UT Unterricht Mini Case

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Mini Cases sind eine Unterrichtsmethode, in welcher kurze Beschreibungen («kleine Fallbeschreibungen») von praktischen Situationen im Hinblick auf das berufliche Handeln in der Situation analysiert werden. Das Besondere an den in den Mini Cases beschriebenen Situationen ist, dass sie erfolgsrelevant sind. Das heisst, es sind Situationen beschrieben, die ausschlaggebend für erfolgreiches berufliches Handeln sind.

Anhand von Reflexionsfragen zur praktischen Situation analysieren die Teilnehmenden bereits ausgeführte Handlungen, setzen sich mit einem möglichen Vorgehen in der aktuellen Situation auseinander oder hinterfragen ihre berufliche Rolle in der Situation. In jedem Fall trainieren die Teilnehmenden ihre Reflexionsfähigkeit und üben es, ihre Handlungen sowie die eigene berufliche Rolle kritisch zu hinterfragen und Konsequenzen abzuleiten.

Mini Cases eignen sich, um berufliche Erfahrungen zu festigen. Sie erlauben es insbesondere, die Metakognition zu fördern – speziell dann, wenn die Teilnehmenden ihre Fähigkeit zur Analyse von beruflichen Situationen in einem geschützten Rahmen trainieren sollen. Mit Mini Cases kann die Lehrperson die Teilnehmenden anhand von konkreten Fällen für typische Fehler und Herausforderungen im Berufsalltag sensibilisieren und deren Analysefähigkeit stärken.

Folgende Literatur ermöglicht einen theoretischen Einblick in die Unterrichtsmethode:

Ballreich, R. (o. J.).

Metakognition, Problemlösen und die Dynamische Urteilsbildung.

Trigon Entwicklungsberatung. www.trigon.at

Frey, K. & Frey­Eiling, A. (2010).

Ausgewählte Methoden der Didaktik.

Zürich: vdf Hochschulverlag AG der ETH Zürich.

Hager, C. (o. J.).

Selbstreflexion.

Pädagogische Hochschule Wien.

Hasselhorn, M. (1992).

Task Dependency and the Role of Category Typicality and Metamemory in the Development of an Organizational Strategy.

In: Nold, Günter (Hrsg.): Lernbedingungen und Lernstrategien: welche Rolle spielen kognitive Verstehensstrukturen?

Tübingen: Narr, S. 35–63.

anforderungen an die unterrichtsmethode

In einem Mini Case steht der Aspekt der Analyse im Vordergrund. Die Methode eignet sich also für Sachverhalte, bei denen ein gewisses Handeln auf der Metaebene betrachtet werden soll.

Geht es hingegen darum, rein das Handeln in einer bestimmten Situation aufzuzeigen, sind andere Methoden wie Critical Incidents oder Handlungssimulationen geeigneter.

tipps für die entwicklung des unterrichtsmaterials

Die Vorbereitung für diese Unterrichtsmethode ist entscheidend. Die Ausgangslage und die Aufgabenstellung müssen so gewählt werden, dass sie auf das abzielen, was trainiert werden soll: die Analysefähigkeit.

Bei der Konstruktion von Mini Cases lassen sich grundsätzlich drei verschiedene Typen unterscheiden.

Typ 1: Reflexion über vergangene Handlungen oder Ereignisse

Die Praxissituation im Mini Case beschreibt ein Ereignis oder eine Handlung, die bereits stattgefunden hat und in irgendeiner Form negative Auswirkungen hatte. Die Teilnehmenden werden mit Reflexionsfragen dazu aufgefordert, Fehler zu erkennen und Handlungsalternativen durchzudenken, mit denen ein positiver Effekt in der Situation generiert werden könnte.

Typ 2: Reflexion aktueller Handlungen oder Ereignisse

Beim Typ 2 wird eine Praxissituation beschrieben, die von den Kandidat/innen dahingehend analysiert wird, welche Vorgehensschritte in dieser Situation sinnvoll und möglich sind. Wichtig dabei ist, dass die Praxissituation komplex ist und die gewünschte Handlungsstrategie nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Typ 3: Reflexion über Rolle und Berufsidentität

Mini Cases des Typs 3 umfassen eine kurze Praxissituation, in welcher die Kandidat/innen ihre Rolle und ihre Berufsidentität reflektieren müssen. Rollenkonformes Handeln und das Erkennen des eigenen Verantwortungsbereichs stehen hier im Zentrum. Die Praxissituation ist im Hinblick auf die Rollenausübung komplex konstruiert. Sie ermöglicht die Reflexion über die eigene Rolle und Berufsidentität.

tipps für die entwicklung des unterrichtsmaterials

Musterlösung

Zu jeder Fragestellung wird ausserdem eine Musterlösung formuliert. Diese bildet eine sehr gute Leistung ab und dient den Lehrpersonen als Hilfsmittel für die Besprechung im Plenum. Wo hilfreich und sinnvoll, können in der Musterlösung auch No­Gos abgebildet werden.

Um Mini Cases durchzuführen, erstellen die Lehrpersonen in der Vorbereitung Fallbeschreibungen, die die Teilnehmenden während des Unterrichts bearbeiten.

Vorbereitung

Die Fallbeschreibungen für die Mini Cases werden vorgängig zum Unterricht durch die Lehrperson erstellt. Zu jeder Fallbeschreibung werden geeignete Reflexionsfragen entwickelt.

Durchführung

Im Unterricht wird die Methode in einem ersten Schritt eingeführt. Ziel und Vorgehen sollten erläutert werden. Im Anschluss bearbeiten die Teilnehmenden die Fallbeschreibungen anhand der Fragestellungen in Einzelarbeit, im Tandem oder als Kleingruppe. Die Bearbeitung erfolgt schriftlich oder mündlich und dauert je nach Fall zwischen 5 und 15 Minuten pro Fall.

Auswertung

Anschliessend werden die Analyseergebnisse im Plenum besprochen. Die Lehrperson holt Lösungen der Teilnehmenden ein, stellt die richtige Lösung vor und erklärt sie. So kann sie noch einmal darauf hinweisen, warum bestimmte Handlungen, die im Unterricht vermittelt werden, besonders wichtig sind.

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Mini Case

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Herausgeberin

Ectaveo AG

Riedtlistrasse 15a CH-8006 Zürich info@ectaveo.ch www.ectaveo.ch

Autorin

Ectaveo AG

Gestaltung und Satz dezember und juli gmbh www.dezemberundjuli.ch

Auflage 2. Auflage, 2025

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