UT Unterricht Erfolgskritische Situationen

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Umsetzungstipp

Erfolgskritische

Situationen

(Critical Incidents)

Handeln in herausfordernden Praxissituationen trainieren

Publikationsreihe «Umsetzungstipps – Unterrichtsmethoden»

umsetzungstipp erfolgskritische situationen (critical incidents)

Erfolgskritische Situationen bzw. Critical Incidents (CI) sind eine Methode, mit der die Teilnehmenden trainieren können, schwierige, problemhafte Situationen aus dem Berufsalltag situationsgerecht zu lösen. Eine erfolgskritische Situation bzw. ein Critical Incident beschreibt eine praxisnahe und schwierige Arbeitssituation, in der es in besonderem Mass darauf ankommt, dass von einer Berufsperson kompetent gehandelt wird. Die Teilnehmenden schlüpfen beim CI in die Rolle der Berufsperson und erarbeiten ein zielführendes Vorgehen, um die Arbeitssituation zu bewältigen bzw. zu entschärfen.

Als Ausgangspunkt der Methode wird die problemhafte Arbeitssituation in wenigen Sätzen beschrieben. Sie hat einen hohen Aufforderungsgehalt, das heisst, sie erfordert aktives, konkretes Handeln der Berufsleute. Die Teilnehmenden beschreiben mündlich oder allenfalls schriftlich, wie sie in der entsprechenden Situation handeln, also welche Massnahmen sie in welcher Reihenfolge ergreifen.

Anhand der Lösung lassen sich Rückschlüsse auf die Fähigkeit der Lernenden ziehen, reale und anspruchsvolle Praxissituationen zu lösen. Starke Teilnehmende bewältigen die beschriebene Situation erfolgreich. Ihr Vorgehen ist strukturiert, effizient und ökonomisch. Bei schwachen Teilnehmenden ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie die Situation nicht zielführend lösen können. Ihr Vorgehen ist eher unstrukturiert, ineffizient, unökonomisch sowie verbesserungswürdig.

anforderungen an die unterrichtsmethode

Der Erfolg dieser Unterrichtsmethode hängt entscheidend von der Konstruktion der Fälle ab. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die beschriebene Arbeitssituation folgenden Merkmalen entspricht:

> Bedeutsam und prägnant

> Bildet die Praxis gut ab

> Bildet wesentliche Situationen im gesamten Praxisfeld ab

> Beinhaltet kritische Vorkommnisse

> Beinhaltet eine Aufforderung zum Handeln

> Lässt eine Aussage über die Kompetenz der Person bzw. über zukünftiges Verhalten zu

> Ermöglicht eine Unterscheidung zwischen starken und schwachen Berufspersonen

Formulierung einer geeigneten Fragestellung

Im Anschluss an die Schilderung der Arbeitssituation wird die Aufforderung aktiv formuliert, z. B.

> «Was unternehmen Sie?»

> «Welche Massnahmen ergreifen Sie?»

> «Nennen Sie die ersten vier Massnahmen, die Sie ergreifen, und begründen Sie diese. Achten Sie auf eine logische Reihenfolge der Massnahmen.»

Mit einem CI will man die Teilnehmenden auf Handeln in anspruchsvollen, herausfordernden Praxissituationen vorbereiten. Die Teilnehmenden beschreiben bei der Bearbeitung des CI, welche Massnahmen sie ergreifen und in welcher Reihenfolge sie dies tun. Es geht also nicht darum, dass möglichst viele Punkte genannt werden, sondern dass die Teilnehmenden strukturiert und logisch vorgehen.

Zusätzliche formale Hinweise

> Die Beschreibung der Arbeitssituation umfasst circa 5 bis 10 Sätze.

> Sprachlich ist die Schilderung klar und eindeutig (keine Schachtelsätze).

> Die Situation enthält nur relevante Informationen.

> Der Critical Incident enthält eine Fragestellung.

> Es wird eine Musterlösung formuliert – unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es für viele Situationen nicht einen eindeutigen Lösungsweg gibt. Es geht aber darum, in der Musterlösung einen möglichen Lösungsweg aufzuzeigen, der in der Praxis auf jeden Fall umsetzbar wäre und zum Erfolg führen würde.

Die Critical Incidents können im Unterricht von den Teilnehmenden in Einzelarbeit oder im Tandem bearbeitet werden.

Wichtig ist, dass ihnen mindestens fünf bis zehn Minuten Bearbeitungszeit pro Critical Incident zur Verfügung steht.

Die Teilnehmenden lesen die Beschreibung der Situation und die Fragestellung. Sie schreiben nach kurzem Überlegen selbstständig die Handlungsschritte auf, die sie in der Situation ausführen würden.

Im Anschluss bespricht die Lehrperson die Musterlösung der CI mit den Teilnehmenden. Dabei ist zu beachten, dass jede Lösung als «gültig» anzusehen ist, die in der Praxis umsetzbar ist und den gewünschten Erfolg zur Folge hat. Um dies abschätzen zu können – und um ein striktes Festhalten an einer einzig gültigen Musterlösung zu verhindern –, ist eine gewisse Praxiserfahrung der Lehrpersonen nötig.

Kompetenzorientierter Unterricht auf den Punkt gebracht. Ohne Fragezeichen? Denn obschon das Vermitteln, Sichern und Anwenden von Kompetenzen in aller Munde und Bestandteil jedes zeitgemässen Unterrichtskonzepts ist, zeigen sich die Schwierigkeiten oft erst bei der Umsetzung.

In unserer Reihe «Umsetzungstipps» unterstützen wir Sie bei der Ausgestaltung kompetenzorientierter Bildungsmassnahmen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie kompetenzorientierte Unterrichtsmethoden punktgenau im Unterrichtsalltag umsetzen können.

Unsere Publikationsreihe umfasst ein Spektrum von rund 40 Unterrichtsmethoden. Diese werden laufend publiziert.

Im Bereich «Fertigkeiten und Handlungswissen anwenden und trainieren» bietet die Publikationsreihe Umsetzungstipps zu folgenden Unterrichtsmethoden:

Rollenspiel

Handlungssimulation

Geleitete Fallarbeit

Postkorb

Erfolgskritische Situationen (Critical Incidents)

Sie finden unsere Umsetzungstipps jeweils nach Erscheinen auf unserer Homepage unter www.ectaveo.ch/publikationen Dort können Sie die Publikationen online lesen, oder gedruckt zu sich nach Hause bestellen.

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