stiftung F.C. Gundlach zum ersten Mal in einer Ausstellung bis 23. November präsentiert. In diesem Jahr wurde der komplette Bestand von Strucks Oeuvre in das Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (bpkBildagentur) aufgenommen. In Hamburg und Altona fotografierte Fide Struck in den Jahren zwischen 1930 und 1933 vor allem die Arbeiter im Hafen, in der Altonaer Fischauktionshalle und den Fischräuchereien, die Bauern auf dem Gemüsemarkt an den Deichtorhallen sowie den Handel an der Hamburger Börse. Seine Fotos bestechen zum einen durch ihre Nüchternheit, inspiriert von „Neuer Sachlichkeit“ und „Neuem Sehen“, besit-


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MAGAZIN 7 Existenz in Bayern auf. Wachsender Wohlstand, neues Konsumverhalten und ein verändertes Statusbedürfnis der Mittelschicht ließen in der jungen Bundesrepublik ein solches Unterfangen erfolgreich werden. Das Leuchtendesign von Brunnquell verkörperte idealtypisch eine neue Ära, in der sich künstlerische Ideen mit einem fortschrittlichen Zeitgeist verbanden. Designgrößen wie Wilhelm Wagenfeld, dem Schöpfer der berühmten „Bauhaus-Lampe“, und Erich Slany lieferten Entwürfe für Brunnquell-Leuchten, die auf internationalen Messen erfolgreich wurden. Vor allem aber ist die Firma mit einer der wenigen Frauen des Produktdesigns verbunden:

Fide Struck, Arbeiter in einer Fischräucherei; Altonaer Museum Hamburg Foto: bpk-Bildagentur, Fide Struck (Sammlung Thomas Struck) zen aber in ihrer Empathie für die Welt der einfachen Arbeiter und Bauern auch einen politischen Charakter. Unter dem NS-Regime wurde diese sozialkritisch motivierte Arbeiterfotografie zunehmend gefährlich. Struck fokussierte sich mehr und mehr auf unpolitische Sujets, nach 1934 fotografierte er nur noch seine Familie. Die Glasnegative seiner Arbeiten verwahrte er in einem Holzkoffer, der ihn in den Wirren des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit von Berlin über Hamburg nach Stuttgart und letztendlich wieder nach Hamburg begleitete. Dort lagerte der Koffer über Jahrzehnte in einem Keller, bis Fides Sohn, der Filmemacher Thomas Struck, den historisch spektakulären Inhalt im Jahr 2015 entdeckte und sichtete. Die wiederentdeckten Fotografien Strucks sind in ihrer herausragenden fotografischen Qualität und ihrem exzellenten Erhaltungszustand ein kleiner Schatzfund. Sie legen Zeugnis ab von der bildsprachlichen Entwicklung des Mediums Fotografie zwischen 1918 und 1933 und erlauben einen besonderen Einblick in die Lebensund Arbeitswelt der Menschen in Hamburg und Altona in den frühen 1930erJahre.

Firma, das bedeutende Einflüsse auf die Gestaltung von Wohnwelten im Nachkriegsdeutschland genommen hat. Die Schau wird ausgerichtet von der Stiftung für Konkrete Kunst und Design und findet im Kontext des Bauhaus-Jubiläums bis 19. April statt. In der wechselvollen Firmen- und Familiengeschichte zeigen sich die Auswirkungen der politischen Verhältnisse des 20. Jahrhunderts, wie sie viele mittelständische Betriebe erlebt haben: Ein Unternehmen verlor in der sowjetischen Besatzungszone alles und baute sich eine neue

Traudl Brunnquell für Fa. Brunnquell GmbH, Porzellanwürfel Nr. 15066.1, orange, 1973, Porzellan, E14, Steckglas, 17 x 17 x 17 cm; Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt © 2019 Stiftung für Konkrete Kunst und Design, Foto: Hubert P. Klotzeck

Telefon: 040/428131170 Webseite: www.shmh.de

n Lampendesign aus Ingolstadt Die Firma Brunnquell verkörpert eine deutsche Erfolgsgeschichte des Industriedesigns der 1960er- und 1970er-Jahre. Insbesondere ist sie mit einer der wenigen Frauen des Produktdesigns verbunden: Traudl Brunnquell (1919-2010), die mit Designgrößen wie Wilhelm Wagenfeld zusammengearbeitet hat. Im Zentrum der Ausstellung steht das Lampendesign der

Fide Struck, Hamburger Börse, 1930-33; Altonaer Museum Hamburg Foto: bpk-Bildagentur, Fide Struck (Sammlung Thomas Struck) 03 / 20


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MAGAZIN 8 Traudl Brunnquell. Die in Vergessenheit geratene Designerin wäre 2019 100 Jahre alt geworden – ein Anlass, sich mit ihrem Werk auseinanderzusetzen. Traudl Brunnquell (29.08.1919-16.03. 2010) kam schon in früher Kindheit mit Kunst in Berührung, entstammte sie doch der Künstlerfamilie Adam in München. Sie hat oft neue Techniken ausprobiert und so ihr Œuvre von Kupferdrucken, über Aquarell- und Öl- bis hin zu Acrylmalereien erweitert. Besonders ihr Schaffen im Bereich des Lampendesigns ist unverwechselbar. Ein Großteil der Arbeiten, die sich heute im Besitz des Museums sowie insbesondere der Stiftung für Konkrete Kunst und Design befinden, gehören diesem Genre an. Viele der Modelle ihrer Lampen und Leuchten wurden über die Jahre ausgezeichnet; 1977 erhielt sie auf der Messe in Hannover für zwei ihrer Lampen den Preis für „Die gute Industrieform 1977“. 2017 wurde Traudl Brunnquell als 17. Stiftungskünstlerin in die Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt aufgenommen. In der Ausstellung werden rund 100 Leuchten aus dem Hause Brunnquell gezeigt und ikonischen Lampendesigns der Zeit gegenübergestellt. Daran sieht der Besucher, dass die Firma Brunnquell nicht nur Avantgardeprodukte fertigte, sondern es verstand, mit vielseitigen Materialien und modularer Kombinationsmöglichkeit den typischen Zeitgeschmack zu bedienen. Traudl Brunnquells Leuchten bestehen aus keramischen Körpern, die sich an schlichten geometrischen Formen orientierten. Die entstandenen Grundformen und die daraus abgeleiteten Formkombinationen bildeten den Grundstock ihres Leuchtenportfolios. Brunnquell-Leuchten

Cartoonist in Köln. Nach dem Ökonomiestudium veröffentlichte er mehrere Cartoonbände, darunter die Titel „Manager at work” und „Der letzte Leistungsträger”. Seit 2006 arbeitet er regelmäßig für die Süddeutsche Zeitung. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Geflügelten Bleistift in Silber beim Deutschen Karikaturenpreis 2009. Seit 2015 ist er Mitglied der International Society for Humor Studies und der Rheinischen Humorverwaltung. Bis 10. Mai sind seine Arbeiten in der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz zu sehen. Telefon: 03661/705819 Webseiten: www.sommerpalais-greiz.de www.netzwerk-graphischesammlungen.com

Traudl Brunnquell; Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt © 2019 Stiftung für Konkrete Kunst und Design, Foto: Archiv Stiftung für Konkrete Kunst und Design waren in unzähligen Varianten zu kombinieren: Man nahm einen Leuchtenfuß, der gefiel, und suchte sich dazu einen passenden Lampenschirm aus. Die Stiftung für Konkrete Kunst und Design, die am MKK beheimatet ist, bewahrt und pflegt seit 2017 das Erbe der Firma Brunnquell. Mit dieser Ausstellung möchte sie ihrem Sammlungsschwerpunkt Design gerecht werden und neue Aspekte zur Geschichte des deutschen Industriedesigns liefern. Ein begleitender Katalog, ganz ähnlich den alten Produktbroschüren der Firma, ergänzt die Ausstellung. In diesem ist nicht nur ein Teil der Leuchten aus der Sammlung der Stiftung für Konkrete Kunst und Design fotografisch festgehalten. Kunst- und Designhistorikerinnen und -historiker fächern darüber hinaus in ausführlichen Texten die Geschichte dieses Unternehmens aus verschiedensten Perspektiven auf: als deutsch-deutsche Firmenhistorie, als Spiegel der Wohn- und Produktkultur der Nachkriegszeit bis hin zur Vorstellung einer bemerkenswerten Frau, die sich als eine der wenigen in der Designlandschaft einen Namen machen konnte.

Dirk Meissner, Damien Hirst; Staatliche Bücherund Kupferstichsammlung Greiz

Telefon: 0841/3051867 Webseite: www.mkk-ingolstadt.de

n „Der letzte Leistungsträger”

Traudl Brunnquell für Brunnquell, Stehlampe Nr. 15 068.1 , gelb, 1972, Porzellan, E27, Schraubgewindeglas, Gesamthöhe 64 cm; Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt © 2019 Stiftung für Konkrete Kunst und Design, Foto: Hubert P. Klotzeck 03 / 20

Kann man über Gelb lachen? Oder über ein Quadrat? Oder über einen Museumsdirektor in Formaldehyd? Keine leichten Fragen, denn die Kunst liegt im Auge des Betrachters. Und ein Museumsdirektor sieht es vermutlich anders als ein Besucher, der sich noch nie mit dem Thema beschäftigt hat und eigentlich dachte, es gäbe Lachshäppchen. Dirk Meissner lebt und arbeitet als freier

Dirk Meissner, Himmelblau; Staatliche Bücherund Kupferstichsammlung Greiz


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MAGAZIN 9

Gerd Arens, chandelier „Pentagon“, 1987; Museum für Angewandte Kunst Köln MAKK Foto: © DetlefSchumacher.com

n Mit postmodernem Kick Das Museum für Angewandte Kunst Köln zeigt bis 26. April mit „Design Gruppe Pentagon“ – 35 Jahre nach ihrer Gründung – eine erste monografische Museumsschau der Kölner Gruppe Pentagon (1985-1991), die zu den Protagonisten des Neuen Deutschen Designs zählt. Anfang der 1980er-Jahre brach eine junge Generation von Gestalterinnen und Gestaltern in der ganzen BRD mit der bis dahin für das deutsche Design charakteristischen „Guten Form“. Angeregt durch die Konzepte von Memphis und Alchimia in Italien, erlebte auch das deutsche Design eine radikale Erneuerung. Einer der Protagonisten war das Kölner Kollektiv Gruppe Pentagon, 1985 gegründet von Gerd Arens, Wolfgang Laubersheimer, Reinhard Müller, Ralph Sommer und Meyer Voggenreiter. Pentagon arbeitete mit Stahl und Plexiglas, kombinierte diese mit Stein, Gummi oder Leder, auch mit Gebrauchsgegenständen aus dem Alltag und gab dem Ganzen einen postmodernen Kick. 1987 war das Kollektiv mit dem Projekt „Café Casino“ Teil der documenta 8 und auf der Biennale in Sāo Paulo. Danach stellten sie u.a. in Mailand, Rotterdam und Wien aus. Die raumgreifende Inszenierung der Ausstellung im MAKK wird von den PentagonMitgliedern im Kollektiv gestaltet und ist die erste gemeinsame Arbeit seit der documenta 8. Die Werke der Gruppenmitglieder, die fast lückenlos aus Privatsammlungen stammen, werden in einer raumgreifenden Installation in der zentralen Ausstellungshalle präsentiert. Die Möbel werden zu Performern vor einer Filmcollage, die die 1980er-Jahre reflektiert. Bestandteil dieser Installation ist das „Café Casino“: Das Café, das in Kassel 1987 in den Räumen einer ehemaligen Diskothek für 100 Tage installiert war, beinhaltete eigens gestaltete Möbel – wie beispielsweise die ikonischen d8-Stühle im Zick-ZackLook – aber auch Objekte, die mittels des

