Gastrorant November/Dezember 2013

Page 9

Bio und Natur

9

An die Euter, fertig, los! In dieser Ausgabe behandeln wir das Thema Vorzugsmilch. Um hier mitreden zu können, habe ich, Christine Arnoldt, einen Spezialisten aufgesucht, um selbst einmal Kühe zu melken. Als alte Hasen auf dem Gebiet kontaktierte ich den Biolandhof BrummerBange in Ankum. Schnell musste ein Melktermin her. "Zweimal täglich an 365 Tagen im Jahr um 6 oder um 17 Uhr kann ich Ihnen anbieten", sagte Frau Brummer-Bange. Ich habe mich natürlich für den Nachmittagstermin entschieden, denn so früh am morgen träume ich noch von frischer Kuhmilch.

Kuh in den Melkstand. Unter fachkundiger Anleitung säuberte ich die vier Zitzen des Euters und drückte wild daran herum, um der Kuh etwas Milch abzugewinnen. "Nein, nein", schmunzelte Maria, "so mag Lea das gar nicht", und mir wurde gezeigt, wie ich es angehen muss. "Bis das in Fleisch und Blut übergeht, dauert es circa 2 Wochen".

Freundlich begrüßte mich Maria Brummer-Bange, in der Vorahnung einem Stadtmenschen das Melken zu zeigen, und rüstete mich auch gleich mit Kittel und Gummistiefeln aus. "Wir holen eben die Mädels vom See ab", gemeint waren ihre 33 Kühe, die wirklich malerisch auf einer Streuobstwiese samt Teich standen. Ratzfatz waren die Kühe zusammen getrieben und der Leitkuh folgend, trottete die Herde Richtung Stall. Vor dem Melken fraßen die Kühe nochmals Gras im Stall, um dann von sich aus immer in der gleichen Reihenfolge gemolken zu werden. "Wenn eine Kuh sich vordrängelt, weiß ich direkt, dass da etwas nicht stimmt", merkte Frau Brummer-Bange an.

Vier Saugnäpfe müssen der Reihe nach an die einzelnen Zitzen angeschlossen werden. Die Pumpe ist nicht gerade schwach und ich möchte nicht den Vergleich zu uns Frauen ziehen, wäre eine Pumpe im Spiel und jemand, der für das Anbringen nicht das nötige Feingefühl aufbrächte. Also um es kurz zu machen, jene Kühe, bei denen ich das Melkzeug reibungslos anbrachte, machten einen zufriedenen und entspannten Eindruck.

Auf dem Weg zum Stall fiel mir auf, dass fast permanent eine Kuh ihr Geschäft verrichtete. Die Information, dass eine Kuh pro Tag 100 kg Gras und 100 Liter Wasser zu sich nimmt und ca. 20 Mal "muss" erklärte das Phänomen.

Nach dem Saubermachen der Zitzen müssen die ersten Milchspritzer aus dem Euter, da diese Keime enthalten, erst dann darf die Melkmaschine angeschlossen werden.

Gute 25 Liter gibt eine Kuh am Tag. Das Abnehmen des Melkzeugs war hingegen leicht und anschließend wurden die Zitzen in eine spezielle Flüssigkeit zum desinfizieren und pflegen gedippt, nennen wir es Wellness für's Euter. 32 Kühe später war ich um zwei Erkenntnisse reicher:

1.) Jede Kuh hat ihren eigenen Charakter und 2.) Kühe melken ist richtig harte Arbeit, aber auch das Gefühl, dass Kühe eine absolute Ruhe vermitteln, war eine ErIch ging mit Reinigungsmittel und kenntnis, die ich erleben durfte. ZEWA bewaffnet in den Melkstand, um die Euter der jeweiligen Kuh sauber zu machen. Da kam auch schon die erste

Bericht


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.