Hochschulbauten 2019

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2019

Hochschulbauten

Ernst & Sohn Special Dezember 2019 A 61029

–  Modul- und Containerbauten –  Projekte – – –

– Sanierung – Erweiterung – Neubau   Fassadentechnik   Innenausbau   Technische Gebäudeausrüstung


UC Syd, Campus Apenrade/Dänemark, Henning Larsen Architects, Troldtekt Ventilation

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Editorial

Campus, Hörsaal, Institutsgebäude und Mensa Gute Nachrichten von der Hochschulrektorenkonferenz: Im Juni 2019 wurde der „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ zwischen Bund und Ländern vereinbart [1]. Er ist die Nachfolgevereinbarung des Hochschulpaktes. Die Vereinbarung besagt, dass Bund und Länder ab 2021 jährlich jeweils 1,88 Milliarden Euro bereitstellen und dass dieser Betrag ab 2024 auf jeweils 2,05 Milliarden Euro steigt. Das Geld wird an vielen Stellen dringend gebraucht. Denn „trotz Exzellenz-Milliarden für die Forschung sind die Hochschulen in Not. Es bröckelt, es tropft – aber das Geld für Bauarbeiten fehlt“, so titelte die ZEIT im Oktober 2019 im Beitrag „Elite in Bruchbuden“ [2]. Hier wird auch auf eine Hochrechnung des HIS-Instituts aus dem Jahr 2016 hingewiesen, nach welcher der Sanierungsstau für Hochschulen und Kliniken bis 2025 auf 50 Milliarden Euro steigen soll. Eine erschreckende Zahl. Doch kommen wir an dieser Stelle auf die schönen Projekte, die wir Ihnen in diesem Heft vorstellen. An der Hochschule Landshut entstand ein Hörsaal- und Verwaltungsgebäude. Das kompakte dreigeschossige Gebäude mit dem zweigeschossigen Eingangsportikus und dem hohen Foyer ist sofort als Eingang in den Campus identifizierbar. Im Erdgeschoss befinden sich zwei große Hörsäle, die bei Bedarf zusammengelegt und über das Foyer mit den Seminarräumen zu einer großen Veranstaltungsfläche verbunden werden können. Die Abteilungen Schauspiel, Regie, Zeitgenössische Puppenspielkunst und Tanz der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch waren zuletzt auf mehrere Standorte in Berlin verteilt und sollten an einem zentralen Standort vereint werden. Das Grundstück dafür liegt in der zweiten Reihe der Zinnowitzer Straße – ein Restgrundstück eines Berliner Blocks. Der Gebäudekomplex setzt sich aus drei Teilen zusammen: dem Altbau der ehemaligen Opernwerkstätten aus den 1950er-Jahren, dem holzverkleideten Bühnenturm und der gläsernen Schachtel des Theatercafés. Aktuelle Erweiterungen der Universität Bayreuth sind das Zentrum für Materialwissenschaften und Werkstofftechnologie (ZMW) und das Zentrum für Energietechnik (ZET) für die TechnologieAllianzOberfranken (TAO). Das Grundstück ist L-förmig, wobei das Gelenk als zentraler Platz fungiert, an dem sich Mensa, Hörsäle und Gemeinschaftseinrichtungen anlagern. Der Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft Karlsruhe ist städtebaulich klar strukturiert und intensiv durchgrünt. Eine bislang unbebaute Ecke des Campus wurde mit dem Neubau für den Fachbereich Sensorik – Gebäude N – besetzt. Dessen quadratische Form vermittelt zwischen den unterschiedlich ausgerichteten

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Bestandsbauten. Das Niedrigstenergiegebäude hat eine Bandfassade mit vorgehängten Betonfertigteilen. Die drehbaren Metalllamellen ermöglichen spannende Licht- und Sichtsituationen. Auf dem Schlossgelände der Fachhochschule für Finanzen in Nordkirchen wurde eine moderne Mensa errichtet. Der Neubau mit schlichter Kubatur hat eine zweigeteilte Fassade: die Funktionsbereiche liegen hinter geschlossenen Fassaden in Klinkeroptik, der zweigeschossige Speisesaal mit über 600 Sitzplätzen ist zu drei Seiten gebäudehoch verglast und Richtung Süden zu einer Grünfläche orientiert. Die Abläufe wurden optimiert und es wurden sehr genaue Flächenvorgaben gemacht, sodass im Vergleich zur vorherigen Mensa eine kleine kompakte Küche entstand. In Mülheim an der Ruhr wurde mit der Hochschule Ruhr West ein lebendiger Hochschulcampus geschaffen – ein wichtiger Baustein für die Stadtentwicklung. Hier gruppieren sich um einen zentralen Quartiersplatz die drei Sonderbauten Hörsaalzentrum, Mensa und Bibliothek. Das Areal wird von vier Institutsbaufeldern eingefasst – es entstehen Höfe, die unterschiedlich orientiert sind, aber ähnliche räumliche Proportionen aufweisen. Eine Lücke wurde am zentralen Campusplatz der Hochschule Fulda geschlossen – und zwar mit einem neuen Lehr- und Verwaltungsgebäude. Das hohe Atrium mit freitragender Treppe ist das Herzstück des Neubaus, die darum gruppierten offenen Flure schaffen eine kommunikative Atmosphäre für die Seminar- und Laborbereiche und die Verwaltungs- und Präsentationsräume des Hochschulpräsidiums. Der „Campus Siegen Altstadt“ für 3.500 Lernende und 200 Lehrende setzt städtebaulich wichtige Entwicklungsimpulse und stärkt die Stadt Siegen als Universitätsstandort der Zukunft. Die Universität ist im 300 Jahre alten, denkmalgeschützten Gemäuer des Unteren Schlosses untergebracht. Die dreiflügelige Anlage aus dem 17. Jahrhundert wurde saniert und um einen Bibliotheksneubau mit mehr als 160 Arbeitsplätzen erweitert. Die barrierefreie Erschließung stellte einen wesentlichen Aspekt der Sanierungsarbeiten dar. Viel Freude beim Lesen und Schauen wünscht Ihnen wie immer

Simone von Schönfeldt Redaktion Specials

Literatur [1] https://www.hrk.de/themen/hochschulsystem/hochschulpakt/ (21.10.2019) [2] DIE ZEIT Nr. 41 Seite 38: „Elite in Bruchbuden“ von Christine Prussky

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Inhalt

Nach dem Büro- und Seminargebäude sowie zwei Labor- und Forschungsgebäuden für die European Medical School auf dem Campus Wecheloy ist nun das vierte hochwertige ALHO-Bauwerk in Modulbauweise für die Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg entstanden. Bei dem neuen zweigeschossigen Seminar- und Verwaltungsgebäude auf dem Campus Haarentor mit einer Bruttofläche von ca. 880 m 2 agierte ALHO als Generalunternehmer und lieferte „alles aus einer Hand“. Carsten Steinbrenner, Abteilungsleiter für Flächen- und Bauplanung an der Uni Oldenburg, lobt „die Qualität durch präzise Vorfertigung der 24 Module, die Schnelligkeit sowie die leise und saubere Abwicklung auf der Baustelle bei laufendem Semesterbetrieb“. Für Christian Kersten von SEK Architekten Simon Exner Kersten aus Oldenburg sind Gestaltungsvielfalt und Vorfertigung kein Widerspruch. (s. Beitrag S. 6–8, Foto: ALHO Holding GmbH)

Special 2019 Hochschulbauten

EDITORIAL  3

Simone von Schönfeldt Campus, Hörsaal, Institutsgebäude und Mensa

MODUL- UND CONTAINERBAUTEN  6 Seminargebäude in Modulbauweise erweitert Campus Haarentor der Universität ­Oldenburg  8

Förderung durch Bund und Länder: 550 Millionen € bis 2027

10 Technologie- und Forschungszentrum Cottbus: modulares Bauwerk für Forschung und Technologie 11 Neue Räume für moderne Lehrkonzepte: Modul-Hybridgebäude für die Technische Hochschule Lübeck

PROJEKTVORSTELLUNGEN

Ernst & Sohn Special 2019 Hochschulbauten A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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Schulz und Schulz Architekten NEUBAU FÜR DEN FACHBEREICH SENSORIK GEBÄUDE N DER HOCHSCHULE KARLSRUHE

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HPP Architekten DAS CAMPUSAREAL ALS LEBENDIGER STADTBAUSTEIN HOCHSCHULE RUHR WEST, MÜLHEIM AN DER RUHR

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O&O Baukunst BAUEN IM BESTAND + NEUBAU HOCHSCHULE FÜR SCHAUSPIELKUNST ERNST BUSCH, BERLIN

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Sturm und Wartzeck GmbH Architekten BDA HOCHSCHULE FULDA LÜCKENSCHLUSS: NEUER LEHR- UND VERWALTUNGSBAU

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Dipl.-Ing. Martina Kormann CAMPUS DER UNIVERSITÄT SIEGEN BEGEGNUNGSSTÄTTE FÜR KULTUR, UNI-ALLTAG UND STÄDTISCHES LEBEN

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Fritsch+Tschaidse Architekten GmbH MODIFIZIERTE KAMMSTRUKTUR „SÜD-CAMPUS“ FÜR DIE UNIVERSITÄT BAYREUTH

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POS architekten HÖRSAAL- UND VERWALTUNGS­GEBÄUDE DER HOCHSCHULE LANDSHUT LUFTIGER NUKLEUS IN PRÄGNANTEM KLEID

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RKW Architektur + LERNEN IM BAROCK, SPEISEN IM HEUTE MENSA DER FACHHOCHSCHULE FÜR FINANZEN, NORDKIRCHEN

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Hoch­ leistungs­ klima FASSADENTECHNIK 42 Campus VUC Syd, Apenrade: modernes Lernen in traditionsreicher Architektur – ­Pflasterklinker verbinden Ensemble aus Alt- und Neubauten 44

FC Bayern Campus: Entwicklungsraum für Talente

INNENAUSBAU 47

Gute Räume für gute Bildung

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Verschönerung ohne Nutzungsunterbrechung mit Rasterdecken-Renovierungssystem

TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG

Leuphana Universität Lüneburg

51 Fachhochschule Nordwestschweiz: Überströmelemente für eine hochwertige ­Raumgestaltung 53

Sanierungen im Bestand – energetische Aufwertung von Lüftungssystemen

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Leuphana: ein traditioneller Name für moderne und nachhaltige Architektur

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Neubau des Universitären Zentrums für Zahnmedizin Basel

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Digitalisierung an Hochschulen

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Impressum

Das System Schule verlangt eine ganzheitliche Lösung: TROX.

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Modul- und Containerbauten

Seminargebäude in Modulbauweise erweitert Campus Haarentor der Universität ­Oldenburg

Bild 1.  Seit Jahren schon vertraut die Universität Oldenburg der ALHO Modulbauweise, wenn es um den Bau von Seminargebäuden, Labor- und Forschungseinrichtungen geht. Auf dem Campus Haarentor ist aktuell ein neues modulares Gebäude für das Sprachenzentrum und den Psychologischen Beratungsservice der Universität realisiert worden. Künftige Bauwerkserweiterungen sind probblemlos möglich – ein klarer Vorteil für wachsende Universitätsstandorte: Auch das neue Seminargebäude auf dem Campus Haarentor wurde von Anfang an für eine spätere Aufstockung vorbereitet.

1973 gegründet, gehört die Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg zu den jungen Hochschulen Deutschlands. Mit interdisziplinärer Spitzenforschung und Lehre hat sie sich den Ruf eines national wie international hoch angesehenen Forschungsstandorts erarbeitet. Kein Wunder also, dass sich viele junge Erwachsene hier um einen Platz bewerben: Ca. 16.000 Studierende zählt die Uni im laufenden Studienjahr – und die brauchen adäquate Gebäude zum Lernen und Forschen. Seit Jahren schon vertraut die Universität dabei der ALHO Modulbauweise. Nach dem 2012 errichteten Büro- und Seminargebäude sowie zwei Labor- und Forschungsgebäuden für die European Medical School auf dem Campus Wecheloy von 2017 ist nun das vierte hochwertige ALHOBauwerk – diesmal auf dem Campus Haarentor – entstanden. Anders als bei den ersten drei ALHO-Modulgebäuden auf dem Universitätsgelände agierte die Carl von Ossietzky

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Universität bei dem neuen Seminar- und Verwaltungsgebäude selbst als Bauherr. Carsten Steinbrenner, Abteilungsleiter für Flächen- und Bauplanung an der Uni Oldenburg, beauftragte das Bauprojekt: „Die ALHO Modulbauweise hat sich bei uns inzwischen als solide, qualitativ hochwertige Bauweise mit schneller Abwicklung etabliert“, bestätigt er. „Auch bei diesem Gebäude waren die systembedingten Besonderheiten der Modulbauweise wieder klar von Vorteil: die Qualität durch präzise Vorfertigung der 24 Module, die Schnelligkeit sowie die leise und saubere ­Abwicklung auf der Baustelle bei laufendem Semester­ betrieb.“ Was an der Modulbauweise noch fasziniert, sei ihre enorme Flexibilität, so Carsten Steinbrenner. Bereits das ALHO Seminargebäude aus dem Jahr 2012 wurde von Anfang an für einen späteren Anbau um einen Erweiterungs-

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Modul- und Containerbauten

trakt vorbereitet. Zwei Jahre später wurde dieser dann auch schnell und unkompliziert umgesetzt. Am Campus Haarentor wurde das Fundament für eine spätere Aufstockung entsprechend dimensioniert und das erste Obergeschoss für eine spätere Aufstockung mit einem zweiten Obergeschoss vorbereitet: „Dass bei der Modulbauweise zukünftige Bauwerkserweiterungen, Aufstockungen wie Anbauten, frühzeitig baulich mit einkalkuliert und statisch vorbereitet werden können, ist ein klarer Vorteil für eine wachsende Universität wie unsere“, erklärt Carsten Steinbrenner. „Sogar die vertikale Verlängerung der Aufzugsanlage ist bereits vorgesehen.“

Gestaltungsvielfalt und Vorfertigung sind kein Widerspruch Wie schon bei den beiden Labor- und Forschungsgebäuden von 2017 zeichnet bei dem neuen Bauwerk das Oldenburger Architekturbüro SEK Architekten Simon Exner Kersten für den Entwurf verantwortlich. „Die enorme Schnelligkeit und vor allem die große Gestaltungsvielfalt, die sich mit den präzise vorgefertigten ALHO Modulen umsetzen lässt, sind für uns als Architekten die wohl größten Vorteile“, sagt Christian Kersten. „Zwar muss man beim Entwerfen mit Modulen etwas anders vorgehen als konventionell“, so der Architekt. „Doch mit ALHO haben wir einen versierten Partner an der Seite, mit dem wir zielgerichtet kommunizieren können, sodass alle unsere Ideen sehr schnell und problemlos umsetzbar waren.“ Aber nicht nur die Architekten profitieren vom seriellen Bauen mit Raummodulen: Für die Bauherrin stehen neben den Faktoren Schnelligkeit und Flexibilität ganz klar die Termintreue sowie die absolute Kostensicherheit im Vordergrund, mit der ALHO die Bauwerke realisiert.

Anders als andere Verwaltungsbauten Das zweigeschossige Seminar- und Verwaltungsgebäude beherbergt auf einer Bruttofläche von ca. 880 m2 das Sprachenzentrum, das seinen Schwerpunkt auf Anglistik und Deutsch als Fremdsprache legt sowie die Räume für den Psychologischen Beratungsservice der Universität. Im Gebäudeinneren achtete man besonders auf eine helle und freundliche Atmosphäre und Ausstattung: Im Erdgeschoss

Bild 3.  Große Fensterflächen sorgen für eine freundliche und lichtdurchflutete Atmosphäre im Gebäudeinneren.

sind auf einer Seite der zentral angelegten Erschließungszone sieben Arbeitsräume für das Sprachenzentrum untergebracht. Ein Raum für die Leitung und das Sekretariat befinden sich ebenfalls dort. Auf der anderen Seite befinden sich drei komfortable Büroräume sowie sanitäre Anlagen und eine Teeküche. Im 1. OG befinden sich über dem Sprachzentrum die Räume des Psychologischen Beratungsservices mit einem großen hellen Gruppenraum gegenüber den Einzelberatungsräumen und ihren Wartebereichen. Hier wurden Vorgaben der gedämmten Raumakustik durch schalldichte Wände und Türen und gestalterische Besonderheiten, wie gedeckte Farben und Kugelgarnfußböden baulich umgesetzt. Ein großer Seminarraum, weitere Verwaltungsbüros und Sanitärzonen komplettieren das Raumangebot. „Eine besondere Herausforderung war es, die beiden jeweils rund 45 Quadratmeter großen Gruppen- bzw. Seminarräume in den Grundriss zu integrieren“, sagt Christian Kersten. „Dazu wurden Module auch in Längsrichtung verbaut. Die größten Module, die ALHO dafür im Werk vorfertigte, hatten eine Abmessung von 3,25 m × 14 m.“

Harmonische Integration in eine heterogene Umgebung „Es ist ein ausgesprochen schönes Gebäude geworden“, findet Carsten Steinbrenner. Die Architekten entschieden sich für eine Vorhangfassade aus zementgebundenen Faserplatten in unterschiedlichen mattierten Naturfarben. Der Nutzung des Gebäudes angemessen, konnten sie so eine sehr viel wohnlichere Anmutung erzeugen, als man das von anderen Seminargebäuden auf dem Campus kennt. Versatzund Rücksprünge in der Fassadenflucht sorgen für lebendige Gebäudeansichten. In Portalrahmen gefasste Fensterbänder betonen einzelne Bereiche und gliedern die ca. 34 m lange Nord- bzw. Südfassade. Auf dem Gelände – inmitten von Bauten aus unterschiedlichen Bauepochen und unterschiedlichen Materialien – setzt das neue Seminargebäude damit ein gestalterisches Statement, ohne zu dominieren.

Bestes Raumklima Bild 2.  Die Architekten entschieden sich für eine Vorhangfassade aus zementgebundenen Faserplatten in unterschiedlichen mattierten Naturfarben. In Portalrahmen gefasste Fensterbänder betonen einzelne Bereiche und gliedern die Fläche.

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Im November 2018 wurde mit den Planungen begonnen, bereits Ende Juni 2019 war das Gebäude bezogen. Die erste „heiße Phase“ im Jahr 2019 haben die Nutzer des

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Modul- und Containerbauten

Bild 4.  Der hohe Vorfertigungs- und Ausstattungsgrad der Module – z. B. im Bereich der Sanitäreinheiten oder wie hier der Raummodule für die Erschließung – garantiert eine schnelle und leise Abwicklung auf der Baustelle bei laufendem Semesterbetrieb.

