Trödler 07/2025

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TRÖDLER ISSN 1863-0340

VERLAG GEMI Verlags GmbH

Robert-Bosch-Str. 2

85296 Rohrbach

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GESCHÄFTSFÜHRER Gerd Reddersen Rudolf Neumeier

CHEFREDAKTION Nicola Fritzsch eMail: nicola.fritzsch@gemiverlag.de

REDAKTION Joscha Eberhardt, Karin Probst

AUTOREN Reinhard Bogena, Joscha Eberhardt

REDAKTIONSASSISTENz Heike Genz

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LITHOS, SATz, HERSTELLUNG Westner Medien GmbH (Anschrift siehe Verlag)

ANzEIGEN Anette Wagner, Tel. 08441/4022-13

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VERTRIEB Gerd Reddersen

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MARKTVERTRIEB Gemi Verlag

ABOVERwALTUNG Gemi Verlag Aboservice Brieffach 14568 20086 Hamburg Tel. 040/329016205

(Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa 9-14 Uhr) E-Mails: kundenservice@dermedienvertrieb.de bestellung@dermedienvertrieb.de

DRUCK Kastner AG Wolnzach

ERSCHEINUNGSwEISE 10 mal im Jahr TITELFOTOS Reinhard Bogena

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n Expertenauskünfte MAGAzIN

n Ausstellungen, Messen

COMICS

n Nick Knatterton

MUSEUM

n Radiomuseum in Wertingen

SPIELzEUG

n Beatles-Auto von Rico

AUTOMOBILE

n Autofriedhof

AUKTIONEN 28

n Notizen, Termine, Preise

SCHALLPLATTEN 40

n The Bee Gees

Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/21 (Preise gültig seit 01.07.2021) LESERFORUM

SCHALLPLATTEN 44

n The Smiths

n Vase

?

Wir haben vor circa 30 Jahren diese Vase auf einem Antikmarkt in SüdFrankreich gekauft. Leider ist uns über das Alter nichts bekannt. Aus welcher Epoche stammt die Vase und wie wäre sie preislich einzustufen?

W. Peter, München

!

Diese Vase stammt von der Kunst-Töpferei Ciboure, (1919-1995), hergestellt wohl in den 1950er-/60er-Jahren. Abgebildet ist eine malerische Baskenlandschaft. Im Vordergrund reitet ein bäuerliches Mädchen in traditioneller Kleidung auf einem Esel und ein junger Baske führt einen Ochsen. Im Hintergrund steht ein altes Gehöft und eine Berglandschaft schließt sich an. Die Keramik-Manufaktur Ciboure

wurde 1919 an der baskischen Küste in Saint-Jean-de Luz (Département Pyrénées Atlantiques) von drei Kriegskameraden gegründet: Etienne Vilotte (18811957), einem gelernten Möbeltischler, dem Maler Louis Benjamin Floutier (18821936) und dem Drechsler „Lukas“ Edgard Marcel Lucat (1883-1953). Ab 1922 wurde die Töpferei von Etienne und Elise Vilotte geführt, die mit Dekorateuren wie Louis Floutier (bis 1922), Charles André Flouault (1880-1969), Richard Le Corrone (19091977), Pedro Garcia de Diego (19041969), Jean Leon oder auch Almes zusammenarbeiteten. In dieser Zeit entwickelten sich der neobaskische, der antike und der Art déco-Stil. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Töpferei von den Fischers aufgekauft und ab 1951 die Handelsmarke VE Ciboure bis 1977 durch RF Ciboure (Rodolphe Fischer (1907-1977) und danach bis 1995 durch MF (Max Fischer) ersetzt. Die Töpferei schloss 1995 ihre Türen. Vasen aus dieser Nachkriegsepoche von Le Corrone liegen zwischen 100 und 300 Euro (je nach Größe und Motiv). Weitaus gesuchter sind Objekte aus der Vorkriegsphase, die gerne auch 1.000 Euro oder mehr erzielen können. Joscha Eberhardt, Redaktion

n Sammlerteller

?Dieser Sammelteller war im Keller-Fundus bei einer Aufräumaktion vor kurzer Zeit ans Tageslicht gekommen. Er ist wohl aus Meissen und zeigt die Stadt Dresden. Lohnt es sich, diesen schönen Wandteller zu verkaufen? P. Urig, Kamenz

