Fazit 163 (162/163)

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fazitmagazin.at

#163

Doppelausgabe #162 und #163

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 162/163 4/2020 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Wir und das Virus

Der Soziologe Manfred Prisching im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

Juni 2020

FA ZITESSAY

Maryam Laura Moazedi über den Zauber der Banalität auf Instagram Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

Der Handel nach dem Shutdown. Eine Bestandsaufnahme


Macht auch Ihre Meinung bunter. Unsere Maiausgabe ist digital erschienen!

Foto: Light & Grace

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FAZIT


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Editorial

Von Christian Klepej

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inkommazwei Millionen in Kurzarbeit. 600.000 arbeitslos. Pleitewelle vor der Tür. Kulturbranche am Verrecken. Sollen Sie doch Lust auf Urlaub haben.« So lautet ein Tweet von Falter-Chefredakteur Florian Klenk, in dem er auf eine Kampagne der österreichischen Bundesregierung bzw. der Österreich-Werbung – mit offenbar recht kritischem, ja beinahe besorgtem Unterton – hinwies. Ministerin Elisabeth Köstinger hat nämlich auf diese Aktion aufmerksam gemacht und den Spruch »auf Dich wartet ein guter Sommer« veröffentlicht. Das war mit Klenk vielen Kurz-kritischen Großdenkern (wieder einmal) zuviel und so gab es sogar ein kitzekleines Shit-Stürmchen ob der »Abgehobenheit« österreichischer Tourismusverantwortlicher, jetzt an Urlaub zu denken. An dem Werbespruch wurde ein »Peak Überprivilegiertheit« festgemacht, der nur von jemanden stammen könnte, dem »die Not von Millionen Menschen egal« sei und der daher gar nicht begreife, »wie unfassbar zynisch« er sei. Das ist grundfalsch und es wäre wohl gar nicht der Erörterung hier wert, würde diese Ver-

Den Tourismus stärken zu wollen, ist sinnvoll und keine abgehobene Arroganz

kennung der Realität nicht gut auf ein, breiteste Gesellschaftsschichten erfassendes, vollkommenes Unverständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge hinweisen. Florian Klenk denkt, er würde sich um 1,8 Millionen Menschen Sorgen machen und sieht diese durch den Versuch, Österreichs Tourismus anzukurbeln, offenbar in ihrer Würde verletzt. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Klenks Mitleid mit von der Krise getroffenen Menschen mag dem kurzsichtigen Auge als nett erscheinen, hilft denen aber in keiner Weise. Den Beschäftigten in Tourismus, in Gastronomie und in weiteren verbundenen Wirtschaftszweigen kann das Engagement der Regierung dafür recht unmittelbar helfen. Gerade das sind – auch – Branchen, die durch Kurzarbeit und viele (hoffentlich nur kurz- und mittelfristige) Kündigungen sehr hart getroffen sind. Also ist es gerade jetzt besonders wichtig, verstärkt daran zu erinnern, dass ein Urlaub auch heuer möglich ist. Demjenigen möglich ist, der es sich finanziell leisten kann. Und der damit dafür sorgt, die Beschäftigten in Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben aus der Krise zu holen. Und zur breiten Inkompetenz in Wirtschaftsfragen gesellt sich, auch das lässt sich an dieser kleinen Erregung ablesen, eine seit Jahren grassierende Versozialistisierung unserer intellektuellen Eliten. Und im Sozialismus ist es halt wichtig, dass es immer und immer wieder neue »Opfer« gibt. Die sich ja nicht selbst helfen können, sondern die – in aller Regel mit dem Geld, dass auf Bäumen wächst, sprich mit dem anderer Leute – gefälligst entschädigt gehören. Damit kein Mißverständnis entsteht: Natürlich soll in dieser Krisensituation der Staat einspringen, Kurzarbeit ist dabei eine der Maßnahmen (die offensichtlich auch greift), andere Formen der Unterstützung sind es jedenfalls auch. Hier geht es darum, dass genau diese Unterstützung aber finanziert werden muss. Und dass etwa eine möglichst starke Sommerurlaubssaison 2020 genau eine Form dieser Finanzierung darstellen kann. (Und wird!) Und es keine böse, abgehobene oder zynische Aktion böser, abgehobener oder zynischer Menschen ist, die auf diesen Aspekt hinweisen und

diesen Teil der Wirtschaft befeuern wollen. Tourismus, auch wenn der Eindruck entstehen könnte, ist bei Weitem nicht der wichtigste Faktor österreichischer Wirtschaftskraft (gesamt rund 15 Prozent), wir sind – nicht zuletzt dank hoher Forschungs- und Entwicklungsquote – natürlich vor allem ein Industrieland. Trotzdem, das kann der Chefredakteur einer Wiener Stadtzeitung schon einmal übersehen, weite Teile unseres Bundesgebietes wären in ihrer infrastrukturellen Ausgestaltung ohne Tourismus schlicht nicht erhaltbar. Denn durch die intensive Personalquote eben in Hotellerie wie Gastronomie werden ganze Landstriche erst mit ausreichenden Arbeitsplätzen versehen. Der Linke in mir, der ich ja auch bin, kann das Sprüchlein der österreichischen Wirtschaftskammer »Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut« (war, denke ich, zuletzt in den Nullerjahren als Claim im Einsatz) ja auch kaum mehr hören. Er hat aber ein Gutes: er stimmt im Grunde. Und sogesehen können wir ohne jeden Zynismus festhalten: Geht’s dem österreichischen Tourismus bald wieder besser, geht’s uns allen bald wieder besser. Fahren Sie auf Sommerurlaub! Wo immer Sie hin können; es darf ruhig auch die Steiermark sein. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JUNI 2020 /// 5


Inhalt Fazit Juni 2020 37

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Fotos: Adobe Stock, Erwin Scheriau, Enlarge, Heimo Binder (2), BKA / Andy Wenzel

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Der Handel nach dem Shutdown

Wegen Flächenüberkapazitäten steckte der stationäre Handel schon vor Corona in einer Wir und das Virus veritablen Krise. Eine Bestandsaufnahme. Soziologe Manfred Prisching über den Kampf gegen das Coronavirus und die Inkompetenz im Umgang mit Wissen.

»Ach like mich doch!«

Maryam Laura Moazedi über den Zauber von Banalität und Artifizialität, über Hintern, Influencer und über Instagram.

Humankapital Staatssekretärin

Michael Petrowitsch analysiert den Rücktritt von Ulrike Lunacek und macht sich so seine Gedanken über Österreichs Kulturpolitik. Seite 81

Ausgabe Juni 2020 XVII. Jahrgang Nr. 162/163 (4/2020) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 42

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Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 36 Immobilien 70 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Unsere Maiausgabe (Fazit 161x) erschien nur digital. Mit dem Geld, das wir sonst für das Porto ausgeben, erreichten wir durch gezielte Bewerbung über 120.000 Onlineleser. Ein herzliches Dankeschön dafür. Bei vorliegender Fazitausgabe, handelt es sich um unser Juniheft. Ein herzliches Danke, auch für Ihre Treue! Im Fazitthema geht es um den stationären Handel. Der steckte wegen des Kampfs der Einkaufszentren gegen die Innenstädte und wegen des starken Wachstums des Onlinehandels schon vor dem Shutdown in Problemen. Vielleicht zeigt ja gerade die Corona-Pandemie neue Wege auf, aus denen der Handel gestärkt hervorgehen kann. Das Fazitgespräch führten wir mit Manfred Prisching. Das analytische Messer des Soziologen seziert gnadenlos die individuellen und gesellschaftlichen Vorgänge rund um Pandemie und »neue Normalität«. Wir sprachen mit ihm über Menschliches, Luxus, Terrorismus und die Inkompetenz im Umgang mit Wissen.

Die Pandemie schickte die Kultur in die vorübergehende Bedeutungslosigkeit. Im Kulturteil geht es um ihr ungewisses, aber hoffentlich baldiges Zurück. Gutes Lesen! -red-

Gastrodämmerung

Klaus Friedl, oberster steirischer Gastro-Interessensvertreter, fürchtet, dass ein Viertel Systemrelevanter Greißler der Betriebe nicht überleben wird. Der Shutdown rückte auch Geschäfte wie »Feinkost Kabir-Lichtenegger« in der Grazer Glacisstraße als systemrelevant ins Licht.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Lektorat AdLiteram

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Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

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IMPRESSUM

Druck Walstead-Leykam

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Erwin Scheriau

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Fazitthema

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Fazitthema

Der Handel nach dem Shutdown Von Johannes Tandl

Der stationäre Handel steckte schon vor dem Corona-Shutdown in einer veritablen Krise. Denn während die Onlinegeschäfte seit Jahren zweistellig wuchsen, stagnierten die Umsätze in den Einkaufszentren und Einkaufstraßen. Gewaltige Überkapazität bei den Geschäftsflächen verringerte nicht nur die Gewinnmargen, sondern auch die Konkurrenzfähigkeit des analogen Handels mit dem globalen digitalen Mitbewerb. Durch den Shutdown erkennen nun immer mehr regionale Händler in der Digitalisierung eine neue Chance.

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Fazitthema

E

in wichtiger Indikator dafür, ob es dem Handel gut geht, sind die Mietpreise für Geschäftsflächen. Die sind zwar ein streng gehütetes Geheimnis. Doch sowohl Vermieter als auch Mieter in den Einkaufszentren und den Einkaufsstraßen geben zu, dass die Preise seit Jahren sinken. Anders als bei Büro- oder Wohnungsmieten ist für innerstädtische Geschäftslokale die Kundenfrequenz preisbestimmend. Dazu werden die Flächen in vier vom deutschen Marktforschungsunternehmen »Prisma-GFK« definierte Kategorien 1A, 1B, 2A und 2B eigeteilt. Geschäfte in der teuren 1A-Toplage müssen eine durchschnittliche stündliche Passantenfrequenz von 10.000 bis 15.500 Passanten pro Stunde erreichen. Außerdem muss auch die nahe Umgebung einer 1A-Lage fast überwiegend aus Geschäften bestehen, deren Angebot weit über den täglichen Bedarf hinaus in den Luxusbereich führt. 1A-verträglich sind Kleidung, Schuhe, Mode und Accessoires, Bücher, Geschenkartikel, aber auch Haushaltswaren. Als 1B-Lagen werden die angrenzenden Nebenstraßen bezeichnet. Als 2A- und 2B-Lagen werden gemischte Wohn- und Gewerbegebiete bezeichnet, deren Geschäfte den täglichen Bedarf von der Kleiderreinigung bis zum Supermarkt abdecken. In Österreich erfüllen nur die Wiener Kärntnerstraße und der Wiener Graben die Kriterien für eine echte 1A-Passantenfrequenz, die Mariahilferstraße liegt mit etwa 8.500 Besuchern pro Stunde bereits deutlich darunter. Zum Vergleich: In der Grazer Herrengasse tummelten sich bei der letzten bekannt gewordenen Zählung zu den Geschäftszeiten stündlich gerade einmal 2.400 Passanten. Wenn ein leer stehendes Herrengassen-Geschäft daher als 1A-Lage angeboten wird, muss diese Einstufung abseits der offiziellen Definition in einem regionalen Kontext gesehen

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Fazitthema

werden; als »beste Grazer Geschäftslage« sozusagen. Ähnliches gilt für Grazer 1B-Lagen, nicht jedoch für 2A- und 2B-Lagen.

Die Mieten in den heimischen Toplagen sinken

In der Grazer Herrengasse ist von Topmieten bis zu 200 Euro je Quadratmeter die Rede. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl – seiner Familie gehört das Haushaltswarengeschäft Klammerth – bezeichnete jedoch kürzlich Mietpreise von 100 Euro als Obergrenze, zu der Geschäfte kaum mehr ertragreich zu führen seien. Als Doyen unter den Grazer Innenstadtkaufleuten gilt der Schmuck- und Uhrenhändler Hans Schulin. Im Gespräch mit Fazit sieht auch er die Mietpreise – bedingt durch die hohen Leerstände in den Toplagen – im Sinken. Verantwortlich für die vielen leeren Flächen ist für Schullin der Wildwuchs an Shopping-Centern, »die Graz rundherum im Würgegriff umfassen und wie ein Filter die Kaufkraft schon vor den Toren der Stadt absaugen.« Die Steiermark weist seit Jahren die höchste Dichte an Einkaufszentren pro Einwohner von ganz Österreich auf. Tatsächlich hat die Landesregierung erst kürzlich mit einer Einzelstandortverordnung einen weiteren Versuch unternommen, das raumordnungswidrig errichtete Shoppingcenter Seiersberg als größtes Einkaufszentrum des Landes nachträglich zu legalisieren. Die Stadt Graz hat jahrelang vergeblich gegen die Einkaufszentren angekämpft. Inzwischen hat sie den Einsatz gegen die gewaltigen Kaufkraftabflüsse nach Seiersberg aber weitgehend aufgegeben. Hans Schullin bedauert, dass es in der Grazer Innenstadt immer weniger echte Flagshipstores gebe, die als innerstädtische Frequenzbringer einspringen könnten. Stattdessen siedelten sich in den Toplagen immer öfter ganz normale Filialen von großen Handelsketten an, die mit ihrem austauschbaren Angebot keinen

»Der Megatrend zu mehr Regionalisierung eröffnet gleichzeitig bessere Chancen für authentische regionale Anbieter.«

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Fazitthema

Anreiz zum Besuch einer Einkaufsstraße aussenden würden. Aus seiner Sicht seien daher authentische Handwerks- und Gewerbebetriebe, die für die Region stehen, unverzichtbar für die Innenstadt. Das habe man etwa in München längst erkannt. Dort vergibt die Stadt ihre eigenen Mietflächen nur mehr an ortsansässige Gewerbebetreibende – noch dazu zu gestützten Mietpreisen. Für den Grazer Immobilienmakler und -verwalter Heinz Musker gibt es hingegen gar kein Leerstandsproblem, sondern bloß vorrübergehende Verwerfungen zwischen dem Flächenangebot und der Flächennachfrage. Daher werde sich das Problem mittelfristig in Form von sinkenden Mietpreisen selbst aus der Welt schaffen. Musker sieht durchaus eine Bereitschaft der Eigentümer, den Mietern entgegenzukommen. So sei es etwa für die meisten Vermieter selbstverständlich gewesen, die Mieten während des CoronaShutdowns deutlich zu senken.

Online wächst – stationär stagniert

Die KMU-Forschung Austria untersucht regelmäßig das Käuferverhalten der Über-15-Jährigen. Daraus wird klar, dass das bis zum Shutdown erwirtschaftete konjunkturelle Umsatzplus des Handels fast zur Gänze vom Onlinehandel erwirtschaftet wurde. 2019 wurde bereits jedes siebente Weihnachtspaket online

gekauft, meistens bei überregionalen Onlinehändlern wie etwa Amazon. Vom konjunkturbedingten Plus blieb daher weder für den stationären Innenstadthandel noch für die Einkaufszentren viel übrig. Mittlerweile kaufen 40 Prozent der Steirer zumindest fallweise auch online ein. Daher führt auch für die stationären Einzelhändler kein Weg mehr an der Digitalisierung vorbei. Und auch Hans Schullin ist davon überzeugt, dass eine gute Internetpräsenz und »Omni-Channel-Konzepte« immer erfolgsentscheidender für den stationären Handel werden. Dass man durchaus auch von der Steiermark aus im internationalen Onlinebusiness erfolgreich sein kann, beweist übrigens das Feldbacher Unternehmen »Niceshops«, das im Vorjahr mit seinen Webshops 56 Millionen Euro erwirtschaften konnte. Corona hat das Geschäft zusätzlich befeuert. Allein im März konnte der Absatz von 80.000 auf 130.000 Lieferungen gesteigert werden. Weltweit haben aber vor allem internationale Onlinegiganten wie Amazon, Alibaba oder Zalando vom Ausbruch der Pandemie profitiert.

Gefragt sind Konzepte für einen regionalen Onlinehandel

Aber vielleicht verhilft ja die Coronakrise der Digitalisierung

Wir halten Österreich am Laufen. So viel Einsatz von Österreichs Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verdient gerechte Bedingungen und volle Anerkennung. Gerechtigkeit muss sein. 12 /// FAZIT JUNI 2020

GERECHTIGKEIT MUSS SEIN


Fazitthema

des regionalen Handels endlich auf die Sprünge. Sowohl »Kastner & Öhler« wie auch der kleine oststeirische Spielzeughändler »Gungl« konnten einen wichtigen Teil ihrer Shutdown-Verluste durch gestiegene Onlineumsätze kompensieren. Voraussetzung dafür ist aber ein perfekt funktionierender Webshop. Die Mindeststandards für das Onlineeinkaufserlebnis wurden von Amazon schon vor Jahren definiert. Wer neu im Onlinemarkt Fuß fassen will, muss daher einen »einzigartigen Wettbewerbsvorteil« bieten, den Amazon nicht bieten kann. Sei es beim Design, wie etwa beim Onlinestore von Klammerth, oder durch einen gesteigerten Shoppingpatriotismus. Ein scheint tatsächlich einen Megatrend in Richtung Regionalisierung zu geben, von dem auch heimische Onlinehändler profitieren könnten. Vor der Coronakrise war es nur mehr eine Frage der Zeit, wie lange die Post ihr Österreich-Handelsportal »Shöpping.at« noch mitziehen wird. Von Branchenkennern wurde es bereits als Megaflop bezeichnet. Nun steht mit Shöpping auf einmal eine regionale Alternative zu Amazon zur Verfügung, bei der die Wertschöpfung in Österreich bleibt. Die Post hat die strategische Chance der Krise erkannt und bietet Shöpping.at inzwischen als Möglichkeit an, ohne schlechtes Gewissen online einzukaufen. Der Boom des Onlinehandels eröffnet auch für Markenhersteller

neue Chancen, die Kontrolle über ihre Absatzwege zurückzugewinnen. Denn sowohl der klassische Einzelhandel als auch der internationale Onlinehandel setzten den Markenartiklern zuletzt gewaltig zu. Die Kaufhausketten weichen nämlich immer öfter auf ihre Eigenmarken aus. Die Industrie setzt daher immer öfter darauf, ihre Produkte unter Umgehung des Handels direkt an die Endkunden zu liefern. In den USA betätigt sich etwa Amazon schon heute als Absatzkanal für Hersteller, die ihre Endkunden direkt beliefern wollen. Durch die Corona-Pandemie werden die Chancen im Einzelhandel völlig neu verteilt. Und schon jetzt zeichnet sich ab, dass Umsatzzuwächse vor allem über das Onlinegeschäft zu erzielen sein werden. Der Megatrend zu mehr Regionalisierung eröffnet gleichzeitig bessere Chancen für authentische regionale Anbieter. Im Foodbereich kann es sich keine einzige Handelskette mehr leisten, auf die Betonung ihres regionalen Angebots zu verzichten. Im Nonfoodbereich könnten sich auch für den stationäre Fachhändler, die auf regionale Angebote setzen, neue Chancen auftun.

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Gesucht! Gefunden? Unter den Flügeln des Löwen. FAZIT JUNI 2020 /// 13


Die WHO hat es wirklich vermasselt. US-Präsident Donald Trump

nämlich eine treffsichere Maßnahme zur Belebung der Wiener Gastroszene gesetzt. Damit liefert die Stadt Wien eine Blaupause für die dringend notwendigen punktgenauen Konjunkturbelebungsmaßnahmen. Denn die Haushalte können ihren Gutschein natürlich nur für den Konsum in jener Branche nutzen, in der er gültig ist. Flächendeckende Gastrogutscheine beleben daher gezielt die Gastronomie, Kinogutscheine wirken auf die Kinos, GratisÖffitickets auf die Verkehrsbetriebe und Hotelgutscheine für einen Urlaub in Österreich auf den Tourismus. Und natürlich bleibt den Haushalten dadurch auch mehr Geld für alle anderen Konsumausgaben übrig. So profitieren letztlich auch alle anderen Branchen von den Gastrogutscheinen der Stadt Wien.

Fotos: SPÖ Presse und Kommunikation, Pressedienst des russischen Präsidenten

Der Wiener Bürgermeister belebt mit dem Gastrogutschein im Wert von über 30 Millionen Euro nicht nur die Wiener Gastronomie, sondern auch seine Wahlchancen. Wienwahl – SPÖ punktet mit Gutscheinwahlkampf Zuerst ließ der Wiener Bürgermeister Taxigutscheine verteilen, jetzt erhalten alle 950.000 Wiener Haushalte Gastrogutscheine. Bürgermeister Michael Ludwig begründet die populistische Aktion damit, dass die Gastronomie besonders von der Coronakrise betroffen sei. Und zwar nicht nur unmittelbar durch die Umsatzausfälle während des Shutdowns, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch langfristig durch das Ausbleiben der Touristen. »Die Gutscheinaktion zeigt, wir kämpfen um jeden Betrieb und um jeden Arbeitsplatz«, erklärte Ludwig bei der Präsentation, die er gemeinsam mit dem Wiener Wirtschaftskammerchef und ÖVP-Wirtschaftsbundobmann Walter Ruck vornahm. Durch die Einbindung von Ruck unterband Ludwig auch Querschüsse der Wiener ÖVP. Alle Wiener Einpersonenhaushalte erhalten einen 25-Euro-Gutschein, die Mehrpersonenhaushalte einen 50-Euro-Gut14 /// FAZIT JUNI 2020

schein. Die Gutscheine können bei allen 6.500 Wiener Gastronomiebetrieben bis Ende September eingelöst werden. Damit werden bis zur Gemeinderatswahl am 11. Oktober die meisten Wähler auf Kosten der Stadt essen gegangen sein. Und die Wirte dürfen sich über einen Umsatz von 30 Millionen Euro freuen. Das sind immerhin fast zwei Prozent des Jahresumsatzes von 1,4 Milliarden Euro, den die Wiener Gastronomie erwirtschaftet. Eine echte Kritik an der Gutscheinaktion kam eigentlich nur von den Neos, deren Wirtschaftssprecher darin nur populistische SPÖ-Wahlzuckerl erkennt.

Gastrogutscheine als Blaupause für eine punktgenaue Konjunkturbelebung? Natürlich gelten Gutscheinverteilungen – noch dazu im Vorwahlkampf – zu Recht als populistischer Stimmenkauf. Doch aus ökonomischer Sicht ist eine differenziertere Betrachtung angebracht. Bürgermeister Ludwig hat mit seinen Gastrogutscheinen

Weltweit denken Ökonomen über »Helikoptergeld« nach. Rund um den Globus haben zahlreiche Ökonomen den Shutdown zum Anlass genommen, um das Konzept des »Helikoptergelds« aus den Schubladen zu ziehen. Dabei geht es darum, allen Bürgern einen gewissen Geldbetrag zur Verfügung zu stellen und darauf zu hoffen, dass die damit die Wirtschaft beleben. Der Begriff »Helikoptergeld« geht auf ein Gedankenexperiment des amerikanischen Monetaristen Milton Friedman – eigentlich der neoliberale Gottseibeiuns aller linken Ökonomen – aus dem Jahr 1969 zurück. Doch Friedman wollte mit seinem Experiment eigentlich nur beweisen, dass diese Art der Geldmengenausweitung keine konjunkturbelebenden Effekte hat, sondern ohne Nachfragewirkung bloß die Inflation befeuert. Seit der Finanzmarktkrise wird dennoch weltweit über Helikoptergeld als Alternative zum seit 2010 betriebenen »Quantitative Easing« der Notenbanken nachgedacht. Damit ist die ultralockere Geldpolitik der letzten Jahre gemeint. Diese hat zwar bewirkt, dass sich die Verkehrsbanken gratis bei der EZB mit frischem Geld, das zur Weitergabe als Kredit an die Bankkunden gedacht war, versorgen konnten. Wegen


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

der als Folge der Bankenkrise EU-weit verschärften Kreditregularien und Eigenmittelvorschriften konnten die Banken die entsprechenden EZB-Angebote aber nur im erforderlichen Ausmaß nützen. Daher ist die konjunkturbelebende Wirkung des Quantitative Easing auf die Konsum- und Investitionsnachfrage weit unter den Erwartungen geblieben. Davon profitiert haben vor allem die Immobilienwirtschaft und der Aktienmarkt. Weil das Zinsniveau weit unter die Inflationsrate gesenkt wurde, sind viele Sparer, die ein Abschmelzen ihrer Guthaben verhindern wollten, in Immobilien- und Aktienwerte ausgewichen. Und natürlich gehören auch alle Schuldnerstaaten und jene Unternehmen, die die letzten Jahre nur wegen der extrem niedrigen Zinsen überstehen konnten, zu den Gewinnern der EZB-Politik. Im Gegensatz zum Quantitative Easing vergibt die EZB beim Helikoptergeld keine Kredite an Banken, sondern sie verteilt das Geld direkt an die Konsumenten. Daher gehen die Befürworter davon aus, dass es den Konsum tatsächlich belebt. So halten etwa die Ökonomen der »Deutschen Bank« das Helikoptergeld für ein wirksames Mittel bei Rezession und Deflation. Trotz der rechtlichen Schranken sehen sie einfach überwindbare Hintertüren für dessen Verteilung. Die EZB könnte etwa extrem langfristige Nullzinsanleihen an die Eurostaaten oder an die Europäische Investitionsbank vergeben, um so öffentliche Investitionen oder andere Konjunkturbelebungsmaßnahmen – wie etwa die Wiener Gastrogutscheine – zu finanzieren. Sogar direkte Geldtransfers an die Bürger und Unternehmen seien laut Deutscher Bank denkbar. Ohne Italien und Spanien stirbt der Binnenmarkt Auch ein »Helikoptergeld«-Vorschlag aus Spanien sorgt für Aufsehen. Dort schlagen Ökonomen tatsächlich eine »ewige Corona-Anleihe« in Höhe von 1.500 Milliarden Euro vor, die von allen Eurostaaten gemeinsam gezeichnet werden soll, um danach von der EZB im Rahmen ihres

Emanuel Macron und Angela Merkel wollen die Krise mit Corona-Bonds finanzieren – Österreich sträubt sich noch. Anleihekaufprogramms zur Gänze zurückgekauft zu werden. Die Euro-Staaten müssten die »ewige Anleihe« also niemals bedienen. Vorbilder gibt es schon. Und zwar sowohl von der US-Notenbank als auch von der »Bank of England«. Im Euroraum käme die »ewige Anleihe« einer Geldmengenausweitung (M2) von 12.500 Milliarden Euro auf 14.000 Milliarden Euro gleich. Die zusätzliche Inflation würde daher etwa zwölf Prozent betragen. Die Finanzierung des Corona-Shutdowns würde so auf sämtliche Konsumenten und Unternehmen des Euroraums abgewälzt werden, aber natürlich die globale Wettbewerbsfähigkeit der der EU-Wirtschaft beeinträchtigen. Der aktuelle Krisenfinanzierungsvorschlag von Angela Merkel und Emanuel Macron sieht übrigens Eurobonds im Ausmaß von 500 Milliarden Euro vor. Im Vergleich zur spanischen Idee ist er zwar wesentlich konservativer, aber einfacher durchsetzbar. Trotzdem wird er – noch – von Österreich, den Niederlanden und einigen anderen EU-Staaten – abgelehnt.

