Bulletin 67 - Automne 2020 - DE

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© FFL/ T. Winn

°67 OKTOBER 2020

DORT, WO MAN LIEBT, WIRD ES NIEMALS NACHT. - AFRIKANISCHES SPRICHWORT

Der Zukunft eine Chance geben

204, route d’Arlon L-8010 Strassen

(+352)44 66 06-1

info@ffl.lu

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Editorial

Mit was verbinden Sie Ihre Kindheitserinnerungen?

Kinder haben schlichtweg das Recht Kinder zu sein.

Diese Frage haben wir den Mitarbeitern der Fondation Follereau Luxembourg gestellt. Manche erwähnten die Unbeschwertheit des Spielens, die Freundschaft mit ihrem Hund, die Weichheit eines Kuscheltiers… Andere erinnerten sich an schöne Momente zwischen Generationen: mit dem Opa Erdbeeren pflücken, gemeinsame Familienzeit erleben… bis hin zur Erinnerung an den Schatten des Vaters im Morgenlicht auf dem gemeinsamen Weg zur Schule.

Dieses Credo bildet den Grundstein für die SchutzProjekte der Fondation Follereau: Kinder sollen in ihrem eigenen Bett in ihrem Zuhause zur Ruhe kommen können und nicht auf der Straße schlafen müssen. Kinder sollen sich in der Schule entwickeln können anstatt arbeiten zu müssen, um sich oder ihre Familie zu ernähren. Kinder sollen keine Tradition fürchten müssen, die ihnen körperliches Leid zufügt. Kinder sollen leben können anstatt nur zu überleben.

Jedes von diesen Erlebnissen bildet die Grundlage für Werte, die uns wichtig sind, auf welche wir unsere Zukunft aufbauen: ein Freundeskreis, die Geborgenheit der Familie, das schulische Umfeld,…

Scheint dies Ihnen einfach wie ein Kinderspiel? In den Einsatzländern der Fondation Follereau ist die Realität noch sehr oft sehr weit von dieser Idealvorstellung entfernt.

Stellen Sie sich vor, Sie wären 5 Jahre alt und Sie stünden am Ufer eines Flusses. Sie müssen die andere Seite erreichen, haben aber keine Möglichkeit, den Fluss zu überqueren. Bis Ihre Familie, Ihre Freunde, ihre Mentoren Steine zusammenfügen, aufgrund ihrer Erfahrung, ihres Wahlrechtes, ihres politischen oder sogar wirtschaftlichen Einflusses. Bausteine, die es Ihnen ermöglichen von einem auf den nächsten zu springen und so an das andere Ufer zu gelangen.

Aber dank der Bemühungen unserer Partner, dank Ihrer Unterstützung arbeiten wir unaufhörlich weiter, den Schutz der sozial schwachen Bevölkerungsgruppen stärker zu fördern.

Eine ausgewogene Entwicklung der Kinder ist entscheidend für ihre Zukunft, aber auch für die Zukunft der gesamten Gesellschaft und beruht auf dem Wohlwollen von uns allen. Die Internationale Konvention für die Rechte des Kindes basiert sich auf diese Grundlage. Somit hat jedes Kind das Recht auf Gesundheitsversorgung, genügend Nahrung, Schutz vor Gewalt, auf Unterkunft, auf Bildung, das Recht auf Spielen oder ganz einfach auf eine Familie, eine Identität… Das Recht umsorgt und geliebt zu werden.

Die letzten Monate haben unseren Enthusiasmus nicht erschüttert. Es gibt eine bessere Welt. Die Fondation Follereau Luxembourg trägt seit fast 55 Jahren zu einer besseren Welt bei. Sie wurde gestern erschaffen, wird heute erschaffen und wird morgen erschaffen werden, egal welchen Hindernissen wir begegnen, wir überwinden sie. Wie Raoul Follereau schon sagte: "...keine Kinder ohne Liebe, keine Greise ohne Zuhause, jene die leben, werden Recht auf Leben haben… Und unsere Belohnung wird sein, dass wir an dieses Paradis geglaubt haben, bevor wir es sehen konnten.“ Jean HILGER Präsident

TEAM Conny Reichling, Laila Agouni, Lara Beauguerlange, Aurélie Costantini, Nathalie Davila-Levy, Naristé Grün-Sonunbekova, Fabian Martin. VERWALTUNGSRAT (Foto oben, von links nach rechts) Jean Hilger (Präsident), Jean-Luc Pauly, Marie-Thérèse Ney, Dr. Jean Smit, Georges Keipes, Julio Nerin (Vizepräsident), Anne Majerus, Brigitte Bontemps-Loschetter.