Pentagon-Stempels „umfirmiert“ wurden. So verwandelten sich Geschirr einer deutschen Porzellanmanufaktur oder Gläser eines ebenfalls deutschen Glasherstellers in Pentagon-Geschirr bzw. Pentagon-Gläser. Diese spannende Änderung der Autorschaft war zum einen augenzwinkernde Provokation, zum anderen aber auch Zeichen der Auseinandersetzung mit tradierten Werten. Die umfassende Gestaltung des „Café Casino“ machte aber nicht bei den Einrichtungs- und Gebrauchsgegenständen halt, auch die Auswahl der angebotenen Speisen und die dazugehörige

Speisekarte wurden gemeinsam entwickelt. Im MAKK wird ein Teil des Cafés inklusive der damals zerstörten Stehtische anhand von Originalentwürfen nachgebaut und im Rahmen von Aktionen „wiederbelebt“. Ein weiterer Ausstellungsbereich ist den grafischen Arbeiten gewidmet – den Entwürfen, Zeichnungen, Geschäftspapieren, Katalogen und Akzidenzdrucken wie Plakaten oder Einladungskarten. Diese in privaten Sammlungen erhaltenen Dokumente können hier erstmals präsentiert werden und geben einen spannenden Eindruck in die Aktivitäten der gesamten Gruppe. Keimzelle und Herzstück war die 1985 gegründete legendäre Galerie Pentagon, die ursprünglich als Produzentengalerie konzipiert war. Diese machte dann aber ebenso mit einem dezidierten Ausstellungsprogramm Furore: Möbel Perdu, Siegfried Syniuga, Jasper Morrison, Stiletto, Hans-Peter Adamski oder Andreas Brandolini wurden mit Objekten an der Schnittstelle zwischen Kunst und Design zu Wahlverwandten – und sorgten nicht nur in Köln für Gesprächsstoff. Hinzu kamen die oftmals mehrdeutigen Titel für eigene oder Gruppenausstellungen, die nicht zufällig auch die politische Situation in den 1980er-Jahren aufs Korn nahmen. „Herbstmanöver“, „Wirtschaftskriege“ oder „Statussymbole“, „Griff in den Staub“ und schließlich „Wieder Aktionismus“ lassen gleichermaßen aufschrecken wie auch schmunzeln. Telefon: 0221/22124816 Webseite: www.makk.de

Meyer Voggenreiter, shelf „Mai 68“, 1987; Museum für Angewandte Kunst Köln MAKK Foto: © DetlefSchumacher.com 03 / 20


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BÜCHER n Glanzstücke Unterberg, Michael: Blütenlese – Meißener Porzellan aus der Sammlung Tono Dreßen, Deutscher Kunstverlag, Berlin, 2018, Preis: 34,90 Euro.

Puppenbörse im Vortragssaal des Kunsthaus Zürich

„Es ist ungut, nur und ständig im Sinne der Nützlichkeit zu denken, denn das führt schließlich zur Einseitigkeit und Sterilität. Es gehört eigentlich zur geistigen Gesundheit, als Gegengewicht die Kultur in sein persönliches Wesen einzubeziehen als eine andere nicht unwesentliche Seite, die den Charakter ausmacht und formt.“ Diese Ansicht vertrat der Industrielle Dr. Ernst Schneider, der schon in jungen Jahren damit begonnen hatte, Porzellan zu sam-

meln. Der Bauunternehmer Tono Dreßen aus Münster teilte ganz offensichtlich nicht nur dessen Überzeugung, sondern auch dessen Leidenschaft für Porzellan – für Meißener Porzellan um genau zu sein. Wenngleich Dreßens Sammlung quantitativ nicht ganz an Schneiders Konvolut, die dieser bereits im Jahre 1968 dem Freistaat Bayern zum Geschenk gemacht hat, heranreicht – sie umfasst „nur“ 500 Stück –, steht sie qualitativ nicht im Schatten der zerbrechlichen Preziosen im Schloss Lustheim am Rande von München. Die 50 für diese Publikation ausgewählten Stücke legen davon Zeugnis ab. Dreßens Sammlungsstrategie stand unter der Prämisse, ein möglichst breites Spektrum, fokussiert auf Kaffee-, Tee- und Schokoladengeschirre sowie Tafelservice der Meißener Produktionspalette abzudecken, von daher lässt sich anhand der hier vorgestellten Objekte die Geschichte der ältesten europäischen Pozellanmanufaktur be-

stens darstellen. Außerdem bilden die vielfältigen Exponate – Irmingersche Belege, Malereien von Höroldt und Löwenfinck sowie verschiedensten Hausmalern, Kauffahrteien und Batailleszenen, indianische Dekore und mythologische Themen, das berühmte Schwanenservice des Grafen von Brühl und Blumenmalereien auf dem Service für Clemens August von Köln, Watteau-Malereien in Kupfergrün und Loehnig-Malerei, Fondporzellane aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und Porzellan mit vergoldetem Reliefdekor in Wedgwoodmanier aus dem frühen 19. Jahrhundert, Friderizianisches Porzellan oder entzückende Hentschel-Kinder – ein Stück europäische Kulturgeschichte ab. ISBN 978-3-422-07473-6

BÖRSEN/MESSEN/MÄRKTE n Mit dem Auge des Experten

Puppenküche im Vortragssaal des Kunsthaus Zürich 03 / 20

Die Veränderung der Puppen & Bären Börse mit Antik & Kunst ist gut aufgenommen worden. Der Saal war bei der letzten Veranstaltung ausgebucht. Die Vergrößerung des Angebotes lockte auch mehr Besucher an. Das Gedränge um 10 Uhr bei der Eröffnung war groß. Viele neue Aussteller waren anzutreffen. Einige boten sehr schöne Stück aus dem Nachlass ihrer Vorfahren an. Darunter war eine sehr schöne Bru zu einem sehr moderaten Preis zu finden. Des Weiteren war eine ganz seltene Jumeau mit Augenmechanismus zu kaufen angeboten worden. Weihnachtsschmuck war zur Jahreszeit passend reichlich im Angebot und fand großen Zuspruch bei den Kunden. Das Angebot an Puppenstuben und Krämerläden wie auch Puppenhäusern ist ein fester Be-


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MAGAZIN 11 2020 die Tore der Reklamebörse in Karlsruhe in der Festhalle Durlach öffnen. Für das Angebot an historischen Reklameträgern aller Art, wie z. B. Emailschildern Plakaten, Dosen, Figuren usw. sorgen Händler und Sammler aus Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Sicher findet sich für jeden Geldbeutel und jeden Geschmack das passende Objekt. Telefon: 0172/9793312 oder 0160/96095016 Webseite: www.reklameboerse-fellbach.com

n Trödeln unter Dach

Reklamebörse Karlsruhe in der Festhalle Durlach standteil dieser Veranstaltung und erfreut sich großer Beliebtheit. Auch namhafte Künstler im Puppen- und Bärenbereich stellten ihre bemerkenswerten Schätze aus und wurden sehr bewundert. Bei der kommenden Börse am 29. März werden im Vortragssaal des Kunsthaus Zürich wieder zahlreiche Austeller aus allen Sparten erwartet. Ein freudiges Sammlertreffen, wo für jeden etwas dabei sein wird. Neu am 29. März ist, dass Manfred Reichel, Experte im Dorotheum, die mitgebrachten Puppen, Bären und Spielzeuge kostenfrei begutachten und ihren Wert schätzen wird.

Der große Hallenflohmarkt in der Messe Sindelfingen ist seit Jahren ein etablierter Flohmarkt, da er immer im Trockenen stattfindet, in diesem Jahr am 28. März. Die Flohmarktkenner sind alle da, die Aussteller müssen Privatpersonen sein. Das Aufstellen von Kleiderständern ist nur erlaubt, wenn der gemietete Tisch abgebaut wird. Tische werden vom Veranstalter gestellt. Der Aufbau für Aussteller geht von 7 bis 9 Uhr, der Abbau darf nicht vor 16 Uhr erfolgen. Weitere Informationen und Tickets gibt es unter: Telefon: 0711/84961672 Webseite: www.tickets.c2concerts.de und bei allen bekannten VVK-Stellen

n Klassische Keramiken Mit der Sammlerbörse „Von Asshoff bis Zenker” bietet das Keramion in Frechen Sammlerinnen und Sammlern die Möglichkeit, ihre Sammlungen durch neue Stücke zu ergänzen. Die Sammlerbörse startet am 22. März mit einer Eröffnungsveranstaltung im Museum und dauert bis 26. April. Telefon: 02234/697690 Webseite: www.keramion.de

n Einfach „Doll” Die alljährliche Doll-Convention & Barbie Börse findet in diesem Jahr am Sonntag, dem 29. März in Wiesbaden im Dorint Hotel, Auguste-Victoria-Str. 15 von 10.30 bis 15.30 Uhr statt. Es werden Barbies, antike und neue Puppen, Puppenzubehör und Steifftiere angeboten. Telefon: 0179 4771333

n Publikumsmagnet Die Leipziger Buchmesse gilt nicht nur als ein Pflichttermin der Branche, sondern auch als die Messe der Leser und Bibliophilen. Kamen 2002 noch 66.000 Besucher nach Leipzig, hat sich diese Zahl

Telefon: +43/(0)/664/4041926 Webseite: www.puppenboerse.ch

n Umzug nach Karlsruhe Nach fünf erfolgreichen Jahren im schwäbischen Raum, wagt die Reklamebörse Fellbach den Sprung über die Landesgrenzen. Gemeinsam mit seinem neuen Partner wird Jürgen Schmude am 7. März

Leipziger Antiquariatsmesse 2009 bereits mehr als verdoppelt: 153.000 Menschen besuchten das neue Messegelände. Die Antiquariatsmesse wurde bereits 1995 in die Buchmesse integriert – zum weltweit wohl ersten Mal fanden alte Bücher, Grafik und Autographen ihren Platz in einer Neubuchmesse. Seitdem ist Leipzig ein fester Bestandteil im alljährlichen Messekalender geworden, wobei die Aussteller jedes Jahr mehr von den wachsenden Besucherzahlen der Buchmesse profitieren. (12. bis 15. März)

Die Sammlerbörse im Keramion in Frechen bildet die breite Vielvalt an Keramik ab Foto: Regina Spitz

Telefon: 06597/901071 Webseite: www.abooks.de

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Zeiler TAScheNlAMpeN cArel WeiDe

Der Name Zeiler, eine bei Sammlern von Taschenlampen hoch geschätzte Marke, ist auf den aus Bayern stammenden Max Zeiler zurückzuführen. er wurde 1887 in erlangen geboren. Max Zeiler hatte in den ersten Jahren seiner beruflichen Tätigkeit auf dem Gebiet der elektrischen Schwachstromtechnik, welches zu diesem Zeitpunkt noch wenig erforscht worden war, viele wertvolle erfahrungen mit der herstellung und insbesondere mit der leistungsverbesserung von Trockenbatterien gesammelt.

