UnternehmerBrief Bauwirtschaft 2017 01 free sample copy

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Baustelle

Anspruchsvolle Entsorgungsaufgabe

Ein Finanzamt verschwindet: Rückbau einer Stararchitektur Von Andreas Mohr, Geschäftsführer, Stricker GmbH & Co. KG – Hartstein Industrie, Dortmund 150 Meter lang, 13 Stockwerke hoch, ein asymmetrischer Vorbau mit Obelisk. 350 Mitarbeiter haben hier in der Oberfinanzdirektion (OFD) Münster einmal gearbeitet. Im Frühjahr sind sie ausgezogen. Der knapp 50 Jahre alte, beeindruckende Baukörper war ein Werk der Stararchitekten Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg. Beide haben die Hochhaus-Architektur im Westdeutschland der 50er- bis 70er-Jahre vielerorts geprägt. Weil die Räume eine hohe Belastung mit gesundheitsschädlichen, mutmaßlich krebserregenden PCB (Polychlorierte Biphenyle) aufweisen, wurde der komplette Abriss des monumentalen Bauwerks beschlossen. Mitte des Jahres 2016 erhielt die Stricker GmbH & Co KG – Hartstein Industrie – als Teil der Stricker-Gruppe mit ihren ca. 300 Mitarbeitern mit Sitz in Dortmund nach einer erfolgreichen Präqualifizierung mit anschließender beschränkter Ausschreibung den Auftrag zum Rückbau der ehemaligen Oberfinanzdirektion durch die Stadt Münster.

Über 100.000 m3 umbauter Raum rückzubauen 13-stöckiges Hauptgebäude als Stahlstützenkonstruktion

Das 1969 erbaute, städtebaulich außergewöhnliche und weithin sichtbare 13-stöckige Hauptgebäude besteht aus einer Stahlstützenkonstruktion mit Stahlbetonzwischendecken. Sie ist innen ausgesteift durch vier Stahlbetonkerne, in denen sich Treppenhäuser, Aufzüge und Lüftungsschächte befinden. Eine Spannbetondachdecke schließt das Gebäude nach oben hin ab. Bei einer Gebäudehöhe von 40 Metern über Gelände sowie 5,20 Metern unterhalb des Geländes (2 Untergeschosse) sind auf einer Grundfläche von 2.300 m2 rund 95.000 m3 umbauter Raum zurückzubauen. Eine Pavillongruppe mit 10.000 m3 und ein angrenzendes zweigeschossiges Parkhaus mit 16.000 m3 umbautem Raum sind ebenfalls Bestandteil des Abbruch- und Sanierungsauftrages, der bis Mitte 2017 abgeschlossen sein wird.

Abb.1: Rückbau der Pavillongruppe (Foto: Stricker)

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Verantwortungsvolle Aufgabe: Entkernung belasteter Bereiche Bis dahin gilt es, durch eine umfangreiche Schadstoffsanierung (40.000 m2 KMF-Dämmung, 4.000 m2 PCB-haltige Farben auf Böden und Wänden, PCB-haltige Fugenmaterialien, 840 Promat-Verkleidungen an Stützen, 32.000 m2 asbesthaltige Liegestäube, 4.500 Stück Leuchtstoffröhren, 3,5 Kilometer Schrankwände und 2.500 Tonnen gipshaltige Stoffe) das Gebäude so herzurichten, dass es anschließend konventionell mit Hydraulikbaggern niedergelegt werden kann. Die Schadstoffe

UBB 40 (2017), Heft 1


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