Bulletin 74 - November 2023 - DE

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°74 NOVEMBER 2023

WARUM? AUS HUNDERTTAUSEND GRÜNDEN!

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Inhaltsverzeichnis 4

Die Handwerker von Morgen ausbilden

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Frauen und Mädchen schulen

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Mind the Gap

10 Die "Actors of change" von morgen

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schulen

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Bildung als Schlüssel zum erfolg?

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« Weil jeder Spender das Recht hat zu wissen, wie sein Geld ausgegeben wird und ob es gut verwaltet wird. »

TEAM Conny Reichling, Laila Agouni, Lara Beauguerlange, Clémentine Gloire, Naristé Grün-Sonunbekova, Liz Hof, Elisa Molina, Fatou Thiam und Aurélie Costantini VERWALTUNGSRAT (von links nach rechts) Jean Hilger (Präsident), Jean-Luc Pauly, Marie-Thérèse Ney, Jean Smit, Georges Keipes, Julio Nerin (Vizepräsident), Anne Majerus, Brigitte Bontemps-Loschetter und Paul-Marie Majerus.


EDITORIAL

Die Zentralafrikanische Republik befindet sich seit Jahrzehnten in einer Krise, die Demokratische Republik Kongo erlebt regelmäßig Revolten und Aufstände auf ihrem Boden, in Guinea herrscht in vielen Regionen eine ausgeprägte Unsicherheit. Mali ging 2020 in die Knie, Burkina Faso folgte wenige Monate später. Westafrika zittert unter den verschiedenen Bedrohungen und Krisen, für die es nur selten selbst verantwortlich ist. In diesen Ländern ist die Lage aufgrund des Mangels an wirtschaftlicher Transparenz, politischer Stabilität, Ernährungssicherheit, funktionierenden Bildungssystemen und vielem mehr manchmal so hoffnungslos, dass man sich fragen könnte, warum man sich überhaupt noch engagieren sollte. Warum sollte man weiterhin Projekte unterstützen, die darauf abzielen, die lokalen Gemeinschaften zu stärken, damit sie eine bessere Lebensqualität haben? Eben für die Menschen vor Ort. In ihrem Leben macht die geleistete Hilfe einen Unterschied. In ihren Dörfern geht das Leben weiter. Die Dorfbewohner können nicht aufgeben, auch nicht wegen der geopolitischen Erschütterung auf ihrem Kontinent, und wir auch nicht. Wir setzen uns mehr denn je für diese Jugendlichen aus entlegenen Dörfern ein, die keinen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen haben, keinen Beruf erlernen können und jeden Tag aufs Neue um ihr Überleben und das ihrer Familien kämpfen. Ohne jemals aufzuhören. Krisen sind zyklisch und Erfolge glücklicherweise auch. Die Fondation Follereau Luxembourg hat im Laufe ihres Bestehens viele Krisen gesehen und erlitten, und dennoch haben wir nie aufgegeben. Wir werden oft gefragt: Warum sich dort engagieren? Warum nicht hier?

Die Antwort ist letztendlich einfach: Nur weil sich die Krisen häufen und näher an unsere Türen heranrücken, heißt das nicht, dass die anderen aufhören zu existieren. Im Gegenteil: Meistens werden sie verstärkt, wenn "stabile" Gesellschaften erschüttert werden. Warum also denjenigen helfen, die weit weg sind, wenn es allen anderen auch schlecht geht? Wie soll man als NGO weiterarbeiten, wenn die Krisen chronisch werden? Heißt das nicht, einen Tropfen Wasser auf einen heißen Stein zu gießen? Ist es vielleicht besser, zu kapitulieren? Die Antwort für die Fondation Follereau ist einfach und direkt: Aus tausendfachem Grund! Die positiven Auswirkungen für die hunderttausenden Menschen, die von den Projekten profitieren, ist konkret, unabdingbar und deshalb unverzichtbar. « Niemand hat das Recht alleine glücklich zu sein. » (R. Follereau)