Unterstützen Sie unsere Projekte mit einer Spende IBAN LU38 0019 1100 2081 3000 (BCEELULL)

Inhaltsverzeichnis 4

Der Zukunft eine Chance geben

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Inklusiv

8 Wie?

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Sie haben gespendet? Vielen Dank von ganzem Herzen! Wussten Sie, dass jede Spende steuerlich absetzbar ist? Sie erhalten eine Spendenbescheinigung, die Sie als Nachweis in Ihrer Steuererklärung verwenden können.

Lernen, vermitteln, wohlwollend unterstützen

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Die Bedürfnisse identifizieren

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Die Straßenkinder von Bouaké

WIR SIND UMGEZOGEN.

Für weitere Fragen: finances@ffl.lu | 44 66 06-52

„Weil jeder Spender das Recht hat, zu wissen, wie sein Geld ausgegeben wird und ob es gut verwaltet wird.“

204, route d’Arlon L-8010 Strassen Tel: 44 66 06-1 | E-Mail: info@ffl.lu

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NOTIEREN

© FFL

Betreuung von Straßenkindern in Bouaké, Elfenbeinküste

Der Zukunft eine Chance geben SDG 10: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern. Agenda 2030, Vereinte Nationen

Auf den ersten Blick scheint es offensichtlich. Und trotzdem... die Ungleichheiten zwischen Gemeinschaften, Geschlechtern, Alter oder sogar ganzen Bevölkerungen sind auf verschiedenen Ebenen vorhanden. In Europa, auch in Luxemburg treten Ungleichheiten hauptsächlich zwischen den Geschlechtern auf oder in Bezug auf die soziale und wirtschaftliche Lage. Auf dem afrikanischen Kontinent ist die Situation nicht so verschieden, obwohl die Grundvoraussetzungen anderer Natur sind und es an der staatlichen Unterstützung fehlt. In der Sub-Sahara-Region sind 60 Prozent der Kinder nicht eingeschult, wobei Mädchen in der Regel weniger abgeschlossene Schuljahre zählen wie Jungen. Somit sind die Zukunftschancen für diese Kinder schon stark eingeschränkt oder sogar nicht existent. -4-

Im Norden von Benin macht die Nähe zu angrenzenden Konfliktzonen und wachsender Armut aus den Kindern, die in dieser Region geborenen sind, eine leichte Beute für Menschenhändler. Kinder werden sowohl aus ihren Familien geraubt, als auch von ihnen an Menschenhändler verkauft, in der ehrlichen Hoffnung auf ein besseres Leben weit weg von der Armut ihres Dorfes. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Bewusstsein innerhalb der Gesellschaft über diese Problematik verstärkt und somit einen Rückgang von Ungleichheiten begünstigt. Sie bestehen jedoch fort und betreffen oftmals die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen.


In wirtschaftlich schwächeren Ländern ist diese Kluft innerhalb einer Bevölkerung zwischen den wohlhabenderen und den ausgegrenzten Menschen noch stärker, einschließlich Straßenkinder, Obdachlose, oder Mädchen, die Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung sind. Aus diesem Grund unterstützt die Fondation Follereau Luxembourg Projekte zum Schutz benachteiligten Menschen in ihren Einsatzländer, insbesondere die Betreuung der Straßenkinder in Bouaké (Elfenbeinküste) oder in Ségou (Mali), der Kampf gegen den Kinderhandel im Norden Benins oder die Berufsausbildungsprogramme für benachteiligte Jugendliche in Tougouri und Dédougou (Burkina Faso). Die aktuelle globale Gesundheitskrise hat in der Tat nichts zur Verringerung dieser Ungleichheiten beigetragen. Im Gegenteil, einige sind dadurch noch verstärkt worden: durch staatliche Einschränkungen und die angesetzten sanitären Maßnahmen ist die wirtschaftliche Lage geschwächt, die Arbeitslosigkeit steigt und das Einkommen, erworben aus dem informellen Handel, senkt. All das drängt Menschen an den Rand des finanziellen Abgrunds.