!Abgebildet ist die Stadtansicht „Dresden mit Elbufer und Frauenkirche“ in blauer Unterglasurmalerei. Der Entwurf stammt von Hermann Limbach aus dem Jahr 1935, Ausführung von der Porzellanmanufaktur Meissen, 1. Wahl, wohl zweite Hälfte 1930er-Jahre, Durchmesser 31 cm. Dargestellt ist der berühmte „CanalettoBlick“ des Malers Bernado Belotto (17221780) vom rechten Elbufer unterhalb der Augustus-Brücke. Der venezianische Maler mit dem Künstlernamen „Canaletto“ fertigte als Hofmaler von Kurfürst Friedrich August II. zwischen 1747 und 1754 insgesamt 14 Dresdner Stadtansichten an. Das imposante Gemälde mit den Maßen 133 x 237 cm befindet sich in der Gemäldegalerie „Alte Meister“ in Dresden. Der Teller in blauer Unterglasur und in runder leicht gemuldeter Form zeigt am Boden die dunkelblaue gekreuzte Meissener Schwertermarke. Es existiert auch noch eine kleinere Version (Durchmesser 17,5 cm, außen mit Goldrand verziert) von diesem populären Wandtellermotiv. Hermann Limbach gestaltete für die Porzellanmanufaktur Meissen zahlreiche Weihnachtsteller ab 1937, einen Autobahn-Motiv-Teller und diverse Rundschalen mit Rosenmotiven.

Angeboten werden solche MeissenWandteller oftmals zwischen 100 und 250 Euro. Früher wurden Meissener Porzellanteller gerne von ausländischen Touristen als Andenken erworben. Aktuell sind sie auf dem nationalen und internationalen Markt im Überangebot erhältlich, was den Verkaufspreis enorm drückt. Realistisch erscheinen eher 70 bis 120 Euro.

Joscha Eberhardt, Redaktion

n In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem ein oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist.

Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder unten korrigiert werden können.

Ihre Anfrage schicken Sie bitte an:

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Redaktion Leserforum

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n Mannschaftsplakat

?

Beim Aufräumen ist uns ein Poster von der Fußballmannschaft Eintracht Braunschweig in die Hände gefallen. Es stammt wahrscheinlich aus den 1980erJahren. Anscheinend ist es von allen damaligen Spielern und Betreuern signiert worden. Ist so ein signiertes MannschaftsPoster für Sammler noch von Interesse?

U. Sommer, Salzgitter

!Das Mannschaftsplakat zeigt den Kader und ihre Betreuer von „Eintracht Braunschweig“ aus der Bundesliga-Saison 1982/1983 mit ihren damaligen Werbepartnern „Jägermeister“ & „Adidas“. Die Spielzeit 82/83 war für die Braunschweiger Fans damals eine große Enttäuschung. Man träumte von einem UEFA CUP-Platz und landete letztlich nur auf dem 15. Platz in der Bundesliga-Tabelle. Schrecklicher Höhepunkt der Saison war im März 83 der tödliche Unfall von Spieler Lutz Eigendorf (1956-1983), dem „Beckenbauer des Ostens“, der von Milkes Stasi-Club BFC Dynamo Berlin 1979 geflohen war. Noch heute hält sich die Vermutung, dass der Stasi beim Unfall von Eigendorf seine Finger im Spiel hatte. Von 1972 bis 1985 war damals „Jägermeister“ Günter Mast (1929-2011) Hauptsponsor und das Markenemblem, der „Jägi“-Hubertus-Hirsch, seit Anfang 1973 auch offizielles VereinsWappen anstatt des Braunschweiger Löwen. Vor 50 Jahren, am 24. März 1973, lief somit erstmals ein Team in der Fußball-Bundesliga mit Trikotwerbung auf. 100.000 Mark jährlich ließ Mast sich den Deal kosten. Im Oktober 1973 genehmigte der DFB schließlich offiziell die Trikotwerbung in Deutschland. Nicht einmal ein Jahr später spielten bereits fünf Mannschaften mit Werbung auf der Brust. Nachdem die von dem passionierten Jäger Mast angestoßene Umbenennung in

