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Familien-Ratgeber
Familien-Ratgeber Angst bzw. Trauer bei Kindern
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Liebes Familienteam, ich bin Mutter eines 5-jährigen Sohnes und seit kurzem Witwe. Mein Mann ist vor 4 Monaten unerwartet ums Leben gekommen. Seither weint mein Sohn sehr oft, wenn ich das Haus verlasse und er stellt mir viele Fragen über den Tod. Das ist auch für mich immer wieder schwierig und ich weiß oft nicht, wie ich mich verhalten soll?
Liebe Mutter, das ist sicher eine sehr belastende Zeit für Sie und Ihren Sohn. Kinder und Erwachsene trauern auf sehr unterschiedliche Weise. Während der Trauerprozess bei Erwachsenen vergleichbar ist mit dem Waten durch einen tiefen Fluss, gleicht er bei Kindern eher einem Springen durch größere und kleinere Pfützen. Die Trauer kommt und vergeht immer wieder. Zum Glück, wenn man bedenkt, dass Trauern viel Energie kostet. Es ist deshalb besonders wichtig, dass sich Momente der Trauer auch mit Momenten der Freude und Unbeschwertheit abwechseln (dürfen), um Kraft zu schöpfen. Manche Kinder brauchen dafür eine explizite Erlaubnis. Das viele Fragen ist ebenfalls normal, auch wenn es manchmal schwer auszuhalten ist. Mit 5 Jahren ist der Tod für Ihren Sohn noch nicht wirklich fassbar. Wesentlich ist, dass Sie die Fragen Ihres Sohnes ernst nehmen und versuchen, zwar kindgerecht, aber vor allem ehrlich zu antworten. Viele Erwachsene glauben, die Kinder schonen zu müssen und tabuisieren das Thema. Doch wo Kinder keine Antwort bekommen, machen sie sich eigene Fantasien, welche oft bedrohlicher sind als die Realität selbst. Also geben Sie Ihrem Sohn Sicherheit, indem Sie offen mit ihm umgehen, alte Rituale wieder aufnehmen und neue schaffen. Ermöglichen Sie ihm dadurch einen aktiven Umgang mit seiner Trauer. Sie könnten zum Beispiel gemeinsam einen Baum im Garten pflanzen, oder einen Platz in der Wohnung gestalten, in Gedenken an den Verstorbenen. Manchmal ist es schwierig ganz auf die kindlichen Bedürfnisse einzugehen, wenn man selbst noch in Trauer ist. Vergessen Sie sich selbst also nicht. Wenn Ihr Kind spürt, dass Sie in Ihrer eigenen Trauer und Ihrem Schmerz trotzdem gut für sich sorgen und Hilfe in Anspruch nehmen, fällt es auch ihm leichter, sich auf den eigenen Trauerprozess einzulassen.
Dr. Kathrin Hauser Psychologin, Pädagogin und Psychotherapeutin. Ausbildung in systemischer Familientherapie. Therapeutin für Kinder mit Teilleistungsstörungen. Mehrjährige Weiterbildung in systemischer Paarberatung/therapie, in analytischer Kinder-Jugendtherapie und EMDR Therapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Familienberatung fabe Bozen: hauser@familienberatung.it