Dabei müsste jedem logisch denkenden Politiker klar sein, dass Italien, Spanien oder Frankreich und Griechenland diesmal wegen ihrer extrem hohen Schulden aus der Vergangenheit nicht die geringste Chance haben, ihrer Wirtschaft aus eigener Kraft neues Leben einzuhauchen. Ohne den Süden stirbt auch der für unseren Wohlstand unverzichtbare EU-Binnenmarkt. Über das EZB-Anleihenkaufprogramm ist die Geldmenge im Euroraum schon seit der Finanzkrise jährlich deutlich stärker gewachsen als die Eurozonenwirtschaft. Bisher hat aber nur der europäische Süden über das Anleihenkaufprogramm von dieser Form der EZBPolitik direkt profitieren können, während den Menschen im Norden vor allem die zusätzliche Inflation, die sie mitzahlen mussten, geblieben ist. Vielleicht sollte man jenen biederen Politikern, die die EUWirtschaft nach dem Prinzip der »schwäbischen Hausfrau« steuern wollen, endlich klar machen, dass es vielleicht besser wäre, eine Party nicht nur mitzubezahlen, sondern auch mitzufeiern. FAZIT JUNI 2020 /// 15


Recht haben

Politik

COVID 19 – Auswirkungen in der Bauwirtschaft

Anmerkung: Vorwiegend sind die geschlossenen Verträge sorgfältig zu prüfen. WICHTIG: Jüngst erging mit der COVID-19-Lockerungsverordnung, BGBl II 197/2020 eine weitere Erneuerung, woraus folgt, dass sowohl öffentliche als auch private Baustellen unter Einhaltung der gebotenen Vorgaben betrieben werden können (müssen). Ergebnis: Ein Baustellenbetrieb bzw. die Fertigstellung eines Gewerkes muss/darf aufgrund von Corona nicht per se eingestellt werden. Dafür bedürfte es besonderer Gründe, die bewiesen werden müssten. Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

16 /// FAZIT JUNI 2020

Die Klubobleute Barbara Riener (ÖVP) und Hannes Schwarz (SPÖ) haben sich auf einen gemeinsamen Antrag geeinigt, der das Ende für die Neuerrichtung von fossilen Heizungen bedeutet.

Aus für fossile Energie in der Steiermark Um die steirischen Klimaziele zu erreichen, will das Land nicht nur die Neuerrichtung von Öl- und Kohleheizungen, sondern auch fossile Flüssiggasheizungen untersagen. ÖVP und SPÖ bringen dazu einen Antrag in den Landtag ein.

W

enn wir die Klimaziele in der Steiermark so rasch wie möglich erreichen wollen, müssen wir schon heute die Inbetriebnahme von weiteren fossilen Feuerungsanlagen in unserem Bundesland weitgehend unterbinden“, so die beiden Klubobleute Hannes Schwarz (SPÖ) und Barbara Riener (ÖVP). Verboten werden soll die Neuerrichtung von Feuerungsanlagen für flüssige und feste fossile Brennstoffe und für fossiles Flüssiggas bei Neubauten sowie im Falle von Nutzungsänderungen. „Wenn etwa aus einem Nebengebäude eines Bauernhofs Wohnräume entstehen und im Zuge dessen die Neuanschaffung einer Heizung erforderlich ist, muss diese mit CO2-ärmeren Energieformen, wie Photovoltaik, Pellets, Erdwärme oder Fernwärme, betrieben werden“, erklären die beiden Landtagsab-

geordneten Wolfgang Dolesch (SPÖ) und Erwin Dirnberger (ÖVP). Dazu ist eine Änderung des Baugesetzes notwendig. Laut Statistik Austria heizen nach wie vor fast 40 Prozent aller österreichischen Haushalte mit fossilen Energieträgern. „Ein Zustand, der so für unsere Natur nicht länger tragbar ist“, sind sich Schwarz und Riener einig. Deshalb habe man sich im Rahmen der Unterausschuss- und Ausschusssitzungen auch für den konsequenten Schritt, neben Öl- und Kohle-, auch Gasheizungen zu verbieten, entschieden. „Damit ist die Steiermark anderen Bundesländern um einen bedeutenden Schritt voraus“, freuen sich die beiden Klubobleute.

Anzeige Foto: Wolfgang König

Muss/darf ein Baustellenbetrieb eingestellt werden? Zunächst stand die COVID-VO BGBl II 98/2020 in Kraft und zwar beginnend ab 16.03.2020, ursprünglich vorgesehen bis 22.03.2020. Diese VO sah vor, dass das Betreten öffentlicher Orte grundsätzlich verboten ist. Öffentliche Orte durften nur ausnahmsweise betreten werden, etwa zur Abwendung einer unmittelbaren Gefahr für Leib, Leben und Eigentum. Bereits nach Maßgabe der ersten „alten“ COVID-VO war klar, dass abgesperrte (nicht öffentliche) Baustellen nicht unter das Verbot von § 1 COVID-VO fallen. Danach wurde diese VO durch die COVID-VO, BGBl II 107/2020 gültig per 20.03.2020 novelliert. Es wurde klargestellt, dass Sicherheitsmaßnahmen vor Ort nicht zwingend darin bestehen müssen, dass zwischen Personen ein Sicherheitsabstand von 1 m einzuhalten ist. Vielmehr sind auch andere Sicherheitsvorkehrungen, wie etwa Schutzkleidungen, ausreichend. Seit dieser Novellierung steht nun fest, dass die COVID-19-Pandemie die pauschale Einstellung von Baustellen aus Gründen der Prävention nicht rechtfertigt, und die zur Eindämmung der gegen COVID-19 erlassenen Sicherheitsmaßnahmen die Leistungserbringung nicht unmöglich machen. Daraus folgt: Hat ein (Bau-) Unternehmer seine Bautätigkeit pandemiebedingt eingestellt und kann er beweisen, dass auf der konkreten Baustelle die Einhaltung der vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen nicht möglich war, könnte davon ausgegangen werden, dass dem Bauunternehmer keine Sorgfaltswidrigkeit vorgeworfen ist. Mit der Novellierung der COVID-VO wurden nun die Befugnisse und Möglichkeiten erheblich erweitert, damit einhergehend aber auch die Pflichten eines jeden Bauunternehmers. Sollte ein Bauunternehmer sein Gewerk, seine Baustelle, nicht fortführen, würde dies grundsätzlich einen vorwerfbaren Sorgfaltsverstoß darstellen.


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IST STEIRISCH Helfen Sie helfen!

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Graz hat's

FH Joanneum präsentiert erweitertes Führungsteam

In den Interspar-Backstuben finden Kunden die Vielfalt des Geschmacks. „Die Bäcker und Konditoren der Interspar-Bäckerei produzieren vieles in Handarbeit und verwenden ausschließlich Mehl aus österreichischem Getreide. Es ist schön, dass dies von den Experten beim 19. Internationalen Brotwettbewerb wieder mehrfach ausgezeichnet wurde“, betont Markus Kaser, GF Interspar Österreich, zum erfolgreichen Abschneiden der Interspar-Bäckerei Graz. Die Steirer Handwerksbäckerei wurde mit vier Gold-, acht Silber- und acht Bronzemedaillen ausgezeichnet.

WB Graz fordert Gastgartenerweiterung ohne Hürden

Mit der Bestellung von Roswitha Wiedenhofer (Forschungsorganisation & -services) sowie Gerald Lackner (Finanzen und Controlling) zu Prokuristen präsentierten die beiden GF Martin Payer und Karl Peter Pfeiffer das erweiterte Führungsteam der FH Joanneum. In den letzten Jahren ist der Bereich F&E an der FH Joanneum auf eine Betriebsleistung von rund 10 Mio. Euro stark gewachsen. „Mit der Bestellung von Lackner und Wiedenhofer ist es gelungen, erfahrene und dynamische Persönlichkeiten für die Weiterentwicklung unseres Hauses zu gewinnen“, so Pfeiffer und Payer.

Schütz‘ Dich! Schütz‘ Andere! Regelmäßig Hände mit Seife waschen!

Nicht ins Gesicht greifen!

Vermeiden Sie Menschenmassen!

i Niesen und husten Sie in die Armbeuge!

i

Informieren Sie sich!

Nutzen Sie soziale Netzwerke!

news.steiermark.at | ages.at/coronavirus Hotline: 0800 555 621 | Gesundheitstelefon: 1450

WIR DANKEN EUCH!

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Der Betrieb eines Gastgartens stellt für viele Gastronomiebetriebe aufgrund der Corona-Auflagen eine große Herausforderung dar. Für WB GR Michael Schunko sind die bürokratischen Hürden für die Erweiterung von Gastgärten völlig impraktikabel: „Diesen Aufwand tut sich kein Unternehmen an. In dieser besonderen Situation braucht es eine Sonderlösung und wir erwarten eine unbürokratische Vorgehensweise: Wir fordern, dass genehmigte Gastgärten zumindest in den Fußgängerzonen und auf öffentlichen Plätzen ohne eigene Antragstellung um bis zu 30 % vergrößert werden können, um damit annähernd dieselbe Anzahl an Gästen unter Wahrung des gesetzlichen Mindestabstandes bewirten zu können.“

Fotos: FH Joanneum / Miriam Weiß, Interspar / evatrifft

Goldregen für die Interspar-Bäckerei Graz


Foto: Energie Graz / Kurt Remling

Pachleitner Group produziert Schutzausrüstung

Fotos: MPG, FH Joanneum / Miriam Weiß, MCG / Wiesner, GVV Steiermark

Unter der Marke MPG Healthcare bietet die Michael Pachleitner Group nun auch Schutzausrüstung für Unternehmen aller Art an. Dazu zählen Industriebtriebe, das Gesundheits- und Spitalswesen sowie gemeinnützige Organisationen. Die Nachfrage nach Schutzausrüstung für Unternehmen ist enorm gestiegen. Angeboten werden eine herkömmliche Mund-Nasen-Maske und die Variante KN95 mit integriertem Mikrofilter, die im Wesentlichen der FFP2-Klasse entspricht und noch wirksameren Schutz vor Aerosolen bietet. Beide bestehen aus mehrfachen, hautfreundlichen Vliesstoffschichten. Weiters zählen Schutzbrillen und -visiere zum Sortiment. Infos: http:// www.michaelpachleitnergroup.com/leistungen/healthcare

Grazer Know-how für die Berliner S-Bahn

Messe Graz nimmt Veranstaltungsbetrieb auf

Ein Großprojekt von immenser Bedeutung für den Großraum Berlin ist die Aufrüstung der S-Bahn in Berlin mit neuen Fahrzeugen. 382 neue S-Bahn-Wagen werden mehr Komfort und Sicherheit für die Fahrgäste bringen. Bei diesem Großprojekt hat ein österreichisches Unternehmen einen gewichtigen Anteil: Für die Zulassungstests in den Bereichen Betriebsfestigkeit und Torsionsschwingungen ist der Grazer System-Spezialist PJM verantwortlich. Voraussetzung dafür war die jahrelange Erfahrung als akkreditierte Prüfstelle bei weltweiten Projekten. „Wir freuen uns, dass die Hauptstadt Deutschlands auf die Qualität und Termintreue von PJM zählt und wir das bedeutsame Projekt abwickeln durften!“, sagt CEO Martin Joch.

Aufgrund der Verordnung des BM für Gesundheit ergibt sich eine erste leichte Lockerung im Veranstaltungsbetrieb der MCG. Ausstellungen sowie arbeitsrelevante Fortbildungsmaßnahmen dürfen ebenso wie Zusammenkünfte von Organen politischer Parteien bzw. juristischer Personen unter der Berücksichtigung der allgemein gültigen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ab 15. Mai wieder stattfinden. „Wir werden uns bemühen, Lösungen auszuarbeiten, die den Veranstaltungsbetrieb für die Veranstalter, Besucher und ServicePartner im möglichen Maße angenehm machen. Wir freuen uns sehr, Sie alle hoffentlich bald wieder bei der MCG willkommen heißen zu dürfen“, erklärt Armin Egger, CEO Messe Congress Graz.

SVV begrüßt Wahltermin Ende Juni

Der Vorsitzende des Sozialdemokratischen Gemeindevertreterverbandes Bgm. Mario Abl sowie SPÖ und GVV Landes-GF Günter Pirker begrüßen die Fortsetzung der Gemeinderatswahlen am 28. Juni 2020. „Die Sicherheit der Wähler hat natürlich oberste Priorität. Darauf werden wir bei den Vorbereitungen in allen Gemeinden hinwirken“, so Abl. „Die Entscheidung, die Wahl am 28. Juni fortzusetzen, ist richtig. Auch in der Demokratie muss schrittweise Normalität einkehren. Unsere Städte und Gemeinden haben beim vorgezogenen Wahltag bewiesen, dass sie mit der Situation umgehen können“, spricht sich Pirker für eine kurze Wiederaufnahme des Wahlkampfes und eine strenge Befolgung der Hygienevorschriften aus.

Expertentipp Werner Ressi, GF der Energie Graz Wie bewältigen Sie in Krisenzeiten die Anliegen Ihrer Kunden? Als Energiedienstleister für Graz ist unsere vorrangige Prämisse, die Energieversorgung mit Strom, Gas und Wärme aufrechtzuerhalten. Sämtliche Maßnahmen unseres Krisenmanagements trugen dazu bei, dass alle Herausforderungen erfolgreich gemeistert werden konnten. Ein großer Dank gilt dabei unseren Mitarbeitern, die sich in dieser Situation sehr flexibel gezeigt haben. Obwohl unser Kundenservicecenter geschlossen werden musste, waren wir telefonisch und über die Online-Kanäle rund um die Uhr erreichbar. Seit 18. Mai stehen wir wieder persönlich für unsere Kunden zur Verfügung. Inwiefern haben sich Unterschiede beim Nutzungsverhalten während der CoronaKrise ergeben? Im Strombereich lag der Absatz im Vergleichszeitraum des letzten Jahres um rund 15 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Bei einzelnen größeren Kunden lag die Abweichung aber durchaus noch deutlich darüber. In den Bereichen Gas und Fernwärme gibt es keine nennenswerten Unterschiede. Dafür ist die etwas kältere Witterung ausschlaggebend gewesen. Wie ist die Energie Graz in Zusammenarbeit mit anderen Versorgern im Lande auf eventuelle Black-out-Szenarien vorbereitet? Die Energie Graz hat sich in den letzten Jahren strukturiert auf Krisenszenarien vorbereitet und einen Krisenstab eingerichtet. Dieser wurde im Zuge der Corona-Krise einberufen, um Entscheidungen rund um die aktuelle Situation zu treffen. Was Stromausfälle betrifft, haben wir in Graz Bestwerte im Österreichvergleich. Zurückzuführen ist das auf ein sehr engmaschiges Netz, das sich vorwiegend unter der Erde befindet. FAZIT JUNI 2020 /// 19


Kurz & News

Ab Ende Mai wirbt Steiermark Tourismus unter dem Titel „Entdecke die Steiermark“ in Print und Fernsehen für Sommerurlaub im Grünen Herz Österreichs. „Nun ist die Erleichterung groß, dass die Gastronomie ab 15. Mai sowie Hotels und Seilbahnen ab 29. Mai wieder öffnen können. Jetzt geht es darum, die Vorzüge des Urlaubslandes Steiermark hervorzuheben und damit den steirischen Tourismus wieder in die Gänge zu bringen“, so LRinBarbara Eibinger-Miedl. „Um unsere Gäste von den Vorzügen des Grünen Herzes zu überzeugen, bündeln wir unsere Pluspunkte unter den Bereichen Natur, Bewegung und Wasser sowie Kultur und kulinarischer Genuss“, freut sich Erich Neuhold, GF von Steiermark Tourismus.

Info-Offensive für Studieninteressierte

Coronakrise sorgt für Müll im WC Die Corona-Krise hat auch große Auswirkungen auf die steirischen Kanäle, Abwasserpumpen und Kläranlagen. Da derzeit viele Menschen die meiste Zeit zu Hause verbringen und mehr gekocht wird, werden Abfälle vermehrt illegal über den Kanal entsorgt. Seit der Corona-Krise ist die Belastung des Abwassersystems deutlich angestiegen „Gerade in diesen Krisenzeiten der Corona-Pandemie ist von uns allen verantwortungsvolles Verhalten und Handeln gefordert. Es ist enorm wichtig, zusätzliche ‚hausgemachte‘ Probleme zu vermeiden“, appelliert Hammer, Obmann der Gemeinschaft Steirischer Abwasserentsorger, GSA. „Was eigentlich immer gilt, gilt heutzutage umso mehr: Die Toilette ist kein Mülleimer.“

Als Folge der Schließungen von Schulen und Universitäten zur Eindämmung des Coronavirus haben Österreichs Hochschulen ihre Informations- und Beratungsangebote für angehende Studierende – vor allem digital und telefonisch – ausgeweitet. Gerade jetzt haben die Maturaabsolventen einen hohen Informationsbedarf rund um zukünftige Ausbildungsmöglichkeiten. Um die Informationssuche für das Studium der Wahl zu erleichtern, haben die Universitäten und Fachhochschulen im Rahmen der Steirischen Hochschulkonferenz die wichtigsten Fristen, Kontakte und Beratungsangebote übersichtlich auf der Webseite der Steirischen Hochschulkonferenz zusammengefasst. Informationen: www.steirischerhochschulraum.at

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Immer mehr Nutzer für die „Daheim-App“

Fotos: WB Steiermark, Saubermacher, Gady Family

Reform der Prüfungen brachte viele Verbesserungen Der ÖGK-Vorsitzende des Landesstellen-Ausschusses, Vinzenz Harrer, freut sich über die neuen Gesetzesänderungen und begrüßt die Verbesserungen durch die Selbstverwaltung für die Unternehmen. Durch die neue Rechtslage (§ 41a ASVG) fällt die Zuständigkeit für die Durchführung der Prüfungen der SV, Lohn- und Kommunalsteuer wieder in jene der ÖGK. Mit diesen Änderungen sollen Doppel- und Mehrfachprüfungen vermieden werden. „Wir konnten mit den Dienstnehmervertretern viele Entscheidungen erzielen“, betont Harrer.

2015 wurde die als Abfall-App konzipierte „Daheim-App“ von Energie Steiermark und Saubermacher auf den Markt gebracht. Mittlerweile hat sie sich mit rund 34.000 Usern zu einer modernen Informations-Plattform weiterentwickelt. Durch die direkte Kommunikation und die einfache Bedienung schafft die App besonders in der Krise für Gemeinden und ihre Einwohner viele Vorteile. „Das Coronavirus zeigt uns jetzt, wie wichtig schnelle Information in Krisenzeiten ist. Die „Daheim-App“ bietet uns hier tolle Möglichkeiten und wir nutzen diese noch intensiver. Damit gelingt es uns, die Menschen über alle aktuell wichtigen Angelegenheiten zu informieren“, so Bgm. Bernd Hermann, Frauental an der Laßnitz.

Gady-Standorte sind wieder uneingeschränkt geöffnet

Seit 4. Mai sind die Standorte der Gady Family wieder voll im Einsatz. Beratung und Verkauf für Autos und Landmaschinen finden im gewohnten Umfang statt. Ausreichend Kapazitäten für Werkstatt-Termine sind vorhanden. Ablaufende „Pickerl“-Fristen haben vielen Kfz-Besitzern bereits Kopfweh verursacht. Eugen Roth beruhigt: „Unsere Kfz-Werkstätten können unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen alle Kfz-Überprüfungen gewährleisten.“ Die Terminvereinbarung ist jederzeit möglich. Landwirten steht die Gady Landmaschinen-24h-Hotline 0699/16004099 zur Verfügung. Dieses Service hat sich in den letzten Wochen äußerst bewährt und dazu beigetragen, die Versorgung mit landwirtschaftlichen Gütern zu sichern.

I 2020

GEMEINDERATSWAHLEN IN DER STEIERMARK AM 28. JUN

Sie haben bereits gewählt?

Sie haben noch nicht gewählt?

Sie können Ihr Stimmrecht sicher wahrnehmen

ALLES KLAR! Bereits abgegebene Stimmen bleiben gültig.

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SICHER WÄHLEN AM ERSATZ-WAHLTAG Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln in allen Wahllokalen ermöglichen eine sichere Stimmabgabe.

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Für die Umwelt!

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Mehr Infos unter: www.wahlen.steiermark.at

Bis 26. Juni können bei der Gemeinde wieder Wahlkarten beantragt werden. Diese müssen bis zum Wahlschluss am 28. Juni bei der zuständigen Gemeindewahlbehörde eingetroffen sein.

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GANZ SICHER WÄHLEN PER BRIEFWAHL

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Fazitgespräch Von Volker Schögler und Johannes Tandl mit Fotos von Erwin Scheriau

Wir und das Virus Soziologe Manfred Prisching über den Kampf mit dem

Coronavirus, krisenbedingte Mechanismen, Menschliches, Luxus,

Terrorismus und die Inkompetenz im Umgang mit Wissen.

FAZIT JUNI 2020 /// 23



Fazitgespräch

Das analytische Messer des Sozialwissenschaftlers

seziert gnadenlos individuelle wie gesellschaftliche Vorgänge,

wenn er zwischen Normalitätssehnsucht und Normalitätssuggestion differenziert und als größte Gefahr die Normalitätsvermutung

ausmacht. Ist die Welt wirklich dermaßen in Unordnung geraten,

dürfen Risikoeinschätzungen auch subjektiv sein und wie bewertet man eigentlich Prognosen? Alles über die richtige Dosis.

FAZIT JUNI 2020 /// 25


Fazitgespräch

Zweitausend Tote pro Jahr werden offensichtlich akzeptiert. Manfred Prisching

Aus Sicht und Erfahrung des Soziologen: Wie lang hält eine Gesellschaft derartige restriktive Maßnahmen wie Social Distancing und Maskenpflicht aus? Ist mit der Zeit nicht mit Widerstand zu rechnen oder ist sogar der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet? Da gibt es im Normalfall eine Abfolge. Am Anfang einer solchen Krise haben wir eine Phase, die das Gute im Menschen hervorruft. Das haben wir auch gesehen, etwa wenn Leute freiwillig für andere einkaufen gehen. Das ist eine schöne Erfahrung, die allerdings nicht nachhaltig ist. Nach einigen Wochen, in der zweiten Phase, wird es langweilig und mühsam. Die erste spontane Äußerung von Solidarität erlahmt und geht in Normalität über. Und es kommt das Gefühl auf, schon genug getan zu haben. Dann beginnt die dritte Phase, wo die eigenen Umbequemlichkeiten eine größere Rolle spielen und einem schön langsam alles auf die Nerven geht. In dieser Phase befinden wir uns jetzt, Ende Mai 2020, gerade. Allenfalls gibt es noch eine vierte Phase, nämlich dann, wenn es um das Überleben und um die Existenz geht. Sie möge uns erspart bleiben, denn dann wird es brutal. Nix mehr mit Solidarität.

Haben wir das nicht schon anfangs beim Hamstern erlebt? Naja, in vergleichsweise harmloser Version, wobei das Hamstern oft auch übertrieben dargestellt wird. Es ist aber keineswegs so irrational. Schließlich wusste man ja nicht, wie lange diese Situation anhält. Auch jetzt sind die meisten Haushalte vom Ziel des Zivilschutzes, eine Vierwochenbevorratung zu haben, weit entfernt. Die größere Gefahr ist in umfassenden Krisensituationen der Zusammenbruch von Infrastruktur. Wenn etwa bei einem Blackout der Strom ausfällt, ist der Teufel los, nach drei Tagen gibt es Anarchie. Bei einem großflächigen Stromausfall in ganz Mitteleuropa ist allein der Aufbau der Netze unglaublich kompliziert und könnte tagelang dauern. Das Problem fängt schon beim Trinkwasser an, das nicht mehr fließt. Was das bedeutet, musste ich 2005 während des Hurrikans »Katrina« in New Orleans miterleben, als etwa auch die Toilettenspülungen tagelang nicht mehr funktionierten. Bei vierzig Grad Lufttemperatur eine interessante Erfahrung. Dann sind ja zum Beispiel auch Krankenhäuser betroffen. Die Notstromaggregate in Spitälern funktionieren zwei Tage. Dann müsste man Diesel nachfüllen, was aber wegen des Zu-

26 /// FAZIT JUNI 2020

sammenbruchs der Infrastruktur kaum möglich sein würde. Manchmal stellt sich heraus, dass jahrelang eingelagerter Diesel so eingedickt ist, dass die Aggregate wahrscheinlich nicht mehr funktionieren. Das ist uns erspart geblieben – alle »Systemnotwendigkeiten« haben in dieser umfassenden Krise gut funktioniert.

Aber da wird doch unser Bewusstsein gerade extrem geschärft, oder? Schärfung und Trübung des Bewusstseins gleichzeitig: Wir erleben nicht nur eine Normalitätssehnsucht, sondern auch eine Art von Normalitätssuggestion. Angesichts der statistischen Kurven, die man sich bei »Zeit im Bild« anschaut, ist das Virus praktisch »weg«. Die Suggestion der Kurven und der Bilder besagt – trotz der Warnungen vor einer zweiten Welle – , dass die Krise eigentlich vorbei ist. Daher stellen sich viele die Frage, warum sie jetzt noch Masken tragen müssen, denn eigentlich brauchen sie das ja alles nicht. Alles ist wieder normal. Insofern wäre die Maske jetzt mehr Symbol als Funktion, mehr Erinnerung als Schutz. Denn in Wahrheit ist nichts normal. Es ist eine Krise, von der die meisten Menschen glauben, es sei keine. Das kann schlecht ausgehen.