„Sportverein Jägermeister Braunschweig“ nicht gestattet wurde, verließ er 1986 das sinkende Schiff. Von da an ging es für die Eintracht stetig runter, bis 2011 wenigstens wieder der Aufstieg in die 2. Liga gelang. Da das Poster von den Spielern und Verantwortlichen komplett signiert wurde, dürften „alte“ Eintracht-Fans sicher Interesse an diesem Bundesliga-Zeitzeugnis haben. Somit könnte das Fußball-Memorabilia bei den wahren Eintracht Braunschweig-Fans sicherlich 100 bis 200 Euro einspielen. Joscha Eberhardt, Redaktion

n Künstlerteller

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Diesen dekorativen Sammler-Teller haben wir Anfang der 1980er-Jahre in einem Porzellangeschäft gekauft. Sind solche Wandteller heute noch überhaupt gefragt und wie sind sie preislich dann einzuschätzen?

P. Martel, Nürnberg

!Dekorative Wandteller waren allgemein bis Ende der 1990er-Jahre sehr beliebt. Durch ihre oftmals hohen Auflagen jedoch oft auch weit verbreitet und somit in der Regel zahlreich im Handel anzutreffen. Weiterhin gesucht sind ausgefallene Teller, die von renommierten Künstlern entworfen wurden und nur in geringer Auflage produziert wurden. Dieser Wandteller gehört dazu, da der Künstler und Entwerfer Salvador Dali (1904-1989 Figueres/ Spanien) weiterhin bei Sammlern und Kunstfreunden sehr nachgefragt ist. Limitierte Kunstreihen von der Firma Rosenthal „studio-linie“, dazu noch zum Firmenjubiläum „100 Jahr Rosenthal 1979“ sind national und international gefragt. Natürlich erscheint die Auflage „3.000 Exemplare“ im ersten Moment sehr hoch, aber für einen weltweiten „Star-Künstler“ wie Dali auch angemessen. Die vollplastische runde Glasplatte (Durchmesser 36 cm) mit ei-

ner reliefierten, stilisierten Schnecke und einer Randsignatur von Dali wurde damals in einem Holzkasten ausgeliefert. Rosenthal kooperierte zu dieser Epoche auch mit weiteren renommierten Designern und Künstlern wie Tapio Wirkkala, Walter Gropius, Andy Warhol, Enzo Mari, Ron Arad, Henry Moore, Lucio Fontana, Versace etc., deren Rosenthal-Exponate auch heute noch oftmals mehr als zeitlos erscheinen. Dali schuf für Rosenthal ab 1976 noch weitere Objekte wie den Jahresteller „1976“, den Künstlerteller Nr. 12 „L'Assiette De Gala'' und die Dekore für die Porzellanserie „Suomi“ in Kooperation mit Timo Sarpaneva (Form). Angeboten wird der DaliKünstlerteller zu sehr unterschiedlichen Preisen. 200 bis 400 Euro entsprechen der Realität. Preise über 500 Euro dürften wohl nur im internationalen Galeriehandel gelegentlich erzielt werden.

Joscha Eberhardt, Redaktion

AUSSTELLUNGEN

n Keine Panik, Udo kommt

Das Universalgenie Udo Lindenberg hat seit Mitte der 1990er-Jahre ein umfangreiches malerisches Werk mit großem Wiedererkennungswert geschaffen. Die Menschenfamilie tummelt sich lebens- und liebeslustig im friedlichen Miteinander. Astronaut und Vampir wandern ebenso auf die Leinwand wie Detektiv Coolman, Elli Pyrelli, Rudi Ratlos, Familie Kabeljau oder die Klavierlehrerin. Und über allem hebt der Komet ab.

Das geniale Multitalent, das als Sänger Musikgeschichte geschrieben und als Maler und Zeichner ein eigenwilliges, buntes, an Comic und Cartoon orientiertes Œuvre geschaffen hat, wird in dieser sehr umfangreichen Ausstellung mit all seinen Facetten vorgestellt. Ernsthafte Themen wie der Zyklus zu Goethes Hauptwerk Faust, die Auseinandersetzung mit den biblischen Geboten oder seine klare politische Haltung im Kampf gegen rechte Gesinnung – mit den Pimmelköppen wurde eine eigene Spezies geschaffen – stehen neben den munteren nackten Akten oder der losschippernden Andrea Doria.