Jean HILGER Präsident des Verwaltungsrats


ERKLÄREN

DIE HANDWERKER VON MORGEN AUSBILDEN Berufsausbildung als mächtiger Hebel zur Förderung der Beschäftigungsmaßnahmen für Jugendliche, zur Verringerung der Arbeitslosigkeit und der Armut. Im April reiste ein Teil des FFL-Teams nach Togo, um dort eine Supervisions- und Arbeitsmission mit unserem Partner, der AAT-FFL, durchzuführen. Im Rahmen dieser Mission hatten wir die Gelegenheit, verschiedene laufende Projekte zu besuchen, insbesondere die peripheren Pflegeeinheiten, aber auch die Schulen, die vom Projekt "Mind the Gap" in Togo gefördert werden, sowie den Bau des Ausbildungszentrums in Anié.

der Strukturen und damit die Nachhaltigkeit der Aktivitäten für die Begünstigten weit über die NGOPräsenz hinaus. Konkret verpflichtet sich META, die Nachfolge der Stiftung anzutreten, um die Struktur und die Möglichkeit auf Ausbildung, für die am stärksten benachteiligten Jugendlichen fortbestehen zu lassen. Anschließend werden gemeinsam mit dem Sozialamt der Region besonders sozial-schwächere Jugendliche identifiziert, um Jugendlichen, oftmals Mädchen, die sonst keine Chance auf eine Berufsausbildung hätten, Ausbildungsmöglichkeiten anbieten zu können.

Die Berufsschule in Anié (Togo)

Die Bauarbeiten für das Zentrum in Anié sind fast abgeschlossen. Die Ausstattung ist bereits bestellt und wartet darauf, dass die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Ausbildung beginnen. Das Projekt stellt einen großen Fortschritt bei der Verbesserung der Berufsbildungsmöglichkeiten für diese jungen Menschen dar und wird zur Verbesserung ihrer Beschäftigungsaussichten und sozioökonomischen Eingliederung beitragen.

Anié, Togo

Die jungen Gärtner von Dédougou (Burkina Faso)

In Togo mangelt es in einigen Regionen des Landes noch immer an Schulen und Berufsbildungszentren, die junge Auszubildende aufnehmen können. Um diesen Mangel zu beheben, hat sich die Fondation Follereau Luxembourg mit ihrem togoischen Partnerverband AAT-FFL und der Handwerkskammer von Anié zusammengeschlossen, um 2021 das "Berufsbildungsprojekt für die Opfer von Kinderhandel, benachteiligte und ausgeschulte Jugendliche in Anié, Togo" ins Leben zu rufen. Die erste Phase des Projektes umfasst den Bau und die Ausstattung eines Bildungszentrums, das bis Ende 2023 die ersten Auszubildenden aufnehmen und sie in drei Bereichen ausbilden soll: Aluminiumschreinerei, Damenfriseur.in und Schneiderei. Im Frühjahr 2023 unterzeichneten die Fondation Follereau Luxembourg und das Ministerium für technische Bildung und Handwerk (META) in Togo ein Abkommen, das die Verpflichtungen aller Projektbeteiligten festschreibt. Dies ist eine unabdingbare Voraussetzung für alle Projekte der Stiftung. Sie erhöht den dauerhaften Bestand

Dédougou, Burkina Faso

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Die Kinderarbeiter aus den Goldminen Tougouris (Burkina Faso) Der vierte Jahrgang der Handwerksausbildung Schneiderei-Näherei, Schweißerei, Zweiradmechanik, Gerberei-Weberei und Tischlerei des Zentrums in Tougouri wurde mit herausragenden Ergebnissen verabschiedet: eine 80%ige Erfolgsquote beim CQP 2023 und eine 100%ige Erfolgsquote bei der Prüfung zum Ausbildungszertifikat im Handwerk. Die 75 jungen Azubis, die vor ihrer Lehre in illegalen Goldminen arbeiteten, nutzten die Chance auf eine bessere Zukunft. Darüber hinaus erhielten die Jugendlichen nach ihrem Abschluss speziell für ihren Beruf bestimmte Starterkits, die ihnen die Arbeitssuche bei den Handwerksmeistern in der Region erleichtern oder ihnen den Weg in die Selbstständigkeit ebnen sollen.