Welche Auswirkungen der Pandemie auf die politische Landschaft halten Sie für möglich? Immerhin hat die Klimakrise die Grünen in Regierungsverantwortung gebracht. Aus der Migrationskrise ist in Italien die Lega Nord zur stärksten Partei aufgestiegen und in Deutschland die AfD zur stärksten Oppositionspartei geworden. Doch diesmal stärkt die Krise – den Umfragen nach – fast überall die Regierenden. Warum? Zunächst versammelt man sich in einer Bedrohung um die Flagge: »rally round the flag«. Aber ich glaube, dass in der gegenwärtigen Phase die größte Bedrohung die Normalitätsvermutung ist, der Glaube, dass alles vorbei ist. Retrospektiv gesehen wird zum Beispiel oft gesagt, siebenhundert Tote wären angesichts der üblichen zweitausend Grippetoten pro Jahr nicht wirklich schlimm, wozu war also der ganze Zirkus gut? Das stimmt, aber es ist eine grundlegende Inkompetenz im Umgang mit Wissen, ein einfacher Denkfehler. Man muss, gerade in Konfrontation mit einer unbekannten Situation, den jeweiligen Wissensstand zu einer bestimmten Zeit und aus der jeweiligen Situation heraus beurteilen.



Fazitgespräch Und nicht ein »Nachher-besser-Wisser« sein? Genau, der »Nachher-besser-Wisser« weiß mit großer Überzeugung, manchmal mit höhnischem Gestus, was man vor zwei Monaten hätte tun sollen. Da gibt es Ungleichzeitigkeiten: Ein virologischer Experte kann auch in einer aktuellen Situation sagen, dass man im Moment zu wenig wisse, man solle ihn in einem halben Jahr fragen, wenn es mehr Daten und Studien gebe; aber in der Politik geht das nicht. Die Politik muss Entscheidungen treffen und zwar jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt des Wissens. Vermutlich ist auch einiges falsch gelaufen, aber das war jeweils der bestmögliche Wissensstand zu dem Zeitpunkt. Als die Infektionszahlen exponentiell aufwärts gegangen sind, und wir gleichzeitig die Bilder aus Italien in den Nachrichten sehen mussten, hatten wir eine dramatische Situation, in der man Entscheidungen fällen musste. Das ist das Eine, von Woche zu Woche ein neuer Wissensstand, ein Erkenntnisprozess – sozusagen Wissen mit Zeitindex. Das Zweite ist eben die retrospektive Sicht der Dinge. Man hat es mit einer »Self-destroying-prophecy« zu tun, mit einem Prognose-Paradoxon: Man stellt eine Prognose, dann setzt man Maßnahmen, damit die Prognose nicht eintrifft, und hintennach sagen alle, das war offenbar eine falsche Prognose, es kennt gar nicht jeder einen Covid19-Toten. Aber eine »verhinderte Katastrophe« bedeutet nur, dass sie verhindert worden ist, nicht dass sie (von dunklen Mächten) erfunden wurde. Sie haben vor einem Jahr in einem Essay über die österreichische Verfassung folgenden Satz geschrieben: »Eine Verfassung soll in aller Kürze Vorkehrungen treffen für alle nur denkbaren und un-

denkbaren Situationen des politischen Lebens, die vielleicht erst ein Jahrhundert später eintreten.« Jetzt ist davon auszugehen, dass viele der aktuellen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung vor dem VfGH nicht halten werden. Wie kann man dermaßen umfassende Freiheitsbeschränkungen und eine Demokratie miteinander synchronisieren? Trotz kluger Rechtskonzeptionen gibt es überall Ausnahmen. Das Eigentum ist unverletzlich, aber in bestimmten Verfahren kann Enteignung stattfinden, sonst könnte man keine Straßen und Eisenbahngeleise bauen. Auch Freiheit ist grundsätzlich nicht einschränkbar, außer du hast ein Delikt begangen, dann wirst du verhaftet – oder während einer Epidemie herrschen eben Ausgangsbeschränkungen. Die Verfassung ist »nicht blöd«, sie muss für alle Eventualitäten vorsorgen, aber alle verfassungsmäßig gewährleisteten Rechte können unter bestimmten Umständen in definierten Situationen eingeschränkt werden. Anders kann man nicht leben, das ist so. Dann kann man noch die Rechte gegeneinander ausspielen – was ist etwa mein Recht, einen Kaffee trinken zu gehen, gegen das ebenfalls verfassungsrechtlich gewährleistete Recht auf Leben, wenn ich dabei andere während einer Epidemie gefährde? Natürlich gibt es keine Verfassung, die gegen politischen Missbrauch resistent ist, dafür braucht es schon eine politische Kultur. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, hat sich dem Vernehmen nach vom Parlament die Möglichkeit geben lassen, auf unbestimmte Zeit mit Verordnungen zu regieren. Und die Mehrheit der Ungarn begrüßt das ebenso, wie Orbans Äußerung von 2014,

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Fazitgespräch als er Ungarn als illiberale Demokratie bezeichnet hat. Gibt es eine Sehnsucht nach der Unfreiheit und hat sich die liberale Demokratie, die uns nach 1918 und nach 1945 von den USA verpasst wurde, womöglich überlebt? Laut politikwissenschaftlichen Umfragen in den letzten Jahrzehnten gibt es einen harten Kern von 15 bis 20 Prozent von Menschen, die in der Demokratie nie angekommen sind, ein Wert, der mittlerweile sogar eher gestiegen sein mag. Aber die spätmoderne Gesellschaft ist permanent in der Krise, das schafft Verunsicherung in allen Lebensdimensionen und gipfelt in der Frage »Was gilt denn überhaupt noch auf dieser Welt?«. Mit den Kindern darfst du nicht mehr schimpfen, die Frauen machen sich selbständig, zwischen den Geschlechtern geht alles durcheinander, Masern werden lebensgefährlich, Bankfilialen verschwinden, Schaffner werden freundlich, zum Essen gibt es Sushi. Die Welt ist in »Unordnung« geraten, alles löst sich auf, die Gesellschaft scheint sich zu »verflüssigen« – das sind Grundlagen für autoritäre Gedankengänge wie »Entschuldigung, jetzt muss endlich einmal einer kommen und sagen, wo es langgeht«. Ja, aber das ist doch durch nichts objektiv begründbar und nur ein rein subjektives Gefühl. Unser Wohlstand ist so groß wie nie zuvor, sogar deutlich größer als vor der Wirtschaftskrise von 2008. Natürlich, tatsächlich leben wir in einer Luxusgesellschaft. Wir leben in der Luxusecke der Welt, wie es sie nirgends sonst gibt und vorher nicht gegeben hat, und wir leben in Wahrheit auch sehr sicher. So scheint zum Beispiel Terrorismus ein riesiges Problem zu sein. Aber im Vergleich zu 200 bis 300 Terrortoten pro Jahr fal-

len jährlich 20.000 Europäer einem Mord zum Opfer – oft durch Täter im Bekanntenkreis –, 30.000 sterben bei Autounfällen, geschätzte 90.000 Menschen sterben an multiresistenten Keimen im Krankenhaus. Nicht da draußen, wo der Terrorist herumläuft, ist es gefährlich. Gefährlich ist es zu Hause, wo man vom Partner liquidiert wird, und im Krankenhaus, wo man von den Keimen erledigt wird. Das bedeutet also, wir haben eine völlig verquere Risikoeinschätzung nach subjektivem Gefühl.

Spielen diese subjektiven Ängste nicht vor allem den Mächtigen in die Hände, die dann etwa in den Sicherheitsapparat Geld stecken können und für sich selbst die Machtbasis ausbauen können? Ist das nicht vielleicht auch bei Covid19 so? Neu gewonnene Macht behalten zu wollen oder sich selbst gewissermaßen als den hinzustellen, der den Weg weist und der sagt, wo es langgeht, gehört zweifellos zum politischen Instrumentarium, nicht zu Unrecht. Das will die Wählerschaft, aber es ist immer gefährlich. Es ist eine Frage der Dosierung in einer rechtsstaatlich-liberalen Demokratie und eine Frage des Respekts vor den Institutionen. Hinsichtlich der Angst in einer Krise stellt sich folgende Frage: »Wie halte ich die richtige Dosis aufrecht?« Das versucht die Regierung ja auch, denn die Bandbreite in der Bevölkerung reicht ja von Panik bis Gleichgültigkeit. Einerseits unnötige Ängste vermeiden, andererseits die Ignoranz bekämpfen. Das Virus ist nicht weg und wir haben keine Ahnung, was im Herbst sein wird. Solange es keinen Impfstoff und keine sechzigprozentige Durchimpfung gibt, müssen wir mit dem Virus koexistieren. Das organisatorische und psychologische Problem lautet daher:

Für die einsetzen, die sich für uns alle einsetzen. steiermark.spoe.at

Impressum gem. § 24 Abs 2 MedienG | SPÖ Steiermark, LGF Günter Pirker, Eggenberger Allee 49, 8020 Graz | Foto: Wolfgang Spekner, iStock / yoh4nn

ANTON LANG


Manfred Prisching wurde am 12. Dezember 1950 in Bruck an der Mur geboren und ist Jurist sowie Volkswirt. Er habilitierte sich 1985 mit einer Arbeit über Krisen für Soziologe und lehrt an der Universität Graz. Er hat zahlreiche Publikationen verfasst, zuletzt erschien im Jahr 2019 »Bluff-Menschen. Selbstinszenierungen in der Spätmoderne«. Prisching ist Mitglied des Herausgeberkollegiums der Kleinen Zeitung.


Fazitgespräch

Die Maske ist jetzt mehr Symbol als Funktion. Manfred Prisching

Wie schaffen wir es, die Koexistenz mit dem Virus in Grippedimensionen zu halten? Denn empirisch gesehen werden bei der Grippe zweitausend Tote pro Jahr offensichtlich akzeptiert, sonst würden sich mehr Menschen impfen lassen. Aber die Koexistenz ist nicht selbstverständlich: Epidemiologisch haben wir es mit exponentiellen Funktionen zu tun, die jederzeit eruptiv sein können. Nur verstehen die meisten Menschen nicht, was eine Exponentialfunktion ist – nicht einmal viele Sozialwissenschaftler verstehen es, viele Mediziner ohnehin nicht, weil sie keine epidemiologischen Kenntnisse aufweisen. Auch Internisten oder Anästhesisten können epidemiologische Dilettanten sein. Restriktive Maßnahmen bis hin zu Maskenpflicht und Ausgangsverbot erreichen - abgesehen aus Gründen der Angst - nur dann eine derartige gesamtgesellschaftliche Akzeptanz wie jetzt, wenn sie buchstäblich für alle gelten. Ausnahmen waren ja nur sogenannte Systemerhalter. Bei einer etwaigen zweiten Welle könnten pragmatischerweise nur bestimmten Hotspots Beschränkungen auferlegt werden. Führte dieses Ende von Gleichheit nicht leicht zum Ende der Akzeptanz und Solidarität? Es ist ein Problem, dass ein zweiter Lockdown nicht machbar sein wird – aus psychologischen, ökonomischen und staatsfinanziellen Gründen. Aber das Virus verschwindet nicht einfach – so etwas ist kindliches Wunschdenken. Es gibt wohl eine Art von Proportionalität zwischen Interaktionshäufigkeit und Infektionshäufigkeit: Wenn sich Leute öfter begegnen, stecken sie einander an. Man muss also durch ein Repertoire von Maßnahmen dafür sorgen, dass die Begegnungen nur in dem Maße ansteigen, wie es infektiös und gesundheitsorganisatorisch beherrschbar bleibt. So sonderbar es auch klingt: Es ist egal, wo man »zudreht« oder »aufdreht«, es kommt auf die Zahl der Infektionsgelegenheiten an. Aber jetzt geschieht natürlich das Erwartbare: Jeder schielt auf die Seite – zum Nachbarn. Und es entwickelt sich die Dynamik: »Warum darf der schon und ich nicht?« Ein Eskalationspro-

zess der Lockerungen, so wie wir auch derzeit schon einen Wettstreit um Unvernunft erleben.

Nicht nur Macht, Ruhm oder Besitz sind kein Garant für Glück, auch die Gesundheit ist es nicht! »Erkenne Dich selbst« im Sinne von »Mach Dich zu dem, der du bist« ist ein Sinnspruch, der sich durch viele Kulturen, Religionen und philosophische Schulen zieht. Sehen Sie im Shutdown eine Chance zu dieser Erkenntnis? Und würde sie für die Gesellschaft etwas bringen? Die optimistische Variante in der aktuellen Kriseneinschätzung besagt, dass uns die Krisenerfahrung wesentliche Erkenntnisse vermittelt: Sie verweist auf das Wesentliche und auf das Gute. Aber dass die Gesellschaft nach der Krise eine völlig andere sein wird, halte ich für naiv und unsinnig. Wenn nach Auschwitz keine »neuen Menschen« aufgetaucht sind, die endgültig in den Zustand der »Gutheit« eingetreten sind, dann werden nach diesen bislang zwei Monaten auch keine neuen Menschen in Existenz treten. Aber ich höre jetzt oft die Frage: »Was macht die Krise mit mir?« Das ist mir zu passiv, die ergänzende Frage wäre natürlich: »Was mache ich mit der Krise?« Kann ich sie nutzen, um etwas daraus zu lernen? Ist es eine Erfahrung, die ich auch produktiv umsetzen oder aus der ich schöpfen kann? Wenn ich erkenne, dass ich aus einer gesicherten, routinisierten, wohlhabenden, faulen Welt hinauskatapultiert bin, muss ich mir etwas einfallen lassen, um in dieser neuen Welt mit meinem Lernen zu reüssieren. Das heißt, mit Unsicherheit konstruktiv umgehen, ständig revidieren und anpassen, statt mich in eine Welt der Sicherheit hinein zu illusionieren. Man kann an der Krise wachsen, man kann aber auch daran zugrunde gehen. Das Wort Krise kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Unterscheiden« oder »Entscheiden« – im medizinischen Bereich heißt das, wer krankheitsbedingt in die »Krise« kommt, ist am nächsten Tag gesund oder tot. Herr Prisching, vielen Dank für das Gespräch!

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Mag. Jessica Ghahramani-Hofer

Corona-Risikogruppen: Definition steht fest

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Landesrätin Barbara EibingerMiedl vernetzt die regionalen Schutzausrüstungsanbieter mit der steirischen Wirtschaft.

Eibinger-Miedl vernetzt regionale Schutzausrüstungsanbieter Das auf Initiative von Wirtschaftslandesrätin Barbara EibingerMiedl entwickelte Webportal schutz-vor-corona.at ermöglicht es Unternehmen, schnell und einfach regionale Anbieter für Schutzausrüstung zu finden.

N

ach zwei Monaten öffnete am 15. Mai 2020 die österreichische Gastronomie wieder ihre Pforten. Dafür benötigen Unternehmen aber nicht nur detaillierte Informationen zu den neuen Schutzvorschriften, sondern auch eine Lösung, um die nötige Ausrüstung rasch und reibungslos zu beschaffen. Auf Initiative von Wirtschaftslandesrätin Barbara EibingerMiedl wurde daher die Plattform schutzvor-corona.at entwickelt, die regionale Anbieter von Schutzausrüstung und deren Kontaktinformationen in übersichtlicher Form auflistet. Aufgebaut wurde das Portal vom steirischen Humantechnologie-Cluster Human.technology Styria GmbH unter Einbindung weiterer österreichischer Life-Science-Cluster und Wirtschaftsagenturen. Bereits 125 Anbieter sind aktuell auf der Plattform gelistet, 119 davon aus Österreich. „Wir bieten dadurch einen doppelten Nutzen: Einerseits steht den Unternehmen ein breites Angebot an 32 /// FAZIT JUNI 2020

Schutzausrüstung regional zur Verfügung, andererseits stärken wir die heimischen Anbieter von Schutzausrüstung“, erklärt Landesrätin Eibinger-Miedl. Die vielfältige Auswahl inkludiert Produkte für alle Arten an Unternehmen: von allgemein gefragter Schutzausrüstung wie Mund-Nasen-Schutz und Einweghandschuhen über spezifischere Notwendigkeiten wie Schutzvisiere und -mäntel bis hin zum Bedarf des medizinischen Bereichs wie etwa Beatmungsgeräte. Unternehmen können diese über die intuitive Suchfunktion finden und die geprüften Anbieter daraufhin direkt kontaktieren. Um die österreichischen Unternehmen noch weiter zu unterstützen, bietet das Webportal darüber hinaus Links zu wichtigen Informationsressourcen, wie etwa Empfehlungen für Hersteller von Schutzausrüstung oder Wissenswertes zum Schutz von Mitarbeitern. Genau wie die Anbieter-Datenbank werden auch diese nützlichen Links laufend aktualisiert.

Foto: Teresa Rothwangl

Mit dem 3. COVID-19-Gesetz wurde beschlossen, dass Beschäftigte mit Vorerkrankungen, die bei der Arbeit einem Infektionsrisiko ausgesetzt sind, einen Anspruch auf bezahlte Freistellung haben. Ausnahmen gibt es, wenn die Betroffenen ihre Arbeitsleistung in der Wohnung erbringen können oder die Bedingungen für die Erbringung ihrer Arbeitsleistungen in der Arbeitsstätte so gestaltet werden, dass eine Ansteckung mit COVID-19 mit größtmöglicher Sicherheit ausgeschlossen ist. Die allgemeinen Risikogruppen werden durch Verordnung des Gesundheitsministeriums definiert. Diese COVID-19-Risikogruppen-Verordnung wurde nun veröffentlicht und ist mit 6.5.2020 in Kraft getreten. Erst ab diesem Zeitpunkt ausgestellte ärztliche Risiko-Bescheinigungen gelten als COVID-19-Risiko-Atteste und lösen die entsprechenden Rechtsfolgen aus. Abgesehen von den in der Verordnung genannten medizinischen Indikationen (wie zB Lungenerkrankungen, chronische Herzerkrankungen) ist die Ausstellung eines COVID-19- Risiko-Attests nur dann zulässig, wenn sonstige schwere Erkrankungen mit funktionellen oder körperlichen Einschränkungen vorliegen. Über die detaillierten Rechtsfolgen informiert Sie gerne … (oder: informieren wir Sie gerne …)


Foto: Fusion Medical Animation/Unsplash

Covid 19: Österreich beteiligt sich an globaler WHO-Studie Österreich beteiligt sich mit vier Zentren – zwei in Innsbruck und je eines in Salzburg und Linz – an einer weltweiten, von der WHO initiierten Studie zur Evaluierung medikamentöser Therapien gegen COVID 19.

D

abei werden vier für andere Krankheiten entwickelte Arzneimittel sowie die Standardtherapie auf ihre Wirksamkeit gegen das SARSCov-2-Virus untersucht. Die vier Therapien sind Remdesivir, Hydroxychloroquine, die

Kombination Lopinavir/Ritonavir sowie Lopinavir/Ritonavir/Interferon beta-1a. In Österreich läuft die Studie in zwei Zentren in Innsbruck sowie in je einem in Linz und Salzburg. Die benötigte Studienmedikation wird von den pharmazeu-

tischen Unternehmen kostenlos zur Verfügung gestellt. Als Studienteilnehmende kommen nur jene Menschen in Frage, die mit dem SARSCOV-2-Virus infiziert sind und im Krankenhaus behandelt werden müssen. Patienten, die

START!KLAR

eine Coronavirus-Infektion haben, werden im Krankenhaus medikamentös behandelt. Nehmen sie an der Studie teil, so entscheidet der Zufall, ob und wenn ja, welche zusätzliche Therapie sie erhalten. Der Vorteil dieser Studie liegt darin, dass durch die europaweite Vernetzung sehr schnell auf neue Daten reagiert und die Behandlung der Patienten entsprechend optimiert werden kann. Die Studie läuft unter der Bezeichnung „Discovery“. Sie ist der europäische Arm der weltweit durchgeführten Solidarity-Studie der WHO, die vom französischen Institut „Inserm“ initiiert wurde, um mehr europäische Zentren einzubeziehen. Die Studie ist bewusst einfach konzipiert, damit sie in vielen Zentren durchgeführt werden kann. So kann in kurzer Zeit eine Fülle an Daten generiert werden. Wesentlich ist das sehr gute und patientenorientierte Zusammenwirken von medizinischen Einrichtungen, medizinischem Fachpersonal, den Behörden und Industrie.

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Kurz & News

Raiffeisen unterstützt steirische Schüler Rund 150.000 Kinder und Jugendliche mussten in der Steiermark wegen des Corona-Shutdown mit „Home Schooling“ das Auslangen finden. „Wohlstand, Wirtschaftskraft und Bildung gehen Hand in Hand. Deshalb darf kein Schulkind zurückbleiben und ist es uns ein großes Anliegen, dafür unseren Beitrag zu leisten“, erklärt dazu Raiffeisen-Gen-Dir.Martin Schaller. Im Rahmen der Aktion „Gemeinsam stark, gemeinsam steirisch“ hat Raiffeisen Steiermark mit den Partnern WKO, IV und weiteren Unternehmen 1.380 Laptops für steirische Schüler aufgestellt. Die Aktion ermöglicht diesen Kindern die Teilnahme am digitalen Unterricht. Raiffeisen bietet außerdem in Kooperation mit der Schülerhilfe ermäßigte Nachhilfe an.

Superfood ums Eck fürs Kochen daheim „Wir alle können jetzt das tun, wofür sonst oft keine Zeit ist – richtig gut kochen mit heimischen Spezialitäten ums Eck“, ruft Lk-Vizepräsidentin Maria Pein die Steirerinnen und Steirer auf, an der Superfood-Rezepte-Challenge teilzunehmen. Und weil neben Sozialkontakten und Bewegung auch eine gute ausgewogene Ernährung unser Immunsystem stärkt, sind bei dieser Superfood-Rezepte-Challenge Käferbohne und Kren die Kulinarik-Stars. So einfach geht’s und jeder kann mitmachen: Das Lieblingsrezept mit Käferbohne oder Kren samt Fotos oder Video an die Landwirtschaftskammer, garten@lk-stmk.at, schicken. Der beste Beitrag wird prämiert und alle Einsendungen werden auf Facebook veröffentlicht. Infos: facebook.com/steirergemuese/

10.000 Schutzmasken für Leoben

Mithilfe seitens AT&S-CEO Andreas Gerstenmayer konnten der Stadt Leoben 10.000 NMS-Masken aus der chinesischen Stadt Minhang zur Verfügung gestellt wurden. Die AT&S betreibt bekanntlich in China einige Werke und verfügt somit dort über sehr gute Kontakte. Diese Masken konnten in weiterer Folge an die Kindergärtnerinnen, die Bediensteten der Stadtgemeinde, für Besucher des Bauernmarktes usw. zur Verfügung gestellt werden. Bgm. Kurt Wallner bedankte sich daher persönlich beim AT&S-Chef für seine Unterstützung. „Es freut mich, dass durch unser langjähriges Engagement in China unser Netzwerk vor Ort bei der Organisation der Schutzmasken helfen konnte“, betont CEO Andreas Gerstenmayer.

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„Unsere Betriebe kämpfen aktuell um jeden einzelnen Job. Hier jetzt auch noch eine Verteuerung des Faktors Arbeit zu fordern, ist kontraproduktiv ohne Ende“, schüttelt WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk angesichts der Forderung des linken SPÖ-Flügels nach einer Arbeitszeitverkürzung den Kopf. „Ich empfehle hier ganz dringend volkswirtschaftlichen Nachhilfeunterricht. Diese Forderung grenzt aus meiner Sicht an Fahrlässigkeit und zeigt einmal mehr die Realitätsferne gewisser Gewerkschaftskreise“, so Herk. Jetzt seien vielmehr voller Einsatz jedes Einzelnen fürs Durchstarten und verantwortungsvolles Handeln sowohl in der Arbeit wie auch beim Einkaufsverhalten gefragt.

Fotos: RLB, Melbinger / LK, Freisinger,

WKO-Präs. Herk lehnt Arbeitszeitverkürzung ab


Foto: UniCredit Bank Austria

Kurz im Gespräch mit

Foto: Foto Fischer

Bernd Meister, Landesdirektor Bank Austria

WKO-Präs. Josef Herk beim Lokalaugenschein in der WIFI-Malerwerkstatt – aus Schutzgründen verfügt jeder Lehrling über seine eigene Malkoje.

WKO-Bildungsbereich läuft wieder an

Nicht nur die Vorarbeiten zur Matura laufen, auch Lehrabschlussprüfungen werden seit Anfang Mai wieder vorbereitet. „Bis Ende Juli werden in der Steiermark 2.940 Lehrabschlussprüfungen, 2.340 Meister- und Befähigungsprüfungen und 102 Ingenieurszertifizierungen stattfinden“, erklärt Josef Herk, Präsident der WKO Steiermark.

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ut ausgebildete Fachkräfte sind für den Standort Steiermark essenziell – das gilt auch in Zeiten der Corona-Krise“, betont Herk. Allein in der Steiermark mussten im März und im April 790 Lehrabschlussprüfungen und 680 Meister- und Befähigungsprüfungen abgesagt werden. „Das hat eine Lücke gerissen, die es schnell zu schließen galt“, betont Herk, denn oft hängen an diesen Abschlüssen auch Lebens- und Karrierepläne bis zur Unternehmensgründung. Daher wurden unter Einhaltung strengster Schutzvorkehrungen am 4. Mai die Vorbereitungskurse für Lehrabschlussprüfungen nun wieder gestartet. „Kein Prüfungskandidat soll im Zuge der Corona-Krise einen Nachteil erfahren“, streicht WIFI-Institutsleiter Martin Neubauer hervor. Denn inhaltlich wird man bei den Prüfungen keine Abstriche machen. Aber auch Ausbildungen

außerhalb der Lehrabschluss- und Meisterprüfungen werden in den Bildungseinrichtungen der WKO Steiermark wieder hochgefahren. „Das Talentcenter – ein wichtiger Teil der Berufsorientierung unserer Jugend – öffnete am 18. Mai wieder und auch am WIFI Steiermark werden die Ausbildungen stufenweise wieder von Online- auf Präsenzunterricht umgestellt und durchgeführt“, erklärt Herk. Rund 6.000 Menschen mussten am WIFI Steiermark ihre Ausbildung unterbrechen. Mehr als die Hälfte davon konnte zumindest teilweise ihre Ausbildung online fortsetzen. Jetzt können auch die Kurse mit hohem Praxisbezug wieder ihre Arbeit aufnehmen. „Wir planen bis Ende Mai mit dem Vollbetrieb und hoffen, bis in den Sommer hinein alle unterbrochenen Ausbildungen aufarbeiten zu können“, so Neubauer.