Die schwarze Konturlinie definiert seine Figuren und lässt den Meister schon am Strich erkennen. Musen und Göttinnen gehören ebenso zum festen Personal wie der Paniker selbst: Hut und Sonnenbrille als Synonym. Mit den Likörellen hat Lindenberg eine eigene Technik gefunden, dessen Bezeichnung er sich als Patent hat schützen lassen. Dabei erstaunt die breite Farbpalette: Bananenlikör für ein dunkles und Eierlikör für ein helles Gelb, Pfefferminzlikör für Grün, Kirschlikör für Rot oder Blue Curaçao für Blau.

Einzigartig ist, dass die Ausstellung mit ganz frühen, noch nie ausgestellten Zeichnungen und Skizzen die Entwicklung seines unkonventionellen Stils nachvollziehbar werden lässt. Schon auf dem Album livehaftig von 1979 zeichnet sich Udo selbst auf das Innencover, dem Album Götterhämmerung legt er 1984 ein in reinen Konturlinien gezeichnetes Poster bei. Aus den Udogrammen heraus erwächst ein fantastischer Kosmos mit dem Panikpräsidenten an der Spitze.

Udo Lindenberg, dessen Wurzeln in Nordrhein-Westfalen verankert sind: „Yeah! Das Udoversum knallt kometenartig mitten ins Ruhrgebeat hinein. Udo is coming home nach NRW. Meine Babys, also meine Bilder dürfen ins feine Schloss Oberhausen einziehen, genauso, wie die ganze Panik-History.“ Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Heel Verlag.

Telefon: 0208 4124916

Webseite: www.ludwiggalerie.de

n Kruse gegen Bing

Ein Grundsatzurteil des Reichsgerichts Leipzig versetzte vor 100 Jahren die deutsche Spielwarenindustrie in helle Aufregung. Erstmals wurde einem Kinderspielzeug, der Käthe-Kruse-Puppe, künstlerischer Urheberschutz gewährt. Anfang der 1920er-Jahre hatte sich Käthe Kruse gerade erfolgreich als Herstellerin hochwertiger, handgefertigter Spielpuppen auf dem Spielzeugmarkt etabliert. Doch die Konkurrenz wollte auch ein Stück vom Kuchen: Andere Spielzeughersteller begannen, qualitativ minderwertige Nachahmungen

zu verkaufen, die sie sogar offen als preiswerte „Imitationen der Käthe Kruse Puppen“ bewarben. Ein frontaler Angriff, den Käthe Kruse weder akzeptieren konnte noch wollte. Neben massiven Umsatzeinbußen fürchtete sie vor allem, dass der hervorragende und hart erarbeitete Ruf ihrer Puppen nachhaltig beschädigt werden könnte. Also klagte die Unternehmerin und führte mehrere Zivilprozesse. Besonders einer davon sorgte für Aufsehen: Ihre Auseinandersetzung mit der Nürnberger Firma Bing, dem damals weltgrößten Spielwarenproduzenten. Ausgerechnet gegen diesen Giganten der Spielzeugindustrie gelang es Kruse, 1925 vor dem Reichsgericht Leipzig ein Grundsatzurteil zu erstreiten. Mit diesem höchstrichterlichen Urteil schrieb Käthe Kruse Rechtsgeschichte. Als erster Spielzeughersteller überhaupt

Ausstellung „Kruse gegen Bing; Käthe-Kruse-Puppenmuseum Donauwörth und Bing-Museum Freinsheim

Udo Lindenberg, Houston‘s Calling, 2008; Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
© Udo Lindenberg Archiv
Udo Lindenberg, Andrea Doria I, 2002; Ludwiggalerie Schloss Oberhausen © Udo Lindenberg Archiv

erhielt sie für ihre Puppen künstlerischen Urheberschutz. Kruses Nachahmer waren gezwungen, die – nun als solche anerkannten – Plagiate vom Markt zu nehmen. Die Bezeichnung „Käthe-Kruse-Puppen“ blieb ausschließlich den Qualitätsspielwaren aus ihrer Manufaktur vorbehalten. Teilweise mit weitreichenden Folgen: Die kleine Kunstpuppenfabrik von Günther Heine aus Bad Kösen zum Beispiel ging an dem Urteil zugrunde. Die Firma der Gebrüder Bing überstand den Prozess jedoch. Das Unternehmen hatte aber auch weitaus mehr zu bieten als Imitationen der KätheKruse-Puppen: Von detailreich gefertigtem Blechspielzeug bis hin zu Teddybären bediente es nahezu alle Kinderwünsche. Anlässlich dieser Ereignisse vor hundert Jahren haben sich das Käthe-Kruse-Puppen-Museum Donauwörth und das BingMuseum in Freinsheim zusammengetan und zeigen zwei gemeinschaftlich konzipierte Ausstellungen. Sie präsentieren an beiden Orten die spannende Firmengeschichte von Bing und verschiedene Spielzeug-Raritäten. Außerdem geben sie Einblick in das Leben und Werk von Käthe Kruse als mutige Unternehmerin und innovative Puppenschöpferin. Seltene BingKünstlerpuppen und andere Plagiate werden neben den originalen Käthe-KrusePuppen ausgestellt und laden zum direkten Vergleich ein. (Bis 14. September)