Bild 5.  Im Vergleich zu den Seminargebäuden in der Nachbarschaft war es an heißen Sommertagen 2019 im neuen ALHO Modulbau angenehm kühl. So freuen sich die Nutzer über das durchweg gute Raumklima und die Betreiber über den Beweis einer wirkungsvoll gedämmten, effizienten Gebäudehülle. (Fotos: ALHO Holding GmbH)

Gebäudes mit sommerlichen Rekordtemperaturen also schon hinter sich. „Was das Raumklima im Gebäudeinnern angeht, haben wir bereits begeisterte Rückmeldungen von den Nutzern erhalten“, berichtet Carsten Steinbrenner. „Im Vergleich zu den Seminargebäuden in der Nachbarschaft war es im neuen ALHO Modulbau angenehm kühl und die Lern- und Arbeitstemperatur damit stets komfortabel. Das zeigt, dass die energieeffiziente Gebäudehülle die in der EnEV geforderten Werte bestens erfüllt – und das freut uns als Betreiber besonders.“

just-in-time in seine Fertigungsprozesse ein und koordiniert sie. So erhält der Bauherr „alles aus einer Hand“. „Da das neue Gebäude das erste ALHO Modulgebäude ist, das die Uni Oldenburg in eigener Bauherrenschaft realisiert hat, haben wir erst jetzt tatsächlich alle Vorteile, die die Modulare Bauweise bietet, sozusagen am eigenen Leib erfahren. Das gewerkeweise Ausschreiben beim konventionellen Bauen ist sehr viel aufwendiger und auch riskanter“, sagt Carsten Steinbrenner. „Gibt man das Projekt jedoch in die Hände eines Generalunternehmers wie ALHO, wird einem diese Arbeit abgenommen: Ist der Auftrag einmal vergeben, läuft alles wie von selbst.“

Alles aus einer Hand Die konventionelle Bauweise beinhaltet eine Vielzahl verschiedener Gewerke – das gilt für die Modulbauweise genauso. Bei der Modulbauweise tritt jedoch der Modulhersteller als Generalunternehmer auf, der eine schlüsselfertige Leistung erbringt und „ein Stück Gebäude“ zum Pauschalpreis liefert. ALHO bindet die unterschiedlichen Gewerke

Weitere Informationen: ALHO Holding GmbH PF 1151, 51589 Morsbach Hammer 1, 51598 Friesenhagen Tel. (02294) 696-111, Fax (02294) 696-277 info@alho.com, www.alho.com

Förderung durch Bund und Länder: 550 Millionen € bis 2027 Die Förderinitiative „Innovative Hochschule“ ist mit bis zu 550 Millionen € für zwei Auswahlrunden à fünf Jahre ausgestattet und richtet sich insbesondere an kleine und mittlere Universitäten sowie Fachhochschulen. Die Fördermittel werden jeweils im Verhältnis 90 : 10 vom Bund und vom jeweiligen Sitzland getragen. Mindestens die Hälfte der Fördermittel und mindestens die Hälfte der Förderfälle sollen auf Fachhochschulen oder Verbünde unter Koordination einer Fachhochschule entfallen. Antragsberechtigt sind staatliche Hochschulen sowie staatlich anerkannte Hochschulen, die staatlich refinanziert werden. Anträge von Hochschulverbünden sind ebenfalls möglich. Für Einzelanträge von Hochschulen stehen jährlich bis zu 2 Millionen € zur Verfügung – für Verbundanträge von Hochschulen bis zu 3 Millionen €. Im Rahmen eines gemeinsamen Antrags einer Hochschule oder eines Verbundes von Hochschulen sind auch Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Bildungs- und Forschungseinrichtungen oder gemeinnützige Organisatio-

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nen und Vereine in räumlicher Nähe förderberechtigt. Bei der Profilierung in thematischen Schwerpunkten in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften können auch überregionale Partner eingebunden und gefördert werden. Im Falle eines gemeinsamen Antrags müssen Hochschulen mindestens 70 % der Fördermittel erhalten. Über die Förderung der beantragten Vorhaben entscheidet ein unabhängiges Auswahlgremium in einem wissenschaftsgeleiteten Wettbewerbsverfahren. Die Hochschulen mussten mit ihrem Antrag eine tragfähige Strategie für den Austausch mit Wirtschaft und Gesellschaft (Transferstrategie) sowie ein Konzept zur Umsetzung des angestrebten Profils im Ideen-, Wissens- und Technologietransfer darstellen. Weitere Informationen: Bundesministerium für Bildung und Forschung Kapelle-Ufer 1, 10117 Berlin Tel. (030) 18 57-0, Fax (030) 18 57-55 03 bmbf@bmbf.bund.de, www.bmbf.de

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Zukunftsweisend Heizen, Kühlen, Rückkühlen im Hochschulbau GSWT®-Technologie

© Fachhochschule Dortmund

Hochefziente Wärme- und Kälterückgewinnungssysteme für luft- und klimatechnische Anlagen Hochschulen und Universitäten sind Gebäude mit höchsten Anforderungen in Bezug auf Luftmenge und Luftkonditionierung. Um den Mitarbeitern, Professoren und Studierenden die erforderliche Luftqualität für ein efzientes Arbeiten und Studieren zu gewährleisten, fallen mit den hohen Luftmengen auch hohe Betriebskosten an. Hier bietet die GSWT®-Technologie dauerhaft rentable Lösungen mit maximalen Vorteilen, als Neuanlagenkonzeption oder bei der Sanierung bzw. Nachrüstung im Bestand. Vorteile der GSWT®-Technologie: • Ersatzleistung für Heizkessel, Kältemaschine und Rückkühlwerk oder das Schaffen von Reserveleistung • Keim- und schadstoff-freie Wärmeübertragung • Minimale Einbringöffnungen / freie Aufstellung • Nachrüstung / Einbindung der Kältetechnik zur Entlastung der Zentralkälte • Wegfall von Rückkühlwerken möglich (s. 42. BImSchV)

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Fragen Sie unverbindlich nach Vorteilen für Ihre Lüftungstechnik. Wir stehen Ihnen neutral und mit der Kompetenz aus über 35 Jahren Erfahrung mit hochefzienten Wärmerückgewinnungssystemen zur Verfügung. Referenzen aus dem Hochschulbereich:

Deutsche Sporthochschule Köln • Fachhochschule Aschaffenburg • Fachhochschule Deutz, Köln • Fachhochschule Dortmund (siehe Bild) • Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt • HAW Hochschule für angewandte Wissenschaften, Hamburg • Hochschule für Musik und Theater, Hamburg • Hochschule Mittweida • Hochschule Niederrhein, Krefeld • Hochschule RheinMoselCampus, Koblenz • Hochschule Rhein-Waal, Kleve • Medizinische Hochschule, Hannover • Technische Fachhochschule - Klimalabor, Berlin • Tierärztliche Hochschule Hannover • TU München Fachhochschule Weihenstephan und Garching • Westfälische Hochschule - Hochspannungslabor, Gelsenkirchen

SEW® GmbH | 47906 Kempen | 02152 9156-0 info@sew-kempen.de | www.sew-kempen.de


Modul- und Containerbauten

Technologie- und Forschungszentrum Cottbus: modulares Bauwerk für Forschung und Technologie Die Anforderungen an moderne Bildungseinrichtungen verändern sich zunehmend. Den Schülern oder Studierenden sollen bestmögliche Voraussetzungen und eine positive Lernumgebung geboten werden. Diese Flexibilität der Raumnutzung bieten Bildungseinrichtungen in Modulbauweise in hohem Maße. Durch die SÄBU Mobile Raumsysteme GmbH Gransee wurde das Technologie- und Forschungszentrum Cottbus auf dem Gelände des Technologie- und Industrieparks errichtet. Die Stadt Cottbus bietet somit jungen forschungs- und entwicklungsorientierten Unternehmen, universitären Firmengründern und Hochschulabsolventen hervorragende räumliche Rahmenbedingungen zu günstigen Mietkonditionen.

Mieteinheiten mit Labor- und Büroräumen

Bild 1.  Das modulare Technologie- und Forschungszentrum Cottbus (TFZ) auf dem Gelände des Technologie- und Industrieparks der Stadt

In diesem modernen Modulgebäude befinden sich 18 Mieteinheiten mit Labor- und Büroräumen sowie entsprechender Grundausstattung. Das Bauwerk dient als „Inkubator“ und unterstützt die Umsetzung neuer Ideen, die Entwicklung innovativer Produkte und somit auch die Unternehmensgründung. Die übliche Mietzeit der Forschungseinheiten beträgt drei Jahre. Der Standort auf dem Gelände des Technologie- und Industrieparks wurde ganz bewusst gewählt, da die marktreifen Produkte im Anschluss an Ihre Entwicklungsphase dort in Serie gefertigt werden sollen.

20 Raummodule mit einer Grundfläche von 836 m2 Das zweigeschossige Bauwerk besteht aus 20 Raummodulen mit einer Grundfläche von 418 m2 pro Geschoss. Die lichte Raumhöhe beträgt 3,00 m im Erdgeschoss und 2,75 m im Obergeschoss. Die Fassade wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) in korallfarbenem Armierungsputz und farblichen Abstufungen, an den Längsseiten des Gebäudes in Erdbraun versehen. Das Forschungs- und Technologiezentrum erhielt ein Pultdach sowie ein schlichtes Glasvordach, welches das Erscheinungsbild des Gebäudes abrundet.

Bild 2.  34 Außenjalousien mit Aluminiumlamellen gewährleisten ein blendfreies ­Arbeiten

Individuell steuerbare Fußbodenheizung Betritt man das Modulgebäude, führt der direkte Weg ins Obergeschoss über eine Zweiholm-Innentreppe aus Stahl, die mit Kunststein und Sicherheitsantrittskante belegt wurde. Alternativ steht eine Aufzugsanlage der Fa. Kone, inklusive einer Rauch- und Wärmeabzugsanlage (RWA) mit zwei Dachhauben zur Entlüftung des Aufzugsschachtes, zur Verfügung. Im Erdgeschoss verfügt das Forschungsund Technologiezentrum über eine Fußbodenheizung, die in jedem Raum individuell steuerbar ist. Das Obergeschoss ist mit Plattenheizkörpern ausgestattet. Die Versorgung erfolgt über eine Fernwärme-Übergabestation.

Besprechungsraum mit F30-Brandschutzverglasung Blendfreies Arbeiten wird durch die 34 Außenjalousien mit Aluminiumlamellen gewährleistet. Für die ungestörte

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Bild 3.  Das Obergeschoss ist ebenfalls über eine Aufzugsanlage inklusive Rauchund Wärmeabzugsanlage erreichbar

Kommunikation im großen Besprechungsraum mit F30Brandschutzverglasung sorgt eine vertikale Sichtschutz­ jalousie mit Textillamellen. Die Zugangstüren, beispielsweise im Eingang, sowie die Verbindungstüren zum Treppenhaus sind aus Aluminium gefertigt. Alle anderen Räume wurden mit Holzzimmertüren ausgestattet. Für die Türen der Laborräume wurde ein Glasausschnitt in Form eines Bullauges gewählt.

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Modul- und Containerbauten

Labore mit rutschsicherem und chemikalienbeständigem PVC-Belag Alle Büros im Forschungsgebäude erhielten einen robusten Nadelflies-Teppichboden. Im Eingangsbereich wurde zusätzlich eine Sauberlaufmatte integriert. Die Labore verfügen über einen strapazierfähigen, rutschsicheren PVC Belag, der darüber hinaus eine Beständigkeit gegenüber Chemikalien aufweist. Alle sanitären Bereiche sind mit Fliesen an Wänden und Böden ausgestattet. Ein weiterer Vorteil der Modulbauweise ist die bei Bedarf problemlose, schnelle sowie wirtschaftliche Erweiterung oder Aufstockung des Gebäudes. Weitere Informationen: Bild 4.  Eine Zweiholm-Innentreppe aus Stahl, die mit Kunststein und Sicherheitsantrittskante belegt wurde, führt ins Obergeschoss (Fotos: SÄBU Mobile Raumsysteme GmbH)

SÄBU Morsbach GmbH Zum Systembau 1, 51597 Morsbach-Schlechtingen Tel. (02294) 694-0, Fax (02294) 694-38 modulbau@saebu.de, www.saebu.de

Neue Räume für moderne Lehrkonzepte: Modul-Hybridgebäude für die Technische Hochschule Lübeck Die Technische Hochschule Lübeck ist eine Einrichtung für Angewandte Wissenschaften in den Bereichen Technik, Wirtschaft und Naturwissenschaft. Mit ca. 120 Professoren in vier Fachbereichen bietet sie ca. 30 Bachelor- und Masterstudiengänge für 4.500 Studierende. Seit mehr als 10 Jahren steigt die Zahl der Studierenden in Lübeck, was grundsätzlich erfreulich ist, jedoch die angespannte Raumsituation zusätzlich belastet. Um diesen akuten Notstand schnellstmöglich lindern zu können, beauftragte das Gebäudemanagement Schleswig Holstein (GMSH) KLEUSBERG mit der Errichtung eines neuen Seminargebäudes.

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Die Rahmenbedingungen können durch die modernen Vorlesungs-, Seminar- und Kommunikationsareale für die kommenden Jahre verbessert sowie die wissenschaftliche Infrastruktur des Campus unterstützt werden. Die neuen Räumlichkeiten im Überblick:

Der Neubau wurde als Modul-Hybridgebäude realisiert. Hörsäle sowie der Eingangsbereich entstanden in Stahlbeton-, die übrigen Seminar- und Nebenräume in Modulbauweise. Durch den Einsatz vorgefertigter Elemente konnten 20 % der Bauzeit eingespart und der Neubau von den bis zu 700 Stu-

Bild 1.  Modul-Hybridgebäude für die Technische Hochschule Lübeck: Fassade aus Faserzementplatten als architektonisches Gestaltungselement

Bild 2.  Pfosten-Riegel-Fassade für mehr natürlichen Lichteinfall

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2 Hörsäle mit 150 und 120 Plätzen 3 Hörsäle mit jeweils 72 Plätzen 3 Seminarräume mit jeweils 45 Plätzen 2 Konferenzräume mit jeweils 14 Plätzen 2 Studierendenarbeitsräume mit jeweils 4 Plätzen 3 Kommunikationsareale – auf den jeweiligen Geschossfluren –– 21 Büroräume

Kombinierte Bauweise schafft Vorzüge

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Modul- und Containerbauten

Bild 4.  Großzügige Hörsäle mit modernster Medientechnik

Bild 3.  Über zwei Geschosse offener Luftraum – geprägt von Tageslicht

denten und Lehrkräften früher bezogen werden. Die Hörsäle sind für bis zu 150 Teilnehmer ausgestattet und reichen über zwei Geschosse. Oberhalb dieser Räumlichkeiten befindet sich die Lüftungszentrale, welche 170 m2 umfasst und den kontinuierlichen Luftwechsel im gesamten Neubau sicherstellt. Der an den vorderen Trakt anschließende Gebäudeflügel enthält die Seminar- und Nebenräume, in denen partiell 72 Studierende unterrichtet werden können. Bodentiefe Fenster sorgen hier für Tageslichteinfall und schaffen optimale Bedingungen für konzentriertes Arbeiten. Die Schnittstellen beider Bauweisen sind nicht erkennbar, sodass das neue Hochschulgebäude eine harmonische Einheit bildet. Das großzügige Foyer des Haupteingangs stellt die Verbindung zwischen beiden Gebäudeteilen dar und dient gleichzeitig als offene Kommunikationszone. Auf der Rückseite des Modul-Hybridbaus kam eine Pfosten-Riegel-Fassade zum Einsatz, die einen weiteren Nebeneingang prägt und dafür sorgt, dass der dort befindliche, über zwei Geschosse offene Foyerarm von Tageslicht durchflutet wird. Die Erschließung der im Obergeschoss befindlichen Räume erfolgt über eine Galerie.

Moderne Medientechnik für innovative Lernformen Präsenzlehre und E-Learning sind zwei von vier strategischen Feldern, mit denen sich die Technische Hochschule seit einigen Jahren beschäftigt. Damit geht einher, dass den Studierenden innovative Lernformen geboten werden, die auch ortsunabhängigen Unterricht ermöglichen – beispielsweise für Studenten während ihres Auslandssemesters. Daher sind die Hörsäle medientechnisch so ausgestattet, dass eine elektronische Übertragung der Vorlesungen möglich ist. Gesteuert wird diese Technik über fest an den Stehpulten integrierte Touchpanels. Um bei Störungen im Stromnetz die Versorgung kritischer elektrischer Lasten sicherzustellen und den Unterricht ohne technische Beeinträchtigungen weiter fortführen zu können, wurde das Gebäude

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Bild 5.  Zentrale Lüftungsanlage zur Versorgung des gesamten Gebäudes (Fotos: KLEUSBERG GmbH & Co. KG, Fotograf: Rüdiger Mosler)

mit einer USV-Batterie (USV = unterbrechungsfreie Stromversorgung) versehen.

Fassade als architektonisches Gestaltungselement Die Vorhangfassade aus grauen Faserzementplatten verleiht dem Gebäude ein spannendes Erscheinungsbild. Der Eingangsbereich wird durch eine abweichende Farbgebung sowie die z. T. diagonal verlaufende Anordnung der Tafeln optisch hervorgehoben. Es entsteht ein Art Rahmen, durch den die Besucher förmlich in das Gebäude „hineingezogen“ werden. Die hier orthogonale Anordnung der Fassadenplatten wird durchbrochen durch runde, im Muster gestanzte Löcher, welche zusätzlich eine Belichtung des dahinterliegenden Foyers möglich machen. Das Architekturbüro Schmieder & Dau aus Kiel übernahm die Projektbetreuung. Die Architekten beschreiben das Gebäude als neues Bindeglied zwischen der neuen Mitte und dem nördlichen Areal des Hochschulgeländes. Weitere Informationen: KLEUSBERG GmbH & Co. KG Anne Obelode – Marketingreferentin Wisserhof 5, 57537 Wissen Tel. (02742) 955-146 obelode@kleusberg.de, www.kleusberg.de

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Zukunft im Fokus

NEUBAU FORSCHUNGSGEBÄUDE SUPRA FAB, FREIE UNIVERSITÄT BERLIN Architektur: Nickl Architekten Deutschland GmbH 3D-Visualisierung: www.archlab.de

Technische Gebäudeausrüstung • Tragwerksplanung Wasserbau und Hafenlogistik • Energie- und Umweltplanung Komplexe Gebäudeplanung • Genehmigungsmanagement Infrastrukturplanung • Baumanagement und Projektsteuerung

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Projektvorstellungen

NEUBAU FÜR DEN FACHBEREICH SENSORIK GEBÄUDE N DER HOCHSCHULE KARLSRUHE

Bild 1.  Neues Gebäude für den Fachbereich Sensorik der Hochschule Karlsruhe: Die Fensterbänder sind mit perforierten, vertikal drehbaren Metalllamellen verkleidet, die wie eine Art Filter präzise einstellbare Wechselwirkungen zum Außenraum aufbauen

Schulz und Schulz Architekten Der Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft Karlsruhe hat mit seiner intensiven Durchgrünung, der klaren städtebaulichen Struktur und den bestehenden Stahlbetonskelettbauten eine starke Identität. Diese prägenden Gestaltungselemente greift der Neubau für das Gebäude N auf und überführt die Prinzipien der 1960er- und 1970er-Jahre in die Gegenwart. Wissenschaftlicher Austausch und interdisziplinäre Kommunikation sind hierbei die zentralen Leitgedanken, um einen neuen, offenen und auf die Forschung fokussierten Campusbaustein zu formen. Die präzise Setzung des Neubaus für den Fachbereich Sensorik führt die streng orthogonale Struktur des Campus weiter. Die städtebauliche Disposition folgt dem grundlegenden Campusgedanken, der verschiedene Institute um ein zentrales Herzstück gruppiert. Die bis dato unbebaute Ecke des Campus wird durch das Gebäude N besetzt, welches über einen großen erdgeschossigen Unterschnitt auf die Campusmitte ausgerichtet ist. Mit seiner quadratischen

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Form ist der neue Baukörper ein wichtiges Bindeglied, das zwischen den unterschiedlichen Ausrichtungen der Bestandsbauten vermittelt. Die differenzierten Anforderungen an Raumgrößen und -nutzungen prägen die Grundrisstypologie. Im Erdgeschoss befindet sich das repräsentative Foyer. Die vier Hauptgeschosse werden von einer in Gebäudemitte angeordneten Kommunikationszone geordnet, die sämtliche Verkehrsflächen des Neubaus bündelt und den Blick auf den Campus sowie in die angrenzende Waldlandschaft freigibt. Die Loggien am südlichen Ende der Kommunikationszonen nehmen Gestaltungsmotive der Nachbarbebauung auf und ermöglichen einen geschossweisen Austritt ins Freie. Die Mittelzone dient neben der Haupterschließung auch als Wartebereich zwischen Vorlesungen, als Pausen­ bereich während Blockseminaren und als zwanglose Diskussionsplattform für alle Fachbereiche, die den wissenschaftlichen Austausch fördert. Die sonst üblichen Verkehrsflächen sind zentrale Aufenthaltsbereiche, die in die Vorlesungs-

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Projektvorstellungen

Bild 4.  Grundriss Regelgeschoss (Grafiken 2–4: Schulz und Schulz Architekten)

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Bild 2. Lageplan

bzw. Laborräume im Westen und Osten überleiten. Eine zwischengeschaltete Vorbereitungs- und Sammlungszone generiert kurze Wege und schafft eine äußerst effiziente Erschließung und Verknüpfung aller Räumlichkeiten.

Tragwerk Das Gebäude ist in Stahlbetonbauweise mit wirtschaft­ lichen Spannweiten konzipiert. Die Außenwände, die Wände der Kommunikationszone sowie die Flurwände sind tragende und aussteifende Wandscheiben. Damit sind die Flachdecken auf einen wirtschaftlich sinnvollen Quer-

schnitt bemessen. Diese Struktur ermöglicht gemeinsam mit den Fassadenanschlüssen eine flexible Grundrisseinteilung sowie eine störungsfreie Installationsführung, wodurch das Verändern der Laborbereiche mit überschaubarem Aufwand gewährleistet ist.

Verteilung Haustechnik 0

Eine Teilunterkellerung und Technikflächen im Dachgeschoss schaffen den notwendigen Platz für haustechnische Anlagen. Um die teilweise hochinstallierten Laborräume zukunftsfähig und flexibel nutzen zu können, werden alle Räume über vier an zentraler Stelle gelegene Schächte versorgt, die in die Technikbereiche im Untergeschoss und Dachgeschoss einbinden.

