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Aus der Praxis gesprochen
AUS DER PRAXIS

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GESPROCHEN
Sommerzeit : Sport bei großer Hitze und Energy-Drinks?

Bis vor wenigen Jahren glaubte man, dass bei Hitze die Körperkerntemperatur durch körperliche Belastung bei Kindern und Jugendlichen stärker ansteigt als bei Erwachsenen. Dies ist aber nicht der Fall! Allgemeingültige Grenzwerte, ab denen Sport zu einem gesundheitlichen Risiko führt, gibt es nicht, da die Hitzetoleranz von vielen Faktoren abhängt. So wird Hitze besser toleriert, wenn regelmäßig bei hohen Außentemperaturen trainiert wird. Andererseits kann Schutzkleidung wie ein schlecht belüfteter Fahrradhelm die Hitzetoleranz ungünstig beeinflussen. Normalgewichtige Kinder vertragen sportliche Belastung bei Hitze besser als übergewichtige und adipöse Kinder.
Die wichtigsten allgemeinen Empfehlungen:
Nach Möglichkeit sollten sportliche Aktivitäten an heißen Tagen auf die frühen Morgenstunden oder auf den Abend gelegt werden. Unnötige Sonnenexposition ist zu vermeiden. Kinder und Jugendliche sollten also in Wettkampfpausen ein schattiges Plätzchen aufsuchen, auf ausreichenden Sonnenschutz exponierter Hautareale achten und zumindest in Wettkampfpausen sollten sie eine helle Kopfbedeckung tragen. Wichtig ist es, darüber hinaus ausreichend vor, während und nach dem Sport zu trinken.
Trotz aller Vorsicht kommt es immer wieder vor, dass Kinder oder Jugendliche bei Hitze gesundheitliche Probleme bekommen, vor allem Muskelkrämpfe oder einen Sonnenstich.
Muskelkrämpfe beim Sport entstehen in der Regel durch intensive Belastung in Kombination mit Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten. Hier ist es wichtig, die sportliche Belastung zu beenden, die betroffene Muskulatur vorsichtig zu dehnen und für eine ausreichende Zufuhr elektrolythaltiger Getränke zu sorgen. Der Sonnenstich ist auf eine länger anhaltende Sonneneinstrahlung auf den Kopf zurückzufuhren. Die hiermit verbundene Erwärmung des Kopfes führt zu einer Reizung der Hirnhaut mit den Symptomen Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und gelegentlich auch leichtem Fieber. Häufig treten die Zeichen erst einige Stunden nach der Sonnenexposition auf. Bei anhaltendem Erbrechen oder Auftreten einer Bewusstseinstrübung sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Bei Verdacht auf einen Sonnenstich sollte das betroffene Kind in ein kühles abgedunkeltes Zimmer gebracht, der Kopf gekühlt werden, und es sollte ausreichend trinken. Hier eignen sich kühle Natursäfte, aber bitte keine Energy-Drinks! Der Markt für Energy-Drinks ist in den letzten Jahren hauptsächlich in der Zielgruppe der Jugendlichen explosionsartig gewachsen. Sorgen bereiten dabei die möglichen Nebenwirkungen des Konsums, die mit einer oft hohen Aufnahme von Koffein, Zucker und einzelnen Aminosäuren verbunden sind.

Energy-Drinks: Flügel zu welchem Preis?
Der häufige Konsum von Energy-Drinks hat sich zu einem globalen Gesundheitsproblem entwickelt. Jugendliche nehmen durch energiereiche und nährstoffarme Nahrungsmittel und Getränke übermäßig an Gewicht zu, mehr als jede andere Generation vor ihnen. Koffein und Zucker sind die Hauptbestandteile der Energy-Drinks. Koffein ist ein bekanntes Stimulans mit Wirkung auf das Zentralnervensystem. Es gehört zur Gruppe der Methylxanthine, die entweder bei individueller Empfindlichkeit oder bei einem übermäßigen Konsum Gedächtnis-, Angst- und Schlafstörungen bewirken können. Ein exzessiver Koffein-Konsum wirkt sich negativ auf die Leistungsfähigkeit und die soziale Integration im Alltag aus. Unzufriedenheit, Ruhelosigkeit und ein gestörtes Schlafverhalten führen im sozialen Umfeld und in der Schule zu unerwünschten Auswirkungen wie Tagesmüdigkeit, Verhaltensstörungen und Leistungsabfall.



Dr. Günther Goller, Jahrgang 1972, Brixen, ist verheiratet und Vater von 2 Kindern. Berufserfahrungen: Praxiseröffnung (2014) im Löwecenter, Vahrn; März 2009 – März 2014: Stellvertretender Primararzt im Krankenhaus Brixen; Oktober 2006 – März 2014: Sanitärer Leiter-Arzt für Pädiatrie, Funktionsbereich A im Krankenhaus Brixen, März 2004 – September 2006: Ausbildung am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München mit Schwerpunkt Neuropädiatrie und Entwicklungsneurologie.