Gründung Ausgestattet mit den Erfahrungen und den spezifischen Kenntnissen der Batterieherstellung, machte Max Zeiler sich selbständig und gründete am 24. April 1910 in Berlin die Gesellschaft „Batterien- und Elemente-Fabrik System Zeiler G.m.b.H.” Das Unternehmen hatte anfänglich eine bescheidene Größe und stellte ausschließlich Batterien und galvanische Elemente her. Max Zeiler hatte nach eigenen Methoden ein Fabrikationsprinzip aufgebaut, das in seiner praktischen Auswertung zum „System Zeiler” führte. Planmäßige Forschungsarbeit sowie unermüd-

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licher Fleiß waren die Pfeiler des Unternehmens; Qualität und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis gehörten zu den Oben: Werbeanzeige für Batterien 1929 Unten von links nach rechts: 3 Volt Stab-Batterie, 1930er-Jahre Werbeanzeige für Batterien, 1929 Abbildung der Zeiler-Normalbatterie „Meisterklasse” für höchste Belastungsansprüche z.B. für Fahrrad-Beleuchtungen


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Oben: „Turnlicht”, die Taschenlampe ohne hülse, ohne Schalter. Durch einfaches Umstecken des Kopfstücks gibt es sofort licht Grundsätzen aller am Werk tätigen Mitarbeiter. Durch das Festhalten an diesen Prinzipien wurde die Grundlage für das stetige Wachstum geschaffen. Die Käuferschaft erkannte bald die außerordentliche Leistungsfähigkeit der ZeilerFabrikate an, und schon in Kürze war eine Erweiterung der Fabrikräume notwendig. Bereits 1914 galt die Firma Zeiler mit ihren Qualitätsprodukten als der unangefochtene Branchenführer. Während des Krieges 1914/18 wurde das Unternehmen zum Hauptlieferanten der Heeresverwaltung. Bereits damals lieferte Zeiler Spezialbatterien mit einer eigens entwickelten Fernzündung aus. Nach Ende des Krieges (1919) wurde erstmals ein kaufmännischer Leiter

angestellt. Waren durch die hervorragende Qualität der Zeiler-Fabrikate die technischen Voraussetzungen für das Wachstum des Unternehmens geschaffen, so wurde nunmehr die Absatzbasis erweitert und zwar nicht nur im Inland, sondern auch durch Export ins Ausland. Eine nach großzügigen Gesichtspunkten betriebene Verkaufspolitik setzte ein. Im Jahre 1921 erfolgte die Umwandlung der G.m.b.H in eine Aktiengesellschaft. Neue, mit den modernsten Einrichtungen ausgestattete Laborräume entstanden. Unerlässliche Voraussetzung für den Erfolg war die Kontinuität der Qualität und um diese zu sichern, wurde die maschinenmäßige Herstellung der Artikel aufgenommen. Eine sich ständig erweiternde Organisation und ein ausgedehnter Vertreterstab wurden geschaffen, die den Absatz nicht nur in Deutschland, sondern weltweit sicherstellten. Das Unternehmen wuchs auf rund 800 Arbeiter an. Die Fabrikationsstätte Berlin erwies sich für die Durchführung der neu-zeitlichen Fabrikationsmethoden als zu klein, und es wurde eine weitere Fabrikationsstätte in Briesen (Mark) errichtet.

Turnlicht Zu Beginn der 1920er-Jahre stellte Zeiler außer Batterien auch sogenannte Turnlicht-Lampen, einfache Taschenlampen in der Form einer „bekleideten” Batterie mit einer Glühbirne, her. Diese galten zu dieser Zeit als „die ideale Lampe der Neuzeit und des technischen Fortschritts”. Die Lampe besitzt keinen Schalter, so dass ein Selbsteinschalten unmöglich ist. Sie besteht nur aus einer Batterie und dem Kopfstück mit einer Glühbirne. Die Turnlicht-Taschenlampe ist stets leuchtbereit. Man Unten von links nach rechts: Werbeaufsteller für Turnlight-lampen, um 1930 Umschlag einer vierseitigen Werbebroschüre für die Turnlight-lampe, 1932 Werbeplakat für die Turnlicht-handlampe sowie für die Turnlicht-Taschenlampe, um 1926

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Oben von links nach rechts: Werbeanzeige für Modell Nr. 4350 in braun und rot, runde 25 mm linse, Umklappschalter. Diese sogenannte Klapphülse besteht aus zwei Teilen, welche durch den linsenring zusammengehalten werden Werbeplatte für Zeiler-Stablampen aus Thesit (Thesit war damals ein handelsname für Bakelit), 1930er-Jahre Verkaufstafel für Turnlicht-lampen, um 1925 sollte nur das Kopfstück herausziehen, umdrehen und wieder einsetzen – deshalb der Name Turnlicht – und die Lampe brennt. „Die Taschenlampe der eleganten Welt”, so hieß es in der Werbung. Max Zeiler ließ die von ihm entwickelte Turnlicht-Lampe 1922 in Deutschland sowie – kurz danach – in vielen europäischen

Ländern und in den USA patentieren. Der Name Turnlicht wurde einige Jahre später in Turnlight abgeändert, vermutlich weil in der Englischen sowie in der Französischen Sprache das “ch” nicht geläufig ist. Turnlight-Taschenlampen wurden ab Mitte der 1920er-Jahre bzw. in den 1930er-Jahren neben Zeiler auch von Éclairage Portatif (Frankreich), Pile Hydra (Frankreich), Leclanché (Schweiz), Palaba (Tschechoslowakei), Dura (Rumänien) sowie von der polnischen Batterienfabrik Centra hergestellt. Zeiler entwickelte auch eine „Turnlicht”Handlampe. Sie funktioniert – nach dem Turnlicht-Prinzip – ohne Lampenhülse und ohne Schalter. Ein Gehäuse aus Bakelit schützt sie gegen Feuchtigkeit und sonstige Witterungseinflüsse. Bei einer zweijährigen Lagerfähigkeit hatte sie eine Brenndauer von 60 Stunden. In der Werbung von 1935 hieß es: „Für den Hof, Stall, Keller, Boden, Sport, für die Scheune, für das Wochenende, das Boot, kurz überall ist die ‘Turnlicht’-Handlampe der Helfer in der Not”.

Taschenlampen Im Jahre 1933 begann Zeiler mit der Herstellung von Taschenlampenhülsen, Stablampen und Fahrradlampen aus Bakelit, welche ebenso wie die Turnlights unter der Marke Zeiler vertrieben wurden. Bakelit – die berühmte Erfindung des Belgiers Leo Baekeland – war der erste Kunststoff, der in der Massenfabrikation angewendet wurde. Zeiler erkannte, dass Taschenlampenhülsen aus Bakelt gegenüber Metalllampen viele Vorzüge haben, z.B. absolute Kurzschlusssicherheit (daher hoher Nutzeffekt), völlige Rostfreiheit (somit bei jeder Witterung verwendbar), kein Festfressen und Festklemmen der Batterien (daher leichtes Auswechseln) und unverändert schönes Aussehen (das bedeutet jahrelange Brauchbarkeit). Die Gehäuse aus Bakelit wurden von der Firma H. Ròmmler AG, Presstoffwerke Spremberg, Niederlausitz, bzw. von der Firma Presswerk AG, Essen, hergestellt. Dies ist aus dem in der Innenseite der Zeiler-Lampen eingravierten HRS- bzw. PagLogo ersichtlich. In den Anfangsjahren der Hülsenfabrikation wurden von Zeiler vor allem KleinstabHülsen und Stablampen in verschiedenen links oben: Kleinstablampe aus rotbraunem Bakelit; das Auswechseln und einsetzen der Batterie erfolgt durch Abschrauben des hülsenkopfes links unten: Auto-lichtschleuder, Stablampe aus braunem Bakelit, länge 22 cm, einhandbedienung durch rädchenfokus, 80 mm reflektor und Aufhängebügel, 1935

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Größen angeboten. Letztere wurden in der damaligen Fachsprache Licht-Schleuder genannt. Für den zivilen Markt gab es die sogenannte Auto-Lichtschleuder z.B. zum Ablesen der Wegweiser, bei nächtlichen Reparaturen auf der Landstraße u.a.m. Daneben gab es die Kategorie der Wehrsport-Lampen, unentbehrlich für Heer, Marine, Polizei, Feuerwehr, SA- und SSFormationen. Alle größeren StablampenModelle waren mit Rädchenfokus zur Einhandbedienung ausgerüstet. Die AutoLampen waren mit einem Aufhänger, die Wehrsport-Lampen mit Lederschlaufe und Karabinerhaken für Koppelbefestigung versehen. Des Weiteren hat Zeiler damals auch Kleinstab-Hülsen mit bzw. ohne Drehfokus im Programm. Die erste flache Taschenlampe von Zeiler – Type 4333 – war die sogenannte Normalhülse, eine formschöne Lampe aus Bakelit ohne Scharniere in den Farben Rot, Braun und Rot gewolkt. In der Werbung konnte man damals lesen: Diese Normalhülse beseitigt alle bisherigen Unzuträglichkeiten einer Metallhülse. Der Körper zur Aufnah-

me der Batterie ist bei dieser Hülse aus einem Stück, also ohne die bei Metallhülsen übliche Bodenklappe. Der Deckel enthält in einer universellen Anordnung die Kontakte und den Batteriehalter. Dadurch wird ein falsches Zusammensetzen der Hülse und der Batterie unmöglich. Der Batteriehalter verhindert Kontaktunterbrechung; das umständliche Zurechtbiegen der Batteriekontakte ist restlos beseitigt. Der aufschraubbare Linsenkopf macht die Lampe gebrauchsfertig. 1935 wurde das 25-jährige Fabrikjubiläum mit Freude und Stolz gefeiert. Die Firma beschäftigte zu dieser Zeit rund 650 Per-

Oben von links nach rechts: Modell Nr. 4350 in braun und rot, runde 25 mm linse, Umklappschalter. Diese sog. Klapp-hülse besteht aus zwei Teilen welche durch den linsenring zusammengehalten werden rechts: Auffallende Werbung für Zeiler-Stablampen aus Bakelit. Bild des Wagenparks, aufgenommen vor der Fabrik in Berlin, Mitte 1930er-Jahre (privatarchiv Jürgen prochnau) 03 / 20


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sonen und hatte einen Jahresumsatz von ca. 3 Mio Deutsche Mark. Einige Jahre später, etwa 1937/38, hat Zeiler die Normalhülse durch die neuentwickelte (patentierte) Klapp-Hülse – Type 4350 – ersetzt. Im Gegensatz zum Vorgänger ist der Körper dieser Klapp-Leuchte nicht aus einem Stück, sondern kann zwecks Auswechslung der Batterie nach Abschrauben des

Hülsenkopfes in zwei Teile auseinander geklappt werden. Die Leuchte hat eine einfache, technisch ausgereifte Konstruktion; sie ist außerdem, wie ihr Vorgänger, eine formschöne Taschenlampe. Bei den Kleinstab-Hülsen kam Zeiler zu gleicher Zeit mit einer Klapp-Stab (Type 2024) heraus, deren Körper ebenfalls aus zwei Teilen besteht. Wie bei der Hülse hält der Linsenkopf die beiden Halbschalen des Gehäuses zusammen.

