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Dr. Valeria Bers: Anwältin
BDie Meeresbiologin Dr. Valeria Bers setzt sich seit über 20 Jahren international als Forscherin, Autorin und Aktivistin für das Meer und seine Küsten ein. Nun auf einem kleinen ostfriesischen Eiland angelandet zu haben, findet sie ganz logisch.
VALERIA BERS’ WEG NACH NORDERNEY Köln: 1976 Geburt Kiel und Dunedin, Neuseeland: Studium der Biologischen Meereskunde, Zoologie, (Meeres-) Geologie, später zunehmende Spezialisierung auf Küstenökosysteme, Promotion Hamburg: Wissenschaftliche Beratung GEOkompakt Magazin Malediven: Tätigkeit im Ökotourismus und Beraterin für UNDP, den Entwicklungsdienst der Vereinten Nationen Bremerhaven: Forschungen am AWI zum Klimawandel in der Westantarktis inklusive Forschungsaufenthalt Brasilien: Forschungen zum Küstenzonenmanagement
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WATT WELTEN
UNESCO-WELTNATURERBE WATTENMEER BESUCHERZENTRUM TÄGLICH VON 10:00 UHR BIS 17:00 UHR AM HAFEN 2 26548 NORDERNEY T: 04932 ‒ 2001 WATTWELTEN.DE Frau Dr. Bers, die Stationen Ihrer Lau ahn lesen sich faszinierend. Sie haben die Welt bereist, journalistisch gearbeitet, sich im Küstenschutz engagiert und geforscht. Droht nun auf Norderney der Inselkoller?
Was möchten Sie den Menschen nahebringen?
Wo liegt Ihr persönlicher Schwerpunkt?
Hören die Einheimischen denn zu?
Welchen konkreten Beitrag kann das Besucherzentrum Watt Welten über Ausstellungen und Veranstaltungen hinaus leisten? Im Gegenteil. Mit der Geburt meiner Kinder war klar, dass mein „Nomadentum“ irgendwann Geschichte sein würde – auch wenn ich natürlich weiterhin in ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen denke, weil alles ineinander greift. Ich habe immer daran gearbeitet, dass mein Wissen Menschen direkt erreicht. Vor zehn Jahren hatte ich allerdings die Idee, dass die Leitung eines Nationalparkhauses auf einer Ostfriesischen Insel doch sehr passend für mich wäre. Nach Stationen, die fachlich und persönlich wichtig waren, bin ich nun hier. Die ersten Monate konnte ich dieses Glück kaum fassen.
Die Einzigartigkeit des Wattenmeeres sowie seiner Bewohner. Wer mal bei einer Führung ins Watt war, fühlt, wie sensibel die Systeme und Kreisläufe dieser einmaligen Küstenlandschaft sind. In einem Kubikmeter Watt fi nden sich Millionen Lebewesen. Jedes verdient unseren Schutz.
Mein Schwerpunkt liegt zunächst auf der Umweltbildung, die sich an Einheimische und Gäste gleichermaßen richtet. Wir sind es doch, die vorleben, wie ernst uns der Schutz des Meeres und seiner Küstenökosysteme sind. Auf Norderney rücken Ansätze für nachhaltigen Tourismus immer mehr ins Blickfeld. Meine Aufgabe besteht darin, den Stand der Wissenschaft mit den Bedürfnissen der Urlaubsinsel und der gewachsenen Identität Norderneys in Einklang zu bringen.
Zum Glück tun sie das, vor allem, wenn wir vor Ort ins Gespräch kommen. Vorträge und Ausstellungen zur Meeresbelastung durch Abfall oder Müll-Sammelaktionen verzeichnen immer mehr Zulauf. Manche Norderneyer sagen sogar, dass ihnen unsere Fakten und Fotos die Augen für den Meeresschutz geöffnet haben. Und es ist schön, wenn viele Kinder und Jugendliche mitmachen.
Kommunikation und Aufklärung ohne erhobenen Zeigefi nger. Uns liegt an Botschaften, die verstanden werden sowie an der Vernetzung von Umwelt- und Klimaakteuren, die sich für das Wattenmeer engagieren. Klar ist, dass alle das Richtige wollen. Schließlich steht für Norderney viel auf dem Spiel – nicht zuletzt das Privileg, inmitten des Weltnaturerbes Wattenmeer leben oder zu Gast sein zu dürfen.

Kurz gesagt bringen wir Mitstreiter zusammen – Anwälte im Dienst unserer Schutzbefohlenen, der Natur.
Der Eindruck von Hilfl osigkeit im Spannungsfeld globaler Interessen mag bestehen. Viel über Ökosysteme und Klima sowie deren Beziehungen zueinander zu wissen, macht es kaum besser. Die Frage: „Was kann ich denn schon ausrichten?“ ist dennoch schnell beantwortet. Jeder Mensch, der gerade auf der Insel Norderney sein Auto auch mal stehen lässt, jeder Hund, der brütende Vögel nicht stört, jeder Schietbüdel, der nicht in der Salzwiese, sondern im Abfall landet sowie jeder Plastikstrohhalm oder jeder Luftballon, der gar nicht erst produziert wird, sind konkrete Maßnahmen, damit die Natur nicht irreversiblen Schaden nimmt.
Das Team der Watt Welten und ich entwickeln Wege, um die herausragende Bedeutung des UNESCO Weltnaturerbes Wattenmeer sowie Optionen für aktiven Naturschutz mit Spaß zu vermitteln – interaktiv, multimedial und barrierefrei. Derzeit bringen wir unsere Aquarien mit allem, was in der Nordsee kreucht und fl eucht, auf Vordermann. Ein weiteres aktuelles Projekt sind Überlegungen, wie das Außengelände der Watt Welten ansprechend gestaltet werden kann. Parallel planen wir Vorträge und neue Veranstaltungsformate – zu denen hoffentlich Norderneyer und Gäste kommen! Auch der zehnjährige Geburtstag des Wattenmeeres als UNESCO-Weltnaturerbe unter dem Motto „Ein Wattenmeer: Unser Erbe. Unsere Zukunft.“ 2019 war ein Höhepunkt.
Das bin ich. Ich liebe das Inselleben – und appelliere nicht zuletzt deshalb an alle Beteiligten, ihren persönlichen Beitrag für den Schutz dieser wunderbaren Insel zu leisten!
Fühlt der Einzelne nicht eher Ohnmacht?
Wie sieht Ihre Arbeit im Alltag aus?
Klingt, als seien Sie angekommen.

Blick in das Veranstaltungsprogramm der Watt Welten :: Watt stadtnah :: Watt Welten intensiv :: Norderney und das Meer farblich gestalten :: Strandstrolche :: Vögel im Wattenmeer :: Küstenschutz im Weltnaturerbe :: Watt für Zwerge :: Watt gesund :: Weltnaturerbe Ostentour :: Watt für kleine Forscher :: Watt Welten kreativ :: Promenaden-Spaziergang :: Meereskunde für Anfänger.
Welten unter Normalnull sind Valeria Bers’ Schutzbefohlene. „Dem Meer“, sagt sie, „verdanken wir alles.“