In unserem Vademecum «ÜberUnterrichten» haben wir die Herausforderungen kompetenzorientierter Unterrichtsmethoden vorgestellt und ein Spektrum verschiedener Unterrichtsmethoden aufgezeigt, mit denen Sie Handlungskompetenz in Ihren Unterricht integrieren.
Im Fokus stehen dabei:
> Methoden, um Lernvoraussetzungen zu schaffen
> Methoden zur Vermittlung und Sicherung von berufsrelevantem Wissen und Verständnis
> Methoden zur Vermittlung, zur Anwendung und zur Wissenssicherung von Vorgehensweisen, Fertigkeiten und Techniken
> Methoden zur Förderung und Reflexion des persönlichen, berufsbezogenen Erfahrungswissens
> Methoden zur Festigung von beruflicher Erfahrung
> Methoden, um Auswertung und Abschluss zu gestalten
Die Umsetzungstipps knüpfen an das Vademecum an und vertiefen jeweils eine darin aufgeführte Unterrichtsmethode.
Fokus der Umsetzungstipps – sie tragen ihn bereits im Namen – ist die Umsetzung. Während im Vademecum vor allem das Was ins Zentrum gestellt wurde, so geht es in den Umsetzungstipps nun um das Wie der zentralen Unterrichtsmethoden.
Wir hoffen, Ihnen mit den Umsetzungstipps wertvolle, praxisnahe und vor allem hilfreiche Impulse für die Umsetzung der Unterrichtsmethoden geben zu können.
Es gibt zwei Situationen, in denen das Blitzlicht eingesetzt werden kann: sowohl während des Unterrichts als Feedback als auch als Abschluss einer Unterrichtseinheit.
Wird das Blitzlicht als FeedbackElement eingesetzt (vgl. Reich 2007), geht es auf den Moderationsgrundsatz «Störungen haben Vorrang» zurück. Der Grundgedanke dahinter ist, dass ein autoritärer Umgang mit Störungen das Lernen beeinträchtigt. Ein Blitzlicht hingegen, bei dem sich alle zur Zusammenarbeit äussern können, bringt hier einen deutlichen Mehrwert (vgl. Cohn 1975). Störungen können so eher aus der Welt geschaffen werden und man kann sich wieder auf das Wesentliche, den Unterricht, konzentrieren.
Daneben lässt sich das Blitzlicht als FeedbackMethode mit grundlegenden Theorien zum Feedback gut begründen. Es trägt zur Teamentwicklung bei, fördert Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit zwischen den Teilnehmenden und unterstützt die Schulung der Selbstwahrnehmung (vgl. Edelmann 2000).
Folgende Literatur ermöglicht einen theoretischen Einblick in die Unterrichtsmethode:
Cohn, R. C. (1975).
Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion.
Stuttgart: KlettCotta.
Edelmann, W. (2000).
Lernpsychologie.
Weinheim: Beltz.
Klebert, K., Schrader, E. & Straub, W. G. (2003).
KurzModeration. Anwendung der ModerationsMethode in Betrieb, Schule, Hochschule, Kirche, Politik, Sozialbereich und Familie, bei Besprechungen und Präsentationen.
Hamburg: Windmühle GmbH – Verlag und Vertrieb von Medien.
Klebert, K. et al. (2006).
ModerationsMethode. Das Standardwerk (3. Auflage).
Hamburg: Windmühle GmbH – Verlag und Vertrieb von Medien.
Seifert, J. W. (1999).
Moderation & Kommunikation. Gruppendynamik und Konfliktmanagement in moderierten Gruppen.
Offenbach: GABAL Verlag GmbH.
Reich, K. (Hrsg.) (2007).
Methodenpool.
http://methodenpool.unikoeln.de (Stand: 15.07.2012)
anforderungen
Das Blitzlicht kann für zwei Situationen genutzt werden: entweder spontan während des Unterrichts, wenn Störungen oder ein Konflikt auftreten, oder am Ende einer Unterrichtseinheit, um ein kurzes Stimmungsbild zu erhalten. In beiden Fällen ist die Methode unkompliziert und kann situativ flexibel eingesetzt werden.
Für eine erfolgreiche Blitzlichtrunde sind der respektvolle Umgang miteinander, Offenheit, Ehrlichkeit, Vertrauen und der Mut, seine Meinung zu äussern, notwendig.
Die Methode ist allerdings nur dann erfolgreich, wenn die Aussagen der Teilnehmenden weder schriftlich festgehalten noch bewertet werden und das auch so kommuniziert wird. Denn wenn die Aussagen bewertet werden, besteht die Gefahr, dass die Teilnehmenden kein ehrliches Feedback geben.