Der Zweite Weltkrieg In den 1940er-Jahren wurde das Sortiment Taschenlampen mit verschiedenen Signal-Lampen – alle aus Bakelit – erweitert; sie waren mit Rot-, Grün- oder Blaufilter versehen und hatten Morse- und Dauer03 / 20

kontakt. Sie wurden vor allem an die Deutsche Wehrmacht geliefert. Die Belegschaft umfasste damals 880 Personen. Als Folge der vielen Bombardements auf Berlin wurde die Taschenlampenfabrik in der zweiten Hälfte des Jahres 1944 nach Linz (Österreich) verlegt. Weil die beiden Bakelit-Lieferanten immer mehr unter Rohstoffmangel zu leiden hatten, war Zeiler gezwungen, statt Bakelit Metall für seine Taschenlampen-Hülsen zu verwenden. Während der kurzen Zeit in Linz (August 1944 bis September 1945) wurden verschiedene Typen, u. a. die Nr. 4350 und die Signal-Lampen Nr. 4640 und Nr. 4842, aus Metall hergestellt. Sie hatten (meistens) die gleiche Modellnummern wie die aus Bakelit. Diese Zeiler-Lampen aus Metall sind also relativ selten und, obschon nicht so schön wie die Modelle aus Bakelit, ebenfalls begehrte Sammlerobjekte. Oben von links nach rechts: Soldat der Deutschen Wehrmacht, ausgerüstet mit einer Zeiler-Taschenlampe Nr. 4848, um 1940 Werbeblatt für die Zeiler-Signallampe Nr. 4640 D.r.G.M., um 1938 Modell Nr. 4350 M, aus Metall statt Bakelit, 1944 Mitte: Modell Nr. 4848, Militärlampe aus Bakelit, leichtgewölbte 35-mm-linse mit rot- und Grünfilter, Morse- und Dauerkontakt, um 1938 links unten: „Klapp-Stab” aus dunkelrotem Bakelit. Der Körper kann zwecks Auswechslung der Batterie in zwei Teile auseinandergeklappt werden


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Nachkriegszeit Bei Kriegsende wurde die im östlichen Teil Berlins gelegene Fabrik von der russischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Kurz danach gründete Max Zeiler in Berlin-Spandau die Firma Zeiler-Turnlight G.m.b.H., welche aus unbekannten Gründen 1949 aufgehoben wurde. Im selben Jahr gründete er in Regensburg (Bayern) eine neue Firma unter dem Namen „Max Zeiler – Batterien- und TaschenlampenFabrik”. Es ist bemerkenswert, dass Max Zeiler für die dort hergestellten Taschenlampen (alle aus Bakelit) den Namen Turnlight verwendet hat, denn Turnlights waren ursprünglich bekleidete Taschenlampenbatterien mit integrierter Glühbirne. Das Unternehmen in Regensburg hatte aller-

dings eine kurze Lebensdauer. Schwere Schicksalsschläge führten 1953 zur Auflösung. 1965 zog Max Zeiler zusammen mit seiner aus Berlin stammenden Frau Gertrud Zeiler – eine früher bekannte Dressurreiterin mit eigenem Gestüt – ins Bürgerheim Kumpfmühl (Regensburg) ein. Er starb zwei Jahre später, 1967. Die Konfiszierung von Vermögen und Betrieb durch die sowjetische Besatzungsmacht – „der Betrug um sein Lebenswerk” wie er es nannte – hat er, wie seine Frau der Presse ge-

genüber erklärte, nie überwinden können. Die Tatsache, dass die formschönen Zeiler-Taschenlampen heute gesuchte Sammelobjekte sind, die zu hohen Preisen gehandelt werden, hätte er damals nicht ahnen können.

literatur Ing. R. Ziegenberg, Die elektrische Taschenlampe und die tragbaren elektrischen Handlampen, Verlag von Hermann Meuser, Berlin, 1929. – Zeiler Katalog 100, 25 Jahre Zeiler, 1935. – Carel Weide, En er was licht! De Geschiedenis van de Elektrische Zak-lantaarn, 1800-1970, KMuitgevers, Zutphen (NL), 2007. Fotos: Carel Weide

Oben von links nach rechts: Modell Nr. 4640 aus Metall statt Bakelit, 1944 Modell Nr. 4842, Militärlampe aus Bakelit mit gleichen Spezifikationen wie das Modell Nr. 4848. Die 4842 besitzt aber einen Drehknopf für rotes, blaues oder grünes licht, um 1938 pendant des Modells Nr. 4842 in Metall. Die Modellnummer ist nicht eingestanzt, 1944 Unten: Turnlight-Taschenlampe in braunem Bakelit, hergestellt in der Batterien- und Taschenlampenfabrik in regensburg. Die lampe ist 8 cm hoch, zweizellig, ein- und Ausschalten geht durch Drehen des Kopfes, 1950er-Jahre 03 / 20


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AUKTIONEN 26 mechanik M. Rauchenecker (LokomotivManufaktur München) mit Schlepptenderloks ebenso wie weitere Lokomotiven von Micro Metaki oder Metropolitan. Auch in Spur 1 finden sich einige begehrte Stücke wie eine Schlepptenderlok der DRG von Aster (31003).

VORBERICHTE n Kendzia, Hamburg Kendzia hat am 21./22. Februar nicht nur eine große Auswahl an Schmuck, Vintage, Wein und Büchern. Die Möbelofferte ist breit gefächert und bietet eine Auswahl vom norddeutschen Barockschrank aus Nussbaum über eine Louis-XVI-Récamière, Wiener-Werkstätten-Möbel von Josef Margold bis hin zu modernem Design von Verner Panton und Eero Saarinen. Das große Angebot an Spiegeln und Lampen lässt kaum Wünsche offen. Die Teppichsparte wartet mit einem antiken Heriz, interessanten Orientprovenienzen, einigen ungewöhnlich gemusterten tibetischen Brücken sowie klassischen Peking-Teppichen auf. Bei den Skulpturen präsentieren sich gleich drei verloren geglaubte Vorentwürfe aus Gips für Denkmäler von Hamburger Dichtern sowie Plastiken von Wieland Förster, Jacob W. Fehrle und Fritz Klimsch. Ergänzung findet das Programm durch Wiener Bronzen und schöne Sakralplastik des 18. Jahrhunderts. Die Silberabteilung hält gepflegtes Tafelsilber und Bestecke bereit. Gleiches gilt für den Porzellansektor mit Servicen und Einzelstücken der bekannten Manufakturen. Hervorzuheben sind hier zwei überlebensgroße Kaendler-Figuren in Weißporzellan: der „Kasuar“ und der „Paduaner Hahn“ aus einer Hamburger Sammlung, die äußerst selten auf den Markt kommen. Sammlungen antiker Bronzemörser, Fayence-Albarelli und Logengläser ergänzen das Angebot. Telefon: 040/2299767 Webseite: www.auktion-kendzia.de

n Felzmann, Düsseldorf Ein überaus vielseitiges Angebot bietet das Auktionshaus Ulrich Felzmann Sammlerinnen und Sammlern am 3. und 4. März. Aus der Antike bis zur Neuzeit gibt es Münzen, Medaillen und Banknoten zu ersteigern. Unter einer Serie aus fast 90 Positionen griechischer Münzen sind auch zahlreiche Tetradrachmen aus Messana (Ausruf 500 Euro) sowie ein Gold-Stater Alexander des Großen (1.500 Euro). Freunde des Imperium Romanum dürfen aus weit über 100 Prägungen auswählen, beginnend bei der Didrachme, die nach dem

Macedonia, Alexander III. der Große, 336-323 v. Chr., AV Stater, 8,56 g (Ausruf 1.500 Euro). Felzmann, Düsseldorf, 03./04.03.2020 Punischen Krieg aus den Kontributionszahlungen geschlagen wurden, bis zum Ende der Republik mit einem Denar des Roscius Fabatus und eines Caesar-Denars (100 Euro). Das Ende des klassischen Roms und der Beginn des Dominats bildet der Aureus des Diocletian (3.000 Euro). Der Deutschland-Teil startet mit einer Silbergussmedaille aus Anhalt (800 Euro). Anhänger des Großgoldes dürfen sich über einen seltenen Gold-PortugalLöser zu 10 Dukaten aus Hamburg auf die Freundschaft freuen. Es geht hochkarätig weiter, denn das Angebot an seltenen Deutsches-Reich-Kursmünzen sucht seinesgleichen: der Pfennig 1877 B mit Paproth-Gutachten (250 Euro), die seltene Kriegsmünze zu 10 Pfennig 1918 D, 50 Rentenpfennig 1923 J (Auflage nur 4.000 Exemplare; Aufruf 1.000 Euro), 5 Reichsmark 1932 Goethe (1.500 Euro). Telefon: 0211/55044213 Webseite: www.felzmann.de

n Wormser Spielzeugauktion Traditionell gut aufgestellt startet das Wormser Auktionshaus vom 5. bis 7. März in die 128. Wormser Spielzeug-Auktion. In allen Bereichen rund um das antiquarische Spielzeug kann der interessierte Sammler besonders bei den Eisenbahnen – von Spur Z bis Spur IIm – hochwertige Highlights finden. Aber auch mit einem kleinen Geldbeutel gibt es schöne Stücke für die eigene Sammlung. Traditionell ist Märklin H0 sehr stark vertreten. Hier gibt es neben gängigen Artikeln auch das eine oder andere Schätzchen, wie zum Beispiel eine E-Lok der ÖBB (25277) oder aber auch den beliebten dreiteiligen ElektroTriebzug ST 800 (25780). Auch in der Rubrik „Alles außer Märklin“, den 22000erLosnummern, sind einige Raritäten zu finden. Vor allem von der Firma Micro-Fein-