Stiftung anbelangt, so sprechen unsere Partner von einer großen Resilienz der Menschen, die ihr Möglichstes tun, um für ihre Gemeinschaften ein besseres Leben aufzubauen, trotz notwendiger In vielen Ländern sind die Zahlen betreffend Zwangsheiraten, schützender Barriere-Gesten und die geschlechtsbezogene Gewalt, oder auch weibliche aufgetretenen Schwierigkeiten in Folge Genitalverstümmelung wieder angestiegen. dieser globalen Gesundheitskrise. Dieser unvorhersehbare Rückschlag stellt die zahlreichen Fortschritte der Entwicklungszusammenarbeit zugunsten gefährdeter Menschen voraussichtlich in Frage und wirft sie um Jahre zurück. Was jedoch die Begünstigten der

Zusammen mit ihren lokalen Partner wird die Fondation Follereau Luxembourg nie aufhören, Ressourcen zu mobilisieren und zu stärken, die zur Verringerung dieser Kluft von Ungleichheit beitragen, um jene zu schützen, die am verletzlichsten sind und eine faire Chance auf eine besser Zukunft für alle aufzubauen.

© FFL/ T. Winn

Ist das nicht letztendlich die Definition von Entwicklungszusammenarbeit?

Schutz gegen Kinderhandel im Norden Benins

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CONNY REICHLING Direktorin direction@ffl.lu


VERSTEHEN

© FFL/ T. Winn

inklusiv inklusiv inklusiv inklusiv

Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung, Burkina faso

SDG 5: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen. Agenda 2030, Vereinte Nationen

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Angesichts dieser Beobachtung ist die Fondation Follereau bemüht, gegen diese Praxis vorzugehen, und das in zwei ihrer Interventionsländer, in denen die Prävalenz von FGM sehr hoch ist: Burkina Faso und Mali. Auch wenn die Frauen, die an den Folgen der Verstümmelung leiden, vorrangig Begünstigte des Programms sind, ist der Ansatz der Stiftung und ihres lokalen Partners ganzheitlich gedacht und verbindet Prävention neuer Fälle durch Sensibilisierungskampagnen mit kurativer Hilfe für Frauen, welche FGM schon zum Opfer gefallen sind. In dieser Dynamik erscheint die Frage der Bildung, des Zugangs zu Information und zu Kommunikation zunehmend als zentral, um kulturelle und gebräuchliche Tabus und Beharrlichkeit zu brechen. Tatsächlich spielen Bräuche in den Regionen eine zentrale Rolle, in denen FGM praktiziert wird, abgesehen von jeglicher Billigung oder Missbilligung der Praxis, denn viele Frauen fürchten sich vor der soziale Ausgrenzung im Falle der Verweigerung dieses bestimmten Brauchs. Folglich sind jene Frauen sehr zahlreich, die einem sozialen Druck nachgeben und sich schlussendlich der Praxis unterwerfen.

FABIAN MARTIN Projektverantwortlicher projets@ffl.lu

Auch wenn weibliche Genitalverstümmelung (FGM) weitgehend für einen Großteil der westlichen Bevölkerung unbekannt ist, wird sie dennoch einstimmig durch die Mehrheit von uns verurteilt, denn sie fordert uns heraus, sie irritiert uns: „barbarisch“, „aus einer anderen Zeit“ oder sie wird mit dem Islam assoziiert. Diese semantische Aussagekraft prägt unseren Geist und erschwert nicht selten ein richtiges Verständnis dieser Praxis: wer benötigt tatsächlich zusätzliche Informationen zu diesem Thema, das so unmissverständlich ist, um verurteilt zu werden?

Die Sensibilisierungsaktivitäten werden auf mehreren Ebenen durchgeführt, um alle Schichten des lokalen öffentlichen Lebens zu erreichen: für die Bevölkerung werden Aufklärungsdebatten und verschiedene Veranstaltungen organisiert, und Lobby-Arbeiten für lokale Behörden, um sie zu überzeugen, auf FGM zu verzichten und sie idealerweise in ihren Dörfern zu verbieten. Es ist der Fondation Follereau ein Anliegen, die Gemeinschaft als Gesamtes in ihren Projekten zu erfassen. In diesem Zusammenhang werden Beschneiderinnen in den Einsatzgebieten identifiziert und dazu animiert, die Schädigungen an dieser Praxis zu erkennen und sich professionell umzuorientieren.