Das Blitzlicht ist eine rasche mündliche Art des Feedbacks. Da das Feedback nicht schriftlich festgehalten und damit sichtbar gemacht wird, kann es die Lehrperson im Anschluss nicht auswerten. Soll das Blitzlicht aber Grundlage für das weitere Vorgehen sein, sollten im Anschluss die verschiedenen genannten Aspekte diskutiert werden.
Es sollte beachtet werden, dass die Aussagen des/r ersten oder der ersten zwei Teilnehmenden die weiteren Meinungsäusserungen beeinflussen. Als Lehrperson kann man sich im Blitzlicht ebenfalls äussern, sollte dies aber in jedem Fall als Letzte/r tun!
tipps für die entwicklung des unterrichtsmaterials
Das Blitzlicht ist eine Technik, die mit wenig Vorbereitung und fast ohne Arbeitsmaterial durchgeführt werden kann.
Spontane Durchführung während des Unterrichts
Hierbei ist keine Vorbereitung nötig. Die Lehrperson kann den Unterricht bei Störungen oder Konflikten spontan unterbrechen und mit einem Blitzlicht kurz abholen, wie die Stimmung bei den Teilnehmenden ist.
Als Abschluss einer Unterrichtseinheit
Zur Vorbereitung überlegt sich die Lehrperson ein bis drei Fragen, mit denen sie die Stimmung, die Einstellung und persönliche Meinung der Teilnehmenden abholen kann. Diese Fragen können sehr konkret oder auch offen formuliert sein. Es ist hilfreich, wenn die Fragen auf einem Flipchart, einer PowerPoint, an der Wandtafel oder auf sonstige Weise visualisiert werden.
Während der Blitzlichtrunde äussern sich die Teilnehmenden mit ein bis zwei Sätzen – nicht länger als 1 Minute – zu einer von der Lehrperson gestellten Frage im Plenum.
Die im Folgenden aufgeführten Regeln für eine Blitzlichtrunde, die so auch den Teilnehmenden transparent kommuniziert werden, sollen gewährleisten, dass das Potenzial dieser Technik möglichst ausgeschöpft wird:
> Jede/r Teilnehmende spricht nur über sich, seine/ihre persönlichen Vorstellungen und Erwartungen.
> Die Aussagen sollen sich auf die Frage beziehen und in der IchForm geäussert werden.
> Alle Wortbeiträge sind kurz zu halten – nicht länger als ein paar Sätze.
> Alle Teilnehmenden halten sich an den vorgegebenen Zeitrahmen.
> Während eine Person sich äussert, sind die anderen Gruppenmitglieder ausschliesslich Zuhörende. Es dürfen höchstens Verständnisfragen gestellt werden.
> Getroffene Äusserungen werden nicht kommentiert, kritisiert oder bewertet.
> Bevor nicht alle ihre Stellungnahme abgegeben haben, findet keine Diskussion statt.
> Das Blitzlicht eignet sich für Gruppen bis maximal 20 Teilnehmende.
Für die Durchführung des Blitzlichts gibt es verschiedene Varianten:
Blitzlichtrunde mit schriftlicher Vorarbeit
Für diese Variante werden den Teilnehmenden zu Beginn der Blitzlichtrunde verschiedene Fragen schriftlich ausgehändigt. Jede/r bearbeitet diese Fragen zunächst für sich. In der anschliessenden Blitzlichtrunde beantwortet jede/r Teilnehmende nur die Frage, die ihm/ihr am wichtigsten war.
Zündholz-Blitzlicht
Alle Teilnehmenden erhalten ein Zündholz, die Zündholzschachtel zirkuliert von einem/r Teilnehmenden zum/r nächsten. Jede/r hat für sein/ihr Statement so lange Zeit, wie das Zündholz brennt.
Achtung: Das ZündholzBlitzlicht sollte idealerweise auf feuerfestem Untergrund und im Stehen gemacht werden. Anderenfalls besteht Brand bzw. Verbrennungsgefahr!
Blitzlicht ohne Sprechzwang
Der Sprechzwang beim Blitzlicht kann problematisch sein, da Teilnehmende, die nichts sagen möchten, den Druck als unangenehm empfinden könnten. Daher ist auch die Vereinbarung denkbar, dass nur diejenigen etwas sagen, die möchten. Dann besteht jedoch die Gefahr, dass die Teilnehmenden, die gerne reden, auch in der Blitzlichtrunde etwas sagen und die stillen Teilnehmenden schweigen.
Blitzlicht in Stichworten
Anstelle einer freien Äusserung können die Teilnehmenden schriftlich oder mündlich aufgefordert werden, sich ein bis drei Stich oder Schlagworte zum Seminar/Unterrichtsblock zu überlegen und diese anschliessend im Plenum laut zu nennen. Wenn die Stichworte unkommentiert genannt werden, entsteht insgesamt ein sehr spannendes Bild.