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sind nicht länger haltbar

Was das Leben hergibt Ich bin ein bisschen ein anderer Mensch geworden. Corona hat vieles verändert. Am 2. Januar feierte ich 20 Jahre Selbstständigkeit. In diesen 20 Jahren habe ich sehr viel gearbeitet. Immer mit einer gewissen Leichtigkeit und viel Freude, aber ich war so oft unterwegs. Ständig auf der Suche nach Neuem und doch sehr präsent im Restaurant Stucki in Basel. Und jetzt plötzlich hatte ich Zeit. Konnte stundenlang telefonieren, Postkarten schreiben, den Abend mit meiner Tochter verbringen oder mit ihr in den Stall zu ihrem Pferd gehen. Ich begann, Klavier zu spielen. Ich merke, mit wie wenig ich glücklich bin.

Natürlich brachte das Jahr auch Sorgen: Ich will, dass es meinem Team gut geht und alles wieder gut kommt. Aber Bücher lesen, lange Spaziergänge im Wald, ausgiebiges Frühstücken – was gibt es Schöneres? Von meiner Idee, ich müsse mal noch irgendwo anders arbeiten, bin ich abgekommen. Hier ist mein Ort.

Ein Vorsatz für die Zukunft: Die Balance muss besser stimmen. Bei allen im Team. Wir sind zwar gerne zusammen, aber wenn es wieder losgeht, schauen wir genauer auf die Arbeitsstunden und schicken die Mitarbeiter eher mal nach Hause. Denn das Leben bietet auch sonst viel Schönes. Tanja Grandits (50) 2 Sterne, 19 Punkte

«Schliessungen sind nicht länger haltbar»

Am Mittwoch vor Auffahrt informierte der Bundesrat über die nächsten Öffnungsschritte in der Pandemiebekämpfung. Brisant: Ein aktuelles Gutachten hält sein Drei-PhasenModell für gesetzeswidrig.

Text Reto E. Wild Unmittelbar nach der Medienkonferenz des Bundesrats richtet sich GastroSuisse an die Journalisten. Er sei nach dem Vorschlag der Landesregierung, am 31. Mai 2021 endlich auch die Innenbereiche der Restaurants zu öffnen, «überaus erleichtert», sagt der soeben wiedergewählte GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer. «Unsere Branche musste lange ausharren, jetzt aber dürfen wir endlich auf eine vollständige Öffnung der Restaurants hoffen.» Definitiv wird der Bundesrat nach einer Rücksprache mit den Kantonen am 26. Mai 2021 entscheiden.

Die Zuversicht von GastroSuisse gründet nicht nur auf den sinkenden Fallzahlen. «Eine Verlängerung der temporären und partiellen Betriebsschliessung von Restaurants ist nicht länger haltbar», erklärt Platzer. Er nimmt Bezug auf ein Gutachten vom 10. Mai von Häner/Bundi, die das aktuelle Drei-PhasenModell des Bundesrats unter die Lupe genommen haben. Das Gutachten kommt unter anderem zum Schluss, dass ein auf das Modell abgestützter bundesrätlicher Massnahmenentscheid als «verfassungs- und gesetzeswidrig einzustufen ist», wie es in einer Mitteilung heisst. Grund: Das Modell berücksichtigt nur epidemiologische Richtwerte. Laut Covid-19-Gesetz, das seit dem 20. März 2021 in Kraft ist, müssen jedoch auch Indikatoren und Richtwerte vorgesehen sein, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte abbilden. «Eine Öffnung der Innenbereiche würde diesen Aspekten nun endlich Rechnung tragen», argumentiert Platzer.

Kritik an Indikatoren und Richtwerten

Im Gutachten wird auch festgehalten, dass die verwendeten Indikatoren der Inzidenz der Fälle sowie insbesondere der Re-Wert tendenziell ungeeignet sind, um sich richtig für eine verhältnismässige Gefahrenabwehr zu entscheiden. Platzer erklärt: «Die PCR-Tests sind nicht zuverlässig, wenn man die Quantifizierung der Proben nicht begrenzt.»

Die Gastgeber dürfen nun also auf Ende Mai hoffen. Eine neue Mitgliederbefragung von GastroSuisse hat gezeigt, dass die meisten Unternehmer im Aussenbereich bis anhin wenig Umsatz gemacht haben. «Die laufenden Kosten konnten nicht gedeckt werden», sagt der Verbandspräsident. Die Planungsunsicherheit aufgrund des Wetters ist ein Teil des Problems. Gefordert sind die Beizer so oder so, wie GastroSuisse-Direktor Daniel Borner sagt: «Das Schutzkonzept muss von den Gastronomen und den Gästen weiterhin eingehalten werden.»

Wie soll das mit den Masken gehen?

Weniger erfreut über den Öffnungsschritt des Bundesrats ist die Bar & Club Kommission Zürich. In einer Mitteilung fragt Mediensprecher Alexander Bücheli: «Wie stellt sich der Bundesrat dies vor, wenn Gäste, die am Tisch sitzen, die Maske nur zum Essen oder Trinken absetzen dürfen? Dies funktioniert nur, wenn die Gäste bereit sind dafür.» Die Kapazitäten für kulturelle Veranstaltungen vor Publikum mit 100 Personen drinnen und 300 Personen draussen böten keine wirklich neuen Perspektiven für die Kulturunternehmen in der Schweiz.

GastroSuisse reagiert unmittelbar nach dem Bundesrat mit einer eigenen Medienkonferenz in Bern: im Bild Casimir Platzer (links) und Daniel Borner.