Telefon: 06247/90460 Webseite: www.wormser-auktionshaus.de

n Wendl, Rudolstadt Die Auktionssaison bei Wendl beginnt spektakulär. Zur 96. Auktion vom 5. bis 7. März versteigert das Rudolstädter Haus den luxuriösen Nachlass des Schlosses Hüffe. Das spätbarock-klassizistische Gebäude gehörte über viele Jahre Hartmut Krukemeyer und seiner Frau, der Gräfin von Schwerin. Hartmut Krukemeyer gründete in Osnabrück die Paracelsus-Kliniken und erhielt 1990 das Große Bundesverdienstkreuz. Mehrere Millionen D-Mark investierte das Paar in die Restaurierung von Schloss, Parkgelände und Liegenschaften. Zum überaus noblen Inventar gehören ein ausgefallener Tabernakelschrank, prunkvolle Demi-Lune-Konsolen, eine stattliche Barock-Standuhr, eine äußerst fein gewirkte, 360 mal 280 Zentimeter große flämische Tapisserie aus dem 17. Jahrhundert und zwei großformatige Stillleben-Pendants eines flämischen Meisters mit herrlich blühenden Blumen in Vasen, Obst, Vögeln und einem Affen sowie Bildnisse der Landgrafen zu Hessen-Kassel. Insgesamt werden fast 200 ausgefallene Stücke des Interieurs veräußert. Unter den mehr als 700 Gemälden des klassischen Auktionsangebotes stechen besonders die Bildnisse zweier junger Damen hervor. Elegant impressionistisch setzte der holländische Maler Isaac Israels eine junge Frau beim Anzünden einer Zigarette in Szene (Limit 9.000 Euro), während sein deutscher Zeitgenosse Friedrich Anton Prölss eine junge Dame in alpenländischer Tracht bestechend lebendig umsetzte (4.600 Euro). Aus der Werkstatt des Italieners Jacopo Bassano stammt der Zyklus der vier Jahreszeiten – allegorisch durch verschiedene Tätigkeiten der Bauern dargestellt. Zu veräußern ist eine Variante des Winters (Limit 7.500 Euro). Die fast 100 Zentimeter hohe, monumentale Meissener Prunkvase mit qualitätvoller Rosenmalerei aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (10.000 Euro) entstammt dem Haushalt eines Großindustriellen. Ebenso in Meissen gefertigt, jedoch 100 bis 150 Jah-

Märklin. H0, ST 800, dreiteiliger Elektro-Triebzug (Limit 500 Euro). Wormser Spielzeugauktion, Worms 05.-07.03.2020 03 / 20


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AUKTIONEN 27 schen Adelsdorf. In vier Auktionen pro Jahr bietet Wrede hochwertiges und seltenes altes Spielzeug an. Die nächste Versteigerung ist am 6. und 7. März. Telefon: 09195 998991 Webseite: https://auktionshaus-wrede-v2.jimdo.com/

n Kube, Sugenheim

Sechsflammige Prunkgirandolen mit Viktoria-Figuren, Bronze, vergoldet, Nachfolge Pierre Philippe Thomire (Limit 9.000 Euro). Wendl, Rudolstadt, 05.-07.03.2020 re älter, sind eine barocke Kumme mit Chinoiserie (1.800 Euro), eine Deckelterrine mit Bataillemalerei (1.900 Euro) und eine seltene Augustus-Rex-Vase mit Blumenbouquets (650 Euro). Das umfangreiche Porzellanangebot bereichert außerdem der Nachlass eines Meissen-Sammlers, der sich auf limitierte Porzellane der jüngsten Zeit spezialisiert hatte. Unter den teils nur in kleinen Auflagen produzierten Stücken sind auch mehrere große Tiermasken aus Böttgersteinzeug und Nachausformungen ausgefallener Gefäße des Schwanen-Services sowie verschiedene Figuren. Aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen die zwei üppig dekorierten, sechsflammigen großen Prunkgirandolen mit Viktoria-Figuren aus vergoldeter Bronze, die in Frankreich in der Nachfolge des Pierre Philippe Thomire gefertigt wurden (9.000 Euro). Mattheus Lomeneth im Stüfft Kemte (Stift Kempten, Allgäu) stellte um 1800 eine barocke Stutzuhr (3.600 Euro) her, die neben hochwertigen Taschenuhren der Häuser Rolex oder Glashütte zur Versteigerung steht. Und auch für Spielzeugsammler gibt es viele Schätze zu bergen. Bis Ende 2019 zeigte das Palais Schardt in Weimar die umfangreiche Sammlung mit antikem Spielzeug, die Hannelore Henze liebevoll zusammen trug. Alle Exponate und Raritäten dieser Ausstellung werden nun unlimitiert versteigert.

Eine Sonderauktion am 28. März und gleich zwei Kataloge – das ist der Start in die Auktionssaison bei Kube im Alten Schloss Sugenheim. Der erste Katalog beinhaltet die Sammlung Harden, in Jahrzehnten aufgebaut, mit über 200 deutschen Helmemblemen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1914. Vertreten sind Generalshelm-Embleme von Hannover, Bayern, Hessen-Darmstadt, Mecklenburg, Preußen, Sachsen und Württemberg, neben einer Vielzahl von Helmemblemen deutscher Kleinstaaten wie Anhalt, Braunschweig, Hessen, Lippe, Oldenburg, Schleswig-Holstein, Schwarzburg, Reuß, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen und andere. Ein Riesenangebot preußischer Helmembleme nahezu aller Truppenteile dürfte sehr reizvoll für die Sammler sein. Ebenso auch die Angebote unter Bayern, Sachsen und Württemberg sowie Helmembleme deutscher Flügeladjutanten. Eine feine Spezialsammlung deutscher Ringkrägen steht ebenfalls zur Versteigerung, hauptsächlich für preußische Kürassier-Regimenter in Variationen, auch für Fahnenträger und Stabswachen sowie eine Reihe von Ringkrägen des frühen 19. Jahrhunderts. Ein besonderer Eyecatcher sind diverse prächtige Offizierskartuschkästen. Der zweite Sonderkatalog bietet die Auflösung verschiedener guter Privatsammlungen. Darunter ist eine prächtige Perkussionsbüchse von W. Hanau in Gera genauso zu finden wie diverse attraktive französische Blank-Waffen. Genauso Kürasse und Helme sowie ein hochinteressantes Angebot deutscher Helme wie:

Braunschweig Offiziershelm InfanterieRegiment 92, Hessen Leibgarde-Infanterie-Regiment 115, Preußen 1. Garde-Regiment zu Fuß (Limit 5.500 Euro), sieben diverse Ulanen-Tschapkas, ein extrem seltener Offiziershelm des preußischen 2. Dragonerregiments Modell 1913, diverse Kürasse, mehrere Helme der preußischen Gardes du Corps, seltene Blankwaffen, Lanzenflaggen, ein silberner Kovsch mit Widmung von Zar Nikolaus II. von Russland. Besondere Highlights sind ein Offizierstschako des 1. Seebataillons aus dem ehemaligen Besitz des Kronprinzen Wilhelm von Preußen und eine äußerst seltene und perfekt erhaltene komplette Uniformfigurine eines Unteroffiziers der preußischen Gardes du Corps im schwarzen Kürass zur Frühjahrsparade (11.000 Euro). Telefon: 09165/1386 oder -/650 Webseite: www.kube-auktionen.de

n Ladenburger Spielzeugauktion Die Ladenburger Spielzeugauktion lädt am 27. und 28. März zu ihrer Frühjahrsauktion nach Ladenburg ein. Unter den aus mehreren Hundert Jahren Spielzeuggeschichte stammenden Besonderheiten sind die Puppen aus Porzellan, Masse, Holz und Wachs in hochwertigem Zustand hervorzuheben. Im Repertoire sind rund 200 Puppen mit geschlossenem Mund und einige seltene französische Puppen. Dazu stehen Puppenstuben, Puppenküchen und Rauchfangküchen aus der Zeit von 1800 bis 1920 zur Versteigerung. Antiquarischer Christbaumschmuck aus Dresdner Pappe und aus Glas sowie Masse-Objekte werden ebenfalls aufgerufen. Besonders interessant dürften die Entwürfe und Zeichnungen von alten Adventskalendern aus dem Nachlass Lang sein. Dazu stehen Blechspielzeug und Eisenbahnen mit großen Spurweiten auf dem Programm. Vintage heißt die zweite große Sparte neben Spielzeug. Neben Handtaschen populärer Hersteller wie Louis Vuitton, Hermès oder Chanel gibt es noch einiges mehr rund ums Design. Telefon: 06203/13014 Webseite: www.spielzeugauktion.de

Telefon: 03672/424350 Webseite: www.auktionshaus-wendl.de

n Münchner Spielzeugauktion, Adelsdorf Ein Spezialist für altes Spielzeug in Süddeutschland ist das Auktionshaus Wrede Münchner Spielzeugauktion – nicht in München gelegen, sondern nördlich des Spielzeug-Zentrums Nürnberg, im fränki-

Offizierstschako, 1. Seebataillon des Kronprinzen Wilhelm von Preußen (Limit 3.800 Euro). Kube, Sugenheim, 28.03.2020

Spielzeug aus der kommenden Frühjahrsauktion in Ladenburg am 27./28.03.2020 03 / 20


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100 JAHrE LENkbArES LICHt tHErESIA PEtErS

Das Museum für kunst und Gewerbe Hamburg (MkG) blickt mit der Ausstellung „100 Jahre lenkbares Licht. Ursprung und Aktualität beweglicher beleuchtung“ auf die erfinderischen und ästhetischen Dimensionen von lenkbaren Leuchten vom frühen 20. Jahrhundert bis heute. 44 Originale des Leuchtenherstellers „Midgard“ und 20 weiteren Herstellern sowie zahlreiche Zeichnungen, Patente, briefe und kurze Filme erzählen in der Schau, die bis zum 1. Juni gezeigt wird, von der Evolution der Leuchten und von parallelen und jüngsten Entwicklungen. Und aktuelle Leuchten-Modelle laden die Ausstellungsbesucher ein, das Prinzip des lenkbaren Lichts selber auszuprobieren. konzipiert wurde die Ausstellung von dem Journalisten thomas Edelmann und ermöglicht mit der Unterstützung von thonet GmbH und Midgard Licht GmbH.