Energetisches Konzept Das Projekt wurde als Niedrigstenergiegebäude konzipiert. Um das ambitionierte Ziel zu erreichen, die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009 um mehr als 30 % zu unterschreiten, wurden verschiedene Maßnahmen umgesetzt, u. a.:

Bild 5.  Die großzügige Mittelzone dient gleichzeitig der Haupterschließung und als Kommunikationsbereich

Bild 3.  Grundriss Erdgeschoss

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Projektvorstellungen

Bild 6.  Die Hörsäle führen die Gestaltungsprinzipien in ihrer Materialität und Farbigkeit fort

Bild 8.  Die geöffneten Lamellen brechen die Hermetik der Forschungsmaschine und erzeugen ein lebendiges Licht- und Schattenspiel auf der Fassade (Fotos: © Gustav Willeit)

–– Ausbildung einer hochgedämmten Hülle mit einem Fensterflächenanteil von < 50 % –– Einsatz einer mechanischen Be- und Entlüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung –– Kältebereitstellung über den Energieträger Fernwärme mittels Absorptionskältemaschine –– wirksamer außenliegender Sonnenschutz mit automatischer, tageslichtabhängiger Lichtsteuerung –– massive Bauteile als speicherwirksame Masse

Fassadengestaltung Bezug nehmend auf die bestehenden Campusgebäude ist die Fassade des Neubaus als Bandfassade mit vorgehängten Betonfertigteilen ausgebildet. Die Fensterbänder sind oberflächenbündig mit vertikal drehbaren Metalllamellen verkleidet, die wie eine Art verstellbarer Filter ganz unterschiedliche Licht- und Sichtsituationen ermöglichen. Die geschlossenen Lamellen generieren eine konzen­ trierte Forschungsatmosphäre, die nur schemenhafte Ausblicke erlaubt. Die geöffneten Lamellen brechen mit der Hermetik des Institutsgebäudes und erzeugen ein lebendiges Schattenspiel auf der Fassade. Bautafel Gebäude N der Hochschule Karlsruhe ■■  Bauherr: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Karlsruhe ■■  Architekten: Schulz und Schulz Architekten, Leipzig ■■  Bauleitung: Ernst2 Architekten AG, Stuttgart ■■  Tragwerksplanung: Mayr | Ludescher | Partner Beratende Ingenieure PartGmbB, Stuttgart ■■  Technische Gebäudeausrüstung: Kofler Energies Ingenieurgesellschaft mbH, Heidelberg ■■  Bauphysik: Brüssau Bauphysik GmbH, Fellbach ■■  Kunst am Bau: Jörg Mandernach, Ludwigsburg ■■  Nutzfläche: 3.800 m2 ■■  Bruttogrundfläche: 7.100 m2 ■■  Bruttorauminhalt: 32.000 m3 ■■  Bauwerkskosten: 15.850.000 € ■■  Wettbewerb: 2013, 1. Preis ■■  Planungsbeginn: 08/2013 ■■  Baubeginn: 11/2014 ■■  Fertigstellung: 12/2017

Weitere Informationen:

Bild 7.  Die Ausstattung von Laboren und Seminarräumen ist auf den wissenschaftlichen Betrieb ausgerichtet

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Schulz und Schulz Architekten GmbH Ferdinand-Rhode-Straße 20, 04107 Leipzig Tel. (0341) 48 71 33 mail@schulz-und-schulz.com, www.schulz-und-schulz.com

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DAS CAMPUSAREAL ALS LEBENDIGER STADTBAUSTEIN HOCHSCHULE RUHR WEST, MÜLHEIM AN DER RUHR

Bild 1.  Campus der Hochschule Ruhr West, Mülheim an der Ruhr: Die Sonderbauten Hörsaalzentrum, Mensa und Bibliothek öffnen sich zum zentralen Quartiersplatz

HPP Architekten Nach Plänen der Arbeitsgemeinschaft HPP/ASTOC ist an der Duisburger Straße in Mülheim an der Ruhr die Hochschule Ruhr West (HRW) als lebendiger Hochschulcampus entstanden. Das 2016 fertiggestellte Areal ist Teil einer landesweiten Entwicklung neuer Hochschulen und erreicht mit ca. 62.000 m2 BGF aufgeteilt auf acht Gebäude die Dimensionen eines eigenständigen Quartiers. Die HRW fungiert nicht nur als neue Bildungseinrichtung für bis zu 3.000 Studenten, sondern zugleich auch als wichtiger Bestandteil und Impulsgeber einer Stadtentwicklungskonzeption für das gesamte Umfeld der Hochschule. Gelegen im Stadtteil Broich auf der Grenze zwischen einem Industrie- und einem Wohngebiet passt der Campus sich in ein heterogenes Umfeld ein. Daher orientieren sich die zwei- bis sechsgeschossigen Gebäude des Campus in Bezug auf Volumen und Höhenentwicklung an der Umgebung und öffnen sich bewusst zum Stadtteil und zu der angrenzenden Bebauung.

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Das Wohngebiet und die Infrastruktur entlang der Duisburger Straße werden durch Veranstaltungen und Nutzungsangebote der neuen Hochschule belebt und aufgewertet. Gleichzeitig entsteht auf dem Campus eine Vielzahl unterschiedlicher öffentlicher Räume, die zum Verweilen einladen und auch den Anwohnern für Freizeit­ aktivitäten zur Verfügung stehen. Das Campusareal kann über verschiedene städtebauliche Achsen durchquert werden fungiert dadurch als Bindeglied zwischen den angrenzenden Wohn- und Gewerbegebieten.

Lebendiges Ensemble Um den zentralen städtischen Quartiersplatz gruppieren sich die drei Sonderbauten Hörsaalzentrum, Mensa und Bibliothek. Eingefasst wird das Areal von den vier Institutsbaufeldern. Mit dem Parkhaus schließt der Campus im Osten ab. Die Institutsgebäude bilden sich um zen­ trale, halboffene Höfe mit unterschiedlicher Orientierung,

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Projektvorstellungen

Bild 2.  Lageplan (Grafik: Planergruppe Oberhausen)

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Bild 3. Grundriss

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Projektvorstellungen

Bild 4.  Der Speisesaal des Mensagebäudes mit seinen sichtbaren Fachwerkträgern kragt über dem Campus aus

Bild 5.  Gestaltgebend für den Speisesaal im auskragenden Teil der Mensa ist die Fachwerkstruktur im Zusammenspiel mit den vertikalen Lamellen der Fassade

aber ähnlichen räumlichen Proportionen und Konfigurationen. Sämtliche Foyers der Institute befinden sich unter den Hochpunkten der Baukörper und führen die Nutzer im Erdgeschoß über großzügige Flure entlang der Höfe zu den Erschließungskernen. Durch die bodengleiche und geschosshohe Verglasung im Erdgeschoss und den harmonischen Übergang der Bodenbeläge von außen nach innen setzt sich der Campus im Inneren der Gebäude optisch fort. Form und Lage der Foyers ermöglichen Blickverbindungen zwischen den Höfen und dem Campus. Die Lehre wird sichtbar gemacht, urban eingebunden, sozial vernetzt und baulich kommunikativ.

Struktur. Diese generiert wiederum ein identitätsstiftendes Ensemble aus hofartigen Strukturen, die miteinander verbunden werden können. Die Institute verfügen über zen­ trale, halboffene Höfe mit unterschiedlicher Orientierung, aber ähnlichen Proportionen und Konfigurationen. Die Fassadentypen folgen zwei unterschiedlichen, aber verwandten Prinzipien: Die Institutsgebäude erhalten eine Ziegelsteinfassade mit Fensterbändern und einem ausgeprägten Relief. Die Zentralgebäude sind geprägt von

Vielfalt und Homogenität Das Zusammenspiel von Form und Materialität zwischen den Institutsbaukörpern und den Sonderbauten ist wesentliches Gestaltungsmerkmal. Bibliothek, Hörsaalzentrum und Mensa definieren differenzierte Orte auf dem Campus und sind von allen Seiten aus erlebbar. Der Speisesaal kragt über dem Campus aus und ermöglicht Blickbezüge zu sämtlichen Baukörpern. Über eine großzügige Freitreppe mit dem Speisesaal im Obergeschoss verbunden, befinden sich im Erdgeschoss des Mensagebäudes Foyer, Cafeteria, Seminarräume und studentische Arbeitsplätze sowie Anlieferung, Lager- und Technikflächen. Die sechsgeschossige Bibliothek überragt als Landmarke alle anderen Bauten auf dem Campus. Sie ist vom Campus-Inneren und von der Straßenbahn kommend zugänglich. Die Struktur ermöglicht einen flexiblen Umgang mit den unterschiedlichen Nutzungslayouts. Optionale Lufträume verbinden jeweils zwei Geschosse und vermitteln Großzügigkeit. Das Foyer des Hörsaalzentrums öffnet sich sowohl zum Campus als auch zur Duisburger Straße. Über zwei repräsentative Treppenhäuser gelangt man in die Ober­ geschosse, in denen Seminar- und Hörsaalräume um eine zentrale Fläche angeordnet sind. Die Anforderung, in jedem der vier Institutsbaukörper gleichzeitig Büro-, Seminar- und Laborfunktionen realisieren zu können, führte zu einer flexiblen und einfachen

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individuell. effizient. modular.

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Projektvorstellungen

Bild 6.  Das Bibliotheksgebäude überragt als Landmarke alle anderen Bauten auf dem Campus

Bild 8.  Das Foyer des Hörsaalzentrums öffnet sich sowohl zum Campus als auch zur Duisburger Straße

Bild 7.  Loungebereiche in der Bibliothek ermöglichen sowohl konzentriertes Arbeiten als auch kommunikativen Austausch

Bild 9.  Die Ziegelsteinfassaden mit Fensterbändern und die flächigen Fassaden mit vorgehängten Sichtschutzelementen werden durch die einheitliche Farbgebung gestalterisch verbunden Fotos 1, 4–9/Grafik 3: HPP/ASTOC, Fotos: Christa Lachenmaier)

einer flächigen Fassade mit vorgehängten Sichtschutz­ elementen. Die Farbgebung aus warmen Sandtönen und leuchtend roten Akzenten verbindet die beiden Gebäudetypen.

Zukunftsfähigkeit und Flexibilität

Bautafel Campus der Hochschule Ruhr West, Mülheim an der Ruhr ■■  Bauherr: BLB NRW, Niederlassung Münster ■■  Architektur/Innenarchitektur: ARGE HPP / ASTOC ■■  Generalplanung: HPP International Planungsgesellschaft mbH ■■  Gebäudenutzung: 4 Institutsgebäude, Bibliothek, Hörsaal­ gebäude, Mensa, Parkhaus ■■  BGF: 62.500 m2 ■■  Fertigstellung: 2016 Fachplaner: Tragwerksplanung: SPI Schüßler Plan Ingenieure, Düsseldorf ■■  TGA HLSK: Winter-Beratende Ingenieure, Düsseldorf ■■  TGA ELT/NT: pbe – Beljuli Planungs GmbH, Pulheim ■■  Akustik/ Bauphysik: Peutz Consult, Düsseldorf ■■  Geologie: Kühn Geoconsulting, Mülheim ■■  Labortechnik: Eretec-Laborplanung, Gummersbach ■■  Landschaftsplanung: PGO Planergruppe Oberhausen ■■  Lichtplanung: pbe – Beljuli Planungs GmbH, Pulheim ■■  Küchentechnik: K + P Planungsbüro, Düsseldorf ■■  Fassadenberatung: IGF Zimmermann Ingenieurges., Mülheim

Die Hochschulgebäude vereint ein minimierter Energieund Ressourcenbedarf: Beheizt wird die Hochschule durch ein nahes Blockheizkraftwerk (BHKW), die Temperierung des Gebäudes erfolgt über Heizkörper oder Betonkernaktivierung. Außerdem ermöglicht eine Solarthermieanlage die Nutzung von Sonnenwärme. Um die zukünftige Entwicklung zu sichern, erlaubt der Entwurf eine flexible Nutzung der Gebäude und ermöglicht eine optionale Erweiterung der BGF um 20 %. „Gemeinsam mit ASTOC Architects and Planners haben wir keine reinen Funktionsgebäude entwickelt, sondern einen Campus der sich inhaltlichem Wandel und räumlichen Veränderungen anpassen kann und auch bei steigenden Studentenzahlen vielfältige Nutzungen zulässt.“, so HPP Senior Partner Volker Weuthen

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Weitere Informationen: HPP Architekten GmbH Kaistraße 5, 40221 Düsseldorf Tel. (0211) 83 84-0, Fax (0211) 83 84-185 pr@hpp.com, www.hpp.com ASTOC Architects and Planners GmbH Maria-Hilf-Straße 15, 50677 Köln Tel. (0221) 27 18 06-0 pr@astoc.de

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BAUEN IM BESTAND + NEUBAU HOCHSCHULE FÜR SCHAUSPIELKUNST ERNST BUSCH, BERLIN

Bild 1.  Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Berlin: Schnittstelle Bühnenturm und Bestandsgebäude

O&O Baukunst Die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch bildet in vier Abteilungen aus: Schauspiel, Regie, Zeitgenössische Puppenspielkunst und Tanz. Die Abteilungen waren in den letzten Jahren auf mehrere Standorte in Berlin verteilt. Ziel der Hochschule war es, die Abteilungen an einem zentralen Standort zu vereinen. Der realisierte Entwurf von O&O ist aus einem international besetzten Wettbewerb 2011 als Sieger hervorgegangen. O&O Baukunst hat dann in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule ­einen Ort geschaffen, an dem die Abteilungen vereint sind und an dem sichtbar wird, wie Theater funktioniert. Das Grundstück der Hochschule für Schauspielkunst Berlin ist ein Restgrundstück im Innern eines typischen Berliner Blocks in Berlin-Mitte, nur durch eine schmale Gasse aus dem Straßenraum der Zinnowitzer Straße betretbar. 1954 wurde hier das Haus der Werkstätten der Staats­ theater fertig gestellt. Mehr oder weniger übriggeblieben

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und bedrängt von den umliegenden, zum größten Teil nach maximaler Ausnutzung strebenden Projekten, zeigt sich die Hochschule nun selbstbewusst in der „zweiten“ Reihe. Das ehemalige Haus der Werkstätten der Staatstheater, kurz: Opernwerkstätten, wurde, soweit es möglich ist, für die neue Nutzung verwendet. Werkstätten, Probe- und Seminarräume passen in die bestehenden Raumzuschnitte der ehemaligen Werkstätten. Die Büros ziehen in den vorher ebenso genutzten Westflügel. Dort, wo die Struktur des Hauses oder die Anforderungen an den Theater- und Probebetrieb an ihre Grenze stoßen, werden neue Bauteile an das Haus herangeschoben und angefügt. Das Vorhandene wird genutzt und benutzt. Jeder Bestandsänderung wird hinterfragt. Was kann genutzt werden, was kann wiederverwendet werden, was muss geändert werden? Bauen im Bestand stellt den Bauherrn normalerweise vor ein besonderes Kostenrisiko. Das Vorhandene

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Projektvorstellungen

Bild 4.  Probevorbereitung auf der unteren Bühne (Foto: Horst Stasny)

Bild 2.  Westseite mit Blick auf das Theatercafé

nicht zu überformen und die akzeptierende Haltung des Entwurfes gegenüber dem Bestand zeigt sich als sichtbares und erlebbares Konzept, dass auch dem sehr eingeschränktem Budget für dieses Bauvorhaben Rechnung getragen hat. Der Gebäudekomplex setzt sich damit aus drei Teilen zusammen: dem Altbau der ehemaligen Opernwerkstätten aus den Fünfzigerjahren, der an seiner Stirnseite aufgeschnitten wurde, dem holzverkleideten Bühnenturm, der sich seitlich in diese Schnittstelle einklinkt und der gläsernen Schachtel des Theatercafés, die gegenüber an die Alt-

Bild 3.  Umgang im Bühnenturm (Foto: Manfred Ortner/O&O Baukunst)

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bauflanke herangeschoben ist. Beide neuen Elemente rahmen den neuen Eingang, der sich im Inneren des Altbaus als großzügiges Foyer aufweitet und als Arbeitsstraße vorbei an gläsernen Requisitendepots und Werkstätten führt. Der neue holzverkleidete Bühnenturm, in dem die öffentlichen Aufführungen der Hochschule in zwei gestapelten flexiblen Bühnen stattfinden, gibt der Hochschule ein aus dem Straßenraum sichtbares Zeichen in der Stadt. Der herkömmlich rückwärtige Betrieb von Technik und Auftritt wird hier an der Außenfassade durch den Schleier des Holzvorhangs sichtbar. Am Abend leuchten die transparenten mit Polycarbonatplatten verkleideten Bühnenumgänge. Das in diesem städtischen Kontext fremde Material Holz wird zu einem Zeichen für das neue Theater in der Stadt. Der einfach gezimmerte Holzvorhang erinnert dabei an die Rückseite von Kulissen, aber auch an die ersten Holzbauten aus der Anfangszeit des Theaters. Holz ist ein typisches Theatermaterial, leicht zu verarbeiten und wandelbar. An der Südseite wurde das Theatercafé an den Bestandsbau herangeschoben. Der Pavillon ist ein einfacher Stahlbau. Der gläserne Pavillon öffnet sich nach Süden zu den hier angeordneten Terrassen. Ein gefalteter stählerner Vorhang aus gelochten Paneelen dient als Sonnenschutz und kann bei Bedarf geöffnet werden. Das Muster der Lo-

Bild 5.  Oberer Bühnenraum

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Bild 6.  Bibliothek (Fotos 1, 2, 5 und 6: Schnepp Renou/O&O Baukunst)

chung der Paneele ist aus dem Bild eines Vorhanges entwickelt worden. Das weitere Erdgeschoss ist zum großen Teil den Werkstätten und Fundusbereichen vorbehalten. Rechts und links einer zentralen Erschließungsachse erschließen

sich diese Bereiche. In der Mitte dieser Erschließungsachse an der Schnittstelle zum Westflügel wurde eine neue skulpturale Freitreppe aus Ortbeton eingefügt. Sie verbindet kommunikativ und offen alle Geschosse des Hauses. Im Brandfall wird sie durch seitlich zufahrende Brandschutztore zu einer notwendigen Fluchttreppe. Auch in den Obergeschossen wiederholt sich die zentrale Erschließungsachse. Hier sind die Probe-, Seminarund Bewegungsräume der Hochschule untergebracht. Eine Bibliothek nutzt die ehemals vorhandenen mehrgeschossigen Öffnungen des Altbaus zu einem großzügigen Lesesaal um. Orientierung in den Geschossen bietet immer wieder der hölzerne Vorhang der Bühnen, die sich aus dem Außenraum nach innen fortsetzen. Die technischen Einbauten dienen der Nutzung und reagieren auf die Gegebenheiten des Bestandsgebäudes. Low Tech als sichtbare Installation, einfach verfügbar und über die Nutzungsdauer anpassbar, wird bevorzugt. Wo möglich wurde der einfachen Fensterlüftung der Vorzug vor einer mechanischen Lüftung gegeben. Aufgrund der Nutzung als Versammlungsstätte und der vielfältigen Verwendung des Materials Holz werden Teilbereiche der Hochschule gesprinklert. Im gesamten Gebäudekomplex zeigt sich der Charakter der Hochschule. Das Zusammentreffen von Rohem und Verfeinertem sowie Altem und Neuem zeigt sich in den Innenräumen an einer trennenden Linie, die sich auf einer Höhe von 2,30 m durch das gesamte Gebäude zieht. Alle Oberflächen unterhalb dieser Höhe sind verfeinert, die Bauteile darüber verbleiben in ihrem vorgefundenen oder rohen Zustand. Die Flurwände sind bis zu dieser Höhe von 2,30 m mit Tafellack bekleidet und bieten sich den Studenten als endlose Wandzeitung an. Die Hochschule ist ein lebendiger Ort des Improvisierens und Entwickelns immer anderer Lebensrealitäten.

Bautafel Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Berlin ■■  Bauherr: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin ■■  Nutzer: Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch ■■  Architekt: O&O Baukunst ■■  Bruttogrundfläche: 16.200 m2 ■■  Wettbewerb: 2010 ■■  Projektbeginn: 2011 ■■  Baubeginn: 2014 ■■  Fertigstellung: 2018

Weitere Informationen:

Bild 7.  Blick vom Treppenhaus in die Flure (Foto: O&O Baukunst/Horst Stasny)

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Ortner & Ortner Baukunst Gesellschaft von Architekten mbH Leibnizstraße 60, 10629 Berlin Tel. (030) 28 48 86-0, Fax (030) 28 48 86-60 public@ortner-ortner.com, www.ortner-ortner.com

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HOCHSCHULE FULDA LÜCKENSCHLUSS: NEUER LEHR- UND VERWALTUNGSBAU

Bild 1.  Der neue Lehr- und Verwaltungsbau der Hochschule Fulda

Sturm und Wartzeck GmbH Architekten BDA Die Hochschule Fulda ist eine noch recht junge Institution. Gerade erst beging sie ihren 45. Geburtstag. 1974 wurde sie als Nachfolgerin des Pädagogischen Fachinstituts gegründet und bezog mit etwa 750 Studierenden die ehemaligen Kasernen­ gebäude am Rande der Fuldaer Innenstadt. Die Hochschule wächst rasant. Inzwischen lernen und forschen dort mehr als 9.500 Studierende in acht Fachbereichen. Dafür muss Raum geschaffen werden. In einem ersten Abschnitt entstanden daher Neubauten für die Mensa, die Bibliothek und das Student Service Center, die seit 2012 genutzt werden. Sie umschließen einen großen zentralen Platz, der in sanften Geländewellen gestaltet ist. Der neue Lehr- und Verwaltungsbau, geplant von den Architekten Sturm und Wartzeck und fertiggestellt 2016, bildet nun den Abschluss des Campus zur Stadt hin und schließt die bauliche Lücke in der Blockrandbebauung der

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Moltkestraße. Er vermittelt mit seiner Höhe zu den gegenüberliegenden Wohnhäusern, die aus unterschiedlichen Stilepochen stammen und ein buntes Bild abgeben.

