Klettern in der Schweiz

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Wendenstöcke

Adriano “Franz” Carnati Seit über zwanzig Jahren klettert Franz sozusagen auf oberstem Niveau und nur wenige haben das bemerkt. Die Aufzählung seiner schwierigen Routen füllt mittlerweile fast ein Telefonbuch, in vielen Regionen der Welt war er zu Gange, so z. B. in Patagonien, Kanada oder Pakistan und natürlich in den Alpen. Nachdem er im Val di Mello (am Qualido) viele Routen erstbegehen konnte, wollte er auch am Montblanc und in den Dolomiten sein Können beweisen, was ihm z. B. mit Routen wie „Divine Providence“, „Der Weg durch den Fisch“ oder „Letzte Ausfahrt Titlis“ gelang. Auch mit 45 Jahren sucht er noch seine Grenzen, liebt die Herausforderung und will nie und nirgends aufgeben. Er arbeitet hart die Woche über (wie er gerne immer wiederholt), aber am Wochenende will er am Fels sein. Die Leidenschaft für das Klettern und Bergsteigen steckt tief in ihm drin, wenn er in guter Form ist, will er einfach nur klettern, klettern… Er redet weder viel noch gerne darüber, aber er hat immer einen guten Spruch auf den Lippen. Welches sind deine Lieblingsgebiete für lange Routen in der Schweiz? Schon Anfang der 90er-Jahre zogen mich die Wendenstöcke und das Rätikon an. Dort gibt es viele schöne und lange Routen, auch ist die Felsqualität dort viel besser als in vielen Klettergärten (und das sage ich immer wieder gerne auch Neulingen). Man findet dort immer eine schöne Linie, in der man sich je nach Verfassung und Können beweisen kann. Was mir am meisten gefällt ist die Tatsache, dass man dort eine maximale Freiheit genießt, dass man sich in herrlicher Umgebung aufhält und nicht auf Seilbahnen oder Schutzhütten angewiesen ist. Und welche Klettergärten in der Schweiz könntest du empfehlen? Es mag schon sein, dass viele Kletterer von den Schweizer Klettergärten etwas enttäuscht sind, immerhin gibt es Gebiete wie Arco, Sardinien oder auch Ceredo. Aber hier und da findet man

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doch ein kleines Juwel: Ich würde da natürlich die bekannten Gebiete wie Lehn oder Engelberg anführen; persönlich gefällt mir Voralpsee sehr gut. Informationen über Schweizer Gebiete werden von den Locals nicht so gerne veröffentlicht und oftmals dauert es lange, bis man wieder mal ein schönes Gebiet für sich entdeckt hat. Ich möchte da z. B. Zork oder Birchboden nennen. Gimmelwald soll wirklich perfekt sein und früher oder später fahren wir auch mal da hin. Erzähle doch mal, was sich an den Wenden in den letzten 20 Jahren verändert hat. Wie schon gesagt, war ich Anfang der 90erJahre, um genau zu sein, im August 1990 zum ersten Mal dort. Die Berichte von Paolo Vitali in ausländischen Zeitschriften brachten mich auf dieses Gebiet. Paolo und Sonja Brambati waren wie ich gute Granitkletterer, Kalk lag uns nicht besonders. Ich war dann ganz überrascht, wie gut ich mich dann doch dort fühlte und es war klar, dass ich da noch viel mehr leisten wollte und konnte. So anders ist es heute nicht, nach wie vor wird an den Wenden gutes Können und großes Engagement verlangt. Welche sind deiner Meinung nach die schönsten Routen der Wendenstöcke? Erschließer wie Ochsner, Pitelka und die RémyBrüder, um nur einige zu nennen, haben dort wirklich schöne Routen erschlossen. Ich denke gerne an die schönen Seillängen von Batman und Tsunami zurück oder an das Meisterwerk


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