Wie unterstützen Sie in diesen Krisenzeiten die Anliegen Ihrer Firmenkunden? Als Österreichs führende Unternehmerbank sind wir ein stabiler und verlässlicher Partner der heimischen Betriebe. Wir setzen alles daran, die heimischen Unternehmen in der aktuellen Situation so flexibel wie möglich zu unterstützen. Wir haben sowohl für Stundungen, Überbrückungskredite und Garantien für Finanzierungen als auch für AMS-Zwischenfinanzierungen unsere Entscheidungsprozesse so angepasst, dass Unternehmen möglichst rasch mit Liquidität versorgt werden können. Seit Beginn der Corona-Krise vergeben wir jede Woche Kredite in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro, das waren bislang bereits rund 2,7 Milliarden Euro – wir sind also sowohl in der Lage als auch willens, unsere Aufgabe wahrzunehmen. Was sollten Unternehmen in Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen um Covid 19 besonders beachten? Besonders wichtig sind eine gute Liquiditätsplanung und auch das Ausloten aller Fördermöglichkeiten. Da können wir mit unseren Experten bestmöglich unterstützen. Wir werden auch in den nächsten Wochen weiterhin alles daran setzen, pragmatische und flexible Lösungen für auftretende Probleme zu finden. Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Unternehmer jedenfalls sehr, sehr ernst und setzen alles daran, sie bestmöglich zu beraten. Ganz allgemein lautet der wichtigste Rat an unsere Kunden: Kontaktieren Sie Ihre Betreuerin oder Ihren Betreuer, denn dieser kennt sie und ihre Bedürfnisse und wird gemeinsam mit Ihnen die optimale Lösung für Ihre individuellen Bedürfnisse finden. Erreichbar sind wir über Telefon, E-Mail und auch digital in der sicheren Umgebung des Internetbankings. Anträge können also auch jederzeit digital übermittelt werden. FAZIT JUNI 2020 /// 35


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

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wei Reaktionen auf den Rücktritt von Ulrike Lunacek als Staatssekretärin für Kultur: »Ich habe nie ihre Person kritisiert, sondern ihre Funktion. Habe Frau Lunacek als EU-Politikerin hoch geschätzt«, erklärte der Kabarettist Lukas Resetarits. »Das war‘s also. Hat der Mob mal wieder gewonnen«, kommentierte Musikmanager Hannes Tschürtz den Rücktritt. Ein seltenes Ereignis konnten wir in den letzten Wochen beobachten. Die Kulturschaffenden des Landes als Wutbürger mit einem einzigen Hassobjekt, die zuständige Staatssekretärin – noch dazu von den Grünen entsendet, einer Partei, von der man erhofft hatte, dass sie eine neue Periode der Kulturpolitik einläuten würden. Doch worum ging es bei der heftigen Diskussion? Etwa um neue Strategien in der Kulturpolitik? Einführung neuer Medien, neuer Formen der Vermittlung von Kultur? Renovierung der alten Theater? Bau neuer Museen für moderne Kunst? Verbesserung der Ausbildung von Schauspielern, der Drehbuchautoren und Filmregisseure? Nein, es ging um Geld, um nichts anderes

Kulturschaffende als Wutbürger

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als um Geld. Verständlich, in Zeiten wie diesen. Der Ausfall von Einkünften, Umsatz, Verkaufserlösen, Gehälter, Honorare hat mit wenigen Ausnahmen fast alle getroffen. Es betrifft das Überleben, die Gestaltung des Alltags mit weniger Geld, weniger Einkommen und weniger Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Das belastet die Verkäuferin im Schuhgeschäft ebenso wie den Gitarristen in der Band, die sonst üblicherweise auf Hochzeiten spielt. Und natürlich gibt es Protest der Betroffenen. Restaurants wollen eine vereinfachte Form der Bewirtung, Hotels warten sehnsüchtig auf die ersten Gäste, Nachtklubs beschweren sich, dass sie noch nicht öffnen können und Kabarettisten ärgern sich, dass sie nicht auftreten dürfen. Als Überbrückung dieser Lähmung hat die Regierung Hilfe versprochen, von Kurzarbeit bis verlängerter Arbeitslosengelder und Hilfe für die verschiedensten Berufsgruppen und Unternehmen. Zufrieden war niemand damit. Das verteilte Geld war zu wenig oder kam zu spät, kleinere Betriebe konnten den Mangel an Einkünften mit eigenen Rücklagen nicht auffangen und viele Selbstständige – oft nur Einpersonenbetriebe – stehen vor dem Ruin. Dann kamen die Kulturschaffenden und meinten, bei ihnen sei das alles viel schlimmer und es gehe auch nicht nur um Geld, sondern die zuständige Politikerin würde eben nichts von Kulturpolitik verstehen. Sie erhoben ihre eigenen Aktivitäten über alle anderen und sprachen ehrfurchtsvoll vom Wert der Kunst als seien sie direkte Nachkommen von Wolfgang Amadeus Mozart und Thomas Mann. Während Frisöre um Unterstützung für die arbeitsfreie Zeit stritten und Köche versuchten, über ihre Interessenvertretungen bessere Unterstützungen einzufordern, sprachen Künstler von einer gescheiterten Kulturpolitik, als ob die finanzielle Unterstützung von Kulturschaffenden etwas mit Kulturpolitik zu tun habe. Hat es aber nicht. Die Bezahlung von arbeitslosen Köchen hat nichts mit der Entwicklung einer neuen Kochkunst zu tun. Die Arbeitslosenunterstützung der Lehrer nichts mit Schulpolitik und die Überbrückung für Architekten

nichts mit architektonischer Neustrukturierung einer Stadt. Fast alle Kulturschaffenden arbeiten in der Unterhaltungsindustrie. Sie schaffen Unterhaltung, oft weit entfernt von Kunst und unverwechselbarer Kreativität. Sie sind die wertvolle Pausenfüller des Alltags, die wir brauchen; am Abend vor dem Fernseher, Samstag im Kino oder auch das Lied durch die Kopfhörer, wenn wir früh am Morgen durch den Wald laufen. Alles, was wir von ihnen erwarten, ist handwerklich gut gemachte unterhaltende Arbeit, manchmal aufregend oder auch humoristisch. »Zeitlose Kunst« ist eine Entscheidung der Nachkommenden oder Kunstkritiker, die eben mehr sehen als wir einfache Konsumenten, die unterhalten werden wollen. Die berechtigten Forderungen der Unterhaltungskünstler sollten an den Finanzminister gestellt werden, oder sonst jemanden, der berechtigt ist, Geld zu verteilen. Das Wegmobben einer Kunststaatssekretärin, weil Kunstschaffende zu wenig Geld bekommen, ist in jedem Fall kontraproduktiv. Eine Chance, mit Diskussion und Dialog Kulturpolitik zu modernisieren, wurde vertan und hat damit der Erneuerung der Kultur des Landes geschadet, mehr als ein unterbezahlter Kabarettist. n

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Maryam Laura Moazedi

»Ach, like mich doch!« Influencer und Instagram in sanft-verklärter Blick in die Ferne, Pastellfarben, im Hintergrund harmonisch der Sandstrand … ein lasziv-scheuer Augenaufschlag über die Schulter, den tätowierten Schmetterlingsflügel andeutend, das Licht gewusst dosiert … ein ekstatisch-exaltiertes Lachen, feuchte Farben, viel Zahn und der Niedrigkalorien-Brunch nach dem fernsehformatierten Einkauf mit Lara, Lena und Lotte, allesamt geklont … der Kopf von hinten, der Blick nicht sichtbar doch bedeutungsschwanger auf den Sternenhimmel gerichtet, oder die Berge, oder die Skyline, oder die Liebe ihres Lebens … alle Fotos durch den Farbfilter romantisiert, Farben, die die dahinterliegende Stimmung mittransportieren und die Bildaussage unterstreichen sollen, uns atmosphärisch davon erzählen, dass es gut ist zu einem, das Leben. Und immer ist sie da, genau im richtigen Moment, ganz zufällig, die Handykamera, um diesen ganz besonderen Augenblick einzufangen, der so einzigartig ist, einzigartig in der Intensität seiner gefühlt ewigen und lähmenden Repetition. Wie schrieb einmal jemand für die Süddeutsche Zeitung? »Es gibt Ikea-Bilderrahmen, die man seltener sieht als dieses Motiv.« Der selbsterwählte Konformitätsdruck scheint kein geringer, die Verlockung, Klischees zu reproduzieren, andere und sich zu plagiieren, von unwiderstehlichem Zauber zu sein. Gleichschaltung ist die Maxime, Individualität bewusstlos gestellt. Permanente Dèjà-vus, gefangen in einer Möbiusschleife. Ein Mal geht noch. Klick. Hashtag. Like. Make-up, Botox, Silikon, Bildbearbeitungs-Apps und irreführende Posen, die Körperstellen – je nach Laune des Modediktats – dünn oder fett wirken lassen. Am Pool räkelnd, den Hintern gen Kameralinse gepresst, eine Haltung, die künstlicher nicht sein könnte und irgendetwas im Dunstkreis von Peinlichkeitsgefühlresistenz assoziieren lässt, ein Blick, der mit dem Vakuum hinter den Augen spielt. Dazu noch eine Reihe sich selbst sexualisierender Selfies, vor dem Spiegel, weil die Schönste im Land, von oben, weil macht jünger, Mund halb offen, weil generiert mehr Likes, den Bauch betonend, weil lange dafür trainiert; … das Gesicht zu einem als erotisch missverstandenen Duckface verzerrt, das laut einer Dating-Seite zu mehr Zuschriften führt, aber ansonsten – da gibt es zumindest einen Minimalkonsens, – als äußerst unbeliebt gilt. Der durch fortwährende Diät und permanente Übungen gemachte Körper wird zum sinnstiftenden Lebensquell und Objekt, der Mensch zu seinem eigenen Voyeur. Und der Mensch wird auch zu seinem eigenen Paparazzo, folgt sich selbst auf Schritt und Tritt, schraubt Alltagsg‘schichten mit einer Melange aus Enthusiasmus und Pflichtgefühl zu Ereignissen hoch, lässt Indifferenz als Reaktion nicht gelten. Nicht so sehr: Der Mensch landete auf dem Mond, der Mensch spaltete Atome oder der Mensch rettete Kinder aus dem Mittelmeer. Eher: Der Mensch hatte Frühstück. Der Mensch traf Freunde. Und der Mensch gab der Katze Futter. Alles wird festgehalten, nicht immer von Belang. Groß ist die Sehnsucht nach der Suggestion, dass viel los wäre im Leben, das keine Eintönigkeit kennen darf.

Ich lieb ein pulsierendes Leben, das prickelt und schwellet und quillt, ein ewiges Senken und Heben, ein Sehnen, das niemals sich stillt.

Rainer Maria Rilke

So kann das lästige Korsett der Alltagsroutine, die schon per definitionem kein ständig pulsierendes Leben zulässt – das, mit Rilke, prickelt und schwellet und quillt – manch einen und manch eine zum Gedanken verführen, dem Publikum mehr bieten zu müssen, um es bei Laune zu halten. 259 Selfie-Tote soll es zwischen 2011 und 2017 gegeben haben, Tendenz steigend. Alle lebensverkürzenden Register werden gezogen, beim

Maryam Laura Moazedi über den Zauber der Banalität und Artifizialität, Hintern, Influencer und Instagram

Foto: Paperwalker

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Mag. Maryam Laura Moazedi ist Universitätslektorin an der Karl-Franzens-Universität. Ihre Arbeits- und Interessensschwerpunkte sind Diversity Management und Human Resources. moazedi.org FAZIT JUNI 2020 /// 37


»Ach, like mich doch!«

spektakulären, unfreiwilligen aber wahrscheinlichkeitstheoretisch doch eher wenig überraschenden Tod: Sturz von Bergspitzen oder Wolkenkratzerdächern, Ertrinken in Seen, Begegnung mit nicht domestizierten Tieren, Stromschlag, Feuer, Schusswaffen. Es wird in Postings gedacht, in Postings gelebt … in Postings gestorben. Das Like wird zur Währung, das Leben zum Preis, den man zahlt. Geht es nach Jean Baudrillard, dem »philosophischen Halbgott der Postmoderne«, so produzieren wir eine künstliche Hyperrealität, in der der Bezug zum Realen keinerlei Rolle spielt. Die wahrnehmbare Differenz zwischen Original und Kopie wird aufgelöst, die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Blendwerk unmöglich. Baudrillards Simulationstheorie lässt sich nicht wirklich in wenigen Zeilen erklären. Auch war Instagrams Hochglanzrealität abgegriffener Lebensstilklischees nicht seine inspirierende Referenz. Aber sie lässt an sie denken, an die Chimäre des zweidimensionalen Glücks und die Irrelevanz des Realen mit dennoch lebensechten Folgen für Jung und Labil, wie Zweifel

Die wahrnehmbare Differenz zwischen Original und Kopie wird aufgelöst, die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Blendwerk unmöglich.

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und Defizite, wenn der Tag von dem schablonierten Soll abweicht: ein Latte Macchiato hier (der Kaffee von der Rösterei des Vertrauens, die Milch Soja), ein Mittagessen dort (low-carb, low-fat), ein Erfolgserlebnis bei der Arbeit (Hashtag LoveMyJob), ein After-Biz-Treffen mit Freundinnen (jede ein Abziehbild der anderen und ihrer selbst), eine Stunde im Fitnesscenter (Fitness-Selfie, Hashtag FitnessGirl), ein Abendessen bei Kerzenlicht (er reich und daher schön), zuhause angekommen Golf-und-Wellness-Kombinationswochenende (wieso eines, wenn man beides haben kann), Urlaub in der Karibik (ins Meer hinausschwimmen, Hashtag Freiheit), Bergtour mit Zelt (Naturverbundenheit trendet und wirkt sympathiefördernd) und einen kurzen Städtetrip (die »most instagramable« Orte ansteuernd) buchen. Die nächsten zwei Wochen können kommen. So geht Leben mit 23 Jahren. Und immer weiter rücken die Grenzen ins Maßlose und Karikatureske, werden Schwellen fürs Zumutbare und ästhetische Mindestanforderungen herabgesetzt, bereiten die Bilder einem mehr Schmerz als die Vorstellung, sich verzweifelt eine Gabel ins Auge zu rammen, um ihrem Anblick zu entkommen: ungeniertes Neureichengepose, viel billig servierter Körper, unfreiwillige Komik, endlose Vulgarität. Peinlich berührt war gestern, selbstbewusst stillos ist heute. So begegnet man den »Rich Kids of the Internet« (mit Lokalkoloriten wie Rich Kids of Russia, Rich Kids of Saudi, etc.), die zur Schau stellen, was sie haben, was andere nicht haben: Jacht, Privatjet, fünfstellig bepreiste Armbanduhr, Brunch am Pool, Pudel in der Louis-Vuitton-Tasche, Champagner statt Milch in den Frühstückscerealien, zu kleine Bikinis auf zu viel Silikon in übergrell betonten Körpern, aufgeklebte Nägel in schreiend leuchtendem Rosa, Bugatti und noch mehr Autos und Hintern, die beide mühelos, in ihrer Optik und (wenn es sie gäbe) künstlerischen Botschaft, Analogien zu Erwin Wurms aufgeblähten »Fat«-Plastiken herstellen lassen. Hinzu kommen regelmäßig »Challenges«, wie beispielsweise die »Falling Stars«, die Instagram-Menschen vor zwei Jahren dazu bewog, einen »Huch, ich Ungeschickte ich, jetzt bin ich aber aus meinem Luxusvehikel gefallen«-Sturz zu arrangieren, bei dem ihnen beim Fall aus ihrem geparkten Hauptsacheteuerauto, gelandeten Hubschrauber oder Privatjet beispielsweise Designerhandtasche mitsamt der Inhalte, alle von müder Statussymbolik, schön geordnet auf den Boden fallen und, wie es das Schicksal will, abfotografiert werden. Fake ist Zeitgeist, mehr noch, ein Substitut für Authentizität, die mit synthetischer Natürlichkeit imitiert wird. Hinter einem vermeintlichen Schnappschuss verbergen sich ein Dutzend Anläufe, das Essen ist nach dem Kriterium Fotogenität selektiert, der Smoothie auf die Farbe der Bluse abgestimmt, der Tisch sorgfältig für den Fotoausschnitt arrangiert, die Alltagssituation mit Platituden vermittelnden Hashtags aufgeladen. Eine ganz zufällige Momentaufnahme, Jung und Glücklich schlecken gesichtschoreographiert glutenfreies Eis, Verträumt und Weiblich in Blumenkleid sieht gedankenverloren aus dem


Essay von Maryam Laura Moazedi

Fenster, kleiner Mensch sitzt in der Wiese, ein dekorativ platzierter Schmutzfleck am Knie, weil gehört dazu, wenn echt, dazu die Hashtags: TreatsAndFriends, SearchingForHappiness, ProudMum. Die Inszenierung von Familienglück ist lukrativ, Nachwuchs wird zum Geschäftsmodell, die Hobbyfotografie dient aus, Fotografinnen und Fotografen werden engagiert, die professionelle Bilder mit einem fein dosierten Hauch des Nichtprofessionellen, mit kalibrierter Amateurhaftigkeit machen, damit der Identifikation mit dem harmonierten Kind-Natur-Setting und dem Durchbruch des »kid influencer« nichts im Weg steht. Deutungslenkende Hashtags stehen für die eine, wahre Interpretation der Bildsprache, ach, haben wir ein verrückt-lustig-abenteuerliches Familienleben und sind dabei doch so bodenständig. Nur einen Klick entfernt sind sie, die zahllosen MummyBlogs und Mummy-Instagram-Accounts – mit einem Muttchen für jeden Geschmack: die perfekte oder doch die Bad-Ass-Mutter, vegan, urban, Häkeltalent, Kochgenie, Diva, Mid-Century-Hausfrau, Impfgegnerin. Sie nennen sie, Instagram hat sie, die Familienidylle Ihrer Wahl, hinter der eine wenig subtile Industrie steckt. Und immer wieder werden die gleichen, normierten, Sujets adressiert und readressiert, in dem Instagram-Biotop. Pittoresk muss es sein, am besten mitten in einem Tulpenfeld, Blumenleichen hinterlassend, sowie einen Schaden von 10.000 Euro für niederländische Tulpenbauern, die dann die Felder sperren. Gleiches gilt in Orange für Mohnblumenfelder in Kalifornien, in Gelb für Sonnenblumenfelder in Ontario, in Violett für Lavendelfelder in der Provence. Eine Influencerin postet ein Foto von sich im Sonnenblumenfeld, aus den wenigen hundert Besucherinnen und Besuchern pro Woche werden mehrere tausend am Tag, das Sonnenblumenfeld ist überlastet. Auf den kleinen 4.000-Seelen-Ort Valensole kommen über 80.000 Instagram-Einträge – nicht genug, für Selfie-Menschen eine unmissverständliche Aufforderung, noch mehr von dem Gleichen zu reproduzieren. Aus den Lavendelfeldern wird ein Fotofriedhof, die Lebensgrundlage der Bauern gefährdet. Natur wird zur Dekoration degradiert, der Hashtag zur Pilgerstätte. Taktloser geht. Die Folge, wenn Instagrammer nach einer gleichbenannten Netflix-Serie Tschernobyl »entdecken«, ist, dass der Ort, an dem tausende von Menschen durch die Nuklearkatastrophe starben, zu einer Massendestination wird, junge Frauen selbstgeblendet ihr Fleisch zur Schau stellen. Auch das Holocaust-Mahnmal in Berlin, zum Gedenken der sechs Millionen ermordeten Juden, erweist sich als selfietauglich, zumal sich die von Peter Eisenman eingesetzten Betonstelen zweckentfremden, zu einem fotogenen Hintergrund reduzieren und einem Erlebnispark umfunktionieren lassen. Selbst das größte Vernichtungslager der SS, die Todesfabrik Auschwitz, in der die Mehrheit der Menschen direkt in Gaskammern geschickt und eine Minderheit aussortiert wurde, um zeitversetzt an Hunger, Kälte, Krankheit, »Vernichtung durch Arbeit«, Experimenten, Schüssen, Schlägen, Folter und anderen Sadismen zu sterben, wird zu einem bedeutungsleeren Ort, aus der Gedenkstätte eine Kulisse, wenn in ihr primär Motive für das perfekte Selfie gesehen werden.

Eine Influencerin postet ein Foto von sich im Sonnenblumenfeld, aus den wenigen hundert Besucherinnen und Besuchern pro Woche werden mehrere tausend am Tag, das Sonnenblumenfeld ist überlastet. Zurück zu den so gern stimulieren wollenden Fotos aus Tschernobyl, die, temperiert formuliert, eine mild irritierende und leicht fremdschamevozierende Wirkung auf mich haben. Und, fürs Protokoll, dahinter stecken keine Prüderie, keine Scheu vor nacktem Körper, keine reflexhafte Assoziation letzteren mit Moralität, auch nicht der Anspruch, jedes Bild müsse einen pädagogischen Wert haben oder von fotografischer Brillanz sein. Ich frage mich nur, was geht in Frau vor, wenn sie mit unzähligen anderen Influencerinnen, in morbid-kitschiger Geigenzählerromantik (in den Neunzehnachtzigerjahren hätte sie Weichzeichner verwendet, jede Wette), ihren Strahlenschutzanzug fallen lässt und deplatziert zwischen den Ruinen in Pose verfällt, verloren in der Trostlosigkeit, ostentativ den Hintern im Stringtanga zur Kamera dreht (oh ja, dieses Foto gibt es tatsächlich). Ich denke an eine weitere Aufnahme, die ich wünschte ungesehen machen zu können:

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»Ach, like mich doch!«

verträumt an die Wand gelehnt, die Visage durch die Gasmaske verhüllt, die Brust frei gelegt. Ist es Exhibitionismus, der geht ja auch anders, ist es ein autoerotischer Anfall, geht ja auch anders, ist es das verzweifelte Spiel um Likes und Follower (ganze 13.000 zusätzliche soll erstes Foto gebracht haben), imaginierter Omnivoyeurismus, beschränkte Innerlichkeit, Herdenzwang mit resultierender Nivellierung des kollektiven Niveaus? Worum geht es ihr im Grunde genommen bei der Ausstellung des Körpers in jedem Kontext, und ich meine wirklich in jedem verdammten Kontext?

Erfolg wird primär durch die Größe des Publikums definiert, das die Fotoinszenierungen goutiert, konsumiert und reproduziert – die Medien haben ein kreislaufförmiges Eigenleben der ewigen Repetition entwickelt.

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Es mag wohl an der Bildlastigkeit liegen. Instagram wird, weit mehr als andere Social-Media-Kanäle, mit psychischen Störungen unter Teenagern und jungen Erwachsenen in einen kausalen Zusammenhang gebracht und gilt als ein nicht zu unterschätzender Wegbereiter für fragwürdige Schönheitsoperationen. In einer letztes Jahr in Deutschland unter Ärztinnen und Ärzten der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie durchgeführten Befragung gaben etwa 60 Prozent an, dass vereinzelt Patientinnen mit zwei Dingen in die Praxis gekommen waren, a) einem Selfie von sich, das mit Filtern der Social-Media-Apps bearbeitet worden war und b) dem Wunsch, zu diesem hinoperiert zu werden; mehr als neun Prozent der Befragten hatten dieses Phänomen sogar häufig erlebt. Filtermutierte Gesichter, öffentlich und anpassungswillig gemachte Körper im Wetteifer, in Formen gezwungen und nach paradoxen Diktaten zurechtgeknetet. Beliebige Vorgaben ändern sich in kurzen Intervallen, fordern einen flexiblen Umgang mit der Oberfläche, pendeln von einem Extrem zum anderen, mit »Challenges« und Hashtags wie: »Bikini Bridge« (hervorstehende Beckenknochen und Zwischenraum zwischen Bauch und Slip), »Ribcage Bragging« (Brustkorb mit hervorstehenden Rippen), »Ab Crack« (angehungert-antrainierte Spalte von Brustbein bis Nabel), »Collarbone Challenge« (Münzen oder Kleiderhaken auf das Schlüsselbein legen, um zu zeigen, dass knochig), »Bellybutton Challenge« (Hand hinter Rücken vorbei bis Bauchnabel), »A4 Waist« (Taille nicht breiter als ein vertikales DIN-A4-Blatt), »Hip Dents« (Hüftwölbungen weghungern), »Thigh Gap« (Lücke zwischen Oberschenkeln) oder vielleicht doch voluminöse »Mermaid Thighs« und ein »Belfie« vom großen Hintern? Mit Glück, Operation und Investition gibt es nicht nur Likes und weitere Nachahmerinnen, sondern auch Einnahmen durch Werbekooperationen. [Die Rechnung, in Handtaschen und Urlaube zu investieren, die man sich nicht leisten kann, geht nicht immer auf, so manche verschuldet sich in den finanziellen Ruin ohne ein Instagram-Starlet zu werden, als Trost bleiben teure Erinnerungsfotos an das Leben, das eigentlich nie wirklich das eigene war.] Das Festhalten der Beschäftigung mit der eigenen Oberfläche wird zum Traumberuf mit Bühne und Glamour und man darf sich, je nach Reichweite, von zwischen tausend bis über einer Million Abonnentinnen und Abonnenten, Nano-, Micro-, Macro- oder Mega-Influencer nennen. Erfolg wird primär durch die Größe des Publikums definiert, das die Fotoinszenierungen goutiert, konsumiert und reproduziert – die Medien haben ein kreislaufförmiges Eigenleben der ewigen Repetition entwickelt. Die Ansprüche sind zuweilen wohl eher bescheiden, eine Instagram-Frau bricht mit 20 ihr Studium ab und postet seitdem – mittlerweile sind mehrere Jahre vergangen – Fotos von ihrem Hintern in unterschiedlichen Sporttextilien. Erfreulich für sie und irgendwo zwischen kurios und trist für das Gesellschaftsbild, sie hat 3.6 Millionen Follower und lebt davon. Wie ist das, bildet da der Hintern eine Station im Lebenslauf, so ganz offiziell? Doch irgendwann will nicht jeder Influencer den Auftritt auf den visuellen Selbstentwurf beschränken und es entrückt das Sendungsbewusstsein in den Bereich selbst generierter Lebensweisheiten. So lässt sich beispielsweise die Geburtsstunde des – von einem farbakzentuierten Selbstgemachter-Smoothie-Bildklischee begleiteten – Aufrufs von Influencern zum Trockenfasten erklären. Man solle kein Wasser trinken, das sei leer und ohnehin voller Chemikalien, Bakterien und Giftstoffe und stattdessen wasserreiches Obst und Gemüse essen (letztere sind ja auch fotogener als Wasser). Andere zeigen, wie


