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Familien-Ratgeber

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Familie Leben

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Familien-Ratgeber Das Ganz- oder Gar-Nicht-Prinzip

Die Bedürfnisse der Kinder sind vielfältig: Nahrung, Pflege, Schlaf, Liebe, Geborgenheit und die komplette Zuwendung der Eltern. Erhalten sie die Aufmerksamkeit nicht, holen sie sich diese und kennen kaum Grenzen. Dies ruft manchmal bei Eltern ein ungutes Gefühl hervor. Das Suchen nach Aufmerksamkeit ist jedoch angeboren und wurde den Kindern als Überlebensinstinkt, als „Liebesspeicher“ in die Wiege gelegt.

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Ich habe einen Sohn im Alter von 3 Jahren. Jedes Mal, wenn ich bei der Arbeit vor dem Computer, beim Kochen oder am Telefon bin, versucht er immer wieder, durch unangemessenes Verhalten meine Aufmerksamkeit zu bekommen bis ich mich ärgere, laut werde und dann noch Schuldgefühle habe. Was kann ich tun, damit wir nicht soweit kommen? Gibt es einen Weg, meinem Kind die volle Aufmerksamkeit zu schenken, die es braucht, und weiterhin das zu machen, was mir im Moment wichtig ist?

Das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit ist ein natürliches Bedürfnis der Kinder und auch von uns Erwachsenen. Ein Neugeborenes macht durch Weinen auf sich aufmerksam, um seine physiologischen Bedürfnisse auszudrücken, und wir reagieren sofort - aber was empfinden wir, wenn dies ein Dreijähriger macht? In diesem Alter jammert er, bittet, zupft an der Jacke, kann auch Wutanfälle bekommen. Er verfügt noch nicht über die metakognitive Fähigkeit, seine Bedürfnisse zu äußern, und hier muss der Erwachsene ihn unterstützen. Eine der Aufgaben der Eltern besteht nämlich darin, das Bedürfnis zu erkennen, das das Kind durch sein Verhalten zum Ausdruck bringt. Dafür brauchen sie unsere volle, authentische und tiefe Aufmerksamkeit. Kinder verstehen sehr wohl, ob Sie ihnen wirklich zuhören oder nicht. Denn man hört nicht nur mit den Ohren zu, sondern auch mit dem Verstand und vor allem mit dem Herzen. Körperlich anwesend, aber in Gedanken weit weg zu sein, ist für beide nicht hilfreich. Fünf Minuten, in denen sie wirklich zu 100 Prozent bei ihrem Kind sind, sind mehr wert als eine Stunde abgelenktes und vielleicht sogar ein wenig ungeduldiges Zuhören. Und wenn es gerade in diesem Moment nicht geht, dann teilen sie es klar mit. „Ich muss jetzt zweimal die Suppe umrühren und dann komme ich zu dir.“ Wichtig ist: Das, was versprochen wurde, einzuhalten und sich zum versprochenen Zeitpunkt, die Zeit zu nehmen und zum Kind zu gehen. Umso größer die Kinder sind, umso länger können sie auch warten. Es ist wichtig, eine gute Beziehung aufzubauen, die auf Dialog und Zuhören beruht, um das Kind in der Gewissheit zu begleiten, dass es wahrgenommen wird. Sobald das verinnerlicht ist, wird das unangemessene Verhalten zum Erreichen der elterlichen Aufmerksamkeit stark abnehmen.

Dr. Deborah Visintainer, Erziehungswissenschaftlerin, systemische Beraterin, Familienmediatorin, zert. FamilienTeam®-Trainerin und ProfiTeam®-Trainerin, Ausbildung im Bereich der angewandten Zooanthropologie und tiergestützte Interventionen, langjährige Erfahrung in der pädagogischen Beratung von Kleinkindern, Kindern, Eltern und pädagogischen Fachkräften, Arbeit mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Leitung von Gruppen, langjährige Erfahrung in der Erwachsenen- und Familienbildung, Referentin. Coach Neue Autorität i.A: www.windrosebz.it ∙ wind.rose@outlook.de

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