Dédougou, Burkina Faso Die Zielsetzung des Projekts zur Unterstützung des "Centre des Jeunes Jardiniers in Dédougou" (JJD) besteht darin, 36 Schulabgängern eine Berufsausbildung mit dem Abschluss "Certificat de Qualification Professionnelle" (CQP) zu ermöglichen. Darüber hinaus stellt es ihre soziale Betreuung im Internat des Zentrums sicher. Das Projekt unterstützt das Zentrum auch bei der Gestaltung von Einkommensquellen wie Gemüseanbau und Viehzucht. Die Lehrgänge, die die jungen Gärtner.innen hier belegen können, sind: Schneiderei, Zweiradmechanik und Tischlerei.

Das Projekt in Tougouri dient der Begleitung von Jugendlichen mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen, die in den wenig oder gar nicht regulierten Goldminen der Region arbeiten. Das Hauptziel des Projekts besteht darin, ihnen eine ihrem Bildungsstand entsprechende Berufsausbildung zu vermitteln und so ihre soziale und berufliche Wiedereingliederung zu erleichtern.

Das Schuljahr 2022/23 endete im Zentrum mit einer positiven Bilanz, die durch den erfolgreichen Abschluss aller jungen Mechaniker geprägt war, die in diesem Jahr ihre Abschlussprüfung abgelegt haben. Die Ausbildungsprogramme für das kommende Schuljahr sind bereits festgelegt. Jetzt werden die Jugendlichen erst einmal in ihre Familien zurückkehren, bis sie ihre Ausbildung im Oktober zusammen mit den neuen Schülern im Bereich Zweiradmechanik fortsetzen. Übrigens sind in diesem Jahr sechs Mädchen in das Zentrum aufgenommen worden, das ursprünglich ausschließlich Jungen unter seinen Lernenden hatte.

Tougouri, Burkina Faso

ERFAHRUNGSBERICHT « Es ist eine Ehre für mich, mit der AAB-FFL und JJD im Rahmen der Ausbildung dieser Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Im Gegensatz zu meiner früheren Arbeitsweise (ich habe meine Werkstatt eröffnet, um einen finanziellen Gewinn zu erzielen, mich selbst zu versorgen und mich um meine Familie zu kümmern) hat mich die Integration dieser Jugendlichen in meine Werkstatt eine andere Seite dieses Berufs sehen lassen, nämlich die humane. Diese Jugendlichen kamen als Waisen und Hilfsbedürftige zu mir, denen ich Hoffnung und eine qualifizierte Ausbildung geben wollte, die es ihnen ermöglicht, sich selbst zu versorgen. Während dieser Zusammenarbeit haben mehrere dieser Jugendlichen das CQP erhalten; einige sind in die Armee eingetreten (Militäringenieurwesen), einige sind in ihr Dorf zurückgekehrt und haben sich dort niedergelassen, andere sind in Werkstätten in Dédougou, BoboDioulasso und Houndé angestellt und einige haben Werkstätten eröffnet und arbeiten auf eigene Faust. Mit den meisten dieser jungen Menschen stehen wir in Kontakt und sie versäumen es nie, mich bei Gelegenheit zu besuchen. Wir danken der FFL, die durch diese Berufsausbildung den Jugendlichen der Region hilft, aus der prekären Lage herauszukommen, indem sie ihnen ein zweites Leben ermöglicht. » Herr Boly – Meister-Zweiradmechaniker im JJD Zentrum -5-


ERKLÄREN

Das Ausbildungszentrum in Savalou (Benin)

Der erste Jahrgang im Bereich Maurerei startete 2022. Die Ausbildung dauert für jeden Beruf drei Jahre und führt zum Erwerb des Certificat de Qualification au Métier (CQM). Diese Initiative soll Schulabbrechern eine zweite Chance bieten und die Zukunft sozial benachteiligter Kinder in der Region Savalou und Umgebung verbessern, die ohne dieses Zentrum nicht die Mittel gehabt hätten, sich für eine Lehre anzumelden.