Essay von Maryam Laura Moazedi

sie in Zeiten einer Pandemie die Quarantäne verlassen, einer leckt als Demonstration seines »rebellischen« Aktes frei von Sorge, Ekel und Verstand öffentliche Toiletten ab. Sie sind nicht immer die hellsten, auch nicht immer beliebt und glamourös, die Influencer-Menschen. Die Praxis, ihren Einfluss nach dem ökonomischen Prinzip »quid pro quo« einsetzen zu wollen, um kostenlos in Hotels unterzukommen oder für das Pistazieneis Geld nicht als Zahlungsmittel zu akzeptieren, tut ihrem Ruf wenig Gutes und bringt ab und an auch Hausverbote ein. Vielleicht nicht repräsentativ – und, nein, natürlich sind nicht alle so, und Sie ahnen schon vollkommen richtig, dass es in diesem Essay nur um jene mit sinnarmen Inhalten geht, – aber durchwegs interessant ist der Zugang eines deutschen Influencer-Pärchens, das seine fast 42.000 Abonnentinnen und Abonnenten auffordert, insgesamt 10.000 Euro zu spenden um ihre Reise mit einem Tandem nach Afrika zu finanzieren. Das Geld wäre eine Investition, schließlich seien die Geldgeberinnen und -geber ja indirekt dabei und würden über Instagram an dem »riesigen Abenteuer teilhaben«, wenn das Paar »das Leben und die Freiheit zelebriert, durch Berge und Großstädte fährt und am Meer entlang«, den Zuhausegebliebenen »die schönen Seiten des Planeten und seiner Einwohnerinnen und Einwohner aufzeigt, aber auch die hässlichen«. In diesem Licht betrachtet müssten wir beinahe dankbar für ihr Opfer sein, an unserer statt mit unserem Geld zu reisen. Ähnlich altruistisch sieht ihr Tun eine 23-jährige Instagram-Frau, die einen fünfstelligen Betrag in die Verzerrung von Brust, Lippen und Hintern investiert und mit jedem Posting, mit dem sie für Kleidung, Makeup oder Hotels wirbt, eigenen Angaben zufolge mindestens 5.000 Dollar macht. Dies sind Fakten von nahezu plumper Offensichtlichkeit an den oberflächlichen Betrachter adressiert, dem feinfühligen Beobachter mit Sinn für Mehr erschließt sich der wahre Wert ihrer Fotos, ohne dass die Dame darauf hinweisen müsste, was sie dennoch tut: Mit ihren »sexy Selfies« würde sie »positive Energie« verbreiten. Ihrem synthetisierten Hintern sei also unser tiefster Dank für die guten Schwingungen in unserem Leben geschuldet. n

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Klaus Josef Friedl wurde am 8. 9. 1971 in Kirchberg an der Raab geboren und lebt in Weinitzen. Bereits seine Eltern waren Gastwirte in der Oststeiermark und führten zuletzt den »Niederschöcklhof« in Weinitzen, den er in den 1990er Jahren übernahm und bis 2003 weiterführte. Seit 20 Jahren betreibt er die Kantine in der Finanzlandesdirektion Graz. Er ist Obmann der Fachgruppe Gastronomie und stellvertretender Spartenobmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftkammer Steiermark.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Klaus Josef Friedl Fotografiert von Heimo Binder

Gastrodämmerung D

as Konzept der Gastronomie ist Unterhaltung mit Dienstleistung. So bringt es Klaus Josef Friedl, der Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftkammer Steiermark auf den Punkt. »Was wir bis jetzt nach der Wiedereröffnung am 15. Mai erlebt haben, war bestenfalls Nahrungsaufnahme.« Friedl ist der Betreiber der Kantine in der Finanz Landesdirektion Graz, einer Institution, die nicht nur »den Finanzbeamten«, sondern »jedem Steuerzahler«, also der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Bei scharf kalkulierten sieben Euro für Suppe und Hauptgericht ein Geheimtipp, den auch zahlreiche Pensionisten schätzen. Eine Kantine ist naturgemäß nicht gerade ein lauschiger Ort, man lädt sich Besteck und Serviette, Speisen und Getränke selbst auf das Tablett und ist nicht heikel bei der Auswahl des Tisches. Aber ein Ort der Kommunikation ist eine Kantine allemal. Gewesen zumindest. Die Selbstbedienung wurde bekanntlich – vorübergehend – abgeschafft und wer kommt, muss Maske tragen. Friedl schätzt dem Umsatzrückgang im Mai auf 70 Prozent, auf einen von vier Mitarbeitern musste er bereits verzichten. Dabei musste er aufgrund der großzügigen Räumlichkeit von insgesamt 350 Quadratmeter kaum einen der einhundert Sitzplätze wegräumen, aber während in der Vor-Corona-Zeit hundert und mehr Gäste die Öffnungszeit zwischen 7 und 14 Uhr nutzten, ist es nunmehr kaum ein Drittel. »Gerade die Maske ist das Gegenteil dessen, was wir in der Gastronomie sind, denn wir verkaufen neben der Dienstleistung auch Emotion, Nähe und Persönlichkeit, da ist die Maske eine Hemmung«, so Friedl. Seinen Branchenkollegen geht es ähnlich, wie er aus zahlreichen Gesprächen weiß. Genauer gesagt, oft schlechter. Auch weil keine Touristen mehr in der Stadt sind, hat die Gastronomie einen sechzigprozentigen Gästeausfall. Einen ersten Impuls hat die Wiedereröffnung zwar gebracht, aber: »Es flacht schnell ab.« Das »Homeoffice« vieler Angestellter erweist sich als zusätzliches Problem: Es wird nicht mehr essen gegangen, sondern man kocht selbst. Klaus Josef Friedl ist ein Wirtshauskind. Bereits seine Eltern waren Gastwirte in

Sinabelkirchen, in Eggersdorf und ab 1980 in Weinitzen. Den dortigen »Niederschöcklhof« übernahm er Mitte der Neunzehnneunzigerjahre und führte ihn bis 2003. Einige Zeit war der Gasthof verpachtet, vier Jahre stand er leer, heute macht er Wohnungen daraus. Friedl war einer der jüngsten Lehrbeauftragten am Wifi, wo er im Übrigen auch den Tipp für die Kantine im Finanzamt erhielt, die er seit mittlerweile zwanzig Jahren führt. Er beginnt zwar schon ab 6 Uhr früh, dafür ist aber um 14 Uhr Schluss. Meist fährt er dann ins Büro nach Weinitzen oder in die Wirtschaftskammer, wo er sich mit seinem Team in der Fachgruppe Gastronomie um die Belange von weit über 6000 Gastronomiebetrieben in der Steiermark kümmert – vom Kebabstand über das Haubenrestaurant bis zum Tankstellencafé. Als stellvertretender Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft hat er auch eine Antenne für Reisebüros, Kinos, Freizeitbetriebe und die Hotellerie. Startschuss für Hotels ist zwar der 29. Mai, aber Friedl kennt »viele, die erst später aufsperren. Bei den Hotels tun sich die Kleinen leichter als die Großen, die eine bestimmte Grundauslastung brauchen.« In der Gastronomie werde man vielleicht nicht gleich in Konkurs gehen, aber: »Es werden viele einfach gar nicht mehr aufsperren.« Letztlich, so fürchtet er, werden sich 25 Prozent der Gastronomiebetriebe auflösen. Am »Wirtshauspaket« der Regierung schätzt er zwar auch den Zugang über steuerliche Entlastungen wie die Pauschalierung und die damit verbundene Erhöhung von 255.000 auf 400.000 Euro Jahresumsatz. »Aber«, so Friedl, »bei einem Verlust bringt das gar nichts. Und die Kredite und Stundungen sind ja auch nur Gelder, die zurückgezahlt werden müssen und etwa für geplante Investitionen dann fehlen. Jetzt fließt zuwenig Geld, die Fixkosten bleiben ja. Ein Unternehmer erzählt mir, dass er aus dem zweiten Pot des Härtefonds gerade einmal 146 Euro erhalten hat. Gerecht wäre gewesen, wenn jeder Unternehmer, unabhängig von Größe, aber auch unabhängig von einem Zuverdienst, ein bestimmten, für alle gleichen Betrag, zum Beispiel 2.000 Euro, erhalten hätte.« Das mit der Gleichheit hat was. n FAZIT JUNI 2020 /// 43


Erfolg braucht Führung

Managementserie

Resilienz in der Führung Stabil und trotzdem flexibel durch die Krise.

Ein Gespräch von Carola Payer mit Arno Eisel, dem Inhaber des Fahrradgeschäftes Drahteisel

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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in anschauliches Beispiel für Resilienz im engeren Sinn ist die Fähigkeit eines Stehaufmännchens. Es kann sich aus jeder beliebigen Lage wieder aufrichten. Resilienz ist die Fähigkeit Krisenzeiten durch Zurückgreifen auf vorhandene Ressourcen zu meistern und für Entwicklung zu nutzen. Im Interview mit Arno Eisel, der nach dem Profiradsport seine Liebe zum Radsport mit einem Shop für Radsport weiterlebt, erzählt er, wie er die letzten Monate gemeistert, auf welche Ressourcen er zurückgegriffen und was er Neues entwickelt hat.

Gedanken und Emotionen nach dem Lockdown Die ersten Gedanken, die Arno Eisel nach dem Lockdown beschäftigt haben, war die Frage: Wie lange dauert das? Er sah die Existenz sehr schnell bedroht, weil schon die gesamte Vorbestellung an Rädern im Haus und die Zahlungsziele definiert waren. Arno Eisel: »Hätte der Lockdown länger gedauert, wäre der Konkurs unvermeidbar gewesen, weil auch die stärksten Monate und das gesamte Ostergeschäft weg waren. Angst war auf jeden Fall da. Unruhig machte mich vor allem der Gedanke, dass die gesamte Wirtschaft den Bach runter gehen könnte und die Menschen gar kein Geld mehr für Privatausgaben haben. Kraft habe ich mir in der Familie geholt. Eine stabile Grundhaltung hat mir auch der Spitzensport gelehrt. Wirtschaftlich habe ich so eine Situation noch nie erlebt. Ich kenne zwar die zähe Winterzeit, aber darauf stellst du dich jedes Jahr ein. Meine Gedanken jetzt: Hoffentlich kommt sowas in dieser Form nicht noch einmal!«

Krise als Chance. Neues entwickeln, positive Zukunftsbilder kreieren Zu den sieben Faktoren der Resilienz zählt man: Akzeptanz – Eine Situation anzunehmen wie sie ist, Optimismus – Eine positive Grundhaltung, Zukunftsplanung – positive Zukunftsbilder entwickeln und Handlungsfelder definieren, Lösungsorientierung, Selbstwirksamkeit und Opferrolle verlassen – In die eigenen Ressourcen vertrauen und gestalten, Verantwortung übernehmen und Netzwerkorientierung. Arno Eisel: »Die Not hat dazu beigetragen, dass wir innerhalb von zehn Tagen unseren Onlineshop hochgefahren haben. Den hatten wir all die Jahre vernachlässigt. Wir haben uns keine Zeit dafür genommen. Der stationäre Handel war unser absoluter Fokus. Nach drei Wochen hatte unsere neue Onlinestrategie Erfolg und das Geschäft fing an zu laufen.« Nach zwei Wochen kam Arno Eisel auch noch der Gedanke: »Österreicher können keinen Urlaub machen, sie müssen zuhause bleiben. Das Rad und Ausflüge im eigenen Umfeld sind eine gute Urlaubsalternative. Da waren wir wieder alle sehr positiv gestimmt für die Zukunft und motiviert mit voller Kraft weiter zu machen!« Arno Eisel fand auch eine perfekte Lösung für ein kontaktloses Logistikkonzept: »Die Leute haben online bestellt. Am Anfang haben wir die bestellten Räder vor dem Geschäft abholen lassen und einen Erlagschein dazu gelegt. Teilweise habe ich auch frei Haus zugestellt mit kontaktloser Übernahme. Die schnell hochgefahrene Facebook-Werbung war erfolgreich und hat das Geschäft angekurbelt. Wir haben es als Mut zu einem kleinen Experiment gesehen und waren über die erfolgreiche Wirkung eher überrascht.« Arno Eisel hat damit einem guten Grundsatz von resilienten Organisatonen entsprochen: Bewahre den Kern und fördere die Weiterentwicklung.


Managementserie [30]

Stabile Basis ins Team bringen Kooperation auf Augenhöhe und gelebte Solidarität hat in vielen Unternehmen in der Corona Krise eine wesentliche Basis für das »Weitermachen können« geschaffen. Arno Eisel: »Ich habe keine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Die ersten drei Wochen waren meine Mitarbeiter zu Hause und haben einen Teil ihres Urlaubs konsumiert. Es waren alle Mitarbeiter sehr kooperativ. Jeder war einverstanden und hat meine Entscheidungen mitgetragen. Das freut mich als Unternehmer sehr, dass ich da ein super Team habe. Der Kontakt untereinander wurde trotzdem virtuell aufrecht erhalten. Das erste Krisenmonat haben alle in der Familie mit angepackt. Meine Tochter hat den Facebook-Auftritt gestaltet und betreut, meine Frau das Geschäft auf »Vorderfrau« gebracht und ich die Werkstätte. Das war massiv viel Arbeit für uns. Aber rückwirkend hat es sich gelohnt.« Regionales Konsumentenverhalten fördert Stabilität in der Krise Viele Unternehmen berichten von einem Trend, dass Kunden den Kauf in regionalen Betrieben auch online forciert haben. Das hat auch Arno Eisel wahrgenommen: »Extrem viel Kinderräder konnten wir durch die Onlinewerbung verkaufen. Ich bin auch sehr froh das die Leute regional bei mir gekauft haben und nicht bei den großen Onlinehäusern bestellt haben. Ich glaube unser regionales Standing und unser Ruf ist schon gut. Ich denke, das regionale Konsumentenverhalten wird bleiben, weil die Leute jetzt wachgerüttelt sind. Die Menschen möchten nun mehr die Regionen fördern. Bauernläden boomen auch im Moment. Das nur die Grossen abzocken wird nicht mehr gut geheißen.«

Quellen der persönlichen Resilienz Persönliche Resilienz beschreibt die Widerstandsfähigkeit mit Krisen, Veränderungen, Unsicherheiten und Drucksituationen umgehen zu können. Zu den sogenannten Faktoren der Resilienz gehören neben empathischen und vernetzenden Fähigkeiten auch eine der Situation entsprechende und lösungsorientierte Handlungsfähigkeit. Arno Eisel »Ich arbeite generell sechs Tage pro Woche und im Schnitt 15 Stunden pro Tag. Durch den Spit-

zensport bin ich sicher härter im Nehmen und kann mich durchbeißen. Die Einstellung »Wenn´s mal weh tut dann hören wir lieber auf.«, die viele Menschen haben, kenne ich nicht. Das hilft sicher auch in einer Krisensituation und wir haben so auch den Kopf nicht in den Sand gesteckt.«

Politik und Staat als Förderer oder Verhinderer von Resilienz Die Steigerung der Widerstandsfähigkeit gegen Wirtschafts- und Finanzkrisen ist seit der globalen Finanzkrise von 2008 zu einem wesentlichen wirtschaftspolitischen Ziel der industrialisierten Welt anvanciert. Ökonomische Resilienz ist die Fähigkeit einer Volkswirtschaft, vorbereitende Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu ergreifen, unmittelbare Folgen ab zu mildern und sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Der Resilienzgrad wird dadurch bestimmt, inwieweit das Handeln und Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Performance der Volkswirtschaft auch nach der Krise sicher stellen kann. Arno Eisel: »Kredite und Stundungen sind keine Unterstützungsmassnahmen. Wir müssen in unsere eigenen Kräfte vertrauen und diese nutzen.« n

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»Ich denke, das regionale Konsumentenverhalten wird bleiben, weil die Leute jetzt wachgerüttelt sind.«

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Kurz & News

Die Merkur Versicherung AG weist für 2019 eine solide Prämienentwicklung aus. Die abgegrenzten Prämien über alle Sparten betragen 522,2 Mio. Euro und konnten mit einem Plus von + 5,8 Prozent sogar das Vorjahreswachstum übertreffen. Das Ergebnis des Gj. 2019 ist durch sinkende laufende Finanzerträge aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus belastet. Zusätzlich belasten der Brexit und der Handelsstreit zwischen USA und China die Kapitalmärkte. Der Gewinn vor Steuern erreichte rund 10 Mio. Euro. Vorstandsprecher Ingo Hofmann: „Das Ergebnis des Jahres 2019 belegt das solide Fundament unserer Versicherungsgruppe. Unsere Marke und unsere innovativen Produkte haben weiter an Strahlkraft gewonnen.“

Alljährlich erhebt Steiermark Tourismus die Besucherzahlen der Ausflugsziele. Die beliebtesten Ausflugsziele 2019 waren der Grazer Schloßberg, Planai und Hochwurzen, das Zotter Schoko-Laden-Theater mit Essbarem Tiergarten fast ex aequo mit dem Dachstein sowie die Tierwelt Herberstein. Beliebtester Veranstaltungsort war der Red Bull Ring in Spielberg. Die meistbesuchten Ausflugsziele nach Schätzungen waren die Basilika Mariazell, Wallfahrtskirche Pöllauberg und Pfarrkirche Pöllau sowie der Motorikpark Gamlitz. Die ersten Ausflugsziele haben schon Anfang Mai geöffnet, weitere folgten am 15. Mai, u. a. die Riegersburg, Tierwelt Herberstein, der Wilde Berg Mautern und der Tierpark Preding.

Verhalten im Schulverkehr der GKB

Am Montag, den 18. Mai, startete der eingeschränkte Schulbetrieb in der Steiermark. In den Zügen und Bussen der GKB gelten aus diesem Grund besondere Verhaltensregeln: Es gilt eine allgemeine Schutzmaskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in geschlossenen öffentlichen Räumen. Grundsätzlich gilt die 1-Meter-Abstandregel, bei erhöhtem Fahrgastandrang kann jedoch davon abgewichen werden. E ist zu beachten, dass die erste Sitzreihe im Bus und Bereiche an den Wartestellen gesperrt sein können. Aussteigen kommt vor dem Einsteigen und bei Kontrollen sind die Fahrscheine unaufgefordert vorzuweisen. In Bussen ist bei gültigem Ticket der hintere Eingang zu nutzen.

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Fotos: Merkur Versicherung AG/Chris Zenz, Steiermark Tourismus / Stefanie Teutsch, GKB Archiv

Die meistbesuchten Sehenswürdigkeiten

Merkur Versicherung zieht positive Bilanz


Foto: Schmickl

Kurz im Gespräch mit Reinhold Zötsch, GF Steirisches Kürbiskernöl g.g.A. Auch in der Hörkabine wurden zusätzliche Vorkehrungen zum Schutz der Kunden getroffen.

Neuroth schafft neue Standards für sichere Hörversorgung Der Hörakustikspezialist Neuroth kehrt in seinen Fachinstituten schrittweise zum Normalbetrieb zurück. Mit Gesundheitsexperten hat man daher ein umfassendes Schutzkonzept entwickelt. Die neu definierten Standards sollen insbesondere ältere Kunden schützen.

Anzeige Foto: Neuroth

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ut zu hören ist die Voraussetzung dafür, um miteinander kommunizieren und alles verstehen zu können. „Die aktuelle Situation hat gezeigt, wie wichtig das Hören im Alltag ist, etwa beim Telefonieren oder Fernsehen“, erklärt Lukas Schinko, der das österreichische Traditionsunternehmen Neuroth leitet. „Neben wichtigen Services bieten wir ab sofort auch wieder Termine für Hörtests und Hörgeräte-Anpassungen an“, sagt Schinko. Da die Kernkundschaft zur besonders schützenswerten Risikogruppe zählt, hat der Hörakustiker gemeinsam mit erfahrenen Medizinern und Gesundheitsexperten, wie etwa dem Infektionsspezialisten Bernhard Haas, ein umfassendes Schutzund Hygiene-Konzept entwickelt. „Wir wollen für eine sichere Hörversorgung bei bestmöglichem Schutz sorgen. Umso wichtiger war es uns, ein externes Expertenteam an Bord zu holen. Weil die

Gesundheit unserer Kunden und Mitarbeiter für uns an erster Stelle steht“, betont Schinko. Unter Einbindung eines Virologen, Hygienikers und HNO-Arztes wurden die Abläufe angepasst und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen definiert. Dazu zählen etwa die regelmäßige Desinfektion aller Flächen und Geräte, das Tragen von Schutzmasken sowie zusätzliche Schutzausrüstung und Präventionsmaßnahmen in der Hörkabine. „Wenn direkter Kundenkontakt notwendig ist, tragen unsere Hörakustiker neben einer Maske ein Schutzvisier“, sagt Schinko. „Wir wollen damit neue Standards schaffen, die für noch mehr Sicherheit sorgen.“ Das 15 Seiten umfassende Hygiene-Konzept kann hinkünftig auch anderen Geschäften bzw. Gesundheitsdienstleistern als Vorlage dienen. Neuroth stellt die Unterlagen deshalb auf seiner Website (www.neuroth.com) zur Verfügung.

Welche Akzente möchten Sie als neuer Geschäftsführer der Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl g.g.A. setzen bzw. welche Themen sind Ihnen besonders wichtig? Durch die Corona-Krise wurde klar sichtbar, dass für den Absatz Internet und Social Media sehr wichtig sind. Hier müssen wir in den nächsten Jahren noch besser werden. Der Gewinn sollte nicht bei den internationalen Online-Plattformen abgeschöpft werden, sondern in der Region bei Ab-Hof-Läden und Ölmüllern bleiben.

Gastronomie und Tourismus waren zu teilweise längeren Unterbrechungen im Geschäft gezwungen, wirkt sich das auf den Absatz des grünen Goldes aus bzw. wird das durch den Handel kompensiert? Der Ab-Hof-Verkauf von bäuerlichen Produkten ist generell stark von der CoronaKrise betroffen. Durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit der Kunden und durch das Ausbleiben der Urlauber blieb der AbHof-Verkauf hinter den Verkaufszahlen des Vorjahres zurück. Für die Ölmüller ist der Absatz in der Gastronomie durch die Schließung der Restaurants weggefallen. Dafür kam ihnen die verstärkte Nachfrage von regionalen Produkten im Einzelhandel zugute. Alle Rückgänge konnten aber in Summe durch einen starken Online-Verkauf fast zur Gänze kompensiert werden. Mit welchen Herausforderungen haben die 3.400 Mitglieder bzw. Ölmüller in der Corona-Krise zu kämpfen? Eine große Herausforderung für die Ölmüller ist insbesondere die Logistik. Sie müssen die Verfügbarkeit des steirischen Kürbiskernöls im Handel sicherstellen. Dazu kommen noch die Schutzvorkehrungen für alle Mitarbeiter, die die Produktion teilweise erheblich erschweren und beeinträchtigen. FAZIT JUNI 2020 /// 47


Wirtschaft

Die ausgezeichnete Qualität des steirischen Weines vom Jahrgang 2019 gibt Anlass zu Hoffnung auf wachsende Umsätze zu soliden Preisen.

Online-Verkauf als Quell der Hoffnung für steirischen Wein N

eben vielen anderen Branchen stellt die Corona-Krise auch die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. In besonders hohem Maße gilt das für die Weinbauern, und das obwohl die herbstliche Lese noch in weiter Ferne liegt. Fakt ist, dass seit dem „Lockdown“ Mitte März praktisch alle Gastronomiekunden weggefallen sind und Buschenschenken erst langsam wieder aufsperren dürfen. Da auch der Ab-Hof-Verkauf zwischendurch stark eingeschränkt war, sehen sich steirische Weinbauern mit teils massiven Umsatzeinbrüchen konfrontiert. Drastische Einbrüche beim Absatz Dazu kommt, dass die großen Weinpräsentationen, als wahre Publikumsmagnete und Werbeplattformen, für das gesamte Frühjahr abgesagt werden mussten, ebenso waren viele kleinere regionale Veranstaltungen und Verkostungen betroffen. Auch steht bereits fest, dass den Sommer über viele der traditionellen großen Feste nicht stattfinden werden. Betroffen ist derzeit auch nicht weniger der Export und insgesamt ist der Weinabsatz im Schnitt um mehr als die Hälfte zurückgegangen, erklärt Werner Luttenberger, Geschäftsführer der Wein Steiermark: „Die steirische Weinwirtschaft ist wie andere Branchen durch die Krise stark betroffen. Weingenuss findet nun mal in guter Gesellschaft 48 /// FAZIT JUNI 2020

statt. Die Schließung der Gastronomie, die ein wichtiges Absatzsegment darstellt, hat zu Umsatzeinbrüchen geführt. Außerdem sind die Einschränkungen zu Beginn des Verkaufsstarts für den 2019er Jahrgang gekommen.“ Besorgt äußert sich auch stellvertretend für viele Weinbaubetriebe Rosalinde Jöbstl vom Weingut Jöbstl in Gamlitz: „Die Gastronomie ist ein wichtiger Partner für uns, und wenn ich von unserem Betrieb ausgehe, werden viele Veranstaltungen, für die wir Lieferant sind, ausfallen und das sogar bis Ende August. Vor allem wird die Weinmenge, die über die Gastronomie und Veranstaltungen vermarktet wird und jetzt praktisch auf null gesetzt ist, das große Problem werden. Es wird ein Überangebot geben und das ist für den Preisdruck nicht positiv. Die Probleme werden sich im kommenden Jahr auswirken. Die Traubenerzeuger wird es wahrscheinlich als Erstes treffen, denn wenn der Absatz sich verkleinert, muss man auch nicht zukaufen.“ Online- und Ab-Hof-Verkauf legen zu Doch es gibt nicht nur negative Nachrichten, so Luttenberger: „Am besten hat sich der direkte Verkauf ab Hof gehalten. Durch kontaktlose Übergabe von Wein bzw. ebensolche Lieferung an Kunden konnten noch vernünftige Umsätze erreicht werden.“ Sprunghaft gestiegen ist wie in vielen Branchen die Bedeutung

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Wirtschaft

»Das Wichtigste für uns ist der gesicherte und stabile Inlandsmarktanteil auf sehr hohem Niveau.« Weinbaudirektor Werner Luttenberger

des Online-Handels. Die Webseite der Wein Steiermark hat daher mit dem Motto „regional einkaufen“ als Unterstützung viele Webshops steirischer Winzer online verlinkt, und das mit deutlichem Erfolg, so Luttenberger: „Die Betriebe waren unterschiedlich gut darauf vorbereitet. Vielfach waren wegen der funktionierenden Verkaufswege solche Aktivitäten nicht nötig. In einzigartiger Geschwindigkeit haben die Weingüter aber auf die geänderte Situation reagiert und ihre Weine online angeboten. Jene, die schon bisher im Online-Marketing aktiv waren, hatten natürlich Vorteile.“ Unter dem Motto „regional einkaufen“ finden Interessierte auf www.steiermark.wine/news jene Weinbaubetriebe, bei denen steirische Weine online bestellt werden können. Nach etlichen Anfragen von Weinbauern hat Micha Beiglböck, Mitbegründer von www.nahgenuss.at, mit seiner Plattform, die seit zwei Jahren hauptsächlich Fleisch von Direktvermarktern anbietet, ebenfalls spontan Bio-Weine in das Angebot aufgenommen. Mehr als zehn Bio-Weinbaubetriebe aus der Steiermark und angrenzenden Regionen sind schon an Bord und bieten online Weinpakete an. Be-

reits in einer kurzen Testphase konnten während der ersten Woche über 400 Flaschen Wein abgesetzt werden.