Webseiten: www.kaethe-kruse-puppenmuseum.de www.spielzeugmuseum-freinsheim.de

MESSEN/MÄRKTE

n Trödeln in Altstädten

Seit über 15 Jahren begeistern die Antikund Edeltrödelmärkte des Veranstaltungsteams „Schöne Märkte” nicht nur die Be-

Kulturhandwerksmarkt in Pfettrach bei Landshut

sucher, sondern auch die vielen teilnehmenden Händler aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. Das Besondere bzw. das Erfolgsrezept ist die Verbindung zwischen einem attraktiven Veranstaltungsort und dem qualitätvollen Warenangebot bei freiem Eintritt. Aktuell finden in den malerischen Altstädten von Mosbach am 5. Juli und Ladenburg am 5. Oktober Antik- & Edeltrödelmärkte statt.

Webseite: www.schoene-maerkte.de

n Gut gemacht

Der Verein Kulturhandwerk e.V. lädt 2025 zum vierten Kulturhandwerksmarkt in Pfettrach bei Landshut ein. Mit neuem Namen, aber in gewohnter Form präsentieren am 5. und 6. Juli auf dem Gelände der Alten Schreinerei Hahn, Wiesenweg 10, Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker ihre Arbeiten. Der Markt schafft einen Raum, in dem Kunst, Kultur und Handwerk geteilt, erlebt und gefeiert werden – ganz im Sinne des Vereins. Die Veranstalter laden zu einem inspirierenden, heiteren Wochenende mit Kunsthandwerk, Mitmachangeboten, Musik und Kulinarik.

Geöffnet ist der Markt Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Webseite: www.kulturhandwerk.org

n Fest der Porzelliner

Jedes Jahr am ersten Wochenende im August findet in der oberfränkischen Porzellanstadt Selb das Fest der Porzelliner statt, bei dem sich alles um das Weiße Gold dreht. Die Besucher erwartet ein umfangreiches Programm mit vielen interessanten Aktionen.

Höhepunkt ist Europas größter Porzellanflohmarkt am Samstag, dem 2. August mit ca. 350 Anbietern, bei dem die Schnäppchenjäger voll auf ihre Kosten kommen. Auch den Porzellanflohmarkt am darauffolgenden verkaufsoffenen Sonntag mit

100 Anbietern wissen die Sammler und Liebhaber des Weißen Goldes inzwischen durchaus zu schätzen.

Telefon: 09287 956385

Webseite: www.selb.de/porzellinerfest

n Börse mit Tradition

Die 26. Roeslerbörse findet am Samstag, dem 30. August in Bad Rodach wieder in Verbindung mit dem beliebten Altstadtflohmarkt rund um das Jagdschloss statt. Freunde des Roesler-Feinsteingutes sind eingeladen zum Kaufen, Verkaufen und Tauschen. In interessanten Gesprächen können Sie sich über ihr Sammelgebiet informieren.

Schon am Freitag, dem 29. August um 18 Uhr hält Rolf Hinderk Peters im Heimatmuseum einen Vortrag zu „Wolfgang Kreidl“. Kreidl hat das moderne „Service 155 Kugelform Köln“ entworfen, das in einer aktuellen Sonderausstellung im Heimatmuseum gezeigt wird. Die Ausstellung thematisiert vor allem die unterschiedlichen Dekore, vom avantgardistischen Spritzdekor, wie Kreidl sich das Service vorgestellt hatte, hin zu Kornblumen und Ähren, wie es dem nationalistischen Zeitgeschmack Ende der 30er-Jahre entsprach.