Der Neubau Der Besucher nähert sich dem Bau über den großen Campus-Platz, der von den Seminar- und Laborgebäuden der alten Kaserne und der neuen Bibliothek umrahmt wird. Der Eingang ist unschwer zu erkennen, er liegt tief in der eingeschnittenen Gebäudeecke und wird so von den darüber liegenden Geschossen überdacht. Herzstück des Neubaus mit seinem nahezu quadratischen Grundriss bildet das hohe Atrium. Eine freitragende Treppe über alle Geschosse ragt in den Raum. Die Oberlichter darüber lassen viel Tageslicht bis hinunter ins Erdgeschoss fallen.

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Bild 2. Lageplan

Offene Flure umrunden das Atrium und erzeugen eine kommunikative Atmosphäre, alles bleibt übersichtlich und überschaubar. Darin spiegelt sich auch das Credo der Fuldaer Hochschule wider: eine Hochschule der kurzen Wege. Die Gestaltung der Innenräume ist auf die Verwendung weniger Materialien reduziert. Weiß gestrichene Decken und Wände heben sich vom warmen Ton der Eichenholzböden ab. Das Holz zeigt sich ebenfalls bei den Türen und den Handläufen der Galerie- und Treppenbrüstungen, außerdem vereinzelt bei der Möblierung. Als dritte Farbe treten die Treppenläufe aus Beton in Erscheinung. Gerade weil sich die Architekten auf wenige Komponenten beschränken, lassen sie jeder genug Raum um zu wirken. Für ein Highlight der Innenraumgestaltung konnten die Architekten den Fuldaer Künstler Franz Erhard Walther gewinnen. Er entwarf eigens für dieses Gebäude eine Schriftart – dem Sinnbild der Bildung als ihr Ausgangspunkt und Werkzeug. Die Buchstaben sind in loser Folge reliefartig in die Galerie- und Treppenbrüstungen eingelassen. Die Ausführung ist präzise und so kann das Schattenspiel der schmalen Versätze von äußerer und innerer Schicht seine Wirkung entfalten. Der Blick des Betrachters wird automatisch in die Höhe und durch das Gebäude gelenkt.

Bild 3. Herzstück des Neubaus: das Atrium

Das Raumprogramm

Bild 4. Buchstaben des Künstlers Franz Erhard Walther

Der bereits 2013 durchgeführte Wettbewerb gab eine Nutzungsmischung zwischen Seminar- und Laborbereichen einerseits und den Verwaltungs- und Präsentationsräumen des Hochschulpräsidiums andererseits vor. Im Erdgeschoss befinden sich neben einem flexibel nutzbaren Vortragsraum mit Platz für bis zu 90 Personen zusätzliche Büroräume für die Verwaltung sowie die Labore des Instituts für Lebensmitteltechnologie. Im 1. Obergeschoss entstanden technische Labore für die Studieren-

den des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik sowie die Büros der Lehrkräfte. Im 2. Obergeschoss schließlich komplettieren die Büros des Präsidiums und ein großer Besprechungsraum das Angebot. Mit diesem Raumangebot ist eine hohe Nutzungsintensität des Gebäudes verbunden. Da an der Fuldaer Hochschule neben der Lehre auch ein großes Augenmerk auf die Forschung ge-

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/ WCs

Bild 5. Grundriss Untergeschoss (Technik/Hausanschluss/WCs)

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Bild 6. Grundriss Erdgeschoss (Pharma Labor/Unterricht)

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Projektvorstellungen

rundlagen /

Bild 7. Grundriss 1. Obergeschoss (Labor Wirtschaftsingenieure und Grundlagen/Fertigung)

legt wird, sind häufig auch Vertreter der Industrie oder aus dem Ausland zu Gast. Dem entspricht der repräsentative Charakter des Gebäudes. Alle Bereiche des Neubaus sind barrierefrei zu nutzen. Das gewährleisten auch die installierten Freilaufobentürschließer sowie die Aufmerksamkeitsfelder an den Treppenantritten. Der Campus wächst nach wir vor. Gerade errichten Atelier 30 ein weiteres Seminargebäude für die Fakultät Pflege und Gesundheit. Doch mit dem Bau von Sturm und Wartzeck konnte endlich die Administrative der Hochschule unter einem Dach versammelt werden.

Baukonstruktion Die tragenden Außenwände und Brüstungen des Gebäudes sowie die Dach- und Deckenkonstruktionen wurden in Stahlbeton ausgeführt. Die massiven Wände erhielten eine 20 cm dicke, außen liegende Wärmedämmung, die Verkleidung mit Kirchheimer Muschelkalkstein folgt der Gestaltung der Fassaden von Bibliothek, Mensa und Student Service Center. Die tragenden Innenwände wurden ebenfalls aus Stahlbeton oder Kalksandstein errichtet, nichttragende Bauteile in Trockenbauweise.

Technik Das Gebäude verfügt über zwei Lüftungsanlagen. Eine bedient die Laborbereiche und wurde speziell auf diese Erfordernisse ausgerichtet, inklusive entsprechender Fein-

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Projektvorstellungen

tung

Bild 8. Grundriss 2. Obergeschoss (Präsidium/Kanzleramt/Verwaltung)

Bild 9. Technische Labore

Bild 10. Büroräume für die Verwaltung (Fotos/Grafiken: Sturm und Wartzeck GmbH Architekten BDA Innenarchitekten)

staubfilterung. Die zweite Anlage gewährleistet in den Büro- und Seminarräumen eine ausgewogene Luftqualität. Die Wärmeversorgung erfolgt bei Temperaturen bis –2 °C über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Sinkt das Thermometer noch tiefer, steht Nahwärme aus dem hochschuleigenen Netz zur Verfügung. Die auf dem Dach installierte Photovoltaikanlage erfüllt gleich zwei Aufgaben: Zum einen dient sie als praktisches Anschauungsbeispiel für die Studierenden der Elektrotechnik, zum anderen generiert sie den Strom, der für

den Betrieb der Wärmepumpe benötigt wird. Mit dieser technischen Ausstattung unterschreitet das Gebäude die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009 um 50 %.

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Weitere Informationen: Sturm und Wartzeck GmbH Architekten BDA Innenarchitekten Wilhelm-Ney-Straße 22, 36160 Dipperz Tel. (06657) 91 45-0, Fax (06657) 91 45-11 TEAM@STURM-WARTZECK.DE, WWW.SUW-ARCHITEKTEN.DE

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CAMPUS DER UNIVERSITÄT SIEGEN BEGEGNUNGSSTÄTTE FÜR KULTUR, UNI-ALLTAG UND STÄDTISCHES LEBEN

Bild 1.  Das Untere Schloss in Siegen wurde ursprünglich als Franziskanerkloster erbaut

Dipl.-Ing. Martina Kormann Im Oktober 2016 hat die Universität Siegen ihren Dienst in den 300 Jahre alten, denkmalgeschützten Gemäuern des Unteren Schlosses in Siegen aufgenommen. Die Sanierung und Erweiterung der dreiflügeligen Anlage aus dem 17. Jahrhundert, für die pbr die Gesamtplanung erbrachte, hat die Universität Siegen direkt in die Stadt gebracht und das Untere Schloss in das öffent­ liche Leben integriert. Mit der Errichtung des „Campus Siegen Altstadt“ für 3.500 Studierende und 200 Lehrende wurden neue Entwicklungsimpulse gesetzt und so die Wahrnehmung der Stadt Siegen als Universitätsstandort in Zukunft gestärkt. Im Jahr 2014 hatten nach Beseitigung der Brandschäden und einer Schimmelsanierung die Bauarbeiten am denkmalgeschützten Schloss begonnen. Ziel der Modernisierung war es, die drei Flügel des Schlosses zu einer Einheit zusammenzufassen und einen zeitgemäßen Universitätsund Lehrbetrieb zu ermöglichen. Auf ca. 4.500 m2 stehen den Mitarbeitern und Studierenden nach den Baumaßnahmen nun moderne Büro- und Seminarräume sowie eine neue Bibliothek zur Verfügung. Bauherr ist das Land NRW, vertreten durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Niederlassung Soest.

Geschichte erleben Ursprünglich als Franziskanerkloster erbaut, wurde das Untere Schloss Siegen im 17. Jahrhundert Residenz der

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Bild 2.  Der kompakte Neubau steht ganz bewusst im Kontrast zum denkmalgeschützten Altbau

pro­testantischen Linie des Hauses Nassau-Siegen. Noch heute befindet sich im Mitteltrakt des Schlosses die ebenfalls im 17. Jahrhundert erbaute Fürstengruft Johann Moritz Nassau-Siegens. Ab dem 18. Jahrhundert diente das Schloss als Behördenhaus, in der Zeit von 1936 bis 2011 als Nebenstelle der Justizvollzugsanstalt Attendorn. Die historischen Sitzungssäle sind heute noch vorhanden. Diesen, durch die Nutzungsgeschichte geprägten Charakter

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Projektvorstellungen

Bild 3. Lageplan

des Schlosses wollten die Architekten von pbr erhalten. Details und Erinnerungen vergangener Zeiten sollten nicht ausgelöscht, sondern erlebbar bleiben. Für die Fassadensanierung bedeutete dies, zunächst Analysen von Putz- und Fassadenschichten vorzunehmen, um die neu aufzutragende Farbe an die historische Farbge-

bung anzulehnen. So ist das vertraute Gelb geblieben, lediglich etwas intensiver als zuvor. Die Fenster, Holz-Sprossenfenster mit einer Einfachverglasung waren zwar in großen Teilen marode und abgängig, konnten dennoch u. a. in den Mittelrisaliten der Hauptfassade des Schlosses als Beleg­ achse erhalten und aufgearbeitet werden. Die hohen Wärme­

Ansicht Südost

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Ansicht Nordwesten

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Gedenkraum Teeküche Abstellraum Büro Bücherei WC Pförtnerraum Sitzungssaal Technik IT Gruft Seminarraum Bibliotheksfläche Medienbereitstellung Ausleihe/Auskunft Foyer Rückgabe Garderobe 1. Hilfe /Wickelraum

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Bild 4.  Ansicht Südost (oben links) und Ansicht Nordwest (oben rechts), Grundriss (Grafiken 3 und 4: pbr Planungsbüro Rohling AG)

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Projektvorstellungen

aufgrund der Witterungseinflüsse als stark sanierungsbedürftig, sodass die Eindeckung entfernt, die vorhandene Dachschalung an schadhaften Stellen erneuert und neue Schieferplatten in altdeutscher Deckung aufgetragen wurde.

Erhalten und weiterdenken

Bild 5.  Historische Torbögen wurden freigelegt und als Stilelement in die Innenraumgestaltung einbezogen

durchgänge in diesen Bereichen wurden durch innenliegende Kastenfensterelemente als Holzfenster ohne Sprossen mit Isolierverglasung kompensiert. Die abgängigen Bestandsfenster zu ersetzen, erwies sich als keine leichte Aufgabe, da Gebäude dieser Art und aus dieser Zeit oftmals nicht nur mit einer Sorte genormter Fenster ausgestattet waren. Um die Fenster gestalterisch an das historische Vorbild anzulehnen, wurde jedes Fenster separat ausgemessen und eine Spezialfirma mit der Herstellung neuer Fenster beauftragt. Äußerlich entsprechen diese jetzt dem historischen Bestand, technisch modernsten Standards. Die Dachbeläge aus Schieferdeckung erwiesen sich

Das Untere Schloss Siegen besteht aus drei Flügeln, dem Hauptflügel (Corps de Logis), dem Kurländerflügel und dem Wittgensteinerflügel (ehemals JVA). Ziel der Architekten von pbr war es, den Hauptflügel und den Kürländerflügel in ihren wesentlichen Funktionen zu erhalten und die Besonderheiten der denkmalgeschützten Innenräume ersichtlich werden zu lassen. So wurde die Büronutzung beibehalten und lediglich durch die Einrichtung von sieben Seminarräumen ergänzt. Dabei stellte die Sanierung der teilweise unter Denkmalschutz stehenden Gerichtssäle die Architekten von pbr vor besondere Herausforderungen. So sollte ein Teil der Ausstattung wie z. B. die alten Tische, Bänke, die Holzvertäfelung sowie die historischen Leuchter und der Parkettboden erhalten bleiben, gleichzeitig wurden in diesem Bereiche auch die Decken vollständig er­ neuert, um die Raumakustik zu verbessern. Alle Räume wurden mit modernster Elektrotechnik ausgestattet, sodass die Nutzung von Multimedia-Systemen stets gewährleistet wird. Eine neue Beleuchtung sorgt außerdem für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Ein wesentlicher Aspekt der Sanierungsarbeiten beinhaltete die barrierefreie Erschließung des gesamten Schlosses. Zu diesem Zweck wurde im Kurländer- und Hauptflügel ein gläserner Fahrstuhl im Treppenauge des Treppenhauses errichtet. Weiterhin wurden die Türen im öffentlichen Bereich des Erdgeschosses mit Obentürschließern mit reduziertem Öffnungsmoment ausgestattet.

Kontrastprogramm Der klassische Ort des konzentrierten Lernens in einer Hochschule ist die Bibliothek. Diese sollte auch im Unteren Schloss nicht fehlen und ursprünglich im Wittgen-

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Technische Hochschule Lübeck | Schmieder & Dau Architekten, Kiel


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Bild 6.  Im Innenraum der Bibliothek: Die tristen Gefängnishallen wurden zu hellen Räumen mit einer freundlichen Atmosphäre umgebaut

Bild 7.  In dem unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Gerichtssaal wird heute gelehrt und gelernt

steinerflügel (ehemals JVA) eingerichtet werden. Nach einer umfangreichen Bestandsuntersuchung wurde jedoch festgestellt, dass dieser Flügel die erforderlichen Deckenlasten einer Bibliothek nicht erfüllen konnte und zudem einen enormen Höhensprung aufwies, sodass für die Umnutzung in eine Bibliothek lediglich die Errichtung eines Neubaus in Frage kam. Bewusst haben sich die Architekten für einen neutralen und zeitlosen Baukörper entschieden. Mit seinen geordneten Lochfenstern steht der kompakte Neubau ganz bewusst in klarem Kontrast zum denkmalgeschützten Altbau. Ergänzt wird der zweigeschossige Bibliotheksneubau mit seiner Fassade aus beigefarbenem, geschlemmtem Ziegel durch einen eingeschossigen Anbau in Sichtbeton. Zu-

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Bild 8.  Ergänzt wird der zweigeschossige Bibliotheksneubau mit seiner Fassade aus beigefarbenem, geschlemmtem Ziegel durch einen eingeschossigen Anbau in Sicht­ beton (Fotos 1–2, 5–8: Axel Hartmann)

sammen bilden die beiden Baukörper einen geschützten Innenhof, der zum Verweilen einlädt. Mit seiner großflächigen Glasfassade öffnet sich der Anbau diesem und erlaubt so vielfältige Sichtbeziehungen. Die neue Bibliothek erhielt einen zentralen Eingang vom Schlossvorplatz. Eine Windfangkonstruktion wurde als architektonisches Element zur Hervorhebung des neuen Eingangs im Schloss­ innenhof errichtet. Im Innenraum der Bibliothek finden die Studierenden moderne Lern-, Arbeits- und Loungebereiche vor. Der erhaltene Bereich des Wittgensteinerflügels wurde vollständig entkernt. Bis vor fünf Jahren wurde dieser noch als Gefängnis genutzt. Nach der Modernisierung werden die Wirtschaftswissenschaftler nicht mehr von Wärtern und Sicherheitsschleusen empfangen, sondern von einem offenen und lichtdurchfluteten Eingangsbereich mit InfoTheke. Die tristen Gefängnishallen wurden zu hellen Räumen mit einer freundlichen Atmosphäre umgebaut. Als Zeugnis historischer Zeiten wurden die dicken Steinmauern des historischen Schlosses als Torbogen an einigen Stellen freigelegt und als Stilelement in die Innenraumgestaltung einbezogen. Ehemalige Zellen, in denen die Gefangenen ihre Taten überdenken sollten, stehen jetzt als Einzel- und Gruppenarbeitsräume für Studierende zur Verfügung. Mehr als 160 Arbeitsplätze sind in der neuen Bi­ bliothek vorhanden. Loungebereiche und der Innenhof stehen für kleine Pausen zur Verfügung. Weitere Informationen: pbr Planungsbüro Rohling AG Albert-Einstein-Straße 2, 49076 Osnabrück Tel. (0541) 94 12-0, Fax (0541) 94 12-345 info@pbr.de, www.pbr.de

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MODIFIZIERTE KAMMSTRUKTUR „SÜD-CAMPUS“ FÜR DIE UNIVERSITÄT BAYREUTH

Bild 1.  Das 1. Gebäude auf dem neuen Südgelände der Universität Bayreuth: Außenansicht

Fritsch+Tschaidse Architekten GmbH Auf dem Südgelände der Universität Bayreuth wird eine zukunftsorientierte Erweiterung des bestehenden Universitätscampus mit neuen Lehr- und Forschungsgebäuden und zugehöriger Infrastruktur geplant. Die Universität erhält ein neues Zentrum für Materialwissenschaften und Werkstofftechnologie (ZMW) und ein Zentrum für Energietechnik (ZET) für die TechnologieAllianzOberfranken (TAO) Bayreuth.

Der städtebauliche Entwurf antwortet landschaftsplanerisch und architektonisch mit einer flexiblen Struktur, die unterschiedliche Nutzungsarten aufnehmen kann, den universitären Baubestand im Norden anbindet und den Ökologisch-Botanischen Garten angemessen berücksichtigt. Abgeleitet aus der L-förmigen Grundstücksfigur ergibt sich eine rechtwinklige, bandartige Bebauung. Das Gelenk

Bild 2. Haupteingang

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Bild 3. Lageplan

Bild 6. Labor

Bild 4. Eingangshalle

Bild 5.  Grundriss Erdgeschoss (Grafiken 3 und 5: Fritsch+Tschaidse Architekten GmbH)

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wurde als zentraler Platz formuliert, an dem sich Mensa, Hörsäle und sonstige Gemeinschaftseinrichtungen anlagern. Zwei parallel verlaufende Angerflächen bilden Erschließungs- und Aufenthaltszonen für die Institute und die studentischen Wohnhäuser, sodass ein stark urban geprägter „Süd-Campus“ entstehen wird. Die Baustruktur kann entsprechend künftiger Nutzungsanforderungen flexibel auf unterschiedliche Baufeldgrößen und Organisations­ typologien reagieren. Im ersten Bauabschnitt des städtebaulichen Rahmenplans Südgelände wird der nördliche Bereich mit dem Zentrum für Materialwissenschaften und Werkstofftechnologie (ZMW) und dem Zentrum für Energietechnik (ZET) im Rahmen der „TechnologieAllianzOberfranken“ (TAO) bebaut. Es wurde eine modifizierte Kammstruktur entwickelt, die sich in die Baustruktur einfügt. Die Forschungseinrichtungen des ZMW und ZET konzentrieren sich auf die Themenfelder „Energie“ und „Mobilität“ sowie auf die Querschnittstechnologien „Werkstoffe“ und „Informationstechnologie/Sensorik“. Sie werden beide über eine gemeinsame Eingangshalle erschlossen. Innerhalb des Ge-

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Bereiche mit hoher Aufenthaltsqualität und gutem Tageslichteinfall, insbesondere in der zentralen Erschließungsspange.

Bild 7. Seminarraum (Fotos 1–2 und 4, 6 und 7: Stefan Müller-Naumann, München)

samtensembles ZMW und ZET sind sie eigenständige Baukörper, ihre Funktionalität und Gestaltung sind zukunftsorientiert konzipiert. Die Zonierung zwischen Laborbereichen und Bürobereichen ist klar ablesbar und erlaubt zukunftsorientierte Laborkonzepte. Die innere Erschließung ist einfach und bietet

Bautafel Neue Gebäude für die Universität Bayreuth ■■ ■Bauherr: Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt Bayreuth ■■ ■Architektur: Fritsch+Tschaidse Architekten GmbH ■■ ■Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil: 2013, 1. Preis ■■ ■Beauftragte Leistungsphasen: 2-8 ■■ ■BGF: 14.405 m3 ■■ ■BRI: 58.895 m2 ■■ ■Gesamtkosten: 44.000.000 € ■■ ■Planungsbeginn-Fertigstellung: 2013–2018

Weitere Informationen: Fritsch+Tschaidse Architekten GmbH Gabelsbergerstraße 15, 80333 München Tel. (089) 24 88 89-0, Fax (089) 24 88 89-70 mail@fritsch-tschaidse.de, www.fritsch-tschaidse.de

Werner Seim, Johannes Hummel

Ingenieurholzbau Basiswissen: Tragelemente und Verbindungen

Ingenieurholzbau Basiswissen: Tragelemente und Verbindungen

liefert kompakt das wichtigste Grundlagenwissen für Studium und Praxis enthält sämtliches prüfungsrelevantes Wissen für das Bachelorstudium bietet Hintergrundwissen statt reiner Normenanwendung

Das Buch legt die Grundlagen des Holzbaus dar und vermittelt die erforder­ lichen Kenntnisse für Entwurf, Bemessung und Konstruktion einfacher Holztragwerke für typische Bauwerke des Hochbaus. Für zwei Referenz­ objekte werden diese schrittweise angewendet.