Im Frühjahr 2023 lag der Schwerpunkt auf der Förderung der ersten 24 Maurer-Auszubildenden, während gleichzeitig der Fortschritt der Bauarbeiten für die Elektrowerkstatt am Standort Doumè in Savalou, Benin, begleitet wurde. Die jungen Maurerlehrlinge tragen durch die Herstellung von Ziegeln aktiv zu diesem Bauvorhaben bei. Diese Tätigkeit ist ein integraler Bestandteil ihres Lehrplans, da sie als Betriebspraktikum unter der direkten Aufsicht des Vorarbeiters und Handwerksmeisters angerechnet wird. Angesichts der Herausforderungen, die sich aus dem Mangel an Praktikumsmöglichkeiten in der Region ergaben, konnten die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen in die Praxis umsetzen, indem sie unter Anleitung von Baufachleuten an den Arbeiten an ihrem Ausbildungszentrum teilnahmen. Da sich die Betreuung der Jugendlichen nicht nur auf ihre Ausbildung beschränkt, sondern auch ihr Wohlergehen und die mit ihrem Beruf verbundenen Risiken einbezieht, erhielten die Lernenden außerdem ein umfassendes Impfungspanel. Über ihre Vertretungsstelle in Benin hat die Fondation Follereau Luxembourg dieses Projekt im Jahr 2021 angestoßen. Es handelt sich nach dem 2014 in der Gemeinde Zè errichteten Ausbildungszentrum um das zweite Berufsbildungszentrum, das von der Stiftung in Benin unterstützt wird. Ziel ist es, schutzbedürftigen Jugendlichen der Region im Alter von 15 bis 22 Jahren eine Berufsausbildung zu ermöglichen, um sie durch verschiedene Fachrichtungen wie Maurerei, Elektrotechnik und Metallbau bestmöglich auf den heimischen Arbeitsmarkt vorzubereiten.

Savalou, Benin

Savalou, Benin

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Der Jahresabschluss im Kinderheim in Bouaké (Elfenbeinküste) Im zweiten Quartal mussten die Schülerinnen und Schüler des Maison de l'Enfance in Bouaké (MEB) an den Prüfungen teilnehmen, die von der Schulaufsichtsbehörde (Inspection Education Primaire) organisiert wurden. Wir gratulieren den Schülern sowie dem Lehrpersonal zu den guten Ergebnissen, mehr als ¾ der Jugendlichen haben ihre Prüfungen bestanden. Für die meisten Schülerinnen und Schüler auf der Welt bleibt es auch unter stabilen Bedingungen eine Herausforderung, die Schule erfolgreich zu absolvieren. Die Kinder der MEB, die oftmals schlimme Erfahrungen auf der Straße, bei der Trennung von ihren Familien oder in anderen prekären Verhältnissen gemacht haben, finden im Heim die Möglichkeit, sich wieder in eine ihrem Alter und ihrem Bildungsstand entsprechende Schullaufbahn zu integrieren. Es handelt sich um ein außerschulisches System, das es den Kindern ermöglicht, das System schneller zu durchlaufen (insgesamt drei Jahre), aber dennoch an den Prüfungen für das Certificat d'Etudes Primaires und Elémentaires teilzunehmen. Dies ist wichtig, um ihnen die Möglichkeit zu geben, eine weiterführende Schule besuchen zu können. Begleitet von sozialer und psychologischer Betreuung und einem ausgeklügelten Programm an Aktivitäten, das von Makramee über Taekwondo bis hin zu Choreografien reicht, will das Zentrum den Kindern nicht nur das Nötigste geben, um einen eventuellen Schulrückstand aufzuholen, sondern ihnen auch die Möglichkeit geben, sich in einer der zahlreichen Freizeitaktivitäten zu treffen und Interessen und Talente außerhalb des Schulunterrichts zu entwickeln.

Bouaké, Elfenbeinküste -7-


VERSTEHEN

FRAUEN UND MÄDCHEN SCHULEN Die Länder, in denen die Stiftung tätig ist, sind alle von Multi-Faktor-Krisen betroffen, die holistische Antworten benötigen. Die größte Herausforderung der internationalen Zusammenarbeit besteht nach wie vor darin, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Investitionen in die wirtschaftliche Stärkung von Frauen und Jugendlichen eröffnen einen direkten Weg zur Gleichstellung der Geschlechter, zur Beseitigung der Armut und zu einem integrativen Wirtschaftswachstum. Seit jeher sind afrikanische Frauen eine tragende Säule der Wirtschaft ihrer Region und ihrer Familien, oft durch informelles Gewerbe, ohne regelmäßige Bezahlung und ohne Versicherungen.

