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Familien leben

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Familien-Ratgeber

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BERICHT EINER STERNENKIND-MUTTER

Eine Knospe, die verwelkte ohne zu blühen

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Manuela Hochrainer Creazzi (41 Jahre), ist Religionslehrerin, lebt mit ihrem Mann, dem 16-jährigen Sohn und der 7-jährigen Tochter in Brixen. Ihre Stimme wird traurig, wenn sie über das dramatische Erlebnis spricht, das vor neun Jahren ihr Leben veränderte. Trost hat Manuela im Reden, Schreiben, in kleinen Dingen, in der Familie und im Glauben gefunden. Aber ganz verarbeiten oder gar vergessen wird sie es wohl nie.

Mein erster Sohn David war 6 Jahre alt, als ich wieder schwanger wurde. Die gesamte Schwangerschaft verlief weitgehend normal und absolut bedenkenlos. Am Donnerstag, 23. Mai 2013, setzten gegen 18:00 Uhr die Wehen ein. Im Krankenhaus wurden wir gleich in den Kreissaal gebracht. Die Hebamme versicherte mir, dass ich innerhalb kurzer Zeit meine Tochter im Arm halten

Foto © Privat würde. Plötzlich, von einem Moment auf den anderen, waren die Herztöne unserer Tochter weg. Ich starrte auf die Computertomographie (CTC), auf dem nun anstelle der Herztöne des Kindes nur noch ein Fragezeichen zu erkennen war. Dieses Bild wird sich für immer in mir einbrennen. Die Angst, die nun in mir aufkam, lähmte mich fast, da ich auch deutlich die Panik des Krankenhauspersonals und meines Mannes spürte. Man erklärte mir, dass mein Kind geholt werden müsse und bereitete nun alles für einen Notkaiserschnitt vor. Nun ging alles sehr schnell. Kurz nachdem ich aus der Narkose erwachte, wurde mir mitgeteilt, dass es meine Tochter nicht geschafft hat. Sarah wurde um 23:18 Uhr totgeboren.

Für kurze Zeit blieb alles stehen. In diesem Moment fühlte ich gar nichts.

Tränen rollten über meine Wangen, aber ich empfand nichts als eine tiefe Leere. Kurze Zeit später wurde mir meine Tochter, mit einem Handtuch umwickelt, in den Arm gelegt. Mein Mann und ich betrachteten Sarah wortlos. Ich

weiß gar nicht, was ich jetzt fühlte. Ich weinte einfach bitterlich. Wie sehr haben wir diesen Moment voller Sehnsucht erwartet. Sie sah so friedlich aus und wirkte kerngesund, dennoch lag ihr Körper einfach schlaff und bewegungslos da. Stundenlang betrachteten und streichelten wir sie schweigend und weinend. In diesen Stunden brach ein Gefühlschaos auf uns ein, einerseits fühlten wir uns als stolze Eltern. Unser Baby war so hübsch und kräftig. Anderseits konnten wir die Eindrücke dieses traumatischen Ereignisses nicht in Worte fassen.

Unsere Pläne und Hoffnungen brachen wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Das wurde mir während der Beerdigung, die so etwas Endgültiges in sich barg, präsent wie nie zuvor. Diese Zeilen habe ich kurz nach der Beerdigung meiner Tochter Sarah vor rund 9 Jahren aufgeschrieben, um das Erlebte auf irgendeine Weise auszudrücken. In den Monaten danach nahm ich von meiner Außenwelt nur einen Bruchteil wahr. Mein Bewusstsein war nach innen gelenkt. Alles hatte sich verändert. Äußerlich funktionierte ich normal, innerlich war ich leer. Mit der Zeit nahmen die Tage, an denen es mir besser ging, ständig zu. Dazu beigetragen haben meine Familie, die zwei Jahre später mit meiner Tochter Chiara erweitert wurde, Freunde, Gespräche mit Betroffenen und mein unerschütterlicher Glaube an ein Wiedersehen. Es gelang mir das Erlebte zu verarbeiten und als Teil meines Lebens zu akzeptieren, dennoch sind mein Mann und ich uns einig darüber, dass dieses schicksalshafte Ereignis in uns Wunden hinterlassen hat, die das ganze Leben nicht heilen werden.

Auf der vom KFS ins Leben gerufenen Internetseite www.sternenkinder.it finden sich Informationen zu Beratungsdiensten, Veranstaltungen, zur Trauerbewältigung und die Regelung zur Bestattung. Wer seine Erfahrungen (auf Wunsch natürlich auch anonym) teilen möchte, kann diese dem KFS mailen an info@sternenkinder.it

Sternenkinder

Bimbi stella

Kinder, welche vor, während und kurz nach der Geburt sterben, werden als „Sternenkinder“ bezeichnet. Dieser Begriff soll die Assoziation zu funkelnden Sternen wecken. Fix wie die Sterne am Firmament, haben die Sternenkinder für immer einen Platz im Herzen ihrer Eltern.

Wenn Du Hilfe brauchst www.sternenkinder.it www.bimbistella.it

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