Das Heimatmuseum mit vielen Exponaten aus der Feinsteingutfabrik Max Roesler, unter anderem einer Puppenküche aus dem Jahre 1915, hat am Samstag zur Roeslerbörse geöffnet. Wer an der Roeslerbörse oder am Altstadtflohmarkt aktiv mit einem Stand teilnehmen möchte, erhält Informationen bei der Stadt Bad Rodach unter der folgenden Telefonnummer:

Telefon: 09564 922215

Antikmärkte in Mosbach und Ladenburg
Max Möller, Böckchen; 26. Roesler Börse Bad Rodach

NIcK KNattERtON

REINHaRD BOGENa

Zu einer der untrennbar mit den Nachkriegsjahren verbundenen Figuren gehört Nick Knatterton, ein Detektiv der Superlative, ins Leben gerufen von Karikaturist Manfred Schmidt. Zu den Erkennungsmerkmalen dieser comicfigur gehören sein kariertes Jackett, passende Schiebermütze und Knickerbocker-Hosen, ein kantiges Gesicht und Pfeife. Er zeichnet sich aus durch starken charakter sowie beinahe übersinnliche Fähigkeiten. Damit scheint er dem Sinnbild eines Berufsstandes zu entsprechen, wie das vom legendären Sherlock Holmes vorgegeben war. Ob der Engländer als Vorbild diente? Möglich, aber es gab da noch einen anderen, weniger bekannten Verfolger des Verbrechens: „Nat Pinkerton, der König der Detective”. So nämlich lautet der titel einer amerikanischen Romanserie, die der autor Manfred Schmidt in seinen Jugendjahren mit Vorliebe las. Wie er in einem seiner Bücher selbst schreibt („alles Gute von Manfred Schmidt – Neue heitere Geschichten", Stalling 1970), will er aber vor allem von „Superman” inspiriert worden sein, einem weiteren amerikanischen comic-Held mitaußergewöhnlichen Kräften und Fähigkeiten.

Geschichten zur Entspannung

Manfred Schmidt wurde 1913 in Bad Harzburg geboren, verbrachte seine jungen Jahre in Bremen und verstarb 1999 am Starnberger See. Nach dem Krieg hatte er sein Geld als Karikaturist in verschiedenen Verlagen verdient, darunter bei rororo (Rowohlts Rotations Romane), wo viele seiner humoristischen Reisegeschichten in Taschenbuchausgabe erschienen, u. a. Titel wie „Mit Frau Meier in die Wüste”, „Frau Meier reist weiter” und weitere, die alle im leicht ironisch formulierten Stil mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik ge-

schrieben sind. Seine Geschichten liest man gerne unterwegs oder im Urlaub zur Entspannung: „Nirgends findet man so viel ältere Damen aus aller Herren Länder wie hier im Forum Romanum. Wahrscheinlich zieht es sie zu den Ruinen, weil sie in der jahrtausendealten Umgebung noch verhältnismäßig jung zu wirken glauben.” (Das schnellste Hotel der Welt – Verschmidtste Geschichten, rororo). Aber auch seine Geschlechtsgenossen bekommen ihr Fett weg, so schreibt er an anderer Stelle in Betrachtungen über den Pariser Place Pigalle: „Es gibt nichts Lächerlicheres auf der Welt als Männer, die nachts alleine durch das Vergnügungsviertel streichen, in die dunkelsten Seitengassen ab-

biegen und so tun, als suchten sie einen Briefkasten” („Und begibt sich weiter fort", Stalling Vlg. 1962).

Vergangenheitsbewältigung

Schmidt begann seine Karriere als ComicZeichner bereits mit 14 Jahren. Über sich selbst zitierte er später gerne einen Satz, den Loriot (mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow) einst prägte: „Manfred Schmidt ist eine echte Doppelbegabung, er kann nicht schreiben und nicht zeichnen” – und ein Komiker möchte er auch nicht sein, wie wir in seinem Buch „Das schnellste Hotel der Welt” (rororo) erfah-