zu 100 % auf ihre Ausbildung konzentrieren können. Obwohl die Ausbildung nicht qualifizierend ist, profitiert auch das Dorf von den Aktivitäten des Zentrums und die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der Mädchen wird weiter gestärkt, da sie aus einem breiten Spektrum an Fähigkeiten wählen können, um Einkommen zu generieren. Wir vergessen oft, dass die Wurzel systemischer Probleme sehr oft ein Mangel an Bewusstsein oder ein Mangel an Wahlmöglichkeiten ist. Die Aktivitäten der Stiftung sind so angelegt, dass sie den Begünstigten die nötigen Mittel in die Hand geben, damit sie ihr Leben für ihr eigenes Wohlergehen und das ihrer Familien selbstständig führen können.

Dies erklärt zum Teil, warum sie nach wie vor überproportional von Armut, Diskriminierung und Ausbeutung betroffen sind. Diese prekäre Situation hat oft direkte Auswirkungen auf ihre Kinder und Familien und verstärkt systemische Probleme wie frühe Schwangerschaften und Ehen oder den Handel mit und die Arbeit von Minderjährigen. Daher erfolgt die Unterstützung der Frauen durch verschiedene Instrumente wie Kooperativen, Schulungen, medizinische und psychologische Unterstützung in fast allen Projekten der Stiftung. Im Norden Benins wurden im Rahmen des Projekts zur Bekämpfung des Kinderhandels 16 Frauenkooperativen gegründet, die Getreide zu Mehl, Maniok zu Gari, Soja zu Käse verarbeiten, Seife herstellen oder Reis verarbeiten. Ausgestattet mit der notwendigen Ausrüstung und unterstützt durch unternehmerisches Coaching, konnten die Kooperativen relativ schnell Einkommen generieren. Im Sinne des gemeinschaftlichen Ansatzes, der bei den Aktivitäten der Stiftung vorherrscht, werden die Gewinne auf verschiedenen Ebenen verteilt: an die Kantine einer Schule, an Familien in sehr prekären Situationen, an die Reparatur eines Brunnens oder des Daches einer Schule, an die medizinische Versorgung eines Kindes. Zu den Zielen jeder Kooperation gehört auch, dass Kinder eingeschult bleiben können. In der Elfenbeinküste, 15 km von Bouaké entfernt, ist der Ansatz ein anderer. Hier haben 45 junge Mädchen und junge Mütter die Möglichkeit, eine zertifizierende Ausbildung in Schneiderei oder Friseure zu absolvieren, die durch eine Alphabetisierungskomponente und unternehmerische Führung verstärkt wird. Ein Großteil der jungen Lernenden (zwischen 14 und 29 Jahren) sind bereits Mütter. Um die Qualität der Ausbildung zu verbessern, wurde 2022 eine Kinderkrippe gebaut und eine Köchin eingestellt, sodass sich die Lernenden

Kaloukro, Elfenbeinküste -8-


HANDELN

MIND THE GAP Benin und Togo

R-FFL und AAT-FFL

Die digitale Kluft überbrücken

1. Bedingungen für die Annahme:

Die Initiative "Mind The Gap" hat zum Ziel, die digitale Kluft zwischen den Ländern des Nordens und des Südens zu verringern, indem funktionstüchtige und gut erhaltene Computerausrüstung von luxemburgischen Unternehmen gesammelt wird und Jugendliche in den gängigsten Computerwerkzeugen geschult werden. Die gesammelten Computer werden aufbereitet und an die Schulen in Benin und Togo verteilt, die am Projekt teilnehmen. Die 2011 ins Leben gerufene Initiative wird von mehreren Unternehmen und Partnern im Großherzogtum durch die Spende von Desktops, Laptops, Bildschirmen und Computerzubehör tatkräftig unterstützt.