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HÖRSAAL- UND VERWALTUNGS­ GEBÄUDE DER HOCHSCHULE LANDSHUT LUFTIGER NUKLEUS IN PRÄGNANTEM KLEID

Bild 1.  Hörsaal- und Verwaltungsgebäude Landshut

POS architekten Noch vor zehn Jahren besuchten lediglich 2.700 Studierende die Hochschule Landshut. Diese Zahl hat sich bis heute nahezu verdoppelt. Das neue Kopfgebäude der Hochschule Landshut ist als Ausgangspunkt für die zukünftige Erweiterung des Campus zu sehen. Hohe Funktionalität, Innenraumqualität und energetische Performance sind die Grundlagen des Entwurfs.

wurde bewusst zurückgesetzt und gleichgesetzt mit den mehrgeschossigen Lufträumen im Gebäudeinneren, um die Blickbeziehung und das Raumkontiunuum Vorplatz bis ins oberste Bürogeschoss zu erhalten.

Das Hörsaalgebäude ist als kompaktes, dreigeschossiges kubisches Gebäude geplant, das mit dem zweigeschossigen Eingangsportikus und dem hohen Foyer sofort als Eingangsgebäude in den Campus identifizierbar ist. Das Gebäude umfasst zwei große Hörsäle für jeweils 120 Studierende, fünf Seminarräume und 29 Büroräume für Professoren und Mitarbeiter. Die im Erdgeschoss untergebrachten beiden großen Hörsäle können bei Bedarf für Sonderveranstaltungen wie Messen und Symposien zusammengelegt und über das Foyer mit den Seminarräumen zu einer großen Veranstaltungsfläche verbunden werden. Der Eingang

Der vorhandene Zugangsweg wird an der Straße zu einem großzügigen Vorplatz erweitert. Ein großer Ausgang öffnet sich in Richtung Teich. Der Verkehrsfluss in den Campus kann so auch durch das Gebäude geleitet werden. Hörsäle, Foyer, und Vorplatz bilden eine räumliche Einheit.

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Auftakt/Vorplatz/Zugang/Teich

Anbindung Bestand/kammartige Erweiterung Ein verglaster Gang bindet das Gebäude im 1. OG an den Bestand an. In voller Ausbaustufe sieht das Konzept eine kammartige Bebauung vor, diee windmühlenartig an das

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Bild 4. Innenraum-Detail

Umnutzung/Zusammenschaltung Die Gebäudegliederung ist klar, einfach und flexibel, Bürotrennwände sind zur Gänze veränderbar, vier Seminarräume können zusammengelegt werden. Bild 2. Foyer

Tradition neu interpretiert

Bild 3. Fassadendetail

Das Gebäude besitzt eine tragende massive Außenwand mit außen liegender Wärmedämmung. Als nachhaltiges Fassadenmaterial wurden vorgehängte Keramikelemente verwendet. Die durch unterschiedliche Formate unregelmäßig strukturierte Keramik-Fassade in einem natürlichen Terrakotta-Farbton bezieht sich auf die historische Landshuter Backstein-Architektur. Das ziegelrote Fassadenmaterial stellt einen schönen Kontrast zu den übrigen weißen Hochschulgebäuden dar. Durch die unterschiedliche Ausrichtung der gerillten Keramikplatten entsteht ein spannendes Schatten-Licht-Spiel. Die Keramikelemente sind sehr langlebig, in der Herstellung ressourcenschonend und wartungsfrei. Die Entfernung zu dem regionalen Produzenten beträgt 35 km. Bei einem späteren Rückbau sind alle Fassadenmaterialien leicht zu trennen und zu 100 % recycelbar.

Tageslichtnutzung gegenständliche zentrale Eingangsgebäude angeschlossen ist.

Tragwerk Ein Konstruktionsraster von 5 m × 5 m ermöglicht sehr wirtschaftliche Konstruktionen. Die Decken über den Hörsälen sind als Flachdecken ausgeführt.

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Das begrünte Atrium im Obergeschoss erhellt mit zusätzlichem Lichteinfall das Foyer und sorgt im Ensemble für ein hochwertiges und großzügiges Raumgefühl. Intelligent gesetzte Lufträume sichern die natürliche Belichtung aller Räume. Dadurch werden auch Verkehrsflächen zu Aufenthaltszonen. Reizvolle Ein- und Durchblicke geben Orientierung und ermöglichen einen Blick auf die umgebende Landschaft.

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Bild 5.  Seminarraum (Fotos: Peter Litvai)

Bautafel Hörsaal- und Verwaltungsgebäude der Hochschule Landshut ■■  Auftraggeber: Freistaat Bayern, Staatliches Bauamt Landshut ■■  Architektur: POS architekten ZT gmbh Projektpartner: AVA: HIW Architekten, Bogen; ÖBA ■■  Hochbau: bauseits, Straßkirchen; ÖBÜ ■■  Freiraum: EGL-plan, Landshut ■■

Fachplanung: Tragwerksplanung: ISP Scholz ■■  TGA: KS Ingenieurgesellschaft, Deggendorf; bbs-project AG, Tiefenbach ■■  Bauphysik: IBO, Wien ■■  Brandschutzplanung: Ralf Künzl, Landshut ■■  BGF 2.660 m2 ■■  Fertigstellung: 2017

Low Tech Klimakonzept Nächtliches Free Cooling schützen vor Überhitzung. Für guten klimatischen Komfort sorgen auch die große Speichermasse und die Raumhöhe. Die Glasfassaden im Eingangsbereich sind rückversetzt und werden durch die Gebäudekanten selbst beschattet. Ein Teil des Strombedarfs wird durch eine Photovoltaikanlage gedeckt. Das Aufrüsten auf Plusenergiestandard ist möglich.

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Weitere Informationen: POS architekten ZT gmbh Maria Treu Gasse 3/15, A-1080 Wien/Österreich Tel. +43 1 4095265 office@pos-architecture.com, www.pos-architecture.com

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LERNEN IM BAROCK, SPEISEN IM HEUTE MENSA DER FACHHOCHSCHULE FÜR FINANZEN, NORDKIRCHEN

Bild 1.  Exponiert und markant – die neue Mensa für die Fachhochschule Nordkirchen besticht durch ihr auskragendes Dach und die gebäudehohe Verglasung

RKW Architektur + Aufgrund wachsender Studierendenzahlen benötigte die Fachhochschule für Finanzen im nordrhein-westfälischen Nordkirchen eine neue Mensa. Der kubische Bau mit hohem Glasanteil aus der Feder von RKW Architektur + bildet einen spannenden Kontrast zum Hauptgebäude, einem denkmalgeschützten Barockschloss. Im Kreis Coesfeld, in der Nähe von Münster, liegt die Kleinstadt Nordkirchen. Seit dem Jahr 1949 befindet sich hier die Fachhochschule für Finanzen des Landes NRW im Schloss Nordkirchen. Als „westfälisches Versailles“ bekannt, stehen das Wasserschloss und seine Parkanlage heute unter Denkmalschutz. Zusätzlich zum Schloss­ gebäude gibt es weitere Gebäudekomplexe, die in den 1970er-Jahren errichtet wurden. Dazu zählen eine mittlerweile ebenfalls denkmalgeschützte alte Mensa östlich des

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Bild 2.  Zeitgemäß und harmonisch – auch die Innenräume wurden von RKW mitgestaltet

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Bild 3.  Zwischen Historie und Zukunft – die Klinkerfassade berücksichtigt den historischen Kontext des barocken Schlossparks und wird zudem den gestalterischen Ansprüchen eines Neubaus gerecht

Schlosses sowie nordwestlich der sogenannte SundernKomplex, bestehend aus Lehr- und Wohnräumen für Studierende. Insgesamt leben und lernen hier heute ca. 1.000 Studierende, die von ca. 100 Lehrkräften betreut werden. Da die Zahlen der Studierenden ständig stiegen und außerdem ein dringender Bedarf nach einer zeitgemäßen Versorgung bestand, beauftragte die FHF, vertreten durch den BLB NRW, einen leistungsfähigeren, hochfunktionalen Mensaneubau. Das neue Gebäude sollte städtebaulich den Bereich der Studentenwohnheime nach Norden abschließen und als Auftakt zum Fachhochschul-Areal fungieren. Bearbeitet und betreut wurde das Projekt vom Münsteraner Standort des Büros RKW Architektur + aus Düsseldorf.

Auftakt mit Einblick Aus Richtung Nordkirchen kommend ist die neue Mensa das erste sichtbare Gebäude des Areals, exponiert gelegen und markant gestaltet. Der ca. 2.500 m2 Bruttogeschossfläche bietende Neubau mit der schlichten Kubatur hat eine im Prinzip zweigeteilte Fassade. Alle Funktionsbereiche wie Küche, Lager- und Sanitärräume, Technik und Büros liegen hinter geschlossenen Fassaden, während der zweigeschossige Speisesaal zu drei Seiten von einer gebäude­ hohen Verglasung eingerahmt wird. So öffnet er sich in südlicher Richtung der zwischen den Bestandsgebäuden liegenden großen Grünfläche. Hier kragt das auf runden Stützen aufliegende Dach über seine gesamte Längsseite imposant aus. Bei geöffneter Glasfront kann die Mensa damit um eine überdachte Terrasse erweitert werden.

flüssen sowie mechanischen Schlägen. „Auf der anderen Gebäudeseite ermöglicht uns die vollflächige Verglasung der Speisesäle eine direkte Verbindung von Innen- und ­Außenraum, ohne dass wir dabei auf zusätzliche Sonnenschutzelemente zurückgreifen müssen“, so Architekt Sven Schneider.

Effektive innere Organisation Insgesamt bietet die neue Mensa über 600 Sitzplätze in einem zweigeschossigen, lichtdurchfluteten Speisesaal, der im Obergeschoss galerieartig ausgebildet ist. Der Luftraum verbindet beide Ebenen und ermöglicht vielseitige Blickbeziehungen – innerhalb des Gebäudes wie auch auf die große Grünfläche zwischen den angrenzenden Wohngebäuden. Angrenzend an den erdgeschossigen Teil des Speisesaals befindet sich die Speisenausgabe. Rückseitig angeordnete Räumlichkeiten wie Produktionsküche, Lagerräume und Anlieferung sowie die Büro-, Sanitär- und Technikräume im Obergeschoss orientieren sich zum Parkplatz.

Mitarbeiter ans Licht geholt Besonders für die Angestellten war die neue Mensa eine große Veränderung. Schließlich stammte die vorherige – und aufgrund des Denkmalschutzes weiterhin erhaltene – Mensa aus den 1970er-Jahren und erfüllte noch lange Zeit verschiedene Klischees, die mit modernen Arbeitsbedingungen wenig zu tun hatten. „Das Essen wurde von den Angestellten im Keller gekocht“, erzählt Sven Schneider,

Fassade vereint Historie und Zukunft Eine wesentliche Aufgabe für die Architekten war es, eine Fassade zu entwickeln, die sowohl den historischen Kontext des barocken Schlossparks berücksichtig als auch den gestalterischen Ansprüchen eines Neubaus gerecht wird. „Wir haben in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde für die geschlossenen Flächen der Technikbereiche eine Klinkervariante gewählt, die die Materialität der Schlossfassade aufnimmt“, erzählt Sven Schneider, verantwort­ licher Projektleiter bei RKW. Dazu wurden Klinkerriemchen der Sortierung „Lübeck“ von Hagemeister gewählt, die als Abschluss für das Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) dienen. Sie verfügen über sehr schlanke Abmessungen und sind widerstandsfähig gegenüber Umweltein-

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Bild 4.  Die Mensa bietet über 600 Sitzplätze in einem zweigeschossigen, lichtdurchfluteten Speisesaal

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zum Stichtag „Semesterbeginn“ zu eröffnen, sondern auch, viele Teile der alten Mensa binnen eines Wochenendes ins neue Gebäude umzuziehen und in Betrieb zu nehmen. „Wohlgemerkt, direkt in den Volllastbetrieb, mit rund 1.500 Essen am Tag“, so Sven Schneider.

Angenehme Atmosphäre mit grünen Highlights

Bild 5.  Für Schallabsorption sorgen nicht nur spezielle, in die Decke eingebaute Akustikvliese, sondern auch großflächige Moosbilder an den Innenwänden (Fotos: Espendiller + Gnegel Designer, Münster)

„und nicht auf Teller, sondern direkt auf Tabletts mit entsprechenden Mulden gefüllt. Danach wurde es mit einem Laufband nach oben befördert, wo zwei Damen es dann aushändigten“. Diese eher uncharmanten Zeiten sind in Nordkirchen nun auch vorbei. Gekocht wird jetzt im Erdgeschoss und das Essen wird vor den Augen der Gäste frisch und heiß auf echte Teller aufgegeben. Dabei wird ein Free-Flow-System mit einzelnen Ausgabeeinheiten genutzt, um die Bildung von Warteschlangen zu reduzieren. „Auf eine offene Küche mit Show-Cooking wollte man sich aber leider nicht einlassen“, so Sven Schneider. Doch aus dem Keller sind die Mitarbeiter heraus – und auch die Essenausgabe hat ästhetisch signifikant dazugewonnen.

Kompaktere Flächen, optimierte Abläufe Für die Fachplanung der Küchenbereiche arbeitete RKW mit dem auf Großküchen spezialisierten Planungsbüro Weller-Küttner zusammen. Mit dessen Hilfe konnten die Parameter des Bauherrn, der sehr genaue Flächenvorgaben gemacht hatte, erfüllt werden. So entstand eine Küche, die in ihren Dimensionen viel kleiner und kompakter ist als in der Vorgänger-Mensa. Was zuerst für Verunsicherung beim Personal sorgte, wurde schnell als tatsächliche Verbesserung empfunden: Viele Arbeitsabläufe wurden optimiert und Laufwege z. T. drastisch verkürzt. Außerdem sorgen nun eine Reihe hochmoderner Dampfgarautomaten für enorme Gewinne an Effizienz wie Effektivität. Die Umsetzung dieses technischen Teils war für die Architekten eine der größten Herausforderungen. „Die Küchen- sowie die Haustechnik sind bei diesem Projekt für fast die Hälfte der Gesamtkosten verantwortlich“, so Sven Schneider. „Das führte zu einem über das übliche Maß hinausgehenden Koordinations- und Prüfungsaufwand, vor und insbesondere auch während der Bauphase, mit einem zu großen Teilen auf einzelne Tage hochdetaillierten Terminablaufplan.“ Schließlich galt es nicht nur, die Mensa

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Die Bereitstellung von frisch zubereiteten Mahlzeiten in einem solchen Umfang ist aber nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig ging es auch darum, für die Gäste eine attraktive Umgebung zu schaffen, die ihre Rolle als wichtiger sozialer Treffpunkt des studentischen Lebens angemessen erfüllt – z. B. mit einer angenehmen Akustik, auch wenn hunderte von Menschen gleichzeitig ihre Mahlzeiten einnehmen. So setzte die für den kompletten Trockenbau verantwortliche J.R. Trocken- und Akustikbau GmbH aus Coesfeld bei der Decke eine spezielle, mit einem Akustik­ vlies ausgestattete Dämmplatte ein, die gerade im Frequenzbereich der menschlichen Stimme über effektive schallabsorbierende Eigenschaften verfügt. Ebenfalls für Schallabsorption sorgen die großflächigen Moosbilder, die sich in beiden Geschossen an den Innenwänden befinden. Durch die gebäudehohe Verglasung hindurch bieten sie schon von Weitem einen Blickfang. Die Bilder bestehen aus gereinigtem und konserviertem grünen Islandmoos, das an Paneelen befestigt ist. Das Begrünungssystem von Freund Moosmanufaktur kommt ohne Licht, Bewässerung und Düngung aus und sorgt neben der Schalldämmung auch für eine Regulierung des Raumklimas.

Zeitgemäßes Gebäude, harmonisch eingebunden Im Projektverlauf konnten sich die Architekten auch noch weiter in die Innenraumgestaltung einbringen, so mit der Auswahl der Bestuhlung in Anthrazit, Weiß und Grün oder Eichenholzmöbeln, die einen visuellen Bezug zum geschützten Schlosspark herstellen. Der Aspekt des Denkmalschutzes wurde damit umfassend in das gesamte Projekt integriert und die Anforderungen der Behörde konnten konstruktiv und lösungsorientiert umgesetzt werden – von Klinkerauswahl und Fugenbreite der Fassade bis zur Pflanzenauswahl für die Außenbereiche. Als nächstes steht für die Architekten von RKW die Umsetzung von zwei neuen Wohngebäuden im Ensemble auf dem Programm – und damit auch die weitere Einbindung dieser Gebäude wie auch der neuen Mensa in den sich verdichtenden Campus der FHF Nordkirchen – ein Areal, das die traditionsreiche Historie mit der Zukunft gelungen verknüpft. Weitere Informationen: RKW Architektur + Tersteegenstraße 30, 40474 Düsseldorf Tel. (0211) 4367-258 pr@rkwmail.de, www.rkw.plus

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Fassadentechnik

Campus VUC Syd, Apenrade: modernes Lernen in traditionsreicher Architektur – Pflasterklinker verbinden Ensemble aus Alt- und Neubauten Um die steigenden Anmeldezahlen bewältigen und den Schülern ein modernes Lernumfeld bieten zu können, unterzog sich die Erwachsenenbildungsstätte VUC Syd im dänischen Apenrade einer umfassenden Sanierung. Dabei wurde das bestehende Schul­ gebäude renoviert und um zwei weitere ergänzt. Während drinnen nach zukunftsweisenden Methoden unterrichtet wird, erinnert draußen, neben Exponaten alter Maschinen, insbesondere der gepflasterte Schulhof an die Vergangenheit des Ortes, ohne dabei altmodisch zu wirken. Apenrade ist eine alte Seehafenstadt im Süden Dänemarks. Alte Handwerkerhäuser mit markanten Dreiecksgiebeln aus dem 18. Jahrhundert dominieren ihren Stadtkern. Unweit davon befindet sich einer von vier Campus der VUC Syd, eine staatlich finanzierte Erwachsenenbildungsstätte. Ursprünglich in den 1950er-Jahren als traditionelle Technikerschule erbaut, war das Gebäude allmählich zu klein geworden, um die wachsende Anzahl der Schüler aufzunehmen. Zudem entsprachen die Räumlichkeiten nicht mehr der innovativen Lernumgebung, der sich die Bildungseinrichtung verschrieben hat. Infolgedessen erwarb der Träger das Nachbargebäude, eine ehemalige Glühlampenfabrik, und schrieb 2014 einen Wettbewerb zur Renovierung und Erweiterung des Schulbaus aus. Diesen entschied das örtliche Architekturbüro ZENI Arkitekter für sich. Für eins der neuen Schulgebäude musste eine ehemalige Glühlampenfabrik weichen, deren Fassade teilweise jedoch erhalten blieb. Optisch verbunden wird das Ensemble aus Alt- und Neubauten durch eine einheitliche Gestaltung des Außenbereichs mit Pflasterklinkern. Die Hagemeister-Objektsortierung VUC, eine Mischung aus zwei Basissortierungen des Klinkerwerks, greift die Fassadengestaltung auf und schafft ein harmonisches Gesamtbild. Die warmen Töne, die von beige über gelb bis hin zu graubraun changieren, wirken einladend.

Drei Gebäude, ein Look Der Umbau und die Erweiterung erfolgten über einen Zeitraum von 24 Monaten in zwei Phasen: Zunächst wurde die alte Fabrik, mit Ausnahme ihrer Ostfassade, abgerissen und durch ein neues Gebäude mit verspielten Säulen und gemustertem Mauerwerk ersetzt. Anschließend wurde das bestehende Schulgebäude umfassend modernisiert und die Lücke zwischen den beiden Baukörpern durch einen Neubau geschlossen. Miteinander verbunden wird das Ensemble durch die neue, einheitliche Gestaltung der Außenbereiche. Abgerundet wurde die Umgestaltung durch die Aufwertung des westlich des Geländes gelegenen Parks. Alte Maschinen aus der Glühlampenproduktion sind dort und in den Schulhof integriert und zollen Tribut an die technische Vergangenheit des Ortes.

Bild 1.  Im Zuge des Umbaus und der Erweiterung der VUC Syd im dänischen Apenrade wurde auch der Außenbereich erneuert. Statt grauem Beton begrüßen nun Pflasterklinker in einladenden, warmen Tönen die Schüler. Die Farbgebung findet sich auch im Cortenstahl wieder, mit dem an der Fassade Akzente gesetzt wurden.