Um wirksam gegen eine Praxis zu kämpfen, die so komplex ist, und um Vorurteilen zu entgehen, ist es notwendig, ihren Ursachen und den Herausforderungen so genau wie möglich auf den Grund zu gehen. Nach Angaben von UNICEF leben mehr als 100 Millionen junge Mädchen und Frauen mit einer Form von FGM in etwa 30 Ländern, hauptsächlich auf dem afrikanischen Kontinent und im Nahen Osten. Doch im Gegensatz zur herkömmlichen Auffassung war FGM bis vor kurzem auch im Westen verbreitet, insbesondere für sogenannte medizinische Zwecke. Im 19. Jahrhundert zum Beispiel war in den Vereinigten Staaten und Europa die Entfernung der Klitoris eine anerkannte Praxis zur Behandlung von bestimmten psychischen Störungen. In den Vereinigten Staaten wurden Klitoridektomien bis in die 1960er Jahre gegen Nymphomanie oder weibliche Homosexualität durchgeführt.

Auf diese Weise werden Menschen, die aktiv durch diese Praxis auf bewusste oder unbewusste Weise den Opfern Leid zugefügt haben, selbst zu Botschaftern, die sich gegen FGM ausdrücken und ihre Gemeinschaft über die Risiken und Folgen von FGM aufklären. Der Beweis ist, dass sogar die Befürworter der Genitalverstümmelung ihre Überzeugungen ändern können. Die in diesem Artikel erwähnten Ursachen und Folgen der FGM lassen verschiedene Meinungen zu diesem Thema zu. Auch wenn mit Abstand betrachtet, soll man FGM nicht verharmlosen oder auf irgendwelche Weise rechtfertigen. Es wäre zu einfach solche komplexen Fragen nur als "gut" oder "böse" zu bezeichnen.

Während heute die Prävalenz von FGM nur in einigen Entwicklungsländern erhöht bleibt, sind die Erklärungen meist eher kultureller Natur als religiöser oder medizinischer. Dennoch wird FGM oft mit dem Islam assoziiert, obgleich keine anzugleichende Erwähnung zu FGM in den Grundtexten der islamischen Religion aufzuweisen ist.

Also soll man FGM bekämpfen und handeln, um sie aus der Welt zu schaffen? Die Antwort ist einfach: "Ja", aber man muss überlegt handeln. Dies wäre das Beste, um für alle Betroffenen auf Dauer eine langfristige Hilfe zu leisten, ohne irgendjemanden auszuschließen.

Für die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung befinden sich die Erklärungen eher im sozio-kulturellen Bereich und finden ihre Rechtfertigung in der Überzeugung zu Geschlecht oder Gesundheit. Einige Gesellschaften glauben weiterhin an Verbesserung der Hygiene und Demaskulinisierung der Frau durch die Praxis der Genitalverstümmelung.

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SICH ENGAGIEREN

LARA BEAUGUERLANGE Fundraiser mecenat@ffl.lu

Lernen, vermitteln, wohlwollend unterstützen SDG 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern. Agenda 2030, Vereinte Nationen

„2020, als die COVID-19 Pandemie sich verbreitete, verhängte eine Mehrheit der Länder die zeitweilige Schließung ihrer Schulen; mehr als 91% der Schüler waren weltweit davon betroffen.“ Während Sie dies lesen, wurden Sie sich wahrscheinlich schnell der Auswirkungen dieser Situation auf Ihre Kinder bewusst. Aber wissen Sie, was dies für jene Gemeinschaften bedeutet, die bereits verwundbar sind, wie zum Beispiel diejenigen, die wir in Afrika unterstützen? "Fast 369 Millionen Kinder, die normalerweise von Schulmahlzeiten als einzige zuverlässige Quelle für die tägliche Ernährung abhängig sind, mussten andere Quellen finden. Zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte waren so viele Kinder gleichzeitig entschult." Für eine ganze Reihe von ihnen übersteigen die Auswirkungen weit die bloße Tatsache des Lerndefizits. Es geht um ihre Gesundheit, ihre körperliche, psychische und soziale Unversehrtheit... es geht um ihren Schutz. Bildung ist ein Hebel gegen die Armut; sie ist ein Bestandteil der sozialen Mobilität, indem sie zur Entwicklung des sozialen Status von jedem Einzelnen beiträgt, um sich von einer Generation zur nächsten aus der extremen Armutslage befreien zu können. -8-