Leuchtenhersteller „Midgard” Das Jahr 1919 war eine Zeit des Umbruchs und der sozialen und politischen Erneuerung: Elektrizität und elektrische Beleuchtung drangen in Fabriken und Wohnungen vor, im nahen Weimar wurde das Bauhaus gegründet. Curt Fischer (1890-1956), Gründer des Leuchtenherstellers Midgard, ließ in diesem Jahr seine berühmte Scherenleuchte patentieren – auch „Lichtbogen“ oder „verstellbarer

Wandarm“ genannt. Mit der ersten lenkbaren elektrischen Leuchte setzte er einen Meilenstein für die sich damals rasant entwickelnde Industrialisierung. Seine bahnbrechende Erfindung und innovative Leuchte „Midgard“ kann man zu sich heranziehen, ihren Kopf drehen und den Lichtkegel im gewünschten Winkel mit nur einer Hand einstellen. Damit setzte der Ingenieur der damals üblichen, starren All03 / 20

Links: Dr. Lossen & Co., Midgard-Leuchte Nr. 113 in der Weißenhof-Siedlung Stuttgart, 1927 Foto: © Dr. Lossen & Co. / Archiv Midgard Licht, Hamburg Oben: Entwurf: Curt Fischer (1890-1956) / Hersteller: Industrie-Werk Auma, Scherenarmleuchte Nr. 110/F mit Pergamentschirm, um 1930 Foto: © Jenner-Egberts Foto+Film


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Nachfolgemodelle Beruhend auf früheren Entwürfen, entwickelte Fischer dann um 1930 ein modulares Leuchtensystem, dessen wartungsfreie Gelenke er ebenfalls patentieren ließ. Die innovative „Midgard“ war also nur der Beginn der Verbreitung eines Leuchtentyps, für den Unternehmen wie AEG, Körting & Mathiesen (Kandem), Gebr. Kaiser (Kaiser idell), SIS Schweinfurt und Siemens dann bald schon eigene Lösungen entwickelten. Später schufen Firmen wie Artemide, Belux, Erco und Nimbus Modelle, die Konstruktion und Design auf neue Weise integrierten.

bauhaus Zuvor, in den späten 1920er- und frühen 1930er-Jahren, entdeckte auch die gestalterische Avantgarde am Bauhaus das blendfreie, frei bewegliche Licht für sich. Architekten wie Egon Eiermann, Gustav Hassenpflug, Cäsar Pinnau und Sep Ruf diente die „Midgard“ als Arbeitsgerät, mitunter auch als Einrichtungsgegenstand. Ludwig Mies van der Rohe nutzte sie in seinem Büro und Marcel Breuer stattete etliche Wohnungen mit der Lenkleuchte aus. Der Typograf Jan Tschichold besaß eine besondere Version, die eigentlich für Zahnärzte konzipiert war. Midgard-Model-

gemeinbeleuchtung als einziger künstlicher Lichtquelle ein Ende.

Arbeitsvorgänge beleuchten Da seine Arbeiterinnen an ihren Werkbänken Schatten auf ihre Arbeitsflächen warfen, konnten sie die Arbeitsvorgänge nicht richtig erkennen. Um die Arbeitsplätze der eigenen Fabrik angemessen zu beleuchten, kam Fischer auf die geniale Idee für seine „Spezialbeleuchtungsgeräte“ und entwickelte solche völlig innovativen Leuchten mit großer Beweglichkeit und vielseitiger Verwendung. Die Ausstellung zeigt auch zahlreiche frühe Entwürfe Fischers, darunter auch seine bekanntesten wie das Modell Nr. 113, das auf Grund seines gebogenen Stabs auch als „Peitsche” bezeichnet wurde. Ausgestellt ist auch das Modell Nr. 114, das besonders weit verbreitet war. Unbekannt, Porträt Curt Fischer (1890-1956) Foto: © privat, Heidelberg Curt Fischer (1890-1956), Zeichnung zum „Verstellbaren Universalwandarm“, Gebrauchsmuster, 1919 Foto: © Midgard-Archiv, Hamburg Unten links: Entwurf: Curt Fischer (1890-1956) / Hersteller: Industrie-Werk Auma, Stativleuchte Nr. 114 mit reflektorkranz, vor 1938 © Jenner-Egberts Foto+Film Unten rechts: Entwurf: Curt Fischer (1890-1956) / Hersteller: Industrie-Werk Auma, tischarm Midgard Nr. 113, um 1924 (Version mit offenem korb über dem Schirm, um 1926) Foto: © Jenner-Egberts Foto+Film 03 / 20


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le beleuchteten zudem Ateliers und Wohnbereiche in Dessau, bevor dort eigene Entwürfe entstanden. Auch in modernen Interieurs hatte die „Midgard“ als zweckmäßiges Lichtgerät einen festen Platz: So waren das Planungsbüro am Bauhaus wie auch der dort entworfene Lesesaal der Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) mit dem Modell Nr. 113 ausgestattet. Gestal-

terinnen und Gestalter, Künstlerinnen und Künstler am Bauhaus wie Marianne Brandt, Marcel Breuer, Lyonel Feininger, Walter Gropius und Laszlo Moholy-Nagy waren jedenfalls begeistert von Fischers „Spezialbeleuchtungsgeräten“. Dank eines erhaltenen Briefwechsels zwischen Walter Gropius und Curt Fischer konnten Midgard-Leuchten inzwischen auch auf zahlreichen historischen Fotografien identifiziert werden.

Neuer Leuchtentypus Nachdem der Brite George Carwardine 1933 mit Terry & Sons, einem Produzenten von Federn für Auto-Stoßdämpfer, mit „Angelpoise“ die erste Arbeitsleuchte mit Zugfedern auf den Markt brachte, etablierte sich bald ein neuer, kostengünstiger Leuchtentypus. Dies inspirierte Curt Fischer in den frühen 1950er-Jahren zu einer eigenen Federzugleuchte, die bald darauf ein wichtiger DDR-Exportartikel wurde. Sein Sohn Wolfgang übernahm nach dessen Tod 1956 die Firma. 1992 berichtete er in einem Interview, die Federzugleuchte sei das Überbleibsel von einst rund 120 Midgard-Modellen. Zudem habe man sie weit unter den Kosten in westeuropäische Länder verkauft.

DDr-Exportartikel Zu DDR-Zeiten produzierte die Firma aus dem thüringischen Auma ihre Federzugleuchte dann für Ikea als Hauptabnehmer. In der Designgeschichtsschreibung war die „Midgard“ aber zumeist nur Experten 03 / 20

bekannt. Wolfgang Fischer blieb nach der vollständigen Enteignung des DDR-Regimes 1972 Betriebsleiter und erneuerte mehrmals den Patent- und Markenschutz. Obwohl in zahlreichen Interieurs der Moderne eingesetzt, war die Lampe nach dem Mauerbau als DDR-Produkt im Westen nicht mehr als Marke präsent. Im Jahre 1990 wurde ihm die Firma rückübertragen und die Marke Midgard damit wieder präsent. Zwei Jahre später brachte Wolfgang Fischer eine kompakte Maschinenleuchte mit Halogentechnik auf den Markt. Seine Stieftochter Anja Specht organisierte die Produktion unter erschwerten Wettbewerbsbedingungen: Sie unternahm erste Schritte, um die Firma Midgard auch im Designumfeld wieder sichtbar zu machen. Zudem sicherte sie die Archivalien der Gründungszeit und legte so die Grundlagen für heutige historische Recherchen und Darstellungen. Oben von links nach rechts: Entwurf: karl trabert (1858-1910) / Hersteller: Schaco, G. Schanzenbach & Co, Frankfurt, trabert-Leuchte, um 1934 Foto: © Jenner-Egberts Foto+Film Entwurf: Curt Fischer (1890-1956) / Hersteller: Industrie-Werk Auma, Scherenwandarm Midgard Nr. 110, um 1925 Foto: © Jenner-Egberts Foto+Film Entwurf: Wolfgang Fischer / Hersteller: MidgardLicht, Auma, Maschinenleuchte, um 1992 Foto: © Jenner-Egberts Foto+Film Unten links: Entwurf: Heinrich Siegfried bormann (1909-1982) (zugeschr.) / Hersteller: körting & Mathiesen, rohrtischleuchte kandem Nr. 934, 1932 Foto: © Jenner-Egberts Foto+Film


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Weiterentwicklungen Parallel entwickelten ost- und westdeutsche Hersteller die lenkbare Leuchte weiter. Technische Neuerungen wie das Halogen-Licht, bei Autoscheinwerfern erprobt, ermöglichten ab den 1970er-Jahren, die Stromzufuhr und -verteilung in der Leuchte neu zu organisieren. Einen Umbruch im Design markierte Richard Sapper 1972 mit der Niedervolt-Leuchte „Tizio“. Im Jahre 1986 entwarfen Michele De Lucchi und Giancarlo Fassina für die Firma Artemide die „Tolomeo“, deren Federn unsichtbar im Inneren der Konstruktion befestigt sind.

Von Auma nach Hamburg Im Jahre 2015 übernahmen Joke Rasch und David Einsiedler Unternehmen, Rechte, Originalwerkzeuge und Firmenarchiv

mit hunderten Originalzeichnungen von Curt Fischer, Fotos, Briefen, Urkunden und weiteren Dokumenten und verlegten die Produktion von Auma nach Hamburg. Hier wurde die Fertigungsstrecke von Grund auf neu eingerichtet, modernisiert und unter Verwendung von originalen Werkzeugen und Maschinen wieder in Betrieb genommen. Seit 2017 produzieren sie unter anderem die Federzugleuchte und Pendelleuchte K831 – denn aufgrund ihrer Flexibilität und ihres „Industriecharmes“ ist deren Faszination noch immer ungebrochen. Auch heute überzeugt sie wieder am Arbeitsplatz, im Büro, im CoworkingSpace, in der Hotel-Lobby oder im Wohnbereich, am multifunktionalen Küchentisch und am Sofa mit Laptop-Ablage. Und das am Bauhaus verbreitete beliebte Modell Nr. 113 wird aktuell in einer limitierten Edition neu aufgelegt und soll danach in Serie gehen.

Ausstellung und katalog 100 Jahre lenkbares Licht. Ursprung und Aktualität beweglicher Beleuchtung, bis 1. Juni 2020, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG), www.mkg-hamburg.de Fotos: wie angegeben

Ganz oben links: Entwurf: Werksentwurf / Hersteller: rademacher, Düsseldorf, Werkstattleuchte, um 1970 Foto: © Jenner-Egberts Foto+Film Ganz oben rechts: Entwurf: Christian Dell (18931974) / Hersteller: Gebr. kaiser, Neheim-Hüsten, Wandwarmleuchte 6716 kaiser Idell, um 1935 Foto: © Jenner-Egberts Foto+Film Unten links: Entwurf: Heinrich Siegfried bormann (1909-1982) (zugeschr.) / Hersteller: körting & Mathiesen, Leipzig, Schwenkleuchte kandem Nr. 830, 1931 Foto: © Jenner-Egberts Foto+Film Unten rechts: Entwurf: Christian Dell (1893-1974) / Hersteller: Monopol-Handelsges., berlin (zugeschr.), Schreibtischleuchte 6632 (ähnlich), um 1938 Foto: © Jenner-Egberts Foto+Film 03 / 20


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STickerei HeiDrun TH. GriGOLeiT

Das Grassi Museum für Angewandte kunst in Leipzig präsentiert noch bis zum 29. März die vielfältige und faszinierende kunsttechnik der Stickerei. in einer Ausstellung unter dem Titel „History in Fashion. 1500 Jahre Stickerei in Mode“ werden rund 130 ausgewählte historische Objekte aus der in großen Teilen unbekannten Textilsammlung des Grassimuseums nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Damals und heute Arbeiten aus koptischer Zeit und Mittelalter, reiche Stickereien des Barock und des 19. Jahrhunderts und aktuelle Werke stehen sich in sechs Themengruppen gegenüber. Traditionelle Kunstfertigkeit und Materialeinsatz sind ebenso zu entdecken wie digitale Techniken und neue Materialien. Mit einem großen Anteil an historischen Beispielen durchstreift die Schau zudem zahlreiche Epochen und Themen der Kulturgeschichte und beleuchtet auch Sammlungsgeschichte. Aber auch aktuelle Themen werden in der Ausstellung diskutiert: Schnelllebigkeit von Mode und technische Entwicklung ebenso wie Gender, Globalisierung und Nachhaltigkeit.