Problematik zu beseitigen und den Bodenbelag optisch an das Erscheinungsbild der Schule anzugleichen, entschieden sich die Architekten für Pflasterklinker. „Die historischen Elemente aus der alten Glühlampenfabrik sowie die Lage in der Altstadt haben die Designstrategie stark be­ einflusst“, erläutert Projektarchitekt Torben Engsig Svan Sørensen von ZENI Arkitekter. „Früher gab es keine wirkliche Verbindung zwischen Schule und Park, aber heute verschmelzen die großen Terrassen und breiten Treppen den öffentlichen Raum und die Außenbereiche der Schule nahtlos miteinander.“

Die Mischung macht’s Für das Objekt entwickelte Hagemeister eigens die Objekt­ sortierung VUC, eine spezielle Mischung aus bestehenden Sortierungen. Dadurch ergibt sich ein ausdrucksstarkes Farbspiel mit Nuancen in Braungrau, Gelb und Sandfarben, mit charakteristischem Kohlebrand. Das schmale Rie-

Pflaster als verbindendes Material Vor der Sanierung war das Gelände mit Betonplatten ausgelegt. Viele von ihnen waren durch das langjährige Befahren mit Lieferwagen gerissen oder gebrochen. Um diese

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Bild 2.  Das Pflaster fungiert als optisches Bindeglied zwischen Alt- und Neubauten. Die Objektsortierung VUC, ein Mix verschiedener Basissortierungen des Klinkerwerks Hagemeister, greift farblich die Fassadengestaltung auf.

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Fassadentechnik

Bild 3.  „Architektonisch sollten sich die Außenflächen als integrierter Teil der Schule einfügen. Mit diesem Mix, der dem Mauerwerk an der Fassade des Neubaus ähnlich ist, haben wir das erreicht“, sagt Projektarchitekt Torben Engsig Svan Sørensen von ZENI Arkitekter. (Foto: Helle Steffen)

Bild 5.  Die Klinker wurden im Fischgrätverband verlegt. Dies sorgt für ein lebendiges optisches Bild, das unterstützt wird durch das schmale Riegelformat der Steine. (Fotos 2, 4–5: Andreas Secci)

Bild 4.  Alte Maschinen erinnern an die ehemalige Glühlampenfabrik, die einem Schulgebäude weichen musste. Die Klinker greifen die Vergangenheit des Ortes auf und wirken dennoch nicht altmodisch.

Bild 6.  „Die Verwendung von Ziegeln sowohl an den Gebäudefassaden als auch im Außenbereich fügt sich hervorragend in die überwiegend gemauerte Umgebungsbebauung ein, die Details in der Gestaltung geben ihnen einen zeitgenössischen Touch“, so Torben Engsig Svan Sørensen von ZENI Arkitekter. (Fotos 1 und 6: Martin Schubert)

gelformat (266 mm × 50 mm × 62 mm) unterstützt dieses und verleiht der Fläche zusätzliche Lebendigkeit. „Architektonisch sollten sich die Außenflächen als integrierter Teil der Schule einfügen“, so der Projektarchitekt. „Mit diesem Mix, der dem Mauerwerk an der Fassade des Neubaus ähnlich ist, haben wir das erreicht.“ Die charakteristisch rostfarbene Tönung des Cortenstahls, mit dem des Weiteren Akzente an der Fassade gesetzt wurden, findet sich ebenso in den Steinen wieder. Mit seinen warmen, dunklen Farben verleihen die Klinker insbesondere den zu den Eingängen führenden Bereichen ein gemütliches und einladendes Ambiente. Das Pflaster wurde im Fischgrätverband verlegt. Dies sorgt einerseits für ein lebendiges optisches Bild; andererseits verleiht dieser in sich verschränkte Verband dem Untergrund besondere Stabilität, sodass der neue Bodenbelag der Belastung durch gelegentlichen Lieferverkehr problemlos standhält.

„Unverwechselbar modern, aber kontextgetreu“

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Die Schule wurde im Sommer 2017 eingeweiht. „Die Atmosphäre im und um den Gebäudekomplex ist einerseits unverwechselbar modern, andererseits aber auch sehr kontextgetreu“, schließt Torben Engsig Svan Sørensen. „Die Verwendung von Ziegeln sowohl an den Gebäudefassaden als auch im Außenbereich fügt sich hervorragend in die überwiegend gemauerte Umgebungsbebauung ein, die Details in der Gestaltung geben ihnen einen zeitgenössischen Touch.“

Weitere Informationen: Hagemeister GmbH & Co. KG Buxtrup 3, 48301 Nottuln Tel. (02502) 804-0, Fax (02502) 79 90 info@hagemeister.de, www.hagemeister.de

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Fassadentechnik

FC Bayern Campus: Entwicklungsraum für Talente Der FC Bayern Campus integriert sämtliche Funktionen und Services einer modernen Sportakademie. In allen fünf Baukörpern wurden individuelle Anforderungen an Transparenz, Funktionalität, Design, Belüftung sowie Brand- und Rauchschutz optisch homogen mit Lösungen aus dem Schüco Systemangebot realisiert. Auf einem 30 ha großen Gelände im Norden Münchens entstand in Sichtweite der Allianz Arena ein neues Sportgelände für den FC Bayern München. Das Projekt – geplant von Joachim Bauer Architekten, München – gliedert sich in fünf Einzelgebäude: Akademie, Spielstätte, Clubheim, Sporthalle und Greenkeeping.

Akademiegebäude und Spielstätte im Zentrum Im dreigeschossigen Akademiegebäude mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 8.000 m2 sind neben Umkleide- und Indoor-Sportbereichen die Büros der Nachwuchsabteilung und der Leitung des Campus sowie ein Apartmentbereich mit Übernachtungsplätzen, Mensa, Aufenthalts- und Päda­ gogenräumen untergebracht. Über eine gläserne Brücke wird die Akademie mit dem Nordriegel der Spielstätte verbunden. Hier befinden sich neben den Umkleiden für den Spielbetrieb Seminar- und Besprechungsräume, Räume für den Zeugwart sowie Technikbereiche. Die Spielstätte ist ausgelegt auf 2.500 komplett überdachte Zuschauer-Sitzplätze auf Tribünen im Westen, Osten und Süden mit einer umlaufenden Lärmschutzfassade aus Industrieglas von 11 m Höhe. 2.200 Plätze wurden bereits realisiert, eine spätere Erweiterung ist möglich. Unter der südlichen Tribüne sind großflächig Umkleidebereiche für die südlich gelegenen Außenspielfelder 2 und 3 untergebracht, im Osten und Westen sind WC-, Technik- und Lagerbereiche sowie Flächen für das Catering bei Spielbetrieb verortet.

Clubheim, Sporthalle und Greenkeeping Im Eingangsbereich des Geländes befindet sich das Clubheim mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 1.700 m2 mit Bistro, Räumen für den Vereinsarzt und Büroflächen für den e. V. im Obergeschoss sowie einer Wohnung für die Hausmeisterfamilie. Als viertes Gebäude entstand eine

Bild 1.  Das dreigeschossige Akademiegebäude auf dem FC Bayern Campus integriert Sportstätten, Büros, Apartments, Aufenthaltsbereiche sowie eine Mensa – eine Vielzahl an Schüco Systemen sorgt für Transparenz in Fassade und Innenausbau

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Bild 2.  Multifunktionale Systemfassade im EG der Akademie: Das Fassadensystem Schüco FW 50+.HI ist kombiniert mit der profilintegrierten Lichtlösung LightSkin powered by Zumtobel und den Schüco Großlamellen ALB für den Sonnenschutz

Sporthalle zur Nutzung für die weiteren im FC Bayern e. V. organisierten Ballsportarten. Auf der Fläche des Greenkeeping schließlich wurden in einem zweigeschossigen Gebäude im Erdgeschoss Technik- und Abstellflächen für das Greenkeeping-Gerät untergebracht sowie im Obergeschoss Büro- und Umkleideflächen für das Greenkeeping-Personal. Der FC Bayern Campus wurde am 1. August 2017 in Betrieb genommen und ist weit über die Grenzen Bayerns hinaus für seine Nachwuchsförderung im Fußball und weiteren Disziplinen des Breitensports wie Basketball, Handball und Tischtennis bekannt.

Vielfalt an Schüco Systemtechnik Eingangs- und Foyerbereiche, Büros, Apartments, Innenhöfe, Flucht- und Rettungswege – dies sind nur einige der Funktionsbereiche innerhalb des Campus, deren transparente Ausgestaltung mit individuellen funktionalen Anforderungen verbunden war. Um funktionsübergreifend eine einheitliche Optik aller Systemelemente herzustellen, bediente man sich der zahlreichen Ausführungsvarianten ­innerhalb des Schüco Systemangebots. Das stellte den Schüco Partnerbetrieb vor außergewöhnliche Herausforderungen: Die Stegmüller Stahl- und Metallbau GmbH, Arns­ torf, hatte im Rahmen eines engen Zeitplans die logistisch und montagetechnisch anspruchsvolle Aufgabe übernommen, für die fünf Gebäude von der Erstellung der komplexen Planung bis hin zur Montage sämtliche Leistungen auszuführen. Dieses umfangreiche Leistungspaket war mit

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Fassadentechnik

Bild 3.  Transparenter Übergang: Die 25 m lange gläserne Brücke zwischen Akademie und Spielstätte wurde mit der Aufsatzkonstruktion Schüco AOC 50 ST realisiert

Bild 5.  Transparente EG-Fassade in hochwärmegedämmter Ausführung: Eine Kombination aus der Fassade Schüco FW 50+.HI mit mechatronisch-gesteuerten Kippelementen Schüco AWS 75.SI+ sowie doppelflügeligen Türsystemen Schüco ADS 75 HD.HI

Bild 4.  Ausblick auf einen der Innenhöfe, die als Relax-Zonen genutzt werden (Türsystem Schüco ADS 75 HD.HI; Fassadensystem Schüco FW 50+.HI; mechatronisch-­ gesteuerte Kippelemente Schüco AWS 75.SI+ zur natürlichen Entrauchung)

Bild 6.  Die Aufsatzkonstruktion Schüco AOC 50 ST integriert raumhohe, ungeteilte Glasflächen für ein Maximum an Transparenz und Lichteinfall

parallelen Arbeiten an allen fünf Gebäuden verbunden, wobei die Planung für die fünf Bauabschnitte unterschiedliche Start- und einen gemeinsamen Endtermin vorsah. Das Gesamtvolumen an verbauten Schüco System­ elementen unterstreicht die Komplexität des Projektes: 2.050 m2 Pfosten-Riegel-Fassaden, 480 Fensterelemente (200 davon sind mechatronisch betriebene Aluminiumfenster), 80 Türelemente für den Brand- und Rauchschutz, Türsysteme für die Fassade, verglaste Hebe-Schiebeelemente sowie eine 25 m lange Glasbrücke mit Fassadenaufsatzkonstruktion gehörten zum Leistungsumfang. Hinzu kamen spezielle Systemausführungen und komplexe Bauteilanschlüsse, die Fertigung und Montage von 1.100 m2 Großlamellen für den Sonnenschutz, Oberlichter und Glasgeländer sowie profilintegrierte LED-Beleuchtung und systemintegrierte Fensterlüfter.

Be- und Entlüftung auskommen. Schüco AWS 75.SI+ Dreh-Kippfenster und mechatronische Schüco AWS 75.SI+ Kipp­elemente in den Haupt- und Innenhoffassaden ermöglichen eine wirkungsvolle Belüftung und sommer­ liche Nachtauskühlung des Gebäudes. Darüber hinaus wurden einige Nutzungsbereiche zur Klimaoptimierung mit selbstregulierenden Schüco VentoFrame Fensterlüftern ausgestattet, die nahezu unsichtbar im Blendrahmen installiert wurden. Dabei handelt es sich vor allem um die Beherbergungsräume, wo die Fensterlüfter auf der Fassadenseite eine Ergänzung zur automatisierten Belüftung in den inneren Sanitätskernen bilden. Darüber hinaus wurden Schüco VentoFrame Fensterlüfter in die Fassade von ausgewählten Büro-, Besprechungs- und Aufenthaltsräumen der Akademie integriert.

Lüftungskonzept Der Sonnenschutz mit Schüco Großlamellen ALB, der Einsatz von Dreifach-Isolierverglasungen und ein durchdachtes Lüftungskonzept lassen das Akademiegebäude in Teilbereichen ohne Klimatisierung und ohne mechanische

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Optische Harmonie – funktionale Vielfalt Da man sich beim FC Bayern Campus planerisch innerhalb der harmonisch kombinierbaren Schüco Systemwelten bewegte, konnte eine durchgängig transparente Fassaden- und Innenraumgestaltung realisiert werden. Sie integriert alle Kernfunktionen einer nachhaltigen Architektur:

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Fassadentechnik

Bild 9.  Eine moderne Sporthalle zur Nutzung durch den im FC Bayern München organisierten Breitensport wie Basketball, Handball und Tischtennis ist Teil des Campus (Fotos: Schüco International KG, Fotograf: Alexander Frank)

Bild 7.  Natürlicher Lichteinfall für Foyer und Erschließungs­ zonen – die Pfosten-­Riegel-Fassade der Spielstätte (Schüco FW 50+.HI)

Bautafel FC Bayern Campus ■■  Bauherr: FC Bayern München, München ■■  Planung und Bauleitung: Joachim Bauer Architekten, München ■■  Brandschutzkonzept: hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH, Berlin ■■  Verarbeiter: Stegmüller Stahl- und Metallbau GmbH, Arnstorf ■■  Fertigstellung: 2017 Schüco Systeme im Objekt Fenstersysteme –– Schüco AWS 75.SI+ Dreh-Kippfenster –– Schüco AWS 75.SI+ TipTronic SimplySmart Kippelemente Schiebesysteme –– Schüco ASS 70.HI Fassadensysteme –– Schüco FW 50+.HI mit LightSkin powered by Zumtobel –– Schüco AOC 50 ST Aufsatzkonstruktion Türsysteme –– Schüco ADS 65.NI –– Schüco ADS 75 HD.HI

Bild 8.  Das Clubheim auf dem FC Bayern Campus wurde mit Schüco AWS 75.SI+ Kippfenstern ausgestattet

Energieeffizienz durch außenliegenden Sonnenschutz und hoch isolierte Systemausführungen von Fenstern, Türen und Fassade, Flexibilität durch öffenbare Fenster- und Kipp­ elemente sowie den transparenten Brand- und Rauchschutz. All diese Funktionen fügen sich harmonisch ineinander.

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Brandschutzsysteme –– Schüco FW 50+ BF Brandschutzfassade F30 –– Schüco Firestop Feuerschutzabschlüsse T90 –– Schüco ADS 80 FR 30 –– Schüco ADS 80 FR 60 –– Schüco ADS 65.NI SP Rauchschutztüren –– Schüco TipTronic SimplySmart RWA Sonnenschutzsystem –– Schüco Großlamellen ALB Lüftungssystem –– Schüco VentoFrame

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Innenausbau

Gute Räume für gute Bildung Unter dem Motto „Gute Räume für gute Bildung“ hat die Stadt Hamburg das Gymnasium Corveystraße im Stadtteil Lokstedt sanieren lassen. Vor einigen Jahren waren das sogenannte Oberund Mittelstufenhaus an der Reihe, kürzlich folgte die Komplettsanierung des Kreuzbaus. Dieses kreuzförmige Gebäude wurde 1963 als erstes des Gesamtensembles errichtet und diente zunächst als Unterrichtsgebäude für Volks- und Mittelschüler. Im April 1968 zogen dort die ersten Gymnasiasten ein. Inzwischen zählt das Gymnasium Corveystraße zu den beliebtesten Schulen Hamburgs und hatte mit 195 Fünftklässlern die meisten Neuanmeldungen zum Schuljahr 2018/2019. Demokratie, Kreativität und Gesundheit werden an der Schule großgeschrieben und besonders gefördert. Zudem arbeitet die Schule mit dem Lehrerraumsystem, dem sogenannten Kabinettsystem, bei dem die Unterrichtsräume den einzelnen Lehrern zugeordnet und die Schüler „zu Gast“ bei den Lehrkräften sind.

Bild 2.  Der Blick ins Treppenauge zeigt die Anwendung der Troldtekt Deckenplatten in allen Geschossen

Klimaschutz-Engagement wird belohnt Das Gymnasium setzt sich seit 2016 das Ziel, die durch Kohlenstoffdioxid verursachten Emissionen jährlich um 2 % zu verringern. Das 12-Klassen-Haus der Schule wurde bis 2012 renoviert. Die energetische Sanierung des Kreuzbaus des Gymnasiums wurde 2019 fertiggestellt. Von den 413 Schulen in Hamburg erhielt das Gymnasium Corveystraße, mit weiteren 63 Schulen, auch in diesem Jahr das Gütesiegel „Klimaschule“. Zusammen vermieden diese im letzten Jahr 900 Tonnen CO2-Emissionen. Das Gymnasium Corveystraße konnte die Vorhaben ihres konkreten Klimaschutzplans, der darlegt, wie die gesteckten Ziele kurz-, mittel- und langfristig erreicht werden sollen, zu über 90 % erfüllen.

Bild 3.  Gerade in Treppenhäusern und Galerien, die meist harte Fußboden- und Wandoberflächen haben, sorgen Akustikplatten für geringe Nachhallzeiten

Alte Fassade mit modernem Charakter Die Fassade des Kreuzbaus wurde durch den Austausch der noch bauzeitlichen Fenster gegen neue, die den aktuellen Standards entsprechen, energetisch aufgewertet. Die zwi-

Bild 1.  Das kreuzförmige Gebäude des Gymnasiums Corveystraße in Hamburg wurde bereits 1963 errichtet und 2019 einer energetischen Sanierung unterzogen

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schenzeitlich abgebrochenen, ursprünglich in Betonfertigteilen vorhandenen, Sonnenschutzlamellen wurden durch neue Aluminiumlamellen wieder hergestellt. Noch vorhandene qualitätvolle Mauerwerksfassaden wurden saniert und die bereits mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) verkleideten Fensterbrüstungsbereiche anthrazitfarben, sowie die Lisenen weiß gestrichen. Dadurch ist es den Architekten Tommy Müller und Nathalie Dudda (tunarchitektur, Hamburg) gelungen, alte Bestandteile der Fassaden zu erhalten, ihnen gleichzeitig einen modernen Charakter zu verleihen und die ursprüngliche Gliederung der Fassade wieder herzustellen. Die Räume und Flure im Inneren, die vorher oft beengt und dunkel wirkten, sind nun lichtdurchflutet und vermitteln eine angenehme Wohlfühlatmosphäre. Wände und Decken erstrahlen in freundlichem Weiß, einzelne farbig-gestrichene Flächen setzen fröhliche Farbakzente und zeigen an, in welchem Geschoss man sich gerade bewegt. Zum neuen Standard zählen interaktive Whiteboards genauso dazu wie modernste Belüftungs- und Beleuchtungssysteme. Die Oberlichter sind in die Decken eingefasst.

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Innenausbau

Bild 4.  Troldtekt Platten verbessern die Raumakustik: Wesentlicher Teil eines guten und gesunden Raumklimas sind gute Schallverhältnisse – besonders in Schulen, Kindergärten, Sporthallen und ähnlichen Einrichtungen ist die Lärmentwicklung oft beträchtlich

Bild 6.  Schüler und Lehrer profitieren nicht nur in den Klassenräumen von den optimalen akustischen Eigenschaften der Troldtekt Platten.

Bild 5.  Troldtekt Akustikplatten mit natürlichen Baumaterialien wie Holz und Zement tragen zu einem gesunden Innenraumklima bei

Bild 7.  Die charakteristische Troldtekt-Struktur wird durch die Breite der Holzwolle bestimmt; die hier verwendeten Platten (ultrafeine Struktur, 1,0 mm Faserbreite) in weiß gestrichener Ausführung werden in einer modernen Einfärbeanlage im Werk in Dänemark mit Farbe auf Wasserbasis besprüht (Fotos: Torben Weiß)

Natürlich nachhaltig Besondere Anforderungen seitens der Bauherren an eine optimierte Akustik in den Klassenräumen und auch in den großzügigen und als Aufenthaltsbereichen gerne genutzten Treppenräumen setzte tun-architektur durch den Einsatz von Troldtekt Akustik-Deckenplatten um. Sie gewährleisten gleichzeitig geringe Nachhallzeiten, ein gesundes Innenraumklima sowie wirksamen Brandschutz. TroldtektAkustikplatten bestehen aus den 100 % natürlichen Materialien Holz und Zement, sind dadurch nachhaltig und wurden mit einem „Cradle to Cradle“-Zertifikat der Stufe Silber ausgezeichnet. Damit wird dokumentiert, dass Troldtekt keine schädlichen Stoffe enthält und deswegen ganz natürlich kompostiert werden kann. Troldtekt unterstützt den umfassenden Ansatz des „Cradle to Cradle“-Konzepts und integriert ihn in die langfristige Geschäftsstrategie. Dipl.-Ing. Olaf Wiechers, Architekt

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Bautafel Energetische Sanierung des Kreuzbaus am Gymnasium Corveystraße, Hamburg ■■  Architekten: tun-architektur, Hamburg ■■  Bauherr: Freie und Hansestadt Hamburg, SBH | Schulbau Hamburg Troldtekt Produkte: Deckenplatten: Troldtekt Akustikplatten B1 und A2 –– Farbe: weiß 101 –– Struktur: Ultrafein (1,0 mm Holzwolle) –– Kantenprofil: 5 mm Fase, K5

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Weitere Informationen: Troldtekt Deutschland GmbH Millerntorplatz 1, 20359 Hamburg Tel. (040) 80 90 92-135 info@troldtekt.com, www.troldtekt.de

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Innenausbau

Verschönerung ohne Nutzungsunterbrechung mit Rasterdecken-Renovierungssystem

Bild 1.  Ein Arbeitsgang genügt: Die schmalen, vom Boden aus sichtbaren Tragschienenprofile der Rasterdecke werden mit dem NAST-Spritzsystem weiß oder farbig lackiert – ohne dass die umgebenden Deckenplatten vorher abgeklebt oder gar aus der Deckenkonstruktion entfernt werden müssten. Durch den exakt einstellbaren Rundstrahl am NAST-Spritzgerät geht das Lackieren präzise, materialsparend und zügig vonstatten.