Links: Nick-Knatterton-Heft im Querformat und Werbefigur

Oben: Die Rückseiten der Knatterton-Hefte verweisen stets auf die Illustrierte Quick

treffenden Texten beschreibt, könnte der Titel nicht passender sein. Es entsprach seiner Art der Vergangenheitsbewältigung, die Jahre der Nazidiktatur mit Galgenhumor zu verarbeiten: „Es war einmal ein Omnibus, den die Gesellschaft, die seinen Betrieb übernommen hatte, mit großen Tönen als den besten der Welt anpries... Der Omnibus raste wie wild durch die Gegend und überfuhr alles, was ihm unterwegs begegnete... bis er auseinanderbrach und die Hälfte an einem Baum hängenblieb. Der offensichtlich wahnsinnige Fahrer fuhr aber mit dem Rest weiter … Den ängstlich werdenden übrigen Fahrgästen versprach der kleine Sprecher immer wieder Kaffee und Kuchen bis zum

ren: „Komisch ist nur, was um mich herum passiert, und darauf habe ich nicht den geringsten Einfluß.” 1947, veröffentlichte Schmidt im Rowohlt-Verlag das „Bilderbuch für Überlebende”, das auch vom West-Verlag (Bregenz) mit anderem Titelbild als „Bilderbuch für die Überlebenden” herausgegeben wurde. Angesichts der zurückliegenden Kriegsjahre, die er in markanten Zeichnungen und kurzen, aber

Oben: Der autor, dargestellt in einem seiner Bücher

Schmidt illustrierte seine Bücher selbst

Rechts von oben nach unten: Vergangenheitsbewältigung von Manfred Schmidt, veröffentlicht bei Rowohlt und im österreichischen West-Verlag

am Ende des Büchleins gibt es Ratschläge: Demokratie für anfänger, denn das mussten die Deutschen zu jener Zeit erst lernen

Klassiker der „leichten Literatur": Schmidts Reiseerzählungen

Endziel.” Wer mit der Geschichte des Dritten Reiches vertraut ist, versteht Schmidts Anspielungen: Ein Omnibus (die nationalsozialistische Partei mit Adolf Hitler als Fahrer) lädt das deutsche Volk unter Vorspielung falscher Tatsachen (Propaganda

durch den „kleinen Sprecher” Joseph Goebbels) ein und beginnt eine rücksichtslose Fahrt, der viele zum Opfer fallen: „Schließlich kam, was kommen musste: Der Rest des Omnibusses fuhr mit Vollgas in einen Schutthaufen und gegen einen Mauerrest. Jeder, der sich noch irgendwie bewegen konnte, machte sich aus dem Staube... Der Fahrer verbrannte mit dem Rest von Benzin... Der kleine Sprecher war tot. Der Omnibus war nicht mehr zu gebrauchen, obgleich erst ein Bruchteil der tausendjährigen Garantie abgelaufen war.” Ja, nur wenige Jahre genügten, um das von den Nazis versprochene „tausendjährige Reich” in Schutt und Asche zu legen. Mit diesem sehr sel-

tenen Büchlein hält man ein echtes Stück Zeitgeschichte in Händen, das antiquarisch mit etwa 20 bis 50 Euro gehandelt wird. Nachdenklich stimmt auch, was Schmidt über die Zeit nach dem Zusammenbruch schreibt: „Die Überlebenden fanden sich mit schweren seelischen und körperlichen Schäden im Krankenhaus wieder. Einige hatten sehr hohe Temperatur und konnten sich gar nicht erinnern, jemals in den Bus eingestiegen zu sein. Während sie so auf ihrem Krankenbett hin und her meditierten, sagte einer von ihnen: 'Ihr könnt sagen, was ihr wollt, aber fahren konnte er!'”, womit Schmidt zum einen jene Menschen meint, die von nichts gewusst haben wollen und zum anderen diejenigen, die als unverbesserlich gelten. Damit allein lässt er es jedoch nicht bewenden; im anschließenden größten Teil des 110 Seiten starken Buches gibt er Ratschläge für das Volk, wie Demokratie funktioniert und sich Ereignisse wie in der Vergangenheit künftig verhindern lassen –alles illustriert in seiner bekannt humorvollen Art.

