
3 minute read
See my iD“ Michael Patrick Kelly bei der summertime 2019


Advertisement






MICHAEL PATRICK KELLY
Foto: Andreas H. Bitesnich









THEY CALL ME THE POET, ’CAUSE I’M FILLED WITH POETRY. VOM GLÜCK DES KARTOFFELSCHÄLENS
Zahllose Arme recken sich erwartungsvoll der Bühne entgegen. Auch außerhalb der „Summertime-Arena“ herrscht der Hype der Vorfreude bei allen Gästen, die kein Ticket, dafür aber ein Herz für Michael Patrick Kelly haben. Auf Picknickdecken oder im Sand erwarten sie den Künstler. Familiärer könnte die Szenerie nicht sein – ein gefühltes Heimspiel für den irisch-amerikanischen Musiker, der erstmals auf der Insel zu Gast ist. Manche seiner Fans haben Tränen in den Augen, als Michael Patrick Kelly die Bühne betritt. Zwei Stunden präsentiert der geborene Frontman ein Crossover seiner Soloalben. „iD“ von 2017 ist mit 15 Mio. YouTube-Klicks das erfolgreichste. Nach einigen Songs mischt sich Michael unter sein Publikum, strahlt auf Selfi es mit Fans, die ihr Glück kaum fassen können. Diese Nähe wäre einst undenkbar gewesen. 1994 war „Paddy“ Posterboy und Liebling einer ganzen Generation entrückter Teenies. Aus der Feder des damals 16-Jährigen fl ossen die Welthits der Pop- und Folkband „Kelly Family“ – allen voran Chartbreaker wie „An Angel“ oder „Fell in Love with an Alien“. Michael, am 5.12.1977 im ungeheizten Campingbus des Kelly-Clans geboren, wurde im Rampenlicht berstender Konzerthallen zu dessen künstlerischem Kopf, zum Routinier und Profi . Dem charismatischen Multitalent galten grenzenlose Liebe und ebensolche Häme – die 1990er Jahre kannten tatsächlich nur Kelly-Family-Fans und KellyFamily-Hasser, nichts dazwischen.
Paddy konnte ohne Personenschutz keinen Schritt tun und rotierte, innerlich immer mehr verstummend, im „Hamsterrad des Showbiz“. „An Angel“ liefert bis heute den Soundtrack seiner Alpträume von neongrünen Plüschtieren und Blitzlichtgewitter. Dennoch mag er das Lied. Es fehlt in keinem Konzert – der Sänger weiß um die Sehnsucht seiner Fans nach jener heilen Welt, für die die Kelly Family stand.
Doch der Hype sollte Folgen haben. Eine Pilgerreise änderte Michael Patrick Kellys Leben. 2004 zog sich der 26-Jährige sechs Jahre in ein Kloster zurück, um zu studieren. „Und um Kartoffeln zu schälen“, erinnert er sich. „Im einfachen, wie spirituellen Klosteralltag fand ich Erdung, Glück und Frieden“. Letztlich aber war der Impuls, Musik zu machen, stärker. Als vom Kelly-Kollektiv emanzipierter Solist ging Michael Patrick Kelly 2015 ins Studio. Sein Debut „Shake Away“ markierte den Auftakt einer künstlerischen Renaissance mit Songs über Menschen, Geist, Freiheit und Liebe. Seit dem Herbst 2019 feilt der Künstler nun am nächsten Album. Wer weiß – vielleicht inspiriert den Songwriter ein Bilderbuchsommerabend am Nordseestrand, an dem er seine Identität offenlegte und sich den Fans berührbar zeigte. Dafür lieben sie ihn.
„GLÜCK BESTEHT FÜR MICH IN DEM, WAS ICH MUSIKALISCH LEISTEN KANN.“ „UNS TROTZ ALLER WUNDEN IMMER WIEDER NEU FÜR DIE LIEBE ZU ENTSCHEIDEN, IST FÜR MICH DAS SCHÖNSTE AN UNSERER ID.“