Bild 2.  Schritt für Schritt: Nachdem die frisch lackierten Tragschienenprofile getrocknet sind, kann sich der Handwerker sofort der optischen Instandsetzung der Deckenplatten widmen. Dazu bietet Caparol – und das ist das eigentlich Neue an dem ausgeklügelten CapaCoustic RasterFiXX Renovierungssystem – ein spezielles, weiß pigmentiertes Glasfaservlies an, das sich einfach in die Tragschienenkonstruktion unter die unansehnlich gewordenen Akustikplatten einlegen lässt.

Mit CapaCoustic RasterFiXX stellte Caparol auf der Fachmesse Farbe, Ausbau & Fassade in Köln ein vollkommen neues System zur professionellen Deckenrenovierung vor. Es zeichnet sich durch minimalen Arbeits-, Material- und Zeitaufwand aus und führt mit traumwandlerischer Sicherheit zu einer perfekten Neugestaltung betagter, unansehnlich gewordener Rasterdecken – egal, wie lange die alten Elemente ihren Dienst bereits verrichtet haben. Der Clou: An Funktionalität büßt die vorhandene AkustikDecke durch die Renovierung nicht ein und sieht im Anschluss wieder wie neu aus. In Deutschland werden jedes Jahr rund acht Millionen m2 Deckenfläche mit einer Rasterdecke bekleidet, um die Raumakustik zu verbessern und das Deckenbild ästhetisch zu gestalten. Seit vier Jahrzehnten scheint dieser Markt keinen nennenswerten Konjunkturschwankungen unter­ worfen zu sdein, weshalb es heute über mehr als 300 Mil­ lionen m2 verlegte Akustikdeckenfläche gibt. Vor allem in Behördenfluren und Büros, Schulen sowie Tagungsräumen von Hotels etc. sind modulare Deckenbekleidungen be­ liebt. Doch der Zahn der Zeit hinterlässt an den minerali­ schen Einlegeplatten und ihren metallischen Tragprofilen unschöne Spuren: Nikotinränder, Rostfahnen, Rußflecken, Wasserläufer oder einfach nur der scheinbar unvermeid­ liche Grauschleier oder Gilb zeichnen sich je länger desto deutlicher auf den Plattenoberflächen ab und trüben die einstmals tadellose Optik. Erstaunlich ist, dass es bis heute kein professionelles Verfahren gibt, um unansehnlich gewordenen Akustikde­ cken ohne Funktionsbeeinträchtigung zu neuem Glanz zu verhelfen. Caparol hat sich daher mit dieser Problematik eingehend beschäftigt und präsentiert mit CapaCoustic RasterFixx ein praxisgerechtes Renovierungssystem, das dem Malerhandwerk ebenso wie dem Farbengroßhandel lukrative Zusatzgeschäfte bescheren dürfte.

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Bild 3.  Sauber, schnell und überzeugend: Mit CapaCoustic RasterFiXX gelingt die Renovierung von Akustikdecken ohne Beeinträchtigung der Schallabsorption. Die neuen RasterFiXX-Platten gibt es für das Deckenraster 62,5 × 62,5 cm. Das System kann für alle Deckensysteme mit gerader Kantenausführung verwendet werden. (Fotos: Caparol Farben Lacke Bautenschutz)

Alexander Barchfeld, Manager für das Caparol Akus­ tikprodukte-Sortiment, erläutert im Interview die Beson­ derheiten dieser einfach genialen Renovierungsmethode, die weder einen flächendeckenden Neuanstrich noch den Austausch mit den Jahren unansehnlich gewordener De­ ckenplatten erfordert.

Weitere Informationen: CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH Roßdörfer Straße 50, 64372 Ober-Ramstadt Tel. (06154) 71-0, Fax (06154) 71-713 91 info@caparol.de, www.caparol.de

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Innenausbau

Aus alt mach neu

Alexander Barchfeld: Das Gewicht der mineralischen Akustikplatte – das je nach Dicke fünf Kilogramm pro Quadratmeter ohne weiteres übersteigen kann – reicht völlig aus, um das RasterFiXX-Vlies von oben auf der Schiene dauerhaft in gewünschter Position zu halten. Alexander Barchfeld ist Produktmanager und für das Akustikprodukte-Programm von Caparol in Ober-Ramstadt zuständig. Er war an der Entwicklung des neuen Renovierungssystems für Akustikplattendecken CapaCoustic RasterFiXX maßgeblich beteiligt.

Frage: Herr Barchfeld, auf der Messe „Farbe“ in Köln stellte Caparol mit CapaCoustic RasterFiXX ein Renovierungssystem für betagte Akustikdecken vor, das tadellose Ergebnisse mit minimalem Arbeits-, Zeit- und Kostenaufwand verspricht. Wie kann man sich das vorstellen? Alexander Barchfeld: CapaCoustic RasterFiXX ist ein innovatives Renovierungssystem, das im Wesentlichen auf nur zwei Arbeitsschritten beruht: Zunächst wenden wir uns den vorhandenen Tragschienen zu; sie bestehen zumeist aus pulverbeschichtetem Metall und haben die Aufgabe, die Akustikplatten zu tragen. Die schmalen, vom Boden aus sichtbaren Tragschienenprofile sind gründlich zu reinigen; danach werden sie an Ort und Stelle mit dem NAST-Spritzsystem weiß oder farbig lackiert – ohne dass die umgebenden Deckenplatten vorher abgeklebt oder gar aus der Deckenkonstruktion entfernt werden müssten. Ein Arbeitsgang genügt. Durch den exakt einstellbaren Rundstrahl am NAST-Spritzgerät geht das Lackieren präzise, materialsparend und zügig vonstatten. Frage: Der Maler lackiert also zunächst nur die sichtbaren Metallprofile, in die die Deckenplatten eingelegt sind. Was geschieht bei der Renovierung denn mit der mehr oder minder stark verschmutzten oder verfärbten Oberfläche der Akustikplatten? Alexander Barchfeld: Nachdem die frisch lackierten Tragschienenprofile getrocknet sind, kann sich der Handwerker sofort der optischen Instandsetzung der Deckenplatten widmen. Dazu bietet Caparol – und das ist das eigentlich Neue an dem ausgeklügelten CapaCoustic RasterFiXX Renovierungssystem – ein spezielles, weiß pigmentiertes Glasfaservlies an, das pro Quadratmeter nur 300 g wiegt und sich ganz einfach in die Tragschienenkonstruktion unter die unansehnlich gewordenen Akustikplatten einlegen lässt. Dazu wird jede einzelne Deckenplatte leicht angehoben und das RasterFiXX-Vlies zwischen Rasterschiene und Deckenplatte von Hand bündig eingefügt. Anschließend wird die Deckenplatte wieder abgesenkt. Frage: Kann das Vlies nach dem Einlegen denn nicht verrutschen? Wie erfolgt die Fixierung?

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Frage: Wenn die Vliesplatte so leicht ist und nur 300 g/m2 wiegt, ist dann nicht mit der Zeit zumindest ein leichtes Durchhängen zu erwarten? Alexander Barchfeld: Obwohl jede RasterFiXX-Vliesplatte nur etwas dicker als ein Millimeter ist, lässt sich in verbautem Zustand mit bloßem Auge kein Durchhängen erkennen. Wir haben das im Zuge der Entwicklung ausgiebig getestet. Eine Fixierung an der Akustikplatte durch Kleber oder andere haftvermittelnde Hilfsmaterialien ist definitiv nicht nötig. Die Steifigkeit des Glasfaser­ vlieses reicht völlig aus, um optisch für die gewünschte flächige Deckenbekleidung zu sorgen. Verarbeiter können ihren Kunden daher das Versprechen geben: Mit CapaCoustic RasterFiXX erhalten alte und verschmutzte Rasterdecken leicht, sauber und wirtschaftlich ein komplett neues, attraktives Outfit. Das Schöne daran ist, dass die Verarbeitung so einfach von der Hand geht, dass Montage-Schulungen kaum nötig sein dürften. Frage: Das klingt fast zu schön, um es nicht sofort auszuprobieren! Aber warum kann man denn nicht gleich die ganze Decke in einem Durchgang mit NAST lackieren? Wäre das nicht naheliegend? Alexander Barchfeld: Viele Rasterdecken wurden und werden immer noch im Zuge von Renovierungsarbeiten mit Farbe beschichtet, ohne dass der vergleichsweise hohe Aufwand zu einem wirklich befriedigenden optischen Ergebnis führt. Gravierender noch ist dabei, dass die Schallabsorptionseigenschaft der Platten in den meisten Fällen beeinträchtigt wird oder sogar ganz verloren geht. Ein weiteres häufig angewandtes Verfahren sieht daher den kompletten Austausch der Deckenplatten vor. Dabei fällt allerdings viel Schmutz an, die alten Platten müssen außerdem teuer entsorgt werden, und beim Austausch sind große Mengen Material zu transportieren – je nach Plattendicke können schnell 5 Kilogramm pro Quadratmeter und mehr zusammenkommen. Mit CapaCoustic RasterFiXX gelingt die Renovierung von Akustikdecken schneller, sauberer, vor allem aber ohne Beeinträchtigung der Schallabsorption. Frage: In welchen Formaten wird das neue Akustikvlies von Caparol angeboten? Alexander Barchfeld: Die RasterFiXX-Platten gibt es für das Deckenraster 62,5 × 62,5 cm, eine Verpackungseinheit beinhaltet 46 Platten, was ca. 18 Quadratmeter Deckenfläche entspricht. Das System kann für alle Deckensysteme mit gerader Kantenausführung verwendet werden. Gut zu wissen: Das neue Vlies von Caparol ist nicht brennbar.

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Fachhochschule Nordwestschweiz: Überströmelemente für eine hochwertige Raumgestaltung

Bild 1.  Als weithin sichtbarer Kubus ragt der neue FHNW-Campus Muttenz 14 Stockwerke in die Höhe

Im schweizerischen Muttenz, einem Nachbarort von Basel, wurde im Oktober 2018 die neue Fachhochschule Nordwestschweiz nach Plänen von pool Architekten aus Zürich eröffnet. Fünf Hochschulen arbeiten seitdem fächerübergreifend in einem vertikal strukturierten Campus-Hochhaus zusammen. Für die Frischluft im Inneren des imposanten Kubus sorgt ein Lüftungskonzept, in dem das schallabsorbierende Überströmelement INDUSILENT von ­Kiefer Luft- und Klimatechnik eine maßgebliche Aufgabe übernimmt. Denn damit ließ sich die durchgehend hochwertige Architektur auch bei den technischen Details exakt nach Architektenvorgaben umsetzen. Ca. 4.000 Studierende der Fachrichtungen Architektur, Life Science, Pädagogik, soziale Arbeit und Mechatronik sowie 840 Angestellte haben im neuen FHNW-Campus Muttenz eine neue Wirkungsstätte gefunden. Trotz seines Bauvolumens von 32.000 m3 entwarfen pool Architekten aus Zürich eine architektonisch äußerst reizvolle Umgebung, indem sie einen vertikalen Campus schufen und nicht wie sonst üblich ein horizontales Hochschulgelände.

Fünf Hochschulen unter einem Dach – das Raumkonzept Die Eingangsebene besteht aus einem als Marktplatz konzipiertem Atrium, um das sich Empfang und Aula, Mensa und Cafeteria sowie ein großer Vortragssaal mit einer mo-

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bilen Bühne gruppieren. Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich 16 Hörsäle und zahlreiche Unterrichtsräume aller fünf Hochschulen, die dritte Etage wurde als sogenannte Beletage entworfen: Hier ist zum einen die offen gestaltete Bibliothek untergebracht, zum anderen stehen flexibel nutzbare Flächen für Seminare, Präsentationen etc. zur Verfügung. Nicht öffentlich zugänglich sind alle Räumlichkeiten in den acht Geschossen darüber: Hier finden sich die fünf Institutsbereiche mit Büros sowie Arbeitsbereiche für die Studenten. Den Abschluss bildet die zwölfte Etage mit weiteren Seminarräumen, einer Lounge und einem versteckten, nur nach oben offenem Dachgarten. Mit Tageslicht versorgt wird das Innere des vertikalen Campus durch das Atrium und zwei Lichthöfe. Das Atrium erstreckt sich vom Erdgeschoss bis in die dritte Etage, ab dem vierten Obergeschoss unterteilt ein zusätzlich eingeschobener Mittelreiter das Atrium in zwei Lichthöfe bis unter das Dach. Architektonisch inszeniert wird der große Luftraum des Atriums durch sechs sich kreuzende Treppenläufe, die Lichthöfe erhalten durch jeweils ein skulpturales Treppenhaus eine besondere Note.

Überströmkonzept als Grundlage der Be- und Entlüftung Um die Nutzer mit den nötigen Außenluftraten zu versorgen und Bauschäden z. B. durch Schimmelbildung zu ver-

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strömung der Luft von Raum zu Raum verlieren Trennwände einen Großteil ihrer Schalldämpfung – dem wirkt eine in die Luft-Überströmelemente INDUSILENT inte­ grierte, nicht brennbare und hochwirksame Innenauskleidung entgegen. Weitere Pluspunkte der Überströmelemente sind ihre niedrige Bauhöhe von nur 230 mm sowie die Möglichkeit einer projektspezifischen Gestaltung der Luftauslässe durch die Architekten.

Überströmelement INDUSILENT

Bild 2.  Der offene Luftraum ist wesentlicher Bestandteil des Überströmkonzepts, da es zum Wegführen der Abluft genutzt wird (Fotos: © FHNW Campus Muttenz | Foto Zeljko Gataric)

hindern, entwickelten pool Architekten und das Ingenieurbüro Kalt + Halbeisen aus Zürich ein pragmatisches und trotzdem intelligentes Überströmkonzept. Dieses sieht vor, dass in den oberen Geschossen alle Zuluft-Leitungen sichtbar in den Rippen der Betonrippendecken liegen und die Räume mit den nötigen Außenluftraten versorgen. In den öffentlichen, von allen Hochschulen genutzten HörsaalGeschossen hingegen wurde die Gebäudetechnik aufgrund der hohen Anforderungen bei der Raumakustik verdeckt ausgeführt. Steigt der Luftdruck durch die Zuluft in den Räumen, entweicht sie über die Überströmöffnungen in den Trockenbauwänden in die Flure und von dort aus ins Atrium. Vom Atrium und den beiden Lichthöfen steigt die Abluft auf zum Dach, wo sie mit Wärmerückgewinnung entweicht. Abluftrohre sind nur in den Laboren und in den Gastronomiebereichen notwendig. Auf diese Weise ließen sich In­ stallationskosten reduzieren und die Energiekosten für Antriebsenergie minimieren. Im Falle eines Brandes saugen Turbinen unter dem Dach den Rauch aus dem Atrium. Damit greifen auch beim Brandschutz Architektur und Technik intelligent ineinander.

Hohe Anforderungen an den Schallschutz Ein wichtiges Augenmerk der Architekten lag auf dem Schallschutz – bringen große Räume, harte Materialien und die Nutzung als Hochschule mit Hörsälen und Arbeitsräumen doch große schallschutztechnische Herausforderungen mit sich. Explizit von den Architekten gewünscht waren u. a. auch die Überströmelemente INDUSILENT von Kiefer Luft- und Klimatechnik, da sie eine hervorragende Schallabsorption aufweisen. Denn durch eine freie Über-

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Im FHNW-Campus wurde das Überströmelement in zwei Varianten eingesetzt: Zum einen als Standardausführung INDUSILENT Typ TS für schmale Systemtrennwände, zum anderen als Sonderausführung INDUSILENT Typ TG für den Einbau in doppelt beplankten Ständerwänden. Das Standardelement Typ TS hat einen 1.200 mm × 230 mm großen Luftkasten und eignet sich für den flächenbündigen Einbau in schmalen Trennwänden. Sie weisen einen geringen Druckverlust auf bei einem gleichzeitig hohen Schalldämmmaß Rw. Im FHNW-Campus Muttenz waren es auf alle Geschosse verteilt 500 Stück, die die freie Überströmung der Luft aus den kleineren Räumen in das Atrium gewährleisten. Der vom Raum aus sichtbare Schlitz der Überströmelemente wurde auf Wunsch der Architekten als 2 cm hohe offene Schattenfuge ausgebildet, die heute als durchlaufend schwarzes Band über jeweils drei Elemente optisch in Erscheinung tritt. Als Sonderanfertigungen wurden ca. 500 Stück der Überströmelemente INDUSILENT Typ TG benötigt. Sie befinden sich in den besonders hochwertig gestalteten, 20,5 cm dicken Leichtbauwänden der Seminarräume im ersten und zweiten Obergeschoss. Die Besonderheit dieser Trennwände sind vertikal verlaufende Holzlamellen aus massiver Eiche auf der Außenseite, in die Überströmschlitze optisch unauffällig integriert wurden. Hierfür fertigte Kiefer Überströmelemente mit extra langem „Hals“, um die Wanddicke zur Flurseite hin zu überbrücken. In modernen Gebäuden mit dichten Gebäudehüllen sind schallabsorbierende Überströmelemente heute eine intelligente Lösung für die Abluftführung. Die Über­ strömelemente INDUSILENT von Kiefer sind vor allem immer dann die beste Wahl wenn –– eine hohe Schallabsorption gefordert ist, –– eine niedrige Bauhöhe benötigt wird und –– eine projektspezifische Optik der Luftauslassschlitze gewünscht ist. Weitere Informationen: Maschinenfabrik Gg. Kiefer GmbH Luft- und Klimatechnik Heilbronner Straße 380–396, 70469 Stuttgart, Tel. (0711) 81 09-0 info@kieferklima.de, www.kieferklima.de

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Technische Gebäudeausrüstung

Sanierungen im Bestand – energetische Aufwertung von Lüftungssystemen Die lüftungstechnischen Anlagen in vielen Hochschulbauten sind mittlerweile in die Jahre gekommen und werden den aktuellen Anforderungen an die Lehr- und Forschungsanstalten nicht mehr gerecht. Installierte Erzeuger für Heizung und Kälte bewegen sich häufig an Ihrer Leistungsgrenze und können zusätzliche Aufgaben nicht übernehmen. Darüber hinaus steht die grundsätzliche Reduktion von CO2-Emmissionen immer mehr im Fokus. Maßgeschneiderte Lösungen mit hocheffizienter Wärme-/Kälterückgewinnung werten Lüftungssysteme auf. Nach der Energiekrise in den 1970er-Jahren wurden Lüftungsanlagen häufig mit einfachen Wärmerückgewinnnungssystemen in konventioneller Blocktechnik ausgerüstet. Die verbauten Systeme erreichen hier im Normalfall einen thermischen Übertragungsgrad von ca. 40–50 %, sodass der Großteil der erforderlichen Wärme nach wie vor durch Erzeugungstechnik (Heizkessel, BHKW, Wärme­pumpe etc.) bereitgestellt werden muss. Zudem gibt es immer noch Gebäude, in denen nicht einmal eine Wärmerückgewinnung zur thermischen Luftbehandlung vorhanden ist und die Fischluft ausschließlich mittels Heizenergie erwärmt wird; gleichzeitig gelangt die verbrauchte Abluft mit hohen Temperaturen ins Freie. Für alle diese Liegenschaften ergeben sich daher zwangsläufig Überlegungen nach möglichen energetischen Verbesserungen. Der Aufwand zur Schaffung zusätzlicher Einbringöffnungen oder gar Umbauten ganzer Zentralen ist mitunter so groß, dass die Maßnahme häufig nicht zeitnah verfolgt wird. Nebenbei soll der laufende Gebäudebetrieb auch noch möglichst störungsfrei erhalten bleiben. Mit Hilfe von z. B. Gegenstrom-Schicht-Wärmetauschern (GSWT) als Kreislaufverbundsystem kann dieses Problem elegant und nachhaltig gelöst werden. Mit der Erfahrung aus mehr als drei Jahrzehnten bietet die SEW GmbH aus Kempen Lösungen für die energetische Sanierung von Lüftungsanlagen in jeder Größenordnung selbst bei schwierigen Platzverhältnissen an. Sogar Anlagen mit einer Luftleistung jenseits der 200.000 m3/h sind problemlos möglich. Basis hierfür ist ein Wärmetauscher, der sich in kleinste Einheiten zerlegen lässt und dann in der Lüftungszentrale endmontiert wird. Die Anpassung orientiert

sich rein an den Gegebenheiten des Gebäudes und ist nicht abhängig von einem bestimmten Lüftungsgerät. Selbst eine freie Aufstellung (z. B. im Betonkanal oder Ansaugbauwerk) kann realisiert werden und wurde bereits mehrfach umgesetzt. Durch die vollkommene Trennung von Zu- und Abluft können die Systeme beliebig an die baulichen Gegebenheiten angepasst werden. Zudem findet bauartbedingt keine Übertragung von Schadstoffen aus der Abluft an den Zuluftstrom statt, was Grundlage für eine dauerhaft hohe Qualität der Zuluft ist. Bei stark belasteter Abluft (z. B. anorganische Labore oder Einrichtungen der Tierhaltung) werden die Wärmetauscher mit einer entsprechenden Sonderbeschichtung ausgerüstet und sind somit gegen Korrosion geschützt. Mit Beauftragung eines Systemherstellers, der das komplette Gewerk Wärmerückgewinnung (WRG) incl. hydraulischer Zentraleinheit, Steuerung und kompletter Inbetriebnahme anbietet, stellt der Bauherr letztendlich sicher, dass die Maßnahme zum gewünschten Erfolg führt. Der Hersteller der WRG plant und koordiniert die Maßnahme einer Wärmerückgewinnungs-Nachrüstung in Zusammenarbeit mit der Fachabteilung des Bauherrn bzw. eines beauftragten Fachplaners. Von der Konzepterstellung mit Amortisationsbetrachtung, über die Konstruktion und Montage der Anlage vor Ort bis hin zur Übergabe des fertigen Systems an den Bauherrn. Die Schnittstellen zur Lüftung, Heizung, Kälte und MSR werden im Zuge des Projektes erarbeitet und sollten daher im Leistungsumfang des WRG-Herstellers enthalten sein. Der Systemhersteller garantiert den Austauschgrad, die Effizienz und die ganzheitliche Funktion des installierten WRG-Systems im laufenden Betrieb. Zur Steigerung der Systemeffizienz können GSWTSysteme mit integrierten Zusatzfunktionen ausgestattet werden. Hierzu zählen im Besonderen eine Erhöhung der Kälterückgewinnung durch Einsatz einer indirekten adiabaten Verdunstungskühlung bzw. die Einspeisung von mechanischer Kälte zur Nachkühlung mit und ohne Entfeuchtungsfunktion in das WRG-System. Integrierte Nacherwärmung zur Sicherstellung eines definierten Soll-Werts der Zulufttemperatur bis hin zur Rückkühlung bauseitiger Kälteanlagen über den Fortluftwärmetauscher, ist ebenfalls möglich. Ein Wärmerückgewinnungssystem zur multifunktionalen Nutzung garantiert im Betrieb ganzjährig ein Höchstmaß an Nutzen für den Bauherrn. Durch eine betriebssichere und redundante Konstruktion des WRG-Systems wird nebenbei die vorhandene Wärme- und Kälte­erzeugung dauerhaft entlastet.