• Computerausstattung soll nicht älter als 5 Jahre sein und Windowskompatibel • vollständig und funktionstüchtig • genaue und detaillierte Bestandsaufnahme • angemessene Verpackung, um die Sicherheit der Hardware zu gewährleisten • Spenderfirma formatiert Material vor Abholung

2. Lagerung & Versand: • L agerung dank unseres Partners Streff • V ersand des Containers erfolgt nach Planung mit der Partnerorganisation in Afrika • E mpfang und Zollabfertigung in Anwesenheit unserer lokalen Partner

Sobald diese Computer von unseren Partnern R-FFL in Benin und AAT-FFL in Togo in Empfang genommen wurden, werden sie von den Schülern genutzt, um ihnen den Umgang mit Computern zu ermöglichen und so zur Qualität ihrer Schul- und Berufsbildung beizutragen. Die Partnerschulen haben einen eigenen Computerraum eingerichtet, in dem sich die Jugendlichen mit gängigen OfficeTools wie Textverarbeitung oder dem Erstellen von Listen zur Führung eines Kassenbuchs vertraut machen können. Je nach Lehrplan der Schulen sind diese Einführungskurse fakultativ oder Teil des Pflichtprogramms, das bei der nationalen Prüfung abgelegt werden muss, wie z. B. im Studiengang Sekretariat der Schule in Atakpamé in Togo.

3. Konfiguration und Lieferung: • Konfiguration der Software • Installation in den Schulen, die den Zuschlag erhalten haben unter folgenden Bedingungen: normgerechte Stromversorgung, geschlossener und belüfteter Raum (Diebstahl- und Wetterschutz), sowie qualifiziertes Personal.

Seit 2011 konnten dank der zahlreichen Materialspenden luxemburgischer Unternehmen und unserer Partner mehrere Dutzend Schulen mit Computermaterial ausgestattet werden, die Tausenden von Schülern zugutekommen: • 1338 Laptops • 2691 Zentraleinheiten (PC) • 3203 Bildschirme

Möchten Sie wissen, wie Sie die Initiative konkret unterstützen können ? Materialspende der Firma Syniverse im Juli 2023 -9-

Kontaktieren Sie uns auf mecenat@ffl.lu oder unter +352 446606 1


APPRENDRE

DIE « ACTORS OF CHANGE » VON MORGEN SCHULEN Inspiriert von der Arbeit Raoul Follereaus, setzt sich die Fondation Follereau Luxembourg seit ihrer Gründung am 7. Dezember 1966 im Streben nach Förderung der menschlichen Solidarität für den Widerstand gegen alle Formen der Ausgrenzung ein. Daraus ergibt sich das Leitmotiv der NGO: sich für die nachhaltige Eingliederung schutzbedürftiger Personengruppen, insbesondere von Frauen, Kindern und Jugendlichen in verschiedenen afrikanischen Kulturen, einzusetzen, um deren Lebensbedingungen und die der zukünftigen Generationen wirksam zu verbessern. Die Stiftung arbeitet für und vor allem mit den Gemeinschaften, die durch die Projekte über afrikanische Partnerorganisationen unterstützt werden, unter Berücksichtigung des jeweiligen lokalen Kontexts. Die Projektbegünstigten stehen im Mittelpunkt ihrer Bemühungen und werden zu Mitwirkenden an diesem Wandel. Zusätzlich zu ihren Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent führt die Stiftung in Luxemburg und der Großregion Sensibilisierungs- und Lernaktivitäten zum Thema Global Citizenship (ECM/S) durch, um Informationen über die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und die Aktionen der Fondation Follereau im Süden

zu vermitteln und den Interessierten einen Toolkit zur Verfügung zu stellen, der sie ermutigt, den Wandel für eine nachhaltigere und gerechtere Welt mitzugestalten. In diesem Zusammenhang werden von den Mitarbeitern der Stiftung regelmäßig Workshops in Schulen, bei öffentlichen Veranstaltungen oder auf Anfrage von Jugendclubs und Kindertagesstätten oder Seniorenheimen angeboten. Die Aktivitäten sind so angelegt, dass sie sich für verschiedene Zielgruppen sowohl für die Kleinsten als auch für die älteren Mitmenschen anpassen lassen.