Die Schule ist ein wesentlicher Ort für Kinder, sowohl aus pädagogischer als auch aus sozialer und psychologischer Sicht. Sie bildet einen Ankerpunkt in der kindlichen Umgebung. Sie ist der Ort, an dem Kinder lernen und wohlwollend Wissen vermittelt bekommen. Dieses Wohlwollen ist grundlegend, um positive Beziehungen und ein Leben in einer solidarischen Gesellschaft aufbauen zu können, in der sich jeder nicht nur um sein eigenes Wohlergehen sorgt, sondern auch um seine Mitmenschen kümmert. Ist internationale Solidarität nicht schlussendlich ein starker Ausdruck dieses Wohlwollens? Davon sind wir überzeugt, und das ist es, was wir jeden Tag vermitteln möchten: lernen, lehren, wohlwollend unterstützen. Die heutige Welt erlaubt, uns anzupacken und uns um andere zu kümmern, egal wie nah oder weit entfernt sie sein mögen. In Zeiten von Homeoffice kann die Unterstützung auch aus der Entfernung kommen. Aber wie kann man jemandem helfen, der weit entfernt ist, indem man sich hier engagiert?


© FFL/ T. Winn

Fürsorge für Kinder in den Minen von Tougouri, Burkina Faso

© FFL/ FAIRMED - P. Käser

Förderung der Gesundheit der Bevölkerung in der Lobaye, Zentralafrikanische Republik

Sich ehrenamtlich engagieren in Luxemburg Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um die Aktivitäten der Stiftung zu unterstützen, und beschränkt sich nicht nur auf eine finanzielle Spende, einzelne oder regelmäßige. Kennen Sie die Internet-Suchmaschine "Lilo" (www.lilo.org)? Indem Sie diese benutzen, können Sie uns kostenlos unterstützen, indem Sie Wassertropfen sammeln und diese an das Projekt der Fondation Follereau Luxembourg abgeben. Die Stiftung organisiert regelmäßig Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit, bei denen wir uns freuen, mit Ihnen über für uns wichtige Themen zu diskutieren. Ein nächster Termin ist bereits am 24. Oktober im Ciné Starlight (Düdelingen) während des Festivals "Cinéma du Sud" mit der Vorführung des Films „Stop filming us“ (Reservierung erforderlich). Es gibt noch viele andere Möglichkeiten sich an unserer Seite zu engagieren. Wir laden Sie ein, unsere neue Website www.ffl.lu anzusehen, auf der Sie alle nötigen Informationen finden können. Danke an das Studio Intrépide (www.intrepide.lu) und Visual Online (www.vo.lu) für die tolle Zusammenarbeit.

uns darauf, Unterstützungsmöglichkeiten von Aktivitäten zu besprechen: etwa Sponsoring von Events, Payroll Giving, Spende von IT-Material, Produkt-Sharing, KompetenzMäzenatentum. In diesem Rahmen geht ein besonderes Dankeschön an KPMG Luxemburg für die unentgeltliche Unterstützung der Fondation Follereau bei der Neugestaltung eines Buchhaltungsprogramms für unsere Projekte. Dank dieses Programms sind unsere lokalen Partner jetzt in der Lage, uns einen verbesserten Überblick über die entstandenen Kosten der Aktivitäten zu geben und die Realität vor Ort besser finanziell widerzuspiegeln. Solidarität kennt keine Grenzen. Luxemburg-Lomé-Abidjan. Wir setzen uns für eine bessere Welt ein. Mit der Überzeugung, dass das Glück bei sich selbst anfängt und mit dem Wunsch, es auch an andere Mitmenschen, die es alle verdienen, weiterzugeben.