Weitere Informationen:

Eingebaute GSWT ®-Module im Ansaugbauwerk der Außenluft (Foto: SEW ®)

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SEW® Systemtechnik für Energierecycling und Wärmeflussbegrenzung GmbH Industriering Ost 86–90, 47906 Kempen Tel. (02152) 91 56-0, Fax (02152) 91 56-999 info@sew-kempen.de, www.sew-kempen.de

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Leuphana: ein traditioneller Name für moderne und nachhaltige Architektur

Bild 1.  Das neue Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg, entworfen von Prof. Daniel Libeskind

Bild 3.  Auch im Innern dominieren unkonventionelle Formen

Der Name der Universität Lüneburg geht zurück auf den griechischen Gelehrten Claudius Ptolemäus (2. Jh. n .Chr.). In seinem Atlas wird der Name Leuphana zum ersten Mal genannt und bezeichnet eine Siedlung im nördlichen Germanien, die im 19. Jahrhundert dem heutigen Lüneburg zugeordnet wurde. Das Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg ist ein architektonischer Meilenstein auf dem Weg zu einem zukunftsweisenden Campus: Ein wichtiger Bestandteil des Gebäudes ist das Libeskind-Auditorium mit bis zu 1.100 Sitzplätzen. Darüber hinaus steht es für eine Aus­ einandersetzung, so die Universität, mit der Geschichte des Campus, für die Bildungsidee der Leuphana und für deren wissenschaftlichen Anspruch.

Nachhaltige Planung Wichtige Kriterien bei der Planung waren eine besonders nachhaltige Bauweise und der besonders sparsame Umgang mit Strom für Beleuchtung, Belüftung und Kühlung. Durch eine gegen die Sonne geneigte, hinterlüftete Fassade

Bild 2.  Das futuristische Design stellte an alle am Bau Beteiligten hohe Anforderungen

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Bild 4.  Blick in die Zentrale für die Gebäudeleittechnik

werden eine Eigenverschattung und eine passive Kühlung erreicht. Die Gebäudeteile sind so ausgerichtet, dass keine Außenwand direkt nach Süden weist. Das Gebäude verfügt über ein präsenz- und tageslichtabhängig gesteuertes LED-Beleuchtungssystem. Zusammen mit der hervorragenden Dämmung, Dreischeibenverglasung, Wärmerückgewinnung und Versorgung aus Niedertemperatur-Abwärme setzt die Konstruktion Maßstäbe für die Energieeffizienz öffentlicher Gebäude. Die benötigte Energie wird aus erneuerbaren Quellen bereitgestellt. Die Wärme kommt aus einem mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerk (BHKW). Solaranlagen auf den Campusgebäuden liefern zusätzlichen Strom, der bereits 25 % des Bedarfs deckt. Die Gebäudekonstruktion ist außerordentlich leicht. Statt massiven Stahlbetons wurden Kunststoffhohlkörper in die Betondecken eingebracht. Dadurch konnten viele Tonnen Beton und Stahl eingespart werden, deren Produktion Energie und Wasser benötigt sowie CO2 verursacht. Ein Grauwassersystem macht Regenwasser für die Toilettenspülungen nutzbar, das auf den begrünten Dächern und an der Fassade aufgefangen wird.

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pen. Das Raumluftsystem sorgt für eine bedarfsgeführte Luftzufuhr und das Brandschutzsystem für die erforderliche Sicherheit.

Bautafel Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg ■■ ■Entwurf: Prof. Daniel Libeskind ■■ ■Architekten: rw+ architekten, Berlin ■■ ■TGA-Planung: emutec GmbH, Norderstedt ■■ ■Anlagenbau: Engie Deutschland GmbH, Hamburg ■■ ■Fertigstellung: 2017 RLT-Komponenten in der Leuphana: Luftdurchlässe: TRS, TRS-K, TRS-R, LVS, Z-LVS ■■ ■Wetterschutzgitter: WG ■■ ■Brandschutz: FKRS-EU, FK-EU, FKS-EU, KA-EU ■■ ■Volumenstromregler: TX, TVR, TVRS. TVJ, RN, RNS, VFC, EN ■■ ■Schallschutz: XSA, CA, CB, CAK, CF, CS ■■ ■Zentralgeräte: X-CUBE ■■ ■Ventilatoren: X-FANS ■■ ■

Bild 5. Zum Einsatz kamen raumlufttechnische Komponenten von TROX: vom RLTZentralgerät über Volumenstromregler und Luftdurchlässe bis hin zu Brandschutzkomponenten wie Entrauchungsventilatoren und Brandschutzklappen (Fotos: Trox)

Energieeffizientes raumlufttechnisches System Planer und Anlagenbauer entschieden sich für perfekt aufeinander abgestimmte raumlufttechnische Komponenten von TROX: vom RLT-Zentralgerät über Volumenstromregler und Luftdurchlässe bis hin zu Brandschutzkomponenten wie Entrauchungsventilatoren und Brandschutzklap-

Weitere Informationen: TROX GmbH Heinrich-Trox-Platz, 47504 Neukirchen-Vluyn Tel. (02845) 202-0, Fax (02845) 202-265 trox@trox.de, www.trox.de

Gerhard Hanswille, Markus Schäfer, Marco Bergmann

Eurocode 4 – DIN EN 1994-1-1 Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton Gerhard Hanswille | Markus Schäfer | Marco Bergmann

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Normungsauslegung durch Normenmacher lesbare und fehlerbereinigte konsolidierte Fassung des für Deutschland relevanten Normtextes

Eurocode 4 DIN EN 1994-1-1 Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton Teil 1-1: Allgemeine Bemessungs- und Anwendungsregeln für den Hochbau Kommentar und Beispiele

vorl. Abb.

den Hochbau. Kommentar und Beispiele

Rückenzeile | Band ##

Teil 1-1: Allgemeine Bemessungs- und Anwendungsregeln für

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Neubau des Universitären Zentrums für Zahnmedizin Basel In Basel wurde mit dem Neubau des Universitären Zentrums für Zahnmedizin (UZB) das gesamte Spektrum der Zahnmedizin unter einem Dach vereint. In den Neubau an der Mattenstraße zwischen dem Badischen Bahnhof und dem Messeareal sind die Schulzahnklinik, die Volkszahnklinik sowie die Universitätszahnkliniken eingezogen. Damit stellt das UZB aktuell die modernste Zahnklinik Europas dar. Rund 85 Zahnärztinnen und -ärzte, mehr als 100 DentalHygieniker/innen, Prophylaxe-Assistentinnen und 85 Studierende der Zahnmedizin finden im UZB modernste Laboratorien und Behandlungsräume für Arbeit, Lehre und Forschung vor. Die Entwicklung und Umsetzung der hohen Standards hierfür erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen den Entwurfsarchitekten BUR aus Zürich, dem Laborplaner Tonelli aus Gelterkinden sowie dem Hersteller von Laboreinrichtungen Wesemann aus Syke.

Klare Adressbildung Der fünfgeschossige Neubau ist nach dem Entwurf von BUR Architekten entstanden, die im Jahr 2014 als Sieger aus einem Architektenwettbewerb der Stadt Basel hervorgegangen sind. Harmonisch fügt sich der Baukörper in den neuen Campus Rosental ein, verschafft diesem mit seiner markanten Volumetrie und Fassade allerdings eine klare repräsentative Adresse. Durch die umlaufenden horizontalen Betonbänder werden Bezüge zur nahegelegenen Block­ randbebauung sowie zu den Solitärbauten der chemischen Industrie und zu den quartierstypischen Fassaden der umliegenden Wohnhäuser hergestellt. Eine alternierend eingesetzte Verglasung zwischen den massiv wirkenden Brüstungen wird durch den Einsatz von perforiertem Trapezblech zusätzlich gegliedert und verbindet sich mit den mineralischen Betonbändern zu einer Einheit. Über zwei statische

Bild 2.  LABspine versorgt die Labortische mit notwendigen Medien und lässt Platz für Kommunikation

Kerne und zwei Hofräume erfolgt die Strukturierung des Volumens in drei Zonen: die südorientierte Seite Richtung Eingangsraum, einen Mittelteil, der sich um die beiden Höfe gruppiert, und einen rückseitigen Bereich zur Maulbeerstraße.

Außen spiegelt innen Die äußere Gliederung findet sich auch im Innenraum innerhalb der Nutzungsverteilung wieder. So beinhaltet der Mittelteil mit Lichthöfen die Behandlungsräume und die Poliklinik, während in der Raumschicht entlang der Maulbeerstraße Büroarbeitsplätze situiert wurden und der Kopf zum Eingang als öffentlicher Teil die Bibliothek, Seminarräume, einen Hörsaal und die Labore beherbergt. In den statischen Kernen befinden sich die installationsintensiven Räume, außerdem dienen diese der vertikalen Erschließung.

Das gesamte Spektrum der Zahnmedizin

Bild 1.  Universitäres Zentrum für Zahnmedizin Basel: Das Architekturbüro BUR zeichnete für den Entwurf verantwortlich und ging damit im Jahr 2014 als Sieger aus einem Architektenwettbewerb hervor

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Das UZB versteht sich als Kompetenzzentrum der Zahnmedizin und bietet daher neben der zahnmedizinischen Grundversorgung auch die spezialisierte Behandlung anspruchsvoller Fälle bis hin zum universitären Forschungs- und Lehrangebot. Aufgrund der unterschiedlichen und speziellen Ausrichtungen der Arbeitsplätze im UZB war ein funktionales Umfeld gefordert, in dem alle notwendigen Arbeitsmittel in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen und ein direkter Zugriff auf elektronische Medien und Equipment trotz großer Arbeitsflächen sichergestellt wird. Gleichzeitig galt es, ein hohes Maß an Flexibilität zu gewährleisten, sodass jederzeit eine Umorganisation ermöglicht wird. Um diese individuellen Anforderungen erfüllen zu können, entschieden sich die

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Bild 3. DELTA 30 Laborabzüge verbinden Sicherheit mit hoher Energieeffizienz

Bild 5. Passend zur Laboreinrichtung wurde auch die Decke als offene Konstruktion mit sichtbaren Leitungen belassen (Fotos: Wesemann Schweiz AG)

Architekten von BUR und der Laborplaner Tonelli für das Wesemann-Laborsystem DELTA 30. Die fein gegliederte Modulstruktur, bestehend aus Standardelementen wie Abzugssysteme, Mediensysteme, Schranksysteme und Tischsysteme, erlaubt die Kombination in zahlreichen Varianten, sodass auch die sehr individuellen Anforderungen des UZB an eine moderne und innovative Laborausstattung erfüllt werden konnten. Auf diese Weise wurde eine nutzerorientierte und gleichermaßen variable Arbeitsumgebung mit Zugang zu modernster Infrastruktur und Zahnmedizin auf universitärem Niveau geschaffen, die sicheres und effizientes Arbeiten ermöglicht.

tem, das modular aufgebaut ist und auf dem Boden montiert wird. Hauptbestandteile von LABspine sind das Kassettensystem und das Gestell. Letzteres stellt eine Kombination aus Vierkantrohren und Blechkantteilen aus Stahl dar und bildet eine stabile tragende Basis für die Kassetten, die sich oberhalb und unterhalb der Arbeitsfläche befinden. Das Kassettensystem aus Stahlblech trägt Steckdosen, Datendosen, Leitungsschutzschalter oder Laborarmaturen. Dabei lassen sich die Kassetten individuell dort positionieren, wo das Versorgungsmedium benötigt wird. So erlauben die Medienkassetten auch eine einfache Nachund Umrüstung. Den oberen Abschluss von LABspine bildet ein eloxiertes Aluminiumprofil mit drei Funktionsnuten auf der Oberseite und jeweils einer Nute an den Arbeitsseiten. Auch diese bieten diverse Möglichkeiten der Erweiterung, u. a. durch Ablagen, Spritzschutz oder Stativstangenhalter.

Nicht von der Stange Vor dem Hintergrund sich stetig ändernder Arbeitsprozesse in Forschungsreinrichtungen und der heterogenen Nutzerstruktur im UZB wurden besondere Anforderungen an die flexible Anpassung der Laborausrüstung an die jeweiligen Anwender gestellt. Ein System von der Stange kam hier nicht in Frage und so entwickelte das Team von Wesemann gemeinsam mit den Anwendern ein völlig neues Versorgungssystem für Gase, Wasser und elektrischen Strom. LABspine, ein robustes, aber elegantes Sys-

Transparenz erhalten, Kommunikation fördern Im UZB bietet LABspine nicht nur hinsichtlich Funktionalität und Flexibilität, sondern auch bezüglich des Designs zahlreiche Vorteile. Die klare Formensprache, bestimmt durch überwiegend rechte Winkel, rückt im Laboralltag dezent in den Hintergrund und eröffnet mit Blick auf die Kommunikation ganz neue Möglichkeiten. „Mit LABspine können große Laborräume in einzelne, geschützte Arbeitsbereiche aufgeteilt werden, ohne dass die Transparenz im Raum verloren geht oder die Kommunikation der Mitarbeiter behindert wird“, erläutert Dr. Frank Buchholz von der Wesemann-Gruppe. „Auf diese Weise fördern wir den Austausch unter den Mitarbeitern und verhelfen dem UZB, dem Ziel einer noch engeren Zusammenarbeit zwischen Forschung, Humanmedizin und Industriepartnern näherzukommen“, sagt Frank Buchholz. Auf diese Weise soll unter anderem die patientenorientierte Forschung weiter vorangetrieben werden.

Geprüfte Sicherheit

Bild 4. Glasfassaden als Trennelemente gewährleisten ein Höchstmaß an Tageslicht, unterstützen die Kommunikation und sorgen so für eine angenehme Arbeitsatmosphäre

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Auch auf die Arbeitssicherheit wurde bei der Ausstattung des UZB besonderes Augenmerk gelegt. So ist das Laborsystem DELTA 30 mit Möbeln und Abzügen vom TÜV auf die Einhaltung aller aktuellen Sicherheitsvorschriften ge-

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prüft und vom TÜV zertifiziert. Ebenso besitzen alle sicherheitsrelevanten Bauteile entsprechende Prüfzeichen, seien es Prüfzeichen für elektrische Bauteile oder für Sanitärbauteile. Nicht zuletzt haben die Laborabzüge, die zentrale Sicherheitseinrichtung im Labor, die einschlägigen Prüfprozeduren mit hervorragenden Ergebnissen durchlaufen und gewährleisten optimalen Schutz beim Gefahrenstoffhandling. Durch die Verwendung der modernen Abluftregal­ systeme von Wesemann betreibt das UZB die Labore mit

einer hohen Energieeffizienz und trägt so zur Nachhaltigkeit der Einrichtung bei. Weitere Informationen: Wesemann GmbH Markus Widera Max-Planck-Straße 15–25, 28857 Syke Tel. (04242) 594-440, Fax (04242) 594-333 markus.widera@wesemann.com, www.wesemann.com

Digitalisierung an Hochschulen Das Magazin für Hochschulentwicklung 2|2018, heraus­ gegeben vom HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V. (HIS-HE), widmet sich dem Thema „Digitalisierung“. Vorgestellt werden einige aktuelle Aktivitäten von HIS-HE zum Thema Digitalisierung in Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die Digitalisierung ist nach wie vor eines der Megathemen in der aktuellen Diskussion, auch im Bildungsund Wissenschaftsbereich – obgleich viele Aspekte schon seit Jahr(zehnt)en erörtert werden. Nun aber haben Bund und Länder viel Geld bereitgestellt, die Diskussion um einen Digitalpakt auch für Hochschulen läuft. Ein laufendes Forschungsprojekt versucht, die Veränderung der Hochschullandschaft hinsichtlich der Adaption neuer („digita-

ler“) Technologien zu prognostizieren. Auf was können/ müssen sich deutsche Hochschulen einstellen? Natürlich wird Digitalisierung auch im Infrastruktur- und Verwaltungsbereich der Hochschulen und Forschungseinrichtungen forciert. Themen der Ausgabe sind deshalb auch „Welche Flächen benötigen die Hochschulen der Zukunft?“ und „Digitalisierung im Gebäudemanagement“.

Weitere Informationen: HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V. Goseriede 13a, 30159 Hannover Tel. (0511) 16 99 29-60, Fax (0511) 16 99 29-64 seng@his-he.de, www.his-he.de

Impressum Ernst & Sohn Special: Hochschulbauten

Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270 www.ernst-und-sohn.de Redaktion Simone von Schönfeldt, Berlin Rainer Bratfisch, Berlin Dr. Burkhard Talebitari (verantw.) Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229 btalebitar@wiley.com Kunden-/Leserservice Abonnementbetreuung, Einzelheft-Verkauf, Probehefte, Adressänderungen WILEY-VCH Kundenservice für Verlag Ernst & Sohn, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Tel. (06201) 606-400, Fax (06201) 606-184, service@wiley-vch.de Einzelheft 25,– € inkl. MwSt. und Versand/Porto Bestellnummer 2134-1915 Weitere Sonderhefte online bestellen auf: www.ernst-und-sohn.de/sonderhefte

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Gesamtanzeigenleitung Fred Doischer Anzeigenverkauf Andrea Thieme Tel. +49 (0) 30 470 31-246, Fax +49 (0) 30 470 31-230 Andrea.Thieme@wiley.com Es gilt die Anzeigenpreisliste 2019. Bankverbindung J.P. Morgan AG Frankfurt IBAN DE55 5011 0800 6161 5174 43 BIC/S.W.I.F.T.: CHAS DE FX Gestaltung/Satz LVD GmbH, Berlin Druck Meiling Druck, Haldensleben © 2019 Wilhelm Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische ­Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin Die in dem Special veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich g­ eschützt. Alle Rechte, insbesondere das des Nachdrucks und der Ü ­ bersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Specials darf ohne vorherige Zustimmung des Verlages gewerblich als Kopie vervielfältigt, in elektroni­ sche Datenbanken aufgenommen oder auf CD-ROM vervielfältigt werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen in erster Linie die persönliche Meinung der Verfasserin oder des Verfassers dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotografien übernimmt der Verlag keine Haftung.

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Innovative Laboreinrichtungen mit System

Wesemann GmbH Max-Planck-Straße 15-25 I 28857 Syke Fon +49 4242 594 0 I Fax +49 4242 594 333 I info@wesemann.com I www.wesemann.com

Referenzprojekt I Universitäres Zentrum für Zahnmedizin I Basel I Schweiz


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