Hoffen auf den Sommertourismus Die Erwartungen vieler Buschenschankbetriebe richten sich auf die Sommersaison, wenn hoffentlich nicht nur Österreicher, sondern auch vermehrt Touristen aus dem Ausland wieder Reisen unternehmen, so Jöbstl: „Wenn die ausländischen Gäste weiter ausfallen, dann kann man nur auf Inländer hoffen. Die Südsteiermark war bis jetzt bereits ein Lieblingsgebiet für Kurzurlauber aus Österreich. Wir hoffen, dass uns vor allem in diesem Sommer treu bleiben. Aber da gibt es sicher noch Aufholbedarf. Eine Alternative wäre die Verlängerung der Saison bis Mitte Dezember, aber ob man so etwas so kurzfristig erfolgreich auch schafft, ist natürlich eine große Frage. Trotz allem sind Gäste aus Deutschland auch für die Südsteiermark sehr wichtig und deren Ausbleiben kann nicht durch Inlandstourismus allein ausgeglichen werden.“ Diesen Hoffnungsschimmer unterstreicht auch Weinbaudirektor

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Wirtschaft

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Die steirischen Weinbauern blicken derzeit noch sorgenvoll in die Zukunft.

Luttenberger: „Die zwei Monate sind schwer aufzuholen und die Gäste trinken deswegen ja nicht um vieles mehr aufgrund eines etwaigen Nachholbedarfs. Für mich besteht zumindest die Hoffnung, dass die Konsumenten des steirischen Weins auch heuer wieder zu ihren Lieblingsweingütern reisen können, um dort den neuen Jahrgang zu verkosten und auch mit nach Hause zu nehmen. Durch den sanften Start in die Vertriebssaison seit Mitte Mai sollte aber auf jeden Fall ein Teil des bisher ausgefallenen Absatzes nachgeholt werden können. Unser großes Plus: Die steirische Weinkulturlandschaft ist einzigartig wie ihre Anziehungskraft. Dabei lassen sich viele malerische Plätze mit schönen Terrassen entdecken, auf denen perfekt bei einem Glas Wein mit kulinarischer Begleitung ausgespannt werden kann.“ Einen Vorteil hat steirischer Qualitätswein allerdings noch gegenüber vielen anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Lebensmitteln, er ist sehr gut lagerfähig und das gilt auch für den Jahrgang 2019, so Luttenberger: „Die steirische Weinernte 2019 betrug ca. 24 Mio. Liter. Das ist nur unwesentlich weniger als die Vorjahresernte und das bei ausgezeichneter Qualität. Es handelt sich um einen klassisch steirischen Jahrgang mit frischer Säure und moderatem Alkoholgehalt. Besonders auffällig sind die fruchtigen Aromen und die schon jetzt vorhandene Eleganz und Harmonie.“ Diese hervorragenden Eigenschaften dürften den rundum gelungenen Jahrgang, der nun in den steirischen Weinkellern ruht und geduldig auf seine Kunden wartet, auch in der Nachkrisenzeit wieder zu einem begehrten Gut werden lassen.

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ie Corona-Pandemie beeinträchtigt Menschen und Wirtschaft weltweit und stellt auch unser Bundesland vor immense Herausforderungen. Um einer Krise weitgehend entgegenzusteuern, wurden in der Steiermark bereits Ende März erste unterstützende Maßnahmen für heimische Unternehmen gesetzt. „Dieses erste umfangreiche Hilfspaket umfasst 53 Millionen Euro. Das meiste davon dient der Übernahme von Zinsen für Überbrückungskredite, ein großer Anteil fließt aber auch in einen Hilfsfonds zur Unterstützung besonders betroffener Betriebe und Branchen“, erklärt SPÖKlubobmann Hannes Schwarz. Niemanden zurücklassen Auch auf die Beschäftigten habe man nicht vergessen: „Unser oberstes Ziel war es, niemanden in der Krise zurückzulassen. Darum haben wir uns in einem zweiten, 45 Millionen Euro schweren Pa52 /// FAZIT JUNI 2020

ket insbesondere der Unterstützung unserer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gewidmet.“ 20 Millionen Euro davon dienen einer CoronaStiftung zur Qualifizierung von Steirerinnen und Steirern, die aufgrund der Krise ihren Job verloren haben. Daneben wurden auch die finanziellen Mittel für Schuldnerberatung und einmalige Hilfen aufgestockt. „Nun wird es letztendlich auch darauf ankommen, dass sich die Bundesregierung mit den Folgen der Krise für die Menschen beschäftigt. Forderungen nach einem Mindestlohn und die Erhöhung des Arbeitslosengeldes dürfen nicht ungehört bleiben und müssen dringend in den politischen Diskurs einfließen. Und das nicht nur um der Kaufkraft und unserer Wirtschaft willen, sondern vor allem auch um den Österreicherinnen und Österreichern ein gutes Leben zu sichern!“, fordert Schwarz abschließend.

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SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz fordert: „Wir müssen sowohl Unternehmen als auch ArbeitnehmerInnen unterstützen!“


OFFEN FUR EUREN BESUCH Johann Hörzer, Obmann Verein der Murbodnerzüchter, und TANN-Leiter Siegfried Weinkogl leben auch in schwierigen Zeiten eine faire Partnerschaft.

Unsere Grazer HändlerInnen wie Verena sind wieder für euch da. „Es ist einfach schön, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Alle sind motiviert und positiv.“ Mit jedem Einkauf in heimischen Geschäften sichern wir Arbeitsplätze, Unternehmen und die Vielfalt in unserer Stadt. #kaufingraz

SPAR sichert faire Rindfleisch-Preise Auf dem Rindfleischmarkt wurde die Situation aufgrund der Krise schwieriger. Die Supermarktkette SPAR schützt die heimischen Rinderbauern, u. a. die steirischen Murbodner-Rinderbauern, mit einer Absichtserklärung vor dem enormen Preisverfall.

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ie heimischen Bäuerinnen und Bauern leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Die fallenden Rindfleisch-Preise setzen die heimischen Landwirte in jüngster Zeit jedoch zunehmend unter Druck. Um dem dramatischen Preisverfall entgegenzuwirken, unterstützt SPAR die Landwirtschaft mit unverändert fairen Einkaufspreisen für die kommenden schwierigen Wochen.

Schulterschluss mit Landwirtschaft „Wir sind seit 13 Jahren Partner von SPAR bzw. TANN und haben diese Partnerschaft stets als sehr fair erlebt. Mit dem aktuellen wichtigen Schulterschluss zwischen SPAR und den Rinder-Erzeugergemeinschaften werden die heimischen Rinderbauern unterstützt und damit ist zumindest ein Teil der Ware nicht weiter einem starken Preisverfall ausgesetzt“, erklärt Johann Hörzer, Obmann des Vereines der

Murbodnerzüchter. „SPAR bzw. TANN setzt seit über 25 Jahren bei Kalb-, Rind- und Schweinefleisch auf 100 Prozent österreichische Herkunft. Selbstverständlich stehen wir auch in dieser schwierigen Zeit hinter unseren langjährigen Partnerlieferanten“, ergänzt Siegfried Weinkogl, Leiter TANN Graz. Aus der Region für die Region „Lebensmittel aus der Steiermark bzw. aus Österreich haben bei uns Vorrang. Betriebe aus der Region beliefern uns seit Generationen in einer fairen Partnerschaft. Mit dem Verkauf von regionalen Qualitätsprodukten unterstützt SPAR heimische Betriebe und hilft, wertvolle Arbeitsplätze in allen Regionen des Landes zu sichern. Über 3.886 steirische Produkte von 437 steirischen Produzenten finden sich bei uns im Regal“, betont Christoph Holzer, Geschäftsführer von SPAR Steiermark und Südburgenland. FAZIT JUNI 2020 /// 53

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Kurz & News

BM Aschbacher besuchte AMS Steiermark

Das Flaggschiff der Kärntner Messen, die „Internationale Holzmesse/ Holz&bau“, wird nach Gesprächen mit Branchenexperten und Ausstellern auf den Termin vom 14. bis 17. Oktober 2020 verschoben. Die Fachmesse hat heuer durch die Absage sämtlicher branchenrelevanter Veranstaltungen ein Alleinstellungsmerkmal und setzt damit ein starkes Signal in Richtung Neubeginn. Messepräsidentin Maria-Luise Mathiaschitz und GF Bernhard Erler sehen die die Fachmesse als wichtiges Instrument zur Wirtschaftsbelebung: „Gerade jetzt ist es wichtig, der Branche eine Plattform der Vernetzung zu bieten. Die Holzmesse steht gerade jetzt mit vollem Einsatz hinter der Forstwirtschaft, der Sägeindustrie und dem Holzhandwerk.“

Naturfreunde spenden für Afrika

Der Klimawandel trifft die Menschen in Afrika besonders hart. Mit ihrem KlimaFonds ermöglichen die Naturfreunde die Umsetzung von Projekten, die die Auswirkungen des Klimawandels mildern und den Menschen Zukunftsperspektiven bieten. So auch in Finkolo im Süden von Mali, wo vor kurzem eine Lagerhalle für landwirtschaftliche Produkte errichtet wurde. Nach dem erfolgreichen Abschluss steht bereits das nächste Projekt in den Startlöchern: Die Naturfreunde Senegal wollen in den nächsten Wochen mehrere Tausend Obstbäume in Dörfern im Norden des Landes pflanzen und in die Obhut von Familien übergeben. Rund 8.000 Euro werden für die Umsetzung benötigt – Spenden sind daher auch weiterhin willkommen!

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Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: iStock

Kärntner Holzmesse auf Oktober verschoben

Fotos: AMS/Tauscher, Kärntner Messen, Doris Banspach / Naturfreunde

Bei einem Besuch des AMS Steiermark am 18. Mai sprach Arbeitsministerin Christine Aschbacher mit der Landesgeschäftsführung und den Führungskräften über die Bewältigung der Coronakrise und künftige Herausforderungen. Auf dem Programm stand zudem ein Rundgang durch die Serviceline, das Callcenter des AMS Steiermark. „Bei der Bearbeitung der unzähligen Anträge auf Kurzarbeit und Arbeitslosengeld stellte das AMS seine sehr gute Krisenorganisation unter Beweis. Die größte Herausforderung ist für uns die Verdoppelung der Arbeitslosigkeit“, erklärt der AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe. „Ein besonderes Augenmerk bei der ab sofort wieder intensivierten Vermittlung liegt für uns auf dem Lehrstellenmarkt.“


Start in die steirische Erdbeersaison

Fotos: Spar / Foto Luef, Arnold Pöschl / BKS, Raiffeisen / Hoffmann

Die steirischen Erdbeeren starten in die neue Saison: In Großpesendorf baut die Familie Gutmann seit 50 Jahren die „Gutis Erdbeeren“ an. „Unser großer Erfahrungsschatz stellt sicher, dass wir jedes Jahr zwischen Mai und Spätsommer vollreif geerntete Erdbeeren an Spar liefern können – natürlich auch in Krisenzeiten“, erklärt Markus Gutmann. Mit Liebe kultiviert, wachsen die Früchte in Torferde heran, bis sie per Hand gepflückt werden. Sein „Geheimnis“ ist Musikbeschallung der Pflanzen mit aktuellen Songs, Klassik und meditativen Klängen. Auch Geräusche wie Vogelgezwitscher und Wasserrauschen dürfen seine Pflanzen hören. „Das gibt ihnen einen zusätzlichen Impuls für den Frühling“, so Gutmann.

BKS Bank berichtet gutes 1. Quartal

Raiffeisen und OeKB wollen Exportchancen nutzen

„Die vergangenen Wochen waren für uns alle mehr als herausfordernd, aber wir sind sehr gut in dieses Jahr gestartet“, erklärt die BKS-Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer zum Quartalsbericht. „Der Zinsüberschuss nach Risikovorsorge von 28,7 Mio. Euro übertrifft jenen des Vorjahrs um 3,7 %. Der Provisionsüberschuss von 16,9 Mio. Euro ist um fast 20 % gewachsen“, freut sich Stockbauer. Zufriedenstellend ist auch die Entwicklung der Bilanzzahlen. Die Bilanzsumme der BKS Bank wuchs seit Jahresende 2019 auf 9,2 Mrd. Euro (+4,4 %), die Primäreinlagen um 3,3 % auf 6,9 Mrd. Euro. Covid-19 hat bislang zu keiner sichtbaren Veränderung in der Einlagenstruktur und beim Einlagenvolumen geführt.

Die heimische Exportwirtschaft zeigt sich auch in Corona-Zeiten widerstandsfähig. Das ist gut so, denn mehr als jeder zweite Euro wird in der Steiermark im Außenhandel erwirtschaftet. RLB-Vorstandsdirektor Rainer Stelzer und OeKB-Vorstand Helmut Bernkopf bekräftigen ihre Partnerschaft mit der Exportwirtschaft. „Die Exportwirtschaft könnte gerade in Krisenzeiten zur Wachstums-Lokomotive werden“, erläutert Stelzer, „denn exportierende Unternehmen wachsen im langfristigen Vergleich um 50% stärker als das heimische BIP.“ „Im Exportgeschäft geht es meist um langfristige Perspektiven, in der aktuellen Situation stehen aber auch rasche Liquiditätshilfen im Vordergrund“, erklärt Stelzer weiter.

GEMEINSAM HALTEN WIR DIE STEIERMARK AM LAUFEN. Danke an alle, die gerade jetzt in der steirischen Industrie arbeiten und produzieren.

dieindustrie.at/Kniepeiss

Wir brauchen Euch.


Unter den zahlreichen innovativen steirischen Start-ups sticht die EET – Efficient Energy Technology GmbH ganz besonders hervor: Nicht nur ist die dem Grazer Unternehmen zugrunde liegende technische Lösung ebenso einfach wie genial, sondern auch Handhabung, Design und Marketing waren von Anfang an aus einem Guss. Im Gespräch mit Fazit erklärt Christoph Grimmer, einer der Gründer von EET, wie es gelang, die gefährlichsten Klippen für Neugründer zu umschiffen. Von Josef Schiffer Am Anfang und als Grundstein jedes Startups, das diesen Namen verdient und sich auch auf dem freien Markt bewähren soll, steht eine zündende Idee, idealerweise auf der Basis von exzellenten fachlichen Kenntnissen. Die drei TU-Absolventen Christoph Grimmer, Stephan Weinberger und Florian Gebetsroither fanden bei ihrer gemeinsamen Arbeit an Projekten im Wasserstoffbereich der Technischen Universität Graz zusammen. Auf den entscheidenden Einfall kamen die Chemiker und Elektrotechniker, als sie damit experimentierten, die in diesem Forschungsumfeld verwendeten Messtechniken für eine neuartige Steuerung in der Solarstromerzeugung einzusetzen.

Vom Patent zur Gründung Dieses Mess- und Steuerungsverfahren ließen sich die drei angehenden Gründer patentieren, um darauf aufbauend eine Solaranlage/ein Solarmodul für die technisch unkomplizierte Einspeisung von elektrischer Energie im häuslichen Umfeld zu entwerfen. Das Unternehmen selbst wurde im Mai 2016 gegründet. In der ersten Phase 2017/18 erfolgte die technische Weiterentwicklung im Science Park der TU Graz, unter anderem mit Unterstützung durch die SFG-Programme „Start!Klar“ und „Ideen!Reich“. Im Herbst 2018 kam dann der Umzug in ein eigenes Gebäude, um den auf 18 Personen angewachsenen Mitarbeiterstab angemessene Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. 56 /// FAZIT JUNI 2020


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Das Produkt selbst besteht aus mehreren verschieden dimensionierten Komponenten für den flexiblen Einsatz in Wohnungen und Häusern. Für den günstigen Einstieg gibt es die LightMate-Systeme, wo einzelne Solarpaneele/Solarmodule in verschiedenen Größen, entweder am Balkon angebracht oder im Garten aufgestellt, den Solarstrom direkt in den Energiekreislauf speisen. „Das ist insbesondere

dort sinnvoll, wo Stromverbrauch vor allem bei Tageslicht anfällt“, erklärt Christoph Grimmer. Das erklärte Top-Produkt ist der SolMate, bei dem die Solarmodule mit einer Speichereinheit kombiniert sind, die für eine bedarfsgerechte Einspeisung des benötigten Stroms sorgt. Rund 25 Prozent des Energiebedarfs eines durchschnittlichen Haushalts bzw. 600 kWh pro Jahr könne das Photovoltaiksystem so abdecken, erklärt Grimmer.

Beitrag gegen den Klimawandel In nackten Zahlen gerechnet, amortisiert sich der SolMate bei den derzeitigen Strompreisen und dem aktuellem Zinsniveau erst nach rund zwölf Jahren, kalkuliert das Unternehmen. Freilich ist von weiter sinkenden Preisen für Solarzellen bei immer weiter ansteigender Effizienz auszugehen, betonen die jungen Erfinder. Aber an erster Stelle ist für das Team von EET die Anschaffung eines SolMate keine rein finanzielle, sondern vielmehr eine ideologische Frage. Hier spielt der aktuelle Trend im Kampf gegen den Klimawandel hinein, umweltbewusster und ressourcenschonender zu leben, eine wichtige Rolle, der zunehmend in urbanen Kreisen Zuspruch findet. Eine weitere Erwägung besteht auch in der Autarkie von zentralen Energieversorgern bzw. der Vorbeugung von Black-out-Szenarien. Die Einspeisung des überschüssig gewonnenen Stroms wird allerdings nicht abgegolten und steht dem Umfeld frei zur Verfügung, auch das ist ein sozialer Gedanke des miteinander Teilens.

Anstecken und Loslegen Das geniale am SolMate ist, dass es sich um ein kleines System handelt, das jeder technische Laie selbst und ohne jede Hilfe installieren kann, indem man es einfach bei einer ganz normalen Steckdose ansteckt. SolMate besteht aus mehreren leichten und flexiblen Photovoltaikpaneelen sowie der platzsparenden Speichereinheit. Die Paneele werden am Balkongeländer,

Auszeichnungen und Zukunftspläne Das schlüssige Konzept überzeugte nicht nur die Kunden der ersten Tranche, auch wenn es hier und da noch einige Kinderkrankheiten auszumerzen galt, sondern auch die Jurys von Wettbewerben sowie Investoren. Mit dem innovativen Produkt ist EET 2018 bei der #glaubandich-Challenge unter die Top 3 gekommen und im April 2019 errang man einen der begehr-

Gartenzaun oder an der Hausmauer montiert, mit dem Speicher verbunden und dieser an einer Steckdose angeschlossen. Mittels einer App kann die Produktion und der Verbrauch von Solarstrom am Smartphone ortsunabhängig überwacht werden. Ein besonderer Blickfang ist das schnörkellose Design der wetterfesten Speichereinheit mit dem langlebigen Akkupack und dezenten Bedienelementen, das im Hinblick auf das technikaffine und jugendliche Zielpublikum wohl nicht ohne Hintergedanken formal an die Geräte und Accessoires eines großen Computerherstellers aus Kalifornien erinnert. Aber Design und Marketing sind nun einmal unverzichtbare Elemente beim Absatz von Lifestyle-affinen Produkten, gibt Grimmer zu bedenken. Neben seinem Technikstudium hat er übrigens auch Wirtschaftswissenschaft studiert, was bei der Kalkulation in Einkauf und Verkauf nicht nur hilfreich, sondern geradezu existenziell notwendig ist, wenn sich ein Unternehmen längerfristig auf dem Markt behaupten will. Dem Absatz an SolMates wurde durch die Corona-Krise im Übrigen kein Abbruch getan, betont Grimmer, ganz im Gegenteil: „Wir sind aufgrund der hohen Nachfrage derzeit praktisch ausverkauft und müssen auf neue Lieferungen in einigen Monaten warten. Für die ersten Tranchen wollten wir von Haus aus nicht so große Bestände aufbauen, um etwaige Probleme und technische Mängel rasch beseitigen zu können.“

ten „Born Global Champions“-Awards. Bei einer Kickstarter-Kampagne konnte EET zudem mehr als 200.000 Euro einsammeln. Als namhafte Investoren sind die Unternehmer Klaus Fronius mit seinem Knowhow in Sachen Wechselrichter und Michael Koncar von der steirischen VTU-Group mit an Bord. Die Solarzellen und Akkuelemente werden von asiatischen Herstellern bezogen, aber die Endmontage der Speicher erfolgen bei einem Fertigungspartner von Fronius in Oberösterreich. Auch die Zukunftspläne des jungen Startups seien ehrgeizig, betont Grimmer: „Zunächst sehen wir unser Wachstum in Zentraleuropa, wobei neben Österreich vor allem der deutsche Markt von großer Bedeutung für uns ist. Wir haben aber auch schon mehrfach Anfragen aus den USA, insbesondere Kalifornien, erhalten. Dort gibt es mit weltoffenen, umweltbewussten und Innovationen gegenüber aufgeschlossenen Menschen ein enormes Potenzial zur Vermarktung unserer kompakten Solarsysteme.“ EET – Ef�icient Energy Technology GmbH Plüddemanngasse 105 8042 Graz, Österreich Tel. 0664/255 62 72 E-Mail: info@eet.energy Webseite: eet.energy

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Kurz & News

Gastronomie begrüßt Wirte-Paket

Berufsorientierung in der neuen Normalität

Berufliche Neugestaltung und gleichzeitig Selbsthilfe mit Kräutern machen gerade jetzt in der Krise Sinn. In Österreich kann man 2 bis 6 Monate Bildungskarenz in Anspruch nehmen, wenn man eine qualifizierte Aromaausbildung macht, sofern sie kein Hobbykurs, sondern eine Berufsausbildung ist. Da kommt das vielseitige Ausbildungsangebot von aromainfo.at gerade recht: Bei Ingrid Karner lernen Teilnehmer, Kraft aus der Natur zu schöpfen und mit Düften sich selbst und anderen zu helfen. „Unsere Absolventen fassen sowohl in der Selbstständigkeit Fuß, bekommen aber auch Jobangebote in Gesundheitsbranchen. Diese reichen von Wellnesseinrichtungen über Krankenhäuser bis hin zu Kosmetikherstellern“, so Karner.

Scoop & Spoon in New York prämiert

Die herausragende Arbeit von Scoop & Spoon wird weit über die Europäischen Grenzen hinaus gewürdigt. Das steirische Marketingund Technologieunternehmen zählt erneut zu den Finalisten des weltweit renommierten „Drum Marketing Awards“, diesmal in den USA. In der Kategorie „Best Use of Technology“ konnte Scoop & Spoon die Expertenjury erneut von sich überzeugen. Darüber hinaus wurde Scoop & Spoon für seine herausragende Arbeit in der Kategorie „Brand Strategy“ von der „International Academy of Digital Arts and Sciences“ des WebbyAwards in New York geehrt.

Fotos: Scoop & Spoon, Mathias Knieppeis, Renate Trummer / fotogenia

Mit dem Wirte-Paket wird die Mehrwertsteuer auf alkoholfreie Getränke von 20 auf 10 Prozent halbiert. Flankiert wird diese Steuersenkung von weiteren Maßnahmen, wie der Anhebung der Grundpauschale. Durch die zweimonatige Schließung gab es einen tiefen Einschnitt in der Erfolgsgeschichte der Gastronomie und sie war auf Lieferdienste und Abholung eingeschränkt. Das Paket bietet den Wirten jetzt eine wirtschaftliche Perspektive. „Für dieses Paket haben wir gekämpft und es wird beim Schwungmachen helfen. Wir müssen uns aber auch bewusst sein, dass diese Krise nicht mit dem Jahr 2020 vorbei sein wird. Auch in Zukunft müssen diese Entlastungen aufrecht bleiben“, betont WK-Gastro-Obmann Klaus Friedl.

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Fotos: Steirawirt – Richard Rauch, Land Steiermark

Kurz & News

Schlosskeller trifft auf Spargel, Maibock und Co „Wir freuen uns schon sehr darauf, Gäste wieder mit unseren Spezialitäten zu verwöhnen“, sagen Veronika Fritz und Markus Rath, die leidenschaftlichen Gastgeber des Schlosskellers Südsteiermark in Leibnitz. Am 15. Mai öffnete das Traditionswirtshaus am Seggauberg unter Einhaltung aller Sicherheits- und Hygienemaßnahmen seine Tore und hat für das Re-Opening eine neue Speisekarte vorbereitet. Im Mittelpunkt stehen saisonale Produkte wie Spargel, Maibock, Wildkräuter und Rhabarber. Markus Rath gibt auf der Website www.schlosskellersuedsteiermark.at und auf Social-Media-Plattformen Rezepttipps für südsteirische Spezialitäten, die einfach zum Nachkochen sind und gut schmecken.

Berufsbegleitende Karriereschmiede seit 1999 In zwei Jahren vom Ing. zum Dipl.-Ing. (FH) Unter diesem Motto bietet das Studienzentrum Weiz seit nunmehr 20 Jahren berufsbegleitende akademische Weiterqualifikation im Bereich Technik an. Die Diplomstudien der Hochschule Mittweida sind speziell auf praxiserfahrene HTL-Absolventen abgestimmt. Durch die mögliche Anrechnung von Vorqualifikationen verkürzt sich die Studiendauer von 8 auf 4 Semester. Gute Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Familie Der Studienablauf ist mit der Kombination aus Präsenzveranstaltungen und Fernstudienelementen optimal auf die Bedürfnisse Berufstätiger abgestimmt und ermöglicht flexible Zeiteinteilung. Die Vorlesungen finden 6 bis 7 Mal pro Semester am Wochenende statt, am Semesterende ist eine Prüfungswoche angesetzt.

Tierschutzlehrgang startet erneut Beim Hochschullehrgang „Tierschutz macht Schule“ erfahren Pädagogen, wie sie Tierschutzwissen über Hund, Katze, Vogel, Kuh & Co. kindgerecht vermitteln. An neun Wochenenden verraten Experten, wie Kinder die Körpersprache der Tiere richtig deuten können, wie gute Tierhaltung zu Hause umgesetzt werden kann und was Schüler über Heimtiere, Wildtiere und Nutztiere wissen sollten. LR Anton Lang, der den Tierschutzlehrgang im letzten Jahr erstmals in die Steiermark geholt hat, fördert den Hochschullehrgang heuer wieder und betont: „Tierschutz ist mir ein Herzensanliegen und hat einen wichtigen gesellschaftlichen Wert.“ Die Anmeldung zum Lehrgang erfolgt über PH-Online und ist von 1. bis 29. Mai 2020 möglich.