Eine Angebotsübersicht ist auf Anfrage bei Liz Hof, Beauftragte für Sensibilisierung und Kooperationsprojekte bei der Follereau-Stiftung, erhältlich: sensibilisation@ffl.lu +352 44 66 06 42

Eine Auswahl unserer Workshops: Titel des Workshops Afrika und die 5 Sinne Interaktiver Workshop

Zielpublikum Ab 5 Jahre Sprache(n) De, Fr, Eng, Lu Dauer 1 bis 2 Stunden, abhängig vom Alter der Teilnehmer Inhalt des Workshops Dieser Workshop ist eine immersive Veranstaltung, die die Schülerinnen und Schüler dazu einlädt, den afrikanischen Kontinent in seiner ganzen Vielfalt mithilfe der fünf Sinne zu entdecken!

Ein Kontinent, der oft der Generalisierung zum Opfer fällt. Wir versuchen, die kulturelle, natürliche und geografische Vielfalt Afrikas durch eine kleine Safari der Sinne zu vermitteln. Wir werden gemeinsam die Tiere, Geschmäcker und Rhythmen Afrikas entdecken, um uns mit dem Reichtum dieses Kontinents auseinanderzusetzen.

Titel des Workshops 1 von 100 Workshop

Zielpublikum Ab 10 Jahre Sprache(n) De, Fr, Eng, Lu Dauer 2 Stunden Inhalt des Workshops Was bedeuten Armut und Reichtum wirklich? In diesem Workshop wird Armut nicht

als individuelles, sondern als strukturelles und globales Problem begriffen. Welche verschiedenen Arten von Armut gibt es? Darüber hinaus werden mögliche Ursachen für Armut angesprochen und mögliche Lösungen für den Weg aus der Armut diskutiert. Ziel des Workshops ist es, die Schülerinnen und Schüler mit der Komplexität des Themas vertraut zu machen. - 10 -


Titel des Workshops Solidarität und Vorurteile Workshop

Zielpublikum Ab 15 Jahre Sprache(n) De, Lu, Fr Dauer 100 Minuten Inhalt des Workshops Was ist ein Vorurteil und warum haben wir Vorurteile? Wie entstehen sie und wie kann man sie vermeiden?

Dieser Workshop lädt junge Erwachsene dazu ein, erst zu überlegen und dann zu versuchen zu verstehen, warum ein Vorurteil entstanden ist. Außerdem wird erklärt, dass unsere Wahrnehmung der Welt subjektiv ist und stark von unserer Umgebung beeinflusst wird. Anhand einiger Reflexionsübungen werden die Schülerinnen und Schüler auch mit Konzepten wie Eurozentrismus, Solidarität, Diskriminierung, Stereotypen und sozialer Kategorisierung vertraut gemacht.

Titel des Workshops H2O Workshop

Zielpublikum Ab 15 Jahre Sprache(n) De, Lu, Fr Dauer 1 Stunde in der Quizz Version, oder 3 Module von 2 Stunden (Die Module können auch einzeln als Workshop gehalten werden)

Inhalt des Workshops Mithilfe eines 360-Grad-Ansatzes werden sich die Schülerinnen und Schüler der Verbindung zwischen Wasser, Gesundheit, Wirtschaft und allen anderen Bereichen der Gesellschaft bewusst. Der Workshop vermittelt ihnen auch die Schwierigkeiten, die im Alltag von Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser weiterbestehen.

Im Rahmen der Präsentation nehmen wir die Teilnehmer mit auf eine Reise nach Togo, wo unsere Partner seit mehreren Jahren ein WASH-Programm (Water, Hygiene and Sanitation) durchführen, und versuchen, praktische Lösungen für einige dieser Probleme zu finden. Modul 1: WASH (Water, Hygiene and Sanitation) Modul 2: Die Projekte der FFL und Wasser Modul 3: Virtuelles Wasser

Titel des Workshops Repas insolent Rollenspiel

Zielpublikum Ab 15 Jahre Sprache(n) De, Lu, Fr, Eng Dauer Ungefähr 2 Stunden Inhalt des Workshops Ein gut gewürztes kulinarisches Spiel, während dessen sich die Teilnehmer mit den Ungleichheiten auf globaler Ebene auseinandersetzen müssen!