Bedeutung einarbeiten Bekleidung zu nähen und mit Nadel und Faden zu verzieren gehört zu den frühesten Kulturtechniken. Als älteste Werkzeuge dienten dazu anfangs Nadeln aus Knochen, Holz oder Metall. Kleidungsstücke besticken heißt, sie zu veredeln und zu schmücken. Mit Zeichen, Schrift, Bildern oder Symbolen sind Stickereien also bestimmt, Bedeutung in Kleider einzuarbeiten und die Individualität der Träger hervorzuheben. So werden Botschaften kommuniziert – etwa die Staats- oder Standeszugehörigkeit. Der Stickerei gehen meist Vor- und Unterzeichnungen voraus. Auch heute zieren maschinengestickte kleine und große Logos und Slogans Alltagsklei-

dung wie Designerstücke. Dabei erlebt gerade die Jahrhunderte alte Tradition von kostbaren Stickereien heute ein Comeback – quasi als Gegenentwurf zu Massenproduktion und „Fast Fashion“. Die heutige Modewelt entdeckt auch aufgrund von Umweltfragen und fragwürdigen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie wieder altbewährte Vorgehensweisen und schätzt zunehmend haltbare und hochwertige Textilien aus fairer Produktion. So betonen aktuelle Modemacher auch wieder verstärkt handwerkliche Fähigkeiten und beziehen sich auf historische Bezüge, indem sie aufwändige Stickereien als Statements verwenden – beispielsweise in der Sommerkollektion 2018 von Louis Vuitton. Beim Einsatz von Stickereien kann zudem das Bedürfnis nach ständig Neuem befriedigt werden, während es gleichzeitig um Komfort beim Tragen geht. Stickereien bieten auch vielfältige Möglichkeiten, selbst gebrauchte Kleidungstücke aufzuwerten und ihnen ganz neue Bedeutung zuzuschreiben. Der Modeschöpfer Karl Lagerfeld äußerte sich folgendermaßen: „Nothing is more modern than antiquity.“ Diese Auffassung war jedoch keine Neuerfindung akueller Mode, sondern es zieht sich eine lange Reihe berühmter Beispiele von Rückgriffen auf historische Kleidervorbilder durch das 20 Jahrhundert.

Sechs Themenbereiche Insgesamt ist die Ausstellung in sechs Themenbereiche gegliedert. Allgegenwärtig ist dabei stets der Rückgriff auf Formen und Farben der Pflanzenwelt. Denn Blüten, Blätter und Früchte gehören zu den wichtigsten Inspirationsquellen für geLinks: Detail eines Herrenrocks, um 1785 Oben: Damenhandschuhe, Deutschland, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, Stickerei in Seide, Gold- und Silberfaden auf Seidengewebe 03 / 20


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MODe 77 aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus Deutschland stammen, sind aufwändig geschmückt mit Blüten-Stickerei in Seide, Gold- und Silberfäden auf Seidengewebe und gestrickter Seide. Weitere ausgewählte Objekte der Sammlung dokumentieren diese weit zurückreichende Tradition der Motive aus der Welt der Pflanzen. Und Blütensymbole dienen auch heute häufig als Motiv – man spielt dabei nun gerne mit Kontrasten und bricht Konventionen und Erwartungen.

Bildideen

stickte Motive auf Kleidung. Durch alle Zeiten symbolisieren sie das Wachsen und Blühen des Lebens, thematisieren Schön-

heit und Fruchtbarkeit, aber auch Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies und Vergänglichkeit. Damenhandschuhe, die

Als Technik für künstlerische Gestaltung spannt Stickerei auch einen Bogen von Zeichnung über Malerei bis hin zu Plastik. Mit ihr lassen sich Bildideen in verschiedenen Materialien auf Gewebe setzen oder werden dreidimensional in die Fläche einund aufgebracht. Ein Gesellschaftskleid, das um 1925 in Deutschland entstand, fasziniert mit Stickerei in Goldfäden und Glasperlen auf Crêpe Georgette und Goldlamé. Ein anderes Gesellschaftskleid, das ebenfalls aus dem Jahre 1925 aus Deutschland stammt, zieren Glasperlen und Ornamentmotive aus Seidencrêpe in Applikationsstickerei auf Seidentüll. Durch solche gestickten Bilder, aber auch Texte erhalten Kleidungsstücke unterschiedlichste Bedeutungen. Fashion bedeutet in diesem Kontext Kleidermode: Gezeigt wird nicht Mode als Werk eines Modeschöp-

Ganz oben: Detail eines Mustertuchs, Sachsen, um 1790 Oben: Detail eines Gesellschaftkleids, um 1925 (Stickerei mit Glasperlen und Goldfaden) rechts: Gesellschaftskleid, um 1925, Deutschland, Stickerei in Goldfaden und Glasperlen auf crêpe Georgette, Goldlamé Ganz rechts: Gesellschaftskleid, um 1925, Deutschland, Glasperlen und Ornamentmotive aus Seidencrêpe in Applikationsstickerei auf Seidentüll 03 / 20


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MODe 78 fers, sondern Kleidermode aus Gegenwart und Vergangenheit unter übergreifenden Fragestellungen zu Technik und Bedeutung. Neben Kleidungsstücken auf Figurinen sind viele Fragmente und Musterstücke in der Ausstellung zu sehen – nicht nur von historischen Objekten, sondern ebenso von experimentellen Arbeiten der Gegenwart. Denn „History in Fashion” bedeutet einerseits Rückgriffe und Anleihen aktueller Mode auf Vorbilder und Anregungen aus historischer Mode sowie andererseits die Geschichte von Anfertigung, Entstehung, Gebrauch und Überlieferung, die jedes einzelne Objekt in sich trägt. Denn jedes der Exponate erzählt auch eine Story, die es zu entdecken gilt. Manche Ausstellungsstücke zeigen beispielsweise deutliche Spuren einer Zweit- oder Drittnutzung: So werden etwa Wachsflecken, die vom einstigen Gebrauch bei Kerzenschein zeugen, zu wichtigen Informationsträgern der Objektgeschichte.

kostbare Materialien Kostbare Materialien finden schon seit langem Anwendung beim Besticken von Kleidern, Gewändern oder modischen Accessoires wie Handschuhen, Hüten, Gürteln, Taschen, Krägen oder Schuhen: Gold, Edelsteine und Perlen, die die Stücke durch die Jahrhunderte zieren, steigerten ihre Faszination und zeugen von unglaublichem Luxus. Ein Damenmäntelchen aus dem letztes Drittel des 19. Jahrhunderts ist mit Stickerei in Anlege- und Applikationstechnik mit Silberlahn, gedrehten Silberschnüren und Knöpfen verziert. Eine Weste, die um 1900 im Balkan entstand, besticht mit Silberstickerei in Anlegetechnik auf weißem Tuch. Und auch heute beeindrucken große Modemarken mit reichen Stickereien und atemberaubenden Kostbarkeiten – verschwenderischer Luxus, an 03 / 20

dem es bereits im Mittelalter schon Kritik gab. Da jedoch ein riesiges Potential für Gestaltung und Neuerung in der Kombination von Stoffen und durch Stickereien aufOben links: Weste, Balkan, um 1900, Silberstickerei in Anlegetechnik auf weißem Tuch unten links: Teil eines Frauenmieders, Frankreich, um 1735, Seiden- und Silberstickerei auf Seide Ganz oben: Damenmäntelchen, letztes Drittel 19. Jahrhundert, Stickerei in Anlege- und Applikationstechnik mit Silberlahn, gedrehten Silberschnüren und Zierknöpfen, erworben aus Privatbesitz Oben: Pluviale (chormantel), 18. Jahrhundert, farbige Seidenstickerei auf blauem Seidengewebe


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MODe 79 gebrachten Materialien liegen, wurden und werden die unzähligen Variationsmöglichkeiten von den Modeschaffenden damals wie heute immer wieder gerne ausgeschöpft.

ideenaustausch Anregungen und Ideenaustausch halfen und helfen stets dabei, sich mit anderen Kulturen vertraut zu machen, denn internationale und globale Vernetzungen spielten

se der Vergangenheit. Die anwachsende Globalisierung spiegelt sich hingegen in der heutigen Mode: Ökologie, Ökonomie und soziale Aspekte sowie Arbeitsbedingungen und Umweltzerstörung spielen gegenwärtig eine immer größer werdende Rolle und werden kontrovers diskutiert. Neben historischen Objekten und Beispielen aktueller Mode präsentiert die Schau daher auch innovative Werke zeitgenössischer Textilkünstlerinnen und Textilkünstler und junger Talente. Traditionelle und digitale Techniken werden hierbei ebenso faszinierend eingesetzt wie neue Materialien.

kunsthochschule Halle Als Partner für die Sonderschau hat das Museum die Textilklasse der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle unter der Leitung von Professor Bettina GöttkeKrogmann gewonnen. Die Arbeiten neun ihrer Studierenden zeigen ganz moderne Ansätze für die Verwendung von Stickerei auf Kleidung für Hand- und Maschinenstickerei. Die Studierenden haben damit völlig neue Möglichkeiten der Textilgestaltung kreiert und erprobt und weisen mit ihren Entwürfen den Weg für moderne Anwendungsmöglichkeiten von Stickerei in der Mode von morgen.

katalog und Ausstellung Zur Ausstellung ist ein umfangreicher zweisprachiger Katalog (deutsch/englisch) im Sandstein-Verlag mit 232 Seiten und über 250 Abbildungen erschienen. Zudem finden eine ganze Reihe Veranstaltungen statt, die die Ausstellung begleiten: So können die Besucher beispielsweise in der offenen Werkstatt direkt in der Ausstellung jeden Mittwochnachmittag selbstständig sticken, allein oder mit Unterstützung einer auf Stickerei spezialisierten Absolventin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Ausstellung „History in Fashion. 1500 Jahre Stickerei in Mode“ bis 29. März im Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig. www.grassimak.de. Fotos: Esther Hoyer

in der Modegeschichte auch in der Vergangenheit eine wichtige Rolle. Schon in der Antike suchte man nach Inspiration aus fremden Ländern und Kulturen. So waren Textilien in europäischen Museen im 19. Jahrhundert deutliche Zeugnisse eines romantisch gefärbten Orientbildes. Ausgewählte Objekte aus Osteuropa und Asien verdeutlichen solche Mode-EinflüsOben: Taufkleid aus einer Zierdecke, Deutschland (Sachsen?), ende 18. Jahrhundert, farbige Seidenstickerei auf Leinenbatist, Schenkung aus Privatbesitz rechts: Stiefel Stuart Weitzman (uSA/italien), 2018, Silberstickerei und Pailletten (kunststoff, nylonfaden, gewickeltes Metallgarn) auf schwarzem Veloursgewebe Ganz rechts: Stiefel „Flora’s Present”, italien, Deutschland, 2017, Stickerei in Seide auf textile Oberfläche 03 / 20


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.. SCHWARZES GOLD FUR SCHALLPLATTEN-SAMMLER RARE FRENCH RECORDS & ARTISTS

€ 600-800 Jacques Berrocal (geb. 1946) „Musiq Musik LP”, veröffentlicht 1973 auf Futura Rec. France, No. „SON 06”. „Outlaw Bad Boy & Jazz-Avantgarde-Musique Concrete”-Künstler, der mit zahlreichen Musikern kommunizierte (Murray, Stapleton, Comelade, Liebezeit, Coxhill, Mercier-Descloux, Chance, Fenech, Tazartes etc.)

