Historische hinweise
ANMERKUNGEN ZUR ALPINGESCHICHTE En kurzer Überblick über das Sportklettern im Sarcatal 1972. Colodri-Ostwand: Ein erster revolutionäre Schritt Schon in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren die Felswände des Monte Casale, Dain und Brento das Ziel vieler Alpinisten. Und auch in den darauffolgenden Jahrzehnten ging diese Erkundung weiter. Im Jahr 1972 begannen dann Kletterer aus Arco (U. u. M. Ischia, G. Emanuelli sowie F. Calzà) mit der Erschließung von Routen an der Ostwand des Colodri. Ihre erste Linie nannten sie Umberta Bertamini. Weitere Routen sollten schnell folgen und sind mittlerweile alpine Klassiker: Barbara, Katia, Agostina, Sommadossi, Renata Rossi. An dieser Erschließung waren namhafte italienische Alpinisten beteiligt: die Brüder Ischia, Giuliano Stenghel, Franco Monte, Maurizio Giordani, Roberto Bassi, Luigi Giacomelli, Franco Zenatti, Giovanni Groaz… 1982. Die Revolution: Der erste Bohrhaken Die dreihundert Meter hohe, rotgraue Kalkwand der Colodri-Ostwand war Schauplatz einer revolutionären klettertechnischen Entwicklung im Sarcatal. Im Jahr 1982 wurden nämlich die ersten Bohrhaken verwendet. Die Erstbegeher der Routen Renata Rossi und White Crack bohrten die Linie Specchio delle mie brame (6b+) ein, die erste Route im Sarcatal, die wirklich als Sportkletterroute bezeichnet werden kann. Es war damals keineswegs ersichtlich, dass mit dieser Aktion quasi der Startschuss für eines der interessantesten Klettergebiete weltweit gegeben wurde. 1982-1984. Der Weitblick von Heinz Mariacher Jahrzehntelang war Klettern gleichbedeutend mit langen, alpinen Routen. Heinz Mariacher hatte schon viele schwierige Routen in der Marmolada erstbegangen, oft zusammen mit seiner Lebensgefährtin Luisa Iovane. Sie hatte schon im Karwendel schwierigste Routen geklettert und konnte auch einige Solobegehungen in den Dolomiten aufweisen. Mariacher erkannte als einer der Ersten, dass auch kleine Wände einen 10
Spielplatz für schwierige und lohnende Klettereien boten. Denn auch in kurzen Routen gab es viel zu lernen und der Adrenalinausstoß war gewiss nicht geringer. Im Sarcatal stieß er auf fruchtbaren Boden: Hier gab es eine Unzahl von plattigen Wänden, in denen Routen erschlossen werden konnten. In den Jahren 1982 bis 1984 entstanden an den hohen Wänden im Sarcatal natürlich weiterhin viele neue Alpinrouten. Jetzt aber gerieten auch die kleineren Felswände bei Arco in den Fokus der Erschließer. Der Sportklettergedanke hielt nun seinen Einzug und die Pioniere hießen Mariacher, Iovane, Zanolla (Manolo), Bassi, Leviti und (etwas später) Pederiva . Zu den ersten Routen zählten Nuovi Orizzonti (6b) oder auch Honky Tonky (6b); diese Linien hatten bald Kultstatus und sind immer noch eine Herausforderung. In diesen Jahren wurden zudem komplette Klettergebiete erschlossen: Nuovi Orizzonti, San Paolo, Swing Area, Spiaggia delle Lucertole oder Marmitte dei Giganti. Eine eigene Schwierigkeitsskala: MaMaBa Der Anspruch an das Klettern war ab diesem Zeitpunkt im Wandel begriffen: Eine Route sollte ohne Hilfsmittel und Rastpunkte durchstiegen werden. Im Falle eines Sturzes begann man wieder am Einstieg (für die damaligen Alpinisten undenkbar). Manolo, Mariacher und Bassi (MaMaBa) setzten sich diese Hürden selbst und kletterten Linien, die heute noch als Maßstab gelten und uns den Schweiß auf die Stirn treiben: Super Swing (7b+) mit 25 Metern absoluter Reibungskletterei; Tom Tom Club (7b) mit der schwierigen Reibungspassage in der zweiten Länge; La signora degli appigli (7c) mit der nach wie vor harten Einzelstelle, ein Meisterwerk von Manolo. Auch Dracurella (7a,7c+), Nisida (7c) oder die kleingriffige Route Tom e Jerry (7c, Rotpunkt Iovane 1985) gehören in diese Kategorie. 1985. Überhang und Bohrmaschine Immer mehr Kletterer wurden nun auf die Felswände und Routen im Sarcatal aufmerksam. Die schon damals international bekannten Kletterer Güllich, Remy, Moffat, Fawcett oder Edlinger eröffneten und kletterten neue Linien. Und das Schwierigkeitsniveau stieg natürlich an. Ende 1984 entdeckte Roberto Basso die Felswän-