Ziel ist es, die Teilnehmer dazu anzuregen, die derzeitige Organisation der großen internationalen Wirtschaftsinstanzen (Unternehmen, Staaten und Institutionen) zu hinterfragen, sowie die Teilnehmer zu eigenen Aktionen anzuleiten, um diese Ungleichheiten einzudämmen.

Titel des Workshops Ein Tag Feldarbeit als NGO-Helfer? Rollenspiel

Zielpublikum Ab 16 Jahre Sprache(n) De, Lu, Fr Dauer 2 Stunden Inhalt des Workshops In der Rolle von Freiwilligen einer internationalen Entwicklungsorganisation sollen die

Teilnehmer die Lebensbedingungen für die Bewohner eines Dorfes verbessern. STOP! Oder eben nicht? Warum diese Aussage komplizierter ist als gedacht, lernen die Teilnehmer durch ein Rollenspiel, wodurch sie die heutige Arbeitsweise von Nichtregierungsorganisationen kennenlernen und mit den größten Herausforderungen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit konfrontiert werden. Dazu gehören überholte Sichtweisen und eine komplexe globalisierte Welt. Durch diese Übung werden die Jugendlichen mit Konzepten wie Eurozentrismus, Empowerment und Bottom-up-Ansatz vertraut gemacht. - 11 -


UNTERSTÜTZEN

BILDUNG ALS SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG? Wir schreiben das Jahr 2023. In etwas weniger als sieben Jahren soll die Welt die Ziele für nachhaltige Entwicklung (die SDGs) erreicht haben, wie sie in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen beschlossen wurden. Wir schreiben das Jahr 2023. In Luxemburg ist der Zugang zu hochwertiger Bildung (SDG4) eine Selbstverständlichkeit, ein Grundrecht und sogar eine Pflicht für jede Familie. Wir schreiben das Jahr 2023. Für mehr als 1,5 Millionen Kinder in Benin ist Bildung kein Recht, keine Notwendigkeit. Lassen Sie uns heute den Jugendlichen in Savalou eine kleine Starthilfe geben. Die Jugendlichen in der Region Savalou haben nicht viele Möglichkeiten eine Ausbildung zu machen. Es ist keine Priorität. Wir bieten den Jugendlichen daher eine dreijährige Lehre an, in der sie einen Beruf in einem Bereich erlernen, der ihnen zusagt und für den es in der Region auch Bedarf gibt, also echte Arbeitsmöglichkeiten nach ihrem Abschluss. Im Jahr 2022 öffnete der erste Fachbereich, die Maurerei, seine Türen für 24 Auszubildende. Heute, im zweiten Ausbildungsjahr, produzieren dieselben Jugendlichen in ihrem ersten Praktikum mit Stolz und unter der Aufsicht von professionellen Unternehmern die Ziegelsteine für die nächste Werkstatt, die sich im Bau befindet und für Auszubildende im Bereich Elektrotechnik bestimmt ist. Die Kombination aus theoretischem und praktischem Unterricht gibt den Jugendlichen die Möglichkeit, herauszufinden, was sie leisten können, und sich ihres Potenzials bewusst zu werden. Am Ende der dreijährigen Ausbildung werden die Jugendlichen das nationale Zertifikat absolvieren und die ersten Werkzeuge für ihren Beruf erhalten, damit sie leichter bei einem Handwerksmeister in der Region angestellt werden oder sich selbstständig machen können. Durch diese Initiative erhalten Jugendliche aus prekären Verhältnissen Zugang zu einer hochwertigen Ausbildung mit Zertifikat, die ihnen möglichst viele berufliche Möglichkeiten eröffnet, ohne dass sie ihre Familien verlassen und in die Großstädte ziehen müssen. Mit einem kleinen Anstoß werden diese jungen Menschen in der Ausbildung zu Herren ihres eigenen Schicksals und tragen ihrerseits dazu bei, die Lebensqualität in ihrer Region zu erhöhen.

SIE KÖNNEN JETZT HANDELN, MIT EINER SPENDE: 1. Online auf ffl.lu 2. Über Payconiq, indem Sie den abgebildeten QR-Code scannen 3. Per Banküberweisung auf das Konto LU38 0019 1100 2081 3000 (BCEELULL) Bitte geben Sie bei der Überweisung Folgendes an: Savalou-Bulletin 2023


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