Unternehmen können sich ebenfalls an uns wenden, um ihre CSR-Themen zu diskutieren. Eine finanzielle Spende ist nicht der einzige Weg, um einen positiven Impakt bei unseren Projekten für Entwicklungszusammenarbeit zu bewirken. Wir freuen

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HANDELN Das Phänomen der Straßenkinder ist in vielen afrikanischen Länder präsent. Mali bleibt von diesem Problem nicht verschont. Dank ihres lokalen Partners, der AP-FFL, setzt die Stiftung seit 2012 gegen die Vernachlässigung von Strassenkindern in der Stadt Ségou ein.

Die Bedürfnisse identifizieren

BETREUUNG VON STRASSENKINDERN IN SÉGOU, MALI

© FFL/ T. Winn

SDG 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden. Agenda 2030, Vereinte Nationen

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3 Fragen an

Zusätzlich zu den Straßenrundgängen können Kinder auch von Personen oder Institutionen in das Zentrum gebracht werden. Diese Kinder werden nach Disponibilität und Kriterien (Alter, Geschlecht, spezifischer Bedarf usw.) aufgenommen und betreut. Dabei unterstützen uns Dorfälteste und religiöse Autoritäten.

MACKY TALL Projektverantwortlicher AP-FFL (Mali)

Können Sie den Prozess beschreiben, wie die Kinder identifiziert werden? •

Referenzierung

Straßenrunden

Diese Aktivität besteht daraus, Kinder aufzuspüren, die auf der Straße leben, rund um die große Moschee, der Flusskai, in der Nähe von größeren Restaurants wie dem Platz Karamoko KANE und Yaya KOUMARE, Busbahnhöfen, Einkaufszentren, Zufahrten zu den Märkten und anderen heiklen Gegenden der Stadt Ségou und der Nachbargemeinden (Sébougou, Pelingana). Diese Arbeit ist wichtig, denn so können etwa die Hälfte der Kinder aufgefangen werden, die sich in unserer Anlaufstelle befinden. Jede Woche werden zwei Straßenrundgänge von zwei Streetworkern mit Minibus durchgeführt. Sie finden in der Regel zwischen Mitternacht und 3:00 Uhr morgens statt. Während des Prozesses der Identifizierung der Kinder steuert das Straßenteam mehrere Male die verschiedenen identifizierten Standorte an. Nachdem ein Kind lokalisiert wurde, führt der Pädagoge ein erstes Gespräch mit ihm, um von der Anlaufstelle "Lamèniso" zu erzählen: von ihrer Lage und den möglichen Dienstleistungen im Rahmen ihrer Auffangkapazität. Der Pädagoge bespricht die schädlichen Auswirkungen vom Leben auf der Straße, um den nächsten Schritt in dieser Aktivität zu erleichtern: die Aufnahme des Kindes ins Zentrum. Bei jedem Straßenrundgang wird ein Notizbuch geführt und von den Pädagogen ausgefüllt. Dieses Notizbuch ermöglicht, erste Informationen über die kontaktierten Kinder (Namen und Vorname, Alter, Wohnort usw.) zu erfassen. Es ermöglicht auch, neue Kinder zu erkennen und jene, die bereits während einer früheren Tour gefunden wurden. Im Allgemeinen ist das Ziel dieser Rundfahrten, im Einverständnis diese Kinder ins Zentrum zu begleiten. Die Arbeit auf dem Terrain zeigt, dass etwa die Hälfte der Kinder im Durchschnitt einverstanden sind, die Streetworker in die Anlaufstelle zu begleiten. Für alle so aufgenommenen Kinder werden weitere Ermittlungen geführt, um eine optimale Lösung für ihre Situation zu finden.