„Die Absolvierung des Studiums war mit Sicherheit eine der besten Entscheidungen meines Lebens! Als Programm-Manager bin ich nicht nur technisch und qualitativ für das Gesamtprojekt verantwortlich, sondern auch wirtschaftlich. Durch die neu gewonnenen Kenntnisse geht die Arbeit deutlich leichter von der Hand.“ Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Lucas Berger, Absolvent Nächste Starts September 2020 – jetzt anmelden! • Maschinenbau: an der BULME Graz • Wirtschaftsingenieurwesen: an der HTBLuVA Wiener Neustadt

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Kurz & News

WKO: Kroatische Pendler nicht aussperren

Große Freude bei der Übergabe der Trophäe an Nicole Schmidhofer (Mitte) mit LR Christopher Drexler (li.) und GF Gernot Uhlir (r.)

Steirische Sportler des Jahres ausgezeichnet Da es aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen nicht möglich war, die für 13. Mai geplante Steirische Sporthilfe-Gala durchzuführen, überreichte Sportlandesrat Christopher Drexler diesmal die Sieger-Trophäen persönlich an die steirischen Sportler.

Foto: GEPA pictures

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blicherweise werden die Auszeichnungen bei einer feierlichen Gala überreicht. Nachdem es aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen nicht möglich war, die Steirische Sporthilfe-Gala durchzuführen, hat Sportlandesrat Christopher Drexler eine alternative Form zur Überreichung der Auszeichnungen gewählt. Er war mit dem Geschäftsführer der Österreichischen Sporthilfe, Gernot Uhlir, unterwegs, um die Sieger-Trophäen, einen rund 18 Kilogramm schweren bronzenen Diskuswerfer, persönlich zu überbringen. LR Drexler betonte dabei: „Die Wertschätzung der großen Leistungen darf dieser Krise

60 /// FAZIT JUNI 2020

nicht zum Opfer fallen!“ Die Feier soll jedoch baldestmöglich nachgeholt werden. Tolle Leistungen gewürdigt Im Zuge dieser Tour konnten sie Nicole Schmidhofer (Ski) zur Auszeichnung zur Sportlerin des Jahres, Heike Koller (Tischtennis) zur Behindertensportlerin des Jahres, Angelino Zeller (Paraclimbing) zum Behindertensportler des Jahres, Hannah Suntinger (Turnen) zur Trainerin des Jahres, Bettina Platzer (Bowling) zur Special Olympics-Sportlerin des Jahres im jeweiligen Wohnumfeld – praktisch an ihrer Haustür – gratulieren. Steirischer Sportler des Jah-

res ist der Heeressportler Vinzenz Höck (Turnen) – ihn konnten Drexler und Uhlir im Büro von BM Klaudia Tanner in der Wiener Rossauer Kaserne mit dem Diskuswerfer überraschen. Die Trophäe für die Mannschaft des Jahres – die Kapfenberg Bulls (Basketball) – wurde Spielern, Funktionären und dem Head Coach vor ihrer Spielstätte, der Sporthalle Walfersam, überreicht. Die persönliche Übergabe des Diskuswerfers an den Trainer des Jahres, Andrej Kuzma (Basketball), muss ob seines Wohnortes in Slowenien zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Vielen steirischen Firmen droht erheblicher Schaden. Denn wie nun bekannt wurde, soll ab 18. Mai auch der Grenzübergang Spielfeld für kroatische Pendler gesperrt werden. „Die Problematik ist erheblich, da geschätzt 4.000 Kroaten in die Steiermark einpendeln, deren Nicht-Erscheinen am Arbeitsplatz massive Folgen für die heimischen Unternehmen hätte“, warnen WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Direktor KarlHeinz Dernoscheg. Auslöser für die drohende Sperrung sei eine Auslegung des Gesundheitsministeriums, wonach Pendler nur aus Nachbarstaaten kommen können. „Das ist aus unserer Sicht willkürlich, schließlich steht das nirgendwo so niedergeschrieben“, so Dernoscheg.

37.000 HärtefallfondsAnträge in Steiermark abgewickelt

Nach mehr als 20.000 steirischen Härtefallfonds-Anträgen in Phase eins, endete mit 15. Mai nun Phase zwei des Härtefallfonds. Fast 17.000 Anträge wurden hier in der Steiermark gestellt. „In Summe konnten wir bis dato mehr als 24 Mio. Euro an über 30.000 Anspruchsberechtigte im Auftrag der Bundesregierung ausbezahlen“, berichtet WKOSteiermark-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg. Für die Abwicklung waren auch in Phase zwei bis zu 80 Mitarbeiter der WKO Steiermark im Einsatz, und das zum Teil auch wieder an den Wochenenden.


Foto: Heiltherme Bad Waltersdorf, Eisenberger

Kurz im Gespräch mit Gernot Deutsch, GF Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf

ÖAMTC-Präs. Michael Lucchesi-Palli, LH Hermann Schützenhöfer, Pilot Peter Fleischhacker, LR Juliane Bogner-Strauß und LH-Stv. Anton Lang (v.l.) bei der Präsentation des von Christophorus 17.

Dritter Notarzthubschrauber für die Steiermark Der dritte steirische Notarzthubschrauber Christophorus 17 hat am 19. Mai am in St. Michael seinen Dienst aufgenommen. Im Beisein von LH Hermann Schützenhöfer, LH-Stv. Anton Lang und LRin Juliane BognerStrauß wurden der neue Stützpunkt sowie der Hubschrauber vorgestellt.

Foto: Land Steiermark / Streibl

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hristophorus 17 ist der zweite Notarzthubschrauber in Österreich, der rund um die Uhr für lebensrettende Einsätze zur Verfügung steht. Aufgrund der Stationierung in St. Michael in der Obersteiermark kann in den Nachtstunden jeder Ort in der Steiermark binnen 30 Minuten erreicht werden. Am neuen Stützpunkt, der in einer Bauzeit von nur neun Monaten errichtet wurde, werden insgesamt sechs Piloten, 22 Notärzte sowie zwölf Flugretter im Einsatz sein. LH Hermann Schützenhöfer betonte dazu: „Der Christophorus 17 steht nun 24 Stunden für Einsätze zur Verfügung. In Notfällen kann die oft lebensnotwendige medizinische Versorgung schnellstmöglich erfolgen.“ „Damit ist ein weiterer Meilenstein für die Sicherheit in der Steiermark erreicht worden. Mein großer Dank gilt allen Beteiligten, die dieses Projekt realisiert haben“, ergänzte LH-Stv. Anton Lang.

„Das gesunde Netzwerk für die Steiermark basiert auf dem Zusammenspiel zwischen Krankenanstalten, Ärzten sowie den Rettungsdiensten. Mit dem nachtflugtauglichen Hubschrauber wird ein wichtiger Schritt im ‚Regionalen Strukturplan Gesundheit 2025‘ umgesetzt. Damit ist die Notfallversorgung in der Steiermark rund um die Uhr besser aufgestellt“, erklärte LR Juliane Bogner-Strauß. „Die Flugrettung in der Steiermark ist seit zwei Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte. Die Vision der ÖAMTC-Flugrettung ist es, überall und zu jeder Zeit helfen zu können – in der Steiermark sind wir diesem Ziel jetzt einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Dem Land Steiermark gebührt dafür ein herzliches Dankeschön“, betont Reinhard Kraxner, GF des ÖAMTC-Flugrettungsvereins. Im Jahr 2019 wurden die Notarzthubschrauber zu 2.359 Einsätzen gerufen.

Einen solchen Einschnitt wie durch die Corona-Krise hat die steirische Thermenbranche noch nicht erlebt, wie gehen Sie damit um? Mit einem ganz klaren Blick nach vorne. Die Krise ist da, wird von uns akzeptiert und von Anfang an haben mein Team und ich an der Nach-Corona-Zeit gearbeitet. Also an der Wiederöffnung zu neuen touristischen Bedingungen mit mehr Platz, mehr Sicherheit, mehr Abstand und mehr Individualität für die Urlauber. Wann hoffen Sie, den geregelten Betrieb wieder aufnehmen zu können? Einen geregelten Betrieb sehen wir ab Herbst. Bis dahin wird zwar eine Öffnung oder Teil-Öffnung möglich sein, aber zu viele Verordnungen werden den Urlaub in einer Form beeinflussen, der die Gedanken der Gäste noch nicht frei sein lässt. Urlaub ist aber immer eine Kombination aus Freude, Spaß, Freiwilligkeit und Faulheit. Welche Maßnahmen zur Sicherheit sind damit verbunden? Es sind die Standards, die für ganz Österreich und alle Branchen gelten. Mund-Nasen-Schutz, Gesichtsschilde, Abstandsmarkierungen, Plexiglasschutzwände, Handschuhe, Desinfektionsmittel, leicht zu desinfizierende Utensilien im gesamten Areal.

Welche Hilfe erwarten Sie von Seiten der Bundesregierung bzw. auch der Landesregierung? Direkte Unterstützung in Form von nicht rückzahlbaren Förderungen, die Übernahme der Kosten während der Schließzeit inklusive den fehlenden Einnahmen, Stärkung von Steiermark Tourismus, Stärkung der Österreich Werbung, Senkung der Lohnnebenkosten, Förderung größerer Tourismusorganisationen. FAZIT JUNI 2020 /// 61


Politik

Die Steirische Volkspartei begeht ihr 75-Jahre-Jubiläum online Die Steirische Volkspartei feierte am 18. Mai ihr 75-jähriges Gründungsjubiläum. Wegen der Coronakrise wurde eine Woche lang auf den eigenen Online-Plattformen und in den Sozialen Medien an große Persönlichkeiten und prägende Ereignisse erinnert.

W

egen der Coronakrise und ihren Beschränkungen verlegte die Landeshauptmannpartei ihr Jubiläum ins World Wide Web. „In Zeiten wie diesen gibt es klarerweise Wichtigeres als zu feiern“, erklärte Landesparteigeschäftsführer Detlev Eisel-Eiselsberg. Das habe die Steirische Volkspartei zuletzt ganz klar mit der Steirerband-Aktion „Aufeinander schauen ist steirisch“

www.wirtschaftsbund.st

bewiesen, mit der bereits 100.000 Euro eingenommen wurden und vielen Menschen geholfen wurde. Die „Geburtstagswoche“ begann mit einer Online-Rede von Landesparteiobmann Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer. Landeshauptmann a. D. Waltraud Klasnic ließ die Hörer in einem Podcast an ihren Erinnerungen teilhaben. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer nütz-

te das Jubiläum zum Dank an seine Vorgänger: „Ich möchte mich bei den steirischen Landeshauptleuten, Anton Pirchegger, Josef Krainer senior, Friedrich Niederl, Josef Krainer junior und Waltraud Klasnic und meinem Vorgänger Franz Voves bedanken. Sie alle haben großartige Leistungen für unser Land erbracht und unsere Steiermark auf diesen erfolgreichen Weg geführt. Ohne sie

alle wären wir nicht da, wo wir heute sind.“ Mit den Worten „Querdenken, vordenken, nachdenken, innovativ und revolutionär gestalten“ beschreibt Schützenhöfer das Wesen der Partei und ergänzt: „Bleiben wir auch weiterhin eine Bewegung, die weit über den Tellerrand hinausschaut, sich auf christliche Werte besinnt, aber mit Blick auf die Realität versucht, unse-


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re Werte in die Gegenwart zu übersetzen!“ Alle Beiträge des online begangenen Jubiläums sind auf der Webpage www.stvp.at bzw. auf Facebook und YouTube zu sehen. Am 18. Mai 1945 wurde die Steirische Volkspartei im Konventsgebäude der Kreuzschwestern in Graz gegründet. Am 25. November 1945 fanden die ersten Landtagswahlen nach dem Krieg statt. Die Steirische Volkspartei erreichte damals mit 53,02 Prozent die absolute Mehrheit. Anton Pirchegger wurde erster demokratisch gewählter steirischer Landeshauptmann der 2. Republik. Er folgte auf den im Mai 1945 zuerst von den russischen Besatzern provisorisch eingesetzten und später von den Briten anerkannten Sozialde-

mokraten Reinhard Machold. Der Landesregierung gehörte mit Alois Dienstleder auch der im Jahr 1933 letzte demokratisch gewählte Landeshauptmann der Steiermark von der

Christlich Sozialen Partei an. Die Sowjets, die zu diesem Zeitpunkt die Steiermark besetzten, verlangten von Dienstleder die Gründung einer neuen Partei. Und so wurde in Graz

die „Steirische Volkspartei“ als Landesorganisation der zuvor gegründeten ÖVP aus der Taufe gehoben.

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WB fordert rasche Hilfe für Seilbahnen Der Lockdown wegen der Corona-Krise hat die Seilbahnbetriebe mehr als einen Monat, in einer ohnehin schon kurzen Saison, gekostet. Ein Ende der Beförderungssperre wurde für den 29. Mai angekündigt, doch eine Verordnung, wie die Öffnung erfolgen kann, gibt es dazu noch nicht. „Das Ministerium muss die notwendigen Verordnungen endlich veröffentlichen“, mahnt WB Landesobmann Präsident Josef Herk zur Eile. „Viele Betriebe stehen mit dem Gesicht zur Wand. Sie wollen endlich wissen, unter welchen Voraussetzungen sie den Betrieb wieder starten können. Seilbahnen können nicht einfach losstarten, da braucht es Vorlaufzeiten“, betont Fabrice Giradoni, Obmann der Seilbahnen und Betreiber der Berglifte Stuhleck.

Neuer Spartenobmann Industrie der WKO Kärnten Nach fünf Jahren als Obmann der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Kärnten gibt Alexander Bouvier von der Treibacher Industrie AG den Staffelstab weiter. Neuer Obmann der Industriebetriebe Kärntens wird Michael Velmeden, der CEO von cms electronics in Klagenfurt. Sein Unternehmen ist in Fertigung von elektronischen Baugruppen tätig. Inzwischen ist man auch in Ungarn, Deutschland und China vertreten. „Ich danke Alexander Bouvier für seine ertragreiche und ausgezeichnete Arbeit. Diese Erfolge sind für mich Auftrag, den Erfolgsweg fortzusetzen“, sagt Velmeden.

BlueSky Energy holt Speicherproduktion nach Europa

Der oberösterreichische Stromspeicherspezialist BlueSky Energy plant aufgrund gestiegener Nachfrage zu expandieren und die gesamte Produktion des Salzwasser-Stromspeichers Greenrock mit voller Wertschöpfung im deutschsprachigen Raum aufzubauen. „Eine regionale Fertigung ist von großer ökologischer sowie wirtschaftlicher Bedeutung“, informiert BlueSky Energy GF Thomas Krausse. „Die Batteriezellen waren bis jetzt der limitierende Faktor für unser Wachstum. Aus diesem Grund haben wir schon vor Zeiten von Corona die ersten Schritte gesetzt, die gesamte Produktion nach Europa zu holen. Die Lieferkette wird verkürzt, Arbeitsplätze werden geschaffen und die regionale Wertschöpfung erhöht“, so Krausse weiter.

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Der Verein „Wirtschaft für Bildung“ unterstützt sechs Lerncafés der Caritas Kärnten mit 20 Notebooks. Er ermöglicht so die Teilhabe vieler Schüler und Schülerinnen am digitalen Lernen in der Corona-Krise. „Kein Mädchen oder Bursche darf von Bildung ausgeschlossen werden, nur, weil sich ihre oder seine Eltern einen Laptop nicht leisten können“, sagt Georg Niedersüß (Griffnerhaus GmbH) als Obmann des Vereines. Während der Großteil der Lerncafé-Schüler seine Aufgaben elektronisch erledigen kann, gibt es doch einige, denen es an den entsprechenden Geräten mangelt. Denn: In Corona-Zeiten ist digitales Lernen das Um und Auf, aber leider nicht allen ohne weiteres möglich.

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Man kann alles schaffen. Wenn man es nicht ganz alleine schaffen muss.

In der Ausgabe #161 vom April dieses Jahres ist uns leider ein Irrtum unterlaufen. Die Kurzmeldung zur »Fernwärmeoffensive für saubere Luft in Graz« (Seite 16) hatte leider den falschen Text zum Inhalt. Wir bedauern diesen Fehler im Layout und werden zur gegebenen Zeit den Text aktualisiert nachholen. -red-

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Die Corona-Pandemie stellt die Steiermärkische Sparkasse vor große Herausforderungen: v.l. Georg Bucher, Vorstandsmitglied, Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender, Walburga Seidl und Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglieder

Die Steiermärkische und die Corona-Herausforderungen D

er CEO der Steirermärkischen eröffnete, dass er trotz guter Zahlen keine Jubel-PK veranstalten werde. Er ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass eine gute Eigenkapitaldecke und eine gesunde Kundenstruktur eine wich66 /// FAZIT JUNI 2020

tigste Voraussetzung dafür seien, dass die Bank nun über einen extrem langen Atem verfüge, um ihre Kunden durch die schwierige Zeit zu führen. Schließlich wisse noch niemand, wie lange sie letztendlich dauern werde.

Das Bilanzjahr 2019 schloss die Steiermärkische Sparkasse mit einem Rekordgewinn nach Steuern von 197 Millionen Euro ab, der zur Gänze dem Eigenkapital zugeführt wurde. Der Kommerzbereich hat etwa 62 Millionen zum Ergebnis

beigetragen. Die Bilanzsumme stieg auch wegen 70.000 Neukunden auf 17,2 Milliarden. Das für die Leistungsfähigkeit der Bank ausschlaggebende Eigenkapital erhöhte sich dadurch von 1,64 auf 1,83 Milliarden Euro und konnte zwi-

Foto: Werner Krug

Der Corona-Lockdown und nicht die durchwegs guten Vorjahreszahlen überschattete die Bilanzpräsentation der Steiermärkischen Sparkasse. Generaldirektor Gerhard Fabisch hatte daher zu einer virtuellen Veröffentlichungs-Pressekonferenz geladen.


Wirtschaft

individuell vereinbart werden. Bei Kunden, die vor der Krise wirtschaftlich gesund waren, würden diese sofort bearbeitet und positiv erledigt. Auch bei den staatlichen Kredithaftungen arbeitet die Bank intensiv mit ihren Kunden zusammen, so Fabisch: „Wir haben derzeit 740 AWS- bzw. ÖHT-Überbrückungsfinanzierungen mit einem Volumen von rund € 185 Millionen Euro sowie 19 OeKB-Kredite mit einem Volumen von etwa € 48 Millionen in Bearbeitung. Davon konnten wir bereits ca. 400 Finanzierungen auszahlen.“ Das Finanzierungsvolumen liege jedoch deutlich unter der Hälfte des beantragten Volumens. Auch der SFG-Zinsenzuschuss

der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) werde extrem gut angenommen und zu jeder Überbrückungsfinanzierung mitbeantragt. Aufgrund des großen Ansturms bei den Förderstellen sei in den nächsten Wochen eine Verzögerung bei den Genehmigungen der Haftungsanträge zu erwarten. „Um Härtefälle bei wirtschaftlich gesunden Unternehmen zu vermeiden, werden wir uns geeignete Maßnahmen überlegen, um diesen die dringend benötigten Finanzierungsmittel vorzufinanzieren“, schließt der Bankchef seine Ausführungen. Aus seinen Worten ist aber auch herauszuhören, dass es für Unternehmen, die schon vor Corona in finanziel-

len Schwierigkeiten steckten, nun noch schwieriger werden könnte, den Kopf über Wasser zu halten. Denn schließlich belasten auch jene Kredite, für die nun Republik haftet, das Obligo und damit das Insolvenzrisiko. Österreichische Banken sind europarechtlich dazu verpflichtet, vor jeder Kreditentscheidung die Bonität ihrer Kunden zu bewerten. Krisenzeiten fördern immer auch Aktivitäten auf der Veranlagungsseite. Derzeit registriert die Bank eine stärkere Nachfrage nach Gold, aber auch nach Aktienfonds. Während Gold als sicherer Hafen für Krisenzeiten gilt, wollen viele Anleger die derzeit niedrigen Wertpapierpreise für Zukäufe nützen.

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Erwin Scheriau

schen 2011 und 2019 mehr als verdoppelt werden. Bis Anfang April wurden etwa 1.000 Kreditstundungsanträge bei der Bank gestellt und seit dem gesetzlichen Moratorium weitere 4.500, davon 250 von Kleinstunternehmen. „Von den online eingereichten Stundungen können wir etwa 60 % automatisch erledigen, den Rest müssen wir aufgrund von Fehleingaben händisch bearbeiten“, ergänzte Gerhard Fabisch am 24. April die Angaben bei der Bilanz-PK. Etwa 90 Prozent der Stundungsanträge würden den Kriterien des gesetzlichen Moratoriums unterliegen und daher automatisch erledigt werden. Stundungen, die außerhalb des Moratoriums lägen, müssten

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FAZIT JUNI 2020 /// 67


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ler sind die Grundlage und die Vision von racknex. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit innovativen Menschen den Alltag und den Umgang mit Computer Hardware zu verbessern. Denken und Handeln als Mannschaft Die Schnittstellen von racknex sind von der Kundenbetreuung bis hin zur Organisation

und Technik eng verzahnt. Daraus ergibt sich der Vorteil der schnellen und flexiblen Reaktionszeit auf aktuelle Marktveränderungen. So erhalten unsere Kunden die Sicherheit, über direktem Weg Know-how und individuelle Lösungen zu bekommen. racknex.at

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Bauen & Wohnen

Die Zukunft will im Glücksdorf wohnen Immobilien haben sich in der Vergangenheit als verlässliche Krisenwährung erwiesen. Je tiefer die Rezession ausfällt, desto niederer werden die Kreditzinsen sein müssen, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. So schwierig das für die Banken auch sein mag, so fördert es immerhin die Investitionsbereitschaft in Immobilien. Die scheint ungebrochen. Nik Lallitsch

Foto: Raiffeisen Bauträger und Projektentwicklungs GmbH

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ezeichnenderweise hat sich die Zahl der Immobilientransaktionen seit 2008 um zwei Drittel gesteigert. In der Steiermark wurden im Vorjahr 21.200 Kaufgeschäfte mit einem Rekordwert von erstmals über vier Mrd. Euro abgewickelt, 2,7 Mrd. davon flossen in die Landeshauptstadt und ihr Umland. Graz hat sich allen „Immobilienblase“-Rufen zum Trotz als Immobilien-Hotspot weiter etabliert. Dennoch scheint Nachdenklichkeit angebracht. Renaissance des ländlichen Raums? Vielleicht hat uns Mutter Erde ja ins Home Office geschickt, damit wir uns in ein paar ruhigen Momenten Gedanken über die Zukunft machen?

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Diesmal steht nicht nur die Anlagestrategie auf dem Prüfstand, sondern auch unser Lebensstil. Neben kurzfristigen Reaktionen wird es um neue Denkweisen gehen. Unsere Arbeits- und Wohnwelten sind unwiderruflich im Umbruch. Das hat Auswirkungen auf den Immobilienmarkt. Fahren wir alle in der neuen TelKo- und ViKo-Ära noch quer durch Stadt und Land zu Besprechungen und Meetings? Wie viel Büroflächen braucht das Unternehmen im anbrechenden Zeitalter des „Team-Splittings“ und „Desk Sharings“? Wird OnlineShopping die Einkaufszentren überflüssig machen? Wird das sinnlich-gemütliche Einkaufsvergnügen in den Stadtkernen und Ortszentren eine Renaissance erfahren? Nachhaltigkeit, regionale Produkte, sanfte Mobilität, kurze Wege, gelebte Nachbarschaft, sparsamer Umgang mit den Ressourcen – das gewinnt wohl wieder an Bedeutung. Sehnsuchtsort Glücksdorf Dieses zarte Pflänzchen müssen wir hegen: Noch vergeu-

den wir Wohnbauförderungsmittel, indem wir den Neubau von Einfamilienhäusern im Umland fördern. Dieses Geld sollte nur noch in Abwanderungsgebiete investiert werden, damit dort Infrastruktur geschaffen werden kann. Die Gemeinden mit negativer Bevölkerungsentwicklung brauchen eine bessere Erreichbarkeit – und zwar auf Schiene, Straße, Radweg und per Breitband-Internet – bessere Kinderbetreuungseinrichtungen, Kultur-, Sport- und Veranstaltungsmöglichkeiten, damit sie neue Dauerbewohner gewinnen können. Die Jungen ziehen ja weg, weil sie kaum Arbeit, aber auch wenig Infrastruktur, wenig Unterhaltung und kaum „Ihresgleichen“ vorfinden. Graz ist eine Hauptstadt der Lebensqualität, die Bezirksstädte bieten hohe Wohnqualität, aber der Sehnsuchtsort der Steirerinnen und Steirer ist das Glücksdorf. Grundstücke, Wald, Gartenwohnungen, das Haus im Grünen sind jetzt besonders stark nachgefragt. Die Isolation daheim hat den Wert eines lebenswerten und gemütlichen Zuhauses noch verdeutlicht. Auch wenn früher oder später wieder Normalität in unseren Alltag einzieht, so werden tendenziell höhere Werte als bloße Rendite in das Denken der Immobilienwirtschaft Einzug halten. Ein Glück im Unglück …

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Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Heimo Binder

Der Greiร ler im System

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Fazitportrait

Wo Schatten ist, ist auch Licht. Der »Lockdown« rückte systemrelevante Berufsgruppen ins rechte

Licht. Dazu zählen auch kleine Lebenmittelgeschäfte wie »Feinkost Kabir-Lichtenegger« in der Grazer Glacisstraße. Bisher fuhren die meisten vorbei, jetzt bleiben manche stehen, sogar ohne Auto.

