FamilyHome 1/2 2016

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RISIKO

BAUGRUND

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RATGEBER | BAUGRUND UND BAUGRUNDRISIKO

Immer wieder hört man von Problemen mit dem Baugrund, die bei der Errichtung von Gebäuden auftreten und in einzelnen Fällen sogar zu deren Abriss oder Einsturz führen. Worauf Bauherren in diesem Zusammenhang achten müssen und wer wofür verantwortlich ist, darüber sprachen wir mit Dipl.-Ing. Heike Böhmer, Direktorin des Instituts für Bauforschung e. V. in Hannover.

NACHGEFRAGT BEI...

... DIPL.-ING. HEIKE BÖHMER, Direktorin des Instituts für Bauforschung e. V. Hannover

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Frau Böhmer, warum sind Informationen über die Qualität des Baugrundes für Bauherren so wichtig? Heike Böhmer: Eine Baugrunduntersuchung sollte bereits im Rahmen des Grundstückskaufs der erste Schritt im Prozess von Erwerb, Planung und Bau sein. Mit dem Gutachten werden objektive Erkenntnisse verfügbar, welche Bodenschichten zu erwarten sind, welche Tragfähigkeit und Standsicherheit der anstehende Baugrund dem Bauwerk bietet und wie dieses gegründet werden kann. Wer ganz sicher gehen will, kann ein solches Gutachten mit einer Altlastenuntersuchung kombinieren. Der Kaufinteressent erhält so die wesentlichen Aussagen, die für die Planung des Gebäudes und die Kalkulation der Baukosten erforderlich sind. Allerdings sind bei weitem nicht alle Verkäufer bereit, der Durchführung einer Baugrunduntersuchung vor Beurkundung des Kaufvertrages zuzustimmen. Oft wird also ohne Vorliegen eines Gutachtens beurkundet. Für die Erwerber bleibt es wichtig, sich Klarheit über die Baugrundsituation zu verschaffen. Dann eben unmittelbar nach Beurkundung

und auf eigene Rechnung. Auf alle Fälle sollten Bauherren sicherstellen, dass bei Beginn der Planung und für die Verhandlungen mit bauausführenden Firmen das Baugrundgutachten als Planungs- und Verhandlungsgrundlage verfügbar ist. Wie werden solche Untersuchungen durchgeführt und was kosten sie? Heike Böhmer: Mit Kernbohrungen durch eine Sonde werden mehrere Bohrkerne entnommen, die das Bodenprofil mit allen Erdschichten zeigen. Die Bohrungen werden in der Regel bis etwa drei Meter unterhalb des späteren Fundaments geführt. Aus dieser Bodenprobe werden Rückschlüsse auf die Tragfähigkeit des Bodens und auf die Wasserverhältnisse im Erdreich gezogen (Baugrunderkundung). Es kann erforderlich werden, die Proben zusätzlich im Labor zu untersuchen. Aus den Ergebnissen können dann Empfehlungen für entsprechende Gründungen oder Abdichtungen, in Einzelfällen sogar für einen Bodenaustausch abgeleitet werden (Baugrundgutachten). Es können insgesamt Kosten zwischen 500 und 2.500 Euro anfallen. Icons: Flaticon.com, Herstellerkontakte ab Seite 80.

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