„Der fröhliche Bleistift”

Vorwiegend an Kinder adressiert ist eine von ihm um 1950 veröffentlichte Zeichenanleitung in Buchform mit dem Titel: „Der

Von oben nach unten: auch mancher Bilderwitz in der Quick stammtaus dem Bleistift von Schmidt

Nick Knatterton – der rote Band, das erste Büchlein

Der gelbe Band, 3. Folge, Erstauflage

„Der fröhliche Bleistift" – eine Zeichenanleitung von Manfred Schmidt

fröhliche Bleistift – Male Männchen mit Manfred Schmidt” (Blüchert Verlag). Noch im gleichen Jahr erschienen seine ComicGeschichten um den Detektiv Nick Knatterton. Eigentlich hätte das nur eine kurze Episode werden sollen, die Schmidt neben zahlreichen Bilderwitzen für die Illustrierte „Quick” schuf. Mit der KnattertonSerie hatte er nach eigener Aussage eigentlich eine Parodie auf die amerikanischen Superman-Comics schaffen wollen, doch bekamen seine Geschichten immer mehr politisch-satirische Eigenschaften.

Markanter Zeichenstil

Nick Knatterton wurde damit zu einer besonderen Figur des Wirtschaftswunders, das er ebenso humorvoll-kritisch kommentiert wie bestimmte Eigenschaften, die das weibliche Geschlecht betreffen. Das bekam manchen Seitenhieb ab, augenzwinkernd, versteht sich. Schmidts Art zu zeichnen ist markant. Eine Besonderheit ist der häufig angewandte „Röntgenblick”, in diesem Fall eine Zeichnung, die es erlaubt, den Leser hinter die Kulissen (eines Gerätes, einer besonderen Situation) schauen zu lassen. Dazu gehören eckige Sprechblasen mit weiteren Kommentaren und Erklärungen. Eine der häufigsten Aussagen des Detektivs ist längst zum geflügelten Wort geworden: „Kombiniere”, immer dann, wenn es etwas zu entdecken und aufzuklären gibt. Schmidt spielt mit gängigen Klischees: Zwielichtige Gestalten sind auf den ersten Blick zu erkennen und besitzen entsprechende (Spitz-)Namen: Nackie Nutt, Karl Murx, Bruno Bluff,

Virginia Peng, um nur einige „Akteure” zu nennen. Nick Knatterton ist „nur” eine Comic-Figur, dennoch verlieh ihm Schmidt auch einen „richtigen“ Namen: Nikolaus Kuno Freiherr von Knatter, denn „an der Knatter” soll er das Licht der Welt erblickt haben. Wo aber fließt dieses Flüsslein? Das Internet erleichtert uns die schnelle Antwort auf solche Fragen. Demnach gibt es eine Hansestadt (Kyritz) mit dem Beinamen „an der Knatter”, doch ist das lediglich scherzhaft gemeint. Die Bezeichnung verdankt dieser Ort nicht etwa einem gleichnamigen Rinnsal (wie Schmidt behauptet), sondern zahlreichen Mühlen, die in jener Umgebung stehen und mit knatternden Geräuschen auf sich aufmerksam machen. Die turbulenten Abenteuer des Meisterdetektivs erschienen (in überarbeiteter Form) zunächst im Südverlag, später dann im Verlag Th. Martens sowie bei rororo als Taschenbuchausgabe. Die Originale, d. h. die Erstausgaben, besitzen alle das ungewöhnliche Querformat von 27 x 17 cm. Trotz häufig höherer Preisforderungen sind Einzelhefte in der Regel

schon für etwa 15 bis 30 Euro zu bekommen, während jüngere Nachdrucke meist deutlich günstiger sind.

Werbefiguren

Der ungewöhnliche Detektiv fand sogar Eingang in die Werbung: Telefonkarten, Aufkleber, ja, sogar Nussknacker in Form von Nick Knatterton wurden als Werbefigur in Umlauf gebracht. In Gesellschaftsspielen konnte man sich selbst als Detektiv betätigen und selbst die Filmindustrie erkannte sein Potenzial: Einige seiner Abenteuer wurden im Trick- und Spielfilm umgesetzt. Kombiniere: Der geneigte Leser wird sich jetzt vielleicht selbst die Abenteuer von Nick Knatterton zu Gemüte führen wollen!

Fotos: Reinhard Bogena

Bei diesem einst sehr bekannten Spiel oblag Schmidt die Gestaltung der Spielkarten

Der grüne Band, 2. Folge

Schmidts comicstreifen sind markant

Schmidt wusste, wie man's macht und zeigte nachvollziehbar, wie man zeichnerisch zu einem gelungenen Ergebnis kommt

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Ebenfalls eine Reisegeschichte über Rotel-tours, wo der Bus gleichzei

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