€ 400-600

Serge Gainsbourg (1928-1991) & Orchestre „No. 2 10 Inch”, 1959 auf

€ 23.000 Jean Michel Jarre „Musique Pour Supermarché LP”, 1983 Disques Dreyfus France, No. „FDM 18113”, incl. 12-seitiges Fotoalbum. Zur Kunstausstellung „Orrimbe Show” wurde nur eine Copy gepresst und dann vor Ort versteigert

Philips France, No. „B76.473R”, Mono. Kettenraucher Gainsbourg war für seine Skandale berühmt („Dauerlutscher”-Song für F. Gall, „Je t’aime” mit Jane Birkin, „Rock Around The Bunker”, „La Marseillaise” als Reggae-Version etc.)

€ 400-500 Les Fleurs De Pavot „Same LP”, 1968 Mercury France, No. „125.603 MDL”. Eine der ersten „Hippie-Psych”-Bands aus Frankreich (vorab „Bourgeois De Calais”), produziert von Bernard Estardy € 500-700 François De Roubaix (1939-1975 Tauchunfall) „L’Homme Orchestre LP“, erschienen 1970 auf Philips France, No. „6311.066”. Futuristischer „Easy Listening”-Soundtrack mit elektronischen Klängen. Roubaix zählte damals zu den stilprägenden Erneuerern der Filmmusik

€ 2.000-3.000 Johnny Hallyday (1943-2017) „Johnny Chante LP”, veröffentlicht 1965 auf Philips Frankreich, No. „BB77484L”, Velvet Cover, rote Labels, 5.000 Copies. „Der französische Elvis” und „Nationalrocker” mit dem italienischen Namen startete seine Karriere als Radio-DJ 1959 bei „Europa I” mit der Sendung „Salut Les Copains”. Als Musiker verkaufte er mehr als 100 Millionen Platten, er surfte von „Rock” nach „Pop” über „Country” und „Blues”. Seine LiveKonzerte zogen Massen an (Staatspräsident de Gaulle dazu: „Diese Jungen sind voller Vitalität, schickt sie zum Straßenbau”) € 80-120 Heldon (1972-1979) „Electronique Guerilla LP”, erschienen 1974 auf Disjuncta Records Frankreich, No. „12/13”. DebütLP um Mastermind und Multiinstrumentalist Richard Pinhas (geb. 1951) und Mitgliedern von Magma und Ulan Bator. Eigenwillige „Space-Rock”-Sounds (Gitarre fusioniert mit EMS-Synthesizer) mit diversen „Avantgarde”-Anleihen

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€ 400-600 Gérard Manset (geb. 1945) „Same LP”, veröffentlicht 1968 auf Odeon Records in Frankreich, No. „Slox 340784”. Französischer Singer-Songwriter, Maler, Fotograf und Autor. Gerard Manset gab nie ein Konzert und war für seine Kompromisslosigkeit damals berühmt


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€ 500-600 Popera Cosmic „Les Esclaves LP”, erschienen 1969 in Frankreich auf CBS, No. „S.7.63981”. Trio um François Wertheimer, Guy Skornik und William Sheller im „Cosmic Funk”-Sound mit „Psych”Anleihen und Orchester-Arrangements

€ 400-500 Sandrose „Same LP”, veröffentlicht 1972 auf Polydor Records France, No. 2393030”. Die „Prog-Rock”-Band wurde 1971 vom Gitarristen Jean Pierre Alarcen gegründet. Sängerin Rose Podwojny steuert hier ihre kraftvolle Stimme bei

€ 500-700 Omega Plus (1968-1971) „How To Kiss The Sky LP”, erschienen 1969 auf Pitch Records in Frankreich, No. „Pitch 3001”, wohl nur 1.000 Copies wurden gepresst. „Heavy Prog-Rock”-Trio aus Tours um die Brüder Claude (später bei Magma tätig) und Celmar Engel sowie Gerard Levy, die in Englisch sangen

€ 1.000-1.500 Skryvania „Same LP”, erschienen 1978 als Privatpressung in Belgien auf D.M. Recordings, No. „DMR 001”. Das Quartett aus einem Pariser Vorort orientierte sich am „symphonischen Prog”-Sound ihrer Vorbilder Genesis, King Crimson, Yes etc., die Aufnahme jedoch eher in Richtung „Übungs-Keller-Sound”

€ 500-650 Laurence Vanay (aka Jacqueline Thibault, Ehefrau von Laurent Thibault – ex Magma) „Galaxies LP”, erschienen 1974 auf SFP Records in Frankreich, No. „SFP 34.024”, Gatefold Sleeve. „ProgRock”-Sounds mit „Folk”-Anklängen

€ 500-700 Visitors „Same LP”, 1974 France Decca, No. „278.049”, Gatefold-Sleeve. Studio-„Prog-Fusion”-Projekt um Komponist Jean-Pierre Massiera, an dem bis zu 19 Musiker insgesamt beteiligt waren

€ 350-500 Igor Wakhevitch (geb. 1948) „Docteur Faust LP”, 1971 auf Pathe (ab 1894!) Frankreich, No. „2C072-11537”. Exzentriker Wakhevitch zählt zu den ganz Großen beim Grenzüberschritt der elektronischen/experimentellen Musik neben Henry, Schaeffer, Bayle etc. Er studierte unter Prof. Olivier Messiaen, war am GRMLabor für experimentelle Klangforschung beteiligt und mit Robert Wyatt, Mike Ratledge, Terry Riley, Jean Michel Jarre, Pink Floyd etc. eng befreundet. Mit Dali komponierte er die Oper „Etre Dieu”

€ 300-500

Gilbert Safrani (geb. 1948) Et

Les Boots „Les Gens S’En Vont Dans Le Ciel EP”, Polydor Rec. 1966, No. „27267”. Seltene französische „Freakbeat”-Single

Alle angegebenen Schallplattenpreise verstehen sich als ungefähre Richtpreise, die bei Internet-Auktionen, Schallplattenbörsen, Sammler-Foren, Festpreislisten, Privatverkäufen etc. erzielt oder angeboten wurden. Die Preise gelten in der Regel für Mint/Mint- Exemplare (neuwertig bzw. minimale Gebrauchsspuren).

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FUNDSTÜCKE 82

FLOHMARKTPREISE n Spielzeug Blechspielzeug Cabriolet „Primat 2800“, Hersteller Arnold (gegründet 1906 von Karl Arnold in Nürnberg, das Unternehmen musste 1995 Insolvenz anmelden und wurde 1997 vom italienischen Mitbewerber Rivarossi übernommen, ab 2004 Hornby). Nürnberg, 1950er-Jahre, lithografiertes Blech, Maße 26 x 11 x 9 cm. Wohl nicht mehr im Original-Zustand, Fahrzeug wurde wahrscheinlich mal umlackiert, seitlicher „Primat“-Schriftzug fehlt, die Drahtwellenfernbedienung ebenso und die Fahrerfigur trägt in der Regel eine andere Kopfbedeckung. Im OriginalZustand zwischen 150 bis 300 Euro (mit Karton) anzutreffen, hier eher als Ersatzteilspender einzuordnen. Viel mehr als 50 Euro dürften kaum zu erzielen sein.

Objektgestalter Otto Piene (1928 Laasphe -2014 Berlin) war 1958 Mitbegründer der Künstlergruppe „Zero“ und gilt als einer der renommiertesten Lichtkinetiker des 20. Jahrhunderts. Piene war für Rosenthal ab 1972 tätig, er entwarf u. a. Objekte wie den „Regenbogen“ (200 Exemplare), „Goldbogen“ (100 Exemplare), die Leuchte „Lichtkubus (999 Exemplare). Im Jahr 1973 gestaltete er auch die Fassade der Hauptverwaltung Selb mit einem überdimensionalen Regenbogen („Das Regenbogenhaus“). Ohne Original-Karton und Zertifikat wechselt der äußerst farbenfrohe Jahresteller den Besitzer oftmals zwischen 150 bis 200 Euro. Flohmarktpreis: 150 Euro

Flohmarktpreis: 50 Euro

n Design Jahresteller „Edition 1973“ aus den limitierten Kunstreihen von der Rosenthal AG Selb, verso bezeichnet mit „Rosenthal Germany, Studio Linie, Jahresteller 1973, Entwurf Otto Piene, 3. 000 Exemplare etc.“, Durchmesser 34 cm. Der Maler und

n Alte Technik „Motorschau Berlin Jan 1939 3. Jahrgang Heft 1“, erschienen im Verlag Dr. Elsner u. Co. Berlin S.W. 68, 72 Seiten, mit zahlreichen viertel-, halb- und ganzseitigen Abbildungen, teilweise farbig, beidseitig farbig illustrierte Originalbroschur mit Deckeltitel. Das von den Nationalsozialisten gepushte Propaganda-Magazin („Die Monatsschrift für Motorisierung und Kraftfahrt“, später „Die Monatsschrift Großdeutschlands für Kraft- und Luftfahrt“) erschien von Beginn 1937 monatlich, ab 1943 bis zu ihrer Einstellung 1944, nur noch vierteljährlich. Einige Exemplare werden im Handel ab circa 50 Euro angeboten, seltene und zugleich gut erhaltene Exemplare erzielen inzwischen Spitzenpreise bis zu 1.000 Euro. Flohmarktpreis: 50 Euro

Erscheinungstermin April-Ausgabe: Abo-Versand 16.03.2020 Erstverkaufstag Handel 20.03.2020 03 / 20


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www.vintage-auktion.de


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