S

elten war es am Grazer Glacis so ruhig. Die weltweite Verbreitung eines Virus sorgte auch in einer der Hauptverkehrsadern von Graz für bessere Luft, niedrigeren Blutdruck und nur leichtes Verkehrsgerinsel. Eichhörnchen spielten am Glacis Fangen, Entenfamilien konnten gefahrlos die Straße überqueren. Es war, als ob auch die Autos zu Hause bleiben mussten. Tankstellen gehörten zu den verlassensten Plätzen der Stadt, Geschäfte und ganze Shoppingmalls blieben geschlossen, die Bewohner in den Häusern. So oder so ähnlich wird man es sich später einmal erzählen. Wir befinden uns im Jahre 2020 n. Chr. Die ganze Stadt ist von einem Virus erobert. Die ganze Stadt? Nein! Einige von unbeugsamen Systemerhaltern bevölkerten Institutionen hören nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Sie machen das Leben nicht leicht für die viralen Legionäre, die als Besatzung in befestigten Bezirken wie Jakominorum, Geidorfium, Lendanum und Griesbonum liegen. Einige Systemrelevante: Krankenhauspersonal, Pflegekräfte, Kraftfahrer und Zusteller, Reinigungsdienste, Müllabfuhr. Nur ganz bestimmte Läden durften geöffnet bleiben, sogenannte systemrelevante Betriebe. Dazu zählten zuallererst jene, die die Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgten. Da fielen sie uns wieFAZIT JUNI 2020 /// 75



Fazitportrait

Das Bier ist bei uns günstiger als im Supermarkt.

der ein, die Greißler. Die, die gleich ums Eck waren, die innigste Verbindung zwischen dem großen Welthandel und dem kleinen Letztverbraucher. Wo man noch »Anschreiben« lassen konnte, wenn Ebbe im Geldbörsel war, und wo es statt »Kommunikationsmaßnahmen« noch persönliche Beziehungen gab. Deren Tiefe wiederum ausschlaggebend dafür war, wieviel und vor allem wie lang man anschreiben konnte. Neukunden mußten schon beim nächsten Einkauf ihre alte Rechnung begleichen, während Stammkunden sich damit in der Regel bis zum nächsten Monatsersten Zeit lassen konnten. Üblicher- wie praktischerweise waren die Greißler fast ausschließlich Familienbetriebe, wo niemand so genau auf die Uhr schaute oder sich für irgendwelche Arbeiten zu schade war. So ist es auch beim einsamen Greißler am Glacis.

Bedeutung und Wert Ironischerweise bedurfte es eines gesundheitsrelevanten Anlasses, um Bedeutung und Wert auch jener Nahversorger, die noch nicht von einer großen Handelskette geschluckt worden sind, wieder angemessen schätzen zu können. Irgendwann in den Neunzehnfünziger- oder -sechzigerjahren begannen die Greißler sich als Delikatessen- oder Feinkostladen zu bezeichnen, da sie in erster Linie Lebensmittel führten. Doch die »Zwischenhändler des Verderblichen«, wie einst die amtliche Definition lautete, setzten als gute Unternehmer gern auf weitere Standbeine, sprich Einkünfte, und fungierten häufig als Gemischtwarenhandlung. So kam es, dass es zur Freude so mancher Kundschaft auch im »Lockdown-Modus« anno 2020 Toilettenpapier zu kaufen gab. Ein Umstand, dessen zumindest nachträgliche Einstufung als Luxusproblem die allgemeine Lage stark beruhigte. Auch bei »Feinkost Lichtenegger« gab und gibt es diesen Artikel. Als einem der letzten Greißler der Stadt wurde ihm plötzlich das helle Licht des Systemerhalters zuteil. Zwar war er das bislang auch schon, aber Beachtung fand das kaum. Nun hatte er als eines der wenigen Geschäfte am Glacis, an der Ecke Attemsgasse, auch im März und April geöffnet. Dadurch entdeckten viele Kunden das Geschäft

Reza Kabir

gewissermaßen neu. Jene, die es ohnehin kannten, besannen sich wieder der Existenz des Greißlers ums Eck und neue Kundschaft nutzte die leichte Erreichbarkeit dieses Nahversorgers auch ohne Auto. Aber auch viele, die weiter entfernt wohnen, machten von einem althergebrachten Greißlerservice Gebrauch – von der Zustellung.

Perser statt Grieche Tatsächlich heißt der Feinkostladen ja »Kabir-Lichtenegger«. Der Ehemann von Josefa Lichtenegger, Reza Kabir, ist gebürtiger Iraner. Die beiden betreiben das Geschäft bereits seit 33 Jahren an diesem Standort. Josefa Lichtenegger geht in diesen Räumlichkeiten sogar schon seit 1972 ein und aus, damals hat sie hier als Lehrling angefangen. Zu dieser Zeit hatte das Geschäft einen griechischen Namen: Familie Kallinidis versorgte ihre Kundschaft auch mit Waren aus Griechenland, woran das Ehepaar Kabir-Lichtenegger sehr zur Freude von Griechenlandurlaubern und -fans nichts geändert hat. Das Geschäft hat eine mehr als hundertjährige Geschichte. Ursprünglich hieß es Groyer und vor dem Ersten Weltkrieg soll es eine Suppenküche gewesen sein. Reza Kabir kam 1970 von Teheran nach Österreich, legte eine Studienberechtigungsprüfung ab und studierte in Graz Volkswirtschaft. Regelmäßig fuhr er mit dem Balkanexpress um 4 Uhr 10 in der Früh nach Wien, um dort noch zusätzlich Welthandel zu studieren. Sein Vater war unter dem Schah von Persien Notar, Hochschullehrer und Abgeordneter. Als Perser entdeckte Reza Kabir alsbald den Teppichhandel für sich und betrieb bis 2004 in der Wickenburggasse ein Teppichgeschäft. Zunächst hatte er nur ein Teppichlager – in einem Raum des Lebensmittelhändlers Kallinidis in der Glacisstraße, wo er auch Josefa kennenlernte. Als im Jahr 1979 Ayatollah Khomeini im Iran an die Macht kam, bedeutete das auch das Ende der Unterstützung durch die Eltern und Reza musste seine Studien jeweils vor der letzten Teilprüfung aufgeben. Drei seiner vier Geschwister sind in die USA ausgewandert. »Der Teppichhandel war in den Neunzehnsiebziger- bis in die -neunzigerjahre

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Fazitportrait

Wir sind ein Nostalgiegeschäft. Josefa Lichtenegger

ein gutes Geschäft«, plaudert er aus der Schule. Aber diese Zeiten waren vorbei. 1987 übernahm er mit seiner Frau schließlich das Lebensmittelgeschäft. Er legt Wert darauf, günstig zu sein und geht abseits der Einkaufsgemeinschaften der Großmärkte seine eigenen Wege.

Direktimporte und Regionalität »Wir importieren direkt aus Indien, zum Beispiel den Reis, aber auch aus Griechenland. Wir kaufen in Deutschland genauso ein wie beim Metro. Und wenn irgendwo, zum Beispiel beim Penny, ein Angebot ist, kaufe ich dort ein. Aber wichtig ist bei uns auch die regionale Ware, etwa beim Gemüse. Das wird, soweit vorhanden, in Österreich eingekauft, so die Tomaten oder der Grazer Krauthäupel.« Große Reissäcke aus Indien zeugen von seiner regen Handelstätigkeit. Allein vom Reis werden von Kabir zwei Tonnen pro Jahr unter anderem auch an die Gastronomie verkauft. Dort sieht es im Moment allerdings nicht rosig aus. Bis Mitte Mai waren die Gasthäuser bekanntlich geschlossen und ihre Bestelldienste kompensierten nicht viel. Sehr gut kommt auch sein Olivenöl an, rund 900 Liter gehen pro Jahr über den Ladentisch. Oder vier Paletten mit getrockneten und kandierten Früchten, was einer Tonne entspricht. Bei Walnüssen ist es sogar noch mehr: »550 Kilogramm pro Halbjahr.« Insgesamt erwirtschaftet das Ehepaar mit einer Teilzeitangestellten einen Jahresumsatz von rund 100.000 Euro. Reza Kabir ist zufrieden. Außerdem legt er Wert auf ein soziales Miteinander. Die Zeiten des »Anschreibens« sind zwar vorbei, aber es gibt auch hier andere Wege. Bei der Preisgestaltung solle auch auf einkommensschwache Menschen Rücksicht genommen werden, meint Kabir. Wie das geht? »Schauen Sie, wenn jemand hereinkommt und fragt, was eine Wurstsemmel kostet und ich merke, er hat nicht viel Geld, dann frage ich zurück, wieviel er

denn gerade in der Geldtasche hat. Und wenn es nur 60 Cent sind, dann mache ich ihm trotzdem eine Wurstsemmel.«

Griechische Spezialitäten Der Charme dieses Feinkostladens erschließt sich für viele wahrscheinlich erst auf den zweiten Blick. Er ist unauffällig, man kann nicht direkt davor parken, es sieht vermutlich gleich aus wie vor 30 Jahren, er ist altmodisch, man könnte schon wieder sagen »retro«, er ist wie aus der Zeit gefallen. »Es ist ein Nostalgiegeschäft«, sagt Reza Kabir und da hat er wohl recht. Es gibt sogar offene Ware, wie zum Beispiel Oliven. Und sonst? Neben den Lebensmitteln, alles was man im Haushalt so braucht. Putz- und Spülmittel, Alufolie, Tageszeitungen oder eingangs erwähnte Hygieneartikel. Erwähnenswert sind aber vor allem die griechischen Lebensmittel: 30 Sorten griechischer Alkohol vom Retsina über Metaxa bis zum Ouzo, Olivenöl von Kalamata (1 Liter um 8,90, 5 Liter um 37 Euro), Feta, Dolmadis, Kritoraki (Teigreis aus Hartweizen) oder griechischer Kaffee. Während des »Shutdowns« haben sich die Zustellungen ungefähr verdoppelt, allein durch Mundpropaganda. Für ältere Kunden (»75plus«) wird ohne Aufpreis zugestellt, bei Bestellungen ab 50 Euro auch, sonst werden gerade einmal 5 Euro verrechnet. Das kommt bei den Kunden gut an. In der Küche hängt ein Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 2013: Sohn Benjamin war mit 19 Jahren »Steirer des Tages« und hat sein damals formuliertes Ziel mittlerweile erreicht. Er ist Violinist bei den Wiener Philharmonikern. Auch Tochter Sandra ist dabei, ihr Biologie- und Chemiestudium abzuschließen. Auch hier gilt: gut angekommen. Weniger gut ist, dass das Ehepaar Kabir-Lichtenegger – beide sind eigentlich längst in Pension – irgendwann wirklich aufhören wird. Wo kann man dann noch zehn Sorten frische Brötchen um 1 Euro n 50 das Stück bestellen?

Feinkostladen Kabir-Lichtenegger 8010 Graz, Glacisstraße 7 Telefon +43 316 323135

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Die beste Erziehung ist die Erziehung zum Widerspruch. Michel Piccoli, Schauspieler, 1925–2020

Neuschwansein

Die Coronakrise schickte die Kultur auf eine Reise in die Bedeutungslosigkeit. Bis sie zurückkehrt, bleiben uns nur Erinnerungen. Zum Beispiel an theatralische Flüge. Von Peter K. Wagner

Fotos: Archiv, Library of Congress, BKA/Dunkler

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lötzlich musste ich fliegen. Wäre es wenigstens nur sprichwörtlich gewesen, also ein Rauswurf, ein Ausscheiden vielleicht, aber es war viel schlimmer. Es war ein gemeinschaftlicher Flug im Auftrag der Kunst. Freiwillig, eigentlich. Mittendrüber, über den Griesplatz. Es war nicht einmal ein Fliegen im ursprünglichen Sinn, mehr ein schamvolles Schweben bei Fuße, vorbei an Passanten, denen dieses Schauspiel ebenso unangenehm war wie mir. Meine Begleiterin genoss dieses Aktivtheater, während ich nur noch Grauen verspürte. Ich fühlte mich wie das, was mir erst kürzlich, gefühlt gar erst gestern, den Schrecken meines Lebens eingejagt hatte. Ich war zum Schwan geworden. Ich mochte Tiere eigentlich immer, aber Schwäne kann ich nicht ausstehen. Das liegt an diesem einen sonnigen Sommertag. Gut, es war nicht erst gestern, wie gerade behauptet, auch nicht vorgestern, eher vorgestern im Sinne von Lebensabschnitten, als meine Eltern in großen Lettern etwas ins kindliche Urlaubsprospekt geschrieben hatten: »Seeurlaub in Österreich – das bessere Lignano!« Ja. Eh. Smiley. Gezwungenlächelnd. Aber wo war das Kleingedruckte, wo stand, in für Volksschüler verständlichen Worten, dass Stadtkindern auf dieser Reise das Kraulen beigebracht wurde, von Irrseeer Entenvögeln? »Schau, mit dem alten Brot kannst sie füttern. Einfach hinhalten. Beißt eh nicht, da, zum Schnabel hin«, hatte meine Mutter liebevoll gesagt, am sicheren Ufer stehend, kein fliegendes Lebewesen, nicht einmal eine Mücke, in ihrem Umkreis wissend. Ich plantschte im Wasser, ergriff das alte Backwerk, grinste selbstbewusst und streckte mit allem Mut meines kleinen, achtjährigen Ichs diesem eleganten We-

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sen sein potentielles Frühstück entgegen. Und wenige Sekunden später startete auf meiner rechten Hand ein Wettkampf. Ein intensives Duell war es, das von meinen hastigen wie kraulähnlichen Fluchtbewegungen wohl nur verstärkt wurde. Wochenlang duellierten sich in der Folge Zeigefinger und Daumen. Mit dem Himmel. Um die schönsten Blautöne des Jahres. Die Jahre zogen ins Land, nur einmal, als frischer Akademiker, war ich einem Schwan noch nähergekommen, fast zum Brotfüttern nahe, also mit sieben Meter Abstand. Es war ein Urlaub am Wörthersee. Ein Versehen, ein regelrechter Unfall, heraufbeschworen durch einen unachtsamen Sprung von einem Holzsteg. Eine Verfehlung, in etwa so unangenehm wie ein Flug über den Griesplatz.

Anschnallen bitte Wir sind zurück im Geschehen, die Rauchzeichen sind erloschen, alle anschnallen, bitte. Landung. Ich habe noch nicht erwähnt, dass ich mich bei dieser Teilnahme an einer Intervention im öffentlichen Raum zwar wie ein Schwan fühlte, aber wie ein Pilot des frühen 20. Jahrhunderts aussah, mit Fliegerbrille über den Augen und brauner Mütze am Kopf. Wir kennen es alle, das Gefühl der akzeptierten Erniedrigung, wenn wir verliebt sind. Und es war eben ein Rendezvous im authentischsten aller Wortsinne, ja, mit einer französischen Staatsbürgerin, das meine ich, also kein Date und kein Stelldichein; es waren also jedenfalls eigentlich schöne Absichten, die mich vom Griesbäcker ausgehend über einen altehrwürdigen Dachboden, vorbei an der Welschen Kirche, in einer Seitengasse zwischen einer angeblichen Pizzeria und einem ganz tatsächlichen Puff ankommen ließen. Es war aber nicht nur eine Art von Premiere als

Laiendarsteller und Teilnehmer an einem Stück der freien Theaterszene, sondern auch der Anfang einer zwischenmenschlichen Liaison, nein, keines Mingelns und keines Gspusis; es war also der Beginn einer Liebesbeziehung zu einer Frau. Und es war trotz des Schwanseins noch etwas entstanden, eine weitere leidenschaftliche Verbindung, eine Zuwendung zur Kultur im weitaus weiterem Sinne als zuvor, wo mein Horizont nicht über das Grazer Schauspielhaus und das »Two Days a Week« in Wiesen hinausreichte. Es war ein Interesse aus der Lust an der Herausforderung, aus dem Bedürfnis, eigene Grenzen zu übersteigen. Ich wollte höher hinaus, einfach, weil es anders war. Wir alle, die wir die Bühnen und Kunstund Kultureinrichtungen schätzen, ganz egal, ob klein, groß, frei, staatlich oder etabliertest, ganz egal, ob schon seit Jahrzehnten, oder, so wie ich, eigentlich erst seit ein paar Jahren; wir alle haben an Corona einen gar bedeutsamen Teil unseres Lebens verloren. Es war in den vergangenen Wochen ein bisschen wie ein Himmel ohne Blau. Aber die Wolken der Bedeutungslosigkeit, sie werden sich wieder verziehen, selbst für jenen Bereich, dem in dieser Krise eindrucksvoll aufgezeigt wurde, dass er die schwächste Lobby des Landes hinter sich weiß. Ob ich dann auch wieder einmal den partizipativen Rettungsschirm für theatralische Flüge gebe, das weiß ich noch nicht. Aber ich kann es mittlerweile besser, das Lesen von Programmbeschreibungen. Und es gibt nur eine Form der kulturellen Aufführung, deren Besuch ich ausschließen kann, kategorisch, für heute, morgen und übermorgen. So stark kann ich gar nicht auf Entzug sein, um mir jemals Schwanensee anzutun. Und das, obwohl ich selbst einmal Ballettunn terricht nahm.


Alles Kultur Personelle Veränderungen in der Kulturpolitik

Die Ära Lunacek ist vorbei bevor sie richtig begonnen hat. Die wenigen Monate im Amt waren bitter. Bitter auch die Bosheit der Kulturschaffenden. Und besonders bitter die Aussichten auf die nächsten Monate, außer ... Von Michael Petrowitsch

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itte keine schnellen Schlüsse aus meiner »Präambel« ziehen. Andrea Mayer wird das zur vollsten Zufriedenheit erledigen und gut machen. Sie kann gar nicht anders. Den Betrieb kennend, vor allem den Bundes- und Wiener Kulturstandort, aus dem sie immer mal wieder in die Bundesländer »gerochen« hat. Sie vermag wohl zwischen den Irrungen, Wirrungen und Niederungen der parteipolitischen Querschüsse zu wandeln, dafür war sie lange genug in der zweiten Reihe. Zudem bringt sie als Kind von Rudolf Scholten das nötige Feingefühl mit, zwischen Freier Szene und großen Häusern und zwischen Zeiterscheinung und Kontinuität im künstlerischen Output zu unterscheiden. Und ebenjenes Fingerspitzengefühl, dass Geld die Basis der Kulturförderung ist und nicht Schöngeisterei, braucht es. Den allerorts eingeforderten »Dialog« beherrscht sie auch. Der Hauptunterschied zu ihrer Vorgängerin liegt im Werdegang! Bottom-Up im Vergleich zu Ulrike Lunaceks Top-Down. Schluss jetzt mit der Lobhudelei. Denn, wenn da nicht das Umfeld und die Genese wäre ... Hüpfen wir noch mal zurück in die Vorweihnachtszeit. Wir wissen, Werner Kogler und sonst niemandem ist es zu danken, dass die Grünen ins Parlament zurückge-

Humankapital Staatssekretärin

kehrt sind. Viele Glücksritter auf hinteren Plätzen sind plötzlich unverhofft im Hohen Haus gelandet. Dass Lunacek überhaupt noch mal in den engeren Kreis von Koglers Wahrnehmung gekommen ist, war ihrer breiten Lobby in der Community und den vorgeblichen Kontakten nach Brüssel geschuldet. Den Hauptfehler, bei den Koalitionsverhandlungen – dem Vernehmen nach aufgrund der Frauenquotenfrage – auf das Finanzstaatssekretariat zu verzichten (die wohl Koglers männliche, rechte Hand bekommen hätte) und stattdessen die Kulturagenden zusätzlich mit einem Staatssekretariat zu beglücken, darf nun die frisch gekürte Andrea Mayer leider weiter ausbaden. Und das ist der Pferdefuß im System. Die Grünen haben den Kulturbegriff stark vernachlässigt und stets nach Maßgabe der Umstände unter ihre jeweiligen gesellschaftspolitischen Prämissen (Gender, Umwelt, Gleichberechtigung etc.) gestellt, anstatt ihn losgelöst davon weiterzuentwickeln. Das lässt sich etwa an den wenigen, von Lunacek getätigten, glücklosen Aussagen festmachen. Es braucht aber offensichtlich Rücktritte wie diesen, um ein Wachrütteln zu erwirken.

Jetzt wären die Kulturschaffenden entsprechend gefordert Jedoch weniger das Gejammer Einzelner (»Wir wollen wahrgenommen werden«), das an ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom erinnert. Ernsthafte realpolitische Lobbyarbeit wäre von Interesse. Zudem sind es von den Wirtschaftern angestossene Diskussionen, die aufzeigen, dass der Umgang mit dem Faktor Kultur auf bundespolitischer Seite mangelhaft ist. Siehe Staatssekretariat als Anhängsel und danebengegangene Postenbesetzung. Ohne den direkten Zugriff auf Gelder wird die

Außenwirkung von Mayer jedoch – und zwar aufgrund ihrer Vergangenheit – eine bessere sein als die von Ulrike Lunacek. Finanzielle Wunder wird man sich jedoch keine erwarten können. Ein kapitaler Fehler des »Kulturlandes« Österreich war es, den »Wirtschaftsfaktor Kultur« wieder mal zu übersehen. Das zeigt sich bei jeder Koalitionsverhandlung. Die Kultur wird zum Schluss irgendwo »hingepickt«. Dass sie je nach Rechnungsart bis zu neun Milliarden Euro schwer ist und mehr zum BIP beiträgt, als die Landwirtschaft, dass in Europa (auch hier je nach Rechnungsart) mehr Arbeitsplätze an der Kultur als an der Autoindustrie hängen, wird dieser Tage gebetsmühlenartig runtergebetet. Wenn sich das vom Ökonomen artikulierte Wording ändert, versteht es die Politik hoffentlich besser. Einzelne Bundesländer haben das verstanden. Möge der Bund nachziehen. Dass die Menschen in diesem Bereich schon per se eigenbrödlerisch in ihrer Blase vor sich hintümpeln und zu wirklicher gewerkschaftlicher Arbeit und Lobbyierung ihrer Interessen nicht fähig sind, zeigt sich spätestens in Krisen. Es wird mehr bedürfen als notleidende EPUs und Künstler mit 500 oder 1500 Euro auszustatten. Was fehlt ist ein »Fahrplan«. Und zwar nicht »aus der Krise«, sondern um »Nachhaltiges zu bewirken«. So muss das Wording sein, entsprechend auch die Taten und das funktioniert auch auf Bundesebene, wenn man sich darauf einlässt. Daran wird man Andrea Mayer messen müssen und nicht an unwahrscheinlich plötzlich auftauchendem Geldregen. Und sollte sie reüssieren, werden wir uns wieder fragen – wie bereits anlässlich Kanzlerin Bierleins Regentschaft – ob es wirklich Politiker braucht oder ob die Chose nicht Beamte effizienter erledigen können. n FAZIT JUNI 2020 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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ie Pandemie hat auf drastische Art und Weise aufgezeigt, wie vergänglich unser in den letzten 70 Jahren erworbener Wohlstand ist. Der Shutdown Mitte März war angesichts der damals exponentiell explodierenden Infektionszahlen unausweichlich. Es ergibt auch keinen Sinn, die Entscheidung von Bundeskanzler Sebastian Kurz vor unserem heutigen gesicherten und ungesicherten Wissen über das Virus zu evaluieren. Aber spätestens seit einem Monat ist klar, dass die soziale Distanzierung und das Containment funktioniert haben. Unser intensivmedizinisches System ist nicht mehr gefährdet. Und zur »neuen Normalität« gehört es auch, das Aufkommen von »Superspreadern« zu verhindern. Daher werden Massenveranstaltungen solange verboten bleiben, bis – hoffentlich in den nächsten beiden Jahren – ein wirksamer und ungefährlicher Impfstoff gefunden ist. Soziologe Manfred Prisching spricht im Fazitgespräch übrigens von vier Phasen, die den Ablauf einer Pandemie beschrei-

So kommen wir aus der Krise!

82 /// FAZIT JUNI 2020

ben. Die ersten beiden – jene der Todesangst und die der übergroßen Hilfsbereitschaft für besonders Betroffene – sind längst abgeklungen. Momentan befinden wir uns in der Phase der Wut. Wir sind also auf der Suche nach den Schuldigen. Die vierte Phase – »Rette sich wer kann« – bleibt uns Gottseidank erspart. Doch anstatt Schuldige zu finden, sollten wir effektive Wege aus der Wirtschaftskrise finden. Der Budgetdienst des österreichischen Parlaments hat im Vorjahr, auf Initiative der Neos, eine Analyse der automatischen Stabilisatoren vorgenommen. Dabei wurden zwei Szenarien durchgespielt. Einmal ein Konjunktureinbruch wie im Jahr 2008 im Ausmaß von fünf Prozent; und einmal eine Konjunkturdelle mit einem Rückgang von etwa zwei Prozent. Das erfreuliche Ergebnis war, dass die automatischen Stabilisatoren unser Land bestens durch die letzte Krise geführt haben. Zu diesen Stabilisatoren zählen Transfer- und Sozialleistungen wie das Arbeitslosengeld, die gesetzlich fixierten Sozialausgaben, aber auch die Lohn- und Einkommenssteuer. Fällt etwa das Bruttoeinkommen der österreichischen Haushalte um durchschnittlich 200 Euro, sinken die Nettoeinkommen nur um durchschnittlich 94 Euro. Höhere Einkommen werden durch den Steuereffekt stabilisiert, niedrige Einkommen durch Sozialtransfers. Ein ökonomischer Einbruch von beinahe zehn Prozent könnte sich dennoch als zu heftig für dieses System erweisen. Daher tut die Politik gut daran, zusätzlich zu den automatischen Stabilisatoren, die derzeitigen Akuthilfen für die betroffenen Unternehmen zu langfristigen Programmen umzugestalten. Ob das budgetwirksame Ausmaß der durch Corona bedingten Staatsausgaben letztlich bei 20 Milliarden oder doch bei 50 Milliarden Euro liegen wird, lässt sich derzeit überhaupt noch nicht sagen, ist aber auch nicht wirklich relevant. Denn die Regierung muss die Geldschleusen so lange offen halten, bis unser derzeitiges BIP von 400 Milliarden Euro wieder erreicht ist. Sonst müsste sie den Menschen sagen, dass in Zukunft weniger Geld für Soziales, Gesundheit,

Bildung oder Kultur zur Verfügung steht. Um wie viel weniger lässt sich einfach ausrechnen: Jeder Prozentpunkt, den unsere Wirtschaft weniger BIP als im Vorjahr erwirtschaftet, kostet den Staat über automatische Stabilisatoren auf derzeitigem Niveau jährlich etwa 1,3 Milliarden Euro. Sollte unser BIP im Vergleich zu 2019 heuer tatsächlich um sieben Prozent einbrechen und danach auf den gewohnten Konjunkturpfad von 1,5 Prozent Wachstum einlenken, würde es bis 2025 dauern, bis das Niveau von 2019 wieder erreicht ist. Um diesen Wachstumspfad möglich zu machen, müssten daher bis 2025 zusätzlich zu den Akuthilfspaketen weitere 27 Milliarden Euro für die automatischen Stabilisatoren aufgewendet werden. Derzeit betragen unsere Staatsschulden etwa 288 Milliarden Euro. Das sind 72 Prozent des BIP. Selbst wenn es in fünf Jahren 100 Prozent – also 400 Milliarden Euro – sein sollten, würde das unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht beeinträchtigen. Denn kein Staat der Erde kann es sich leisten, nach Corona auf das Wiederauferstehen seiner Wirtschaft – und damit den Wohlstand seiner Bürger n – zu verzichten.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 1. JULI 2020!


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