Hier ist wichtig, auf Artikel 10 des malischen Kinderschutzkodex Nr. 02 062/2002 hinzuweisen, der besagt, dass "Regionaldirektionen zuständig für Kinder und Familie, Solidarität und Jugend, die Präfektur, der Bürgermeister, der Jugendrichter, der Polizei- und Gendarmeriebeamte usw. das Recht haben, Kinder an die verschiedenen Zentren zu verweisen. » Die verwendeten Dokumente müssen daher die Person oder die Institution aufweisen, die das Kind an das Projekt verwiesen hat. •

Empfang der Kinder

Sobald sie im Zentrum angekommen sind, werden die Kinder vom Erzieher betreut, der sich bemüht ihr Vertrauen zu gewinnen. Kinder werden sofort nach ihrer Ankunft identifiziert. Die Erstversorgung erfolgt je nach Bedürfnis: Nahrung, Schlafplatz, medizinische Versorgung, Dusche. Was ist die größte Schwierigkeit im Projekt? Die größte Schwierigkeit, die vor Ort festgestellt wurde, ist das Misstrauen von Straßenkindern, das Unwissen ihrer Situation und ihre Verwundbarkeit. Wir sind eine Partnerschaft mit Instanzen eingegangen, die für die verschiedenen Standorte verantwortlich sind, um diesem Aspekt etwas gegenzusteuern. Ihre Rolle besteht darin, unser Projektteam auf jeder Tour durch Sensibilisierungsarbeit zu unterstützen und für alle Fälle von Kindern auf dem Laufenden zu halten (per Telefon), die außerhalb der normalen Straßenrundgängen identifiziert wurden. Zum heutigen Zeitpunkt: worauf sind Sie besonders stolz? Unser größtes Erfolgserlebnis ist die Wiedereingliederung der Kinder in die Gesellschaft. Zum Beispiel: 2019 wurden von 182 Kindern 158 wieder in die Gemeinschaft integriert. Ein in eine Familie zurückgegebenes Kind ist immer ein echter Erfolg, denn es reduziert das Phänomen der Straßenkinder. Weitere Erfolgsgeschichten zählt das Projekt in Bezug auf die soziale Integration von 3 jungen Menschen, die mehr als 5 Jahre im Zentrum verbracht haben, bevor sie zu ihren Familien zurückgehen konnten. Dies ist der Fall eines jungen Mannes, der sein Studium in 2019 abschließen konnte. Die beiden anderen konnten einen professionellen Abschluss machen, mit wirtschaftlicher Integration in Motorradmechanik und landwirtschaftlichen Betrieb. Heute sind diese beiden jungen Menschen verheiratet und haben eine Familie gegründet.

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Betreuung von Straßenkindern in Bouaké (Elfenbeinküste)

Seit 2009 unterstützt die Fondation Follereau Luxembourg die Maison de l'Enfance in Bouaké (MEB), 1970 von Ordensmännern des Heiligen Vinzenz von Paul (RSVP) gegründet. Das Zentrum nimmt Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 22 Jahren auf, die nach der Krise in der Elfenbeinküste auf der Straße leben oder eine komplexe oder gar keine Familienstruktur haben. Sie bietet Prävention an, sowie die familiäre und sozio-professionelle Wiedereingliederung von Jugendlichen in schwierigen Situationen. MALI

Lebenserwartung (2018)

57,4 Jahre

BURKINA FASO

HDI* (2018)

165/189

140 junge Menschen, darunter 30

Mädchen, sind Begünstigte der MEB.

Alphabetisierung (15 Jahre und älter, 2016)

43,9%

99%

Elfenbeinküste

Luxemburg

LIBERIA

ELFENBEINKÜSTE

GUINEA

BOUAKÉ

YAMOUSSOUKRO

GHANA

ABIDJAN

NORDATLANTISCHER OZEAN 0

75

150km

DIE KINDER, DIE IM ZENTRUM LEBEN, HABEN RECHT AUF AN IHRE BEDÜRFNISSE ANGEPASSTE SCHULISCHE, MEDIZINISCHE UND PSYCHOLOGISCHE BETREUUNG, SOWIE NAHRUNG UND KLEIDUNG.

ENGAGIEREN SIE SICH MIT UNS damit die jungen Leute der MEB ihre eigene Zukunft gestalten können.

DURCHSCHNITTLICHE ANZAHL DER SCHULJAHRE

4,0

Mädchen (Elfenbeinküste)

11,7

Mädchen (Luxemburg)

6,2

IBAN LU38 0019 1100 2081 3000 (BCEELULL)

Junge (Elfenbeinküste)

12,4

Junge (Luxemburg)

130€ decken 10% der Sanierung einer Latrine und einer Dusche.

* HDI: Human Development Index Quelle: undp.org - 12 -


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